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Ralf Schnell: Selbst- und Fremdwahrnehmung der Inneren Emigration im Dritten Reich

Wer sich über Aspekte der Selbst- undFremdwahrnehmung Innerer EmigrationOrientierung verschaffen will, tut gutdaran, den Prozeß, den die Metapher‚Emigration nach Innen’ umschreibt, zu historisieren. Nicht im Sinne einer spe-zifisch deutschen „Lebensform”, gewis-sermaßen als überhistorische Variable,sondern, im Gegenteil, als Diskursphäno-men, das in unterschiedlichen, dochbenachbarten Zeitsegmenten durchausverschiedenartige Qualitätszuschreibung-en auf sich gezogen hat.

Ein zweifacher, in sich widersprüchlicherUrsprungsmythos prägt die deutscheLiteraturgeschichte unmittelbar nach1945: der Topos vom Kahlschlag, von der‚tabula rasa’, vom ‚Nullpunkt’, an dem diedeutsche Literatur mit dem Ende desZweiten Weltkriegs mit ihren sprachli-chen und poetischen Mitteln grundle-gend neu habe ansetzen müssen und wol-len; und der Topos von der InnerenEmigration, die der deutschen Literaturnach 1945 eine vom Nationalsozialismusunbelastete Tradition gesichert habe, dasich mit ihrer Hilfe nach dem Zusam-menbruch des Dritten Reichs und dem

Verlust aller politischen und sozialenWerte und Maßstäbe eine Brücke habeschlagen lassen zu den geistigen Tradi-tionen Deutschlands vor 1933.

Kann der erste der beiden Topoi, der des„Nullpunkts”, heute als hinlänglich wi-derlegt angesehen werden, so bestehtüber die Bedeutung der InnerenEmigration keineswegs ein vergleichba-rer Konsens. Das hat zum einen damit zutun, daß bei weitem nicht alleDokumente, die in diesem Zusammen-hang in Betracht kommen, in wün-schenswerter Vollständigkeit aufgearbei-tet sind, zum anderen damit, daß eineden Gegenstand abschließend resümie-rende Gesamtdarstellung bis heute aus-steht. Beides wiederum hat mit denWidersprüchen des Begriffs selber undebenso mit Selbstverständnis und Selbst-Repräsentation der Autoren und WerkeInnerer Emigration zu tun, also auch mitden politischen und ästhetischenZuschreibungen und Zumutungen, diedieser Begriff auf sich gezogen hat, insbe-sondere in dem Zeitraum von 1945 bis1960, auf den ich mich im folgendenkonzentrieren werde.

Wenn man unter Innerer Emigration einepolitisch-literarische Oppositionshaltungzum totalitären Staat und zur Partei-diktatur im Dritten Reich versteht, wirdman den kalkulierten, wenngleich getarn-ten Protest gegen das NS-Regime ebensounter diese oppositionelle Dispositionebenso rechnen müssen wie den stum-men, doch demonstrativen Rückzug vonder politisch erzwungenen Indienstnahmealler relevanten Öffentlichkeitsbereiche,die von den Nationalsozialisten ‚Gleich-schaltung’ genannt wurde. Es handelt sichideologisch um eine kritische Einstellungzum Nationalsozialismus, die nur imAusnahmefall des Widerstandes zu einemgesellschaftlich eingreifenden Handelngeführt hat. Es handelt sich ästhetisch umFiguren des naturlyrischen und ästheti-schen Eskapismus und der historischenCamouflage, um Kalligraphie und Klassi-zismus, um eine Mythologisierung derGeschichte und um die Ent-Zeitlichungder Gegenwart. Diese breite Skala der in-haltlichen und künstlerischen Ausdrucks-möglichkeiten, in denen sich Distanz undOpposition zum NS-Regime ausprägenkonnten, hat die Basis für die überausheterogenen Selbst- und Fremdwahrneh-mungen der späteren Zeit gelegt.

Der Terminus Innere Emigration ist dem-nach, um es mit Ludwig Wittgenstein zusagen, ein „Begriff mit unscharfen Rän-dern”. Ich halte das, zumindest in diesemFall, für einen Vorzug. Der Vorzug derUnschärfe besteht darin, Prozessualitätund Variabilität von Entwicklungen undPositionierungen in der gleitenden Skalavon Qualitätsveränderungen und Bedeu-tungsnuancen berücksichtigen zu kön-nen, Wandlungen, die sich unter ver-änderten historischen Voraussetzungenergeben haben. Und mit diesem Stich-wort komme ich auf das Postulat derHistorisierung zurück, von dem eingangsdie Rede war.

Selbst- und Fremdwahrnehmung derInneren Emigration zwischen 1945 und1960 lassen sich qualitativ nur dann ange-messen einschätzen, wenn man beideParameter auch für die Zeit zwischen1933 und 1945 berücksichtigt. Innere

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Emigration, präziser: literarische InnereEmigration ist als eine respektableVerhaltensmöglichkeit unter der NS-Diktatur frühzeitig, nämlich bereits 1933,nicht nur wahrgenommen, sondern auchanerkannt worden, und zwar sowohl imDritten Reich, also von Inneren Emi-granten selber, als auch durch die Autorendes Exils. Jochen Klepper, Gottfried Bennund Ernst Barlach auf der einen, ThomasMann, Klaus Mann, Kurt Kersten auf deranderen Seite – um nur einige wenigerepräsentative Fälle zu nennen –, habenübereinstimmend die Widerständigkeiteiner Literatur hervorgehoben, die sichauf differenzierte und differenziert zuwertende Weise vom herrschenden Re-gime abgesetzt oder diesem opponiert hat.Am scharfsichtigsten darf in diesemZusammenhang die Skizze genannt wer-den, die der Zeitgenosse F.C. Weiskopfunter dem Titel „In der Sackgasse” 1939im Exil entworfen hat. In ihr spricht ervon einer Gruppe dem Regime „gleich-gültig, mißtrauisch und zum Teil feindse-lig” gegenüberstehender Autoren.

Daß Exilautoren wie Innere Emigrantensich konsensuell verständigen konntenüber die oppositionelle Qualität einer sol-chen Existenz im Dritten Reich, wird nie-manden verwundern. Das verbindendeFeind- und Gegenbild, die Vergleichbar-keit der jeweiligen Situation, das Ver-ständnis wohl auch für die jeweiligenpolitischen und sozialen Isolationsmecha-nismen stellten über das tertium compa-rationis von ‚Emigration’ bzw. ‚Exil’ eineGemeinsamkeit ex negativo her. Dieseunterscheidet sich kategorial von dengleichzeitigen Versuchen der Komintern,über die Dimitroff-Formel vom Faschis-mus als der „Aufrichtung der offenen, ter-roristischen Diktatur der reaktionärsten,am meisten chauvinistischen, am meistenimperalistischen Elemente des Finanz-kapitals” eine antifaschistische Einheits-front zu schaffen. Die Opposition „extraet intra muros”, von der Thomas Mann1938 in seiner Rede „Dieser Friede“ imHinblick auf „die Deutschen der innerenund äußeren Emigration” gesprochen hat,war politisch indifferent. Sie lebte voneiner gemeinsamen Gegnerschaft, sie vermochte sich über Abgrenzungsbewe-gungen zu definieren, aber sie besaß keinepositiv faßbaren Gemeinsamkeiten.

Das zeigte sich am deutlichsten, als dergemeinsame Gegner ausgefallen war. Mitdem Zusammenbruch des Dritten Reichsbrachen die Gegensätze auf, die sich überdie Figuren der Abgrenzung vom Natio-nalsozialismus über zwölf Jahre hinweghatten überbrücken lassen. Dass ein

Frank Thieß nach 1945 zum Angriff aufdie Exilliteratur in der Person ihres be-deutendsten Repräsentanten übergehenkonnte, und zwar – ohne auch nur eineArt kultureller Schamfrist zu wahren –unmittelbar nach dem Ende des NS-Regimes, deutet auf einen klassischen Fallvon Projektion, ganz im Sinne von FreudsÜberlegungen im Zusammenhang vonTotem und Tabu.

Thieß wendet sich gegen die Exilliteratur,um sich von der tief empfundenen Zwie-spältigkeit der eigenen Existenz und lite-rarischen Produktion im Dritten Reichfreizumachen. Auch wenn er das Attributder Inneren Emigration frühzeitig für sichin Anspruch genommen hat, weiß er dochzugleich um die Kompromisse, die er hateingehen müssen, die Fehler, die Anpas-sungen, die Demütigungen und Selbst-demütigungen, bis hin zu den Ergeben-heitsadressen an die Machthaber. Davonsoll nun, nach dem Ende des Krieges,keine Rede mehr sein. Was ihn und dieInnere Emigration insgesamt in dieserscheinbar befreiten und befreiendenSituation einzuholen droht, ist eine„Vergangenheit, die nicht vergehen will”,aber vergehen soll, ja: vergangen sein soll.Doch sie besitzt, in der Gestalt ThomasManns, dämonische Qualität. Für Thießschien die Epoche des berühmtestenAutors deutscher Sprache beendet, dessenWerk die Dichtung einer erschöpften,abgelebten, toten Zeit. Jetzt droht dessenRückkehr. Was sich nun übermächtig zurGeltung bringt, sind – mit Freud gespro-chen – die „Projektionen der feindseligenGefühle [...], welche die Überlebenden

gegen die Toten hegen”: „Die Feind-seligkeit, von der man nichts weiß undauch nichts wissen will, wird aus der inne-ren Wahrnehmung in die Außenweltgeworfen, dabei von der eigenen Persongelöst und der anderen zugeschoben.”Thomas Mann, der „Repräsentant”, derbekanntlich kein „Märtyrer” sein wollte – er ist, so kann man weiter mit Freud an-nehmen, „merkwürdigerweise ein böserDämon geworden, dem unser UnglückBefriedigung bringen würde, der uns denTod zu bringen versucht. Die Überleben-den müssen sich nun gegen diesen bösenFeind verteidigen; sie sind von der inne-ren Bedrückung entlastet, haben sie abernur gegen eine Bedrängnis von außen eingetauscht”.

Wenn man die Reaktion von Frank Thießauf die bevorstehende, in seinen Augen:drohende Rückkehr des Dämons ThomasMann nach Deutschland in diesem Sinne– also absehend von den vorgebrachtenArgumenten im einzelnen – strukturell alsProjektion im Verständnis Freuds deutenkann, dann werden zwei nachfolgendeReaktionen mitsamt den ihnen zugrundeliegenden Dispositionen verständlich.Zum einen Thomas Manns schroffeDisqualifizierung jener „Bücher, die imDritten Reich überhaupt gedruckt wer-den konnten” als „weniger als wertlos undnicht gut in die Hand zu nehmen. EinGeruch von Blut und Schande haftetihnen an; sie sollten alle eingestampftwerden” – ein Verdikt, das sich als eineArt Rückprojektion verstehen läßt, auchwenn man den Grad an persönlich erfah-rener Kränkung in Betracht zieht, der sich

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für Thomas Mann mit Thieß’ Invektiveverbunden haben muß. Die gewonneneDistanz, auch dies ein Faktor der Histo-risierung, hat Thomas Mann später zueiner Relativierung seines Urteils veran-laßt. Elisabeth Langgässer ebenso wieAlfred Andersch haben Manns Verdiktbereits in den Jahren 1947 und 1948zurückgewiesen, Langgässer explizit, mitdem Hinweis darauf, daß etwa die Natur-lyrik im Dritten Reich „durchaus keinen‚Blutgeruch’” aufgewiesen habe, Anderschmit seiner These, deutsche Literatur,„sofern sie den Namen einer Literaturnoch behaupten kann, war identisch mitEmigration, mit Distanz, mit Ferne vonder Literatur”. Einig waren sich Anderschwie Langgässer in ihrer Wahrnehmungdes politisch-sozialen Widerstandspo-tentials literarischer Ästhetik darin, daßdiese Qualität nur wenigen Autoren undWerken zuzusprechen sei: für Langgässerwaren dies Oskar Loerke und WilhelmLehmann, für Andersch Ernst Jünger.

Bedeutsamer, weil folgenreicher als dieseunmittelbaren Reaktionen auf Thießscheint mir die zweite argumentativeFigur zu sein, die auf die ‚Große Kontro-verse’ folgte, nämlich jener Versuch derSelbstwahrnehmung literarischer InnererEmigration, der sich zu einer Art Posi-tionsbestimmung, auch zu einer positi-ven Standortbestimmung der eigenen Ge-schichte und Ästhetik durcharbeitete.Hierzu zählt zum einen die in den fünf-ziger Jahren erschienene Rechtferti-gungsliteratur, die unmittelbar auf dieNachkriegsliteratur im engeren Sinne –etwa Wolfgang Borchert oder der frühe

Heinrich Böll – folgte. In den fünfzigerJahren finden wir nebeneinander dieRechtfertigungsprosa der Weggefährtendes Faschismus und der Inneren Emi-gration. Alte Nazis und ihre Mitläuferzählten zu ihren Autoren, so HansGrimm, Max Barthel, Erwin GuidoKolbenheyer, Friedrich Griese, WernerBeumelburg, Gerhard Schumann undEdwin Erich Dwinger. Sie veröffentlich-ten alte und neue Werke, zum Teil unterWegschneiden der faschistischen Selbst-verständigungsformeln. Und wenn dieseschon damals wenig beachtet wurden undheute mit Recht weitgehend vergessensind, so bleibt doch die Tatsache ihrerVeröffentlichung ebenso symptomatischfür den kulturpolitischen Geist der jun-gen Bundesrepublik wie die zeitgleicheVeröffentlichung der entsprechendenErinnerungswerke und Tagebuchauf-zeichnungen, Rechtfertigungsreden undProgrammschriften von Werner Bergen-gruen, Albrecht Goes, Hans Carossa,Ernst Wiechert, Theodor Haecker, FelixHartlaub, Rudolf Hagelstange, FriedrichGeorg Jünger, Georg Britting, RudolfAlexander Schröder, Gertrud von Le Fort– um diese Namen, ohne Vollzähligkeits-anspruch, doch einmal im Zusammen-hang zu nennen. Die Differenzen zwi-schen diesen Autoren und ihren program-matischen Nachkriegsschriften sind ver-nachlässigenswert gering. Die Gemein-samkeiten lassen sich mit Werner Ber-gengruens Rede „Im Anfang war dasWort”, 1947 vor den Mitgliedern desBörsenvereins für den deutschen Buch-handel vorgetragen, mit der erklärtenAbsicht zusammenfassen, „Wort und

Geist in ihre alte Würde bringen zu hel-fen” und „Dienst am Wort, Dienst amGeist und seiner Reinigung, Dienst amfruchtbringenden Leben, Dienst amMenschenbilde” zu leisten.

Wichtiger als dieses programmatischeSelbstbild der literarischen Inneren Emi-gration nach 1945 ist freilich ihre literari-sche Praxis, und dieser wiederum kommteine strategische Dimension zu. Schon einerster Blick auf die Anfänge der (west)-deutschen Nachkriegsliteratur machtdeutlich, daß nicht in erster Linie dieAutoren des Ruf oder der Gruppe 47 dieliterarische Szene beherrschten. Vielmehrdominierten – auch hinsichtlich derWerkvielfalt und der Auflagenhöhe –gerade jene Autoren, die an ästhetischeTraditionen der Zeit vor 1933 anknüpf-ten: Hans Carossa, Georg Britting, ErnstPenzoldt, Stefan Andres, Josef Weinheber,Werner Bergengruen, Ernst Wiechert,Gertrud von Le Fort, Rudolf AlexanderSchröder und Albrecht Goes, um nureinige zu nennen. Es sind Autoren darun-ter, die in der unmittelbaren Nachkriegs-zeit – in Anthologien wie den von Karl O.Paetel, Richard Drews und AlfredKantorowicz herausgegebenen – für dasBild vom anderen, nicht-nationalsozialis-tischen, widerständigen Deutschland imDritten Reich hatten stehen sollen. Dieseliteraturstrategische Funktion verändertesich, als mit der von Gunter Groll edier-ten Anthologie De profundis (1946) undvor allem mit der von Hans EgonHolthusen und Friedhelm Kemp heraus-gegebenen Lyriksammlung ErgriffenesDasein (1953) ein neues Niveau der

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aSelbstwahrnehmung erreicht wurde. Diese Anthologieeröffnet eine lyrikgeschichtliche Reihe, die von Hugo vonHofmannsthal und Hermann Hesse über Schröder,Carossa und Bergengruen bis zu Josef Weinheber reicht.Die Ambiguität des Titels wird dabei nicht eingelöst:Ergriffenheit ja, und zwar die einer „Heilen Welt” imSinne eines Lyriktitels von Bergengruen, wird hier lan-ciert, nicht aber ein ‚Ergreifen des Daseins’ realisiert, imSinn einer Wirklichkeitszukehr des poetischen Materialsund Verfahrens.

Das Material, die Analysen und der Befund ließen sicherweitern und vervielfachen, aber dadurch vermutlichnicht einmal bereichern. Der Befund bleibt im wesentli-chen gleich. Denn Selbst- und Fremdwahrnehmung derInneren Emigration zwischen 1945 und 1960 – das sindnicht nur, nicht einmal in erster Linie autobiographischeZeugnisse oder programmatische Dokumente. Sonderndie Selbstwahrnehmung Innerer Emigration vollzieht sichvor allem in der Form ihres literarischen Selbstausdrucks,und die Fremdwahrnehmung Innerer Emigration in derForm ihrer Rezeption durch Leser und Lektürevermittler.

Ralf Schnelllehrt als Professor für Neuere deutsche Literaturwissenschaft undMedienwissenschaft an der Universität Siegen. Er ist Geschäfts-führender Direktor des Instituts für Medienforschung derUniversität Siegen und Sprecher des Kulturwissenschaftlichen For-schungskollegs „Medienumbrüche“. Er ist Mitherausgeber derZeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik und der KölnerAusgabe der Werke Heinrich Bölls (27 Bde.). Schwerpunkte in Lehreund Forschung: Literarische Ironie im 19. Jahrhundert; HeinrichHeine; Deutschsprachige Literatur seit 1945; Kunst, Literatur undFilm im Dritten Reich; Medienästhetik; Filmtheorie. Ausgewählteneuere Buchpublikationen: Dichtung in finsteren Zeiten. DeutscheLiteratur und Faschismus (1998); Medienästhetik. Zu Geschichteund Theorie audiovisueller Wahrnehmungsformen (2000);Orientierung Germanistik. Was sie kann, was sie will (2000);Lexikon Kultur der Gegenwart (Hg., 2000); Geschichte derdeutschsprachigen Literatur seit 1945 (2003).

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