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Katrin Lünser Leonhardt, Andrä und Partner Brit Colditz Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur Kerstin Hadlich-Maerz Koch + Partner Natalie Stranghöner Universität Duisburg-Essen Gabriele Koch Koch + Partner Marion Rauch TÜV Süd Industrie Services Anita Jokiel Max Bögl Livia Holterman Maurer Söhne Astrid Eggensberger Koch + Partner Kathrin Marx Riga Mainz Frauen planen und bauen Im Interview mit … [Umrisse] Zeitschrift für Baukultur

Umbruch 1 2007

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Page 1: Umbruch 1 2007

Katrin Lünser Leonhardt, Andrä und Partner

Brit Colditz Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Kerstin Hadlich-Maerz Koch + Partner

Natalie Stranghöner Universität Duisburg-Essen

Gabriele Koch Koch + Partner

Marion Rauch TÜV Süd Industrie Services

Anita Jokiel Max Bögl

Livia Holterman Maurer Söhne

Astrid Eggensberger Koch + Partner

Kathrin Marx Riga Mainz

Frauen planen und bauenIm Interview mit …

[Umrisse]

Zeitschrift für Baukultur

1 2

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Frauen im Diskurs

Eigentlich müsste dieses Heft als Sonder-ausgabe bezeichnet werden, weicht esdoch in vieler, ja in nachgerade essentiel-ler Hinsicht von der bis dato gewohntenLesestruktur der [Umrisse] ab. Und das beginnt bereits auf oder mit dem Titel bzw.Umschlag, indem er ausschließlich mitPorträtfotos aufwartet, und zeigt sich nichtminder deutlich an und auf der vorliegen-den Seite, da der hier stets vorzufindendeText entgegen der bisher üblichen Gepflo-genheit des Verfassers ohne einleitendesZitat auskommt oder eben auskommenmusste. Ähnliches gilt de facto auch fürdas Gros der nachfolgenden Erörterungen,beginnend mit dem »Forum Baukultur«,das (diesmal) zur Gänze fehlt. Der sicher-lich signifikanteste und damit wohl wich-tigste Unterschied lässt sich allerdingserst auf den zweiten Blick, letztlich alsobei einer (etwas) genaueren Lektüre ent-decken: Die Mehrzahl der Beiträge sind Interviews, sie weisen, mit Ausnahme der wissenschaftlichen Reflexionen zumAuftakt, die Form von Dialogen oder Dis-kussionen auf und haben, wenn über-haupt, nur am Rande irgendwelche Bau-werke und Gebäudekonzepte, geplanteoder realisierte Projekte zum Inhalt.

[Editorial

[3[Umrisse]

Die Auswahl an (befragten) Architektin-nen, Bauingenieurinnen, Innen- und Land-schaftsarchitektinnen sowie Stadtplane-rinnen ist im Übrigen subjektiv, und zwarbewusst subjektiv, ausgefallen, um mitNachdruck zu veranschaulichen, wannund warum Frauen erfolgreich sind, wes-halb sie sich häufiger für solche Tätig-keitsgebiete begeistern und zudem nie vor Hürden zurückschrecken (sollten), dieauf längst überholten Klischees basieren.Wem das als Angebot oder Aufmunterungnicht genügt, darf stattdessen gerne zueiner konventionellen Fachliteratur greifen.

Michael Wiederspahn

Jene einmalige Um- oder Neuorientierungist natürlich dem Heftthema geschuldetund resultiert insofern aus der Intention,Frauen vorstellen zu wollen, die in, wie esso (un)schön heißt, männerdominiertenBranchen arbeiten. Und was wäre dazubesser geeignet, als mit ihnen Gesprächezu führen, sie zu ihrem Werdegang, ihrenberuflichen wie privaten Herausforderun-gen, ihrem Selbstverständnis, ihren Ambi-tionen und Einschätzungen, Anregungen,Ideen, Wünschen und Zielen zu befragen,sich mit ihnen über bis heute anzutreffen-de Vorurteile, gewandelte Kriterien undkünftige Rollenbilder, über den (Un-)Sinnmancher Entwicklungen und die Dringlich-keit von Veränderungen auszutauschensowie mit ihnen gemeinsam das inzwi-schen überwiegend aus Politikerperspek-tive betrachtete Problem der vermeint-lichen Unvereinbarkeit von Karriere undFamilie um einige Grade detaillierter zu beleuchten?Wer sich nun der relativ geringen, zugleichaber höchst lohnenden Mühe unterzieht,die einzelnen Aussagen ein klein bisschenintensiver zu studieren, wird überraschtsein – ob des wahrlich imponierendenSpektrums an Lebensentwürfen und Le-benswegen, an mannigfaltigen Gedankenund Überzeugungen, Bewertungen und(Lösungs-)Vorschlägen. Selbst der bekann-termaßen männliche Fragesteller kannkaum verhehlen, dass die Wendungen im Gesprächsverlauf, die Bandbreite anAntworten und deren durchaus wech-selnde Schwerpunkte ihn nicht selten inErstaunen versetzt haben und er, bestensvorbereitet zum Termin erschienen miteinem Grundgerüst an Aspekten, die we-nigstens tangiert werden sollten, mitunterverblüfft war, auf welchen Beobachtungenund Erfahrungen die (jeweiligen) Argu-mente beruhten und wie sie sich im Grun-de immer wieder zu einem Gesamtbild fügten, das ihm einige unvermutete Erkenntnisgewinne bescherte.

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Editorial Frauen im Diskurs 3 Michael Wiederspahn

Frauen planen und bauen Frauen planen und bauen 6 Barbara Zibell

Netzwerk von und für Frauen 13 Beatrice Aebi

Wie viele Frauen haben wir eigentlich? 16 Astrid Eggensberger, Kerstin Hadlich-Maerz, Gabriele Koch, Norbert Koch, Michael Wiederspahn

Ja, man muss viel leisten! 22 Brit Colditz, Michael Wiederspahn

Wir wissen, was wir können … 28 Natalie Stranghöner, Michael Wiederspahn

Es muss jeder Verantwortung übernehmen … 33 Katrin Lünser, Michael Wiederspahn

Unterm Strich zählt die Kompetenz … 38 Anita Jokiel, Michael Wiederspahn Es war eine ganz bewusste Entscheidung. 44 Marion Rauch, Michael Wiederspahn

Ich hatte eigentlich nie Probleme. 48 Livia Holterman, Michael Wiederspahn

Mir macht genau das Spaß! 52 Kathrin Marx, Jutta Hölcke-Jung

Inhalt ]

4] [Umrisse]

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Aktuell Architektinnen in Salzburg 56 Roman Höllbacher

Zukunftsweisende Entwicklungen im Stahl(brücken)bau 60 Siegfried Löffler

Special Systeme mit Design 62

Rubriken Immobilienmarkt 66

Produkte und Projekte 68

Software und IT 76

Nachrichten 78 Termine 83

Bücher 86

Impressum 87

[Inhalt

[5[Umrisse]

Katrin Lünser Leonhardt, Andrä und Partner

Brit Colditz Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur

Kerstin Hadlich-Maerz Koch + Partner

Natalie Stranghöner Universität Duisburg-Essen

Gabriele Koch Koch + Partner

Marion Rauch TÜV Süd Industrie Services

Anita Jokiel Max Bögl

Livia Holterman Maurer Söhne

Astrid Eggensberger Koch + Partner

Kathrin Marx Riga Mainz

Frauen planen und bauenIm Interview mit …

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[Umrisse]6]

Abgehakt? Bei genauerem Hinsehen zeigtsich, dass das Thema gar nicht so altmo-disch ist, sondern immer noch hochaktuell.Frauen und Männer sind noch lange nichtgleichberechtigt in der Bau- und Planungs-branche tätig, sie erhalten noch langenicht dieselben Löhne für vergleichbareTätigkeiten, und Frauen haben es immernoch schwer, auch beim Planen undBauen, die gläserne Decke zu durchbre-chen. In leitenden Positionen sind sie selten anzutreffen. Zumindest viel seltener als ihre männlichen Berufskollegen (vgl.Doerries 2011, Weresch 2012).Das entspricht den allgemeinen gesell-schaftlichen Rahmenbedingungen – wirleben immer noch in einer patriarchalischstrukturierten Gesellschaft, die bestimmte(unbezahlte und versorgende, als weiblichkonnotierte) Arbeiten geringer bewertet.Und in denen andere Zugänge zur Archi-tektur, zum Entwerfen nicht honoriert wer-den. Auch wenn inzwischen mehr jungeFrauen als Männer die Studienplätze anden Architekturfakultäten belegen. Dieimmer noch mehrheitlich männlich gepräg-ten Beurteilungsgremien und Entschei-dungsstrukturen – sei es an den Hoch-schulen, sei es in Preisgerichten – bewer-ten immer noch und immer wieder nachtraditionellen, männlich geprägten Maß-stäben.

EinführungAls ich die Anfrage erhalte, diesen Beitragzu verfassen, bin ich erstaunt: Zu diesemThema wurde ich lange nicht mehr aufge-fordert, eine Abhandlung zu schreiben; das letzte Mal liegt 13 Jahre zurück, eineAnfrage in der Schweiz (Zibell 2000). »Frauen planen und bauen« scheint mittler-weile eine fast überholte Themenstellung zu sein, zumindest nicht mehr sehr »envogue«. In Zeiten von Gender Mainstrea-ming und Diversity Management wird inder Regel von Frauen und (!) Männerngesprochen und geschrieben. Über Frauenallein haben wir anscheinend genug nach-gedacht und geforscht, für und von Frauengenügend gebaut. Zumindest gibt es aller-lei Pilotprojekte und Modellvorhaben.Abgehakt also.

Frauen planen und bauen Ein Thema von (weiterhin) großer Relevanz

Die weibliche Geschichte der Professionist längst nicht geschrieben, das Wissenum die Geschichte der Frauen in der Archi-tektur noch gering. Doch es gibt Hoffnung,zarte Anfänge der Aufbereitung ihres Bei-trags in der Geschichte des Planens undBauens, die sich im Laufe des 20. Jahr-hunderts vermehrt Bahn brechen konnten(vgl. Dörhöfer 2004, Maasberg, Prinz 2004).Weil es auch immer mehr professionellgeschulte Frauen gibt, die mitdenken undmitmischen, wenn auch noch nicht in derwünschenswerten Balance eines ausge-wogenen Geschlechterverhältnisses, indem sich alle Gedanken und Urteile gleich-wertig zu Wort melden dürfen und berück-sichtigt werden.Frauen planen und bauen – das hat also in der Tat immer noch Relevanz, und es ist löblich und erfreulich zugleich, dassgerade eine »Zeitschrift für Baukultur« sichdieser Thematik erneut annimmt. Denn dieQualität der Baukultur bemisst sich auchan der Frage, wer an Prozessen des Pla-nens und Bauens beteiligt ist und welcheHaltungen sich durchsetzen oder positio-nieren und Gehör verschaffen können.

»Die weibliche Geschichte der Profession ist längst nicht geschrieben,das Wissen um die Geschichte der Frauen in der Architektur noch gering.

Doch es gibt Hoffnung …«

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[Umrisse] [7

Planen und Bauen sind nicht geschlechtsneutral1

Es spielt eine Rolle, wer plant und entwirft,baut und entscheidet: Alltagserfahrungenund persönliche Geschichte prägen auchhier Maßstäbe und Zielsetzungen. So kannman beispielsweise feststellen, dass – alssie begannen, sich in die Architektur einzu-mischen – Frauen typischerweise Themen-und Handlungsfelder besetzten, die ihremLebensalltag entsprangen: Wohnungsbau,Küche, soziale Infrastruktur. Das zeigensowohl die Beispiele der utopischen Femi-nistinnen auf dem amerikanischen Konti-nent des 19. Jahrhunderts als auch dieProjekte der ersten Architektinnen derModerne im Europa des frühen 20. Jahr-hunderts. Die sogenannten utopischenFeministinnen waren übrigens seltenselbst Architektinnen, sondern zum Bei-spiel Pädagoginnen wie Marie StevensHowland oder Sozialtheoretikerinnen wieMelusina Fay Pierce, die Erfinderin desCooperative Housekeeping und der küchen-losen Häuser, oder politisch motivierteFeministinnen wie Charlotte Perkins Gilman,Erfinderin einer kollektiv organisiertenHauswirtschaftsindustrie und Autorin von»Herland« (1915), der Utopie einer reinenFrauengesellschaft. Alice Constance Austin schließlich, eine Radikale aus derOberschicht von St. Barbara, entwarf eineganze Stadt in Kalifornien, inklusive unter-irdischer Transportsysteme und einer um-fassenden Ver- und Entsorgungsindustrie,die an den Anforderungen der Hausarbeitausgerichtet war (vgl. hierzu Hayden 1982).Daneben nehmen sich die Architektinnender europäischen Moderne – wie GreteSchütte-Lihotzky (1897–2000) mit ihrenBeiträgen zur Entwicklung der modernenEinbauküche oder auch Lilly Reich (1885–1947) mit ihren Entwürfen für platzsparendeKochschränke oder für Boarding Houses –recht bescheiden aus. Dennoch haben alldiese Frauen nachweislich auf den Gebie-ten, in denen sie als »Hausarbeiterinnen«qua Geschlecht sozusagen professionelltätig waren, eindrückliche und innovativeArbeiten vollbracht.

Diese Leistungen konnten sich bisher allerdings kaum gleichwertig durchsetzen.Immer noch müssen Frauen, um erfolg-reich zu sein, sich viel zu sehr anpassen an das männlich geprägte und dominierte»Star System« der Architektur (Scott Brown1989) mit seinem Habitus des Künstler-architekten (Weresch 2012), der insze-nierten Selbstdarstellung, neben der die»Banalität« des ganz normalen Lebens-alltags – Haus- und Versorgungsarbeitebenso wie Kindererziehung und -betreu-ung – sich kaum gleichwertig behauptenkann. Die Unvereinbarkeit von Beruf undFamilie – gerade mit dem Architekturberufin seiner frei ausgeübten Variante – istjedoch allenfalls die halbe Erklärung. Vielwirkungsvoller scheinen die Denkfallendes alltäglichen »doing gender« für Diskri-

Titelbild der Erstausgabe »The American Woman’s Home« von 1869; Autorinnen: Catherine E. Beecher und Harriet Beecher Stowe© Aus: The American Woman’s Home

Optimierter Küchenarbeitsplatz© Aus: The American Woman’s Home

Vorschlag eines ökonomischen Grundrisses© Aus: The American Woman’s Home

minierung und Vorurteile auf der Baustellewie am Sitzungstisch zu sein (s. Schuma-cher 2004). Dies bestätigte auch eine Dis-kussionsrunde mit freischaffenden (Land-schafts-)Architektinnen an der Finissageder Ausstellung »On stage!!«2 im Laves-haus der Niedersächsischen Architekten-kammer im Mai 2011 in Hannover (vgl.Zibell 2012): Die Architektin im eigenenBüro wird am Telefon immer noch oftgenug als Sekretärin angesprochen, nicht als Chefin.

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[Umrisse]8]

Raum: Bedürfnisse und AnforderungenFrauen und Männer, Familien und Singlesbzw. Dinkies3, alte und junge, gesunde undkranke Menschen sowie solche verschie-dener sozialer und kultureller Herkunft stel-len aufgrund unterschiedlicher Hintergrün-de und Alltagserfahrungen jeweils andereAnforderungen an Raum- und Siedlungs-strukturen. So ist die Wohnung für Frauen

Innenhof und Laubengang des Beginenhofs Bremen; Architektin: Alexandra Czerner, czerner göttsch architekten© Klaus Frahm

Beginenhof Bremen: Erdgeschoß mit Freiraumplanung© Alexandra Czerner/czerner göttsch architekten

traditionell primärer Arbeitsplatz, ob sieberufstätig sind oder nicht, ob sie Kinderhaben oder allein leben. Auch für Kinder,die ihre Schulaufgaben erledigen, oder für alte und betagte Menschen ist dieWohnung zentraler Lebensraum, in dem sie nicht nur schlafen und sich pausenloserholen, sondern wo sie sich versorgenund auf vielfältige Weise tätig sind. Es gibtauch für sie keine Orte des reinen Nichts-tuns, die »Schlafstadt« ist ein androzen-trisch geprägter Mythos.Nicht nur in der Architektur, auch in derSoziologie wurde das Wohnen jedoch allzulange aus der androzentrischen Perspek-tive betrachtet und als Ort der Ruhe, Mußeund Erholung definiert (vgl. z. B. Häußer-mann, Siebel 1996). Dies gilt sicher für das

klassische Modell des berufstätigen Fami-lienvaters, der nach einem anstrengendenArbeitstag nach Hause kommt und aus-spannen möchte, möglicherweise auch füraktive Singles und Dinkies, die nach ihremArbeitstag noch ins Fitnessstudio gehen,ins Restaurant oder Kino, und für die dieWohnung allenfalls Ausgangs- und End-punkt ihrer täglichen Aktivitäten odermehrtägigen berufsbedingten Absenzendarstellt. Nicht aber für Menschen mit Versorgungs- und Betreuungsaufgaben,zumal in der standardisierten Sozialwoh-nung, deren mangelhafte Anpassungs-fähigkeit für verschiedene Wohn- undLebensformen die Architektin Myra Warhaftig bereits 1985 als Emanzipations-hindernis analysiert hatte (Warhaftig 1985).

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[Umrisse] [9

Wohnanlage in Freiburg-Rieselfeld, erster Bauabschnitt: Straßenseite und Innenhof© Ursula E. Müller

Wohngalerie als Lebensraum in Rieselfeld; Architektinnen: Renate Bert, Charlotte Smuda-Jeschek, Ursula E. Müller, Ingeborg Thor-Klauser © Ursula E. Müller

Straßenseite und Innenhof der Wohnbebauung Brahmshof in Zürich; Architekten: Kuhn Fischer Hungerbühler © Evangelischer Frauenbund Zürich

Standardisierung war – insbesondere inden 1950er und 1960er Jahren, der Hoch-konjunktur des sozialen Wohnungsbaus –weit verbreitet. Die Konsequenz ist, dasswir es beim Stadtumbau heute mit rechteinseitigen Wohnungsbeständen vonKlein- und Normalwohnungen, noch dazupolarisiert in Geschoßwohnungsbau undEinfamilienhäuser, zu tun haben, derenbedarfsgerechte Anpassung an die aktu-elle Vielfalt von Haushalts- und Lebensfor-men umfassende bauliche Eingriffe erfor-dert. Gerade für die, die am wenigsten inder Lage sind, selbst für sich zu bauen, ist eine Klärung der alters-, geschlechts-oder milieuspezifischen Bedarfslagen, dasgenaue Betrachten und Analysieren derjeweiligen örtlichen Situation, die auchkleinräumig, zwischen Stadtteilen undLandkreisen, stark variiert, eine wichtigeVoraussetzung. Entsprechende Grund-lagenfächer sollten in jedem Architektur-studium zum Pflichtbestandteil des Curriculums gehören.

Veränderte Strukturen und ProzesseIm Rahmen der Frauenforschung sind Teiledieser anderen Bedarfslagen aufgearbei-tet worden, jedoch kaum systematischerfasst und bisher auch zu wenig empi-risch gestützt. Es gibt einige Pilot- undModellprojekte, zum Beispiel aus den beiden Internationalen BauausstellungenBerlin und Emscher Park (dokumentiertunter anderem in: IBA Emscher Park 1991),aber auch aus der Initiative selbst organi-sierter Gruppierungen heraus, die dieAnforderungen unterschiedlicher Ziel-bzw. Anspruchsgruppen berücksichtigten.

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[Umrisse]10]

Umbau einer Kirche zum Kindergarten »Teichstraße« in Peine; Architektin: Susanne Witt, bwp Nilsson Witt partner© Andreas Meichsner/bwp Nilsson Witt partner

Innenraum des Kindergartens in Peine© Andreas Meichsner/bwp Nilsson Witt partner

Hierzu gehören die im Zuge der Weltaus-stellung Expo 2000 anerkannten dezentra-len Projekte Beginenhof Bremen und Müt-terzentrum Salzgitter oder der Brahmshofin Zürich und das Projekt des Vereins»Stadt und Frau« im Freiburger Rieselfeld.Besonders bekannt geworden ist die so-genannte FrauenWerkStadt in Wien, mitca. 360 Wohneinheiten das größte Frauen-Wohnungsbau-Projekt Europas.

Einige dieser Projekte sind auch dokumen-tiert und publiziert (Schröder, Zibell 2004),das heißt: Sie stehen der interessiertenFachöffentlichkeit zur Verfügung. Und nichtzuletzt wurden, häufig auf Initiative vonFrauen- und Gleichstellungsbeauftragten in den Verwaltungen, Kriterienkataloge fürWohnungsbau und Stadtplanung von diver-sen Städten und Gemeinden, zum Teil auchBundesländern bzw. Ministerien heraus-

gegeben, die die Anforderungen an dieGestaltung von Wohnung und Wohnum-feld, die Ausstattung der Stadtteile mitsozialer Infrastruktur, Grün-, Frei- undSpielflächen und die Mobilitäts- undSicherheitsanforderungen von Frauen im öffentlichen Raum konkretisiert sowiebesondere Beteiligungsformen entwickelthaben. Darüber hinaus enthalten einigedieser Kriterienkataloge auch Vereinba-rungen zu Auftragsvergaben, Leistungs-und Wettbewerbsausschreibungen, Preis-gerichtsbesetzungen sowie Forderungenan die Datenerhebung (vgl. Grüger, Zibell2004). Das alles hat bisher noch nicht zueiner standardisierten Berücksichtigungvon Frauenbelangen in Architektur undPlanung bzw. zu einem durchgehend gen-dersensitiven Bewusstsein in Architektur-und Planungsbüros sowie öffentlichen Verwaltungen geführt. Dies konnte voreinigen Jahren auch im Rahmen einerErhebung von Gender Practices in Europakonstatiert werden (Zibell 2006).

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Wohnungsbau in Wolfsburg-Teichbreite (noch) im Entwurf;Architekten: Katja und Sascha Ahad© Ahad Architekten

Mit der Aufbereitung der anderen Wissens-bestände allein ist es jedoch nicht getan.Vielmehr bedarf es eines entsprechendenpolitischen Willens und veränderter Struk-turen und Prozesse, um diese Anliegenungefiltert und kompetent in Planungs- undBauvorhaben einzubringen, zum Beispieldurch maßgeschneiderte Partizipations-prozesse, aber auch durch die paritätischeBeteiligung von Fachfrauen. Solange diesin den Büros und Verwaltungen nicht Realität ist, müssten Ersatzregeln für denexternen Einbezug von Gender-Kompetenzund Gender-Expertise sorgen. Gender-Musterbezirke wie in der Stadt Wien undModellvorhaben wie die des Bundesamtesfür Bauwesen und Raumordnung (Gender-Mainstreaming im Städtebau, 2003–2005)

oder die Schweizer Projekte »Frau amBau« (Verein Frau am Bau 2003) und Lares»Gender- und alltagsgerechtes Bauen undPlanen« (2006–2012) zeigen, dass für dieImplementierung des anderen Wissens in die bestehenden Bau- und Planungs-strukturen gesonderte Anstrengungenerforderlich sind und dass die Erzeugungund Dokumentation von Grundlagen ohnedie Anwendung und Umsetzung in der Praxis, gerade in einer Disziplin wie derArchitektur, die auf die Gestaltung vonRäumen ausgerichtet ist, nicht genügen.Gleichwohl bedarf es einer ausreichendentheoretischen Fundierung zur Begründungund als Argumentationshilfe für die poli-tischen und fachlichen Aushandlungs-prozesse.

Frauen bauen heute (mit), mehr als je zu-vor in der Geschichte des Bauens, und ihr Beitrag wird immer mehr sichtbar. DieAufgaben sind aber meist immer noch dieselben, geprägt von sozialer Verantwor-tung und vom Blick für das Naheliegende:Wohnen und Versorgung, Gemeinschaftund Bildung bzw. Erziehung.Von einer selbstverständlichen und gleich-berechtigten Beteiligung von Frauen amPlanen und Bauen sind wir offenbar immernoch weit entfernt, auch wenn einigeSchritte getan sind, diesem Mangel abzu-helfen. Die gleichberechtigte Teilhabe undIntegration an der und in die Praxis desBerufs sind auch eine Frage der Baukultur,Voraussetzung dafür eine gendersensitiveAusbildung und die Offenheit der Lehren-den und Bewertenden für die Vielfalt an»richtigen« guten Zugängen zur Lösungvon Planungs- und Entwurfsaufgaben.

Univ.-Prof. Dr. sc. techn. Barbara ZibellInstitut für Geschichte und Theorie der Architektur

Abteilung Planungs- und ArchitektursoziologieLeibniz Universität Hannover

[Umrisse] [11

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[Umrisse]12]

Anmerkungen1 Der folgende Text basiert auf einem Beitrag, den die Autorin bereits im Jahr 2005 verfasst hat: Fromouter space? Architektur und Gender Studies.Neue Perspektiven auf eine alte Disziplin; publi-ziert in der Internetzeitschrift Wolkenkuckucks-heim, Ausgabe 2/2005 (http://www.tucottbus.de/theoriederarchitektur/wolke/deu/Themen/051/Zibell/zibell.htm).

2 Die internationale und von Studierenden der Fakultät für Architektur und Landschaft an der Leibniz Universität Hannover erarbeitete Ausstel-lung »On Stage! Women and men in (Landscape)Architecture and Planning in Lower Saxony andaround the world« zeigte Frauen als Architektin-nen nicht nur in, sondern auch mit ihrem Beruf, in ihrer Biographie und in ihrer ganz persönlichenAlltagswelt.

3 Dinkies: Double income no kids.

Literatur1 Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR): Gender Mainstreaming im Städtebau,Bonn 2006 (http://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/FP/ExWoSt/Forschungsfelder/2004undFrueher/GenderMainstreaming/03_Ergebnisse.html).

2 Doerries, C.: Architektinnen im Beruf. Wenn Frauen nicht bauen; in: Deutsches Architekten-blatt, dab-online, 19.07.2011 (http://dabonline.de/2011/07/19/wenn-frauen-nicht-bauen); Zugriff:17.12.2013.

3 Dörhöfer, K.: Pionierinnen in der Architektur. Eine Baugeschichte der Moderne. Tübingen, Berlin 2004

4 Grüger, C.; Zibell, B.: Von der frauengerechten Stadtplanung zum Gender Mainstreaming in der Stadtentwicklung. Einblicke in die Planungs-praxis; in: Frauen verändern ihre Stadt, Arbeits-hilfe 4: Indikatoren, Hrsg. v. Deutscher Städtetag,Köln 2004.

5 Häußermann, H; Siebel, W.: Soziologie des Wohnens. Eine Einführung in Wandel und Ausdifferenzierung des Wohnens. Weinheim,München 1996, 2. korr. Aufl. 2000.

6 Hayden, D: The Grand Domestic Revolution. A History of Feminist Designs for AmericanHomes, Neighborhoods and Cities. MIT, 1982.

7 IBA Internationale Bauausstellung Emscher Park GmbH (Hrsg.)/Konzept: Feministische Organisa-tion von Planerinnen und Architektinnen FOPA e.V.Dortmund (1991): Frauen Planen Bauen Wohnen.Katalog zur Ausstellung der IBA Emscher ParkGmbH, Dortmund 1991.

8 Maasberg, U.; Prinz, R.: »Die Neuen kommen!« Weibliche Avantgarde in der Architektur derzwanziger Jahre. Ausstellungskatalog, Hamburg2004.

9 May, R.; Zibell, B. (Hrsg.): GenderKompetenz in Architektur Landschaft Planung: Ideen – Impulse –Initiativen. Weiter_denken 3, Forum für Gender-Kompetenz in Architektur Landschaft Planung(gender_archland), Hannover 2012.

10 Projekt Lares (Hrsg.): Lares-Leitfaden für Projekt-trägerschaften. Gender- und alltagsgerechtesBauen und Planen. Bern 2009 (s.a.www.lares.ch).

11 Projekt Lares (Hrsg.): Mit Lares bauen und planen. Was es Ihnen bringt. Bern 2012.

12 Schröder, A.; Zibell, B.: Auf den zweiten Blick. Städtebauliche Frauenprojekte im Vergleich.Frankfurt am Main, Berlin, Bern u.a. 2004.

13 Schumacher, Chr.: Zur Untervertretung von Frauen im Architekturberuf. Nationales For-schungsprogramm 43: Bildung und Beschäfti-gung. Synthesis Nr. 12. Bern: SchweizerischerNationalfonds 2004.

14 Scott Brown, D.: Room at the Top? Sexism and the Star System in Architecture; in: Architecture:A Place for Women, Hrsg. v. Perry Berkeley, E.,1989; neu auch in »Having words«, Hrsg. v. ScottBrown, D. als »Sexism and the Star System inArchitecture (1989)«, Architecture words 4, AA Publications, London 2011.

15 Verein Frau am Bau (Hrsg.): Qualität Frau am Bau. Leitfaden für Bauträgerschaften. BrennpunktFrau am Bau. Chancengleichheit und Personal-entwicklung in der Bauplanungsbranche, Zürich 2003.

16 Warhaftig, M.: Emanzipationshindernis Wohnung. Die Behinderung der Emanzipation der Fraudurch die Wohnung und die Möglichkeit zurÜberwindung, Köln 1985.

17 Weresch, K.: Rund um die Uhr gefordert; in: Deutsches Architektenblatt, dab-online vom 01.11.2012: (http://dabonline.de/2012/11/01/rund-um-die-uhr-gefordert); Zugriff: 17.12.2013.

18 Zibell, B.: Wie bauen denn Frauen anders? In: PBG aktuell. Zürcher Zeitschrift für öffentli-ches Baurecht 2/2000, Zürich 2000.

19 Zibell, B.: Gender Practice und Gender Kriterien in der Raumplanung. Bedarfsgerecht Planen Teil Iund II. Recherche im Auftrag des Landes Salz-burg, Büro für Frauenfragen und Chancengleich-heit, Salzburg, Zürich. Publiziert in der Reihe›Materialien zur Raumplanung‹ des Landes Salz-burg, Band 20 (deutsche Kurzfassung Band 21),Salzburg 2006.

20 Zibell, B.: Ausstellung »On Stage!« In: May, R., Zibell, B. (Hrsg.): GenderKompetenz in ArchitekturLandschaft Planung: Ideen – Impulse – Initiativen.weiter_denken 3, Forum für GenderKompetenz inArchitektur Landschaft Planung (gender_archland).Hannover 2012, S. 174–178.

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[Umrisse] [13

geschlossen sind die vier BerufsgruppenArchitektur, Ingenieurbau, Technik undUmwelt. Er ist föderalistisch aufgebaut undzählt 18 Sektionen, welche die Anliegendes SIA lokal und kulturspezifisch integrie-ren. Fachspezifische Fragen werden in 23 Fachvereinen behandelt sowie in über200 Kommissionen und Arbeitsgruppen,bestehend aus anerkannten Fachleuten,die sich mit der Weiterentwicklung desNormenwerkes befassen.Mit seinen Berufsinstrumenten, den zahl-reichen Normen, Ordnungen, Richtlinien,Empfehlungen und Dokumentationen hatder SIA unverzichtbare Regeln der Bau-kunde geschaffen, die für die gesamteschweizerische Planungs- und Bauwirt-schaft von großer Bedeutung sind.

Kommission Frau und SIADie Anfänge der Kommission »Frau undSIA« reichen in das Jahr 2003 zurück. Zudiesem Zeitpunkt wurde das vom Eid-genössischen Büro für Gleichstellunggeförderte Projekt »Frau am Bau« abge-schlossen, das unter anderem mit Unter-stützung des SIA die Förderung weiblichenSchaffens in der Architektur würdigte. DerBerufsverband lancierte auf Initiative ihrerGründungspräsidentin Maya Karácsonyeine Arbeitsgruppe »Frau im SIA«, derenZiel es war, den Frauenanteil in der Bau-welt und deren Standesvertretungen zuerhöhen. Sie konstituierte sich 2005 statu-tengemäß als »Spezialkommission derDirektion« mit den drei definierten Zielen:Erhöhung des Frauenanteils im SIA, in seinen Organen sowie in den technischenBerufen, und erstellte hierzu ein Leitbild,das auf drei Kern- bzw. Leitsätzen grün-dete:

»Fördert und vernetzt«: Wir sind einegeschlechterübergreifende Anlaufstelleund eine Denkwerkstatt für Gender-Frageninnerhalb des SIA. Wir unterstützen aktivdie Zielsetzung des Berufsverbandes, Frauen zu fördern, und koordinieren dieentsprechenden Tätigkeiten. Wir arbeitenvernetzt mit anderen Organisationen undpflegen den Erfahrungsaustausch. »Sensibilisiert und überzeugt«: Wir wollendas Bewusstsein für die Gleichwertigkeitder Geschlechter schärfen und damiteinen Kulturwandel in der Arbeitswelt undin den Ausbildungsinstitutionen erreichen.Wir engagieren uns für gleiche Chancen in Wirtschaft und Wissenschaft sowie fürdie Vereinbarkeit von Beruf und Familie. »Unterstützt und vertritt«: Wir unterstützenFrauen in technischen Berufen währendder gesamten Berufslaufbahn und vertre-ten ihre Interessen. Zur Umsetzung unsererStrategie führen wir gezielt innovative Pro-jekte durch und bieten Dienstleistungen für alle SIA-Mitglieder an.Unter diesem ideellen Überbau werden seit2010 die drei Ziele Nachwuchs, Netzwerkeund Interessenvertretung der Frauen intechnischen Berufen verfolgt.

Anfänge und SelbstverständnisAls der Schweizer Ingenieur- und Archi-tektenverein (SIA) am 24. Januar 1837 imCasino in Aarau gegründet wurde, gab esnoch keinen Schienenverkehr, keine Eid-genössische Technische Hochschule (ETH)und auch der Bundesstaat Schweiz exis-tierte noch nicht. Aber es standen sehrgroße Herausforderungen an: der Eisen-bahnbau mit der Alpenquerung und dieErrichtung von Energieerzeugungsanlagenmit Flusskraftwerken sowie gewaltigenStaudämmen in den Bergen. Und es droh-ten Naturgefahren sowie Überschwem-mungen im Mittelland als Folge der Abhol-zung der Bergwälder. In dieser Situationkamen 57 Baumeister – Frauen warendamals nicht dabei – zusammen, um denSIA zu gründen mit dem damalig einzigenVereinszweck der »Beförderung von Kennt-nissen in den Fächern der Architektur undIngenieurwissenschaften, durch Mitthei-lung gesammelter Erfahrungen und Beur-theilung vorgelegter, in dieses Gebiet ein-schlagender Fragen«.Heute ist der SIA der maßgebende Berufs-verband in der Schweiz für qualifizierteFachleute der Bereiche Bau, Technik undUmwelt. Gemeinsam stehen er und seineüber 15.000 Mitglieder aus dem Ingenieur-und Architekturbereich für Baukultur vonhoher Qualität, indem sie einen einzigar-tigen, interdisziplinären Kompetenzpool bil-den, der den zentralen Anspruch hat, denLebensraum Schweiz zukunftsfähig undhochwertig zu gestalten. In ihm zusammen-

Netzwerk von und für Frauen Initiative(n) im Schweizerischen Ingenieur- und Architektenverein

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[Umrisse]14]

Besondere Aufgaben Die Kommission nimmt innerhalb des SIAeine Sonderstellung ein, da sie sich nichtmit technischen Fragestellungen, sondernmit einem berufs- bzw. gesellschaftspoli-tischen Querschnittsthema beschäftigt.Seit kurzem verfügt sie über einen eigenen,prominent auf der SIA-Homepage platzier-ten Internetauftritt (www.sia.ch/frau).Nach mittlerweile fast zehn Jahren bestehtsie derzeit aus rund 50 Personen, daruntereinem Mann. In ihr vertreten sind die Fach-richtungen Architektur und Ingenieur-wesen, Verkehrsplanung, Umweltwissen-schaften, Kunstgeschichte, Landschafts-architektur und Raumplanung. Das Enga-gement der Einzelnen variiert dabei stark.Neben jenen, die als stille Mitglieder ihreSolidarität mit den Kommissionsaktivitätenzum Ausdruck bringen, gibt es viele, dieehrenamtlich mit großem Einsatz, oftmalsneben ihrer freiberuflichen Erwerbstätig-keit Projekte initiieren und realisieren. FürLetztere hat sich eine Faustregel heraus-kristallisiert: Es braucht die Mitwirkungdreier Personen, damit ein Projekt erfolg-reich gestartet, durchgeführt und abge-schlossen werden kann. Hinzu kommen

wenige von Dritten finanziell unterstützteVorhaben. Die für Veranstaltungen, Publi-kationen oder Spesen notwendigen finan-ziellen Mittel erhält die Kommission durchdie Geschäftsstelle. Organisiert ist die Kommission in Regio-nalgruppen, die in den verschiedenen(Sprach-)Regionen der Schweiz gemäßden lokalen Gegebenheiten unterschied-lich tätig sind. Die beiden größten Regio-nalgruppen bestehen in Zürich und Waadt,in Basel und Genf sind aktuell Regional-gruppen im Entstehen, während die BernerGruppe mit der vor Ort stark präsenten,unabhängigen »Arbeitsgruppe BernerArchitektinnen und Planerinnen ABAP«zusammenarbeitet. Lediglich in der italie-nischen Schweiz sind bislang noch keineAktivitäten zu verzeichnen. Zweimal jähr-lich gibt es ein Treffen aller Regional-gruppen in Bern. Gemeinsam mit ihrenPartnerorganisationen, wie zum Beispielweiteren Berufsfrauen-Organisationen undHochschulen, verfolgt die Kommission sounter anderem langfristige berufspolitischeund wissenschaftliche Projekte in dergesamten Schweiz.

Projekte im Überblick»Von der Kommission zum Netzwerk«: DieFachstelle »UND« (www.und-online.ch)untersucht im Projekt »SIA – der fort-schrittliche Berufsverband« die Gründe für die Untervertretung von Frauen im Verein und schlägt ihm Maßnahmen zurUnterstützung seiner Mitglieder vor. Dieerste Phase, ein auf zahlreichen Interviewsbasierender Bericht, ist abgeschlossen.

Internetseite mit weiterführenden Informationen© Kommission »Frau und SIA«

Version für die französischsprachige Schweiz© Kommission »Frau und SIA«

Situationsanalyse als Zwischenbericht © Fachstelle »UND«

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[Umrisse] [15

Eine zweite Projektetappe des insgesamtin drei Stufen angelegten Vorhabens wirdzurzeit gestartet. Eine weitere Gruppe erar-beitet augenblicklich Vorgaben für einedurch Statutenänderungen der SIA 2012notwendig gewordene Neuorganisation. Es zeichnet sich ab, dass die Kommissionin ein Netzwerk »Frau und SIA« umge-wandelt werden wird.»Wissenschaft«: Auch als Projektpartnerinanderer Bildungsinstitutionen, wie bei-spielsweise des an der Fachhochschule St. Gallen durchgeführten Forschungspro-jekts »Karrierekonzeptionen von Frauen«, ist die Kommission tätig. Die Untersuchungder Berufslaufbahnen von Frauen undMännern wurde in Form eines Schlussbe-richts und eines Handbuchs zur Förderungunterschiedlicher Karrieretypen publiziert.Kurz vor der Veröffentlichung steht die wissenschaftliche Buchpublikation: »Theo-retikerinnen des Städtebaus«, in der vonFrauen verfasste Beiträge zur Städtebau-theorie neu aufgelegt und kommentiertwerden.

»Nachwuchsförderung«: Besonders dieWestschweizerinnen engagieren sich starkdafür, Kinder für technische Berufe zubegeistern. Mehrfach führten sie in Zu-sammenarbeit mit dem Büro für Gleich-stellung des Kantons Waadt anlässlich der »Journée Oser tous les Métiers 2012«(JOM) Workshops durch und organisiertenMitgliederbüros der SIA aus der Region,die am sogenannten Nationalen Zukunfts-tag der Schweiz 40 Mädchen einluden, verschiedene Berufe aus dem Ingenieur-wesen kennenzulernen.Das Projekt KIDSinfo konnte seine Aktivi-täten in der Romandie dank der Unterstüt-zung der Kommission seit 2009 stark aus-bauen, so dass im Schuljahr 2010–2011mehr als 2.500 Kinder an einem techni-schen Projekt teilnahmen, das von einerIngenieurin oder Architektin angeleitetwurde. Auch am Robotikfestival der ETHLausanne ist die Kommission seit mehre-ren Jahren mit einem Stand vertreten, umihre Aktivitäten vorzustellen. Hier wurde2012 ein Rekord verzeichnet, als sich ins-gesamt 292 Kinder für einen am Standdurchgeführten Workshop anmeldeten.

Ein in Kürze erscheinendes Bilderbuch,speziell für die Zielgruppe der Fünf- bisNeunjährigen hat eine »Brückenbauerin«als Protagonistin, die als Ingenieurin vieleAbenteuer bestehen muss. »Netzwerken«: In Zürich findet seit länge-rer Zeit die Veranstaltungsreihe »Frau+Net« mit drei bis vier Abendveranstaltun-gen pro Jahr statt. Die Gästeliste der hier Vortragenden ist lang und illuster.Neben vielen anderen Gästen konnten so unter anderem Prof. Dr. Saskia Sassen,Prof. Annette Spiro, Helene Binet und Elisabeth Boesch begrüßt werden. DasLausanner Pendant zu dieser Veranstal-tung nennt sich »Réseaux«. Daneben gibt es viele weitere Aktivitäten wie gele-gentliche gemeinsame Mittagessen oder Architekturexkursionen auf Großbau-stellen sowie ins europäische Ausland, bei denen auch Männer willkommen sind.

Beatrice Aebi Dipl. Arch. ETH/SIA

Raumplanerin ETH/NDS Präsidentin der Kommission

»Frau und SIA«, Zürich

Handbuch: Karrierekonzeptionen von Frauen© Fachhochschule St. Gallen

Veranstaltungsreihe: Theoretikerinnen des Städtebaus© Kommission »Frau und SIA«

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[Umrisse]16]

WiederspahnHerr Koch, in Anbetracht der, wie ich finde,erstaunlichen Tatsache, dass knapp dieHälfte Ihrer Mitarbeiter Frauen sind, würdemich als Erstes interessieren, wann undmit welchem Projekt Sie sich selbständiggemacht haben. Handelte es sich bereitsum eine große Planungsaufgabe, IhreReferenzliste umfasst ja nicht zuletzt dieFlughäfen in München und Athen?

Norbert KochDas kann ich gerne kurz schildern. Nachmeinem Diplom habe ich mich von meinemVater, der ebenfalls Architekt war – aber imStaatsdienst –, mühsam genug überredenlassen, zumindest das zweite Staatsexamenmit der Vertiefung Städtebau abzulegen.Denn Beamter wollte ich keineswegs wer-den! Anschließend wechselte ich für 18Monate an die Hochschule und habe dortdas Institut für Städtebau, Landesplanungund Raumordnung mit aufgebaut und halb-tags geleitet. Parallel nahm ich bereits anWettbewerben teil und hatte dann dasGlück, mit zwei Partnern einen großenWettbewerb zu gewinnen und mit der

Anlass und Teilnehmer Koch+Partner oder, wie sie korrekt heißen,K+P Architekten und Stadtplaner sindnational wie international tätig, verfügenüber ein dementsprechend großes Renom-mee und weisen zudem eine (weitere)Besonderheit auf, die sie von vielen odersogar allen anderen unterscheidet: Die»Quote« der hier beschäftigten Frauenbeträgt fast 50 %. Wie es dazu kam, obdiese Entwicklung beabsichtigt war odersich eher zufällig eingestellt hat und wel-che Vor- oder eben auch Nachteile auseiner solchen Gleichgewichtung für Arbeit-geber wie Mitarbeiter entstehen, war dasThema eines Gedankenaustausches, derEnde November in München stattfand undsich nicht nur um Aspekte des sogenann-ten Innenverhältnisses drehte. Die Fragenvon Michael Wiederspahn beantworteten,die interdisziplinäre Ausrichtung des Büroswiderspiegelnd, Astrid Eggensberger, Dipl.-Ing. Stadtplanerin SRL, Kerstin Had-lich-Maerz, Dipl.-Ing. Innenarchitektin,Gabriele Koch, Dipl.-Ing. Gartenbau, sowieNorbert Koch, Regierungsbaumeister undArchitekt BDA.

Wie viele Frauen haben wir eigentlich? Eine Diskussion über die Besonderheit(en) bei und von Koch+Partner

Gesprächsrunde: (v.l.n.r.) Norbert Koch, Gabriele Koch, Kerstin Hadlich-Maerz, Astrid Eggensberger, Michael Wiederspahn © Koch + Partner

Realisierung des Entwurfs beauftragt zuwerden. Die Bundesanstalt für Fleisch-forschung in Kulmbach, deren Errichtung40 Millionen D-Mark, eine damals unbe-schreiblich hohe Summe gekostet hat, waralso mein erstes Projekt. Ich erinnere michnoch sehr gut an diese Zeit vor 45 Jahren,ich hatte eine Mitarbeiterin und dachtejeden Morgen, wenn sie heute krank ist,schaffe ich nicht alle Termine. Danach ent-wickelte sich das Ganze langsam weiter,wobei es wohl reiner Zufall war, dassimmer mehr Frauen zu uns ins Büro kamen.

»Erstlingswerk« des Büros: Bundesanstalt für Fleischforschung in Kulmbach © Koch + Partner

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[Umrisse] [17

WiederspahnAls Zweite würde ich gerne Sie fragen,Frau Koch. Haben Sie sich auf eine Anzeige beworben, oder sind Sie vermit-telt worden, weil die Atmosphäre bei Koch+Partner so angenehm ist, die Projekte so spannend sind?

Gabriele KochIch habe mich auf eine Anzeige beworben,wir waren damals natürlich noch nicht verheiratet. Gesucht wurde jemand, wennich mich recht erinnere, für »Büro und Verwaltung«.

WiederspahnDas erscheint mir doch ein bisschen unge-wöhnlich. Haben Sie nicht Gartenbau stu-diert? Wollten Sie eine andere Richtung,einen anderen Weg einschlagen? Und wie sieht Ihr heutiges Aufgabengebietaus?

Gabriele KochNein, nicht unbedingt. Ich habe zu der Zeitbei einem bekannten Münchener Land-schaftsarchitekten gearbeitet, mich dortbereits um ähnliche Bereiche gekümmertund wollte nun das Büro wechseln. Inzwi-schen bin ich hier der »Finanzminister«, der schauen muss, dass genügend Geldeingenommen und nicht so viel ausge-geben wird.

WiederspahnUnd Sie Frau Hadlich-Maerz, wie war es inIhrem Fall?

Hadlich-MaerzIch war zunächst auf einer Schule fürangewandte Malerei und wollte einenkünstlerischen Beruf ergreifen, eventuellRestauratorin werden. Ich habe michdaher an der Kunstakademie in Münchenbeworben und dort letztlich Innenarchitek-tur, vor allem bei Paolo Nestler, und neben-her Bildhauerei studiert. Die Kunst interes-sierte mich also weiterhin, ja begleitetmich bis heute. Nach dem Diplom war ichdann zuerst bei einem mittelgroßen, über-wiegend auf Verwaltungsgebäude spezia-lisierten Architekturbüro und habe mich beieinem Unternehmen aus dem Multimedia-bereich fortgebildet. Die ganze Zeit hatteich jedoch den Wunsch, mich wieder mitFliegen oder Flughäfen befassen zu wol-len: einem Thema, das mich, wie meineDiplomarbeit zeigt, bereits während desStudiums begeisterte und mich nochimmer fasziniert. Und so fühlte ich michüberglücklich, als ich vor 13 Jahren bei

Koch+Partner anfangen und am Terminal 2mitplanen konnte. Während meiner erstenAnstellung kam meine Tochter zur Welt,und ich wurde zur »Familienmanagerin«,die sich um Beruf und Kind kümmern musste. So etwas funktioniert natürlich nur im Netzwerk, mit einer Unterstützung,bei der man sich gegenseitig hilft. DasNetzwerken macht mir im Übrigen nachwie vor großen Spaß – genau wie meineTätigkeit hier im Büro als Innenarchitektinund zugleich Verantwortliche für Presse-und Öffentlichkeitsarbeit.

Gabriele Koch, Dipl.-Ing. Gartenbau© Koch + Partner

Kerstin Hadlich-Maerz, Dipl.-Ing. Innenarchitektin© Koch + Partner

Gastronomie- und Retailbereiche im Satellit des Flughafens München und …© Koch + Partner

Branding im Entree der Eurohypo-Niederlassung in München und …© Koch + Partner

Messestand auf der Internationalen Flughafenmesse in Genf © Koch + Partner

Projekte von Kerstin Hadlich-Maerz

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[Umrisse]18]

WiederspahnDie Nachfrage, ob Sie Ihre Berufs- undheutige Bürowahl jemals bereut haben,erübrigt sich wohl?

Hadlich-MaerzJa! Und ich repräsentiere dieses Büro aus-gesprochen gerne, das will ich betonen,denn hier wird zwar wirklich viel, sehr vielverlangt, man genießt aber auch großes Vertrauen und fühlt sich als Frau mit Fami-lie daher gut aufgehoben. Wenn zum Bei-spiel ein Kind krank ist, lautet Herrn Kochserste Frage immer: »Was machst du nochhier? Geh zu deinem Kind.« Außerdemweiß er ja, dass man diese Zeit nachherzweimal schneller wieder einarbeitet.

WiederspahnUm die »Einführungsrunde« abzuschließen,möchte ich jetzt gerne Sie, Frau Eggens-berger, um eine kurze Beschreibung IhresWerdegangs bitten.

Eggensberger Im Gegensatz zu Kerstin (Hadlich-Maerz)wusste ich nach dem Abitur überhauptnicht, was ich machen möchte. Ich hattekeine speziellen Neigungen, ich konntequasi alles und nichts. Nach einem Eig-nungstest, der das mehr oder minderbestätigte, fiel mir dann ein Studienfüh-rer in die Hände, in dem das Fachgebiet»Raum- und Umweltplanung« an der Uni-versität Kaiserslautern beschrieben wurde.Ich fand diesen Studiengang sehr span-nend, weil er breit angelegt war.

Begeistert von den Inhalten und den erstenGesprächen mit Professoren und Studen-ten habe ich mich in Kaiserslautern imma-trikuliert, was sich als gute Entscheidungherausstellte. Das Studium war wirklichinteressant, ich hatte zudem die Möglich-keit, am Lehrstuhl von Professor AlbertSpeer tätig zu sein, an internationalen Forschungsprojekten teilzunehmen undmeine Diplomarbeit in Ägypten zu schrei-ben. Er bot mir auch an, bei ihm zu promo-vieren, so dass ich nach dem Studium

überlegen musste: Soll ich in Kaisers-lautern bleiben, zu einem Planungsbürowechseln oder wieder ins Ausland gehen,was mich eigentlich am meisten reizte. Das heißt, ich habe mich umgeschaut undanschließend initiativ bei Koch+Partnerbeworben. Das war 1993, eine Zeit des Auf-bruchs mit vielen faszinierenden Aufgabenfür Stadtplaner(innen), besonders in denneuen Bundesländern – und ich bekamhier die Chance, an ihnen mitwirken zu dürfen.

Städtebaulicher Rahmenplan »Innere Neustadt Dresden« und …© Koch + Partner

Masterplan der Stadt Qingdao in China und … © Koch + Partner

Sanierungsberatung für Laufen an der Salzach© Koch + Partner

Astrid Eggensberger, Dipl.-Ing. Stadtplanerin © Koch + Partner

Projekte von Astrid Eggensberger

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[Umrisse] [19

WiederspahnBei Koch+Partner sind also die unter-schiedlichsten Ansätze realisierbar – bishin zum sogenannten Home-Office?

Hadlich-MaerzJa, ich habe zum Beispiel 20 Stunden proWoche gearbeitet, bis meine Tochter zehnJahre alt war, danach ungefähr 30 Stundenund seit ihrem 13. Geburtstag wieder inVollzeit.

Norbert KochDas ist aber nicht immer ganz einfach,besonders wenn es sich um Aufgabenbe-reiche handelt, die eine Zusammenarbeitmit anderen erfordern. Man kann sichallerdings darauf einstellen, zumal wirauch sehr stringent und vor allem frühzeitigdefinieren müssen, wer eine Urlaubsver-tretung übernimmt oder im Krankheitsfalleinspringt.

Gabriele Koch Negative Reaktionen gibt es manchmal von außen, wie etwa die Frage: »Warum ist Frau … nicht erreichbar?« Damit mussman dann eben umgehen lernen.

Eggensberger Und noch ein Beispiel, das zeigt, dass man-ches doch anders, bis heute nicht unbe-dingt gleichwertig ist: Vor einiger Zeit woll-te ich einen Termin mit einem Redakteurhier im Büro vereinbaren, und er antwortetemir, er könne nicht vor 10 Uhr eintreffen, daer erst seine Kinder in die Schule bringenwerde. Als er das sagte, dachte ich mir, ichwürde mich so etwas nie trauen, einfachzu erwidern, dass ich keine Zeit habe, weilich mich um meine Kinder kümmern muss.

WiederspahnSie sind inzwischen über 20 Jahre in diesem Büro. Hatten Sie nie den Wunschnach Veränderung, nach einer neuen Herausforderung?

Eggensberger Eine solche Frage wurde mir natürlichschon mehrmals gestellt, die Erklärung istaber relativ einfach: Ich hatte hier im Büroimmer wieder die Chance, mich weiterzu-entwickeln, da ich die unterschiedlichstenProjekte bearbeiten durfte. Das begann mitRahmenplanungen für Dresden und dieUniversität Erfurt und umfasst heute Auf-träge in China, so dass ich reisen kann, seit dem Studium ja eines meiner Lieblings-themen. Im Jahr 2000 erhielt ich dann dasAngebot, Projektpartner zu werden, wasmich sehr gefreut hat. Und im selben Jahrkam meine Tochter zur Welt, die für michdas Allerwichtigste überhaupt ist. Glück-licherweise ermöglicht einem Herr Koch,wie Kerstin bereits gesagt hat, beides,Beruf und Familie, miteinander zu verbinden.

WiederspahnHeißt das, wer Mutter ist, hat generell einereduzierte Wochenarbeitszeit?

Hadlich-MaerzSolange die Kinder kleiner sind …

Eggensberger Hier muss ich einhaken. Ich finde, dass esvollkommen egal ist, ob die Kinder jüngeroder älter sind. Jugendliche brauchenebenfalls noch Betreuung, die sich in derRegel aber schwieriger organisieren lässt.

WiederspahnSie würden sich das nicht trauen? Bedeu-tet das, Sie vermeiden dieses Themagegenüber Außenstehenden?

Eggensberger Ich kommuniziere das nicht. Es wissen nurwenige Menschen um meine reduzierteArbeitszeit. Es ist ja nicht so, dass meinJob beendet ist, wenn ich das Büro ver-lasse: Ich reagiere weiterhin auf Anfragen,beantworte E-Mails, telefoniere beispiels-weise mit Fachplanern oder Auftraggebernetc.

Gabriele Koch Aber warum machst du das nicht?

Eggensberger Ich pflege diesbezüglich einen eher defensiven Umgang.

WiederspahnEin Mann hätte damit überhaupt keine Probleme, warum auch.

Hadlich-MaerzDer Druck auf Frauen ist ja auch größer.Wir glauben noch heute, beweisen zu müssen, dass wir doch professionell sind.Ich habe das im Übrigen immer andersgehalten und gesagt: Ich habe zwei Jobs,einen vormittags und einen nachmittags.Ich bin Mutter und berufstätige Innenarchi-tektin – und in beiden Jobs sehr effizient.

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[Umrisse]20]

Gabriele KochJa, und man bleibt immer angewiesen aufdie Flexibilität des Arbeitgebers.

Eggensberger Ich glaube ohnehin, dass der Druck garnicht intern, seitens des Büros, entsteht,sondern extern: Wir sind verantwortlich für Projekte, haben Termine, aber nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung,um alles zu erledigen …

Gabriele KochWas auch eine gewisse Effizienz hervor-ruft …

Eggensberger Natürlich sind wir effizient, können undmüssen wir flexibel auf Anforderungenreagieren. Im Umkehrschluss stellt sich mir allerdings oft die Frage: Warum denkeneigentlich immer nur Frauen über eine Teil-zeittätigkeit nach? Und warum nicht auchdie Männer? Liegt es daran, dass der Mannin der Regel einen höher bezahlten Job hatals seine Partnerin und für das Familien-einkommen mehr beiträgt? Entscheidet sichdie eigene Karriere bereits bei der Partner-wahl?

Gabriele Koch Ich glaube, mancher Mann würde zusam-menbrechen unter der Last, die Teilzeit-frauen aushalten.

Norbert KochNein, das finde ich nicht unbedingt. Aberes stimmt natürlich, dass die reduzierteWochenarbeitszeit vieler Frauen von ihnendurch maximale Effizienz, Selbstdisziplinund Strukturiertheit zumindest ausgegli-chen wird. Im Prinzip kann man das von all unseren weiblichen Mitarbeitern sagen.

WiederspahnWie haben Sie Beruf und Privat- bzw.Familienleben aber ganz konkret organi-siert? War die Möglichkeit der Teilzeit-arbeit tatsächlich das entscheidende Kriterium?

Gabriele KochMeine Kinder waren damals schon relativgroß, bereits in der Pubertät. Ich habe abertrotzdem so gearbeitet, dass ich eine län-gere Mittagspause nehmen konnte, damitsich die Kinder nicht alleine irgendetwaswarm machen mussten. Das fand ich sehrwichtig. Dennoch blieb es ein enormerKraftakt.

Hadlich-MaerzAls meine Tochter in den Kindergartenging, habe ich mich mit einer anderenberufstätigen Mutter verständigt, dass ichdie Kinder hinbringe und sie den »Abhol-dienst« übernimmt, womit wir beide überein Zeitfenster von fünf Stunden verfügten.Mit Beginn der Schulzeit, haben wir einenHort aufgebaut, in dem die Kinder nach-mittags betreut wurden. Das ermöglichtemir dann, wieder etwas länger arbeiten zu können. Darüber hinaus hatte ich dasgroße Glück, dass unsere Wohnung unddas Büro meines Mannes relativ nah beieinanderlagen. Trotzdem war es eineGratwanderung, die sehr viel Kraft kosteteund nur mit Hilfe eines Netzwerkes funktio-nierte. Eines darf in dem Zusammenhangaber nicht vergessen werden: Eine Mutter,die berufstätig war, wurde damals nochschräg angeschaut, was die Sache sicherlich nicht einfacher machte.

Eggensberger Bei mir war es ähnlich. Da ich auf demLand wohne, gab es zu Anfang keineBetreuungsmöglichkeiten, so dass ich eine Kinderfrau einstellen musste. Außer-dem habe ich mich in einer Elterninitiativeengagiert, damit sich die Situation ein bisschen verbessert. Jetzt geht meineTochter auf eine Ganztagsschule, was mir weitere Freiräume schafft. Es ist aberimmer, wie Kerstin (Hadlich-Maerz) schonsagte, ein Balanceakt, der ohne die Mög-lichkeit der Teilzeitarbeit nicht funktioniert.

WiederspahnEin Themenschwenk: Sie alle fühlen sichbei Koch+Partner ausgesprochen wohl,das lässt sich kaum verkennen. Wie ver-hält es sich jedoch außerhalb des Büros?Hatten Sie jemals irgendwelche Schwierig-keiten im Berufsleben, weil Sie Frauensind.

Hadlich-MaerzAnfänglich schon, als junge Frau. In man-chen Vorstellungsgesprächen musste mansich beispielsweise die Frage nach derFamilienplanung gefallen lassen. Auf derBaustelle wurde ich mitunter ebenfallsdumm angeredet, allerdings nur so lange,bis ich Grenzen gezogen und meine Position verdeutlicht habe.

Eggensberger Ich hatte eigentlich nie Probleme. Im Aus-land, in China und den arabischen Ländern,habe ich mir bisweilen jedoch gewünscht,ein Mann zu sein, da eine Frau dort oftweniger Anerkennung erfährt.

WiederspahnUnd vice versa, war es irgendwann vonVorteil, eine Frau zu sein?

Gabriele KochManchmal ist es schon nett, einfach eineFrau zu sein. Man kann sich dahinter auchein bisschen verstecken, muss nichtimmer so forsch auftreten, was meinerPersönlichkeit eher entspricht.

Hadlich-MaerzIch sehe das anders. Ich hätte mir früherdurchaus gewünscht, hie und da ein Mannsein zu können. Das hat sich jedoch ver-ändert, ich bin älter geworden, ich habevieles erfahren und gelernt und bin da-durch gelassener im Umgang geworden.

Eggensberger Ja, bei Bauherrinnen. »Von Frau zu Frau«geht es oft leichter. Man versteht sich.

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Lebhafter Gedankenaustausch im Besprechungsraum von Koch + Partner© Koch + Partner

Wiederspahn Herr Koch, Sie sagten eingangs, es sei reiner Zufall gewesen, dass immer mehrFrauen zu Ihnen ins Büro gekommen seien.Spielt es für Sie infolgedessen keine Rolle,ob sich ein Mann oder eine Frau bei Ihnenbewirbt?

Norbert KochIm Grund überhaupt keine, wobei ich alsArbeitgeber schon zugeben muss, dass esnicht immer ganz einfach ist, wenn Frauenin Mutterschaft gehen und danach in Teil-zeit arbeiten wollen. In den allermeistenFällen freuen wir uns aber, zumal sie, wiebereits erwähnt, wirklich effizienter arbei-ten als viele Männer. Die Kriterien, nachdenen man Bewerber aussucht, haben, um Ihre Frage noch etwas konkreter zubeantworten, höchstens ganz unterbe-wusst mit dem Geschlecht zu tun. Primärinteressieren uns seine Kompetenz, seineErfahrungen, seine projekt- oder tätigkeits-bezogene Eignung und gegebenenfallsseine Sprachkenntnisse. Im Übrigen haben wir gar nicht wahrgenommen, dass der Anteil an Frauen gestiegen ist.Vor kurzem erst stand ich in der Kücheunseres Büros, als einziger Mann mit zwölf Frauen, und habe mich gefragt: Wie viele Frauen haben wir eigentlich?

Gabriele KochDu hast mir einmal gesagt, dass dieBewerbungen von Frauen, ihre Unterlagenund auch ihre Qualifikationen teilweisebesser sind.

Norbert KochJa. Wir haben einmal bei der Architekten-kammer im Rahmen einer Podiumsdiskus-sion gezeigt, wie man sich als jungerArchitekt bewirbt, und zwar anhand posi-tiver und negativer Beispiele. Auffallendwar dabei, dass die positiven Beispiele fast ausschließlich von Frauen stammten.Sie können sich offensichtlich präziserausdrücken und besser darstellen als viele Männer.

WiederspahnIhr Büro dürfte dennoch die rühmlicheAusnahme sein, ein, etwas salopp formu-liert, Exot in der ansonsten doch ehermännerdominierten Berufswelt.

Norbert KochIch weiß es nicht, mir fehlen die Vergleiche.

Gabriele KochEs gibt einen Bauherrn, der hat schon zuuns gesagt: »Ach, da kommt wieder dieFamilie Koch.«

Norbert KochOder auch: »Der Koch mit seinen Frauen.«

Hadlich-MaerzEine solch gute Atmosphäre wie bei uns istkeineswegs selbstverständlich in dieserBerufsbranche, das muss ich nochmalsbetonen. Außerdem ist es letztlich so, dassdie Frauen, die hier über viele Jahre tätigsind, dann in Mutterschaft gehen undanschließend zurückkehren, es immer wieder hinbekommen, dass ihre Kinderbehütet und wohlerzogen aufwachsen –und trotzdem ihre Frau stehen, im Beruf ihr Bestes geben und einfach gut arbeiten.

WiederspahnDas ist, glaube ich, ein absolut passendesSchlusswort. Haben Sie vielen Dank fürdiese, im allerbesten Sinne, lebhafte Diskussion.

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[Umrisse]22]

WiederspahnFrau Colditz, würden Sie zunächst bittekurz beschreiben, wie Ihr Tätigkeitsgebietaussieht und was es im Einzelnen umfasst,da nicht alle Leser der [Umrisse] Sie ken-nen werden.

ColditzIch bin tätig im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur, und dortin der Straßenbauabteilung. Die Straßen-bauabteilung ist zuständig für sämtliche Bundesfernstraßen, das heißt für die Bundesautobahnen und Bundesstraßen.Und ich speziell leite in der Abteilung dasReferat für Brücken, Tunnel und sonstigeIngenieurbauwerke. Die sonstigen Inge-nieurbauwerke sind zum Beispiel Lärm-schutzwände, Stützwände oder Gabionen.

VorbemerkungWer sich in Deutschland mit Aspekten desBrückenbaus beschäftigt, kennt Brit Colditzzumindest dem Namen nach: In und vonden Medien oft als »oberste deutscheBrückenbauerin« bezeichnet, leitet sie imBundesministerium für Verkehr, Bau undStadtentwicklung genau jenes Referat, das für die Brücken, Tunnel und sonstigenIngenieurbauwerke sämtlicher Bundes-fernstraßen zuständig ist. Das Gesprächmit, wie ihr korrekter Titel lautet, TRDir’inDipl.-Ing. Brit Colditz M.S.O.A. fand AnfangNovember in Bonn statt, die Fragen stellte Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn.

Ja, man muss viel leisten! Brit Colditz, die »oberste deutsche Brückenbauerin«, im Gespräch

TRDir’in Dipl.-Ing. Brit Colditz M.S.O.A.© Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

Wir kümmern uns darum, dass die Projekteim Bereich der Bundesfernstraßen bau-technisch betreut werden. Dazu setzen wirdas bautechnische Regelwerk und leisteninsofern Grundlagenarbeit. Dies geschiehtin Zusammenarbeit mit den Ländern undweiteren fachlich Beteiligten sowie inKooperation mit der Bundesanstalt fürStraßenwesen. Wir steuern also damitauch die Forschung und Entwicklung imBereich des Ingenieurbaus, damit dieNeuerungen und technischen Innovatio-nen in unsere Richtlinien Eingang findenkönnen. Ganz konkret zeigt sich das zumBeispiel in der Abarbeitung von Einzel-projekten, für die unser bautechnischesWissen notwendig ist.

WiederspahnAls Bauingenieurin üben Sie ja einen soge-nannten Männerberuf aus oder arbeitenSie zumindest in einem Bereich, in demüberwiegend Männer beschäftigt sind.Hatten Sie auch jemals das Gefühl, ineinem sogenannten Männerberuf tätig zu sein?

ColditzJa, das ist so, weil man häufig auf vieleMänner trifft, die Bauingenieure sind. DasBauingenieurwesen ist eben ein traditio-nelles Berufsbild für Männer. Das hat sichallmählich gewandelt, denn es gibt immermehr Frauen, aber man kann schon vonder Dominanz der Männer reden. Ich weißnicht, ob sich das jemals grundlegendändern wird. Es müsste wesentlich mehrInteresse bei Frauen für diesen kreativenBeruf geweckt werden.

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[Umrisse] [23

Brit Colditz an ihrem Dienstsitz © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

WiederspahnSie haben (dennoch) das Studium desBauingenieurwesens gewählt. Wie kam es dazu?

Colditz Das wurde durch mein familiäres Umfeldbeeinflusst. Mein Vater ist Architekt undmittlerweile im Ruhestand. Ich war alsorelativ früh, bereits in den Kinderjahren,damit konfrontiert, wie technische Zeich-nungen aussehen, was auf einer Baustellepassiert, wie Projekte abgewickelt werden. Ich selber war eigentlich auf allen Gebieteninteressiert, hatte aber durchaus Neigun-gen zu Mathematik und anderen techni-schen Fächern. Darüber hinaus war ichauch immer sehr sprachinteressiert, sodass ich in einer gewissen Phase meinesLebens die Idee hatte, beruflich vielleichtetwas mit Fremdsprachen zu machen. AlsHintergrund muss ich dazu aber sagen,dass ich in der ehemaligen DDR aufge-wachsen bin, in der ein Studium der fran-zösischen und englischen Sprache späterberuflich keine vielfältigen Möglichkeitenbot. So hat sich die Technik durchgesetzt.

WiederspahnAber es gibt ja auch durchaus technischeAspekte oder technikorientierte Tätig-keitsfelder in der Architektur. Standen Sieinfolgedessen vor der Wahl, Architekturoder Bauingenieurwesen zu studieren?Und warum haben Sie sich letztlich für das Bauingenieurwesen entschieden?

ColditzIch habe, glaube ich, gemerkt, dass icheher geprägt bin durch die Faszination vonZahlen, Rechnungen und die Berechnun-gen von Dingen, was primär im Bauinge-nieurwesen zu finden ist. Die gestalterische»Seite« hat mich zwar ebenfalls interes-siert, aber ich hatte nicht das Gefühl, hierüber besondere Begabungen zu verfügen.Ich habe also einfach auf meine innereStimme gehört, und das hat sich für michals ein guter Weg erwiesen.

WiederspahnIch darf kurz nachhaken und fragen, woSie studiert und welche Vertiefungsrich-tung Sie gegebenenfalls gewählt haben.

ColditzMit dem »Bauwesen« habe ich eigentlichschon früher angefangen, denn es gabdamals die Möglichkeit, eine Berufsaus-bildung mit Abitur abzulegen. Und so habeich mich für die Kombination aus Abiturund Berufsausbildung als Betonwerkerinentschieden. Die praktische Arbeit wareine sehr wertvolle Erfahrung. Ich weißalso, wie man Bewehrungskörbe herstellt,mit Beton umgeht, Kräne steuert. DieseGrundlagen haben mir in meinem späterenBerufsleben immer wieder geholfen. Ander Hochschule für Bauwesen in Cottbushabe ich dann das Studium des Konstruk-tiven Ingenieurbaus begonnen. Dieses Studium führte ich nach dem Fall derMauer an der Technischen Universität Berlin weiter. Während des Hauptstudiumshabe ich gemerkt, dass mein Interesse fürden konstruktiven Bereich weiterhin großist, und ich habe deshalb Massivbau undBodenmechanik als Vertiefungsfächergewählt. In Berlin hat sich dann für michdie Chance eröffnet, an die École Nationa-le des Ponts et Chaussées in Paris, dieberühmte Bauingenieurschule Frankreichs,zu gehen. Das hat mich natürlich ebenfallssehr geprägt …

Wiederspahn Das glaube ich. Wie lange waren Sie inParis?

Colditz Eigentlich sollte ich nur ein Jahr bleiben,wie es dieses Austauschprogramm vorsah.In Paris habe ich jedoch erfahren, dassZusatzstudien in bestimmten Spezialver-tiefungsfächern angeboten werden – wieeben ein Master in Ingenieurbau oder»Kunstbauwerke«, wie die Franzosensagen: zehn Monate theoretischer Unter-richt, fünf Monate Praktikum und danachdie Abschlussarbeit schreiben. Ich binnachträglich aufgenommen worden unddaher ca. eineinhalb Jahre in Paris geblie-ben. Das Praktikum habe ich im Übrigen im Konstruktionsbüro eines großen französi-schen Baukonzerns absolviert, der damalsunter anderem am Bau des Pont de Nor-mandie beteiligt war und auch die großeBrücke in Lissabon über den Tejo errichtethat. So konnte ich einen guten Einblick in die französische Brückenbau-Kulturgewinnen, die sich von der in Deutsch-land ja durchaus unterscheidet. Mit demAbschluss eines Mastère Ouvrages d’artbin ich dann an die Technische UniversitätBerlin zurückgekehrt, habe das Vertie-fungsstudium beendet und meine Diplomarbeit geschrieben.

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WiederspahnUnd danach, nach dem Ende Ihres Studi-ums, welchen Weg haben Sie eingeschla-gen? Gab es Ihrerseits Präferenzen?

ColditzDas Ende meines Studiums fiel in eine Zeit,in der man wieder nach freien Stellensuchen musste. Da ich als Tragwerkspla-nerin gerne im Bereich des Brückenbausarbeiten wollte, habe ich mich entspre-chend umgeschaut, zugleich fand ich esaber auch reizvoll, die Auftraggeberseitekennenzulernen, und habe mich über dievorhandenen Angebote erkundigt. Und dieser Weg ist es dann geworden: Ich binin die niedersächsische Straßenbauver-waltung eingetreten und habe dort einReferendariat absolviert. Das war privat fürmich ebenfalls die beste Wahl, weil meinMann damals in Hannover tätig war. Nachdem Referendariat gab es allerdings keineMöglichkeit der Weiterbeschäftigung, undso bin ich als Projektingenieurin mit Zeit-vertrag zur Deges Deutsche Einheit Fern-straßenplanungs- und -bau GmbH gewech-selt, zumal sie große Neubauvorhabenabgewickelt hat, was sehr herausforderndwar. Anschließend habe ich mich auf eineVakanz bei der brandenburgischen Straßen-bauverwaltung beworben, wurde ange-nommen und durfte gleich das Brücken-baudezernat eines Straßenbauamtes lei-ten. Von der Planung über den Neubau bis

zur Bauwerkserhaltung bin ich dort verant-wortlich gewesen. Danach hat sich meinefamiliäre Situation erneut geändert, damein Mann ins Rheinland, nach Bonn undspäter nach Koblenz, ging. So kam es, dassich mich dafür interessierte, in der »obers-ten« Behörde zu arbeiten, das heißt dort,wo alle Fäden zusammenlaufen. Der Zeit-punkt meiner Bewerbung beim Bundes-ministerium war also nicht selbstbestimmt.Der Umzug nach Bonn hat sich beruflichjedoch erneut als ein guter Weg herausge-stellt, denn die übergeordnete Tätigkeithier im Haus ist höchst spannend, weilman den Überblick über alles hat und sichdennoch mit technischen Fragen ausein-andersetzt. Ich bin inzwischen seit fast elfJahren in dieser Abteilung tätig, habe dortverschiedene Stationen durchlaufen, ver-schiedene Referate kennengelernt, warzunächst mit Aufgaben der Projektbetreu-ung beschäftigt, habe aber auch schon imBereich der Bundesverkehrswegeplanunggearbeitet, in der ja das Übergeordnete,der Bedarf der kommenden Jahre undJahrzehnte, festgelegt wird. Vor meiner jetzigen Funktion habe ich eine Projekt-gruppe geleitet, die Lösungen für das Problem der fehlenden Lkw-Stellplätze an Autobahnen entwickelte. Andere Erfah-rungen zu gewinnen und die Perspektivenüber den eigenen Tellerrand hinaus zuerweitern ist bei den Schnittstellen, mitdenen wir es immer wieder zu tun haben,durchaus wertvoll: Es gibt ja nicht nur die Brücke, sondern stets auch einen Verkehrsweg oder zwei, die sich kreuzenund infolgedessen betroffen sind.

WiederspahnWenn ich Ihnen zuhöre, drängt sich mirfast unweigerlich das Bild auf, dass sich in Ihrem beruflichen Werdegang docheigentlich alles recht oder sogar sehrglücklich gefügt hat. Sehen Sie das ähn-lich?

ColditzJa, das würde ich unbedingt so sehen. Eswaren allesamt interessante »Baustellen«.Teilweise waren die Stationen natürlichprivat motiviert: Wie fädelt man das Lebenzweier hochqualifizierter Menschen, diegerne in ihrem Beruf arbeiten, immer wie-der zusammen – obwohl eben nicht zujedem Zeitpunkt alles an einem Ort statt-finden kann? Uns ist das letztendlichdurchweg gelungen, getragen von derNeugier, sich neuen Situationen stellen und anpassen zu wollen.

WiederspahnIhr Mann ist aber nicht Bauingenieur, oder?

ColditzDoch, er ist allerdings Hydrologe, arbeitetalso in einem völlig anderen Bereich.

»Wie fädelt man das Leben zweier hochqualifizierter Menschen, die gerne in ihrem Beruf arbeiten, immer wieder zusammen?«

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WiederspahnSie haben zwei Kinder, Ihr Mann ist berufs-tätig, und Sie werden im Lauf der Jahrenicht immer am selben Ort wohnhaft gewe-sen sein. Wie haben Sie das Beruflicheund Private generell vereinbart? Hatten Siestets einen gemeinsamen Hauptwohnsitz?Das heißt, sind Sie oder Ihr Mann (gegebe-nenfalls) am Wochenende »gependelt«?Und wie war die Situation nach der Geburt der Kinder? Hatten Sie Hilfe?

ColditzWir sind jetzt schon über zehn Jahre inBonn, und unsere Kinder sind hier geborenworden. Davor war es wie in vielen Paar-beziehungen: Mal pendelt der eine einJahr, mal der andere, bis sich das »Ganze«wieder beruflich zusammenführen lässt,was uns in überschaubaren Zeiten eigent-lich stets gelungen ist. Mit der Geburt derKinder hat sich die Situation jedoch geän-dert. Mein Mann ist ebenfalls in einer ver-antwortungsvollen Position tätig, so dasswir entschieden haben, uns die Aufgabenzu teilen. Das bedingt allerdings einenziemlich hohen Abstimmungsbedarf, da ich ganz bewusst immer Vollzeit gearbeitetund beruflich nie zurückgestanden habe.

Früher, als die Kinder noch klein waren,gab es zum Beispiel kaum Betreuungs-möglichkeiten, man musste daher fast allesprivat organisieren oder eben einiges anGeld bezahlen. Glücklicherweise konntenwir uns das leisten, was ein Privileg war,wie ich betonen möchte, das nicht jederhat. Wir haben natürlich immer daraufgeachtet, wie es den Kindern damit geht,und zugleich versucht, möglichst viel Zeitmit ihnen zu verbringen. Ich denke, dieBalance zwischen dem Verweilen etwa imKindergarten und dem Zuhauseseinkön-nen, zum Teil flankiert durch Babysitter und Tagesmütter, hat sich immer ganz guthalten lassen.

WiederspahnSie vermitteln nicht den Eindruck, und des-wegen frage ich auch ganz direkt nach,dass Ihr berufliches Engagement oder dasFamilienleben in irgendeiner Form hätteirgendwann zurücktreten müssen.

ColditzMeine Erfahrung ist, dass man immer sehrgenau beobachten muss, und zwar in jederLebensphase. Ein kleines Kind mit zwei,drei Jahren stellt zum Beispiel andereAnforderungen an die Eltern als ein Schul-kind. Das merken wir und haben deshalbdie Vereinbarung getroffen, immer zuschauen, ob wir uns alle wohl fühlen, unddass die gewählte Aufteilung zwischenBerufs- und Privatleben keinesfalls zu Lasten der Kinder gehen darf. Man kannaber nicht vorhersagen, wie sich dasModell in den nächsten Jahren darstellenwird, ob und in welcher Form es womög-lich neu oder nachjustiert werden muss.

WiederspahnDie, flapsig formuliert, Rollenverteilung ist bei Ihnen also partnerschaftlich organisiert?

ColditzJa, das kann man so sagen. Wir stimmenab, wer welche wichtigen Termine hat, undentscheiden dann, wer gegebenenfalls,wenn zum Beispiel ein Kind krank ist, zuHause bleibt. Wir haben das eigentlichimmer gut hinbekommen, es war und istallerdings oft ein Spagat und bedarf gewis-ser Grundvoraussetzungen – der Bereit-schaft beider, sich zu engagieren. MeinMann ist auch bewusst ein Vater gewor-den, der gesagt hat, er möchte seine Kinder aufwachsen sehen. Er hat das dementsprechend als seine Rolle wahr-genommen, und zwar mit allen Schwierig-keiten, die damit verbunden sind.

Referat für Brücken, Tunnel und sonstige Ingenieurbauwerke © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

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WiederspahnAngesichts der von Ihnen beschriebenenAngebote scheint die Vereinbarkeit vonBeruf und Familie doch zumindest möglichzu sein. Mir stellt sich infolgedessen dieFrage, ob in Ihrem Bereich viele Frauentätig sind – oder vielleicht sogar mehr alsfrüher?

ColditzDen Eindruck habe ich gewonnen. Mir fälltaber auf, dass es zumindest im konstruk-tiven Ingenieurbau bisher weniger Frauengibt als beispielsweise in der Straßenpla-nung. Dort sind tatsächlich immer mehrFrauen tätig. Aber auch in meinem unmit-telbaren Umfeld gibt es Veränderungen.Ich habe vor kurzem zwei neue Kollegin-nen eingestellt und einen neuen Kollegen.Unter den jungen Ingenieurinnen findensich also durchaus einige, die im konstruk-tiven Bereich arbeiten wollen. Ich denke,im Bauingenieurwesen ist hier einigesgewachsen.

WiederspahnUnd wie sehen die Angebote seitens IhresArbeitgebers, des Bundesministeriums,aus? Kann eine Mutter, deren Kinder kranksind, für zwei oder drei Tage zu Hause blei-ben? Oder wird eine Fremdbetreuung, einErsatz organisiert? Welche Möglichkeitenhaben Sie?

ColditzEs gibt mittlerweile sehr viele Angebote,gerade zum Thema der Vereinbarkeit vonFamilie und Beruf. Ich finde aber, nichtalles ist immer leicht anwendbar. EineFremdbetreuung in Anspruch zu nehmen,die das kranke Kind nicht kennt, würde ich zum Beispiel ablehnen, weil ich denke,dass in solchen Fällen die Eltern anwesendsein müssen. Was die Sache hingegendurchaus erleichtert und eine neue Formdes Arbeitens bedeutet, sind die Möglich-keiten des sogenannten Home-Office, dasbei uns Telearbeit heißt. Das nutze ichgenerell einmal pro Woche, um die an diesem Tag anstehende Arbeit besser mit den Terminen der Kinder vereinbarenzu können. Mein Mann nutzt diese Mög-lichkeit ebenfalls, so dass einiges organi-satorisch wesentlich einfacher wird.

WiederspahnWas meinen Sie, resultiert dieser höhereAnteil von Frauen auch oder überwiegendaus einem gewandelten Berufsbild? Begin-nen sich also die früher gültigen, ja beinaheklassisch zu nennenden Zuordnungen einbisschen aufzuweichen?

ColditzIch glaube schon, dass es auch damitzusammenhängt. Und wenn eine Neigungbesteht, man vielleicht Förderer oder Vorbilder trifft, so wird der Weg für viele Frauen sicherlich noch weiter geebnet.Meines Erachtens ist hier bereits vielesoffener und damit »natürlicher« geworden.

WiederspahnWenn, wie Sie sagen, vieles offenergeworden ist: Wie erleben Sie das Mitein-ander von weiblichen und männlichen Mitarbeitern hier im Haus oder eben generell mit Kollegen und Kolleginnen aus Ingenieurbüros, den Länderverwal-tungen etc.?

ColditzRecht offen. Es geht schließlich um dieSache, und wenn man sich schon längerkennt, ist das ohnehin keine Frage mehr.Am Anfang gab es zumindest in meinemFall eine Phase des Testens, aber dasmachen Männer untereinander ja eben-falls. Danach war es eigentlich ein ganznormales, konstruktives Zusammenarbei-ten. Ich stelle also keine Unterschiede fest.Es sind vielleicht eher diese typisch männ-lichen und weiblichen Dinge, die bisweilenauftreten, wie etwa das Phänomen, dassMänner manchmal weniger kommunizie-ren, was auffallend ist. In solchen Fällendenke ich schon, dass es ein paar Unter-schiede gibt. Letztlich entscheidet jedochdas Fachwissen, um ergebnisorientiertarbeiten zu können – egal, welchemGeschlecht Sie angehören.

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Wiederspahn Sie würden also Qualifikation und Kompe-tenz als die entscheidenden Kriterienbezeichnen – und nicht das Geschlecht?

Colditz Auf jeden Fall. Es bleiben aber Vorurteilebestehen. Wenn ich mir vorstelle, ein altererfahrener Bauingenieur wird mit einerjungen Kollegin konfrontiert, so dürfte ersie erst einmal genauer testen wollen alseinen Mann.

WiederspahnGut, das kann ich mir ebenfalls vorstellen.Haben Sie aber jemals die Erfahrunggemacht, dass Sie aufgrund IhresGeschlechts in Studium oder Beruf diskriminiert worden sind?

ColditzOffene Diskriminierung ist eher selten,obwohl auch diese vorkommt. Die verdeck-te Diskriminierung geschieht durch Fragenund Bewertungen, denen sich ein Mannnicht ausgesetzt sehen würde.

WiederspahnUnabhängig von diesen »Schwierig-keiten«: Sie hatten nie das Gefühl, mehrleisten zu müssen als ein Mann in gleicher Position?

ColditzJa, man muss viel leisten.

WiederspahnMehr als ein Mann?

ColditzDas kann ich so nicht bestätigen, weil dieTätigkeitsgebiete bei uns sehr unterschied-lich sind. Aber man muss sehr viel leisten,um sich zu behaupten. Vielleicht leistenFrauen an der einen oder anderen Stellemehr als ein Mann, einfach um zu zeigen:Das kann ich auch! Ob das allerdings messbar ist, weiß ich nicht.

WiederspahnUnd wie beurteilen Sie den vieldiskutiertenUnterschied zwischen männlichem undweiblichem Führungsverhalten bei sichoder in Ihrem Umfeld?

ColditzDen sehe ich schon. Ich habe eindeutigden typisch weiblichen, also kommunika-tiven Führungsstil, und der unterscheidetsich durchaus von dem vieler männlicherKollegen. Zugleich bin ich aber der Auf-fassung, dass es auch geschlechtsunab-hängig unterschiedliche Führungsstile gibt und die Entwicklung heute eher inRichtung kommunikativer, quasi über-schnittener Modelle weist.

WiederspahnUnd eine letzte Frage, quasi aus aktuellemAnlass: Was halten Sie von der Idee einerFrauenquote, wie sie jetzt für Aufsichtsrätefestgeschrieben werden soll?

ColditzFrüher habe ich ganz anders über Quoten-regeln nachgedacht als heute. Man wirdjedoch älter und sammelt Erfahrungen.Inzwischen glaube ich, zumindest wasgroße Strukturen betrifft, die Quote einmalim positiven Sinne betrachten zu müssen.Angesichts des hohen Männeranteils inden von Ihnen benannten Gremien stelltsich ja die Frage: Gibt es immer eineBestenauswahl? Meiner Meinung nachgibt es die nicht, sondern in der Regel eineNetzwerkauswahl. Männer verbinden sichüber Netzwerke, die existieren, weil ebenviele Männer in solchen Positionen sind.Als Frau brauchen Sie also nicht nur einehervorragende Qualifikation und Kompe-tenz. Deswegen denke ich heute ein biss-chen offener darüber nach.

WiederspahnJa, in puncto Bestenauswahl und Netz-werke bin ich Ihrer Meinung. Die Ein-führung einer Quote könnte sicherlichdabei helfen, das Spektrum der bisher relevanten »Auslesekriterien« ein bisschenaufzubrechen – und irgendwann das Zieleiner Selbstregulierung zu erreichen, beider Fragen des Geschlechts keine Rollemehr spielen.

Colditz Eine solche Regulierung funktioniert janicht von alleine. Wenn aber alles sobleibt, wie es ist, und man immer nur sagt,es gibt nicht genügend qualifizierte Frauen,was nicht stimmt, wird sich nie etwasändern, werden viele Frauen nie in die Verlegenheit kommen, einen solchenPosten annehmen zu können. Das solltezumindest zu einem kritischen Blick aufdiese Diskussion veranlassen. Unter demAspekt vermag eine Quote durchaus zueiner positiven Entwicklung beizutragen.

WiederspahnFrau Colditz, ich bedanke mich ganz herz-lich für dieses Gespräch.

»Vielleicht leisten Frauen an der einen oder anderen Stelle mehr als ein Mann, einfach um zu zeigen: Das kann ich auch!«

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Wiederspahn Wie kamen Sie zum Stahlbau? Das heißt,warum haben Sie überhaupt Bauingenieur-wesen studiert und sich dann, früher odereben erst später, »gerade« auf diesesFachgebiet spezialisiert?

StranghönerDas hat sich so ergeben. Vieles ist einfachZufall, und so lautet auch mein Lebens-spruch: »Man weiß nie, wofür es gut ist,und es wird sich schon alles finden.« Undganz konkret: Nach dem Abitur musste ichmir überlegen, was ich denn machen will.Mein Vater hatte die Vorstellung, ich solleJura oder Betriebswirtschaft studieren und danach seine Firma übernehmen.Mich hat aber eher die Journalistik oderirgendetwas mit Bauen interessiert, wobeiich dachte, schreiben kannst du nicht gutgenug, und bei der Architektur fehlt dir dieMathematik. Eine Freundin, die in BochumMaschinenbau studierte, wies mich dannauf das Bauingenieurwesen hin. Ich habemich also erkundigt, in Essen und Bochum

»Präambel« Natalie Stranghöner hat an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule(RWTH) Aachen Bauingenieurwesen stu-diert, dort auch promoviert und sich späterhabilitiert – und ist heute Professorin fürMetall- und Leichtbau an der UniversitätDuisburg-Essen. Sie gehört damit zu denganz, ganz wenigen Frauen in Deutsch-land, die in Forschung und Lehre ein Fach-gebiet aus dem konstruktiven Ingenieurbau»vertreten«. Über ihren Berufsweg, ihreEinstellung(en) zum Thema »Frauen undMänner« und die Vereinbarkeit von Berufund Familie äußerte sie sich AnfangDezember in einem Gespräch mit Michael Wiederspahn.

Wir wissen, was wir können … Ein Gedankenaustausch mit der (Stahlbau-)Professorin Natalie Stranghöner

Gespräche geführt und mich letztendlich in Aachen immatrikuliert. Nach den erstenSemestern galt meine Begeisterung aller-dings zunächst dem Holzbau – bis mir eineStelle als studentische Hilfskraft am Lehr-stuhl für Stahlbau angeboten wurde. Unddiese Möglichkeit habe ich natürlich ergrif-fen, zumal dort spannende Themen bear-beitet wurden. Das war quasi bezahltesLernen, ja ist es noch heute, wie ich mei-nen Studenten immer wieder sage.

WiederspahnSie haben promoviert und sich habilitiert,und zwar promoviert innerhalb von zweiJahren. Das dürfte Rekord gewesen sein …

StranghönerJa, das war gut. Zwischenzeitlich war ich außerdem in Sydney, ein Forschungs-aufenthalt im Rahmen eines Stipendiumsdes Deutschen Akademischen Austausch-dienstes.

Univ.-Prof. Dr.-Ing. habil. Natalie Stranghöner © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

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WiederspahnUnd zwischen Promotion und Habilitationhaben Sie mehrere Jahre in einem sehrbekannten Bochumer Ingenieurbüro gear-beitet. War das alles geplant? Oder andersformuliert: Hatten Sie schon frühzeitig denWunsch, irgendwann Professorin werdenzu wollen?

StranghönerNein, das ist eher zufällig passiert. Da ichfür meinen Diplomabschluss ausgezeich-net wurde, riet mir ein Freund, ich sollemich um ein Stipendium bewerben. Dashabe ich getan und eine Graduierten-förderung der RWTH Aachen erhalten.Nach zwei Jahren war die Promotion aberschon fertig, und so sagte ich mir: Wenn du jetzt weiter am Lehrstuhl bleiben willst,brauchst du eine Begründung, sonst fra-gen dich irgendwann alle, warum du nochimmer hier bist. Und so habe ich mit mei-nem Doktorvater, Professor Sedlacek,gesprochen, der die Idee ebenfalls gutfand, und dann im dritten, dem letzten Jahr

als Wissenschaftliche Angestellte beinaheautomatisch mit der Arbeit an der Habilita-tion begonnen. Der Wechsel ins Ingenieur-büro verlief im Übrigen ähnlich – wiederumauf Empfehlung eines Freundes, der meinte,ich müsse in die Praxis gehen, wenn ichspäter Professorin werden wollte. Ich hattedas vorher eigentlich nie so gesehen, mirwar das keineswegs klar. Eine solche Karriereplanung wäre doch auch ganzschrecklich, bereits in der Jugend ein Zielzu formulieren, es rigoros zu verfolgen unddamit auf sämtliche Chancen und Momentezu verzichten, die das Leben generell berei-chern. Wie ich überhaupt der Auffassungbin, dass man sich so etwas nicht vorneh-men kann, man wird es oder eben nicht,abhängig nicht zuletzt von Zufällen, vomGlück, von Menschen, denen man begeg-net. Ich hatte zum Beispiel das großeGlück, auf unter anderem zwei weise Lehrmeister, Gerhard Sedlacek und Winfried Dahl, getroffen zu sein, denen ich enorm viel verdanke.

WiederspahnSie hatten nie das Gefühl, in einem soge-nannten Männerberuf tätig zu sein?

StranghönerNein, kenne ich nicht. Es waren zwarimmer mehr Jungs als Mädchen, aber dashabe ich nie so empfunden, nicht einmalwährend meines Praktikums auf dem Bau.Sicherlich haben die Zimmermänner hintermeinem Rücken ein paar Sprüche geklopft,doch das war mir egal. Sie waren eigent-lich immer nett zu mir, haben sich mitunternatürlich ihren Spaß mit mir und auch denanderen, männlichen Praktikanten erlaubt.Dazu kommt, dass ich ohnehin gerne mitMännern zusammenarbeite, ich mag die-ses Nüchterne: Sie sagen einem direkt, woes »langgeht«, man diskutiert darüber undgeht anschließend ein Bier trinken. Ichfinde, das ist okay. Wenn ich zum Beispielauf einer Baustelle eintreffe, gebe ich allendie Hand, den Schweißern wie den Bau-leitern. Das ist heute wie früher der Fallund geschieht nicht aus Berechnung, sondern weil ich so erzogen worden bin,weil sich das einfach gehört. Es kann sein,dass sich so etwas bisweilen auszahlt.

Natalie Stranghöner

Institut für Metall- und Leichtbau der Universität Duisburg-Essen© Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

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WiederspahnDie Erfahrung, aufgrund Ihres Geschlechtsdiskriminiert worden zu sein, werden Siewahrscheinlich nicht gemacht haben. War es in Ihrem Berufsleben aber jemals von Vorteil, eine Frau zu sein?

StranghönerNein, nicht dass ich wüsste. Ich denke, beides war nie der Fall, habe ich zumin-dest nie so empfunden.

WiederspahnNeben Ihrer Tätigkeit an der Universitätbetreiben Sie ein Ingenieurbüro, außer-dem engagieren Sie sich unter anderem in diversen nationalen und europäischenNormenausschüssen. Darüber hinaus sind Sie verheiratet und haben ein Kind im schulpflichtigen Alter. Ihnen scheintalso genau das zu gelingen, was heute oft und gerne unter dem Schlagwort »Vereinbarkeit von Beruf und Familie«gefordert wird. Ganz simpel gefragt: Wie machen Sie das?

StranghönerDas gestaltet sich nicht immer einfach undfunktioniert nur, weil mein Mann – Hut abvor meinem Mann! – absolut mitzieht.Damit meine ich, bei uns ist das wirklich»pari pari«, obwohl mein Mann wahr-scheinlich sagen würde, seine Hälfte seica. 10 % größer. Wir haben allerdings auchden Luxus, uns relativ flexibel einteilen zukönnen. Mein Mann hat ebenfalls promo-viert und hat hier in Essen eine Firma, was die Sache natürlich ein bisschen vereinfacht. Ansonsten wäre eine solcheForm der Berufstätigkeit überhaupt nichtmöglich. Unser Sohn geht nicht in den Hort,hat keine Fremdbetreuung, wir machenbewusst »Kind-Nachmittage«. Das heißt,wir holen ihn mittags ab und werden infolgedessen damit konfrontiert, dass dieGrundschule nicht selten um 11.40 Uhrschließt. Und das bedeutet, wir müssenmitunter in Art eines fliegenden WechselsTermine abstimmen und gelegentlich ver-schieben. Außerdem sind wir ein bisschenvernetzt mit anderen Paaren, bei denenbeide arbeiten.

[Umrisse]30]

WiederspahnDer »Klassiker« von berufstätigen Paaren,die nicht schlecht verdienen und sich dementsprechend eine Tagesmutter leistenoder eine private Ganztagsschule bezahlenkönnen, war oder ist für Sie keine Alter-native?

StranghönerNein, das kam nie in Frage. Letztendlichhaben wir unseren Sohn ja, weil wir ihnwoll(t)en, und daher wollen wir auch mög-lichst viel Zeit mit ihm verbringen, nicht nuran den Wochenenden oder während derUrlaube, die stets »Familie« sind. Wir ver-suchen es lieber auf diesem Weg, wasmanchmal anstrengend ist, wie ein Jon-glieren zwischen den Welten: Sie verlas-sen eine Sitzung, haben sich mit hoch-theoretischen Fragen auseinandergesetzt,waren schwerst am Denken, fahren einigeMinuten nach Hause und beschäftigensich dann mit der Playmobilfigur …

WiederspahnMeiner Erfahrung nach ist das auch gut so,es erdet einen in vieler Hinsicht wieder.

StranghönerEs erdet, ja. Und in gewisser Weise gebeich das auch an meine Mitarbeiter weiter.Einmal saß zum Beispiel eine Studentinhier, die unbedingt bei mir arbeiten wollte,und sagte: »Frau Stranghöner, ich mussmit Ihnen sprechen.« Ich: »Was ist dennlos?« Sie: »Ich bin schwanger.« Ich: »Wieschön, ist ja toll.« Sie: »Ich wollte nachdem Studium doch bei Ihnen anfangen.«Ich: »Na und, können Sie.« Sie: »Wie, sindSie nicht böse?« Ich: »Wieso soll ich bösesein? Sie sind schwanger, Sie werdenMutter, das ist doch super. Wie lange wollen Sie zu Hause bleiben? Ein halbesJahr finde ich gut, danach bekommen Sieeine halbe Stelle, das können Sie bestensorganisieren.« Und wenn ihr Kind einmalkrank ist, wird sie nicht da sein. Das mussman als Chef dann auch vertreten, Punkt.

WiederspahnBeruf und Familienleben sind Ihnen wich-tig, machen Ihnen wirklich Spaß. BleibtIhnen noch Zeit für andere Aktivitäten, für, ein grusliges Wort, Hobbys?

StranghönerIch koche total gerne, ich habe gerneGäste. Und wenn ich nach meinen Hobbysgefragt werde, sind das immer Kochen,Backen und Gästebewirten. Momentangeht das aber leider ziemlich unter, weilwir so eingespannt sind.

WiederspahnGibt es denn Momente, in denen Sie unsicher sind? Nach unserem bisherigenGespräch kann ich mir das eher schlechtvorstellen.

StranghönerDoch, finde ich schon. Manchmal kommtes mir so vor, als wüsste ich viel zu wenig.Irgendwann im Lauf des Studiums habe ich allerdings gemerkt, dass sich Jungsanders verhalten, dass sie sich oft nur hin-stellen und die Brust rausstrecken, zwarnichts wissen, aber das, was sie nicht wissen, einfach ganz locker behaupten,während ich dazu tendiere, erst einmalnachzudenken. Das ist vielleicht einer die-ser Unterschiede zwischen Männern undFrauen. Im Übrigen bin ich heute der Über-zeugung, wenn ich weiß, was ich kann,weiß ich auch, was ich nicht kann. Undalles muss ich nicht wissen, es gibt Kolle-gen, auf die ich gerne verweise, sobald es sich um ein Fachgebiet handelt, das ich nicht bearbeite, nicht bearbeiten will.Mittlerweile bin ich ja schon länger hier am Institut, wir wissen, was wir können,und haben unsere Schwerpunkte gebildet,auf die wir uns konzentrieren.

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WiederspahnHaben Sie den Eindruck, um zum Thema»Männerberuf« zurückzukehren, dassheute mehr Frauen als früher in IhremBereich tätig sind?

StranghönerJa, zumindest im Studium. An manchenTagen gehe ich zur Vorlesung und denke,ich wäre bei irgendeiner Gesellschafts-wissenschaft gelandet, weil mehr Mädelsals Jungs im Hörsaal sitzen. Letztere trö-deln dann ein wenig später ein, was michberuhigt. Ich glaube, der Frauenanteilbeträgt momentan ca. 30 %.

WiederspahnMacht das einen Unterschied für Sie? Hat sich das kommunikative Miteinandergeändert?

Stranghöner Ich glaube schon, dass Frauen für eineandere Note sorgen, gerade in Sitzungen.Das sagen zumindest die Männer zu mir.Wie die Gespräche ablaufen, wenn keineFrau anwesend ist, kann ich natürlich nicht beurteilen.

WiederspahnIch will noch einmal die Frage des Frau-enanteils vertiefen. Stimmt es, dass trotz-dem vergleichsweise wenige(r) Studen-tinnen später promovieren? Woran liegtdas, und welche Anforderungen stellen Sie generell?

StranghönerGrundsätzlich: Wenn ich eine Stelle aus-schreibe, suche ich eine Person, die sichfür den Beruf begeistert, die unsere Anfor-derungen erfüllen kann, die nett zu seinscheint, ins Team passt, wobei mir dasGeschlecht egal ist. Habe ich eine fach-liche Frage, wende ich mich ja auch aneinen kompetenten Menschen und nichtspeziell an eine Frau oder an einen Mann.

Dass Frauen im Bauingenieurwesen eherselten promovieren, liegt sicherlich auchan einigen alten Rollenbildern, die noch inmanchen Köpfen herumschwirren. Hier inEssen gibt es zum Beispiel eine große Zahlguter Studentinnen, die in puncto Noteneigentlich besser und zudem wesentlichzielstrebiger sind als die meisten Studen-ten. Biete ich ihnen dann an, bei mir zupromovieren, höre ich oft die Antwort: »Ich glaube nicht, dass ich Ihren Anforde-rungen gerecht werden kann. Ich würde jagerne, aber das kann ich doch bestimmtnicht.« Im Prinzip trauen sie sich einfachnicht, Beruf oder Karriere und die (geplante)Familie unter einen Hut zu bringen.

WiederspahnStärken Sie diesen Frauen den Rücken?

StranghönerNein, ich stärke allen den Rücken.

WiederspahnNein? Anknüpfend an das, was ich zuvorangedeutet habe: damit sich die »Mädels«trauen, promovieren zu wollen?

StranghönerJa, das tue ich bei allen.

WiederspahnTun Sie bei allen?

StranghönerDas mache ich nicht für Mädels separat.Ich finde, das wäre ganz schrecklich, dennes gibt bereits ein Extra-Mentoring fürMädchen, spezielle Sommeruniversitätenund sogenannte Girlsdays. Ich stärke allenden Rücken, den Jungs wie den Mädchen.Die Jungs brauchen ebenfalls Rückhalt,brauchen genauso Zuspruch und bisweilenUnterstützung. Ich betreibe keine geson-derte Frauenförderung, nein, das verwei-gere ich.

Stahlbaulabor: Größter Schraubenprüfstand an einer deutschen Forschungseinrichtung© Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

»Wir müssen mitunter in Art eines fliegenden WechselsTermine abstimmen und gelegentlich verschieben.«

Natalie Stranghöner

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WiederspahnMit »Gender« beschäftigen Sie sich nicht?

StranghönerDoch, das ist ein absolut spannendes, hoch-komplexes Thema, solange es darum geht,wie sich Frau, Beruf und Familie untereinen Hut bringen lassen. Ich lese auchalles, was es dazu an Literatur gibt, und wirke an einem Mentoring-Programm mit.Eigentlich wünsche ich mir aber, dass dar-über nicht mehr diskutiert wird, nicht mehrdiskutiert werden muss, weil sich etwasändert, weil Fakten geschaffen werden.Damit meine ich, das Ganze funktionierterst, wenn man nicht mehr darüber redet,sondern einfach nur handelt. Zwei Bei-spiele: Mütter und ebenso Väter, die nochstudieren, müssen die Möglichkeit haben,ihre Kinder tagsüber unterbringen zu kön-nen. Hier in Essen wurde das, denke ich,durch die Einrichtung entsprechenderBetreuungsangebote vorbildlich gelöst.Das Gleiche gilt für die Terminierung vonSitzungen, Seminaren etc. Das heißt, siesollten unter keinen Umständen später als16 Uhr, also in einer Zeit stattfinden, die,zumindest in meinem Fall, der Familie vor-behalten bleibt. An unserer Universitätwird das inzwischen häufig so gehand-habt, nicht zuletzt wegen einiger Männer,Kollegen, die größten Wert auf ihre »Väter-zeit« legen.

WiederspahnZum Schluss möchte ich auf zwei Aspekteeingehen, die zumindest in den Medienhäufig erörtert werden: Führungsverhaltenund Chancengleichheit. Glauben Sie, esgibt einen Unterschied zwischen männ-lichem und weiblichem Führungsverhalten?

StranghönerWahrscheinlich schon. Ich weiß bloß keinekluge Antwort darauf. Im Übrigen bin ichder Auffassung, dass Männer und Frauensich nicht immer gleich verhalten müssen,sie durchaus unterschiedlich sein dürfen.Das bereichert, sorgt für andere Akzente,macht das Leben ja eigentlich reicher.

WiederspahnDie typischen Mann-Frau-Diskussionenspielen für Sie, in Ihrem Berufsleben,offensichtlich keine (große) Rolle. Wie verstehen Sie demzufolge Chancen-gleichheit?

StranghönerJeder, jede Frau und jeder Mann, sollte die Chance haben, genau den Beruf zuergreifen, den er oder sie glaubt ausfüllenzu können, der ihm oder ihr Spaß macht.Ich finde es ganz, ganz schrecklich, wennjemand einen Beruf aus reiner Notwen-digkeit ausüben muss. Jeder sollte freiwählen dürfen, welchen Weg er einschla-gen möchte – und dazu gilt es, wie bereitserwähnt, einige Voraussetzungen zu schaf-fen und allen den Rücken zu stärken. Viel-leicht bin ich aber in dieser und manchanderer Hinsicht einfach zu pragmatisch:Problem erkennen, lösen und dann los-legen.

WiederspahnFrau Stranghöner, haben Sie herzlichenDank für dieses außerordentlich anre-gende Gespräch.

Möglichkeit der Durchführung von Traglastversuchen © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn

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Einführung Die Tätigkeit von Tragwerksplaner(inne)nim Hochbau wird meist nicht in dem Maßeanerkannt, wie sie es eigentlich verdienthätte, lässt sich doch kein Gebäude, keinHochhaus, keine Industrieanlage, keineLagerhalle und kein Verwaltungs- oderWohnungsbau ohne die vorherige Anferti-gung von statischen Berechnungen, vonBewehrungs-, Konstruktions- und gege-benenfalls Schalplänen errichten. Die Tatsache, dass in diesem Berufszweignicht nur Männer anzutreffen sind, bleibtinfolgedessen nicht minder oder ebengenauso unberücksichtigt. Dipl.-Ing. KatrinLünser ist nun eine solche Bauingenieurinund damit eine jener Frauen, die es Archi-tekt(inn)en überhaupt erst ermöglichen,das Gros ihrer Entwürfe realisieren zu kön-nen. Sie hat an der Technischen Univer-sität Dresden studiert und bei Leonhardt,Andrä und Partner, Beratende IngenieureVBI AG, Stuttgart, inzwischen die Positionder Abteilungsleiterin Hochbau inne. DasInterview mit ihr führte Michael Wieder-spahn.

Es muss jeder Verantwortung übernehmen … Die Tragwerksplanerin Katrin Lünser im Interview

WiederspahnIch gehe einfach sofort in medias res undfange mit einer Frage an, die sich ange-sichts der Tatsache, dass Sie Bauingenieu-rin sind, ohnehin aufdrängt. Hatten Sie jedas Gefühl in einem sogenannten Männer-beruf tätig zu sein?

LünserJa, unbedingt. Schon während meines Studiums war der Anteil an Frauen gering.Nach dem Diplom war ich zunächst ineinem Architektur- und Ingenieurbüro tätig,in dem sich dies aber nicht zeigte, weilFrauen bei den Architekten doch stärkervertreten sind. In dem Ingenieurbüro, indem ich danach gearbeitet habe, war ichjedoch die einzige Ingenieurin.

WiederspahnSie sind jetzt ungefähr 20 Jahre bei Leon-hardt, Andrä und Partner. Das heißt, Siehaben die Entwicklung gut verfolgen kön-nen. Wie war es zu Beginn, als Sie hieranfingen zu arbeiten, und wie ist es heute?Hat der Anteil an Frauen deutlich zugenom-men?

LünserJa, es hat sich wirklich viel verändert. Alsich zu Leonhardt, Andrä und Partner kam,gab es noch sehr wenige Ingenieurinnen.Ich habe hier in Stuttgart als Vollzeitkraftangefangen und mich erst für eine Teilzeit-tätigkeit entschieden, als meine Kinder aufdie Welt kamen. Dass eine Ingenieurinoder ein Ingenieur in Teilzeit arbeitet, wardamals ein absolutes Novum. Inzwischenhat eine große Entwicklung eingesetzt,heute werden bei uns flexible Modelle für die einzelnen Mitarbeiter angeboten.Mütter von kleinen Kindern sind bei uns im Büro keine Seltenheit mehr.

Dipl.-Ing. Katrin Lünser © Leonhardt, Andrä und Partner AG

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WiederspahnHier möchte ich gleich nachhaken. Dasheißt, es ist auch für eine Projektleiterinmöglich, das Modell der Teilzeitarbeit zuwählen?

LünserJa. Ich habe das über viele Jahre prakti-ziert und in der Zeit große Projekte geleitet.Auf das Aufgabengebiet hatte das letzt-endlich keinen Einfluss.

WiederspahnDie Situation hat sich also für, etwas flapsig formuliert, Familienmenschen verbessert?

Lünser Ja, und auch die Akzeptanz, dass man als junge Mutter arbeitet, hat sich sehrgewandelt.

WiederspahnAm Anfang war das nicht der Fall?

LünserNein. Es gab Kollegen, für die war esunvorstellbar, dass eine junge Mutter ihrKind tagsüber fremdbetreuen lässt, weil sie wieder arbeiten gehen will. Mit demRabenmutterklischee bin ich daher öfterskonfrontiert worden. Zum Glück konnte ich schon als Kind erleben, dass die Berufs-tätigkeit einer Mutter nichts mit mangeln-der Liebe zum Kind, mit mangelnder Für-sorge und mangelnder Zeit zu tun hat. So hatte ich eine Art Grundbasis, aus der ich dann für mich selbst zu schöpfenvermochte.

[Umrisse]34]

WiederspahnMit dem Wechsel von der Vollzeit- zur Teil-zeit- und wieder zurück zur Vollzeitstellesind Sie sicherlich ein gutes Beispiel fürein gewandeltes Rollenverständnis und die Alternativen, die aus einer flexiblenbzw. flexibilisierten Arbeitsplatzgestaltungresultieren. Wie haben Sie aber die Kinder-betreuung organisiert?

LünserMeine Kinder besuchten zuerst eine Kinder-tagesstätte und in der Grundschulzeit denSchulhort mit Mittagessen und Hausauf-gabenbetreuung.

WiederspahnDas war eine einvernehmliche Entschei-dung zwischen Ihnen und Ihrem Mann?

LünserJa, richtig. Allerdings finde ich es besser,wenn beide Partner verkürzt arbeiten, ummit ihren Kindern mehr Zeit verbringen zukönnen.

WiederspahnWas bei Ihnen offenkundig nicht so war,wie ich Ihrer Antwort entnehme …

LünserWir haben es damals nicht in Erwägunggezogen. Die Gesellschaft und die gesetz-lichen Regelungen haben sich inzwischengewandelt. Damit sind Voraussetzungengeschaffen worden, die dabei helfen, dasklassische Rollenverständnis aufzuwei-chen, und so vielleicht ermöglichen, dassVäter eine andere Verantwortung in derFamilie übernehmen.

WiederspahnWelche gesetzlichen Regelungen meinenSie? Welche von ihnen erachten Sie indem Zusammenhang als besonders wichtig?

LünserZum einen, dass jetzt ein Recht auf Teilzeitbesteht, wenn man Kinder hat. Das gab esbei mir noch nicht und ist ausgesprochenwichtig. Und zweitens die Verlängerungder Elternzeit, wenn der Vater auch eineZeit in Anspruch nimmt.

Mehrzweckhalle »Hagenschießhalle« in Wimsheim: Tragwerk aus Holz und Holzwerkstoffen© Wolf-Dieter Gericke

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[Umrisse] [35

WiederspahnDa Sie und Ihr Mann beide berufstätig sind, würde ich mich nun interessieren,wie die »häusliche« Aufteilung bei Ihnenfunktioniert.

LünserWir teilen uns das meiste, aber ohne festeRegeln. Als ich noch in Teilzeit tätig war,habe ich natürlich eher Termine wahrge-nommen, die am Nachmittag lagen und dieKinder betrafen. Allerdings lässt sich alleswunderbar organisieren – bis auf den Fall,dass ein Kind krank wird. Das ist der orga-nisatorische »Knackpunkt«, weil es tat-sächlich bedeutet, frühmorgens die Fragebeantworten zu müssen, wer den wichti-geren Termin hat und wer zu Hause bleibt.Und das haben wir immer situations-bedingt entschieden.

WiederspahnWas waren eigentlich die ausschlagge-benden Gründe für Ihren Studien- unddamit späteren Berufswunsch? KommenSie aus einer Bauingenieursfamilie?

LünserNein, überhaupt nicht, ich komme auseiner Musikerfamilie. Ich kann es nicht an einem speziellen Vorbild festmachen,sondern es hat sich ziemlich zeitig heraus-gebildet, dass ich einen technischen Berufergreifen wollte. Bei der Abwägung zwi-schen Maschinenbau und Bauingenieur-wesen überwog schließlich die Faszina-tion, dass man als Bauingenieurin amSchluss das sieht, was man zuvor geplanthat: ein fertiges Gebäude. Und das bliebmein Ziel.

WiederspahnEs lässt sich kaum verkennen, dass Siezufrieden oder sogar glücklich mit IhrerBerufswahl sind …

LünserJa, ich habe meine Wahl nie bereut. Bauingenieurin ist immer »mein« Berufgewesen.

WiederspahnUnd die Musik?

LünserDas ist ein Hobby, für das ich mir leider inden letzten Jahren wenig Zeit nahm. Aberauch als die Kinder klein waren, habenmein Mann und ich regelmäßig Konzerteoder Theateraufführungen besucht.

»Inzwischen hat eine große Entwicklung eingesetzt, heute werden bei uns flexible Modelle

für die einzelnen Mitarbeiter angeboten.«

Katrin Lünser

Heidelberger Ionenstrahl-Therapie-Zentrum: Gebäude, Therapieraum und Gantry-Antrieb © Leonhardt, Andrä und Partner AG/Johannes Vogt

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[Umrisse]36]

WiederspahnBei Eltern, die berufstätig sind, hat die(wenige) Freizeit in der Regel eine größereBedeutung. Ist es bei Ihnen ähnlich? Ver-bringen Sie Urlaube und Wochenendengrundsätzlich gemeinsam?

LünserGemeinsame Urlaube sind für uns ganzwichtig, wir planen sie auch regelmäßigein. Die gemeinsamen Wochenendpla-nungen veränderten sich mit dem Heran-wachsen der Kinder, da die Kinder an denWochenenden immer mehr eigene Bedürf-nisse und Termine haben. Im Übrigenbeginnt bei uns jeder Tag mit dem gemein-samen Frühstück, auf das wir schon immergroßen Wert gelegt haben.

WiederspahnAls Abteilungsleiterin Hochbau haben Sieviel Verantwortung, Sie müssen nebenBesprechungen und Sitzungen mit Archi-tekten, Fachplanern und Bauherren einTeam leiten. Wie würden Sie Ihren eigenenFührungsstil beschreiben?

LünserIch bin immer sehr bestrebt, den Mit-arbeitern gerecht zu werden und auf indi-viduelle Bedürfnisse einzugehen. Mein Führungsstil lässt sich daher vielleicht alsargumentativ geprägt oder kooperativbezeichnen.

WiederspahnTrotz der klaren Zuordnung mit Verantwort-lichkeiten und Tätigkeiten versuchen Sieletztlich, eine Art von flacher Hierarchie zu leben?

LünserJa, zumal das der Struktur unseres Bürosentspricht. Die Mitarbeiter haben relativschnell eine hohe Verantwortung für ihreProjekte, weshalb es eine vielschichtigeHierarchie bei uns gar nicht geben kann:Es muss jeder Verantwortung übernehmenfür das, was er tut.

WiederspahnUnd das gelingt anscheinend, sonst würden manche Mitarbeiter nicht überJahrzehnte bei Leonhardt, Andrä und Partner bleiben …

LünserEs gibt tatsächlich viele Mitarbeiter(innen)mit einer langen Firmenzugehörigkeit, wassicherlich zum einen an den spannendenAufgaben liegt und zum anderen an demkollegialen Klima, das hier herrscht.

Frauen- und Hautklinik im Universitätsklinikum Heidelberg: Bauwerk während und nach der Herstellung © Leonhardt, Andrä und Partner AG

»Ja, ich habe meine Wahl nie bereut. Bauingenieurin ist immer ›mein‹ Beruf gewesen.«

Katrin Lünser

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[Umrisse] [37

Olgahospital und Frauenklinik des Klinikums Stuttgart: Baugrube »für« drei Untergeschosse © Johannes Vogt

WiederspahnHaben Sie, um die Perspektive quasi nachaußen zu richten, einen Wandel in derWahrnehmung von oder im Umgang mitIhnen beobachtet?

LünserBei meinem Berufsstart vor über 20 Jahrenhat mich ein Architekt ungläubig ange-schaut und gefragt: »Sie können als Frauwirklich so richtig rechnen?« Inzwischenwerden Bauingenieurinnen eher alsSelbstverständlichkeit wahrgenommenund nicht mehr als die großen Exotinnen, die sie einmal waren.

WiederspahnBei Leonhardt, Andrä und Partner arbeitenrelativ viele Frauen, was ja eher, wie Siesagten, die Ausnahme ist. Warum, glaubenSie, begeistern sich noch immer mehrMänner als Frauen für ein technisches Studium?

LünserDas ist für mich schwer zu beurteilen, weilich mich immer dafür begeistert habe. Viel-leicht sollte man die Frage aber gar nicht inder Form stellen, sonst müsste man ja auchfragen, warum es so wenige Erzieher oderGrundschullehrer gibt. Ich denke aller-dings, gerade im Fall des Bauwesens hatdas womöglich noch mit dem Stigma derHärte, des Hart-arbeiten-Müssens auf der Baustelle zu tun.

WiederspahnIhre Kinder werden sich früher oder späterfür einen Beruf entscheiden …

Lünser Meine ältere Tochter studiert Werkstoff-wissenschaften.

WiederspahnSie wird ebenfalls Ingenieurin …

LünserJa, aber das hat sich so ergeben. MeineKinder sollen das studieren, was ihnenliegt, sie interessiert und was sie als ihreigenes Ziel für sich ins Auge gefassthaben. Ich würde nie jemanden in irgend-ein Fachgebiet drängen oder von ihm überzeugen wollen.

WiederspahnEin beinahe perfekter Schlusssatz. Ichbedanke mich ganz herzlich für diesesGespräch.

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[Umrisse]38]

VorwortIn der (überörtlichen) Tagespresse erfahrenBauingenieure in der Regel keine Würdi-gung, werden sie, wenn überhaupt, nur in Nebensätzen erwähnt oder bei irgend-welchen Schadensfällen als Sachverstän-dige zitiert. Anita Jokiel bildet hier eine der ganz, ganz seltenen und zudem höchsterfreulichen Ausnahmen, widmete ihr dieFrankfurter Allgemeine Zeitung am 25. Au-gust 2012 doch ein ausführliches Porträt –anlässlich des Einschwimmens der neuenOsthafenbrücke in Frankfurt am Main, dassie als Projektleiterin steuerte und über-wachte. Weitere bedeutsame Bauvorha-

Unterm Strich zählt die Kompetenz … Fragen an und Antworten von Anita Jokiel, Bauingenieurin

ben, deren stahlbautechnische Realisie-rung sie verantwortete, waren unter ande-rem das neue Fußballstadion in Bukarest,Rumänien, die sogenannten Museums-brücken im italienischen Bozen, die vonZaha Hadid geplante Messehalle 3 A inNürnberg (Verantwortung für die Stahl-bau-Produktionsleistungen) und die Dach-konstruktion der Airport Plaza im FlughafenHamburg, über deren Errichtung sie einendetaillierten Beitrag für Ausgabe 4/5 ∙2010der [Umrisse] verfasste. Anita Jokiel hatBauingenieurwesen an der Fachhoch-schule Potsdam studiert und ist seit Oktober 2012 Bereichsleiterin Produktion Stahlbau bei der Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH & Co. KG in Neumarkt.

WiederspahnHatten Sie je das Gefühl, in einem soge-nannten Männerberuf tätig zu sein?

JokielDieses wird mir eher von Dritten suggeriertbzw. verdeutlicht und ist daher für michnatürlich präsent. Da ich es jedoch garnicht anders kenne, mein Berufsleben vonAnfang an in einer sogenannten »Männer-domäne« erlebt habe, empfinde ich es für

mich nicht als besonders. Ich realisiereaber immer wieder, dass ich nach wie vorals Frau in meinem Job für mein Gegen-über keine alltägliche Erscheinung bin. In einem solchen Zusammenhang nehmeich selbstverständlich wahr, in einem Berufbzw. in einer Funktion tätig zu sein, derbzw. die, aus welchen Gründen auchimmer, eher von Männern ergriffen wird.

Dipl.-Ing. (FH) Anita Jokiel© Firmengruppe Max Bögl

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[Umrisse] [39

WiederspahnWas waren die entscheidenden Gründe für Ihren Studienwunsch bzw. Ihre Berufs-entscheidung?

JokielDer Berufswunsch des Architekten kristal-lisierte sich bereits in meiner Kindheit, soin etwa im Grundschulalter, heraus. Zu diesem Zeitpunkt habe ich mit Eifer Ein-familienhäuser mit Lineal und Buntstiftenzu Papier gebracht. Später wurden diese in verschiedenen Ansichten gezeichnet,ausgeschnitten und als dreidimensionaleModelle mit kreativen Dachformen mit-tels Papier und Klebstoff gebastelt. ErsteBewohner späterer Fachwerkhäuser undBlockhütten aus Bastelholz und Gips wur-den im Übrigen die im Haushalt lebendenMeerschweinchen.

WiederspahnSie haben dann aber (doch) Bauingenieur-wesen studiert …

JokielJa, denn der Berufswunsch des Architek-ten wurde in der Jugend durch den desBauingenieurs abgelöst. Hintergrund warhier ein Praktikum in einem Bauplanungs-büro, in dessen Rahmen ich realisierte,dass meine eigentliche Leidenschaft, dasBerechnen und statische Nachweisen vonKonstruktionen, eher im Berufsbild desBauingenieurs zu Hause ist. Die Begeiste-rung für Stahltragwerke und damit für denStahlbau allgemein wurde dann währendmeines Bauingenieurstudiums in Pots-dam (1996–2000) durch meinen damaligenStahlbau-Professor Walter Habermanngeweckt. Er war zum damaligen Zeitpunktgerade an die dortige Fachhochschuleberufen worden und brachte einen großenPraxisbezug in die Lehre ein. Eine Exkur-sion zu einigen von ihm zuvor betreutenBaustellen, zu der damals bereits inBetrieb befindlichen Radsporthalle sowiedem Schwimmstadion in Berlin, die inter-essante Stahldachkonstruktionen aufwei-sen, war dann der Auslöser für dasberühmte: »So was will ich auch.«

WiederspahnBeschreiben Sie bitte Ihre berufliche Verantwortung und Tätigkeit. Wie genausieht Ihre Aufgabe aus?

JokielBis Oktober 2012 sah meine Tätigkeit wiefolgt aus: Abwicklung von komplexen Stahl-baumaßnahmen im Hoch- und Brückenbauin allen Leistungsphasen des ausführen-den Unternehmens; Verantwortung fürKoordination, Organisation und Manage-ment des Projektes, Steuerung der Akti-vitäten des Projektteams, Repräsentantdes Unternehmens bei Auftraggebern; Verantwortung für die technische Planung,Ablaufplanung des Projektes sowie Ergeb-nisverantwortung; Steuerung des ClaimManagements und der Vertragsgestaltungbei Nachunternehmervergaben. Seit Okto-ber 2012: Bereichsverantwortung in wirt-schaftlicher und personeller sowie organi-satorischer Leitung der Stahlbauproduktionder Firma Max Bögl mit ca. 400 gewerbli-chen Mitarbeitern und einer Jahreskapa-zität von ca. 30.000 t Stahlbauproduktiondes Hoch-, Brücken- und Ingenieurbaus.

Mainbrücke Ost in Frankfurt am Main: Einschwimmen der Bogenkonstruktion© Martin Starl/Firmengruppe Max Bögl

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[Umrisse]40]

Museumsbrücken: Talferquerung nach Errichtung © Soeren Drube/Firmengruppe Max Bögl

Vorgefertigtes Überbausegment für Bozen© Soeren Drube/Firmengruppe Max Bögl

Neue Messehalle in Nürnberg: Vorfertigung der Stahlkonstruktion© Stephanie Eisenkolb/Firmengruppe Max Bögl

»Es werden mehr (Frauen), ich merke jedoch,

dass vielen auf halber Strecke die Puste ausgeht …«

Anita Jokiel

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[Umrisse] [41

WiederspahnHaben Sie den Eindruck, dass heute mehrFrauen als früher in Ihrem Bereich tätigsind?

JokielEs werden mehr, ich merke jedoch, dassvielen auf halber Strecke die Puste aus-geht und sich eine große Zahl nach einemsicherlich auch guten Studienabschluss in Sachbearbeitertätigkeiten verliert.

WiederspahnHaben Sie in den letzten Jahren einenWechsel in der Wahrnehmung IhresBerufsbildes erlebt, den Sie auf die vermehrte Tätigkeit von Frauen zurück-führen?

JokielNein, ich bin auch der Auffassung, mansollte hier nicht zu vordergründig polari-sieren.

WiederspahnWie erleben Sie im Alltag das Miteinandervon weiblichen und männlichen Mitarbei-tern in technischen Berufen?

JokielIch lege selbst sehr viel Wert darauf, michnicht in erster Linie als Frau, sondern alsdie Person, die ihren Job macht, wahrneh-men zu lassen. Ich bin gerne Frau, garkeine Frage, in meinem Beruf bin ich je-doch Ingenieur bzw. Führungskraft. Dasist mir wichtig, und nach meiner Erfahrungwird man auch hier so wahrgenommen,wie man sich gibt. Unterm Strich zählt dieKompetenz in der Aufgabe.

WiederspahnHaben Sie jemals die Erfahrung gemacht,dass Sie aufgrund Ihres Geschlechts imStudium und Beruf diskriminiert wurden?

JokielWahrscheinlich gehe ich hier mit einergesunden Naivität an die Sache heran:Entweder es passiert mir nicht, oder ichnehme es einfach nicht wahr. Man wirdsicherlich gerade in Teilnehmerkreisen, dieeinen noch nicht kennen, etwas genauerbeobachtet, weil man halt doch nicht alltäglich in dieser Funktion ist. Mit Dis-kriminierung hat das freilich nichts zu tun,für mich hat das auch immer wieder einbisschen was Amüsantes.

WiederspahnSehen Sie den vieldiskutierten Unterschiedzwischen männlichem und weiblichemFührungsverhalten bei sich oder in IhremUmfeld? Oder ist das eher eine Medien-debatte?

JokielMan kann sich hier ja nur bedingt selbsteinschätzen. Ich persönlich habe keineweiblichen Führungskräftekollegen undkann daher aus meiner Erfahrung keinedirekten Vergleiche ziehen.

WiederspahnWie würden Sie Ihren eigenen Führungsstilbeschreiben?

JokielKonsequent, zielorientiert, fordernd, ener-gisch.

WiederspahnGab es seit Ende Ihres Studiums je eineZeit, in der Sie Ihre Berufswahl bereut oder in Frage gestellt haben? Und wenn ja, aus welchem Grund?

JokielBereut nein, in Frage gestellt nicht denBeruf an sich, sondern hin und wieder dieTätigkeit selbst, dann, wenn einfach neueHerausforderungen fehlten. Zum Glück wares mir immer möglich, mich an solchenPunkten mitzuteilen, und ich habe auchstets ein offenes Ohr und darauffolgendAbhilfe gefunden.

Errichtung des Playmobil Indoor Funparks in Zirndorf © Wolfgang Seitz/Firmengruppe Max Bögl

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[Umrisse]42]

WiederspahnWar es in Ihrem Berufsleben irgendwannvon Vorteil, eine Frau zu sein?

JokielIch habe auf Baustellen, in meinem Fall auf Montagen, zumindest nie Nachteilegehabt.

WiederspahnWarum, glauben Sie, begeistern sich bisheute mehr Männer als Frauen für das Studium von Architektur, Innen- und Land-schaftsarchitektur, Raumplanung undBauingenieurwesen?

JokielVielleicht die Gene? Vielleicht die Erzie-hung? Keine Ahnung.

WiederspahnUnd zum Schluss noch eine Frage ausaktuellem Anlass: Wie beurteilen Sie dasVorhaben der Bundesregierung, in denFührungsetagen von Unternehmen gesetz-lich eine Frauenquote festzuschreiben?

JokielDazu nur ein kurzer Satz: Wer sich selbst inseinem Job nicht in Frage stellt, leistungs-bereit ist und auch Leistung bringt, brauchtkeine Frauenquote. Vielmehr möchte ichmich niemals in einem Job oder einer Funk-tion wiederfinden, in dem oder der ichmich mit der Tatsache arrangieren müsste,diesen bzw. diese nur aufgrund einer Quo-tenregelung bekommen zu haben oder,noch schlimmer, theoretisch aufgrundeiner Quote hätte erhalten haben können.

Montage des Innendachs in Bukarest © Firmengruppe Max Bögl

Rumänische Nationalarena: Struktur und Erscheinungsbild © Reinhard Mederer/Firmengruppe Max Bögl

»Wer sich selbst in seinem Job nicht in Frage stellt, leistungsbereit ist und auch Leistung bringt,

braucht keine Frauenquote.«

Anita Jokiel

Hier stelle ich an mich selbst höhereAnsprüche. Eine Frauenquote, wie auchimmer und wo auch immer, lehne ich kate-gorisch ab. Entsprechende Quotenrege-lungen werden dem Ansehen der Frau in Führungsrollen nicht helfen, eher imGegenteil.

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[Umrisse]44]

WiederspahnHatten oder haben Sie, um mit einerbeinahe klassisch zu nennenden Fragezu beginnen, das Gefühl, in einem soge-nannten Männerberuf tätig zu sein?

RauchGenerell schon, aber weniger wegen desUmfelds und der Personen, die mit mirzusammenarbeiten. Ich bin Bauingenieu-rin, also in einem Beruf tätig, in dem zu-mindest früher fast ausschließlich Männeranzutreffen waren. Zur Zeit meines Stu-diums lag der Anteil an Kommilitoninnenbeispielsweise bei ca. 10–15 %, und auchauf Baustellen, besonders während mei-nes Praktikums, war ich oft die einzigeFrau.

Vorbemerkung Marion Rauch ist auf einem Gebiet tätig,das für eine Bauingenieurin oder einenBauingenieur zunächst eher ungewöhnlichanmutet, bei genauerer Betrachtung aberverdeutlicht, welch breites Spektrum anberuflichen Perspektiven dieses Studiumeröffnet: Als Gruppenleiterin im Bereich»Windenergieanlagen Bautechnik« bei derTÜV Süd Industrie Service GmbH ist sie fürdie Zertifizierung von Windenergieanlagenweltweit verantwortlich. Das heißt, nebender Prüfung der bautechnischen Kompo-nenten übernimmt sie auch die Projekt-leitung für internationale On- und Offshore-Windenergieanlagen. Dr.-Ing. MarionRauch M. Sc. hat in Deutschland und denUSA studiert, danach als Tragwerks-planerin in einem großen Ingenieurbürogearbeitet und anschließend promoviert.Über ihren Werdegang, ihre heutigen Auf-gaben und die Vereinbarkeit von Berufund Privatleben sprach sie Ende Novemberin München mit Michael Wiederspahn.

Es war eine ganz bewusste Entscheidung. Eine »Unterredung« mit der Bauingenieurin Marion Rauch

WiederspahnIst das noch heute so?

RauchJa, weil in meinem jetzigen Aufgaben-gebiet, der Zertifizierung von Windenergie-anlagen, überwiegend Bauingenieure,Maschinenbauer und Elektroingenieuretätig und damit die eher männerdominier-ten Berufszweige vertreten sind. Wir sindhier drei Frauen unter 20 bis 25 Männern,bei Inspektionen bin ich auf einer Anlagedaher meist die einzige Frau.

WiederspahnDas heißt, bereits während Ihres Studiumswar der Anteil an Männern erheblichgrößer …

RauchJa, sowohl in Deutschland als auch in denUSA. Man muss aber vielleicht differen-zieren: Ich habe in Karlsruhe an der dorti-gen Technischen Hochschule studiert,die neben Aachen zu den klassischen»Ingenieurberufsuniversitäten« gehört. In München mag das Verhältnis durchausanders gewesen sein. Doch im Prinzip sind die Ingenieurberufe noch immer »vorbelastet«, so würde ich es formulieren.

Dr.-Ing. Marion Rauch M. Sc. © TÜV Süd Industrie Services GmbH

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[Umrisse] [45

WiederspahnWas waren die entscheidenden Gründefür Ihren Studienwunsch und damit auchfür Ihre Berufsentscheidung? Haben Sieschon frühzeitig gewusst, dass es genaudieses Fachgebiet sein wird oder sein soll?

RauchIn der Schule haben mir Mathematik undPhysik am meisten Spaß gemacht, so dasses eigentlich klar war, welche Richtungich einschlagen möchte. Ich habe mir dann überlegt, ob ich Mathematik oderArchitektur, die mich ebenfalls interessierthat, studieren soll – und das Bauingenieur-wesen war für mich eine hervorragendeLösung, um das Technische mit dem Gestal-terischen zu verbinden. Es war eine ganzbewusste Entscheidung für das Bauinge-nieurwesen.

WiederspahnNach Ihrem Studium haben Sie zuerstbei Werner Sobek in Stuttgart gearbeitet,immerhin ein sehr renommiertes Büro mitinteressanten Projekten. Warum sind Siezu TÜV Süd bzw. in einen Bereich mit gänz-lich anders gelagerten Aufgabenstellungengewechselt?

RauchNach meinem Studium hatte ich dasGefühl, dass ich erst einmal die Universi-tät verlassen und in die Praxis, zu einemIngenieurbüro, wechseln sollte. Ich habedann fast fünf Jahre bei Werner Sobekgearbeitet, irgendwann kam aber der Punkt»Promotion« auf, da die Forschung schonimmer ein großes Interessensgebiet vonmir war. Daher bin ich nach Hamburggegangen, um zu promovieren. GegenEnde der Promotion habe ich mir über-legt, ob ich das Gleiche wie vorher oderetwas ganz Neues machen möchte? Daswar zwar noch vor Fukushima, 2009, aberdie Windenergiebranche war bereits rela-tiv bedeutend. Wichtig war mir, dass essich um einen anspruchsvollen Bereichhandelt.

WiederspahnKurze Zwischenfrage: Sie haben in Ham-burg promoviert – über ein Thema, dasmit Ihrer jetzigen Tätigkeit in irgendeinerForm in Verbindung steht?

RauchNicht direkt. Ich habe über »Tragwerkeaus ultrahochfestem Beton« promoviert.Das ist ein Baustoff, der vereinzelt natür-lich auch bei Windenergieanlagen, geradebei hochbeanspruchten Bauteilen zum Einsatz kommt. Es war aber nicht bewusstdieser Zusammenhang, sondern der Inno-vationsgehalt des Themas, der mir wichtigwar. Das kennzeichnet auch ein bisschenmeinen Lebensweg: Die Hochbau-Projekte bei Werner Sobek waren spannend unddas Büro innovativ, das Promotionsthemawar ein neuer, innovativer Werkstoff, undmeine jetzige Tätigkeit in der Windenergie-branche umfasst ebenfalls ein innovatives,anspruchsvolles Aufgabengebiet. Ichwürde sagen, es zieht sich wie ein roterFaden durch mein Leben, dass ich nachneuen, innovativen Herausforderungensuche.

WiederspahnBeschreiben Sie zur besseren Einschät-zung doch bitte Ihr Aufgabengebiet, soweitSie das dürfen und können, sowie denVerantwortungsbereich, der dazugehört.

RauchTÜV Süd ist im Bereich Windenergie-anlagen weltweit aktiv, wobei ich für diesogenannte Typenzertifizierung, also dieZertifizierung der Anlagen, zuständig bin.Die Windenergieanlagen müssen zumeinen Anforderungen hinsichtlich Stand-sicherheit und Lebensdauer erfüllen, zum anderen aber als Serienprodukt auch Aspekten wie Wirtschaftlichkeit und Qualität genügen. Im Rahmen einerZertifizierung überprüfe ich daher die Ein-haltung aller technischen und sicherheits-relevanten Anforderungen. Mein Tätig-keitsgebiet gliedert sich in zwei Bereiche:die Gruppenleitung und die Gesamtverant-wortung für den Bereich Bautechnik. Dasschließt auch die Weiterentwicklung desThemas mit der entsprechenden Normen-und Gremienarbeit sowie das Projekt-management als Ansprechpartnerin für die Kunden ein. In dieser Funktion koordi-niere ich die Schnittstellen mit den Kundenund die interne Aufgabenverteilung, kläreaber auch finanzielle und vertraglicheAspekte.

Diskussion »zwischen« Modellen© TÜV Süd Industrie Services GmbH

»Zur Zeit meines Studiums lag der Anteil an Kommilitoninnen bei ca. 10–15 %.«

Marion Rauch

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[Umrisse]46]

WiederspahnIch nehme an, Sie sind häufig auf Reisen,da die von Ihnen zu überprüfenden Wind-energieanlagen auf unterschiedlichenKontinenten, in einer Vielzahl von Ländernerrichtet werden. Wie viele Wochen proMonat sind Sie unterwegs?

RauchDas lässt sich nicht generell beantworten,weil es von den jeweiligen Erfordernissender Aufgabe abhängt. Ein Großteil meinerArbeit ist hier in München zu erledigen,die meisten Abstimmungen erfolgenmittlerweile ohnehin per Telefon- oderVideokonferenz. Die einzelnen Abnahmenfinden natürlich immer vor Ort statt, diemeiste Zeit bin ich aber sicherlich inMünchen.

WiederspahnUnd wie erleben Sie im Alltag das Mitein-ander von weiblichen und männlichenMitarbeitern, und zwar in Deutschlandwie im Ausland?

RauchIch persönlich würde es so einschätzen,dass keine großen Unterschiede gemachtwerden. In Deutschland und bei TÜV Südstehen die Befähigung oder das Könnenund die Qualität der Arbeit im Vordergrund.Die Frage, ob man ein Mann oder eine Frau ist, spielt dabei keine Rolle. Wo eshingegen ab und an Probleme gibt, sindLänder wie Indien oder Korea, in denen eshilfreich ist, wenn ein Mann die Gesprächeführt. Das dürfte kulturell bedingt sein, dorterwartet man das einfach.

WiederspahnHaben Sie, daran anknüpfend, jemals dieErfahrung gemacht, dass Sie aufgrundIhres Geschlechts im Studium oder Berufdiskriminiert wurden?

RauchBewusst nicht, nein. Ich kann mich nichterinnern, dass mir jemals eine Positionoder eine Tätigkeit verwehrt gebliebenwäre.

WiederspahnWar es in Ihrem Berufsleben, quasi umge-kehrt, irgendwann einmal von Vorteil, eineFrau zu sein?

RauchDiese Frage habe ich mir, ehrlich gesagt,noch nie gestellt, da sie für mich nicht relevant ist. Eine Frau zu sein, habe ichberuflich weder als Vor- noch als Nachteilwahrgenommen.

WiederspahnSehen Sie den vieldiskutierten Unter-schied zwischen männlichem und weib-lichem Führungsverhalten bei sich oderIhrem Umfeld? Oder ist das eher eineMediendebatte?

Weltweite Prüfung und Zertifizierung von Windenergieanlagen © TÜV Süd Industrie Services GmbH

RauchDie landläufige Vorstellung von Führungs-verhalten ist durch maskuline Eigenschaf-ten geprägt, da über lange Zeit die Füh-rungspositionen fast nur durch Männerausgefüllt wurden. Eher weibliche Füh-rungsqualitäten wie Kommunikationsstärkeoder Einbeziehung unterschiedlicher Sicht-weisen kommen dabei meistens zu kurz.Aktuelle Studien zeigen, dass gemischteTeams gerade deshalb stärker sind, weildie Teammitglieder ihre geschlechtsste-reotypischen Eigenschaften einbringen.Generell gibt es sicherlich Menschen, diesehr feminine oder maskuline Züge aufwei-sen, was in einem solchen Zusammenhangfür mich aber keine Rolle spielt, da es aufdie Person als solche und nicht auf dasGeschlecht ankommen sollte.

»In Deutschland und bei TÜV Südstehen die Befähigung oder das Können

und die Qualität der Arbeit im Vordergrund.«

Marion Rauch

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[Umrisse] [47

WiederspahnWie würden Sie Ihren eigenen Führungsstilcharakterisieren?

RauchStrukturiert und zielorientiert wäre wohlam treffendsten, weil ich das auch in meiner Tätigkeit sein muss. Und ich setze mehr auf Argumente als auf Hierarchien.

WiederspahnAngesichts Ihrer Tätigkeit, die mit vielenHerausforderungen und nicht wenigenReisen verbunden ist, würde ich nun gernewissen, wie Sie Beruf und Privatlebenvereinbaren.

RauchIch habe es eigentlich immer geschafft,Beruf und Privatleben zu vereinbaren, daich ohne Probleme abschalten und mirdamit gewisse Freiräume verschaffenkann. Ich hatte noch nie das Gefühl, dassich privat irgendetwas verpassen oderausschließlich für den Beruf leben würde.Man muss natürlich ab und an auchGrenzen setzen, aber im Prinzip lässt sich beides, Beruf und Privatleben, sehr gut vereinbaren.

WiederspahnWarum, glauben Sie, begeistern sich inzwi-schen etwas mehr Frauen für Technik undtechnische Studiengänge?

RauchDafür gibt es verschiedene Ursachen. Eineist sicherlich die Öffentlichkeitsarbeit.Diese Berufe sind mittlerweile präsenter,so dass sich ein stärkeres Bewusstsein fürihre Vorzüge entwickelt. Außerdem hatsich, gerade im Bauingenieurwesen, dasSpektrum an Möglichkeiten erweitert. Manmuss nicht mehr im Hoch-, Brücken- oderStraßenbau arbeiten, sondern kann zwi-schen vielen verschiedenen Alternativenwählen. Ein zweiter Grund ist wahrschein-lich, dass die bisher übliche Rollenvertei-lung, die schon in Kindergarten, Grund-schule und Gymnasium beginnt, immerstärker aufgebrochen wird und Frauen intechnischen Berufen heute eine ganzandere Anerkennung erfahren.

WiederspahnDie meisten, die später ein technikorien-tiertes Studium wählen, haben in derSchule bereits Leistungskurse in Mathe-matik oder Physik belegt. Sie sind derAuffassung, dass der Zugang zur und die Vermittlung von Mathematik als einerder üblichen »Vorstufen« inzwischengeschlechtsneutral(er) erfolgt?

RauchIch würde es gar nicht so sehr am Zugangzur Mathematik festmachen, sondern eheran der ersten Prägung durch die Betreuerim Kindergarten und den Lehrern in derGrundschule. Wenn sie ihr Fach spannendvermitteln, ist ein Großteil der Kinder anRechnen oder Mathematik interessiert.Außerdem spielt natürlich auch die fami-liäre Prägung eine wichtige Rolle: Die meisten Kinder versuchen im frühen Alter,ihren Eltern nachzueifern. Und weil inzwi-schen viel mehr Frauen in technischenBereichen tätig sind, kommt letztlich eines zum anderen.

WiederspahnUnd zum Schluss aus aktuellem Anlass dieFrage: Wie beurteilen Sie das Vorhaben,eine Frauenquote gesetzlich einzuführen?

RauchDavon halte ich wenig. So finde ich schondie bei Stellenausschreibungen im Hoch-schulbereich gängige Formulierung, dassFrauen und Behinderte bei gleicher Quali-fikation bevorzugt werden, nicht sehrglücklich. Eigentlich macht man es Frauenund Behinderten damit viel schwerer, dadie Gleichwertigkeit in der Beurteilungfehlt und man durch eine solche Bevor-zugung eher nach Möglichkeiten sucht,sie ablehnen zu können. Im Prinzip solltenach Können und Fähigkeiten entschie-den werden und nicht nach der Zugehö-rigkeit zu einem bestimmten Geschlecht.Zumindest die erste Generation mit diesergesetzlichen Regelung wird es daher nichteinfach haben, weil immer die Frage imRaum stehen dürfte, welche Kriterienbei einer Bewerbung tatsächlich zurAnwendung kommen.

WiederspahnIch bedanke mich sehr herzlich für diesesGespräch.

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[Umrisse]48]

WiederspahnSie sind relativ jung und arbeiten in einemBereich, der zumindest früher als eine»klassische« Männerdomäne bezeichnetwurde. Hatten oder haben auch Sie dasGefühl, in einem sogenannten Männer-beruf tätig zu sein?

HoltermanBei uns im Unternehmen sind fast nurMänner beschäftigt, sowohl in der Werk-statt bzw. Fertigung als auch hier oben imtechnischen Büro. Und das merkt manschon. Wenn ich zum Beispiel in die Werk-statt gegangen bin, haben sich erst einmalalle umgedreht. Mittlerweile kennen siemich ja, aber am Anfang war das noch so.

»Vorrede« Unter Bauwerksschutzsystemen verstehtman Fahrbahnübergangs-, Lager- undDämpferkonstruktionen, die überwiegendbei Brückenbauwerken, vielen Hochhäu-sern und (anderen) erdbebengefährdetenGebäuden zum Einsatz kommen – und zueinem sehr großen Teil von dem in Mün-chen ansässigen Weltmarktführer, derMaurer Söhne GmbH & Co. KG, konzipiertund hergestellt werden. Ein solches Unter-nehmen mit einer Vielzahl an Projekten imIn- und Ausland benötigt natürlich Nach-wuchs und beschäftigt infolgedessen auchjunge Ingenieurinnen und Ingenieure inEntwicklung, technischem Büro und Ver-trieb. Eine von ihnen ist M. Sc. Livia Holter-man, mit der sich Michael WiederspahnEnde November zu einem Gespräch anihrem »Arbeitsort« traf.

Ich hatte eigentlich nie Probleme. Die Ingenieurin Livia Holterman im Gespräch

M. Sc. Livia Holterman© Maurer Söhne GmbH & Co. KG

WiederspahnUm kurz nachzuhaken: Wie viele Frauensind denn bei Maurer Söhne beschäftigt?

HoltermanIm technischen Büro war ich bislang dieeinzige Ingenieurin, vor einem halben Jahrwurde noch eine zweite eingestellt. In der Entwicklung arbeiten zwei Ingenieu-rinnen und im Vertrieb eine. Ansonsten gibt es noch Frauen im kaufmännischenBereich, Assistentinnen usw.

Offshore-Windpark mit Elastomerlagern © Maurer Söhne GmbH & Co. KG

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[Umrisse] [49

WiederspahnWenn ich richtig informiert bin, hat MaurerSöhne ungefähr 350 und die Muttergesell-schaft etwa 540 Mitarbeiter. Das heißt, derAnteil an Frauen beträgt ca. 1 % …

HoltermanEtwas größer ist er schon. Wenn man dieAssistentinnen hinzurechnet sind es fast 10 %.

WiederspahnWas waren die entscheidenden Gründe fürIhren Studienwunsch bzw. Ihre spätereBerufsentscheidung?

HoltermanIn der Schule habe ich mich bereits fürMathematik und Physik begeistert. Nachdem Abitur bin ich dann zunächst nachSchweden gezogen, um die Sprache zu lernen …

WiederspahnNach Schweden? Das ist ja nicht unbe-dingt die übliche Wahl, wenn man einenAuslandsaufenthalt plant …

HoltermanMeine Oma lebte in Schweden, und wirhaben dort viele Urlaube verbracht, außer-dem bin ich während dieser Zeit samstagsin eine schwedische Schule gegangen. Ichkonnte daher einigermaßen Schwedischund hatte den Wunsch, die Sprache jetztnoch richtig zu lernen. Also habe ich dortzunächst einen Sprachkurs absolviert und nach einem halben Jahr die Prüfungbestanden, so dass ich auch in Schwedenstudieren durfte, was eigentlich nichtmeine Absicht war …

WiederspahnSie sind also nicht nach Deutschlandzurückgekehrt, sondern haben in Schwe-den studiert …

HoltermanDas hat sich so ergeben. Im Prinzip wussteich noch nicht genau, welche Richtung ichletztlich einschlagen sollte, Lehrerin wollteich jedenfalls nicht werden. Ich habe dannvon dem Studiengang »Technische Mathe-matik« erfahren, der Kurse in Bauinge-nieurwesen und Maschinenbau beinhaltet,und dachte, das möchte ich einfach aus-probieren: ein Ingenieurstudium mit einbisschen mehr Mathematik. Und so bin ich insgesamt sieben Jahre in Schwedengeblieben.

WiederspahnDass Sie im Ausland studiert haben, findeich ausgesprochen interessant, und es war für Sie sicherlich sehr bereichernd.Wurde Ihr schwedischer Abschluss hier in Deutschland problemlos anerkannt?

HoltermanJa und nein. Ich habe mit dem Master ofScience (M. Sc.) abgeschlossen, der mitt-lerweile europaweit eingeführt ist. Da ichaber eine der Ersten mit diesem Abschlusswar, bin ich anfangs noch auf ein bisschenUnverständnis gestoßen. Außerdem wurdeich bei einigen Vorstellungsgesprächengefragt, ob ich denn Maschinenbau stu-diert hätte, da ein Fach wie TechnischeMathematik hier keinem etwas sagte.Ansonsten hatte ich jedoch keine Schwie-rigkeiten, die gemeinsame Sprache derIngenieure ist ja ohnehin die Mathematik.

WiederspahnWelchen Wunsch hatten Sie nach IhremStudium? Wollten Sie »direkt« bei MauerSöhne arbeiten? Und wie kam es dazu, gab es eine Stellenausschreibung, odersind Sie vermittelt worden?

HoltermanJa, es gab ein Stellenangebot, auf das ichmich beworben habe. Zuvor hatte ich michsowohl in Schweden als auch in Österreichund der Schweiz ein bisschen umgeschaut –und bin nun schließlich wieder in München»gelandet«, wo ich herkomme.

Schornsteinmessung als (eine) Aufgabe© Maurer Söhne GmbH & Co. KG

»In der Schule habe ich mich bereits für Mathematik und Physik begeistert.«

Livia Holterman

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[Umrisse]50]

WiederspahnDa nicht alle Leser der [Umrisse] wissenwerden, wie im Fall von Bauwerksschutz-systemen die Projektbearbeitung erfolgt,möchte ich Sie bitten, Ihr Aufgabengebietkurz zu beschreiben.

HoltermanDas verläuft bei einem relativ einfachenProjekt folgendermaßen: Jede Person imtechnischen Büro erhält einen Auftrag, den sie alleine bearbeitet. Das heißt, zu-erst muss man die statische Berechnungerstellen, danach die Zeichnungen anfer-tigen und an den Kunden weiterreichen.Sobald die Genehmigung vorliegt, werdenFertigungszeichnungen für die Werkstatterstellt und dann beginnt die Produktion. In komplizierteren Fällen, wenn es sich beispielsweise um Sonderkonstruktionenhandelt, kommt die entsprechende Projekt-leitung hinzu und sind bisweilen auch expe-rimentelle Untersuchungen notwendig. So war ich erst vor kurzem in San Diego an der dortigen Universität, um Lagertesten zu lassen. Darüber sind natürlichKundengespräche zu führen, Fragen mitdem Einkauf und dem Versand zu klärensowie mit der Materialprüfanstalt zu kommunizieren.

WiederspahnNennen Sie doch bitte ein, zwei oder dreidieser größeren Projekte, an denen Siegearbeitet haben oder gerade arbeiten.

HoltermanEiner dieser Aufträge ist ein Hochhaus inAserbaidschan, bei dem erhebliche wind-induzierte Schwingungen auftreten unddeshalb ein sogenanntes Pendel einge-setzt werden muss, und ein anderer dieneue Moschee in Algier.

Socar Tower in Baku: Baustelle und künftiges Erscheinungsbild© Maurer Söhne GmbH & Co. KG

WiederspahnAnknüpfend an die Anfangsfrage, würdemich nun interessieren, ob Sie den Ein-druck gewonnen haben, dass heute mehrFrauen als früher in Ihrem Bereich tätigsind?

HoltermanDas ist schwer zu sagen, weil ich erst fünf Jahre hier arbeite, und in diesen fünfJahren habe ich in meinem Bereich keinegroßen Veränderungen bemerkt, außer,dass ich im technischen Büro noch eineKollegin bekommen habe.

WiederspahnHaben Sie vielleicht einen Wechsel in derWahrnehmung Ihres Berufsbildes erlebt?Ist es für Sie als Frau beispielsweise ein-facher geworden, sich in einer Branche zu bewegen, in der überwiegend Männeranzutreffen sind?

HoltermanNein, das ist im Grunde recht gleichblei-bend gewesen. Ich hatte eigentlich nieProbleme. Als Frau habe ich vielleichtsogar den Vorteil, dass mir gerne etwaserklärt, mir eher weitergeholfen wird alseinem männlichen Kollegen. Wenn ichallerdings in Länder wie die Türkei gefah-ren bin, hatte ich schon das Gefühl, ichwerde nicht unbedingt ernst genommen.Aber auch das hat sich nicht geändert.

Material- und Funktionsprüfung an der Universität von San Diego© Maurer Söhne GmbH & Co. KG

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[Umrisse] [51

WiederspahnUnd wie erleben Sie im Alltag das Mitein-ander von männlichen und weiblichen Mit-arbeitern? Ist die Atmosphäre bei MaurerSöhne sehr kollegial, oder spielt es (doch)eine Rolle, dass Sie eine Frau sind?

HoltermanBeides, die Stimmung und das Miteinander,sind sehr gut. Ich könnte mir eher vorstel-len, dass es schwieriger werden würde,wenn es hier viele Frauen gäbe: Stichwort»Zickenkrieg«.

WiederspahnGab es eigentlich je eine Phase oder einenMoment, in der oder dem Sie Ihre Studien-und damit spätere Berufswahl bedauerthaben?

HoltermanManchmal bedauere ich, nicht Bauinge-nieurwesen studiert zu haben, da das Fach»Technische Mathematik« doch sehr theo-riegeprägt war. Ich habe natürlich gelernt,Probleme zu lösen und logisch zu denken,aber der Praxisbezug wäre stärker gewe-sen. Als ich beispielsweise zum ersten MalSchraubenverbindungen berechnen sollte,musste ich mir das erst aneignen.

WiederspahnIhr Beruf macht Ihnen Spaß. Warum, glauben Sie, interessieren sich bis heute(dennoch) mehr Männer als Frauen für eintechnisches Studium oder eine technik-orientierte Ausbildung?

HoltermanGute Frage. Wahrscheinlich, weil es denjeweiligen Interessen und auch nochimmer der »Tradition« entspricht. So sindbis heute alle überrascht, wenn ich sage,dass ich Ingenieurin bin.

WiederspahnGilt das ebenso für Schweden? Hatten Sieviele Kommilitoninnen?

HoltermanEs war ein neues und deshalb ziemlichkleines Fachgebiet mit ca. 40–45 Studenten,davon sechs oder sieben Frauen. Einigevon ihnen haben nach dem ersten Jahrallerdings aufgehört, der Anteil an Frauenwar also relativ gering.

WiederspahnSie verantworten, wie bereits von Ihnenerwähnt, einige Projekte von hohemSchwierigkeitsgrad, die Reisen erfordern.Wie vereinbaren Sie dementsprechendBeruf und Privatleben?

HoltermanIm Prinzip geht das sehr gut. Was ich aberschwierig finde, ist, wenn ein Termin immerwieder verschoben wird und man nichtweiß, wann genau er eingeplant werdenmuss. Abgesehen davon, lassen sich Berufund Privatleben hier sehr gut vereinbaren.

WiederspahnSie reisen gerne und begeistern sich offenkundig für Sprachen. Welche Hobbyshaben Sie außerdem?

HoltermanSport, wenn es irgendwie zeitlich passt,was in den letzten Wochen wegen derArbeit aber leider ein bisschen zu kurzgekommen ist. Ich gehe zum Beispiel häufig zum Bergsteigen, fahre gerne Skiund spiele hier in der Firma Fußball – alseinzige Frau.

WiederspahnBei Maurer Söhne wird Fußball gespielt?

HoltermanJa, wir haben eine Mannschaft, die immerdienstags trainiert, allerdings nur im Som-mer. Wir spielen dann zum Beispiel gegenrussische Kunden, die entweder zu unskommen, was seltener der Fall ist, oder wir fahren nach St. Petersburg. Zuletztwaren wir übrigens in Sotschi.

WiederspahnKönnen Sie sich vorstellen, was in Ihremjungen Alter durchaus naheliegt, beruflichirgendwann etwas Neues auszuprobieren,das Unternehmen oder den Tätigkeits-bereich zu wechseln?

HoltermanIch habe einen sehr interessanten Berufmit viel Verantwortung und Jobs überallauf der Welt, der mir großen Spaß macht.Da ich aber auch an Fremdsprachen inter-essiert bin, würde ich mir insbesonderewünschen, neben den Kundengesprächenin Englisch auch mein Schwedisch wiederanwenden zu dürfen, damit ich nicht ausder Übung komme. Ein bisschen »aufstei-gen« könnte ich mir ebenfalls vorstellen.

WiederspahnFrau Holterman, für dieses Gesprächmöchte ich mich ganz herzlich bedanken.

Modell der Moschee in Algier © Maurer Söhne GmbH & Co. KG

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Mir macht genau das Spaß! Ein Interview mit der Bauingenieurin Kathrin Marx

Hölcke-JungFrau Marx, was waren die entscheidendenGründe für Ihren Studienwunsch bzw. IhreBerufsentscheidung?

MarxFür mich war bereits als Kind klar, dass ichin Richtung Bauwesen gehen will. Michhaben bautechnische Dinge schon sehrfrüh gereizt. Nach diversen Praktika inBauunternehmen und in Architekturbürosstand dann mein Berufswunsch fest: Ichwollte unbedingt Bauingenieurin werden.Die Herstellung von Bauwerken, mit allem,was dazugehört, hatte es mir angetan.

EinleitungMit einem freundlichen Hallo und einemfesten Händedruck begrüßt uns KathrinMarx, Projektleiterin bei der Riga MainzGmbH & Co. KG, zum Interview. Die jungeDame, gerade einmal 30 Jahre alt, ist seitvier Jahren in diesem Unternehmen unddamit für eine Firma tätig, die europaweitKranarbeiten für die verschiedensten Auftraggeber plant und ausführt. NachBeendigung ihres Studiums zur Bauinge-nieurin an der Fachhochschule Mainzbewarb sie sich auf eine vakante Stelle bei Riga – und wurde umgehend engagiert.Über ihren Werdegang, ihr Selbstverständ-nis und ihre Ziele sprach sie im Novembermit der Journalistin Jutta Hölcke-Jung, die im Auftrag der [Umrisse] nach Mainzgefahren war.

Dipl.-Ing. (FH) Kathrin Marx© Sascha Kopp

Hölcke-JungHaben Ihre Eltern, die beide selbständigsind, Ihre Entscheidung begrüßt?

MarxMeine Eltern haben meine Entscheidungbegrüßt und unterstützt. Außerdem habenmir meine Eltern vorgelebt, dass auch eineFrau problemlos Chefin von Männern seinkann.

»Der Beruf bietet große Entfaltungsmöglichkeiten.«

Kathrin Marx

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Hölcke-JungHaben Sie Geschwister?

Marx Nein, aber meine Eltern waren sehr offen.Meine Mutter hat mir bewusst auch tech-nische Spielzeuge gekauft, um mir dieMöglichkeit zu geben, meine Interessenkennenzulernen. Genauso durfte ich musi-sche, kreative und sportliche Bereichekennenlernen. Ich hatte männliche undweibliche Freunde als Kind, die wiederumandere Spielzeuge als ich hatten. Deshalbhabe ich viele verschiedene Dinge ken-nengelernt. Das war sehr spannend fürmich. Im Übrigen: Auch gesellschaftlichbetrachtet, wird der »Männerberuf« jaheute in Anführungszeichen gesetzt. WieSie wissen, bewegt sich Riga auf Groß-baustellen, da gibt es zwar immer vieleMänner, die am Zaun stehen und zusehen,aber ich beobachte, dass es genauso die Frauen sind, die zuschauen. Bei denArbeiten am Dom in Mainz zum Beispiel,da waren immer auch unglaublich vieleFrauen, die die Baustelle einfach faszinie-rend fanden und mich auf die technischenAspekte angesprochen haben.

Hölcke-JungHatten Sie je das Gefühl, in einem soge-nannten Männerberuf tätig zu sein?

MarxIch würde meinen Beruf nicht als Männer-beruf bezeichnen. Ich bin für ein Denken in Rollen oder Klischees nicht so zu haben.In meiner Position und in meinem Berufs-feld gibt es leider kaum Frauen. Ein Män-nerberuf ist meine Tätigkeit jedoch nicht,ich verrichte ja keine körperliche Arbeit,über die man sagen könnte, Männer seienwegen ihres Körperbaus besser geeignet.Technikbegabt sind Frauen ja genauso wieMänner. Es ist allerdings schade, dass esbislang nicht noch mehr Bauingenieurin-nen gibt. Ich hoffe, dies wird sich baldändern.

Hölcke-JungWas genau müsste sich denn ändern?

MarxDass mein Beruf als »Männerberuf«bezeichnet wird. Das Katalogisieren von»Männerberuf« und »Frauenberuf« solltewegfallen. Und vor allem brauchen wirmehr Vorbilder.

Hölcke-JungEs bräuchte mehr Unterstützung seitensSchule oder Elternhaus, oder wie und wosehen Sie die Unterstützung für Frauen, die fehlt?

Marx Man sollte schon den Kindern die Möglich-keit geben, alle Bereiche kennenzulernen.Mädchen sollten auch mit Autos, mit Bau-klötzen und Lego-Technik spielen – und dieJungs umgekehrt mit Puppen oder Spiel-küchen. Also ich finde, wenn alles offenergehandhabt werden würde, könnte sichjeder den Beruf aussuchen, der ihm tat-sächlich liegt: frei wählen, unabhängig vonKlischees. Auch in der Schule sollten diewirklichen Fähigkeiten und Begabungender Kinder individuell ausgelotet und gefördert werden.

Hölcke-JungWie Sie bereits vorhin sagten, war für Sieschon sehr früh klar, dass Sie in den tech-nischen Bereich gehen wollten. Und beiRiga sind Sie mit der Großprojektplanungbefasst?

MarxGenau, ich arbeite im Team zusammen mitUwe Langer, dem technischen Geschäfts-führer von Riga. Ich bin für die kompletteProjektabwicklung verantwortlich, von der Erhebung des Bedarfs und Auftrags-volumens über die konkrete Planung undBauleitung bis hin zur Zusammenstellungder Positionen für die Abschlussrechnung.

Hölcke-JungWie viele Personen sind bei Riga beschäf-tigt?

MarxInsgesamt 80, wobei der Großteil Kran-führer und Lkw-Fahrer sind. Im Büro sindwir ca. 15 Mitarbeiter.

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Hölcke-JungWas genau haben Sie eigentlich studiert?In welche Richtung haben Sie sich spezia-lisiert?

MarxIch habe Bauingenieurwesen studiert.Spezialisiert habe ich mich im BereichBaubetrieb, das heißt auch auf vertrag-liche und rechtliche Aspekte, sowie dieBetriebswirtschaft, Organisation und Logistik.

Hölcke-JungIch habe mich gefragt, wie Sie zu IhrerQualifikation und Ihrem Interesse gekom-men sind, für genau dieses Unternehmentätig zu sein und somit in einem Bereich,der doch relativ speziell ist für eine Bauin-genieurin.

MarxIch wollte schon immer Bauleitung machen.Und das ist hier möglich. Früher wollte ich,wie man sich das Bauingenieurweseneben so vorstellt, Hochbauten errichten.Dann habe ich die Stellenanzeige entdecktund mein Interesse wurde geweckt. Aufmeine Bewerbung hin habe ich mich vor-gestellt und wurde in kürzester Zeit ein-gestellt. Ich komme durch meine jetzigeArbeit in verschiedene Branchen, zum Beispiel Brückenbau, Chemieindustrie oder auch, wie im Sommer 2013, Aus-tausch der Mainzer Domspitze. Das findeich unglaublich spannend und vielseitig.Mir macht genau das Spaß!

[Umrisse]54]

Hölcke-JungUnd wie hat das Unternehmen Riga aufIhre Bewerbung reagiert, war es einThema, dass Sie als Frau sich beworbenhaben?

MarxNein, das war kein Problem und keinThema. Gar nicht.

Hölcke-JungGab es viele männliche Mitbewerber?

MarxIch weiß es nicht. Ich habe auch nichtnachgefragt, aber wahrscheinlich schon.

Hölcke-JungGab oder gibt es in Ihrem Bereich einenMangel an qualifizierten Absolventinnenund Absolventen?

Marx Das würde ich nicht sagen. Nach dem Stu-dium musste ich mich in vieler Hinsicht jaüberhaupt erst weiterqualifizieren: Vieles,was ich jetzt hier mache, war in meinemStudium kein Thema. Das Studium vermit-telt Basiswissen in ganz vielen Bereichenvom Straßen- und Gleisbau, Hoch- undTiefbau, von der Tragwerksplanung und der Abfall- und Wasserwirtschaft bis hinzum Baubetrieb. Wie es in jedem Beruf ist,muss man sich bei seinem Arbeitgeber einarbeiten und sich Spezialwissen aneignen.

Hölcke-JungIm Berufsalltag kommen Sie, wie bereitserwähnt, gut klar mit den männlichen und weiblichen Kollegen und Geschäfts-partnern. Aber ist es Ihnen auch schonpassiert, dass jemand gesagt hat: »Waswill denn die Kleine hier?« Oder, andersgefragt: Hatten oder haben Sie gegen Vorurteile anzukämpfen?

MarxNein. Manche stolpern vielleicht zunächstüber mein Alter, aber von meiner fach-lichen Kompetenz sind dann alle schnellüberzeugt.

Hölcke-JungSehen Sie den vieldiskutierten Unterschiedzwischen männlichem und weiblichemFührungsverhalten in ihrem beruflichenUmfeld? Oder ist das eher eine Medien-debatte?

MarxDa ich wenige Vergleichsmöglichkeitenhabe, kann ich nur von mir sprechen. Ichwerde aufgrund meiner fachlichen Quali-fikation, sozialen Kompetenz und der Wert-schätzung, die ich meinen Mitarbeiternentgegenbringe, sehr geachtet und ebenso wertgeschätzt.

»Männer zeigen sich eher von sich überzeugt, und Frauen sind selbstkritischer.

Viele Frauen besitzen dafür oft mehr soziale Kompetenzen als einige Männer.«

Kathrin Marx

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Dom in Mainz: Projektleitung der Kranarbeiten © Sascha Kopp

Kathrin Marx

Hölcke-JungSie glauben nicht, dass es in der Kommu-nikation einen Unterschied gibt?

MarxDoch, manche Frauen sagen eher »Ichglaube« oder »Ich denke«, während man-che Männer zu Formulierungen wie »Esstimmt« und »Es ist so« greifen. Männerzeigen sich eher von sich überzeugt, undFrauen sind selbstkritischer. Viele Frauenbesitzen dafür oft mehr soziale Kompeten-zen als einige Männer. Dies lässt sich aber wiederum nicht über einen Kammscheren.

Hölcke-JungSie fahren heute noch nach Hamburgwegen eines neuen Projekts, da werdenSie sicher mehr Männer als Frauen vorsich haben. Bringt es auch Vorteile, dassSie eine Frau sind?

MarxDas kann ich nicht bestätigen, ich habezumindest noch nie bewusst wahrgenom-men, dass ich irgendeinen Vorteil hätteoder bekäme. Ich würde eher sagen, manwird vielleicht eher getestet.

Hölcke-JungUnd was wäre Ihr großes Ziel, was möch-ten Sie noch erreichen in Ihrem Beruf?Haben Sie eine Vorstellung, von der Sie sagen, das würde ich gerne noch realisieren, da will ich hin?

MarxTolle Projekte mache ich schon. Jedesneue Projekt fasziniert mich, und ich gebemein Bestes. Ich kann mir auch vorstellen,irgendwann mein Wissen weiterzugebenund Menschen in Führungspositionen zucoachen.

Hölcke-JungAbschließend die Frage: Würden Siejungen Frauen zu dem Beruf der Bau-ingenieurin raten?

MarxJa, wenn die persönlichen Voraussetzun-gen gegeben sind. Der Beruf bietet großeEntfaltungsmöglichkeiten, und die Bezah-lung ist sicher besser als in den soge-nannten Frauenberufen.

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In den ZwischenräumenDie aktuelle Ausstellung »Architektinnen inSalzburg. Eine Spurensuche« der InitiativeArchitektur Salzburg verfolgt einen biogra-phischen Ansatz, mit dem Ziel, aus einerregionalen Perspektive die Leistungen vonFrauen auf dem Gebiet der Architektur dar-zustellen. Die feinmaschige, mikrohistori-sche Untersuchung regionaler oder lokalerPhänomene ist in der Geschichtsschrei-bung durch die Arbeiten Emmanuel Le RoyLaduries, Carlo Ginzburgs und, im Hinblickauf den geographischen Rahmen diesesTextes, durch die Forschungen von ErnstHanisch begründet. Mit Blick auf die Leistungen von Frauen in der Architekturerscheint ein mikrohistorischer Ansatzbesonders ergiebig, denn am Umstand,dass die bislang geschriebene Architektur-geschichte von Männer dominiert wird,führt kein Weg vorbei. In einschlägigenHandbüchern kommen Architektinnenkaum und meist nur in Randbemerkungenoder Fußnoten vor. Selbst regionale Antho-logien spiegeln diese Sichtweise wider. So führt das im Jahr 2001 herausgegebeneSalzburger Kulturlexikon keine einzigeArchitektin auf. Erst wenn man den Blickauf die Zwischenräume und Randzonenrichtet, kleinere Beiträge würdigt, dieStrukturen der Architekturbüros analysiertund so die Mikroverhältnisse der Architek-turproduktion untersucht, wird der Anteilvon Frauen in diesem Metier allmählichsichtbar.

Architektinnen in Salzburg Reslutat(e) einer Spurensuche

Historisch betrachtet, war Frauen derZugang zum »Männerberuf« des Architek-ten lange verschlossen. In Österreich durf-ten Frauen erst ab 1919 an einer Techni-schen Hochschule Architektur studieren,die Akademie der bildenden Künste erlaubteFrauen das Studium ab dem Wintersemes-ter 1920. An der KunstgewerbeschuleWien, der späteren Hochschule für Ange-wandte Kunst und heutigen Universität,konnten sie bereits etwas früher eine Ausbildung zur Architektin beginnen: Dieersten Absolventinnen waren 1916 ElisabethNiessen bei Heinrich Tessenow und 1919Margarethe (Schütte-)Lihotzky bei OskarStrnad. In Deutschland war es Frauenimmerhin seit 1909 offiziell möglich, Archi-tektur zu studieren. Aber auch als die Zu-gangsmöglichkeiten zum Studium bestan-den, wurde weiterhin darüber diskutiert, ob Frauen den Anforderungen des Fachsjemals gewachsen sein würden. Ihr Berufseinstieg war ebenfalls mehr als hürdenreich. Dies gilt interessanter-weise verstärkt ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, als der erfolgreicheAbschluss eines Architekturstudiums kei-neswegs mehr mit dem nahtlosen Einstiegins Berufsleben einherging. So ist in Öster-reich nach wie vor die Ziviltechnikerprü-fung für die Verleihung einer Planungs-befugnis zwingend erforderlich. Eine derKriterien für die Zulassung zur Prüfung sind drei, früher sogar fünf Jahre Berufs-

praxis als Angestellte in einem Architektur-büro, wobei ausdrücklich nur die Jahrenach dem Diplom zählen. Für Frauen bedeu-tet das, dass sie die erforderlichen Ange-stelltenjahre, Stichwort »Babypause«, nur schwer erreichen und damit die auf-wendige sowie kostenintensive Ziviltech-nikerprüfung seltener ablegen. So bleibtdie Arbeit von Architektinnen oft eine anonyme in den von Männern geführten Büros, nicht selten jenen ihrer Ehemänner.

Neue Generationen, neue Konzepte Gegenwärtig, in der Generation der seit1960 geborenen Architektinnen, scheintsich diese Situation zu verändern. Nichtnur weil bereits mehr Frauen als MännerArchitektur studieren, sondern auch weiljunge Architekturbüros vermehrt untereinem griffigen Gruppennamen auftreten:Unter dem gemeinsamen Dach agierenweibliche und männliche Akteure gleich-rangig. Die Rollen innerhalb der Teamswerden – das bestätigt zumindest die persönliche Wahrnehmung – nach denindividuellen Fähigkeiten verteilt. Entwurf,Ausführungsplanung, Bauleitungskompe-tenz, Verhandlungsgeschick und Manage-mentqualitäten werden nicht entlang vonGeschlechterbildern, sondern aufgrund der jeweiligen Talente wahrgenommen.Problematisch erscheint, dass in solchennach dem Muster von Pop-Bands arran-gierten Teams nicht nur der Selbstausbeu-tung kaum Grenzen gesetzt sind, sondernbeim Ausscheiden von Partnern oder der Auflösung solcher Gruppierungen die Gleichrangigkeit der Geschlechtergegeben sein muss.

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Neue Perspektive, neuer Zugang Im Hinblick auf die Tatsache, dass Archi-tektinnen in Salzburg im öffentlichenBewusstsein wenig verankert sind, ist esüberraschend, dass derart viele Werke von Frauen existieren. Eine Architektur-geschichte unter weiblicher Perspektiveverlangt generell einen anderen Blick auf die Architektur. Es sind häufig die privatenRäume, die Architektinnen gestalten, unddie privaten Bauherren, für die sie arbei-ten. Gleichzeitig sind es aber auch die konkreten Rückzüge ins Private, die ihre Biographien als bruchstückhafterscheinen lassen. Für die Sichtung des recherchierten Mate-rials und das Ausstellungskonzept wurdeeine doppelte Dreifachstruktur entwickelt.Vorausgeschickt sei, dass in der Präsen-tation die Ränder der Disziplin gleichfallsBerücksichtigung finden. So sind hiergenauso Landschaftsarchitektinnen, eineRaumplanerin und eine Baumeisterin ver-treten. Insgesamt werden 22 Planerinnenausführlich und weitere 32 in einer »Time-line« in Form von Kurzbiographien vorge-stellt. Hierfür erfolgte eine Einteilung in dreiGenerationen, eine mit Geburtsdatum vor1930, eine zweite Generation bis 1960 undeine dritte mit Geburtsdatum nach 1960.Die Herkunft der Architektinnen wurdeebenfalls in eine Trias gegliedert: in Frauenmit Lebens- und Arbeitsmittelpunkt in Salz-burg, in solche, die in Salzburg geborenwurden, ihren Berufsschwerpunkt jedochan anderen Orten haben, und in Architek-tinnen, die mit Salzburg durch eines odermehrere ihrer Werke in Verbindung stehen.

Beispielhafte Biografien und ProjekteHilda Crozzoli-Bandian (1900–1972) istnachweislich die erste Absolventin imFach Hochbau an der Staatsgewerbe-schule in Salzburg. Die Tochter eines Maurermeisters mit friaulanischen Wurzelnmaturierte dort 1921 und legte 1927 alserste Frau in Österreich die Baumeister-prüfung ab. Sie baute nach dem plötzlichenTod ihres Vaters die insolvente Baufirmawieder auf, eine Leistung, die im ökonomi-schen Umfeld der 1920er Jahre wohl nichthoch genug bewertet werden kann. Mitihrem Ehemann Richard Bandian, der ein Jahr nach ihr die Matura ablegte undbei Peter Behrens Architektur studierte,errichtete sie zahlreiche Gebäude in Salz-burg. Sie plante aber auch in Eigenverant-wortung oder setzte Bauten mit anderenArchitekten um. Der bekanntesten österreichischen Archi-tektin, Margarethe Schütte-Lihotzky (1897–2000), gelang es nie, für die Stadt Salzburgzu bauen. Ihr Entwurf eines Denkmals fürdie Opfer des Nationalsozialismus bliebunrealisiert. In der Stadtgemeinde Rad-stadt im Salzburger Land hingegen gibt esein wenig bekanntes Wohnhaus von ihr,das sie 1950 für ihre Schwester entwarfund wo sie regelmäßig die Sommerfrischeverbrachte. Es steht heute unter Denkmal-schutz. Radstadt erwies ihr außerdemRespekt, indem die Stadt anlässlich ihres100. Geburtstages einen Platz nach ihrbenannte.

Anna-Lülja Praun, geborene Simidoff(1906–2004), eine der schillerndsten Figu-ren der österreichischen Architekturszenedes vorigen Jahrhunderts, hatte äußerstvielfältige Beziehungen zu Salzburg. Siestudierte in Graz Architektur, wo sie 1939ihr Diplom ablegte. Zuvor arbeitete siebereits an Holzmeisters Festspielhaus inSalzburg mit. Praun, die ausschließlich fürAuftraggeber arbeitete, denen sie auch privat verbunden war, entwarf auf die individuellen Bedürfnisse der Klienten hin abgestimmte Möbel, zum Beispiel für Alfred Brendel, Herbert von Karajan,György Ligeti oder den Unternehmer Wolf-gang Denzel. In Salzburg plante sie dieGalerie Sailer (heute: Galerie Budja) undfür die »Gruppe H« um die bekannte Kera-mikerin Gudrun Baudisch ein Geschäfts-lokal. Für die Eigentümer der Galerie Saileradaptierte sie außerdem deren Haus amOffingerweg in Morzg, das sie mit exklu-siven, von ihr gestalteten Möbeln einrichtete.

Maturaklasse der Staatsgewerbeschule von 1921; Bildmitte: Hilda Crozzoli© Archiv der Stadt Salzburg

Anna-Lülja Praun© Initiative Architektur Salzburg

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Eine weitere Pionierin ist die 1926 in See-kirchen geborene Helma Schimke. Sieabsolvierte wie Hilda Crozzoli die Staats-gewerbeschule und studierte an der Aka-demie der bildenden Künste bei ClemensHolzmeister Architektur. Schimke, die inBergsteigerkreisen hohes Ansehen genießt,wird in der aktuellen Ausstellung erstmalsals freiberufliche Architektin gewürdigt.Mit Bergsteigergrößen wie MarcusSchmuck, Hermann Buhl oder Rudolf Bardodej meisterte sie die schwierigstenKlettertouren und gilt als Vorreiterin desFrauenkletterns. Für Rudolf Bardodej,selbst Bauingenieur, und seine Frau entwarf sie in Söllheim bei Salzburg einPrivathaus. Im Zuge des Wiederaufbaues des im Kriegzerstörten Kaigassen-Viertels in Salzburgentwarf die 1912 in Wien geborene und1970 in Salzburg verstorbene ArchitektinLionore Regnier-Perin das ehemalige Bürohaus der Brown-Boveri-Werke (1951). Eines der schönsten Wohnhäuser derModerne in Salzburg stammt zudem von Verena Achammer, geborene Gloor(1927–2012): Puristisch im Materialeinsatz –Backstein, Sichtbeton, Glas und Stahl sinddie bestimmenden Werkstoffe – nutzt die1962 fertiggestellte Villa Kubesch das steil geneigte Grundstück am Fuße desGaisbergs optimal aus.

Von der 1923 geborenen Ingeborg Kromp-Schmidt, die wie Schimke nach wie vor inSalzburg lebt, stammt der Entwurf für denNeubau der Kapelle beim Kloster St. Josefvon 1968, den die Kunsthistorikerin Lise-lotte Eltz-Hoffmann als »eine moderne,durchaus neuartige und zugleich wir-kungsvolle Form kirchlicher Architektur«charakterisiert. Die gebürtige Salzburgerin Roswitha ThenBergh, Jahrgang 1939, studierte in Mün-chen, wo sie auch lange Zeit lebte und dortmit Doris und Ralf Thut – von ihnen stammtdie Wohnanlage am Seitenbachweg inSalzburg – und Thomas Herzog zusam-menarbeitete. In Salzburg hat Then Berghkürzlich ein Doppelhaus in Holzbauweiseerrichtet, das sie selbst mitbewohnt.

Die ebenfalls in Salzburg geborene HeideMühlfellner, Jahrgang 1947, gehört zu denarriviertesten Architektinnen ihrer Heimat-stadt. Mit ihrem Büropartner Reiner Kaschlplante sie zahlreiche Wohnhäuser für viele,teils prominente Klienten sowie größereWohn-, Industrie- und Gewerbebauten,unter anderem für Hale-Electronic sowiedas Institut für Computerwissenschaften.Heide Mühlfellner hat, gemeinsam mitUrsula Spannberger, hohen Anteil an derUmsetzung des »Frauengerechten Wohn-baues« in der Berchtesgadner Straße und leitete die Adaptierung des Residenz-Neugebäudes (Neue Residenz) für dasSalzburg-Museum.

Helma Schimke© Helma Schimke/privat

Innenhof des Salzburg Museums von Heide Mühlfellner © Stefan Zenzmaier

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Die 1956 im dänischen Horsens geboreneUrsula Spannberger ist aus der SalzburgerArchitekturszene nicht wegzudenken. DieUmwandlung einer ehemaligen Druckereiin ein universitäres Forschungs- und Lehr-institut, in das sogenannte ICT & S-Center,sowie eines Gewerbebaus für die Zweckeder Galerie Fotohof (1993) zeugen vonihrem sensiblen Umgang mit vorhandenerBausubstanz. Die im Schweizerischen Neuchâtel gebo-rene Marie-Claude Bétrix, gleichfalls Jahr-gang 1956, respektive das gemeinsam mit ihrem Partner geführte Büro Bétrix &Consolascio verantwortet mit dem Heiz-kraftwerk-Mitte von 2003 eines der mar-kantesten, aber auch umstrittensten Bauwerke der Stadt Salzburg. Den erstenAuftrag erhielt die Architektengemein-schaft durch den Wettbewerb für den Neubau der Rauchgasreinigungsanlagebeim Heizkraftwerk-Mitte (1986), woraussich Folgeprojekte für denselben Bau-herrn ergaben.Die Salzburgerin Christine Lechner, Jahr-gang 1960, und ihr Partner Horst Lechnerwurden 2010 für das eigene Wohn- undAtelierhaus mit dem Architekturpreis desLandes Salzburg ausgezeichnet. DasGebäude, die Aufstockung einer ehema-ligen Werkstätte aus den 1930er Jahren, ist eines der gelungensten Beispiele fürneues Bauen in der Salzburger Altstadt. Maria Flöckner, Jahrgang 1962, eine wei-tere Salzburgerin, die in Wien bei AntonSchweighofer studierte und in seinem Bürotätig war, bekam ebenfalls, in Bürogemein-schaft mit Hermann Schnöll, den Architek-turpreis des Landes Salzburg, und dassogar zweimal. Ihr 2000 in Taxham errich-

teter Kinderhort in Taxham und ein Wohn-haus in Adnet aus dem Jahr 2008 wurdenmit dem Preis gewürdigt. Beim Umbaueines Wohnhauses in Morzg arbeiteteFlöckner präzise die räumlichen Ressour-cen des kubischen Baukörpers heraus undgriff nachdrücklich in das Volumen ein,indem sie eine Zwischendecke entfernteund so die Qualität des Raums vor dieMaximierung der Nutzfläche stellte. Aus dieser jüngsten Generation von Archi-tektinnen sei stellvertretend noch die 1984geborene Julia Körner hervorgehoben, diesich in einer neuen Disziplin der Architekturbewegt. Als hervorragende Mathematike-rin verwendet sie nicht nur Algorithmen,sondern programmiert und schreibt sie zur Erstellung dreidimensionaler Struk-turen.

ICT & S-Center von Ursula Spannberger© Andrew Phelps

Zu ihren jüngsten Arbeiten zählt das 3-D-gedruckte Design »Hybrid Holism« fur Iris van Herpen, Amsterdam, welchesim Juli 2012 bei der Haute-Couture-Moden-schau in Paris sein Debüt feierte. Körner,die seit Oktober 2013 an der University ofCalifornia in Los Angeles unterrichtet,beschäftigt sich eingehend mit digitalerArchitektur und den entsprechendennumerischen Fertigungsmethoden.Die Auswahl der hier vorgestellten Archi-tektinnen vermittelt naturgemäß nur einensubjektiven Eindruck von den mehr als 50 für die Ausstellung recherchierten Bio-graphien. Sie alle zeigen nachdrücklich,dass ein mikrohistorischer Ansatz denBlick auf die Geschichte der Architekturverändert. Dass das gesammelte histori-sche Material noch viele Leerstellen auf-weist, sollte Anreiz sein, diese zu schließen.Zu sehen ist der augenblickliche Stand der Dinge noch bis zum 31. Januar imKünstlerhaus in Salzburg in der Hell-brunner Straße 3.

Dr. Roman Höllbacher Künstlerischer Leiter der

Initiative Architektur Salzburg

Haus F. u. D. von Maria Flöckner© Stefan Zenzmaier

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Aktuell ]

Angebot mit Resonanz Wenn ein bedeutendes Unternehmen wieEiffel Deutschland Stahltechnologie GmbHzu einer Veranstaltung in den eigenenWerkshallen einlädt, dann darf, ja mussman gespannt sein, werden doch fastunweigerlich hohe Erwartungen geweckt –an hervorragende Produkt- und Projekt-präsentationen, an aufschlussreicheFührungen durch Fertigung und Lagersowie an einen lebhaften, ebenso infor-mativen wie kurzweiligen Austausch untersämtlichen Anwesenden. Und all dieseErwartungen konnte der »Tag der Technik«am 23. November in nachgerade exempla-rischer Weise erfüllen, indem er gleicher-maßen fachliche Ein- und Ausblicke wie dieMöglichkeit zum zwanglosen Kommunizie-ren bot. Moderiert von Dipl.-Ing. MichaelWiederspahn, Verlagsgruppe Wiederspahn,und in ausgesprochen anregender, mehrals kollegial zu nennender Atmosphäreablaufend, fanden die einzelnen Program-mpunkte infolgedessen bei den 240 Gästen,Geschäftsfreunden und -partnern, Eiffel-Mitarbeitern und deren Familien großen bisgrößten Anklang.

Zukunftsweisende Entwicklungen im Stahl(brücken)bau »Tag der Technik« von Eiffel Deutschland Stahltechnologie

Perspektiven als ProgrammFür seine Begrüßung hatte Dipl.-Ing. Uwe Heiland, Geschäftsführer von EiffelDeutschland Stahltechnologie GmbH, denTitel »Einfach. Leistung« gewählt und sichdamit für eine Wort- oder Begriffskombina-tion entschieden, in der sich Anspruch undSelbstverständnis dieses Unternehmensausdrücken, die also genau das wider-spiegelt, was hier anzutreffen ist: natürlichKompetenz und Qualitätsbewusstsein, zu-gleich aber Begeisterung und die Bereit-schaft zur Entwicklung von Innovationen,ein breites, kontinuierlich wachsendesSpektrum an Tätigkeitsfeldern und, keines-falls zu vergessen, ein Betriebsklima, dassich im besten Sinne als vorbildlich bezeich-nen lässt. Letzteres explizit zu betonen und als Basis einer Firmenkultur wertzu-schätzen, die man aus Überzeugung prakti-

Dipl.-Ing. Uwe Heiland bei der Begrüßung © Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

Mannigfaltige Gelegenheiten für Gespräche © Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

Eintreffen der ersten Gäste© Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

ziere, da sie eine jede Herausforderung zu bewältigen helfe, war ihm daher aucherkennbar wichtig, wobei er in seiner sehrlaunigen, motivierenden und viel Witzbekundenden Rede nicht minder zu erwäh-nen vergaß, welche Neuerungen und(Groß-)Projekte in den vergangenen Mona-ten gemeinsam realisiert worden waren.Danach übergab er das Mikrophon anDipl.-Ing. Michael Wiederspahn, der nunals Moderator fungierte. Die Einladung zum »Tag der Technik« in Hannover richtete sich an Geschäfts-freunde und -partner sowie die Mitarbeitervon Eiffel und deren Familien – und sie allekamen in großer Zahl, um eine Veranstal-tung zu besuchen, die dank ihres abwechs-lungsreichen Programms mannigfaltigePerspektiven eröffnete und zudem dasZusammengehörigkeitsgefühl bemerkbarzu vertiefen vermochte. Und so gliedertesich die vorgesehene Abfolge gezielt nichtnur in einen fachorientierten Auftakt undden geselligen Teil zum Ausklang, sondernes hatten die kleineren wie die schonetwas älteren Kinder zusätzlich die Gele-genheit, am Vor- und Nachmittag in einemseparaten Raum mit Legosteinen zu spie-len oder eben unter Anleitung in einereigens dafür zur Verfügung gestellten Lehrwerkstatt zu experimentieren, sich ein bisschen im Bohren, Schleifen undSchneiden von Stahl auszuprobieren.

Moderator: Michael Wiederspahn © Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

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[Umrisse] [61

Vorträge und Führungen Auf einem ähnlichen Gedanken, nämlichInformationen fundiert und dennoch unter-haltsam zu vermitteln, beruhte die Konzep-tion der Vorträge, weshalb sie in Form vonvier Dialogen zwischen Moderator undReferenten präsentiert wurden. Dass siederart auf einhelliges Interesse stießen,zeigte sich bereits bei Dipl.-Ing. ThomasStihl, Eiffel, und Dr. Stephen Kennedy, demErfinder des Steel-Plate-Systems, die denAnfang machten und im Gespräch mitDipl.-Ing. Michael Wiederspahn die Cha-rakteristika eines neuen, zum Gebrauchs-musterschutz angemeldeten Verfahrenszum Umbau vorgefertigter Platten ver-anschaulichten. Als Nächste betraten Stephan Fabig, Eiffel, und M. Sc. Eng.Michal Stec vom Ingenieurbüro SimulateFirst das Podium, um mit der »Simulationeiner Einzelteilfertigung« eine Methode zu erläutern, die deutschland- oder sogareuropaweit jetzt erstmals in HannoverAnwendung findet. Nach ihrer präzisenBeschreibung jener Technologie erörtertedann, wiederum im Interview-Modus, Dipl.-Ing. Umut Kabayoglu die von Eiffelentwickelte und gleichfalls zum Gebrauchs-musterschutz angemeldete Lösung zurHerstellung der Stahl-Fahrbahnen eineraußergewöhnlichen Hubbrücke, die derzeit

[Aktuell

Vier Vortragspräsentationen in Dialogform © Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

Geführte Rundgänge mit Erläuterungen © Eiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH

Einblicke bei laufendem Betrieb © Sabine Meyer/Verlagsgruppe Wiederspahn

in Botlek, einem Hafen- und Industriegebietvon Rotterdam, verwirklicht wird. Für diethematisch passende Ergänzung sorgteanschließend Dipl.-Ing. Bernd Thauern,indem er die Fragen von Dipl.-Ing. MichaelWiederspahn beantwortete und zugleichanhand eines Modells demonstrierte, wieeine aktuelle, von Eiffel konstruierte undvermutlich in Bälde Patentrecht genie-ßende Innovation funktioniert: ein univer-selles Brücken-Verschubsystem, dessenEinsatz sich aus wirtschaftlichen Gründengerade bei (Tal-)Querungen mit hohen Pfei-lern empfiehlt. Darüber hinaus wurden vier geführte Rund-gänge, nach jedem Vortrag einer, ange-boten, die sich allesamt beträchtlicherResonanz erfreuten, erlaubten sie doch,

Einblicke zu gewinnen, die sonst kaummöglich sind, wie etwa CNC-Maschinen,Schweißgeräte und -roboter, Krananlagenund Transportfahrzeuge sowie Cache-Pro-zesse in quasi voller Aktion zu beobachten.Nach dem letzten dieser Rundgänge ver-sammelten sich die Gäste wie zuvor in derals Veranstaltungsraum dienenden und mit Bühne, Tischen und Bänken bestück-ten Korrosionsschutzhalle, wurde das Buffet offiziell eröffnet, begannen sich die Gespräche in lockerer Gruppierungerneut zu intensivieren – und näherte sich insofern ein absolut gelungener »Tag der Technik« langsam dem Ende.

Siegfried LöfflerFachjournalist,

München

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Special ]

Design mit Funktionalität Deckensystembaukasten von OWA Odenwald Faserplattenwerk

Mehr Freiheit, Offenheit und Kreativität beider Raumdeckengestaltung: Das ist Zieleiner Design-Offensive, die Hadi Teheraniund OWA gemeinsam gestartet haben.Einer der besten deutschen Architektenund Designer hat sich mit einem führen-den Hersteller von Deckensystemen zu-sammengetan, um den FunktionsbereichRaumdecke neu auszumessen. Das Ergeb-nis ist ein Paradigmenwechsel – weg vomgewohnten Schachbrettmuster und hin zueinem Baukastensystem, das Architektenund Planern völlig neue Spielräume füreigene (Decken-)Kreationen eröffnet. DassOWAconsult®, die OWA-Beratungsdivisionund Namensgeberin des Systems, denKunden bei der Umsetzung hilfreich zurSeite steht, liegt in der Natur der Sache,erlaubt die neue Kollektion doch bishernicht gekannte Individualisierungsmöglich-keiten, wobei projektspezifische Ober-flächendesigns selbstredend realisierbarsind. Deckenbaukasten: Mit einfachen Formen,Mustern und geometrischen Elementen ein Maximum an kreativen Entfaltungs-möglichkeiten zu erreichen ist die Absicht. Die neue Designlinie zielt also ab auf Varia-bilität und Offenheit an der Decke. Flexo: Aus den vier verschiedenen, frei miteinander kombinierbaren Formaten derDesign-Kollektion Flexo kann der Architektindividuelle Deckenbilder erzeugen und soseiner Idee vom Raum, dessen Nutzungund Gliederung gestalterisch Ausdruckverleihen. Das bestechend Einfache daranist, dass die Module sich zu einem beliebigvariierbaren Mix aus den Formaten 60 cm x60 cm, 120 cm x 30 cm, 120 cm x 60 cm und

Blick in den OWA-Showroom 7th Floor © Odenwald Faserplattenwerk GmbH

120 cm x 120 cm ergänzen. Das Systementhält dementsprechend Module im gleichen Rastermaß zur DIN-gerechtenBeleuchtung von Arbeitsplätzen. Die Ele-mente dieser Serie basieren auf vlies-kaschierten Mineralwolleplatten aus derOWA-Produktlinie »Sinfonia«. Trapeze: Aus der gleichen OWA-Produkt-linie entwickelte Teherani die Decken-plattenserie Trapeze, mit der sich beson-ders dynamisch wirkende Strukturen fürRäume mit hohem emotionalem Appealerzeugen lassen. Diese Systeme sindebenfalls mit passenden Lichtelementenerhältlich. Pix: Die neuen Punktraster-Deckenplattender OWAconsult® collection sind homogenund mit Verlauf gestaltet. Pix erlaubt demArchitekten, subtile, aber desto nachhalti-ger anmutende Effekte zur Akzentuierungund Raumgliederung zu schaffen. Die Punktesind farblich anpassbar und infolgedessenideal für Innenraumkonzepte mit hohemIndividualisierungsgrad.

Trapeze: Dynamik in der Gestaltung © Odenwald Faserplattenwerk GmbH

Oriental: Faszination des Ornamentalen © Odenwald Faserplattenwerk GmbH

Oriental: Die neuartigen Ornamentmuster-Platten komplettieren sich wie von selbstzu markanten Endlosmustern an der Raum-decke. Ihre Basis sind bedruckte, farblichvariierbare Deckenplatten aus dem OWA-Programm. Damit vermag der Architektauch frei entworfene Räume mit Akustik-Deckensystemen zu belegen, ohne sichden Zwängen rechteckiger, schachbrett-artiger Muster zu unterwerfen. Cloud and Square: Die beiden neuentwickel-ten Lamellen-Deckensegel sorgen für guteAkustik überall dort, wo geschlosseneabgehängte Deckenflächen nicht zu instal-lieren sind, wie zum Beispiel in Bestands-gebäuden oder unter bauteilaktiviertenDecken. Darüber hinaus kann man beideModule zu endlos skalierbaren Feldernkombinieren und mit Ambient-Light-Modulen bestücken. Opus: Die Deckenplatte Opus ist eine eige-ne Kreation des OWAconsult®-Designer-teams und wurde mit dem Ziel entwickelt,moderne Sichtbetonoptiken »hörsam« zu machen. Wer einen mit Opus-Decken-platten ausgestatteten Raum betritt, erlebt eine Überraschung: kaum Nachhall, beste Sprachverständlichkeit! Opus ist ein B-Klasse-Absorber aus Mineralwolle(Absorptionsgrad 0,75), hergestellt fürRäume mit höchsten Ansprüchen ansInnendesign. Die Deckenplatten in ver-deckter Konstruktion mit Schattenfuge bilden elegante, durchgängige Flächen intäuschend echter Betonoptik. Und auch an den Wänden macht Opus eine guteFigur – als Verbund flexibler Absorber-elemente.

www.owa7thfloor.com www.owa.de

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[Umrisse] [63

[Special

Welt des Linoleums Neue Kollektion von Armstrong DLW

Unter dem Motto »Imagine a world with linoleum« präsentiert Armstrong pünktlichzum 150-jährigen Geburtstag des natürli-chen Bodenbelags seine neue Kollektion,mit der das Spektrum der Linoleum-Struk-turen deutlich breiter und vielfältiger wird:Neun unterschiedliche Musterungen invielen brillant leuchtenden Farben sowiedezenten Grau- und Naturtönen lassensich harmonisch miteinander kombinieren.Der Naturbelag aus natürlichen und über-wiegend nachwachsenden Rohstoffen wieLeinöl, Holzmehl, Harzen, Kork und Juteinspiriert so zu ganz individuellen Raum-konzepten. Ein Blickfang vor allem für Architekten und alle Bauhaus-Fans ist sicherlich »Uni Walton«, eine monochrome Struktur,die in zwei warmen Grautönen, einemCaramelbraun, einem Beigeton, einem edel anmutenden Grün sowie in einemdunklen Kaffeebraun namens SpanishBrown zur Verfügung steht. So sah (also)das erste Linoleum vor 150 Jahren aus, das Armstrong zum Jubiläum 2013 neu aufgelegt hat.

Musterbuch als Orientierungshilfe © Armstrong DLW GmbH

Möglichkeit(en) zum Kombinieren © Armstrong DLW GmbH

Vielfalt an Farben: Uni Walton, Lino Art Star und Marmorette © Armstrong DLW GmbH

Lebensfreude soll hingegen »Lino Art Star«ausstrahlen, denn in die Basisfarbe derflächigen Chip-Struktur sind Flakes in kon-trastierenden Schmucktönen eingestreut,während »Colorette« schon von jeher miteiner starken Farbigkeit aufwartet und»Marmorette« nun ebenfalls für satte Farb-akzente zu sorgen vermag. Raffiniert und

bislang absolut einzigartig dürfte wiederumLinoleum mit Einstreuungen aus Echtmetallsein. »Lino Art Alumino« und »Lino Art Firb-mament« genannt, können beide Variantendank ihrer Aluminium-Flakes dem Bodenschimmernde Eleganz verleihen. Ähnlichesgilt im Übrigen für »Lino Art Bronce«, mitder sich eine Form von Vintage-Look mitMessing und Bronze erzielen lässt. »LinoArt Nature« als weitere Alternative unter-streicht zudem den natürlichen Charaktervon Linoleum, indem hier quasi Holz undBeton ganz individuell interpretiert werden. »Linorette« und »Granette« verhelfenschließlich, im doppelten Sinn, zu kraft-vollen Auftritten, da sie in ihrem Erschei-nungsbild an marmorierten Ton bzw. eineKombination aus Granit und Stein erinnern.

www.imagine-linoleum.dewww.armstrong.de

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Special ]

Kautschuk als Klassiker »Bahnbrechender« Bodenbelag von nora systems

Fast jeder hat ihn schon einmal gesehen,und wer mit den öffentlichen Verkehrsmit-teln reist, steht und geht automatisch aufihm: In mehr als 90 % aller deutschen Zügesowie S- und U-Bahnen liegt der rutsch-feste Kautschuk-Bodenbelag namens»noraplan stone«. Von nora systems her-gestellt, ist er dank seines Korndesigns und der strukturierten Oberfläche weltweitbeliebt – und das nicht nur in Schienen-fahrzeugen und Bussen von New York über Peking bis São Paulo, sondern auch

Dietrich-Bonhoeffer-Schule in Weinheim© nora systems GmbH

Doppelstockwagen der Deutschen Bahn© nora systems GmbH

Zweiradmuseum in Neckarsulm © nora systems GmbH

in Schulen und Universitäten, Krankenhäu-sern, Altenheimen und Arztpraxen sowie in der Industrie. Der Produkt-Klassiker, derim Bahnenformat verlegt wird, kommt ebenüberall dort zum Einsatz, wo Böden großenBelastungen ausgesetzt sind und zugleichästhetische Ansprüche erfüllen sollen. Unddamit dürfte er beinahe schon so bekanntsein wie die berühmte »Noppe« aus dernorament-Produktlinie.Ursprünglich bestand die Farbpalette, ganzim Sinne des Namens, vor allem aus mine-ralischen (Farb-)Tönen, mittlerweile hat sie sich jedoch auf insgesamt 20 Standard-farben erweitert, die künftig um zusätzlicheAlternativen ergänzt werden sollen. So gibtes zum Beispiel regelmäßige Architekten-

Akzente durch Spannleuchtwände Gestaltungsvielfalt dank S&P Schäffer & Peters

Zur Gestaltung von Innenräumen bietensich nicht zuletzt Spannleuchtwände an –Bildflächen mit Hinterleuchtung, die sich in unterschiedlichsten Abmessungen rea-lisieren lassen und derart die Möglichkeiteröffnen, das Design einer jeden Grund-konzeption um einen ebenso individuellenwie unübersehbaren Akzent anreichern zu können. Bei der Hinterleuchtung von großen Wand-flächen müssen die Betriebskosten natür-lich gering sein, zugleich wird aber einehomogen anmutende Ausleuchtung erwar-tet, weshalb hier ausschließlich effizientesogenannte Optik-LEDs mit ein- oder zwei-seitiger Einstrahlung zur Ausführung kom-men, die bündig in vorgesetzte Trocken-bauwände als Unterkonstruktion inte-griert werden. Außer diesen technischen

»Vorbedingungen« und der Tatsache, dass die maximale Zuleitungslänge für die Spannungsversorgung der 12-V- oder24-V-LEDs 10 m beträgt, sind keinerlei Auf-lagen zu erfüllen. Das heißt, Bauherren und (Innen-)Architekten haben die freieAuswahl, brauchen sich also nicht anirgendwelchen vorgegebenen Formatenoder Motiven orientieren, sondern verfü-gen über ein nahezu unbegrenztes Spek-trum an Alternativen. Da S&P sowohl die Leuchtsysteme alsauch die Textildrucke mit doppeltem Farb-auftrag als äußere »Bespannung« im eigenen Betrieb herstellt, sind die optimaleAnpassung und Kombination aller beteilig-ten Komponenten jederzeit gewährleistet.

www.leuchtsysteme.de www.s-u-p.de

Beispiel: Friseursalon in Nordwalde© S&P Schäffer & Peters GmbH

befragungen, um neue Anforderungen unddie Farbtrends der nächsten Jahre früh-zeitig erkennen und berücksichtigen zukönnen. Noraplan stone ist aber nicht nur aufgrundseiner Designvielfalt so gefragt, verfügt er doch über außergewöhnliche Produkt-eigenschaften. So erfüllt der Kautschuk-boden die Rutschfestigkeitsklasse R 10 undsorgt damit für einen wahrlich sicherenTritt. Kommt es trotzdem irgendwann und -wo einmal zu einem Sturz, federt noraplanstone durch seine Dauerelastizität die Fallkräfte ab, und zwar ganz unabhängigvon dem hohen Geh- und Stehkomfort, den er ohnehin bietet.

www.nora.com

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StahlbauStahlbauNachrichtenNachrichtenbringen Ende März 2014das große Themenheft

PARKHÄUSER – GARAGEN – RASTANLAGENNeubau und Sanierung

heraus und thematisieren in den Specials

Brandschutztüren und -toreZugangssicherungGitterroste, Absturzsicherung

sowie

BeleuchtungskonzepteOberfl ächentechnik und Beschichtungssysteme.

Wir laden Sie ein, sich mit entsprechenden Planungen,Wettbewerben oder Objektberichten zu beteiligen.Auch Anwenderberichte und neue Produkte kommen dafür in Frage.

Wir freuen uns, von Ihnen zu hören.Sie erreichen uns unteroffi [email protected]

Ihre Ansprechpartnerinnen im Hause:Jutta Hölcke-JungundUlla Leitner

mit MixedMedia Konzepts

V E R L A G S G R U P P EW I E D E R S P A H N

Parkhaus des Justizverwaltungszentrums Wiesbaden© Goldbeck Bau GmbH

Neues Parkhaus Bonn: Visualisierung Fassade bei Nacht© BonnVisio Real Estate GmbH & Co. KG

Parkhaus am Flughafen Hamburg© Lichtgitter GmbH

Parkhaus am Zoo in Heidelberg© Goldbeck GmbH

Parkhaus der deutschen Telekom in Bonn:Rückfront mit Edelstahlnetzen© KBK Architekten

Biebricher Allee 11b65187 WiesbadenTel.: 0611/846515Fax: 0611/801252offi [email protected]

13:01:09

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Immobilienmarkt ]

Fünf weitere Hotels in Deutschland Beabsichtigtes (Marken-)Wachstum von InterContinental

Die InterContinental Hotels Group (IHG) hateinen Rahmenvertrag mit der Bierwirth &Kluth Hotel Management GmbH abge-schlossen: Beide Unternehmen vereinbar-ten, in Deutschland gemeinsam fünf neueHotels zu eröffnen – darunter vor allemNeubauprojekte. Auftakt der Wachstums-offensive wird das »Holiday Inn HamburgCity Nord«, dessen Eröffnung für das dritteQuartal 2016 geplant ist.»Deutschland ist ein Kernmarkt der IHG,und wir sehen signifikanten Raum fürWachstum«, so Robert Shepherd, ChiefDevelopment Officer Europe IHG. »MultipleDevelopment Agreements haben sich inDeutschland als erfolgreich erwiesen. Wir freuen uns sehr, beim Holiday Inn inder City Nord, einem herausragendenNeubauprojekt, zum ersten Mal mit derBierwirth & Kluth Hotel ManagementGmbH zusammenzuarbeiten. Wir werdenweiterhin langfristig mit erfahrenen undnamhaften Betreibern und Investoren

(Neubau-)Planung für Hamburg © InterContinental Hotels Group PLC

kooperieren, um hochwertiges und nach-haltiges Wachstum zu erzielen.« Der neueRahmenvertrag verspricht Zuwachs für biszu vier der IHG-Marken, denn die geplan-ten Hotels sollen unter den Marken HotelIndigo, Crowne Plaza, Holiday Inn oderHoliday Inn Express firmieren, und zwar jenachdem, welche Marke am besten zurjeweiligen Umgebung passt.

Das Holiday Inn Hamburg City Nord wird297 Zimmer aufweisen und nach dem»Open Lobby«-Konzept gestaltet. In einemder wichtigsten Businessparks Hamburgsgelegen, ist es das erste IHG-Hotel mitoptimaler Anbindung an den HamburgerFlughafen und damit ein attraktives Ziel für Freizeitgäste wie Geschäftsreisende.

www.ihg.com

Energieeffiziente Gebäude

Regenerative Energieerzeugung

Technische Gebäudeausrüstung

CEB®

... Think Future

06. — 08. März 2014Landesmesse Stuttgart

Fachmesse und Kongress für...

www.ceb-expo.de

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[Immobilienm

arkt

Großprojekt in Istanbul Managementauftrag für Bilfinger Real Estate

Bilfinger Real Estate hat vor kurzem dasManagement der Einzelhandelsflächen für das türkische Großprojekt »MetropolIstanbul« übernommen. Im Zuge dieses 960 Millionen Euro teuren Bauvorhabenssollen bis Ende 2016 auf einem 10 haumfassenden Grundstück im IstanbulerStadtteil Ataşehir mehrere Wohn- undBürotürme, ein dreigeschossiges Shopping-Center mit einer 400 m langen Einkaufs-straße für internationale Luxusmarken, einEntertainmentbereich mit Kino-Komplex,Restaurants und Cafés sowie ein Park-haus mit 3.000 Stellplätzen entstehen. Fürdie insgesamt 350 Ladeneinheiten und120.000 m² Einzelhandelsmietfläche verant-wortet Bilfinger Real Estate nun die Ent-

»Quartiersentwicklung« im Stadtzentrum © Bilfinger Real Estate GmbH

wicklung des Konzepts inklusive umfang-reicher Umfeld- und Marktanalyse, die Vermietung sowie das Center und das Property Management. Hinter dem »Mega-Projekt«, das sich in unmittelbarer Nähezum neuen, ebenfalls im Bau befindlichen

Finanzzentrums Istanbuls befindet, stehtVaryap & GAP Insaat, ein Zusammen-schluss der auf Premiumentwicklungenspezialisierten türkischen Konzerne Varyap und Çalık.

www.realestate.bilfinger.com

Visitenkarte der Branche in Wiesbaden Neues Verbandshaus von HessenChemie

Im Oktober öffnete HessenChemie erstmalsdie Türen seines Neubaus für Mitglieder,Politik und Medien – knapp anderthalbJahre nach dem ersten Spatenstich fürdieses Gebäude, in und mit dem der Ver-band seine bisherigen zwei Standorte inWiesbaden zusammenführt: Die jetzigeNutzungsfläche von ca. 4.000 m² umfasstunter anderem Büro- und Veranstaltungs-räume, 88 Kfz-Stellplätze in einer Tief-garage sowie eine Außenanlage. Zur Eröffnung kamen neben 200 geladenenGästen auch der (damalige) hessischeStaatsminister für Wirtschaft, Verkehr undLandesentwicklung, Florian Rentsch, so-wie Wiesbadens Oberbürgermeister SvenGerich. Als Gastredner der Eröffnung

Gebäude als Repräsentanz © HessenChemie

betonte Peter Hausmann, Mitglied desgeschäftsführenden Hauptvorstandes derIndustriegewerkschaft Bergbau, Chemie,Energie in Hannover, die Bedeutung der(Chemie-)Sozialpartnerschaft in einer sichveränderten Arbeitswelt. Die anschlie-ßende Schlüsselübergabe erfolgte durchdie Architekten Christoph Grabowski undJan-Eric Spork aus Wiesbaden.Der Arbeitgeberverband Chemie und ver-wandte Industrien für das Land Hessen e.V.(HessenChemie) ist ein Zusammenschlussvon rund 300 Unternehmen der chemischenund kunststoffverarbeitenden Industrie mit über 101.000 Beschäftigten in ganzHessen.

www.hessenchemie.de

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Produkte und Projekte ]

Fassadengestaltung mit Sicherheit Konfigurator als Planungshilfe von Feldhaus Klinker

Vorbei die Zeiten, in denen man in Zeit-schriften oder bei Sonntagsspaziergängendurch Neubausiedlungen nach Ideen fürdie richtige Fassadengestaltung der eige-nen Immobilie Ausschau hielt, denn mitdem Feldhaus-Konfigurator lassen sichFassaden sowie die Pflasterung der Grund-stücksflächen nahezu realistisch planen –eine große Hilfe nicht nur für die privatenHausbauer, sondern als Beratungsgrund-lage auch für Architekten oder Baustoff-händler, die den Konfigurator immer häufi-ger zur Unterstützung ihrer Kundenge-spräche nutzen. In der aktuellen Fassung dieses Online-Konfigurators finden sich insgesamt sechsverschiedene Haustypen zur Auswahl, undzwar als Basis der eignen Gestaltung: ein1950er-Jahre-Haus zur Sanierung undModernisierung, ein typisches Haus mitSatteldach, eine Stadtvilla, eine Kombi-nationsfassade aus Putz und Klinker amBeispiel eines Stadthauses, ein Villentypsowie ein größeres gewerbliches Bau-werk in Form eines Bürohauses. Ist derGebäudetyp gewählt, kann man nun mitdem »Ändern-Werkzeug« entscheiden, ob eine Verblendklinkerfassade oder eine Fassade aus Klinkerriemchen zur Ausführung kommen soll. Komfortabel istzudem die Auswahlfunktion der Klinker-produkte nach Farben, Formaten oder nach

Auswahl von Farben, Formaten und Produkten © Feldhaus Klinker Vertriebs GmbH

Produktlinien, wobei zum Beispiel unter»cremefarben« Ergebnisse aus allen Pro-duktlinien erscheinen. Bei den Formatenwerden darüber hinaus DF- oder NF-For-mate angeboten, und bei den Produktliniensteht alles von »Klassik« bis »Handform«zur Verfügung. So können die gewünsch-ten Produktlinien, Formate und Farbenblitzschnell auf die ausgewählte Fassadeübertragen werden. Neu im Konfiguratorist auch die Funktion »Sortenmix«: einExtramodus, mit dem sich alle vorhande-nen Sorten miteinander an der Fassademixen lassen. Und das »Info«-Werkzeug ermöglicht, zwischen der Gesamtansicht der Fassadeund der Detailansicht des Mauerwerkes zu wechseln, um in nahezu realistischerUmgebung sehr schnell einen sicherenEindruck gewinnen zu können, wie dieGestaltung später ausschauen wird. Umdiesen Eindruck noch weiter zu konkre-tisieren, lassen sich nicht nur der Mauer-

verband und die Fugenfarbe individuell aufdie gewählten Klinker abstimmen, sondernebenso die Farbe der Fenster, der Dach-ziegel und selbst die der Regenrinnen. DasGleiche gilt natürlich für die Pflasterklinkerfür Garagenauffahrten und Hofflächen. Damit das Resultat der eigenen Auswahlnicht nur am Monitor betrachtet werdenmuss, kann man das Gesamtbild speichern,drucken und auch versenden. Die erzeugteDatei bzw. der Ausdruck umfasst sämtlicheProduktdaten, so dass der Hausbauer mitjenen Unterlagen direkt zum Architektenoder Baustoffhändler zu gehen vermag. Für Architekten gibt es außerdem die Mög-lichkeit, die Datenausgabe als 3-D-CAD-Rendertexturen in den Formaten »BumpMap« oder »Diffuse Map« zur weiterenBearbeitung herunterzuladen. Und: DerFeldhaus-Konfigurator wird in Zukunft kontinuierlich um neue Entwicklungenergänzt.

www.feldhaus-klinker.de

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[Umrisse]

Für die Fassadenbekleidung von WDV-Systemen bietet Feldhaus Klinker Klinkerriemchen für die Gestaltung moderner klassischer Ziegelarchitektur. Die besondere Klinkerqualität garantiert zudem einen erstklassigen Objektschutz durch geringe Wasseraufnahme sowie dauerhafte Farb- und Frostbeständigkeit.

Wählen Sie aus unseren umfangreichen Produkt-linien oder lassen Sie individuell für Ihr Objekt bei uns produzieren.

Weitere Informationen unter

objektdesign.feldhaus-klinker.de

OBJEKTDESIGN MIT KLINKERRIEMCHEN

MIT NEUEN

FORMATEN FÜR

DIE MODERNE

ZIEGELARCHITEKTUR

Feldhaus | classic Feldhaus | sintra Feldhaus | vascu Feldhaus | galena Feldhaus | accudo Feldhaus | plantoFeldhaus | baro Feldhaus | carbona Feldhaus | salina

DESIGN OBJEKT

Farbeffekte an Fenstern Neue Glasdesign-Folien von 3M

Der Einsatz von dichromatisch beschichtetem Glas nimmt vermehrt zu, denn seine Eigenschaft, eine Farbe zu reflektieren und eine zweite Farbe durchscheinen zulassen bzw. je nach Blickwinkel unterschiedliche Farb-schattierungen zu erzeugen, macht es immer beliebter.Der schillernde Effekt hat jedoch seinen Preis, unterliegtdie Herstellung von solchem Glas doch einem äußerstzeitintensiven und hochtechnisierten Prozess. Mit denneuen 3M-Dichroic-Glasdesign-Folien lässt sich nun derselbe Farbeffekt viel einfacher und kostengünstigerrealisieren.

Schattierungen in zwei Varianten © 3M Deutschland GmbH

Die Dichroic-Folien von 3M sind ab sofort in zwei Variantenerhältlich: Die Ausführung »Chill« wechselt ihre Farbenvon den lichtdurchlässigen kühlen Tönen Blau, Magentaund Gelb zu reflektierenden Farben in Gold und Blau. Beiden »Blaze«-Folien changieren die warmen FarbtöneCyan, Blau und Magenta zu Rot und Gold. Die Farben, dieder Betrachter von beiden Seiten des (folienbeschichte-ten) Glases sieht, werden von der Umgebung, vom Licht,vom Blickwinkel sowie von der Oberflächenfarbe beein-flusst. Die Dichroic-Folien sind zudem einfach anzubringen und zu reinigen, außerdem sehr haltbar und bei Bedarfwieder zu entfernen – ohne die Originalfläche beschädi-gen zu müssen.

www.3m.de

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Produkte und Projekte ]

Kombination von Design und Brandschutz Überzeugendes Fassadensystem von Hunter Douglas

Dem Brandschutz von Gebäuden wirdheute mehr denn je eine hohe Aufmerk-samkeit zuteil. Mit dem FassadensystemQuadroClad® von Hunter Douglas ist dem Spezialisten auf diesem Gebiet,immerhin schon über 40 Jahre mit der Entwicklung und Herstellung zukunfts-weisender Fassadenlösungen befasst, nun erneut ein großer Wurf gelungen: Das offenfugige Außenverschalungssys-tem setzt von seinen Materialien, seiner Konstruktion, seinen Dimensionen, seinerMontagefreundlichkeit und seinen Eigen-schaften neue Maßstäbe, die sowohl denArchitekten und Bauingenieur als auchden Bauherrn überzeugen werden. Dasses die Brandschutzklasse A2-s1, d0 nachDIN EN 13501-1:2010-1 erfüllt, erscheintdaher fast schon selbstverständlich. Material und Konstruktion der Paneelegehen eine äußerst widerstandsfähige,dabei flache und ebene Kombination ein,die den Charakter der Fassadenelementeprägt: Bandbeschichtetes Aluminium, auf-gebracht auf eine flache Wabenstruktur,sorgt für eine Stabilität und ein Brand-schutzverhalten, deren Technologie sichbereits im Flugzeugbau bestens bewährthat. Gleichzeitig werden durch diese Sandwichbauweise nicht nur Größen bis1.500 mm x 10.000 mm möglich, sondernkönnen die Paneele zudem ohne Problemegebogen oder gefaltet werden, so dasssich abgeschrägte Fassaden, Außen-bogenflächen und Gebäudedecken verwirklichen lassen. Die besonders flachen und nur ca. 6 kg/m² schweren sowie ebenen Paneele können auf Anfrage auch mit Kupfer- oder Zink-oberflächen ausgerüstet werden. Darüberhinaus lassen sich dank weiterer Beschich-tungsalternativen wie Luxacote®, zweifar-big, »echt aussehender« Oberflächen undeloxiertem Aluminium viele Konzeptionenhöchst einfach realisieren. QuadroClad®

glänzt jedoch nicht nur hier, sondern seineinneren Werte trotzen auch den natürli-chen Elementen, und selbst die Hitzeein-wirkung im Sommer und der Kälteeinflussim Winter werden merkbar auf ein erträg-liches Maß reduziert.

Einkaufszentrum und Hotel in Salzburg © Hunter Douglas Architektur-Systeme GmbH

Das Problem »Sauberkeit der Fassade«wurde aber ebenso gelöst: Die Hinterlüf-tung ist mit integrierten Kanälen ausgerüs-tet, die Regen und Kondenswasser auto-matisch hinter der Außenfassade ableiten.Das heißt, die Gebäudehülle bleibt vielsauberer, und Reinigungskosten schrump-fen auf ein Minimum. Die Paneele lassenaußerdem genau kontrollierbare Fugen-breiten zu, mit denen die Belüftung derHohlräume erfolgt, was durch den Druck-ausgleich die Windlast auf der Oberflächeverringert. Und: Die sommerliche, wärme-bedingte Verformung wird durch die Alumi-nium-Stützwaben-Konstruktion minimiert.

Hauptsitz von Galliker Transport in Altishofen © Hunter Douglas Architektur-Systeme GmbH

Wohn- und Verwaltungsgebäude in Bulgarien © Hunter Douglas Architektur-Systeme GmbH

Aufbau der Paneele © Hunter Douglas Architektur-Systeme GmbH

Durch die inhärente Stabilität der Stütz-waben-Paneele wird im Übrigen nur einegeringe Anzahl von Trägern benötigt. Dasund die somit reduzierte Menge von Befes-tigungen führen zu einem schnellerenMontageprozess, der weiterhin den indivi-duellen Einsatz an einem jeden Ort inner-halb der Fassade sowie den Austausch in einer beliebigen Phase gewährleistet. In der Summe ihrer Eigenschaften kanndem QuadroClad®-Fassadensystem alsomit einer gewissen Berechtigung das Prä-dikat »Alleskönner« zuerkannt werden.

www.hd-as.de

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Zulassung für Außentüren Erweitertes Feuerschutz-Programm von Hörmann

Mit dieser Neuzulassung erweitert Hör-mann sein großes Programm an Feuer- undRauchschutztüren um eine weitere Option:Erstmals ist es möglich, dass T30-Feuer-schutztüren mit Allgemeiner bauaufsicht-licher Zulassung durch das Deutsche Insti-tut für Bautechnik (DIBt) als Außentürenzur Anwendung kommen. Nachdem der Tor- und Türhersteller bis-lang schon ein entsprechendes Programmfür den Innenbereich angeboten hat, kannHörmann mit der erfolgreichen DIBt-Zulas-sung für die Stahl-Feuerschutztür H3-1 jetztauch die Anforderungen für den Einsatz imAußenbereich erfüllen. Die einflügeligeT30-Tür ist im Übrigen zusätzlich in einerschalldämmenden und einbruchhemmen-den Ausführung bis Widerstandsklasse 2 (RC 2) in Dickfalz erhältlich.

www.hoermann.de

Anwendung ohne Einschränkungen © Hörmann KG

[Produkte und Projekte

Projekt : HSBC, Dubai, UAEProdukt : QuadroClad® FassadensystemeArchitekt : Robbert, Matthew, Johnson, Marshal

QuadroClad®

Fassadensysteme

I n d i v i d u e l l e F o r m e n , F a r b e n u n d M a t e r i a l i e n b i e t e n i h r e r K r e a t i v i t ä t e i n e b i s l a n g u n b e k a n n t e F r e i h e i t

Extrem flache Fassadenverkleidung in großen Dimensionen und mitBrandschutzklasse A2

Das QuadroClad® Fassadensystem von Hunter Douglas wurde speziell entwickelt, um denindividuellen Gestaltungs möglichkeiten für Architekten und Investoren großen Raum zu geben.Dies erreichen wir, indem wir eine ursprünglich für die Flugzeugindustrie entwickelte Technologienutzen. Sie verleiht unserem Fassadensystem die perfekte Verbindung von, ebenem undelegantem Aussehen gepaart mit witterungsbeständigem Materialverhalten.

® Registered trademark - a HunterDouglas® product.

HUNTER DOUGLAS METALLFASSADENTelefon: +49 - 2822 81 11 0 - Telefax: +49 - 2822 81 11 70 E-mail: [email protected] - www.hunterdouglascontract.com

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[Umrisse]72]

Produkte und Projekte ]

Zertifizierung in höchster Effizienzklasse Tageslichtsystem für »kalte« Klimaregionen von Lamilux

Das »Passivhaus« gilt bei Neubauten undSanierungen weltweit als der führendeEnergieeffizienz-Standard. Lamilux, Her-steller von Tageslichtsystemen, RWA-Anlagen und Gebäudesteuerungen, bietetfür die anspruchsvollste Art dieses BauensFlachdachfenster und Glasdachkonstruk-tionen an, die vom Passivhaus InstitutDarmstadt in der höchsten Effizienzklasseals phA Advanced Component zertifiziertworden sind.

Das neueste Oberlicht in der Reihe derPassivhaus-Tageslichtsysteme ist dasebene Flachdachfenster Lamilux CI-SystemGlaselement FEenergysave+, vor kurzem erstvom Passivhaus Institut Darmstadt für dieKlimaregion »kalt« geprüft und zertifiziert.Es erfüllt damit als weltweit erstes Tages-lichtelement beispielsweise auch für denAlpenraum und die skandinavischen Län-der die strengen Passivhauskriterien. Für eine erfolgreiche Zertifizierung in derKlassifizierung »kalt« muss unter anderemder Wärmedurchgangskoeffizient desgesamten Elements unterhalb 0,80 W/m²Kliegen.In den zertifizierten Passivhausoberlichternwerden gemäß ebenjenen Anforderungenimmer Verglasungen eingesetzt, deren Auf-bau aus drei Scheiben mit Argon-Füllung in den Zwischenräumen besteht. Davonverfügen zwei Scheiben über eine Low-E-Beschichtung, den Abstandhalter bildet die»warme Kante« mit Superspacer. Für diePrüfer spielen bei der Passivhaustauglich-keit aber noch weitere Aspekte eine großeRolle, wie etwa das Hygienekriterium: UmTauwasserausfall und Schimmelbildung zuvermeiden, muss sich in der thermischenDarstellung der Verlauf der 12,60-°C-Iso-therme bei einer Außentemperatur von -5 °C, einer Innentemperatur von +20 °Cund einer relativen Luftfeuchte von 50 %beständig innerhalb der Konstruktionbewegen. Des Weiteren fließen die Wär-meverluste und der solare Energiegewinnin die Einstufung der Passivhaus-Effizienz-klasse ein.

www.lamilux.de

Elemente mit Passivhaus-Zertifizierung © Lamilux Heinrich Strunz GmbH

Messung des thermischen Verlaufs © Lamilux Heinrich Strunz GmbH

Erfüllung sämtlicher Kriterien© Lamilux Heinrich Strunz GmbH

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[Umrisse]

Sparen Sie Energie - mit hohem Tageslichteinfall und natürlicher Be- und Entlüftung durch integrierte Klappensysteme

Bewahren Sie Energie -mit thermisch getrennten Konstruktionen und innovativen Verglasungssystemen

Steuern Sie Energie - mit intelligenten Steuerungen und Automationen für Lüftung, Sonnenschutz und RWA

Gewinnen Sie Energie -mit hocheffizienten PV-Anlagen

Lichtkuppeln . Lichtbänder . Glasdachkonstruktionen RWA-Steuerungstechnik . Gebäudeautomationen

Aktives Energiemanagement mit Tageslichtsystemen und Gebäudesteuerungen

LAMILUX Heinrich Strunz GmbHPostfach 15 40 . 95105 Rehau

Tel.: 0 92 83/5 95-0 . Fax: 0 92 83/5 95-2 [email protected] . www.lamilux.de

Energetische Sanierung in Frankfurt am Main Vorteilhaftes Aluminium-Fenstersystem von Schüco

Kurzer Blick zurück: Der Bauantrag für das(ehemalige) IBM-Bürohaus, entworfen vonden Architekten Hansjörg Kny und WilfriedGladis, wurde 1983 gestellt – und zweiJahre später war das Gebäude in der Her-riotstraße in Frankfurt-Niederrad bereitsfertiggestellt. Die tragenden Strukturensind in Beton ausgeführt, die Lochfassadebesteht aus Naturstein. Die Wärmedäm-mung spielte, wie damals üblich, nur eineuntergeordnete Rolle, dafür gab es abereine Klimatisierung nach amerikanischemStandard.

Ertüchtigung des ehemaligen IBM-Gebäudes © Schüco International KG

Für die WISAG als neuen Nutzer musste esinfolgedessen energetisch saniert werden,wobei ein Fassadengutachten letztlichempfahl: Mit dem Austausch der etwa 25Jahre alten Aluminium-Fenster könne manetwa die Hälfte des Energieverbraucheseinsparen. Eine Dämmung der Fassadewäre zwar empfehlenswert, ließe sich aberwirtschaftlich schwerer darstellen. Und so erfolgte der Auftrag zum Austausch der 463 Fenster mit einer Gesamtfläche vonmehr als 2.000 m².

Neue (oben) und alte »Fassadenöffnungen« © Schüco International KG

Zum Einsatz kam das Aluminium-Fenster-system Schüco AWS 75.SI, mit dem diegeforderten Dämmwerte mühelos zu reali-sieren waren: Während die alten Fenstereinen UW-Wert von 3,20 aufwiesen, errei-chen die neuen einen Wert von 1,20 W/m2K.Ein Plus bei der Gestaltung waren zudemdie schmalen Profile. Das heißt, um eineklare Gliederung der Fassade zu gewähr-leisten, orientierte sich die Achsaufteilungder Fenster an einem regelmäßigen Rastervon 1,20 m. Damit ergaben sich auch klardefinierte Elementgrößen, für die keineToleranzen zu berücksichtigen waren. Weiterer Vorteil des Systems: ZusätzlichePutzflügel mit Steckgehäuse erleichterndie Reinigung der Fenster. Außerdem sinddie Flügel mit Magnetkontakten ausgerüs-tet, die der Heizungssteuerung dienen.

www.schueco.de

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[Umrisse]74]

Produkte und Projekte ]

Bürodrehstuhl (nur) für Frauen Ergonomische Neuentwicklung von Sitwell Gernot Steifensand

Wieso sitzen Männer und Frauen auf dengleichen Bürostühlen? Unabhängig vonGröße, Gewicht und den nicht gerade zuvernachlässigenden anatomischen Unter-schieden? Und das bei 80.000 h, die derMensch in seinem Arbeitsleben durch-schnittlich im Büro verbringt? Das allesfragte sich Gernot Steifensand, der Sohndes bekannten Bandscheiben-Drehstuhl-Pioniers F.M. Steifensand. Beobachtungen in der Praxis sowie eineganze Reihe medizinischer Erkenntnisseveranlassten ihn daher zur Entwicklungeiner neuen Generation von Bürodreh-stühlen, bei denen das gesunde und ange-nehme Sitzgefühl im Vordergrund steht und die unterschiedlichen Bedürfnisse von Männern und Frauen berücksichtigtwerden. Der neue Bürostuhl für die Frauunterscheidet sich infolgedessen durcheine Reihe einfacher und wirkungsvollerDetails von herkömmlichen Lösungen: DieSitzfläche ist gerade und etwas verkürzt.

Gesunde Sitzmöglichkeit(en) mit hohem Komfort © Sitwell Gernot Steifensand

Das Sitzpolster hat in der Sitzmitte einenFederkern und ist im vorderen Bereich der Schenkelauflage besonders weichgepolstert. Beides wirkt vorbeugend gegenCellulite. Hinzu kommt eine flexible, höhen-verstellbare Rückenlehne mit Lordosen-stütze, die den Rücken im Bereich deszweiten und dritten Lendenwirbels beson-ders stützt, was für den zarteren Frauen-rücken sehr wichtig ist. Das heißt, auf dieWeise wird Rückenbrand oder sogar Band-scheibenvorfall vorgebeugt. Und nichtzuletzt ist in diesen Bürostühlen ein Systemfür dynamisches Sitzen eingebaut, dasMuskeln und Wirbelsäule ständig in feinerMikrobewegung hält und Stoffwechselsowie Verdauung anregt. Das Ergebnis isteine angenehme und gesunde Sitzhaltung.Im Detail bedeutet es eine Entlastung derWirbelsäule und der Bandscheiben sowieeine Vorbeugung von Gelenkschäden.

Darüber hinaus fördert es die Durchblu-tung und stärkt das Bindegewebe. Undeine ausgeklügelte Polsterung bewirktzudem, dass die Sitzfläche immer schönkühl bleibt. Damit nicht genug, denn Menschen sindnun einmal unterschiedlich groß undschwer. Die etwas Größeren und die etwas Kleineren wissen, was das im Alltagmanchmal bedeutet. Deswegen gibt es den Frauenstuhl in verschiedenen Konfek-tionsgrößen. Die Modelle S, M, L und XLsorgen dafür, dass die Frau mit einer Größevon 1,55 m ebenso komfortabel Platz neh-men kann wie beispielsweise die 30 cmgrößere Kollegin.

www.sitwell.de

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[Umrisse] [75

Advertorial

Für die Qualität von Stadtmobiliar sind ent-scheidend: eine lange Haltbarkeit durchhohe Witterungsbeständigkeit und einmöglichst geringer Pflegeaufwand. Planerund Kommunen haben deshalb bisher oftauf tropische Hölzer zurückgegriffen – mitdem Argument, heimische Holzarten, dieder Witterung ausgesetzt sind, bräuchteneine Behandlung mit Holzschutzmitteln,Lasuren und Lacken. Ein für die Kommunennicht zu leistender Aufwand. Aufgrund derhohen natürlichen Resistenz vieler tropi-scher Holzarten können diese dauerhaftohne Schutzmittel verwendet werden.Daher bieten Stadtmöbelhersteller Bänke,Pflanzkübel etc. überwiegend aus Tropen-holz an bzw. machen bei Ausschreibungenvon Stadtmobiliar aus heimischen Hölzernfachliche Bedenken geltend. Mit Tropenholzstoßen Kommunen allerdings mittlerweileauf Probleme, denn immer mehr Bürgerwehren sich gegen den Einsatz von Res-sourcen aus dem Regenwald. Hinzu kommteine seit März 2013 geltende EU-Richtlinie,die den Handel mit illegal geschlagenem,nicht zertifiziertem Tropenholz verbietet.Doch Stadtmobiliar muss nicht aus Tropen-holz sein. Auch »Dauerholz« (www.dauerholz.de)lässt sich problemlos für Sitzmöglichkeitenim öffentlichen Raum einsetzen. Die fürihre wachsimprägnierten Terrassendielenbekanntgewordene Dauerholz AG produ-ziert wegen der großen Nachfrage mittler-weile auch Banklatten und Stadtmöbel fürden kommunalen Bedarf. Für Dauerholzwird PEFC-zertifizierte Kiefer in einempatentierten Herstellungsverfahren bis inden Kern hinein mit Wachs durchtränkt.Dadurch erhält es eine besondere Lang-lebigkeit und Robustheit. Der wachsdurchtränkte Werkstoff bewährtsich bereits an Standorten, die eine außer-ordentlich solide Beschaffenheit erfordern.An den Strandpromenaden auf Rügen undUsedom wurden beispielsweise Ende 2011Sitzbalken und -bänke aus Dauerholz inunmittelbarer Wassernähe aufgestellt.

Auf den beiden Ostseeinseln überzeugt dieWitterungsbeständigkeit der Stadtmöbel ausDauerholz auch nach ihrem dritten Winterund beweist: Extremsituationen wie hoheMinustemperaturen, starke Gischt oder eineKomplettvereisung können dem Wachs-holz nichts anhaben. Immer mehr Kommu-nen sowie für öffentliche Bauvorhaben ver-antwortliche Planer und Architekten setzenauf die verlässliche Alternative. Bänke, diemit Dauerholz-Banklatten gefertigt wurden,stehen unter anderem an der Binnenalsterund auf dem Ohlsdorfer Friedhof in Hamburg,in Kiel oder auf dem Scheinfelder Rathaus-platz. Mit dem Wachsholz lässt sich dasAngebot an Sitz- und Liegeflächen im öffent-lichen Raum individuell und schnell erwei-tern. Dafür stehen zehn unterschiedlicheDimensionen an Banklatten und 18 Bank-Modelle zur Auswahl, welche direkt überdie Dauerholz AG bezogen werden können.Ihr vielfältiges Sortiment produziert dieDauerholz AG im mecklenburg-vorpom-merschen Dabel. Neben Banklatten fürStadtmobiliar werden auch besondersrutschfeste und splitterarme Dielen sowieverschiedene Konstruktionshölzer für denAußenbereich gefertigt. Das Holz »made in Mecklenburg-Vorpommern« kommt daherauch für Kinderspielplätze, Steganlagenund Brückenbeläge zum Einsatz. Die Nachfrage nach Holz als altbewährtemNaturbaustoff steigt seit Jahren kontinuier-lich an, denn kaum ein anderes Materialweist derart zahlreiche positive Eigen-schaften auf, ist so vielfältig einsetzbar und löst vergleichbar viele Emotionen aus.

Stadtmöbel für jedes Wetter Langlebige Sitzbänke aus heimischem Dauerholz

Die Verwendung von Holz als Werkstoff fürden Außenbereich unterliegt besonderenAnforderungen, Tropenholz galt hier auf-grund seiner robusten Beschaffenheit bisher als sicheres Einsatzmaterial. DieBundesregierung verschärfte jedoch ihreRegelungen im Umgang mit tropischenHölzern. So verlangt die Beschaffungs-richtlinie für Holzprodukte einen Nachweisüber den legalen Ursprung des Materials.Als Garanten werden zum Beispiel Betrie-be mit PEFC-Zertifizierung anerkannt – wiedie Dauerholz AG. Seit März 2013 gilt zudemeuropaweit die Holzhandelsverordnung,welche eine erhöhte Sorgfaltspflicht vor-schreibt und die Einfuhr von illegalem Holzunter Strafe stellt. Wer Holzprodukte inner-halb der Europäischen Union erstmals inVerkehr bringt, muss über die Art und Her-kunft des Holzes informieren. Durch dieverschärften Maßnahmen soll der illegalenAbholzung entgegengewirkt werden. Legalgeschlagenes Tropenholz wird dadurchvermutlich teurer und der Einsatz verläss-licher Alternativen wie Dauerholz nochattraktiver.

www.dauerholz.de

Robustheit trotz Minustemperaturen© Dauerholz AG

Sitzbalken aus Dauerholz© Dauerholz AG

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[Umrisse]76]

Softw

are und IT ]

Dokumenten-Management für Bauunternehmen Ausgezeichnete Branchenlösungen von Datengut

Die Datengut Leipzig GmbH & Co. KG kannsich in diesem Jahr gleich über zwei Aus-zeichnungen freuen. Mit der digitalen Bau-akte, einem Dokumenten-Management,das speziell auf die Arbeitsabläufe undAnforderungen von Bauunternehmen aus-gerichtet ist, belegte das Unternehmen den zweiten Platz beim Westfälischen IT-Preis, der vor kurzem erstmals verliehenwurde. Die digitale Bauakte punktete dabeizum einen durch ihre flexible Einsatzmög-lichkeit und zum anderen durch die perma-nente Verfügbarkeit und Auswertbarkeitsämtlicher Projektunterlagen. »Datenguthält mit der digitalen Bauakte eine sehrflexible Branchenlösung auf Basis inno-vativer Webtechnologie in Verbindung mitklassischem Dokumenten-Managementbereit. Für die Kunden aus der Baubranche

bietet diese Lösung sehr schnell einenhohen Return on Investment (ROI), da Vorgänge mit hohem Kosten- und Ertrags-potential detailliert erfasst und schnellverarbeitet werden können. Durch denCloudansatz ist die Nutzung sehr einfach,wobei auch Tablets oder Smartphones mit weitreichenden Funktionen bei derAnwendung eine wichtige Rolle spielen«,so Peter Hansemann, Vorstandsvorsitzen-der des IT-Clubs Dortmund e.V. und Mit-glied der Jury. Des Weiteren konnte Datengut mit derKombination aus digitaler Bauakte undmoderner Baustellendokumentation über-zeugen. Ziel ist es, das zeitaufwendigeErfassen, Zuordnen und Bearbeiten diver-ser Bauschäden auf der Baustelle zu ver-einfachen und zu beschleunigen. Für das

Vereinfachung aller Arbeitsabläufe Neues Workflow- und Nachtragsmanagement bei Orca

Optimierung der Arbeitsabläufe und nochmehr Transparenz standen im Mittelpunktder Weiterentwicklung von Orca AVA, demKomplettprogramm zur Ausschreibung,Vergabe, Abrechnung und zum Kosten-management von Bauleistungen. Das Workflow-Management bietet nun dieMöglichkeit zur differenzierten Kennzeich-nung verschiedener Sachverhalte undBearbeitungsphasen: Auch in komplexenProjekten erkennt der Planer anhand derVisualisierung schnell den aktuellen Standund die daraus resultierenden Arbeits-schritte, zum Beispiel welche Leistungs-verzeichnisse veröffentlicht werden kön-nen. Darüber hinaus vermag ein zugewie-sener Status nachfolgende Maßnahmen zu beeinflussen: Ist beispielsweise ein Auftrag vergeben, werden alle später eingefügten Positionen automatisch alsNachtragspositionen angelegt. Im Nachtragsmanagement wird wiederumjede (Nachtrags-)Position gemäß den Vor-gaben aus VOB/VHB und GAEB ausführlichdokumentiert, unter anderem mit Bezeich-nung, Ursache, »genehmigt« und Datum.Auf dieser Grundlage lassen sich im Hand-umdrehen relevante Auswertungen, wieetwa Nachtragslisten, ermitteln.

Funktionalität auf neuestem Stand © Orca Software GmbH

Und im Programmteil Kostenverlauf bietenneue Einstellungsoptionen mehr Transpa-renz: Hier gibt es jetzt kompakte Darstel-lungen und ausgewählte Ansichten, dieden Überblick bei komplexen Projektenerleichtern und neue Auswertungen erlauben. Eine wesentliche Vereinfachung ist zudemder neukonzipierte Datenimport von Leis-tungspositionen. Das heißt, externe Datenwerden unabhängig von ihrem Format ein-heitlich in einem eigenen Dialog abgebildet,anhand verschiedener Kriterien individuellzusammengestellt und anschließend in

das Leistungsverzeichnis übernommen.Der Vorteil: keine redundanten Daten, Zeit-ersparnis und bester Bedienungskomfort. Darüber hinaus bietet Orca AVA 2013 vieleInnovationen im Detail, so ist der Datenex-port in Microsoft-Office-Programme auchin den neuen Datenformaten .xlsx und .docxrealisierbar. Orca AVA 2013 ist also in allenFunktionalitäten auf dem neuesten Standder Technik – und bleibt dabei trotz stei-genden Leistungsumfangs intuitiv und komfortabel zu bedienen.

www.orca.software.com

Zusammenführen beider Ansätze nahm die Firma bereits Mitte des Jahres die Aus-zeichnung »Best Saperion Solution 2013«von ihrem langjährigen Premiumpartner,der Saperion AG aus Berlin, entgegen.»Ausschlaggebend für die Preisvergabewaren praxisnahe Funktionen der Bran-chenlösung, wie die mobile Erfassung vonMängeln und Behinderungen, die direkteMarkierung des Mangels auf dem Bauplansowie das schnelle Weiterleiten an denverantwortlichen Mitarbeiter. Dies spartnicht nur Zeit und Schreibaufwand, son-dern legt gleichzeitig den Grundstein füreine lückenlose Dokumentation in derGewährleistung sowie späteren Nach-weisführung«, so Lutz Varchmin, Vice President Direct Sales der Saperion AG.

www.datengut.de

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[Umrisse] [77

[Softw

are und IT

Konstruktions- und Bewehrungsplanung in 2-D Weiterer »Meilenstein« von SOFiSTiK

Das führende deutsche Bausoftwareunter-nehmen SOFiSTiK hat vor kurzem die Frei-gabe von SOFiCAD-OEM, einer neuen Vari-ante des bewährten, fast gleichnamigenProgramms, bekanntgegeben. Für dieses»Mitglied« der seit 25 Jahren bei Tausen-den von Nutzern verwendeten SOFiCAD-Familie ist keine separate Lizenz mehrerforderlich, enthält es doch einen Auto-CAD®-OEM-Kern von Autodesk. Für alleIngenieurbüros, die ein zuverlässiges undpreiswertes Programm suchen, um profes-sionell 2-D-Konstruktions- und Beweh-rungspläne zu erstellen, wird der Einstiegin die dwg-Welt – SOFiCAD-OEM ist zu 100 % dwg-kompatibel – also ab sofortdeutlich einfacher und preisgünstiger.SOFiCAD-OEM ist für Arbeiten in 2-D ent-wickelt und optimiert worden und infolge-dessen sehr »schlank«, wobei der Einstiegdank intuitiver Bedienbarkeit ausgespro-chen leichtfällt, im Übrigen ebenso wie

Versionswechsel. Technisch basiert dasProgramm auf den bekannten und viel-fach bewährten AutoCAD®-Applikatio-nen SOFiCAD K+B – und deckt sämtlicheAnwendungsgebiete in Hoch-, Tief- undBrückenbau mit allen erforderlichen Funk-tionalitäten für die Schal-, Konstruktions-und Bewehrungsplanung ab. Seine wich-tigsten Merkmale sind:– assoziative bauspezifische Bema- ßungen und Schraffuren,– automatische Beschriftung von Aussparungen,– Mattenbewehrung mit beliebigen Mattenfeldern, Listen-, Lager- und Bügelmatten– Stabstahlbewehrung mit beliebigen Biegeformen,– automatische Ableitung von Stahl- und Biegelisten sowie Skizzen,– Schnittstelle zu SOFiSTiK-FE-Berech- nungen.

Thomas Fink, Vorstandsvorsitzender derSOFiSTiK AG: »25 Jahre nachdem wir mitder Entwicklung von SOFiCAD als Aufsatzzu AutoCAD® 2.5 begonnen haben, ist mit SOFiCAD-OEM ein neuer Meilensteinerreicht worden. Ich freue mich, dass wir nunmehr speziell für Neueinsteigerund kleinere Büros eine preisgünstigereGesamtlösung für die Planerstellung imkonstruktiven Ingenieurbau anbieten kön-nen. Und dies ohne irgendeine Einschrän-kung in Qualität und Leistungsfähigkeit!«

www.sofistik.de

Maximum an Leistung und Auflösung Überdimensionales Tablet von Panasonic

Seit kurzem bietet Panasonic das weltweiterste 20-Zoll-Tablet mit 4K-Auflösung an:das sogenannte Toughpad 4K UT-MB5, dasüber eine Auflösung von 3.840 x 2.560 Pixel,also eine viermal größere als HD verfügt.Als transportables Tablet mit Business-Ruggedized-Schutzeigenschaften konzi-piert, eröffnet es völlig neue Möglichkeitenbei der Touchscreen-Arbeit, weist es doch(zusätzlich) die IPS@ Display-Technologie,ein Seitenverhältnis von 15:10 und einePixeldichte von 230 PPI auf. Der optionale Electronic Touch Pen istzudem intuitiv nutzbar und exakt auf dieBedienung des Toughpads abgestimmt.Das heißt, Anwender können mit ihm ähn-lich wie auf Papier freihändig skizzieren,wobei der Stift mit Hilfe von Infrarot-Signa-len jeden einzelnen Pixel des Displayserkennt und Daten mit dem Tablet via Bluetooth austauscht. Dank dieser Neu-entwicklung lassen sich mit Pen und TabletZeichnungen und Handschriften bis inskleinste Detail genau erstellen.

Trotz seines überdimensionalen Displaysbringt das nur 12,50 mm dünne Toughpadlediglich 2,35 kg, seine inneren Werte über-zeugen aber ebenfalls: Als CPU dient einIntel® CoreTM i5 vProTM, während 8 GBRAM und Nvdia® GeForce Graphik dafürsorgen, dass selbst sehr hoch aufgelösteVideos flüssig abgespielt werden. Darüberhinaus sind natürlich alle relevanten

Schnittstellen vorhanden, auf die profes-sionelle Anwender Wert legen, wie USB3.0, ein SD-Kartenleser, ein Kopfhöreran-schluss und ein optionales Smart-Card-Lesegerät. Wird das Gerät mit dem optio-nalen Standfuß verbunden, kommen Ethernet und HDMI hinzu. Wird es alsTablet genutzt, sorgen WLAN und Bluetooth für Konnektivität.

www.toughbook.de

Toughpad und Touch Pen für Architekten und Ingenieure© Panasonic Marketing Europe GmbH

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[Umrisse]78]

Haus Mayer-Kuckuk in Bad Honnef Sanierung dank Deutscher Stiftung Denkmalschutz

1965 überließ die Elly-Hölterhoff-Böcking-Stiftung der Universität Bonn dem Atom-physiker und Bonner Professor für theo-retische Physik, Theo Mayer-Kuckuk, ein650 m² großes Erbpachtgrundstück nörd-lich des Ortszentrums von Bad Honnef –und nach Abzug der Erschließungskostenblieben ihm dann noch ca. 80.000 D-Markfür einen Hausbau. Mayer-Kuckuk wandtesich nun an den Architekten und Aachener(Architektur-)Professor Wolfgang Döring,gab ihm Zahl und Funktion der Räume und den Kostenrahmen vor, ließ ihm aberansonsten völlig freie Hand zur Realisie-rung eines innovativen Projektes. Döring,der sich bereits mit der Entwicklung vonSystembauten beschäftigt hatte, griff an-gesichts des knappen Budgets auf neueWerkstoffe und Fertigungsmethodenzurück: Damit wollte er das Wohnhaus der Zukunft als industriellen Gebrauchs-artikel mit zukunftsweisenden Raumstruk-turen schaffen. Die Bauarbeiten dauerten1967 dementsprechend auch nur ganzefünf Tage.

Hauptfassade des »utopischen« Wohngebäudes© Karin Gehrmann/Deutsche Stiftung Denkmalschutz

Entstanden ist eine Fachwerkkonstruktionmit einem außerhalb der Wände angeord-neten Tragskelett und Doppelzangenträ-gern. Eingefügt sind darin vorgefertigteSandwichplatten aus Eternit, Glaswolleund Spanplatten, die als Wandelementezurückspringen. Letztlich ruht das Gebäudeauf dünnen Stahlstiften, mit denen dieHolzleimbalken in Betonfundamenten verankert sind. Charakteristisch sind diesichtbaren Tragelemente, deren Queraus-steifung mittels Dreiecksscheiben ausSperrholz erfolgt, die an den Knotenpunk-ten in überdimensionierter Größe ange-bracht sind, während die Längsaussteifunggeschoßweise überkreuzte Stahlzugbänderübernehmen. In seinem Inneren ist dasHaus mehrgliedrig: Das vordere Drittel be-herbergt die teilweise über beide Geschos-se reichende Wohnhalle mit Empore, imhinteren Bereich gehen Neben-, Schlaf-und Arbeitszimmer von einem Flur ab. Das Haus Mayer-Kuckuk, »ein gebautesZeugnis der utopistischen technoidenInnovationen im Wohnhausbau der 1960erJahre«, wie ein bekannter Architektur-historiker es einmal formulierte, war als

Nachrichten ]

vieldiskutierter Prototyp geplant, bliebjedoch ein Unikat – und gehört heute zuden über 330 Projekten, die von der Deut-schen Stiftung Denkmalschutz gefördertwerden, im vorliegenden Fall mit einemnicht unerheblichen Geldbetrag, um dieinzwischen marode Holzkonstruktionsanieren zu können.

www.denkmalschutz.de

Sportstätten von großer Qualität Zwei (weitere) Auszeichnungen für Schulitz Architekten

Nach der Auszeichnung der heutigen HDI-und früheren AWD-Arena und damit desehemaligen Niedersachsenstadions inHannover im Jahr 2007 wurde nun erneutein Bauwerk des Büros Schulitz mit demrenommierten IOC/IAKS Award gewürdigt:In der Kategorie »Hallenkomplexe fürSport, Freizeit und Erholung«, in der dies-mal keine Goldmedaille verliehen wurde,erhielt der Kölner Lentpark nach einerkanadischen Anlage die Bronzemedaille.Für den 2013er Award bewarben sich 97Projekte aus 30 Ländern, wobei für 23 vonihnen insgesamt drei Gold-, fünf Silber- undzwölf Bronzemedaillen sowie drei Sonder-preise vergeben wurden.

Das seilverspannte Membrandach derArena Fonte Nova in Salvador da Bahia,Brasilien, wurde zudem Anfang Oktober inMailand mit einem der Europäischen Stahl-baupreise (Nationaler Gewinner: Portugal)ausgezeichnet. Der Preis wird alle zweiJahre von der European Convention for

Lentpark in Köln© Margot Gottschling/Schulitz Architekten GmbH

Constructional Steelwork (ECCS) ausge-lobt, um eine kreative und innovative Ver-wendung von Stahl in der Architektur zufördern. Dieses Stadion ist im Übrigen auchein Austragungsort der Fußballweltmeis-terschaft 2014, in dem voraussichtlichsechs Spiele durchgeführt werden.

www.schulitz.net

Arena Fonte Nova in Salvador da Bahia © Manu Dias/Schulitz Architekten GmbH

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[Umrisse] [79

100 Jahre Landschaftsarchitektur »Virtuelle« Ausstellung des BDLA

Hier ist der Name Programm: Die gleichna-mige Internetseite bietet eine (Online-)Aus-stellung mit Beispielen aus 100 Jahrengeplanter und gebauter Projekte im Frei-raum und in der Landschaft, eingerichtet2013 anlässlich des 100-jährigen Beste-hens des Bundes Deutscher Landschafts-architekten (BDLA). Für jedes Jahr zwischen 1913 und 2013wird hier ein herausragender Freiraumoder eine wegweisende Planung präsen-tiert, wobei die Autoren zur Kontextualisie-rung des jeweiligen Projekts den Beiträgenfachliche, gesellschaftliche und politischeFakten zur Seite gestellt haben. Expertin-nen und Experten wie Inga Hahn, StefanieHennecke, Almut Jirku, Karl Ludwig, Martin

Prominski, Johannes Schwarzkopf und Kai Tobias konzipierten das Herzstück derAusstellung: Projekte und Ereignisse, die –ohne Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit, aber mit der gebotenenfachlichen Fundiertheit – geeignet sind,100 Jahre Landschaftsarchitekturge-

[Nachrichten

schichte repräsentieren zu können. Dieentsprechenden Anregungen kamen vonvielen Landesverbänden und Fachleuten,ehrenamtliche Autoren bereiteten siedanach auf.

www.100-jahre-landschaftsarchitektur.de

Georg Büchner auf Straßenbahnen Ambitionierte (Kunst-)Werbung in Darmstadt

Seit August fahren auf Darmstadts inner-städtischen Schienenwegen gleich zweiStraßenbahnen, die Georg Büchner kos-tenfrei quasi mitbefördern: Ihre Seiten-flächen, versehen mit Büchners Gesichtund Augen, weisen in prägnanter Form aufdie Landesausstellung »Georg Büchner.Revolutionär mit Feder und Skalpell« hin,die noch bis 16. Februar 2014 im sogenann-ten Darmstadtium zu erleben ist. Die von dem Darmstädter Kommunikations-designer Tim Späth gestalteten Straßen-bahnen werben hier also für Kunst und Kultur, und zwar dank der großzügigenUnterstützung von HEAG mobilo GmbH,DGM Design Gruppe Darmstadt + Mega-Print GmbH sowie der KWS Verkehrsmittel-werbung GmbH, einem führenden Spezial-anbieter für Verkehrsmittelwerbung inDeutschland. Dazu Dr. Ralf Beil, Direktordes Instituts Mathildenhöhe Darmstadt undKurator der Ausstellung »Georg Büchner.Revolutionär mit Feder und Skalpell«: »Ich freue mich außerordentlich, dass diebeteiligten Unternehmen von unserem Ent-wurf so begeistert waren, dass sie statteiner geradewegs zwei Bahnen für GeorgBüchner bereitgestellt haben: Ich nehme

Mobilität mit Mehrwert © Institut Mathildenhöhe Darmstadt

es als gutes Omen für das hochambitio-nierte Projekt der Landesausstellung ins-gesamt!« Und Mathias Wolfgang Keim,Geschäftsführer der KWS: »Wir freuen unssehr, dass die neue Landesausstellung aufdiesem Weg einer großen Öffentlichkeitbekannt gemacht wird und wir als KWSunseren Teil dazu beitragen können.« Die Realisierung der Georg-Büchner-Aus-stellung erfolgt durch das Institut Mathilden-höhe Darmstadt in Zusammenarbeit mit der Büchner-Forschungsstelle Marburg.

www.mathildenhoehe.infowww.darmstadt.de

Plakat zur Ausstellung© Institut Mathildenhöhe Darmstadt

Anschaulicher Streifzug durch die Geschichte © Bund Deutscher Landschaftsarchitekten

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Nachrichten ]

»Statik« historischer Klaviere Forschungsprojekt an der Technischen Universität Dresden

Historische und nicht selten jahrhunderte-alte Musikinstrumente vermitteln authen-tische Einblicke in die Kultur- und Technik-geschichte. Sie zu erhalten stellt Museenund Sammlungen mitunter vor besondereHerausforderungen, weshalb sie jetzt wissenschaftliche Hilfe aus dem Bauinge-nieurwesen erfahren: »Statiker« der Tech-nischen Universität Dresden wollen imRahmen eines von der Deutschen For-schungsgesellschaft geförderten Projektesmodellieren, wie genau Klimaschwankun-gen und mechanische Beanspruchungensowie deren Wechselwirkungen den wert-vollen Instrumenten schaden, sowie her-ausfinden, unter welchen Voraussetzungensie noch gespielt werden können. Die Wis-senschaftler des Instituts für Statik undDynamik der Tragwerke um Prof. MichaelKaliske kooperieren dazu mit dem Institutfür Baustoffe der ETH Zürich, dem Händel-Haus in Halle an der Saale und dem Musée d'Ethnographie in Genf – in demForschungsvorhaben mit dem Titel »Model-lierung und Charakterisierung des Struktur-verhaltens historischer Kulturgüter ausHolz unter hygro-mechanischer Bean-spruchung«.

Erste Untersuchungen hatte das Institut fürStatik und Dynamik der Tragwerke bereitsin einem Vorgängerprojekt 2009–2011 vor-genommen und dabei festgestellt: Die Aufgabe, das sogenannte Tragverhaltenhistorischer Instrumente realitätsnah zusimulieren, ist extrem komplex und der Forschungsbedarf sehr groß. Neben denModellierungen der Dresdner Wissen-schaftler werden sich die Schweizer

Kooperationspartner in einem experimen-tellen Teil mit den spezifischen Material-eigenschaften beschäftigen. Am Ende wollen die Forscher nicht nur verstehen,welche Beanspruchungen zu welchenSchäden führen, sondern auch Grenz-werte festlegen und Empfehlungen für die Aufbewahrung und Nutzung der histo-rischen »Exponate« formulieren.

www.tu-dresden.de

Tangentenflügel (etwa) von 1790© Händel-Haus/Technische Universität Dresden

Modellierung des Strukturverhaltens © Susanne Reichel/Technische Universität Dresden

Gründung des Leonhard Obermeyer Center Fachübergreifende Initiative der Technischen Universität München

So schlimm das Hochwasser im Juni inBayern auch war, so gut wäre es gewesen,hätte man die gravierendsten Schädenbesser vorhersagen können. Doch dasgeht bisher nicht, weil Landschaftskartenund Gebäudepläne nicht in einheitlicherForm vorliegen. Dabei gibt es zentimeter-genaue digitale Höhenkarten und für Neu-bauten existieren oft digitale 3-D-Modelle,die allesamt jedoch nicht zusammenpassen.Das wollen Wissenschaftler der Techni-schen Universität München (TUM) jetztändern und haben dafür eine interdiszi-plinäre Einrichtung gegründet, die zu Ehren des Bauingenieurpioniers und TUM-Ehrensenators Leonhard ObermeyerCenter heißen soll. Denn: Ließen sich die Pläne der Infrastruk-tur, der Gebäude und ihrer technischenAusrüstung mit GIS kombinieren, wäre esmöglich, die Hochwasserfolgen exakt zu

prognostizieren und damit durch passge-nauen Hochwasserschutz manchen Scha-den zu mindern. Auch ob und welche Teiledes Versorgungsnetzes betroffen sind,wäre für den Katastrophenstab dann vor-hersagbar. Zudem könnte man bestimmen,wie hoch der Pegel in einzelnen Gebäudenansteigen wird und welche technischeAnlagen dadurch versagen würden. Ein weiteres Anwendungsgebiet, das von der Integration der unterschiedlichenSysteme profitieren würde, ist die Planungder zweiten Münchener S-Bahn-Stamm-strecke – befindet sich unter den Städtendoch eine Menge Infrastruktur, die beimEntwurf zu berücksichtigen ist. Währendheute aber in mühsamer Kleinarbeit alleAngaben aus unterschiedlichen Quellenvon Hand zusammengesucht werden müs-sen, würden vereinheitlichte digitale Datenenorm viel Arbeit und Zeit zu sparen helfen.

Und obendrein wären mit einer gemeinsa-men Planungsbasis sämtliche Beteiligtenumfassender über das Projekt informiertund hätten die Chance, bei Planungskon-flikten schneller Alternativen zu finden. Die Herausforderung lautet deshalb, dieVielzahl der vorhandenen Systeme zu inte-grieren und für sogenannte mehrskaligePlanungsaufgaben in unterschiedlichenDetaillierungsgraden verfügbar zu machen – wozu sich die fünf Lehrstühle Computer-gestützte Modellierung und Simulation,Geoinformatik, Architekturinformatik, Computation in Engineering und Photo-grammetrie und Fernerkundung zum »TUM Center of Digital Methods for theBuilt Environment« oder eben »LeonhardObermeyer Center« zusammengetanhaben.

www.loc.tum.de

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[Umrisse] [81

Die Nassauische Heimstätte hat ihre beiden Geschäftsführer Prof. Thomas Dilger und Dirk Schumacher in den Ruhestand verab-schiedet, wobei deren Verdienste durch Florian Rentsch, Hessens(damaligen) Wirtschaftsminister und Aufsichtsratsvorsitzenden desUnternehmens, gewürdigt wurden: »Sie hinterlassen Ihren Nachfolgernein gut aufgestelltes Unternehmen und ein dickes Auftragsbuch.« Nach dem Abschluss des Restrukturierungsprogramms »Zukunft gestalten« habe die Nassauische Heimstätte im vergangenen Jahr mit 36,20 Millionen Euro Jahresüberschuss das beste Ergebnis ihrerGeschichte erzielt. Vor einigen Wochen erst hatte das Unternehmen einumfangreiches Investitionsprogramm für die nächsten sechs Jahreangekündigt: Insgesamt ca. 1,60 Milliarden Euro sollen bis 2019 in Neubau- und Bestandsinvestitionen fließen.

Alte und neue Geschäftsführung mit (ehemaligem) Wirtschaftsminister© Nassauische Heimstätte Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mbH

Geschäftsführung im GenerationswechselVeränderungen bei Nassauischer Heimstätte

Vorankündigung

Informationen zum Programm, zur Reservierung, zum Hotel etc. werden in den nächsten Monaten nach und nach auf der Internetseite www.deutscher-stahlbautag.comveröffentlicht.

Es wird wieder eine Fachausstellung und die Möglichkeit zum Sponsoring geben.

VeranstaltungsortHannover Congress CentrumTheodor-Heuss-Platz 1-330175 Hannoverwww.hcc.de

bauforumstahl e.V.Sohnstraße 65 | 40237 DüsseldorfTel.: 0211/[email protected]

Prof. Thomas Dilger war ab 2002 als Geschäftsführer der NassauischenHeimstätte und ab 2005 ebenfalls als Geschäftsführer der Wohnstadt fürdie Bereiche Stadt- und Projektentwicklung zuständig. Im letzten Jahrübernahm er zusätzlich die Funktion des Leitenden Geschäftsführers.Zuvor hatte Dilger unter anderem als Planungsdezernent der Landes-hauptstadt Wiesbaden und als freischaffender Architekt und Städte-planer gearbeitet. Dirk Schumacher hatte seine Laufbahn 1982 bei derHessischen Heimstätte, später Wohnstadt, als Architekt in leitenderFunktion begonnen und wechselte 1999 in die Geschäftsführung desUnternehmens, wo er für den technischen Bereich zuständig war. Ab2005 übernahm er zusätzlich einen Sitz in der Geschäftsführung der Nassauischen Heimstätte und verantwortete in den letzten Jahren dieImmobilienbewirtschaftung des Konzerns. Neben ihren beruflichen Aufgaben waren beide in zahlreichen Funktionen in den Berufs- undBranchenverbänden der Immobilienwirtschaft engagiert.

www.naheimst.de

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[Umrisse]82]

Nachrichten ]

Gebäudeeinweihung plus Namensänderung Zwei fortschrittsorientierte Neuerungen bei Vallourec Deutschland

Die Vallourec-Gruppe stärkt Deutschlandals Innovationsstandort: Mit einem Festakteröffnete der Konzern die neue Verwaltungdes deutschen Tochterunternehmens unddas Rohrforschungszentrum »VallourecResearch Center Germany« an der Theo-dorstraße in Düsseldorf-Rath, einen Gebäu-dekomplex, den die Architekten sop ent-worfen und realisiert haben. Bekanntgegeben wurde zudem, dass derdeutsche Teil des Konzerns seinen Namengeändert hat. Das heißt, die aus dem JointVenture von Vallourec und den Mannes-mannröhren-Werken hervorgegangene V & M Deutschland GmbH wurde zurVallourec Deutschland GmbH. »Mit der Ver-einheitlichung unter der Marke Valloureczeigen wir unseren Kunden, dass sie über-all auf der Welt höchste Qualität und Zuver-lässigkeit erwarten können«, so PhilippeCrouzet, Vorstandsvorsitzender der Vallou-

rec Gruppe. Und Norbert Keusen, Vorsit-zender der Geschäftsführung der VallourecDeutschland GmbH: »Die Brüder Mannes-mann haben 1899 ihre Produktion naht-loser Stahlrohre aufgenommen und da-mit einen Meilenstein in der Industrie-geschichte gelegt. Mit unserem neuenForschungszentrum setzen wir diese starke Tradition als Innovationsstandortfort.«

Rund 150 Gäste aus Politik und Wirtschaftbeobachteten, wie das blaue Vallourec-Logo auf der neuen Verwaltung feierlichenthüllt wurde. Das Unternehmen gewähr-te zudem einen Einblick in das VallourecResearch Center Germany, in dem 28Experten an den Rohren der Zukunft forschen.

www.vallourec.comwww.vmtubes.de

Eröffnung von Verwaltung und Forschungszentrum© Vallourec Deutschland GmbH

Surface Protection als weiteres Geschäftsfeld Großes Angebotsspektrum bei Eiffel Deutschland Stahltechnologie

Parallel zum 20-jährigen Konzernjubiläumdes Eiffage-Konzerns erweitert die EiffelDeutschland Stahltechnologie Gruppe ihrAngebotsspektrum: Die Übernahme desfamiliengeführten Korrosionsschutzunter-nehmens Wältermann Burg GmbH durchdie Stahlbau Engineering GmbH, dieSchwestergesellschaft der Eiffel Deutsch-land Stahltechnologie GmbH, erfolgtebereits im Juli 2013, Sitz der Gesellschaftist in Hannover auf dem Werksgelände vonEiffel Deutschland Stahltechnologie GmbH.Für die neue Surface Protection GmbHwurde Bernhard Vorspohl zum Geschäfts-führer bestellt, der neben dieser Tätig-keit weiterhin den Einkauf für die EiffelDeutschland Gruppe leiten wird.

Die strategische Geschäftsfelderweiterungim Korrosionsschutz wird zu einer Ange-botserweiterung entlang der vorhandenenProduktpalette führen. Neben dem Ausbauder Wertschöpfungstiefe bei internen Auf-trägen von Eiffel Deutschland Stahltechno-logie ist auch der Ausbau des externenMarktes angestrebt. Die Surface Protec-tion wird Korrosionsschutzarbeiten imWerk und auf nationalen wie internatio-nalen Baustellen durchführen. AktuelleProjekte sind unter anderem die Brückeüber die Hochmosel, die Botlekbrücke inRotterdam sowie Projekte im Wasser- und Hochbau. Entwicklungsziele sind derkontinuierliche und nachhaltige Ausbauder Geschäftstätigkeit mit dem Fokus auf

Wirtschaftlichkeit, Qualität und Termin-treue: Bereits heute zeichnet sich dankhoher Auftragseingänge die Sicherung derGrundauslastung der kommenden Jahrefür den Strahl- und Beschichtungsbereichab.

www.eiffel.de

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[Umrisse] [83

Ausstellungen

Architektinnen in Salzburg Ausstellung im Künstlerhaus Salzburg bis31. Januar 2014; Di–Fr 12–18 Uhr.

Initiative Architektur Salzburg Hellbrunner Straße 3, A – 5020 Salzburg

Tel.: 00 43/6 62/87 98 67

Rafael Moneo. Modelle für die Stadt Ausstellung im Instituto Cervantes inFrankfurt am Main bis 31. Januar 2014;Mo–Do 9–21 Uhr, Fr 9–15 Uhr.

Instituto Cervantes Frankfurt Staufenstraße 1, 60323 Frankfurt am Main

Tel.: 0 69/7 13 74 97-0

Afritecture. Bauen mit der Gemeinschaft Ausstellung im Architekturmuseum derTechnischen Universität München in derPinakothek der Moderne in München bis 2. Februar 2014; Di–So 10–18 Uhr, Do 10–20 Uhr.

Architekturmuseum der Technischen UniversitätMünchen in der Pinakothek der Moderne

Arcisstraße 21, 80333 MünchenTel.: 0 89/2 38 05-0

Luginsland. Architektur mit Aussicht Ausstellung im Schweizerischen Architek-turmuseum in Basel bis 9. Februar 2014; Di–Fr 11–18 Uhr, Sa–So 11–17 Uhr.

Schweizerisches Architekturmuseum Steinenberg 7, CH – 4011 Basel

Tel.: 00 41/61/2 61 14 13

Architektur im Kulturkampf. Zeichnungen 1900–1953 Ausstellung im Museum für Architektur-zeichnung in Berlin bis 14. Februar 2014;Mo–Fr 14–19 Uhr, Sa 13–17 Uhr.

Tchoban Foundation Museum für Architekturzeichnung Christinenstraße 18 a, 10119 Berlin

Tel.: 0 30/43 73 90 90

Georg Büchner. Revolutionär mit Feder und Skalpell Ausstellung im Darmstadtium in Darmstadtbis 16. Februar 2014; Di–So 10–18 Uhr.

Darmstadtium Schlossgraben 1, 64283 Darmstadt

Tel.: 0 61 51/78 06-0

Neue Baukunst! Architektur der Moderne in Bild und Buch Ausstellung im Landesmuseum für Kunstund Kulturgeschichte Oldenburg bis 23. Februar 2014; Di–So 10–18 Uhr.

Landesmuseum für Kunst und KulturgeschichteSchlossplatz 1, 26122 Oldenburg

Tel.: 04 41/2 20 73 09

Macht. Wahn. Vision. Der Turm und urbane Giganten in der Skulptur Ausstellung in den Städtischen MuseenHeilbronn bis 23. Februar 2014; Di–So 10–17 Uhr.

Städtische Museen HeilbronnAllee 28, 74072 Heilbronn

Tel.: 0 71 31/56 44 20

Herbert Bayer. Werbegrafik 1928–1938 Ausstellung im Bauhaus-Archiv Museumfür Gestaltung in Berlin bis 24. Februar 2014;Mi–Mo 10–17 Uhr.

Bauhaus-ArchivMuseum für Gestaltung

Klingelhöferstraße 14, 10785 Berlin Tel.: 0 30/25 40 02-0

Benthem Crouwel. Five Archetypes for a changing World Ausstellung in der Architektur Galerie Berlin bis 1. März; Di–Fr 14–19 Uhr, Sa 12–16 Uhr.

Architektur Galerie BerlinKarl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin

Tel.: 0 30/78 89 74 31

Im Tempel des Ich. Künstlerhäuser 1800–1948 Ausstellung im Museum Villa Stuck inMünchen bis 2. März; Di–So 10–18 Uhr, Fr 10–21 Uhr.

Museum Villa Stuck Prinzregentenstraße 60, 81675 München

Tel.: 0 89/45 55 51-0

Neon. Vom Leuchten der Kunst Ausstellung im Museum für Konkrete Kunstin Ingolstadt bis 9. März; Di–So 10–17.

Museum für Konkrete KunstTränktorstraße 6–8, 85049 Ingolstadt

Tel.: 08 41/3 05 18 71

Lightopia Ausstellung im Vitra Design Museum inWeil am Rhein bis 16. März 2014; täglich10–18 Uhr.

Vitra Design MuseumCharles Eames Straße 1, 79576 Weil am Rhein

Tel.: 0 76 21/7 02 32 00

Dreamland Alps. Utopische Projektionen und Projekte in den Alpen Ausstellung im Archiv für Baukunst derUniversität Innsbruck bis 28. März 2014; Di–Do 10–17 Uhr, Fr 10–13 Uhr.

Universität InnsbruckArchiv für Baukunst

Lois Welzenbacher Platz 1, A – 6020 Innsbruck Tel.: 00 43/5 12/5 07-3 31 01

Mensch Raum Maschine. Bühnenexperimente am Bauhaus Ausstellung in der Stiftung Bauhaus Dessau bis 21. April 2014; Di–So 10–17 Uhr.

Stiftung Bauhaus DessauGropiusallee 38, 06846 Dessau

Tel.: 03 40/6 50 82 50

[Term

ine

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[Umrisse]84]

Term

ine ] Messen

aqua alta alpina 2014hydro power alpina 2014forst austria alpinia 2014Kongressmessen »für alpine Lebensraum-sicherung« in Salzburg vom 12. bis 14. März2014; Auskünfte und Anmeldung:

Messezentrum Salzburg GmbHAm Messezentrum 1, A – 5020 Salzburg

Tel.: 00 43/6 62/24 04-00

Light + Building 2014 Weltleitmesse für Architektur und Technikin Frankfurt am Main vom 30. März bis 4. April 2014; Auskünfte und Anmeldung:

Messe Frankfurt Exhibition GmbHLudwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main

Tel.: 0 69/75 75-0

Zukunft Lebensräume Internationale Kongressmesse für Bauen,Wohnen und Gesundheit in Frankfurt amMain vom 2. bis 3. April 2014; Auskünfteund Anmeldung:

Messe Frankfurt Exhibition GmbHLudwig-Erhard-Anlage 1, 60327 Frankfurt am Main

Tel.: 0 69/75 75-0

Tagungen

Symposium Brückenbau 2014 14. Symposium unter dem Motto »Brücken-bau ist Baukultur« mit dem (diesjährigen)Gastland Österreich in Leipzig vom 11. bis12. Februar 2014; Auskünfte und Anmel-dung:

Verlagsgruppe Wiederspahnmit MixedMedia Konzepts

Biebricher Allee 11 b, 65187 Wiesbaden Tel.: 06 11/9 81 29 20

Betontage 2014 58. Branchentreff der Betonfertigteilindus-trie in Ulm vom 18. bis 20. Februar 2014;Auskünfte und Anmeldung:

FBF Betondienst GmbHGerhard-Koch-Straße 2 + 4, 73760 Ostfildern

Tel.: 07 11/3 27 32-3 00

Baugerüste vom 16. bis 19. Jahrhundert Kolloquium mit Fachvorträgen in Neubi-berg bei München vom 21. bis 22. Februar2014; Auskünfte und Anmeldung:

Universität der Bundeswehr MünchenWerner-Heisenberg-Weg 39, 85577 Neubiberg

Tel.: 0 89/60 04-35 54

HBS 2014 5. Holz-Bau-Spezial (HBS) zum Thema»Infrastruktur (Brücken, Gebäude, Wände,Wege)« in Bad Wörishofen vom 3. bis 4. April 2014; Auskünfte und Anmeldung:

Forum Holzbau Berner Fachhochschule

Postfach 474, CH – 2501 Biel Tel.: 00 41/32/3 27 20 00

Veranstaltungen

Architekturwoche Bayern Sechste bayernweite Veranstaltung mitVorträgen, Diskussionen, Führungen und(Kunst-)Aktionen vom 16. bis 24. Mai 2014;Auskünfte und Anmeldung:

Bund Deutscher Architekten BayernTürkenstraße 34, 80333 München

Tel.: 0 89/18 60 61

Wettbewerbe

Preis des Deutschen Stahlbaues 2014 Auszeichnung für »architektonische« Leistungen im Hoch- und Brückenbauunter überwiegender Verwendung vonStahl(trag)strukturen oder -elementen, Einreichungstermin ist der 11. März 2014;Auskünfte und Anmeldung:

bauforumstahl e.V.Sohnstraße 65, 40237 Düsseldorf

Tel.: 02 11/67 07-8 28

Vorbildliche Bauten in Hessen Preis(e) für vorbildliche, in Hessen reali-sierte Lösungen aus den Bereichen Stadt-planung, Architektur, Landschafts- undInnenarchitektur, Einsendeschluss ist der17. März 2014; Auskünfte und Anmeldung:

Architekten- und Stadtplanerkammer HessenBierstadter Straße 2, 65189 Wiesbaden

Tel.: 06 11/17 38-43

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[Umrisse]

Architekturpreis Beton 2014 Prämierung von hervorragenden und(natürlich) betongeprägten Leistungen derArchitektur und Ingenieurbaukunst, Ab-gabetermin ist der 20. März 2014; Auskünf-te und Anmeldung:

InformationsZentrum Beton GmbHKochstraße 6–7, 10969 Berlin

Tel.: 0 30/28 00 22 22

Fritz-Höger-Preis 2014 Würdigung von »Backstein-Architektur«bei Einfamilienhäusern, Wohngebäuden,Büro- und Gewerbe- sowie öffentlichenBauten, Einreichungsschluss ist der 30. April 2014; Auskünfte und Anmeldung:

Zweischalige Wand Marketing e.V.Schaumburg-Lippe-Straße 4, 53113 Bonn

Tel.: 02 28/9 14 93-18

Bayerischer Denkmalpflegepreis 2014 Auszeichnung für exemplarische Lösungenzum Erhalt denkmalgeschützter Bauwerke,Bewerbungsschluss ist der 2. Mai 2014;Auskünfte und Anmeldung:

Bayerische Ingenieurekammer-BauNymphenburger Straße 5, 80335 München

Tel.: 0 89/41 94 34-0

Häuser-Award 2015 »Suche« nach den Um- und Ausbauten,Erweiterungen, Umnutzungen und Moder-nisierungen bei Wohnhäusern, Einsende-termin ist der 5. Mai 2014; Auskünfte undAnmeldung:

Gruner + Jahr AG & Co. KGRedaktion »Häuser«, 20444 Hamburg

Tel.: 0 40/37 03-22 60

14. Symposium Brückenbau

BRÜCKENBAU CONSTRUCTION & ENGINEERING

Zum

11. + 12. Februar 2014 in Leipzig

Wir starten am 10. Februar 2014 mit der

Begrüßung der angereisten Referenten

und Teilnehmer und beginnen dann am

11. Februar 2014 in gewohnter Weise

mit den Vorträgen.

Wie immer stehen neue spannende und

viel diskutierte Bauvorhaben sowie Wett-

bewerbe auf dem Programm – ebenso wie

Projekte, die von unseren europäischen

Nachbarn realisiert wurden und werden.

Österreich wird diesmal ein großer

Partner sein.

Nähere Informationen unter:

www.verlagsgruppewiederspahn.de

mit MixedMedia Konzepts

V E R L A G S G R U P P EW I E D E R S P A H NBiebricher Allee 11 b65187 WiesbadenTel.: 06 11/98 12 92-0Fax: 06 11/80 12 52kontakt@verlagsgruppewiederspahn.dewww.verlagsgruppewiederspahn.dewww.mixedmedia-konzepts.de

Weitere Informationen und Anmeldung

Zum

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Bücher ]

86] [Umrisse]

Von Chicago in die Welt

Bei aller mittlerweile gebotenen Vorsicht,wenn die Sprache auf sogenannte Archi-tekturschulen kommt, sind die NamenDankmar Adler, Louis Sullivan, Daniel H.Burnham, aber auch Mies van der Roheauf das Engste mit der wegführenden Ent-wicklung der Architektur-Moderne verbun-den, wie sie seit Ende des 19. Jahrhundertsin Chicago entstand und von dort ihre inter-nationale Verbreitung erfuhr. Je nach Tiefeder architekturgeschichtlichen Darstellun-gen wird dabei häufig in eine erste undzweite Chicagoer Schule differenziert. Die damit einhergehende Implikation einerstringenten Genese zu hinterfragen undaus den Brüchen in der Stringenz dasBesondere herauszuarbeiten ist einer der beiden Schwerpunkte der Publikation»Chicagoisms. The city as catalyst forarchitectural speculation«. Und der zweite,nachzuforschen, ob und inwieweit sicheine solche Denkschule bis ins 21. Jahr-hundert tradiert hat, welche unterschied-lichen Ausprägungen sie in der Folge her-vorbrachte und welchen Einfluss die neueurbane Entwicklung der Stadt auf dieArchitektur insgesamt hatte. Hervorgegangen ist das in englischerSprache vorliegende Buch mit dem nurumständlich ins Deutsche zu übersetzen-den Titel aus der von Alexander Eisen-schmidt für die Architekturbiennale 2012 in Venedig kuratierten Präsentation »CityWorks: Provocations for Chicago’s urbanfuture«, die im Arsenale zu sehen war.Während dort unter dem Motto fünf Archi-tektenteams Projektvorschläge für zum Teil minimalinvasive Stadtinterventionenvorstellten, hat Eisenschmidt gemeinsammit seinem Mitherausgeber JonathanMekinda für die Publikation 28 meist nam-hafte Architekten, Architekturtheoretikerund Kritiker zu Stellungnahmen über undfür die Stadt aufgefordert, die sich jenseitsder etablierten Architekturgeschichte alseine Art Fährtenlese im Stadtgefügebegreifen lassen. Ob kurze Statements, provokative Verlaut-barungen oder breitere wissenschaftlicheAbhandlungen: In der interdisziplinärenDenkerrunde um die Frage finden sich alle Formen, die im Nebeneinander denChicagoisms, also den in diesem Fall architektonischen und städtebaulichenBesonderheiten der Stadt nachspüren.

Porsche (eher) für Männer

Ein derart schönes, handliches undzugleich handwerklich wohlgeratenes,bestens lesbares und dabei erfreulichdezent bebildertes, ja sogar die eigenenPräferenzen nachgerade beförderndesBuch ist dem Rezensenten schon seit vielen, vielen Jahren nicht mehr ins Hausgesandt worden, so dass sich eine Bespre-chung eigentlich verbietet, würde sie dochfast unweigerlich den Charakter einer Lobhudelei annehmen (müssen) oder aber,nicht minder unsinnig, die Suche nach derfehlenden oder eben fehlerhaften Steck-nadel in einem ansonsten überaus einla-dend anmutenden Heuhaufen vorausset-zen. Beides soll und darf hier selbstredendnicht passieren und wäre letztlich auchkaum angemessen – angesichts einerPublikation, der es in überzeugender Weisegelingt, die wahrlich große, bis dato vonnichts und niemanden zu schmälerndeFaszination des Porsche 911 spürbar wer-den zu lassen, und zwar für jedermann wie -frau. Die Frage, warum dieser Sportwagen vonAnfang an Designgeschichte geschriebenhat, er noch immer ein Symbol für dendurchaus nachvollziehbaren Wunsch nachGrenz- wie manchen Geschwindigkeits-überschreitungen verkörpert und er des-halb (offenkundig) besonders gerne vonMännern gefahren wird, vermag die Lek-türe infolgedessen genauso zu beantwor-ten wie das Problem der bisweilen wech-selnden Typenbezeichnungen, die, wie sich spätestens auf Seite 289 zeigt, austechnisch bedingten Modifikationen und,wesentlich seltener, (kleineren) ästheti-schen, dem vermeintlichen Zeitgeist ver-pflichteten Anpassungen resultierten. Trotzsolcher Entwicklungen und anderer Ein-flüsse, vor allem im Innenraum, blieb undbleibt die Grundform des 911er jedoch bisheute erkennbar – zum Glück, wie der ineinigen (wenigen) Abschnitten etwas arglaunig ausgefallene Text von Ulf Poschardt verdeutlicht.

Michael Wiederspahn

Ulf Poschardt: 911. Klett-Cotta Verlag,Stuttgart 2013. 296 S., zahlr. Abb., geb.,22,95 €.

Unter anderem dies macht das Buch zueiner lesenswerten Entdeckungsreise, die auch in kleinen Etappen goutiert wer-den kann und die vielschichtigen Facettender Stadt am Michigansee eindrucksvollverdeutlicht. Dazu gehören unter anderem reflektie-rende Rückblicke in die einzelnen Entwick-lungsperioden, die, aus der historischenPerspektive beurteilt, in neue Zusammen-hänge gestellt und damit aus der Konti-nuität der bekannten Erzählstrukturen herausgenommen werden, wodurch sichneue Verständnisweisen eröffnen und dieGleichzeitigkeit unterschiedlicher Strömun-gen sichtbar wird. Selbst die Reflexionüber das architektonische Schaffen wird,wie in Penelope Deans Beitrag über dieumfassende Ausstellung »100 Years ofArchitecture in Chicago« von 1976 neubetrachtet. Es sind nicht nur die Standort-bestimmungen und Verortungen in deramerikanischen Architekturentwicklung,weshalb die Publikation so empfehlens-wert ist, sondern gerade auch die Beiträge,die darüber hinaus dem Einfluss auf dieeuropäische Architektur nachgehen, wiees beispielsweise Mark Linder in seinenAusführungen zu Banhams »Mies …« aufzeigt. Gleiches gilt für die Parallelen,welche Alexander Eisenschmidt zwischen der Stadt am See und der zur Weltstadtsich entwickelnden Metropole Berlin zum Ende des 19. Jahrhunderts über diebekannten Stereotypen hinaus stringentnachweist.Ein wenig scheint es, als wolle die Stadtrespektive als wollten die sich ihr in Essays,Abhandlungen und Kurzstatements nähern-den Autoren die Metropole befreien vomMythos des aus der Asche des großenFeuers von 1871 entstiegenen Phönix derModerne, als solle seine durch die Fort-schreibung der Architekturgeschichteangesetzte goldschimmernde Patina durchein vielfarbigeres, differenziertes Kleidersetzt werden.

Elisabeth Plessen

Alexander Eisenschmidt und JonathanMekinda (Hrsg.): Chicagoisms. The city as catalyst for architectural speculation.Park Books, Zürich 2013. 184 S., 33 farbigeund 69 s/w Abb., geb., 34 €.

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[Umrisse] Zeitschrift für Baukultur ISSN 1437 - 2533 13. Jahrgang Ausgabe 5/6∙2013 www.umrisse.de

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten. Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare Sprache übertragen werden. Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne Einwilligung des Verlages strafbar.

Herausgeber Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn Vorstandsmitglied AIV Wiesbaden

Chefredaktion Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn [email protected]

Verlag Biebricher Allee 11 b 65187 Wiesbaden Tel.: 06 11/84 65 15 Fax: 06 11/80 12 52 www.verlagsgruppewiederspahn.de

Anzeigen Monika Kriester Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2013. Satz und Layout Christina Neuner

Fotos Titel und Inhalt Marion Rauch © TÜV Süd Industrie Services GmbHNatalie Stranghöner © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe Wiederspahn Brit Colditz © Jutta Hölcke-Jung/Verlagsgruppe WiederspahnGabriele Koch © Koch + Partner Kerstin Hadlich-Maerz© Koch + Partner Astrid Eggensberger © Koch + Partner Anita Jokiel © Firmengruppe Max Bögl Katrin Lünser © Leonhardt, Andrä und Partner AGKathrin Marx © Sascha KoppLivia Holterman© Maurer Söhne GmbH & Co. KG

Druck Schmidt printmedien GmbH Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg

Erscheinungsweise [Umrisse] und Bezugspreis Zeitschrift für Baukultur erscheint 6 x pro Jahr. Einzelheft: 9,50 € Doppelheft: 19,00 € Jahresbezugspreis: 57,00 € Abonnement Ausland: 63,00 €

mit MixedMedia Konzepts

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