UND REGION 150-053 Jlfitr - files.static-nzz.ch · PDF fileGespräch mit AWZ-DirektorGottfried Neuhold Wenn der Gemeinderat heutedie Rechnung 1996 behandelt, ... sätzliche 135 000

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  • Jlfitr 3iinfweitung ZRICH UND REGION 150-053Mittwoch, 2. Juli 1997 Nr. 150 53Massiv hheres Defizit im Abfuhrwesen

    Gesprch mit AWZ-Direktor Gottfried NeuholdWenn der Gemeinderat h e u te die Rechnung 1996 behandelt, so drfte das Abfuhrwesen Zrich(AWZ) ein zentrales Thema sein: der Gemeindebetrieb, der eigentlich kostendeckend arbeitenmsste, hat im letzten Jahr ein Defizit gemacht, das um ein Vielfaches hher ist als budgetiert.

    Nach Ansicht der Rechnungsprfungskommission besteht im AWZ Handlungsbedarf. AWZ-Direktor Gottfried Neuhold erlutert im Gesprch mit NZZ-Redaktorin Claudia Baer die Situa-tion des AWZ und erklrt, weshalb die Schulden kaum mehr getilgt werden knnen.

    Herr Neuhold, das AWZ hat im letzten Jahr einDefizit von 31 Millionen Franken gemacht. Bud-getiert war ein solches von 6, 7 Millionen Franken.Was ist der Grund fr die massive Verschlechte-rung?

    Der Grund liegt in erster Linie in der mangel-haften Auslastung unserer Verbrennungsanlagen.

    Mit den vier Verbrennungslinien haben wir einetechnische Kapazitt von 400 000 Tonnen proJahr. Effektiv verbrannt haben wir 1996 aber nur230 000 Tonnen. Ein zweiter Grund sind unserehohen Zinsbelastungen. Diese resultieren aus denKrediten in der Hhe von mehreren hundert Mil-lionen Franken, die das AWZ von der StadtZrich erhalten hat, um die technischen Anlagen

    fr die Kehrichtverbrennung bauen und betreibenzu knnen, welche die Stimmbrger im Zeichender kologischen Abfallbewirtschaftung an derUrne bewilligt haben. Diese Situation spiegeltsich in unserer Kostenstruktur: Ganze 44 Prozentunseres Aufwandes sind Finanzkosten.

    Stichwort Auslastung: Warum sind denn die An-lagen derart berdimensioniert?

    Die Anlagen wurden gebaut in der Annahme,dass die Kehrichtmenge sich so weiter entwickelnwrde, wie das Ende der achtziger, Anfang derneunziger Jahre der Fall war. Tatsache ist jedoch,

    dass mit der Einfhrung der Sackgebhr die Keh-richtmengen drastisch zurckgingen. Hinzu kamdas kantonale Abfallgesetz, welches es der Indu-

    Gottfried Neuhold, Direktor des Zrcher Abfuhr-wesens. ( B i ld Hofer/b.)

    strie erlaubt, ihre Abflle dort zu entsorgen, wo esfr sie am gnstigsten ist. Das hatte fr uns eineweitere Reduktion der Einliefermenge von priva-ter Seite von 30 000 Tonnen pro Jahr zur Folge.

    Wie stark schlgt in der AWZ-Rechnung dieSackgebhr zu Buche, die die Stadt trotz zwei-maligem Anlauf bis heute nicht erhhen konnte?

    Die Erhhung der Sackgebhr, wie sie vonRegierungsrat Hans Hofmann angeordnet wurde,wrde eine Verbesserung des AWZ-Ergebnisses

    von ungefhr 4,5 Millionen Franken pro Jahrbringen. Dies mit Blick auf den Fehlbetrag von 3 1Millionen Franken, den wir im letzten Jahr er-wirtschaftet haben. Die Gebhrenerhhung alleinreicht also bei weitem nicht aus, um das AWZwieder ins finanzielle Gleichgewicht zu bringen.

    Sparpotential bald ausgeschpft

    Vor einiger Zeit wurde im AWZ eine betriebs-wirtschaftliche Analyse durchgefhrt, die ein ge-hriges Sparpotential zutage frderte. Inwiefernwurden die damaligen Vorschlge umgesetzt?

    Das AWZ macht seit lngerer Zeit Anstrengun-gen in Richtung Kostenoptimierung. Die Analyseder Firma Helbling hat sicherlich ihren Teil dazubeigetragen, verschiedene Mglichkeiten aufzu-zeigen. Zwar sind nicht alle Ideen realisierbar,doch ist es gelungen, die Kosten auf mannigfache

    ZURICH UND REGIONFestspiel-Vorverkauf im TestWie schwierig - oder wie einfach - ist es, aus dem Aus-land an Karten fr die Zrcher Festspiele zu kommen?Eine Journalistin versuchte es von New York aus. 54

    Hilfe fr Jugendliche ohne LehrstelleDie von der Stadtzrcher Berufsberatung betriebeneSOS-Lehrstellenaktion untersttzt Jugendliche ohneLehrstelle bei der Wahl einer sinnvollen Lsung fr dieZeit nach der Schule. 300 Schulabgnger sind in derStadt Zrich derzeit ohne Lehrstelle. 55

    Sport 61-64

    Art zu senken. So wurde beispielsweise der Per-sonalbestand im AWZ zwischen 1993 und 1996von 448 auf rund 380 Personen reduziert. Wirschtzen, dass wir Ende 1998 bei einem Personal-bestand von 360 Personen sein werden. Ein wei-terer Punkt ist die Senkung der Kosten fr dieEntsorgung der Rckstnde von Schlacken undAschen. Auf Grund der vernderten Marktver-hltnisse konnten wir in diesem Bereich Einspa-rungen in Millionenhhe erreichen. Und dieserProzess geht noch weiter.

    Bedeutet dies aber auch, dass die Optimie-rungsmglichkeiten im AWZ aus Ihrer Sicht dem-nchst ausgeschpft sind?

    D a nk dem Zusammengehen von AWZ undStadtentwsserung in das Entsorgungsamt kn-nen wir Synergien nutzen und unsere Ttigkeitenweiter optimieren. Die grossen Einsparungen

    sind indes getan, jetzt ist Arbeit im Detail ange-sagt.

    Hauptansatzpunkt sind also die Auslastung derAnlagen und die Schuldenlast. Was unternimmtdas AWZ, um zustzlichen Kehricht zur Verbren-nung zu bekommen?

    Die Kehrichtverbrenner des Kantons habensich zu einer Interessengemeinschaft zusammen-gefunden, der alle Betreiber angehren mit Aus-nahme der KVA Zrich Oberland. Der Kantonuntersttzt diese Vereinigung aktiv in ihren Be-mhungen, zustzlichen Kehricht zu akquirieren.

    Konkret haben wir dem Kanton Graubnden eineOfferte gemacht, und auch der Kanton Tessinwurde darber informiert, dass wir freie Kapazi-tten haben.

    Gibt es schon Rckmeldungen?

    Vom Kanton Graubnden ist mir keine Rck-meldung bekannt. Vom Tessin hingegen kam einesehr spontane und interessierte Antwort. Wirhaben eine erste Kurzofferte unterbreitet.

    Schulden abschreiben?

    Stichwort Schulden. Wie kann das AWZ dieseabbauen?

    Mit Blick auf die Kehrichtmenge und derenwahrscheinliche Entwicklung in den nchstenJahren muss ich sagen, dass das AWZ die Schul-den, die d u r ch die grossen Investitionen der letz-ten Jahre entstanden sind, aus dem Betrieb herauskaum mehr wird tilgen knnen. Auf welchemWeg das Abfuhrwesen von dieser Last befreitwerden soll - ob ber Abschreibungen oder berdas Einbringen von zinsfreien Krediten zum Bei-spiel -, mssen die zustndigen politischen Be-hrden entscheiden.

    Wenn es so wenig Kehricht gibt, knnte mandann nicht eine der vier Ofenlinien stillegen?

    Das reduziert zwar die Kapazitt, aber kaumdie Kosten, da die Investitionen bereits gettigt

    wurden. Wenn wir eine Linie stillegen, um sie inReserve zu halten, mssen wir Unterhaltsarbeitenttigen, sonst haben wir Stillstandsschden. Oderaber wir brechen die Anlage ab. Beides kostetGeld.

    Auch das Betreiben des Fernwrmenetzes, dasaus der Kehrichtverbrennung gespeist wird, kostetdie Stadt bei rcklufiger Abfallmenge zusehendsmehr Geld, weil Wrme dazugekauft werdenmuss.

    Auch dieses Problem lsst sich am besten durcheine Steigerung der Kehrichtmenge lsen. Da-neben drngt sich eine Revision des technischenKonzeptes auf. Die Zusammenarbeit von Bund,Kanton und Gemeinden sowie den Energiever-sorgern muss verbessert werden. Ein Zusammen-legen von Gas-, Elektrizitts- und Fernwrmever-sorgung ist - wie sich in anderen Stdten zeigt -eine sehr gute Lsung, weil es optimale Kunden-orientierung bedeutet, wenn alle Energien auseiner Hand kommen.

    Im letzten November haben Sie gesagt, dasAWZ wolle bis Ende 1998 wieder kostendeckendarbeiten. Ist das unter den gegebenen Umstndenberhaupt noch denkbar?

    Falls es erstens gelingt, zustzliche 45 000 Ton-nen Kehricht fr drei Ofenlinien respektive zu-stzliche 135 000 Tonnen fr vier Ofenlinien zuakquirieren, was einer Auslastung der Anlagen

    von 80 Prozent entsprche, wenn zweitens eineoptimierte Zusammenarbeit in bezug auf Fern-wrme mglich wird und sich drittens ein Wegfinden lsst, das AWZ von seinen Schulden zuentlasten, dann bin ich berzeugt, dass es immernoch mglich ist, per Ende 1998 eine ausgegli-

    chene Rechnung zu haben.

    Die mangelnde Auslastung der Kehrichtver-brennungsanlagen ist ein gesamtschweizerisches

    Problem. Wie gut sind die Chancen des AWZ indiesem Konkurrenzkampf?

    Kurzfristig gestaltet sich die Akquirierung vonKehricht sehr schwierig. Falls der Bund aber dasper 1. Januar 2000 ausgesprochene Verbot derAblagerung brennbarer Abflle aufrechterhlt -und es gibt keinen Anlass, diese Anordnung um-zustossen -, so besteht berechtigte Hoffnung, dieerforderlichen Mengen den Anlagen des AWZ zu-fhren zu knnen.

    Sie ziehen fr die FDP in die Stadtratswahlen (von links): Hans Wehrli, Kathrin Martelli und ThomasWagner. (Bild Hofer/b.)

    Die FDP mit Martelli, Wagner und WehrliStadtratsnominationen ohne berraschungen

    Die Freisinnig-demokratische Partei der Stadt Zrich zieht wie erwartet mit ihren bisheri-gen drei Stadtratsmitgliedern Kathrin Martelli, Thomas Wagner und Hans Wehrli in dieWahlen vom Mrz 1998. Parteiprsident Max Fritz erklrte, eine Wende im bisher rot-grn

    dominierten Stadtrat sei bitter ntig. Die Jungfreisinnigen blieben mit ihrem Vorschlag, vierKandidaten aufzustellen und mit einem Anwrter fr das Stadtprsidium anzutreten, letzt-lich chancenlos, erzielten aber bei den Delegierten einen Achtungserfolg.

    ese. Als zweite grosse brgerliche Partei hat dieFDP der Stadt Zrich am Dienstag abend ihreKandidaten fr die Stadtratswahlen vom kom-menden Mrz gekrt. Die Delegierten drckten -nicht berraschend - klar ihren Willen aus, mitden bisherigen Stadtratsmitgliedern Kathrin Mar-telli, Thomas Wagner und Hans Wehrli den Stadt-ratswahlkampf zu bestreiten.

    Bitter notwendige WendeIn einer kurzen Standortbestimmung resmier-

    te zu Beginn der Delegiertenversammlung Partei-prsident Max Fritz die Ziele der brgerlichenKoalitionsparteien CVP, SVP und FDP fr diekommenden Gemeindewahlen. Oberste Leitlinieist - wie von brgerlichen Exponenten schonlange betont wird - eine Wende im Stadtrat, dieAblsung der seit 1986 bestehenden rot-grnenMehrheit. Fritz sagte, ein Wechsel der Mehrheitsei bitter notwendig und zhlte das Sndenregi-ster der rot-grnen Stadtratsmehrheit auf: massiveArbeitsplatzverluste, die desolate Finanzlage und,jngstes Beispiel, eine widersprchliche P