Upload
others
View
0
Download
0
Embed Size (px)
Citation preview
1
Wenn man sich ein bläuliches Orange, ein rötliches Grün oder ein gelbliches Violett
denken will, wird einem so zumute wie bei einem
südwestlichen Nordwinde.
Philipp Otto Runge, 1806
2
Das Psychologische an einem psychologischen
Farbsystem
Hans Irtel
Universität Mannheim
3
Was ist ein Farbsystem?
eine geometrische Darstellung struktureller Eigenschaften von Farben.
4
Was ist ein psychologisches Farbsystem?
eine geometrische Darstellung der strukturellen Eigenschaften von Farbempfindungen und ihrer Beziehungen zu den physikalischen Reizgrundlagen.
5
Strukturelle Eigenschaft: Metamerie
6
Strukturelle Eigenschaften der Metamerie
Hermann Graßmann
(1809-1877)
Zur Theorie der Farbenmischung (1853)
7
Metamerie
Strukturmerkmale: Graßmannsche Gesetze:
• Farbgleichheit ist eine Äquivalenzrelation
• Farbgleichheit ist invariant gegenüber additiverMischung
• Aus beliebigen 4 Farben lässt sich immer eine Gleichung bilden.
Empirische Grundlagen:
• Maxwell
• Helmholtz
8
James Clerk Maxwell (1831-1879)
Experimente: 1849
9
Hermann von Helmholtz (1821 –1894)
Handbuch der Physiologischen Optik (1856-67)
10
Die 3 Sensoren des Farbensehens
11
Die CIE Normfarbtafel (DIN 5033)
Grundlage der CIE Normfarbtafel sind die GraßmannschenGesetze
12
Die CIE Normfarbtafel (DIN 5033)
Erlaubt
- festzustellen, ob zwei Lichter (Reize!) gleichfarbig sind oder nicht.
- den Farbwert einer (additiven) Mischung aus den Farbwerten der Komponenten zu berechnen.
Sagt nicht
- in welcher Farbe ein Licht erscheint.
- wie und wo Linien konstanten Farbtons verlaufen.
- wie ähnlich Farben sind.
13
Diskriminationsellipsen (MacAdam, 1944)
(MacAdam, 1944)
14
Isaac Newton (1643-1727)
„... the rays ... are notcoloured.“ (1704)
15
Warum ist der Farbkreis ein „Kreis“?
• Grundlage der Kreisform ist die Konvexität.
• Eine Menge ist konvex, wenn jede Mischung (k*A + (1-k)*B) zweier Punkte ebenfalls Element der Menge ist.
• Die Menge der physikalischen Farbreizfunktionen ist eine konvexe Menge.
• Die Abbildung in den Farbraum ist linear und erhält Konvexität.
• Die Konvexität der Farbtafel ist also eine Folge der Konvexität der Farbreize und der Linearität der Abbildung in den Farbraum.
16
Gegenfarbencodierung
S-(M+L)- L-M
S M L
M+L
blau/gelb rot/grünhell/dunkel
Ewald Hering (1834-1918)
17
Fixieren Sie den Mittelpunkt!
18
Welche Farben sehen Sie?
19
Postretinale Farbcodes: DKL-Raum
Derrington, Krauskopf & Lennie (1984)
Erklärt Adaptation, Diskriminationaber nicht Urfarben
20
Urfarben im DKL-Raum
Rot und Grün nicht kollinear, d.h. Blau/Gelb=Null-Mengeist keine einheitliche Achse
Wuerger et al. (2005). Vision Research, 45, 3210-3223
21
Modelle der Farbwahrnehmung
1. Spezifikation des Reizes und der Adaptationsbedingungen in CIE Normfarbwerten
2. Lineare Transformation in Rezeptorkoordinaten zur Modellierung von physiologischen Verarbeitungsprozessen
3. Spezifikation weiterer Beobachtungsbedingungen (Helligkeitsbereich, räumliche und zeitliche Bedingungen)
4. Modellierung der Adaptation
5. Gegenfarbentransformation
6. Schwellen und nichtlineare Signalkompression
7. Berechnung von Prädiktoren verschiedener Farbattribute
22
CIE 1976 L*a*b* - CIELAB
16116*3/1
−⎟⎟⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛=
nYYL
⎥⎥⎦
⎤
⎢⎢⎣
⎡⎟⎟⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛−⎟⎟
⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛=
3/13/1
500*nn Y
YXXa
⎥⎥⎦
⎤
⎢⎢⎣
⎡⎟⎟⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛−⎟⎟
⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛=
3/13/1
200*nn Z
ZYYb
Approx. empfindungsgemäße Gleichabständigkeit, keine Repräsentation additiver Mischungen
23
Urfarben in CIELab
Würger, 2006
Rot und Grün nicht kollinear
http://www.crsltd.com/research-topics/colour-linearity/index.html
24
Streuung der Urteile in CIELab ∆E
Würger, 2006
http://www.crsltd.com/research-topics/colour-linearity/variability.html
25
Ziel der Farbmetrik
für jeden beliebigen Lichtreiz a in jedem beliebigen Kontext S vorhersagen, wie ähnlich er für eine beliebige Person P zu einem zweiten Lichtreiz b Im Kontext T ist:
),(),( TbRSa P
Geometrische Repräsentation durch ein Farbsystem:
),(),( TbFMSaF P
„Psychophysik“
26
Ziel der Farbenpsychologie
Emotionale
Ästhetische Wirkung von Farben
Semantische
27
Beispiel: Farbwirkung großer Flächen
28
29
30
Chroma:
d=0.823
(n. s.)
Hue:
d=8.5 deg
s., e=1.07
Lightness:
d=2.55
s., e=0.98
31
significantp=.001e=0.285
small=2.43 large=2.12 sd = 1.087
no interactionwith color
32
significantp=0.019e=0.197
small=1.71 large=1.92 sd = 1.066
no interactionwith color
33
Beispiel: Ästhetische Wirkung
Laugwitz (2000): Läßt sich die ästhetische Wirkung von Farben bzw. Farbkombinationen an Farbattribute oder an Eigenschaften eines Farbsystems anbinden?
34
Ästhetische Urteile: Farbkombinationen
Unterschied 0
Unter-schied 3
Unterschied 6
Laugwitz (2000)
35
Albert H. Munsell (1858-1918)
Munsell Book of Color (1905/17)
36
Ästhetische Urteile: Ergebnisse
6543210
Rat
ing
(KI 9
5%)
1.0
0.0
-1.0
-2.0
Farbtonunterschied
Unabhängig von
• Grundfarbe
• Muster
• Stichprobe (Labor, WWW)
Laugwitz (2000)
37
Farben und Emotionen: Valenz
Bezug zur Wellenlänge sinnvoll?
Valdez & Mehrabian (1994)
38
Valenz und Erregung
Suk (2006)
39
Erregung und CIELab-Chroma
Suk (2006)
40
Farben nach Kategorien
ISCC-NBS Method of Designating Colors
41
Valenz von Chroma und „Chroma“
Suk (2006)
42
Erregung und Chroma bzw. „Chroma“
Suk (2006)
43
Fazit
• Farbsysteme repräsentieren strukturelle Merkmale von Farbempfindungen.
• Einzelne geometrische Eigenschaften können in der Regel nicht gleichzeitig unterschiedliche Empfindungseigenschaften repräsentieren.
• Ein bestes Farbsystem kann es daher nicht geben.
• Verschiedene Farbsysteme eignen sich unterschiedlich gut für bestimmte Anwendungszwecke.
44
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
URL: http://www.uni-mannheim.de/fakul/psycho/irtel/research.html