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Handelskosten

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Page 1: Handelskosten

24.02.2012: Was kostet das Handeln? Ein Blick auf die Preisstrukturen an der

Börse Frankfurt

Private Anleger sehen der Wertpapierabrechnung ihrer Bank nicht an, wie viel diese

an die Börse bezahlen muss, damit eine Order aufgegeben, der gewünschte Handel

abgewickelt wird und sich am Ende die Wertpapiere im Depot befinden. Denn die

meisten Banken und Broker weisen die Handelskosten nicht aus. Dennoch wollen

Investoren häufig wissen, was für Gebühren eigentlich zu Buche schlagen. Es ist oft

günstiger, als Sie denken.

Die Deutsche Börse stellt für den Handel mit Wertpapieren wie Aktien, Anleihen,

Fonds oder anderen Derivaten Marktplätze bereit, auf dem sich Käufer und Verkäufer

treffen. Privatanleger haben dabei an der Börse Frankfurt keinen direkten Zugang –

wie an allen anderen Börsen auch. Sie platzieren ihre Order über eine Bank oder

einen Broker.

Sie haben dabei die Wahl zwischen zwei Handelsmodellen: Dem klassischen

vollelektronischen Xetra-Handel und dem Spezialisten-gestützten Handel auf Xetra

Frankfurt, der in den Ordermasken der Online-Banken in der Regel als Frankfurt

geführt wird. Über Xetra laufen rund 97 Prozent des Handels in deutschen Aktien

und 83 Prozent in allen Wertpapieren. Im Parketthandel sind vor allem Privatanleger

aktiv, die den Service der Spezialisten und den Abendhandel nutzen.

Anbindung an Xetra

Für die direkten Teilnehmer am Börsenhandel, die Banken, Makler oder Händler

fallen monatliche fixe Entgelte für die Bereitstellung des Xetra-Handelssystems an.

Diese Anbindungskosten liegen je nach gewähltem Anschluss zwischen 500 und

4.500 Euro pro Teilnehmer. Der Preis richtet sich nach der benötigten

Datenübertragungsrate bzw. der Art der Leitung, die eingerichtet wird. Dazu kommt

noch die jährliche Teilnahmegebühr von 1.500 Euro.

Teilnahme an Xetra Frankfurt

Für die Wertpapierhandelsbanken schlagen zudem Teilnahmegebühren zu Buche,

die in der Börsenordnung geregelt sind. Banken, die ihren Kunden den Handel über

Xetra Frankfurt anbieten, zahlen jährlich 4.000 Euro und für jeden zugelassenen

Börsenhändler 250 Euro. Unternehmen, die als Spezialisten für Xetra Frankfurt tätig

sind, zahlen jährlich 25.000 Euro und für jeden Händler 2.500 Euro.

Page 2: Handelskosten

Volumenabhängige Preiswahl

Jetzt heißt es wählen und entscheiden für die Xetra-Kunden. Je nachdem, wie viele

einzelne Transaktionen für das jeweilige Finanzinstitut pro Monat anfallen, fällt die

Höhe der transaktionsabhängigen Kosten für hohes, mittelgroßes oder niedriges

Handelsvolumen aus. Xetra-Teilnehmer können wählen, ob sie in den

Entgeltmodellen „High Volume", "Medium Volume" oder "Low Volume“ abgerechnet

werden. Die fixen monatlichen Kosten daraus betragen 20.000, 5.000 bzw. 2.000

Euro. Bleiben die Xetra-Teilnehmer mit ihren Gebühren für die Transaktionsvolumina

unter dem monatlichen Fixbetrag ihres Kostenmodells, fallen keine weiteren

Gebühren mehr an.

Variable Kosten im klassischen Xetra-Handel

Im klassischen Handel auf Xetra ohne Spezialisten fallen für Ihre Bank wertbasierte

variable Transaktionskosten an, deren Höhe also von dem oben erwähnten

ausgewählten Gebührenmodell und der Ordergröße abhängt. Im günstigsten Fall sind

das 0,36 Basispunkte des Auftragswerts. Maximal gilt der wertbasierte Preis jedoch

bis zu einem Ordervolumen von 1,5 Millionen Euro, also 72 Euro bzw. 75,60 Euro

bei mittelgroßem oder 82,80 bei geringem Ordervolumen.

Die oben genannten Preise gelten für Aktien, ETFs, ETCs und ETNs, eigenemittierte

Optionsscheine und Bezugsrechte. Unterschiede ergeben sich beim Gesamtwert der

Order in Abhängigkeit vom gehandelten Instrument. Bei ETFs beispielsweise liegt

diese bei 375.000 Euro, bei Anleihen bei 60.000 Euro. Bei Xetra MidPoint-Orders

gibt es keine Unter- und Obergrenzen, bei OTC-Geschäften oder XetraBest-Service

gibt es fixe Entgelte, andere Grenzen und ggf. Rabatte (siehe Preisverzeichnis als

PDF).

Etwa 700 Anleihen werden über Xetra ohne Spezialisten gehandelt. Das Entgelt für

diese Wertpapiere berechnet sich im besten Fall des "High Volume"-Modells mit 6,5

Basispunkten pro Order, mindestens stellt die Börse 1,95 Euro in Rechnung bis zu

einem Ordervolumen von 60.000 Euro.

Page 3: Handelskosten

Xetra-Handelskosten

Anbindung

monatlich

Je nach

Übertragungsrate

und Art der Leitung

500€ - 4.500€

Ausführung*

Aktien,

Bezugsrechte,

eigenemittierte

Optionsscheine

min. 0,60 € / 0,63 € / 0,69 €

bis zu 1.500.000 €

Handelsvolumen gilt ein

wertbasierter Preis 0,36 / 0,378

/ 0,414 BP

bei ETS/NP-Order bzw. 0,48 /

0,504 / 0,552 BP bei sonstigen

Orders

ETFs, ETCs, ETNs

Min. 0,60 € / 0,63 € / 0,69 €

bis zu 375.000 €

Handelsvolumen gilt ein

wertbasierter Preis 0,36 / 0,378

/ 0,414 BP bei ETS/NP-Order

bzw. 0,48 / 0,504 / 0,552 BP

bei sonstigen Orders

Anleihen

bis zu einem Transaktionswert

von € 60.000: 6,5 / 6,825 /

7,475 BP, minimal 01,95 €

/ 2,05 € / 2,24 €

Zuschlag bei

geringem

Umsatz

monatlich

Minimale

Orderkosten

20.000€ (High

Volume)

Ohne Zuschlag

Minimale

Orderkosten

5.000€ - 20.000€

(Medium Volume)

+ 5%

Minimale

Orderkosten

2.000€ - 5.000€

(Low Volume)

+ 15%

*in Abhängigkeit vom gewählten Entgeltmodell "High Volume", "Medium Volume"

oder "Low Volume"

Page 4: Handelskosten

Xetra Frankfurt – System mit Mensch

Bei der zweiten Handelsform in Xetra, der sogenannte Spezialistenhandel auf Xetra

Frankfurt, der im Mai 2011 das Handelssystem Xontro abgelöst hat, werden die

Preise vom Xetra-System ermittelt, der Handel aber zusätzlich von Spezialisten

betreut. Das bietet Anlegern Liquidität und Schutz, was insbesondere bei Werten mit

geringem Umsatz von Vorteil sein kann. Bei Wertpapieren mit einem Referenzmarkt

wie Fonds, Auslandsaktion oder ein großer Teil der Anleihen ist diese Betreuung

unverzichtbar.

Im Spezialistenhandel bestehen die Kosten aus zwei Komponenten: Zum einen das

Handelsentgelt als Nachfolger der Courtage, das u.a. die Vergütung der Spezialisten

darstellt, zum anderen das Transaktionsentgelt für die Nutzung des Marktplatzes.

Die Banken und Broker reichen diese Kosten höchst unterschiedlich an ihre Kunden

weiter. Während sie die einen in die Bankspesen je Order vollständig integrieren,

weisen die anderen beide Entgelte zusammen oder einzeln aus.

Volumenabhängige Transaktionskosten bei Xetra Frankfurt

Auch im Spezialistenhandel ist das Entgelt vom Gebührenmodell abhängig, für das

sich die Bank entschieden hat. Bei Aktien und anderen stücknotierten Wertpapieren

reicht die Spanne von 1,104 Basispunkte vom Auftragswert bzw. minimal 69 Cent

bis 0,96 Basispunkte mit minimal 60 Cent.

Bei prozentnotierten Anleihen und Genussscheinen sind es 1,104 Basispunkte vom

Nominalwert der Order, minimal 1,04 Cent, bis 0,96 Basispunkte und minimal 90

Cent.

Publikumsfonds schlagen mit einem fixen Entgelt von 80 bis 92 Cent zu Buche.

Hinzu kommen variable Kosten in einer Spanne von 7,475 Basispunkten und

mindestens 58 Cent bis hin zu 6,5 Basispunkte und mindestens 50 Cent. Bis zu

einer Ordergröße von 29.230 Euro gelten wieder wertbasierte Preise.

Die Entgelte im Handel mit Anlage- und Hebelprodukten, die im Qualitätssegment

Scoach gehandelt werden, berechnen sich auf Grundlage des zugrunde liegenden

Geschäftsabschlusses, wobei im Entgeltmodell nach der Rolle des Teilnehmers

unterschieden wird. Es gibt pro ausgeführter Order einen minimalen Kostenbetrag,

bis zu einem bestimmten Ordervolumen eine wertbasierte Abrechnung und ein nach

oben begrenztes Entgelt. Im maschinell ausgeführten Fokuslisting beispielsweise

beträgt das Transaktionsentgelt 6 Basispunkte pro ausgeführtem Quote, mindestens

jedoch 0,45 Euro und maximal 10,50 Euro (siehe Scoach-Preisverzeichnis als PDF).

Page 5: Handelskosten

Transaktionskosten Xetra Frankfurt

High Volume

Medium

Volume Low Volume

Aktien u.a.

stücknotierte

Wertpapiere

0,96 BP, min.

60 Cent

1,008 BP,

min. 63 Cent

1,104 BP,

min. 69 Cent

Anleihen +

Genussscheine,

prozentnotiert

0,96 BP, min.

90 Cent

0,96 BP, min.

95 Cent

0,96 BP, min.

1,04€

Publikumsfonds

Fix 80 Cent,

+ 6,5 BP,

min. 50 Cent

Fix 84 Cent, +

6,825 BP,

min. 53 Cent

Fix 92 Cent, +

7,475 BP,

min. 58 Cent

Handelsentgelte - für die Spezialisten

Bei Aktien und anderen stücknotierten Wertpapieren kostet eine Order 5,04

Basispunkte und mindestens 2,52 Euro ihren Werts.

Bei Anleihen sind sie abhängig vom Nennwert der Anleihe. Details entnehmen

Interessierte bitte dem Preisverzeichnis.

Handelskosten Xetra Frankfurt

Aktien u.a. stücknotierte

Wertpapiere

5,04 BP,

min. 2,52€

Anleihen + Genussscheine,

prozentnotiert

Abhängig vom Nennwert, siehe

Preisverzeichnis S. 19

Achtung, Mehrwertsteuer!

Anders als bei der bis 23. Mai 2011 gültigen Courtage sind alle Handelskosten

inzwischen Mehrwertsteuer pflichtig. Auch dies wird von den Banken und Brokern

unterschiedlich gehandhabt. Teilweise weisen diese die Mehrwertsteuer jetzt aus,

teilweise nicht.

Page 6: Handelskosten

Jetzt wird abgerechnet: Settlement und Clearing

Der Kauf des Wertpapiers ist abgeschlossen, Xetra leitet via Xontro die Details zur

Transaktion wie Kurs, Stückzahl, Uhrzeit und Teilnehmer (Counterparties) weiter.

Offen sind nun noch das Clearing, d.h. die Verrechnung von Forderungen und

Verbindlichkeiten aus den Wertpapier- oder Termingeschäften und der Austausch

von Handelsobjekt und Geldgegenwert, das so genannte Settlement.

Banken und Broker benötigen neben einer Lizenz ein Wertpapierdepot und ein

Geldverrechnungskonto bei der Clearing-Stelle. Auch hier hängen die Gebühren vom

Gesamtvolumen der getätigten Transaktionen und den Ordergrößen ab. Für eine

Wertpapierorder auf Xetra oder auf dem Parkett ausgeführt berechnet die Eurex

Clearing, die diese Dienste für Börsen leistet, pro ausgeführter Order 0,06 Euro.

Dazu wird ein wertbasiertes Entgelt von 0,001 Prozent berechnet – maximal jedoch

3,80 Euro wertbasiertes Entgelt. Details finden Sie auf der Seite der Eurex Clearing

AG.

Clearing

Schlussnote 0,25 € im Parketthandel

Clearing Pro

ausgeführter Order

0,06 € plus wertbasiertes Entgelt von 0,001

Prozent, maximal jedoch 3,80 €

Ein Rechenbeispiel

Von den Anschlussentgelten abgesehen, die sich nicht auf die einzelnen Geschäfte

herunter rechnen lassen, kostet eine Aktienorder auf Xetra (sofern keine ETS/NP-

Order) im Falle eines gesamten mittleren Handelsvolumens beim Kauf von DAX-

Aktien über ein Ordervolumen von 10.000 Euro 63 Cent. Fürs Clearing und

Settlement werden 17 Cent gezahlt.

Im Handel bei Xetra Frankfurt fallen beim Aktienkauf bei einem Ordervolumen von

10.000 Euro ein Transaktionsentgelt von 1,24 Euro inkl. MWSt an und ein

Handelsentgelt von 6 Euro, ebenfalls inkl. MWSt. Das macht zusammen 7,14 Euro.

Auch hier kommen 17 Cent für Clearing und Settlement hinzu.

©2012 Edda Vogt