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7. Winterschool„Mukoviszidose beim Erwachsenen“
2011
PATIENTENZUFRIEDENHEIT
Helmut Ellemunter
Cystische Fibrose Zentrum Innsbruck
Medizinische Universität Innsbruck
Signifikante Verbesserung des Überlebens • durch besseres Verständnis der Pathophysiologie, Infektion und
Inflammation, der Zusammenhänge bei CF • beschleunigte Umsetzung und Weitergabe von wissenschaftlichen
Erkenntnissen
Proaktiver Therapie-Ansatz undverbessertes Therapie-Management, -StrategienOptimale Therapeutika stehen zur VerfügungTherapie-Adhärenz bleibt dabei eine Herausforderung: z.B.
Inhalationstherapie 80% vs 36% vs 50-60%damit Patienten von neuen Therapien profitieren können, braucht
es eine Reihe von strukturellen und prozesshaften Vorgehens-weisen in der Versorgung
u.a. Konstanz in Kern-Versorgungskompetenzen…QM SystemWie sieht der Patient seine Versorgung?
Daniels T et al, CHEST 2011;Feb 17
Warum Patientenzufriedenheitsbefragungen?
• Die Patientenperspektive ist Bestandteil der „patientenzentrierten
Medizin“
• Patientenbefragungen sind ein zentrales Modul aller gängigen
Zertifizierungsmethoden im Krankenhausbereich
• Sie zeigen Stärken und Schwächen in der Leistungserbringung
und in der Versorgungsqualität
• Zeigen auf wie Patienten sich die Behandlung wünschen
• Sie bilden die Grundlage für gezielte Verbesserungsmaßnahmen
• Sie erlauben den direkten Vergleich mit anderen Einrichtungen
• Zufriedene Patienten haben höhere Therapiebereitschaft
WHO-Report (2003) „Adherence to long-term therapies“:„Faktoren, die den Arzt und die Leistungserbringung betreffen, bleiben in Studien vernachlässigt. Sie haben gleichwohl einen herausragenden Einfluss“ - auf Patientenverhalten, Symptomverbesserung, Nutzung der angebotenen Ressourcen..
Patientenzufriedenheit bei CF - Krankheitsspezifisch?
Allgemeine Fragebögen zur Patienten- oder Elternzufriedenheit sind
zu pauschal und bilden die spezielle Situation nur teilweise ab
Besonderheiten bei CF: Heterogene Patientengruppe, Chronizität der
Erkrankung, Langzeittherapien (amb. + stat.), Langzeitbeziehungen,
Adoleszenz, Hygienemassnahmen, Patiententrennung
Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit CF werden langfristig in
inter-disziplinär arbeitenden Spezialambulanzen betreut
Von CF PatientInnen ist bisher nicht bekannt wie sie ihre
Behandlungsqualität beurteilen
Das medizinische Team muss spezielle Anforderungen erfüllen, die
sich von anderen Erkrankungen unterscheiden
Patientenzufriedenheit bei CF - Krankheitsspezifisch?
Ähnlich wie für die Lebensqualität kann ein krankheits-spezifischer Fragebogen
• die Akzeptanz beim Patienten steigern • erlaubt die Kombination spezifischer Elemente mit bereits
vorhandenen generischen Elementen aus allgemeinen
Befragungen
Ziel der Pilotphase: Entwicklung von Instrumenten zur Erfassung von Behandlungszufriedenheit
Projektkoordination Prof. Dr.G.Steinkamp
Zusammenarbeit mit Picker Institut Deutschland gGmbH• Führend in der Entwicklung und Durchführung von Patienten- und Mitarbeiterbefragungen im
Gesundheitswesen
• Gemeinnütziges Tochterinstitut des Picker Institute in Boston (USA), vom Physiker und
Medizingerätehersteller Dr. Harvey Picker gegründet
• Ziel: Die Versorgungsqualität aus der Sicht der Patienten zu verbessern
• Die Picker-Methode wurde von der Joint Commission for the Accreditation of Health Care Organisations
(JCAHO) geprüft und akkreditiert
Finanzierung durch Mukoviszidose e.V.
Pilotphase mit 4 Ambulanzen über 12 Monate
Erste Erfahrungen mit dem Vorgehen und den Fragebögen
Befragung von Eltern und erwachsenen CF-Patienten
Fragebögen Entwicklung zur CF-spezifischen Zufriedenheit von Eltern und Erwachsenen, Ablauf:
1. Experten-Interviews
2. Fokus-Gruppen mit erwachsenen Betroffenen u. Eltern erkrankter Kinder
3. Daraus Operationalisierung der Fragebogen-Items
4. Fusion mit vorhandenen Picker-Items aus Instrumenten für die ambulante
und stationäre Versorgung
5. Psychometrische Überprüfung (Prof. Dr.W.Schulz) und Modifikation des
Fragebogens
Mukoviszidose: Teilprojekt A
Mukoviszidose: Teilprojekt B
Befragung von Jugendlichen (12-17 Jahre)
1. Übersetzung und Rückübersetzung des englischsprachigen
Fragebogens zu den Behandlungserwartungen von
Jugendlichen mit chronischen ErkrankungenM. T. Britto et al. Health care preferences and priorities of adolescents with chronic illnesses. Pediatrics
114 (5):1272-1280, 2004.
2. Erweiterung um die Dimension Behandlungszufriedenheit
und Zufriedenheit mit dem Behandlerteam (Arzt)
3. Erarbeiten einer Online-Version des Fragebogens
4. Entwicklung einer Auswertungsroutine für gewichtete Urteile
Ausgezeichneter Rücklauf (n:389): Erwachsene (n:128) 70%, Eltern (n:108) 83%Jugendliche (n:59) 78%
Picker Methode
Frage nach Fakten statt nach Zufriedenheit
• Report-Fragen ("Wie oft kam es vor, dass...") statt
Zufriedenheits-Fragen "Wie zufrieden waren Sie mit...")
• reduzieren die falsch hohe Zufriedenheit (zufriedene
Patienten trotz objektiv kritikwürdiger Zustände)
• erlaubt differenziertere Aussagen zur tatsächlichen
Versorgung
• reduziert Deckeneffekte („Ceiling effects“)Fragt man Patienten
„Wie zufrieden sind Sie mit …?“ antworten 90%
mit „zufrieden“ oder „sehr zufrieden“
Operationalisierung, ThemenbereicheStruktur-, Prozess-, Ergebnisqualität
Terminvergabe (3)Ankunft in der CF-Ambulanz (4)Hygiene (3)Ärztinnen und Ärzte (11)Pflegekräfte (9)Weitere MitarbeiterInnen (6)Untersuchungen/Tests (7)Betreuung und Behandlung insgesamt (10)Weitere Unterstützung durch die CF-Ambulanz (4)Service und Komfort in der CF-Ambulanz (1)Erreichbarkeit (4)Stationäre Behandlung (7)Gesamteindruck (5)Zur Person (14) Offene Fragen (4)
Picker Methode: Problemhäufigkeiten
Die Problemhäufigkeit beziffert den Anteil der Patienten/Eltern, die
mit ihrer Antwort auf ein bestehendes Verbesserungspotenzial
hingewiesen haben.
Zur Berechnung der Problemhäufigkeiten wurde zunächst
definiert, welche Antwortmöglichkeiten in Bezug auf die jeweilige
Frage eine suboptimale Versorgungssituation widerspiegeln.
Sie sind das Maß, mit dem am besten die Bereiche erkannt
werden können, in denen die Ambulanz und in der Folge die
Patienten/Eltern von Verbesserungsmaßnahmen profitieren.
Weiterhin lassen sich bei wiederholten Befragungen
Entwicklungen über die Zeit schnell erfassen.
In der untenstehenden Frage weisen die Antwortmöglichkeiten „Einigermaßen“ und „Nein“ darauf hin, dass die Patienten/ Eltern in Bezug auf diese Frage keine optimale Versorgung erfahren haben.
Sie erhalten daher das Problem-Attribut, sind jeweils fett gedruckt. Mit Hilfe der
Problemattribute werden für jede einzelne Frage die Problemhäufigkeiten errechnet.
Interpretation der Problemhäufigkeiten
Je geringer der Wert der Problemhäufigkeit ist, desto besser wird
die in der Frage abgefragte Qualität Ihrer Einrichtung von den
Patientinnen und Patienten bewertet.
Die relative Problemhäufigkeit bildet die von einer Subgruppe
wahrgenommenen Mängel in der Versorgungsqualität ab. Die
Größe der jeweiligen Subgruppe kann dabei variieren.
Bei der Bewertung des jeweiligen Handlungsbedarfs sollte daher
neben der inhaltlichen Relevanz des Qualitätsaspektes und dem
Ausmaß der Problemhäufigkeit auch immer die Zahl an
Patienten/Eltern berücksichtigt werden, auf die die Fragestellung
überhaupt zutrifft.
Fragen mit mehr als 30% Problemhäufigkeit
Wenn Sie dringende (medizinische) Fragen haben und den gewünschten Ansprechpartner nicht sofort erreichen, wie lange dauert es normalerweise, bis Sie eine Rückmeldung bekommen?
(Problem > 2 Stunden) 54%
Werden Sie auf Medikamenten-Nebenwirkungen aufmerksam gemacht, auf die Sie achten sollten? 43%
Haben Sie den Eindruck, dass die CF Ambulanz ihr Möglichstes tut, Sie über Untersuchungsergebnisse zeitnah zu informieren?
40%
Sind die Toiletten und die Waschbecken in der Ambulanz so sauber wie Sie es erwarten? 37%
Werden Sie über neue medizinische Entwicklungen in der Behandlung von Mukoviszidose informiert? 35%
Antworten von 236 Eltern und erwachsenen CF-Patienten
Fragen mit mehr als 30% Problemhäufigkeit
Wenn Sie Ängste oder Befürchtungen wegen des Krankheitsverlaufs Ihres Kindes haben, können Sie diese mit den Pflegekräften besprechen?
48% aber: 36% möchten sie nicht mit den Pflegekräften besprechen
Haben Sie Vertrauen in die Sozialarbeiter?
41% aber: nur 11% der Patienten haben diese Frage beantwortet, die übrigen hatten keinen Kontakt
Haben Sie Vertrauen in die Ernährungsberater?
39% aber: nur 50% haben diese Frage beantwortet, die übrigen hatten keinen Kontakt
Antworten von 236 Eltern und erwachsenen CF-Patienten
Jugendlichen-Urteil zum Verhalten der ÄrztInnen (Top 10 von 63 Fragen)
4,76 ... wusste alles darüber, wie man jemanden mit meiner Krankheit behandelt 7
4,76 ... machte sich nie über mich oder über meine Krankheit lustig 2
4,75 ... war sehr freundlich 14
4,73 ... hat viel Erfahrung in der Behandlung von Menschen mit meiner Krankheit 12
4,69 ... hatte das volle Vertrauen meiner Eltern 16
4,67 ... bemühte sich immer sehr, etwas gegen meine Schmerzen zu tun 4
4,61 ... war absolut ehrlich zu mir 1
4,58 ... hat gezeigt, dass er vertrauenswürdig ist 8
4,58 ... war immer aufmerksam, wenn ich sagte, dass etwas wirklich wehtut 5
4,58 ... wusste, wann man Spaß machen kann und wann man ernst sein muss 23
Voll zutreffend … gar nicht zutreffend5 ----- -4 ------ 3 ------ 2 ------ 1
MW Mein Arzt / meine Ärztin … „Wie wichtig?“
Rang
Auswertung und Bericht an Ambulanzen:Benchmarking und Report Generator
Internet-basierter Report-Generatorermöglicht individuelle Zusammenstellungen, z.B.
„Wie haben in unserer Einrichtung Eltern von Kindern zwischen 3 und 6 Jahren geantwortet, verglichen mit dem Durchschnitt anderer Einrichtungen?“
Fühlen Sie sich durch Ihren Arzt fachlich gut betreut? (nur Erwachsene)
ja, voll und ganz – einigermaßen – nein – ist von Arzt zu Arzt unterschiedlich
Ambulanz A
Ambulanz B
Ambulanz Cdavon 7% „von
Arzt zu Arzt unterschiedlich“
Mindestens 10 Antworten notwendig
Antworthäufigkeiten Erwachsene CFZIUntersuchungen und Tests
Antworthäufigkeiten Erwachsene CFZIBetreuung und Behandlung insgesamt
Antworthäufigkeiten Erwachsene CFZIUnterstützung durch die CF Ambulanz
Freitexte Erwachsene CFZIWenn Sie sich über etwas geärgert haben, was war es?
Wartezeit beim CT über 2 Stunden.1. Putzfrauen. 2. Krankenschwestern.Dass Alternativmedizin abgeblockt wird. 1. Schulmeisterliche (kindliche) Behandlung durch
Pflegepersonal. 2. Gelegentlich Zugluft im Wartebereich. 3. Blutabnahme/ Blutdruckmessung o.ä. durch Pflegepersonal während des Gesprächs mit dem Arzt.
Versteht man nur, wenn man erkrankt ist. Wenn andere CF-Patienten den Mundschutz nicht
tragen. ….
Umsetzung der Ergebnisse am CFZI
Bereitschaft vom Team sich mit den Ergebnisse auseinander zu setzen und Konsequenzen für die eigene Arbeit zu ziehen
Kopie der Ergebnisse für alle Fachbereiche am CFZIInterne Diskussion und Analyse i.R. einer Besprechung mit allen Teammitgliedern
• Bewertung der Ergebnisse, Identifizierung von Verbesserungspotential, Formulierung von Konsequenzen
• Was muß geändert werden? Wann? Wo? Wer?• Priorisierung der Massnahmen, Zeitplan der Umsetzung
Dokumentation der UmsetzungCheck erneut - neuerliche Befragung (geplant)Gibt es eine Veränderung?
Involvierung der Patientenvertreter/Eltern
Zusammenfassung Pilotphase
Nach erfolgreichem Abschluss des Pilotprojekts und nochmaliger
Revision liegen neu entwickelte, krankheitsspezifische
Fragebögen für zwei Zielgruppen vor:• Eltern von Kindern und Jugendlichen mit CF• Erwachsene (18 Jahre und älter) mit CF
Der Jugendlichen-Fragebogen zu den Behandlungserwartungen
(Britto et al.) liegt in deutscher Sprache vor, erweitert um die
Behandlungserfahrungen (Zufriedenheit mit dem Arzt)
Insgesamt hohe Zufriedenheit mit der VersorgungBereiche erkennbar, in denen noch Verbesserungen möglich sind
Die Pilot-Ambulanzen (Hamburg, Berlin Charite, Köln und
Innsbruck) könnten die Befragungsergebnisse für sich nutzen.
Es besteht nun die Möglichkeit die Versorgung (auch) durch die Patienten bewerten zu lassen und Verbesserungspotentiale zu identifizieren
Ausblick 2011
2011 Befragung in allen interessierten deutschen CF-Einrichtungen
möglich
Abkommen Muko e.V. mit Picker Institut fixiert (1.03.2011)
Teilnahme freiwillig
Rekrutierung der Patienten (realistisch) ab 2. Quartal 2011 über 6
Monatein den CF-Einrichtungen
Befragung der Patienten bzw. Eltern im 3. Quartal 2011 durch das Picker Institut
Auswertung der Ergebnisse im 4. Quartal 2011 (– 1. Quartal 2012)durch das Picker Institut
Ergebnis: 53mal Interesse ca. 1800 Erwachsene ca. 1900 Eltern von Kindern und Jugendliche
13mal kein Interesse37 fehlende Antworten
Aufgaben der CF-Ambulanz
Das Personal
weist Patienten bei der Anmeldung auf das Projekt hin
händigt Informationsmaterial aus
holt die schriftliche Zustimmung zur Befragung ein
(einschließlich der Weitergabe der Adresse an das Picker
Institut)
führt eine Liste aller angesprochenen Patienten (cave
Selektions-Bias) und dokumentiert ggfs. die Ablehnungsgründe
meldet wöchentlich die rekrutierten Patienten an das Picker
Institut
Aufgaben des Picker Instituts
Das Picker Instituterhält die Patientenadressen vom Personal der CF-Einrichtungschreibt die Patienten direkt anüberwacht den Rücklauf der Fragebögenerinnert säumige Patienten an die Beantwortunggibt die Antworten in die Datenbank einwertet die Ergebnisse auserarbeitet Berichte für jede teilnehmende AmbulanzEine einrichtungsübergreifende Auswertung der Gesamtgruppe
zeigt: • Stärken und Verbesserungsmöglichkeiten der CF-Versorgung in Deutschland • aus der Sicht aller antwortenden Patienten/ Eltern
Ablauf
Postalische Befragung nach Ambulanzbesuch:
Picker schreibt die Patienten direkt an• gewährleistet glaubwürdig die systematische Trennung von
Leistungs-erbringern und Auswertern• stellt die Anonymität der Befragten gegenüber den
Behandlern sicher• ermöglicht kritischere Antworten• reduziert die Verzerrung ins Positive aufgrund sozialer
Erwünschtheit
Frage-bogen Antwort
Sehr geehrte
Frage-bogen
Antwort
Erste Erinnerung nach 2 Wochen
Zweite Erinnerung nach 4 Wochen
CF Amb
Zusammenfassung
Auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse (Pilotphase): • große Zufriedenheit mit dem Versorgungsangebot sowohl bei Eltern
wie bei Erwachsenen• Hinweise auf punktuelle Verbesserungsmöglichkeiten• Für Jugendliche hat die Arzt-Patient-Beziehung, die Kommunikation
und die erlebte Kompetenz einen weitaus größeren Stellenwert als etwa der (angenehme oder eher kühl-ungemütliche) Kontext, in dem die Behandlung vonstatten geht.
Mit nun vorliegenden Fragebögen ist eine praxisrelevante Erhebung der Patientenzufriedenheit bei CF möglich
und die geplante Erhebung ergänzt die bereits etablierten Prozesse der Qualitätssicherung und Qualitätsverbesserung
Gesteigerte Patientenzufriedenheit kann über verbesserte Compliance das medizinische Outcome verändern
Danke für Ihre Aufmerksamkeit !