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wissenschaftsmanagement 1 • januar/februar • 2015
52 buchbesprechung
Boris Gloger/Jürgen Margetich
Das Scrum-PrinzipAgile Organisationen aufbauen und gestalten
Um besonders erfolgreich mit sich ständig verändernden Rahmenbedingungen und Kun-
denbedürfnissen umgehen zu können, hat sich der Begriff der agilen Organisation etabliert.
Scrum ist ein Ansatz für agile Organisationen, der auf Erfahrungen aus Produkt- und IT-Ent-
wicklungen beruht, dass die erfolgreiche Umsetzung von komplexen Entwicklungsprojekten
unter Anwendung klassischer Projektmanagementmethoden an Grenzen stößt. Mittlerweile
findet das Scrum-Prinzip in unterschiedlichen Branchen (außerhalb des Hochschulberei-
ches) erfolgreiche Anwendung. Von daher lohnt sich der Blick auf diesen Ansatz, nicht zu-
letzt auch hinsichtlich einer möglichen Anwendbarkeit für den Hochschulbereich.
Boris Gloger und Jürgen Margetich legen mit „Das Scrum-Prinzip – Agile Organisationen auf-
bauen und gestalten“ ein lesenswertes Buch vor. Dabei fällt zunächst auf, dass die Verfasser
auf der übergeordneten Ebene der Organisationsveränderung ansetzen und die erforderlichen
organisatorischen und strategischen Voraussetzungen einer erfolgreichen agilen Organisation
– zum Beispiel die konsequente Einbindung der Kunden, die Rollen und Aufgaben des Manage-
ments und der Gestaltung des Einführungsprozesses auf dem Weg zu agilen Projekten – behan-
deln. Scrum wird (weniger als „einzelne“ Methode oder Vorgehensweise) vielmehr als „Haltung“
(Zitat) und in diesem Sinne auch als (neudeutsch) Managementframework mit wenigen Regeln
verstanden. Das hinter Scrum stehende Menschenbild ist geprägt von geistig arbeitenden Men-
schen, die ihre Ideen einbringen, Dinge verbessern oder überhaupt Neues entwickeln wollen.
Die Akteure benötigen entsprechende Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel eine möglichst
weitgehende Delegation von Kompetenzen und Verantwortung.
Die Autoren richten sich damit an Führungskräfte und andere verantwortliche „Organisationsver-
steher“ (Zitat), die sich der Herausforderung stellen wollen, eine gravierende organisatorische und
kulturelle Veränderung zu beginnen, um mit agilen Methoden ihre Organisation agiler zu gestalten.
Das Buch liefert einen wertvollen Beitrag als Brückenschlag zwischen den Disziplinen des Pro-
jektmanagements und der Organisationsentwicklung. Dabei kann die Bedeutung des hier aufge-
zeigten Zusammenhangs zwischen der Organisation und der in ihr Anwendung findenden Pro-
jektmanagementmethoden nicht hoch genug bewertet werden. Das vorliegende Werk erweitert
den Blickwinkel für beiderlei Perspektiven und bietet damit eine gleichermaßen nutzbringende
Lektüre für Fachleute des Change- und des Projektmanagements. Gloger und Margetich legen
ausführlich dar, dass es eine enge Passung geben muss, da agile Projektarbeit nur in adäquaten
Strukturen und Kulturen gelingen kann.
Sinnvoll gegliedert, in leicht verständlicher Sprache und angereichert durch zahlreiche Abbildun-
gen und Beispiele aus Ihrer Berufspraxis bieten die Autoren eine erste Wegbeschreibung zum
Ziel „Agile Organisation“. Als Übersicht und als Einladung zur weiteren vertiefenden Auseinan-
dersetzung mit den Fragestellungen eines solchen Veränderungsprozesses ist das Buch bestens
geeignet. Lesern, die mit agilen Methoden noch weniger vertraut sind, sei der Teil zwei des Bu-
ches (Seite 45-108) als Einstieg empfohlen, da hier komprimiert und leicht verständlich in die
gelegentlich ungewöhnlichen Scrum-Begrifflichkeiten und das Vorgehensmodell eingeführt wird.
Boris Gloger/Jürgen MargetichDas Scrum-Prinzip
Agile Organisationen aufbauen und gestaltenSchäffer-Poeschel Verlag Stuttgart, 2014, 299 Seiten, 39,95 Euro, ISBN 978-3-7910-3289-4
Das Buch liefert einen wertvollen Beitrag als Brü-ckenschlag zwischen den Disziplinen des Projektma-nagements und der Organi-sationsentwicklung.
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Auf nur gut 300 Seiten können jedoch nicht alle Aspekte einer so tiefgreifenden Transformation
und deren möglichen Lösungswege umfassend behandelt werden. Die hier zu Rate gezogenen
Positionen und Konzepte einzelner Koryphäen des Changemanagements (Senge, Drucker, Satir
und Kotter und andere) wurden daher an einigen Stellen nicht hinreichend kritisch diskutiert,
noch konnten sie umfassend genug dargestellt werden. Damit bleiben einige Empfehlungen und
Hinweise an der Oberfläche und nähern sich stellenweise Allgemeinplätzen (Beispiele: „Vermei-
den Sie bei jeder Organisationsveränderung Statusverluste“ S.195; „Schaffen Sie Orientierung“
S. 203). „Gerne, nur wie?“ möchte man da fragen. Auf Seite 225 heißt es ohne weitere Kom-
mentierung: „Die agile Sichtweise: Es ist egal wie lange ein Mitarbeiter arbeitet – es ist seine
eigene Verantwortung.“ Eine Aussage, die diskussionswürdig erscheint.
Das Buch geht nicht explizit auf agile Transformationsprozesse im Hochschulkontext ein. Es
bleibt zu überprüfen, inwieweit eine Übertragbarkeit der dargestellten agilen Merkmale in die
besonders komplexe Organisation von Hochschulen möglich ist. Der dargestellte Ansatz geht
von einem Managementverständnis aus, das den Handlungsrahmen und die Gestaltungsmög-
lichkeiten eines wirtschaftlich am Markt agierenden Unternehmens umfasst. Dies ist von den
operativen und strategischen Gegebenheiten an Hochschulen deutlich entfernt. Allein der an
Hochschulen kontrovers diskutierte und teilweise auf offene Ablehnung treffende Kundenbegriff
sei hier genannt, der in der agilen Organisation hingegen einen zentralen Stellenwert einnimmt.
Bei aller Unterschiedlichkeit in den Rahmenbedingungen und Gestaltungsmöglichkeiten lohnt sich
die Beschäftigung mit dem Buch von Gloger und Margetich allemal. Zunächst, weil es insgesamt
eine eingängige und informative Basis für die Auseinandersetzung mit agilen Prinzipien bietet und
weil der hier beschriebene Weg zu agilen Projekten, das heißt über die Transformation der Organi-
sation, den Blick auf wesentliche Fragestellungen lenkt, die die übliche Projektmanagementlitera-
tur oft vernachlässigt: Wie gut sind Projekte in ihre umgebene Organisation integriert? Diese Frage
dürfte für Hochschulen mit zunehmender Projektarbeit von besonderem Interesse sein.
Martin Dorobeck (Organisationsentwickler) und Dr. Hendrik Isdepski (Leitung), Abteilung Organisationsentwicklung der Universität zu Köln
Lesern, die mit agilen Methoden noch weniger vertraut sind, sei der Teil zwei des Buches (Seite 45-108) als Einstieg empfohlen, da hier komprimiert und leicht verständlich in die gelegentlich ungewöhnlichen Scrum-Begrifflichkeiten und das Vorgehensmodell ein-geführt wird.
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