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AUSGABE 3/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG MACHEN. SO GEHT ZUKUNFT SIEBEN SCHRITTE NACH VORN GEMEINSAM. Unser Weg in eine bessere Zukunft. Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller NACHHALTIG. Die sieben wichtigsten Schwerpunkte der deutschen Entwicklungspolitik INSPIRIEREND. Berichte und Erlebnisse aus den Partnerländern. Von Menschen, die dort leben und arbeiten ZUKUNFTSWEISEND. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel über die Ziele der Bundesregierung und der G7-Staaten

BMZeit 03/2015

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NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG __ … MACHEN. SO GEHT ZUKUNFT SIEBEN SCHRITTE NACH VORN. __ GEMEINSAM. Unser Weg in eine bessere Zukunft. Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller __ NACHHALTIG. Die sieben wichtigsten Schwerpunkte der deutschen Entwicklungspolitik __ INSPIRIEREND. Berichte und Erlebnisse aus den Partnerländern. Von Menschen, die dort leben und arbeiten __ ZUKUNFTSWEISEND. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel über die Ziele der Bundesregierung und der G7-Staaten

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AUSGABE 3/2015 NACHRICHTEN AUS DEM BUNDESMINISTERIUM FÜR WIRTSCHAFTLICHE ZUSAMMENARBEIT UND ENTWICKLUNG

…MACHEN.SO GEHTZUKUNFTSIEBEN SCHRITTE NACH VORN

GEMEINSAM. Unser Weg in eine bessere Zukunft.

Editorial von Bundesentwicklungsminister Dr. Gerd Müller

NACHHALTIG. Die sieben wichtigsten Schwerpunkte

der  deutschen Entwicklungspolitik

INSPIRIEREND. Berichte und Erlebnisse aus den

Partnerländern. Von Menschen, die dort leben und arbeiten

ZUKUNFTSWEISEND. Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel

über die Ziele der Bundesregierung und der G7-Staaten

BMZeit · Ausgabe 3/2015

DER GEMEINSAME WEG IN EINE BESSERE ZUKUNFT

LIEBE LESERINNEN, LIEBE LESER,

es ist die Zeit der großen Beschleunigung. Alles wächst

rasant: Weltbevölkerung und Lebenserwartung, Städte,

CO-2-Emissionen und Wohlstand, der ökologische Fußabdruck und

die Kilowattstunden der erneuerbaren Energien.

Die Menschheit ist an einem Scheideweg. Noch immer muss eine

Milliarde Menschen die absolute Armut überwinden können. Sie

alle haben ein Recht auf ein Leben in Würde. Gleichzeitig wis-

sen wir, dass wir schon heute drei Planeten bräuchten, wenn alle

Menschen auf der Welt unseren Lebensstil beanspruchen würden.

Und Jahr für Jahr kommen weitere 80 Millionen Menschen hinzu.

Woher sollen die Ressourcen kommen für ein würdiges Leben für

alle – geschweige denn für Wohlstand für alle? Wie kann verhindert

werden, dass die einen auf Kosten der anderen leben? Das sind die

Überlebensfragen der Menschheit. Unser bisheriges Wachstums-

modell werden wir hinterfragen und nachhaltig weiterentwickeln

müssen. Wir müssen aktiv umsteuern – Regierungen, die Privat-

wirtschaft, jede und jeder Einzelne von uns. Wir brauchen ein kom-

plett neues Denken, das uns in eine gute Zukunft führen kann: eine

Art Weltzukunftsvertrag.

Die neuen, nachhaltigen Entwicklungsziele, die die Weltgemein-

schaft im September bei den Vereinten Nationen in New York ver-

einbaren will, können den Paradigmenwechsel bringen. Noch nie

haben Regierungen der Welt so intensiv über den Zusammenhang

von Entwicklung und Nachhaltigkeit gesprochen. Noch nie hat sich

die Weltgemeinschaft so ehrgeizige Ziele gesetzt. Und noch nie uni-

verselle Ziele, die für alle gelten – für Entwicklungsländer wie für

Schwellen- und Industrieländer.

Jeder kann beitragen, Armut und Hunger weltweit zu beenden

und zugleich Entwicklung innerhalb der ökologischen Leitplanken

unseres Planeten zu ermöglichen. Wir werden – als Gastgeber des

G7-Gipfels in Elmau – mit dafür sorgen, dass gerade auch wir als in-

dustrialisierte Nationen weitere konkrete Schritte auf dem Weg zu

mehr globaler Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit gehen. 2015 muss

das Jahr der Lösungen sein! Wir müssen die Globalisierung gerecht

gestalten – ökologisch und sozial fair! Viele Länder etwa besitzen

riesige Bodenschätze, und trotzdem leben die Menschen in bitterer

Armut. Das ist nicht fair: Der Rohstoffreichtum muss bei den Men-

schen ankommen. Aber auch wir tragen Verantwortung. Wir müs-

sen faire Preise zahlen und wissen wollen, wie etwas produziert und

angebaut wird. Wir müssen die globale soziale Frage der Gegenwart

angehen, den Menschen und der Umwelt zu ihrem Recht verhelfen.

Deshalb gehen wir mit dem Textilbündnis in Deutschland voran.

Und wir wollen, dass soziale und ökologische Standards weltweit

durchgesetzt werden und direkt vor Ort zu besseren Bedingungen

für die Menschen beitragen.

Lösungen gibt es unendlich viele. Viele unterstützen wir. Wir inves-

tieren weltweit in klimafreundliche Entwicklung. Wir unterstützen

Länder beim Aufbau einer modernen Infrastruktur. Wir helfen, die

bessere Welt zum guten Geschäftsmodell zu machen und privates

Kapital zu mobilisieren. Wir leisten einen konkreten Beitrag zur Ab-

sicherung der vom Klimawandel bedrohten Menschen in Entwick-

lungsländern. Lösungen entwickeln aber nicht nur die Regierungen,

sondern auch zahlreiche Nichtregierungsorganisationen und enga-

gierte Bürgerinnen und Bürger weltweit. Einige von ihnen wollen

wir auf den folgenden Seiten vorstellen. Sie alle helfen mit – im Gro-

ßen wie im Kleinen – die Geschicke der Menschheit auf einen neuen

Pfad zu lenken.

Dr. Gerd Müller, MdB

Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung

Berlin und Bonn, im Juni 2015

Auf den kommenden wichtigen internationalen Kon-

ferenzen – dem G7-Gipfel in Deutschland, dem Finan-

zierungsgipfel der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten

Nationen in Äthiopien, dem G20-Gipfel in der Türkei,

der VN-Generalversammlung in den USA und dem Kli-

magipfel in Frankreich – werden entscheidende Weichen

für unsere Zukunft gestellt. In dieser Ausgabe der BMZeit

betrachten wir die Herausforderungen und wie wir damit

umgehen können.

1GUTES LEBEN

DAS LEITMOTIV: Alles politische und persönliche Handeln

muss sich an dem großen gesellschaftlichen Ziel orientie-

ren, ein gutes Leben für alle Menschen und für die zukünf-

tigen Generationen möglich zu machen und nachhaltig zu

sichern. Überall auf der Welt, besonders aber in den Ent-

wicklungsländern. Zugang zu Bildung, Gesundheitsfürsorge

und Arbeit sind Grundvoraussetzungen für ein gutes Leben.

UNSERE VERANTWORTUNG: Aber auch wir Bürgerinnen

und Bürger in Deutschland müssen unser persönliches Ver-

antwortungsbewusstsein schärfen und unser Umwelt- und

Konsumverhalten überprüfen. Dies gilt ebenfalls für die

wachsenden Ober- und Mittelschichten in den Schwellen-

ländern. → Bericht auf Seite 3

2GESUNDHEIT

KRISENBEWÄLTIGUNG: Die Ebola-Krise hat eindrucks-

voll und überdeutlich vor Augen geführt, wie wichtig es ist,

über die akute Hilfe hinaus zur Vermeidung von Epidemien

die Zusammenhänge von Gesundheitsdiensten und sozia-

len Sicherungssystemen zu erkennen und die betroffenen

Länder und Regionen wirkungsvoll und langfristig zu un-

terstützen.

PRIORITÄTEN: Die Bekämpfung von Infektionskrankhei-

ten, die Ausrottung von Polio, die Bekämpfung von Aids,

Tuberkulose, Malaria und von vernachlässigten Tropen-

krankheiten sind wie die Senkung von Mütter- und Kin-

dersterblichkeit Schwerpunkte der deutschen Entwick-

lungszusammenarbeit. → Bericht auf Seite 4

3MENSCHENRECHTE

DIE AUSGANGSLAGE: Jede Frau und jeder Mann, jedes

Kind, jeder junge Mensch und jeder ältere haben das glei-

che Recht auf ein Leben in Würde und Wohlergehen. Die

Achtung der Menschenrechte ist eine Grundbedingung für

jegliche Entwicklung.

DIE VORAUSSETZUNGEN: Gute Regierungsführung und

funktionierende rechtsstaatliche Institutionen sind eine

wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre Rechte

einfordern und verwirklichen können. Auch auf der Flucht.

Diskriminierung und Verletzung von Menschenrechten

sind die Feinde des Friedens. → Bericht auf Seite 5

4GLEICHBERECHTIGUNG

DIE SITUATION: Autoritäre Machtstrukturen sind oft dafür

verantwortlich, dass Frauen und Mädchen, Kinder und Jugend-

liche nicht ausreichend in ihrer Entwicklung und Entfaltung

gestärkt werden. In vielen Ländern unserer Welt – und keines-

wegs nur in den ärmeren Regionen – sind die Diskriminierung

von Frauen und von bestimmten Bevölkerungsgruppen, wie

Menschen mit Behinderungen, leider an der Tagesordnung.

DAS ZIEL: Ein wichtiger Meilenstein in der Überwindung

von Armut ist deshalb die Gleichberechtigung, das Recht

eigene Entscheidungen treffen und sein Leben in die Hand

nehmen zu können. → Bericht auf Seite 6

5ARMUT UND HUNGER

DIE VERHÄLTNISSE: Die von der Weltbank definierte

Grenze zu absoluter Armut ist mit 1,25 US-Dollar pro Tag

errechnet, ein Einkommen, das ein würdiges Leben kaum

möglich macht. Ziel deutscher Entwicklungspolitik ist es

deshalb, extreme Armut bis zum Jahr 2030 zu beseitigen.

EINEWELT OHNE HUNGER: Mit der Initiative „EINEWELT

ohne Hunger“ setzt sich das BMZ dafür ein, dass an Hunger

und Mangelernährung leidende Menschen Zugang zu aus-

reichender, bezahlbarer und gesunder Ernährung erhalten.

→ Bericht auf Seite 7

6KLIMA UND NATUR

DIE HERAUSFORDERUNG: Klimawandel, schwindende

natürliche Lebensgrundlagen und der Rückgang der Bio-

diversität bedrohen uns alle. Eine intakte Natur ist aber die

Grundvoraussetzung für ausreichende und gute Ernäh-

rung und für eine lebenswerte Zukunft der nachwachsen-

den Generationen.

NOTWENDIGE BESCHLÜSSE: Auf der Klimakonferenz der

Vereinten Nationen im Dezember in Paris wird die interna-

tionale Staatengemeinschaft entscheidende Entschlüsse

fassen müssen. → Bericht auf Seite 8

7PARTNERSCHAFTEN

KEINE ALLEINGÄNGE: Nicht nur die internationale Staa-

tengemeinschaft, die G7 und die G20 müssen verlässliche

Partnerschaften eingehen, um die Entwicklung unserer

Erde nachhaltig zu lenken. Auch Wirtschaft und Politik,

Gesellschaften und Generationen, Kulturen und Religionen

müssen zusammenhalten.

DIE ZIVILGESELLSCHAFT: Eine besondere Rolle spielt da-

bei die Zivilgesellschaft. NROs übernehmen nicht nur eine

entscheidende Rolle bei der Durchführung von Entwick-

lungszusammenarbeit und Nothilfe vor Ort. Sie sind auch

der Motor, um die Bürgerinnen und Bürger zu verantwort-

lichem Handeln anzuregen. → Bericht auf Seite 10

2/3

EIN GUTES LEBEN FÜR ALLE MENSCHEN

„Wir sind sehr dankbar, dass esuns so gut geht.“Aisha Ali, Schülerin

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DIE ZUKÜNFTIGE MODEUNTERNEHMERIN

Die junge Äthiopierin Aisha liebt es, sich schön zu kleiden. Erst wollte sie Näherin werden, aber jetzt will sie Mode studieren, um einmal als Unterneh-merin viele Arbeitsplätze schaffen zu können. Am Sonntag geht sie gern ins Internetcafé und schaut sich die Webseiten der internationalen Modedesig-ner an. Ihr Vorbild aber ist ihr Onkel, der mit Stoffen handelt und der schon einmal in Rom und Paris war.

ZIELSTREBIG

WOHLSTAND

SCHAFFEN

Judith Rakers, Tagesschau-Sprecherin und Talk-

showmoderatorin, engagiert sich seit zwölf Jah-

ren als Patin bei World Vision: „Ein Drittel der

Bevölkerung Afrikas sind Jugendliche. Sie alle

brauchen eine Chance auf ein besseres Leben.

Mich beeindruckt die Entschlossenheit, mit

der viele junge Leute ihre Zukunft planen. Dabei

denken sie nicht nur an sich, sondern immer auch

an ihre Familie.“

Aisha ist 17 Jahre alt. Sie hat ein Ziel: Unternehmerin will

sie werden, Modeunternehmerin. Sie hat sich an der Techni-

schen Fachhochschule in Bahir Dar beworben. Dort wurde

mit Hilfe des BMZ ein Studiengang Modedesign und -pro-

duktion aufgebaut. Die Textil- und Bekleidungsbranche

gehört zu den aufstrebenden Wirtschaftszweigen in dem

ostafrikanischen Land und Äthiopien selbst zu den Ländern

mit den höchsten Zuwachsraten auf dem Kontinent.

Eine Tante von Aisha, eine Witwe mit 13 Kindern, ist bei der

großen Hungerkatastrophe 1981 ums Leben gekommen.

Das ist bis heute ein Trauma für die ganze Verwandtschaft.

Aishas Eltern strebten früh nach einem guten Leben. Die Alis

verfügen über einen bescheidenen Wohlstand. Der Vater ist

Automechaniker, die Mutter Buchhalterin. In ihrer Dreizim-

merwohnung gibt es einen Fernseher und viele Arrangements

aus Plastikblumen. Alle vier Kinder gehen auf weiterführende

Schulen, sprechen Englisch und haben ein Mobiltelefon.

www.worldvision.de

BMZeit · Ausgabe 3/2015

LERNEN AUS DER

EBOLA-KRISE

Dr. Klemens Ochel, Tropenarzt am Missionsärztli-

chen Institut in Würzburg, war für Misereor in

Liberia, um die lokalen Partner beim Kampf ge-

gen Ebola zu unterstützen. Hier seine Analyse:

Warum konnte so ein gravierender Ausbruch

von Ebola in Westafrika passieren? Einen Grund

kann ich sicher aus meiner Perspektive benennen:

Die Gesundheitsdienste in den betroffenen Ländern

waren zu schwach und schlecht aufgestellt, um eine solch

gefährliche Epidemie rechtzeitig zu erkennen und diese

einzudämmen. Sie sind es immer noch! 30% der Bevölke-

rung haben erst gar keinen Zugang zu Gesundheitsdiensten!

Wenn es uns egal ist, dass ein Krankenhaus ohne angemes-

sen qualifiziertes Personal arbeitet, dann dürfen wir uns

über Ausbrüche wie Ebola nicht wundern. Wenn die Epide-

mie vorbei ist, muss die Weltgemeinschaft die Gesundheits-

dienste weiter aufbauen. Sonst ist der Job nur halb getan

und der Rückfall vorprogrammiert.

PS: In einem Interview mit dem Straubinger Tagblatt be-

richtet Dr. Ochel wenige Wochen später: „Die internationale

Hilfe kommt an, der Staat ist zunehmend besser organisiert

in Bezug auf Richtlinien und auch bei der Verteilung der

Materialien zum Infektionsschutz. Das macht den Leuten in

Liberia Mut und Hoffnung.“

Außer Akuthilfe beim Ausbruch von Ebola hat die Bun-

desregierung den betroffenen Ländern Westafrikas auch

umfangreiche Unterstützung beim Wiederaufbau nach

Überwindung der Krise zugesagt. Noch sei Ebola nicht

überwunden, sagt der Ebola-Sonderbeauftragte der Bun-

desregierung, Walter Lindner. Aber es sei nun endlich Licht

am Ende des Tunnels, die Zahl der Neuinfektionen in der

Region tatsächlich auf Null zu bekommen.

www.misereor.de

ARBEITEN UNTER EXTREMEN BEDINGUNGEN

Mitten in Westpoint, einem Slum der liberianischen Haupstadt Monrovia, liegt auf einer Halbinsel die Klinik „Star of the Sea“, die der Staat vor einigen Jahren der katholischen Kirche überlassen hat. Seit dem Ausbruch von Ebola arbeiten die medizinischen Helferinnen und Helfer unter extremen Arbeitsbe-dingungen, mangels Ausrüstung und Ausbildung zunächst nach dem Prinzip „kein Körperkontakt“. Ihre Patienten sind Menschen, die geprägt sind vom täglichen Kampf ums Überleben. Ebola hat sie alle noch enger zusammen geschweißt.

DRINGEND: DIE STÄRKUNG DER GESUNDHEITSSYSTEME

4/5

KRISEN, KRIEGE, FLUCHT

UND MENSCHENRECHTE

Rita Süssmuth, Präsidentin des Kuratoriums

von Care International Deutschland, über die

Flüchtlingsproblematik: „Hier ist die Weltge-

meinschaft gefragt. Es kann nicht geduldet

werden, dass die Menschenrechte der Flücht-

linge mit Füssen getreten werden. Die Flücht-

linge in unsere Gesellschaft zu integrieren, ist

Aufgabe und Pflicht von Demokratien.“

56 Millionen Menschen sind zur Zeit auf der Flucht, Opfer

von Krisen und Kriegen, von Terror und Gewalt. Oft leben

sie in rechtsfreiem Raum. Besonders Kinder und Frauen

sind die Leidtragenden. Hoffnungen auf ein besseres Leben

werden im Keim erstickt, der Traum von einer friedlichen

Zukunft wird von den Unbillen des Alltags in den Schatten

gestellt.

Ihre Wünsche sind bescheiden, wie Care in einer Umfrage

erfuhr: Die schwangere Sahab möchte nur eins, dass ihr Kind

nicht auf der Flucht geboren wird. Sihad und Najoob sagen,

dass es ein Wunder ist, dass sie bisher nicht von ihren fünf

Kindern getrennt worden sind. Die 10-jährige Maraa will Foto

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denicht, dass ihr 8-jähriger Bruder so schwer arbeiten

muss. Fatma, Mutter von zwei Kindern, deren

Mann vermisst ist, sagt nur: Ich will keine Angst

mehr haben. Mattahi, dessen drei Enkeltöchter

von Bomben getötet wurden, träumt, dass er

sie aufwachsen sieht. Abdulwahad, 13, der zwölf

Stunden am Tag arbeitet, will wieder zur Schule

gehen.

Mehr als die Hälfte der Kooperationsländer der deutschen

Entwicklungszusammenarbeit sind von Konflikten, Gewalt

und Fragilität betroffen. Weltweit leben neun von zehn

Flüchtlingen in einem Entwicklungsland. Vor diesem Hin-

tergrund hat das BMZ die Sonderinitiative „Fluchtursachen

bekämpfen – Flüchtlinge reintegrieren“ ins Leben gerufen.

Mit der Sonderinitiative will das Ministerium dazu beitra-

gen, dass Konflikte erst gar nicht entstehen, eskalieren und

Menschen zur Flucht zwingen. Gleichzeitig will es helfen,

die negativen Auswirkungen von Flüchtlingsbewegungen

für alle Beteiligten abzumildern.

www.care.de

AUF DER FLUCHTDEN ALLTAG BEWÄLTIGEN

GEGEN DIE SORGEN: SPORT UND SPIEL

Im jordanischen Flüchtlingslager Al-Baqaa leben seit 1968 Flüchtlinge aus Palästina. Jordanien hat zudem auch 600.000 Flüchtlinge aus Syrien auf-genommen. Um Rassismus und Diskriminierung entgegenzuwirken, haben Oxfam und der Al-Baqaa Jugendclub ein Fußballturnier für syrische und palästinensische Flüchtlingskinder und die Jugend des Gastgeberlandes organisiert. www.oxfam.de

BMZeit · Ausgabe 3/2015

IMMER MEHR FRAUEN FORDERN IHRE RECHTE

Chimery ist 14, geht in Lagos zur Schule und hilft nachmittags ihrer Mutter in deren Gemischtwaren-laden. Ihr Vater wollte nicht, dass sie auf eine weiter-führende Schule geht, nach der Scheidung hat er die Söhne zu sich genommen, an dem Mädchen hatte er kein Interesse. Heute sind sie und ihre Mutter erfolg-reicher als alle männlichen Mitglieder der Familie.

ZUKUNFTSFAKTOR GLEICHBERECHTIGUNG

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FORTSCHRITT

BRAUCHT FRAUEN

„Es macht mich geradezu wütend, wie sehr Frau-

en und Mädchen im Alltag diskriminiert wer-

den“, sagt Shary Reeves, TV-Moderatorin

(Wissen macht Ah!), Schauspielerin, Autorin

und ehemalige Bundesliga-Fußballerin mit

Familienwurzeln in Kenia und Tansania. Sie

engagiert sich u.a. für die Kindernothilfe und

erlebt es in ihrer eigenen Verwandtschaft auf

dem afrikani schen Kontinent: „Chancengleichheit,

Selbstbestimmung? Fremdworte. Aber es gibt zum Glück

auch Ausnahmen.“

Joan Okeke ist 34, geschieden und betreibt einen Gemischt-

warenkiosk an einer der Marktstraßen der nigerianischen

Hauptstadt Lagos. Sie verkauft Haushaltswaren, Stoffe,

Kosmetik, Süßigkeiten und Lotterielose. Seit Chimere, ihre

14-jährige Tochter, eine exzellente Schülerin, sie unter-

stützt, gehen die Geschäfte richtig gut. Chimi hat von ihrem

in London lebendem Onkel ein iPad geschenkt bekommen

und ist total fit im Internet. Nach der Schule überprüft sie

Preise, Qualität und Lieferzeiten der Waren, und führt ihrer

Mutter sogar die Buchhaltung.

Die Afrikanische Union hat unter ihrer Vorsitzenden

Dr. Nkosazana Clarice Dlamini-Zuma 2015 eine Offensive

gestartet und die Stärkung von Frauen auf Mädchen in den

Fokus gerückt. Gleichberechtigung, Selbstbestimmung und

Chancengleichheit sollen in der patriarchalen Machtstruktur

des Kontinents durchgesetzt werden. Keine leichte Aufgabe.

Körperliche und seelische Gewalt, schädliche Traditionen

wie die Verstümmelung der weiblichen Genitalien und die

Zwangsverheiratung sind an der Tagesordnung. Frauen sind

die ärmsten Menschen der Welt. Weil ihnen der Zugang

zum Fortschritt verwehrt wird. Obwohl es Frauen und Mäd-

chen sind, die rund die Hälfte der gesamten landwirtschaft-

lichen Arbeit in Entwicklungsländern leisten, wird ihnen in

der Regel der Landbesitz verwehrt, der Zugang zu Saatgut

und Düngemitteln, zu Krediten und moderner Technologie

massiv erschwert. Frauen in Entwicklungsländern investie-

ren rund 90 Prozent ihres Einkommens in ihre Familien,

Männer behalten in der Regel 60 bis 70 Prozent für ihre ei-

genen Bedürfnisse.

Frauen sind vor allem eines: benachteiligt. In Bildung und

Beruf, in der Gesundheitsversorgung, in der Gesetzgebung, in

der Gesellschaft. Zwei Drittel der 796 Millionen Analphabe-

ten auf der Welt sind Frauen. Das Risiko einer Frau in Sierra

Leone bei der Geburt eines Kindes zu sterben ist 157 Mal

größer ist als bei uns. Mangelernährung und Schwerstarbeit

schwächen besonders Frauen in der Schwangerschaft. Hät-

ten Frauen die gleichen Chancen wie Männer, gäbe es schon

lange keine Armut mehr!

(Die Zahlen sind dem ONE-Bericht „Armut ist sexistisch“ ent-

nommen. www.one.org)

www.kindernothilfe.de

BMZeit · Ausgabe 3/2015

EINE WELT OHNE HUNGER UND ARMUT IST MÖGLICH

DAS WISSEN UM GESUNDE ERNÄHRUNG

Wer den Hunger wirklich bekämpfen will, muss nicht nur für ausreichende, sondern auch für aus-gewogene Ernährung sorgen. Chronischer Vitamin- und Mineralstoffmangel führt zu Mangelernährung, „versteckter“ Hunger genannt, der Kleinkinder in ihrer Entwicklung unumkehrbar schädigt. Die Schulung von Frauen wie sie sich und ihre Familien ausgewogen ernähren und Obst- und Gemüsegärten anlegen können, ist deshalb besonders wichtig.

ARMUT BEKÄMPFEN,

ERNÄHRUNG SICHERN

„Neue Zahlen belegen, dass es kaum Fortschrit-

te in der weltweiten Hungerbekämpfung gab“,

sagt Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welt-

hungerhilfe. „Wenn es uns nicht gelingt, den

Trend zu durchbrechen, rückt unser gemein-

sames Ziel - eine Welt ohne Hunger - in weite

Ferne. Zukünftig müssen vor allem die Klein-

bäuerinnen und Kleinbauern stärker im Fokus

stehen, denn sie produzieren rund drei Viertel aller

Nahrung in Entwicklungsländern. Dazu gehört auch, dass

die Landrechte gestärkt und mehr Einkommensmöglich-

keiten auf dem Land generiert werden müssen. Von den

G7-Staaten erwarten wir, dass sie sich verpflichten, die

staatlichen Mittel zur Hungerbekämpfung kontinuierlich

bis 2030 zu steigern und die bäuerliche Landwirtschaft in

den armen Regionen politisch und finanziell fördern.“

Laut dem neuesten Bericht der Ernährungs- und Landwirt-

schaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) zur Lage

der Welternährung hungern weltweit immer noch 795 Mil-

lionen Menschen, davon 750 Millionen in Entwicklungs-

ländern. Zusätzlich sind rund zwei Milliarden Menschen

chronisch mangelernährt. Kein Menschenrecht wird so

häufig verletzt wie das Recht auf Nahrung. Das ist einer der

größten Skandale unserer Zeit.

Die Hauptursache von Hunger und Mangelernährung ist

Armut. Bei Naturkatastrophen, Epidemien und bei politi-

schen Krisen und Konflikten verschärft sich die Situation.

Die BMZ-Sonderinitiative „EINEWELT ohne Hunger“ stellt

die Unterstützung von Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in

den Mittelpunkt und widmet sich den Herausforderungen

in sechs Aktionsfeldern: 1. Ernährungssicherung. 2. Vermei-

dung von Hungersnöten und Stärkung der Widerstandsfä-

higkeit. 3. Innovation im Agrar- und Ernährungssektor. 4.

Strukturwandel im ländlichen Raum. 5. Schutz natürlicher

Ressourcen und Bodenrehabilitierung. 6. Sicherer und fairer

Zugang zu Ressourcen und Land.

Das Ziel: 2030 wird kein Mensch mehr an Hunger und Ar-

mut sterben, kann aber nur erreicht werden, wenn Regie-

rungen und Zivilgesellschaft an einem Strang ziehen.

www.welthungerhilfe.de www.fao.org Foto

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SCHÖPFUNG BEWAHREN, NATUR

RESPEKTIEREN, KLIMA SCHÜTZEN

DIE AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS

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Die biologische Vielfalt unserer Erde, Biodiversität ge-

nannt, ist die Grundlage unseres Lebens. Ihr Erhalt spielt

eine zentrale Rolle beim Klimaschutz. Denn intakte

Ökosysteme können das Klima stabilisieren, den Kli-

mawandel bremsen oder zumindest die Folgen des Kli-

mawandels abmildern, zum Beispiel vor Sturmfluten

schützen und einem ansteigenden Meeresspiegel,

Dürren, Missernten und Hunger vorbeugen.

Intakte Ökosysteme erhalten den Wasserkreis-

lauf, stellen sauberes Trinkwasser bereit, sorgen

für fruchtbare Böden und bilden die Nahrungs-

grundlage für unzählige Menschen.

Mit dem Klimawandel gewinnt die Anpassungsfähig-

keit von Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen mehr und

mehr an Bedeutung. Nur wenn sie extremen Wetterbedin-

gungen wie Trockenheit und Hitze sowie neuen Schädlin-

gen oder Krankheiten widerstehen können, wird die Wel-

ternährung künftig sicherzustellen sein. Je mehr Vielfalt an

Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen existiert, je größer

ist die Wahrscheinlichkeit, dass dies gelingt.

Seit Jahren unterstützen Deutschland und die anderen

Länder der G7 den Erhalt der biologischen Vielfalt mit er-

heblichen finanziellen Mitteln. Gemeinsam zählen sie zu

den größten Geldgebern für den Schutz der biologischen

Vielfalt und realisieren zusammen mit den Partnerländern

vielfältige Programme.

Individuelles Engagement fordert der u.a. in Berlin

lebende isländisch-dänische Künstler Olafur Eli-

asson, der sich in seinen Werken auch mit Natur-

phänomenen und dem Klimawandel beschäftigt

und sich gegen Energie-Armut engagiert. „Unser

Wissen über den Zusammenhang von Natur, Um-

welt, Klima und Energie ist mittlerweile so detailliert,

dass uns bewusst ist: Wir müssen unser Verhalten ändern.

Es gibt keine Entschuldigung, länger zu warten.“ Sein persön-

licher Beitrag ist die Entwicklung der Solarlaterne Little Sun,

einer alternativen Lichtquelle für die besonders von Ener-

gie-Armut betroffene ländliche Bevölkerung. Mehr als 1,4

Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu elektrischer

Energie und sind deshalb auf die Verwendung klimaschädli-

cher Energiequellen wie Holz angewiesen.

www.littlesun.com

BEDROHUNG VON DÜRRE UND ÜBERFLUTUNGEN

Nomadenfrauen an einer ausgetrockneten Wasser-quelle im Norden Kenias. Die Wasserknappheit in vielen Teilen Afrikas ist eine direkte Auswirkung des Klimawandels. Globale Klimaveränderungen rufen aber nicht nur Dürren, sondern auch Überfl utungen hervor. Anbaufl ächen, Ernten und damit elemen-tare Lebensgrundlagen werden immer wieder neu gefährdet, mühsam erarbeitete Entwicklungsfort-schritte werden zerstört.

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BMZeit · Ausgabe 3/2015

GLOBALE PARTNERSCHAFTEN HALTEN DIE WELT ZUSAMMEN

AUSBILDUNG, KOMPETENZ UND TEAMGEIST

Die Welt ist einen Mausklick entfernt – und so setzt besonders die junge Generation in den Partnerlän-dern auf globale Vernetzung. Das BMZ fördert Aus-bildungsmöglichkeiten, Praktika und den Austausch mit Universitäten, Unternehmen und Verbänden. Deutschland verfügt mit der dualen Ausbildung über ein weltweit nachgefragtes Modell beruflicher Bildung, das der Jugend in den Partnerländern notwendige Perspektiven eröffnet. Kompetenzen wie Teamgeist und soziale Verantwortung werden auch im BMZ-Programm „Sport für Entwicklung“ gefördert.

DIE SÜDPERSPEKTIVE

IM BLICK

„Wir sind der festen Überzeugung, dass ein Weg

nachhaltiger Entwicklung der Mitwirkung der

gesamten Gesellschaft bedarf. Jeder Einzelne

ist gefordert. Ein höheres Maß von Solidarität

für die Armen in den Entwicklungsländern ist

notwendig“, sagt Dr. Bernd Bornhorst, Vorsit-

zender von VENRO, der Dachorganisation von

124 deutschen Nichtregierungsorganisationen,

über die Bedeutung von partnerschaftlicher Entwick-

lungszusammenarbeit.

„Es ist unsere Aufgabe, darauf zu achten, dass die Stimmen

der direkt von Armut und Ungerechtigkeit betroffenen

Menschen Gehör finden. Auch im Hinblick auf die wichti-

gen Gipfeltreffen des Jahres.

Klimawandel, Finanz-, Gesundheits- und Nahrungsmit-

telkrisen – globale Probleme erfordern globale Lösungen.

Die Transformation zu einer nachhaltigen Weltgesellschaft

kann nur transnational gelingen. Eine unserer wichtigsten

Aufgaben ist daher die Zusammenarbeit mit unseren Part-

nern im Süden.

VENRO und seine Mitgliedsorganisationen vertreten die In-

teressen der Entwicklungsländer und armer Bevölkerungs-

gruppen und bringen die Südperspektive in den politischen

Prozess ein. Gemeinsam mit unseren Partnern im Süden

setzen wir uns dafür ein, die Welt von morgen gerechter zu

gestalten.“

www.venro.org Foto

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WIE ARBEITET das BMZ mit seinen  Partnern?

Die Grundlage der staatlichen Entwicklungszusammen-

arbeit sind offizielle Vereinbarungen zwischen Deutsch-

land und seinen Kooperationsländern. Sie werden bei

Regierungsverhandlungen getroffen, die in der Regel im

Abstand von etwa zwei Jahren stattfinden. Bei diesen

Verhandlungen werden gemeinsam Strategien für die

Zukunft entwickelt, und es wird der Umfang der finanzi-

ellen und technischen Zusammenarbeit abgestimmt. Die

Ergebnisse der Verhandlungen werden in völkerrechtlich

bindenden Verträgen festgeschrieben.

Die vertraglich abgesprochene Zusammenarbeit zwischen

den Regierungen ist die eine Säule der deutschen Entwick-

lungszusammenarbeit. Die zweite Säule sind die Aktivitäten,

die von nichtstaatlichen Organisationen initiiert und in den

Kooperationsländern umgesetzt werden – zum Beispiel von

den Kirchen, von politischen Stiftungen und von einer sehr

großen Zahl anderer Nichtregierungsorganisationen.

Auch diese Form der deutschen Entwicklungszusammenar-

beit wird vom Staat finanziell unterstützt. Die Verantwor-

tung für die Durchführung der Projekte tragen die nicht-

staatlichen Trägerorganisationen. Sie behalten trotz der

staatlichen Zuschüsse ihre volle Eigenständigkeit.

Die beidseitige – bilaterale – Form der Kooperation mit

Entwicklungsländern ist unmittelbar und für jeden sicht-

bar. Sie wird in der Öffentlichkeit stärker wahrgenommen

als das deutsche Engagement innerhalb der Europäischen

Union, in den Vereinten Nationen oder in anderen inter-

nationalen Institutionen. Die bilaterale Zusammenarbeit

ist darum im In- und Ausland das „Gesicht“ der deutschen

Entwicklungspolitik.

Die direkte Zusammenarbeit bietet Deutschland die Chan-

ce, andere Länder von deutschen Fähigkeiten profitieren zu

lassen und dabei selbst zu lernen. Diese Kooperation ist aber

nicht nur eine Angelegenheit des Staates, jeder kann sich

daran beteiligen: durch Spenden an die NROs, durch die

Mitarbeit in entwicklungspolitischen Initiativen und Or-

ganisationen, durch die Unterstützung des fairen Handels

und sogar direkt vor Ort, zum Beispiel durch die Teilnahme

am entwicklungspolitischen Freiwilligendienst „weltwärts“

oder über die Arbeit als Entwicklungshelfer.

Wenn also die Bundesrepublik einem Entwicklungsland

einen günstigen Kredit vermittelt, wenn deutsche Experten

die Regierung eines Staates bei der Bekämpfung der Ar-

mut beraten oder wenn eine private deutsche Organisation

eine afrikanische Kleinbauerngenossenschaft fördert, sind

das alles Wege der direkten Entwicklungszusammenarbeit

Deutschlands und seiner Partner.

Die Bündelung entwicklungspolitischer Aktivitäten von

Einzelpersonen, Vereinen, Nichtregierungsorganisationen,

Unternehmen und Kommunen obliegt der von der Bundes-

regierung 2012 gegründeten Organisation Engagement Glo-

bal/Service für Entwicklungsinitiativen. Ihre Aufgabe ist es,

zivilgesellschaftliches und kommunales Engagement in der

Entwicklungszusammenarbeit und der entwicklungspoliti-

schen Bildungsarbeit zu fördern.

www.bmz.de www.weltwaerts.de

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ZUKUNFT PLANEN

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`WICHTIGE TERMINE 2015

07./08.06.2015 G7-GIPFEL IN ELMAU. Höhepunkt der deutschen G7-Präsidentschaft ist das Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs der wichtigsten Industrienationen auf Schloss Elmau in Bayern. Neben der Wirtschafts-, Außen- und Sicherheitspolitik verstehen sich die G7/G8 traditio-nell auch in der Entwicklungspolitik als Impulsgeber. Sie stoßen Initiativen an und rücken globale Herausforderungen in den Blick der Öffentlichkeit. Im Rahmen des sogenannten „Sherpa-Prozesses“ hat das Bundeskanzleramt die Schwerpunkte des Gipfels in Absprache mit den Fachressorts gesetzt. Das BMZ arbeitet in enger Kooperation mit anderen Ministerien an der Ausgestaltung der entwicklungspolitischen Schwerpunkte. Dazu gehören die Themen menschenwürdige Arbeit, Klimaschutz, Gesundheitssysteme, Frauen, Ernährung, Rohstoffe, Partnerschaften, Zivilgesellschaft. www.bmz.de/g7

06.2015–06.2016 ZUKUNFTS- TOUR. Der vor über einem Jahr begonnene, breite Dialogprozess der Zukunftscharta wird 2015 und 2016 fortgeführt. In allen Bundes-ländern werden sich Veranstaltungen mit der Umsetzung der Charta-Schwerpunkte befassen und zum Mitmachen und Nachden-ken anregen. Jugendliche werden dabei eine wichtige Rolle spielen. Zudem wird das BMZ die Themen der Zukunftscharta in der eigenen Arbeit aufgreifen und andere einladen, an der Umsetzung mitzuwirken. www.zukunftstour.de

13.–16.07.2015 VN-FINAN-ZIERUNGSKONFERENZ IN ADDIS ABEBA. Bei der Konferenz der Vereinten Nationen (VN) wird die Entwicklungsfinanzierung für die Umsetzung der Post-2015-Agenda entworfen. Hierbei soll sich die gemeinsame Verantwortung aller Staaten der Weltgemein-schaft widerspiegeln. Wichtige Ziele sind ein nachhaltiges Finanzierungskonzept sowie die Stärkung der Eigenverantwortung von Entwicklungs- und Schwellenländern.

25.–28.09.2015 POST-2015 AGENDA IN NEW YORK. Auf der Generalver-sammlung der Vereinten Nationen unter Vor-sitz von Generalsekretär Ban Ki Moon wird die Post 2015-Agenda für nachhaltige Entwicklung beschlossen. In Nachfolge der ausgelaufenen Millenniumsziele werden erstmals Ziele für Entwicklung und Umwelt in einem weltweit geltenden Katalog zusammen gefasst. Eine Arbeitsgruppe der VN hat im Vorfeld 17 Ziele definiert – von der Armutsbekämpfung bis zum Umbau von Volkswirtschaften. www.bmz.de/post-2015

`AKTIONSPLAN TEXTILBÜNDNIS

Zwei Jahre nach dem verheerenden Unglück in der Textilfa-

brik von Rana Plaza haben das BMZ, die Textilwirtschaft,

Gewerkschaften und Zivilgesellschaft den bestehenden

Aktionsplan des Textilbündnisses präzisiert. Dies sei „der

Anfang eines Weges“, sagte Minister Müller, Initiator der

Multi-Stakeholder-Initiative. „Wir setzen in Deutschland ein

wichtiges Zeichen für eine nachhaltige Textilproduktion. Das

Textilbündnis kann zu einem echten Markenzeichen auf dem

Weg zu sozialen und ökologischen Standards in der Textil-

industrie werden.“ Das Textilbündnis hat das Ziel, die Le-

bens-, Arbeits- und Umweltbedingungen der Arbeiterinnen

und Arbeiter in den verschiedenen Fertigungsstufen und

Produktionsländern zu verbessern. Inzwischen wächst das

Textilbündnis beständig. Derzeit sind es bereits mehr als 70

Unternehmen und Organisationen. Der Gesamtverband der

deutschen Textil- und Modeindustrie, der Handelsverband

Deutschland (HDE) sowie der Außenhandelsvereinigung des

Deutschen Einzelhandels (AVE) haben ihren Mitgliedern kon-

kret den Bündnisbeitritt empfohlen. „Nur im Schulterschluss

aller Akteure kann das Bündnis in den Produktionsländern

etwas bewegen“, betonte HDE-Präsident Josef Sanktjohanser.

In Dhaka, der Haupstadt von Bangladesch, nehmen junge Gewerk-schafterinnen und Gewerkschafter an BMZ-Trainingsprogrammen teil.

Bundesminister Müller informiert sich in einer chinesischen Textilfabrik in der Provinz Zhejiang über Fortschritte bei den Arbeitsbedingungen.

BMZeit · Ausgabe 3/2015BMZeit · Ausgabe 3/2015

AN MORGEN DENKEN. GEMEINSAM HANDELN

„Das G7-Treffen in Elmau ist weit mehr

als akute Krisendiplomatie. Die G7 müssen

vor ausschauend handeln und Verantwortung

für die Zukunft übernehmen“, sagte Bundeskanzlerin

Dr.  Angela Merkel am 21. Mai 2015 in ihrer Regierungs-

erklärung zum G7-Gipfel. Hier einige Auszüge:

„Wir wollen dazu beitragen, zum G7-Gipfel Frauen zu

stärken. Wenn weltweit mehr Frauen aktiv am Wirtschafts-

leben teilhaben, nutzt das allen. Hier gibt es Defizite in den

Industrieländern genauso wie in den Entwicklungsländern.

Das reduziert Armut und Ungleichheit, das fördert Innova-

tion und Wachstum, und das nützt dem gesellschaftlichen

Zusammenhalt. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist,

dass mehr Mädchen und Frauen eine berufliche Qualifizie-

rung bekommen. Das gilt nicht nur, aber insbesondere in

den Entwicklungsländern.“ [...]

„Wir wollen den weltweiten Handel stärken. Damit schaf-

fen wir Impulse für die Erholung der Weltwirtschaft, für

nachhaltiges Wachstum und für Beschäftigung.“ [...] „Eine

Stärkung des Freihandels erfordert auch eine bessere Um-

setzung sozialer und ökologischer Standards, insbesondere

in internationalen Lieferketten. Das furchtbare Unglück in

der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch vor zwei Jahren

hat uns dies auf schreckliche Art vor Augen geführt. Ich set-

ze mich dafür ein, dass die Opfer und ihre Familien endlich

vollständig entschädigt werden.“ [...] „Ich halte es für ein

Unding, dass das noch nicht erfolgt ist.“ [...] „Unser Ziel sind

menschenwürdige Arbeitsbedingungen weltweit. Deshalb

machen wir uns für eine bessere Prävention stark, also für

die Stärkung von Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz.“ [...]

„Wir wollen gemeinsam handeln. Das bedeutet für mich

auch, gemeinsam mit der Zivilgesellschaft zu handeln.“ [...]

„Zum Beispiel waren Teilnehmer des Jugendgipfels bei mir

zu Gast, die mehrere Tage hier in Deutschland verbracht ha-

ben: 54 Jugendliche aus 19 Ländern, die uns ihre Vorstellun-

gen für eine Welt der Zukunft deutlich gemacht haben.“ [...]

„In einer sich immer schneller verändernden globalisierten

Welt können wir unsere Werte nur behaupten und unse-

re Interessen nur wirksam vertreten, erfolgreich nur dann

sein, wenn wir für die gemeinsamen Herausforderungen

auch gemeinsame Antworten über Länder und Kontinente

hinweg entwickeln.“

→ Der vollständige Text der Regierungserklärung vom

21.  Mai 2015 auf www.bundeskanzlerin.de

DER TRAUM VON DER SELBSTSTÄNDIGKEIT

Marie Alice Uwinema macht eine Ausbildung zur Kfz-Mechanikerin an der vom BMZ geförderten Berufsschule in Kabgayi in Rwanda. Gemeinsam mit anderen Frauen will sie sich mit einer eigenen Werk-statt selbstständig machen. In ihrer Regierungser-klärung sagte die Bundeskanzlerin: „Wir wollen es Frauen leichter machen, den Weg in die unterneh-merische Selbstständigkeit zu gehen. Der Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten [...] und zu Netzwerken ist hierfür besonders wichtig.“

IMPRESSUM

HERAUSGEBERBundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)

Referat Öffentlichkeitsarbeit, digitale Kommunikation und Besucherdienst

KONZEPTION UND REDAKTIONBeate Wedekind, Berlin und Addis Abeba

GESTALTUNGAtelier Hauer+Dörfler, Berlin

DRUCKbesscom AG, BerlinGedruckt auf PEFZ-zertifiziertem Papier

WEITERFÜHRENDE LINKS

www.bmz.dewww.textilbuendnis.comwww.g7-germany.dewww.un.org

Titelbild: Marc Schmidheiny www.maac.ch

STANDORTE DER BMZ-DIENSTSITZE

BMZ BONNDahlmannstraße 4 · 53113 BonnTel.: +49 228 99 535-0 · Fax: +49 228 99 535-3500

BMZ BERLIN Europahaus · Stresemannstraße 94 · 10963 BerlinTel.: +49 30 18 535-0 · Fax: +49 30 18 535-2501E-Mail: [email protected]

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