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www.wirlernenmitmanz. WissenPlus | Betriebswirtschaft/Volkswirtschaft Wertschöpfungsabgabe – Sozialsysteme neu finanzieren 1. Zum Thema „Maschinensteuer bzw. Wertschöpfungsabgabe: Für die einen unverzichtbar, um den Sozialstaat zu retten, für die anderen Gift für die Unternehmen und den Wirtschaftsstandort. Die Idee der Maschinensteuer spaltet seit jeher das politische Lager. Wohl auch ein Grund, warum sie bisher nicht umgesetzt wurde.“ (www.kurier.at , 5. 6. 2016) Tatsache ist, dass die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) sehr bald viele Jobs überflüssig machen wird. Und dies nicht nur im Bereich der niedrig qualifizierten Berufsfelder. Diese Entwicklung, die mit Riesenschritten auf uns zukommt, stellt auch für die Sicherung unseres Sozialsystems eine große Herausforderung dar. Denn die Finanzierung des Sozialstaates erfolgt derzeit praktisch fast nur durch Abgaben auf die – weniger werdende – menschliche Arbeit. Das erfordert eine völlige Umstellung dieser Finanzierung, z.B. in Richtung einer Wertschöpfungsabgabe. Tatsache ist aber auch, dass Probleme im Sozialsystem schneller sichtbar werden, als viele glauben. So müssen derzeit – bedingt durch die Migrationsbewegungen - monatlich zwischen 2.000 und 4.000 Anspruchsberechtigte zusätzlich vom Sozialsystem „aufgefangen“ werden, obwohl ein Großteil dieser Menschen nie eigene Beiträge geleistet hat. Je intensiver nicht mit menschlicher Arbeit, sondern mit dem Einsatz von Kapital (Maschinen) Umsätze und Gewinne gemacht werden, desto dringlicher muss über eine neue Bemessungsgrundlage für die Finanzierung des Sozialstaates nachgedacht werden. Daran wird letztlich kein Weg vorbeiführen. Man muss also das gesamte System zur Finanzierung des Sozialstaates umstellen, etwa auf die Besteuerung von Wertschöpfung, auf die Besteuerung von Transaktionen oder auf die Besteuerung von Ressourcen (sprich Ökosteuern). Oder auf eine Kombination dieser drei Elemente. Bei der Wertschöpfungsabgabe geht es darum, dass die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber (jene der Arbeitnehmer bleiben unverändert!) auf neue Weise berechnet werden. Sie sollen sich nicht mehr nur an den Löhnen und Gehältern orientieren, sondern an der Wertschöpfung des Unternehmens. Das heißt an all dem, womit ein Unternehmen einen Wert erwirtschaftet. So sollen auch die Wertschöpfungskomponenten, wie z.B. Zinsen, Mieten, Abschreibungen, Gewinne einbezogen und zur Summe der Löhne Sept. 2017 © MANZ Verlag Schulbuch | Autoren: Mag. Gottfried Kögler, Dr. Barbara Müllauer-Hager - 1-

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Wertschöpfungsabgabe – Sozialsysteme neu finanzieren

1. Zum Thema„Maschinensteuer bzw. Wertschöpfungsabgabe: Für die einen unverzichtbar, um den Sozialstaat zu retten, für die anderen Gift für die Unternehmen und den Wirtschaftsstandort. Die Idee der Maschinensteuer spaltet seit jeher das politische Lager. Wohl auch ein Grund, warum sie bisher nicht umgesetzt wurde.“ (www.kurier.at, 5. 6. 2016)

Tatsache ist, dass die vierte industrielle Revolution (Industrie 4.0) sehr bald viele Jobs überflüssig machen wird. Und dies nicht nur im Bereich der niedrig qualifizierten Berufsfelder. Diese Entwicklung, die mit Riesenschritten auf uns zukommt, stellt auch für die Sicherung unseres Sozialsystems eine große Herausforderung dar. Denn die Finanzierung des Sozialstaates erfolgt derzeit praktisch fast nur durch Abgaben auf die – weniger werdende – menschliche Arbeit. Das erfordert eine völlige Umstellung dieser Finanzierung, z.B. in Richtung einer Wertschöpfungsabgabe.

Tatsache ist aber auch, dass Probleme im Sozialsystem schneller sichtbar werden, als viele glauben. So müssen derzeit – bedingt durch die Migrationsbewegungen - monatlich zwischen 2.000 und 4.000 Anspruchsberechtigte zusätzlich vom Sozialsystem „aufgefangen“ werden, obwohl ein Großteil dieser Menschen nie eigene Beiträge geleistet hat.

Je intensiver nicht mit menschlicher Arbeit, sondern mit dem Einsatz von Kapital (Maschinen) Umsätze und Gewinne gemacht werden, desto dringlicher muss über eine neue Bemessungsgrundlage für die Finanzierung des Sozialstaates nachgedacht werden. Daran wird letztlich kein Weg vorbeiführen. Man muss also das gesamte System zur Finanzierung des Sozialstaates umstellen, etwa auf die Besteuerung von Wertschöpfung, auf die Besteuerung von Transaktionen oder auf die Besteuerung von Ressourcen (sprich Ökosteuern). Oder auf eine Kombination dieser drei Elemente.

Bei der Wertschöpfungsabgabe geht es darum, dass die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber (jene der Arbeitnehmer bleiben unverändert!) auf neue Weise berechnet werden. Sie sollen sich nicht mehr nur an den Löhnen und Gehältern orientieren, sondern an der Wertschöpfung des Unternehmens. Das heißt an all dem, womit ein Unternehmen einen Wert erwirtschaftet. So sollen auch die Wertschöpfungskomponenten, wie z.B. Zinsen, Mieten, Abschreibungen, Gewinne einbezogen und zur Summe der Löhne bzw. Gehälter addiert werden. Und von allem zusammen geht ein Prozentsatz an die Sozialversicherung. Daher ist auch der Begriff „Wertschöpfungsabgabe“ gebräuchlich. Eine solche Vorgangsweise würde die Berechnungsgrundlage deutlich erhöhen, den Steuersatz senken und gleichzeitig die Belastung des Faktors „Arbeit“ entsprechend verringern helfen.

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2. Didaktische Tipps und Hinweise Die nachfolgenden Unterrichtsmaterialien gliedern sich in folgende Teile:

I: EinstiegDen Schülerinnen und Schülern soll mithilfe von gezielt ausgewählten Schlagzeilen (PPT 2) aufgezeigt werden, wie kontrovers die Positionen zur Einführung einer Wertschöpfungsabgabe bzw. Maschinensteuer sind:

„Aufregung um die Maschinensteuer“ (Die Zeit, Nr. 42/1983) „Roboter sollten wie Menschen besteuert werden“ (Bill Gates) „Maschinensteuer ist genau das, was wir nicht brauchen“ (Die Presse, 28. 7. 2014) „ÖGB-Präsident Foglar schlägt Robotersteuer vor“ (Die Presse, 6. 3. 2017) „ÖVP und FPÖ lehnen Robotersteuer ab“ (www.orf.at, 6. 3. 2017) „Wertschöpfungsabgabe: Wenn Roboter Steuern zahlen“ (profil, 22. 8. 2016) „Kerns Plan für die Wertschöpfungsabgabe“ (Die Presse, 20. 8. 2016) „Wertschöpfungsabgabe – ein Schuss, der nach hinten losgeht“ (Agenda Austria, 28. 6.

2017) „Wertschöpfungsabgabe ist eine sachliche Diskussion wert“ (Die Presse, 7. 11. 2016) „WKÖ spricht Klartext: Eine Wertschöpfungsabgabe schadet der Wirtschaft – Nein

zu neuen Steuern“ (www.wko.at, 10. 6. 2016)

II: Wertschöpfungsabgabe - Basisinformationen (Teil 1)Zunächst werden – im Rahmen eines lehrerzentrierten Unterrichts – folgende Fragen beantwortet. Im Sinne einer Zusammenfassung bzw. der Lernertragssicherung erhalten die Schüler/innen im Anschluss das Informationsblatt „Wertschöpfungsabgabe – Antworten auf wichtige Fragen“ (IB 1)

Wie wird derzeit die Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung – sprich dasSozialsystem – finanziert? (PPT 3)

Wie entsteht Wertschöpfung in einem Unternehmen? Worin besteht der Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Wertschöpfung? (PPT 4)

Wie wird die Wertschöpfung in einem Unternehmen besteuert? (PPT 5) Was genau ist eigentlich die Wertschöpfungsabgabe? (PPT 6) Worin unterscheiden sich Wertschöpfungsabgabe und Maschinensteuer? (PPT 7) Warum soll die Wertschöpfungsabgabe eingeführt werden? (Ziele, PPT 8-11)

Im Hinblick auf die Beantwortung der 1. Frage („Wie wird derzeit das Sozialsystem finanziert?“) sollte sinnvollerweise auf den Bereich „Personalverrechnung“ (Abrechnung von Löhnen und Gehältern → Beiträge zur Sozialversicherung) zurückgegriffen werden. III: Wertschöpfungsabgabe – Basisinformationen (Teil 2)In weiterer Folge werden anhand der PPT 11 und 12 wichtige Argumente für und gegen die Wertschöpfungsabgabe einander gegenübergestellt. Zum Zwecke der Lernertragssicherung erhalten die Schüler/innen das Informationsblatt „Argumente für und gegen die Wertschöpfungsabgabe“ (IB 2).

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IV: Quiz oder KreuzworträtselMithilfe eines Kreuzworträtsels (AB 1) erfolgt schließlich in spielerischer Form die Wiederholung wichtiger Fachbegriffe und somit eine Sicherung des Lernertrags.

V: Wertschöpfungsabgabe – Vertiefung: Pilotprojekt „FLAF“ In einem ersten Schritt könnte den Schüler/innen das von der SPÖ vorgeschlagene – und von der ÖVP bisher abgelehnte – „Pilotprojekt – Familienlastenausgleichs-fonds (FLAF)“ (IB 3) in kurz gefasster Form vorgestellt werden.

Die Idee, die dahinter steckt, basiert auf folgender Überlegung: Die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe in Österreich würde einen grundlegenden Umbau des bestehenden Sozialwesens bedingen und vielfältige – noch gar nicht genau abschätzbare – Auswirkungen haben. Um diese Auswirkungen konkret erfassen zu können, wäre die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe in einem abgegrenzten bzw. überschaubaren Bereich, ein erster möglicher Schritt.

Die Agenda Austria hat zum „Pilotprojekt – FLAF“ kritisch Stellung bezogen. In einem zweiten Schritt sollten die Schüler/innen diese Textauszüge lesen und versuchen, die damit zusammenhängenden Fragen entsprechend zu beantworten.

VI: Wertschöpfungsabgabe – PRO-/KONTRA-DebatteIm Rahmen einer Pro-/Kontra-Debatte sollte die geplante und heftig umstrittene Wertschöpfungsabgabe diskutiert, kritisch hinterfragt und/oder auch verteidigt werden.

Die Pro-/Kontra-Debatte ist eine Variante des Streitgesprächs, in der zwei Gruppen ihre Argumente für und gegen einen problematischen Sachverhalt nach festgelegten Spielregeln austauschen. Eine dritte Gruppe (Jury) bewertet den Verlauf der Debatte.

Zur inhaltlichen Vorbereitung auf die Pro-/Kontra-Debatte erhalten die Teilnehmer/innen jeweils einen Zeitungsartikel (IB 4 und 5), der ihnen dabei helfen soll, weitere Argumente für den von ihnen vertretenen Standpunkt zu sammeln.

„Durch diese Methode kann erreicht werden, dass Standpunkte pointiert herausgearbeitet werden und ein kontroverses Thema umfassend ausgeleuchtet wird. Die Pro-/Kontra-Debatte eignet sich vor allem als Abschluss einer Unterrichtseinheit, wenn ein Thema bereits inhaltlich aufgearbeitet worden ist, und eine Zusammenfassung noch fehlt. Als zentrale Zielsetzungen der Pro-/Kontra-Debatte können folgende soziale und sprachlich-kommunikative Fähigkeiten genannt werden:

Belebung des Unterrichts Beteiligung möglichst vieler Schüler/innen an einer Diskussion Einüben der Diskutierfähigkeit Auseinandersetzen mit Argumenten, die der persönlichen Meinung entgegenstehen Förderung des Verständnisses für andere als die eigene Auffassung besseres Vertreten eines eigenen Standpunkts auch in kontroversen Diskussionen“

(Quelle: Schoof, D. In: arbeiten + lernen, Nr. 10-10a, 7/8 1980 (leicht gekürzt))

Eine inhaltliche Zusammenfassung erfolgt mithilfe der PPT 12-13.

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3. Schulbuchbezug

Wirtschaft und Recht, Band 1SB-Nr.: 2826Teil 3: Volkswirtschaft MANZ Verlag Schulbuch, 2016 (Aktualisierung)

Zeit – Macht – Raum, HTL IIISB-Nr.: 165.867Kapitel 8 und 9 MANZ Verlag Schulbuch, 2014

Betriebs- und Volkswirtschaft HLW IV Teil 1: VolkswirtschaftSBNR: 150658MANZ Verlag Schulbuch, 2015

Abenteuer Volkswirtschaft HAK V SBNR: 185650MANZ Verlag Schulbuch, 2017

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5. UnterrichtsmaterialienIB 1: Wertschöpfungsabgabe - Antworten auf wichtige Fragen

1. Wie wird derzeit die Kranken-, Unfall und Pensionsversicherung – sprichdas Sozialsystem - finanziert? (PPT 2)

In Österreich sorgt der Staat dafür, dass alle Bürger/innen kranken-, unfall-, pensions- und arbeitslosenversichert sind. Finanziert wird dies im Wesent-lichen über Beiträge der Arbeit-nehmer und Arbeitgeber. So liefert, wie die nebenstehende Tabelle zeigt, jeder Beschäftigte rund 17 Prozent seines Brutto-Monatslohnes bzw. -gehalts (bis zu einer Obergrenze von 4.980 Euro) an die staatliche Sozialversicherung ab. Der Dienstgeber zahlt noch zirka 20 Prozent des Lohnes bzw. Gehalts (= Nebenkosten) zusätzlich an die Sozialversicherung.

Schlussfolgerung: Österreichs Sozialsystem finanziert sich vor-rangig aus Abgaben auf Löhne und Gehälter. Vor allem Unter-nehmen bzw. Branchen, die viele Menschen beschäftigen, zahlen damit überproportional viel in die „Sozialtöpfe“ ein.

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2. Wie entsteht Wertschöpfung in einem Unternehmen und worin besteht der Unterschied zwischen Brutto- und Netto-Wertschöpfung? (PPT 3)

Durch den Einsatz von Arbeit und Kapital (z.B. Maschinen, Gebäude, Fahrzeuge, Fremdkapital) werden in Unternehmen Güter produziert bzw. Dienstleistungen bereitgestellt. Wertschöpfung entsteht im Normalfall dadurch, dass die erzeugten Güter und Dienstleistungen am Ende mehr wert sind als die Summe ihrer Ausgangsprodukte. Die Berechnung der Wertschöpfung kann subtraktiv oder additiv erfolgen.

Das einfachste Verfahren ist die subtraktive Methode, die auch als „Abzugsmethode“ bezeichnet wird. In diesem Fall wird vom Umsatz des Unternehmens die Summe der Vorleistungen, die über den Markt bezogen werden, abgezogen. Der verbleibende Betrag ist die Bruttowertschöpfung des Unternehmens.

Bei der Additionsmethode werden die verschiedenen Positionen der Wertschöpfung summiert, d. h. z. B. die Lohnsumme, die Zinsen, die Mieten, die Abschreibungen.

Bei der Netto-Wertschöpfung werden die Abschreibungen, wie die nachfolgende Grafik zeigt, aus der Berechnung der Wertschöpfung ausgeklammert.

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3. Wie wird die Wertschöpfung in einem Unternehmen besteuert? (PPT 4)Die Wertschöpfung in einem Unternehmen wird natürlich besteuert. Die Steuern und Abgaben, die die Arbeitnehmer für ihren Lohn bzw. Gehalt und die Unternehmen für die Lohnsumme zahlen, sind wie die Steuern auf Gewinne Wertschöpfungsabgaben. Sie sind nur derzeit sehr ungleich verteilt. Die Abgaben auf Beschäftigung sind mit rund 41 Prozent SV-Beiträgen weit höher belastet als die Besteuerung des Gewinnes mit 25 Prozent Körperschaftssteuer (KÖSt). Die Einkommen aus Arbeitsleistung werden also hoch, während solche aus dem Einsatz von Kapital niedrig besteuert werden. 4. Was genau ist eigentlich die Wertschöpfungsabgabe? (PPT 5)„Die Idee der Wertschöpfungsabgabe beruht auf der Umschichtung der Beitrags-Basis für Sozialleistungen von der Lohn- und Gehaltssumme auf die (Brutto- oder Netto-) Wertschöpfung. Dadurch wird die Bemessungsgrundlage breiter und die Leistungsfähigkeit des Unternehmens wird „strukturneutraler“ beansprucht, das heißt, sie ist nicht ausschließlich an den Produktionsfaktor Arbeit gekoppelt, wie es derzeit der Fall ist. Die Wertschöpfungsabgabe wird nicht als neue Steuer, sondern als eine aufkommensneutrale Alternative verstanden, die eine Entlastung des Produktions-faktors Arbeit ermöglichen soll.“(Quelle: Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich [IWS], 2016)

In diesem Konzept geht es also darum, dass die Sozialversicherungsbeiträge der Arbeitgeber (jene der Arbeitnehmer bleiben unverändert!) auf neue Weise berechnet werden. Sie sollen sich nicht mehr nur an den Löhnen und Gehältern orientieren, sondern an der Wertschöpfung des Unternehmens. Das heißt an all dem, womit ein Unternehmen einen Wert erwirtschaftet. So sollen auch die Wertschöpfungskomponenten, wie z.B. Zinsen, Mieten, Abschreibungen, Gewinne einbezogen und zur Summe der Löhne bzw. Gehälter addiert werden. Und von allem zusammen geht ein Prozentsatz an die Sozialversicherung. Daher ist auch der Begriff „Wertschöpfungsabgabe“ gebräuchlich. Eine solche Vorgangsweise würde die Berechnungsgrundlage deutlich erhöhen, den Steuersatz senken und gleichzeitig die Belastung des Faktors „Arbeit“ entsprechend verringern helfen. 5. Worin unterscheiden sich Wertschöpfungsabgabe und Maschinensteuer?

(PPT 6)Unter einer „Maschinensteuer“ – sie wird auch oft als „Robotersteuer“ bezeichnet – wird eine Steuer auf das investierte Kapital verstanden. Im Gegensatz dazu werden bei der Wertschöpfungsabgabe die Zinsen (die für das Fremdkapital zu bezahlen sind) und die Abschreibungen von Investitionen (die über mehrere Jahre verteilt in der Bilanz verbucht werden) erfasst. Beispiel (vereinfacht und fiktiv): Kauf einer neuen vollautomatischen Maschine;

Eigenfinanzierung [d.h. keine Fremdkapitalzinsen!]; Anschaffungswert – 1,2 Mio. EUR;Nutzungsdauer – 8 Jahre; SV-Beitragssatz – 3 %;

Robotersteuer: 3 % von 1.200.000 EUR = 36.000 EUR (einmalig)Wertschöpfungsabgabe: 3 % von 150.000 EUR = 4.500 EUR (jährlich durch 8 Jahre)Hinweise: □ Als Bemessungsgrundlage für die Berechnung der Wertschöpfungsabgabe würden auch andere Wertschöpfungskomponenten (z.B. Mieten, Löhne/Gehälter) herangezogen werden.□ Der SV-Beitragssatz wäre tatsächlich niedriger (Stichwort „Aufkommensneutralität der Steuer“).

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6. Warum soll die Wertschöpfungsabgabe eingeführt werden? (Ziele/Begründungen, PPT 7-10)

Die wichtigsten vier Begründungen, warum diese Abgabe eingeführt werden soll, sind:

1.) Tiefgreifende Veränderungen der Arbeitswelt

„Industrie 4.0“ – sprich die Digitalisierung und Vernetzung der Produktionsprozesse –wird die Arbeitswelt über kurz oder lang grundlegend verändern. Damit zusammenhängend stellt sich auch die Frage, wie in Zukunft der Sozialstaat finanziert werden soll.

Eine vom Institut für Höhere Studien (IHS) – im Auftrag des Sozialministeriums – erstellte Studie, die im April 2017 präsentiert wurde, liefert erste Prognosen, wie viele Arbeitsplätze in Österreich in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren durch die Digitalisierung bzw. Automatisierung gefährdet bzw. bedroht sein könnten. Die wichtigsten Ergebnisse in Kurzform:

„Jobverlust droht vor allem HilfsarbeiternVon einem mittelfristigen Jobverlust bedroht sind laut IHS-Schätzung vor allem Arbeit-nehmer, die lediglich über einen Pflichtschulabschluss verfügen: Die Jobs von Hilfsarbeitern und Handwerkern machen rund 50 Prozent der gefährdeten Stellen aus. Durch die Digitalisierung und Automatisierung wird also die Arbeitslosenrate der Arbeitskräfte mit geringer Ausbildung weiter steigen – in Österreich lag die Arbeitslosenrate von Pflichtschulabsolventen zuletzt bereits bei 28 Prozent. Insgesamt sind neun Prozent der Arbeitsplätze in Österreich – das entspricht zirka 360.000 Stellen durch die Digitalisierung gefährdet.“ (www.orf.at, 12.4.2017, stark gekürzt)

Die nachfolgende Grafik zeigt die Ergebnisse im Detail:

(www.orf.at, Quelle: APA/IHS, 12.4.2017)

Verschärft wird diese Entwicklung – im Hinblick auf die Finanzierung des Sozialstaates - durch immer weniger Vollzeit-Arbeitsplätze, mehr atypische Beschäftigungsverhältnisse und die, seit der Finanz- und Wirtschaftskrise, hohen Arbeitslosenraten.

Schlussfolgerung: Wenn die Finanzierung der Sozialversicherung weiterhin nur von den Löhnen und Gehältern abhängt, steht ihr langfristig immer weniger Geld zur Verfügung.

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2.) Rückgang der Lohnquote in den letzten JahrzehntenDie Lohnquote ist der Anteil der Lohneinkommen am gesamten Volkseinkommen und ist nach wie vor eine wichtige Maßzahl für die Verteilung von Arbeits- und Kapitaleinkommen. Bei der Lohnquote wird zwischen der „unbereinigten“ und der „bereinigten“ Lohnquote unterschieden. So werden bei der Berechnung der „bereinigten“ Lohnquote die Strukturverschiebungen zwischen Selbständigen und Unselbständigen berücksichtigt (Beispiel: Durch die Abwanderung aus der Landwirtschaft steigt der Anteil der unselbständig Erwerbstätigen, während die Zahl der selbständig Erwerbstätigen abnimmt).

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Lohnquote in Österreich für den Zeitraum 1960–2015:

(www.sozialministerium.at, Sozialbericht 2016, Kapitel 13; Quelle: AMECO (Daten), INEQ [Berechnung & Illustration])Anmerkung: Bereinigt um die Veränderung des Anteils der unselbständig Beschäftigten an den Erwerbstätigen gegenüber dem Basisjahr 2010

Im Jahr 1980 machten die Löhne von unselbständig Beschäftigten (= Lohnquote) mehr als 75 Prozent des Volkseinkommens aus, im Jahr 2015 lag die Quote bei zirka 68 Prozent. Hingegen ist das Einkommen aus Kapital (= Gewinnquote) auf 32 Prozent gestiegen. Namhafte Ökonomen sehen die wesentlichen Bestimmungsgründe für den starken Rückgang der Lohnquote vor allem in der Periode 1980–2007 als Folge▪ der Intensivierung der Kapitalintensität der Produktion und▪ der Globalisierung, die die Verhandlungsmacht von Arbeitnehmerinnen/-nehmern sowie Regulierungsbehörden auf nationaler und internationaler Ebene schwächte und gleichzeitig jene der multinational agierenden Unternehmen enorm stärkte. (www.sozialministerium.at, Sozialbericht 2016, S. 236)

Schlussfolgerung: Die Finanzierung der Sozialversicherung erfolgt also durch einen immer kleiner werdenden Anteil des Volkseinkommens. Durch die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe soll über die wachsende Gewinnquote ein Beitrag zur Finanzierung der Sozialversicherungssysteme geleistet werden.

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3.) Steigende Belastungen für das Sozialsystem

Lag die durchschnittliche Lebenserwartung in Österreich im Jahr 1951 für Neugeborene (männlich und weiblich) noch bei rund 65 Jahren, so beträgt sie im Jahr 2012 bereits 81 Jahre. Die Österreicher/innen werden immer älter und die damit verbundenen Zahlungen für Pflegebedarf und Pensionen immer höher. So wird die Zahl der Pensionisten bis zum Jahr 2030 voraussichtlich von gegenwärtig 22 auf rund 30 Prozent ansteigen. Die nachfolgende Grafik veranschaulicht diesen Wandel in der Bevölkerungsstruktur Österreichs im Vergleich der Jahre 1980 – 2005 – 2030:

Schlussfolgerung: Will der Sozialstaat diese Herausforderungen lösen, dann darf die Finanzierung langfristig gesehen, nicht mehr nur an den Löhnen und Gehältern hängen.

4.) Personalaufwand ist eine fragwürdige Messgröße für die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens

Gerade Unternehmen mit vielen Beschäftigten, also vor allem Dienstleister, wie z. B. der Handel und Tourismus, finden es ungerecht, dass in diesen Branchen die Arbeitsplätze geschaffen werden und deswegen hohe Beträge in die „Sozialtöpfe“ einbezahlt werden müssen. Unternehmen, etwa im Bereich der Neuen Technologien, mit wesentlich weniger Mitarbeiter/innen leisten hingegen weniger Sozialbeiträge und haben dadurch höhere Gewinnrenditen.

Erich Foglar (Chef des Österreichischen Gewerkschaftsbundes):„Derzeit basierten 62 Prozent aller Steuereinnahmen auf den Lohn- und Gehaltssummen. Wenn eine Roboterstunde zwischen drei und zwölf Euro und eine menschliche Arbeitsstunde 40 Euro kostet und damit derzeit ein hohes Maß an Sozialleistungen finanziert wird, dann müsste man jetzt die Diskussion über eine Neustrukturierung des Steuersystems beginnen – ohne dass wir unsere Wirtschaft dadurch beschädigen.“

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IB 2: Argumente für und gegen die Wertschöpfungsabgabe

Argumente für die Wertschöpfungsabgabe

Ausgleich zwischen dem Faktor „Arbeit“, der eine hohe Abgabenlast trägt, und Kapitalerträgen, die von der Beitragspflicht ausgenommen sind.Mehr Beitragsgerechtigkeit zwischen personal- und kapitalintensiven Branchen (Beispiel: Handel ↔ Kredit- und Versicherungswesen).Die geringeren Arbeitskosten könnten die Wettbewerbsfähigkeit erhöhen und neue Arbeitsplätze schaffen bzw. bestehende absichern.Durch die Senkung der Lohnnebenkosten wird das Wegrationalisieren von Arbeitsplätzen gebremst.Durch die Einführung der Wertschöpfungsabgabe würde die Höchstbeitragsgrundlage wegfallen. Dies führt zu einer Verteuerung der Hochlohnarbeitsplätze und verbilligt die Niedriglohnbeschäftigung. Positiver Nebeneffekt: Sinken der Arbeitslosigkeit im Niedriglohnsektor (der von Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen ist).Da die Investitionen nicht Grundlage der Wertschöpfungsabgabe sind, werden sie erst im Wege der Absetzung für Abnutzung (AfA) abgabewirksam (d. h. überschaubare Belastungs- bzw. Beitragsquote auf die Investitionsgüter)Produktivitätssteigerung wird primär vom technischen Fortschritt angetrieben und führt dazu, dass der Arbeitseinsatz pro Produkteinheit vor allem in der Sachgütererzeugung laufend sinkt. Die Verschiebung der relativen Preise von Arbeit und Kapital durch eine Wertschöpfungsabgabe ändert diese Entwicklung nicht nennenswert.(Quelle: Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich [IWS], 2016, gekürzt bzw. vereinfacht)

Argumente gegen die Wertschöpfungsabgabe

Komplizierte Berechnungsmethode: Die notwendigen Informationen über die Wert-schöpfung liegen nicht monatlich vor (wie die Lohn- und Gehaltssumme), sondern erst im Nachhinein jährlich. Ähnlich wie bei der Einkommenssteuer wären also Vorauszahlungen und eine jährliche Veranlagung vorzusehen.Kapitalintensive Branchen mit hoher Wertschöpfung pro Kopf sowie Wirtschaftsbereiche mit einem hohen Anteil an Selbständigen werden stärker belastet.Verlierer nach Betriebsgröße: Klein- und Kleinstbetriebe (hohe Gewinne, hoher Fremdkapitalanteil, hoher Anteil an Selbständigen); es kommt zu einer „Doppel-belastung“*]Verlierer nach Branchen: Dienstleistungsbranchen mit hohem Kapitalanteilbzw. hohen Gewinnen (Freie Berufe [z.B. Ärztinnen/Ärzte, Rechtsanwältinnen/Rechtsanwälte]; Energiewirtschaft, Kredit- und Versicherungswesen, unternehmensbezogene Dienstleistungen); Branchen mit hohem Anteil an Selbständigen [z.B. Landwirtschaft])(Quelle: Institut Wirtschaftsstandort Oberösterreich [IWS], 2016, gekürzt bzw. vereinfacht)

*] Hinweis: Die Doppelbelastung für die Klein- und Kleinstbetriebe ergibt sich dadurch, da sie einerseits ihre eigene Krankenversicherung aus den Betriebsüberschüssen bezahlen und andererseits für ihre Arbeitnehmer eine Abgabe von der gesamten Wertschöpfung bezahlen müssten, die in Kleinbetrieben überwiegend durch die eigene Arbeitskraft der Selbständigen und meist Familienmitglieder erbracht wird.

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AB 1: Kreuzworträtsel: Testen Sie Ihr Wissen!

Die folgenden 15 Fragen fassen das Themenfeld „Wertschöpfungsabgabe“ nochmals zusammen. Tragen Sie die richtigen Lösungen in die entsprechenden Felder ein.Hinweis: Umlaute werden als „ae, oe, ue“ geschrieben. Lösungen, die aus mehreren Worten bestehen, enthalten keine leeren Felder.

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Waagrecht3. Abkürzung für Familienlastenausgleichsfonds6. Branche, die durch Wertschöpfungsabgabe (Modell SPÖ) stärker besteuert werden würde9. Berechnungsmethode der Wertschöpfung: Summe der Positionen der Wertschöpfung12. andere Bezeichnung für Maschinensteuer13. Berechnungsmethode der Wertschöpfung: Umsatz – Vorleistungen14. Bezeichnung für 4. Industrielle Revolution15. Steuer, die für Gewinne eingehoben wird

Senkrecht1. Teil der Sozialversicherung, für den der höchste Beitragssatz geleistet wird2. wichtiger Beitragszahler in das Sozialsystem4. Position, die in der Nettowertschöpfung ausgeklammert wird5. Bevölkerungsgruppe Österreichs, die bis 2030 auf 30 % anwachsen wird7. Branche, die durch Wertschöpfungsabgabe (Modell SPÖ) entlastet werden würde8. Produktionsfaktor, der durch die Wertschöpfungsabgabe entlastet werden soll10. Steuer, mit der die Wertschöpfungsabgabe häufig verwechselt wird11. Anteil der Lohneinkommen am gesamten Volkseinkommen

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IB 3: Wertschöpfungsabgabe – Pilotprojekt „FLAF“

Die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe in Österreich würde einen grundlegenden Umbau des bestehenden Sozialwesens bedingen und vielfältige – noch gar nicht genau abschätzbare – Auswirkungen haben. Um diese Auswirkungen konkret erfassen zu können, wäre die Einführung einer Wertschöpfungsabgabe in einem abgegrenzten Bereich ein erster möglicher Schritt. So liegt ein SPÖ-Modell vor, in dem vorgeschlagen wird, am Beispiel des Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) – im Sinne eines Pilotprojekts – die teilweise Einführung einer Wertschöpfungsabgabe zu erproben.

Der FLAF ist ein Fonds, aus dem unter anderem die Familienbeihilfen ausbezahlt werden.Finanziert wird dieser Fonds von den Arbeitgebern, die im Jahr 2016 4,5 Prozent und derzeit 4,1 Prozent der Lohn- und Gehaltssumme einzahlen (2018: Senkung auf 3,9 Prozent).

Das SPÖ-Modell sieht nun vor, die Beiträge auf drei Prozent der Nettowertschöpfung zu senken. Unter dem Strich soll aber der Gesamtbetrag der Einnahmen gleich bleiben, da neben der Lohn- und Gehaltssumme folgende neue Größen in die Beitragsberechnung einbezogen werden sollen: Gewinne vor Steuern, Fremdkapitalzinsen, Mieten/Pachten.Hinweis: Um Mehrbelastungen zu vermeiden, ist unter anderem ein Freibetrag für Einpersonen-Unternehmen vorgesehen. Hinweis: Der FLAF hat eine 100-prozentige Abgangsdeckung durch den Bund. Dies bedeutet, dass unerwartete Mehr- oder Mindereinnahmen im Rahmen dieses – noch nicht beschlossenen Pilotprojektes – automatisch durch das Bundesbudget ausgeglichen würden.

Wie die nachfolgende Grafik zeigt, gäbe es – je nach Branche (auf Basis des Jahres 2016) – Gewinner, deren Beträge sinken würden, und Verlierer, die mehr zahlen müssten:

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AB 2: Pilotprojekt „FLAF“ – Stellungnahme von Agenda Austria

Zur Information:Die Agenda Austria ist der erste von Staat, Parteien, Kammern und Interessenverbänden unabhängige Thinktank Österreichs. Gegründet mit dem Ziel, dieses Land in gesellschaftspolitischen und wirtschaftlichen Belangen zu öffnen und neue Antworten auf die großen Herausforderungen zu liefern. Die Agenda Austria finanziert sich ausschließlich aus privaten Quellen. (www.agenda-austria.at, Mission Statement)

Nachfolgend finden Sie Textauszüge aus einem Beitrag/einer Studie der Agenda Austria zum Themenfeld „Die Wertschöpfungsabgabe: Wen Sie trifft und wen sie entlastet“. In diesem Beitrag bezieht sich die Autorin auch auf das geplante Pilotprojekt „FLAF“.

Arbeitsauftrag:

Lesen Sie diese Textauszüge und beantworten Sie die nachfolgenden Fragen:

Wie sieht der Vorschlag der SPÖ im Detail aus?

Geplant ist aber, dass die neue Steuer die Beiträge zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF) ersetzt, die derzeit die Arbeitgeber vom Bruttolohn des Arbeitnehmers abziehen und abführen. Bemessungsgrundlage der Wertschöpfungsabgabe soll die Nettowertschöpfung sein. Die Abgabe soll 3 Prozent davon betragen. Vorgesehen ist auch ein Freibetrag für Ein-Personen-Unternehmen, dessen Höhe und konkrete Form aber noch nicht feststeht, weshalb er in den Berechnungen vorerst auch unberücksichtigt bleiben muss.

Welche Auswirkungen hätte konkret die von der SPÖ angedachte Wert-schöpfungsabgabe?

Der für Unternehmen entscheidende neue Aspekt einer solchen Abgabe ist, dass damit auch Investitionskapital besteuert wird. Ergo sind kapitalintensive Branchen stärker betroffen. Die Wertschöpfungsabgabe würde das Beschäftigungsniveau auf mehrfache Art und Weise beeinflussen: • Das geänderte Kostenverhältnis zwischen Arbeit und Kapital (Arbeit billiger, Kapital teurer) könnte die Beschäftigung erhöhen. • Gehen aufgrund des teureren Kapitals die Investitionen zurück, sinkt längerfristig auch die Beschäftigung. Denn geringere Investitionen können nicht eins zu eins durch mehr Arbeitskräfte ersetzt werden. • Wenn eine Firma Waren bei einer anderen kauft, die nun aufgrund der Wertschöpfungsabgabe höhere Preise verlangt, könnte diese Firma die Waren z. B. im Ausland kaufen (Wirkung auf die relativen Produktpreise). Das könnte die Gesamtnachfrage dämpfen und Arbeitsplätze kosten.

• Gleichzeitig könnten Waren einer Firma, die durch die Wertschöpfungsabgabe entlastet wird, günstiger werden. Dann würde die Nachfrage nach diesen Waren steigen und die Beschäftigung könnte wachsen.

Der Gesamteffekt bleibt theoretisch ambivalent. Auch empirische Studien (aus den 1980er-Jahren, als das Thema sehr aktuell war) geben kein eindeutiges Bild ab. Wir haben nun ausgerechnet, welche Branchen in den Sektoren Dienstleistung bzw. Industrie nach dem SPÖ-Modell mehr bzw. weniger Steuer zahlen würden. Die Berechnung basiert auf den

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besten bzw. aktuellsten Daten, die öffentlich verfügbar sind, und zeigt die Größenordnungen an, in denen sich eine solche Wertschöpfungsabgabe auswirken bzw. auf wen sie sich besonders auswirken würde.

Bei der Berechnung der hier vorgestellten Zahlen sind wir folgendermaßen vorgegangen: Auf Basis der Statistik Austria-Daten der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (aggregierte Unternehmensdaten 2013) wurden für die einzelnen Branchen nach einer international üblichen Klassifikation (NACE) folgende Parameter berechnet, die für unsere Kalkulation notwendig sind: • die Lohnsumme der jeweiligen Branche (=Bruttolöhne plus Bruttogehälter);• der Beitrag zum Familienlastenausgleichsfonds (FLAF; Lohnsumme mal 4,5 %);• die Bemessungsgrundlage für die Wertschöpfungsabgabe (Umsatz minus Aufwendungen plus Lohnsumme); • die Wertschöpfungsabgabe errechnet sich schlussendlich als 3%ige Steuer auf die Bemessungsgrundlage.

Die in den Abbildungen angegebenen Prozentzahlen ergeben sich als Veränderung zwischen den Aufwendungen für den FLAF, die infolge der Wertschöpfungsabgabe wegfallen sollen, und der Einführung der Wertschöpfungsabgabe: Zahlt ein Unternehmen nach Einführung der Wertschöpfungsabgabe mehr oder weniger als es jetzt für den FLAF ausgeben muss? Werte über Null bedeuten, dass die Belastung infolge einer Einführung der Wertschöpfungsabgabe für die jeweilige Branche steigen würde; Werte unter Null bedeuten eine geringere Belastung.

Laut Abbildung 2 wären klare Verlierer aufgrund einer deutlich höheren Belastung die Freiberufler (Anwälte, Unternehmensberatung ...), die Immobilienbranche (Grundstücks- und Wohnungswesen) sowie die Banken und Versicherungen (Finanzdienstleister). Dies zeigt, dass die Wertschöpfungsabgabe weniger mit Maschinen zu tun hat, als das in der kollektiven Vorstellung der Fall ist. Es ist klar ersichtlich, dass die Auswirkungen der Wertschöpfungsabgabe nichts mit dem Ausmaß an Automatisierung bzw. nichts mit Maschinen zu tun haben: Führung von Unternehmen (v. a. Unternehmensberatung), Tierärzte, Dolmetscher, Anwälte müssten ein Vielfaches der jetzigen Belastung tragen.

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Abbildung 3 zeigt, dass in fast allen Dienstleistungsbranchen (ausgenommen die Freiberufler) es die Kleinunternehmen mit maximal neun Beschäftigten sind, die am stärksten belastet werden. Kleine Immobilienfirmen oder kleine Versicherungsunternehmen würden mehr als doppelt so viel bezahlen müssen als jetzt.

In der Industrie würden vor allem der Bergbau und die Energieversorger deutlich mehr zahlen müssen als bisher (Abbildung 4), während die Hersteller von Waren sowie der Bausektor sogar etwas entlastet würden. Produktionsbetriebe, an die im Zusammenhang mit der Maschinensteuer am meisten gedacht wird, würden also sogar entlastet!

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Abbildung 5 zeigt, dass kleine Energieversorger (z.B. Vertriebsfirmen) bzw. große Bergbauunternehmen im SPÖ-Modell die größten Verlierer sind. Gewinner wären viele Bau- und Produktionsunternehmen.

Fragen:

1. Wer wären im Zusammenhang mit dem Pilotprojekt „FLAF“ – laut Agenda Austria – die “Verlierer“ einer Wertschöpfungsabgabe, wer die Gewinner?

2. Welche Branchen bzw. Betriebsgrößen wären – laut Agenda Austria – von einerWertschöpfungsabgabe am stärksten betroffen?

3. Warum bzw. in welchen Punkten sind die Ergebnisse der Studie kritisch zu beur- teilen?

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IB 4: PRO Wertschöpfungsabgabe Wertschöpfungsabgabe: Medizin gegen die Macht der Maschinen

Erstickt die "Maschinensteuer" Investitionen oder treibt sie die Beschäftigung an?Von Gerald John

Es ist eine Zukunftsvision, die Sozialdemokraten, Gewerkschaftern und anderen, denen der Sozialstaat am Herzen liegt, Angst macht: In den Fabriken der durchdigitalisierten "Indus-trie 4.0" würden hochgezüchtete Maschinen, aber kaum noch Menschen aus Fleisch und Blut die Arbeit verrichten. Wie sollen, wenn diese vierte industrielle Revolution vollzogen ist, weiterhin die Gesundheitsversorgung, die Pensionen, das Arbeitslosengeld und andere Sozialleistungen finanziert werden? Roboter erhalten schließlich keine Löhne, von denen der Staat – wie er es in Österreich derzeit tut – die nötigen Sozialbeiträge einheben könnte.Eine Antwort, die nun der neue Bundeskanzler und künftige SPÖ-Chef Christian Kern gegeben hat, ist die Wertschöpfungsabgabe. Grundidee: Jener Beitrag, den die Arbeitgeber an die Sozialversicherung zahlen, bemisst sich nicht mehr nur an den Löhnen und Gehältern in einem Betrieb, sondern an der gesamten Wertschöpfung, also auch an Gewinnen, Mieten und Pachten, Zinsen, Dividenden und anderen Beteiligungserträgen. Ziel ist, dass jene Unternehmen mehr zur Finanzierung des Wohlfahrtsstaates beitragen, die ihren Profit mit wenig Personal erwirtschaften.Dass dies hoch an der Zeit sei, zeige nicht nur ein Blick in die Zukunft, sagen Befürworter wie der Wirtschaftsforscher Alois Guger und verweisen auf die gesunkene Lohnquote: Seit Beginn der Achtzigerjahre ist der Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Volkseinkommen stark geschrumpft. Im Zuge der Wirtschaftskrise gab es wegen der niedrigeren Unternehmens-gewinne einen (vorübergehenden) Anstieg, doch das einstige Niveau ist weit entfernt. Der Sozialstaat wird also aus einem viel kleineren Teil des Volkseinkommens bezahlt als früher.Diverse Charts internationaler Organisationen bescheinigen Österreich, den Faktor Arbeit so stark mit Abgaben zu belasten wie kaum ein anderes Industrieland – ein Killer für Jobs, sagen Kritiker. Die Wertschöpfungsabgabe bringe die lang ersehnte Kostenentlastung der Arbeit, verheißt Bernhard Achitz, leitender Sekretär des ÖGB, einer treibenden Kraft hinter der Idee: "Wir würden damit Beschäftigung fördern." Die Argumentation: Werden die Sozialbeiträge nicht bloß von den Löhnen, sondern von einer breiteren Bemessungsgrundlage eingehoben, könne der Prozentsatz sinken – und das erspare Betrieben mit viel Personal Geld. Es gehe nicht darum, Unternehmen insgesamt mehr zahlen zu lassen, betont Achitz, "wir wollen die Beiträge nur anders verteilen". Anders als die Gegner behaupten, handle es sich um keine zusätzliche Belastung für die Wirtschaft: "Das ist  keine neue Steuer."Weil die Arbeit billiger werde, erwartet auch Margit Schratzenstaller vom Wirtschaftsforschungsinstitut kurzfristig "positive Beschäftigungseffekte"; auf längere Sicht meldet die Expertin allerdings Einwände an.Einen, den sämtliche Gegner anführen, halten Anhänger wie Achitz allerdings für ein Totschlagargument: Eine Wertschöpfungsabgabe sei nicht zwangsläufig investitionsfeindlich, schließlich könne man die Abschreibungen, die in der Regel auf Investitionen erfolgen, ja ausnehmen. Auch mit speziellen Förderungen und Anreizen ließe sich unerwünschten Nebenwirkungen gegensteuern.Was sich der ÖGB-Mann noch erhofft: ein Mittel gegen Steuertricks, mit denen sich Konzerne dem Fiskus entziehen. Die Wertschöpfungsabgabe, fordert Achitz, solle auch auf sogenannte Lizenzgebühren eingehoben werden – und damit auf jene konzerninternen Zahlungen, mit denen sich Gewinne so verschieben lassen, dass sie am günstigsten Ort anfallen.(www.derstandard.at, 9. 6. 2016)

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IB 5: KONTRA WertschöpfungsabgabeWertschöpfungsabgabe: Medizin gegen die Macht der MaschinenErstickt die "Maschinensteuer" Investitionen oder treibt sie die Beschäftigung an?Von Gerald John

Beim Befund sind die Gegner von den Befürwortern der Wertschöpfungsabgabe gar nicht so weit entfernt. Ja, die Steuern und Abgaben auf Arbeit seien viel zu hoch, sagen etwa die Vertreter von Wirtschaft und ÖVP. Dennoch halten sie den Weg, die Sozialbeiträge künftig nicht nur an den Löhnen, sondern an der gesamten Wertschöpfung eines Betriebes zu bemessen und damit personalintensive Unternehmen tendenziell zu entlasten, für einen verhängnisvollen.

Eine Investitionsbremse sei die Wertschöpfungsabgabe, sagen die Gegner. Würden Gewinne, Zinsen, Dividen etc. von der Sozialversicherung belastet, fehlten Unternehmern Mittel, um sie in die Zukunft ihres Betriebs zu stecken, auch internationale Investitionen drohten an Österreich vorbeizulaufen. "Das ist eine innovationsfeindliche Idee", sagt Martin Gleitsmann von der Wirtschaftskammer, der nicht glauben will, dass die geforderte Abgabe am Ende für die Unternehmen insgesamt aufkommensneutral ausfallen werde: In Wahrheit gehe es den Befürwortern wohl darum, neue Geldquellen zu erschließen.Doch gilt das Argument mit dem Schaden für die Investitionen auch dann, wenn – wie das etwa in einer regionalen Variante in Italien der Fall ist – die Abschreibungen ausgenommen sind? "Negative Rückwirkungen auf die Investitionstätigkeit" könnten auch deshalb entstehen, weil die Wertschöpfungsabgabe auf Zinsaufwendungen eingehoben wird und damit das Kapital für Unternehmen verteuert, warnt Margit Schratzenstaller. Gerade in Zeiten, wo Unternehmen ohnehin zu wenig investieren, drohe eine solche Belastung "kontraproduktiv" zu sein, sagt die Wifo-Expertin. Kurzfristig positive Effekte könnten durch negative Auswirkungen auf Wettbewerbsfähigkeit, Investitionen und Wachstum mehr als aufgewogen werden.Worunter die Unternehmen aus Wifo-Sicht noch leiden könnten: einem höheren Verwaltungsaufwand wegen der komplizierteren Berechnung der Sozialbeiträge. Wirtschaftskämmerer Martin Gleitsmann sieht vor allem kleine und mittlere Betriebe als Verlierer. Steuerberater, Rechtsanwälte und andere Freiberufler haben wenige Angestellte – müssten sie die Sozialversicherung künftig auch vom Gewinn berappen, drohten die Beiträge in astronomische Höhe zu schießen.Doch was ist die Alternative, wenn die allseits geforderte Senkung der Arbeitskosten endlich realisiert werden soll? Der Staat verfüge nicht über zu wenige Einnahmen, sondern leiste sich zu üppige Ausgaben, sagt Gleitsmann. Ergo: Die Entlastung der Arbeit müsse durch Einsparungen bezahlt werden.Dafür plädiert auch Christian Helmenstein, Chefökonom der Industriellenvereinigung, räumt aber ein, dass es ganz ohne Gegenfinanzierung durch neue Einnahmen nicht gehen werde. Statt eine Wertschöpfungsabgabe einzuführen, solle aber vielmehr die Mehrwertsteuer angehoben werden. Denn damit ließen sich auch eingeführte Produkte belasten, die Unternehmen im Ausland dank niedriger Sozialstandards billiger produzieren könnten.Wifo-Expertin Schratzenstaller hält das für keine gute Idee, zumal eine höhere Mehrwertsteuer den Konsum dämpfe und untere Einkommen besonders belaste. Ihr fallen andere Alternativen zur Wertschöpfungsabgabe ein, um die Arbeit entlasten zu können: saftigere Ökosteuern auf hohen Energieverbrauch und anderes umweltschädliches Verhalten, eine höhere Grundsteuer und Kapitalertragssteuer, eine Wiedereinführung der Erbschaftssteuer, höhere Abgaben auf "public bads" wie Tabak und Alkohol. "Wichtig ist", sagt sie, "dass die Diskussion nun begonnen hat."

(www.derstandard.at, 9. 6. 2016)

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