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Lebensmittel – Bäcker und Verbraucher in der Region müssen sich keine Sorgen um die Mehlversorgung machen VON STANISLAV SCHITZ ROTTENBURG/REUTLINGEN. »In sol- chen Situationen hat die regionale Versor- gung ihre Vorteile«, sagt Daniel Schloz, Geschäftsführer der Regionalen-Bioland- Erzeugergemeinschaft (Rebio) und der Oferdinger Mühle. In Zeiten der Corona- krise und der geschlossenen Grenzen zu Nachbarländern wird die Wichtigkeit re- gionaler Produkte immer erkennbarer, da viele Lieferketten gezwungenermaßen unterbrochen werden. Etwa 3 200 Tonnen Bioland-Getreide lagern in den Silos von Rebio in Rotten- burg. Aus dem Getreide wird schließlich Mehl. Mit den Weizen-, Dinkel- oder Rog- genmehlen versorgt die Rebio neben rund 20 Bäckereien mit zum Teil vielen Filialen und Verkaufsstellen im südlichen Raum Baden-Württembergs einige Bio-Läden sowie Edeka-Geschäfte. Mit dem Beginn von Vorratskäufen vor über drei Wochen ist auch die Bestellmenge »massiv gestie- gen«, erklärt Daniel Schloz und spricht dabei von einem Wachstum auf die zehn- fache Bestellmenge der Mehlpäckchen für Einkaufsmärkte. Das macht zehn Prozent seiner Pro- duktionsmenge aus. Deshalb hat er kurz- fristig drei neue Aushilfskräfte eingestellt. Um die Produktion aufrechtzuerhalten und für die Beschäftigten bestmöglichen Gesundheits- und Arbeitsschutz zu gewährleisten, hat er die Stammbeleg- schaft in zwei Gruppen aufgeteilt, die zeit- versetzt arbeiten. So ist gewährleistet, dass beide so wenig wie möglich in Kon- takt zueinander treten. Umsatz schwankt Zudem wurde Anfang der Woche der Verkauf in der Oferdinger Mühle geschlos- sen – zum »Schutz der Mitarbeiter und um den Weiterbetrieb zu gewährleisten«, erklärt Schloz und ergänzt: »Das ist eine Situation, die wir in Deutschland noch nie hatten.« Trotzdem ist er der Überzeugung, dass die meisten Mühlen im Land gut ver- sorgt sind. Bei der Getreideversorgung sieht er in der Region keine Engpässe. »Hamsterkäu- fe«, die für leere Regale in den Einkaufs- märkten sorgen, kann er nicht ganz nach- vollziehen – zumindest, was das Mehl anbelangt. »Nicht alle Kunden haben die Möglichkeit, das Mehl richtig zu lagern. Das ist Lebensmittelverschwendung, denn früher oder später führt es wohl bei vielen Käufern zu Schädlingsbefall.« Die meiste Menge an Mehl, das sind rund 90 Prozent, geht aber nach wie vor an die Bäcker. Der Reutlinger Bäckermeis- ter Hubert Berger ist beispielsweise einer der Abnehmer. Noch vor einer Woche ver- kaufte er 20 Prozent mehr Brot, dafür weniger Kuchen. Jetzt verzeichnet er einen Umsatzeinbruch von bis zu 40 Pro- zent. »Die Menschen haben wie verrückt eingekauft, weil sie wahrscheinlich Panik hatten«, vermutet Berger. In seiner Filiale in der Wilhelmstraße ist jetzt nach der Corona-Landesverordnung nicht mehr viel los, »aber da müssen wir durch«, zeigt er sich optimistisch. Neben den sinken- den Verkaufszahlen in den Filialen bleibt auch das Catering-Geschäft – die Versor- gung der Firmen oder Festlichkeiten mit belegten Brötchen – aus. Bei der Produk- tion hat auch Berger seine Mitarbeiter in unterschiedliche Teams eingeteilt und noch mehr auf Nachtbetrieb umgestellt. Beginn ist nun um 20 Uhr. Die Teams sol- len bei der Schichtübergabe die Kontakte auf das Mindeste reduzieren. In einer ähnlichen Lage befindet sich die Bäckerfiliale Keim in Mittelstadt: Der Umsatz war zunächst hoch und ist dann wieder zurückgegangen«, sagt Marketing- leiter Andreas Schultz. Wegen der Verord- Getreide gibt’s genug nung sind momentan auch nicht viele Menschen unterwegs«, merkt er an. Auf diesen Aspekt ist Daniel Schloz von der Rebio im Gespräch mit dem GEA ebenfalls eingegangen. Ihm zufolge hän- gen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Coronakrise auf Bäckereien vom Standort von Filialen und von den Kun- den ab. (GEA) 3 200 Tonnen Getreide von regionalen Erzeugern lagern in den Silos der Rebio in Rottenburg. FOTO: REBIO Corona in der Region Der GEA-Live-Ticker www.gea.de 2. April 2020, 14:00 / Ressort: stadt / E-Tag: 28.03.2020 Das Reutlinger Landratsamt teilte am Freitag 222 laborbestätigte Fälle und fünf Todesfälle im Kreis Reutlingen mit. Bis zum 27. März waren 2 097 begründete Verdachts- fälle gemeldet und 2 012 Abstriche gemacht worden. LAGEBERICHT

Corona in der Region Der GEA-Live-Ticker ...Lebensmittel – Bäcker und Verbraucher in der Region müssen sich keine Sorgen um die Mehlversorgung machen VON STANISLAV SCHITZ ROTTENBURG/REUTLINGEN

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Page 1: Corona in der Region Der GEA-Live-Ticker ...Lebensmittel – Bäcker und Verbraucher in der Region müssen sich keine Sorgen um die Mehlversorgung machen VON STANISLAV SCHITZ ROTTENBURG/REUTLINGEN

Lebensmittel – Bäcker und Verbraucher in der Region müssen sich keine Sorgen um die Mehlversorgung machen

VON STANISLAV SCHITZ

ROTTENBURG/REUTLINGEN. »In sol-chen Situationen hat die regionale Versor-gung ihre Vorteile«, sagt Daniel Schloz,Geschäftsführer der Regionalen-Bioland-Erzeugergemeinschaft (Rebio) und derOferdinger Mühle. In Zeiten der Corona-krise und der geschlossenen Grenzen zuNachbarländern wird die Wichtigkeit re-gionaler Produkte immer erkennbarer, daviele Lieferketten gezwungenermaßenunterbrochen werden.

Etwa 3 200 Tonnen Bioland-Getreidelagern in den Silos von Rebio in Rotten-burg. Aus dem Getreide wird schließlichMehl. Mit den Weizen-, Dinkel- oder Rog-genmehlen versorgt die Rebio neben rund20 Bäckereien mit zum Teil vielen Filialenund Verkaufsstellen im südlichen RaumBaden-Württembergs einige Bio-Lädensowie Edeka-Geschäfte. Mit dem Beginnvon Vorratskäufen vor über drei Wochenist auch die Bestellmenge »massiv gestie-gen«, erklärt Daniel Schloz und sprichtdabei von einem Wachstum auf die zehn-fache Bestellmenge der Mehlpäckchen fürEinkaufsmärkte.

Das macht zehn Prozent seiner Pro-duktionsmenge aus. Deshalb hat er kurz-fristig drei neue Aushilfskräfte eingestellt.Um die Produktion aufrechtzuerhaltenund für die Beschäftigten bestmöglichenGesundheits- und Arbeitsschutz zugewährleisten, hat er die Stammbeleg-schaft in zwei Gruppen aufgeteilt, die zeit-versetzt arbeiten. So ist gewährleistet,dass beide so wenig wie möglich in Kon-takt zueinander treten.

Umsatz schwankt

Zudem wurde Anfang der Woche derVerkauf in der Oferdinger Mühle geschlos-sen – zum »Schutz der Mitarbeiter und umden Weiterbetrieb zu gewährleisten«,erklärt Schloz und ergänzt: »Das ist eineSituation, die wir in Deutschland noch niehatten.« Trotzdem ist er der Überzeugung,dass die meisten Mühlen im Land gut ver-sorgt sind.

Bei der Getreideversorgung sieht er inder Region keine Engpässe. »Hamsterkäu-fe«, die für leere Regale in den Einkaufs-märkten sorgen, kann er nicht ganz nach-vollziehen – zumindest, was das Mehlanbelangt. »Nicht alle Kunden haben dieMöglichkeit, das Mehl richtig zu lagern.Das ist Lebensmittelverschwendung,denn früher oder später führt es wohl beivielen Käufern zu Schädlingsbefall.«

Die meiste Menge an Mehl, das sindrund 90 Prozent, geht aber nach wie voran die Bäcker. Der Reutlinger Bäckermeis-ter Hubert Berger ist beispielsweise einerder Abnehmer. Noch vor einer Woche ver-kaufte er 20 Prozent mehr Brot, dafürweniger Kuchen. Jetzt verzeichnet ereinen Umsatzeinbruch von bis zu 40 Pro-zent. »Die Menschen haben wie verrückteingekauft, weil sie wahrscheinlich Panikhatten«, vermutet Berger. In seiner Filialein der Wilhelmstraße ist jetzt nach derCorona-Landesverordnung nicht mehrviel los, »aber da müssen wir durch«, zeigter sich optimistisch. Neben den sinken-den Verkaufszahlen in den Filialen bleibtauch das Catering-Geschäft – die Versor-gung der Firmen oder Festlichkeiten mitbelegten Brötchen – aus. Bei der Produk-tion hat auch Berger seine Mitarbeiter inunterschiedliche Teams eingeteilt und

noch mehr auf Nachtbetrieb umgestellt.Beginn ist nun um 20 Uhr. Die Teams sol-len bei der Schichtübergabe die Kontakteauf das Mindeste reduzieren.

In einer ähnlichen Lage befindet sichdie Bäckerfiliale Keim in Mittelstadt: DerUmsatz war zunächst hoch und ist dannwieder zurückgegangen«, sagt Marketing-leiter Andreas Schultz. Wegen der Verord-

Getreide gibt’s genug

nung sind momentan auch nicht vieleMenschen unterwegs«, merkt er an.

Auf diesen Aspekt ist Daniel Schlozvon der Rebio im Gespräch mit dem GEAebenfalls eingegangen. Ihm zufolge hän-gen die wirtschaftlichen Auswirkungender Coronakrise auf Bäckereien vomStandort von Filialen und von den Kun-den ab. (GEA)

3 200 Tonnen Getreide von regionalen Erzeugern lagern in den Silos der Rebio in Rottenburg. FOTO: REBIO

Hand-pointerHand-pointerCorona in der RegionDer GEA-Live-Ticker

www.gea.de

2. April 2020, 14:00 / Ressort: stadt / E-Tag: 28.03.2020

Das Reutlinger Landratsamt teilteam Freitag 222 laborbestätigteFälle und fünf Todesfälle im KreisReutlingen mit. Bis zum 27. Märzwaren 2 097 begründete Verdachts-fälle gemeldet und 2 012 Abstrichegemacht worden.

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