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DARMFLORA UND STRESS
SERVICE
Kulturtipps Seite 11
BERICHT
Der Darm ist, was man isst Seite 8 – 9
BERICHT
Darmbakterien beeinfl ussen unsere Psyche Seite 6 – 7
1 / 2015
BERICHT
Probiotika und Tight junctions Seite 3 – 5
* * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * *
DARMFLORA UND STRESS
TIGHT JUNCTIONSSCHLEIMBEWOHNER SORGEN FÜR INTAKTE BARRIERE
BUCHTIPPS
Buchtipps Seite 10
Je mehr wir über die uns
besiedelnde Mikrofl ora
lernen, desto deutlicher
wird, wie vielfältig ihr
Einfl uss auf die mensch-
liche Gesundheit ist. Im
Darm bekämpft sie nicht
nur unerwünschte Ein-
dringlinge, baut unverdau-
liche Nahrungsbestandteile ab und produziert
Vitamine - sie hat auch Torwächterfunktion und
hilft dem Epithel, den Interzellularraum vom
Darmlumen abzuschirmen. Eine große Aufgabe
für unsere kleinen Bewohner, denn äußere Ein-
fl üsse wie die Einnahme von Medikamenten
oder Alkoholkonsum sorgen immer wieder für
offene Tore im Epithel. Bakterien, Allergene und
Schadstoffe können dann ungehindert in das Epi-
thel eindringen und Entzündungen und andere
Abwehrreaktionen des Körpers hervorrufen.
Doch nicht immer kommt der Störfaktor von
außen. Auch psychischer Stress kann sich auf die
Darmschleimhaut auswirken und die Durchläs-
sigkeit erhöhen. Im Gegenzug hat auch der
Darm bei der Psyche ein Wörtchen mitzureden.
Der Zusammenhang überrascht - hat aber hand-
feste, chemische Ursachen: Die Darmbakterien
produzieren neurochemische Substanzen, die
unser Gehirn für physiologische Prozesse wie
Lernen, Gedächtnis und die Erzeugung von
Stimmungen braucht. Zum Beispiel bilden die
Darmbakterien die größte Menge des Neuro-
transmitters Serotonin im menschlichen Körper.
Eine Tatsache, der bisher wenig Rechnung ge-
tragen wurde. Doch das hat sich geändert und
Neurogastroenterologen gehen weltweit dem
spannenden Einfl uss der Darmbakterien auf die
menschliche Psyche nach. Hinweise auf einen
Zusammenhang der intestinalen Mikrofl ora mit
Autismus und Morbus Parkinson gibt es bereits.
Mit jeder neuen Erkenntnis zur gesundheitlichen
Bedeutung der Darmbakterien nimmt auch das
Interesse an einer gezielten Beeinfl ussung zu.
Die Zusammensetzung der Mikrofl ora über die
Ernährung steuern zu wollen, ist naheliegend,
denn unsere Nahrung ist auch die Lebensgrund-
lage der Bakterien. Beim Säugling beeinfl usst
die Ernährung deutlich die Besiedlung im Darm.
Während gestillte Kinder über die Muttermilch
und die Haut der Mutter milchsäurebildende
Bakterien aufnehmen und vor allem Bifi dobak-
terien ihren Darm besiedeln, ähnelt die intesti-
nale Mikrofl ora von Flaschenkindern der eines
Erwachsenen. Doch in wieweit ist es möglich,
die bakterielle Zusammensetzung zu verändern,
wenn sich die Mikrofl ora bereits etabliert hat?
Und welche Faktoren wirken sich überhaupt auf
die Zusammensetzung der Mikrofl ora aus?
In dieser Ausgabe widmen wir uns den aktuel-
len Erkenntnissen rund um die Themen Darm-
schleimhaut, Psyche und Ernährung – natürlich
immer mit dem Blick auf die Mikrofl ora. Doch
die Fülle an Studien und Neuigkeiten hat nicht
nur uns zu einer Reihe von Artikel inspiriert,
auch einige Buchautoren haben sich mit dem
etwas unzugänglichen Thema auseinanderge-
setzt. Besonders erfolgreich war dabei Giulia
Enders mit ihrem Buch „Darm mit Charme“, an
dem wohl kaum jemand vorbeikam, der sich für
das Thema Darmgesundheit interessiert. Aber
auch die weniger bekannte Autorin Mary Roach
hat sich auf ihre Weise dem Thema genähert.
Und nicht nur in den Büchern wimmelt es von
Bakterien, in Amsterdam wurde sogar der erste
Mikrobenzoo eröffnet. Ich freue mich schon auf
den ersten Besuch in Micropia!
Mit freundlichen Grüßen,
Ihre
Dr. Lilian Schoefer
EDITORIAL
02 / SymbioLact & mehr
VON MÄUSEN UND MENSCHEN – UND DEREN MIKROFLORA
Die Zellschleusen im Darmepithel - die
Tight junctions - steuern den inter zel-
lulären Stoffaustausch in der Darmschleim-
haut. Sind sie in ihrer Funktion gestört, strömen
schädliche Stoffe nahezu ungehindert in das
Gewebe und müssen letztendlich von der Le-
ber entgiftet werden. Schadstoffeinstrom und
Leberbelastung können zahlreiche Erkrankun-
gen verursachen.
Biochemische Marker wie das α-1-Antitrypsin
und das Zonulin geben Auskunft über die Inte-
grität der Tight junctions. Bei Störungen helfen
Probiotika, die Funktion der Zellschleu sen auf-
recht zu erhalten oder wiederherzustellen.
Täglich strömt eine Vielzahl von potentiell schäd-
lichen Stoffen auf den menschlichen Körper ein,
darunter Allergene, Schadstoffe und Krankheits-
erreger. Doch die innere Grenz fl äche des Darms
ist durch das Schleimhaut epithel gut geschützt.
Gleichzeitig muss aber auch ein selektiver Stoff-
austausch zwischen dem Darmlumen und dem
Körperinneren und umgekehrt statt fi nden –
keine leichte Aufgabe. Damit ein kontrollier-
ter Schleusenvorgang überhaupt möglich ist,
sitzen die Tight junctions zwischen den Zellen
der Darmschleimhaut. Die Tight junctions sind
Haftkomplexe, die sich selektiv öffnen können.
Wie ein Klettband legen sich die Proteinstruk-
turen der Tight junctions um jede Epithelzelle.
Die Klettbänder benachbarter Zellen haften da-
bei aneinander und trennen so das Innere vom
Äußeren des Körpers: Das Innere des Körpers
kann nicht „auslaufen“ und Stoffe von außen
dringen nicht unkontrolliert ins Körperinnere.
Neben der Barrierefunktion bilden die Tight junc-
tions eine Art Zaun zwischen den apikalen und
den basolateralen Proteinen der Zellmembran.
Indem die Proteine der Zellober- und Unterseite
auf diese Weise strikt voneinander getrennt
sind, bleibt die Polarität der Epithelzellen er-
halten. Wie man seit etwa zehn Jahren weiß,
sind die Proteinstrukturen darüber hinaus für
die Kommunikation unterschiedlicher Zellen
unerlässlich.1 Ist die Funktion der Tight junc-
tions gestört, kann das fatale Folgen für die
menschliche Gesundheit haben.
Geschädigte Tight junctions:
Ursache und Wirkung
Zahlreiche Faktoren können die Funktion der
Tight junctions negativ beeinfl ussen. Dazu
gehören Stress, Hirntraumata, Nikotin- und
Alkoholkonsum, freie Sauerstoffradikale,
Schleimhauterkrankungen, Medikamente,
Allergene, Bakterien, Viren und Parasiten.
Auch chronisch-entzündliche Darmerkran kun-
gen und Krebs werden mit gestörten Tight
junctions in Verbindung gebracht. Bei Morbus
Crohn und Colitis ulcerosa kann der Körper
die Tight junctions im Darm nicht mehr richtig
steuern.
Er produziert große Mengen an proinfl amma-
torischem Zytokin TNF-alpha, das die Entzün -
dungsvorgänge im Körper vorantreibt und die
Schleusenfunktion der Tight junctions durch
Strukturveränderungen schwächt. So gerät
der Körper in einen Teufelskreis aus Entzün -
dungs reaktion, geschwächtem Schutzschild
gegenüber eindringenden Fremdstoffen und
weiter angeheizter Entzündungsreaktion.
Die Folgen bleiben dabei nicht auf die Entzün-
dungen begrenzt, denn gestörte Tight junctions
treten einen weiteren Mechanismus los: Der
Transkriptionsfaktor ZONAB, der im gesunden
Gewebe fest mit den Tight junctions verbunden
ist, wandert bei einer Störung in den Zellkern
und sorgt dort dafür, dass vermehrt Onkogene
abgelesen werden. Onkogene sind an der Ent-
stehung zahlreicher Karzinome beteiligt.
BERICHT
SymbioLact & mehr / 03
Defekte Zellschleusen im Darmepithel?
PROBIOTIKA KÖNNEN DIE TIGHT JUNCTIONS STÄRKEN
Hirntraumata
Hämorrhagischer Schock
Stress
Rheumatische Arthritis
Zöliakie
Epilepsie
Neoplasien
Medikamente Adverse Agenzien Bakterien Viren Parasiten
Nicht steroidale Antirheuma-tika
Freie Sauerstoffradikale EHEC Rotaviren Dermatophagoides pteronyssinus (Haus staubmilbe)
Chemotherapeutika Eisen EPEC Reoviren
Acetylsalicylsäure (Aspirin®)
Cadmium Salmonella typhimurium Adenoviren
HIV-Protease-Inhibitoren (Saquinavir, Ritonavir, Nelfi navir)
Desoxycholsäure Bacteroides fragilis HI-Virus
Anthracyclin Allergene (z.B. Hista-min, Gluten)
Clostridium diffi cile
Aminoglycosid-Antibiotikum Ethanol Clostridium perfringens
Lebensmittel-Tenside Helicobacter pylori
Vibrio cholerae
Listeria monocytogenes
Chlamydia pneumoniae
Klebsiella pneumoniae
Pseudomonas aeruginosa
Stoffe oder Mikroorganismen, die die Tight junctions schädigen; einige Mikroorganismen
nutzen die Tight junctions als Tor zum Körperinneren:
Erkrankungen, bei denen gestörte Tight
junctions eine Rolle spielen:
04 / SymbioLact & mehr
Einige Mikroorganismen haben Strategien ent-
wickelt, wie sie die Tight junctions gezielt öffnen
können, um ins Innere des menschli chen Körpers
zu gelangen. Enteropathogene E. coli (EPEC)
beispielsweise besitzen ein spritzen artiges Sys-
tem, mit dem sie Proteine in die Epithelzellen des
Darms injizieren, die die Funktionalität der Tight
junctions beträchtlich stören. Damit steht EPEC
das Tor in das Darmepithel offen. Clostridium
perfringens stellt da gegen ein bi funktionelles
Toxin her, das die Epithelzellen im Darm schädigt
und dem Bakterium Zugang zu den Tight junc-
tions verschafft.
Dort bindet das Toxin und verändert Struktur
und Funktion der Zellschleusen. Sind die Tight
junctions einmal defekt, können auch andere
Schadstoffe ins Körperinnere eindringen.
Einen Teil der Schadstoffe kann die Leber
entgiften. Gelangen jedoch zu viele Giftstoffe
in den Kör per, kapituliert die Leber, wie zum
Beispiel bei der metabolischen Endotoxinämie.
Das Phänomen einer subklinisch erhöhten
Endotoxinkonzentration im Blut wurde 2007
erstmalig beschrieben. Wie kommt es dazu?
Endotoxinämie – Bakteriengifte überfl uten
den Körper
Endotoxine sind Lipopolysaccharide in der
Zell wand Gram-negativer Bakterien. Strömen
Endotoxine in die Blutbahnen ein, kommt es zu
andauernden, latenten Entzündungsprozessen,
denen die Leber nicht immer gewachsen ist.
Das kann chronische Erkrankungen wie Dia-
betes, Adipositas und Arteriosklerose begüns-
tigen. Muss die Leber über einen längeren Zeit-
raum Endotoxine entgiften, beeinträchtigt das
ihre Funktion und es kann zu einer Fettleber
kommen. Wie viele Endotoxine vom Darm in
die Leber gelangen können, hängt maßgeblich
vom Zustand des Darmepithels ab.
Ist die Barrierefunktion der Darmschleimhaut
beeinträchtigt, strömen leberschädigende
Stoffe wie Alkohol, Medikamente, Drogen,
Umweltgifte, Endotoxine und Stoffwechsel-
produkte der intestinalen Mikrofl ora unge-
hindert ins Körperinnere. Besonders die ei-
weiß spaltenden Bakterien der Mikrofl ora sind
dabei problematisch, da sie beim Proteinabbau
zum Teil toxi sche Metabolite produzieren und
vorwiegend den Gram-negativen Bakterien
angehören, die mit dem leberschädigenden
Endotoxin bestückt sind.
Ernährungszustand der Darmschleimhaut
entscheidet mit
Die Hauptenergiequelle der Darmepithelzellen
ist die Buttersäure, die bestimmte Darmbak-
terien produzieren. Ist sie in ausreichender
Menge vorhanden und die Darmschleimhaut
damit gut genährt und intakt, kann das Epithel
die leberschädigenden Stoffe abwehren. Die
Buttersäure verschiebt zudem den pH-Wert in
den sauren Bereich, wodurch sich Krankheits-
erreger wie beispielsweise Salmonellen nur
schwer ansiedeln können. Überwiegen bei
der Zusammensetzung der Darmfl ora aber die
nicht-Buttersäure-bildenden Bakterien, sind
die Darmepithelzellen nicht ausreichend mit
Nährstoffen versorgt und die Integrität der
Darmschleimhaut ist gefährdet.
Serologische Untersuchungsverfahren bele-
gen Schädigungen der Tight junctions
Die Forschungsarbeiten der letzten Jahre zeigen
deutlich: Die Tight junctions sind Dreh- und
Angelpunkt bei der Entstehung zahlreicher
Erkrankungen. Daher ist es wichtig, den Zu-
stand der Tight junctions messen und ihre
Integrität unterstützen zu können. Geeignete
Marker decken damit Erkrankungen bereits in
einem frühen Entwicklungsstadium auf und
ermöglichen so eine frühe Intervention. Das ist
besonders bei Lebererkrankungen wichtig, da
sich im Lebergewebe keine schmerzleitenden
Nervenfasern befi nden, die den Körper auf
einen Missstand aufmerksam machen könn-
ten. Wegen der unspezifi schen Symptome
bleibt eine Leberstörung deshalb oft lange
unerkannt.
Zu den Symptomen zählen Müdigkeit, Lust-
losigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
ohne erkennbare Ursache, Völlegefühl nach
dem Essen, Unverträglichkeit von Fett und
Alkohol, Blähungen, Durchfall, häufi ges Zahn-
fl eischbluten, Nasenbluten und verstärkter
Neigung zum Schwitzen oder Frieren.
Das Institut für Mikroökologie in Herborn nutzt
den HeparCheck, um die Durchlässigkeit der
Darmschleimhaut und die Belastung der Leber
mit Toxinen nachzuweisen. Der Test erfasst
unter anderem das α-1-Antitrypsin, ein Akut-
phaseprotein, das bei einer gestörten Darmbar-
riere („leaky gut“) vermehrt im Darmlumen
nachgewiesen werden kann.
Über die Konzentration der Buttersäure gibt der
HeparCheck Auskunft, wie gut die Darmschleim-
haut versorgt ist und den Körper vor dem Ein-
strom leberschädigender Toxine schützen kann.
BERICHT
BERICHT
SymbioLact & mehr / 05
Über den Gehalt an Iso-Fettsäuren lässt der
Test Rückschlüsse darüber zu, ob Bakterien
im Darm vermehrt Proteine abbauen. Denn
nur Bakterien sind in der Lage, aus Proteinen
Iso-Fettsäuren zu bilden. Zusätzlich erfasst der
HeparCheck Markerorganismen der Endotoxin-
tragenden Mikrofl ora und der Protektivfl ora.
So kann kann beurteilt werden, ob die Mikro-
fl ora im Darm des Patienten die Leber schützen
kann oder sie durch eine ungünstige Zusammen-
setzung zusätzlich belastet. Indem der Hepar-
Check die unterschiedlichen Parameter mitein-
ander kombiniert, sind Aussagen möglich, ob
die Leber überlastet ist, weil zu viele Toxine in
den Körper eindringen. Ist das der Fall, lässt sich
auf verschiedenen Ebenen gegensteuern. Die
leberschädigenden Stoffe selbst können medika-
mentös gebunden werden. Ist die Darmschleim-
haut durchlässig, kann die Verwendung von
Pro- und Präbiotika die Tight junctions in ihrer
Funktion unterstützen.
Probiotische Kulturen stärken Tight junctions
Probiotika unterstützen die Barriere- und
Schleu senfunktion des Darmepithels, indem
sie die Synthese der Tight junction-Proteine
induzie ren und die Zusammensetzung beein-
fl ussen. Gleichzeitig verhindern sie Funktions-
störungen der Zellschleusen. Indem sie bio-
aktive Subs tan zen produzieren, aktivieren die
Probiotika zahlreiche Stoffwechselwege, die
zur Stärkung der Tight junctions beitragen.2
Insbesondere Lactobacillus acidophilus und
Streptococcus thermophilus konnten die Bar-
rierefunktion der Darmschleimhaut in vitro
verbessern und das Eindringen eines enteroinva-
siven Escherichia coli Stamms verhindern.3
Für diese Schutzfunktion sind offenbar nicht
einmal lebendige Probiotika notwendig:
In Versuchen an Zellkulturen reichten bereits
die Fermentationsprodukte der probiotischen
Bakterien aus, um die Tight junctions zu stabili-
sieren. Getestet wurde der Effekt von Bifi do-
bacterium lactis 420, Bifi dobacterium lactis
HN019, Lactobacillus acidophilus NCFM und
Lactobacillus salivarius Ls-33.4
Neben enteroinvasiven Mikroorganismen kön-
nen auch nicht steroidale entzündungshemmen-
de Medikamente wie die Acetylsalicylsäure die
Durchlässigkeit des Darmepithels erhöhen. Im
Laborversuch an humanen Kolon-Adenokarzi-
nomzellen wirkte Lactobacillus acidophilus mit
seinen Fermentationsprodukten diesem Effekt
entgegen. Das Probiotikum schützte die Zellen
vor einer Schädigung durch Acetylsalicylsäure.5
Auch Lactobcillus plantarum 6, Lactobacillus
casei 7 und die probiotisch wirkenden Hefen
Saccharomyces boulardii 8 und Saccharomyces
cerevisiae 9 zeigten in Laborversuchen einen
protektiven Effekt auf die Tight junctions.
Probiotika können wertvolle Dienste leisten,
um die Integrität des Darmepithels aufrecht
zu erhalten. Darauf deuten zahlreiche präkli-
nische Studien hin.
Welche Stämme in welchen möglichen Kombi-
nationen im menschlichen Körper am effektiv-
sten wirken, ist derzeit Gegenstand wissenschaft-
licher Untersuchungen.
LITERATUR
1. Schneeberger EE and Lynch RD: The tight junction: a multifunctional complex. Am J Physiol Cell Physiol. 2004
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FlimmerzelleSchleimschicht
Zellkern
Kapillaren
Nicht-ciliierte Zelle
BecherzelleApikale Seite
Tight junctionProteinkomplex
Lipid-DoppelschichtClaudinBasolaterale Seite
Vier Arten derTight junction-Proteine:
OccludinTricellulinClaudinJAM
Parazellulärer Transport
C
N
Tight junctions
Tight junctions
BERICHT
06 / SymbioLact & mehr
BERICHT
06 /
Die Beweise verdichten sich, dass wir nicht
allein Herr unserer Gedanken und Gefühle
sind. In den letzten Jahren zeigten erste Studien
faszinierende Zusammenhänge zwischen der
Mikrofl ora im Darm und bestimmten Hirnfunk-
tionen – eine Chance für neuartige Therapie-
optionen bei psychischen Erkrankungen?
Der menschliche Darm ist ein faszinierendes
Konstrukt. Oft als „das zweite Gehirn“ bezeich-
net, ist der Darm neben dem Gehirn das ein zige
Organ, das mit einem eigenständigen Nerven-
system aufwarten kann. Ein komplexes Netzwerk
von vielen Millionen Neuronen durch spannt die
gesamte Darmwand.„Liebe geht durch den
Magen“, „hör auf dein Bauchgefühl“, „das be-
reitet mir Bauchschmerzen“ - der menschliche
Bauchraum ist sogar in unserem Sprachgebrauch
mit Emotionen und Stimmun gen verbunden.
Lange Zeit ging man dabei jedoch von einer
einseitigen Verbindung aus.
Dass Gefühle die Verdauung beeinfl ussen,
hat fast jeder schon einmal zu spüren bekom-
men: Durchfall vor einer wichtigen Prüfung,
Übelkeit bei Nervosität… Doch wäre nicht
auch der Umkehrschluss denkbar? Beeinfl ussen
die Bakterien in unserm Darm möglicherweise,
was wir denken und wie wir uns fühlen? Und
könnte eine Veränderung der Darmfl ora positive
oder negative Stimmungen verursachen? Erst
seit wenigen Jahren beschäftigen sich Wissen-
schaftler mit dem Zusammenhang zwischen
den menschlichen Darmbewohnern und
Gefühlen. Und schon jetzt gibt es zahlreiche
Hinweise: die Verbindung zwischen Gehirn
und Darm ist keine Einbahnstraße, sondern
wird in beide Richtungen befahren.
Kleine Helfer mit vielfältigen Aufgaben
Die unzähligen Darmbakterien übernehmen
vielfältige Aufgaben in unserem Körper:
Sie unterstützen unsere Verdauung, regulieren
Teile unseres Stoffwechsels, sie sind an der
Programmierung unseres Immunsystems
beteiligt und unterstützen die Darmwand
dabei, Eindringlinge abzuwehren. Darmbakte-
rien produzieren außerdem hunderte
neurochemischer Substanzen, die unser Gehirn
zur Steuerung grundlegender physiologischer
Prozesse wie Lernen und Gedächtnisvermögen
und zur Erzeugung von Stimmungen benötigt.
Die Mikroben stellen beispielsweise den
größten Teil des im Körper befi ndlichen Sero-
tonins her, das unsere Stimmung und unsere
Verdauung beeinfl usst.
Mikrofl ora wichtig für mentale
Gesundheit
Während der Geburt und möglicherweise schon
im Mutterleib besiedeln erste Bakterien unseren
Darm, im Laufe der Zeit bauen sie mit zahlrei-
chen weiteren Bakterien aus unserer Umgebung
oder unserer Nahrung die Darmfl ora auf. Wie
erste Studien vermuten lassen, könnte die frühe
Besiedlung des Darms wichtig für die mentale
Gesundheit im Erwachsenenalter sein. Dazu
führten Wissenschaftler zunächst Versuche1 an
Mäusen durch. In einer Untersuchung verglichen
sie das Verhalten von normalen, acht Wochen
alten Mäusen mit dem von Mäusen mit einem
mikrobenfreien Darm. Die Mäuse ohne Darm-
bewohner waren weitaus risikofreudiger als
die normal besiedelten Tiere. Neurochemische
Untersuchungen zeigten zudem veränderte
Konzentrationen des Stresshormons
Cortisol und des Proteins BDNF (Brain-Derived
Neurotropic Factor), das beim Menschen mit
Angst und Depressio nen in Verbindung steht.
Die Entwicklung be stimmter Verhaltensmuster
könnte deshalb von der Darmfl ora abhängen,
schlossen die Wissen schaftler. Noch ein weiterer
Versuch2 an Mäusen zeigte, wie wichtig die
Darmbewohner für unsere Gefühle, Stim-
mungen und Verhaltensweisen sind.
Dazu ersetzten Wissenschaftler die Darmbak-
terien ängstlicher Mäuse mit denen von mutigen,
neugierigen Mäusen. Die Folge: Die Tiere
verloren ihre Angst und wurden geselliger.
Auch umgekehrt funktionierte der Versuch:
Freche Mäuse wurden ängstlich, wenn sie die
Darmbakterien der ängstlichen Mäuse trans-
plantiert bekamen. Auch aggressive Mäuse
beruhigten sich, wenn die Wissenschaftler
auf eine probiotikareiche Ernährung umstell-
ten oder die Tiere antibiotisch behandelten.
Um herauszufi nden, wodurch die Tiere ihr
Verhalten geändert hatten, untersuchten die
Wissenschaftler die Stoffwechselvorgänge im
Gehirn. Dabei stießen sie auf Veränderungen
in jenen Teilen des Gehirns, die bei Gefühlen
und Stimmungen eine Rolle spielen.
Das gute Bauchgefühl
DARMBAKTERIEN BEEINFLUSSEN UNSERE PSYCHE
Auch das Protein BDNF, das beim Lern- und
Erinnerungsvermögen eine wichtige Rolle
spielt, war in seiner Konzentration verändert.
Kurz nach dem Stopp der Antibiotika-Gaben
kehrten die Tiere wieder zu ihrem ursprünglichen
Verhalten zurück. Auch die Stoffwechsel-
vorgänge in ihrem Gehirn normalisierten sich.
Offenbar scheinen Darm und Gehirn wech-
selseitig miteinander in Beziehung zu stehen.
Doch über welche Wege3 kommunizieren
sie miteinander? Denkbar wären neuronale,
endokrine oder immunspezifi sche Stoffwech-
selwege.
Datenhighway Vagusnerv
Hauptverantwortlich für den Information-
stransfer vom Bauch zum Kopf ist der Vagus-
nerv, der das Gehirn mit dem Abdomen
verbindet. Die Bedeutung des Vagusnervs
für den Informationsfl uss konnten Wissen-
schaftler in folgendem Versuch4 zeigen:
Als sie bei Mäusen den Vagusnerv durchtrennten,
konnten sie auf Veränderungen der Darmfl ora
keine Reaktionen im Gehirn der Tiere mehr
feststellen.
Autismus mit Probiotika therapierbar?
Der offensichtliche Zusammenhang zwischen
der Mikrofl ora im Darm und neuronalen Funk-
tionen ließ schnell die Frage aufkommen, ob
sich neuronale Störungen eventuell über die
Bakterien im Darm behandeln lassen. Eine
Gruppe von Wissenschaftler untersuchte5 dazu
Mäuse, die in ihrem Verhalten autisti schen
Menschen ähnelten. Sie gingen der Frage nach,
ob Probiotika möglicherweise die gastrointes-
tinalen Probleme lösen könnten, die auch bei
autistischen Kindern vorkommen.
Bei Mäusen funktionierte der Ansatz gut:
Nach einer Behandlung mit Probiotika hatten
viele autistische Verhaltensmuster aufgehört
oder waren nur noch in geringem Ausmaß
vorhanden.
Probiotika auch bei Menschen hilfreich
gegen Angst?
Während sich die Hinweise auf eine Verbindung
zwischen Darmfl ora und mentaler Gesundheit
verdichten, laufen Untersuchungen, inwieweit
sich die Zusammensetzung der Mikrofl ora -
und darüber neurologische Funktionen -
überhaupt verändern lassen, nachdem sie sich in
der frühen Kindheit etabliert hat.
In einer japanischen Studie7 beispielsweise
konn ten Wissenschaftler die Stresssymptome
von keimfreien Mäusen nur bis zu einem Alter
von neun Wochen beeinfl ussen. Danach blieben
Stress und Angstlevel der Tiere unverändert –
egal welche Bakterienzusammensetzungen die
Forscher in den Darm der Tiere einbrachten.
Die Erklärung für dieses Phänomen könnte
in der Entwicklungsprogrammierung liegen.
Demnach bestimmen die Umweltfaktoren,
denen wir von Beginn unseres Lebens an
aus gesetzt sind, größtenteils die Struktur und
Funktionsweise unserer Organe – Darm und
Gehirn eingeschlossen.
Doch selbst wenn sich die Zusammensetzung
der Mikrofl ora im Darm am einfachsten in
jungen Jahren beeinfl ussen ließe, bedeutet
das nicht zwangsläufi g, dass Veränderungen
mit zunehmendem Alter ausgeschlossen sind.
Weitere Studien müssen hier Klarheit bringen.
Wie wichtig ist die Besiedlung in der
Kindheit?
Auch am Menschen gibt es bereits erste
Untersuchungen6, die auf ein Zusammenspiel
zwischen der Mikrofl ora im Darm und bestimm-
ten Hirnaktivitäten hinweisen. Die für das
Angstempfi nden verantwortlichen Hirnregionen
waren zum Beispiel bei gesunden Frauen
weniger aktiv, wenn sie zuvor vier Wochen lang
zweimal täglich ein Getränk mit probio tischen
Bakterienkulturen verzehrt hatten.
Die Wissenschaftler scannten dafür die Gehirne
der Frauen, während sie sich Fotos von ängstli-
chen oder verärgerten Menschen ansahen und
sie dann Gesichtern mit ähnlichen Emotionen
zuordnen sollten. Die Gehirnaktivität in den
Bereichen für die Reaktion auf sensorisches und
emotionales Verhalten war bei den Frauen sig-
nifi kant verringert, die das probiotische Getränk
zu sich genommen hatten. Die Studienautoren
halten ihre Beobachtung für „bahnbrechend“,
weisen aber auch darauf hin, sie trotz aller
Euphorie zunächst vorsichtig zu interpretieren
und durch weitere Studien zu bestätigen.
Mögliche, neue Therapieansätze
Obwohl noch unzählige Fragen offen sind,
sieht es so aus, als würden die Mitbewohner in
unserem Darm unser Denken und Fühlen massiv
beeinfl ussen. Experimente in diesem Bereich
stecken noch in den Kinderschuhen, geben aber
Hoffnung auf Arzneimittel, die die bakteriellen
Signale aus dem Bauch nachahmen. Vielleicht
reicht die Gabe bestimmter Bakterien aus, um
neuropathologische Probleme zu verhindern
oder gar zu heilen?
Doch statt große Versprechungen zu machen,
gibt sich die wissenschaftliche Gemeinschaft
zurückhaltend. Aus gutem Grund, denn bisher
ist noch offen, welche probiotischen Stämme
sich überhaupt dazu eignen, das menschliche
Gemüt zu beeinfl ussen. Das könnte bei einem
einzelnen Stamm oder auch bei einer be stimm-
ten Zusammensetzung pro biotischer Kulturen
der Fall sein. Auch auf Seite der neurologischen
Erkrankungen herrscht noch viel Klärungsbe-
darf: Welche Erkrankungen stehen überhaupt
in einem Zusammenhang mit der Mikrofl ora im
Darm und könnte gegeben en falls mit Hilfe von
Probiotika therapiert werden?
SymbioLact & mehr / 07
BERICHT
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6. Tillisch, K. et al. (2013): Consumption of fermented milk product with probiotic modulates brain activity. Gastroenterology. 2013 Jun;144(7):1394-401, 1401.e1-4.
7. Sudo, N. (2004): Postnatal microbial colonization programs the hypothalamic-pituitary-adrenal system for stress response in mice. J Physiol. 2004 Jul 1;558(Pt 1):263-75.
Der Darm ist, was man isst.
BEEINFLUSST UNSERE ERNÄHRUNG DIE DARMFLORA?
08 / SymbioLact & mehr
Je nachdem, ob wir als Säuglinge gestillt oder mit
Flaschennahrung gefüttert werden, besiedeln
andere Bakterien unseren Darm und bauen die für
uns lebenswichtige Darmfl ora auf. Sind wir bei der
Besiedlung komplett unserem Schicksal überlassen
oder können wir über unsere Ernährung noch weiter
beeinfl ussen, welche Mikroben uns bei der Verdauung
und der Immunabwehr unterstützen?
Während der ersten Lebensjahre bauen die
Mikroben des Geburtskanals mit den Bakterien der
Muttermilch und der Umgebung die Darmfl ora
des Kindes auf. Dabei hat die Art, wie ein Säugling
ernährt wird, offenbar unmittelbaren Einfl uss auf
die Zusammensetzung seiner Darmfl ora. Denn die
Besiedlung des Darms von gestillten Babys unter-
scheidet sich signifi kant von der Darmfl ora von
Kindern, die mit industriell erzeugter Säuglingsnahrung
ernährt werden.1,2
Der Darm gestillter Kinder wird vor allem von Bifi do-
bakterien besiedelt, die potentiell pathogene Keime
besonders effektiv abwehren. Die Darmfl ora von
Flaschenkindern hingegen ähnelt der von Erwach-
senen. Sobald ein Baby nicht mehr ausschließlich
gestillt wird, verändert sich seine Darmfl ora.
Unmittelbar nach der Zufütterung von industriell
hergestellter Säuglingsnahrung gleicht sich das
Bakterienprofi l eines gestillten Säuglings dem eines
ungestillten Säuglings an. Die zuvor dominierenden
Bifi dobakterien-Stämme nehmen zugunsten obligat
anaerober Stämme ab.3,4 Die Ernährung des Men-
schen scheint also von Anfang an Einfl uss auf die
Zusammensetzung des Darmmikrobioms zu haben.
Schreikinder: Fehlbesiedelter Darm?
Laut einer kleinen Studie5 aus dem Jahr 2013
könnte eine veränderte Zusammensetzung der
Darmfl ora sogar Auslöser für die häufi g auftretenden
„Dreimonatskoliken“ bei Säuglingen sein. Dabei
untersuchten Forscher die mikrobiologische Zusam-
mensetzung von mehr als 200 Stuhlproben von 24
Säuglingen. Zwölf davon schrien im Durchschnitt
mehr als drei Stunden am Tag, die anderen waren un-
auffällig. Bei den „Schreibabys“ stießen die Forscher
auf eine geringere Vielfalt in der Zusammensetzung
der Darmfl ora als bei den gesunden Kindern. Bei den
schreienden Säuglingen dominierten die Proteobacteria
den Darm. Dazu zählen auch gasbildende Bakterien.
Das unter mauert die Vermutung, schmerzhafte
Blähungen könnten das Schreien auslösen. Bei den
Schreikin dern fanden die Forscher im Vergleich zu
den unauf fälligen Babys außerdem weniger Bifi do-
bakterien und Laktobazillen.
Die Dreimonatskoliken könnten also das Resultat
einer veränderten Darmfl ora sein. Die Anzahl der
in dieser Studie untersuchten Kinder war jedoch zu
klein, um daraus allgemeingültige Schlüsse ziehen
zu können. Warum die häufi g weinenden Kinder
andere Bakterien in ihrem Darm haben als die
zufriedenen, wurde in dieser Studie nicht untersucht.
Enterotypen – eine Folge der langfristigen
Ernährungsweise
Auch beim Erwachsenen scheint die langfristige
Ernährungsweise ausschlaggebend dafür zu sein,
welche Bakteriengruppen die Darmfl ora dominieren.
Grundsätzlich ist das Darmmikrobiom eines Erwach-
senen vor allem aus den Bakteriengruppen Bacteroi-
detes und Firmicutes zusammengesetzt - allerdings
zu äußerst variablen Anteilen. Je nach vor herr-
schender Bakteriengattung unterscheiden sie heute
drei Enterotypen: Den Bacteroides-, den Prevotella-
und den Ruminococcus-Typ. In einer Studie6 unter-
suchten Wissenschaftler das Darmmikrobiom von 98
Teilnehmern und stellten fest: der Enterotyp hängt
maßgeblich von der langfristigen Ernährungsweise
des Probanden ab.
Der Darm von Studienteilnehmern, die sich überwie-
gend von Fleisch ernährten, wurde hauptsächlich von
der Gruppe der Bacteroides besiedelt und bildete den
Bacteroides-Enterotyp. Menschen mit kohlenhydrat-
reicher Ernährung, Vegetarier und der einzige Ve-
ga ner der Studie wurden dem Prevotella-Enterotyp
zugeordnet. Eine kurzfristige Ernährungsumstellung
kann den Enterotyp aber offenbar nicht verändern.
Das zeigte ein Versuch an zehn Probanden, die für
zehn Tage auf eine einseitige Diät gesetzt wurden.
Wie die Forschungs arbeiten der letzten Jahre
zeigten, ähneln sich die Stoff wechselwege der
Mikrobiota gesunder Menschen stark - trotz der
äußerst variablen Anteile verschiede ner Bakterien-
arten. Dieser Umstand wurde wissenschaftlich
mehrfach bestätigt und gilt als gesichert.
Kalorienarme Ernährung begünstigt Darmbe-
siedlung mit nützlichen Bakterien
Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie7 lässt
vermuten, dass die Ernährung einen Einfl uss auf
die Zusammensetzung der Darmfl ora und darüber
hinaus auf die Lebensdauer haben könnte. Bei Mäu-
sen fanden Wissenschaftler einen Zusammenhang
zwischen einer kalorienreduzierten Ernährung und
einem längeren Leben – ein Umstand, der mut maß-
l ich mit einer Veränderung der Darmbesiedlung
zu sammenhängt. Wenn die Tiere lebenslang etwa
30 Prozent weniger Kalorien aufnahmen, als zum
Erhalt ihres Körpergewichts nötig wären, fanden sich
in ihrem Darm mehr nützliche Bakterien wie zum
Beispiel die Laktobazillen und weniger opportunis-
tische Pathogene.
Die so ernährten Tiere lebten deutlich länger als
ihre Artgenossen. Aber nicht nur die grundsätzliche
Zusammensetzung der Nahrung scheint Einfl uss auf
die Bakterien im Darm zu nehmen. Auch Pfl anzen-
hormone spielen dabei offenbar eine Rolle. Eine
Studie8 kam zu dem Ergebnis, dass auch Phyto-
östrogene auf die Darmfl ora einwirken. Sie kom-
men beispielsweise in Soja, Blaubeeren, Petersilie,
getrockneten Früchten und Nüssen vor. Im Zuge der
Untersuchungen bekamen weibliche Mäuse eine
isofl avonreiche Diät verabreicht. Isofl avone gehören
zu den Phytoöstrogenen und kommen hauptsächlich
in Soja vor.
Während der isofl avonhaltigen Ernährungsphase
ließen sich im Stuhl der Mäuse jede Menge nützlicher
Darmbakterien nachweisen. Als die Isofl avone im
Anschluss durch raffi nierten Zucker ersetzt wur den,
vermehrten sich hingegen hauptsächlich patho-
ge ne Bakterien wie bestimmte E. coli-Stämme und
Salmonellen im Darm der Tiere. Neben der Ernährung
scheinen aber auch genetische Faktoren einen Ein fl uss
BERICHT
auf die Darmfl ora zu haben, wie diese Studie eben-
falls zeigte. Tiere, die das Gen für einen bestimmten
Östrogenrezeptor besaßen, profi tier ten eher von der
Isofl avon-Diät als andere Tiere. Wie die Wissen-
schaftler der Studie betonen, ist das Zusammenspiel
von Phytoöstrogenen und Bakterien im menschlichen
Darm äußerst koplex. Denn die aufgenommenen
Phytoöstrogene beeinfl ussen nicht nur die Zusam-
mensetzung der Darmfl ora, einige Darmbakterien
steuern auch, wie viel dieser Pfl anzenmetabolite
von unserem Körper aufgenommen werden.
Begünstigt eine bestimmte Darmfl ora Über-
gewicht?
Auch das Körpergewicht wird von der langfristigen
Ernährungsweise des Menschen geprägt.
Um eventuelle Zusammenhänge zwischen dem
Darmmikrobiom und der weit verbreiteten Adiposi-
tas herzustellen, haben Wissenschaftler in zahlrei-
chen Studien9,10,11 die bakterielle Zusammensetzung
des Darms von adipösen und normalgewichtigen
Menschen untersucht und verglichen. Die Ergeb-
nisse führten zu der These, dass bei Adipösen das
Mengenverhältnis der Bakteriengruppen Bacteroi-
detes und Firmicutes zugunsten der Firmicutes ver-
schoben ist. Einige Studien zeigten aber auch das
Gegenteil: ein erhöhtes Verhältnis von Bacteroidetes
zu Firmicutes bei adipösen Personen.
Wissenschaftler werteten deshalb die Daten des
Human Microbiome Project und der MetaHIT-Studie
hinsichtlich einer Korrelation zwischen Bodymass
Index und Bacteroidetes-Firmicutes-Verhältnis aus.
Das Human Microbiome Project Konsortium hat das
größte bisher bestehende Datenset zusammenge-
tragen, das die Darmfl ora von gesunden Erwachse-
nen beschreibt. Zusätzlich hat das Konsortium eine
Reihe von Daten wie Bodymass Index, Alter und
Blutdruck erhoben. MetaHIT ist eine weitere große
Studie mit gesunden schlanken und adipösen Perso-
nen. Zusätzlich bezogen die Wissenschaftler zwei
kleinere Studien in die statistische Auswertung ein,
die explizit die Zusammensetzung der Darmfl ora bei
schlanken und adipösen Erwachsenen verglichen.
Die Ergebnisse waren eindeutig: die Auswertung der
Daten aus dem Human Microbiome Project zeigte
keinen Zusammenhang zwischen Bodymass Index
und Zusammensetzung oder Diversität der Darm-
fl ora. Wie eine Analyse über die verschiedenen
Studien hinweg zeigte, waren die Unterschiede der
Daten zwischen den Studien deutlich höher als die
Unterschiede zwischen Schlanken und Adipösen
innerhalb einer Studie. Doch auch wenn sich der
Zusammenhang zwischen Bodymass Index und
Zusammensetzung der Darmfl ora nicht auf die
einfache Bacteroidetes-Firmicutes-Formel reduzie-
ren lässt, beeinfl ussen sich Gewicht und Darm-
mikrobiom gegenseitig. Ob allerdings das massive
Übergewicht zu einer Änderung der mikrobiellen
Zusammensetzung im Darm oder eine veränderte
Mikrofl ora zu massivem Übergewicht führt, konnte
bisher wissenschaftlich nicht geklärt werden.
Fazit
Zahlreiche Studien deuten darauf hin: Der
Darm ist, was man isst! Von unserer Geburts-
stunde an und vielleicht sogar schon vorher
besiedeln Bakterien unseren Darm und helfen
uns, die Nahrung zu verdauen und gesund zu
bleiben. Mit einer ausgewogenen Ernährung
können wir offenbar unseren Teil dazu bei-
steuern, in unseren Darm nur diejenigen
Bakterien gedeihen zu lassen, die uns guttun.
nen beschreibt. Zusätzlich hat das Konsortium eine
Reihe von Daten wie Bodymass Index, Alter und
Blutdruck erhoben. MetaHIT ist eine weitere große
Studie mit gesunden schlanken und adipösen Perso-
nen. Zusätzlich bezogen die Wissenschaftler zwei
kleinere Studien in die statistische Auswertung ein,
die explizit die Zusammensetzung der Darmfl ora bei
schlanken und adipösen Erwachsenen verglichen.
Die Ergebnisse waren eindeutig: die Auswertung der
Daten aus dem Human Microbiome Project zeigte
keinen Zusammenhang zwischen Bodymass Index
und Zusammensetzung oder Diversität der Darm-
fl ora. Wie eine Analyse über die verschiedenen
Studien hinweg zeigte, waren die Unterschiede der
Daten zwischen den Studien deutlich höher als die
Unterschiede zwischen Schlanken und Adipösen
innerhalb einer Studie. Doch auch wenn sich der
Zusammenhang zwischen Bodymass Index und
Zusammensetzung der Darmfl ora nicht auf die
einfache Bacteroidetes-Firmicutes-Formel reduzie-
ren lässt, beeinfl ussen sich Gewicht und Darm-
mikrobiom gegenseitig. Ob allerdings das massive
Übergewicht zu einer Änderung der mikrobiellen
Zusammensetzung im Darm oder eine veränderte
Mikrofl ora zu massivem Übergewicht führt, konnte
bisher wissenschaftlich nicht geklärt werden.
BERICHT
SymbioLact & mehr / 09
LITERATUR
1. Azad, M.B. et al. (2013): Gut microbiota of
healthy Canadian infants: profi les by mode of
delivery and infant diet at 4 months. CMAJ. 2013
Mar 19;185(5):385-94.
2. Guaraldi, F. and Salvatori, G. (2012): Effect of
Breast and Formula Feeding on Gut Microbiota
Shaping in Newborns. Front Cell Infect Microbiol.
2012; 2: 94.
3. Mackie, R.I. et al. (1999): Developmental microbial
ecology of the neonatal gastrointestinal tract. Am J
Clin Nutr. 1999 May;69(5):1035S-1045S.
4. Bullen, C.L. et al. (1977): The effect of human-
ized milks and supplemented breast feeding on
the faecal fl ora of infants. J Med Microbiol 1977;
10:403-13.
5. de Weerth, C. et al. (2013): Intestinal microbiota
of infants with colic: development and specifi c
signatures. Pediatrics. 2013 Feb;131(2):e550-8.
6. Wu, G.D. et al. (2011): Linking long-term dietary
patterns with gut microbial enterotypes. Science.
2011 Oct 7;334(6052):105-8.
7. Zhang, C. et al. (2013): Structural modulation of
gut microbiota in life-long calorie-restricted mice.
Nat Commun. 2013;4:2163.
8. Menon, R. et al. (2013): Diet complexity and
estrogen receptor status affect the composition
of the murine intestinal microbiota. Appl Environ
Microbiol. 2013 Sep;79(18):5763-73.
9. Parekh, P.J. et al. (2014): The Role and Infl uence of
Gut Microbiota in Pathogenesis and Management
of Obesity and Metabolic Syndrome. Front Endocri-
nol (Lausanne). 2014 Apr 7;5:47.
10. Angelakis, E. et al. (2013): Related actions of
probiotics and antibiotics on gut microbiota and
weight modifi cation. Lancet Infect Dis. 2013
Oct;13(10):889-99.
11. Everard, A. and Cani, P.D. (2013): Diabetes, obesity
and gut microbiota. Best Pract Res Clin Gastroen-
terol. 2013 Feb;27(1):73-83.
LEBENDE MIKRO-ORGANISMEN IM MIKROBEN-ZOO
Die niederländische Königin Máxima hat am 30.
September 2014 den ersten Mikrobenzoo der Welt
eröffnet: Micropia. Es ist das weltweit erste Museum,
das lebende Mikroorganismen zeigt. Die unsicht-
bare, weil kleinste, aber wichtigste Lebensform der
Erde hat hier ihren großen Auftritt. Das zentrale
Thema der Ausstellung ist die Beziehung zwischen
Mensch und Mikrobe.
Nach 12 Jahren Planung hat Micropia seine Pforten
im Herzen von Amsterdam in einem renovierten
historischen Gebäude eröffnet. Es gehört zum
Amster damer Tierpark Artis, kann aber auch ge-
trennt besichtigt werden. Besucher können mit
Hilfe von Mikroskopen und speziellen Linsen lebende
Mikroorganismen in 3D-Landschaften bewundern.
Mit einem Körperscanners kann jeder herausfi nden,
wie viele Mikroben auf ihm leben.
Ziel des einzigartigen Erlebnisses ist es, die Bedeu-
tung der Mikroben anschaulich und leicht verständ-
lich zu vermitteln. Denn die vielfältigen Beziehun-
gen in der Natur lassen sich nur mit Kenntnissen
über die besonderen Fähigkeiten der Mikroorganis-
men verstehen.
Weitere Informationen zum Mikrobenzoo und über
die Mikroben auf und in uns gibt es auf der Inter-
netseite http://www.micropia.nl/en
in englischer Sprache. Einige Besucherinformationen
sind auch auf Deutsch vorhanden.
10 / SymbioLact & mehr
Giulia Enders, geboren 1990 in Mannheim, ist
Medizinstudentin. Zurzeit entsteht ihre Doktor-
arbeit am Universitätsklinikum in Frankfurt
am Main. Sie ist zweifache Stipendiatin der
Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung. Im Januar
2012 gewann sie mit ihrem Vortrag “Darm
mit Charme” den 1. Preis des Science Slam in
Freiburg. Der entwickelte sich zum YouTube-Hit
und war der Auslöser für dieses Buch.
BUCHTIPPS
Giulia Enders: Ullstein Verlag
CHARMANTES ÜBER UNSERE VERDAUUNG
Kurz und prägnant fassen die
Autoren Dr. Kerstin Rusch,
Dr. Kurt Zimmermann und
Dr. Lilian Schoefer des bereits
2010 erschienenen Buches
den Beitrag der Darmfl ora für
die Gesundheit zusammen. Im
ersten Abschnitt stellen sie das
Ökosystem „intestinale Mikro-
fl ora“ vor. Dabei gehen sie auf
die Leistungen der Darmbakter-
ien wie Gesunderhaltung der Darmzotten und
Training des Immunsystems ein. Sie erläutern
die Wirkung des sekretorischen Immunglo-
bulin A und die Bedeutung der Toll-like-Re-
zep toren. Der zweite Abschnitt behandelt die
verschiedenen Störfaktoren und erläutert die
Folgen für die Gesundheit. In einem dritten
Teil zeigen die Autoren Möglichkeiten der
Einfl ussnahme auf die Mikrofl ora und das
Darm-assoziierte Immunsystem mit Hilfe der
Mikrobiologischen Therapie auf. Erkrankungen
wie Allergien, das Reizdarmsyndrom, chro-
nisch-entzündliche Darmerkrankungen und
Erkrankungen der Atemwege stehen dabei
im Vordergrund. Eine ausführliche Literatur-
liste schließt die 40-seitige wissenschaftliche
Veröffentlichung ab.
Das Buch können Sie unter [email protected]
anfordern.
Mary Roach widmet sich auf 384 Seiten den
ungewöhnlichen, unterhaltsamen, aber auch
unappetitlichen Themen unserer Verdauung.
Sie kennt kein Tabu und nimmt den Leser mit
zu zahlreichen Wissenschaftlern, die an vielfälti-
gen Themen rund um die Verdauung forschen.
Roach besuchte Tester für Olivenöl, Wein und
Bier ebenso wie Hersteller „geschmackstra-
gender Überzüge“ für Trockenfutter, um die
Zusammenhänge von Geruch und Geschmack
verständlich zu machen. Sie befasst sich mit
der Speisekarte des Menschen und der Rolle,
die Innereien dabei spielen. So klassifi zieren die
hauptsächlich von Fleisch lebenden Inuit die
sehr vitaminreichen Innereien als Gemüse. Auch
Forschungen für die Nahrungsmittelindustrie
gibt sie ausreichend Raum und besuchte dafür
die als „Food Valley“ bekannte Region um
Wageningen in den Niederlanden. Dort wird
zum Beispiel erforscht, wie viele Kaubewegun-
gen für eine Kekssorte benötigt werden, um
ihn schlucken zu können.
Die Autorin stellt ungewöhnliche Zeitströ-
mungen in Bezug auf die Verdauung vor
wie „Fletcherisieren“, Darmspülungen und
„Ernährung per Rektum“. Und sie geht über-
raschenden Fragen nach: ließen die Anatomie
des Verdauungstraktes und die Magensäfte Jo-
nas im Magen des Wals überleben? Und kann
man so viel essen, dass der Magen platzt, oder
stirbt man an Verstopfungen? Warum lieben wir
knackiges Essen? Wer über den Tellerrand blik-
ken möchte und sich auch von wissenschaftli-
chen Untersuchungen an Spucke, Magensäften
und Flatulenzen nicht abschrecken lässt, fi ndet
eine ganze Reihe vergnüglicher, seltsamer und
anrüchiger Anekdoten rund um die Verdauung.
Allerdings weist das Buch einige Längen auf.
Mary Roach, geboren 1959 in New Hamp-
shire, machte 1981 ihren Bachelor in Psycholo-
gie an der Wesleyan University in Middletown,
Connecticut. Sie schreibt populär-wissenschaft-
liche Bücher, obwohl sie keinen naturwissen-
schaftlichen Abschluss hat. Ihr erstes Buch
erschien 2003: „Stiff“ (auf Deutsch: „Die
fabelhafte Welt der Leichen“). Daneben er-
scheinen von ihr Artikel und Kolumnen in
Magazinen wie National Geographic, The
New York Times Magazine, Reader’s Digest.
Forum Medizin Verlag
DARMFLORA IM FOKUS Mary Roach: DVA Verlag
SCHLUCK - VIEL ZU VERDAUEN
Auf 288 Seiten beschreibt
Giulia Enders auf amüsante
und sehr direkte Weise die
Tätigkeit unseres Verdau-
ungssystems und die Be-
deutung der Darmfl ora. Sie
nimmt kein Blatt vor den
Mund und nennt Dinge beim
Namen, über die niemand
gerne spricht. Ein Stück Torte
begleitet sie vom Teller durch
unseren Verdauungstrakt und
betrachtet, was am Ende davon übrig bleibt.
Enders beschreibt den Verdauungsvorgang
detailliert mit einfachen Worten und Vergleichen
und lässt nur gelegentlich einen Fachbegriff ein-
fl ießen. Sie erklärt den Zusammenhang zwischen
Hirn und Darm und erläutert, warum das Bauch-
hirn so wichtig für unser Wohlbefi nden ist.
Sehr ausführlich geht Enders auf die mensch-
liche Mikrofl ora, vor allem die Darmfl ora ein.
Fast die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit
den Mikroben und ihren negativen wie positi-
ven Wirkungen auf den Menschen.
So beleuchtet Enders zum Beispiel die beiden
gegensätzlichen Seiten von Helicobacter pylori.
Die Autorin zeigt auch den Zusammenhang
zwischen übertriebener Hygiene und der
Zunahme von Allergien und Autoimmuner-
krankungen auf. Für sie ist Sauberkeit „ein
gesundes Gleichgewicht aus genügend guten
Bakterien und wenigen schlech ten.“ Enders
setzt sich mit den positiven und negativen
Wirkungen von Antibiotika auseinander und
bricht eine Lanze für die Darmbakterien. Für die
Gesundheit empfi ehlt sie Pro- und Präbiotika.
„Darm mit Charme“ ist ein leicht verdauliches
und verständliches Buch für Ihre Patienten,
die die Zusammenhänge zwischen Ernährung,
Verdauung und damit verbundenen Erkrankun-
gen verstehen wollen. Allerdings sollten sich die
Leser auf eine jugendliche Sprache einstellen.
Das Buch wurde von Giulias Schwester, Jill
Enders, illustriert.
Das aufstrebende Schweizer Klaviertrio
Rafale trägt den französischen Namen für
Windböe – wobei Wind neben dem stür-
mischen Windstoss auch ein warmer Luft-
strom oder eine kühle Brise sein kann und
damit Metapher für jede Art von musika-
lisch belebter Bewegung ist.
Seit seiner Gründung spielte das Trio zahlre-
iche Konzerte in allen größeren Städten der
Schweiz und war 2012 u.a. bei der Lenzbur-
giade und den Sommerlichen Musiktagen
Hitzacker zu Gast. Im Sommer 2013 gab es
sein erfolgreiches Debüt in Paris und folgte
einer erneuten Einladung nach Hitzacker.
Im Herbst 2013 war das Trio Rafale mit dem
Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester unter
der Leitung von Kai Bumann mit Beethovens
Tripel-Konzert auf Tournee.
Ihre Debüt-CD mit Werken von Schumann
und Ravel ist 2012 unter dem Label monton
erschienen. Eine zweite mit Werken von
Vasks und Brahms folgte 2013 bei Acousence.
Konzerttermine in Deutschland 2015
Hannover Dienstag, 21. April 2015
München Sonntag, 21. Juni 2015
SERVICE
SymbioLact & mehr / 11
TRIO RAFALEKONZERTE
CLAUDE MONET
EINWEIHUNG AM 07. MÄRZ 2015, HAMBURG
MEHR! THEATER AM GROSSMARKT: GROSSES ERÖFFNUNGSKONZERT MIT DEM LONDON SYMPHONY ORCHESTRA
AUSSTELLUNG STÄDEL MUSEUM FRANKFURT
Erstmals widmet sich eine Ausstellung in Deut-
schland der Entstehung und frühen Entwick-
lung des Impressionismus. Im Blickpunkt stehen
Claude Monet als Schlüsselfi gur des Impres-
sionismus und seine Künstlerkollegen Auguste
Renoir, Édouard Manet, Berthe Morisot, Edgar
Degas, Alfred Sisley und Camille Pissarro, die
innerhalb weniger Jahre die Malerei revolutio-
nierten. Die Ausstellung beleuchtet, wie diese
Künstler während der 1860er und 1870er
Jahre ihre neuen Seherfahrungen umsetzten
und ein neuer Stil heranreifte. In ihren Werken
beschäftigten sie sich mit Themen wie dem Ver-
hältnis von Mensch und Natur, der modernen
Freizeitgestaltung oder der Beschleunigung des
Lebens durch den technischen Fortschritt. Keine
andere Kunstströmung zuvor hat das Spiel von
Farbe und Licht zu einer solchen Aufl ösung der
Formen getrieben - zu körperlosen Figuren,
substanzlosen Gebäuden und vagen Erschei-
nungen von Landschaften.
Die Schau untersucht diesen Wandel im Ver-
hältnis von Inhalt und Form und zeigt dabei die
Vielschichtigkeit der Neuerungen in der Malerei
des Impressionismus auf.
Rund 100 kapitale Meisterwerke aus interna-
tionalen Sammlungen, u. a. dem Pariser Musée
d’Orsay, dem Metropolitan Museum of Art in
New York und der National Gallery in London,
werden in der ausschließlich in Frankfurt ge-
zeigten Ausstellung zu sehen sein.
Gefördert durch: Commerzbank-Stiftung
Medienpartner: Alnatura, Süddeutsche Zei-
tung, Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main
Mobilitätspartner: Deutsche Bahn AG
Kulturpartner: hr2-kultur
Nach 15 Monaten Bauzeit wird Mehr! Entertain-
ment mit einem Highlight der besonderen Art
im Frühjahr 2015 das neue Mehr! Theater am
Großmarkt eröffnen: Das London Symphony
Orchestra, eines der weltweit renommiertesten
Orchester, wird vor den allerersten 2.400 Gästen
in Hamburgs neuer Kulturstätte spielen.
Bis zum 07. März 2015 werden 500t Stahl,
350m³ Beton, 100km Kabel sowie 30.000m²
Gipskartonplatten in der denkmalgeschützten
Großmarkthalle verbaut worden sein.
Von den 40.000m² Marktfl äche sind dann 10%
zu einem visionären Theater geworden, das jede
Veranstaltung denkbar macht: Theater- und
Musicalproduktionen, Shows, Events, Konzerte
und Ausstellungen – alles ist hier möglich.
Gleich zu Beginn zeigt das neue Mehr! Theater,
was es kann: Zum Eröffnungskonzert des London
Symphony Orchestra am 07. März 2015 sind alle
rund 2.400 Sitzplätze eingebaut.
Claude Monet
Le déjeuner: panneau decorative (ca. 1874)
UND DIE GEBURT DES IMPRESSIONISMUS
Fotonachweis: Claude Monet, Sommer (Detail),
1874, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie,
Foto: bpk/Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders
11. 03. – 21. 06. 2015
IMPRESSUM:
Herausgeber:Symbiopharm GmbH
Auf den Lüppen 10
D-35745 Herborn
www.symbiopharm.de
Redaktion:Holger Brunsmann,
Dr. Lilian Schoefer
Redaktionsleitung:Symbiopharm GmbH
Auf den Lüppen 10
D-35745 Herborn
Autoren:Sonja Schmitzer,
Dipl. Ing. für Biotechnologie
Fachjournalistin
Angelika Hecht,
Biologin
Herstellung:Dönges Druck
Am Güterbahnhof 19
35683 Dillenburg
Gestaltungfrübis fine advertising GmbH
Werbeagentur
Freinsheimerstr. 21-23
68219 Mannheim
Tel.: 0621/70019996
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SymbioLact & mehr
erscheint 2x jährlich.
Das Magazin ist kostenlos
Symbiopharm GmbH
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