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DARMFLORA UND STRESS SERVICE Kulturtipps Seite 11 BERICHT Der Darm ist, was man isst Seite 8 – 9 BERICHT Darmbakterien beeinflussen unsere Psyche Seite 6 – 7 1 / 2015 BERICHT Probiotika und Tight junctions Seite 3 – 5 * * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * * DARMFLORA UND STRESS TIGHT JUNCTIONS SCHLEIMBEWOHNER SORGEN FÜR INTAKTE BARRIERE BUCHTIPPS Buchtipps Seite 10

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DARMFLORA UND STRESS

SERVICE

Kulturtipps Seite 11

BERICHT

Der Darm ist, was man isst Seite 8 – 9

BERICHT

Darmbakterien beeinfl ussen unsere Psyche Seite 6 – 7

1 / 2015

BERICHT

Probiotika und Tight junctions Seite 3 – 5

* * * P R O B I O T I K A - M A G A Z I N * * *

DARMFLORA UND STRESS

TIGHT JUNCTIONSSCHLEIMBEWOHNER SORGEN FÜR INTAKTE BARRIERE

BUCHTIPPS

Buchtipps Seite 10

Je mehr wir über die uns

besiedelnde Mikrofl ora

lernen, desto deutlicher

wird, wie vielfältig ihr

Einfl uss auf die mensch-

liche Gesundheit ist. Im

Darm bekämpft sie nicht

nur unerwünschte Ein-

dringlinge, baut unverdau-

liche Nahrungsbestandteile ab und produziert

Vitamine - sie hat auch Torwächterfunktion und

hilft dem Epithel, den Interzellularraum vom

Darmlumen abzuschirmen. Eine große Aufgabe

für unsere kleinen Bewohner, denn äußere Ein-

fl üsse wie die Einnahme von Medikamenten

oder Alkoholkonsum sorgen immer wieder für

offene Tore im Epithel. Bakterien, Allergene und

Schadstoffe können dann ungehindert in das Epi-

thel eindringen und Entzündungen und andere

Abwehrreaktionen des Körpers hervorrufen.

Doch nicht immer kommt der Störfaktor von

außen. Auch psychischer Stress kann sich auf die

Darmschleimhaut auswirken und die Durchläs-

sigkeit erhöhen. Im Gegenzug hat auch der

Darm bei der Psyche ein Wörtchen mitzureden.

Der Zusammenhang überrascht - hat aber hand-

feste, chemische Ursachen: Die Darmbakterien

produzieren neurochemische Substanzen, die

unser Gehirn für physiologische Prozesse wie

Lernen, Gedächtnis und die Erzeugung von

Stimmungen braucht. Zum Beispiel bilden die

Darmbakterien die größte Menge des Neuro-

transmitters Serotonin im menschlichen Körper.

Eine Tatsache, der bisher wenig Rechnung ge-

tragen wurde. Doch das hat sich geändert und

Neurogastroenterologen gehen weltweit dem

spannenden Einfl uss der Darmbakterien auf die

menschliche Psyche nach. Hinweise auf einen

Zusammenhang der intestinalen Mikrofl ora mit

Autismus und Morbus Parkinson gibt es bereits.

Mit jeder neuen Erkenntnis zur gesundheitlichen

Bedeutung der Darmbakterien nimmt auch das

Interesse an einer gezielten Beeinfl ussung zu.

Die Zusammensetzung der Mikrofl ora über die

Ernährung steuern zu wollen, ist naheliegend,

denn unsere Nahrung ist auch die Lebensgrund-

lage der Bakterien. Beim Säugling beeinfl usst

die Ernährung deutlich die Besiedlung im Darm.

Während gestillte Kinder über die Muttermilch

und die Haut der Mutter milchsäurebildende

Bakterien aufnehmen und vor allem Bifi dobak-

terien ihren Darm besiedeln, ähnelt die intesti-

nale Mikrofl ora von Flaschenkindern der eines

Erwachsenen. Doch in wieweit ist es möglich,

die bakterielle Zusammensetzung zu verändern,

wenn sich die Mikrofl ora bereits etabliert hat?

Und welche Faktoren wirken sich überhaupt auf

die Zusammensetzung der Mikrofl ora aus?

In dieser Ausgabe widmen wir uns den aktuel-

len Erkenntnissen rund um die Themen Darm-

schleimhaut, Psyche und Ernährung – natürlich

immer mit dem Blick auf die Mikrofl ora. Doch

die Fülle an Studien und Neuigkeiten hat nicht

nur uns zu einer Reihe von Artikel inspiriert,

auch einige Buchautoren haben sich mit dem

etwas unzugänglichen Thema auseinanderge-

setzt. Besonders erfolgreich war dabei Giulia

Enders mit ihrem Buch „Darm mit Charme“, an

dem wohl kaum jemand vorbeikam, der sich für

das Thema Darmgesundheit interessiert. Aber

auch die weniger bekannte Autorin Mary Roach

hat sich auf ihre Weise dem Thema genähert.

Und nicht nur in den Büchern wimmelt es von

Bakterien, in Amsterdam wurde sogar der erste

Mikrobenzoo eröffnet. Ich freue mich schon auf

den ersten Besuch in Micropia!

Mit freundlichen Grüßen,

Ihre

Dr. Lilian Schoefer

[email protected]

EDITORIAL

02 / SymbioLact & mehr

VON MÄUSEN UND MENSCHEN – UND DEREN MIKROFLORA

Die Zellschleusen im Darmepithel - die

Tight junctions - steuern den inter zel-

lulären Stoffaustausch in der Darmschleim-

haut. Sind sie in ihrer Funktion gestört, strömen

schädliche Stoffe nahezu ungehindert in das

Gewebe und müssen letztendlich von der Le-

ber entgiftet werden. Schadstoffeinstrom und

Leberbelastung können zahlreiche Erkrankun-

gen verursachen.

Biochemische Marker wie das α-1-Antitrypsin

und das Zonulin geben Auskunft über die Inte-

grität der Tight junctions. Bei Störungen helfen

Probiotika, die Funktion der Zellschleu sen auf-

recht zu erhalten oder wiederherzustellen.

Täglich strömt eine Vielzahl von potentiell schäd-

lichen Stoffen auf den menschlichen Körper ein,

darunter Allergene, Schadstoffe und Krankheits-

erreger. Doch die innere Grenz fl äche des Darms

ist durch das Schleimhaut epithel gut geschützt.

Gleichzeitig muss aber auch ein selektiver Stoff-

austausch zwischen dem Darmlumen und dem

Körperinneren und umgekehrt statt fi nden –

keine leichte Aufgabe. Damit ein kontrollier-

ter Schleusenvorgang überhaupt möglich ist,

sitzen die Tight junctions zwischen den Zellen

der Darmschleimhaut. Die Tight junctions sind

Haftkomplexe, die sich selektiv öffnen können.

Wie ein Klettband legen sich die Proteinstruk-

turen der Tight junctions um jede Epithelzelle.

Die Klettbänder benachbarter Zellen haften da-

bei aneinander und trennen so das Innere vom

Äußeren des Körpers: Das Innere des Körpers

kann nicht „auslaufen“ und Stoffe von außen

dringen nicht unkontrolliert ins Körperinnere.

Neben der Barrierefunktion bilden die Tight junc-

tions eine Art Zaun zwischen den apikalen und

den basolateralen Proteinen der Zellmembran.

Indem die Proteine der Zellober- und Unterseite

auf diese Weise strikt voneinander getrennt

sind, bleibt die Polarität der Epithelzellen er-

halten. Wie man seit etwa zehn Jahren weiß,

sind die Proteinstrukturen darüber hinaus für

die Kommunikation unterschiedlicher Zellen

unerlässlich.1 Ist die Funktion der Tight junc-

tions gestört, kann das fatale Folgen für die

menschliche Gesundheit haben.

Geschädigte Tight junctions:

Ursache und Wirkung

Zahlreiche Faktoren können die Funktion der

Tight junctions negativ beeinfl ussen. Dazu

gehören Stress, Hirntraumata, Nikotin- und

Alkoholkonsum, freie Sauerstoffradikale,

Schleimhauterkrankungen, Medikamente,

Allergene, Bakterien, Viren und Parasiten.

Auch chronisch-entzündliche Darmerkran kun-

gen und Krebs werden mit gestörten Tight

junctions in Verbindung gebracht. Bei Morbus

Crohn und Colitis ulcerosa kann der Körper

die Tight junctions im Darm nicht mehr richtig

steuern.

Er produziert große Mengen an proinfl amma-

torischem Zytokin TNF-alpha, das die Entzün -

dungsvorgänge im Körper vorantreibt und die

Schleusenfunktion der Tight junctions durch

Strukturveränderungen schwächt. So gerät

der Körper in einen Teufelskreis aus Entzün -

dungs reaktion, geschwächtem Schutzschild

gegenüber eindringenden Fremdstoffen und

weiter angeheizter Entzündungsreaktion.

Die Folgen bleiben dabei nicht auf die Entzün-

dungen begrenzt, denn gestörte Tight junctions

treten einen weiteren Mechanismus los: Der

Transkriptionsfaktor ZONAB, der im gesunden

Gewebe fest mit den Tight junctions verbunden

ist, wandert bei einer Störung in den Zellkern

und sorgt dort dafür, dass vermehrt Onkogene

abgelesen werden. Onkogene sind an der Ent-

stehung zahlreicher Karzinome beteiligt.

BERICHT

SymbioLact & mehr / 03

Defekte Zellschleusen im Darmepithel?

PROBIOTIKA KÖNNEN DIE TIGHT JUNCTIONS STÄRKEN

Hirntraumata

Hämorrhagischer Schock

Stress

Rheumatische Arthritis

Zöliakie

Epilepsie

Neoplasien

Medikamente Adverse Agenzien Bakterien Viren Parasiten

Nicht steroidale Antirheuma-tika

Freie Sauerstoffradikale EHEC Rotaviren Dermatophagoides pteronyssinus (Haus staubmilbe)

Chemotherapeutika Eisen EPEC Reoviren

Acetylsalicylsäure (Aspirin®)

Cadmium Salmonella typhimurium Adenoviren

HIV-Protease-Inhibitoren (Saquinavir, Ritonavir, Nelfi navir)

Desoxycholsäure Bacteroides fragilis HI-Virus

Anthracyclin Allergene (z.B. Hista-min, Gluten)

Clostridium diffi cile

Aminoglycosid-Antibiotikum Ethanol Clostridium perfringens

Lebensmittel-Tenside Helicobacter pylori

Vibrio cholerae

Listeria monocytogenes

Chlamydia pneumoniae

Klebsiella pneumoniae

Pseudomonas aeruginosa

Stoffe oder Mikroorganismen, die die Tight junctions schädigen; einige Mikroorganismen

nutzen die Tight junctions als Tor zum Körperinneren:

Erkrankungen, bei denen gestörte Tight

junctions eine Rolle spielen:

04 / SymbioLact & mehr

Einige Mikroorganismen haben Strategien ent-

wickelt, wie sie die Tight junctions gezielt öffnen

können, um ins Innere des menschli chen Körpers

zu gelangen. Enteropathogene E. coli (EPEC)

beispielsweise besitzen ein spritzen artiges Sys-

tem, mit dem sie Proteine in die Epithelzellen des

Darms injizieren, die die Funktionalität der Tight

junctions beträchtlich stören. Damit steht EPEC

das Tor in das Darmepithel offen. Clostridium

perfringens stellt da gegen ein bi funktionelles

Toxin her, das die Epithelzellen im Darm schädigt

und dem Bakterium Zugang zu den Tight junc-

tions verschafft.

Dort bindet das Toxin und verändert Struktur

und Funktion der Zellschleusen. Sind die Tight

junctions einmal defekt, können auch andere

Schadstoffe ins Körperinnere eindringen.

Einen Teil der Schadstoffe kann die Leber

entgiften. Gelangen jedoch zu viele Giftstoffe

in den Kör per, kapituliert die Leber, wie zum

Beispiel bei der metabolischen Endotoxinämie.

Das Phänomen einer subklinisch erhöhten

Endotoxinkonzentration im Blut wurde 2007

erstmalig beschrieben. Wie kommt es dazu?

Endotoxinämie – Bakteriengifte überfl uten

den Körper

Endotoxine sind Lipopolysaccharide in der

Zell wand Gram-negativer Bakterien. Strömen

Endotoxine in die Blutbahnen ein, kommt es zu

andauernden, latenten Entzündungsprozessen,

denen die Leber nicht immer gewachsen ist.

Das kann chronische Erkrankungen wie Dia-

betes, Adipositas und Arteriosklerose begüns-

tigen. Muss die Leber über einen längeren Zeit-

raum Endotoxine entgiften, beeinträchtigt das

ihre Funktion und es kann zu einer Fettleber

kommen. Wie viele Endotoxine vom Darm in

die Leber gelangen können, hängt maßgeblich

vom Zustand des Darmepithels ab.

Ist die Barrierefunktion der Darmschleimhaut

beeinträchtigt, strömen leberschädigende

Stoffe wie Alkohol, Medikamente, Drogen,

Umweltgifte, Endotoxine und Stoffwechsel-

produkte der intestinalen Mikrofl ora unge-

hindert ins Körperinnere. Besonders die ei-

weiß spaltenden Bakterien der Mikrofl ora sind

dabei problematisch, da sie beim Proteinabbau

zum Teil toxi sche Metabolite produzieren und

vorwiegend den Gram-negativen Bakterien

angehören, die mit dem leberschädigenden

Endotoxin bestückt sind.

Ernährungszustand der Darmschleimhaut

entscheidet mit

Die Hauptenergiequelle der Darmepithelzellen

ist die Buttersäure, die bestimmte Darmbak-

terien produzieren. Ist sie in ausreichender

Menge vorhanden und die Darmschleimhaut

damit gut genährt und intakt, kann das Epithel

die leberschädigenden Stoffe abwehren. Die

Buttersäure verschiebt zudem den pH-Wert in

den sauren Bereich, wodurch sich Krankheits-

erreger wie beispielsweise Salmonellen nur

schwer ansiedeln können. Überwiegen bei

der Zusammensetzung der Darmfl ora aber die

nicht-Buttersäure-bildenden Bakterien, sind

die Darmepithelzellen nicht ausreichend mit

Nährstoffen versorgt und die Integrität der

Darmschleimhaut ist gefährdet.

Serologische Untersuchungsverfahren bele-

gen Schädigungen der Tight junctions

Die Forschungsarbeiten der letzten Jahre zeigen

deutlich: Die Tight junctions sind Dreh- und

Angelpunkt bei der Entstehung zahlreicher

Erkrankungen. Daher ist es wichtig, den Zu-

stand der Tight junctions messen und ihre

Integrität unterstützen zu können. Geeignete

Marker decken damit Erkrankungen bereits in

einem frühen Entwicklungsstadium auf und

ermöglichen so eine frühe Intervention. Das ist

besonders bei Lebererkrankungen wichtig, da

sich im Lebergewebe keine schmerzleitenden

Nervenfasern befi nden, die den Körper auf

einen Missstand aufmerksam machen könn-

ten. Wegen der unspezifi schen Symptome

bleibt eine Leberstörung deshalb oft lange

unerkannt.

Zu den Symptomen zählen Müdigkeit, Lust-

losigkeit, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust

ohne erkennbare Ursache, Völlegefühl nach

dem Essen, Unverträglichkeit von Fett und

Alkohol, Blähungen, Durchfall, häufi ges Zahn-

fl eischbluten, Nasenbluten und verstärkter

Neigung zum Schwitzen oder Frieren.

Das Institut für Mikroökologie in Herborn nutzt

den HeparCheck, um die Durchlässigkeit der

Darmschleimhaut und die Belastung der Leber

mit Toxinen nachzuweisen. Der Test erfasst

unter anderem das α-1-Antitrypsin, ein Akut-

phaseprotein, das bei einer gestörten Darmbar-

riere („leaky gut“) vermehrt im Darmlumen

nachgewiesen werden kann.

Über die Konzentration der Buttersäure gibt der

HeparCheck Auskunft, wie gut die Darmschleim-

haut versorgt ist und den Körper vor dem Ein-

strom leberschädigender Toxine schützen kann.

BERICHT

BERICHT

SymbioLact & mehr / 05

Über den Gehalt an Iso-Fettsäuren lässt der

Test Rückschlüsse darüber zu, ob Bakterien

im Darm vermehrt Proteine abbauen. Denn

nur Bakterien sind in der Lage, aus Proteinen

Iso-Fettsäuren zu bilden. Zusätzlich erfasst der

HeparCheck Markerorganismen der Endotoxin-

tragenden Mikrofl ora und der Protektivfl ora.

So kann kann beurteilt werden, ob die Mikro-

fl ora im Darm des Patienten die Leber schützen

kann oder sie durch eine ungünstige Zusammen-

setzung zusätzlich belastet. Indem der Hepar-

Check die unterschiedlichen Parameter mitein-

ander kombiniert, sind Aussagen möglich, ob

die Leber überlastet ist, weil zu viele Toxine in

den Körper eindringen. Ist das der Fall, lässt sich

auf verschiedenen Ebenen gegensteuern. Die

leberschädigenden Stoffe selbst können medika-

mentös gebunden werden. Ist die Darmschleim-

haut durchlässig, kann die Verwendung von

Pro- und Präbiotika die Tight junctions in ihrer

Funktion unterstützen.

Probiotische Kulturen stärken Tight junctions

Probiotika unterstützen die Barriere- und

Schleu senfunktion des Darmepithels, indem

sie die Synthese der Tight junction-Proteine

induzie ren und die Zusammensetzung beein-

fl ussen. Gleichzeitig verhindern sie Funktions-

störungen der Zellschleusen. Indem sie bio-

aktive Subs tan zen produzieren, aktivieren die

Probiotika zahlreiche Stoffwechselwege, die

zur Stärkung der Tight junctions beitragen.2

Insbesondere Lactobacillus acidophilus und

Streptococcus thermophilus konnten die Bar-

rierefunktion der Darmschleimhaut in vitro

verbessern und das Eindringen eines enteroinva-

siven Escherichia coli Stamms verhindern.3

Für diese Schutzfunktion sind offenbar nicht

einmal lebendige Probiotika notwendig:

In Versuchen an Zellkulturen reichten bereits

die Fermentationsprodukte der probiotischen

Bakterien aus, um die Tight junctions zu stabili-

sieren. Getestet wurde der Effekt von Bifi do-

bacterium lactis 420, Bifi dobacterium lactis

HN019, Lactobacillus acidophilus NCFM und

Lactobacillus salivarius Ls-33.4

Neben enteroinvasiven Mikroorganismen kön-

nen auch nicht steroidale entzündungshemmen-

de Medikamente wie die Acetylsalicylsäure die

Durchlässigkeit des Darmepithels erhöhen. Im

Laborversuch an humanen Kolon-Adenokarzi-

nomzellen wirkte Lactobacillus acidophilus mit

seinen Fermentationsprodukten diesem Effekt

entgegen. Das Probiotikum schützte die Zellen

vor einer Schädigung durch Acetylsalicylsäure.5

Auch Lactobcillus plantarum 6, Lactobacillus

casei 7 und die probiotisch wirkenden Hefen

Saccharomyces boulardii 8 und Saccharomyces

cerevisiae 9 zeigten in Laborversuchen einen

protektiven Effekt auf die Tight junctions.

Probiotika können wertvolle Dienste leisten,

um die Integrität des Darmepithels aufrecht

zu erhalten. Darauf deuten zahlreiche präkli-

nische Studien hin.

Welche Stämme in welchen möglichen Kombi-

nationen im menschlichen Körper am effektiv-

sten wirken, ist derzeit Gegenstand wissenschaft-

licher Untersuchungen.

LITERATUR

1. Schneeberger EE and Lynch RD: The tight junction: a multifunctional complex. Am J Physiol Cell Physiol. 2004

Jun;286(6):C1213-28 (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15151915)

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barrier integrity and stimulates the immune system in a murine intestinal obstruction model. Arch Microbiol. 2010

Jun;192(6):477-84. (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/20437166)

FlimmerzelleSchleimschicht

Zellkern

Kapillaren

Nicht-ciliierte Zelle

BecherzelleApikale Seite

Tight junctionProteinkomplex

Lipid-DoppelschichtClaudinBasolaterale Seite

Vier Arten derTight junction-Proteine:

OccludinTricellulinClaudinJAM

Parazellulärer Transport

C

N

Tight junctions

Tight junctions

BERICHT

06 / SymbioLact & mehr

BERICHT

06 /

Die Beweise verdichten sich, dass wir nicht

allein Herr unserer Gedanken und Gefühle

sind. In den letzten Jahren zeigten erste Studien

faszinierende Zusammenhänge zwischen der

Mikrofl ora im Darm und bestimmten Hirnfunk-

tionen – eine Chance für neuartige Therapie-

optionen bei psychischen Erkrankungen?

Der menschliche Darm ist ein faszinierendes

Konstrukt. Oft als „das zweite Gehirn“ bezeich-

net, ist der Darm neben dem Gehirn das ein zige

Organ, das mit einem eigenständigen Nerven-

system aufwarten kann. Ein komplexes Netzwerk

von vielen Millionen Neuronen durch spannt die

gesamte Darmwand.„Liebe geht durch den

Magen“, „hör auf dein Bauchgefühl“, „das be-

reitet mir Bauchschmerzen“ - der menschliche

Bauchraum ist sogar in unserem Sprachgebrauch

mit Emotionen und Stimmun gen verbunden.

Lange Zeit ging man dabei jedoch von einer

einseitigen Verbindung aus.

Dass Gefühle die Verdauung beeinfl ussen,

hat fast jeder schon einmal zu spüren bekom-

men: Durchfall vor einer wichtigen Prüfung,

Übelkeit bei Nervosität… Doch wäre nicht

auch der Umkehrschluss denkbar? Beeinfl ussen

die Bakterien in unserm Darm möglicherweise,

was wir denken und wie wir uns fühlen? Und

könnte eine Veränderung der Darmfl ora positive

oder negative Stimmungen verursachen? Erst

seit wenigen Jahren beschäftigen sich Wissen-

schaftler mit dem Zusammenhang zwischen

den menschlichen Darmbewohnern und

Gefühlen. Und schon jetzt gibt es zahlreiche

Hinweise: die Verbindung zwischen Gehirn

und Darm ist keine Einbahnstraße, sondern

wird in beide Richtungen befahren.

Kleine Helfer mit vielfältigen Aufgaben

Die unzähligen Darmbakterien übernehmen

vielfältige Aufgaben in unserem Körper:

Sie unterstützen unsere Verdauung, regulieren

Teile unseres Stoffwechsels, sie sind an der

Programmierung unseres Immunsystems

beteiligt und unterstützen die Darmwand

dabei, Eindringlinge abzuwehren. Darmbakte-

rien produzieren außerdem hunderte

neurochemischer Substanzen, die unser Gehirn

zur Steuerung grundlegender physiologischer

Prozesse wie Lernen und Gedächtnisvermögen

und zur Erzeugung von Stimmungen benötigt.

Die Mikroben stellen beispielsweise den

größten Teil des im Körper befi ndlichen Sero-

tonins her, das unsere Stimmung und unsere

Verdauung beeinfl usst.

Mikrofl ora wichtig für mentale

Gesundheit

Während der Geburt und möglicherweise schon

im Mutterleib besiedeln erste Bakterien unseren

Darm, im Laufe der Zeit bauen sie mit zahlrei-

chen weiteren Bakterien aus unserer Umgebung

oder unserer Nahrung die Darmfl ora auf. Wie

erste Studien vermuten lassen, könnte die frühe

Besiedlung des Darms wichtig für die mentale

Gesundheit im Erwachsenenalter sein. Dazu

führten Wissenschaftler zunächst Versuche1 an

Mäusen durch. In einer Untersuchung verglichen

sie das Verhalten von normalen, acht Wochen

alten Mäusen mit dem von Mäusen mit einem

mikrobenfreien Darm. Die Mäuse ohne Darm-

bewohner waren weitaus risikofreudiger als

die normal besiedelten Tiere. Neurochemische

Untersuchungen zeigten zudem veränderte

Konzentrationen des Stresshormons

Cortisol und des Proteins BDNF (Brain-Derived

Neurotropic Factor), das beim Menschen mit

Angst und Depressio nen in Verbindung steht.

Die Entwicklung be stimmter Verhaltensmuster

könnte deshalb von der Darmfl ora abhängen,

schlossen die Wissen schaftler. Noch ein weiterer

Versuch2 an Mäusen zeigte, wie wichtig die

Darmbewohner für unsere Gefühle, Stim-

mungen und Verhaltensweisen sind.

Dazu ersetzten Wissenschaftler die Darmbak-

terien ängstlicher Mäuse mit denen von mutigen,

neugierigen Mäusen. Die Folge: Die Tiere

verloren ihre Angst und wurden geselliger.

Auch umgekehrt funktionierte der Versuch:

Freche Mäuse wurden ängstlich, wenn sie die

Darmbakterien der ängstlichen Mäuse trans-

plantiert bekamen. Auch aggressive Mäuse

beruhigten sich, wenn die Wissenschaftler

auf eine probiotikareiche Ernährung umstell-

ten oder die Tiere antibiotisch behandelten.

Um herauszufi nden, wodurch die Tiere ihr

Verhalten geändert hatten, untersuchten die

Wissenschaftler die Stoffwechselvorgänge im

Gehirn. Dabei stießen sie auf Veränderungen

in jenen Teilen des Gehirns, die bei Gefühlen

und Stimmungen eine Rolle spielen.

Das gute Bauchgefühl

DARMBAKTERIEN BEEINFLUSSEN UNSERE PSYCHE

Auch das Protein BDNF, das beim Lern- und

Erinnerungsvermögen eine wichtige Rolle

spielt, war in seiner Konzentration verändert.

Kurz nach dem Stopp der Antibiotika-Gaben

kehrten die Tiere wieder zu ihrem ursprünglichen

Verhalten zurück. Auch die Stoffwechsel-

vorgänge in ihrem Gehirn normalisierten sich.

Offenbar scheinen Darm und Gehirn wech-

selseitig miteinander in Beziehung zu stehen.

Doch über welche Wege3 kommunizieren

sie miteinander? Denkbar wären neuronale,

endokrine oder immunspezifi sche Stoffwech-

selwege.

Datenhighway Vagusnerv

Hauptverantwortlich für den Information-

stransfer vom Bauch zum Kopf ist der Vagus-

nerv, der das Gehirn mit dem Abdomen

verbindet. Die Bedeutung des Vagusnervs

für den Informationsfl uss konnten Wissen-

schaftler in folgendem Versuch4 zeigen:

Als sie bei Mäusen den Vagusnerv durchtrennten,

konnten sie auf Veränderungen der Darmfl ora

keine Reaktionen im Gehirn der Tiere mehr

feststellen.

Autismus mit Probiotika therapierbar?

Der offensichtliche Zusammenhang zwischen

der Mikrofl ora im Darm und neuronalen Funk-

tionen ließ schnell die Frage aufkommen, ob

sich neuronale Störungen eventuell über die

Bakterien im Darm behandeln lassen. Eine

Gruppe von Wissenschaftler untersuchte5 dazu

Mäuse, die in ihrem Verhalten autisti schen

Menschen ähnelten. Sie gingen der Frage nach,

ob Probiotika möglicherweise die gastrointes-

tinalen Probleme lösen könnten, die auch bei

autistischen Kindern vorkommen.

Bei Mäusen funktionierte der Ansatz gut:

Nach einer Behandlung mit Probiotika hatten

viele autistische Verhaltensmuster aufgehört

oder waren nur noch in geringem Ausmaß

vorhanden.

Probiotika auch bei Menschen hilfreich

gegen Angst?

Während sich die Hinweise auf eine Verbindung

zwischen Darmfl ora und mentaler Gesundheit

verdichten, laufen Untersuchungen, inwieweit

sich die Zusammensetzung der Mikrofl ora -

und darüber neurologische Funktionen -

überhaupt verändern lassen, nachdem sie sich in

der frühen Kindheit etabliert hat.

In einer japanischen Studie7 beispielsweise

konn ten Wissenschaftler die Stresssymptome

von keimfreien Mäusen nur bis zu einem Alter

von neun Wochen beeinfl ussen. Danach blieben

Stress und Angstlevel der Tiere unverändert –

egal welche Bakterienzusammensetzungen die

Forscher in den Darm der Tiere einbrachten.

Die Erklärung für dieses Phänomen könnte

in der Entwicklungsprogrammierung liegen.

Demnach bestimmen die Umweltfaktoren,

denen wir von Beginn unseres Lebens an

aus gesetzt sind, größtenteils die Struktur und

Funktionsweise unserer Organe – Darm und

Gehirn eingeschlossen.

Doch selbst wenn sich die Zusammensetzung

der Mikrofl ora im Darm am einfachsten in

jungen Jahren beeinfl ussen ließe, bedeutet

das nicht zwangsläufi g, dass Veränderungen

mit zunehmendem Alter ausgeschlossen sind.

Weitere Studien müssen hier Klarheit bringen.

Wie wichtig ist die Besiedlung in der

Kindheit?

Auch am Menschen gibt es bereits erste

Untersuchungen6, die auf ein Zusammenspiel

zwischen der Mikrofl ora im Darm und bestimm-

ten Hirnaktivitäten hinweisen. Die für das

Angstempfi nden verantwortlichen Hirnregionen

waren zum Beispiel bei gesunden Frauen

weniger aktiv, wenn sie zuvor vier Wochen lang

zweimal täglich ein Getränk mit probio tischen

Bakterienkulturen verzehrt hatten.

Die Wissenschaftler scannten dafür die Gehirne

der Frauen, während sie sich Fotos von ängstli-

chen oder verärgerten Menschen ansahen und

sie dann Gesichtern mit ähnlichen Emotionen

zuordnen sollten. Die Gehirnaktivität in den

Bereichen für die Reaktion auf sensorisches und

emotionales Verhalten war bei den Frauen sig-

nifi kant verringert, die das probiotische Getränk

zu sich genommen hatten. Die Studienautoren

halten ihre Beobachtung für „bahnbrechend“,

weisen aber auch darauf hin, sie trotz aller

Euphorie zunächst vorsichtig zu interpretieren

und durch weitere Studien zu bestätigen.

Mögliche, neue Therapieansätze

Obwohl noch unzählige Fragen offen sind,

sieht es so aus, als würden die Mitbewohner in

unserem Darm unser Denken und Fühlen massiv

beeinfl ussen. Experimente in diesem Bereich

stecken noch in den Kinderschuhen, geben aber

Hoffnung auf Arzneimittel, die die bakteriellen

Signale aus dem Bauch nachahmen. Vielleicht

reicht die Gabe bestimmter Bakterien aus, um

neuropathologische Probleme zu verhindern

oder gar zu heilen?

Doch statt große Versprechungen zu machen,

gibt sich die wissenschaftliche Gemeinschaft

zurückhaltend. Aus gutem Grund, denn bisher

ist noch offen, welche probiotischen Stämme

sich überhaupt dazu eignen, das menschliche

Gemüt zu beeinfl ussen. Das könnte bei einem

einzelnen Stamm oder auch bei einer be stimm-

ten Zusammensetzung pro biotischer Kulturen

der Fall sein. Auch auf Seite der neurologischen

Erkrankungen herrscht noch viel Klärungsbe-

darf: Welche Erkrankungen stehen überhaupt

in einem Zusammenhang mit der Mikrofl ora im

Darm und könnte gegeben en falls mit Hilfe von

Probiotika therapiert werden?

SymbioLact & mehr / 07

BERICHT

LITERATUR1. Neufeld, K.M. et al. (2011): Reduced anxiety-like behavior and central neurochemical change in germ-free mice. Neurogastroenterol Motil. 2011 Mar;23(3):255-64, e119.

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3. Cryan, J.F. and Dinan, T.G. (2012): Mind-altering microorganisms: the impact of the gut microbiota on brain and behaviour. Nat Rev Neurosci. 2012 Oct;13(10):701-12.

4. Bravo, J.A. et al. (2011): Ingestion of Lactobacillus strain regulates emotional behavior and central GABA receptor expression in a mouse via the vagus nerve. Proc Natl Acad Sci U S A.

2011 Sep 20;108(38):16050-5.

5. Hsioa, E.Y. et al. (2013): Microbiota modulate behavioral and physiological abnormalities associated with neurodevelopmental disorders. Cell. 2013 Dec 19;155(7):1451-63.

6. Tillisch, K. et al. (2013): Consumption of fermented milk product with probiotic modulates brain activity. Gastroenterology. 2013 Jun;144(7):1394-401, 1401.e1-4.

7. Sudo, N. (2004): Postnatal microbial colonization programs the hypothalamic-pituitary-adrenal system for stress response in mice. J Physiol. 2004 Jul 1;558(Pt 1):263-75.

Der Darm ist, was man isst.

BEEINFLUSST UNSERE ERNÄHRUNG DIE DARMFLORA?

08 / SymbioLact & mehr

Je nachdem, ob wir als Säuglinge gestillt oder mit

Flaschennahrung gefüttert werden, besiedeln

andere Bakterien unseren Darm und bauen die für

uns lebenswichtige Darmfl ora auf. Sind wir bei der

Besiedlung komplett unserem Schicksal überlassen

oder können wir über unsere Ernährung noch weiter

beeinfl ussen, welche Mikroben uns bei der Verdauung

und der Immunabwehr unterstützen?

Während der ersten Lebensjahre bauen die

Mikroben des Geburtskanals mit den Bakterien der

Muttermilch und der Umgebung die Darmfl ora

des Kindes auf. Dabei hat die Art, wie ein Säugling

ernährt wird, offenbar unmittelbaren Einfl uss auf

die Zusammensetzung seiner Darmfl ora. Denn die

Besiedlung des Darms von gestillten Babys unter-

scheidet sich signifi kant von der Darmfl ora von

Kindern, die mit industriell erzeugter Säuglingsnahrung

ernährt werden.1,2

Der Darm gestillter Kinder wird vor allem von Bifi do-

bakterien besiedelt, die potentiell pathogene Keime

besonders effektiv abwehren. Die Darmfl ora von

Flaschenkindern hingegen ähnelt der von Erwach-

senen. Sobald ein Baby nicht mehr ausschließlich

gestillt wird, verändert sich seine Darmfl ora.

Unmittelbar nach der Zufütterung von industriell

hergestellter Säuglingsnahrung gleicht sich das

Bakterienprofi l eines gestillten Säuglings dem eines

ungestillten Säuglings an. Die zuvor dominierenden

Bifi dobakterien-Stämme nehmen zugunsten obligat

anaerober Stämme ab.3,4 Die Ernährung des Men-

schen scheint also von Anfang an Einfl uss auf die

Zusammensetzung des Darmmikrobioms zu haben.

Schreikinder: Fehlbesiedelter Darm?

Laut einer kleinen Studie5 aus dem Jahr 2013

könnte eine veränderte Zusammensetzung der

Darmfl ora sogar Auslöser für die häufi g auftretenden

„Dreimonatskoliken“ bei Säuglingen sein. Dabei

untersuchten Forscher die mikrobiologische Zusam-

mensetzung von mehr als 200 Stuhlproben von 24

Säuglingen. Zwölf davon schrien im Durchschnitt

mehr als drei Stunden am Tag, die anderen waren un-

auffällig. Bei den „Schreibabys“ stießen die Forscher

auf eine geringere Vielfalt in der Zusammensetzung

der Darmfl ora als bei den gesunden Kindern. Bei den

schreienden Säuglingen dominierten die Proteobacteria

den Darm. Dazu zählen auch gasbildende Bakterien.

Das unter mauert die Vermutung, schmerzhafte

Blähungen könnten das Schreien auslösen. Bei den

Schreikin dern fanden die Forscher im Vergleich zu

den unauf fälligen Babys außerdem weniger Bifi do-

bakterien und Laktobazillen.

Die Dreimonatskoliken könnten also das Resultat

einer veränderten Darmfl ora sein. Die Anzahl der

in dieser Studie untersuchten Kinder war jedoch zu

klein, um daraus allgemeingültige Schlüsse ziehen

zu können. Warum die häufi g weinenden Kinder

andere Bakterien in ihrem Darm haben als die

zufriedenen, wurde in dieser Studie nicht untersucht.

Enterotypen – eine Folge der langfristigen

Ernährungsweise

Auch beim Erwachsenen scheint die langfristige

Ernährungsweise ausschlaggebend dafür zu sein,

welche Bakteriengruppen die Darmfl ora dominieren.

Grundsätzlich ist das Darmmikrobiom eines Erwach-

senen vor allem aus den Bakteriengruppen Bacteroi-

detes und Firmicutes zusammengesetzt - allerdings

zu äußerst variablen Anteilen. Je nach vor herr-

schender Bakteriengattung unterscheiden sie heute

drei Enterotypen: Den Bacteroides-, den Prevotella-

und den Ruminococcus-Typ. In einer Studie6 unter-

suchten Wissenschaftler das Darmmikrobiom von 98

Teilnehmern und stellten fest: der Enterotyp hängt

maßgeblich von der langfristigen Ernährungsweise

des Probanden ab.

Der Darm von Studienteilnehmern, die sich überwie-

gend von Fleisch ernährten, wurde hauptsächlich von

der Gruppe der Bacteroides besiedelt und bildete den

Bacteroides-Enterotyp. Menschen mit kohlenhydrat-

reicher Ernährung, Vegetarier und der einzige Ve-

ga ner der Studie wurden dem Prevotella-Enterotyp

zugeordnet. Eine kurzfristige Ernährungsumstellung

kann den Enterotyp aber offenbar nicht verändern.

Das zeigte ein Versuch an zehn Probanden, die für

zehn Tage auf eine einseitige Diät gesetzt wurden.

Wie die Forschungs arbeiten der letzten Jahre

zeigten, ähneln sich die Stoff wechselwege der

Mikrobiota gesunder Menschen stark - trotz der

äußerst variablen Anteile verschiede ner Bakterien-

arten. Dieser Umstand wurde wissenschaftlich

mehrfach bestätigt und gilt als gesichert.

Kalorienarme Ernährung begünstigt Darmbe-

siedlung mit nützlichen Bakterien

Eine ebenfalls kürzlich veröffentlichte Studie7 lässt

vermuten, dass die Ernährung einen Einfl uss auf

die Zusammensetzung der Darmfl ora und darüber

hinaus auf die Lebensdauer haben könnte. Bei Mäu-

sen fanden Wissenschaftler einen Zusammenhang

zwischen einer kalorienreduzierten Ernährung und

einem längeren Leben – ein Umstand, der mut maß-

l ich mit einer Veränderung der Darmbesiedlung

zu sammenhängt. Wenn die Tiere lebenslang etwa

30 Prozent weniger Kalorien aufnahmen, als zum

Erhalt ihres Körpergewichts nötig wären, fanden sich

in ihrem Darm mehr nützliche Bakterien wie zum

Beispiel die Laktobazillen und weniger opportunis-

tische Pathogene.

Die so ernährten Tiere lebten deutlich länger als

ihre Artgenossen. Aber nicht nur die grundsätzliche

Zusammensetzung der Nahrung scheint Einfl uss auf

die Bakterien im Darm zu nehmen. Auch Pfl anzen-

hormone spielen dabei offenbar eine Rolle. Eine

Studie8 kam zu dem Ergebnis, dass auch Phyto-

östrogene auf die Darmfl ora einwirken. Sie kom-

men beispielsweise in Soja, Blaubeeren, Petersilie,

getrockneten Früchten und Nüssen vor. Im Zuge der

Untersuchungen bekamen weibliche Mäuse eine

isofl avonreiche Diät verabreicht. Isofl avone gehören

zu den Phytoöstrogenen und kommen hauptsächlich

in Soja vor.

Während der isofl avonhaltigen Ernährungsphase

ließen sich im Stuhl der Mäuse jede Menge nützlicher

Darmbakterien nachweisen. Als die Isofl avone im

Anschluss durch raffi nierten Zucker ersetzt wur den,

vermehrten sich hingegen hauptsächlich patho-

ge ne Bakterien wie bestimmte E. coli-Stämme und

Salmonellen im Darm der Tiere. Neben der Ernährung

scheinen aber auch genetische Faktoren einen Ein fl uss

BERICHT

auf die Darmfl ora zu haben, wie diese Studie eben-

falls zeigte. Tiere, die das Gen für einen bestimmten

Östrogenrezeptor besaßen, profi tier ten eher von der

Isofl avon-Diät als andere Tiere. Wie die Wissen-

schaftler der Studie betonen, ist das Zusammenspiel

von Phytoöstrogenen und Bakterien im menschlichen

Darm äußerst koplex. Denn die aufgenommenen

Phytoöstrogene beeinfl ussen nicht nur die Zusam-

mensetzung der Darmfl ora, einige Darmbakterien

steuern auch, wie viel dieser Pfl anzenmetabolite

von unserem Körper aufgenommen werden.

Begünstigt eine bestimmte Darmfl ora Über-

gewicht?

Auch das Körpergewicht wird von der langfristigen

Ernährungsweise des Menschen geprägt.

Um eventuelle Zusammenhänge zwischen dem

Darmmikrobiom und der weit verbreiteten Adiposi-

tas herzustellen, haben Wissenschaftler in zahlrei-

chen Studien9,10,11 die bakterielle Zusammensetzung

des Darms von adipösen und normalgewichtigen

Menschen untersucht und verglichen. Die Ergeb-

nisse führten zu der These, dass bei Adipösen das

Mengenverhältnis der Bakteriengruppen Bacteroi-

detes und Firmicutes zugunsten der Firmicutes ver-

schoben ist. Einige Studien zeigten aber auch das

Gegenteil: ein erhöhtes Verhältnis von Bacteroidetes

zu Firmicutes bei adipösen Personen.

Wissenschaftler werteten deshalb die Daten des

Human Microbiome Project und der MetaHIT-Studie

hinsichtlich einer Korrelation zwischen Bodymass

Index und Bacteroidetes-Firmicutes-Verhältnis aus.

Das Human Microbiome Project Konsortium hat das

größte bisher bestehende Datenset zusammenge-

tragen, das die Darmfl ora von gesunden Erwachse-

nen beschreibt. Zusätzlich hat das Konsortium eine

Reihe von Daten wie Bodymass Index, Alter und

Blutdruck erhoben. MetaHIT ist eine weitere große

Studie mit gesunden schlanken und adipösen Perso-

nen. Zusätzlich bezogen die Wissenschaftler zwei

kleinere Studien in die statistische Auswertung ein,

die explizit die Zusammensetzung der Darmfl ora bei

schlanken und adipösen Erwachsenen verglichen.

Die Ergebnisse waren eindeutig: die Auswertung der

Daten aus dem Human Microbiome Project zeigte

keinen Zusammenhang zwischen Bodymass Index

und Zusammensetzung oder Diversität der Darm-

fl ora. Wie eine Analyse über die verschiedenen

Studien hinweg zeigte, waren die Unterschiede der

Daten zwischen den Studien deutlich höher als die

Unterschiede zwischen Schlanken und Adipösen

innerhalb einer Studie. Doch auch wenn sich der

Zusammenhang zwischen Bodymass Index und

Zusammensetzung der Darmfl ora nicht auf die

einfache Bacteroidetes-Firmicutes-Formel reduzie-

ren lässt, beeinfl ussen sich Gewicht und Darm-

mikrobiom gegenseitig. Ob allerdings das massive

Übergewicht zu einer Änderung der mikrobiellen

Zusammensetzung im Darm oder eine veränderte

Mikrofl ora zu massivem Übergewicht führt, konnte

bisher wissenschaftlich nicht geklärt werden.

Fazit

Zahlreiche Studien deuten darauf hin: Der

Darm ist, was man isst! Von unserer Geburts-

stunde an und vielleicht sogar schon vorher

besiedeln Bakterien unseren Darm und helfen

uns, die Nahrung zu verdauen und gesund zu

bleiben. Mit einer ausgewogenen Ernährung

können wir offenbar unseren Teil dazu bei-

steuern, in unseren Darm nur diejenigen

Bakterien gedeihen zu lassen, die uns guttun.

nen beschreibt. Zusätzlich hat das Konsortium eine

Reihe von Daten wie Bodymass Index, Alter und

Blutdruck erhoben. MetaHIT ist eine weitere große

Studie mit gesunden schlanken und adipösen Perso-

nen. Zusätzlich bezogen die Wissenschaftler zwei

kleinere Studien in die statistische Auswertung ein,

die explizit die Zusammensetzung der Darmfl ora bei

schlanken und adipösen Erwachsenen verglichen.

Die Ergebnisse waren eindeutig: die Auswertung der

Daten aus dem Human Microbiome Project zeigte

keinen Zusammenhang zwischen Bodymass Index

und Zusammensetzung oder Diversität der Darm-

fl ora. Wie eine Analyse über die verschiedenen

Studien hinweg zeigte, waren die Unterschiede der

Daten zwischen den Studien deutlich höher als die

Unterschiede zwischen Schlanken und Adipösen

innerhalb einer Studie. Doch auch wenn sich der

Zusammenhang zwischen Bodymass Index und

Zusammensetzung der Darmfl ora nicht auf die

einfache Bacteroidetes-Firmicutes-Formel reduzie-

ren lässt, beeinfl ussen sich Gewicht und Darm-

mikrobiom gegenseitig. Ob allerdings das massive

Übergewicht zu einer Änderung der mikrobiellen

Zusammensetzung im Darm oder eine veränderte

Mikrofl ora zu massivem Übergewicht führt, konnte

bisher wissenschaftlich nicht geklärt werden.

BERICHT

SymbioLact & mehr / 09

LITERATUR

1. Azad, M.B. et al. (2013): Gut microbiota of

healthy Canadian infants: profi les by mode of

delivery and infant diet at 4 months. CMAJ. 2013

Mar 19;185(5):385-94.

2. Guaraldi, F. and Salvatori, G. (2012): Effect of

Breast and Formula Feeding on Gut Microbiota

Shaping in Newborns. Front Cell Infect Microbiol.

2012; 2: 94.

3. Mackie, R.I. et al. (1999): Developmental microbial

ecology of the neonatal gastrointestinal tract. Am J

Clin Nutr. 1999 May;69(5):1035S-1045S.

4. Bullen, C.L. et al. (1977): The effect of human-

ized milks and supplemented breast feeding on

the faecal fl ora of infants. J Med Microbiol 1977;

10:403-13.

5. de Weerth, C. et al. (2013): Intestinal microbiota

of infants with colic: development and specifi c

signatures. Pediatrics. 2013 Feb;131(2):e550-8.

6. Wu, G.D. et al. (2011): Linking long-term dietary

patterns with gut microbial enterotypes. Science.

2011 Oct 7;334(6052):105-8.

7. Zhang, C. et al. (2013): Structural modulation of

gut microbiota in life-long calorie-restricted mice.

Nat Commun. 2013;4:2163.

8. Menon, R. et al. (2013): Diet complexity and

estrogen receptor status affect the composition

of the murine intestinal microbiota. Appl Environ

Microbiol. 2013 Sep;79(18):5763-73.

9. Parekh, P.J. et al. (2014): The Role and Infl uence of

Gut Microbiota in Pathogenesis and Management

of Obesity and Metabolic Syndrome. Front Endocri-

nol (Lausanne). 2014 Apr 7;5:47.

10. Angelakis, E. et al. (2013): Related actions of

probiotics and antibiotics on gut microbiota and

weight modifi cation. Lancet Infect Dis. 2013

Oct;13(10):889-99.

11. Everard, A. and Cani, P.D. (2013): Diabetes, obesity

and gut microbiota. Best Pract Res Clin Gastroen-

terol. 2013 Feb;27(1):73-83.

LEBENDE MIKRO-ORGANISMEN IM MIKROBEN-ZOO

Die niederländische Königin Máxima hat am 30.

September 2014 den ersten Mikrobenzoo der Welt

eröffnet: Micropia. Es ist das weltweit erste Museum,

das lebende Mikroorganismen zeigt. Die unsicht-

bare, weil kleinste, aber wichtigste Lebensform der

Erde hat hier ihren großen Auftritt. Das zentrale

Thema der Ausstellung ist die Beziehung zwischen

Mensch und Mikrobe.

Nach 12 Jahren Planung hat Micropia seine Pforten

im Herzen von Amsterdam in einem renovierten

historischen Gebäude eröffnet. Es gehört zum

Amster damer Tierpark Artis, kann aber auch ge-

trennt besichtigt werden. Besucher können mit

Hilfe von Mikroskopen und speziellen Linsen lebende

Mikroorganismen in 3D-Landschaften bewundern.

Mit einem Körperscanners kann jeder herausfi nden,

wie viele Mikroben auf ihm leben.

Ziel des einzigartigen Erlebnisses ist es, die Bedeu-

tung der Mikroben anschaulich und leicht verständ-

lich zu vermitteln. Denn die vielfältigen Beziehun-

gen in der Natur lassen sich nur mit Kenntnissen

über die besonderen Fähigkeiten der Mikroorganis-

men verstehen.

Weitere Informationen zum Mikrobenzoo und über

die Mikroben auf und in uns gibt es auf der Inter-

netseite http://www.micropia.nl/en

in englischer Sprache. Einige Besucherinformationen

sind auch auf Deutsch vorhanden.

10 / SymbioLact & mehr

Giulia Enders, geboren 1990 in Mannheim, ist

Medizinstudentin. Zurzeit entsteht ihre Doktor-

arbeit am Universitätsklinikum in Frankfurt

am Main. Sie ist zweifache Stipendiatin der

Wilhelm-und-Else-Heraeus-Stiftung. Im Januar

2012 gewann sie mit ihrem Vortrag “Darm

mit Charme” den 1. Preis des Science Slam in

Freiburg. Der entwickelte sich zum YouTube-Hit

und war der Auslöser für dieses Buch.

BUCHTIPPS

Giulia Enders: Ullstein Verlag

CHARMANTES ÜBER UNSERE VERDAUUNG

Kurz und prägnant fassen die

Autoren Dr. Kerstin Rusch,

Dr. Kurt Zimmermann und

Dr. Lilian Schoefer des bereits

2010 erschienenen Buches

den Beitrag der Darmfl ora für

die Gesundheit zusammen. Im

ersten Abschnitt stellen sie das

Ökosystem „intestinale Mikro-

fl ora“ vor. Dabei gehen sie auf

die Leistungen der Darmbakter-

ien wie Gesunderhaltung der Darmzotten und

Training des Immunsystems ein. Sie erläutern

die Wirkung des sekretorischen Immunglo-

bulin A und die Bedeutung der Toll-like-Re-

zep toren. Der zweite Abschnitt behandelt die

verschiedenen Störfaktoren und erläutert die

Folgen für die Gesundheit. In einem dritten

Teil zeigen die Autoren Möglichkeiten der

Einfl ussnahme auf die Mikrofl ora und das

Darm-assoziierte Immunsystem mit Hilfe der

Mikrobiologischen Therapie auf. Erkrankungen

wie Allergien, das Reizdarmsyndrom, chro-

nisch-entzündliche Darmerkrankungen und

Erkrankungen der Atemwege stehen dabei

im Vordergrund. Eine ausführliche Literatur-

liste schließt die 40-seitige wissenschaftliche

Veröffentlichung ab.

Das Buch können Sie unter [email protected]

anfordern.

Mary Roach widmet sich auf 384 Seiten den

ungewöhnlichen, unterhaltsamen, aber auch

unappetitlichen Themen unserer Verdauung.

Sie kennt kein Tabu und nimmt den Leser mit

zu zahlreichen Wissenschaftlern, die an vielfälti-

gen Themen rund um die Verdauung forschen.

Roach besuchte Tester für Olivenöl, Wein und

Bier ebenso wie Hersteller „geschmackstra-

gender Überzüge“ für Trockenfutter, um die

Zusammenhänge von Geruch und Geschmack

verständlich zu machen. Sie befasst sich mit

der Speisekarte des Menschen und der Rolle,

die Innereien dabei spielen. So klassifi zieren die

hauptsächlich von Fleisch lebenden Inuit die

sehr vitaminreichen Innereien als Gemüse. Auch

Forschungen für die Nahrungsmittelindustrie

gibt sie ausreichend Raum und besuchte dafür

die als „Food Valley“ bekannte Region um

Wageningen in den Niederlanden. Dort wird

zum Beispiel erforscht, wie viele Kaubewegun-

gen für eine Kekssorte benötigt werden, um

ihn schlucken zu können.

Die Autorin stellt ungewöhnliche Zeitströ-

mungen in Bezug auf die Verdauung vor

wie „Fletcherisieren“, Darmspülungen und

„Ernährung per Rektum“. Und sie geht über-

raschenden Fragen nach: ließen die Anatomie

des Verdauungstraktes und die Magensäfte Jo-

nas im Magen des Wals überleben? Und kann

man so viel essen, dass der Magen platzt, oder

stirbt man an Verstopfungen? Warum lieben wir

knackiges Essen? Wer über den Tellerrand blik-

ken möchte und sich auch von wissenschaftli-

chen Untersuchungen an Spucke, Magensäften

und Flatulenzen nicht abschrecken lässt, fi ndet

eine ganze Reihe vergnüglicher, seltsamer und

anrüchiger Anekdoten rund um die Verdauung.

Allerdings weist das Buch einige Längen auf.

Mary Roach, geboren 1959 in New Hamp-

shire, machte 1981 ihren Bachelor in Psycholo-

gie an der Wesleyan University in Middletown,

Connecticut. Sie schreibt populär-wissenschaft-

liche Bücher, obwohl sie keinen naturwissen-

schaftlichen Abschluss hat. Ihr erstes Buch

erschien 2003: „Stiff“ (auf Deutsch: „Die

fabelhafte Welt der Leichen“). Daneben er-

scheinen von ihr Artikel und Kolumnen in

Magazinen wie National Geographic, The

New York Times Magazine, Reader’s Digest.

Forum Medizin Verlag

DARMFLORA IM FOKUS Mary Roach: DVA Verlag

SCHLUCK - VIEL ZU VERDAUEN

Auf 288 Seiten beschreibt

Giulia Enders auf amüsante

und sehr direkte Weise die

Tätigkeit unseres Verdau-

ungssystems und die Be-

deutung der Darmfl ora. Sie

nimmt kein Blatt vor den

Mund und nennt Dinge beim

Namen, über die niemand

gerne spricht. Ein Stück Torte

begleitet sie vom Teller durch

unseren Verdauungstrakt und

betrachtet, was am Ende davon übrig bleibt.

Enders beschreibt den Verdauungsvorgang

detailliert mit einfachen Worten und Vergleichen

und lässt nur gelegentlich einen Fachbegriff ein-

fl ießen. Sie erklärt den Zusammenhang zwischen

Hirn und Darm und erläutert, warum das Bauch-

hirn so wichtig für unser Wohlbefi nden ist.

Sehr ausführlich geht Enders auf die mensch-

liche Mikrofl ora, vor allem die Darmfl ora ein.

Fast die Hälfte des Buches beschäftigt sich mit

den Mikroben und ihren negativen wie positi-

ven Wirkungen auf den Menschen.

So beleuchtet Enders zum Beispiel die beiden

gegensätzlichen Seiten von Helicobacter pylori.

Die Autorin zeigt auch den Zusammenhang

zwischen übertriebener Hygiene und der

Zunahme von Allergien und Autoimmuner-

krankungen auf. Für sie ist Sauberkeit „ein

gesundes Gleichgewicht aus genügend guten

Bakterien und wenigen schlech ten.“ Enders

setzt sich mit den positiven und negativen

Wirkungen von Antibiotika auseinander und

bricht eine Lanze für die Darmbakterien. Für die

Gesundheit empfi ehlt sie Pro- und Präbiotika.

„Darm mit Charme“ ist ein leicht verdauliches

und verständliches Buch für Ihre Patienten,

die die Zusammenhänge zwischen Ernährung,

Verdauung und damit verbundenen Erkrankun-

gen verstehen wollen. Allerdings sollten sich die

Leser auf eine jugendliche Sprache einstellen.

Das Buch wurde von Giulias Schwester, Jill

Enders, illustriert.

Das aufstrebende Schweizer Klaviertrio

Rafale trägt den französischen Namen für

Windböe – wobei Wind neben dem stür-

mischen Windstoss auch ein warmer Luft-

strom oder eine kühle Brise sein kann und

damit Metapher für jede Art von musika-

lisch belebter Bewegung ist.

Seit seiner Gründung spielte das Trio zahlre-

iche Konzerte in allen größeren Städten der

Schweiz und war 2012 u.a. bei der Lenzbur-

giade und den Sommerlichen Musiktagen

Hitzacker zu Gast. Im Sommer 2013 gab es

sein erfolgreiches Debüt in Paris und folgte

einer erneuten Einladung nach Hitzacker.

Im Herbst 2013 war das Trio Rafale mit dem

Schweizer Jugend-Sinfonie-Orchester unter

der Leitung von Kai Bumann mit Beethovens

Tripel-Konzert auf Tournee.

Ihre Debüt-CD mit Werken von Schumann

und Ravel ist 2012 unter dem Label monton

erschienen. Eine zweite mit Werken von

Vasks und Brahms folgte 2013 bei Acousence.

Konzerttermine in Deutschland 2015

Hannover Dienstag, 21. April 2015

München Sonntag, 21. Juni 2015

SERVICE

SymbioLact & mehr / 11

TRIO RAFALEKONZERTE

CLAUDE MONET

EINWEIHUNG AM 07. MÄRZ 2015, HAMBURG

MEHR! THEATER AM GROSSMARKT: GROSSES ERÖFFNUNGSKONZERT MIT DEM LONDON SYMPHONY ORCHESTRA

AUSSTELLUNG STÄDEL MUSEUM FRANKFURT

Erstmals widmet sich eine Ausstellung in Deut-

schland der Entstehung und frühen Entwick-

lung des Impressionismus. Im Blickpunkt stehen

Claude Monet als Schlüsselfi gur des Impres-

sionismus und seine Künstlerkollegen Auguste

Renoir, Édouard Manet, Berthe Morisot, Edgar

Degas, Alfred Sisley und Camille Pissarro, die

innerhalb weniger Jahre die Malerei revolutio-

nierten. Die Ausstellung beleuchtet, wie diese

Künstler während der 1860er und 1870er

Jahre ihre neuen Seherfahrungen umsetzten

und ein neuer Stil heranreifte. In ihren Werken

beschäftigten sie sich mit Themen wie dem Ver-

hältnis von Mensch und Natur, der modernen

Freizeitgestaltung oder der Beschleunigung des

Lebens durch den technischen Fortschritt. Keine

andere Kunstströmung zuvor hat das Spiel von

Farbe und Licht zu einer solchen Aufl ösung der

Formen getrieben - zu körperlosen Figuren,

substanzlosen Gebäuden und vagen Erschei-

nungen von Landschaften.

Die Schau untersucht diesen Wandel im Ver-

hältnis von Inhalt und Form und zeigt dabei die

Vielschichtigkeit der Neuerungen in der Malerei

des Impressionismus auf.

Rund 100 kapitale Meisterwerke aus interna-

tionalen Sammlungen, u. a. dem Pariser Musée

d’Orsay, dem Metropolitan Museum of Art in

New York und der National Gallery in London,

werden in der ausschließlich in Frankfurt ge-

zeigten Ausstellung zu sehen sein.

Gefördert durch: Commerzbank-Stiftung

Medienpartner: Alnatura, Süddeutsche Zei-

tung, Verkehrsgesellschaft Frankfurt am Main

Mobilitätspartner: Deutsche Bahn AG

Kulturpartner: hr2-kultur

Nach 15 Monaten Bauzeit wird Mehr! Entertain-

ment mit einem Highlight der besonderen Art

im Frühjahr 2015 das neue Mehr! Theater am

Großmarkt eröffnen: Das London Symphony

Orchestra, eines der weltweit renommiertesten

Orchester, wird vor den allerersten 2.400 Gästen

in Hamburgs neuer Kulturstätte spielen.

Bis zum 07. März 2015 werden 500t Stahl,

350m³ Beton, 100km Kabel sowie 30.000m²

Gipskartonplatten in der denkmalgeschützten

Großmarkthalle verbaut worden sein.

Von den 40.000m² Marktfl äche sind dann 10%

zu einem visionären Theater geworden, das jede

Veranstaltung denkbar macht: Theater- und

Musicalproduktionen, Shows, Events, Konzerte

und Ausstellungen – alles ist hier möglich.

Gleich zu Beginn zeigt das neue Mehr! Theater,

was es kann: Zum Eröffnungskonzert des London

Symphony Orchestra am 07. März 2015 sind alle

rund 2.400 Sitzplätze eingebaut.

Claude Monet

Le déjeuner: panneau decorative (ca. 1874)

UND DIE GEBURT DES IMPRESSIONISMUS

Fotonachweis: Claude Monet, Sommer (Detail),

1874, Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie,

Foto: bpk/Nationalgalerie, SMB / Jörg P. Anders

11. 03. – 21. 06. 2015

IMPRESSUM:

Herausgeber:Symbiopharm GmbH

Auf den Lüppen 10

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www.symbiopharm.de

Redaktion:Holger Brunsmann,

Dr. Lilian Schoefer

Redaktionsleitung:Symbiopharm GmbH

Auf den Lüppen 10

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Autoren:Sonja Schmitzer,

Dipl. Ing. für Biotechnologie

Fachjournalistin

Angelika Hecht,

Biologin

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Am Güterbahnhof 19

35683 Dillenburg

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