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KfK 4372 Apri1.·1988
Elektrochemische Korrosionsuntersuchungen an austenitischen CrNi-Stählen in
Salpetersäure mit und ohne Metallionenzusätzen
R. Sirnon Institut für Material- und Festkörperforschung
Projekt Wiederaufarbeitung und Abfallbehandlung
Kernforschungszentrum Karlsruhe
KERNFORSCHUNGSZENTRUM KARLSRUHE
Institut für Material- und Festkörperforschung
Projekt Wiederaufarbeitung und Abfallbehandlung
KfK 4372
PWA 7/88
Elektrochemische Korrosionsuntersuchungen an austenitischen CrNi-Stählen in
Salpetersäure mit und ohne Metallionenzusätzen
R. Sirnon
derzeit: Institut für Werkstoff- und Verarbeitungswissenschaften
Lehrstuhl für Metallurgie und Metallkunde
Technische Universität München
Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH, Karlsruhe
Als Manuskript vervielfältigt Für diesen Bericht behalten wir uns alle Rechte vor
Kernforschungszentrum Karlsruhe GmbH Postfach 3640, 7500 Karlsruhe 1
ISSN 0303-4003
Elektrochemische Korrosionsuntersuchungen an austenitischen CrNi-Stählen in Salpetersäure mit und ohne Metallionenzusätzen
Kurzfassung
Aufgrund ihrer ausgezeichneten Säurekorrosionsbeständigkeit, der
mechanischen und thermischen Belastbarkeit werden im allgemeinen
austenitische CrNi-Stähle des Werkstofftyps DIN Nr. 1.4306 als Kessel-, Behälter
und Rohrwerkstoff in Wiederaufarbeitungsanlagen für Kernbrennstoffe
eingesetzt. An diesen Anlageteilen tritt unter der Einwirkung von Salpetersäure
oder Salpetersauren Brennstoff-/Spaltstofflösungen unterschiedlicher
Konzentration und höherer Temperatur jedoch interkristalline Korrosion (IK)
auf. Neben interkristalliner Korrosion können in diesen Medien auch andere,
durch Gefügeinhomogenitäten bedingte örtliche Korrosionserscheinungen
auftreten. Sie stehen in engem Zusammenhang mit der Legierungs
zusammensetzung und den zur Herstellung und Verarbeitung der Stähle
angewandten Verfahren.
Das Ziel der vorliegenden Arbeit war es, eine elektrochemische Kurzzeit
Prüfroutine zur Ermittlung der IK-Anfälligkeit austenitischer CrNi-Stähle in stark
oxidierenden Medien, wie z.B. konzentrierter Salpetersäure, zu entwickeln. Das
Verfahren sollte die Prüfparameter des üblicherweise angewandten ASTM
Standard Huey-Tests, der in siedender 14.4n Salpetersäure durchgeführt wird,
berücksichtigen.
Die beschriebene elektrochemische Prüfroutine- eine potentiostatische
Polarisation von Stahlproben im Transpassivbereich- stellt eine Alternative zum
Huey-Test mit äquivalenten Ergebnissen, aber reduziertem Prüfzeitaufwand dar.
Anmerkung:
Bei dem vorliegenden Bericht handelt es sich im wesentlichen um die im August
1987 von der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität
München genehmigte Dissertation zum Doktor-Ingenieur.
Electrochemical Corrosion lnvestigations on Austenitic CrNi-Steels in Nitric Acid With and Without Additions of Metallons
Abstract
Because of their excellent properties und er acid corrosion attack and
mechanical/thermalload austenitic CrNi-steels of AISI Type 304 L (DIN W.No.
1.4306) are generally applied as vessel, container and tubing materials in
reprocessing plants of nuclear fuel. However, occasionally intergranular
corrosion (IGC) occurs at those parts of the reprocessing plants, which are
exposed to concentrated nitric acid or acidic fuel/fission products containing
solutions of different concentrations and at higher temperatures. Besides
intergranular corrosion other local corrosion phenomena caused by
heterogeneities within the metallic structure can be observed. The IGC is closely
connected to the steel composition and the methods of steel production and
processing.
The aim of the present work was to develop an electrochemical short-time test
procedure for detecting IGC-susceptibility of austenitic CrNi-steels in strongly
oxidizing media, as e.g. concentrated nitric acid. This procedure should cover the
test parameters of the usually applied ASTM Standard Huey Test, which is
performed in boiling 14.4n nitric acid.
The described electrochemical test procedure- a potentiostatic polarisation of
steel specimens in the transpassive range- is presented as an alternative to the
Huey Test with equivalent results, but with a reduced testing time.
- 1 -
INHALTSVERZEICHNIS
1
1.1
1.2
2
2.1
2.2
2.2.1
2.2.2
2.2.3
2.3
2.4
2.4.1
2.4.2
2.4.3
2.4.4
2.4.5
2.4.6
2.5
2.5.1
2.5.2
2.5.2.1
2 . 5 . 2 . 2
2.5.2.3
2. 6
2.6.1
2.6.2
EINLEITUNG
Problemstellung
Zielsetzung
STAND DER KENNTNISSE
Die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen
Werkstoffbelastungen in der Wiederaufarbeitung
Mechanische/thermische Beanspruchung
Radioaktive Beanspruchung
Korrosive Beanspruchung
Einsatzmaterialien
Elektrochemische Grundlagen zur Korrosion
Seite
5
6
7
8
8
11
11
11
13
14
austenitischer CrNi-Stähle in Salpetersäure 15
Zur Säurekorrosion nichtrostender Stähle 15
Redoxsystem HN03/HN0 2 als Korrosionsmedium 17
Korrosion in verdünnter Salpetersäure 20
Korrosion in konzentrierter Salpetersäure 20
Einfluß oxidierender Korrosionsprodukte auf das
Freie Korrosionspotential 21
Einfluß der Legierungs- und Begleitelernente 22
Korrosion austenitischer CrNi-Stähle im PUREX-
Prozeßmilieu
Potentielle Korossionarten
Interkristalline Korrosion (IK)
IK im Potentialbereich von passiver Matrix und
22
22
23
und aktivem Korngrenzensaum 24
IK im transpassiven Potentialbereich 28
Möglichkeiten der Minderung der IK-Anfälligkeit 29
Verfahren zur Prüfung der IK-Anfälligkeit 31
Chemische Prüfverfahren 32
Elektrochemische Prüfverfahren 34
3
4
4.1
4 .1.1
4 .1. 2
4 .1. 3
4.2
4.2.1
4.2.2
4.2.3
4.3
4.4
5
5.1
5 .1.1
5.1.1.1
5.1.1.2
5.1.1.3
5.1.1.4
5.1.1.5
5 .1. 2
5.1.2.1
5.1.2.2
5.2
5.2.1
5.2.2
- 2 -
AUFGABENSTELLUNG UND VERSUCHSPLAN
VERSUCHSDURCHFÜHRUNG
Versuchsaufbau
Elektrochemische Meßzellen
Elektrochemische Außenschaltung
Meßdatenerfassungsanlage, Programme
Geprüfte Werkstoffe
Tabellarische übersieht
Probenherstellung und -vorbereitung
Glühbehandlung
Elektrochemische Untersuchungsmethoden
Metallographie, Nachuntersuchungen
VERSUCHSERGEBNISSE
Potentiodynamische Messungen
Messungen in 2n Schwefelsäure
Werkstoff Nr. 1. 4306n
Werkstoff Nr. 1. 4306s
Werkstoff Nr. 1. 4306s ESU
Werkstoff Nr. 1.4361
Bewertung des Stromdichte-Verhaltens in IK
relevanten Potentialbereichen in Abhängigkeit
vom Glühzustand
Messungen in 2n-14.4n Salpetersäure
Werkstofftyp 1.4306 und Werkstoff Nr. 1.4361
Bewertung des transpassiven Stromdichte
Verhaltens in Abhängigkeit vom Glühzustand
Messung des Freien Korrosionspotentials in der
1.-3. Kochperiode des HUEY-Tests
Werkstofftyp 1.4306
Werkstoff Nr. 1.4361
35
37
37
37
40
41
43
43
44
45
46
46
47
47
47
47
49
50
51
52
54
55
62
66
66
70
5.3
5.3.1
5.3.1.1
5.3.1.2
5.3.2
5.4
5.4.1
5.4.2
5.5
5.5.1
5.5.1.1
5.5.1.2
5.5.1.3
5.5.1.4
5.5.2
5.6
5.6.1
5.6.2
5.7
6
6.1
6.2
6.3
- 3 -
Messung des Freien Korrosionspotentials in
2n-14.4n Salpetersäure (25 °C bis 120 °C)
Reine Salpetersäure
Werkstofftyp 1.4306
Werkstoff Nr. 1.4361
Salpetersäure mit CrVI-Zusätzen
Redoxpotentialmessungen
Reine Salpetersäure
Salpetersäure mit CrVI-Zusätzen
Potentiostatische Polarisationsmessungen
in Salpetersäure
Werkstofftyp 1.4306
IK-Angriff bei verschiedenen Prüfpotentialen
Metallographische Untersuchung
Rauhtiefe-Mesung
Auswertung des Stromdichte-Verlaufs während
der Polarisation
Werkstoff Nr. 1.4361
Potentiostatische Polarisationsmessungen in
2n Schwefelsäure
Werkstofftyp 1.4306
Chemische Analyse der Korrosionsprodukte
Potentiodynamische Messungen in chlorid-
haltiger Schwefelsäure
DISKUSSION DER ERGEBNISSE
Messungen in 2n Schwefelsäure
Einfluß der Konzentration, der Temperatur und
des CrVI-Gehaltes von Salpetersäure auf die
71
71
71
74
75
78
78
79
82
84
84
89
92
93
96
98
98
100
102
106
106
IK-Beständigkeit austenitischer CrNi-Stähle 108
Korrelation der potentiostatischen Messungen
mit den Ergebnissen des Huey-Tests 113
6.4
6.5
7
8
9
- 4 -
Polarisationsmessungen in chlo~idhaltiger
Schwefelsäure
Praktischer Wert und mögliche Nutzung der
Ergebnisse zu Prüfzwecken, Ausblick
ZUSAMMENFASSUNG
DANKSAGUNG
LITERATURVERZEICHNIS
117
119
122
1 24
125
- 5 -
1 EINLEITUNG
Die Wiederaufarbeitung abgebrannter Brennelemente aus Kern
reaktoren dient der Rückgewinnung von Kernbrennstoff und
Brutstoffen sowie der Beseitigung von Spaltprodukten durch
Anwendung chemischer Trennverfahren (Bild 1).
anger. Uran UF6
Brennelemente
Kernkraftwerk
~ur_~~yl~at
Abfallbehandlung
Bild 1: Brennstoffkreislauf für Leichtwasserreaktoren
Die Mehrzahl der für diesen Zweck errichteten Wiederaufarbei
tungsanlagen (WAA) setzt ''naße" Verfahren ein, die den Kern
brennstoff in heißer Salpetersäure auflösen und mit chemischen
Trennverfahren weiterbearbeiten /1-5/.
Aus sicherheitstechnischen Gründen müssen die verwendeten
Konstruktionswerkstoffe -neben mechanischer und thermischer
Belastbarkeit- eine besonders hohe Korrosionsbeständigkeit
aufweisen. Grundsätzlich haben sich als Einsatzmaterialien für
Wiederaufarbeitungsanlagen austenitische CrNi-Stähle bewährt
/6-10/. Doch erfordert ihr Einsatz zur Aufrechterhaltung eines
langzeitig sicheren Anlagenbetriebs unter komplexer chemischer
Beanspruchung verschiedenste Maßnahmen der Qualitätssicherung
bei Bau, Betrieb und Reparatur.
- 6 -
1.1 Problemstellung
Austenitische CrNi-Stähle zeichnen sich durch eine hohe Korro
sionsbeständigkeit in einer Vielzahl von Medien aus. Ein Nach~
teil ist ihre potentielle Anfälligkeit gegen interkristalline
Korrosion (kurz IK genannt) . Die IK ist eine von der Werk
stoffzusammensetzung, dem Verformungsgrad und dem Glühzustand
sowie dem Korrosionsmedium abhängige Korrosionserscheinung,
bei der die Korngrenzen selektiv in der Werkstoffoberfläche
angegriffen werden und die im fortgeschrittenen Stadium zum
Kornzerfall des Werkstoffs führt.
Prinzipiell kann die IR-Anfälligkeit der genannten Werkstoff
gruppe durch geeignete Korrosionstest hinreichend gut über
prüft werden. Speziell für die Prüfung des Werkstoffeinsatzes
in Salpetersauren Lösungen ist der nach ASTM /11/, Euronorm
/12/ und Stahl-Eisen-Prüfblatt /141/ standardisierte Huey-Test
wegen der Ähnlichkeit des Prüfmediums mit dem Prozeßmilieu der
Wiederaufarbeitung von Interesse. Allerdings besitzt dieser
Test den Nachteil eines beachtlichen Prüfzeitbedarfs (5x48h).
Diese Prüfzeit reicht aus industrieller Sicht noch immer nicht
aus, um sichere Ergebnisse zu erhalten und wird deshalb auf
15-50 Perioden ausgedehnt.
Andere chemische Korrosionstests scheiden wegen ihres praxis
fremden Prüfmediums aus. Ebenso ungeeignet sind die genormten
elektrochemischen IK-Korrosionstests, da sie die IR-Anfällig
keit der Stähle bei Potentialen prüfen, die im salpetersauren
Prozeßmilieu der Wiederaufarbeitung nicht auftreten.
Somit existiert zur Zeit kein geeignetes Schnellverfahren, um
mit geringem Zeitaufwand belastbare Ergebnisse über das Korro
sionsverhalten austenitischer CrNi-Stähle in Salpetersäure zu
erhalten. Die zur Verfügung stehenden Testroutinen prüfen ent
weder unter praxisfremden Bedingungen oder in azeotroper HN03
über eine Versuchsdauer, die für eine einzige zu prüfende
Parameterkombination 10 Tage, mehrere Wochen oder sogar Monate
beträgt.
- 7 -
1.2 Zielsetzung
Es ist das Ziel der Arbeit, elektrochemische Untersuchungsme
thoden auf ihre Aussagefähigkeit hinsichtlich der Bestimmung
des Grades der IR-Anfälligkeit austenitischer CrNi-Stähle in
Salpetersäure zu prüfen und gegebenfalls eine IR-spezifische
Kurzzeitprüfroutine zur Qualifizierung der Salpetersäureeig
nung dieser Werkstoffe zu entwickeln.
Dieses Vorgehen ist umso wünschenswerter, da die Werkstoffent
wicklung in der Stahlherstellung tatsächlich weitgehend auf
die Verbesserung, nicht aber die vollständige Beseitigung der
IR-Anfälligkeit der Werkstoffe hinausläuft.
Die Verfügbarkeit einer solchen elektrochemischen Prüfprozedur
würde dem Hersteller und Verarbeiter beispielsweise die Mög
lichkeit geben, die Korrosionsbeständigkeit kommerziell er
schmolzener Stähle vorzuprüfen und mit Chargen optimaler Ver
haltensweise die normgerechte Korrosionsprüfung vorzunehmen.
2 STAND DER KENNTNISSE
2.1 Die Wiederaufarbeitung von Kernbrennstoffen
Für die Abschätzung und Beurteilung der Werkstoffbelastungen
in der Wiederaufarbeitung ist die Kenntnis des Verfahrensab
laufs und ebenso die Chemie des Lösevorgangs nötig.
Die Wiederaufarbeitung bestrahlter Kernbrennstoffe wird nach
dem PUREX-Verfahren (Plutonium und Uran Rückgewinnung durch
Extraktion) durchgeführt (Bild 2). Das Verfahren beruht auf
der Methode der Flüssig-Flüssig-Extraktion und benutzt als Ex
traktionsmittel ein Gemisch aus Tributylphosphat und Kerosin.
- 8 -
Verfahrensbeschreibung:
In der ersten Verarbeitungsstufe ("head end") werden die End
stücke der abgebrannten Brennelemente abgetrennt, und die
Brennstäbe mit einer Schere in einige Zentimeter lange Stücke
zerschnitten. Die Brennstababschnitte fallen in den Hülsen
korb, der in den Auflöser abgesenkt wird. Dort erfolgt in Sal
petersäure (Anfangskonzentration 7-8 mol/1, T= 120 °C) die
Auflösung des Kernbrennstoffes. Nach einer Kochzeit von 5-7h
und einer Rührluftmenge von 1-2 m3 /h liegt der Brennstoff als
konzentrierte Lösung von Oranyl- und Plutoniumnitrat sowie von
Nitraten verschiedener Spaltprodukte und Aktinide vor. Das
Hüllrohrmaterial (Zircaloy oder Edelstahl) des Brennstabs
bleibt weitgehend ungelöst zurück.
Während des Lösungsvorgangs entstehen neben Oranyl- und Pluto
niumnitrat noch Stickoxide unterscpiedlicher stöchiometrischer
Zusammensetzung, Säuredämpfe, Wasserdampf sowie gasförmige,
leichtflüchtige Spaltprodukte. überwiegend handelt es sich um
die Edelgase Xenon, Krypton und radioaktives Jod. Die Abluft
wird in Filtern gereinigt und über einen Kamin an die Außen
welt abgegeben.
Die Chemie des Auflöseprozeßes von 002 /13/ läßt sich als
Gesamtreaktionsgleichung in vereinfachter Form mit folgenden
Bruttoreaktionsgleichungen beschreiben:
002 + 4 HN03 002(N03)2 + 2 N02 + 2 H20
002 + 8/3 HN03 002(N03)2 + 2/3 NO + 4/3 H20
002 + 5/2 HN03 = 002(N03)2 + 1/4 N20 + 5/4 H20
002 + 12/5 HN03 = 002(N03)2 + 1/5 N2 + 6/5 H20
002 + 9/4 HN03 = 002(N03)2 + 1/4 NH3 + 3/4 H20
Schlammabfall
- 9 -
HAWTanklager
zum Kamin
Jodfilter
Aerosolfilter
BE- Herstellung
U- Endrelnlgung, Aufkonzentr.
Urankonverslon
Bild 2: Blockschema der Wiederaufarbeitung von Kernbrenn
stoffen nach dem PUREX-Verfahren /4/
- 10 -
Das Einblasen von Luft in die Salpetersäure hat zwei Gründe.
Einerseits wird eine gute Durchmischung der Brennstofflösung
bewirkt und Siedeverzüge werden vermieden, andererseits werden
die Stickoxide durch Oxidation als rekombinierte Säure zurück-
gewonnen:
2 N02 + 1/2 02 + H20 = 2 HN03
2/3 NO + 1/2 02 + 1/3 H20 = 2/3 HN03
Nach Einstellen der Lösung auf eine für den nächsten Verfah
rensschritt optimale Urankonzentration beginnt die Trennung
(Solventextraktion) in die drei Fraktionen: Brennstoff 0(235),
Pu(239), Brutstoff U(238) und Spaltprodukte.
Der erste Extraktionszyklus besteht aus zwei Schritten. Zuerst
werden die radioaktiven Spaltprodukte aus der Brennstofflösung
abgetrennt, dann erfolgt in einer weiteren Extraktionskolonne
die Trennung von Uran und Plutonium. Die Spaltproduktlösung
wird aufkonzentriert und bis zur späteren Verglasung in Tanks
zwischengelagert. Die anschließenden Extraktionszyklen sind
für die Feinreinigung der Endprodukte notwendig.
Die aufgeführten Nebenverfahren dienen zur Rückgewinnung der
eingesetzten Betriebsstoffe sowie zur Beseitigung und Endlage
rung der Abfallprodukte.
- 11 -
2.2 Werkstoffbelastungen in der Wiederaufarbeitung
2.2.1 Mechanische/thermische Beanspruchung
Die mechanische und thermische Beanspruchung des Materials,
die im Bereich des Auflösers und der Verdampfereinheit am
höchsten ist, wird durch eine verfahrensgerechte Konstruktion
auf ein Minimum begrenzt. Sie kann im Vergleich zu den mög
lichen Beanspruchungsfolgen der radioaktiven und korrosiven
Werkstoffbelastung als vernachlässigbar gelten /14/.
2.2.2 Radioaktive Beanspruchung
Die radioaktive Bestrahlung des Werkstoffs muß ohne mechani
schen Qualitätsverlust erfolgen können; ebenso muß der Strah
lungseinfluß auf die Korrosionsbeständigkeit der Werkstoffe
gering bleiben. Die Einhaltung dieser Forderung ist im techni
schen Betrieb allerdings nicht ohne weiteres zu realisieren,
da radioaktive Strahlung grundsätzlich, aber auf unterschied
liche Weise, in den Korrosionsvorgang eingreifen kann /15-19/.
Die Einteilung der Schädigungsarten geschieht aufgrund der
jeweiligen spezifischen Strahlungswirkung.
a)Destruktiver Strahlungseffekt
Unter dem destruktiven Strahlungseffekt versteht man eine tem
poräre oder dauernde Strukturstörung des Kristallgitters unter
der Wirkung direkter elastischer Stöße und thermischer Umlage
rungen. Als Folge kann eine Änderung der mechanischen und/oder
elektrischen Eigenschaften oder der Geschwindigkeit von Dif
fusionsvorgängen auftreten. Insbesondere die Änderung der
Diffusionsgeschwindigkeit kann Phasenumwandlungen begünstigen
und für die Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffes von Bedeu
tung sein, da neugebildete Phasen je nach ihrem thermodynami
schen Stabilitätsgrad durch Lokalelementbildung selektive
Korrosion hervorrufen.
- 12 -
b) Strahlungsphotoeffekt
Die schützende Wirkung oxidischer Deckschichten ist auf deren
Halbleitereigenschaften zurückzuführen. Da die Strahlungswir
kung neben (untergeordneten) Strukturänderungen auch photo
physikalische Prozesse in der Passivschicht auslöst, wird der
Korrosionsvorgang durch die Änderung der Ladungsträgerkonzen
tration in der Oxidschicht beeinflußt. Je nach Vorliegen eines
p- oder n-Halbleiters können anodische oder kathodische oder
auch beide Teilreaktionen der Korrosion verändert werden.
c) Radiolytischer Strahlungseffekt
Durch Ionisations- und Anregungsprozesse entstehen bei Strah
lungseinwirkung meist kurzlebige, sehr reaktive Produkte, die
im Korrosionsmedium stabile oder metastabile Folgeprodukte
bilden oder direkt an/mit der Werkstoffoberfläche reagieren.
Korrosionsrelevant ist die Radiolyse des Wassers. Je nach
Strahlungsart und -intensität entsteht ein komplexes Gemisch
aus lang- und kurzlebigen Radiolyseprodukten. Nach Erreichen
einer "Grenzkonzentration" der Radiolyseprodukte im Korro
sionselektrolyten wird der Korrosionsprozeß durch Erleichte
rung der kathodischen Depolarisation erhöht oder in wenigen
Fällen auch gemindert (Bild 3).
Radiolyse des Wassers
H20 !:.:..+ H2021 H 03, H30 I OH I H, eaq I H2
Erhöhung_ der Korrosionsrate
OH + e-_.,..oH-HOz + H20 + 3e--.3QHH202 + 2e- --.2oH-
Erniedrigung_ der Korrosionsrate
Bild 3: Beeinflußung der Korrosionreaktion durch
Radiolyseprodukte des Wassers /15/
- 13 -
Die bisherigen Betriebserfahrungen aus Wiederaufarbeitungs
anlagen geben keine Hinweise auf gravierende Änderungen des
Korrosionsverhaltens der Werkstoffe, die durch radioaktive Be
strahlung verursacht wurden. Der Grund dafür sind die aus der
Sicht des Werkstoffs relativ "milden" radioaktiven Prozeßbe
dingungen (nur Elektronen- und Gammastrahlung) , die für die
korrosive Belastung des Werkstoffs eine wesentliche Rolle
spielen. Wenn dennoch Korrosion auftrat, dann war diese in der
Regel den konventionellen Korrosionsschäden der Salpetersäure
verarbeitenden chemischen Industrie ähnlich /48/.
2.2.2 Korrosive Beanspruchung
Die mechanische und thermische Werkstoffbeanspruchung kann
durch konstruktive Maßnahmen und geeignete Prozeßführung be
herrscht werden. Ähnliches gilt für die kontinuierliche Über
wachung der Strahlenbelastung sicherheitsrelevanter Bauteile.
Anders ist es im Fall der korrosiven Werkstoffbelastung. Zwar
ist es möglich, für die gleichmäßig abtragende Korrosion durch
Zuschläge in der Wandstärke den Materialverlust zu berücksich
tigen, aber das Auftreten rechnerisch kaum erfaßbare~ lokaler
Korrosionsarten, wie z.B. der IK, machen die exakte Auslegung
praktisch unmöglich.
Maßnahmen gegen unkalkulierbare Korrosion müssen daher bei der
Auswahl eines geeigneten Stahls und dessen Verbesserung an
setzen. Dabei sind die Korrosionsparameter grundsätzlich be
kannt und können vorher am Werkstoff im Labor erprobt werden.
Im vorliegenden Fall bedeutet dies für die Korrosion: der
Korrosionsangriff erfolgt in luftgespülter, 2-Sn (cmax=14.4n)
spalt- und brennstoffhaltiger Salpetersäure im Temperaturbe
reich von 20 oe bis maximal 123 °e.
- 14 -
2.3 Einsatzmaterialien für die Wiederaufarbeitung
Aus der Verfahrensbeschreibung und den resultierenden Werk
stoffbelastungen ergibt sich, daß für die Wiederaufarbeitung
abgebrannter Kernbrennstoffe nach dem PUREX-Verfahren primär
salpetersäurebeständige Werkstoffe in Betracht kommen. Das
gilt besonders für die thermisch und korrosiv am stärksten be
anspruchten Komponenten des Auflösers.
Eine Obersicht über salpetersäurebeständige Werkstoffe gibt
Bild 4 /20,21/.
\t.Jerkstoff Vorteil Nachteil
niedrig gekohl- gute Verarbeitbarkeit u. IK - anfällig
ter austeniti- Korr.beständigkeit
scher CrNi-Stahl
austenitische hohe Korrosionsbe- hohe Anforderung
CrNi-Stähle mit ständigkeit an die Schweiß-
> 3. 7 Gew.% Si technologie
Eisen-Silizium- gute Korrosionsbe- spröde
(CrNi-legierte) ständigkeit
Gußwerkstoffe
Titan, Ti/Ta- hohe Korrosionsbe- anspruchsvolle
Leg., Hafnium ständigkeit Schweißtechno-
logie, Preis
Tantal, Ta/Nb- sehr hohe Korrosions- Verarbeitbar-
Leg. beständigkeit keit, Preis
Zirkonium sehr gute Korrosions- SpRK-empfindlich
beständigkeit in Hoko-Säure
Bild 4 Tabellarische Obersicht salpetersäurebe
$tändiger Werkstoffe
- 15 -
Die historische Werkstoffentwicklung der CrNi-Stähle des Typs
1810CrNi (Werkstoff Nr. 1.4301) zeichnet sich zunächst durch
die Absenkung des Kohlenstoffgehalts (LC bzw. ELC-Qualität,
Werkstoff Nr.1.4306), gefolgt von der zusätzlichen Einschrän
kung des Schwefel-, Silizium- und Phosphorgehalts (Werkstoff
Nr.1.4306s), durch sekundärmetallurgische Maßnahmen und
schließlich durch Herstellung in elektroschlacke-umgeschmol
zener Qualität (Werkstoff Nr.1.4306s ESU) aus.
Die CrNi-Stähle mit erhöhtem Siliziumgehalt (> 3.7 Gew.-%),
finden ihre Anwendung im Konzentrationsbereich oberhalb von
etwa 75 Gew.-% HN03, der aber für das PUREX-Prozeßmilieu nicht
relevant ist /21/. Die Prüfung der Verwendbarkeit dieser Werk
stoffe in Lösungen niedriger HN03-Konzentration, jedoch höhe
rem Schwermetall (U,Pu)- und Spaltproduktgehalt und damit zu
hakeäquivalenten Redoxpotentialen, ist im gange.
2.4 Elektrochemische Grundlagen zur Korrosion
austenitischer CrNi-Stähle in Salpetersäure
2.4.1 zur Säurekorrosion nichtrostender Stähle
Die Korrosionsrate der nichtrostenden Stähle ist in einer
Vielzahl von sauren Medien sehr niedrig. Diese hohe Korro
sionsbeständigkeit wird durch die Passivierung der Werkstoff
oberfläche erreicht, bei der durch eine dünne, aber kompakte,
gut schützende Oxidschicht, deren Dicke in der Größenordnung
einiger Nanometer liegt, die Metallauflösung aus kinetischen
Gründen (elektronenleitende, nicht aber ionenleitende Passiv
oxidschicht) minimiert wird /22-25/.
Die elektrochemischen Bedingungen für die technisch nutzbare
Passivität der Stähle sind derart, daß die kathodische Teil
reaktior des Korrosionsvorgangs eine ausreichend hohe Strom
dichte liefern muß, die dem Betrage nach größer als die zur
- 16 -
Passivierung notwendige kritische Stromdichte ikrit ist, um
das Freie Korrosionspotential Ekorr sofort in den Passivbe
reich der anodischen Teilstromdichte-Potential-Kurve der
Metallauflösung zu schieben. Man nennt dieses Verhalten die
"spontane Passivierung" eines Werkstoffs.
Eine Obersicht über die wichtigsten elektrochemischen Teil
reaktionen in Säuren gibt Bild 5 wieder.
Gegeben sind die anodische Teilstromdichte-Potential-Kurve (1)
der Metallauflösung sowie die kathodischen Teilstromdichte
Potential-Kurven der Wasserstoffreduktion (2), der Sauerstoff
reduktion (3), der Salpetersäurereduktion (4a-c) und der
CrVI/Criii-Redoxreaktion (5).
Je nach Art der vorliegenden kathodischen Teilreaktion wird
sich das Freie Korrosionspotential Ekorr auf einen definierten
Wert einstellen.
1--Aktivbereich .. / " Passivbereich Transpassivbereich ---1 Säurekorrosion 1 vernachlässigbare hohe Met. auflösung I H2·Entwicklung, I Metallauflösung 1 hohe Met.auflösg. I I I
.c I I u 1/)
'6 I I 0 I I c ro I I
I ·Fe- Fe203 , Fe304 I Ni-'NiO, Ni 2~ I GJ I Cr-Cr203 ..... .c u I '6 E 0
Potential '-l'n
( Cr 6·,ce4• ,Ni4•)
.c u
Cr~f+ 14H +6e· 1/)
T1<T2< T3/ C1<C~<C3 '6 0
3W+N03 +2e"--HN02-~rH~ - 2Cr3++7H~ :!= ro
.-'<:
Bild 5: Elektrochemisches Korrosionsverhalten passivier
barer Stähle in (sauerstoffhaltigen) oxidierenden
und nichtoxidierenden Säuren /49/
- 17 -
E1 Es handelt sich um den typischen Fall der Säurekorrosion
in einer nichtoxidierenden Säure, wie z.B. Scnwefelsäure.
Das Freie Korrosionspotential liegt im Aktivbereich. Der
Werkstoff korrodiert unter Wasserstoffentwicklung. Nicht
rostende Stähle besitzen jedoch durch ihre Legierungsge
halte eine sehr niedrige kritische passivierende Strom
dichte, so daß die weiter oben genannten elektrochemi
schen Bedingungen erfüllt sind und es in der Regel zu
einer spontanen Passivierung und stabilen Passivität des
Stahls kommt (siehe auch E2).
E2 In verdünnter, sauerstoffhaltiger Säure stellt sich das
Freie Korrosionspotential im Passivbereich ein. Die
Korrosionsrate des Stahls ist vernachlässigbar klein.
E34: In oxidierender Säure stellt sich je nach Konzentration I
und Temperatur das Freie Korrosionspotential im Passiv
oder Transpassivbereich ein. Damit verbunden ist der
Wechsel von der Korrosionsbeständigkeit (E3) zur Korro
sion (E4l des Stahls.
Es Liegt in der Säure ein Oxidationsmittel in hoher Konzen
tration vor, kann sich unter ungünstigen Bedingungen das
Freie Korrosionspotential im Transpassivbereich ein
stellen und der Werkstoff korrodieren.
Erschwert wird die rechnerische Potentialbestimmung durch die
nicht in trivialer Weise zu quantifizierende gegenseitige Be
einflußung aller im Korrosionsmedium möglichen kathodischen
Teilreaktionen sowie Konzentrations- und Temperaturänderungen.
2.4.2 Redoxsystem HN03/HN02 als Korrosionsmedium
Korrosionsuntersuchungen in Salpetersäure setzen zum Verständ
nis des Werkstoffverhaltens die Kenntnis des elektrochemischen
Charakters dieser Säure voraus.
- 18 -
Salpetersäure ist der typische Vertreter eines Redoxsystems.
Man spricht daher in der Literatur auch von der HN03/HN02 -
Redoxelektrode /26-31/. Die Potentialeinstellung des Werk
stoffs erfolgt durch Austausch von Metallionen zwischen Metall
und umgebendem Elektrolyten, die Redoxpotentialeinstellung
hingegen durch den Austausch von Elektronen zwischen Metall
und Elektrolyt. Voraussetzung ist, daß kein Obergang der
Metallionen vom Metall zum Elektrolyten und umgekehrt möglich
ist (passiver Werkstoff), andernfalls ist das Gleichgewichts
redoxpotential undefiniert.
Für die Ausbildung eines Redoxpotentials an einer inerten
(passiven) Metallelektrode muß der Elektrolyt zwei Verbin
dungen enthalten, die gegenseitig durch Aufnahme und Abgabe
von Elektronen vom bzw. an das Metall ineinander übergehen
können. Im Fall der Salpetersäure sind dies das Nitration und
das Nitrition. Beide Stoffe stehen ihrerseits mit weiteren
Stoffen im chemischen Gleichgewicht. Da die Abgabegeschwindig
keit von Elektronen durch das Metall von der Konzentration
der elektronenaufnehmenden Spezies (N03-) und die Aufnahme
geschwindigkeit von der Konzentration der elektronenabgebenden
Spezies (No2-) abhängen, ergibt sich zwangsläufig die Konzen
trationsabhängigkeit des Redoxpotentials.
Allgemein kann die Elektrodenbruttoreaktion eines Redoxsystems
wie folgt beschrieben werden:
Sox + ne
S0 x : oxidierter Zustand
Sred: reduzierter Zustand
Sred
n Wertigkeit der Elektrodenreaktion
Das Gleichgewichtsredoxpotential ERedox läßt sich mit der
Nernst'schen Gleichung berechnen:
- 19 -
E0
Standardgleichgewichts-Elektrodenpotential
R allg. Gaskonstante
F Faraday Konstante
zi stöchiometrischer Faktor der Komponente i
ai Aktivität der Komponente i
fi Aktivitätskoeffizient der Komponente i
Ci Konzentration der Komponente i
Für die HN03/HN02-Redoxelektrode können mehrere Elektroden
bruttoreaktionen betrachtet werden, da außer HN0 2 bzw. No 2-
noch verschiedene Stickoxide, wie N02, N204, NO und N203 in
vergleichbar großen Gleichgewichtskonzentrationen in salpe-
trigsäurehaltiger Salpetersäure vorliegen, z. B. :
2NO + 2H20 = N204 + 4H+ + 4e- Eo = +1.03 V (Gl. 1)
NO + H20 = HN02 + H+ + e Eo +1.00 V (Gl. 2)
NO + 2H20 = N03- + 4H+ + 3e - Eo = +0.96 V (Gl. 3)
Nach Vetter /26/ kann als wichtigste Elektrodenbruttoreaktion
Gleichung (Gl. 4) angesehen werden, daraus ergibt sich als
Reaktionsmechanismus der HN03/HN0 2-Elektrode:
H+ + No 3- = HN03
HN03 + HN02 = N204 + H20
N204 = 2N02
2 (N02 + e = N02-)
2 (H+ + No2- HN02)
(Gl. 4)
Für Korrosionsuntersuchungen von Bedeutung sind die "verkehrte
Rührabhängigkeit" des Elektrodenstroms /31/ und die autokata
lytische kathodische Reduktion der Salpetersäure zu salpetri
ger Säure /32/. Beide Phänomene sind miteinander gekoppelt.
Die verkehrte Rührabhängigkeit der HN03-Reduktion zeigt sich
in der Abnahme der Diffusionsgrenzstromdichte mit wachsender
Strömungsgeschwindigkeit des Korrosionsmediums. Die Abnahme
- 20 -
wird durch die Mitwirkung einer autokatalytischen Reaktion er
klärt, deren Geschwindigkeit mit der der Diffusion durch die
Diffusionsschicht konkurriert. Bezogen auf das Korrosionsver
halten des Stahls bedeutet das, daß sich in Abhängigkeit von
der Rührstärke des Mediums die kathodische Teilstromdichte
ändert und zur Verschiebung des Freien Korrosionspotentials
führen kann.
Für Korrosionsuntersuchungen in Salpetersäure gilt es daher,
die verschiedenen elektrochemischen Verhaltensweisen dieses
Korrosionsmediums bei der Bewertung der Korrosionsergebnisse
zu berücksichtigen.
2 . 4 . 3 Korrosion in verdünnter Salpetersäure
In verdünnter, sauerstofffreier Salpetersäure (c< 1.3n) korro
dieren austenitische CrNi-Stähle unter Wasserstoffentwicklung
/23/ !E1l. Das Verhalten zeigt keinen Unterschied zu dem in
Schwefelsäure. In sauerstoffhaltiger, verdünnter Salpetersäure
ist die Sauerstoffdiffusionsgrenzstromdichte ausreichend hoch,
um den Werkstoff spontan zu passivieren (E2l.
2.4.4 Korrosion in konzentrierter Salpetersäure
Die Erhöhung der Säurekonzentration auf über 1.3n bewirkt eine
stabile Passivität des Werkstoffs, da der zur Aufrechterhal
tung des passiven Zustandes notwendige kathodische Teilstrom
permanent durch die Salpetersäurereduktion geliefert wird. Der
Werkstoff bleibt in einem weiten Temperatur- und Säurekonzen
trationsbereich passiv.
Steigen Säuretemperatur und -konzentration stark an, ver
schiebt sich durch die Änderung der anodischen und vor allem
kathodischen Teilstromdichte-Potential-Kurve das Freie Korro
sionspotential. Die Potentialverschiebung kann bis in den
Transpassivbereich erfolgen und starke Korrosion auslösen.
- 21 -
2.4.5 Einfluß oxidierender Korrosionsprodukte auf das
Freie Korrosionspotential
Im transpassiven Potentialbereich der Stromdichte-Potential
Kurve entstehen lösliche Korrosionsprodukte, die das Redox
potentials des Korrosionsmediums erhöhen und eine Verschärfung
des Korrosionsangriffes bewirken. Im Fall der CrNi-Stähle sind
es primär die CrVI-Ionen aus der Passivschicht, die zu Criii
Ionen reduziert werden.
Aus früheren Arbeiten /33,34/ ist bekannt, daß mit steigendem,
anodischen Potential die Passivschicht austenitischer CrNi
Stähle elektrolytseitig chromreicher wird. Da aus thermodyna
mischen Gründen die Bildung unlöslicher Chromverbindungen bei
hohen positiven Potentialen aber nicht möglich ist /35,36/,
geht Chrom als Dichromat (Cr 2o72-) aus der Passivschicht in
Lösung. Es bildet sich ein Redoxsystem, dessen kathodischer
Teilstrom sich zu den vorhandenen Teilströmen addiert und den
Korrosionsangriff durch Verschiebung des Freien Korrosions
potentials in den Transpassivbereich intensiviert (Kurve 5;
t5) /37-45/. Die Elektrodenbruttoreaktion lautet allgemein:
(Gl. 5)
0
E CrVI/Criii = +1.33 V
bzw. in Wechselwirkung mit Salpetersäure
(Gl. 6)
Andere Redoxsysteme, die oft im Laborversuch verwendet werden,
wie z.B. CeiV/Ceiii mit E°CeiV/Ceiii = +1.443 V, sind zwar im
Prozeßmilieu der Wiederaufarbeitung vorhanden, hier aber nicht
Gegenstand detaillierter Untersuchungen.
- 22 -
2.4.6 Einfluß der Legierungs- und Begleitelernente
IK-fördernde Legierungselemente sind Kohlenstoff, Molybdän,
Silizium und Nickel /44/. Die korrosionsfördernde Wirkung des
Kohlenstoffs ist durch die Karbidbildung gegeben. Während ge
ringe Mo-Gehalte (2-3 Gew.-%} die IK-Anfälligkeit etwas sen
ken, fördern höhere Gehalte diese durch Bildung intermetalli
scher Phasen (z.B. G -Phase}, vor allem bei transpassiver Be
anspruchung. Ähnlichen Einfluß wie Molybdän übt Silizium in
Legierungsgehalten von < 3.0 Gew.-% aus. Zahlreiche Werkstoff
untersuchungen /46-51/ lassen eine Verbesserung der IK-Bestän
digkeit durch gering erhöhte Si-Gehalte ( >3.5 Gew.-%} er
kennen. Nickel verändert als Austenitbildner die Kohlenstoff
löslichkeit im t-Mischkristall. Dadurch wird die Karbidbildung
und damit die IK-Anfälligkeit in geringem Maße gefördert.
Niob und Titan (Karbidbildner} bilden beim Abkühlen nach dem
Lösungsglühen stabile, gleichmäßig in der Matrix verteilte
Karbide, die während einer sensibilisierenden Glühbehandlung
nicht mehr in Lösung gehen. Der noch gelöste Kohlenstoff
reicht nicht aus, Karbide in IK-auslösender Menge zu bilden.
Hohe Begleitelementgehalte (Si, Mn, P, S} des Stahls wirken
sich ungünstig auf die transpassive Korrosionsbeständigkeit
des Werkstoffs aus, da sie zu Korngrenzensegregationen führen
und die IK-Anfälligkeit im Transpassivbereich erhöhen /54/.
2.5 Korrosion austenitischer CrNi-stähle im PUREX-
Prozeßmilieu
2.5.1 Potentielle Korrosionsarten
Grundsätzlich können bei der Verwendung austenitischer CrNi
Stähle im Salpetersauren PUREX-Prozeßmilieu die in Bild 6
angeführten Korrosionsarten auftreten.
Die gleichmäßig abtragende Korrosion ist ingenieurtechnisch
leicht zu beherrschen, da dem ohnehin geringen Flächenabtrag
- 23 -
in konzentrierter Salpetersäure durch Zuschläge in der Wand
stärke Rechnung getragen werden kann. Lochkorrosion (ausge
nommen in Gegenwart von Spaltjod im Abgasleitungssystem des
Auflösers) wird wirkungsvoll durch die konkurrierende Ad
sorption von Nitrat- und Chlorionen inhibiert /51-53/. Der
Gefahr der Spannungsrißkorrosion kann durch Absenken der
mechanischen Belastung und der lochfraßauslösenden Halogenid
konzentration begegnet werden.
Im Salpetersauren Prozeßmilieu bestimmen die selektive und in
terkristalline Korrosion die Beständigkeit der verwendeten
Stähle. Allerdings verwischen sich im Bereich hoher anodischer
Potentiale die Grenzen beider Korrosionsarten, sodaß im wei
teren nur von der IK als der bei transpassiver Beanspruchung
überwiegend beobachteten Korrosionsart gesprochen wird.
2.5.2
Korrosionsart Schema Stärke des Zug- Beispiel von möglichen Korrosionsangriffs spannung Kombinationen
ebenmäßig F, ~ vernachlässigbar, da . _ __j Werkstoff pässiv nFZsr.t.YT'?'I vernachlässigbar, K b' t'
Lochfraß L_~ durch N03" inllibiert nicht om tna Ionen f------T.~~iiii~gt~gr;;;oß~w?.e~nn~W~er~k~--1 notwendig f--1-+--i im praktischen
interkristallin ~ stofl sensibilisiert Betrieb hängen selektiv ~ ~~~abhänqjg von f--1-+-+--i häufig mit
f---=-=T:;;-:;:;>:::--P,l___'L__L__~;g;"'~ _trf!~~Ge:.!.fu~" gEez~u~s.~se~et~zu~n~g -+---+-±-HH Änderungen 1 C il) inter- m der Chemischen ~·~ Hk~rl!f.·s~ta~ll~in~~~~~ vernachlässigbar, H--+---l Bedingungen § ~ bl trans- ßß"WN da geringe notwendig zusammen 2 l5 uk*r~isuta!!Jll!!]in-r;-~~~~ mechanische Be-,.. ... r cl t5l-'E gemischt f1%.f}:1 lastung
Bild 6: Potentielle Korrosionsarten austenitischer CrNi
Stähle im Purex-Prozeßmilieu (nach /55/)
Interkristalline Korrosion (IK)
Unter bestimmten Voraussetzungen weisen austenitische CrNi
Stähle längs der Korngrenzen einen von der Oberfläche ausge
henden starken Korrosionsangriff auf. Diese Korrosionsart wird
als interkristalline Korrosion oder auch interkristalliner
Kornzerfall bezeichnet /56-69/.
- 24 -
Die Kornzerfallsanfälligkeit der CrNi-Stähle ist eine vom
Werkstoff (chemische Zusammensetzung, mechanische und ther
mische Vorbehandlung) und dem Korrosionsmedium (Konzentration,
Temperatur, Fremdionengehalt) abhängige Korrosionserscheinung.
Der für die Praxis nachteiligste Fall ist dabei folgender:
Schnelles Fortschreiten der Metallauflösung entlang den Korn
grenzen unter Ausbildung schmaler, tiefer Gräben bei gleich
zeitig vernachlässigbarer Geschwindigkeit des gleichmäßigen
Flächenabtrags.
Speziell im Fall der Salpetersäurekorrosion müssen zwei Arten
des Kornzerfalls unterschieden werden, da je nach Säurekonzen
tration der IK-Angriff im aktiven/passiven oder transpassiven
Potentialbereich erfolgen kann.
2.5.2.1 IK im Potentialbereich von passiver Matrix und
aktivem Korngrenzensaum
Die IK austenitischer CrNi-Stähle tritt nach einer, in der
Regel unbeabsichtigten Glühbehandlung im Temperaturbereich
von 500 °C bis 800 °C auf:
a) falsche Glühbehandlung
- Temperatur nicht hoch genug für Lösungsglühung
- Abschreckgeschwindigkeit nach dem Lösungsglühen zu
gering
- inhomogene Temperaturverteilung beim Glühen
b) verarbeitungsbedingte Sensibilisierung
- z.B. beim Schweißen ohne nachfolgende Lösungsglühung
in der WEZ
c) HT-Einsatz-bedingte Sensibilisierung
Zur Deutung des Mechanismus der IK bestehen drei Theorien, die
übereinstimmend davon ausgehen, daß die Korrosionsanfälligkeit
durch Chromkarbid- bzw. Chrom-Eisen-Mischkarbid- und/oder
Chromnitridausscheidungen /70,71/ auf den Korngrenzen nach
einer sensibilisierenden Glühbehandlung verursacht wird. Der
Korrosionsablauf wird jedoch unterschiedlich erklärt.
- 25 -
a) Spannungstheorie
Die IK-Anfälligkeit wird auf lokale Spannungen infolge der
Karbidausscheidungen zurückgeführt /72/. Neuere Untersuchungen
/73/ geben Hinweise auf den Einfluß einer vorangegangenen Ver-
formung auf die IK-Anfälligkeit, insbesondere in Salpeter
säure. Die Mitwirkung elektrochemischer Effekte wird vernach
lässigt.
b) Lokalelementtheorie
Das Auftreten der IK wird als Folge einer Lokalelementbildung
erklärt. Das edlere Karbid stellt die Kathode, die chromver
armte Matrix die Anode dar. Es entsteht eine Kurzschlußzelle,
deren hohe Kurzschlußstromdichte die Auflösung des Korngren
zensaumes zur Folge hat /74,75/.
c) Chromverarmungstheorie
Die Chromverarmungstheorie ist in Fachkreisen weitgehendst
anerkannt, da sie alle bekannten Erscheinungen im Zusammen
hang mit der IK austenitischer CrNi-Stähle (ebenso ferri
tischer er-Stähle) zu deuten vermag.
Wird ein CrNi-Stahl nach dem Lösungsglühen abgeschreckt, ist
der (-Mischkristall an Kohlenstoff übersättigt. Durch Glühen
im kritischen Temperaturbereich oder langsames Abkühlen von
der Lösungsglühtemperatur scheiden sich bevorzugt an Korn
grenzen und später auch im Korninnern Karbide des Typs M23C6
oder M7C3 aus /76/. Bei stickstoffhaltigen Stählen ist auch
die Ausscheidung von Chromnitriden (Cr 2N) oder Mischnitriden
(Cr,Fe)2N möglich.
Die Erklärung für dieses Verhaltens ergibt sich bei Betrach
tung der Ausscheidungskinetik. Das Verhälnis der Diffusions
koeffizienten DeiDer beträgt im Austenit bei T~ 700 oc unge
fähr 300:1 und wird mit sinkender Temperatur größer. Damit
liegt für Kohlenstoff in der metallischen Phase Konzentra-
- 26 -
tionsausgleich vor. Wegen des viel kleineren Diffusionskoeffi
zienten des Chroms nimmt der Chromgehalt zum Ausscheidungsort
hin ab. Dieser Befund ist experimentell bestätigt /77/ und
läßt darauf schließen, daß für die stationäre Wachsturnsge
schwindigkeit der Karbide weniger Einbauprozesse als viel
rnehr Transportprozesse geschwindigkeitsbestimmend sind.
Die Karbide enthalten mit 60-70 Gew.-% er deutlich mehr Chrom
als die Matrix (minimal 6.5 Gew.-%; typisch 9-13 Gew.-%) /78/.
Im Verlauf des Ausscheidungsprozesses entsteht so ein zusam
menhängender, eng begrenzter, chromverarmter Bereich längs der
Korngrenzen (Keirnbildungsstellen). Wie Untersuchungen von
Osozawa und Engell /79/ zeigen, wird das elektrochemische
Korrosionsverhalten der austenitischen CrNi-Stähle stark vom
Chromgehalt der Legierung beeinflußt. Das ist besonders deut
lich an der Änderung der Stromdichte-Potentialkurve der unter
suchten CrNi-Legierungen zu erkennen (Bild 7). Als Folge einer
Sensibilisierung können unter entsprechend korrosiven Einsatz
bedingungen die chromverarmten Bezirke im Aktivbereich korro
dieren, während die Matrix passiv bleibt (Bild 8).
106
~ 105
<{ 0/o Cr %Ni
2-10
4 ·- -3.54 9.85
2 103 -5
'6
-o- 7.45 9.50 -a-11.74 9.12
E 102 0
.t: Vl
_.._ 16.10 8.50 -<>-19.20 8.32
101
10°
10 1
-300 0 300 600 900 1200 1500 1800 2100 Potential t lmVJNHE
Bild 7: Einfluß des Chromgehaltes auf die Stromdichte
Potential-Kurve von CrNi-Stählen /79/
1 <IJ ..... .c .\::! "0 E 0 1.....
V1
- 27 -
mittel--+ stark
aktiv/ aktiv aktiy; paSSIV
---1 ' I
/ I I .-. I . \
I
I I I I I I
schwach stark Stärke des Korrosionsongriffs
. . transpassi pasSIV 1 passiV trans ass· Angr~ftsort
Werkstoftzustand
--lösungsgeglühte Matrix -·-·-sensibilisierte Matrix ---- - chromverarmte Korn-
grenzen
Potential
Bild 8: Schematische Darstellung der Stromdichte-Potential
Kurven eines sensibilisierten CrNi-Stahls /24/
Kennzeichen der IK im Potentialbereich aktiv-passiv ist ein
scharfkantiger Korngrenzenangriff, der tief in das Gefüge
eindringt (Bild 9a}. Die Kornflanken stehen eng beiei~ander
und weisen keine Aufweitung auf.
Medium
Korngrenzenangriff im Potentialbereich aktiv- passiv
Bild 9a: IK im aktiven/passiven Werkstoffzustand
(schematisches Schliffbild)
- 28 -
2.5.2.2 IK im transpassiven Potentialbereich
Die transpassive IK austenitischer CrNi-Stähle -auch trans
passiver Kornzerfall genannt- unterscheidet sich sowohl in der
Ursache als auch in ihrer Erscheinungsform von der auf der
Chromverarmungstheorie basierenden IK. Diese Korrosionsform
tritt meist in stark oxidierenden Medien und somit im Bereich
sehr hoher anodischer Potentiale auf. In Salpetersäure wird
mit steigender Temperatur und/oder Konzentration die Strom
dichte und das Redoxpotential der kathodischen Reaktion der
Salpetersäurereduktion verändert (vgl.Bild 5) und das Freie
Korrosionspotential in den Obergangsbereich passiv-transpassiv
oder sogar in den Transpassivbereich verschoben. Die IK ist
dann nicht mehr an das Vorhandensein chromverarmter Korngren
zensäume gebunden, da in diesem Potentialbereich selbst lö
sungsgeglühte, ausscheidungsfreie CrNi-Stähle interkristallin
angegriffen werden /46,49,80/.
Vielmehr erfolgt der Korrosionsangriff dann aus energetischen
Gründen vorzugsweise an Gitterstörstellen auf der gesamten
Werkstoffoberfläche, wie z.B. Gebieten hoher Versetzungs
dichte, Umgebung von Ausscheidungen oder Einschlüßen, Korn
grenzen, Schlackenzeilen und Korngrenzensegregationen. Daß die
Intensität des transpassiven Korrosionsangriffs auch mit der
durch Chromkarbide ausgelösten IK-Anfälligkeit austenitischer
CrNi-Stähle ansteigt, ergibt sich damit zwangsläufig.
Kennzeichnende Merkmale der Form des Korrosionsangriffs zeigen
sich im metallographischen Querschliff eines im transpassiven
Potentialbereich korrodierten Werkstoffs (Bild 9b):
Die Korngrenzen sind trichterförmig aufgeweitet, und die Korn
flanken teilweise abgerundet. Der Korrosionsangriff geht weni
ger scharf in die Tiefe. Das Korn ist flächiger angegriffen,
da auch nicht chromverarmte Bereiche abgetragen sind. Die
möglichen Schadensauswirkungen der transpassiven IK auf den
Werkstoff sind gleichermaßen gravierend. wie die der IK im
Potentialbereich aktiv-passiv.
- 29 -
Medium transpassiver Korngrenzenangriff
Bild 9b: Transpassive IK (schematisches Schliffbild)
Der Kornzerfall ist durch die im fortgeschrittenen Stadium der
IK eintretende Zerstörung des Gefügeverbands gekennzeichnet.
2.5.2.3 Möglichkeiten der Minderung der IK-Anfälligkeit
Besteht die Gefahr herstellungs- resp. einsatzbedingter Sensi
bilisierung, so müssen geeignete Verfahren zur Herabsetzung
der IK-Anfälligkeit angewandt werden. Diese setzen bei Legie
rungsmaßnahmen an, die sich in erster Linie aus dem Mechanis
mus der Chromverarmungstheorie ergeben, wobei die Effektivität
der Anwendung von herstellungs-, Verarbeitungs- und einsatz
spezifischen Faktoren abhängt.
Metallurgische Maßnahmen:
a) Absenken des Kohlenstoffgehalts
(Verwendung von Stählen mit LC/ELC/ESU-Qualität)
b) Verringerung (Stabilisierung) der Kohlenstofflöslichkeit im
Austenit durch Zulegieren von Ti, Nb, V, Ta, zr, W und Mo.
Der Einsatz titanstabilisierter CrNi-Stähle in konzentrier-
- 30 -
ter siedender Salpetersäure ist nicht ratsam, da das Titan
karbid zu Titandioxid oxidiert wird, und dieses in Säure
gut löslich ist /82/. Eine besondere Gefährdung besteht,
wenn ein zusammenhängendes Titankarbidnetz vorliegt. Diese
Korrosionsart wird längs von Schweißnähten beobachtet und
als Messerlinienkorrosion bezeichnet.
Das Verhalten niobstabilisierter Stähle wird im wesent
lichen durch das Auftreten heterogener Gefügebestandteile
(Nb-Karbide) beeinträchtigt, die eine erhöhte lokale Auf
lösung in Salpetersäure verursachen.
c) Kombination aus a) und b)
Wärmebehandlungsmaßnahmen:
a) Lösungsglühen (1050 °C/1060 °C - 1100 °C /143/)
Geeignete Maßnahme, aber nur unter strenger Einhaltung der
vorgegebenen Glühparameter (T und t) möglich; Durchführbar
keit von Bauteilgeometrie abhängig
b) Stabilglühen (870 °C)
Nur für Ti oder Nb stabilisierte Werkstoffe; Bildung
stabilisierender Karbide kann optimiert werden.
c) Diffusionsausgleichsglühen (100 h, 750 °C)
Die Chromkarbide ballen sich nach langer Glühzeit im Korn
inneren zusammen. Chrom diffundiert solange zu den er-ver
armten Korngrenzen bis Konzentrationsausgleich vorliegt.
d) Rekristallisationsglühen nach Kaltverformung
Die Kaltverformung erzeugt im Werkstoff homogen verteilte
Keimbildungsstellen für Chromkarbidausscheidungen. Die
fein verteil~en Karbide reduzieren die IK-Anfälligkeit.
Ein zusammenhängendes Karbidnetz entlang der Korngrenzen
wird vermieden.
- 31 -
Für die Optimierung des transpassiven Korrosionsverhaltens
sind im wesentlichen die Absenkung des Kohlenstoffgehalts und
der Begleitelernente P, S, Mn und Si sowie spezielle Lösungs
glühungen praxisrelevant.
2.6 Verfahren zur Prüfung der IK-Anfälligkeit
Die Mehrzahl der zum Teil genormten Prüfverfahren /83-95/
setzt die Chromverarmung der Korngrenzen und den Werkstoffein
satz im Übergang aktiv-passiv der Stromdichte-Potential-Kurve
als IK-auslösend voraus. Ihre unterschiedliche Arbeitsweise
ist in die beiden Gruppen "Chemische Prüfverfahren" und
"Elektrochemische Prüfverfahren" unterteilt (Bild 10).
A Chemische Verfahren
Standard- respektive Normtests nach DIN, ASTM, Euronorm o Strauß-Test o Streicher- Test o Warren-Test
_______.verschärft o Huey- Test ----- normgerecht
gemildert
B Elektrochemische Verfahren
1. Qualitative Eignungstests- Kurzzeitversuche o Galvanostatischer AS TM-Normtest
nach Streicher o EPR - Methode
2. Orientierende Messungen-Vergleichsversuche o Messung des/ der
Redoxpotentials des Mediums, Korrosionspotentials des Werkstoffs, Stromdichte/Potential-Kurve des Werkstoffs ( potentiokinetische Methode) in Säure, ggf. unter Zusatz oxidierender Metallionen
Bild 10: Einteilung der IK-Tests
- 32 -
2.6.1 Chemische Prüfverfahren
Die Prüfverfahren dieser Gruppe arbeiten nach dem Prinzip des
chemischen Potentiostaten. Durch die Anwesenheit eines geeig
neten Redoxsystems in der Prüflösung wird das Prüfpotential
des Werkstoffs nach Möglichkeit während der gesamten Prüfdauer
konstant gehalten. Die Auswertung der Ergebnisse erfolgt
gravimetrisch und/oder metallographisch. Eine übersieht über
die Lage der Prüfpotentiale in der Stromdichte-Potential-Kurve
ist in Bild 11 wiedergegeben.
Prüfmedium
Potential ~(mV) < +300 +350 +900- +950+1000- +1200 > +1300
w ..... ..c u '6 E 0 '-
Vi
Streicher Huey
Potential ---+--~passiv ----J-o--transpassiv ---
Bild 11: Potentiallage verschiedener chemischer
IK-Prüfverfahren
Die Tests nach Warren und Strauß prüfen im Aktiv/Passiv-, der
Eisensulfat-Test nach Streicher und der Huey-Test hingegen im
Passiv- bzw. Passiv/Transpassiv-Bereich der Stromdichte
Potential-Kurve. Der Oxalsäure-Ätztest nach Streicher wird
galvanostatisch durchgeführt und ist somit ein elektrochemi
scher Test. Aus Vergleichsgründen und wegen des gut reprodu
zierbaren Prüfpotentials wurde er aber an dieser Stelle mit
aufgeführt.
- 33 -
Bild 12 faßt die Versuchsdaten der wichtigsten chemischen IK
Prüfmethoden in einer Gegenüberstellung zusammen. Hervorge
hoben ist der Huey-Test (Bild 13), da er trotz der erwähnten
Nachteile im Hinblick auf seine Prüfpotentiallage als Aus
wahlverfahren für WAA-relevante Werkstoffe dem praktischen
Werkstoffeinsatz am nächsten kommt.
PrÜfverfahren Warren Strauss Streicher
Medium Lösung aus 10 Gew. -% schwefelsaure Kupfer I schwefelsaure HNO
3 + 3 Gew. -· % HF Kupfersulfatlösung Eisen( lll)sulfatlösung
2 + - 3 + - 2 + Redoxsystem Säurecharakter cu = Cu + 2e Fe + e = Fe
Redoxpotential < + 300 mVH + 350 mVH + 700 mVH + 900 mV H
Probengrösse n. Vereinbarung nicht näher bestimmt 5-20 cm2
Prozedur 2- 7h in 70 c helsser 15h (24h bzw. 72h) in 120h siedend Lösung siedender Lösung
Auswertung gravimetrisch und Probe wird nach Ver- gravimetrisch, metallographiSch suchsende um metallographlach
180 Grad gebogen, wenn Risse sichtbar, dann IK- anfällig
Bild 12: Versuchsdaten chemischer IK-Prüfverfahren
Huey-Test: Prüfverfahren auf interkristoll ine Korrosion und mögliche Modifikationen
An wend ung sbereic h gewalzte, geschmiedete Austenite
Probengröße doppelt so lang wie breit
P robenvorbere i tu ng Schmirgeln mit Papier Grad 120 oder feiner
Medium HN03 {65~ 0,2%) siedend
Verhältnis Probenfläche/Medium 1 cm21 20 ml
Frequenz der Erneuerung 5 X 48 Std
al kontinuierlich
des Mediums b \ diskontinuierlich c aar nicht
Äquivalenter elektro ehe m isc her 800 -1300 mV
Pole ntialbereich
Prüfdauer 5 X 48 Std ~ 240 Std. {Standard I 15x 48 Std = 720 Std {Empfehlung I
Beurteilung Gravimetrie, Metallographie, Chem.Analyse
Bild 13: Prüfbedingungen des Huey-Tests /91,101-104/
- 34 -
2.6.2 Elektrochemische Prüfverfahren
Elektrochemische Prüfverfahren werten den Verlauf der Strom
dichte-Potential-Kurve, die zur Passivierung bzw. Reaktivie
rung notwendige Ladungsmenge und/oder das metallographische
Schliffbild aus. Je nach Anforderung ist eine Kombination
dieser Meßgrößen möglich. Zwei wichtige und oft zitiert~
qualitative Kurzzeitversuche sind hervorzuheben:
Oxalsäure-Ätztest /96,97/
Prüflösung
Prüfpotential:
Prozedur
Probenform
Bewertung
10 %-ige Oxalsäure
> 1300 mVH
1.5 min lang ätzen mit 1.5 A/cm 2
2.5 x 2.5 cm2
lichtoptische Klassifizierung der Ätzstruktur
EPR-Methode /98-100/
(Elektrochemische potentiodynamische Reaktivierungsmethode)
Prüflösung
Probenform
verfahren
1-2 molare Schwefelsäure
beliebig
Die EPR-Methode beruht auf dem Prinzip der
Reaktivierung des passiven Zustandes. Zuerst
wird die bis zur vollständigen Passivierung
notwendige Ladungsmenge cp, dann die zur Re
aktivierung benötigte Ladungsmenge Ca gemessen.
Der Ausdruck (ca/Cp) x 100% ist ein Maß für die
IK-Anfälligkeit des Werkstoffes. Wenn ca/Cp
groß ist, dann ist der Werkstoff IK-anfällig
und umgekehrt.
Von den standardisierten elektrochemischen Prüfverfahren
scheint der Oxalsäure-Ätztest wegen seiner Potentiallage für
die Auswahl WAA-relevanter Werkstoffe am besten geeignet zu
sein. Das grobe Beurteilungsraster sowie die Gefahr des über
ätzens erweisen ihn aber nur als bedingt einsetzbar.
- 35 -
3 AUFGABENSTELLUNG UND VERSUCHSPLAN
Die Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist es, durch Anwendung
elektrochemischer Meßmethoden die transpassive interkristal
line Korrosion verschiedener austenitischer CrNi-Stähle in
Abhängigkeit von ihrer chemischen Zusammensetzung in Säure zu
prüfen. Insbesondere soll das Korrosionsverhalten von CrNi
Stählen des Typs Werkstoff Nr. 1.4306 und 1.4361 in siedender,
65 %-iger Salpetersäure sowie der Einfluß oxidierender Korro
sionsprodukte und deren Auswirkungen auf den transpassiven
Kornzerfall untersucht und die gewonnen Erkenntnisse für den
praktischen Einsatz in der Qualitätssicherung bewertet werden.
Aufgabeneinteilung:
a) Werkstoffauswahl und -charakterisierung
b) Klassifizierung der Werkstoffe in Schwefelsäure
c) Ermittlung der Korrosionsgrenzdaten in Salpetersäure unter
schiedlicher Konzentration und Temperatur; Einfluß oxidie
render Metallionen
d) Elektrochemische Erfassung des Huey-Tests
e) Simulation der elektrochemisch relevanten Korrosionsdaten
des Huey-Tests mit elektrochemische Untersuchungsmethoden
im Labormaßstab
f) Bewertung der Ergebnisse im Hinblick auf den Einsatz in der
täglichen Prüfpraxis.
Bewertung der elektrochemischen Meßmethoden zur Bestimmung
der IK-Anfälligkeit.
Empfehlungen für die Prüfpraxis.
Der Versuchsplan und die experimentelle Vorgehensweise sind im
Organigramm (Bild 14) dargestellt.
- 36 -
I" A,lllfgabe: Er•tellung einer elektrochemischen PrÜfroutine zur Ermittlung j-" der IK- Anfälligkelt auetenlllecher CrNI- Stähle ln Salpeteraiiure
! (;;.:1 Werketoffe Nr. : 1.4306 n, 1.4306 1, 1.4306 1 ESU, 1A361 J_:_ .:+~
~ Elektrochemische Klassifizierung der Werkstoffe in 2n Schwefelsäure
Molhode : a) potentlodynamlach& Meuung
Parameter : a) Glühbehandlung b) EleklrolyHemperatur
Bestlmmumg des Korrosionsver- E Iek trochemische Erfassung des haltans in Salpetersäure Huey- Test
Methode : a) potentlodynaml8ch& Mouung Methode : a)Meaoung du Freien Korroelona-
potentiale b) Meuung du Freien Korrosions- b) Redoxpolentlalmeuung potentiale e) Rcdoxpotantlalmauung Paramotor: standardleiert
Parameter : a) Glühbehandlung b) Elektrolyttemperatur c) Sllurokonzentrallon d) er VI Go hall
~ ... ~.··
J ·d 1 . . Ergebnisauswertung:JJ
~ Polarisationsversuche in Salpetersäure bel korrosionsrelevanten Potentialen
Molhode : a) potentloetatleche Polarleatlone-meuoung
Parameter : a) Prüfpotenllal b) Säurokonzentrallon c) Glühbehandlung d) Elektrolyttemperatur
·.:.. ... c ... ~
~-:,;.
2. Ergebnisauswertung und
Korrelation mit den Ergebnissen des Huey- Tests
....
Erstellung einer elektrochemischEm Gesamtbewertung der elektroche-Prüfprozedur zur Feststellung der mIschen Messmethoden zur Be-IK- Anfälligkelt in konzentrierter stimmung der IK- Anfälligkeit eines Salpetersäure CrNI- Stahls in konz. Salpetersäure
I Dokumentation _j I . . . -~-~sbll:~
-~· I
Bild 14: Versuchsplan (Organigrarnm)
- 37 -
4 VERSUCHSDURCHFÜHRUNG
4.1 Versuchsaufbau
4 .1.1 Elektrochemische Meßzellen
Zur Durchführung der Untersuchungen wurden zwei konstruktiv
unterschiedliche elektrochemische Meßzellen verwendet, um
Messungen sowohl in heißer Schwefelsäure als auch in sieden
der, 65 %-iger Salpetersäure machen zu können.
Meßzelle 1 (Bild 15) wurde für Messungen in Schwefelsäure bis
maximal 100 °C Elektrolyttemperatur eingesetzt.
Pt-Gegenelektrode Arbeitselektrode !Radialnetz) !Werkstoffprobe)
Spülgas-Einlan ~
0 0 . 0
0
Absperrhahn
Vorratsgefän
Bild 15: Elektrochemische Meßzelle 1
Bezugselektrode
Die Werkstoffprobe war mit Cu-Draht elektrisch kontaktiert
(Quetschverbindung) und mit einem Zweikomponenten-Epoxidharz
am Glasrohr fixiert. Der Zuleitungsdraht war dadurch voll-
- 38 -
ständig vorn Medium isoliert. Die Probenabmessungen betrugen
15 rnrn x 20 rnrn, die exponierte Fläche 5-6 crn 2• Meßfehler durch
überlagerte Spaltkorrosion konnten aufgrund der guten Kleber
eigenschaften minimiert werden.
Als Gegenelektrode wurde ein ringförmiges Platinnetz (radial
symmetrische Strornlinienverteilung) verwendet. Der Potential
abgriff erfolgte über eine Haber-Luggin-Kapillare und wurde
mit einem Elektrolytschlüssel in das therrnostatisierte Bezugs
elektrolytgefäß (T=25 °C) geleitet. Als Bezugselektrode wurde
eine Quecksilber/Quecksilbersulfat-Elektrode (EBE= + 648 rnVH)
eingesetzt. Die Meßzelle ist doppelwandig ausgelegt und kann
wahlweise mit einem Wasser- oder ölthermostaten beheizt wer
den. Anschlüsse für Gasspülung, Messung der Temperatur und des
pH-Wertes sowie weitere Monitorzugänge sind vorhanden.
Meßzelle 2 (Bild 16a) wurde zur Messung des elektrochemischen
Werkstoffverhaltens in heißen, stark oxidierenden Elektrolyten
eingesetzt; hierbei mußte insbesondere die Probenhalterung,
die folgenden Anforderungen erfüllen:
- Beheizbarkeit (Trnax= 130 °C)
- Belüftbarkeit
- gekapselter Probenhalter aus Glas mit säurebestän-
diger Probendichtung; exponierte Fläche ca. 1 crn2
- therrnostatisierbare Bezugselektrode
Das Fassungsvermögen der Meßzelle beträgt 1700 ml Lösung. Die
Spülgaseinrichtung vermeidet die Anreicherung von Korrosions
produkten in Probennähe und bewirkt eine homogene Temperatur
verteilung. Für Versuche bei höherer Temperatur kann optional
ein Heizpilz (Gleichstrom) oder ein Wasser- bzw. Öltherrnastat
eingesetzt werden. Als Gegenelektrode wurde ein 1.5 crn x 2 crn
großes Platinblech mit einem im Glasrohr eingeschmolzenen Zu
leitungsdraht und als Bezugselektrode eine therrnostatisierte
Quecksilber/Quecksilbersulfat-Elektrode (T= 25 °C) verwendet.
Der Messung des Potentials erfolgte mit einer Haber-Luggin
Kapillare, die über einen Elektrolytschlüssel mit der Bezugs
elektrode verbunden war.
RückfluOkühler
Pt-100 Temperaturfühler
Heizpilz (500 Watt)
- 39 -
I Abflun
- Spülgas-AustaO
lhermoshtisierter Elektro! ylschlüssel mit Haber-luggin
Kapillare
r-- -, I I
I I I I I I I I
- J
Bezugselektrode (E11Hg/Hg1SOJ,...• • 648 mVI
lhermoshtisiertes Buugselek trol yt gefäO IK1 SO, (satl-lösungl
vom Thermostaten
zum "'··'',...--- Thermostaten
Teflonhahn
I Spülgas-EintaO
Bild 16a: Elektrochemische Meßzelle 2 für Untersuchungen
in heißer, konzentrierter Salpetersäure
Der Probenhalter (Bild 16b), dessen Anschluß Probe I elektri
sche Zuleitung ohne Verwendung eines Klebers sondern durch
eine Flachdichtung aus KALREZ vom Elektrolyten getrennt
- 40 -
wird, erlaubt durch die Anordnung eines mit Federkraft gehal
tenen Andruckstempels einen schnellen Probenwechsel.
Spaltkorrosion wurde selten beobachtet; die U~sache war meist
eine nicht zentrierte Dichtung. In wenigen Fällen traten bei
Langzeitversuchen Undichtigkeiten auf, die jedoch schnell er
kannt und behoben wurden.
l'"'· '"''""'" NS 45 Cu-Stempel
appe
Bild 16b: Probenhalterung für Meßzelle 2
Die Glasapparaturen standen in jeweils einem Faraday'schen
Käfig. Die elektrischen Verbindungen zu den externen Kontroll
und Meßgeräten wurden mit abgeschirmten Koaxialkabeln herge
stellt.
4 .1. 2 Elektrochemische Außenschaltung
Bild 17 zeigt das Blockschaltbild des elektrochemischen Meß
standes mit Datenerfassungsanlage. Als Meßgeräte standen zur
Verfügung:
Potentiostat 1000 T-B (Jaissle)
Millivoltmeter FET K 10 (Jaissle)
Potentio-Galvano-Scan PGS 81 (Wenking)
xy-Schreiber (Kontron)
xt-Schreiber (Siemens)
Datenerfassungsanlage DATA LOGGER 3054 DL (Hewlett Packard)
- 41 -
t I I I I
Prozessrechner HP 1000 via RS 232C
IEC 625 1
1 6 K Byte Zusatzarbeitsspeicher
ROM- Drawer mit 1/0- ROM
Advanced Programmlng ROM, Plotter- ROM
'lGd_ u
Plotter
Spannung u ---------·---·--------------~--------~~
Spannung u
Strom I
Messzelle
u
1) DIA- Spannungswandler 2) Leistungsschalterkarte
· 3) Relaismultiplexer u
Xt- Schreiber XY- Schreiber
Bild 17: Blockschaltbild des elektochemischen Meßstandes
4 .1. 3 Meßwerterfassungsanlage, Programme
Der Versuchsstand ist so konzipiert, daß die Meßdaten digital
gespeichert und in einer Großrechenanlage weiterverarbeitet
werden können. Das Datenerfassungssystem 3054 DL von HP bietet
neben der digitalen Speicherung analoger Signale auf Band im
- 42 -
on line-Betrieb zusätzlich die autarke Bearbeitung der Meß
werte. Die wesentlichen Vorteile des Systems beim Einsatz für
Korrosionsuntersuchungen sind:
simultane Erfassung von bis zu 20 analogen Signalen
direkte Datenverarbeitung im on line-Betrieb
graphische Auswertung der Versuchsergebnisse
Die Konfiguration des Meßsystems besteht aus einem Kleinrech
ner HP 85 (32 kByte RAM) mit integriertem Monitor, Magnetband
laufwerk und Thermodrucker. Angeschlossen ist ein fernsteuer
bares, mehrkanaliges Digitalvoltmeter, mit dem sowohl analoge
Signale gemessen (input) als auch an externe Steuergeräte aus
gegeben (output) werden können.
Da keine anwendungsspezifische, käufliche Software vorhanden
war, wurden ein für elektrochemische Korrosionsuntersuqhungen
geeignetes Meßwerterfassungs- (P 1) und Graphikprogramm (P 2)
geschrieben. Beide Programme arbeiten im interaktiven Dialog
mit dem Benutzer.
Programmbeschreibung P 1:
Das Programm dient zur Registrierung und Aufbereitung von Meß
größe (z.B. Potential, Strom, Temperatur etc.)-Zeit-Verläufen.
Nach Eingabe der versuchsspezifischen Daten, der Meßpunktan
zahl N und des Zeitintervalls T für die Kanalabfrage werden
die aktivierten Kanäle n-mal im Zeitintervall von T Sekunden
ausgelesen und die Meßwerte bearbeitet (automatische Umrech
nung auf die Normalwasserstoffelektrode und log i) . Die Daten
werden blockweise auf Band gespeichert. Die kontinuierliche
Überwachung des Meßvorgangs auf dem Monitor ist möglich. Am
Versuchsende können die Meßdaten optional auf dem Drucker
dokumentiert werden. Die Zahl der angeschlossenen Meßzellen
kann bis zu fünf betragen.
- 43 -
Programmbeschreibung P 2:
Das Programm übernimmt die graphische Aufbereitung der abge
speicherten Meßdaten. Nach Eingabe des Filenamens werden die
Daten vom Magnetband in den Rechner geladen. Das Programm ent
scheidet automatisch zwischen x -(logt)- und (log x)-(log y)
- Darstellung. Es kann zwischen automatischer und manueller
Skalierung und Achsenbeschriftung gewählt werden. Die Darstel
lung datenspezifischer Bereiche sowie Ausschnittvergrößerung
ist möglich, ebenso die Oberlagerung mehrerer Kurven für Ver
gleichszwecke. Die graphische Darstellung kann auf einem
Streifenplotter ausgegeben werden.
4.2 Geprüfte Werkstoffe
4.2.1 Tabellarische Obersicht
Die Auswahl der zu prüfenden Werkstoffe erfolgte primär in
Anlehnung an die im Kernforschungszentrum Karlsruhe (IMF II)
durchgeführten Werkstoffuntersuchungen /101-104/.
Es wurden drei verschiedene Erschmelzungsqualitäten des Werk
stoffs DIN w.-Nr. 1.4306 (X2 CrNi 18 9) untersucht (n=Normal
qualität, s=Sonder-/Salpetersäurequalität, s ESU=wie s, jedoch
sekundärmetallurgisch durch das Elektroschlacke-Umschmelzver
fahren hergestellt). Die wesentlichen Unterschiede betreffen
die Begleitelementgehalte Kohlenstoff, Silizium, Phosphor und
Molybdän.
Der Werkstoff DIN W.-Nr. 1.4361 (X2 CrNiSi 18 15) wurde ver
gleichsweise und stichprobenartig mituntersucht, um den Ein
fluß des Legierungselementes Si auf das Korrosionsverhalten
tendenziell zu beschreiben.
Die untersuchten austenitischen CrNi-Stähle sind kommerziell
verfügbare Werkstoffe und wurden als Blechmaterial im betrieb
lich lösungsgeglühten Zustand bezogen.
- 44 -
Einige technische Daten der Werkstoffe sind in Bild 18 aufge
führt. Die festgestellte chemische Zusammensetzung (Bild 19)
erfüllt die nach DIN 17 440 (W.-Nr. 1.4306) bzw. die nach
Stahl-Eisen-Liste (1981) (W.-Nr. 1.4361) spezifizierten An
forderungen.
Werkstoff Nr. Hersteller Charge-Nr. Blechdicke Korngröße
(mm) (um)
1.4306n Thyssen 681870 5 38
1.4306s Krupp 296313 5 58
1.4306s ESU Krupp 010457 10 ( 2) 63
1. 4361 VEW B57377 5 47
Bild 18: Technische Daten der geprüften Werkstoffe
Werkstoff Chem. Analyse ( Gew.%) ( Si Mn p s Cr
1.4306 n 0.024 0.60 1.44 0.025 0.003 18.00
1.4306 s 0.015 0.02 1.7 0.022 0.007 19.11
1.4306 s 0.007 0.02 1.59 0.022 0.005 19.13 (fSUl
1.4361 0.007 4.10 - 0.020 0.001 17.3
Entwicklungstendenz: -- Absenkung: C, Si, P, S, Mo
-- Anhebung : Cr, Ni
Mo Ni
0.17 10.23
0.02 12.5
- 12.40
0. 15 15.5
- spez. Legierungszusatz: Si (3-4 %)
Bild 19: Chemische Zusammensetzung der geprüften Werkstoffe
4.2.2 Probenherstellung
Die Proben wurden aus 2 mm, 5 mm und 10 mm dickem Blech ge
fräst. Danach wurden sie mit Schleifpapier (Körnung 1000)
überschliffen und im Ultraschallbad mit Äthanol gereinigt. In
den Meßzellen kamen zwei unterschiedliche Probenformen zur An
wendung, deren Form und Abmessungen Bild 20 zeigt.
4.2.3
ca 180
20
- 45 -
versilberter Cu-Draht
Glasrohr
Epoxidharz
Probe
~ ---Goi=! Probenform: Meßzelle 1
c4121 Probenform: Meßzelle 2
Bild 20: Probenformen und -abmessungen
Glühbehandlung
Die Werkstoffe wurden in vier verschiedenen Glühzuständen (GZ}
eingesetzt.
GZ 1: betrieblich lösungsgeglüht (=wie angeliefert}
GZ 2: 1050 oe I 3 min I H20
GZ 3: 700 oe I 30 min I H20
GZ 4: 700 oe I 3 h I H20
Die Auswahl der vier Glühbehandlungen erfolgte anhand der
bereits zitierten IR-Untersuchungen 1101-1041 und Prüfnormen
111,12,931. Dadurch wurde sichergestellt, daß die Werkstoffe
im lösungsgeglühten bzw. sensibilisierten Zustand vorlagen.
- 46 -
4.3 Elektrochemische Untersuchungsmethoden
Elektrochemische Korrosionsvorgänge setzen sich aus mindestens
einer anodischen und einer kathodischen Teilreaktion zusammen.
Beide Reaktionen sind über den Elektronenstrom des metalli
schen Werkstoffs und den Ionenstrom im Elektrolyten miteinan
der gekoppelt.
Zur Untersuchung elektrochemischer Korrosionsvorgänge werden
üblicherweise Potential- und Strommessungen eingesetzt /105/.
Für die Durchführung der Untersuchungen wurden folgende Meß
verfahren angewandt:
4.4
a) Messung des Freien Korrosionspotentials
b) Messung des Redoxpotentials
c) Potentiodynamische Aufnahme der
Summenstromdichte-Potential-Kurve
d) Potentiostatische Halteversuche
Metallkundliehe Untersuchungsverfahren,
Nachuntersuchungen
Für die Auswertung und Beurteilung des bei der elektrochemi
schen Beanspruchung erfolgten Korrosionsangriffs wurden die
Werkstoffproben metallegraphisch untersucht.
Neben der lichtmikroskopischen Untersuchung der Oberfläche und
Querschliffen nach korrosiver Beanspruchung, wurden auch
Untersuchungen am Rasterelektronenmikroskop durchgeführt. Auf
grund der hohen Tiefenschärfe war es möglich, Detailinforma
tionen über die Oberflächenmorphologie der korrodierten Proben
zu erhalten.
Zusätzlich wurde nach Versuchsende an ausgewählten Proben die
Oberflächenrauhigkeit gemessen. Auch wurde die Zusammensetzung
des Korrosionsmediums nach Durchführung der potentiostatischen
Polarisationsversuche in Schwefelsäure mit Hilfe der Röntgen
fluoreszensanalyse bestimmt.
- 47 -
5 Versuchsergebnisse
5.1 Potentiodynamische Messungen
5.1.1 Messungen in 2n Schwefelsäure
Um eine grundlegende Obersicht über das elektrochemische Kor
rosionsverhalten der zu untersuchenden Werkstoffe zu erhalten,
wurden in 2n Schwefelsäure Stromdichte-Potential-Kurven auf
genommen.
Es wurde zunächst geklärt, ob sich der anodische Teilstrom
(bzw. Teilstromdichte) in Abhängigkeit vom Glühzustand des
Werkstoffs signifikant ändert. Aufgrund der theoretischen
Überlegungen zu den auf der Chromverarmungstheorie basierenden
Mechanismen der IK sollte im Potentialbereich passive Matrix/
aktive Korngrenze eine positive Stromänderung erfolgen. Aus
der Sicht technischer Qualitätsprüfung wurde geprüft, ob diese
Stromänderung systemspezifisch reproduzierbar und meßtech
nisch -bezogen auf die drei Werkstoffe des Typs 1.4306- aus
reichend werkstoffdifferenzierend erfaßt werden kann.
Dazu wurden die Werkstoffproben in die bereits auf Versuchs
temperatur erwärmte Schwefelsäure getaucht und vor Versuchs
beginn einige Minuten potentiostatisch auf ca. - 220 mVH vor
polarisiert; der kathodische Strom lag bei 10-30 uA/Proben
fläche. Die Schwefelsäure wurde mit Stickstoff gespült. Der
Potentialvorschub betrug bei allen Messungen 15 mV/min. Die
gemessenen Stromdichte-Potential-Kurven für die Glühzustände
GZ 1/2 sowie GZ 3/4 (Bild 21-24) wurden wegen des jeweils nur
wenig unterschiedlichen Verlaufs in einem Bild zusammengefaßt.
5.1.1.1 Werkstoff Nr. 1.4306n
Die Bilder 21a und 21b zeigen den Verlauf der Stromdichte
Potential-Kurven des Werkstoffs Nr. 1.4306n in Abhängigkeit
vom Glühzustand bei verschiedenen Säuretemperaturen.
- 48 -
0 - - - - -- t--- - --- -- --- t---- - 0 0 ---- 0
0 f-- --- -- -- --- -- - -- ----1---- ---
~ 8 ~ 6 <(
.5 4 0
0 t t\- --- --1-- - -- --~ 1 0
,, .c: B 10 . =tit E ~
V; 6 -··-_ .• -;-
4 -,I V ~-= f=: 1.430 6 n
--
Glühzustand: 112 r--r---
---- 2 n H2S04 I Nr gespült 1-
0 1_1 1.4306 n
8 _l
Glühzustand: 314 6
~-r 2n H2S04 1 N2 ·gespült
4 -- h
1 '- \ --- --- - 1--\
1 08 0.6
0.4
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0.1 0.08 0.06
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0.01 0008 0.006
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0.001 0.0008 0.0006
0 0004
0.0002
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0.1 0.08 0.06
0.0 4
0.02
0.01 0.008 0.006
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0.001 0.0008 00006
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-- ---- t-- -- ----i 1--- I L I
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t--- . _ __ hlS~ r::--- -- -----
t---- - r-- -r-- - +----__ _____J_ __ t---t---t-- +---- --
t-- -+---t- - j---- +---
---+--I
-400 -100 100 400 600 800 1000 1100 1400
Potential E I mVHJ -400 -100 100 400 600 800 1000 1100 1400
PotentialE I mVHJ
Bild 21: Stomdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr.
1.4306n in 2n H2S04 (21a=GZ 1/2, 21b=GZ 3/4)
Das Ruhepotential ER (is=O) liegt temperaturunabhängig für den
Anlieferungszustand (GZ 1) und den lösungsgeglühten Zustand
{GZ 2) bei -200 mVH (~ 10 mV). Nach dem Sensibilisierungs
glühen (GZ 3 und 4) verschiebt sich das Ruhepotential ER in
anodische Richtung auf -150 mVH. Auffallend ist das Auftreten
eines vom Glühzustand unabhängigen, zweiten Stromdichte-Peaks
mit steigender Säuretemperatur im Aktivbereich. Erwartungsge
mäß nimmt mit steigender Säuretemperatur die Stromdichte über
den gesamten Potentialbereich zu; resultierend aus der Ver
schiebung des Übergangs aktiv-passiv bzw. passiv-transpassiv,
nimmt der Bereich der potentialunabhängigen Passivstromdichte
mit steigender Säuretemperatur ab.
0 0
0
- 49 -
5.1.1.2 Werkstoff Nr. 1.4306s
Die Bilder 22a und 22b geben den Verlauf der Stromdichte
Potential-Kurven des Werkstoffs Nr. 1.4306s in Abhängigkeit
vom Glühzustand bei unterschiedlichen Säuretemperaturen
wieder.
~&0 ~60
!. 4
0 t-----ry·'\ \ 1.4306 s Glühzustand: 1,2
-!!20
~10 I \ 1.4306 s +---H-----'.+--+--+----1 Glühzustand: 3,4 ~
I 0.8 0.6
04
0.2
0.1 0.08 006
0.04
002
0.01 0.008 0.006
0.004
0.002
0.001 0.0008 0.0006
0.0004
00002
--
---
-
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i i !/' i ' \ Ii II I \
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2n H2S04 ,Nfgespült
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II/ 0.1 I I . 0.0 8 0.06
0.0 4
0.0 2
0.0 I
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-1----11---l-1 \-\-\,___l-\-----l- T = 97 °( 0.00 8 0.006
0.00 4
0.00 2
0.00 1
1..-....:: -· I T=2S 0( -~
0.000 8 0.000 6
0.000 4 I
I 0.0002
-400 -200 200 400 600 aoo 1000 noo 1400
Potential E I mVH I -400 -200 200 400 600 800 1000 1200 1400
Bild 22: Stomdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr.
1.4306s in 2n H2S04 (22a=GZ 1/2, 22b=GZ 3/4)
PotentialE I mVHI
Das Ruhepotential ER (is=O) liegt unabhängig vom Glühzustand
und der Säuretemperatur bei -200 mVH (~ 10 mV). Im Vergleich
zum Werkstoff Nr. 1.4306n ist mit steigender Säuretemperatur
ein nur noch im Ansatz auftretender Stromdichte-Peak kurz vor
dem Passivbereich zu erkennen.
- 50 -
Der Einfluß der Säuretemperatur auf die Höhe der Stromdichte,
die Breite des Passivbereiches und die Potentialbereichsüber
gänge ist als analog zu dem auf den Werkstoff Nr. 1.4306n an
zusehen.
5.1.1.3 Werkstoff Nr. 1.4306s ESU
Der Verlauf der Stromdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs
Nr. 1.4306s ESU in Abhängigkeit vom Glühzustand bei verschie
denen Säuretemperaturen ist in den Bildern 23a und 23b wieder
gegeben.
1---f --t- --,-------f---1: 80
' 60 <( .§ 4 0 r----+---+
1---'~- i i
I
+ ! I
! 't
I I
i I
e 80
' 60 ~ 40
1 0.8
0.6
0.4
0.1
0.1 0.08 0.06
0.04
0.01
0.01 0 008 0.006
0.004
0.001
0.001 0.0008
00006
0.0004
0.0001
1\ 1--;
\ ~ \ I\ I
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Potential E I mVHI
Bild 23: Stomdichte-Potential Kurven des Werkstoffs Nr.
1.4306s ESU in 2n H2S04 (23a=GZ 1/2, 23b=GZ 3/4)
- 51 -
Das Ruhepotential ER (is=O) liegt für die Glühzustände GZ 1/2
bei -185 mVH (~ 10 mV) und für die Glühzustände GZ 3/4 bei
-210 mVH (~ 10 mV) .
Im Vergleich mit den Werkstoffen Nr. 1.4306n und 1.4306s be
sitzt der Werkstoff Nr. 1.4306s ESU einen relativ schmalen
Aktivbereich. Der Aktivbereich zeigt mit steigender Säuretem
peratur nur noch andeutungsweise den zweiten Stromdichte-Peak.
Die Temperaturabhängigkeit der Stromdichte-Potentialkurve ist
qualitativ die gleiche wie die der Werkstoffe Nr. 1.4306n und
1.4306s.
5.1.1.4 Werkstoff Nr. 1.4361
Bild 24a und 24b zeigen die Stromdichte-Potentialkurven des
Werkstoffs Nr. 1.4361 in Abhängigkeit vom Glühzustand und der
Säuretemperatur.
Mit steigender Säuretemperatur verschiebt sich das Ruhepoten
tial ER unabhängig vom Glühzustand von -130 mVH (25 °e) auf
-180 mVH (55 oe bzw. 97 °e). Im Vergleich mit den Werkstoff
varianten des 1.4306 fällt die niedrige kritische passivieren
de Stromdichte sowie kleine Passivstromdichte bei 25 oe auf.
Dieses Verhalten verschlechtert sich mit steigender Säuretem
peratur. Den an den Werkstoffen Nr. 1.4306 im Aktivbereich
beobachteten zweiten Stromdichte-Peak zeigt auch der Werkstoff
Nr. 1.4361. Ein dritter Stromdichte-Peak ist erkennbar (vor
allem bei höherer Temperatur).
Der Temperatureinfluß des Korrosionsmediums auf die Strom
dichte-Potential-Kurven ist qualitativ der gleiche, wie bei
den anderen Werkstoffen beobachtet.
- 52 -
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Bild 24: Sterndichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr.
1.4361 in 2n H2S04 (24a=GZ 1/2, 24b=GZ 3/4)
5.1.1.5 Bewertung des Stromdichte-Verhaltens in IK
relevanten Potentialbereichen in Abhängigkeit
vom Glühzustand
Keine der durchgeführten Glühungen beeinflußt signifikant und
in einfach erkennbarer Weise den Verlauf der Stromdichte
Potential-Kurven. Für eine aussagefähige Bewertung wurden die
Stromdichtewerte entsprechend den drei IK-relevanten Prüf
potentialhereichen (Strauß-, Streicher- und Huey-Test) in
Abhängigkeit vom Glühzustand gegeneinander aufgetragen.
Mit Ausnahme des Prüfpotentials von +350 mVH (Bild 25a), er
gibt sich weder bei +900 mVH (Bild 25b) noch bei +1100 mVH
(Bild 25c) ein werkstoffdifferenzierender Meßeffekt.
- 53 -
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Bild 25a-b: Gegenüberstellung der anodischen Teilstromdichten
in Abhängigkeit vom Glühzustand bei verschiedenen
IK-relevanten Prüfpotentialen.
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Bild 25c: Anodische Teilstromdichten in Abhängigkeit vorn
Glühzustand.
Bild 25a zeigt für +350 rnVH eine mit zunehmender Qualität der
Werkstoffe des Typs Nr. 1.4306 fortschreitende Abnahme der
Strorndichtewerte. Dies gilt für alle Säureternperaturen. Gemäß
den Überlegungen zum Mechanismus der durch Chromkarbidaus
scheidungen begünstigten IK und den Auswirkungen auf die
Stromdichte-Potential-Kurve des Werkstoffs, ist damit eine
Abnahme der IR-Anfälligkeit feststellbar.
Der Werkstoff Nr. 1.4361 nimmt im Vergleich zu den Proben des
Werkstofftyps 1.4306 bei den betrachteten Potentialen und fast
allen Säuretemperaturen die kleinsten Stromdichtewerte an.
5 .1. 2 Messungen in 2n-14.4n Salpetersäure
Zur Einordnung der Lage des Freien Korrosionspotentials in die
Stromdichte-Potential-Kurve wurden in 2n, (4n}, 8n, (11n} und
14.4n Salpetersäure potentiodynarnische Messungen durchgeführt.
Die Abstufung der Salpetersäurekonzentration ist repräsentativ
für die verfahrenstechnisch typischen Konzentrationsänderungen
im PUREX-Prozesses. Die Konzentration beträgt zu Beginn des
- 55 -
Auflösevorgangs 8 mol/1, nach der chemischen Umsetzung mit dem
Kernbrennstoff nur noch 2 mol/1. Als prozeßtechnisch maximal
mögliche Konzentration wurde 14.4 mol/1 verwendet, da dies die
Konzentration der azeotropen Säure ist. Die in Klammern ge
setzten Konzentrationen wurden nur bedingt zur Auswertung her
angezogen, da sie mehr ergänzenden als notwendigen Charakter
besitzen.
Die Messungen wurden an den drei Varianten des Werkstofftyps
1.4306 durchgeführt; der Werkstoff Nr. 1.4361 wurde aus
schließlich in 14.4n Salpetersäure geprüft.
Nach Einbau der vorbereiteten und im Probenhalter fixierten
Proben wurde die vorher auf Versuchstemperatur erwärmte Säure
in die Meßzelle eingefüllt und der Spülgaszutritt geöffnet.
Zur besseren Reproduzierbarkeit wurden die Proben vor Ver
suchsbeginn einige Minuten auf einen kathodischen Strom von
10-30 uA/Probenfläche polarisiert. Der Potentialvorschub be
trug für alle Versuche 15 mV/min. Für die graphische Auswer
tung wurden aus den weiter oben erwähnten Gründen nur die
Messungen in 2n, Sn, und 14.4n Salpetersäure herangezogen; die
Glühzustände GZ 1/2 sowie GZ 3/4 konnten aufgrund nur wenig
differenzierbarer Ergebnisse in jeweils ein Diagramm zusammen
gefaßt werden.
5.1.2.1 Werkstofftyp 1.4306 und Werkstoff Nr. 1.4361
Form und Verlauf der in Salpetersäure gemessenen Stromdichte
Potential-Kurven (Bild 26-35) weichen von der üblichen, leicht
erkennbaren Einteilung in Aktiv-, Passiv- und Transpassivbe
reich ab. Der Grund wurde bereits in Kapitel 2.4 diskutiert.
Betrachtet man den Einfluß der Säurekonzentration auf die
Werkstoffe, so erkennt man eine mit steigender Konzentration
(T=const.) zunehmende Verschiebung des Ruhepotentials (Freien
Korrosionspotentials) zu positiveren Werten sowie die (nur
scheinbare) Einengung des Passivbereichs.
- 56 -
Dieses Verhalten ist unabhängig von der Werkstoffvariante und
dem Glühzustand. Die Stromdichte-Potential-Kurven in 2n Salpe
tersäure zeigen ansatzweise für die Temperaturen 25 oe und
55 oe den Obergang zwischen chromähnlicher Transpassivität und
eisen- bzw. nickelähnlicher anodischer Sauerstoffentwicklung
(Bild 26).
Die Auswertung der Passivstromdichte wurde nicht vorgenommen,
da mit steigender Säurekonzentration und -temperatur die Brei
te des Passivbereichs schnell abnimmt und der Obergang vom
Passiv- in den Transpassivbereich sehr steil erfolgt.
Eine Veränderung des Ruhepotentials (is=O) in Abhängigkeit vom
Glühzustand wurde nicht beobachtet.
Werkstoffe Nr. 1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU
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1.4306n in 2n HN03; a=GZ 1/2, b=GZ 3/4
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Bild 30b
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1100 1400 1600
Stromdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr. 1.4306s in 2n
(Bild 29a/b) und Bn (Bild 30a/b) HNOJ; a=GZ 1/2, b=GZ 3/4
- 59 -
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Bild 32b
Stromdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr. 1.4306s in 14.4n
(Bild 31a/b) und Nr. 1.4306s ESU in 2n (Bild 32a/b) HN03;
a= GZ 1/2, b=GZ 3/4
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Potential f I mVHI
Stromdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr. 1.4306s ESU in Bn
(Bild 33a/b) und 14.4n (Bild 34a/b) HN03; a=GZ 1/2, b=GZ 3/4
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- 61 -
Werkstoff Nr. 1.4361
Der am Werkstoff Nr. 1.4361 gemessene temperaturabhängige
Stromdichte-Potential-Kurvenverlauf (Bild 35) ist dem der
Werkstoffe des Typs Nr. 1.4306 in 14.4n Salpetersäure quali
tativ ähnlich. Auffallend ist jedoch der im Unterschied zu den
Werkstoffen Nr. 1.4306 zu positiveren Potentialwerten verscho
bene Obergang passiv-transpassiv und der weniger steil anstei
gende Stromanstieg im Transpassivbereich.
Eine direkte Beeinflußung des Ruhepotentials (is=O) durch eine
sensibilisierende Glühbehandlung wurde nicht beobachtet.
1.4361 - Glühzustand 2 -1------ 14.4n HN03,Ar-gespült
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Potential E lmVHJ Potential E {mVHJ
Bild 35: Stromdichte-Potential-Kurven des Werkstoffs Nr.
1.4361 in 14.4n HN03; a=GZ 2, b=GZ 3
5.1.2.2
- 62 -
Bewertung des transpassiven Stromdichte-Verhaltens
in Abhängigkeit vom Glühzustand
Ähnlich der Beurteilung der Stromdichte-Potential-Kurven in
Schwefelsäure wurde unter Berücksichtigung des Prüfpotential
bereichs des Huey-Tests die Höhe der Stromdichte im Trans
passivbereich relativ zum Glühzustand ausgewertet.
Trägt man gegeneinander die Stromdichtewerte der Potentiale
E1= +1200 mVH und E2= +1250 mVH aller untersuchten Werkstoffe
in Abhängigkeit vom Glühzustand auf, so ergibt sich mit zu
nehmender Säurekonzentration und -temperatur eine sowohl von
der Glühbehandlung als auch von der Werkstoffzusammensetzung
abhängige Qualitätsabstufung in der Reihenfolge Werkstoff Nr.
1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU.
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0,001
E = + 1200 mVH
2n HN03
c::::J GZ 1, 2 c::J GZ 3,4
f----100 °( ~
r-
r-
r-
Bild 36: Stromdichte i in Abhängigkeit von
Glühzustand und Säuretemperatur
N
E u
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E
Ql ..... .J::
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0,1
0,01
0,001
- 63 -
Bild 36 gibt die Stromdichtewerte in 2n HN03 wieder. Es wurde
nur das Prüfpotential E1 ausgewertet, da bei E2 wegen der sehr
hohen Stromdichten eine Verwischung der feinen Qualitätsunter
schiede erfolgt und dieser Potentialwert als Freies Korro
sionspotential keine praxisrelevante Bedeutung hat.
Weder bei 25 °C noch bei 55 °C läßt sich ein signifikanter
Einfluß der sensibilisierenden Glühbehandlung erkennen. Erst
ab 100 °C ist eine klare Stufung sichtbar.
Das Verhalten der Stromdichte bei transpassiver Werkstoffbe
lastung in Sn HN03 zeigt Bild 37 a/b.
E = + 1200 mVH
8 n HN03
c=:J GZ 1,2 c::::J GZ 3,4 1-----112 °(-
E u -<( E
Q) ..... :§ 10 "0
!5 '..... V)
E = + 1250 m~ Sn HN03
[=:::JGZ 1,2 c:=JGZ 3,4
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'--25°(~ 1--55°(-
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Bild 37a Bild 37b
Stromdichte i in Abhängigkeit von Glühzustand
und Säuretemperatur
1--112 °(-
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QJ +..c; u 'ö E 0 '.....
Vl
0.1
0.01
0.001
- 64 -
Ähnlich dem Verhalten in 2n HN03 nimmt die Unterscheidbarkeit
der tranpassiven IK-Anfälligkeit der Stähle sowohl mit stei
gender Säuretemperatur als auch mit dem Prüfpotential zu. So
ist z.B. bei 25 oc keine sinnvolle Qualifizierung möglich, was
sich bei 55 oc nur geringfügig ändert, wohingegen bei 120 oc eine deutliche Abstufung erkennbar ist.
Qualitativ die gleiche Aussage liefern die Ergebnisse in 14.4n
HN03. Während bei niedrigen Säuretemperaturen kaum eine für
die praktische Anwendung nutzbare Bewertung des transpassiven
IK-Verhaltens erfolgen kann, ist dies bei 120 oc sowohl in
Abhängigkeit vom Glühzustand des Werkstoffs als auch von der
Erschmelzungsqualität möglich (Bild 38 und 39).
N
E ~ 10 <(
E
E = + 1200 mVH 14.4 n HN03
CJ GZ 1,2 c:::J GZ 3,4
QJ
+..c; u
E = + 1250 m~ 14.4n HN03 c=:::J GZ 1,2 c=JGZ3,4
1--120°(~
,.-----120 °(-
Bild 38
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0.1
0.01
0.001
r------- 25 oc- I-- 55 °(-
r-
Bild 39
Stromdichte i in Abhängigkeit von Glühzustand
und Säuretemperatur
r-
- 65 -
Kennzeichnend ist die bei konstantem Prüfpotential für die
Glühzustände 3/4 in fast allen Säurekonzentrationen erhöhte
Stromdichte sowie die mit zunehmender Säurekonzentration ab
nehmenden Stromdichtewerte.
Prinzipiell das gleiche von Temperatur und Glühzustand ab
hängige Werkstoffverhalten zeigt der Werkstoff Nr. 1.4361 in
14.4n Salpetersäure (Bild 40). Interessant sind die im Ver
gleich zu den anderen geprüften CrNi-Stählen unter gleichen
Versuchsbedingungen minimalen Stromdichtewerte sowie die ge
ringe Beeinflußung der Stromdichte im sensibilisierten Glüh
zustand.
N
E u 1.4361 -.. <( 14.4n HN03 E
c:JGZ 2 QJ c:J GZ 3 ...... .c u
0.1 - +1200 mVH- i-+1250mVH-'0 E 0 r-'-...... ,-
l/1
0.01 .-r-
r-r-
t-0.001
25 55 120 25 55 120 Säuretemperatur T [0
()
Bild 40: Stromdichte i in Abhängigkeit von
Glühzustand und Säuretemperatur
- 66 -
5.2 Messung des Freien Korrosionspotentials in der
1-3. Kochperiode des Huey-Tests
Eine wichtige Information für die Beurteilung des Korrosions
verhaltens der Werkstoffe im Huey-Test ist der Potential-Zeit
Verlauf während der einzelnen Kochperioden. Aus Zeitgründen
erfolgte die Potentialregistrierung allerdings nur in den er
sten drei Kochperioden, die sich als eine aussagefähige Ver
suchszeit herausstellten. Die Prüftemperatur betrug nur etwa
120 oc, um ein Sieden der Lösung zu vermeiden. Damit wurde
sichergestellt, daß Störungen durch Eindringen von Gasblasen
in die Haber-Luggin Kapillare, die sich unmittelbar vor der
Werkstoffoberfläche befand, vermieden wurden.
Entsprechend der Prüfprozedur des Huey-Tests wurde die Probe
nach jeweils 48 Stunden der Säure entnommen und mit destil
liertem Wasser gereinigt.
Gewichtsverlustmessungen wurden aufgrund der zu geringen
Gewichtsänderungen nicht durchgeführt.
5.2.1 Werkstofftyp 1.4306
Die Bilder 41 bis 43 geben den Verlauf des Freien Korrosions
potentials in Abhängigkeit vom Glühzustand wieder.
Bei allen drei Werkstoffvarianten ist ein Potentialanstieg mit
zunehmender Versuchszeit und Kochperiodenzahl zu beobachten.
Sieht man sich die Potentialverläufe des lösungs- und betrieb
lich lösungsgeglühten Zustandes an, so zeigt der Werkstoff Nr.
1.4306s ESU (Bild 43a) in der 3. Kochperiode die geringsten
Potentialschwankungen. Die Maximalwerte liegen um +1210 mVH;
die des Werkstoffs Nr. 1.4306n betragen ungefähr +1260 mVH·
Wurden c.ie Werkstoffe einer sensibilisierenden Glühbehandlung
unterworfen, werden bereits in der 2. Kochperiode Potential
werte von mehr als 1200 mVH erreicht (Bild 41b, 42b und 43b).
Im Vergleich der Werkstoffe Nr. 1.4306n und 1.4306s ESU zeigt
- 67 -
sich jedoch, daß letzterer im zeitlichen Mittel niedrigere
Potentialwerte ( +1220 mVH) annimmt als der Werkstoff Nr.
1.4306n ( +1250 mVH).
a)
b)
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d :;:::: c QJ ..... & 1000
800
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1000
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~--,___.. . ...""".-.- ·- . - ·-·-·L ·-· ---. f---_,..;::::.;__,_ ---- ---- --- -1--
'( I--
r - 114306 n I GZ 2) I 14.4 n HN03 , T = 123 •c 1050 •c I 3 'I H2 0
-1Kochperiode ---2. -" --·-3, . "
-
I 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Zeit t [ h 1
._.I._._J -~· 1- .. -~-~-~1 ~ ~ ·- 0 -=-=::::::: ·..::::::-~~-·- -- _ _J,__ ---= --- I
I --_---t--------r---------j--------~;J~ V ---r-----;:::~1=.4j30=6 =n=(=GZ=3=)=;-~-r------- ~ --- ->-
7000( 130 'I H20
1-------+-------------- 1--- - - ... f- ... --- -f--
1 __ j_ . -.-.-.-.::::::.. . .:::.· == ·= = ·-==-. -c::;_--:--_. -· -r-
~·- ·- .- _....... - =- =-------~- -- - -- -r i--'
-
11.4306 n IGZ 41) 14.4n HN03 ,T=123°C
700 •c I 3h I H20 -l Kochperiode ---2. " -·-3. "
I 0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Zeit t[h]
Bild 41: Verlauf des Freien Korrosionspotentials des
Werkstoffs Nr. 1.4306n (a=GZ 1/2; b=GZ 3/4)
a)
b)
- 68 -
1400 r-~~ -
I I I -·T· -·-· -·-·-·-·->r. 1200 11- -- . .~-'----- ---'-=---=-=---· --=---=· =-+~~=------:::;..--.1-='-==-----.-t-
E \..-·-·---,- - T -- --; --C - - ;- -___ !,___ _____ ~----+= 1000 +------ +-@ I' 11.4306 s (GZ 11 I b Antieferungszustand
~ 800 -- ----------+----------+---------~----------r ~
-.- '_·. --·-. --·-.- -·-·-· -f-
- f------- r----- -1--1------+-----~
,~vr 800 .I
0 5 10 15
1400
-;§' 1200 E ~
"' w
:§ 1000 ..... c Q) ..... 0 ~
800
1200
1000
800
0 5 10 15
1
1.4306s (GZ211 1050°( I 3' I H10
20 25
1.4306 s (GZ 3) 700°( 130'1 H10
20 25
30 35 40
14.4n HN03 , T=123"C -1. Kochperiode ---2. II
-·-3. II
45 Zeit t[h]
---l--~~----- r--------1-
1
30 35 40
14.4 n HN03 , T = 123 °( - 1. Kochperiode ---2. II
-·-3. • II -
45 Zeit t[h]
Bild 42: Verlauf des Freien Korrosionspotentials des
Werkstoffs Nr. 1.4306s (a=GZ 1/2; b=GZ 3/4)
a)
b)
:r:
~ rx
w
d :;::: c QJ .... 0
0..
:r:
~ rx w
d :.::: c
QJ ..... 0
0..
1400
1200
1000
800
1200
1000
800
1400
1200
1000
800
1200
1000
800
- 69 -
-- ~~C·-·--·-·-·-·-c~~~--·-·1 I I /1 --~-- -r=-=----. -- I I --;
I I ____ l ______ t _____ ~------t----- I
-~~L·~-.l.---.~-+·-·-~~f~-=-·~~d /'. I _L---. --+----+-
0 5 10 15 20 25 30 35
I I I
I.-· I r·-·- "./ ......... ·--t----- ---. - I ~.
~----·-·-- ---~---- : . --- l
V~- ' I I I -[1.4306 s ESU (GZ 3) J 1
700°C/30'/H10 '
~c
~ I
14.4n HNO,.T=123°C -1. Kochperiode ---2. -·-3. -
40 45 Zeit[h]
...... - - != _....,.., ~ r---
I +-
~l-·- ·~ .....,_.-·--.... :.:-=----:- - - - ""-.'_:: --
-· / .J--- - :----/·/-
k' /
V 14.4 n HN01 , T = 123°(
l1. 4306 s ESU ( GZ 4) J -1. Kochperiode 700°C/ 3h I H10 ---2. . "
-·-3. . " t------- t-----c-
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Zeit t[h]
Bild 43: Verlauf des Freien Korrosionspotentials des
Werkstoffs Nr. 1.4306s ESU (a=GZ 1/2; b=GZ 3/4)
- 70 -
Erkennbar ist, daß der Potential-Zeit-Verlauf des Werkstoffs
Nr. 1.4306n eine ausgeprägte Abhängigkeit vom Glühzustand auf
weist, hingegen der Werkstoff Nr. 1.4306s ESU durch die sensi
bilisierende Glühbehandlung keine bemerkenswerte Beeinflußung
des Potential-Zeit-Verlaufs erfährt.
5.2.2 Werkstoff Nr. 1.4361
Der Verlauf des Freien Korrosionspotentials (Bild 44) zeigt
keine ausgeprägte Zunahme des Potentialwertes mit steigender
Anzahl der Kochperioden. Nach relativ kurzer Zeit stellt sich
ein Wert von ER ~ +1200 mVH ein. Es treten kaum Potential
schwankungen auf; ebensowenig ist eine Beeinflußung des Poten
tial-Zeit-Verlaufs durch die sensibilisierende Glühbehandlung
zu beobachten.
1400
:;; ..:. 1200
"' w ro
:;::: 1000 c:
·1--·- ·-=- !=-'- - E= ·-= ·-== . .= 1-- -:-::::==-·-. -~~
QJ ..... 0
a.. ,1.4361 IGZ2111
1050 °C/3' I H10
800
1200
1000
.-~'"""'~ /' . - ·--.,._, .-· 1--. :::.
/. z:=_.:::-f'-- -
~/
I 114361 IGZ 311 14.4n HN03 ,T=123°C
700 °C/ 30 'I H10 - 1. Kochperiode ---2. - " --·-3. "
800
0 5 10 15 20 25 30 35 40 45 Zeit[ h J
Bild 44: Verlauf des Freien Korrosionspotentials des
Werkstoffs Nr. 1.4361 (GZ 2/3)
- 71 -
5.3 Messung des Freien Korrosionpotentials in
2n-14.4n Salpetersäure (25 °C bis 120 °C)
Um den Einfluß von Säurekonzentrationsänderungen auf die Lage
des Freien Korrosionspotentials der lösungsgeglühten (GZ 2)
und sensibilisierungsgeglühten (GZ 3) Werkstoffe zu erfassen,
wurde das Freie Korrosionspotential der Werkstoffe in 2n, 4n,
Sn, 11n und 14.4n Salpetersäure über einen Zeitraum von 28h
registriert. Die Messungen erfolgten in Salpetersäure mit und
ohne CrVI-Zusätze. Um einen Bezug der Freien Korrosionspoten
tiale auf die Stromdichte-Potential-Kurve vornehmen zu können,
wurde in der graphischen Darstellung das Durchbruchspotential
Ep/tp des Übergangs passiv-transpassiv mit eingezeichnet. Er
mittelt wurde Ep/tp durch Anlegen einer Tangente an die Strom
dichte-Potential-Kurve im Transpassivbereich.
5.3.1 Reine Salpetersäure
5.3.t.l Werkstofftyp 1.4306
Eine meßtechnisch erfaßbare Änderung des Freien Korrosions
potentials ER in Abhängigkeit vom Glühzustand wurde bei keinem
der untersuchten Werkstoffe beobachtet. Es besteht auch kein
Unterschied in der Potentiallage des Freien Korrosionspoten
tials in Abhängigkeit von der Werkstoffvariante, was für die
Praxis bedeutet, daß sich unberührt von den Nuancen in der
Werkstoffzusammensetzung immer ein Potentialwert im vorgegebe
nen Streuband einstellt. Die Messungen ergaben, daß mit zu
nehmender Säurekonzentration die Streubreite des Freien Korro
sionspotentials abnimmt. In Bild 45 ist eine starke Streuung
der Potentialwerte in 2n Salpetersäure zu sehen. Die Streu
breite nimmt in 4n (Bild 46) und Sn (Bild 47) Salpetersäure
etwas ab, während sich ER mit zunehmender Säurekonzentration
und -temperatur zu positiveren Werten bewegt.
LJ 0
- 72 -
~ 120 T---i~~~-; 2 n HN03 :
'::> ..... ro I ~ 100 -t---t--------1 Cl. E QJ
.....
80 +--+------1
tp/lp
0 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300
Bild 45: Freies Korrosionspotential ER der Werkstoffe Nr.
1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU (GZ 2/3) in 2n
Salpetersäure
In lln und 14.4n Salpetersäure (Bild 48) ist eine Temperatur
abhängigkeit des Freien Korrosionspotentials praktisch nicht
mehr vorhanden. Wie den Stromdichte-Potential-Kurven zu ent
nehmen ist, greift offenbar der Temperatureinfluß auf die Ver
schiebung des Überganges passiv-transpassiv wesentlich stärker
in den Korrosionsvorgang ein. Es kommt deshalb mit steigender
Säuretemperatur zu einer Annäherung des Durchbruchspotentials
Ep/tp und des Freien Korrosionspotentials ER·
Besonders für die Praxis ist dieser Grenzfall von eminenter
Bedeutung, da nach der Potentialeinstellung im Transpassiv
hereich der Werkstoff in hohem Maße kornzerfallsgefährdet ist.
Die Ergebnisse zeigen, daß mit steigender Säurekonzentration
u 0
~ 120
L:=J .,_ "' lii 100 a. E w
1-
80
60
40
20
- 73 -
durch die erhöhte Oxidationswirkung der Salpetersäure das
Freie Korrosionspotential edler wird, unter Berücksichtigung
des Ternperatureinflußes sich aber ein kritischer Potentialwert
einstellen und je nach Werkstoffanfälligkeit transpassiven in
terkristallinen Kornzerfall verursachen kann.
4n HN03 I j ; I I
I
I I I I
0 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300
u 0
-120
<:=! ..... "' lii 100 a. E w
1-
80
60
40
20
I I IJ
8n HN03 I !'
I;>
I
J I I \
1/ I \ \
I Epttp
0 600 700 800 900 1000 1100 1200 13~
Bild 46/47: Freies Korrosionspotential ER der Werkstoffe Nr.
1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU {GZ 2/3) in 4n
und Sn Salpetersäure
u 0
- 120 I-
!; .._ IV
~ 100 c.. E QJ
1-
80
60
40
20
- 74 -
I 0 11n HN03 -
\ 14.4n HN03 I""
\ \ \ \
0
\
l Ep1tp (144n HN0 3)
0 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300
Bild 48: Freies Korrosionspotential ER der Werkstoffe Nr.
1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU (GZ 2/3) in 11n
und 14.4n Salpetersäure
5.3.1.2 Werkstoff Nr. 1.4361
Die Messung des Freien Korrosionspotentials ER am Werkstoff
Nr. 1.4361 erfolgte in 14.4n Salpetersäure. Der Werkstoff
wurde im lösungsgeglühten (GZ 2) und sensibilisierten (GZ 3)
Zustand geprüft. Ähnlich den Werkstoffvarianten des 1.4306 ist
in 14.4n Salpetersäure das Freie Korrosionspotential nahezu
unabhängig von der Säuretemperatur und dem Glühzustand des
Werkstoffs (Bild 49). Das Streuband der Potentialwerte weist
die vergleichsweise kleinste Breite auf; ebenso ist ein deut
licher Abstand zwischen den Werten des Freien Korrosionspoten
tials ER und dem temperaturabhängigen Durchbruchspotential
Ep/tp zu erkennen. Erst bei höherer Säuretemperatur kommt es
zu einer merklichen Annäherung beider Potentialwerte.
\..)
0
~ 120 1-
'::::1
+-"' ~ 100 0. E (J)
1-
80
60
40
20
- 75 -
I 14.4n HN03
I
I
~~·"· \
0 600 700 800 900 1000 1100 1200 1300
Bild 49: Freies Korrosionspotential ER des Werkstoffs
Nr. 1.4361 (GZ 2/3) in 14.4n Salpetersäure
5.3.2 Salpetersäure mit CrVI-Zusätzen
Um den Einfluß oxidierender Korrosionsprodukte auf das Korro
sionsverhalten der Werkstoffe des Typs 1.4306 untersuchen zu
können, wurde die Säure mit definierten CrVI-Zusätzen geimpft.
Die zugefügte Menge betrug jeweils nur wenige Milliliter, um
die vorgegebene Säurekonzentration nicht zu verändern. Der
eingestellte CrVI-Gehalt variierte zwischen 50, 100, 200 und
1000 mg/1, die Konzentration der Salpetersäure betrug 2n, 8n
und 14.4n. Da sich ein übereinstimmender Meßeffekt für alle
geprüften Varianten des Werkstoffs Nr. 1.4306 ergab, wurden
die Ergebnisse über die Veränderungen des Freien Korrosions
potentials graphisch zusammengefaßt. Die Auswertung des Poten-
- 76 -
tialverlaufs ergab, daß der gemessene Anstieg des Freien
Korrosionspotentials nach dem Impfen mit CrVI-Ionen mit stei
gender Säurekonzentration dem Betrage nach kleiner wird. Bild
50 zeigt den Potentialverlauf über 30 Stunden in 2n, 8n und
14.4n Salpetersäure (T=100 °C) nach dem Impfen und Einstellen
des CrVI-Gehaltes auf 100 mg/1. Für die anderen untersuchten
CrVI-Gehalte wurde ein qualitativ ähnlicher Potentialverlauf
gefunden.
::c ~ 1000 ~
c: 900 w
ro :_;::: c OJ ..._ 0
0...
800
700
1100
1000
900
800
1100
1000
900
800
Impfen -I
~~· ---·--·
·-------·
Impfen - - I
('-....
IF
Impfen -
I -- f-
~ --·-
---·-
5 10 15
f----
2n HN03 100 mg/l CrVI f----
T = 100 °(
8n HN03 100mg/l CrVI -T = 100 °(
14.4n HN03 100 mg/l CrVI -T= 100 °(
20 25 Zeit t [h]
Bild 50: Zeitlicher Verlauf
von ER nach dem Impfen mit
CrVI-Ionen in 2n, 8n und
14.4n HN03
Vergleicht man die Potentialwerte nach ca. 30h Versuchszeit
mit den Potentialwerten vor dem Impfen, so beträgt die Diffe
renz (~E=EEnde-EAnfang) beider Werte in 2n Säure +45 mV, in 8n
Säure +31 mV und 14.4n Säure +13 mv. Die Potentialanstiegs
differenz (~E=Emax-EAnfang) beträgt in 2n Säure +113 ·mV, in 8n
Säure +79 mV und in 14.4n Säure +55 mv.
Der in 2n Salpetersäure nach dem Impfen mit CrVI-Ionen gemes
sene hohe Potentialanstieg und das anschließend schnelle Ab-
- 77 -
sinken des erreichten Maximalwertes ist in ähnlicher, abe~
yerminderte~ Form in Sn und 14.4n Salpetersäure zu beobachten.
Gegenüber den Messungen des Freien Korrosionspotentials ER in
CrVI-freier 2n und 8n Salpetersäure nimmt im untersuchten Tem
peraturbereich in CrVI-haltiger Salpetersäure die Streuband
breite etwas ab. In 11n und 14.4n Salpetersäure bleibt sie vom
CrVI-Zusatz fast unbeeinflußt.
Bild 51 zeigt für den untersuchten Temperaturbereich in einer
tabellarischen Übersicht die mittlere Potentialverschiebung
des Freien Korrosionspotentials ER (ßE=EEnde-EAnfang) in Ab
hängigkeit vom CrVI-Gehalt der Säure. Die angegebenen Werte
sind Mittelwerte aus je fünf Versuchen. Es ist erkennbar, daß
mit abnehmender Säurekonzentration die Potentialverschiebung
zunimmt. Auffallend ist, daß in 2n HN03 zwischen den CrVI
Konzentrationen von 50 mg/1 und 100 mg/1 sowie von 200 mg/1
und 1000 mg/1 nur wenige Millivolt Unterschied bestehen, aber
zwischen 100 mg/1 und 200 mg/1 ein deutlicher Sprung zu be
obachten ist.
CrVI-Gehalt Salpetersäurekonzentration
mg/1 2n Bn 14.4n
50 38mV 27mV BmV
100 40mV 28mV 18mV
200 70mV 33mV 27mV
1000 78mV 36mV 30mV
Bild 51: Mittlere Potentialverschiebung des Freien Korrosions
potentials ER in CrVI-haltiger HN03 im Vergleich zu
CrVI-freier HN03
- 78 -
5.4 Redoxpotentialmessungen in Salpetersäure
Zum Verständnis der Wechselwirkung zwischen dem Freien Korro
sionspotential und dem Redoxpotential des Korrosionsmediums
wurde der Verlauf des Redoxpotentials der reinen und CrVI
haltigen Salpetersäure über mehrere Stunden aufgezeichnet. Die
Redoxpotentialmessungen erfolgten an einer Platinelektrode.
5. 4 .1 Redoxpotentialmessung in reiner Salpetersäure
Bild 52 zeigt den Verlauf des Redoxpotentials Ered in Abhäng
igkeit von der Säurekonzentration und -temperatur. Das Redox
potential verschiebt sich mit steigender Säurekonzentration
und -temperatur zu positiveren Werten. Im Gegensatz zum Freien
Korrosionspotential wird ein stabiler Endwert bereits nach
wenigen Minuten erreicht, der im wesentlichen über die gesamte
LJ 0
120 +-------+---
100 +------t----+----<1
<> 2 n HN03 o 4 n HN03
I I I I I
~ 80 • 8 n HN03 1--t--11:--/--/H
L. ::J +-
6 11 n HN03 a 14,4n HN03
~ W+----~--~f Cl. E ~
()
800 900 1000 1100 1200 1300 1400 1500
Potential tred (mVHJ
Bild 52: Redoxpotential Ered
in 2n, 4n, Sn, lln und 14.4n
HN03 als Funktion der Tem
peratur
- 79 -
Versuchsdauer von 30h konstant bleibt. Wegen der guten Repro
duzierbarkeit konnte diese Messgröße als Monitor für Säurekon
zentrationsänderungen bei temperaturkonstanten Langzeitver
suchen eingesetzt werden. Es wurde keine elektrochemisch meß
bare Korrelation zwischen dem Redoxpotential der Salpetersäure
und dem in Abhängigkeit vom Glühzustand gemessenen Freien Kor
rosionspotential festgestellt.
5.4.2 Redoxpotentialmessung in CrVI-haltiger Salpetersäure
Die Änderung des Redoxpotentials nach dem Impfen mit CrVI
Ionen wurde simultan zum Verlauf des Freien Korrosionspoten
tials aufgezeichnet (Bild 53). Zunächst erfolgt unmittelbar
:c > E
"0 QJ
'-w
.!!! -I-c QJ
-I-0
0...
1300
1200
1100
1000
1500
1400
1300
1200
1600
1500
1400
1300
Impfen _j
I _J
Impfen
-I ~
Impfen
r------1 I
5 10 15 20
2n HN03 100 mg/l CrVI 1--
T = 100 °C
8n HN03 100 mg/l CrVI ~
T = 100 °(
14.4n HN03 100 mg/l CrVI r--T= 100 °(
25 Zeitt[h)
Bild 53: Zeitlicher Verlauf
des Redoxpotentials Ered in
2n, Sn und 14.4n HN03 nach
dem Impfen mit CrVI-Ionen
- 80 -
nach Zugabe der CrVI-Ionen ein schneller und steiler Anstieg
des Redoxpotentials. Nach kurzem überschwingen stellt sich
innerhalb weniger Minuten ein Potentialwert ein, der unab
hängig vom Verlauf des Freien Korrosionspotentials ist und
über die gesamte Versuchsdauer konstant bleibt {vgl. Bild 50).
Die Bilder 54a-c geben das Verhalten des Redoxpotentials in
Abhängigkeit vom CrVI-Gehalt und der Säuretemperatur in 2n, 8n
und 14.4n Salpetersäure wieder. Es läßt sich zeigen, daß die
CrVI-Konzentrationsabhängigkeit des Redoxpotentials mit stei
gender Salpetersäurekonzentration und -temperatur abnimmt.
Die Genauigkeit und Reproduzierbarkeit der Messungen reicht
jedoch selbst in 14.4n Salpetersäure noch aus, um anhand des
Redoxpotentialwertes eine präzise Aussage über die Säuretem
peratur, den CrVI-Gehalt und gegebenfalls über die Säurekon
zentration zu machen und diese für Monitorzwecke zu verwenden.
Es wurde-wie bei den Messungen in CrVI-freier Salpetersäure
kein elektrochemisch meßbarer Zusammenhang zwischen der Lage
des Redoxpotential der CrVI-haltigen Salpetersäure und der des
Freien Korrosionspotentials des Werkstoffs in Abhängigkeit vom
Glühzustand gefunden.
- 81 -
120 I I I I ,, I
2n HN0 3 I Ir : I
0 0 mg/l Cr!li , II I
o 50 mg/l Cr!li I! I 1 1- 6 100 mg/l CriD
fl 100
LJ
~ 80 f-
L.. ::>
"'§ 60 QJ 0. E ~
LJ
40
20
12 0
100
~ 80 1-
'-..2 ~ 60 Cl. E QJ
1-
40
20
fo I a 1000 mg/l CriD: I
f--
1---
I 1
i' I 1/ ~ il 0
",j J
I 1/ ~· > V I
900 1000 1100 1200 1300 1400 1500 Potential Ered l mVH l
I I I !~I ~
I I 111 I I 1' 1
8n HN03 I lii i o 0 mg/l CrVI 1--~ Jrr1 o 50 mg/l CrVI • 100 mg/l CrVI I a 200 mg/l Cr VI • 1000 mg/l CrVI
0
/ I I II 9 ...
VJ • 't 7 I 11
1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 Potential Ered [mVHJ
Bild 54b
Bild 54a
Bild 54a-c:
Redoxpotential Ered in Ab
hängigkeit vom CrVI-Gehalt
und der Säuretemperatur
120
100
LJ
~ 80
40
20
I lllj H-+' "' 111
111 111 I
"' t--- 14.4n HN03 o H 0 0 mg/l Cr!li o 50 mg/l CriD: id/ 1 1-----6 100 mg/l Cr'il: a 200 mg/l CriD: 1/
lf v 1000 mg/l CriD
I
~ if
~ ff I
1000 1100 1200 1300 1400 1500 1600 Potential Ered l mVH J
Bild 54c
- 82 -
5.5 Potentiostatische Polarisationsmessungen
in Salpetersäure
Sollte der transpassive Kornzerfall, wie bereits angedeutet,
tatsächlich nicht ausschließlich vom Sensibilisierungsgrad,
d.h. von der Größe, der Verteilung und Ausscheidungsdichte der
Chromkarbide abhängen, so müßte durch geeignete Wahl und An
wendung eines experimentell zu bestimmenden Prüfpotentials
eine zumindest qualitative Unterscheidung und Bewertung der
Werkstoffe hinsichtlich der IK- Anfälligkeit möglich sein. Das
Prüfpotential und die Versuchsdauer müssen so gewählt sein,
daß einerseits eine korrosive transpassive Überbeanspruchung
des Werkstoffs vermieden wird, andererseits die Intensität des
Korrosionsangriffs ausreichend groß ist, um innerhalb einer
akzeptablen Versuchsdauer eine sichere Bewertung der Ergeb
nisse zu gewährleisten.
Die Auswertung der bisherigen Untersuchungsergebnisse, vor
allem der Verlauf des Freien Korrosionspotentials in der 1.
bis 3. Kochperiode des Huey-Tests und die Stromdichte-Poten
tial-Kurven in Salpetersäure zeigen, daß es einen kritischen
Potentialwert im Transpassivbereich der Stromdichte-Potential
Kurve gibt, bei dessen Erreichen bzw. überschreiten das spezi
fische Auftreten der transpassiven interkristallinen Korrosion
beobachtet werden kann. Der kritische Potentialbereich liegt
für die geprüften Werkstoffe zwischen +1200 mVH und +1240 mVH·
Es wurde ebenso festgestellt, daß die Verweildauer im kriti
schen Potentialbereich einen wesentlichen Einfluß auf die In
tensität des transpassiven Korrosionsangriffs besitzt.
Die weiterführenden Untersuchungen wurden deshalb bei einem
Prüfpotentialwert von +1250 mVH (Polarisationsdauer 1h) durch
geführt. Dieser Potentialwert, der offensichtlich den praxis
nahen Grenzfall für die untersuchten Werkstoffe darstellt, er
gab sich überwiegend aus den Messungen des Freien Korrosions
potentials im Huey-Test.
- 83 -
Zur Prüfung der praktischen Anwendbarkeit wurden potentiosta
tische Polarisationsmessungen in Salpetersäure verschiedener
Konzentration und Temperatur an lösungsgeglühten (GZ 1/2) und
sensibilisierungsgeglühten (GZ 3) Proben der Werkstoffe des
Typs 1.4306 und mit Einschränkungen in der Parametervariation
am Werkstoff Nr. 1.4361 durchgeführt. Die Säurekonzentration
wurde für den Werkstofftyp 1.4306 wie folgt variiert: 2n
(100 °C) 1 4n (105 °C) 1 8n (112 °C) Und 14. 4n (120 °C) o ZU
Kontrollzwecken wurde das Prüfpotential in 50 mV-Schritten
reduziert und der Einfluß auf das Korrosionsverhalten der ge
prüften Werkstoffe dokumentiert.
Ziel dieser Versuche war es, zu prüfen, ob die Intensität des
IK-Angriffs nicht ausschließlich von einer vorangegangenen
sensibilisierenden Glühbehandlung, sondern bei transpassiver
Beanspruchung von anderen Faktoren, wie z.B. dem Reinheits9rad
oder dem Verformumgszustand des Werkstoffs, bestimmt wird.
Die Werkstoffproben wurden -wie oben beschrieben- in die elek
trochemische Meßzelle eingesetzt, die vorgewärmte Säure ein
gefüllt und danach der Versuch gestartet. Die Polarisa
tionsdauer betrug für alle Versuche jeweils eine Stunde.
Die Klassifizierung der IK-Anfälligkeit geschah durch licht
mikroskopische Bestimmung der Intensität des Oberflächenan
griffs, Messung der Rauhtiefe, Auswertung metallographischer
Querschliffe und Bewertung des resultierenden Korrosions
stromes. Zu letzterem ist anzumerken, daß sich die Bezeichnung
'Korrosionsstrom' nicht ausschließlich auf die anodische Teil
stromdichte-Potential-Kurve der Metallauflösung bezieht, da
noch weitere anodische und auch kathodische Teilreaktionen ab
laufen, und es sich somit um einen gemessenen anodischen Sum
menstrom handelt. Ergänzend wurde die Rasterelektronen
mikroskopie hinzugezogen.
- 84 -
5.5.1 Werkstofftyp 1.4306
5.5.1.1 IK-Angriff bei verschiedenen Prüfpotentialen
Die folgenden Bilder zeigen lichtmikroskopische Oberflächen
aufnahmen der geglühten Werkstoffe nach Polarisation (1h) bei
+1100 mVH, +1150 mVH, +1200 mVH und +1250 mVH in 2n (Bild 55),
Sn (Bild 56) und 14.4n (Bild 57 und 58) Salpetersäure.
Sofort fällt die Tatsache auf, daß sich der IK-Angriff nicht
auf die sensibilisierungsgeglühten (GZ 3) Proben beschränkt,
sondern gleichermaßen die lösungsgeglühten (GZ 1/2) Proben
betrifft. Vergleicht man die Intensität des Oberflächenan~
griffs der Werkstoffvarianten des 1.4306 in Abhängigkeit vom
Glühzustand, so ergibt sich nach einer sensibilisierenden
Glühbehandlung bei allen Säurekonzentrationen für den Werk
stoff Nr. 1.4306s ESU eine sehr geringe, für den Werkstoff Nr.
1.4306s eine mittlere und für den Werkstoff Nr. 1.4306n eine
beträchtliche Erhöhung der Intensität des IK-Oberflächenan
griffs. Bleibt das Prüfpotential konstant, verstärkt sich mit
abnehmender Säurekonzentration der Oberflächenangriff.
Wie zu erkennen ist, ergibt sich noch für einen Potentialwert
von +1200 mVH in 14.4n HN03 eine qualitative Abstufung der IK
Anfälligkeit des Werkstofftyps 1.4306. Allerdings ist für
diesen Potentialwert eine qualifizierende Bewertung des trans
passiven Korrosionsverhaltens nur mit Einschränkung möglich.
So scheint z.B. für den Werkstoff Nr. 1.4306s ESU kein trans
passiver Korngrenzenangriff im lösungsgeglühten Zustand mög
lich zu sein. Dadurch wird eine hohe IK-Beständigkeit vorge
täuscht, da die in der Praxis vorkommende maximale Korrosions
beanspruchung nicht erreicht wurde.
- 85 -
Glühzustand 2 Glühzustand 3
+ 1200 mVH + 1250mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
+ 1200 mVH + 1250 mVH + 1200 mVH +1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s
+ 1200mVH + 1200mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s ESU
Bild 55: Lichtmikroskopische Oberflächenaufnahmen nach
potentiostatischer Polarisation (lh) in 2n HN03
- 86 -
Glühzustand 2 Glühzustand 3
+1200 mVH + 1250 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr.1.4306 n
+1200 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff - Nr. 1.4306 s
+ 1200mVH +1250 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s ESU
1---1 50 J.lffi
Bild 56: Lichtmikroskopische Oberflächenaufnahmen nach
potentiostatischer Polarisation (lh) in 8n HN03
- 87 -
Glühzustand 2
+ 1100 mVH + 1150 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
+ 1100 mVH + 1150 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s
+ 1100 mVH + 1200 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s ESU
Bild 57: Lichtmikroskopische Oberflächenaufnahmen nach
potentiostatischer Polarisation (lh) in 14.4n HN03
- 88 -
Glühzustand 3
+ 1100 mVH + 1150 mVH + 1200 mVH +1250mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
+ 1100 mVH + 1150 mVH + 1200 mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s
+ 1100 mVH + 1150 mVH + 1200mVH + 1250 mVH
Werkstoff- Nr. 1.4306 s ESU
Bild 58: Lichtmikroskopische Oberflächenaufnahmen nach
potentiostatischer Polarisation (lh) in 14.4n HN03
- 89 -
5.5.1.2 Metallographische Untersuchung
Für die metallegraphische Auswertung des interkristallinen
Korrosionsangriffs wurde von jeder Probe ein Querschliff ange
fertigt. Von besonderem Interesse war das Korrosionsverhalten
in 14.4n Salpetersäure, da diese Konzentration der Prüflösung
des Huey-Tests entspricht.
Die Querschliffe wurden nur schwach in einem speziellen VA
Ätzmittel geätzt, da andernfalls nach längerer Ätzdauer durch
eine immer wieder auftretende ungleichmäßige Oberflächenätzung
(Rand/Grundmaterial) Probleme bei der Fokussierung im Licht
mikroskop auftraten. Die Vergrößerung wurde 100-fach gewählt,
um einen repräsentativen Bereich zu erfassen.
Die metallegraphischen Querschliffe (Bild 59) zeigen in Gegen
übersteilung der beiden untersuchten Glühzustände 2 und 3 die
Intensität des Korrosionsangriffs der im transpassiven Poten
tialbereich polarisierten Werkstoffe in 120 °C heißer 14.4n
Salpetersäure.
Für beide Glühzustände nimmt mit zunehmendem Kohlenstoffgehalt
bzw. abnehmender Erschmelzungsqualität die Intensität des IK
Angriffs zu. In gleichem Maße vermindert sich die differen
zierende Bewertung über die IK-Anfälligkeit in Abhängigkeit
vom Glühzustand.
Ein weiteres Ergebnis war eine mit abnehmender Säurekonzentra
tion und konstantem Prüfpotential zunehmende Verstärkung des
IK-Angriffs. Wegen der korrosiven Oberbeanspruchung war unter
diesen Bedingungen eine effektive Werkstoffdifferenzierung
kaum mehr möglich.
Bild 60 zeigt Querschliffaufnahmen der bei +1250 mVH in 14.4n
Salpetersäure (T=123 °C) polarisierten, betrieblich lösungsge
glühten Proben. Je nach Werkstoffqualität sind einzelne Körner
massiv untergraben oder aus dem Gefügeverband herausgelöst
(a), weist die Oberfläche einen offenflankigen, tief eindrin
genden Korrosionsangriff auf (b) oder ist ein scharfkantiger,
keilförmiger Angriff längs der Korngrenzen erkennbar (c).
- 90 -
Glühzustand 2 Glühzustand 3
' ' I ,
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
Werkstoff- Nr. 1.4306 s
Werkstoff-Nr. 1.4306 s ESU 1----i 100 }Jffi
Bild 59: Metallegraphischer Querschliff nach potentiostatischer
Polarisation (1h, +1250 mVH, 14.4n HN03, 120 °C)
- 91 -
a)
WerkstoffNr. 1. 4306 n
...----.. 50 }J m
b)
Werkstoff
Nr. 1. 4306 s
c )
Werkstoff-
Nr. 1.4306 s ESU
1----1 4 0 }J m
Bild 60: Metallegraphischer Querschliff nach potentio
statischer Polarisation (Glühzustand 1),
(1h, +1250 mVH, 14.4n HN03, 120 °C)
Die Bewertung der IK-Beständigkeit anhand metallegraphischer
Schliffbilder ergibt eine Abstufung in der qualitätszunehmen
den Reihenfolge 1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU.
- 92 -
5.5.1.3 Rauhtiefe-Messung
Um eine Information über die Tiefe des Korrosionsangriffs zu
erhalten, wurde an lösungs- (GZ 2) und sensibilisierungsge
glühten (GZ 3) Proben nach der Polarisation (+1250 mVH) in
Salpetersäure, die Rauhtiefe gemessen (Bild 61).
e :::1..
"' 5 a:: +-'Qj
4 ..:.:: Cl :E :::1 fü ,_
3 c:: Ql +-+-:.f 2
Werkstoffe Nr. r
\, oe 1.4306 n
I D 111 1.4306 S
I \~ o • 1.4306 s ESU r----
ooo GZ 1,2
J; V ~ ~~ ••• GZ 3 r----
/
rf
~~ r--- ---...... '""'-- "'""' .... -- ---_.... ,..... ~ --- ---1
0 0 2 4 6 8 10 12 14
Bild 61: Mittenrauhigkeit Ra in Abhängigkeit vom Glüh
zustand und der Säurekonzentration
(1h, +1250 mV, 100-120 °C)
Auffallend ist, daß für beide Glühzustände in 4n Salpeter
säure ein Maximum der Mittenrauhigkeit Ra (= Mittelwert der
Rauhtiefe) auftritt. Die Zunahme der Mittenrauhigkeit Ra mit
abnehmender Erschmelzungsqualität des Werkstoffs sowie nach
sensibilisierender Glühbehandlung bestätigen die IR-spezifi
sche Qualitätsstufung der Werkstoffe des Typs 1.4306. So ist
nur ein sehr geringer Einfluß der sensibilisierenden Glüh
behandlung auf die Rauhtiefe bzw. Mittenrauhigkeit Ra für den
Werkstoff Nr. 1.4306s ESU gegeben. Er nimmt für den Werkstoff
Nr. 1.4306s zu und ist für den Werkstoff Nr. 1.4306n deutlich
erkennbar.
5.5.1.4
- 93 -
Auswertung des Stromdichte-Verlaufs während
der Polarisation
Eine weitere Informationsquelle zur Beurteilung des trans
passiven Korrosionsverhaltens ist der Stromdichte-Zeit-Ver
lauf bei konstantem Prüfpotential. Dabei ist zu beachten, daß
der registrierte Strom der Summenstrom des untersuchten Korro
sionssystems ist und nicht dem absoluten Korrosionsstrom der
anodischen Metallauflösung entspricht. Die exakte Umrechnung
des Stromes mit Hilfe des Faraday'schen Gesetzes in Gewichts
verluste oder in definierte Gewichtsanteile der Legierungs
elemente ist deswegen nicht ohne genaue quantitative Kenntnis
aller ablaufenden elektrochemischen Reaktionen möglich.
Die Verwendung der Stromdichtedaten zur Abschätzung der IK
Anfälligkeit ist dennoch sinnvoll, da man durch die konserva
tive Annahme, daß der gemessene Summenstrom gleich 100% des
Korrosionsstromes beträgt (real etwa 60%), sich für Korro
sionsbetrachtungen auf der sicheren Seite befindet.
N E u
~10 E
., .,_ .c u 'ö E 0
1= V1
0.1
0.01
0.001
.....
--- -/
-- - t---
t---..... -~ ,......::::-F-. -- -
~---F--
-- --
1-- -
-- --
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
14.4 n HN0 3 T = 120 °(
-GZ2---GZ3
1250 mVH
1150 mVH
1100 mVH
0 10 20 30 40 50 60 t lm in I
Bild 62: Stromdichte-Zeit
Verlauf bei potentiostati
scher Polarisation in 14.4n
Salpetersäure
- 94 -
Vergleicht man die Stromdichte-Zeit-Verläufe der drei Werk
stoffvarianten miteinander, so ergibt sich für die Werkstoffe
Nr. 1.4306n (Bild 62) und 1.4306s (Bild 63) ein mit dem Prüf
potential stetig ansteigender Verlauf.
N E ~
i§ 10
"' ..... ..c u "0 E 0 .... .... Vl
0.1
0.01
0.001
I
---
~E- ... -
~- ....
::::-::::..
--_ ...
F--
... -- --
--
Werkstoft-Nr 1.4306 s 14.4 n HNO 3 T = 120 °(
-GZ2---GZ3
1250 mVH
1200 mVH
1150 mVH
1100 mVH
0 10 20 30 40 50 60 t (minI
Bild 63: Stromdichte-ZeitVerlauf bei potentiostatischer
Polarisation in 14.4n Salpetersäure
Das Stromdichte-Zeit-Verhalten wird vom Glühzustand des Mater
ials bestimmt. So nehmen zeitbezogen die absoluten Strom
dichten nach einer vorangegangenen Sensibilisierungsglühung
schneller zu. Dieses Verhalten ist besonders ausgeprägt, wenn
das Prüfpotential größer bzw. gleich +1200 mVH ist. Unterhalb
dieses Wertes ist eine geringe Beeinflußung der Stromdichte
erkennbar, die aber nicht mehr unbedingt für die Glühbehand
lung spezifisch ist. Das heißt: In diesem Potentialbereich
wird das Korrosionsverhalten nicht durch die transpassive IK
Anfälligkeit, sondern von der allgemeinen Korrosionsbestän
digkeit im Passivbereich bestimmt.
N
§ :;;: 10 .§.
2 .c u 'ö E
_t Vl
0.1
0.01
0.001
- 95 -
... - -
r-- -_", V
~
~--~ ~ = ~-
r--
r----r-- -
--
- r--
~
-
-!'"
Werkstoff- Nr 1.4306 s ESU
144nHN03 T = 120 °C -GZ 2 ---GZ 3
1250 mVH
1200 mVH
1150 mVH
1100 mVH
0 10 20 30 40 50 60 t Imin I
Bild 64: Stromdichte-Zeit Verlauf bei potentiostatischer
Polarisation in 14.4n Salpetersäure
Im Gegensatz dazu zeigt der Werkstoff Nr. 1.4306s ESU bei
allen Prüfpotentialen für beide Glühzustände keinen über die
Versuchszeit ansteigenden Stromdichteverlauf (Bild 64). Zeit
weise liegen die Stromwerte des sensibilisierten Werkstoffzu
standes (GZ 3) sogar niedriger als die des lösungsgeglühten
(GZ 2). Eine eindeutige Beeinflußung des Stromdichte-Zeit
Verlaufs in Abhängigkeit vom Glühzustand wurde nicht festge
stellt.
Für die Höhe der absoluten Stromdichtewerte der untersuchten
Werkstoffvarianten ergibt sich, daß mit zunehmendem Reinheits
grad die Ströme über die gesamte Versuchszeit geringer werden.
- 96 -
5.5.2 Werkstoff Nr. 1.4361
Die potentiostatischen Polarisationsversuche am Werkstoff Nr.
1.4361 (GZ 2 und GZ 3) wurden ausschließlich in 14.4n Salpe
tersäure (T= 120 °C) durchgeführt. Das Prüfpotential betrug
+1250 mVH· Die Versuchszeit variierte zwischen 1h, 2h und 3h.
Wie in Bild 66 zu sehen ist, zeigt der Werkstoff Nr. 1.4361 im
lösungsgeglühten Zustand (GZ 2) selbst nach 3-stündiger Pola
risation kaum Anzeichen eines transpassiven IK-Angriffs. Im
sensibilisierten Zustand (GZ 3) ist eine schwacher trans
passiver, interkristalliner Korngrenzenangriff erkennbar, der
mit zunehmender Versuchszeit nur unwesentlich intensiviert
wird. Entsprechend gering ist auch die Tiefe des IK-Angriffs
im metallographischen Querschliff. Bei den 1- und 2~stündigen
Polarisationsversuchen wurde im metallographischen Querschliff
so gut wie kein IK-Angriff nachgewiesen.
Der Werkstoff Nr. 1.4361 zeigt in Gegenüberstellung mit den
Werkstoffvarianten Nr. 1.4306 das weitaus beste transpassive
Korrosionsverhalten in Salpetersäure.
Vergleicht man die Stromdichten der untersuchten Werkstoffe am
Ende des Versuchs -nach 1-stündiger Polarisation- (Bild 65),
so weist der Werkstoff Nr. 1.4361 für beide Glühzustände die
kleinsten Werte auf.
Werkstoff Nr. 1.4306n 1.4306s 1.4306s ESU 1.4361
GZ 2 (mA/cm 2 ) 1.8 0.95 0.81 0.43
GZ 3 (mA/cm 2 ) 3.2 1.7 0.75 0.47
Bild 65: Stromdichte nach 1-stündiger Polarisation in 14.4n
Salpetersäure (T=120 °C)
- 97 -
Glühzustand 2 Glühzustand 3
Polarisationsdauer 1 h
I
/.
Polarisationsdauer 2h
Polarisationsdauer 3 h
Bild 66: Gegenüberstellung von Oberflächenaufnahmen und metal
lographischen Querschliffen zum Vergleich des IK-Angriffs auf
den Werkstoff Nr. 1.4361 nach 1-, 2- und 3-stündiger potentio
statischer Polarisation in 14.4n HN03 (+1250 mVH, T= 120 °C)
- 98 -
5.6 Potentiostatische Messungen in 2n Schwefelsäure
Wie für den Korrosionselektrolyten Salpetersäure nachgewiesen
wurde, wird der transpassive Kornzerfall eindeutig vom wirk
samen Korrosionspotential bestimmt. Das bedeutet, daß die
transpassive interkristalline Korrosion a priori unabhängig
vom einwirkenden Korrosionsmilieu ist. Nicht zuletzt aus
Gründen einer leichteren Handhabung der Prüflösungen wurden
potentiostatische Polarisationsversuche in 2n Schwefelsäure
(T= 60 °C) bei einem Prüfpotential von +1200 mVH durchgeführt.
Die Verminderung des Prüfpotentials um 50 mV (statt +1250 mVH
in 14.4n HN03) ist notwendig, da der Übergang passiv-trans
passiv in Schwefelsäure zu niedrigeren Potentialwerten ver
schoben ist, und wegen des im Transpassivbereich veränderten
Passivschichtaufbaus die absolute Stromhöhe als Funktion des
Potentials wesentlich schneller zunimmt. Die resultierende
hohe Korrosionsrate würde den IK-spezifischen Einfluß der
sensibilisierenden Glühbehandlung verwischen.
Die Polarisationsdauer betrug jeweils eine Stunde. Untersucht
wurden die beiden Glühzustände GZ 2 und GZ 3. Bei einigen aus
gewählten Versuchen wurde nach Versuchsende die chemische Zu
sammensetzung des Korrosionselektrolyten bestimmt.
5.6.1 Werkstofftyp 1.4306
Die potentiostatischen Polarisationsversuche ergeben für die
drei untersuchten Werkstoffe die gleiche Qualitätsabstufung
wie in 14.4n Salpetersäure (Bild 67). Der Unterschied zwischen
den beiden Glühzuständen tritt jedoch nicht mehr so ausgeprägt
hervor. Trotz der höheren Intensität des Oberflächenangriffs
ist aber eine gute, qualitative Obereinstimmung mit den Ergeb
nissen in Salpetersäure erkennbar.
- 99 -
Glühzustand 2 Glühzustand 3
Werkstoff- Nr. 1.4306 n
Werks toff- Nr. 1. 4 306 s
Werks toff- Nr. 1.4306 s ESU so JJm I I
Bild 67: Lichtmikroskopische Oberflächenaufnahmen nach
potentiostatischer Polarisation (lh) in 2n
Schwefelsäure (lh, +1200 mVH, T= 60 °C)
- 100 -
Weniger relevant für die praktische IK-Prüfung sind die Infor
mationen der Stromdichte-Zeit- Verläufe (Bild 68), da die
Stromwerte in Schwefelsäure (+1200 mVH) bis um den Faktor 10
größer sind als die in 14.4n Salpetersäure bei +1250 mVH·
Werkstoff Nr. 1.4306n 1.4306s 1.4306s ESU
GZ 2 (mA/cm 2 ) 5.2 5.1 4.2
GZ 3 (mA/cm 2 ) 5.6 5.25 4.1
Bild 68: Stromdichte i nach 1-stündiger Polarisation bei
+1200 mVH in 2n Schwefelsäure (T= 60 °C)
5.6.2 Chemische Analyse der Korrosionsprodukte
Da sowohl bei den Polarisationsmessungen in Salpetersäure als
auch in Schwefelsäure je nach Versuchszeit eine unterschied
lich gelbe bis braunorange Oberflächen- und/oder Korrosions
elektrolytveränderung zu beobachten war, wurde mittels Rönt
genfluoreszensanalyse jeweils nach Ablauf von 8h die chemische
Zusammensetzung (begrenzt auf Fe, Ni und Cr) des Korrosions
mediums während insgesamt 24h in 60 °C heißer Schwefelsäure
bestimmt. Für die Beurteilung des Korrosionsverhaltens ist die
Beantwortung der Frage interessant, inwieweit im Transpassiv
hereich durch die zu erwartende bevorzugte Chromauflösung (als
Dichromat bzw. Chromat) eine Herabsetzung der Korrosionsbe
ständigkeit auftritt, d.h., ob sich die korrosionspotentialbe
stimmende, kathodische Teilreaktion(-en) signifikant ändert
und dadurch das Freie Korrosionspotential verschoben wird.
Die Bestimmung der absoluten Criii- und CrVI-Gehalte wurde
nicht durchgeführt. Die Auswertung erfolgte in relativer Wei
se. Die Lösungsgehalte (ug/ml) wurden auf Gewichtsprozent um
gerechnet und dann verglichen. Als Referenz diente die Werk
stoffzusammensetzung des Anlieferungszustandes (Bild 69a).
- 101 -
Werkstoff Nr. Fe er Ni
1.4306n 71.8 18.0 10.23
1.4306s 68.4 19.11 12.5
1.4306s ESU 68.5 19.13 12.4
Bild 69a: Werkstoffzusammensetzung (Gew.-%), beschränkt auf
die wesentlichen Legierungselemente Fe, er und Ni
Die Ergebnisse (69 b-d) zeigen, daß anfangs in der Lösung er
Mangel vorliegt, danach erfolgt die Korrosion analog der
Stahlzusammensetzung. Ähnliches wurde von Marx /142/ beobach
tet. Für die lösungsgeglühten Proben ergibt sich eine gerin
gere Erhöhung der er-Gehalte in der Lösung.
Zeit (h) Glühzustand 2 Glühzustand 3
Fe er Ni Fe er Ni
8 79.1 16.9 10.1 80.0 12.3 7.7
16 77.1 16.4 6.5 76.2 13.9 9.8
24 73.6 17.7 8. 7 72.6 17.1 10.3
Zeit ( h) Glühzustand 2 Glühzustand 3
Fe er Ni Fe er Ni
8 79.0 16.7 9.8 79.1 12.3 8.0
16 72.3 17.2 8.8 72.0 16.9 10.3
Zeit (h) Glühzustand 2 Glühzustand 3
Fe er Ni Fe er Ni
8 71.7 16.4 12.2 76.2 11.1 12.6
16 - - - 75.0 15.0 10.0
24 70.6 16.7 12.6 73.0 15.9 11.1
Bild 69 b-d: Lösungsgehalte (Gew.-%) nach potentistatischer
Polarisation in 2n Schwefelsäure, T= 60 oe
(b= 1.4306n, C= 1.4306s, d= 1.4306s ESO)
b)
c)
d)
- 102 -
5.6 Potentiodynamische Messungen in chloridhaltiger
Schwefelsäure
Bei einigen Versuchen wurde zur Aufnahme der Stromdichte
Potential-Kurven chloridhaltige Schwefelsäure verwendet. Dabei
zeigte sich im Bereich des Lochkorrosionspotentials (+250 mVH)
eine vom Glühzustand abhängige Stromdichteänderung.
Zur Überprüfung der praktischen Verwertbarkeit dieses Mess
effekts wurden potentiodynamische Polarisationsmessungen in
2n Schwefelsäure (T=60 °C) mit einem definiertem Chiaridge
halt von cNaCl =10- 3 mol/1 durchgeführt.
Für den Werkstoff Nr. 1.4306n ist eine deutliche Erhöhung der
Lochkorrosionsstromdichte nach einer sensibilisierenden Glüh-
behandlung zu beobachten (Bild 70).
0
10
08 0.6
0.4
0.1
0.1 0.08 0.06
0.04
0.01
0.01 0.008 0.006
0.004
0.001
0,001 0.0008 0.0006
0.0004
0.0001
!~ -~ \\
l I \\
t----.
I '\'
I r----~-
~--' r--- +-- --
r-----r-----
r-----r---
r--
-400 -200
----r--- --1---- -- f------ - -- f----
----
1.4306 n -GZ 2,-·-GZ 3 c---
r--2n H2S04, T = 60 •c ,---------
c0 - = 10-3 mal I l r--
----- ---- ---t -f- -- f--- --
--1----- -- --- t-- -
j -------r lr---,. ~-.I - - ---
!i -1---\ til
-~ f--- +-r -\ --t -- ' - -
~ l l' I t/1 \' I
~i t r#-1- -~ f---V
_l --
\' .-/ i ~ V r---1--- J ---
--1-------1---J ,- -
-- ---- -------
--=J:~r--~,~- -~---f ----
' ' I _j_
200 400 600 800 1000 1200 1400
Potential f I mVHI
Bild 70: Summenstromdichte-Potential-Kurve in NaCl-haltiger
Schwefelsäure in Abhängigkeit vom Glühzustand
- 103 -
Der Werkstoff Nr. 1.4306s zeigt nicht dieses ausgeprägte Ver
halten, ein geringer Anstieg der Stromdichte am Lochkorro
sionspotential ist aber noch erkennbar (Bild 71). Praktisch
keinen Unterschied weisen die Stromdichte-Potential-Kurven des
Werkstoffs Nr. 1.4306s ESU auf (Bild 72). Die Beeinflußung der
Lochkorrosionsanfälligkeit durch eine Sensiblisierungsglühung
ist bei diesem Werkstoff am geringsten.
1 4~ot --------j---t-1-- -+~-------1-------t--~--j-11-------_-+r---__ -_ ---------~--- '"'-'E 0ot----+-----+--------r-- +---+- --r-- --+-----+-- ---t-----t-----t------t- ---l------1
' § i ·- 10t---+-----+--2 1.4306 s ~ 0 ~=t==t=:=-------r=t-· ===:f::==~ - GZ 2,- ·-GZ 3 r==.-= ~ : . :f'. \ 1 1 - 2n H2S04 , T = 60°( ~--=----
! 1 \_\ 1 ccl" = 10-3 mallt 1+---.,Hi·J-----tt~---t-- -------- ----r- --r-_ I l -
'I----t--------+--- ----+-- ---t-- tf -
+-~+-~t~-~---r---T--T---,1 --Tr-.t--~+----~- ' I
~~~-+---4---~ir~. -T---+---+---,~---~1--\
. I I
~++--+-----t--\-'\-----Jt.-_1___-+ ---1-----+-------t-=t-. f--- -----=-\· lA. I . \I 1'.'/_ I I\ \' '•
200 400 600 800 1000 1200 1400
PotentialE lmVHI
Bild 71
<( 0>1------+------+-----§
10>+---4---~--~--~---+~~--~~~--~ "' 1.4306 s ESU :5 1Dt----+----+------+ ----+-----+ ~ 8 GZ 2, -·-GZ 3 r-=.= .t: 6-1-------..• +--- --+------t------c---- 2n H2S04, T = 60 Oe r---~ ·' +--
{( __ ~ _ _ c0 - =10-3 mo~l 1+----lf------11.\\----1-----+---+--1.'------+ ---~ -- - --1--- -
0.8-l---+--+---1-T---- ---0.6 \ . --+----+ - t--0.4-1-----+--+----+.--\ -+---- -- -- - -t--- I _/
-
0.1 t---1-- -- --- - --
~o18 -~ - c-- -~ ~~-r---- =r-- .1 -
:::~L- ·~- ~~ _' .. . i 1/
-
--
0.01 r---l~r-- _ -~ -~ V :::~~~;=_ -- _ __:- . r- -n---- ~-
I ·t--- . 0001r-- r- -- r- - '-=---= .-· -
I I 0.001 +---- --+--- -- -- ' 0.0008 f----- --t---- - -- - -- - ---0.0006 t---------- - - -
- - I
-I I
I ! i I
0.0004+-- --
0.0001 ----
-400 -200 200 400 600 800 1000 1200 1400
PotentialE I mVH I
Bild 72
Summenstromdichte-Potential-Kurve in NaCl-haltiger
Schwefelsäure in Abhängigkeit vom Glühzustand
- 104 -
In einem Übersichtsdiagramm (Bild 73) sind die maximalen Loch
korrosionsstromdichten iLF,max in Abhängigkeit vom Glühzustand
aufgetragen. Trotz der relativ großen Streuung der iLF,max
Werte ist eine Qualifizierung in der Reihe der Erschmelzungs
güte möglich. Diese Qualitätsabstufung deckt sich mit der IK
Anfälligkeit der untersuchten Werkstoffe.
'E 10 u --<( 5 Werkstoff- Nr.
E
>< " 1.4306 n "' E .. 1.4306 s ·-~
QJ • 1.4306 s ESU +-..c 0.5 u u E 0 2 n H2 S04 , 60 °[ '-.._ Vl 0.1 Cct- = 10·3 molll
0.05
GZ 2 GZ 3
Glühzustand
Bild 73: Maximalwert des Lochkorrosionsstroms in
Abhängigkeit vom Glühzustand
Der Oberflächenangriff durch Lochkorrosion wurde nicht im De
tail zur Auswertung herangezogen, da die Anzahl der durchge
führten Versuche statistisch noch unzureichend abgesicherte
Ergebnisse lieferte.
Es kann aber festgestellt werden, daß die Lochkorrosion am
sensibilisierten Material bevorzugt im Korngrenzenbereich oder
auf der Korngrenze selbst auftrat (Bild 74) .Die sichtbare
Korngrenzenätzung erfolgte zwangsläufig durch die kurze Ver
weilzeit im transpassiven Potentialbereich beim Aufnehmen der
Summenstromdichte-Potential-Kurve.
- 105 -
Werkstoff- Nr. 1.4306n 2n H2 S04, 60 °(, c0 - = 10-3 mallt
a) Lochkorrosion im chromverarmten Bereich längs der Korngrenzen
b) Lochkorrosion im Korninnern, weniger längs der Korngrenzen
a ) Glühzustand 3
b) Glühzustand 1
Bild 74: Lochkorrosion nach potentiodynamischer Belastung
(dE/dt=7.5 mV/min) in Abhängigkeit vom Sensibi
lisierungsgrad
- 106 -
6 DISKUSSION DER ERGEBNISSE
Der Diskussion der Ergebnisse sei vorangestellt, daß umfang
reiche Korrosionsuntersuchungen über die IK-Anfälligkeit der
geprüften Werkstoffe mittels des Huey-Tests (modifizierte Form
über 15x48h) im Kernforschungszentrum Karlsruhe am IMF II
durchgeführt wurden /101-104/. Es ergab sich eine Stufung der
IK-Beständigkeit der Werkstoffe in der absteigenden Reihen
folge Werkstoff Nr. 1.4361, Werkstoff Nr. 1.4306s ESU, Werk
stoff Nr. 1.4306s und Werkstoff Nr. 1.4306n. Die Ergebnisse
dieser Untersuchungen konnten daher quasi als Referenzdaten
zur Oberprüfung der Aussagekraft der elektrochemischen Ergeb
nisse herangezogen werden.
6.1 Messungen in 2n Schwefelsäure
Sowohl der Verlauf der Summenstromdichte-Potential-Kurven der
geprüften Werkstoffe als auch die Potentialbereichsübergänge
aktiv-passiv und passiv-transpassiv verändern sich mit der
Säuretemperatur. Dieses Verhalten läßt sich relativ leicht
verstehen, da es sich bei den ablaufenden anodischen und
kathodischen Teilreaktionen um thermisch aktivierte, chemische
Vorgänge mit einem elektrischen Anteil handelt. Ausgehend von
den Überlegungen der (elektro-)chemischen Thermodynamik der
Korrosion (i.e. der Temperaturabhängigkeit von Transport
prozessen einerseits, der des elektrochemischen Potentials
andererseits) /22,26,25,106,107/ ergibt sich konsequenterweise
eine Stromdichteerhöhung und Verschiebung der Potentialbe
reiche mit steigender Säuretemperatur.
Vergleicht man die Breite des Aktivbereichs der jeweiligen
Stromdichte-Potential-Kurven der drei,untersuchten Werkstoffe
des Typs Nr. 1.4306 und Werkstoff Nr. 1.4361, so weist der
Werkstoff Nr. 1.4306s ESU (Bild 23) den schmalsten Aktivbe
reich auf. Die übrigen Kenngrößen, wie die Passivstromdichte
oder die Lage des Aktiv- bzw. Passivbereiches, zeigen nur ge
ringe Unterschiede. Da die Varianten des Werkstoffs Nr. 1.4306
- 107 -
sich im wesentlichen nur im Gehalt an Kohlenstoff und Begleit
elernenten (vorwiegend Si u.a.m) unterscheiden, ist das gute
Korrosionsverhalten des Werkstoffs Nr. 1.4306s ESU auf die be
sondere Erschmelzungsart und die damit verbundene Verunreini
gungsminderung (Reinheitsverbesserung) zurückzuführen. Eine
Ausnahme bildet der Werkstoff Nr. 1.4361, der über den gesam
ten Potentialbereich in beiden Glühzuständen (GZ 2 und 3)
deutlich niedrigere Stromdichten aufweist. Die korrosions
schützende Wirkung des Legierungselements Silizium wird in
Kapitel 6.3 ausführlich beschrieben.
Die primäre Absicht der Stromdichte-Potential-Messungen in
Schwefelsäure war, zu prüfen, ob eine brauchbare Information
über die IK-Anfälligkeit unterschiedlich geglühter Werkstoffe
sowohl im Potentialbereich aktive Korngrenze/passive Matrix
als auch im Transpassivbereich zu erhalten ist. Die Auswertung
der Stromdichte-Potential-Kurven (Bild 25a-c) auf der Grund
lage IR-relevanter Potentialwerte (Strauß-Test: +350 mVH;
Streicher-Test: +900 mVH, Huey-Test: +1100 mVH) zeigte, daß
lediglich bei +350 mVH (Bild 25a) eine von der Werkstoffzusam
mensetzung und vom Glühzustand abhängige IR-spezifische Quali
tätsabstufung, die über alle drei Versuchstemperaturen beibe
halten wird, möglich war. Die Stromdichten bei +900 mVH und
+1100 mVH (Bild 25b,c) ergeben für alle Versuchstemperaturen
keinen konsequenten Zusammenhang zwischen der Zusammensetzung
und dem Glühzustand der Werkstoffe. Die Erklärung für dieses
Verhalten liegt darin, daß die bei Potentialen um +350 mVH
durch eine potentiell vorhandene Chromverarmung längs der
Korngrenzen reduzierte Korrosionsbeständigkeit des Werkstoffs
wegen des starken Gegensatzes von aktivem Korngrenzensaum und
passiver Matrix am stärksten beeinträchtigt wird. Verstärkt
wird die Intensität des Korrosionsangriffs durch die ver
gleichsweise lange Verweildauer des Werkstoffs im IR-kriti
schen Potentialbereich. Betrachtet man die Stromwerte im
Potentialbereich um +1100 mVH, so ist die unzureichende Aus
sagekraft einerseits auf die relativ kurze Verweildauer (man
befindet sich im Steilanstieg des Transpassivbereiches) zu-
- 108 -
rückzuführen, andererseits darauf, daß der die transpassive,
interkristalline Korrosion auslösende kritische Potentialwert
noch nicht erreicht wurde. Die Intensität des transpassiven
Korrosionsangriffs wird in diesem Fall von der Zahl der zu
fällig vorhandenen Werkstoffoberflächenfehler bestimmt. Eine
verwertbare Information über die IK-Anfälligkeit kann dann,
wenn überhaupt, erst nach längerer Versuchszeit im IK-kriti
schen Potentialbereich erhalten werden.
Die geringe Abhängigkeit der IK-Anfälligkeit beim Potential
wert +900 mVH ist darauf zurückzuführen, daß sich sowohl die
Matrix als auch die potentiell sensibilisierten Korngrenzen
hereiche passiv verhalten.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß durch die Aufnahme
von Summenstromdichte-Potential-Kurven in Schwefelsäure im
Prüfpotentialbereich des Strauß-Test (+350 mVH) die IK-An
fälligkeit unterschiedlich zusammengesetzter Werkstoffe hin
reichend genau eingestuft werden kann. Allerdings ist eine
Aussage über das transpassive interkristalline Korrosionsver
halten wegen der relativ kurzen Expositionszeit kaum möglich.
In der Gesamtbewertung besitzt der Werkstoff Nr. 1.4361, ge
folgt vom Werkstoff Nr. 1.4306s ESU, in beiden Glühzustands
gruppen (GZ 1/2 und GZ 3/4) die niedrigsten Stromdichten und
damit die vergleichsweise beste IK-Beständigkeit.
6.2 Einfluß der Konzentration, der Temperatur und
des CrVI-Gehaltes von Salpetersäure auf die
IK-Beständigkeit austenitischer CrNi-Stähle
Zur Bestimmung des Korrosionsverhaltens der untersuchten
Stähle wurden in Salpetersäure unterschiedlicher Konzentration
und Temperatur Summenstromdichte-Potential-Kurven aufgenommen
und der Verlauf des Freien Korrosionspotentials aufgezeichnet.
- 109 -
Stromdichte-Potential-Kurven:
Die Eckwerte (ER, ip, ED) der Summenstromdichte-Potential
Kurven zeigen die mit der Säurekonzentration zunehmende Oxi
dationswirkung der Salpetersäure. Während in 2n Salpetersäure
aufgrund des quantitativ geringen Stromanteils der kathodi
schen Teilreaktion (vgl. Bild 5) der Summenstromnulldurchgang
(is=O) bei relativ niedrigen Ruhepotentialwerten stattfindet,
wird dieser in 14.4n Salpetersäure wegen des erhöhten kathodi
schen Stromanteils der Nitrat/Nitrit-Redoxreaktion zu positi
veren Werten verschoben. Ein Vergleich der Ruhepotentialwerte
mit den gemessenen Freien Korrosionspotentialen (Bild 45-48)
ergibt eine gute Übereinstimmung der Ergebnisse. Die teilweise
auftretenden Differenzen sind in der Verwendung der beiden
unterschiedlichen Meßmethoden begründet. Im ersten Fall wird
das Potential statisch ermittelt, wobei die Annäherung an das
Gleichgewichts-Potentialeinstellung groß ist, im zweiten Fall
erfolgt die Ermittlung des Ruhepotentials potentiodynamisch.
Trotz einer relativ kleinen Potentialvorschubgeschwindigkeit
wird sich hierbei praktisch nie ein realer Gleichgewichtszu
stand an der Werkstoffprobe einstellen, was letztendlich immer
zu einer Gleichgewichts-Potentialverfälschung führt.
Die Temperaturabhängigkeit der Stromdichte-Potential-Kurven
entspricht qualitativ dem Werkstoffverhalten in 2n Schwefel
säure und wird überwiegend von den thermisch aktivierbaren
Korrosionsreaktionen bestimmt. Typisch für Stromdichte-Poten
tial-Kurven in Salpetersäure sind die relativ niedrige Passiv
stromdichte ip und der breite Passivbereich. Dieses Verhalten
läßt sich durch den veränderten Passivschichtaufbau, der in
Salpetersäure wesentlich kompakter und homogener ist als in
Schwefelsäure erklären. Da mit dem Potential die Dicke der
Passivschicht zunimmt /108,109/, erfährt die Korrosionsbestän
digkeit des Werkstoffs zusätzlich eine stabilisierende Wirkung.
- 110 -
Die Auswertung der Stromdichte-Potential-Kurven bei definier
ten transpassiven Potentialen ergab eine sehr gute Werkstoff
differenzierung sowohl in Abhängigkeit von der Erschmelzungs
qualität als auch vom Glühzustand. Insbesondere nimmt die Aus
sagefähigkeit aufgrund der erhöhten selektiven Korrosionsrate
bei hohen Säuretemperaturen (T> 100 °C) und hohen anodischen
Potentialen (E> +1150 mVH) zu. Korrosionsuntersuchungen an
anderen Stählen bestätigen das Werkstoffverhalten im Trans
passivbereich /125/.
Um bis zu zwei Zehnerpotenzen kleiner sind die Stromdichte
werte des Werkstoffs Nr. 1.4361 verglichen mit dem Werkstoff
typ 1.4306 (vgl. Bild 40). Auch ist die Beeinflußung der Höhe
der Stromdichtewerte durch eine sensibilisierende Glühbehand
lung geringer. Dieses Werkstoffverhalten läßt sich auf die
Wirkung des Legierungselements Silizium zurückführen.
Messung des Freien Korr-osionspotentials:
Die Messungen zeigen eine mit sinkender Salpetersäurekonzen
tration zunehmende Steubreite des Freien Korrosionspotentials.
Ursache dafür ist das gerade im Konzentrationsbereich 1-3n
vorherrschende Konkurrenzverhalten der Redoxeigenschaften und
des Säurecharakters der Salpetersäure /110/. Je nach Art und
Menge des verwendeten Spülgases wird das Korrosionssystem
sowohl elektrochemisch (Anzahl der ablaufenden kathodischen
Teilreaktionen) wie auch kinetisch (verkehrte Rührabhängigkeit
der Salpetersäurereduktion) verändert und damit die Lage des
Freien Korrosionspotentials beeinflußt. Um die Übertragbarkeit
der Laborversuche auf die in der Praxis vorkommenden Korro
sionsreaktionen zu gewährleisten, wurde bei der Durchführung
der Versuche von einer Spülung mit NO abgesehen und mit Argon
bzw. synthetischer Luft gespült. Die dadurch bewirkte Verände
rung der elektrochemischen Reaktionen kann aber, da die NO
Begasung zur Einstellung definierter Gleichgewichtsreaktionen
der N2-Reaktionsprodukte dient /111/, den Streubereich der
Potentialwerte erhöhen /112/.
- 111 -
Die praktisch nicht mehr vorhandene Temperaturabhängigkeit
des Freien Korrosionspotentials und der relativ schmale Streu
bereich in 14.4n Salpetersäure sind Folgen der quantitativ
dominierenden, potentialbestimmenden kathodischen Teilreak
tion der Salpetersäurereduktion und auf das Vorhandensein
einer (zusätzlich} gut schützenden Passivschicht zurückzu
führen.
Das Ausbleiben der werkstoffspezifischen Abhängigkeit des
Freien Korrosionspotentials vom Glühzustand ist wegen der
-absolut betrachtet- nur geringen Unterschiede in der Werk
stoffzusammensetzung leicht zu verstehen. Dies ändert sich,
wenn die Werkstoffe über längere Zeit transpassiv belastet
werden, da dann andere Faktoren die Korrosionsbeständigkeit
bestimmen.
Potentialverlauf während des Huey-Tests
Die Verläufe des Freien Korrosionspotentials in der ersten bis
dritten Kochperiode des Huey-Tests korrelieren mit den bislang
gernachten Aussagen.
Die Verschiebung des Freien Korrosionspotentials nach einer
sensibilisierenden Glühbehandlung (beobachtet über einen län
geren Versuchszeitraum} zu positiveren Potentialwerten bestä
tigt einerseits die negative Wirkung vorhandener Chromkarbid
ausscheidungen auf die transpassive IK, andererseits wird
unter Berücksichtigung der untersuchten Glühzustände deutlich
der positive Einfluß der Erschrnelzungsqualität bzw. des Legie
rungselements Silizium aufgezeigt.
Messungen in CrVI-haltiger Salpetersäure
In Abhängigkeit von der Konzentration der CrVI-Ionen ver
schiebt sich das Freie Korrosionspotential in anodische Rich
tung. Die Potentialverschiebung ist arn größten in 2n HN03,
arn geringsten in 14.4n HN03 (vgl. Bild 51}. Das Verhalten ist
- 112 -
zunächst überaschend, da in zahlreichen Arbeiten /37-45/ die
Intensivierung (z.B. CrVI-Zugaben zur Huey-Testlösung) des
Korrosionsangriffs beschrieben ist. Dazu ist anzumerken, daß
sich geringe Potentialverschiebungen wesentlich gravierender
im Steilanstieg des Transpassivbereichs als im Passivbereich
der Stromdichte-Potential-Kurve auswirken und das Korrosions
verhalten daher stark beeinflußen.
Für die konzentrationsabhängige Potentialverschiebung unter
Berücksichtigung der relativ kurzen Versuchszeit sowie der
Säuretemperatur von 100 °C gibt es folgende Erklärung:
In 2n HN03 ist der relative Beitrag der CrVI/III-Reaktion zum
(relativ geringen) kathodischen Teilstrom der Salpetersäure
reduktion größer als in 14.4n HN0 3 und daher wird auch der
ruhepotentialbestimmende kathodische Teilstrom stärker verän
dert. In 14.4n HN03 hingegen ist der kathodische Teilstrom der
Nitrat/Nitrit-Redoxreaktion bereits so groß, daß der zusätz
liche Anteil der CrVI/III-Redoxreaktion kaum eine größere
Änderung des kathodischen Gesamtstroms bewirkt.
Die Ergebnisse zeigen deutlich, daß die Verschiebung des Frei
en Korrosionspotentials ab einem bestimmten CrVI-Gehalt der
Lösung ( > 200 mg/l) nur noch gering ist und umgekehrt, mit ab
nehmender Säurekonzentration (= zunehmendem Säurecharakter),
der additive Beitrag der CrVI/III-Redoxreaktion zum kathodi
schen Teilstrom die Einstellung des Freien Korrosionspoten
tials stärker beeinflußt.
Für die praktische Übertragbarkeit und Auswertung der Ergeb
nisse aus den Laborversuchen muß berücksichtigt werden, daß im
Laborversuch die CrVI-Ionen aus dem Elektrolyten an die Werk
stoffaberfläche gebracht werden, in der Praxis aber chrom
reiche Randbereiche der Passivschicht (oder Chromlegierungs
anteile) in Lösung gehen.
Die schnelle und sehr gut reproduzierbare Einstellung des
Redoxpotentials der Salpetersäure an der Platinelektrode lie
fert eine Information über die Oxidationsstärke des Korro
sionselektrolyten, bedingt aber aus werkstoffspezifischen und
elektrochemischen Gründen (veränderte Depolarisationsfähigkeit
des Werkstoffs) nicht zwangsweise eine hohe Korrosionsrate.
- 113 -
6.3 Korrelation der potentiostatischen Messungen mit
den Ergebnissen des Huey-Tests
Die Ergebnisse und Aussagen der vorhergehenden Versuche waren
die Grundlage für Polarisationsversuche bei definierten Poten
tialen in Salpetersäure unterschiedlicher Konzentration. Es
konnte halbquantitativ das chemische Korrosionsverhalten der
untersuchten austenitischen CrNi-Stähle im Huey-Test elektro
chemisch simuliert werden. Sowohl das Aussehen des Korrosions
angriffs als auch die ermittelte Werkstoffabstufung stimmen
mit den Ergebnissen des Huey-Tests /101-104/ gut überein.
Wie die Untersuchungen zeigten, hängt das Auftreten der IK
eines Werkstoffs nicht unbedingt mit dem Vorhandensein chrom
reicher Karbidausscheidungen längs der Korngrenzen zusammen.
Die IK tritt vielmehr in bestimmten Potentialbereichen auf und
kann insbesondere im Transpassivbereich verschiedene gefüge
und legierungsbedingte Ursachen haben. Für Einsatzmaterialien
in konzentrierten, salpetersauren Prozeßlösungen ist in erster
Linie das Korrosionsverhalten im Transpassivbereich der Strom
dichte-Potential-Kurve des Werkstoffs von Bedeutung.
Vergleicht man die Varianten des Werkstoffs Nr. 1.4306 gegen
einander, so läßt sich das IK-spezifische Werkstoffverhalten
anhand der Werkstoffzusammensetzung und des Gefüges sowohl für
den lösungs- wie auch sensibilisierungsgeglühten Zustand ver
stehen und erklären:
In der Regel besitzen lösungsgeglühte (austenitische) CrNi
Stähle ein einphasiges, rein austenitisches Gefüge. Dies wird
dadurch erreicht, daß der Werkstoff oberhalb des Temperatur
bereiches der Karbidausscheidung geglüht und abgeschreckt
wird. Erst die nachträgliche Glühbehandlung in einem kriti
schen Temperaturbereich führt zur Karbidbildung.
- 114 -
Für das Auftreten der transpassiven IK gibt es folgende
Theorien (s.a.S.27ff):
1) Korngrenzen sind energiereiche Bereiche und werden daher
bevorzugt angegriffen /38,39,114,113/
2) die Begleitelernente segregieren bevorzugt an Korngrenzen;
die Folge ist eine Potentialdifferenz zwischen der Korn
grenze (Anode) und der Matrix (Kathode) /115-121/
3) Kombination von 1) und 2)
Einflußreiche Größen in beiden Theorien sind /122/:
1) Werkstoffzusammensetzung
2) Glühzustand
3) Verformungszustand (wurde konstant gehalten)
4) Korngröße (wurde quasi konstant gehalten)
ad 1)
Im wesentlichen bestimmt die chemische Zusammensetzung des
Werkstoffs das Korrosionsverhalten. Die Legierungselemente
können darauf in unterschiedlicher Weise einwirken (S.29ff).
Für die transpassive Korrosion austenitischer CrNi-Stähle sind
-neben den hauptsächlichen Legierunqselernenten-auch die Be-
gleitelernente (vor allem C, Si, S und P) von großer Be-
deutung für die transpassive IK-Beständigkeit /123,135-138/.
Si-Gehalte von 0.1< Si< 2 Gew.-% und Phosphorgehalte von
P > 0. 01 Gew. -% ( > 100 pprn) fördern die transpassive Auflösung
/123,124/. Für Phosphor wurde nachgewiesen, daß er sich in
fester Lösung an der Korngrenze anreichert und dort die anodi
sche Metallauflösung im Transpassivbereich in saurer Lösung
stimuliert /126/. Im speziellen Fall des Siliziums läßt sich
ein ähnlicher, jedoch zweifacher Effekt auf die transpassive
IK annehmen. In sehr geringen Gehalten (< 1000 pprn) ist kein
Einfluß feststellbar, bei mittleren Gehalten (1000-20000 pprn)
fördert Silizium zunächst die IK-Anfälligkeit bis zu einem
Maximum (>= 0.8 Gew.-%) um ab 3.5-4 Gew.-% die IK-Anfälligkeit
fast vollständig zu unterdrücken.
- 115 -
Eine Bestätigung dieses ~achverhalts erfolgte durch Untersu
chungen an hochreinen Stählen bei hohen anodischen Poten
tialen, wobei in diesem Fall keine oder nur eine sehr geringe
IK-Anfälligkeit beobachtet wurde /127-130/.
Bezieht man diese Aussagen auf die untersuchten Varianten des
Werkstoffs Nr. 1.4306, so ergibt sich, daß der Werkstoff Nr.
1.4306n mit 0.60 Gew.-% Si deutlich mehr Silizium enthält und
daher eine geringere Ik-Beständigkeit aufweist als die Werk
stoffe Nr. 1.4306s und 1.4306s ESU {beide 0.02 Gew.-% Si bzw.
0.022 Gew.-% P). Der Grund für die mittlere Stellung des Werk
stoffs Nr. 1.4306s liegt offensichtlich im Kohlenstoffgehalt,
der mit 0.015 Gew.-% zwar kleiner als der des Werkstoffs Nr.
1.4306n ist, aber mehr als das zweifache des Werkstoffs Nr.
1.4306s ESU beträgt und deshalb die Karbidbildung fördert.
ad 2)
Die Beeinflußung der IK-Anfälligkeit durch eine sensibilisie
rende Glühbehandlung und der Ausscheidung chromreicher Karbide
des Typs M23C6 bzw. M7C3 ist ausreichend bekannt und beschrie
ben {vgl. Kapitel 2.5.2). Das korrosionschemische Verhalten in
Abhängigkeit vom Chromgehalt der Legierung ist ebenfalls in
Kapitel 2.5.2 ausführlich dargelegt.
Berücksichtigt man nun den Kohlenstoffgehalt der Varianten des
Werkstoffs Nr. 1.4306, so läßt sich auf eine vermehrte Karbid
bildung {unabhängig vom Si- und P-Gehalt) während der Sensibi
lisierungsglühung im Werkstoff Nr. 1.4306n und Werkstoff Nr.
1.4306s schließen.
Auf die Möglichkeit eines verstärkten transpassiven IK-An
griffs durch 6-Phasenbildung {je nach Ni- und Mo-Gehalt der
Legierung entstehen Cr- oder Mo-reiche intermetallische Ver
bindungen), deren Ausscheidung mit sinkendem Kohlenstoffgehalt
erleichtert wird, sei hingewiesen {1.4306n: 0.17 Gew.-% Mo;
1.4306s: 0.02 Gew.-% Mo) /131/. Die akkumulative Wirkung der
beiden zuletzt besprochenen Parametergrößen 1) und 2) ergibt
sich aus der Tatsache, daß jede Ausscheidung prinzipiell auch
- 116 -
mit einer Gitterstörung verbunden ist {Verzerrungsenergie) und
deshalb einen energiereichen Gefügebereich darstellt.
Die zuweilen auftretende blau bis bräunliche Oberflächenfär
bung, die auch im Huey-Test beobachtet wird, wurde anhand von
Literaturhinweisen eindeutig als ein Eisen-Chrom-Spinell-Belag
{FeO * Cr203) identifiziert /132/.
Das ausgezeichnete transpassive Korrosionsverhalten des Werk
stoffs Nr. 1.4361 ist auf den hohen Si-Gehalt zurückzuführen.
ESCA-Oberflächenuntersuchungen /140/ über die Zusammensetzung
und Dicke der Passivschicht auf austenitischen Stählen nach
Salpetersäurebeanspruchung zeigten, daß die äußere Schicht aus
Si02 besteht, darunter befindet sich eine chromreiche Oxid
schicht. Nickel ist am Passivschichtaufbau nicht beteiligt. In
der metallischen Matrix unterhalb der Passivschicht wurde
ebenfalls eine Chromanreicherung gefunden. Über die Schutz
wirkung des Siliziums als Legierungselement gibt es verschie
dene Vorstellungen:
1) Die Depolarisationsfähigkeit der kathodischen Teilreaktion
wird aufgrund einer sich ausbildenden Si02-reichen Passiv
schicht vermindert {1-4 Gew.-% Si); kleine Si-Gehalte hin
gegen verursachen durch galvanische Korrosion einen inter
kristallinen Angriff /121/.
2) Andere Überlegungen /133/ gehen davon aus, daß mittlere Si
Gehalte {1-2 Gew.-%) zwar eine Si02-reiche Passivschicht
bilden können, die aber an den Korngrenzen unzureichend
ausgebildet ist; dies erfolgt erst ab einem Legierungsge
halt von etwa 4 Gew.-% Si.
3) Desestret /113/ erklärt die unterschiedliche IK-Anfällig
keit durch die vom Si-Gehalt abhängige Korngrenzenenergie
{Entstehung eines chemischen Konzentrationsgradienten
zwischen Korngrenze und Matrix) .
- 117 -
4) Vermilyea et al. /134/ machen den Anstieg der Leitfähigkeit
des Passivfilms durch den Einbau von Si-Atomen für das ver
besserte transpassive Korrosionsverhalten verantwortlich.
Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß bei den geprüften
Werkstoffen primär die Begleitelementgehalte, und hier beson
ders der Si- und P-Gehalt, und erst an zweiter Stelle der
Glühzustand (dann überwiegend abhängig vom Kohlenstoffgehalt)
der Werkstoffe die für die Praxis wichtigen Bestimmungsgrößen
der transpassiven Korrosion in konzentrierter HN03 sind.
Der mit 4.1 Gew.-% Si legierte Werkstoff Nr. 1.4361 zeigte von
allen untersuchten Werkstoffen unabhängig vom Glühzustand das
beste Verhalten. Eine eventuell dennoch vorhandene verminderte
Korrosionsbeständigkeit durch sensibilisierte Gefügebereiche
kann durch eine Si02-reiche Passivschicht kompensiert werden.
6. 4 Polarisationsmessungen in chloridhaltiger
Schwefelsäure
Die Versuche in chloridhaltiger, 2n Schwefelsäure ergaben die
gleiche, wenn auch weniger differenzierende Qualitätsabstu
fung der untersuchten Werkstoffe Nr. 1.4306.
Die Überlegung zur Anwendung der Lochkorrosionsempfindlichkeit
der Werkstoffe als Informationsquelle über die IK-Anfälligkeit
beruht auf zwei Tatsachen. Zum einen nimmt die Lochkorrosions
empfindlichkeit mit steigendem Chromlegierungsgehalt ab, zum
anderen entwickeln sich in nichtrostenden Stählen mit inhomo
gener Struktur Lochfraßstellen schneller. Die verstärkte Loch
korrosionsneigung sensibilisierter austenitischer Stähle wurde
in Versuchen bestätigt /106~
Im konkreten Fall der Prüfung der IK-Anfälligkeit durch die
Aufnahme potentiokinetischer Stromdichte-Potential-Kurven be
deutet dies folgendes:
- 118 -
- der Werkstoff bildet in erster Linie in Abhängigkeit vom
Kohlenstoffgehalt während einer zeitlich definierten sensi
bilisierenden Glühbehandlung eine bestimmte Menge an Chrom
karbidausscheidungen längs der Korngrenzen.
wird im Anschluß daran die Lochkorrosionsempfindlichkeit im
chloridhaltigen Medium potentiokinetisch bestimmt, treten
wegen des verminderten Chromgehaltes im Bereich der Chrom
karbidausscheidungen Löcher bevorzugt auf /139/ und der
makroskopisch meßbare Lochkorrosionsstrom wird größer. Der
Effekt wird verstärkt, da durch die Ausscheidungen inhomo
gene Gefügebereiche entstanden sind, die allgemein eine er
höhte Anfälligkeit gegenüber Lochkorrosion besitzen.
Vergleicht man nun Werkstoffe ähnlicher Zusammensetzung aber
unterschiedlicher Glühbehandlung miteinander, ergeben sich die
in Bild 73 am Beispiel des Werkstofftyps-Nr. 1.4306 aufgeführ
ten Zusammenhänge: mit zunehmender Lochkorrosionsanfälligkeit
erhöht sich die (flächenintegrale) Lochkorrosionsstromdichte,
d.h., die Chromkarbidausscheidungsrate muß groß gewesen sein
bzw. die auf der Chromverarmungstheorie beruhende IK im Poten
tialbereich aktiv-passiv wird hoch sein. Die Änderung des An
griffsortes bei einem sensibilisierten Werkstoff, nämlich weg
von der Matrix und hin zur Korngrenze ist in der lichtmikro
skopischen Oberflächenaufnahme in Bild 74 zu sehen.
Zusätzlich zur maximalen Stromdichte können die Lochdichte und
Lochtiefe eine Information über die IK-Anfälligkeit geben. Für
die Bestimmung der IK-Beständigkeit in Salpetersäure ist diese
Untersuchungsmethode weniger relevant, da sie überwiegend die
Korrosionsbeanspruchung im Potentialbereich aktiv-passiv vor
aussetzt. Darüberhinaus müßte die Versuchführung hinsichtlich
Temperatur und Potentialvorschub weiter optimiert werden, um
die Streubreite der imax-Werte zu verkleinern.
- 119 -
6.5 Praktischer Wert und mögliche Nutzung der Ergebnisse
zu Prüfzwecken, Ausblick
Die Bewertung der Ergebnisse hinsichtlich ihrer Verwendung und
Nutzung in der täglichen Prüfpraxis auf transpassive inter
kristalline Korrosion austenitischer CrNi-Stähle erfolgt vor
dem Hintergrund der Aufgabenstellung.
Es sollte zunächst geklärt werden, welche elektrochemischen
Prüfverfahren geeignet sind, die Korrosionsbeständigkeit
austenitischer CrNi-Stähle bei hohen anodischen Potentialen in
stark oxidierenden Lösungen zu bestimmen, um dann unter Bezug
auf das genormte chemische Huey-Prüfverfahren eine elektroche
mische Prüfprozedur zu entwickeln, die es erlaubt, die trans
passive IK-Beständigkeit von Werkstoffen, die sich nur gering
in der Werkstoffzusammensetzung unterscheiden, schnell zu
bestimmen.
Zuerst wurde in Vorversuchen ein geeignetes Prüfpotential als
der im Huey-Test IK-aktive Potentialwert ermittelt. Sodann er
folgte die Simulation potentiostatisch bei einem Prüfpotential
von +1250 mVH·
Das für die Praxis wichtigste Ergebnis der Arbeit ist die in
relativ kurzer Versuchszeit reproduzierbar durchzuführende
Simulation des Huey-Tests unter äquivalenten, aber potential
kontrollierten Prüfbedingungen zur Ermittlung der transpassi
ven IK-Anfälligkeit des Werkstoffs Nr. 1.4306. Die Versuchs
parameter konnten werkstoffseitig (Zusammensetzung, Glühbe
handlung, Oberflächenzustand) und elektrolytseitig (Säurekonzen
tration, -temperatur)in Grenzen verändert werden, ohne die
Aussagekraft signifikant zu beeinflußen.
Bei entsprechender Vorgehensweise liefert die potentiostati
sche Polarisationsmethode aussagekräftige Ergebnisse über die
IK-Anfälligkeit austenitischer CrNi-Stähle. Neben den rein
elektrochemischen Meßgrößen kann der Gewichtsverlust, die
Tiefe des IK-Angriffs sowie die Auflösung einzelner Legie
rungselemente durch Nachuntersuchungen bestimmt werden.
- 120 -
Summenstromdichte-Potential-Kurven sowohl in Schwefelsäure als
auch in Salpetersäure liefern nur bei hoher Konzentration und
Temperatur hinreichend aussagefähige Informationen über das
transpassive Korrosionsverhalten. Die arbeitsintensive Auswer
tung und die Möglichkeit einer nachträglichen vergleichenden
metallographischen Beurteilung lassen die Anwendung weniger
praktikabel erscheinen.
Der unter bestimmten Voraussetzungen mögliche Ersatz der heis
sen, konzentrierten Salpetersäure durch 60 oc warme Schwefel
säure als Prüfmedium ist unter Beibehaltung einer im Prinzip
gleichwertigen Aussage (vgl. Bild 67) mit Einschränkung
möglich.
Der Einfluß von CrVI-Ionen auf die Verstärkung des transpassi
ven Korngrenzenangriffs ergab nicht die erwartete Änderung des
Freien Korrosionspotentials um Größenordnungen, obgleich die
Intensivierung faktisch gegeben ist. Eine Fortführung der Ar
beiten in dieser Hinsicht wäre sinnvoll und wünschenswert. Als
interessantes Teilergebnis dieser Messungen ist die schnelle
und sehr gut reproduzierbare Redoxpotentialeinstellung in
CrVI-haltiger und CrVI-freier Salpetersäure zu erwähnen. Im
Gegensatz dazu, erfolgt die veränderte stabile Einstellung des
Freien Korrosionspotential in CrVI-Ionen haltiger, konzen
trierter Salpetersäure wesentlich langsamer und ist betrags
mäßig klein. Dieses Verhalten sollte bei Anwendung des mit
CrVI-Ionen modifizierten Huey-Tests beachtet werden.
Ein weiteres für die Praxis durchaus interessantes, wenn auch
reproduziertes Ergebnis zeigt sich in der Gegenüberstellung
des Si-legierten Werkstoffs Nr. 1.4361 und den Werkstoffen des
Typs Nr. 1.4306. In sämtlichen durchgeführten Untersuchungen
wies der Werkstoff Nr. 1.4361 die besten Korrosionsergebnisse
auf. Dies betrifft sowohl die Stromdichte-Potential-Kurven wie
auch die potentiostatischen Polarisationsmessungen. Es konnte
damit ein optimierender Effekt des Legierungselements Silizium
auf das transpassive Korrosionsverhalten bestätigt werden.
- 121 -
Die etwas unkonventionelle Art der Ermittlung der IK-Bestän
digkeit durch potentiodynamische Bestimmung des Lochkorro
sionspotentials stellt eine, bezogen auf den Potentialeinsatz
bereich der Werkstoffe in oxidierenden Medien, weniger praxis
relevante Prüfroutine dar, die aber durchaus geeignet er
scheint, z.B. Ergebnisse des Strauß-Tests elektrochemisch
schnell zu überprüfen oder zu präzisieren.
Letztendlich wurde festgestellt, daß die Luftsauerstoffspülung
der siedenden, konzentrierten Salpetersäure keinen meßbaren
Einfluß auf das Korrosionsverhalten der untersuchten Werk
stoffe ausübt. Das ist verständlich, da die Sauerstofflöslich
keit mit steigender Säuretemperatur und -konzentration stark
abnimmt und deshalb die kathodische Teilreaktion der Salpeter
säurereduktion die Lage des Freien Korrosionspotentials be
stimmt.
Ausblick
Die durchgeführten Korrosionsuntersuchungen konnten natürlich
nur einen Teil des umfassenden Gebietes der Salpetersäure
korrosions austenitischer CrNi-Stähle behandeln. Obwohl viele
Fragen durch die Ergebnisse dieser Arbeit geklärt wurden, ste
hen weitere, wissenschaftlich und technisch interessante
Fragen über die IK austenitischer CrNi-Stähle zur Klärung an.
Beispiele dafür sind:
Optimierung der potentiostatischen Prüfroutine hinsicht
lich der quantitativen Auswertung des Korrosionsangriffs
Prüfung der Übertragbarkeit der Meßroutine auf andere
Stähle
Polarisationswiderstandsmessungen zur Bestimmung der
Korrosionsgeschwindigkeit in siedender Salpetersäure
Strömungseinfluß der Salpetersäure
Berücksichtigung weiterer Werkstoffparameter
(z.B. Verformung)
- 122 -
7 ZUSAMMENFASSUNG
Austenitische CrNi-Stähle für die Wiederaufarbeitung von Kern
brennstoffen müssen aufgrund der hohen mechanischen, thermi
schen und überwiegend korrosiven Werkstoffbeanspruchung eine
hohe Materialgüte besitzen.
Die typische Verhaltensweise dieser Stähle ist durch die bei
hohen anodischen Potentialen in stark oxidierenden Lösungen
auftretende transpassive interkristalline Korrosion und den
in diesem Potentialbereich durch oxidierende Korrosionspro
dukte stimulierten Korngrenzenangriff gekennzeichnet. Aus
Gründen der Qualitätssicherung werden die im Salpetersauren
PUREX-Prozeßmilieu eingesetzten Werkstoffe daher umfangreichen
Korrosionstests unterworfen.
Unter Verwendung elektrochemischer Meßverfahren wurde an den
austenitischen CrNi-Stählen Werkstoff Nr. 1.4306n, 1.4306s
und 1.4306s ESU sowie 1.4361 das Korrosionsverhalten in Salpe
tersäure in Abhängigkeit von der Werkstoffzusammensetzung, dem
Glühzustand, der Säureart, der Säuretemperatur und -konzentra
tion und dem CrVI-Gehalt der Salpetersäure qualitativ und
quantitativ erfaßt. Es wurde versucht, aus den Ergebnissen
eine im Vergleich zu dem nach ASTM und Euronorm standardisier
ten Huey-Test zeitraffende, weitgehend gleichwertige Prüf
routine zu entwickeln.
Die vorgestellte Prüfroutine, die anodische Polarisation bei
+1250 mVH, ermöglicht bereits nach kurzer Zeit (ca. 1h) eine
Aussage mit Vergleichswert über die IK-Anfälligkeit einer
Gruppe ähnlich zusammengesetzter austenitischer Stähle. Diese
Zeitersparnis wird dadurch erreicht, daß das im Huey-Test
relativ zur gesamten Prüfdauer immer nur kurzzeitig wirksame
IK-aktive Prüfpotential zeitlich gerafft dem Werkstoff unter
potentiostatischer Kontrolle kontinuierlich aufgeprägt wird.
Das Arbeitsprinzip besteht demnach in einer elektrochemischen
Simulation der tatsächlich IK-auslösenden Freien Korrosions
potentiallage. Die Auswertung des Oberflächen- und Gefügean
griffs erfolgt unter Einbeziehung der gemessenen elektroche
mischen, metallegraphischen und gravimetrischen Daten.
- 123 ~
Die Prüfroutine bietet eine Alternative ~zumindest zum Zweck
einer Vorauswahl- zum Standard Huey-Test mit äquivalenten,
belastbaren Ergebnissen, jedoch mit stark reduziertem Zeit
und Arbeitsaufwand.
Die Prüfung der transpassiven IK-Beständigkeit der untersuch
ten Werkstoffe ergab eine in der Reihenfolge Werkstoff Nr.
1.4306n, 1.4306s und 1.4306s ESU zunehmende Korrosionsbestän
digkeit. Der Werkstoff Nr. 1.4361 (legiert mit 4.2 Gew.-% Si)
zeigt unter fast allen Korrosionsbedingungen, insbesondere in
siedender 65 %-iger Salpetersäure, das beste Korrosionsver
halten.
Die-außer der potentiostatischen Polarisation~angewandten
elektrochemischen Prüfroutinen zur Ermittlung der transpassi
ven IK-Beständigkeit eignen sich wegen der nicht praxisge
rechten Versuchsführung weniger für die tägliche Prüfpraxis.
Ein Vergleich der chemischen und elektrochemischen IK-Prüfver
fahren hinsichtlich eines routinemäßigen Prüfeinsatzes zeigt,
daß die elektrochemischen Prüfverfahren zwar nach wie vor die
nach dem Prinzip des chemischen Potentiostaten arbeitenden
Verfahren noch nicht verdrängen, aber durchaus in Konkurrenz
mit ihnen treten können. Die Gründe mögen einerseits in der
einfachen Handhabung der Standard-Prüfprozedur im Huey-
Test , andererseits im app. Aufwand des el. ehern. Versuchsstan~s
liegen. Aber gerade die flexible Gestaltung der elektrochemi
schen Korrosionsparameter und die zunehmende Quantifizierbar
keit der Meßergebnisse, z.B. durch radiochemisch kontrollierte
Abtragsmessungen /144/ lassen auf einen verstärkten zukünftigen
Einsatz in der industriellen Prüfpraxis schließen und hoffen.
- 124 -
8. Danksagung
Herr Prof. Dr. rer. nat. S. Leistikow, Institut für Material
und Festkörperforschung II, hat die Durchführung dieser Arbeit
vorbildlich betreut. Seine fachkundige Unterstützung und stete
Diskussionsbereitschaft haben maßgeblich zum Gelingen der Arbeit
beigetragen.
Herr o.Prof. Dr. Ing. Kh. G. Schmitt-Thomas, Lehrstuhl für
Metallurgie und Metallkunde der Technischen Universität München,
hat mit wertvollen Anregungen und Gesprächen sowie mit einer vor
bildlichen wissenschaftlichen Beratung die Arbeit begleitet.
Auch sei die Unterstützung der Arbeit durch die Mitarbeiter der
beiden genannten Institute dankbar anerkannt.
- 125 -
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