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R Seite 28 R Seite 24 R Seite 16 Bildung Hörsäle sind überfüllt. In Berufs- schulen bleiben Stühle frei. Das ist schlecht. Ratgeber Alle Rechte und Pflichten für Auszubildende im Überblick Bezirk metall zeitung Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 67 | September 2015 | D 4713 Wir sind die Macher dieser Ausgabe. Sei dabei: 14 gute Gründe, mitzumachen!

metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung September2015 3 sämtlicher Strom aus Wind herge-stellt werden. Als Ersatz- und Spitzenstromanlagen, wenn der Wind mal nicht weht,

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R Seite 28R Seite 24R Seite 16

Bildung Hörsäle sind überfüllt. In Berufs-

schulen bleiben Stühle frei. Das ist schlecht.

Ratgeber Alle Rechte und Pflichten

für Auszubildende im Überblick

Bezirk

metallzeitungMi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 67 | Sep tembe r 2015 | D 47 13

Wir sind dieMacherdieser Ausgabe.

Sei dabei:14 gute Gründe, mitzumachen!

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vieler anderer Firmen zu diesemThema ist: Die meisten Arbeitgebersetzen die gesetzlichen Vorgabennicht um. Es geht zulasten der Be-schäftigten. Am Ende werden ausMitarbeitern »Freelancer«.Lambert Peters, Wiehl

Verwerflichmetallzeitung 8/2015Seite 5, »Pflaume des Monats«Eure Auswahl vonMenschen, zumBeispiel die Bundeskanzlerin, findeich oft nicht in Ordnung, nein: be-schämend. Da gibt es einen Wirt-schaftsminister Sigmar Gabriel, derbei TTIP herumeiert. Und so wei-ter. Obwohl ich kein CDU/CSU-Mitglied oder -Sympathisant bin,finde ich Euer Einschießen fast nurauf CDU/CSU-Leute verwerflich.Es gibt schließlich auch etliche Par-teimitglieder davon in der IG Me-tall. Auch wenn diese Pflaumennicht viel Papier benötigen, gibt eseiniges, das da besser platziertwäre.Klaus Okrafka, per E-Mail

Biogasanlagen einsetzenmetallzeitung 8/2015Seite 6 »Energiewende mitgehen«Dass es mit der Energiewende an-ders geht, zeigt Rheinland-Pfalz:Dort soll rein rechnerisch bis 2020die Hälfte des Stroms, bis 2030

>LESERBRIEFE

Sonne noch nie gesehenmetallzeitung 8/2015Seiten 18 bis 21:»Zeit für Arbeit und Leben«»Vor die Sonne der 35-Stunden-Woche haben sichWolken gescho-ben«? Die meisten haben dieseSonne noch nie gesehen. Denn invielenmittelständischen und in fastallen kleinen Betrieben ist die 40-Stunden-Woche Standard. Mit denobligatorischen Überstunden sindes dann locker 45 Stunden, natür-lich unbezahlt. Dazu kommen läp-pische 24 Tage Urlaub. So siehtleider die Realität für die meistenArbeitnehmer aus, auch in derMe-tallindustrie. Von den 35 Stunden,die die Kollegen in den großen Fir-men arbeitenmüssen, können vielenur träumen.René Basse, Heere

Die IGMetall geht meinerMeinungnach fahrlässig mit der Thematikum. Die Arbeitgeber haben wenigInteresse bei Homeoffice oder Mo-bile Work, dass Vorgaben aus demArbeitszeitgesetz, dieArbeitsstätten-und Bildschirmverordnung einge-halten werden. Wer stellt Laptop,Smartphones und Datenübermitt-lungstechnik zur Verfügung? Wiebeteiligt derArbeitgeber sich an denWohnnebenkosten? Mein Eindrucknach Seminaren mit Betriebsräten

>INHALT

4 Pixi-Buch der IG Metall. Bald erscheint ein Buch derIG Metall für Kinder. Wir haben beim Zeichnen zugeschaut.

6 In eigener Sache. Die metallzeitung hat mit dieser Ausgabeein neues Kleid erhalten.

7 TTIP stoppen. Die IG Metall unterstützt den Protest gegendas Abkommen. Am 10. Oktober gibt es eine Demo in Berlin.

8 Antikriegstag. »Nie wieder Krieg«, das ist auch in diesem Jahrdas Motto des Antikriegstags am 1. September.

9 Making of. Junge Metallerinnen undMetaller schreiben indieser Ausgabe für Azubis und Studierende.

10 Werkverträge. Der Missbrauch von Werkverträgen nimmt zu.Jetzt macht die IG Metall mit Aktionstagen Druck.

11 Arbeitszeit. »Acht Stunden sind genug«, sagt Hilde Wagner,Expertin für Arbeitszeitfragen der IG Metall, im Interview.

14 gute Gründe, Mitgliedder IG Metall zu sein

Mitreden im Betrieb, die Arbeit (noch) besser machen,gemeinsam Spaß haben, die Serviceangebote derIG Metall nutzen – das alles und noch viel mehr bietetdie Mitgliedschaft in der IG Metall.

16 Ausbildung. Immer mehr Studierende – immer weniger Azubis:Das ist für beide schlecht.

18 Porträt. Die Arbeit bedeutet ihm viel, die Familie auch: Ein jungerMetaller aus Krefeld ist im Moment ganz für seine Kinder da.

19 Jugend in Europa. Als Kinder arm, als Jugendliche arbeitslos:Junge Menschen in Griechenland haben keine Perspektiven.

20 Herzlich willkommen! Metallerinnen und Metaller helfenFlüchtlingen und zeigen ihnen, dass sie willkommen sind.

22 Überstunden. Darf ein Chef Azubis zu Mehrarbeit verdonnern?Die Antworten darauf kennt Rechtsexperte Tjark Menssen.

23 Online. Das Smartphone auszuschalten ist für viele undenkbar.Im Betrieb aber gibt es Regeln, was erlaubt ist und was nicht.

24 Ratgeber. Von A wie Arbeitsplatz bis Z wie Zwischenprüfung:Diese Rechte und Pflichten haben Auszubildende im Betrieb.

25 Arbeitskleidung. Auch bei der Arbeitskleidung sind wir verant-wortlich dafür, unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurde.

26 Weiterbilden. Es gibt viele kostenfreie mobile Lernportale.

27 Bildung. Das Bildungssystem ist durchlässiger geworden.Jeder kann seinen eigenen Weg finden.

28 Aus den Bezirken

30 Lokales

31 Rätsel/Impressum

TTIP: Protestieren, damit Arbeits-plätze und Umwelt bei denAbkommen TTIP und CETA nichtauf der Strecke bleiben. R Seite 7

Run auf die Unis: Studierende drän-gen sich in überfüllten Hörsälen, Azubismüssen viele Kilometer zur Berufs-schule fahren. R Seite 16

>REDAKTIONSSCHLUSS DIESER AUSGABE: 19. August 2015

12TITEL

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weZucchi/dpa

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Foto:Zentilia

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Titelfo

to:Frank

Rumpe

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sämtlicher Strom aus Wind herge-stellt werden. Als Ersatz- undSpitzenstromanlagen, wenn derWind mal nicht weht, könnte manBiogasanlagen einsetzen, die sollteman nicht für die Grundlastverwenden.Eugen Hoppe-Schultze, Grünstadt

Ungerechte Rentenerhöhungmetallzeitung 8/2015Seite 3 »Beitragsanpassung«Eigentlich ist die prozentuale Ren-tenerhöhung falsch. Bei einer sehrkleinen Rente macht diese Erhö-hung 4 bis 5 Euro aus. Bei hohenRenten natürlich viel mehr. Esmüsste eine pauschale Erhöhungvon rund 20 oder 30 Euro für allegeben. Das wäre gerecht, oder?Rosmarie Schick, Albstadt

TTIP verhindernmetallzeitung 7/2015Seite 7 »Gemeinsam gegen TTIP«

Ich stimme Ihnen voll zu, dassTTIP in der angedachten Formunbedingt verhindert werdenmuss. Nichts gegen Normen, aberbitte keinen Lobbyisten-Kuh-handel. Davon haben wir schonreichlich. Gegner vereinigt Euchund heizt unseren Politikern malkräftig ein.Werner Bunte, Blomberg

Glanz und Geschwindigkeitmetallzeitung 8/2015Seite 4 »Bild des Monats«Der Umgang von Porsche mit denBewerbern für Ausbildungsplätzeist sehr lobenswert. Aber: KeinWort der Kritik über den Bau sol-cher Autos in einer Welt vollerArmut. Sehr viele Arbeitnehmerin-nen und Arbeitnehmer verfügenpro Jahr über weniger Einkommenals allein das Kofferset des Wagenskostet. Unglaublich.Hans Stapelfeld, Apen

Eine starke Organisation,die Junge beteiligt

Die Septemberausgabe der metallzeitung ist jedes Jahr etwasBesonderes: Sie wird von jungen Beschäftigten für junge Beschäf-tigte gemacht. Ich freue mich immer sehr über diese Ausgabe,denn sie zeigt: Unsere Jugend ist bereit, sich zu beteiligen. Dasbelegen auch diese Zahlen: Die IGMetall ist mit mehr als 220000Mitgliedern unter 27 Jahren der größte politische JugendverbandEuropas. Wer also sagt, die Jugend sei demokratiemüde undpolitikverdrossen, der kann sich bei uns vom Gegenteil über-zeugen: Junge Menschen haben in unserer Organisation eine ge-wichtige Stimme.

Für mich ist es eine der dringlichsten Aufgaben, ihre Inter-essen zu vertreten. Gerade sie brauchen gute Rahmenbedingun-gen: eine Ausbildung, die sie auf ihr Berufsleben vorbereitet, gutausgestattete Berufsschulen und Hochschulen sowie nach ihrerAusbildung sichere und faire Arbeitsplätze.

Vor einigen Jahren haben die Mitglieder der IG Metalleinen Tarifvertrag erkämpft, der die Übernahme nach der Ausbil-dung garantiert. In diesem Herbst gehen wir wieder gemeinsamauf die Straße: Die IG Metall fordert jetzt von Politik und Unter-nehmen, denMissbrauch vonWerkverträgen, der vor allem jungeBeschäftigte betrifft, durch ein strenges Gesetz einzudämmen.

Wir werden einige gute Aktionen auf Lager haben. Das kannich versprechen. Wir sehen uns!

Foto:G

abyGerster

Detlef Wetzel, Erster Vorsitzender der IG Metall

Ihr habt eine Frage an Detlef Wetzel ...... zu Politik, Gesellschaft oder der Gewerkschaft?Schickt sie uns per E-Mail! Der Erste Vorsitzende derIG Metall beantwortet jeden Monat Eure Fragen auf:

igmetall.de/gute-frage

Bilden: Erst Ausbildung, dann wei-terbilden? Oder studieren, mit oderohne Abi? Viele Wege bieten guteberufliche Perspektiven. R Seite 27

Auszeit für die Kids:Christian Friedmann ist beruflichengagiert und ein Vater, der dieElternzeit genießt. R Seite 18

JulirätselLösungswort: »Sommerloch«

1. Preis: Martin Rutsch, Dresden2. Preis: Christian Schmitt, Grettstadt3. Preis: Nathalie Sklinior, Niedernwöhren

Ausbildungsstart. Die neuen Azubis sindjetzt in den Betrieben. Für sie und mit ihnen istdie IG Metall eine starke Organisation.

>EDITORIAL

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Foto:Zerbo

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>GEWONNEN

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Kinder kennen sie, Kinder lieben sie – undKinder werden groß mit ihnen: die Pixi-Bücher.Vor 61 Jahren erschien imHambur-ger Carlsen-Verlag das erste. Seither fehlendie zehn mal zehn Zentimeter großen Bil-derbücher in keinemKinderzimmer. Es gibtüber 2000Titel und eineGesamtauflage vonmehr als 450 Millionen Exemplaren. Undweil die Pixi-Bücher alsGutenachtgeschich-ten so beliebt sind, stieg auch die IGMetallein und schrieb das Drehbuch für eins.

Die IG Metall im Kinderzimmer. DieGeschichte ist mitten aus dem Leben:Mama arbeitet bei einem Flugzeugherstel-ler und muss morgens um sechs Uhr zurArbeit. Papa soll für einigeWochen auf eineBaustelle außerhalb der Stadt. Blöd, dassPapa dann kein Frühstück machen kann,dass Mamas Chef auf den frühen Arbeits-beginn besteht und dass Karl, der Erzieher,viel zu oft basteln will. Paula, sie ist MamasFreundin und bei der Gewerkschaft, hateine Idee: Ein Streikmuss her, damit sich anden Arbeitszeiten was ändert. Die Kinderlassen sich anstecken und demonstrierenmit Rasseln und Flöten gegen das Basteln.

Ende gut, alles gut: Der Widerstandzeigt Wirkung. Mama darf künftig späteranfangen und kann dann für Carla undFabio Frühstückmachen. Und die Kindermüssen nicht mehr so viel basteln, son-dern dürfen mehr toben.

Bis Carla und Fabio dieses Abenteuererleben können, dauert es aber noch einpaarWochen.Denn derzeit zeichnetDoro-thea Tust die Story noch. Sie hat schon etli-che Kinderbücher illustriert, Geschichtenfür die Sendung mit der Maus sowie Pixi-Buch-Star Conni gezeichnet.

Carla und Fabio haben den Anfanggemacht. Und nun ist es sicher nur nocheine Frage der Zeit, bis auch Conni, dasneugierigeMädchen, einen Streik anzettelt.Und damit es viele Connis, Carlas undFabios gibt, kann das Pixi-Buch der IGMe-tall ab Ende Oktober bei den Initiatoren,der IGMetall-Küste, bestellt werden.

[email protected]

Kinder, jetzt wirdgestreikt: IG Metalllässt Pixi-Buch malen

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Foto:S

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Hier entsteht ein Pixi-Buch. DieIG Metall schrieb das Drehbuch.Gezeichnet wird es von DorotheaTust. Sie hat schon etliche Kinder-bücher und Geschichten für dieSendung mit der Maus illustriert.

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Kein faires SpielJeder kennt das Spielzeug aus Plastik. Doch was kaum jemand weiß:

Die Playmobil-Figuren werden von der Firma Geobra Brandstätter in

der Nähe von Fürth unter unfairen Arbeitsbedingungen hergestellt .

Es gibt keinen Tarifvertrag. »Stattdessen herrscht ein System der

Angst«, beschreibt Reiner Gehring von der IG Metall in Fürth die

Stimmung unter den rund 2500 Beschäftigten. Die IG Metall will für

faire Bedingungen sorgen. Und für einen Tarifvertrag, der gerechte

Lohnerhöhungen, Urlaubsansprüche und Arbeitsbedingungen

regelt. Doch der Wahlvorstand hat die Kandidatenliste der IG Metall

bei der Betriebsratswahl im vergangenen Jahr nicht zugelassen.

Dagegen hat die IG Metall geklagt und bereits in zwei Instanzen

Recht bekommen. Jetzt fordert Gehring so schnell wie möglich

neue Betriebsratswahlen mit Kandidaten der IG Metall, die auch

die Politik der IG Metall vertreten: »Wir wollen gemeinsam mit den

Beschäftigten die Interessen der Beschäftigten vertreten.« Und

das heißt: sichere und faire Arbeit mit Tarifvertrag.

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Deutschland

mit Vollzeitjob leisten im Durchschnitt jeden Monat

5,4 Überstunden. Drei davon sind unbezahlt. Teilzeit-

beschäftigte kommen auf 2,1 Stunden Mehrarbeit,

0,7 davon unbezahlt. Das hat das Institut für Arbeits-

markt- und Berufsforschung für 2014 errechnet.

Die meisten bezahlten Überstunden fallen in der Indus-

trie an: 3,3 Stunden pro Person. Meister und Poliere

sindmit 4,3 Stunden überdurchschnittlich betroffen.

Unbezahlte Mehrarbeit kommt mit 4,1 Stunden beson-

ders oft in industriellen Dienstleistungsbetrieben vor.

Und bei hoch qualifizierten Angestellten. Sie leisten

im Schnitt 7,3 unbezahlte Überstunden.

5,4

Kinder lieben Playmobil: Doch leider werden die kleinen Figuren unter unfairenArbeitsbedingungen hergestellt . Die IG Metall will das ändern.

In eigener SacheRelaunch. Fast jedes Jahr fragen wir, die Redaktion, unsere Lese-rinnen und Leser: »Was gefällt Euch an der metallzeitung? Und waswürdet Ihr anders machen?« Auch wenn Eigenlob stinkt: UnsereMitglieder finden die metallzeitung im Großen und Ganzen gut. DieZeitung sei verständlich und die Themen, über die wir berichten,interessant. Das war das Ergebnis der letzten Leserbefragung.Was können wir also noch besser machen? Das Aussehen könntemoderner sein, habt Ihr uns ins Aufgabenheft geschrieben. Mit derEuch vorliegenden Ausgabe haben wir diesemWunsch entsprochen.Außerdem habt Ihr um ein Inhaltsverzeichnis, große Grafiken undBilder sowie mehr arbeitsrechtliche Themen gebeten. Auch dieserBitte sind wir nachgekommen. Nun sind wir gespannt, wie Euch dieneue metallzeitung in ihrem modernisierten Aussehen gefällt.

Sagt uns Eure Meinung! Wie gefällt Euch die neue metallzeitung?

[email protected]

ÜberstundenproMonat

Studium und Beruf?Ja. Das geht!

Leben SEITE 23Aktuell SEITE 8 Arbeit SEITE 14 Bezirk SEITE 28

Christiane Benner:»Frauen, macht mit!«

Teilzeit und Führung:kein Widerspruch

März 2013

Mitgliederzeitung der IG Metall | Jahrgang 65 | D 4713

metallzeitung

JETZT REDEN

JETZT REDEN

JETZT

WIR

JETZT REDENÜBER GELD

WIRÜBER GELD

ÜBER GELD

JETZT REDEN

ÜBER GELDWIR

JETZTREDENWIRÜBER GELD

Dezember 2006Jahrgang 58D 4713

Nr. 12

D a s M o n a t s m a g a z i n d e r I G M e t a l l

Moderne Zeiten

metall

Rohstoffe sparen –Arbeitsplätze schaffen

R Seite 28R Seite 24R Seite 16

Bildung Hörsäle sind überfüllt. In Berufs-

schulen bleiben Stühle frei. Das ist schlecht.

Ratgeber Alle Rechte und Pflichten

für Auszubildende im Überblick

Herzlich willkommen! Hier findestDu wichtige Infos rund um die IG Metall.

metallzeitungMi t g l i e d e r ze i t u ng de r I G Me t a l l | J a h r g ang 67 | Sep tembe r 2015 | D 47 13

Wir sind dieMacherdieser Ausgabe.

Sei dabei:14 gute Gründe, mitzumachen!

So hat diemetallzeitung

in denvergangenenzehn Jahren

ihr Aussehenverändert.

metallzeitungSeptember 2015

Foto:Etienne

Menager/pan

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ia.net

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Europa und die USA schmieden aneinem Freihandelsabkommen. Gewerk-schaften fordern: Arbeitnehmerrechtedürfen dabei nicht auf der Streckebleiben.

metallzeitungSeptember 2015

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Noble Ventures in ein rumänischesStahlwerk investiert und die Regie-rung verklagt, weil sie den Investornicht vor Streiks von Arbeitern ge-schützt hatte.

Die IGMetall hat klare Positio-nen: Arbeitnehmer- und Verbrau-cherschutz, Sozial- und Um-weltstandards dürfen nicht durchFreihandel gefährdet werden. TTIPdarf kein Investitionsschutzabkom-men enthalten. Diese Forderungengelten.

Auf nach Berlin. Die BusfahrtennachBerlin organisiert derDeutscheGewerkschaftsbund. Metallerinnenund Metaller, die an der Kundge-bung teilnehmen, wenden sich anihre örtliche IGMetall-Verwaltungs-stelle. Dort gibt es auch Aktionsma-terialien wie Kappen und Fahnen.

Die örtliche IG Metall findest Du unter:igmetall.de/vor-ort

Hier kannst Du Dich tiefer einlesen:igmetall.deRSuche: TTIP

Weitere Infos zur Kundgebung:ttip-demo.de

Mehr Wissen und was zum Mitmachen:jugend.dgb.de

Die IGMetall hat sich demBündnis»TTIP/CETA stoppen – Für einengerechten Welthandel« angeschlos-sen, das für den 10. Oktober zueiner Demonstration und Kundge-bung in Berlin aufruft.

Das Freihandels- und Investi-tionsschutzabkommen TTIP, überdas die USA seit 2013 mit derEuropäischenUnion verhandelt, sollHandelshemmnisse abbauen unddadurch Wirtschaft und Beschäfti-gung in den beteiligten Industrie-ländern fördern. Unter Ökonomenist umstritten, ob diese Effekte ein-treten werden. Kritiker befürchteneher, dass ein solches Abkommengute Standards einzelner Länder imGesundheitsschutz, bei Löhnen, Ar-beitsbedingungen, Sozialleistungen,imUmwelt- und Verbraucherschutzgefährden würde.

Die IG Metall kritisiert vorallem den geplanten Investitions-schutz für Unternehmen. Er stärktdie Rechte von Industriekonzernengegenüber souveränen Staaten: Fir-men sollen Staaten vor privatenSchiedsgerichten verklagen können,wenn sie ihre Investitionen gefähr-det sehen.

Schon jetzt versuchen Firmen,Länder zu verklagen. So hat zumBeispiel das US-Unternehmen

Hier der QR-CodeDetlef Wetzel,der Erste Vorsitzendeder IG Metall, erklärt imVideofilm, warum dieIG Metall TTIP ablehnt:

igmetall/gutefrage

Foto:Zentilia

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Im Herbst geht die

Auseinandersetzung

um die Handels-

abkommen TTIP und

CETA in die heiße

Phase. Die IG Metall

unterstützt den

Protest gegen die

Abkommen. Sie ruft

zur Teilnahme an

der Großkundgebung

am 10. Oktober in

Berlin auf.

Menschen und Umwelt sindkeine Handelshemmnisse

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Rund 80000 Tischlerinnen und Tischler könnensich ab September über höhere Löhne freuen. DieIGMetall hat einenTarifabschluss für Schreiner inNordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Bremen,Hamburg und Schleswig-Holstein ausgehandelt.Danach steigen die Entgelte in diesenRegionen abSeptember um 2,7 Prozent. Ab Januar 2017 erhal-ten die Beschäftigten einweiteres Plus von 2,3 Pro-zent. Der Vertrag läuft bis Ende Juli 2017.

Auch für Auszubildende gibt es mehr Geld.Ab September bekommen sie im ersten Jahr ins-

gesamt 570 Euro Vergütung, im zweiten 680 undim dritten Jahr 770 Euro. Ab August 2016 erhaltenalle Azubis zudem zehn Euro zusätzlich.

Für Jugendliche, die keine guten Chancen aufeinenAusbildungsplatz haben, hat die IGMetall eineneue Brücke in den Beruf geschaffen. Sie hatmit denArbeitgebern tariflich vereinbart, dass Betriebe Ein-stiegsqualifizierungen nach der Schule anbieten. Siedauern zwölf Monate und sollen junge Leute fit ma-chen für eine anschließende Ausbildung in einerTischlerei.

Nie wieder Krieg

Tischlern ist anspruchsvolle Arbeit: Wenn die Löhne steigen, ist das nur fair.

Die IG Metall begrüßt, dass dasBundesverfassungsgericht das um-stritteneGesetz zumBetreuungsgeldgekippt hat. Christiane Benner, ge-schäftsführendes Vorstandsmitgliedder IGMetall, hofft, dass Berlins Po-litiker dasGerichtsurteil jetzt nutzen,um einen anderen Weg einzuschla-gen. Sie fordert, dass mehr in denAusbau und in eine guteAusstattungder Kitas investiert wird.

Die IGMetall lehnt das Betreu-ungsgeld ab, weil es Eltern belohnt,die ihre Berufstätigkeit aufgeben.Mütter oderVätermitKindern unterdrei Jahren, die auf Plätze inKinder-tagesstätten verzichten, erhielten bis-her 150 Euro pro Kind imMonat.

Von den knapp einer halbenMillionEltern, die das Geld bisher in An-spruch nahmen, waren rund 95 Pro-zent Mütter. »Das Betreuungsgeldsteht einer partnerschaftlichen Auf-gabenteilung entgegen«, erklärtChristiane Benner. Es sei auch allesandere als eine Hilfe für Firmen, diesich darum bemühten, dass ElternBeruf undFamilie besser vereinbarenkönnten. »Junge Familien brauchenein gutesAngebot anBetreuungsein-richtungen, umdieWahlmöglichkeitzu haben, arbeiten gehen zu kön-nen«, sagt Benner. Eine Vorausset-zung, um Vätern und MütternBerufstätigkeit zu ermöglichen, sindgenügend Krippen und Kitas.

IG Metall fordert mehr Geld für Kitas

Brücke in den BerufMehr Geld und neue Einstiegschancen in nordwestdeutschen Tischlereien

Unter demMotto »Nie wieder Krieg« ruftder Deutsche Gewerkschaftsbund auch indiesem Jahr am 1. September zu vielenVeranstaltungen und Kundgebungen auf.

Am 1. September 1939 begann derZweite Weltkrieg mit dem Einmarsch derdeutschenWehrmacht in Polen; er endeteam 8. Mai 1945 mit der bedingungslosenKapitulation Deutschlands. Insgesamtstarben 60 Millionen Menschen währenddes ZweitenWeltkrieges – eine unvorstell-bare Zahl. Ein unvorstellbares Leid.

Damals wie heute aber gilt: Kriegekommen nicht einfach über uns, Kriegewerden gemacht. Und Gewalt geht vonMenschen aus, sie trifft Menschen. Siewerden getötet, verwundet und vertrie-ben. Frieden ist zerbrechlich, er muss ge-schützt werden. Daran erinnern dieGewerkschaften seit 1957. Auch in diesemJahr beteiligt sich die IG Metall an vielenAktionen. Informationen zu den Veran-staltungen gibt es bei den IG Metall-Ver-waltungsstellen vor Ort.

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Mama, Papa, Kinder und der Rest der Verwandtschaft: Familie kann an-

strengend sein und ist nicht immer lustig. Wer trotzdem über sich und die

liebe Familie lachen will: »Heile Bilder« ist eine Sammlung von Cartoons

und handelt von Erziehungsproblemen, Aufklärung, Sprüchen, dem ersten

Date und den Großeltern. Zusätzliches Highlight: Die Cartoonisten der

metallzeitung, Stephan Rürup (Biggi Stahl), Harm Bengen (Newsletter

direkt) und Polo (André Poloczek), sind vertreten.

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Familie mal ganz anders

Wolfgang Kleinert,»Heile Bilder:Familien-Cartoons«,2015, Lappan Verlag,168 Seiten,ISBN: 3830333811,Preis: 9,95 Euro

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Fotos:FrankRu

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Auch in diesem Jahr haben junge IG Me-tall-Mitglieder die September-Ausgabeder metallzeitungmitgestaltet – und zahl-reiche Artikel dafür geschrieben: zwölfjunge Aktive – Auszubildende, Studie-rende und junge Beschäftigte aus Betrie-ben (siehe rechte Spalte).

Mit dieser Ausgabe dermetallzeitungwollen sie die neuen Auszubildenden undStudierenden begrüßen, die jetzt in denBetrieben und Hochschulen anfangen,und sie an ihrer Arbeit in der IG Metallteilhaben lassen. Mit jungen Themen –von jungen Erwachsenen für jungeErwachsene.

Von den Basics bis zum Artikel. IhreThemen haben die zwölf MacherinnenundMacher auf einemWochenendwork-shop der metallzeitung-Redaktion beimIGMetall-Vorstand in Frankfurt amMainerarbeitet. Am Anfang gab es zunächst

eine journalistische Grundlagenschulung:Wie finde ich Themen? Was interessiertmeine Zielgruppe? Was ist einen Artikelwert? Wie recherchiere und schreibe ichTexte? Was ist mit Fotos, Interviews undZitaten?Wasmuss ich rechtlich beachten?

Danach ging es mit dem Laptop indie Praxis, mit Übungen zu den verschie-denen journalistischen Stilformen und an-schließenden Feedbackrunden. Schließlichwählten die zwölf Macher in einer Redak-tionssitzung gemeinsam ihre Themen fürdie metallzeitung aus.

Ihre Artikel nahmen die jungenAutoren dann als Hausaufgabe mit undschrieben sie in den folgendenWochen inihrer Freizeit fertig. Die Redaktion dermetallzeitung coachte sie dabei.

Die fertigen Artikel könnt Ihr indieser metallzeitung lesen.

Judith Häuser für

[email protected]

André Decks, 23Meyer Werft, Papenburg

Von Jungen für Junge.Zwölf junge Metallerinnenund Metaller haben diesemetallzeitung mitgestaltet.Mit Artikeln von Jugendli-chen für Jugendliche.

Die Macherdieser metallzeitung

Die Autoren

Andrea Robic, 24Mahle, Stuttgart

Andreas Neupert, 25Siemens Healthcare, Erlangen

Angelo Greiner, 29Stihl, Waiblingen

Bedri Ljani, 25Collenberg

Christian Kühl, 21Berlin

Christina Bäuerle, 21Porsche, Stuttgart

Judith Häuser, 23Köln

Liesa Kappelmann, 20Oerlikon Neumag, Neumünster

Martel Marwede, 25BLG Autotec, Bremerhaven

Sara Kühn, 19Infineon, Regensburg

Sebastian Wolschke, 29Dresden

Die jungen Autorinnen und AutorenimWorkshop bei der

metallzeitung-Redaktion

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Abarbeiten von abgegrenzten Spezialaufträgen? Nein, damit hatdas, was beiMercedes-Benz inMannheim geschehen ist, nichts zutun. Sondern einzig und allein damit, Kosten zu sparen und Mit-bestimmung zu umgehen: Seit August ist einGroßteil der Logistikdes Motorenwerkes ausgelagert und per Werkvertrag an dasUnternehmen Transco vergebenworden. Im Frühjahr 2016 sollen

weitere Teile der bisher vonDaimler betriebenen Lo-gistik außerhalb des Werksgeländes folgen. Insge-samt sind 300 Beschäftigte betroffen.

Rund 100 Stammbeschäftigte mussten ihrenArbeitsplatz bereits räumen und eine andere Stelleim Unternehmen antreten. Transco besetzt dieseStellen nun selbst. Darüber hinaus wandern bis

zu 50 derzeit noch bei Daimler angesie-delte Leiharbeitsplätze zu Transco. »Zudeutlich schlechteren Bedingungen«,sagt Reinhold Götz, Erster Bevoll-mächtigter der IG Metall Mann-heim: »Uns lagen zu AnfangArbeitsverträge von Transco vor,bei denen das Lohnniveau umein Drittel unter dem der bishe-rigen Leiharbeitnehmer lag undum die Hälfte unter dem derStammbeschäftigten. Und dasGanze bei fünf Stunden längererWochenarbeitszeit und dreiTagen weniger Urlaub im Jahr.«

Erst auf Druck der IG Me-tall führte Transco Logistiktarif-verträge ein – allerdings liegendiese rund 50 Prozent unterhalb

der Konditionen, die für entspre-chende Tarife in derMetall- und Elektro-industrie gelten. Die Kolleginnen undKollegen bei Transco werden aber nichtnur schlecht bezahlt, sie sind auch ohneden Schutz durch Betriebsräte. Gegengewerkschaftlichen Einfluss wehrte sichdas Unternehmen anfangs. »Bewerberwurden im Einstellungsgespräch ge-fragt, ob sie in der Gewerkschaft sind«,sagt Reinhold Götz.

Mittlerweile haben IGMetall und Transco eine Vereinbarung ge-schlossen. Transco verpflichtet sich, dafür zu sorgen, dass bei Ein-stellungsgesprächen nicht nach Gewerkschaftszugehörigkeitgefragt wird, und sagt für den Fall, dass Betriebsratswahlen ein-geleitet werden, zu, allen gesetzlichen Pflichten nachzukommen.

Zudem verpflichtet sich Transco, mit derIGMetall Tarifverhandlungen bis Ende des Jahresaufzunehmen. Dazu erhalten die Beschäftigtenschon vorab eine Einmalzahlung von 400 Euro.»Mit den Eckpunkten legen wir den Grundsteinfür tariflicheVereinbarungen und bessere Arbeits-bedingungen«, sagt Reinhold Götz. »Ziel ist, deut-lich bessere tarifliche Regelungen für dieTransco-Beschäftigten zu vereinbaren,als sie in der Logistik-Branche allge-mein gelten.«

Druck ist nötig. Das Geschäfts-gebaren von Transco ist keinEinzelfall. Unsichere Arbeits-verhältnisse mit schlechtenKonditionen nehmen massivzu – vor allem durch denMissbrauch von Werkverträgenund Leiharbeit. Beides hat sei-nen Platz, aber beides ist nichtdazu gedacht, Kernaufgabeneines Unternehmens zu Billig-konditionen auszugliedern.WoWerkverträge missbraucht wer-den, ist Gegenwehr nötig. DieIG Metall macht mit zwei Akti-onstagen Druck auf Politik undArbeitgeber: Am 24. September stehtdie Automobilindustrie im Fokus,am 7. Oktober wird branchenüber-greifend mit bundesweiten Aktionenprotestiert.

[email protected]

Mehr zu Werkverträgen undden Aktionstagen hier:

fokus-werkvertraege.de

Werkverträge.Mercedes-Benz in Mannheim hat einen Großteil seiner Logistikausgelagert. Das ist kein Einzelfall. Der Missbrauch von Werkverträgen nimmt zu.Die IG Metall macht nun mit Aktionstagen Druck auf Politik und Arbeitgeber.

Auf Kosten der Beschäftigten

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Werkverträge können missbraucht werden. Dann spalten siedie Belegschaft – oft sieht man das schon an unterschiedlicherArbeitskleidung: Hier die abgesicherte Stammbelegschaft, dortKolleginnen und Kollegen mit Werkvertrag, oft schlecht bezahlt.

Illustration:

molchun

ja/panthermed

ia.net

Page 11: metallzeitung · 2019. 1. 22. · metallzeitung September2015 3 sämtlicher Strom aus Wind herge-stellt werden. Als Ersatz- und Spitzenstromanlagen, wenn der Wind mal nicht weht,

Müssen sich junge Leute, die jetzt insBerufsleben starten, auf eine ganzandere Arbeitswelt einstellen als dieGenerationen vor ihnen?Hilde Wagner: Ja, dieArbeitswelt verändertsich rasant. Entwicklungen, die sich schonlänger abzeichnen, haben sich durch neueTechnologien und Arbeitsmittel, wieSmartphones und Laptops, beschleunigt.Mit Ausnahme einiger Bereiche der Pro-duktion wird Arbeit und Erreichbarkeittendenziell überall und jederzeit möglich.Von jungen Menschen wird schon zu Be-ginn ihres Erwerbslebens größtmöglicheFlexibilität, ständige Einsatzbereitschaftund hohe Eigenverantwortung gefordert.Sie erleben, dass »Arbeiten am Limit« an-geblich zur Normalität gehört und häufignicht um 16 oder 17Uhr endet, sondern inden Abend und das Wochenende hinein-ragt. Die Grenzen zwischen Arbeit undPrivatleben sind oft fließend.

Ist damit der Acht-Stunden-Tag, derseit 1918, also seit fast 100 Jahren,Gesetz ist, ein Fall für die Mottenkiste?Wagner: Ganz und gar nicht. DieArbeitge-berverbände behaupten zwar, eine täglicheHöchstarbeitszeit sei wegen derDigitalisie-rung und Globalisierung nicht mehr zeit-gemäß. Aber damit verfolgen sie handfesteeigene Interessen. Ihnen geht es darum, dieArbeitszeiten an Produktions- und Kon-junkturschwankungen anzupassen, undletztlich um höhere Renditemargen. DieWünsche der Beschäftigten nach mehrselbstbestimmter Zeit, nach Zeit, die es er-laubt, Arbeit und Privatleben in Einklangzu bringen, interessieren sie nicht. In Zeitender Digitalisierung und Globalisierungerhöhen sich die psychischen Beanspru-chungen der Beschäftigten. Arbeitswissen-schaftliche Ergebnisse zeigen: Es gibt einenklarenZusammenhang zwischenLänge derArbeitszeit, psychischen Belastungen und

starkemTermin- undLeistungsdruck

43%20 bis 34 Stunden

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72%48 und mehr Stunden

Arbeitszeit. Dank Smartphones und Laptops kann fastjeder überall und rund um die Uhr arbeiten. Aber wollenwir das? Und ist das gesund? Interview mit einer Expertin.

gesundheitlichen Beschwerden. Besondersproblematisch ist auch, wennhoheArbeits-intensitätmit überlangen Schichten zusam-menkommt.Aus arbeitswissenschaftlicherSicht sollte deshalb die tägliche Arbeitszeitin der Regel nicht mehr als acht Stundenbetragen. Darauf sind auch alle Grenz-werte für Lärm und gefährliche Arbeits-stoffe ausgerichtet.

Welche gesundheitlichen Problemekönnen denn auftreten?Wagner: Nervosität, psychische Erschöp-fung, Schlafstörungen und Rücken-schmerzen treten bei Arbeitszeiten über40 Stunden deutlich stärker auf. Aberauch Magenschmerzen, Herz-Kreislauf-Probleme undKopfschmerzen. Außerdemist erwiesen, dass das Unfallrisiko bei Ar-beitszeiten jenseits der siebten Stundestark zunimmt.

Ist das vor allem ein Problem fürältere Beschäftigte oder schadenlange Arbeitszeiten auch schonjungen Leuten?Wagner: Auch für Junge ist es ein Pro-blem, dass sie nach der Arbeit oft nichtmehr abschalten können. Sie legen Wertauf gute Arbeit, möchten aber auchFreunde treffen, Zeit für Kultur, Bezie-hungen und Familie haben. Das Idealbildder Unternehmen – Arbeit rund um dieUhr – passt jedenfalls nicht zu den Le-bensentwürfen jungerMenschen. Jüngereund Ältere wünschen sich mehr selbstbe-stimmte statt fremdbestimmte Flexibilität.Um an dieWünsche der Beschäftigten an-zuknüpfen, diskutieren wir zum Beispielüber Modelle, die erlauben, die Arbeits-zeit anlassbezogen verkürzen zu können:über Modelle »kurzer Vollzeit«.

Und tägliche Höchstgrenzen fürArbeitszeit bleiben auch aktuell?Wagner: Ja, auf alle Fälle. Wir müssen dieEntgrenzung und den Verfall von Arbeits-zeit eindämmen. Arbeitszeit muss erfasstund vergütet werden. Die IG Metall willneue Formen der Arbeit, zum Beispielmobile Arbeit, regeln. Dafür gibt es schongute Beispiele, bei denen das Arbeitszeit-gesetz keinesfalls imWege stand. Arbeits-zeit kann sich am Tag in verschiedenerWeise verteilen, aber sie muss aus sozialenund gesundheitlichen Gründen begrenztwerden.Wir müssen die Chancen der Di-gitalisierung für gesellschaftlichen Fort-schritt nutzen, nicht für Rückschritt. Dazugehören Zeiten, dieMenschen gemeinsammit anderen verbringen können. Undmehr Rechte, über die eigene Zeit selbstverfügen zu können.

Hilde WagnerDie Arbeits- undIndustriesoziologin istRessortleiterin »Tarif-politische Themen undHandlungsfelder« undExpertin für Arbeitszeit-fragen im BereichTarifpolitik beimIG Metall-Vorstand.

Foto:A

ndreas

Pleines

Konfrontationmit neuenAufgaben

30%20 bis 34 Stunden

34%35 bis 39 Stunden

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52%48 und mehr Stunden

der Gefahr, dasskleine Fehler großefinanzielle Verlusteverursachen könnten

9%20 bis 34 Stunden

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24%48 und mehr Stunden

ständigwiederkehrendenArbeiten

56%20 bis 34 Stunden

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46%40 bis 47 Stunden

43%48 und mehr Stunden

Acht Stundensind genug

Störungen,Unterbrechungender Arbeit

41%20 bis 34 Stunden

42%35 bis 39 Stunden

46%40 bis 47 Stunden

52%48 und mehr Stunden

Längere Arbeitszeit – oft mehr StressIn einer Untersuchung unter Beschäftigten mit vier unterschiedlichen Arbeitszeiten sagtenso viel Prozent der Befragten: Psychische Belastungen und Beschwerden steigen bei:

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Quelle: Stressreport Deutschland 2012 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin

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Spaß haben.Spaß haben junge Mitgliederzum Beispiel auf den Jugend-camps. Organisiert werden sievon den Verwaltungsstellen derIG Metall. Camps gibt es deshalbin ganz Deutschland. Im Juni fandbeispielsweise das Jugendcampder IG Metall Baden-Württembergin Markelfingen am Bodenseestatt. In einemWorkshop dortdrehte sich alles ums Fotografie-ren. In einem anderen diskutier-ten die Teilnehmer über dieLandtagswahl 2016. Und klar,feiern und entspannen standenebenfalls auf der Tagesordnung.

Auch auf Festivals ist dieIG Metall vertreten. Sei es dasWacken Open Air oder dasStemweder Open-Air-Festival:Die Gewerkschaft ist mittendrin,kann rocken und wird mit offenenArmen empfangen.

Spaß, Sport und Politikmit-einander verbinden – auch das istGewerkschaftsarbeit. Noch einBeispiel? Die IG Metall Jugendbeteiligt sich jedes Jahr am »Laufgegen Rechts« in Hamburg. Übri-gens nicht nur als Teilnehmer desMarathons, sondern auch alsWasserspender auf der Laufroute.

Ob Eisschlecken, Grillenoder Chillen – ob Camps, Musik-festivals oder Sport: Das allesbietet die IG Metall Jugend.

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Rechtsschutz bekommen.Bei arbeits- und sozialrechtlichen Problemen bietet die DGB Rechts-schutz GmbH Gewerkschaftsmitgliedern kostenlose Beratung undProzessvertretung – wenn nötig durch alle Instanzen. Ob Fragen zurKündigung, Eingruppierung, Lohnfortzahlung oder Abmahnung: IhreAnwälte sind für die Mitglieder da. Sie berät auch zur Renten-, zurArbeitslosen- oder zur Krankenversicherung. Selbst Mitglieder, dieim Ausland arbeiten, haben Anspruch auf Rechtsschutz.

IG Metall-Mitgli

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Dabei sein. Die IGMetall hat mehr als 220000 Mit-glieder, die jünger sind als 27 Jahre. Damit ist sie der größtepolitische Jugendverband Europas. KeinWunder:»In den vergangenen Jahren hat die IGMetall den Fokusauf junge Beschäftigte gelegt und sowohl politisch als auchtariflich sowie beim Service für junge Mitglieder einekräftige Schippe draufgelegt«, freut sich Christiane Benner,geschäftsführendes Vorstandsmitglied der IGMetall undzuständig für Jugend.

In den vergangenen Tarifrunden waren bei den Forde-rungen immer auch die Interessen der jungenMitgliedervertreten. Zum einen konnten Regelungen zur Übernahmeder Ausgelernten festgeschrieben werden. Diese ermöglichenden Ausgelernten einen sicheren Einstieg ins Berufsleben.Zum anderen gibt es seit März tarifliche Regelungen, diebundesweite Freistellungen für persönlicheWeiterbildungund zur Bildungsteilzeit regeln. Außerdemwurde in allenTarifverhandlungen über die Vergütungen der Azubis gere-det und diese dann im Ergebnis erhöht.

Aber nicht nur in Tarifrunden ist die IGMetall für ihreMitglieder da. Christiane Benner: »Jeden Tag kümmern sichBetriebsräte und Vertrauensleute persönlich und zuverlässigum die Sorgen der Beschäftigten.« Es gibt also viele Gründe,dabei zu sein. Unsere Top-14 stellen wir Euch hier vor.

Andreas Neupert, Angelo Greiner, Bedri Ljani,Martel Marwede und Sara Kühn

nde,Foto:Frank

Rumpe

nhorst

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Tarifvertrag genießen.Tarifverträge regeln betriebliche Mindeststandards. Ohne sie kann ein ArbeitgeberLöhne und Gehälter kürzen, Arbeitszeiten verlängern oder Beschäftigte entlassen.Tarifverträge schützen die Beschäftigten in solchen Situationen. Sie sind wie Geset-ze einzuhalten. Im Betrieb können zwar günstigere Arbeitsbedingungen vereinbartwerden als im Gesetz, nicht aber schlechtere. Zum Beispiel müssen Beschäftigteder Metall- und Elektroindustrie dank Tarifvertrag 13 Stunden pro Woche wenigerarbeiten und bekommen zwei Wochen mehr Urlaub als im Gesetz vorgesehen.

Wie gut der Tarifvertrag ist, steht und fällt mit der Stärke der IG Metall. Je mehrMitglieder es im Betrieb gibt, desto stärker ist die IG Metall, desto höher ist dasEntgelt und desto besser sind die Arbeitsbedingungen. Diese regeln übrigens auchTarifverträge. Hierunter fallen Arbeitszeit, Arbeitsschutz, Urlaubs- undWeihnachts-geld, Mehrarbeit und Schichtarbeit, Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall, Kündi-gungsschutz, Beschäftigungssicherung und vermögenswirksame Leistungen.

Spaß haben auf Jugendcamps – wiehier auf dem Bild beim Camp in Mell-nau –, 30 Urlaubstage und Sieben-stundentag: Die IG Metall bietetihren Mitgliedern nicht nur gute Tarif-verträge, sondern auch viele Extras.

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ed zu sein

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Ideen einbringen.Es gibt verschiedeneMöglichkeiten, aktiv zu werden. ImBetrieb könnt Ihr als Vertrauensleute, JAV und im Betriebsratmitwirken. Außerbetrieblich könnenMitglieder im Orts-jugendausschuss, auf Länderebene im Bezirksjugend-ausschuss, auf Bundesebene im Jugendausschuss aktivwerden. Dort werden Aktionen geplant, koordiniert undErfahrungenmit anderenMitgliedern ausgetauscht. WoMit-glieder sonst noch Ideen einbringen können? Der Betriebs-rat, die JAV oder die IGMetall geben gern Auskunft.

Geschäftsleitung

Vorgesetzter

Beschäftigte/Azubis

weist an

weist an

Das hierarchische Prinzip

Das demokratische Prinzip

wählen

beteiligt

Geschäftsleitung

Beschäftigte

wählen

beteiligt

vertritt

Beschäft

igte

undAzub

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vertritt Azubis Azubis

Betriebsrat

Jugend-vertretung

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Mitreden können.Beschäftigte, Auszubildende oder dual Studierende haben meist nurwenig Mitspracherecht im Arbeitsalltag. In Betrieben mit Vertrauens-leuten, JAV und Betriebsrat ist das anders. Auf sie können Beschäftigtezugehen und ihnen ihre Probleme schildern.Sie sind dafür da, die Meinungen und Rechteder Beschäftigten zu vertreten.

Aber: Nur wenn Vertrauensleute, JAV undBetriebsrat die Meinungen vieler Menschenim Betrieb kennen, können sie auch aktivetwas für sie tun.

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Ansprechpartner haben.Die IG Metall hat mehr als nur Standardantworten. Mit über150 Verwaltungsstellen in ganz Deutschland haben Mitglieder inihrer Nähe einen Ansprechpartner. Vor Ort gibt es Beratung, Service,Arbeitskreise, Broschüren, den für sie gültigen Tarifvertrag unddetaillierte Tarifauskünfte.

Im Betrieb unterstützen rund 136000 Betriebsräte, Vertrauens-leute und Jugendvertreter die Beschäftigten. Auch für Bildung istgesorgt: Die acht Bildungsstätten der IG Metall bieten ein umfassendesBildungsprogramm.

Foto: Andreas Pleines

Weiterbildung sichern.Gute Bildung braucht gute Grundlagen. Das Bildungsangebot der IGMetallist so aufgebaut, dassman sich im ersten Schritt eine guteWissensgrund-lage aneignet und diese dann in weiteren Seminaren einbringen undweiterausbauen kann. Grundsätzlich gibt es auch Seminare zu speziellen The-men vor Ort oder regional, wie zum Beispiel Rassismus, Geflüchtetenarbeitoder aktuellen Problemen und Themen aus den Betrieben. Somit wird einbreites Spektrum anWissen für Auszubildende, Studierende und die be-trieblichen Interessensvertretungen angeboten. igmetall.de/bildung

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Bei der IG Metall sorgenBetriebsräte, Vertrauens-leute und JAV dafür, dassalle mitreden können.

Demokratie erleben.Im betrieblichen Alltag werden die Aufga-benmeist von oben nach unten delegiert.Ein klassisches hierarchisches Prinzip: DerChef delegiert die Arbeit an den Techniker,der wiederum delegiert es weiter an einenAuszubildenden, dieser führt die Aufgabedann ohne nachzufragen aus. DieseMethode ist in denmeisten BetriebenAlltag, doch es gibt auch noch ein anderesPrinzip. Eines, welches auf Demokratie auf-gebaut ist. Hierbei kommen die Jugend-und Auszubildendenvertreter (JAV) und dieBetriebsräte ins Spiel. Diese werden vonden Beschäftigten aus ihrer Mitte gewählt.Damit haben die Beschäftigten Einflussdarauf, wer ihre Meinung vertritt.

gute GrüIG Metall-Mitgli

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Informationenbekommen.

Jedes Mitglied erhält die me-tallzeitung einmal im Monat insHaus. Sie bietet Hintergrund zuvielen betrieblichen Themenwie Werkverträge, Industrie 4.0oder Tarifverträge. Darüberhinaus gibt es Broschüren undRatgeber beispielsweise zu denThemen Elterngeld oder mobi-les Arbeiten. Diese Ratgebergibt es auf der Internetseite derIG Metall:

igmetall.de/ratgeberAuch in den sozialen Netzwer-ken erhaltenMitglieder Infosaus ihrer Arbeitswelt. Zum Bei-spiel zum Thema Crowdworkingoder »Wie TTIP jeden Arbeits-platz beeinflussen könnte«.

twitter.com/IGMetallfacebook.com/igmetall

Solidaritäterfahren.

Eine Gewerkschaft ist eine Ver-einigung, die die Interessen vonBeschäftigten vertritt. InDeutschland sind Gewerkschaf-ten unabhängig von Parteienoder Staat. Sie helfen zusam-menmit Betriebsrat und JAV beiProblemen am Arbeitsplatz. Fürbessere Arbeitsbedingungenund höhere Löhne schließen sieTarifverträge ab. Die IGMetallist Teil des Deutschen Gewerk-schaftsbunds (DGB), einZusammenschluss aus achtEinzelgewerkschaften. Mit2,3 MillionenMitgliedern istdie IGMetall die größte Einzel-gewerkschaft derWelt. IhrMotto ist: »Nur gemeinsam sindwir stark«, denn nur weil sieviele Mitglieder hat – diesolidarisch zueinanderhalten –kann sie gute Tarifverträgeaushandeln.

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Unfallversichertsein.

Die IGMetall bietet mit derFreizeit-Unfallversicherung einebesondere Leistung: Bei einemKrankenhausaufenthalt vonmindestens 48 Stunden infolgeeines Freizeitunfalls zahlt dieIGMetall eine einmalige Ent-schädigung bis zum 30-fachendes durchschnittlichenMonats-beitrags der letzten zwölfMonate, höchstens jedoch51,13 Euro pro Krankenhaustag.Dieser Schutz ist im Beitragenthalten, besteht weltweitund erstreckt sich auf alleUnfälle außerhalb des Berufs.Er gilt also beimSurfen genau-so wie beim Hobbygärtnern zuHause.

ISIC besitzen.Die IG Metall bietet ihren Mitgliedernkostenlos die »International Student

Identity Card« (ISIC) an. ISIC ist der inter-nationale Ausweis für Studierende, aber auch fürAzubis und Schüler ab zwölf Jahren. Sie gilt in über130 Ländern, bietet zahlreiche exklusive Vergüns-tigungen und eine kostenfreie Hotline für Notfälle.Hier gibt es die ISIC: igmetall.de/isic

Sonderangebote nutzen.Ob Lohnsteuerhilfe, Tickets, Ökostrom, Autoclub, Bücheroder Urlaub: Wer Mitglied der IG Metall ist, erhält überdie IG Metall-Servicegesellschaft ein breites Angebot vonProdukten und Dienstleistungen zu fairen Konditionen.Diese Angebote der Servicegesellschaft können nur Mit-glieder der IG Metall nutzen. Ausführliche Informationenzu Produkten, Versicherungen und Urlaubszielen gibt esunter: igmservice.de

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Gemeinsamin die Politikeinmischen.

Es ist auch Aufgabe derGewerkschaft, in allen demo-kratischen Parteien dafür zuwerben, dass gewerkschaftli-che Positionen in praktischePolitik umgesetzt werden. DieIG Metall treibt viele politischeInhalte voran. Durch den Druckder Gewerkschaften wurdeder Mindestlohn und die Renteab 63 eingeführt. Ganz wich-tig: Ohne Gewerkschaftenwürde kein Politiker über denMissbrauch von Werkverträ-gen oder Leiharbeit reden.

Mit der ISIC bietet dieIG Metall ihren jungenMitgliedern zahlrei-che Vergünstigungen.

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Das PrinzipGewerkschaft:Gemeinsammehr erreichen

nde,ed zu sein

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hristian* ist heute spät dran.In seinem Hörsaal an derHochschule für Technik undWirtschaft (HTW) in Berlinsind alle Plätze besetzt.Seine Mitstudierenden waren

schneller als er. Nur auf der Treppe ist nochPlatz. »Viele gehen schon zehnMinuten vorEnde der Vorlesung raus, um sich einenPlatz im nächsten Hörsaal zu reservieren«,berichtet Christian, der an der HTWBetriebswirtschaftslehre studiert.

Immer mehr Studierende. So wie Chris-tian geht es vielen. Die Hörsäle sind vielzu klein für immer mehr Studentinnenund Studenten. Im Jahr 2014 kamen über500000 Studienanfänger an die Hoch-schulen, 150000 mehr als zehn Jahrezuvor. Besonders in beliebten Städten wieHamburg, Berlin, Leipzig und Münchensind die Studiengänge völlig überfüllt.Wenn ich hingegen inmeine Berufsschul-klasse in Neumünster komme, ist der

Und nicht nur bei uns in den Konstrukti-onsberufen sind die Klassen so leer. Beiden Gießereimechanikern ein paar Klas-sensäle weiter sieht es ähnlich aus.

Immer weniger Azubis. Bundesweit gehtdie Zahl der Azubis kontinuierlich zu-rück: 2014 haben die Arbeitgeber 522000Ausbildungsplätze besetzt, so wenig wienie seit derWiedervereinigung. Noch vorvier Jahren stellten sie rund 50000 neueAzubis zusätzlich ein. Aber jetzt gehen dieZahlen weiter nach unten. Nur rund einFünftel der Betriebe bildet überhauptnoch aus. Die meisten stellen lieber fertigeFachkräfte ein und lassen von den Hoch-schulen ausbilden.

Studierende an derUni Mainz: Die Hör-säle an den Hoch-schulen platzen ausallen Nähten. In denBerufsschulen hinge-gen bleiben immermehr Stühle frei.

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Bildung. Immer mehr Studierende, immer wenigerAuszubildende. Darunter leiden beide, die einenunter Konkurrenzdruck, die anderen unter langenWegen. Azubi Liesa Kappelmann schildert die Lage.

Volle Hörsäle.Leere Berufsschulen.

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Foto:Frede

rikvonErichsen/dpa

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Junge Menschen (18 – 24 Jahre) Alle Arbeitskräfte

AustralienLitauen Lettland

Estland GroßbritannienTürkei Slowakei

Dänemark Ungarn Norwegen TschechienJapan Südkorea Griechenland

KanadaBelgien

Deutschland: zu viele Junge befristet beschäftigtJunge Menschen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Zeitvertrag (in Prozent) haben, 2011 – 2012

Klassenraum fast leer. Ganze sieben Aus-zubildende gibt es in meinem Beruf –Technische Produktdesignerin für Ma-schinen und Anlagenkonstruktion. Wirkommen aus ganz Schleswig-Holstein.Trotzdem wäre unsere Klasse beinahenicht zustandegekommen.

In den Ausbildungsjahren nach unssieht es auch nicht besser aus.Meine Lehrerreden immer davon, dass es nicht auffallendarf, dasswir sowenige sind. Sonstmüsstenunsere Klassen mit denen anderer Berufs-schulen zusammengelegt werden. Und un-sere Berufsschule könnte das Rechtverlieren, Produktdesigner zu schulen.

In unserem Parallelberuf, bei denTechnischen Systemplanern für Elektri-sche Systeme, ist das bereits passiert. Siemüssen bis nach Nürnberg zur Berufs-schule fahren. Meine Nachbarin, die ei-gentlich Systemplanerin werdenwollte, hates sich deshalb noch einmal anders über-legt. Fast 700 Kilometer, auf eigene Kosten,das konnte sie sich schlicht nicht leisten.

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Der Trend zum Studium wird jedochnicht allein an den Betrieben gesetzt.Auch in den Schulen wird vermittelt, dassder akademische Werdegang attraktiverist. Das habe ich selbst an meiner Schuleerlebt. Hochschulabsolventen erwartetenspäter höhere Gehälter oder größere Auf-stiegschancen, wird erklärt.

Die sinkende Zahl der Auszubilden-den zwingt die Berufsschulen, ihren Ein-zugsbereich zu vergrößern, mit anderenBerufsschulen Kooperationsverträge ein-zugehen und Berufsschulklassen zusam-menzulegen. An vielen Standortenverlieren die Berufsschulen bei immermehr Ausbildungsberufen die Fähigkeit,duale Ausbildungspartner für die Betriebe

zu sein. Dies führt dann zu absurden An-fahrten für die Azubis, wie bei unserenSystemplanern.

Gute Chancen mit Ausbildung. Seit2013 gibt es mehr Studierende als Azubis.Sowohl die Unternehmer als auch dieGewerkschaften beobachten den Trendmit Sorge. Sie sehen nicht nur die dualeBerufsausbildung in Gefahr, sondernauch einen drohenden Fachkräftemangel,vor allem in den gewerblich-technischenBerufen. Bis 2020 werden 670000 Fach-arbeiterinnen und Facharbeiter fehlen, hatdas arbeitgebernahe Institut derDeutschen Wirtschaft errechnet. Politik,Gewerkschaften und Arbeitgeber wollen

daher verstärkt für die duale Berufsausbil-dung werben und haben dazu eine Allianzfür Ausbildung geschlossen. Die IGMetallhat ihre Mitarbeit davon abhängig ge-macht, dass die Arbeitgeber auch tatsäch-lich wieder mehr Ausbildungsplätzeanbieten. Das jedoch hat die Wirtschaftbislang noch nicht zusichern wollen.

Für uns Produktdesigner in Schles-wig-Holstein ist klar:Wenn die Betriebe inZukunft nicht mehr ausbilden, wird es beiuns wahrscheinlich bald keine Produkt-designerklasse mehr geben.

Für mich persönlich ist das positiv:Da ich eine der wenigen Produktdesigne-rinnen in Schleswig-Holstein bin, habeich gute Chancen auf eine betrieblicheZukunft. In meinem Betrieb, beim Textil-maschinenhersteller Oerlikon Neumag inNeumünster, oder anderswo.

Für den Student Christian sieht dasanders aus. »Ich kann es mir nicht leisten,meinen Bachelor schlechter als mit NoteZwei abzuschließen. Andernfalls hab ichspäter noch schlechtere Chancen, michgegen die anderen Bachelorabsolventenam Arbeitsmarkt durchzusetzen.« Chris-tian will nicht das geringste Risiko einge-hen, nichts tun, was seine Chancenmindern könnte.Deshalbwill er auch nichtmit vollemNamen in der Zeitung stehen.

Auch wenn es jetzt absurd klingt, ichwill später selbst studieren: Maschinen-bau – mein Kindheitstraum. Auch ichhabe Bammel vor dem Platz auf derTreppe. Aber ich werde dann meine Aus-bildung und meine Berufserfahrung inder Tasche haben.

Liesa Kappelmann

für [email protected]

* Christians voller Name ist der Redaktion bekannt.

IG Metall an UnisDie IG Metall ist auch fürStudierende da, mitHochschulinformations-büros und CampusOffices an zahlreichenHochschulstandorten:

hochschulinformationsbuero.de

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Quelle: OECD 2015

Island Irland Österreich Luxemburg

FinnlandChile

Niederlande Italien SchweizDeutschland Frankreich Polen Schweden Portugal

Spanien

Slowenien

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kumpu) Industriemechaniker gelernt undist seit Anfang des Jahres einer von fünfFreigestellten im 17-köpfigen Betriebsrat.Er ist Sprecher der Lohnkommission unddes Personalausschusses. Er spürt die Ver-antwortung, die Firma zählt 1500 Beschäf-tigte. Mit Interessenvertretung kennt sichChristian Friedmann allerdings aus. Er warVorsitzender und stellvertretender Vorsit-zender der Jugend-, der Gesamtjugend-und der Konzernjugendvertretung. Bis vorKurzem auch noch Sprecher des Ortsju-gendausschusses der IGMetall Krefeld undMitglied imBezirksjugendausschussNRW,doch »irgendwann musst Du den Jugend-löffel abgeben«, sagt er. Sich ganz von derJugend zu trennen – das ging nicht, er istnoch im Jugendausschuss des Betriebsrats.

Metaller ist Christian Friedmannseit Ausbildungsbeginn, inzwischen ist erMitglied der Vertrauenskörperleitung.Und das will er bleiben, ebenso wie Mit-glied der Delegiertenversammlung derIG Metall Krefeld. Das kostet nur etwasZeit, wirklich zeitfressend ist die Referen-tenausbildung, die er Ende des Jahres ab-schließen will. Dafür geht manchesWochenende drauf, und »dafür brauchstDu eine verständnisvolle Ehefrau – defi-nitiv«, sagt Christian Friedmann.

Die hat er. Betty und er waren ge-meinsam in der IG Metall Jugend aktiv.»Ich weiß, wie wichtig ihm die Gewerk-schaftsarbeit ist«, sagt die 27-Jährige. »Ergeht darin auf.«

Warum ist ihm die Gewerkschaftsar-beit so wichtig? Christian Friedmann zähltjetzt nicht die Satzungsleistungen derIG Metall auf. Er sagt: »In der IG Metallkannst Du – im Unterschied zu anderenpolitischenOrganisationen – als einfaches

Mitglied viel bewirken: Wir haben zumBeispiel die unbefristete Übernahme derAusgebildeten durchgesetzt. Wir habendamit gesellschaftspolitisch etwas bewirkt.Und über die Tarifpolitik nimmst Du alsIG Metall-Mitglied Einfluss auf Dein Ein-kommenundDeineArbeitsbedingungen.«

Erfolge überzeugen. Nicht alle sehendas so. Das weiß der Metaller. In denAuslerner-Runden hört er hin und wieder,dass junge Leute den Mitgliedsbeitrageinsparen und austretenwollen. Er hält dasfür eine »Milchmädchen-Rechnung«: DieIGMetall setze sich für die Interessen jun-ger Eltern ein, beispielsweise für dieVerein-barkeit von Familie und Beruf. »Da stärkeich doch die IGMetall und trete nicht aus«,argumentiert er. Für ihn ist der IG Metall-Beitrag »gut investiertes Geld«. Das sehendie meisten Beschäftigten auch so: BeiOutokumpu inKrefeld sind 85 Prozent derBeschäftigten gewerkschaftlich organisiert.»Wir überzeugen mit unseren Erfolgen«,sagt Christian Friedmann. Und nenntan erster Stelle den Kündigungsschutzbis Ende 2020 und die Investitionen vonüber 100Millionen Euro, die die IGMetallfür die Belegschaft von Outokumpu aus-gehandelt hat, »nicht zu vergessen: dieTariferhöhungen«.

Für ihn hat die Gewerkschaftsarbeitauch einen persönlichenWert: »Ich habe inder IG Metall Freunde gewonnen – dakriegst Du viel zurück.«

Norbert Hüsson

für [email protected]

ie Friedmanns wohnen ineinem rot verklinkertenkleinen Einfamilienhaus amEnde einer Stichstraße inKrefeld-Hüls, zwischenDüs-seldorf undDuisburg. Kücheund Wohnzimmer sind neu

eingerichtet – wie aus dem Ei gepellt. Aufdem großen Holztisch steht ein Teller mitNussecken, Puddingteilchen und Streusel-kuchen.Wir könnenwählen zwischenKaf-fee, Cappuccino und Latte Macchiato.

Im Laufställchen an der Glastür zurVeranda – mit Blick auf den sattgrünenRasen und den großen, aufblasbarenSwimmingpool – liegt Alexander, sechsMonate alt. Neugierig dreht er seinenKopf zu uns um. Seine Mimik ist so be-redt, als könne er sprechen, alles sagen,was er denkt, sogar Witze erzählen. Ein»Wonneproppen«, sagt man im Ruhrge-biet. Ein Komiker, der uns ständig zumLachen bringt. Seine zweijährige Schwes-ter Sophia, anfangs zurückhaltend, hüpftdurch Wohnung und Garten. Nachher,beim Foto-Shooting, ist sie der heimlicheStar.

Auch für Sophia ist Christian Fried-mann in Elternzeit gegangen – und hatdaraus gelernt: Er ist die ersten zwei Mo-nate nach ihrer Geburt zu Hause geblie-ben, »aber da schlafen oder trinken Babysja nur«. Jetzt, für Alexander, hat er denvierten und sechsten Monat nach dessenGeburt genommen. »Jetzt haben wir vielmehr voneinander.«

Elternzeit: toll für alle. Christian Fried-mann zählt – noch – zu einerMinderheit,nur jeder dritte Vater nimmt Elternzeit, erist einer von 102 000 laut StatistischemBundesamt. »Für mich«, sagt er, »gibt esnichts Wichtigeres als die Familie.« Dieersten Monate nach der Geburt seien»eine unvergessliche Zeit«. Elternzeit zunehmen – das könne er »nur jedemraten«. Nachteile fallen ihm nicht ein,auch nach längerem Nachdenken nicht.Zumal der Arbeitgeber keine Schwierig-keiten gemacht hat und die Kollegen ihn– von ein paar flapsigen Sprüchen abge-sehen – unterstützt haben: »Mach, nimmDir die Zeit!«

Man muss sich die Elternzeit leistenkönnen, weiß Christian Friedmann. »MitdemTarifeinkommen in der Stahlbrancheist das machbar.« Und schließlich könneman sich neun Monate darauf vorberei-ten. Das Elterngeld ist einkommensab-hängig und beträgt zwischen 300 und1800 Euro im Monat.

Christian Friedmann hat bei Thys-senKrupp Nirosta in Krefeld (jetzt Outo-

In der Küche: Christian Friedmann mitseinen Kindern Alexander und Sophia

Zu Besuch bei Christian Friedmann.Man istjung, um die 30, heiratet, will Kinder, eine Familiegründen. Auch jetzt noch gewerkschaftlich aktivsein, geht das? »Kein Problem«, sagt ChristianFriedmann.

D Familie istalles für mich

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30000003000000 Griechen sind Schätzungen zu-folge nicht krankenversichert. In Folge desSparkurses wurde das GesundheitswesenGriechenlands massiv gekürzt. Die Folgensind dramatisch: Seit Ausbruch der Krise gibtes in Griechenland eine höhere Säuglings-sterblichkeitsrate, mehr Totgeburten, mehrTuberkulose- und Depressionsfälle sowiemehr Suizide als vor Beginn der Krise.

Jugendin Europa

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Etwa 50 Prozent aller Spanier und Griechenunter 25 sind arbeitslos. Der Mix aus ver-ordneter Ausgabenkürzung und gleichzei-tiger Deregulierung des Arbeitsmarktes hatnicht die erhofften Effekte gebracht. Bislangkonnten weder ausreichend viele neueArbeitsplätze geschaffen noch spürbaresWirtschaftswachstum erzielt werden.

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4040 Prozent der Griechen unter 18 Jahre lebenin Armut. Viele Eltern können ihre Kindernicht ausreichend ernähren und für siesorgen. Viele griechische Familien werdenzerrissen, da die Kinder in Kinderdörfernuntergebracht werden. Spenden an die Kin-derdörfer werdenmit 20 Prozent besteuert.

Foto:U

lrikeReinker

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Seit Juni arbeitet ein Flüchtling aus Syrien als Maschinenbe-diener bei Bosch in Reutlingen. Der Betriebsrat hat sich dafüreingesetzt. »Die Belegschaft findet das gut. Auf der Betriebs-versammlung gab es Applaus«, erzählt Betriebsrat AlirezaChavdarian, der die Idee dazu hatte. Er ist selbst als Flüchtlingvor 25 Jahren aus dem Iran nach Deutschland gekommen.

Der neue Kollege leistet gute Arbeit, sagt auch die Perso-nalabteilung, die anfangs zwar offen, aber auch skeptisch war.DerWirtschaftswissenschaftler aus Syrien hat bereits früher intechnischenBerufen gearbeitet.MitNamenundGesicht will ernicht in der Zeitung erscheinen, ausAngst vor demRegimeundden Terroristen in seiner Heimat, vor denen er geflohen ist.

Seinen Plan entwickelte Betriebsrat Chavdarian im Ar-beitskreis Migration der IG Metall vor Ort. Der Arbeitskreishatte schon länger überMöglichkeiten diskutiert, Flüchtlingeneine Chance auf Arbeit zu geben. Das Asylcafé in Reutlingen,

in dem sich Flüchtlinge und Bürger treffen, fand einen geeig-neten Bewerber: über 40 Jahre, mit Kindern und Berufserfah-rung. Er soll nicht der letzte sein. Chavdarian und der gesamteBetriebsrat setzten sich weiter ein: Gerade sind sie dabei,einem weiteren Flüchtling zu einem Praktikum zu verhelfen.

Helfen, Fuß zu fassen. Auch Helmut Hartmann ein paarKilometer weiter in Nürtingen kümmert sich um Praktikaund Jobs für Flüchtlinge. Hartmann war vor seiner RenteBevollmächtigter der IG Metall in Esslingen. Nun engagierter sich gemeinsam mit 50 anderen ehrenamtlich im Arbeits-kreis Asyl. Und er nutzt seine Kontakte.

Zurzeit versucht Hartmann, fünf Syrern Ferienjobs zuverschaffen – eine wochenlange Odyssee durch Ämter undBürokratie. »Oft ist gar nicht klar, wer überhaupt zuständigist: Die Arbeitsagentur schickt Dich zum Jobcenter, das

Flüchtlinge. Sie helfen, Unterkünfte ein-zurichten, Deutsch zu lernen und Arbeits-plätze in Betrieben zu finden – überallim Land engagieren sichMetallerinnenundMetaller für Flüchtlinge und sagenihnen: »Ihr seid willkommen.«

Herzlichwillkommen,

wir helfen

Betriebsrat Alireza Chavdarian hat erreicht, dass Bosch inReutlingen einen Flüchtling einstellt. Chavdarian selbstflüchtete vor 25 Jahren aus dem Iran nach Deutschland.

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Im Interview:Alireza Chavdarian

Du hast einen Flüchtling ineinen Job bei Bosch in Reut-lingen gebracht. Wie das?Alireza Chavdarian: Ich habees unserem Personalabteilungs-leiter vorgeschlagen. Unser Be-triebsratsvorsitzender hat michdabei unterstützt. Dann hatunser Flüchtling ganz normaleBewerbungsgespräche durch-laufen und wurde eingestellt .

Und wie läuft es? Was sagenVorgesetzte und Kollegen?Chavdarian: Im Betrieb istzwar bekannt, dass wir einenFlüchtling haben. Aber nicht,wer es ist. Wir müssen aufpas-sen: Der Kollege wird in Syrienverfolgt und wäre in großerGefahr, wenn er öffentlich be-kannt würde. Er fällt aber auchniemandem auf, weil er sich gutintegriert hat. Selbst seinTeamleiter hat nichts gemerkt.

Wie geht es dem Flüchtling?Chavdarian: Er fühlt sich wohl.Ihm ist wichtig, das Gefühl zuhaben, gebraucht zu werden.

Und Ihr engagiert Euchweiter für Flüchtlinge?Chavdarian: Ja. Wir versuchengerade, einen als Praktikantenzu bekommen. Mit der IG Me-tall organisieren wir ein Fuß-ballturnier mit Beschäftigtenund Geflüchteten. Das habenwir im Juni schon mal gemacht.So etwas bringt zusammen.

Foto:JürgenPo

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Foto:JürgenPo

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ArbeitserlaubnisDie ersten drei Monate dürfenFlüchtlinge gar nicht arbeiten.Danach müssen sie Deutschenund anerkannten Ausländernden Vortritt lassen. Regulärarbeiten geht nach 15 Monatenoder Anerkennung als Asylant.

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Finanzamt zum Rathaus. Und überall musst Du seitenlangeAnträge ausfüllen, die Flüchtlinge unmöglich verstehen kön-nen«, erklärt Hartmann.

Doch es lohnt sich: Der 22-jährige Syrer Shokre Alawadfängt am 1. September mit seiner Ausbildung zum Feinwerk-mechaniker an. In Syrien hatte er bereits ein Ingenieurstudiumbegonnen, als er vor anderthalb Jahren fliehen musste. Hart-mann begleitete ihn zu Ämtern und Gerichten, besorgte ihmeinen Deutschkurs, ein Praktikum und eine kleineWohnung,erzählt Alawad in bereits erstaunlich gutem Deutsch. »Es warschwer am Anfang. Ohne Helmut Hartmann wäre ich wohlimmer noch im Flüchtlingswohnheim.«

Willkommen heißen. Deutsch zu lernen ist entscheidend,meint Hartmann. Nur dann können Flüchtlinge hier Fuß fas-sen und arbeiten. Das sehen Adelheid Müller-Laus und ihrMannManfred Laus aus Frankfurt amMain genauso. Früherwaren die beiden Betriebsräte bei AEG.

Jetzt kümmern sie sich ehrenamtlich um jugendlicheFlüchtlinge, die ohne Eltern nachDeutschland gekommen sind.In einer Einrichtung des Vereins für Arbeits- und Erziehungs-hilfe helfen sie ihnen beim Deutsch-Sprechen, -Lesen und-Schreiben. Sie haben sich auf einen Aufruf der Arbeiterwohl-fahrt zumProjekt »Herzlich ankommen« gemeldet, gemeinsammit 150 anderen Freiwilligen. Sie absolvierten einenGrundkursund unterstützen nun die professionellen Lehrer.

»So könnenwir wenigstens einenMinibeitrag leisten, umzu zeigen: Ihr seid hier willkommen«, erklärt AdelheidMüller-Laus. »Und es kommt auch etwas zurück:Die Jugendlichen be-danken sich, sie wollenweiterkommen und sindwissbegierig.«Oft geht es dabei um ganz einfache Dinge für die unter Ängs-ten und Depressionen leidenden Jugendlichen, um mensch-

lichen Kontakt, betontManfred Laus. »WennDumonatelangum die halbeWelt flüchtest und umsÜberleben kämpfst, hilftes schon, wenn Leute mit Dir ganz normal reden und Dichfragen, wie Du geschlafen hast.«

Metaller packen mit an. Metaller, die Flüchtlingen helfen,sind keine Einzelfälle. In vielen Betrieben setzen sich Jugend-vertretungen und Betriebsräte derzeit dafür ein, dass ihrArbeitgeber Flüchtlinge als Azubis oder Beschäftigte einstellt.Auch der IGMetall-Vorstand in Frankfurt amMain hilft undstellt Räume für Deutschkurse zur Verfügung.

Die IGMetall Jugend hat sich die Solidaritätmit Geflüch-teten ebenfalls auf die Fahne geschrieben.Das haben die jungenDelegierten auf der Jugendkonferenz imApril ausdrücklich ent-schieden. In Nordrhein-Westfalen etwa startet die IG MetallJugend gerade die Initiative »Willkommen –Geflüchtete in derAusbildung«. Das Ziel: Jeder Metallbetrieb in NRW soll min-destens einen Geflüchteten als Azubi einstellen.

Einige packen auch spontan an. So wie die 15 jungenBeschäftigten und Azubis der IGMetall Jugend Dresden undRiesa. Sie haben Anfang August bei der Einrichtung einerNotunterkunft für 600 Asylbewerber auf dem Gelände derTechnischen Universität Dresden geholfen. Sie bauten Feld-betten, Tische und Bänke auf und richteten die provisorischeKüche ein. IG Metall-Jugendsekretär Sebastian Müller hattesie über Nacht zusammengetrommelt. »Das war nurmöglich,weil wir in den letzten Jahren viel Aufklärung betriebenhaben. Wir hatten zahlreiche Workshops und Podiumsdis-kussionenmit Geflüchteten. Unsere Jugendlichen wissen ein-fach, wie mies es den Leuten geht.«

Sebastian Wolschke für [email protected]

[email protected]

Helmut Hartmann (zweiter von rechts) hilft Flüchtlingen,Praktika, Ausbildung und Arbeit zu bekommen – unddurch Ämter und Bürokratie. Für die fünf hier oben suchtder ehemalige IG Metall-Bevollmächtigte Ferienjobs.

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Foto:Frank

Rumpe

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In Deutschland leben 8,8 Mil-lionen Zuwanderer zwischen15 und 65 Jahren, die von1960 bis 2014 zu uns kamen.Die wenigsten jedoch, nämlichnur 0,65 Millionen, kamen alsFlüchtlinge oder Asylanten. DasBild vom Flüchtlingsstrom, deruns überschwemmt, ist falsch.

8,15 Millionenwegen Arbeit,Ausbildung etc.

8,8Millionengesamt

0,65 Millionenwegen Fluchtund Asyl0

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Quelle: Statistisches BundesamtFachserie 1 Reihe 2 – 2/2014

Die wenigstenZuwanderer sind

Flüchtlinge

Adelheid Müller-Laus und Manfred Laus kümmern sich umJugendliche, die ohne Eltern nach Deutschland geflüchtet sind.Die beiden IG Metall-Senioren helfen ihnen beim Deutsch-Lernen in einer Einrichtung in Frankfurt am Main.

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Überstunden als Azubi:freiwillig und bezahltRecht so. Viele Chefs nehmen es mitder Pünktlichkeit ihrer Azubis nichtso genau – allerdings nur beimFeierabend. Wie lange Azubis täglichhöchstens arbeiten dürfen und ob derChef sie zu Überstunden verdonnerndarf, erläutert Tjark Menssen.

Wer eine betrieblicheAusbildungmacht, istausschließlich für den Zweck beschäftigt,einen Beruf zu erlernen. Darum erhält einAzubi am Monatsende auch eine Vergü-tung und nicht Lohn oder Gehalt. Arbeits-oder Tarifverträge regeln die wöchentlicheund tägliche Ausbildungszeit. Diese reichtaus, einem Azubi die Ausbildungsinhaltezu vermitteln. Von einemAzubi kann des-halb nicht verlangt werden, Überstundenzu leisten.

Sofern keine anderen tariflichen Re-gelungen bestehen, gilt für minderjährigeAzubis eine Arbeitszeit von höchstens 40Stunden wöchentlich und 8 Stunden täg-lich. An einzelnen Tagen sind auch bis zu8,5 Stunden erlaubt, aber nur, wenn sie aneinem anderen Tag der Woche entspre-chend weniger arbeiten. Wird vom Azubiverlangt, mehr als 8,5 Stunden zu arbei-ten, verstößt der Arbeitgeber gegen dasJugendarbeitsschutzgesetz.

Für Volljährige beträgt die täglicheHöchstarbeitszeit 8 Stunden. Die Ausbil-dungszeit darf auf maximal 10 Stundennur verlängert werden, wenn sie inner-halb von 6Monaten im Schnitt 8 Stundentäglich nicht überschreitet.Wird von Voll-jährigen verlangt, mehr als 10 Stunden zuarbeiten, verstößt der Arbeitgeber gegendas Arbeitszeitgesetz.

Nur in absolutenNotfällen (zumBei-spiel wegen einer Überschwemmung) darfder Chef die Regelungen übergehen. Sindin diesem Fall keine erwachsenen Arbeits-kräfte und Azubis da, dann müssen unterUmständen auch Minderjährige mit an-packen. Aber Achtung: Personalknappheitim Betrieb oder ein eiliger Kundenauftragsind keine Notfälle.

Auch Überstunden müssen immerdem Ausbildungszweck dienen. Das heißt,ein Ausbilder muss anwesend sein undAusbildung findet statt.

Überstunden müssen mit Mehrarbeitszu-schlag ausbezahlt odermit entsprechendemZeitzuschlag in Freizeit ausgeglichen wer-den. Das Arbeitszeitgesetz schreibt Arbeit-gebern vor, dass Arbeitszeit erfasst werdenmuss. Azubis sollten trotzdem sicherstellen,dass sie einen schriftlichen Nachweis überihreArbeitszeiten undÜberstunden haben.Wer länger arbeitet, sollte die Stundengenau aufschreiben und sich vom Vorge-setzten abzeichnen lassen.

Schule ist Arbeitszeit. Der Unterricht inder Berufsschule ist ebenfalls bezahlteArbeitszeit. Wird verlangt, die Berufs-schulzeiten im Betrieb nachzuholen, istdas unzulässig.

Minderjährige müssen nach einemfünfstündigen Berufsschultag nicht mehrarbeiten. An einem zweiten Schultag in dergleichenWoche dürfen sie noch beschäftigtwerden. AuchVolljährigemüssen nach derSchulemeist noch in denBetrieb kommen.Aber nur, wennnochZeit von der betriebs-üblichen Arbeitszeit übrig ist.

Keine Minusstunden. Schreibt der ChefeinemAzubiMinusstunden auf, ist das inder Regel nicht rechtens. Azubis sindkeine normalen Arbeitnehmer – sie sindim Betrieb, um zu lernen, und haben dasRecht darauf, ihre tägliche Arbeitszeitauch im Betrieb zu verbringen. Wenn einAzubi nach Hause geschickt wird, weilzum Beispiel wenig los ist, ist dies als einebezahlte Freistellung zu werten.

Tjark Menssenist Jurist bei derDGB Rechts-schutz GmbH.

Mehr WissenIn vielen Tarifverträgen der IG Metall oderin Betriebsvereinbarungen ist geregelt, dassAzubis nach der Berufsschule generell nichtin den Betrieb gehen müssen. Ob es dieseRegelungen auch in Deinem Betrieb gibt,erfährst Du bei Deiner Jugend- und Auszubil-dendenvertretung ( JAV), Deinem Betriebsratoder Deiner IG Metall-Verwaltungsstelle.

igmetall.de/vor-ort

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Foto:Frank

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>DER RECHTSFALL

>BAFÖGMehrere Verbesserungen

für Studierende

Seit 1. August hat sich für Studentinnenund Studenten beimBAföG einiges verbes-sert. Wenn der Erstantrag auf BAföG nochnicht rechtzeitig bis Studienbeginn bearbei-tet ist, erhalten sie künftig zur Überbrü-ckung einen Abschlag in Höhe desvoraussichtlichenBAföG. Bisher gab esmo-natlich maximal 360 Euro.

Außerdem wird die Förderung inder Übergangszeit zwischen Bachelor-und Masterstudium erleichtert. Wer einMasterstudium beginnen will, kann schonab dem Zeitpunkt gefördert werden, abdem er vorläufig dafür zugelassen ist, etwawenn der Bachelorabschluss noch aus-steht. Die Bescheinigung über die endgül-tige Zulassungmuss dann innerhalb einesJahres nachgereicht werden. Künftig kön-nen Studierende auch schon vorab klärenlassen, ob sie für einMasterstudium über-haupt BAföG bekommen können.

Mehr Infos zur BAföG-Reform gibt es auf derInternetseite des Bundesbildungsministeriums:

bmbf.de

>EINKOMMENSTEUER

Entlastungsbetrag fürAlleinerziehende

Alleinstehenden ist der Entlastungsbetragfür Alleinerziehende auch dann zu gewäh-ren, wenn das Kind bereits in einereigenen Wohnung lebt. Der Bundes-finanzhof (BFH) entschied, dass die Haus-haltszugehörigkeit anzunehmen ist, wenndas Kind in der Wohnung des alleinste-henden Steuerpflichtigen gemeldet ist.

Für 2015 steigt der Entlastungsbetragbei einem Kind auf 1908 Euro.BFH vom 5. Februar 2015 – III R 9/13

>TEILZEIT

Antrag kann auchper E-Mail gestellt werden

Wenn Beschäftigte von Vollzeit in Teilzeitwechseln wollen, reicht es aus, den Antragper E-Mail an den Arbeitgeber zu senden.Entscheidend ist nicht die Form – auf Pa-pier oder elektronisch –, sondern dass derWille darin so klar und konkret zum Aus-druck kommt, dass der Arbeitgeber denAntrag mit einem einfachen Ja annehmenkann. Weitere Voraussetzung: Der Antragmuss mindestens drei Monate vor dem ge-wünschten Teilzeitbeginn schriftlich beimArbeitgeber gestellt werden. Der Arbeitge-ber wiederum muss bis spätestens einenMonat vor demWechsel in die Teilzeit seinOkay geben.BAG vom 20. Januar 2015 – 9 AZR 860/13

Alles,was Recht ist

Früher, es scheint Ewigkeiten her, da war ein Handy einGerät, mit dem man telefonieren und Kurznachrichtenverschicken konnte – und weiter nichts. In den vergan-genen Jahren allerdings ist die technische Entwicklungrasant vorangeschritten, und so ist aus dem Handy voneinst inzwischen ein kleiner Computer geworden, mitdemman viel mehr als telefonieren kann. Smartphonessind heute leistungsfähige Rechner, mit denen man fil-men, fotografieren, Daten aufnehmen, speichern undverschicken kann. Vielen Vorgesetzten sind die hand-lichen Maschinen deshalb oft ein Dorn im Auge. DerGrund: Wer ständig am Telefon hängt, SMS verschicktoder Nachrichten in sozialen Netzwerken abruft oderpostet, arbeitet nicht und verstößt damit gegen arbeits-vertragliche Pflichten.

Die Frage ist nun: Darf der Chef die Nutzung pri-vater Mobiltelefone während der Arbeitszeit verbieten?Ja, lautet dieAntwort, er darf. Prinzipiell hat er das Recht,dieNutzung desHandys einzuschränken oder auch ganzzu verbieten. Er muss auch nicht näher begründen, obundwelche betrieblicheAbläufe Beschäftigte stören oderbehindern, wenn sie ihr Handy privat nutzen. Auch dasArgument, ohne Privathandy sei man in einem Notfallnicht erreichbar, zählt nicht, wenn ein Beschäftigter inkritischen Situationen über die Zentrale oderNebenstel-len telefonisch erreicht werden kann.

Ein Smartphone verfügt heute über eine Kamera-und Aufnahmefunktion, mit dem sich schnell – oftmalsauch unbemerkt – Sachen fotografieren oder filmen undelektronisch verbreiten lassen. In manchen Unterneh-men ist es deshalb sogar generell verboten, dasHandy anden Arbeitsplatz mitzubringen. Zum Beispiel in Abtei-lungen, in denen neue Produkte entwickelt werden.Beschäftigte, die trotz eines Verbots mit ihrem HandyAufnahmen machen und diese weitergeben, verstoßengegen vertragliche Pflichten. Beschäftigte müssen dannmit arbeitsrechtlichen Konsequenzen rechnen. Auchkönnen sie schadensersatzpflichtig gemacht werden.

Der Arbeitgeber kann sowohl die »aktive« wie»passive«Nutzung desHandys verbieten.Das heißt, dassdas Handy auch nicht lautlos in der Tasche mitgeführtwerden darf. Allerdings gilt dasVerbot nicht für Pausen-zeiten.Die Pause soll zur Erholung genutzt werden –werdurch die Nutzung des Handys Erholung erfährt, so dieRechtsprechung, soll es auch nutzen dürfen.

In vielen Betrieben gibt es Betriebsvereinbarungenzur privaten Handynutzung. Frage Deine Jugend- undAuszubildendenvertretung oder den Betriebsrat, welcheRegelung bei Euch gilt.

Martel für

[email protected]

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Handy am Arbeitsplatz: Wasist erlaubt – und was nicht?

>BETRIEBSRENTEAuch bei Spätehen habenHinterbliebene Anspruch

Regelungen über betrieblicheAltersversor-gungen dürfen keine Klausel enthalten,nach der Renten anHinterbliebene nur ge-zahlt werden, wenn die Ehe bis zu einembestimmten Lebensjahr geschlossenwurde.Zum Beispiel vor dem 60. Lebensjahr derBeschäftigten. Solche »Späteheklauseln«sind unwirksam, hat das Bundesarbeitsge-richt (BAG) entschieden. Denn sie diskri-minieren Verstorbene wegen ihres Altersund beeinträchtigen ihre legitimen Interes-sen. Ein (Höchst-)Alter kann zwar zurVor-aussetzung dafür gemacht werden, dassBeschäftigte Anspruch auf Betriebs- oderInvalidenrente erhalten. Das gilt aber nichtfürWitwer- oderWitwenrenten.BAG vom 4. August 2015 – 3 AZR 137/13

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it der betrieblichen Be-rufsausbildung startestDu in einen neuen undspannenden Lebensab-schnitt. Und sicher hastDu zu Beginn viele Fra-gen. Von wem erhalte

ich meine Schutzkleidung? Und wie langekann mich mein Chef arbeiten lassen?metallzeitung hat die wichtigsten Themenzusammengefasst.

Ausbildungsinhalte. Ziel und AufgabeDeiner Ausbildung ist es, alle Fertigkeitenund Inhalte Deines Berufes zu erlernen.Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es einenfestgelegten Rahmen für die Ausbildung– damit nicht jeder Azubi für den gleichenBeruf was anderes lernt. Die sogenannteAusbildungsordnung existiert für jedenBeruf. Die Inhalte der Ausbildung und diePrüfungsanforderungen sind im Ausbil-dungsrahmenplan genau festgehalten.Der Plan regelt, was Du zu welchem Zeit-punkt lernen musst.

Arbeitskleidung. In vielen Berufen ist dasTragen von Schutzkleidung vorgeschrie-ben. Die persönliche Schutzausrüstung(PSA) soll Dich vor Gefahren amArbeits-platz schützen, um Deine Gesundheit zuerhalten. Zur PSA zählen beispielsweiseder Gehörschutz, spezielle Handschuhe,

Sicherheitsschuhe und Schutzhelme. DieSchutzkleidung muss Dir Dein Arbeitge-ber kostenfrei zur Verfügung stellen.

Arbeitszeit. In Deinem Ausbildungsver-trag istDeinewöchentlicheArbeitszeit fest-gelegt und geregelt, wann Du morgens imBetrieb seinmusst undDuFeierabendhast.Pausen zählen nicht als Arbeitszeit. In tarif-lich organisierten Bereichen der IG Metallgilt meist die 35-Stunden-Woche.

Akkordarbeit.Das Jugendarbeitsschutzge-setz verbietet generell die Akkordarbeitvon Minderjährigen. Ausnahmen könnenmöglich sein, beispielsweise, wenn nur soein Ausbildungsziel erreicht werden kann.Allerdings wird hierbei fachkundige Auf-sicht vom Jugendarbeitsschutzgesetz vor-geschrieben.

Berichtsheft. Im Berichtsheft steht, wasDu inDeiner betrieblichenAusbildung ge-macht und gelernt hast. Der Arbeitgebermuss es Dir kostenlos zur Verfügung stel-len. Weil das Berichtsheft Bestandteil Dei-ner Ausbildung ist, darfst Du es währendDeiner Arbeitszeit schreiben. Die Berichts-hefte sind eine Zulassungsvoraussetzungfür die Zwischen- und Abschlussprüfung.Deshalb musst Du sie immer vollständigausfüllen und vom Ausbilder durchsehensowie unterschreiben lassen.

MAusbildung A – Z. Berufsstarter habenPflichten im Betrieb – aber auch klareRechte. Hier erfährst Du, was Sache ist.

Deine Rechtein derAusbildung

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Macht ein Azubi Überstunden,dann kann dies nur freiwillig ge-schehen.

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Berufsschule. Als Azubi bist Du berufs-schulpflichtig. Der Arbeitgebermuss Dichfür den Unterricht bezahlt freistellen.Gleiches gilt für Prüfungen und Schulver-anstaltungen, schulisch veranlassteBetriebsbesichtigungen oder fürMaßnah-men außerhalb der Ausbildungsstätte.

Berufsausbildungsbeihilfe. Minderjäh-rige Azubis, die während ihrer Ausbildungnicht zu Hause wohnen können, weil derBetrieb zuweit vomElternhaus entfernt ist,können finanzielle Unterstützung erhalten.Das Ganze nennt sich Berufsausbildungs-beihilfe (BAB) und muss bei der Agenturfür Arbeit beantragt werden. Volljährigeoder verheiratete Azubis erhalten die Bei-hilfe auch dann, wenn sie in der Nähe derEltern leben. Die BAB beträgt bis zu 348Euro imMonat plusmaximal 224 Euro fürdie Unterkunft. Zudem gibt es Zuschlägefür öffentliche Verkehrsmittel, Heimfahr-ten und Arbeitskleidung. Wie hoch dieBeihilfe ausfällt, hängt vom eigenen undvom Einkommen der Eltern ab. BAB gibtes für die Dauer der Berufsausbildungund muss nicht zurückgezahlt werden.Infos, Berechnungsbeispiele und Online-rechner findest Du auf der Internetseiteder Arbeitsagentur.

arbeitsagentur.de RBürgerinnen undBürgerRAusbildungRFinanzielle Hilfen

Krankheit.Wer krank ist, muss sich nichtzur Arbeit schleppen. Aber Dumusst Dichim Betrieb krankmelden. Eine sogenannteArbeitsunfähigkeitsbescheinigung, also einärztlichesAttest, brauchstDu immer, wennDu länger als drei Tage krank bist, außer, imBetrieb gelten andere betriebliche oder ta-rifliche Regeln. Manche Chefs wollen abdemersten TageinenAttest –was erlaubt ist.

Wenn Du am Berufsschultag krankbist, musst Du trotzdem den Arbeitgeberinformieren und zusätzlich die Berufs-schule. Am besten fragst Du Deinen Leh-rer, wie das bei Euch in der Berufsschulemit einer Krankmeldung läuft. Wenn Duwegen Krankheit eine Klassenarbeit ver-passt, muss Du sie nachschreiben, wennDu wieder gesund bist.

Nachtarbeit. Das Jugendarbeitsschutzge-setz verbietetMinderjährigen, zwischen 20und 6 Uhr zu arbeiten. Volljährige Azubisbetrifft diese Einschränkung nicht.

Probezeit. Das Berufsbildungsgesetz re-gelt, dass die Probezeit von Azubis min-destens einen und höchstens vier Monatedauern darf. In dieser Zeit kann das Aus-bildungsverhältnis von jeder Seite ohneEinhaltung einer Frist und ohne Grundschriftlich gekündigt werden.

Überstunden. Lass Dich in Deiner Ausbil-dung nicht auf Überstunden ein.Wer eineAusbildung macht, ist ausschließlich fürden Zweck beschäftigt, einen Beruf zu er-lernen (rechtliche Hinweise zum ThemaÜberstunden findest Du in dieser metall-zeitung auf Seite 22).

Werkzeuge.Das Berufsbildungsgesetz re-gelt: Alle Arbeitsmittel, die zur Berufsaus-bildung und zumAblegen von Zwischen-und Abschlussprüfungen erforderlichsind, müssen Dir vom Arbeitgeber kos-tenlos zur Verfügung gestellt werden.Dazu gehören insbesondere Werkzeugeund Werkstoffe.

Zwischenprüfung. Die Zwischenprüfungist einTest zurHalbzeitDeinerAusbildung.Er soll denAusbildungsstand undmöglicheLücken sichtbar machen. Die schriftlichePrüfung dauert zwei bis drei Stunden undwird vor der Handwerks- oder Industrie-und Handelskammer abgegeben. DeinAusbilder meldet Dich schon zu BeginnDeiner Ausbildung dafür an.

Christina und André für

[email protected]

TippDie IG Metall-Jugend- und Auszubildenden-vertretung ( JAV) vertritt im Betrieb dieInteressen der Jugendlichen, der Azubis undStudierenden. Sie sorgt dafür, dass Gesetzeund Tarifverträge eingehalten werden, nimmtAnregungen junger Beschäftigten und Azubisentgegen. Sie arbeitet eng mit dem Betriebs-rat zusammen und kümmert sich darum,dass Du eine qualitativ hochwertige Ausbil-dung erhältst. Im Organisationsbereich derIG Metall ist die Ausbildung gut geregelt.

Solltest Du Fragen rund um die Ausbil-dung haben, kannst Du Dich auch bei DeinerIG Metall vor Ort beraten lassen.

igmetall.de/vor-ort

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Illustration:

Leon

ardo

Pellegrino

Mit dem Beginn der Ausbildung wird für viele jungeMenschen das Tragen von Arbeitskleidung zur Pflicht.Diese muss hohen Qualitätsstandards genügen – aller-dings sind solche Standards keine Garantie dafür, dassdie Kleidung auch unter fairen Arbeitsbedingungenhergestellt wurde. Jeden Tag setzenMenschen ihre Ge-sundheit aufs Spiel, um für uns Kleidung herzustellen.Das ist Realität. Das darf nicht so bleiben.

Die IG Metall ist sich dieser Verantwortung be-wusst; sie gehört deshalbmit weiteren Trägerinnen der»Kampagne für saubere Kleidung« an. Diese setzt sichweltweit für soziale Mindeststandards und menschen-würdige Arbeitsbedingungen bei der Bekleidungsher-stellung ein.Mit dabei ist auch die »Christliche InitiativeRomero« (CIR), die sich um die Verbesserung der Ar-beitsbedingungen in denLändernMittelamerikas küm-mert. »Bis vor wenigen Jahren spielten Sozialstandardsbei der Berufsbekleidungsproduktion kaumeineRolle«,sagtChristianWimberger vomCIR, »seitdemvermehrtdie Einhaltung von Arbeitsrechten eingefordert wird,ist Bewegung in die Branche gekommen.«

Gut allerdings ist noch längst nicht alles. DieHer-stellung vonKleidung findetmeist in kompliziertenZu-lieferketten statt. Diese überspringen Kontinente, sieumfassen die Rohstoffgewinnung genausowie dieHer-stellung von Garnen und Stoffen oder das Designenund Färben der Stücke. Die verästelten Zulieferkettenmachen dieKontrolle derArbeitsrechte vorOrt schwie-rig. CIR dringt deshalb auf einheitliche Rahmenbedin-gungen, Transparenz und Zusammenarbeit lokalerAkteure mit Gewerkschaften. »Aber auch Arbeitgeber,Kommunen und öffentliche Auftraggeber tragen Ver-antwortung«, sagt ChristianWimberger.Deren enormeEinkaufsmacht sei nicht zu unterschätzen. Damit sichetwas ändert, müssen die Auftraggeber glaubwürdigeNachweise auch von den Zulieferfirmen verlangen.Wer Arbeitskleidung trägt, ist verantwortlich dafür,unter welchen Bedingungen sie hergestellt wurde.

Elena und Andreafür [email protected]

Willst Du mehr erfahren? Dann besuche die Seite:saubere-kleidung.de

Akkordarbeit von Näherinnen in Bangladesch:Bei der Produktion von Kleidung werden nochimmer häufig soziale Mindeststandards verletzt.

Foto:S

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Faire Arbeitskleidung: Wiralle tragen Verantwortung.

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Weiterbilden perE-Learning

Wer sich nebenher weiter-bilden will, kann das auchim Internet. Mittlerweilegibt es zahlreiche E-Lear-ning-Portale, die soge-nannteWebinare oderMOOCs (Massive OpenOnline Course) anbieten.Von Astrophysik für Profisbis Zeichnen für Anfänger.

Darunter sind auchzahlreiche kostenlose odersehr günstige Angebote.Auf coursera.org etwabieten rund 120 interna-tionale Topunis über 1000Kurse kostenlos für 14Millionen Lernende an,allerdings auf Englisch.Angebote deutscher Unisgibt es bei iversity.org. Esgibt auch einige Kurse mitZertifikat, die dann jedochGeld kosten.

Auf skillshare.comteilen private Dozenten ihrKönnen in 1500 Kursen zukreativen Themen wieKunst und Fotografie. Kos-tenlose Sprachkurse in 35Sprachen gibt es auf Live-mocha.com. Die Nutzerhelfen sich dort gegenseitig.

Hier die Links zu denE-Learning-Portalen:

coursera.orgiversity.orgskillshare.comlivemocha.com

Berufe mit gutenPerspektiven

Besonders gute Jobaus-sichten haben immer nochTechniker und Spezialistenin der Informationstech-nologie (IT). Laut Um-frage des IT-Branchen-verbands Bitcom fehlen inDeutschland rund 41000IT-Spezialisten. AuchFachkräfte mit technischerAusbildung sind begehrt:15 Prozent aller ausge-schriebenen Stellen ent-fallen auf sie.

Viele Wege führen zumWunschberuf: etwa statt Abitur und Uni erst zur Ausbildung, Weiterbildung unddann studieren. Heute ist das möglich, anders als früher, als der Weg mit zehn Jahren zementiert war.

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Foto:Zerbo

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Die IG Metall sucht für ihre Vorstandsverwaltungin Frankfurt am Main zum 1. September 2016:

Auszubildende zur Kauffrau/zum Kaufmann für Büromanagementschulabschluss? Dann freuen wir uns auf DeineBewerbung!Bewerbe Dich online auf unserer Internetseiteunter: igmetall.de RIG Metall R Job & KarriereR Ausbildung. Es können ausschließlich Online-bewerbungen berücksichtigt werden.Bewerbungsschluss ist der 11. Oktober 2015!Du brauchst mehr Infos? igmetall.de

Möchtest Du in einem Beruf mit Zukunftausgebildet werden?Hast Du Spaß und Interesse an Sekretariatsarbeit?Bist Du kommunikationsstark und fällt esDir leicht, Texte zu formulieren?Zuverlässigkeit und Lernbereitschaft sind fürDich selbstverständlich?Und hast Du mindestens einen guten Haupt-

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60 Jahre Jugend-bildung am See

Das IGMetall-Jugendbil-dungszentrum Schlierseefeiert sein 60-jähriges Be-stehen. Seit 1955 gibt eshier spezielle Seminare fürjunge IGMetall-Mitgliederund Jugendvertreter. ZuPolitik, Wirtschaft und zurSituation junger Beschäftig-ter, zu Gewerkschaften undTarifverträgen, aber auchzu Medien, Comics oderTheater. Neben festem Per-sonal lehren dort auch vieleehrenamtliche junge Refe-renten aus den Betrieben.

Das Bildungszentrumliegt am oberbayerischenSchliersee in den Bergen.

Seit 1955 hat sich dieBildungsarbeit weiterent-wickelt. Anfangs war nochFrontalunterricht angesagt,ab Ende der 60er-Jahrestellte die Bildungsstätteauf selbstständiges Lernenund Gruppenarbeit um.

Vor 60 Jahren gab esnur einen Seminarraum.Die Teilnehmer schliefenzu siebt im Zimmer. Heutegibt es zwei Seminarräume,mehrere Gruppenräume,Doppel- und Einzelzimmer.

Schliersee ist einesvon sieben IG Metall-Bil-dungszentren – aber daseinzige, das ausschließlichJugendseminare anbietet.

Zur Internetseite undzum Seminarprogramm:

igmetall-schliersee.de

Alle Wege führen zu

Deiner Bildung

Mit den Händen arbeiten oder mitdem Kopf? Diese Entscheidung fielfrüher einmal schon in der viertenKlasse:Hauptschule, Realschule unddann eine Lehre. Oder Gymnasiumund an die Uni. Meist war der Wegfürs ganze Leben vorgezeichnet.

Das ist heute nicht mehr so.Das Bildungssystem ist durchlässi-ger geworden. Es gibt den zweitenBildungsweg (Abitur nachholen),seit rund sechs Jahren auch dendritten (Studieren ohne Abitur) –und viele Wege dazwischen. Theo-retisch kann ein Schulabbrechernoch Professor werden.

Weiterbildung. Wer nach der Aus-bildung etwa ein Jahr lang gearbeitethat, kann den nächsten Schritt ma-chen: eineAufstiegsfortbildung zumMeister, Techniker oder Fachwirt.Auch einWechsel des Berufsfelds istmöglich: Ein gelernter Elektronikeretwa, der zwei Jahre lang im Einkaufarbeitet, kann sich zum Fachwirt fürEinkauf fortbilden – auch ohne kauf-männische Ausbildung.

Die Logik: Berufspraxis ist genausoviel wert wie der formale Abschluss.Selbst Beschäftigte ohneAusbildungkönnen eine Aufstiegsfortbildungmachen, wenn sie fünf Jahre in demBerufsfeld gearbeitet haben.

Nach der ersten Fortbildungist eine zweite möglich, etwa zumBetriebswirt. Auch hier gibt es alter-nativ den Weg von der Ausbildungüber eine dreijährige Berufspraxisund eine Fachschule. Formal gehtauch das ganz ohne Ausbildung.

Studium. Ausgebildete Beschäftigtekönnen auch studieren – ohne Ab-itur. Je nach Bundesland sind in derRegel drei Jahre Berufspraxis undoft eine Zugangsprüfung nötig. Indenmeisten Ländern ist jedoch nurein fachgebundenes Studiummög-lich. Ein Elektroniker darf bei-spielsweise Elektrotechnik oderMechatronik studieren.

Mit einer Aufstiegsfortbildunghingegen geht alles: Techniker,Meis-ter und Fachwirte haben die allge-meineHochschulreife. Das heißt, sie

dürfen auch Geschichte oder Medi-zin studieren. Auch ohne Schulab-schluss und ohne Erstausbildung.

Bleibt noch die Frage: Wohernehme ich die Zeit und das Geld,mich zu bilden? Geld gibt es entwe-der vomArbeitgeber oder vomStaat.Zeit, etwa um für eineWeile aus demBetrieb herauszugehen, bieten dieBildungs- und Qualifizierungstarif-verträge der IGMetall.

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Bildung. Erst eine Ausbildung und dann weiterbilden? Oder doch studieren,auch ohne Abitur? Das alles geht heute. Das Bildungssystem ist durchlässigergeworden und bietet viele Wege. Jeder kann den eigenenWeg finden.

Super gut.Super günstig.

Berufsunfähigkeits-vorsorge für Azubis

Ganz neuzugeschnitten

Die Bekleidungsindustrie suchtwieder Fachkräfte. IG Metall undArbeitgeber haben die dreijährigeAusbildung zum Modeschneider/zur Modeschneiderin moderni-siert. Zu Qualifikationen wie Zu-schneiden, Näh-, Schweiß- undKlebetechniken kommen Themenwie Umweltschutz, Planen, Ge-schäftsbeziehungen. Mehr unter:

wap.igmetall.de

Mehr WissenIm Bildungsportal WAP könnt Ihr EureBildungswege checken. Dort findet Ihrauch Tipps zur Finanzierung:

wap.igmetall.deBeratung zu Eurer Bildung und zurneuen Bildungsteilzeit der IG Metallgibt es bei Eurer IG Metall vor Ort:

igmetall.de/vor-ort

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Am Jugendbildungs-zentrum Schliersee könntIhr in Pausen die Beine inden See baumeln lassen.

Foto:JosefPröll/IG

Metall

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>LESERTELEFON

0800 4463825Montag bis Freitag:9 bis 16 Uhr (gebührenfrei)Fax: 069 6693-2002

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>LESERBRIEFEDie Redaktion behält sich vor,Leserbriefe zu kürzen, um möglichstviele Mitglieder zu Wort kommenzu lassen. Es ist leider nicht möglich,alle Zuschriften abzudrucken.

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Beauftragter derHerausgeber:Jan Engelhardt

Anschrift:Redaktion metallzeitung

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Redaktionsleiterin:Susanne Rohmund(verantw. i. S. d. P.)Chefredakteurin:Susanne Rohmund

Chefin vom Dienst:Fabienne Melzer

Redaktion:Jan Chaberny,Dirk Erb, Sylvia Koppelberg,Antonela PelivanGestaltung:Gudrun Wichelhaus-DecherBildredaktion:Michael SchinkeSekretariat: Beate Albrecht,Marion Brunsfeld

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Angebot für Sehbehinderte:Die metallzeitung gibt es auchals Word- oder PDF-Datei:[email protected]

Vertrieb:Thomas KöhlerTelefon: 069 6693-2224Fax: 069 [email protected]

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Druck und Versand:apm AG, Darmstadt

Papier:metallzeitung erscheintmonatlich. Für Mitglieder derIG Metall ist der Bezug imBeitrag enthalten. Das Papier,auf dem die metallzeitung

gedruckt wird, besteht zu70 Prozent aus Altpapier undzu 30 Prozent aus FSC- undPEFC-zertifiziertem Holz, dasaus nachhaltiger Waldbewirt-schaftung in Süddeutschlandund in der Schweiz stammt.

>SCHWERPUNKTE IM INTERNETWir lassen uns nicht spalten –Für faire Arbeit und Mitbe-stimmung bei Werkverträgen.Weiteres Thema: Ausbildung

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>RATGEBER IM INTERNETWissenswertes rund um dieAusbildung im Betrieb undin der Berufsschule:

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Preise

Erster Preis:

eine roteLaptoptasche

Zweiter Preis:

ein IG Metall-Fußball »Respekt«

Dritter Preis:

ein USB-Stick(4 GB)

EinsendenBitte die Lösung biszum 24. Septemberunter Angabe vonVor-, Nachnamenund Adresse auf eineKarte schreiben undper Post an: Redak-tion metallzeitung,Preisrätsel, 60244Frankfurt am Main,oder per E-Mail an:

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Die Bildausschnitte gehörenzu Fotos, die Ihr in dieserAusgabe der metallzeitungfindet. Die Lösung ergibtsich aus der Summe derSeitenzahlen, auf denen dieBilder zu finden sind.

Rätsel