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Redaktion: Telefon 031 380 14 43 – Fax 031 380 14 44 Internet: www.sgv-usam.ch – E-mail: [email protected] Inserate: Telefon 031 387 22 11 30. APRIL 2010 Nr. 17 - 123. Jahrgang FOKUS DER WOCHE ENERGIEMARKT – Einige Grossversorger kündigten bereits an, den Strom 2011 um 7 bis 10 Prozent zu verteuern. Steckt dahinter bloss Leichtsinn oder ist die Sturheit der Monopolisten schuld? Strompreisschock im Herbst? gründen wäre. Der Strompreis be- steht aus drei Komponenten, Produk- tion, Verteilung und Abgaben – für eine detaillierte Erklärung siehe Sei- te 7 – und keines dieser Komponen- ten hat sich im 2010 verteuert. Im Gegenteil, die Preise der Verteilung sind sogar um 56 Millionen Franken gesunken! Der Elektrizitätswirtschaft gelingt es anscheinend, die doppelte Buchhaltung umgekehrt zu bewirt- schaften: Weniger Kosten führen zu höheren Preisen. Auch für die Elcom ist diese Ankün- digung nicht nachvollziehbar. Rena- to Tami, der Geschäftsführer, sagt es klar: «Die Energieversorger haben keinen Grund, die Preise 2011 zu er- höhen.» Der sgv seinerseits setzt sich ebenfalls gegen einen heissen Strom- herbst ein. Die Trittbrettfahrer Doch nicht nur Stromriesen zocken ab; Kantone und Gemeinden sind die lachenden Dritten. Neben den satten Gewinnen, welche sie als Eigentümer kassieren, nutzen sie etwa hohe Kon- zessionsgebühren als ein unauffälliges Mittel, Steuern indirekt zu erhöhen. sgv-Direktor Hans-Ulrich Bigler zürnt: «Für uns ist dies mehr als un- verständlich, es ist untragbar. Die Preiserhöhungen sowie die Art und Wiese, wie sie kommuniziert werden, grenzen an Unverschämtheit. Nicht weniger unverschämt sind alle öf- fentlichen Abgaben auf den Strom.» Henrique Schneider, Politischer Sekretär sgv WEITERER BERICHT AUF SEITE 7 Die Tatsachen zuerst: Die grossen Versorger der Schweiz kündigten in den letzten Tagen wiederholt an, ih- re Tarife im 2011 zu erhöhen, weil sie «grosszügigerweise» im 2010 darauf verzichteten. Sie begründen ihren vermeintlich logischen Schritt mit der allgemeinen Preiserhöhung. Doch aus vielen Gründen mutet diese Lo- gik sonderbar an. Wiederholte Fischzüge Im Verlauf dieses Jahres haben drei voneinander unabhängige Behörden allesamt festgestellt, dass die Tarife bereits zu hoch sind. Anfang April stellte die Eidgenössische Elektrizi- tätskommission (Elcom) fest, dass die im 2009 verrechneten Preise in der Stromübertragung zu hoch wa- ren. Satte 130 Millionen Franken kas- sierten die Elektrizitätsversorger über das gebotene Mass hinaus. Kurz da- rauf liess das Bundesamt für Energie (BFE) die preisrelevanten Eigenkapi- talzinsen der Stromverteiler unver- ändert und folgte den vom sgv ein- gebrachten Überlegungen. Die Ver- teiler wollten auf dem Verordnungs- weg (!) eine Erhöhung ihrer Zinsen erreichen. Das bedeutet natürlich ei- ne Erhöhung der Strompreise um et- wa 60 Millionen Franken. Ende März veröffentlichte der Preisüberwacher seine Untersuchung zu den Strom- preisen. Ernüchternd gab er zu Buche, dass sie nach der Liberalisierung überproportional gestiegen sind. Er macht auch ausdrücklich auf die ver- heerenden Folgen für die KMU auf- merksam. Die Zeichen der Zeit Haben die Strommächtigen die Zei- chen nicht erkannt? Vieles spricht dafür: Innerhalb eines Monats bestä- tigen drei Stellen, dass sich die Elek- trizitätswirtschaft auf Kosten der Ver- braucher auslebt, und dennoch zeigen sie sich unbelehrbar. Es ist unerklär- lich, wie diese Tariferhöhung zu be- AZA 3001 Bern Ständigen Arbeitsgruppe Mobilität und Raum gutgeheissen. In einem Referat zog Walter Stoffel eine recht positive Bilanz seiner neun Amtsjahre als Präsident der Wettbe- werbskommission (Weko). Fürs Auf- horchen sorgte er mit seiner Aussage, wonach eine Fusion zwischen Bank- Ohne Begeisterung, aber auch ohne grosse Diskussion und Gegenstimme, ist die Schweizerische Gewerbekam- mer dem sgv-Vorstand gefolgt und hat die Ja-Parole zur Revision des Arbeitslosenversicherungsgesetzes (AVIG) beschlossen. Das «Parlament des Gewerbes» entschied sich somit in seiner Frühjahrssession für das «kleinste aller möglichen Übel» (so sgv-Vizedirektor Kurt Gfeller bei der Vorstellung der Vorlage). Das Ja des sgv für die Abstimmung vom 26. Sep- tember könne aber nicht darüber hin- wegtäuschen, dass dieses Sozialwerk vom Ballast befreit werden müsste. «Es ist bedauerlich, dass eine rigoro- se Sanierung derzeit nicht möglich ist und wir uns mit Flickwerk begnü- gen müssen», kommentierte Ver- bandspräsident Edi Engelberger die Parolenfassung. Zuvor hatte die Kammer den «Fein- schliff» an den sgv-Zielsetzungen 2010–2114 vorgenommen, die Jahres- rechung diskussionslos genehmigt und die Zweiteilung der heutigen SCHWEIZERISCHE GEWERBEKAMMER – Ja zur Revision der Arbeitslosenversicherung. Einstimmig für das «kleinste Übel» Demokratische Ent- scheide: Kammer- delegierte fassten die Ja-Parole zur AVIG-Revision. DIESE WOCHE – Laut Norbert Hochreutener liebt die Politik die KMU, doch oft bleibt diese Liebe platonisch. 3 ARBEITSMARKT – Die RAV-Zentren span- nen mit den privaten Arbeitsvermittlern zusammen. 6 SERVICE & BERATUNG – Die tiefe Rezession ist vorbei – jetzt wird der Kunstmarkt für Anleger wieder attraktiv. 8 verein und Bankgesellschaft, aus der 1998 die UBS hervorkam, «heute wohl nicht ganz so schlank vollzogen werden würde». Wegen der «too big to fail»-Problematik müssten in ei- nem solchen Fall auch Politik und Bankaufsicht einbezogen werden. Stoffel sieht für die Weko künftig drei Schwerpunkte: – rasche, energische Entscheidungen dank schlanker Verfahren – vermehrte Zusammenarbeit mit EU-Kartellbehörden – spürbare Sanktionen. Einen ersten Vorgeschmack auf diese «neue Linie» hat die Weko bereits ge- liefert, indem sie die Fusion zwischen Orange und Sunrise untersagt hat. Lu Für Spannung auf dem Strommarkt ist gesorgt: Nach Bekanntgabe der Preisforderungen der Produzenten zischen die Funken. Fehlende Lust auf Disput I n diesen Tagen haben wir «dicke» Post erhalten von einer Fussballbegeisterten Nationalrätin aus der SP. Sie teilte uns unverblümt ihre Meinung über die Neu-Lan- cierung der «Schweizerischen Gewerbezei- tung sgz» mit. Ihr Fazit: für die neue sgz habe sie keine Begeisterung, es fehle ihr jede Lust, noch eine weitere Ausgabe der sgz anzuschauen. Dieses Recht sei ihr natürlich unbenommen und es liegt uns fern, jemanden zu seinem Glück zu zwingen. Obschon es eigentlich schon erstaunlich ist: in der Regel greifen Herr und Frau Schweizer zu, wenn es etwas gratis gibt… Darüberhinaus ist jedoch die sachliche Begründung für ihr Begehren, aus der Ad- ressliste gestrichen zu werden, durchaus interessant. Stein des Anstosses ist die gewerbliche Kritik am neuen Parteipro- gramm der Sozialdemokraten und an der Vorstellung der Linken zur «Überwindung des Kapitalismus» und Errichtung einer «Wirtschaftsdemokratie» (vgl. sgz Nr. 15 vom 16. April 2010). Diese Kritik stiess sauer auf und nach dem Motto «Angriff ist die beste Verteidigung» wirft besagte Natio- nalrätin dem sgv kurzer Hand fehlende, echte Diskussionsbereitschaft vor. Ja mehr noch, die SP und ihre Exponentinnen wür- den von der Gewerbezeitung geradezu in die Pfanne gehauen. M an kann sich natürlich das Leben auch einfach machen. Tatsache ist allerdings, dass das neue SP-Par- teiprogramm selbst von prominenten SP-Mit- gliedern – so z.B. dem früheren Preisüberwa- cher Rudolf Strahm oder Ständerätin Simonetta Sommaruga – heftig kritisiert wurde. Da sind Stichworte wie Rückwärtsbe- zogenheit, Nostalgie, realitätsfernes Wunsch- denken und Flucht vor der Zukunft gefallen. So gesehen kann die hohe Empfindlichkeit der Genossinnen eigentlich nicht erstaunen. Erstaunlich ist nur, dass die Linke im Aus- teilen viel weniger empfindlich ist. So wurde dem sgv mit reisserischen Lettern in der Gewerkschaftszeitung der unia reichlich polemisch die «Flucht nach vorne rechts» unterstellt. Untermauert wurde diese kühne Behauptung durch keinerlei Beweise, und sogar an Indizien hat es arg gefehlt. Aber uns wäre es nie eingefallen, deswegen den «work»-Autoren Vorwürfe zu machen. Nun – für den sgv ist klar, wir setzen uns mit gegnerischen Argumenten auch dann auseinander, wenn sie für uns wenig schmeichelhaft ausfallen. Dafür sind wir – wie im Fall der unia-Zeitung – sogar bereit, für ein Zeitungs-Abonnement zu bezahlen. Hans-Ulrich Bigler, Direktor Schweizerischer Gewerbeverband sgv Neu ganz gross: Auflage 110 000 Ex.

Schweizerische Gewerbezeitung sgz Nr. 17 vom 30. April 2010 fileSatte 130Millionen Franken kas-sierten die Elektrizitätsversorger über das gebotene Mass hinaus.Kurz da-rauf liess

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Page 1: Schweizerische Gewerbezeitung sgz Nr. 17 vom 30. April 2010 fileSatte 130Millionen Franken kas-sierten die Elektrizitätsversorger über das gebotene Mass hinaus.Kurz da-rauf liess

Redaktion: Telefon 031 380 14 43 – Fax 031 380 14 44 Internet: www.sgv-usam.ch – E-mail: [email protected] Inserate: Telefon 031 387 22 11

30. april 2010 Nr. 17 - 123. Jahrgang

FOKUS DEr WOCHE ENErGiEMarKT – Einige Grossversorger kündigten bereits an, den Strom 2011 um 7 bis 10 Prozentzu verteuern. Steckt dahinter bloss Leichtsinn oder ist die Sturheit der Monopolisten schuld?

StrompreisschockimHerbst?gründen wäre. Der Strompreis be-steht aus drei Komponenten, Produk-tion, Verteilung und Abgaben – füreine detaillierte Erklärung siehe Sei-te 7 – und keines dieser Komponen-ten hat sich im 2010 verteuert. ImGegenteil, die Preise der Verteilungsind sogar um 56 Millionen Frankengesunken! Der Elektrizitätswirtschaftgelingt es anscheinend, die doppelteBuchhaltung umgekehrt zu bewirt-schaften: Weniger Kosten führen zuhöheren Preisen.Auch für die Elcom ist diese Ankün-digung nicht nachvollziehbar. Rena-to Tami, der Geschäftsführer, sagt esklar: «Die Energieversorger habenkeinen Grund, die Preise 2011 zu er-höhen.» Der sgv seinerseits setzt sichebenfalls gegen einen heissen Strom-herbst ein.

Die Trittbrettfahrer

Doch nicht nur Stromriesen zockenab; Kantone und Gemeinden sind dielachenden Dritten. Neben den sattenGewinnen, welche sie als Eigentümerkassieren, nutzen sie etwa hohe Kon-zessionsgebühren als ein unauffälligesMittel, Steuern indirekt zu erhöhen.sgv-Direktor Hans-Ulrich Biglerzürnt: «Für uns ist dies mehr als un-verständlich, es ist untragbar. DiePreiserhöhungen sowie die Art undWiese, wie sie kommuniziert werden,grenzen an Unverschämtheit. Nichtweniger unverschämt sind alle öf-fentlichen Abgaben auf den Strom.»

Henrique Schneider,Politischer Sekretär sgv

wEITERER BERIcHT auF SEITE 7

Die Tatsachen zuerst: Die grossenVersorger der Schweiz kündigten inden letzten Tagen wiederholt an, ih-re Tarife im 2011 zu erhöhen, weil sie«grosszügigerweise» im 2010 daraufverzichteten. Sie begründen ihrenvermeintlich logischen Schritt mit derallgemeinen Preiserhöhung. Dochaus vielen Gründen mutet diese Lo-gik sonderbar an.

Wiederholte Fischzüge

Im Verlauf dieses Jahres haben dreivoneinander unabhängige Behördenallesamt festgestellt, dass die Tarifebereits zu hoch sind. Anfang Aprilstellte die Eidgenössische Elektrizi-

tätskommission (Elcom) fest, dassdie im 2009 verrechneten Preise inder Stromübertragung zu hoch wa-ren. Satte 130 Millionen Franken kas-sierten die Elektrizitätsversorger überdas gebotene Mass hinaus. Kurz da-rauf liess das Bundesamt für Energie(BFE) die preisrelevanten Eigenkapi-talzinsen der Stromverteiler unver-ändert und folgte den vom sgv ein-gebrachten Überlegungen. Die Ver-teiler wollten auf dem Verordnungs-weg (!) eine Erhöhung ihrer Zinsenerreichen. Das bedeutet natürlich ei-ne Erhöhung der Strompreise um et-wa 60 Millionen Franken. Ende Märzveröffentlichte der Preisüberwacher

seine Untersuchung zu den Strom-preisen. Ernüchternd gab er zu Buche,dass sie nach der Liberalisierungüberproportional gestiegen sind. Ermacht auch ausdrücklich auf die ver-heerenden Folgen für die KMU auf-merksam.

Die Zeichen der Zeit

Haben die Strommächtigen die Zei-chen nicht erkannt? Vieles sprichtdafür: Innerhalb eines Monats bestä-tigen drei Stellen, dass sich die Elek-trizitätswirtschaft auf Kosten der Ver-braucher auslebt, und dennoch zeigensie sich unbelehrbar. Es ist unerklär-lich, wie diese Tariferhöhung zu be-

AZA 3001 Bern

Ständigen Arbeitsgruppe Mobilitätund Raum gutgeheissen.In einem Referat zog Walter Stoffeleine recht positive Bilanz seiner neunAmtsjahre als Präsident der Wettbe-werbskommission (Weko). Fürs Auf-horchen sorgte er mit seiner Aussage,wonach eine Fusion zwischen Bank-

Ohne Begeisterung, aber auch ohnegrosse Diskussion und Gegenstimme,ist die Schweizerische Gewerbekam-mer dem sgv-Vorstand gefolgt undhat die Ja-Parole zur Revision desArbeitslosenversicherungsgesetzes(AVIG) beschlossen. Das «Parlamentdes Gewerbes» entschied sich somitin seiner Frühjahrssession für das«kleinste aller möglichen Übel» (sosgv-Vizedirektor Kurt Gfeller bei derVorstellung der Vorlage). Das Ja dessgv für die Abstimmung vom 26. Sep-tember könne aber nicht darüber hin-wegtäuschen, dass dieses Sozialwerkvom Ballast befreit werden müsste.«Es ist bedauerlich, dass eine rigoro-se Sanierung derzeit nicht möglichist und wir uns mit Flickwerk begnü-

gen müssen», kommentierte Ver-bandspräsident Edi Engelberger dieParolenfassung.Zuvor hatte die Kammer den «Fein-schliff» an den sgv-Zielsetzungen2010–2114 vorgenommen, die Jahres-rechung diskussionslos genehmigtund die Zweiteilung der heutigen

SCHWEiZEriSCHE GEWErBEKaMMEr – Ja zur Revision der Arbeitslosenversicherung.

Einstimmig für das «kleinste Übel»

Demokratische Ent-scheide: Kammer-delegierte fasstendie Ja-Parole zurAVIG-Revision.

DiESE WOCHE – Laut Norbert Hochreutenerliebt die Politik die KMU, doch oft bleibtdiese Liebe platonisch. 3

arBEiTSMarKT – Die RAV-Zentren span-nen mit den privaten Arbeitsvermittlernzusammen. 6

SErViCE & BEraTUNG – Die tiefe Rezessionist vorbei – jetzt wird der Kunstmarkt fürAnleger wieder attraktiv. 8

verein und Bankgesellschaft, aus der1998 die UBS hervorkam, «heutewohl nicht ganz so schlank vollzogenwerden würde». Wegen der «too bigto fail»-Problematik müssten in ei-nem solchen Fall auch Politik undBankaufsicht einbezogen werden.Stoffel sieht für die Weko künftig dreiSchwerpunkte:– rasche, energische Entscheidungendank schlanker Verfahren– vermehrte Zusammenarbeit mitEU-Kartellbehörden– spürbare Sanktionen.Einen ersten Vorgeschmack auf diese«neue Linie» hat die Weko bereits ge-liefert, indem sie die Fusion zwischenOrange und Sunrise untersagt hat.

Lu

Für Spannung auf dem Strommarkt ist gesorgt: Nach Bekanntgabe der Preisforderungen der Produzenten zischen die Funken.

Fehlende Lustauf Disput

I n diesen Tagen haben wir «dicke» Posterhalten von einer FussballbegeistertenNationalrätin aus der SP. Sie teilte uns

unverblümt ihre Meinung über die Neu-Lan-cierung der «Schweizerischen Gewerbezei-tung sgz» mit. Ihr Fazit: für die neue sgzhabe sie keine Begeisterung, es fehle ihr jedeLust, noch eine weitere Ausgabe der sgzanzuschauen.Dieses Recht sei ihr natürlich unbenommenund es liegt uns fern, jemanden zu seinemGlück zu zwingen. Obschon es eigentlichschon erstaunlich ist: in der Regel greifenHerr und Frau Schweizer zu, wenn es etwasgratis gibt…Darüberhinaus ist jedoch die sachlicheBegründung für ihr Begehren, aus der Ad-ressliste gestrichen zu werden, durchausinteressant. Stein des Anstosses ist diegewerbliche Kritik am neuen Parteipro-gramm der Sozialdemokraten und an derVorstellung der Linken zur «Überwindungdes Kapitalismus» und Errichtung einer«Wirtschaftsdemokratie» (vgl. sgz Nr. 15vom 16. April 2010). Diese Kritik stiesssauer auf und nach dem Motto «Angriff istdie beste Verteidigung» wirft besagte Natio-nalrätin dem sgv kurzer Hand fehlende,echte Diskussionsbereitschaft vor. Ja mehrnoch, die SP und ihre Exponentinnen wür-den von der Gewerbezeitung geradezu in diePfanne gehauen.

Man kann sich natürlich das Lebenauch einfach machen. Tatsache istallerdings, dass das neue SP-Par-

teiprogramm selbst von prominenten SP-Mit-gliedern – so z.B. dem früheren Preisüberwa-cher Rudolf Strahm oder StänderätinSimonetta Sommaruga – heftig kritisiertwurde. Da sind Stichworte wie Rückwärtsbe-zogenheit, Nostalgie, realitätsfernes Wunsch-denken und Flucht vor der Zukunft gefallen.So gesehen kann die hohe Empfindlichkeitder Genossinnen eigentlich nicht erstaunen.Erstaunlich ist nur, dass die Linke im Aus-teilen viel weniger empfindlich ist. So wurdedem sgv mit reisserischen Lettern in derGewerkschaftszeitung der unia reichlichpolemisch die «Flucht nach vorne rechts»unterstellt. Untermauert wurde diese kühneBehauptung durch keinerlei Beweise, undsogar an Indizien hat es arg gefehlt. Aberuns wäre es nie eingefallen, deswegen den«work»-Autoren Vorwürfe zu machen.Nun – für den sgv ist klar, wir setzen unsmit gegnerischen Argumenten auch dannauseinander, wenn sie für uns wenigschmeichelhaft ausfallen. Dafür sind wir –wie im Fall der unia-Zeitung – sogar bereit,für ein Zeitungs-Abonnement zu bezahlen.

Hans-Ulrich Bigler,Direktor SchweizerischerGewerbeverband sgv

Neu ganz gross:

auflage 110000 Ex.

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Reichlich ZündstoffGespannt schaut Zürich, welche Höhepunktedie diesjährigen 1.-Mai-Feiern wohl bringen wer-den. Für ein Mindestmass an Zündstoff ist zwei-fellos gesorgt. Da ist einerseits das klassisch-klassenkämpferische Motto «Moneypulation –verlieren wir die Beherrschung». Und da ist an-derseits die Unterstützung eines schönen Teilsder Gewerkschaft Unia, die sich sonst offiziellhalbherzig aus der Veranstaltung verabschiedethat. Jörg Studer, Präsident der Unia Nordwest-schweiz und der Clariant-Betriebskommission,wird an der 1.-Mai-Veranstaltung des Revoluti-onären Aufbaus auf dem Kanzleiareal auftreten.Genosse Studer, ganz als Privatperson dabei,wird laut Programm über «den Widerstand ge-gen die Schliessung des Werks in Muttenz» undüber «die kämpferische Basis der Unia» berich-ten. Und damit auch der Reiz der echten Gewaltnicht fehlt, wird vor Studers Auftritt ein italie-nischer Ex-Linksterrorist mit einer Diashow ein-heizen.

Der Revolutionäre Aufbau, der vom Staatsschutzbeobachtet wird, kämpft nach eigenen Angaben«für eine revolutionäre Veränderung des gegen-wärtigen politischen und ökonomischen Sys-tems». Am 1. Mai wollen Aufbau-Aktivisten dierote Fahne auf dem Paradeplatz hissen – notfallsmit Gewalt, wie sie freudig den Medien der Klas-senfeinde mitgeteilt hatten.Wer die Diskussion über die Scharfmacher vomIslamischen Zentralrat verfolgt, kommt aus demStaunen nicht heraus. Da wird schnell klar, dassunsere Staatsschützer bei der Beobachtung derunheimlichen Turbanträger weniger Rechte ha-ben als Billag-Detektive auf Gebührenpirsch undGewerbepolizisten bei Antiraucher-Razzien. Wertiefer bohrt, möchte vielleicht auch wissen, wa-rum sich militante ausländische Islamisten inder Schweiz seit Jahren legal aufhalten und teil-weise auch für ihren Nachwuchs Sozialgelderkassieren können. Was auch immer: Es isthöchste Zeit, dass der Bundesrat dem Parlamenterneut das revidierte Staatsschutzgesetz vorlegt.2009 war es zurückgewiesen worden, weil diebeiden Kammern übermässige Eingriffe in dieGrundrechte monierten. Wir sollten wirklichgenau wissen, was Hetzprediger vorhaben undwas es heisst, wenn Extremisten «die Beherr-schung verlieren».

apropos

Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010 DIEsE WoCHE 3

Gewerbezeitung: Sie sollten es alslangjähriger KMU-BeauftragterIhrer Partei genau wissen: Istunser Parlament überhaupt KMU-freundlich?n Norbert Hochreutener: Generell ja.Kaum einer würde es offen wagen,gegen die KMU anzutreten, die alsechte Sympathieträger gelten. Daswürden weder das Wahlvolk nochdie Fraktionsleitungen schätzen.

Die Wirklichkeit sieht aber andersaus – es gibt immer wiederBeschlüsse, die sich als KMU-feindlich erweisen.n Das kommt leider tatsächlich vor,indem die vom Parlament gut ge-meinten Beschlüsse bei der Umset-zung ins Gegenteil umschlagen. Oderanders gesagt: Das Parlament machtungewollt Fehler. Vielfach hängt esmit den verschlungenen Pfaden derBürokratie zusammen. Nehmen Siedas Beispiel der Mehrwertsteuer: Dasvermeintlich KMU-freundliche Ge-setz wurde durch die folgenden Ver-ordnungen und Erlasse zu einemMonster ohnegleichen. Entsprechendmusste das Parlament die Materieneu aufrollen und das Gesetz quasiwasserdicht revidieren.

«Es kommt vor, DassDIE vom parlamENtGut GEmEINtEN BE-sCHlüssE BEI DEr um-sEtzuNG INs GEGENtEIlumsCHlaGEN.»

Das ist zwar nett und funktioniertsogar seit Anfang Jahr gut. Wiekönnen Sie aber den Entscheid dernationalrätlichen Fernmeldekom-mission erklären, die sich – samtIhnen – klar für die geräteunab-hängige Radio- und TV-Gebühr fürFirmen und Private ausgesprochenhat. Das trifft doch die KMU voll.n Das wollen wir natürlich nicht. Wirhaben bloss dem Prinzip einer sol-chen Gebühr zugestimmt, weil es dertechnologischen Entwicklung – etwadurch Handy und Internet – Rech-nung trägt. Damit erhielte der Bun-desrat einen neuen Handlungsspiel-raum. Er darf die neuen Befugnisseaber auf keinen Fall zum Nachteil derKMU nutzen.

Wers glaubt, bekommt einenTaler!n Die bürgerlichen Parteien habenklargemacht, dass der Bundesrat dasGewerbe nicht zusätzlich belastendarf. Notfalls würden wir das Gesetzändern. Aber das wird wohl nichtnötig sein, denn der sgv sorgt ja indiesem Bereich für enormen Druck– und nächstes Jahr sind ja Wahlen…

«Es Ist uNGlauBWür-DIG, WENN sozIalIstENuND GrüNE DIE NaCH-HaltIGkEIt zur oBErs-tEN maxImE DEr polI-tIk ErklärEN.»

Es fällt auf, dass Linke und Grünenicht oft genug ihre Liebe zu denKMU beschwören können. Dochwenn es um die Wurst geht, wird

NorBErt HoCHrEutENEr – Was der «Mister KMU» der CVP zu den Problemen der gewerblichenWirtschaft meint und warum er Bundesratslöhne als Massstab sieht.

«ParlamentmachtauchFehler»

die mittelständische Wirtschaftwie ein unmündiger Kapitalismus-knecht behandelt.n Die schweizerische Linke steht ver-bal zu den KMU und ihren Anliegen,das findet man sogar im neuen SP-Programm. Doch in der Praxis ge-wichtet sie oft anders, und sie setztandere Prioritäten. Dabei vergisstLinks/Grün oft, dass die Nachhaltig-keit auf drei Säulen beruht: sozialeund ökologische Verträglichkeit so-wie Wirtschaftlichkeit. Wer wirt-schaftsfeindlich handelt, der betreibtkeine nachhaltige Politik. Übrigensvergessen auch einige Exponentender Rechten manchmal, wie wichtigdie Sozial- und Umweltverträglich-keit ist.

Sie nehmen oft die Bürokratie insVisier und fordern sogar in einemaktuellen Vorstoss die Schaffungeiner eigenständigen KMU-Stellebeim Bund.n Ich möchte eines klarstellen: Ichbin kein «Bürokratenfresser», diemeisten Leute in den Verwaltungenaller Stufen leisten gute und enga-gierte Arbeit. Allerdings müssen sieinnerhalb jener Grenzen wirken, dieder Gesetzesgeber bewusst eng ab-steckt. Das ist kein böser Wille – siekönnen es sich schlicht nicht leisten,Vorschriften zu missachten oder garein Auge zuzudrücken. Der gesundeMenschenverstand wird so von Pa-ragraphen erdrückt. Das jüngste Bei-spiel ist die neue Vorschrift über dieKindersitze im Auto. Alle sind sicheinig, dass Ausnahmen – etwa fürTaxi oder Transportdienste – bewil-ligt werden müssen. Doch bis derGesetzesgeber handelt, wird gebüsst.Da braucht es eine Stelle, die sichsolcher Exzesse annimmt.

Wie muss diese «KMU-Ombuds-stelle» ausgestaltet sein?n Das Beispiel Belgien zeigt, dass siemit echten Kompetenzen und Voll-

machten ausgestattet werden muss,um nicht zur Alibiinstitution zu ver-kommen. Belgien kennt gar ein KMU-Ministerium, mir würde schon einStaatssekretariat im Volkswirtschafts-departement genügen.

Das heutige KMU-Forum genügt Ih-nen also nicht?n Aufgrund seiner Konstruktion – essteht ja ausserhalb der Verwaltung– kann das Forum nicht den nötigenEinfluss haben, den es braucht, umden vielfältigen Bedürfnissen derKMU Rechnung zu tragen.

«BElGIEN kENNt EINkmu-mINIstErIum,mIr WürDE sCHoN EINstaatssEkrEtarIat ImvolksWIrtsCHaftsDE-partEmENt GENüGEN.»

Mit einem weiteren Vorstoss wollenSie die heutigen Limiten für diegewerblichen Bürgschaften auf eineMillion Franken verdoppeln.n Dieses Anliegen wurde von einigenVertretern der Bürgschaftsgenossen-schaften und mehrerer Branchenver-bände an mich herangetragen, weileine bestimmte Art der KMU, nämlichjene der M-Kategorie, höhere Kreditebenötigt. Der Nationalrat hat bereitsklar zugestimmt, und ich hoffe, dassder Ständerat nicht dem Bundesratfolgt, der sich mit Scheinargumentenheftig gegen diese Massnahme wehrt.

Sie haben einen lukrativen Neben-erwerb und haben drei erfolgreicheKriminalromane geschrieben. Dakommt allerlei unchristliche Giervor…n Gier hat mit Religion nichts zu tun,sondern mit unethischem Verhalten.Es handelt sich auch nicht um einenStraftatbestand.

Direkt gefragt: Ist für Sie alsNationalrat einer christlich ge-prägten Partei ein gierigerManager, der Dutzende von Mil-lionen Franken Boni einheimst,noch ein guter Christ?n Nein. Christliche Wirtschaftstradi-tion stellt das Unternehmen vor dasPortemonnaie: Investieren statt ab-kassieren.

Was stellen Sie sich unter einer ge-rechten Manager-Entlöhnung vor?n Gerecht ist letztlich, was dem Un-ternehmen mit seinen Mitarbeiten-den gerecht wird. Wenn jemand sogut ist, dass er die Arbeitsplätze fürviele Leute sichert, dann soll er auchMillionen verdienen. Dass dies aberbei einigen in den Medien bekanntgewordenen Super-Boni der Fall ist,wage ich stark zu bezweifeln.

Interview: Patrick M. Lucca

Nationalrat Norbert Hochreutener: «Der gesunde Menschenverstand wird von Paragraphen erdrückt.»

Der gebürtige Solothurner Nor-bert Hochreutener (63) ist stu-dierter Jurist. Doch seine Beru-fung fand er im Journalismus.Er arbeitete für Radio DRS undTV DRS sowie für den Lokalfern-sehsender Bern-1. Beim Fernseh-sender S-plus zeichnet er gar alsChefredaktor. Seit 1995 leitet derVater von zwei erwachsenen Kin-dern den Bereich Public Affairsdes Schweizerischen Versiche-rungsverbandes (im kommendenJuli ist Pensionierung angesagt).Politisch ist Hochreutener bei derBerner CVP zu Hause und sitzt fürsie, mit einer Pause von 1999 bis2003, seit 1995 im Nationalrat.Seine Schwerpunkte liegen beiKMU (er ist CVP-Beauftragter fürdiesen Bereich), Familienpolitik,Sozialwerken sowie Krankenversi-cherung. Eine erneute Kandidaturschliesst er nicht aus.

zur pErsoN

Herausgeber/verlag: Schweizerischer Gewerbeverband sgvSchwarztorstrasse 26, Postfach, 3001 BernTel. 031 380 14 14 – [email protected] – www.sgv-usam.chHerausgeber: Hans-Ulrich Bigler, Direktor – verlagsleiter: Urs Wyler

redaktion: Schwarztorstrasse 26, 3007 Bern – Tel. 031 380 14 [email protected] M. Lucca (Chefredaktor) – Gerhard Enggist,Raphael Suter (Assistent)

anzeigen: Publicitas Publimag AG, Seilerstrasse 8 – Postfach, 3001 Bern –Tel. 031 38722 11 – [email protected] – leitung: Alfred BlaserHerstellung: St. Galler Tagblatt AG – auflage: 110000 ExemplareDer Abonnementspreis ist im Mitgliederbeitrag inbegriffen

ImprEssum

n Guarneri del Gesù. Der legendäre ita-lienische Instrumentenbauer (1698–1744)würde sicher staunen, wenn er den neus-ten Streich der eidgenössischen Grenzwäch-ter mitverfolgen könnte. Diese haben die inBern lebende Starmusikerin Patricia Kopat-schinskaja stundenlang festgehalten undihre Geige – ein 4,5 Millionen Franken teuresMeisterstück des Cremonesen – wegen Zoll-vergehen beschlagnahmt.

Der ganze Handel ist absolut korrekt unddürfte, wie schon die Fälle Polanski und Han-nibal Ghadafi, die Ansicht bestätigen, dassdie helvetische Gerechtigkeit nur in Fällenvon nigerianischen Drogenhändlern und ko-sovarischen IV-Betrügern Zweifel offen lässt.

frEmDWort DEr WoCHE

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aus den verbänden

gewerbe aktuell Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 20104

lInkwww.nefu.ch

«Wir haben viel erreicht und wollennoch viel mehr. Wo sind die neuenUfer?», fragen die Organisatorinnender Open-Space-Konferenz vom Sams-tag, 5. Juni, im St.Galler CongressHotel Einstein. Sie laden Frauen ein,gemeinsam Antworten auf brennen-de Fragen zu suchen. Zwei Beispiele:Arbeitnehmerinnen erhalten imSchnitt noch immer weniger Lohnals ihre männlichen Kollegen undsind seltener in Führungspositionenanzutreffen. Die Frauen vollbringenden Balanceakt zwischen Beruf undFamilie weitgehend in Eigenregie,Teilzeitarbeit ist vor allem Frauen-sache. Nur knapp ein Drittel der Un-ternehmenden in der Schweiz sindweiblich.Das 1993 von Nelly Meyer-Fankhau-ser gegründete Netzwerk für Einfrau-Unternehmerinnen NEFU unter-

nimmt etwas dagegen und sprichtmit der Open-Space-Konferenz brei-te Kreise an: Frauenorganisationen,Unternehmerinnen, Berufs- und Fa-milienfrauen. Mit von der Partie istauch Christine Davatz-Höchner, sgv-Vizedirektorin und Präsidentin derKMU Frauen Schweiz. «Die Teilneh-merinnen sollen gegenseitig von gu-ten Erfahrungen profitieren, aus Feh-lern lernen, neue Impulse für dieeigene Arbeit gewinnen und wert-volle persönliche Kontakte knüpfen»,verspricht Projektinitiantin NellyMeyer. Sie wird zum Tagungs-abschluss eine verdiente Netzwerke-rin mit dem zweiten «NEFU PrixEn-gagement» auszeichnen. Anmelde-schluss: 28. Mai 2010.

kMu-Frauen

Ein Kongress der anderen Art

Auch in Zeiten der Umweltbürokratiekönnen Branchenverbände erfolgreichVerantwortung übernehmen. Dies be-weist CITEC Suisse, der Verband fürGewässerschutz und Tanksicherheit.Der 2008 entstandene Verband arbei-tet eng mit den Kantonen zusammenund macht so einengende Bundesvor-schriften überflüssig. Die Konsequen-zen sind mehr als positiv, nämlichRegulierungs- und Personalbabbauauf der Stufe Bund, was letztlich auchbedeutet, dass die Staatsquote gesenktwird. Wie wurde dies möglich?

bund gab verantwortung ab

Mit dem Entlastungsprogramm 03musste das damalige BUWAL (Bun-desamt für Umwelt, Wald und Land-schaft; heute BAFU) etwa 30 Stellenim Bereich des Gewässerschutzes ab-bauen. Aus der Not hat das Bundesamteine Tugend gemacht. Da die Tank-branche ohnehin ein hohes Qualitäts-und Umweltbewusstsein hatte, konn-te ihr die Verantwortung für die Aus-führung der Gewässerschutzaufgabenim Tankbereich abgegeben werden.

nur noch ein verband

Das bedingte natürlich zwei Sachen:Erstens musste sich die Branche – da-mals fünf Verbände – zusammentunund zweitens musste eine Absprachezwischen ihr und den 26 Kantonenstattfinden. Nach und nach wurdedies erfüllt. Innerhalb eines Jahreslösten sich der VTB (Verband fürTank- und Behälterschutz), VTR (Ver-band Schweizerischer Unternehmun-gen für Bau und Unterhalt von Tank-anlagen), QPT (Qualitäts-Prüfstellefür Tankrevisionen) und VQSG (Ver-band für Qualitätssicherung im Ge-wässerschutz) auf. Die URCIT (Unionromande des entreprises d’installationet de révision de stockages d’hydro-carbures) wurde neu organisiert, sodass im November 2008 die CITECSuisse als Branchenverband gegrün-det wurde.Der zweite Schritt war die Unter-zeichnung einer Vereinbarung mitder Konferenz der Vorsteher der Um-weltämter der Schweiz (KVU). DieVereinbarung hat vier Pfeiler: Die

Der Aargauer Nationalrat Hans Killerwird Nachfolger von alt NationalratRobert Keller, Pfäffikon ZH, bei bau-enschweiz: Er wird im November2010 das Präsidium der Dachorgani-sation der Schweizer Bauwirtschaftübernehmen. An der Frühjahrs-Ple-narversammlung in Winterthur wur-de Killer einstimmig als neuer Präsi-dent gewählt.

wieder ein Praktiker

Wie sein Vorgänger Robert Kellerkommt Hans Killer aus dem Bau-hauptgewerbe. Er begann mit einerGrundbildung als Tiefbauzeichner,machte dann die Zusatzlehre alsMaurer und wurde schliesslich eid-genössisch diplomierter Maurermeis-ter. In seinem Hauptberuf ist er seitmehr als 30 Jahren in verschiedenenFunktionen und als Mitglied der Ge-schäftsleitung bei der Umbricht AG,Strassen- und Tiefbau in Turgi AG,tätig. Seit 2000 präsidiert er den Aus-

gewässersCHutZ – CITEC Suisse darf die Richtlinien für die Gewässerschutzaufgaben imTankbereich selber setzen. Ein Modell mit Vorbildcharakter.

CITECstopptRegulierungswut

Saubere Gewässer sind auch ohne Umweltbürokratie möglich.

CITEC Suisse übernimmt die Träger-schaft für die Aus- und Weiterbildungvon Fachpersonen; sie definiert dieRegeln der Technik; sie führt ein Re-gister von Unternehmen und Fach-personen, und sie sichert die Qualitätder Branche. Damit setzen Brancheund Kantone gemeinsam den Rah-men und der Verband wird mit demVollzug beauftragt. Für KMU positiv:Die Branche führt sich selber.

ein Modell für die Zukunft

Die jetzige Regelung hat weitere Vor-teile. Erstens kann die Branche Ver-antwortung wahrnehmen, das heisst,es sind Fachleute am Werk und nichtBürokraten. Damit gelingt es dem Ge-werbe, indem es selbst tätig wird, dieRegulierungswut zu stoppen, dennsolange es seine Aufgaben erfüllt,müssen die Behörden nichts tun.Zweitens setzt diese Lösung auf Ef-fizienz. Die direkte Zusammenarbeitmit den Kantonen führte zur einerallgemeinen Harmonisierung desVollzugs und sorgt auch für Flexibi-lität. Vor Ort ist man ja besser mitden Gegebenheiten vertraut undkann auch gezielter darauf reagieren.Drittens ist diese Lösung ein weitererBeitrag der KMU gegen die Kosten-

explosion in der Bundesverwaltung.Fredy Mark, Leiter des Amtes für Um-weltschutz im Kanton Appenzell In-nerrhoden und Mitglied des lokalen

Gewerbeverbandes, hat eine klareMeinung: «Das ist das Modell der Zu-kunft, und zwar für alle Branchen!»

Sc

PräsIdIuM bauensCHweIZ – Hans Killer folgt auf Robert Keller.

Fachmann für den Schlüsselposten

lInkwww.bauenschweiz.ch

Er kennt das Metier von der Pike auf:Hans Killer.

hub-, Rückbau- und Recycling-Ver-band Schweiz (ARV). 2008 hat HansKiller ausserdem das Präsidium von

Infrastruktur Strasse übernommen.Der 62-jährige Untersiggenthaler istverheiratet, Vater einer Tochter sowiedreifacher Grossvater.Der abtretende wie der neue Präsi-dent sind Mitglieder der SVP. RobertKeller vertrat seine Partei von 1999bis 2007 als Nationalrat, Hans Killerwurde 2007 in den Nationalrat ge-wählt. Keller war 2003 zum Präsiden-ten von bauenschweiz gewählt wor-den. Auf die Herbstplenarversamm-lung hin, die im kommenden Novem-ber in Bern stattfinden wird, hatte erbereits im vergangenen Jahr seinenRücktritt erklärt.

nachhaltige entwicklung fördern

Nationalrat Hans Killer freute sichüber seine Wahl. «bauenschweiznimmt eine wichtige Funktion in die-sem und für dieses Land ein», beton-te Hans Killer, «wir wollen auch inZukunft in kooperativer Art einenachhaltige Entwicklung des Bauens

fördern. Der gesamtwirtschaftlicheStellenwert der Branche ist enormund die Krisenresistenz in den ver-gangenen Jahren beeindruckt. Diesgilt es zu erhalten.»bauenschweiz ist die Dachorganisa-tion der Schweizer Bauwirtschaft.Ihr gehören 65 Mitgliedorganisatio-nen an, die einen jährlichen Umsatzvon über 50 Milliarden Franken ge-nerieren. bauenschweiz will die amBauprozess beteiligten Betriebe undBerufe mit ihren Verbänden zusam-menführen, die Mitgliederinteressenaufeinander abstimmen, sie nachaussen wirkungsvoll vertreten. Da-mit nimmt die Dachorganisation beider politischen Mitgestaltung undder gebündelten Vertretung der bau-wirtschaftlichen Interessen einewichtige Rolle in der Schweiz ein.

Pd

KGV-Vorstand erneuertAn seiner Generalversammlung in Winterthurhat der Kantonale Gewerbeverband Zürich(KGV) in Anwesenheit von über 300 Delegiertenund Gästen seine Verbandsleitung 2010 bis 2014konstituiert. Hans Rutschmann, Präsident seitNovember 2009, wurde in seinem Amt bis 2014bestätigt. Neu in den Vorstand gewählt wurden:Armin Schädeli (Präsident Gärtnermeisterver-band) sowie Linus Weber (Präsident Baugewer-begruppe). Dem Vorstandsausschusses gehörenneu an: Gregor Biffiger (Präsident Bezirksgewer-beverband Limmattal), Ruedi Schellenberg (Prä-sident Unternehmervereinigung Bezirk Horgen),Truls Toggenburger (Delegierter Baumeisterver-band Zürich-Schaffhausen) und Hans HeinrichRaths (Obmann Gewerbegruppe des Kantons-rates). Bruno Zuppiger skizzierte als designier-ter Präsident des Schweizerischen Gewerbever-bandes (sgv) und Gastredner die Stossrichtungder nationalen Dachorganisation der KMU-Wirt-schaft. Der Verband will seine Kräfte weiter bün-deln und sein Engagement direkt am Ort derpolitischen Entscheidung sichtbar machen.

Samt Jodelschulung«Sönd Wöllkomm» stand es in der Einladungund auch beim Eintreffen auf dem GolfplatzGonten in Gontenbad. Die GV der AllianzSchweizer Werbeagenturen fand in ländlicherGegend im Appenzellerland statt und wurdedurch Präsident Michael Waldvogel in kurzerZeit durchgeführt. Der Schweizer Werbemarkthat ein schwieriges Jahr hinter sich. Nach ei-nem starken Rückgang im 1. Halbjahr konnteer sich gegen Jahresende wieder leicht erholen.Die Jahresrechnung 2009 der ASW mit einemkleinen Gewinn und das Budget 2010 wurdenohne Diskussionen angenommen. Ebenfalls ein-stimmig erfolgten die Erneuerungswahlen desGesamtvorstandes. Als Auflockerung gab eswährend des Abendessens Gesangs- und Jodel-unterricht. Die rund 80 Teilnehmenden gabenunter kundiger Führung bewundernswerte Tö-ne von sich.

«Unsere Volksrechte haben sich zweifellosbewährt. Reden kann man allenfalls über dieAnzahl Unterschriften, die es für Referendenund Initiativen braucht. Da die Bevölkerungstark gewachsen ist, erachte ich eine Diskus-sion darüber als berechtigt.»

Bundespräsidentin Doris Leuthard

ZItat der woCHe

Käser sahnten abGrosser Empfang letzte Woche am FlughafenZürich für die Schweizer Käser: Berufskollegenund Fans aus der ganzen Schweiz haben die er-folgreichen Käseschaffenden bei ihrer Rückkehrvon der Preisverleihung in Madison (Wisconsin,USA) begrüsst. Darunter war auch der Welt-meister und Gewinner aller Kategorien, CédricVuille aus La Brévine, mit seinem Gruyère AOCsowie die Vizeweltmeister, Maria Meyer undMartin Bienerth von der Sennerei Andeer, mitihrem Andeerer Traum. Es ist schon die dritteWeltmeisterschaft, die von den Schweizer Kä-sern klar dominiert wurde:

Weltmeister und Gewinner aller Kategorien:Cédric Vuille aus La Brévine.

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ArbeitsmArkt Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010

Bern Anfang März 2010: Im Staats­sekretariat für Wirtschaft (Seco) tref­fen sich private und öffentliche Ver­mittler. Ziel des Treffens: Schnellereund passgenauere Vermittlungen.In der grundsätzlichen Beurteilungsind sich öffentliche und private Ar­beitsvermittler einig. Die SchweizerWirtschaft profitiert, wenn offeneStellen schnell besetzt werden kön­nen. Dies wiederum geht am besten,wenn das in der Schweiz vorhandeneArbeitskräftepotenzial ausgeschöpftwird. Aktuell sind bei den Regiona­len Arbeitsvermittlungszentren (RAV)mehr als 230000 stellensuchendeMenschen registriert.

Aufschwung bringt Jobs

Jeder Gewerbler darf auf den Auf­schwung hoffen. Und er brauchtdann wieder Fachfrauen und ­män­ner, die bei ihm anpacken. Damit esschnell geht, wollen private und öf­fentliche Arbeitsvermittler ihre Zu­sammenarbeit weiter verbessern.Jede stellensuchende Person, die sichbei einem RAV meldet, kann ihre Da­ten mit oder ohne Personalien an dieprivaten Arbeitsvermittler weiterge­ben. Auf elektronischem Weg, perInternetdatei, können die privatenVermittler kostenlos Zugriff erhalten(vgl. Link). So können die RAV zu­sammen mit ihren privaten Partnerndie inländischen Fachkräfte am ein­fachsten platzieren. Zurzeit lassen163000 Stellensuchende ihre Daten

über diesen Weg publizieren. Nochhaben nicht alle Stellensuchendeneingewilligt, ihre Daten zu veröffent­lichen. Gemeinsam will man den An­teil aber kräftig erhöhen.

Umgekehrt haben auch noch nichtalle privaten Vermittlungsagenturenden Zugriff auf die Onlinebewerberverlangt. Gerade mal rund 800 derderzeit fast 3200 privaten Vermittlernutzen den Service. Schade, denn sokönnten sicher noch mehr Leuteschnell wieder einen Job finden.

Auch die direkte Zusammenarbeitsoll verbessert werden, zum Beispielwird das Modell des so genannten«Key Account»­Managements für diePrivaten geprüft. Dann hätte jederprivate Vermittler eine ständig er­reichbare Ansprechperson im RAV.

Verhaltenskodex in sicht

Die aktuelle Vereinbarung des Secomit dem Fachverband swissstaffingsoll zu einem Verhaltenskodex um­gebaut werden. Dieser wird die wich­tigen Spielregeln einer effizienten Zu­sammenarbeit der privaten Arbeits­vermittler mit den RAV festlegen.Und zu guter Letzt hat sich die Ge­sprächsrunde im Seco darauf geei­nigt, auch finanzielle Anreize für dieprivaten Partner der RAV zu prüfen.Wie immer die Zusammenarbeit zwi­schen öffentlicher und privater Ar­beitsvermittlung auch aussehen wird:Am Schluss muss der Gewerbetrei­bende als Stellenanbieter schnell undeinfach das passende Personal fin­den. Das Gewerbe ist das Rückgratder Schweizer Wirtschaft. Öffentlicheund private Arbeitsvermittlung hel­fen dem Gewerbe, die Wertschöpfungmit den richtigen Fachkräften zu stei­gern.

Damien Yerly,Wissenschaftlicher Mitarbeiter inder RAV-Koordination beim Seco

ArbeitsVermittlung – Behörden und Private kooperieren.

Ein grosses Plus für das Gewerbe

Die Regionalen Arbeitsvermitt-lungszentren (RAV) spüren denstarken Rückgang der Arbeitslo-sigkeit. Seit Anfang 2010 habensie rund 10000 Klienten weniger,entsprechend haben sie wenigerzu tun. In einigen Zentren wur-de deshalb bereits Einstellungs-stopps verhängt. Andere – wiedas Wallis – haben die geplantenacht Neuanstellungen für 2010auf Eis gelegt. Auch in Kantonenwie Aargau und Bern wird es kei-ne Neueinstellungen mehr geben,und Abgänge werden nur nochpunktuell ersetzt. Derzeit gibt esknapp 1900 RAV-Beratungsper-sonen (Vollzeitstellen). Im März2009 waren es 400 weniger. Derschweizweite Durchschnitt be-trägt laut Seco 123 Dossiers proBerater. In Genf sind es sogar 140bis 150.

Die rAV reAgieren

KMU nehmen ihre soziale Verantwortung wahr: Skos-Geschäftsführerin Dorothee Guggisberg.

linkwww.treffpunkt-arbeit.ch/stes

linkwww.skos.ch

In der Schweiz gilt das Gegenleis­tungsprinzip für Sozialhilfebezügerschon seit mehreren Jahren. Gemässkantonaler Gesetzgebung müssenPersonen, die Sozialhilfe beziehen,alles in ihrer Kraft stehende tun, umihre Notlage zu lindern oder zu be­heben. «Im Sinne des Gegenleis­tungsprinzips wird von ihnen erwar­

ten ein sorgloses Leben. «Das von derSkos festgelegte Existenzminimumfür eine Einzelperson beträgt in derSchweiz 2200 Franken – damit lässtsich nur sehr bescheiden leben», sagtGuggisberg. Die Sozialhilfe ist be­darfsabhängig und wird für jede Per­son individuell berechnet. «SämtlicheEinkünfte und eventuelles Vermögender Betroffenen werden in die Be­darfsrechnung einbezogen», so Gug­gisberg. Es handle sich klar um eineNothilfe und nicht um eine Versiche­rungsleistung wie etwa die Arbeits­losentaggelder.Sozialhilfeleistungen setzen sich ausdem Grundbedarf für den Lebensun­terhalt (Nahrungsmittel, Kleider, Ver­kehrsauslagen, Ausgaben für die lau­fende Haushaltsführung), den Wohn­kosten und der medizinischen Grund­versorgung zusammen.

Anreize zur erwerbsaufnahme

Die Skos empfiehlt den Kantonen,finanzielle Anreize zu schaffen, da­mit Sozialhilfebeziehende möglichstrasch den Weg ins Erwerbsleben zu­rückfinden oder eine bestehende Er­werbstätigkeit ausweiten. «UnsereRichtlinien ermöglichen den Kanto­nen, den Betroffenen Einkommens­freibeträge zwischen 400 und 700Franken auszurichten – je nach Be­schäftigungsgrad oder Höhe des Ein­kommens», sagt Guggisberg. DochGeld sei längst nicht der einzige An­reiz, sich aktiv um eine Anstellungzu bemühen. «Arbeit ist Lebensin­halt. Wer keine Anstellung hat, ver­misst das Netzwerk und den geregel­ten Tagesablauf», so Guggisberg. Fürsie klar: «Wer Anspruch auf Sozial­hilfe hat, legt regelmässig gemeinsammit der Betreuungsperson vom So­zialamt fest, wie er oder sie sich ak­tiv betätigen kann, um die persönli­che Situation zu verbessern.»

Vermehrt gemeinsame Projekte

Bei manchen Langzeitarbeitslosenkann in einer ersten Phase der Be­such eines Motivationskurses im Vor­dergrund stehen, andere würden sichum Sprachkurse und andere Weiter­bildungsprogramme bemühen, umdie persönlichen Qualifikationen fürden Arbeitsmarkt zu verbessern. DieÄhnlichkeiten mit RAV­Massnahmenergeben sich aus dem Auftrag, dieberufliche und soziale Integrationvon Menschen mit Unterstützungs­bedarf zu gewährleisten. Deshalbwerden heute viele Beschäftigungs­programme von Sozialämtern, RAV­Stellen und IV­Ämtern gemeinsamdurchgeführt. Arbeitslose, Sozialhil­feempfänger und IV­Bezüger reinigenmanchmal Seite an Seite Innenstädteoder servieren zusammen bei einemPartyservice.Mit einem wesentlichen Unterschied:Was für die einen ein Sprungbrett ineine Festanstellung sein kann, dientanderen als Tagesstruktur und unter­stützt ihre soziale Integration. «Wirmüssen heute anerkennen, dasskaum mehr alle Sozialhilfebeziehen­den den Weg zurück in den erstenArbeitsmarkt finden», so Guggisberg.«Es gibt derzeit in vielen Bereichenschlicht zu wenig Arbeitsstellen.»

keine Hemmungen

Die Expertin glaubt nicht, dass sichSozialhilfeempfänger davor fürchten,im Rahmen von Integrationsprojek­ten Arbeiten in der Öffentlichkeit aus­zuführen. «Die Hemmungen, Sozial­hilfe zu beanspruchen, sind bei vie­len Menschen weitaus grösser, als imöffentlichen Raum Hilfsarbeiten aus­

tet, dass sie einen aktiven Beitrag zuihrer sozialen und beruflichen Inte­gration leisten.» So steht es in den«Richtlinien für die Ausgestaltungund Bemessung der Sozialhilfe» dievon der Schweizerischen Konferenzfür Sozialhilfe (Skos) festgelegt wur­den. Die Organisation setzt sich ausVertreterinnen und Vertretern von

Gemeinden, Kantonen, vom Bundsowie von privaten Organisationendes Sozialbereichs zusammen.

kein Anspruchauf existenzminimum

Skos­Geschäftsführerin ist DorotheeGuggisberg. Sie wehrt sich gegen dieBehauptung, Sozialhilfebezüger hät­

zuführen.» Einerseits seien Tätigkei­ten oftmals für Aussenstehende garnicht als Beschäftigungsprogrammeerkennbar, andererseits reagiertenPassanten positiv, wenn sie erkennenwürden, dass Sozialhilfeempfängeraktiv sind und eine Tätigkeit aus­üben, die dem Gemeinwesen einenNutzen bringt.

nicht kmu konkurrenzieren

Die Gefahren, dass ein Integrations­projekt für Unmut sorgen könnte, lie­gen anderswo. «Integrationsmass­nahmen kosten etwas. Die Geldfrageist für die Gemeinden relevant.»Ebenso müssten die Verantwortlichendarauf achten, dass mit den Integra­tionsprojekten nicht KMU konkur­renziert werden. «Wir wollen nichtzusätzliche Arbeitsplätze gefährden.Übrigens sind es häufig KMU, die ih­re soziale Verantwortung wahrneh­men und Stellen im niederqualifizier­ten Bereich anbieten.»

Matthias Engel

sOZiAlHilFe – Auch in der Schweiz wird von den Bezügern und Bezügerinnen eine Gegenleistung verlangt. Häufig nehmenArbeitslose und Sozialhilfeempfänger an denselben Eingliederungsprojekten teil.

IntegrationsmassnahmensindAnreize

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Heute werden die Jobs elektronischim Internet gehandelt – vor 75 Jahrenwurden offene Stellen auf Plakatsäu-len angeboten.

Erste AufhellungenZuletzt waren 166032 Arbeits-lose bei den Regionalen Vermitt-lungszentren (RAV) eingeschrie-ben. Das sind 6967 Personenweniger als im Februar. Im Ver-gleich zum März 2009 lag dieArbeitslosenquote allerdingsnoch um 0,8 Prozentpunkte hö-her. Nach den schwierigen Win-termonaten bewegt sich die Quo-te aber wieder auf dem Niveaudes vergangenen Herbsts. Diekonjunkturelle Aufhellung wider-spiegelt sich darin, dass praktischin allen Branchen und Kantonendie Arbeitslosigkeit gesunken ist.Deutlich gesunken ist auch dieJugendarbeitslosigkeit. Bei den15- bis 24-Jährigen waren 26752ohne Arbeit. Das entspricht einemRückgang von 7,3 Prozent. DieQuote sank binnen Monatsfristvon 5,2 auf 4,8 Prozent. Von derArbeitslosigkeit besonders betrof-fen waren auch im März die Aus-länder.Bei ihnen betrug die Ar-beitslosenquote 8,3 Prozent. Beiden Schweizern lag sie bei3,0 Prozent.

Die Aktuellen ZAHlen

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Was heisst «Rasen»?Der sgv engagiert sich seit langem zusammenmit kompetenten Partnerverbänden für eine op-timale Sicherheit im Strassenverkehr. Allerdingsstehen dabei nicht allein rigorose Verbote undder Aufbau einer riesigen Überwachungsma-schinerie im Vordergrund, sondern eine Kom-bination von klaren Vorschriften und Selbstver-antwortung der Betroffenen. Ensprechendbegrüsst es der sgv, dass die Bekämpfung vonRasern bzw. Geschwindigkeitsexzessen inten-siviert werden soll. Eine Volksinitiative, die ei-ne Regelung auf Verfassungsstufe anstrebt, er-achtet der sgv aber nicht als zweckdienlich.Handlungsbedarf besteht hingegen durchausauf Gesetzesstufe. Allerdings muss nach An-sicht des sgv eine wichtige Bedingung erfülltwerden: Es braucht eine breit abgestützte sowieakzeptierte rechtliche Definition des Begriffs«Raser».

Nachlese

Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010 wirtschaft & politik 7

Ruth Metzler-Arnold mag keine Früh-rentnerin sein: Folgerichtig nahm sienur wenige Monate nach ihrer Ab-wahl aus dem Bundesrat im Jahr2003 den Job als Chefjuristin fürNovartis in Paris an. Und bis zumvergangenen März war sie für denheiklen Bereich «Investors Relations»mit Arbeitsort in Basel zuständig.Nach übereinstimmenden Insider-berichten hat die Appenzellerin mitZentralschweizer Wurzeln gute Ar-beit geleistet und viele Impulse ge-bracht. Kein Wunder, wird nun diesportliche 46-Jährige als Kandidatinfür diverse Spitzenjobs beim Bundgehandelt. Nachdem sie sich selbstaus dem Männer-dominierten Ren-nen um die SRG-Generaldirektiongenommen hat, sieht man sie unterder Bundeskuppel als ernsthafteKandidatin für den Chefposten beiSchweiz Tourismus.Bereits vor einem halben Jahr hat JürgSchmid seinen Rücktritt als Direktor

der Marketing-Organisation bekanntgegeben. Der 13-köpfige Vorstand vonSchweiz Tourismus soll noch vor denSommerferien entscheiden. RuthMetzler ist derzeit die klare Favoritin,vorab bei den Wirtschaftsvertreterngeniesst sie – insbesondere bei denVertretern der gewerblichen Branche-

schweiZ toUrisMUs – Ruth Metzler als ernsthafte Kandidatin.

Neuer Job für Alt-Bundesrätin?

Kompetent, sportlichund sympathisch:

Ruth Metzler wäre fürSchweiz Tourismussicher ein Gewinn.

heraUsforDerUNG stroMMarkt – Die KMU brauchen Versorgungssicherheit und angemessenePreise. Doch die beiden Forderungen können sich in der Praxis widersprechen.

Konkurrenzalleingenügtnicht

Die KMU sind beim Strom auf Liefersicherheit sowie sichere und optimale Preisgestaltung angewiesen.

In der Schweiz wurde per 1. Januar2009 der Strommarkt auf der Grund-lage des Stromversorgungsgesetzes(StromVG) geöffnet. Dabei sind Kun-den, die mehr als 100000 Kilowatt-stunden pro Jahr verbrauchen, in derWahl der Stromlieferanten frei; dieNetzbetreiber sind verpflichtet, denStrom durchzuleiten. In der zweitenEtappe – voraussichtlich ab dem1.1.2014 – erhalten alle Kunden dieMöglichkeit, ihre Lieferanten zu wäh-len. Es wird auf eine gesunde Kon-kurrenz gesetzt und als Ergebnis da-raus tiefere Preise und verbesserteTechnologie. Doch leider ist nicht al-les so klar, wie es scheint. Der Strom-markt ist speziell.

produktion funktioniert

Die Ware Strom hat zwei Komponen-ten: Produktion und Netz. In der Pro-duktion ist die Schweiz (noch) gutaufgestellt: Mit einem hohen AnteilWasserkraft und gut funktionierendenKernkraftwerken sowie steigenderEnergieeffizienz und Einsatz erneuer-barer Energien ist sie dabei, den ho-hen Eigenversorgungsgrad zu halten.Wichtig ist aber, dass eine langfristige

Kapazitätsplanung erstellt wird, umdie Elektrifizierung, aber auch den er-höhten Bedarf an Bandenergie (Ener-gie, die ständig in gleicher Menge pro-duziert wird) zu berücksichtigen.Weitere Themen der Stromprodukti-on sind die Einbindung in den inter-nationalen Stromverbund, die Anrei-ze zur Stromersparnis und auch dietransparente Gestaltung der Strom-preise. Diese bestehen aus den Ent-gelten für die Produktion (etwa30%), für die Netzübertragung (etwa45%) und für Steuern und Abgaben(etwa 25%).

problematisches Netz

Die Netzübertragung ist nicht nurdie teurere Komponente des Strom-preises, sondern auch die problema-tischere, denn sie ist das Nadelöhr.Auch wenn der Produktionsmarktliberalisiert wird, ist es unwahr-scheinlich, dass das Netz ebenfallsfreigegeben wird. Das würde letzt-lich bedeuten, dass mehrere Netzenebeneinander stehen würden undder Endkunde dann entscheidenwürde, welches angeschlossen wird.So wie es nur eine Zubringerstrasse

pro Haus gibt, ist nur ein Netzzu-bringer wohl das Beste. Das heisstaber, dass insbesondere in der Fein-verteilung Gebietsmonopole beste-hen bleiben.Das Stromnetz selber hat zwei Teile:Die Übertragung führt mittels Hoch-spannung Strom vom Produzentenbis zu den regionalen Stellen. Vondort aus übernimmt die Verteilungdie Versorgung der Einzelkunden.Diese zwei Teile haben je ihre Be-sonderheiten; was sie aber gemein-sam haben, sind die hohen Investi-tionskosten, welche aber für die Ver-sorgungssicherheit notwendig sind.Genau darin zeigt sich das Dilemmaklar: einerseits sollen diese Monopo-le ihre Preise nicht zu hoch ansetzendürfen, andererseits müssen sie ihreTechnologie mit Investitionen aufdem neuesten Stand halten. Da hierein Markt und damit die Vergleich-barkeit fehlen, ist man auf einenstaatlichen Regulator angewiesen,der beides regeln kann. Das StromVGwird deshalb nicht nur in der Libe-ralisierung der Produktion, sondernauch in der Regulierung der Netzeangepasst.

anreize regulieren

Eine der wichtigen anstehenden Ge-setzesänderungen ist die Anreizregu-lierung im Netzbereich. Bisherherrscht das sogenannte «expost»-Prinzip, wonach der Staat Kostenda-ten der Netzbetreiber erhebt, diesevergleicht und dann evtl. Tarifesenkt. Das wird aber im Nachhineingemacht, d.h. zu hohe Tarife könnenerst später korrigiert werden.Die Anreizregulierung ist hingegendem so genannten «exante»-Prinzipverpflichtet. D.h. Anpassungen sol-len im Vornhinein möglich sein. An-stelle der jährlichen Kostenüberprü-fung erhalten die Netzbetreiber einemehrjährige Vorgabe zur Effizienz-steigerung bzw. zur Kostensenkung.Der Netzbetreiber hat einen Anreiz,effizienter und günstiger zu werden,weil falls er besser ist als die Vorga-be, er die Zusatzgewinne behaltenkann.Die genaue Definition der Vorgabehingegen ist die grosse Herausforde-rung für Gesetzgeber und Regulie-rungsbehörde. Neben der Bestim-mung der anrechenbaren Kosten unddes Zeitrahmens für die Effizienzstei-gerung muss ein nachhaltiger Anreizzur Qualitätsoptimierung und zu Neu-investitionen gegeben werden. Daranwird derzeit intensiv gearbeitet.Bis Ende 2010 werden sich verschie-dene Arbeitsgruppen, welche dieKMU, die Industrie, Hausbesitzer,Konsumenten und öffentliche Insti-tutionen an den runden Tisch brin-gen, mit der Änderung des StromVGbeschäftigen. Der sgv beteiligt sichin Sachen Stromeffizienz, Anreiz-regulierung und Investitionen sowiein der Steuerung der Arbeitsgruppenaktiv.Aus der KMU-Sicht sind die hoheQualität und Zuverlässigkeit derStromversorgung sowie angemesseneStrompreise die Kernforderungen. Esgeht auch darum, den StandortSchweiz für alle Wirtschaftstreiben-den, insbesondere für das Gewerbe,attraktiv zu machen. Dazu zählt auchdie Nachhaltigkeit, die mit einer klu-gen Regulierung erzielt werden kann.

Henrique Schneider,Politischer Sekretär sgv

verbände – den Ruf, kompetent, team-fähig und unbürokratisch zu sein. Zu-dem kann sie im Parlament immernoch auf eine treue Fangemeinde auchausserhalb der CVP zählen. Die feh-lende Erfahrung ist bei diesem Postenauch kaum ein Problem Auch JürgSchmid war ein Quereinsteiger. Lu

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Chancen – für wen?Gar keine Freude hat hingegen der sgv an derangekündigten Volksinitiative zur Vereinheitli-chung der Stipendiensysteme. Der Verband derSchweizer Studierendenschaften (VSS) strebtdamit mehr nach eigenem Bekunden «mehrChancengleichheit» an. Ab Juni sollen Unter-schriften gesammelt werden. Kernanliegen sei-en die schweizweite Harmonisierung des Sti-pendienwesens und die Übertragung der Kom-petenzen an den Bund. Zahlen enthält der Textnicht, doch gefordert wird ein Mindeststandard.Der sgv steht aus mehreren Gründen dem Volks-begehren negativ gegenüber. Eine zusätzlicheStipendienförderung entspräche nach seinerAuffassung in keiner Weise dem Postulat derGleichwertigkeit zwischen der universitären undder beruflichen Bildung. Unnötig würde auchdas föderalistische Prinzip über Bord geworfen.Denn die Konferenz der kantonalen Erziehungs-direktoren (EDK) ist derzeit daran, ein Konkor-dat zur Vereinheitlichung und Anhebung derStudienbeihilfen zu verabschieden. Somit be-steht die Gefahr, dass mit der Initiative die kan-tonalen Verfahren zum Konkordatsbeitritt aus-gebremst würden. Der sgv ist ohnehin der Auf-fassung, dass rückzahlbare Studiendarlehen beiWeitem den Stipendien vorzuziehen sind. Wervon «Chancengleichheit» spricht, muss auch dieberufliche Aus- und Weiterbildung berücksich-tigen, die praktisch nie in den Genuss von Stu-dienbeihilfen kommt.Laut neuster Statistik des Bundes vergaben dieKantone 2008 total 276 Millionen Franken inForm von Stipendien und 27 Millionen Fran-ken in Form von Darlehen an Personen in Aus-bildung. 1994 hatten die Kantone noch über350 Millionen Franken an Ausbildungsbeihil-fen ausbezahlt, seit 2000 sind es jährlich umdie 300 Millionen. 90 Prozent werden jeweilsals Stipendien, 10 Prozent als Darlehen verge-ben.

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geldtipp

service&beratung Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 20108

Ab Mitte 2005 erlebte der Kunstmarkteinen wahren Boom, mit der Finanz­krise folgte 2008 jedoch die Ernüch­terung in Form einer markanten Kor­rektur. Viele Auktionshäuser reagier­ten auf das negative Umfeld, indemsie weniger oder weniger teure Ob­

Wie schwer es auch einem fällt: DenZusammenprall mit dem Tier mussder Fahrer in einer solchen Notsitua­tion in Kauf nehmen. Wer dagegenversucht, dem Wildschwein, demReh oder dem Hirsch auszuweichen,verursacht womöglich eine Kollisionmit dem Gegenverkehr. Und das isthäufig «weitaus dramatischer», wieaktuelle Crashtests des deutschenAutomobilclubs ADAC bestätigt ha­ben.Den überraschenden Resultaten zu­folge geht der Zusammenprall miteiner Wildschweinrotte bei Tempo 80mit einiger Wahrscheinlichkeitglimpflich aus. Wer dagegen abruptdie Spur wechselt und mit einem ent­gegenkommenden Wagen zusam­menstösst, riskiert viel mehr. Das giltauch dann, wenn der Wagen dasElektronische StabilitätsprogrammESP an Bord hat.Laut dem Statistischen Bundesamt,dessen Daten der Autoclub verwen­det, kam es auf deutschen Strassen

Pflegeleichter und interessanter als Hamster:Gerbils.

Lieber mit UmluftAutofahrer stellen die Klimaanlage im Stau oderin Tunnels am besten in den Umluftmodus. Da­durch reduzieren sie die Schadstoffbelastung,da die Anlage keine Luft von aussen zuführt,sondern jene im Wagen umwälzt. Raucher soll­ten bei Umluft auf Zigaretten verzichten: Ange­saugter Rauch könnte sich im Verdampfer derKlimaanlage absetzen und so zu langfristigerGeruchsbelästigung führen. Und grundsätzlichempfiehlt es sich nicht, dauerhaft im Umluft­betrieb zu fahren, weil dann keine Frischluftmehr in den Innenraum gelangt.

Armbanduhr nichtneben das Handy legenWer seine Armbanduhr in der Nacht ablegt, soll­te sie auf keinen Fall neben eine potenzielle Ma­gnetquelle legen. Dazu zählen auch Handy undRadiowecker. Magnetismus stört und beeinflusstdie komplexe Mechanik nachhaltig. Das kannsogar so weit führen, dass die Uhr einfach ste­henbleibt. Das ist noch keine Katastrophe, dader Uhrmacher den Magnetismus wieder «ab­ziehen» kann. Weiter sollte eine Uhr nicht aufeinem kalten Untergrund liegen, sondern stetsauf Holz oder einer weichen Unterlage. IdealerAufbewahrungsort ist ein Uhrenetui aus Leder.

Werbung für Gerbils

Der deutsche Bundesverband PraktizierenderTierärzte in Frankfurt machte kürzlich auf dieGerbils aufmerksam. Die auch als Wüstenrenn­oder ­springmäuse bekannten Tiere haben ge­genüber anderen Nagern einen für viele Men­schen wichtigen Vorteil: Sie sorgen für wenigerüble Gerüche, weil sie nur wenig Harn absetzenund trockenen Kot haben – daher die geringeGeruchsbelastung. Auch davon abgesehen, bie­ten sich die Nager gerade für Familien mit Kin­dern als «dankbare» Haustiere an. Sie werdenin der Regel schnell zahm, sind im Gegensatzzu Hamstern auch tagsüber aktiv sowie insge­samt agil und damit interessant zu beobachten.Und mit drei bis vier Jahren ist ihre Lebens­erwartung weder übermässig knapp bemessennoch unüberschaubar hoch. Achtung: Die Ein­zelhaltung von Rennmäusen ist nicht tiergerechtund in der Schweiz nicht erlaubt. Es müssenimmer mindestens zwei bis drei Tiere zusam­menleben können. Am besten eignen sich Wurf­geschwister des gleichen Geschlechtes oder ge­mischte Gruppen mit kastrierten Männchen.

WildunFÄlle – Wer als Autofahrer plötzlich Wild vor sich sieht, riskiert am wenigsten, wenn erdie Spur hält, heftig bremst und das Lenkrad festklammert.

Das Ausweichen ist zu gefährlich

FinanZanlage – Der Kunstmarkt reagierte heftig auf die Rezession. Jetzt erholt sich dieKonjunktur und der heikle Handel mit der Kunst geht neue Wege.

Klassikersindwieder imKursjekte in ihren Katalog aufnahmenoder dem Verkäufer keinen Mindest­preis mehr garantierten. Die Tage, alsKunstwerke in Sekundenschnelle denBesitzer wechselten, sind längst vor­bei. Die Käufer wiederum zeigten sichzurückhaltender, weil ihr Vermögen

2008 und Anfang 2009 durch die Ak­tienbaisse geschmälert worden war.Ein wesentlicher Teil der Grenzkäufervon (zeitgenössischer) Kunst warennämlich in den vergangenen Jahrenerfolgreiche Hedgefonds­Manager undsehr vermögende Privatpersonen ausSchwellenländern. Mit der Korrekturim Kunstmarkt boten sich allerdingsSammlern, die länger nicht aktiv unddamit nicht am jüngsten Boom betei­ligt waren, auch attraktive Gelegen­heiten. Zudem bleibt den Interessen­ten nun mehr Zeit, sich mit einem Bildzu befassen, bevor sie eine Kaufent­scheidung treffen. Als sich der Kunst­markt vor einigen Monaten auf demHöhepunkt befand, waren dagegenemotionale Spontankäufe die Regel.

Korrektur noch nicht beendet

Ein Blick auf Preisindizes wie denArt Market Research (AMR) Art 100Index zeigt, dass sich der Kunstmarktweiterhin in einer Baisse befindet:Der Index gab im Dezember um wei­tere 2,6 Prozent nach, womit sich dieDifferenz zwischen Höchst­ undTiefststand nun auf ­32 Prozent be­läuft (Oktober 2008 bzw. Dezember2009). Dabei sind alle Bereiche be­troffen: Gemäss AMR­Indizes beläuftsich dieses Wertgefälle bei den Alt­meistern auf 26 Prozent und bei derGegenwartskunst auf 47 Prozent. DiePreise für zeitgenössische Künstlerwie Damien Hirst brachen 2009 umrund 50 Prozent ein, während Alt­meister und moderne Werke nicht sostark unter Druck gerieten. Der AMROld Masters Index büsste entspre­chend weniger ein als der Contem­porary Art Index und hat sogar in denvergangenen zwei Monaten wiederzugelegt: Der aktuellste Wert vomDezember bedeutete einen Anstiegum 7,3 Prozent gegenüber dem Vor­monat. Dies überrascht insofernnicht, als die Kategorie der Altmeis­ter allgemein als robusteres Segmentdes Kunstmarkts gilt. Tatsächlich wa­ren auch in der Boomphase emotio­nale, spekulative Käufe seltener alsbei der Gegenwartskunst.

langsame erholungam auktionsmarkt

Auch im Auktionsmarkt sind Signalefür einen Aufwärtstrend auszuma­chen: Die Kunstauktionen vonChristie’s und Sotheby’s vom Herbst2009 brachten insgesamt 600 Millio­nen Dollar ein. Der Umsatz lag damitdeutlich über den 400 Millionen Dol­lar vom Frühling, aber noch immerunter dem Rekordwert von 2007, als1,6 Milliarden Dollar umgesetzt wur­den. Die jüngsten Auktionen vomFebruar 2010 von Christie’s undSotheby’s (Impressionismus und mo­derne Kunst) zeugen ebenfalls voneinem freundlicheren Klima. Einelebensgrosse Bronze­Skulptur vonAlberto Giacometti, «L’homme quimarche I», wechselte für fast 110 Mil­lionen Franken den Besitzer. Die Ver­steigerung am Sotheby’s Impressio­nist and Modern Art Evening Salebrachte somit dreimal mehr ein alsdie maximal erwarteten 35 Millionen.Damit wurde der bisherige Rekordfür ein Kunstwerk an einer Auktiongebrochen, der 2004 in New York mit96,5 Millionen Franken für Picassos«Garçon à la Pipe» (Junge mit Pfeife)aufgestellt worden war. Auch wennes sich nicht um einen neuen Trendim Kunstmarkt handelt, scheinenSammler doch wieder bereit, für Qua­litätswerke tiefer in die Tasche zugreifen. Die Nachfrage von vermö­genden Privatpersonen hat sich ge­genüber dem Vorjahr belebt.

verhaltene aussichten

In nächster Zeit dürfte sich der Kunst­markt nach Einschätzung der CreditSuisse insgesamt noch verhalten ent­wickeln: Die Auktionen werden wohlkaum mehr das frühere Volumen er­reichen, zudem dürften zwar erst­klassige Kunstwerke Abnehmer fin­den, weniger bekannte Objekte abernicht besonders begehrt sein. Inter­essenten aus Schwellenländern wer­den eine wichtigere Rolle spielen.

Juliette Lim Fat, AnalystinCredit Suisse

Die Krise ist vorbei: Alberto Giacomettis «L’homme qui marche I» wechselte fürfast 110 Millionen Franken den Besitzer.

im Jahr 2008 zu mehr als 2600 Wild­unfällen. Dabei verloren 27 Men­schen ihr Leben. Das verdeutlicht,dass es bei Wildwechselgefahr, vorder vielerorts Schilder warnen, ganz

besonders auf vorausschauendesFahren, gedrosseltes Tempo und er­höhte Bremsbereitschaft ankommt.Wichtig sind laut ADAC auch reich­lich Abstand zum rechten Fahrbahn­

rand und Abblenden. Denn sind aufder Strasse stehende Tiere plötzlichin einem grellen Lichtkegel, ist dieGefahr gross, dass sie sich nicht vonder Stelle rühren. Bei abgeblendetemLicht ist es wahrscheinlicher, dass siefliehen.Schweizer Fachleute schätzen, dassin unserem Land ähnliche Verhält­nisse und Gefahren herrschen. Ge­mäss dem Schweiz. Versicherungs­verband kollidiert jede Stunde in derSchweiz ein Auto mit einem Reh.Jährlich werden über 20 000 Unfällemit grossem und mittelgrossem Wildgemeldet. Nicht immer bleibt es fürden Menschen beim Schrecken. Je­des Jahr verletzen sich auch über 60Personen bei den Unfällen. Allein derSachschaden beläuft sich auf über 25Millionen Franken. Die Jäger undWildhüter haben die undankbareAufgabe, verletztes Wild zu verfolgenund von seinem Leiden zu befreien.

GstWenn Wild die Strasse kreuzt, sollten Autofahrer die Spur halten undgleichzeitig bremsen.

Diversifizieren, diversifizieren,diversifizierenNie alle Eier in den gleichen Korb: Diese Devisemuss sowohl bezüglich der verschiedenen An­lageinstrumente wie auch innerhalb der Ak­tienanlagen gelten. Eine breite Diversifikationder Anlageklassen und der Aktienrisiken aufBasis einer langfristigen und eisern umgesetz­ten Anlagestrategie ist das oberste Prinzip derKapitalanlage überhaupt. Nur so wird das Risi­ko, gerade in das falsche Anlageinstrument, denfalschen Titel, die falsche Branche oder die fal­sche Region zu investieren, eliminiert. Wer inAnlagefonds investiert, ist schon mal auf dersicheren Seite. Diese Fonds müssen ihre Mittelnämlich grundsätzlich breit streuen. Zudem be­stehen auch klare gesetzliche Regeln bezüglichAnlegerschutz, Bewertung, Gleichbehandlungund Transparenz. Am einfachsten ist der Kaufeines vorfabrizierten Strategiefonds einer Bank.Dank den kostengünstigen Indexfonds (ETF)können aber gut informierte Anleger auch mitkleineren Vermögen die Vermögensaufteilung –die so genannte Asset Allocation – in eigenerRegie vornehmen. fg

geWusst Wie

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das Basilikum bei den Tomatenstau-den anzupflanzen. Ich will mir dochnicht jedes Mal die Schuhe dreckigmachen, wenn ich meine Kräuterfrisch ernten will.» Wenn er einenGarten plane, wird der Kräutergartendirekt vor der Küche angelegt. Sodass der Koch während seinem Wir-ken schnell in den Hausschuhen dasBasilikum holen kann.

Sitzbereich will gut gewählt sein

Kaufmann ist bei seinen Hausbesu-chen gar so neugierig, dass er dieBewohner nach dem Tagesablauffragt. Er will nicht etwa herausfin-den, ob sie genügend Zeit für dieGartenarbeit hätten. Die Kunden hät-ten grosse Ambitionen im Gartenbe-reich und würden den künftigen Ar-beitsaufwand durchaus realistischeinschätzen. Vielmehr wolle er er-kennen, zu welchen Tageszeiten dernoch zu erstellende Sitzplatz benütztwerden wird. «Wer tagsüber arbeitetund sich nach Feierabend im Gartenausruhen möchte, sollte den Sitzplatzsicher nicht an einer Stelle anlegen,an der abends keine Sonne scheint»,hält er fest. Sonst bleibt der Sitzbe-reich ebenso ungenützt wie die an-grenzende Grillstelle. «Bei einem äl-teren Ehepaar dagegen, das morgensdie Zeitung in der Frühlingssonne le-sen möchte, empfiehlt sich dagegeneine Sitzgelegenheit auf der Ostseitedes Hauses.»

Bis zu einer halben Million

Das Auftragsvolumen sei entspre-chend den individuellen Wünschenund der Grösse des Gartens sehr un-terschiedlich. Umgestaltungsarbeitenin kleineren Gärten seien den Kun-den 8000 bis 10000 Franken wert.Die Gartenspezialisten hätten aberauch schon Aufträge in der Grössen-ordnung von einer halben MillionFranken erhalten.Das Einzugsgebiet des Gartenbauun-ternehmens erstreckt sich in einemUmkreis von 50 Kilometern bis nachLuzern, Willisau, Langenthal, Zofin-gen und Olten. «Längere Anfahrts-wege rechnen sich für uns nicht»,erklärt Kaufmann.

Weisse Geräte,geschulte Lehrlinge

Während den Bauarbeiten ist er im-mer wieder selber vor Ort, um dasEntstehen der Gärten zu beobachten.Für Kaufmann ist es aber wichtig,dass Auftraggeber und Passanten je-derzeit erkennen können, für wel-

Wer seinen Garten von den Spezia-listen der Kaufmann Garten AG um-gestalten lassen will, kann den Chefhöchstpersönlich auf seinem Grund-stück begrüssen. Guido Kaufmannlässt es sich nicht nehmen, denStandort der künftigen Gartenidylleselber zu begutachten. Dabei geht es

ihm längst nicht nur darum, die Grös-se und Lage der Parzelle genau zubestimmen. «Im gemeinsamen Ge-spräch versuche ich herauszufinden,was der Kunde genau will», erzähltKaufmann. Die wenigsten hätten sichbereits definitiv auf einen Steingartenoder grosszügige Rosenbeete festge-

legt. «Die Kunden sind mir für meineRatschläge dankbar», erklärt der Be-sitzer des im luzernischen Nebikonansässigen Familienunternehmens.Kaufmann verlässt sich in seinenKundengesprächen auf seine Fähig-keiten als Menschenkenner. WelcherGartentyp ein Ehepaar, eine Familieoder eine alleinstehende Person ist,deutet er nicht nur anhand der imGespräch geäusserten Wünsche. «Ichschaue nicht nur im Aussenbereichaufmerksam hin, sondern auch imWohnzimmer», verrät er. Dabei ach-tet er nicht nur auf den Blumen-schmuck. «Die Muster auf den Vor-hängen und Tischtüchern, der Stilder Kleider und Möbel verraten vielüber die künftigen Hobbygärtner»,so Kaufmann.

Kräutergarten beimKücheneingang

Ein simples Beispiel: Männern oderFrauen, die sich als begeisterte Hob-byköche entpuppen, rät er, einenKräutergarten anzulegen. Die meis-ten Kunden kommen oftmals schonselber auf diese Idee. «Es ist aber ent-scheidend, wo genau die Kräuter an-gepflanzt werden.» Die Kräuter ge-hörten beispielsweise nicht mittenins Gemüsebeet. «Es ist nicht ideal,

ches Unternehmen seine zehn Mit-arbeiter aktiv sind. «Ich habe nichtnur sämtliche Firmenfahrzeuge weissspritzen lassen, sondern auch sämt-liche Geräte», verrät er. Der Wieder-erkennungseffekt ist ihm aus Marke-tinggründen sehr wichtig.Einen noch stärkeren Eindruck wür-de aber das Auftreten der Mitarbeiterund insbesondere der Lehrlinge hin-terlassen, die er zum ständigen Ler-nen antreibe. Kaufmann sagt dies alsFachmann, der zugleich Geschäfts-inhaber und Berufsexperte ist. «DieAusbildung von neuen Berufsleutenliegt mir sehr am Herzen. Seit 27 Jah-ren bilde ich im Betrieb Lehrlingeaus, seit 17 Jahren engagiere ich michim Verband Jardin Suisse für die Be-rufsausbildung.»Für seine Lehrlinge bedeutet dieskonkret, dass sie nicht nur im Hin-blick auf Prüfungen lernen müssen,sondern regelmässig sogenannte Wo-chenaufgaben erhalten. «Ich gebeAnfang Woche ein Themengebietbekannt, über das sie am darauffol-genden Montag referieren müssen»,verrät Kaufmann. «Sie hassen dasnatürlich», gibt er unumwunden zu.Doch der Lernerfolg und insbeson-dere auch das Kundenecho gäbenihm recht. «Die Kundschaft ist froh,wenn sie in ihrem Garten auf Lehr-linge treffen, die genau Auskunft ge-ben könnten, was sie gerade ma-chen.»

Selber auch weiterbilden

Der Chef selber besucht auch regel-mässig Weiterbildungskurse. Schliess-lich gelte es, sich neue Erkenntnisseim Gartenbaubereich möglichst raschanzueignen. Zudem sind die ver-schiedenen Gartenzeitschriften ausdem In- und Ausland für GuidoKaufmann an jedem WochenendePflichtstoff. «Wenn ich bei einemKunden zu Besuch bin, muss ichschliesslich wissen, auf welches Gar-tenkonzept er Bezug nimmt», sagt er.

Matthias Engel

Wer einmal im Blumengeschäft vonIngrid Kaufmann zu Gast war, wirddie Pflanzen- und Blumenecke imHeimwerkermarkt für längere Zeitmeiden. In dem liebevoll eingerich-teten Blumenlokal der gelernten Flo-ristin und Dekorateurin findet manzwar keine grellen, Schnäppchen ver-sprechenden Preisschilder, dafür abereine qualitativ hochstehende Aus-wahl an saisonalen Blumen undWohnaccessoires.

Schönheiten entdecken

Um die Frische und Qualität derPflanzen garantieren zu können, be-sucht die Blumenspezialistin jedeWoche dreimal frühmorgens den Blu-menmarkt.Seit vielen Jahren zeichnet sie sichdurch ihr besonderes Gespür aus, in-mitten der Schnittblumen und Grün-pflanzen stets besondere Schönhei-ten zu entdecken. «Mit den 85-Rap-pen-Primeli aus dem Discounterkann ich nicht konkurrenzieren.»Vorbei die Zeiten, als die Schwieger-eltern in Nebikon noch selber Pri-meln aufzogen. «Ich versuche dafürimmer wieder spezielle Blumenartenaufzuspüren», sagt Kaufmann. So gabes im Geschäft einst schwarze Stief-mütterchen zu kaufen, als diese Blü-tenfarbe in weiten Teilen der Schweiznoch unbekannt war.Dementsprechend kommen schonlängst nicht nur Pflanzenliebhaberaus Nebikon und den umliegendenDörfern zu ihr, auch aus Nachbar-kantonen angereiste Kundschaft isthier keine Seltenheit.

Kostbarkeiten für den Sitzbereich

Auch wer nach besonderen Einrich-tungsaccessoires sucht, ist bei IngridKaufmann richtig. Sie zeigt, dassTischtuch nicht gleich Tischtuch und

Vase nicht gleich Vase ist. «Wer vielHerzblut und Geld in eine Garten-anlage investiert, sollte sich auch imSitzbereich kleine Kostbarkeiten gön-nen», ist sie überzeugt. So bietet sieTücher und Blumengefässe an, diein kleinen Familienbetrieben vonHand angefertigt worden sind.Überhaupt ist in Nebikon richtig, werkunstvolle Objekte schätzt. Kauf-mann entdeckt auf ihren Reisen undbei Ausstellungsbesuchen auch im-mer wieder Überraschendes, das sieihrer Kundschaft nicht vorenthaltenwill und deshalb in ihrem Geschäftanbietet. «Ich lade auch regelmässigKünstlerinnen und Künstler ein, inunserem alten Gewächshaus ihreWerke auszustellen», erzählt sie. Ak-tuell sind Werke von Maria Palatinizu Gast. Die Ausstellung dauert vom10. Mai bis 9. Juli 2010.

Prominenz im Gewächshaus

Zudem ist es möglich, das Gewächs-haus für kleine Feiern in stilvollemRahmen zu mieten und sich von ei-

nem Partyservice mit Speis und Trankverwöhnen zu lassen. Ingrid Kauf-mann dekoriert für solche Anlässedas Gewächshaus jeweils mit Blumenund Pflanzen.Auch die bekannte Berner JodlerinChristine Lauterburg hat schon dieMöglichkeit genutzt, fröhliche Stun-den inmitten der Blumenpracht zuverbringen. «Die Stimmung war aus-gelassen, Lauterburg hat mehrereLieder angestimmt», verrät Kauf-mann.

Gartengeschirr aus Kupfer undStahl

Die meisten Kundinnen und Kundensind aber vor allem froh, dass sie beiIngrid Kaufmann die gewünschtenPflanzen kaufen können – auch daspassende Spezialwerkzeug kann beiuns bestellt werden. Dies sind hoch-wertige Werkzeuge aus Kupfer. Inihrem Laden sind auf Bestellung auchSpezialanfertigungen erhältlich. InNebikon wurde wirklich an alle Facet-ten der Gartenkultur gedacht. met

Guido Kaufmann hat das 1948gegründete Familienunterneh-men 1981 von seinen Eltern über-nommen. 1995 entstand ein neu-es Bürogebäude, 1996 wurde dasMagazin erweitert. 2008 wurdedas Unternehmen in eine AG um-gewandelt. Das Familienunterneh-men beschäftigt zehn Mitarbeiter.

daS unternehMen

Bei Ingrid Kaufmann findet man nebst saisonalen Blumen undPflanzen, Einrichtungsaccessoires und Töpfen auch Kunstgegenstände.

Alle Facetten der Gartenkultur

KauFMann Garten aG – Die Gartenspezialisten aus dem luzernischen Nebikon setzen für Private und Unternehmen individuelleGartenwünsche um. Dabei wird nicht nur dem Blumenschmuck, sondern auch der Inneneinrichtung Aufmerksamkeit geschenkt.

DerChefkennt jedenGartentyp

Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010 KMu-Porträt 9

Guido Kaufmann beim Planen einer Gartenanlage.

Gepflegtes Auftreten: Mitarbeiter der Kaufmann Garten AG beim Beladen desweissen Firmenwagens.

Ingrid Kaufmann in ihrem liebevoll eingerichteten Blumengeschäft.

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Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010 Schwerpunkt

genügend ausgebildete Fachleute ausdem Ausland rekrutiert, was eineQualitätssicherung sehr schwierigmacht. Da empfehle ich, eine Koope­ration mit einem Ausbildungsinstitutder Schweiz zu suchen. Es ist wert­voll, gut ausgebildeten jungen Fach­kräften eine Praktikumsstelle zuermöglichen. So hat man auch dendirekten Draht zu den Ausbildungs­stätten und kann eventuell sogar Be­dürfnisse aus dem Markt in die Aus­bildungen miteinfliessen lassen.

wellswiss ist seit 2007 im Berater­netzwerk von hotelleriesuisseaufgeführt. Wie können Sie dieverschiedenen Partner in einemWellnessprojekt unterstützen?Welches sind die wichtigsten Punk­te Ihres Dienstleistungsangebotes?n Wir vernetzen das Wissen und dieErfahrung unserer Partner im inter­nationalen Gesundheits­ und Well­nessmarkt und können so ganzheit­liche Angebote aus einer Hand an­bieten. Der Auftraggeber bekommtso die volle Kompetenz von Spezia­listen über einen Ansprechpartner.Das ist gerade am Anfang eines Pro­jektes sehr wichtig und vereinfachtdie Schnittstellen.

Wo sehen Sie die Schweizer Well­nesshotellerie in zehn Jahren?n Ich glaube, wir werden bald schondenselben Effekt spüren, wie er inÖsterreich stattgefunden hat. DieSpreu wird sich klar vom Weizen tren­nen. Es werden einige top Wellness­,Selfness­ oder Gesundheitshotels sehrerfolgreich arbeiten. Die Schweiz bie­tet alle Voraussetzungen dazu – Na­tur, Qualitätsanspruch, Servicequali­tät etc. Andererseits werden aberkünftig viele ihr Wellnessangebot aufdie Infrastruktur beschränken undnur als Marketinginstrument für einebessere Zimmerauslastung einsetzen.

Interview: Patrick Gunti

spiel: aktive Erholung, Gesundheits­prävention, Antiaging oder auch ein­fach nur Genuss. Eben im Sinne einereigenen Schweizer Wellnesskultur.

Wie ganzheitlich im Sinne vonWellness, Gesundheitsförderung jasogar Rehabilitation muss einAngebot heute sein, damit eserfolgreich ist und sich auch mitder qualitativ hochstehendenWellnesshotellerie in Nachbarlän­dern wie Österreich und Deutsch­land messen kann?n Österreich, Südtirol, Deutschlandund auch Frankreich haben sich überviele Jahre als Vorreiter im BereichSpa­ und Gesundheitstourismus eta­bliert. Sie geniessen heute noch einenVertrauensvorsprung, wenn es darumgeht, den passenden Ort für eine«Auszeit» zu finden. Argumentiert wiroft über den Preis und die Qualitätder Dienstleistung. Hier müssen wiransetzen: Ganzheitliche Gesundheits­förderung oder Rehabilitation solltenur angeboten werden, wenn die ent­sprechenden Fachleute im Haus sindund das Haus auch in den Bereichender Ernährung, Bewegung und Be­treuung entsprechend positioniert ist.Und da meine ich wirklich durchge­hend von der Direktion bis zum Por­tier. Wenn der Gast etwas nicht be­kommt, das er erwartet, wird er nie­mals wiederkommen. Also wennganzheitlich, dann bitte von A–Z.

Welche Fragen muss sich einHotelier stellen, wenn er in seinemHaus Wellnessdienstleistungenanbieten, aber nicht fortan jedemTrend hinterherrennen will?n Wie lautet die übergeordnete Posi­tionierung des Hauses? Wie soll derWellnessbereich wirtschaftlich aus­gerichtet werden; Profit Center odernur als Mehrwert für bestehende Gäs­te? Fängt der Wellnessgedanke –wenn er überhaupt ganzheitlich vor­handen ist – nicht erst an der Well­nessrezeption an? Ist man bereit, ne­ben der Infrastruktur, welche heuteauf hohem Niveau vorausgesetztwird, auch in die menschlichen Fak­toren zu investieren?

Sie haben es angesprochen: JedesAngebot bedingt geschultes Perso­nal, um erfolgreich sein zu kön­nen. Wie schätzen Sie bei derVielzahl der Angebote die Situa­tion in der Schweiz ein?n Es ist die wohl grösste Herausfor­derung. Gut geschultes Personal istteuer und rar. Oft werden daher un­

bei der Profilierung und Positionie­rung der Schweizer Verkaufskoope­rationen festgestellt. Vor allem gegen­über Österreich und Deutschlandwürden diese noch zu wenig klarmachen, was gerade und nur dieSchweiz den Gästen bieten kann.Über die Trends im Bereich des Well­nesstourismus und die Anforderun­gen an ein ganzheitliches Angebotsowie an die Hoteliers hat sich dieSchweizerische Gewerbezeitung mitCaroline Wüest unterhalten. Sie istGeschäftsführerin des Kompetenz­verbunds «wellswiss», der seit 2007im Beraternetzwerk von hotellerie­suisse geführt wird.

sgz: Frau Wüest, der weltweiteWellnesstrend hat in den letztenJahren auch in der Schweiz zueinem steigenden Angebot geführt.Wie würden Sie die Wellnesskul­tur hierzulande umschreiben?n caroline wüest: Es ist nicht zuübersehen: Die Schweiz ist im Auf­bruch. In den letzten Jahren wurdestark in neue und spannende Well­ness­ und Spaprojekte investiert.Auch beim Wellnessangebot entde­cke ich immer mehr wahre «Perlen».Viele Hoteliers haben erkannt, wor­auf es bei der Betreuung der immeranspruchsvoller werdenden Well­nessgäste ankommt, und haben ent­sprechend Erfolg.Doch auf der anderen Seite gibt esimmer noch viele Häuser, welche sichunklar positionieren. Es fehlt oft derMut, sich voll und ganz einem The­ma zu widmen – und dies dafür aufhöchstem Niveau.

Worauf führen Sie das noch man­gelnde Bewusstsein hinsichtlichder schweizerischen Angebote imWellnessbereich zurück?n Meiner Meinung nach fehlt es aneiner einheitlichen Kommunikation.Schon die Fachleute sind sich nichteinig über Definitionen und Anfor­derungen. Wie soll da der Gast wis­sen, wo «sein» passendes Angebotliegt? Es wird sicher schon viel getan.hotelleriesuisse, Schweiz Tourismusund auch wir engagieren uns starkfür ein Zusammenrücken im Sinneeiner klaren Aussage. Doch die Müh­len drehen in der Schweiz eben lang­sam. Und das Thema Wellness istbreit und sollte immer ganzheitlichgelebt werden (Entspannung, Bewe­gung, Ernährung und auch positivesDenken). Es braucht aber meinerMeinung nach auch Spezialisierun­gen als Unterkategorien. Zum Bei­

In der Schweiz ist der Gesundheits­und Wellnesstourismus in den letztenJahren kontinuierlich gewachsen.Eine Studie des Instituts für Touris­muswirtschaft ITW an der Hochschu­le Luzern hat dazu 2009 erstmalskonkrete Zahlen geliefert. Zwar ge­nerieren Wellness­ und Kurhäusererst 8 Prozent der Hotellerie­Logier­nächte. Gemessen an den Logier­nächten ist der Wellnesstourismus­markt zwischen 1997 und 2007 abermit durchschnittlich 3,2 Prozent proJahr schneller gewachsen als der ge­samte Schweizer Tourismusmarkt,der pro Jahr 1,5 Prozent zulegte.Prof. Dr. Jürg Stettler, ITW­Leiter undCo­Autor der Studie, geht davon aus,dass sich diese Dynamik fortsetzenwird: «Viele Faktoren weisen daraufhin, dass der Gesundheits­ und Well­nesstourismusmarkt auch in dennächsten Jahren überdurchschnitt­lich wachsen wird.» Mit Abstand ammeisten Gäste suchen gemäss derStudie im Rahmen von Wellnessan­geboten auch in nächster Zukunft inerster Linie Entspannung. Das gröss­te Wachstum ist jedoch bei den ge­sundheitsorientierten Gästen zu er­warten. Dabei handelt es sich wenigerum Kunden, die sich von einer Krank­heit erholen wollen, als viel mehr umGäste, die im Sinne von Gesundheits­bewahrung «Medical Wellness»­An­gebote suchen, eine Kombination vonFerien, Wellness, Sport und medizi­nischer Behandlung.Grundsätzlich kommen die Autorender Studie zum Schluss, dass dieSchweiz als attraktives Ferienlandmit hoher medizinischer Reputationbeste Chancen hat, sich im interna­tionalen Gesundheits­ und Wellness­markt erfolgreich zu behaupten. Ver­besserungspotenzial wird allerdings

In den 1970er­Jahren entwickelten dieUS­Wellness­Pioniere Donald B. Ardellund John Travis im Auftrag der Regie­rung in Washington neue ganzheitli­che Gesundheitsmodelle, die auf Prä­vention und Eigenverantwortung desEinzelnen für seine Gesundheit auf­bauten. Nach Ardells Verständnis be­schreibt Wellness einen Zustand vonWohlbefinden und Zufriedenheit undbesteht aus den Faktoren Selbstver­antwortung, Ernährungsbewusstsein,körperliche Fitness, Stressmanage­ment und Umweltsensibilität. Um die­se auch heute noch im Mittelpunktstehenden Faktoren hat sich – inten­siviert durch eine immer forderende,globalisierte Arbeitswelt – eine eigent­liche Wellnessindustrie entwickelt.

wOhLFÜhLInSeL SchweIZ – Der Gesundheits- und Wellnessmarkt ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen. Als Ferien-land mit hoher medizinischer Reputation hat die Schweiz gute Chancen, sich im Markt auch längerfristig zu behaupten.

Wellnessindustrie imAufbruch

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LInkS

www.hotelleriesuisse.chwww.wellswiss.chwww.sdws.chwww.swisstourfed.chwww.myswitzerland.com

Caroline Wüest (43, Bild), Mar-ketingfrau und Wellnessberate-rin, ist seit vier Jahren Inhabe-rin von wellswiss. Durch die engeZusammenarbeit mit hotellerie-suisse, Schweiz Tourismus unddem Schweizerischen Tourismus-verband STV verfügt sie überintensive Kontakte zur Brancheund zum Markt. Über sich selbersagt sie: «Meine Markenzeichensind Energie, Freude und Optimis-mus, mit denen ich neue Heraus-forderungen anpacke. Ich liebe es,die Bedürfnisse anderer zu analy-sieren und für alle die bestmögli-che Lösung zu finden. Und es gibtimmer eine...»

Zur perSOn

Wellness heisst Abschalten und Kraft tanken. Alltag und Zeit vergessen, zu sich selber finden.Zum Beispiel an der Lenk im Berner Oberland.

Walliser Saunadorf in der Lindner Alpentherme in Leukerbad.

Der Tourismus in der Schweiz trägt heute rund3 Prozent zur Wirtschaftsleistung des Landes bei.Mit 136000 Vollzeitstellen entfallen schweizweit4,6 Prozent der Beschäftigung auf den Tourismus.Weltweit ist der Tourismus mit jährlichen Wachs-tumsraten von 4 bis 5 Prozent einer der am stärks-ten wachsenden Wirtschaftssektoren. Auch in derSchweiz soll der Tourismus wachsen und mehrArbeitsplätze schaffen. Nach einer Aussprache zurAusrichtung der Tourismuspolitik des Bundes ab2012 hat der Bundesrat das Volkswirtschaftsde-partement beauftragt, eine entsprechende Stra-tegie zu erarbeiten. Im Rahmen der Wachstums-strategie sollen die Grundsätze der nachhaltigenEntwicklung berücksichtigt werden. Weiter lässtder Bundesrat eine Vorlage zur Revision desGesetzes über die Förderung von Innovation undZusammenarbeit im Tourismus ausarbeiten. DieGlobalisierung hat im Tourismus einen rasantenStrukturwandel ausgelöst. Während die Schweiz1950 noch zu den fünf grössten Tourismusländerngehört habe, belegt sie heute den 27. Rang – jetztwill der Bundesrat Gegensteuer geben.

tOurISmuS SOLL wachSen

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letzte Schweizerische Gewerbezeitung – 30. April 2010

Kopf der WoCHeKolUMNe

HaNs-rUdolf Merz

Problem erkanntBundesrat Hans-Rudolf Merz hat für seine reich-lich seltsamen Irrläufe der letzten Zeit zu RechtKritik hinnehmen müssen. Denn ihm hat jegli-che Linie gefehlt – man wäre sogar um einenerkennbaren Zickzackkurs dankbar gewesen…Entsprechend erleichtert reagierte die Öffent-lichkeit auf die Beschlüsse des Bundesrates zuden Massnahmen gegen Lohnexzesse im Bank-sektor. Allein der Grundgedanke ist beruhigend:Merz & Co. gehen davon aus, dass die Entschä-digungen, welche die Grossbanken in den letz-ten Jahren ausrichteten, «den gesellschaftlichenZusammenhang unseres Landes gefährden».Damit wird die Problematik auf jene Ebene ge-stellt, auf die sie gehört: Es geht nicht bloss umGier einiger weniger, sondern ums Prinzip füralle.Entsprechend fällt es leicht, Ja zu sagen zuden vorgeschlagenen Massnahmen wie die Be-steuerung von Boni und Mitarbeiteroptionensowie zur Sonderbehandlung von Geldinstitu-tionen, die Staatshilfen erhalten. Es ist nur ge-recht, dass Boni über zwei Millionen Frankenkünftig nicht mehr als Personalaufwand, son-dern als Gewinnverteilung betrachtet werden.Damit muss das Unternehmen diese Boni alsUnternehmensgewinn versteuern. Merz wirktglaubwürdig, wenn er sagt, dass er nicht dieBanken bestrafen, sondern das Versagen derMarktwirtschaft korrigieren will.

Wichtig ist allerdings auch, dass der Finanzmi-nister Massnahmen abwehren konnte, die denFinanzplatz Schweiz, den unser Land unbedingtbraucht, gefährden könnten. Die von der Linkenverlangte spezielle Besteuerung des Finanzsek-tors wäre ein Eigentor ohnegleichen. Eine sol-che Steuer käme höchstens in Frage, wenn sieinternational koordiniert eingeführt würde. Zu-dem käme eine Steuerlösung zur Vorfinanzie-rung von möglichen künftigen Staatseingriffenin den Bankensektor einer indirekten Staats-garantie gleich.

Erfreulich ist, dass der Bundesrat nicht einfachdiktierte, sondern dem Parlament Vorschlägeunterbreitete. Notfalls kann sogar das Volk zuden geplanten Gesetzesrevisionen das letzteWort haben. Klar ist auch, dass das Seilziehenum den UBS-Staatsvertrag jetzt in eine neue,sachlich geprägte Phase treten kann.

Patrick M. Lucca

StarkesLohnwachstumWer vermutet, dass ein wirtschaftli-cher Einbruch automatisch zu stag-nierenden oder gar sinkenden Löh-nen führt, sieht sich eines Besserenbelehrt. Im Jahre 2009, als die Fi-nanzmarktkrise in vollem Umfangauf die Realwirtschaft überzu-schwappen drohte und die Arbeits-losenzahlen in die Höhe schnellten,stiegen die Reallöhne in der Schweizum 2,6% an. Ein derart hohes Real-lohnwachstum wurde in den letztenzwanzig Jahren nie erreicht.Zu diesem ausserordentlichen Ergeb-nis haben zwei Komponenten bei-getragen: Einerseits verzeichnete dieSchweiz im vergangenen Jahr einenegative Jahresteuerung von -0,5

Prozent, auf der anderen Seite stie-gen die Nominallöhne um kräftige2,1% an. Frass in der Vergangenheit

die Teuerung einen ordentlichen Teilder Lohnerhöhungen weg, konntendie Erwerbstätigen im vergangenen

Jahr doppelt profitieren: auf der ei-nen Seite war ihre Lohntüte deutlichbesser gefüllt, auf der anderen Seitesanken die Preise.Die starke Reallohnzunahme bedeuteteine deutliche Trendwende zu denvorangehenden Jahren. Zwischen2000 und 2008 lag das durchschnitt-liche jährliche Wachstum der Reallöh-ne zwischen -0,4 Prozent und 1,5 Pro-zent. Die Reallöhne waren seit 1987nie stärker als 1,8 Prozent gestiegen.Für einmal stiegen die Reallöhne imJahre 2009 im verarbeitenden Sektorstärker an als im Dienstleistungssek-tor. Insbesondere die auf Finanz-dienstleistungen spezialisierten Bran-chen bekamen die direkten Folgender Finanzkrise zu spüren und wie-sen unterdurchschnittliche Wachs-tumsraten auf.

zaHleN der WoCHe

Bei Syngenta in Monthey, einer Chemiefabrik, die von einem Franzosen geführt wird, ist nur noch jedezwanzigste Führungskraft ein Schweizer.

Wenn die Schweiz in vielem schweize-risch geblieben ist und die Verfü-gungsgewalt über ihre Firmen wie

Politik noch bewahrt hat, ist dies dem Schwei-zer Gewerbe zu verdanken. Es bildet jenenMutterkuchen, aus dem die demokratischeund erfolgreiche Schweiz gewachsen ist. Es istmehr als eine Gefahr, nämlich tägliche Wirk-lichkeit, dass unter dem Druck der grösstenSchweizer Konzerne diese Leistung des Gewer-bes zu gering gewichtet wird oder sogar inVergessenheit gerät. Gewerbe und KMU sinddaher als eine Einheit zu betrachten. DerenSpitzenvertreter haben das Recht und diePflicht, aus der Schweigespirale herauszutretenund neben die Interessen der globalen Schweizder Wenigen auch die der nationalen Schweizder Vielen zu setzen.Grosse Teile der Bundesverwaltung, des Bun-desrats und auch der kantonalen Verwaltun-gen haben den Interessen der Schweizer Kon-zerne, die zu mehr als 50 Prozent gar keineSchweizer Unternehmen mehr sind, zu vielAufmerksamkeit geschenkt. Von 20 der gröss-ten Schweizer Firmen werden nur noch sechsvon Schweizern geführt. Nestlé, ABB und UBSsind mehrheitlich von Ausländern kontrolliertund werden von Ausländern geführt. Wiewenig Schweizer Interessen auszurichten

vermögen, zeigt das Beispiel von alt BundesratKaspar Villiger als VR-Präsident an der Spitzedes UBS-Konzerns.Die Schweizer Medien, auch die angesehenenTageszeitungen und Wirtschaftsmedien, be-schäftigen sich mehr mit dem, was die Konzer-ne mitzuteilen haben, meist ohne allzu sehr in

die Tiefe vorzudringen. Was die Unternehmerund Kader Tausender Schweizer Gewerbebetrie-be leisten, die oft härter und nicht selten aucherfolgreicher arbeiten als die Konzernchefs,wird kaum beachtet. Ein Rainer E. Gut undein Marcel Ospel wurden hoch verehrt, obwohlder eine Milliardenverluste zu verantwortenhatte und der andere die Schweiz schlimmerverschuldete als ein Krieg es vermocht hätte.Ob Novartis, Roche, Glencore und Xstrataunserem Land mehr nützen als schaden, weisskein Mensch.Während die Grossunternehmen, beraten vonAnwaltskanzleien und Treuhandfirmen,Möglichkeiten der Steueroptimierung haben,von denen ein Gewerbebetrieb nur zu träu-men wagt, erhalten sie bei Neuinvestitionenheute jederzeit Steuerbefreiungen bis zu zehnJahre. Daraus ergibt sich, dass das SchweizerGewerbe, das auch in hohem Masse denSchweizer Mittelstand verkörpert, zur Milch-kuh des Landes wird: Wer arbeitet, wird vonden Konzernkunden mit Konditionendruckund dem Staat mit Steuern und Abgabengemolken. Eine Gewerbezeitung muss diesaufdecken.Nicht genug. Wenn die Konzerne verlangen,dass die Universitäten ausgebaut und vomeinfachen Volk finanziert werden, behalten siesich auch vor, als Kader vor allem Ausländereinzustellen. Bei Syngenta in Monthey, einerChemiefabrik, die von einem Franzosen ge-führt wird, ist nur noch jede zwanzigste Füh-rungskraft ein Schweizer. Die Kinder derGewerbler haben nicht mehr die gleichenAufstiegschancen wie vor fünfzig Jahren.An den Universitäten, die sich heute als For-schungshochschulen sehen, wird kaum nochgelehrt, was das Gewerbe braucht.Das Schweizer Gewerbe ist nur dann eineMacht, wenn es sich zu Wort meldet. Mit der«Schweizerischen Gewerbezeitung», der Wo-chenzeitung der KMU, steht nun ein Dach-organ zur Verfügung, das Stimme seiner Mit-glieder sein will. Das wird die Politiker beein-drucken, das wird die Schweizer Öffentlichkeitbeeindrucken, das soll auch den anderenSchweizer Medien zeigen, welchen Themen siezu wenig Aufmerksamkeit schenken.Jeder Leser muss entscheiden, ob er sprachlosbleiben oder seine Meinung vorbringen will.Denn dies ist das eigentlich Schweizerische,dass die Macht wirklich, mehr als in jedemanderen Staat der Erde, vom Volk ausgeht.Wird sie nicht wahrgenommen, wie bei Stimm-beteiligungen von 30 Prozent, dann geht dieMacht von Gewerbe und KMU, wie auf demFinanzplatz auch, in die Hände der Konzerneüber. Der berühmte Basler Bankier AlfredSarasin lehrte mich einst: «Geld geht immeraus schwachen in starke Hände.» So ist esauch mit der politischen Macht; wer sie nichtnutzt, wird sie verlieren.

Klaus J. Stöhlker,Unternehmensberater fürÖffentlichkeitsbildung,

über die Notwendigkeit, demGewerbe eine Stimme zu geben.

DerGewerbler istkeineMilchkuh

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