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Seite 1 SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten Insight Nr. 90 - Februar 2010 Landwirtschaft in SEKEM ist nicht nur biologisch, sondern biolo- gisch-dynamisch. Was bedeu- tet das? Biologisch-dynamische Landwirtschaft betrachtet nicht nur die Produktqualität wie zum Beispiel die Freiheit der einzelnen Kartoffel von Giftstoffen, sondern sieht das landwirtschaftliche Pro- dukt als Bestandteil eines Zusam- menhangs von Mensch, Hof, Lebenswelt und sogar Kosmos. Schließlich ist ein Bauernhof keine Fabrik, sondern ein lebendiger Organismus, der den Bedürfnis- sen seiner „Bewohner“ Rechnung tragen muss, soll der Gewinn zuletzt für alle positiv ausfallen. Biologisch-dynamische Landwirt- schaft geht auf die Prinzipien der Anthroposophie zurück und ist damit bereits rund ein Jahrhun- dert alt. Zu ihren anderen weit- hin sichtbaren Wirkungen gehört auch die Waldorfpädagogik oder die Eurythmie, welche auch in SEKEM in Form von künstleri- scher und betrieblicher Eurythmie gepflegt wird. Wie die Eurythmie das Leben und Arbeiten in SEKEM für die Mitar- beiter mitgestaltet, lesen Sie auf Seite 4. Dort stellen wir Ihnen einen neuen Film zum Thema vor, der auch einen Mitarbeiter SEKEMs porträtiert. Jedes Jahr im Februar findet die Biofach in Nürnberg statt, die interna- tionale Messe für Bioprodukte, auf der 43.500 Besucher aus der Biobranche aus 121 Ländern die Ausstellungen der 2557 Aussteller anschauten – unter ihnen auch den Stand von SEKEM . Diesmal war das Thema des Jahres „bio + fair“ und SEKEM präsentierte passend dazu nicht nur die deme- ter Produkte, sondern informierte über sein Engagement für nachhal- tige Entwicklung in Ägypten. Denn die Marke SEKEM steht nicht nur für orien- talische Köstlichkeiten in bester deme- ter-Qualität, sondern für Produkte, deren Kauf nachhaltige Entwicklung in Ägypten ermöglicht. Dadurch werden die Mitarbeiter und ihre Familien auf respektvolle Weise unterstützt: nicht durch Spenden, sondern durch trans- parente Zusammenarbeit. Interessiert informierten sich Kunden und Messebesucher von Bioläden, Reformhäusern und Hofläden über den sozialen Hintergrund der Marke. „Aber auch der Geschmack unserer Medien Film „Anthroposophie heute“ startet Wirtschaft Orangensaison startet in SEKEM International SEKEM nimmt an BioFach teil SEKEM unterstreicht BioFach- Leitthema: öko und fair! Editorial Liebe Leserinnen, liebe Leser Ihr Redaktionsteam Christoph Kampschulte von SEKEM Europe freut sich über das reichhaltige Angebot, das die Initiative dieses Jahr auf der Leitmesse für Bioprodukte präsentieren kann.

SEKEM Insight

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SEKEMs monatliches Magazin für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten.

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Page 1: SEKEM Insight

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SEKEMs Journal für Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft in Ägypten

InsightNr. 90 - Februar 2010

Landwirtschaft in SEKEM ist nicht nur biologisch, sondern biolo-gisch-dynamisch. Was bedeu-tet das? Biologisch-dynamische Landwirtschaft betrachtet nicht nur die Produktqualität wie zum Beispiel die Freiheit der einzelnen Kartoffel von Giftstoffen, sondern sieht das landwirtschaftliche Pro-dukt als Bestandteil eines Zusam-menhangs von Mensch, Hof, Lebenswelt und sogar Kosmos. Schließlich ist ein Bauernhof keine Fabrik, sondern ein lebendiger Organismus, der den Bedürfnis-sen seiner „Bewohner“ Rechnung tragen muss, soll der Gewinn zuletzt für alle positiv ausfallen.

Biologisch-dynamische Landwirt-schaft geht auf die Prinzipien der Anthroposophie zurück und ist damit bereits rund ein Jahrhun-dert alt. Zu ihren anderen weit-hin sichtbaren Wirkungen gehört auch die Waldorfpädagogik oder die Eurythmie, welche auch in SEKEM in Form von künstleri-scher und betrieblicher Eurythmie gepflegt wird.

Wie die Eurythmie das Leben und Arbeiten in SEKEM für die Mitar-beiter mitgestaltet, lesen Sie auf Seite 4. Dort stellen wir Ihnen einen neuen Film zum Thema vor, der auch einen Mitarbeiter SEKEMs porträtiert.

Jedes Jahr im Februar findet die Biofach in Nürnberg statt, die interna-tionale Messe für Bioprodukte, auf der 43.500 Besucher aus der Biobranche aus 121 Ländern die Ausstellungen der 2557 Aussteller anschauten – unter ihnen auch den Stand von SEKEM . Diesmal war das Thema des Jahres

„bio + fair“ und SEKEM präsentierte passend dazu nicht nur die deme-ter Produkte, sondern informierte über sein Engagement für nachhal-tige Entwicklung in Ägypten. Denn die Marke SEKEM steht nicht nur für orien-

talische Köstlichkeiten in bester deme-ter-Qualität, sondern für Produkte, deren Kauf nachhaltige Entwicklung in Ägypten ermöglicht. Dadurch werden die Mitarbeiter und ihre Familien auf respektvolle Weise unterstützt: nicht durch Spenden, sondern durch trans-parente Zusammenarbeit.

Interessiert informierten sich Kunden und Messebesucher von Bioläden, Reformhäusern und Hofläden über den sozialen Hintergrund der Marke.

„Aber auch der Geschmack unserer

Medien

Film „Anthroposophie heute“ startet

Wirtschaft

Orangensaison startet in SEKEM

International

SEKEM nimmt an BioFach teil

SEKEM unterstreicht BioFach-Leitthema: öko und fair!

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser

Ihr Redaktionsteam

Christoph Kampschulte von SEKEM Europe freut sich über das reichhaltige Angebot, das die Initiative dieses Jahr auf der Leitmesse für Bioprodukte präsentieren kann.

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Produkte überzeugte“ weiß Christoph Kampschulte, bei SEKEM-Europe für den Vertrieb der Markenartikel zustän-dig und freute sich besonders auch über den Zuspruch der Großhändler aus dem europäischen Ausland. „Wir hof-fen, dass wir schon in diesem Jahr die SEKEM Datteln und Sesamkrokantriegel in weiteren Ländern anbieten können. Für Frankreich, die Niederlande, Belgien und Luxemburg sowie für die Schweiz haben wir Vereinbarungen mit den Großhändlern getroffen, so dass die Bio-Läden unsere Produkte nun bestellen können. In Deutschland, Österreich, Norwegen, Italien, Griechenland und Spanien war das bereits vorher möglich.“

„Jedes Jahr knüpfen wir neue wichtige Kontakte und bespre-chen neue Projekte mit unseren Partnern aus der Branche“ bestätigt Helmy Abouleish, Geschäftsführer der SEKEM Group, für den die Messe eine gute Gelegenheit ist, die neuesten Entwicklungen der Branche mitzuerleben, z.B. den Trend zu Bio mit Zusatznutzen und der Integration aller Qualitätsebenen. „Für viele Verbraucher ist es nicht mehr genug, dass ein Produkt bio-zertifiziert ist. Sie fra-gen danach, welche Wirkung es auf die Umwelt und die sozi-ale Gemeinschaft hat.“ Neben der sozialen Verantwortung informierte SEKEM deshalb über weitere Projekte wie die ökologische Kompostproduktion, durch die CO2-Emissionen eingespart und klimaneutrale Produkte angeboten werden können. Hier wurden konkrete Kooperationsprojekte mit europäischen Kunden vereinbart, über die wir im Laufe des Jahres noch berichten werden.

Mehr biologische Landwirtschaft im Einsatz gegen den Klimawandel

Gemeinsam mit den Partnern der IAP (International Association for Partnership), wurde ein Aufruf für mehr biolo-gische Landwirtschaft an die Landwirtschaftsministerin der Niederlande übergeben. „Die biologische Landwirtschaft ist der Schlüssel, um die globalen Herausforderungen im Bereich Klima, Umwelt, Wirtschaft und Armut gleichzeitig

zu lösen“ wird der Aufruf begründet, der sich primär an die Politik wendet:

„Wir rufen Erzeuger, Verbraucher und Politik auf, die Anbaumethoden in Richtung biologische Landwirtschaft umzustellen und durch geeignete Preisstrukturen die Umstellung zu fördern. Wir rufen auf, Gesetze zu schaf-fen, welche die biologische Landwirtschaft stärken und den Verbrauch biologisch erzeugter Produkte auf allen Ebenen anregen. Die Unterzeichner Aarstiderne, Alnatura, Ambootia, Eosta, Ulrich Walter/LEBENSBAUM, SEKEM und Soil & More nutzten die Gespräche auf der Messe, um wei-tere Unterzeichner zu gewinnen. Es ist geplant, die Meldung weiteren Regierungsvertretern weltweit zu überreichen und damit für mehr Unterstützung zu werben.

Christina Boecker

Wirtschaft

Die Eliant-Initiative steht kurz vor der Erreichung ihres Ziels, eine Million Unterschriften zugunsten der anthroposo-phischen Initiativen in Erziehung, Medizin, Heilpädagogik, Sozialtherapie und Landwirtschaft in der EU zu sammeln. Durch die Unterschriften soll Einfluss genommen werden auf die Gesetzgebung in der EU, die die Arbeitsgrundlagen der Initiativen zu gefährden droht.

Nach Angaben von Eliant in Lörrach fehlten zum Jahresbeginn 2010 noch rund 89.000 Unterschriften. Insgesamt wurde die Marke der einen Million Unterschriften in 2009 schon erreicht, allerdings wurden dabei auch Unterschriften mit-gerechnet, die weltweit in 159 Ländern gesammelt worden sind.

Der Lissabon Vertrag, die revidierte Charta der EU, die zum 1.Dezember in Kraft getreten ist, ermöglicht es den Bürgern, Einfluss auf die EU-Politik zu nehmen, wenn sie mehr als eine Million Unterschriften in einer „signifikanten Anzahl von Mitgliedsländern“ zusammenbringen.

Als Länder, in denen noch eine erhebliche Zahl von Unterschriften mobilisiert werden müsse, nennt die Eliant vor allem Bulgarien, Griechenland, Litauen, Malta, Polen, Portugal, Rumänien, die Slowakei und Zypern.

Die Organisatoren der Kampagne hoffen, dass die feh-lenden Unterschriften im ersten Quartal 2010 noch zusam-menkommen und ruft dazu auf, eine letzte Anstrengungen dafür zu unternehmen. „Wir wären sehr dankbar, wenn Sie alle dabei mithelfen würden und diese Nachricht per Email an alle Freunde und Bekannten weiterleiten würden“, heißt es in einer Mitteilung der Organisation.

NNA

Eliant-Initiative fehlen weniger als 100.000 Unterschriften

Mehr informationen:http://www.eliant.eu!

Besucher der BioFach informieren sich am SEKEM-Stand

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Wer liebt sie nicht: saftige Orangen, die uns mit ihrem frischen Geschmack und der leuchtenden Farbe im Winter einen Hauch von Sonne in den Norden bringen?

Frisches Bio-Obst ist wohl das beste Beispiel für ein naturbelassenes Produkt, wurde es doch seit der Ernte nicht weiter verarbeitet. So die vor-herrschende Meinung, über die die rund 700 Mitarbeiter der Firma ISIS, SEKEM’s Lebensmittelproduzent, fast lachen müssen, sind sie doch den ganzen Tag damit beschäftigt, Obst und Gemüse aufzuarbeiten und für den Verkauf in Ägypten und im Export herzurichten.

Wenn die Orangen als Rohware von den bio-Farmen bei ISIS ankommen, werden Sie nach dem Wiegen auf der Sortieranlage gereinigt und aussor-tiert. Etwa 3.500 bis 4.000 Kilogramm in der Stunde können auf der etwa fast 30 Meter langen Anlage verarbeitet werden, fast 30 Mitarbeiter sind dann daran beschäftigt.

Zuerst wird die Ware vorsichtig auf das Transportband aufgebracht. Mitarbeiterinnen entfernen dann mit einer Schere die Stiele und sortieren die Früchte aus, die beim Transport

beschädigt wurden. Sie können oft noch für andere Zwecke weiterverar-beitet werden. Vom Sortierband fal-len die Orangen dann in das Becken für die Vorwäsche, wo sie in einer Neutralseifenlösung eingeweicht wer-den, damit Staub und Schmutz sich lösen. Die Seifenlösung ist vollständig biologisch abbaubar.

Im zweiten Becken mit Frischwasser werden der eingeweichte Schmutz und auch die Seifenlösung abge-waschen, bevor die Orangen über zwei Laufbänder mit Bürsten und Schaumstoffschwämmen bewegt werden, wo in der Feinreinigung die letzten Verschmutzungen gelöst werden. Durch einen Tunnel mit Frischwasserdüsen gelangen die Orangen auf ein Laufband mit Schaumstoff, wo sie vorgetrocknet wer-den, bevor in einem Luftgebläsetunnel die letzte Feuchtigkeit durch umströ-mende Luft weggetrocknet wird.

Nach der Reinigung prüfen Mitarbeiterinnen jede einzelne Orange auf Sauberkeit und Entstielung und sor-tieren sie gemäß den Anforderungen der jeweiligen Produktspezifikation. Beschädigte Schalen, Vernarbungen oder Verfärbungen werden aussor-tiert. Neben den Mitarbeiterinnen stehen ständig ein bis zwei Qualitätskontrolleure bereit und über-prüfen die Qualität der fertig sor-tierten Orangen.

Im Anschluss daran werden die Orangen nach Größe skaliert und abgepackt. Waagschalen überneh-men die Größeneinteilung: dem Gewicht der Früchte ist ein bestimmter Durchmesser, das so genannte Kaliber, zugeordnet. Der Auswurf der skalierten Orangen erfolgt in sechs Fächer für die Kaliber 3 bis 8. Ein wei-tere Fach steht für Orangen mit Über-

oder Untergröße zur Verfügung. So wird gewährleistet, dass in einem Karton nur Früchte der gleichen Größe abgepackt werden. Auch dieser Arbeitsbereich wird rund um die Uhr von erfahrenen Qualitätskontrolleuren überwacht.

Mitarbeiterinnen packen die ska-lierten Orangen zweilagig in die sta-bilen Kartons, die ein hohes Stapeln auf Paletten und den Transport in Containern bis nach Europa erlau-ben. Jeder Karton wird beschriftet, Erzeugerfarm und Kontrollcodes ange-bracht und die Größe der Orangen markiert. Stichprobenartig wird das Gewicht der fertig gepackten Kartons nochmals überprüft, bevor sie auf Paletten gestapelt werden. Hierbei achten die Mitarbeiter streng darauf, stabil zu stapeln und die Kartons mit Eckverstärkungen und Spannguten zu sichern. Nach einer letzten Kontrolle steht dem Versand der Ware zum Kunden dann nichts mehr im Wege.

Rund 500 Tonnen Bio-Orangen wer-den auf diese Weise jedes Jahr durch SEKEM geerntet, verarbeitet und ver-packt für den Verbrauch im Inland, die Saftproduktion und den Export in die Länder der Europäischen Union.

Sandra Poettrich, Christina Boecker

In SEKEM beginnt die Orangensaison

500 Tonnen Orangen werden in diesem Jahr SEKEM für die Saftproduktion, den lokalen Verbrauch und den Export verarbeitet.

Wirtschaft

Die Orangen werden in SEKEMs Firma ISIS sorgfältig gewaschen und dann verpackt.

Die Orangen werden von den Mitarbeitern ISIS‘ sorgfältig sortiert

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„Die anthroposophische Bewegung ist ein Panoptikum“

meinen Augen eine echte Alternative zum neoliberalen System.

Allerdings muss natürlich auch hier genau hingese-hen werden, wie soziale Beziehungen gestaltet werden, inwieweit Gleichberechtigung verwirklicht wird. Für den Außenstehenden sind viele Zusammenhänge ja nicht immer gleich verständlich und bedürfen der Erklärung. Das muss man dann auch filmisch umsetzen.

Sie wollten die anthroposophische Bewegung oder ihre Projekte nicht als solche dokumentieren, sondern Anthroposophen. Sind Sie nach Abschluss Ihrer Arbeiten dennoch zu einem persönlichen Gesamteindruck gelangt?

Das stimmt, ich wollte auf keinen Fall „Projekte“ doku-mentieren. Daher wollte ich auch SEKEM nicht als solches porträtieren. Denn SEKEM bildet ja einen Lebensraum und der hat mich eigentlich interessiert. So ist SEKEM im Film vor allem zunächst die Umgebung meines Protagonisten.

Die anthroposophische Bewegung ist unglaublich vielfäl-tig. Dies ist ein Gesamteindruck, den ich gewonnen habe. Sie ist ein Kaleidoskop, ein Panoptikum der unterschied-lichsten Kräfte, Bestrebungen und Einflüsse. Das hat mich beeindruckt.

Es ist außerdem schön zu sehen, dass die dogmatischen Kräfte zunehmend an Einfluss verlieren.

Welche Bedeutung messen Sie „praktischer Anthroposophie“ im Gegensatz zu theoretischer Aufklärungsarbeit?

Die praktische Anthroposophie ist für mich vor allem anderen ganz wesentlich wichtig. Sie ist quasi das Salz in der Suppe. Ohne sie wäre alle Theorie nutzlos.

Die Fragen stellte Bijan Kafi

Herr Labhart, „Anthroposophie heute“ porträtiert auch die Arbeit Christoph Grafs, Leiter des Eurythmie-Ensembles in SEKEM. Was hat Sie an SEKEM besonders gereizt?

Mich hat an SEKEM vor allem der ganz besondere kul-turelle Kontext gereizt. Ich fragte mich: wie gehen Anthroposophen, im Speziellen der Eurythmist Christoph Graf, der in SEKEM seit langem als Eurythmielehrer und Künstler tätig ist, mit einer anderen Kultur um?

Ich wollte auch wissen, ob ich vor allem Anpassung oder kulturelle Prägung vorfinden würde. Das ist ja immer eine Gratwanderung, wo sich zunächst fremde Kulturen begegnen. Es ist spannend zu verfolgen, in welchem Maße ihnen dies gelingt.

Auch hinsichtlich der bildlichen Darstellung ist es natür-lich ein besonderer Reiz. Es hat mich gereizt, mich mit einer anderen Kultur filmisch auseinanderzusetzen, wel-che ein ganz anderes Bewusstsein vom Körper und sei-ner Bewegung hat. In der Eurythmie zum Beispiel treffen diese ganz unterschiedlichen Vorstellungen aufeinander - ein sehr spannendes Bild.

Denken Sie, dass Entwicklung durch anthroposophische Einrichtungen wie SEKEM in Entwicklungsländern auf eine besondere Weise gefördert werden kann, die sich von ande-ren Initiativen unterscheidet?

Ich denke ja. Es fehlt ganz sicher dieser radikal-kapita-listische Anreiz, das Profitstreben. Darum ist SEKEM in

Kultur

SEKEM können sie auch besuchen: www.SEKEM-reisen.de

Am 4. März 2010 kommt der Film „Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute“ in die deutschen Kinos. SEKEM-Insight Redakteur Bijan Kafi sprach mit Regisseur Christian Labhart über SEKEM.

Anthroposophie ist heute in Praxisfeldern wie Pädagogik, Medizin, Landwirtschaft und Kunst weltweit wirksam. Der Film „Zwischen Himmel und Erde - Anthroposophie heute“ des Schweizer Regisseurs Christian Labhart zeigt auf einer Reise durch Ägypten, Deutschland und die Schweiz Menschen, die sich mit der Anthroposophie und ihren praktischen Lebensformen auseinandersetzen. Der Film startet am 4. März in Deutschland und läuft seit Anfang Februar in ausgewählten Schweizer Kinos.

Mehr Informationen: http://www.zwischenhimmelunderde.ch

Porträtiert: Leiter des Eurythmie-Ensembles in SEKEM Christoph Graf

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Impressionen aus SEKEM

Jeden Donnerstag treffen sich die Schülerinnen und Schüler zum Abschluss der Schulwoche in der Aula der SEKEM-Schule. Zu diesem Anlass werden in der Regel musikalische oder theatralische Darbietungen aufge-führt und Dr. Ibrahim Abouleish verabschiedet sich von jedem einzelnen Kind zum Abschluss mit Handschlag und entlässt es so ins Wochenende.

Diese jungen Geigerinnen erwarten in Begleitung ihrer Lehrerin Liliane Christen, die an der SEKEM-Schule Geigenunterricht anbietet, ihren Auftritt zu Ehren des Geburtstages von Gudrun Abouleish, Gattin des Gründers SEKEMs, Dr. Ibrahim Abouleish.

Impressionen

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Die Bochumer GLS-Bank - ein lang-jähriger SEKEM-Partner - ist vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales damit beauftragt worden, das Mikrokreditgeschäft in Deutschland flächendeckend aufzubauen. Der Mikrokreditfonds startet mit einem Volumen von 100 Millionen Euro. Das Geld, das dazu dient, Kredite an Klein- und Kleinstunternehmer abzusichern sowie Betriebsgründungen, stammt im wesentlichen aus dem Haushalt des Ministeriums sowie aus dem Europäischen Sozialfonds. In Ägypten engagiert sich SEKEM bereits seit 2006 ebenfalls für die Mikrokreditvergabe.

Die GLS Bank ist seit zehn Jahren im Bereich Mikrofinanz tätig und verfügt über ein großes Netz von Kooperationspartnern. Klein- und Kleinstbetriebe haben aufgrund von fehlenden Sicherheiten oft kei-nen Zugang zu Kapital, das sie für Investitionen dringend benöti-gen. „Unser Ziel ist es, Engagement von Menschen zu ermöglichen und Perspektiven zu schaffen. Dies ist umso wichtiger in gesamtwirtschaft-lich schwierigen Zeiten. Gerade

Kleinunternehmen schaffen Arbeit und sind eng am Bedarf orientiert“, so GLS Vorstandssprecher Thomas Jorberg. Die Vergabe der Kredite bis 20.000 Euro erfolgt durch die GLS Bank in Zusammenarbeit mit regi-onalen Mikrofinanzinstituten. Sie beraten Kreditnehmer vor Ort und geben eine Kreditempfehlung. Der Mikrokreditfonds sichert gegenüber der GLS Bank die Kreditausfälle ab und wird als Treuhandvermögen von der NBank verwaltet.

Die GLS Bank betreibt seit 2000 im Rahmen von Modellprojekten auch Praxisforschung im Bereich Mikrofinanz. Als Pionier gründete sie 2004 mit Partnerorganisationen das Deutsche Mikrofinanzinstitut (DMI) und legte bereits Mikrofinanzfonds Deutschland auf.

Bijan Kafi mit Material der NNA

Im Dezember vergangenen Jahres wurde SEKEM Scandinavia, der Verein für Freunde SEKEMs aus den Ländern des europäischen Nordens, offizi-ell gegründet. Der Verein entsprang einer Initiative von Ragnhild Nilsen, die bereits seit einigen Jahren mit SEKEMs Textilfirma Naturetex zusam-menarbeitet. Sie hat sich vorgenom-men, den Austausch zwischen SEKEM und den skandinavischen Ländern zu fördern.

Es gehört zu ihren besonderen Anliegen, nun auch vermehrt kultu-relle und soziale Austauschprojekte mit SEKEM in Angriff zu neh-men. Zunächst unterstützt SEKEM Scandinavia das Clean–Climate-Projekt, SEKEMs neue Initiative im Kampf gegen den Klimawandel. Im Februar hat SEKEM Scandinavia Zertifikate im Wert von 100 Tonnen CO2 erworben, die nun eigenstän-dig vertrieben werden. Für diese Unterstützung bedanken sich das Clean Climate-Team.

GLS Bank organisiert Mikrokreditwesen

SEKEM Scandinavia unterstützt Clean-Climate

Einladung zum SEKEM-Tag nach Stuttgart

zu der Veranstaltung herzlich ein. Im Programm steht neben einem Vortrag von Dr. Abouleish über die aktuelle Entwicklung der Heliopolis Universität auch ein Podiumsgespräch zum Thema „Interkulturelle Kompetenz – eine regi-onale und globale Herausforderung“. Moderiert von Prof. Helge Löbler (Universität Leipzig) werden meh-rere Initiativen ihre Ideen vorstel-len und gemeinsam diskutieren: Dr. Ibrahim Abouleish (SEKEM), Bürgermeister Klaus-Peter Murawski (Stadt Stuttgart), Jürgen Schweiß-Ertl (Geschäftsführer der MAHLE Stiftung), „IBIS die Interkulturelle Bildungsinitiative“ sowie Dr. Bruno Sandkühler für die „Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners“, der zum Thema „Notfallhilfe für traumati-sierte Kinder in Krisengebieten“ refe-rieren wird. Darüber hinaus haben Besucher Gelegenheit, Präsentationen der Initiativen zu besichtigen.

Über zahlreichen Besuch freut sich das Organisatorenteam, das für Gedanken- und Informationsaustausch auch an diesem Tag zur Verfügung steht. Ein ausführliches Programm wird in den nächsten Wochen versandt und ist auf www.SEKEM-freunde.de zu finden.

Herausgeber v.i.S.d.P.: SEKEM, Egypt Die Redaktion von SEKEM Insight dankt allen Korrespondenten, die an dieser Ausgabe mitgewirkt haben.

Redakteure:Christina BoeckerBijan Kafi

Kontakt:SEKEM-Insightc/o SEKEM HoldingP.O.Box 2834, El Horreya, Heliopolis, Cairo, Egypt [email protected]

Bildnachweis: 1: Bijan Kafi; 2: Bijan Kafi; 3l: Markus Kirchgässner; 3r: Sandra Poettrich; 4: Christian Labhart; 6: Bijan Kafi

In diesem Jahr wird der „SEKEM-Tag“, die regelmäßige jährliche Zusammenkunft der Freunde und Unterstützer der SEKEM-Initiative, mit der Mitgliederversammlung des Fördervereins am 17. April in der Stuttgarter Liederhalle stattfinden. SEKEM und der SEKEM-Förderverein Deutschland laden alle Interessierten

Kurznachrichten

Auch auf der BioFach konnten sich Interessierte zum Clean-Climate-Projekt informieren.