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A uf der Suche nach einem Vorzeige- betrieb, der für die Schweiz exem- plarisch ist und andererseits ge- rade durch seine Ähnlichkeit zu deut- schen Betrieben die Unterschiede zu ihnen deutlich werden lässt, braucht man nicht weit zu reisen. Im „Schweizer Spi- rituosenführer“ aus dem Jahr 2013 sind alle goldprämierten Edelbrände der Disti Suisse, des größten Spirituosenwettbe- werbs in der Schweiz, aufgeführt. 442 Pro- ben waren eingereicht worden, 67 ge- wannen Gold. Gleich 3 davon gingen an Urs Streuli. Aber noch zwei weitere Merkmale lenk- ten die Aufmerksamkeit auf diesen Be- trieb. Wie gesagt, gesucht wurde ein mit deutschen Betrieben vergleichbarer Be- trieb. Und hier fiel ins Auge, dass Urs Streuli Streuobstsorten verarbeitet. Die Knollbirne und die Gelbmöstler-Birne, wie sie auch aus der Bodenseeregion bekannt sind, sind 2013 prämiert worden. Auffälliger als die Namen der Obstsorten ist aber noch die grafische Gestaltung der Etiketten. Zuoberst eine stilisierte Frucht, reduziert auf Farbe und Form. Darunter senkrecht und in Blockschrift der Sor- tenname und der Name der Brennerei, Streuli’s Privatbrennerei. Das wirkt mo- dern, verleugnet durch den Bezug auf die Frucht auch nicht die Tradition. Vor allem aber kom- men klar die Marke und der Betrieb „rü- ber“. Durch einen hohen Wiedererken- nungswert – trotz der vielen Varianten. Denn die Vielfalt der verarbeiteten Früchte wird stilistisch einheitlich präsentiert. Ja, es sind gerade die teilweise geringen farb- lichen Unterschiede zwischen den fünf Apfel- und den sechs Birnensorten, die neugierig auf ihren Geschmack und die Sortenunterschiede machen. Sie machen auf den ganzen Betrieb neugierig. Mehrere Standbeine sichern den Erfolg Ein Besuch lohnt sich, allein schon wegen der ausnehmend schönen Lage des ge- pflegten Hofes in Horgen, hoch über dem Zürichsee. Unten die blaue Wasserfläche, hier oben die grünen Weiden und Wiesen. Streuobstwiesen. 11 Hektar davon gehö- ren zum „Hof in der äußeren Riedwiese“. 230 Hochstammbäume und 300 Halb- stamm- und Niederstammbäume stehen Porträt/Schweiz 18 Kleinbrennerei 08/2015 Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH) Bekanntes und Unbekanntes aus der Schweiz In Deutschland ändern sich massiv die Rah- menbedingungen für viele Brenner. Ohne Branntweinmonopol müssen sie spätestens An- fang 2018 neue Absatzwege erschließen. Un- sere Schweizer Nachbarn leben schon lange ohne Ablieferungsmöglichkeit. Wie kommen sie damit zurecht? Ein Blick über die Grenze bietet vielleicht so manche Anregung. 1 2 3 1 Eine wunderschöne Lage hoch über dem Zürichsee. 2 Die Knollbirne – eine alte, rare Sorte, die zu Bränden erarbeitet wird. 3 So modern kann ein traditioneller Kirsch daherkommen. 4 Urs Streuli vor seiner Brennanlage aus dem 19. Jahrhundert. 5 Das alte Waschhaus beherbergt die Brennerei.

Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH) Bekanntes und … · 2015-08-04 · einem Marketing, das bei der Flaschenge-staltung beginnt, können Marktsegmente erhalten oder sogar ausgebaut

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Page 1: Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH) Bekanntes und … · 2015-08-04 · einem Marketing, das bei der Flaschenge-staltung beginnt, können Marktsegmente erhalten oder sogar ausgebaut

Auf der Suche nach einem Vorzeige-betrieb, der für die Schweiz exem-plarisch ist und andererseits ge-

rade durch seine Ähnlichkeit zu deut-schen Betrieben die Unterschiede zuihnen deutlich werden lässt, braucht man nicht weit zu reisen. Im „Schweizer Spi-rituosenführer“ aus dem Jahr 2013 sind alle goldprämierten Edelbrände der DistiSuisse, des größten Spirituosenwettbe-werbs in der Schweiz, aufgeführt. 442 Pro-ben waren eingereicht worden, 67 ge-wannen Gold. Gleich 3 davon gingen an Urs Streuli.

Aber noch zwei weitere Merkmale lenk-ten die Aufmerksamkeit auf diesen Be-trieb. Wie gesagt, gesucht wurde ein mit deutschen Betrieben vergleichbarer Be-trieb. Und hier fiel ins Auge, dass Urs Streuli Streuobstsorten verarbeitet. Die Knollbirne und die Gelbmöstler-Birne, wie sie auch aus der Bodenseeregion bekannt sind, sind 2013 prämiert worden.

Auffälliger als die Namen der Obstsorten ist aber noch die grafische Gestaltung der Etiketten. Zuoberst eine stilisierte Frucht, reduziert auf Farbe und Form. Darunter senkrecht und in Blockschrift der Sor-tenname und der Name der Brennerei, Streuli’s Privatbrennerei. Das wirkt mo-dern, verleugnet durch den Bezug auf die

Frucht auch nicht die Tradition. Vor allem aber kom-men klar die Marke und der Betrieb „rü-ber“. Durch einen hohen Wiedererken-nungswert – trotz der vielen Varianten. Denn die Vielfalt der verarbeiteten Früchte wird stilistisch einheitlich präsentiert. Ja, es sind gerade die teilweise geringen farb-lichen Unterschiede zwischen den fünf Apfel- und den sechs Birnensorten, die neugierig auf ihren Geschmack und die Sortenunterschiede machen. Sie machen auf den ganzen Betrieb neugierig.

Mehrere Standbeine sichern den Erfolg

Ein Besuch lohnt sich, allein schon wegen der ausnehmend schönen Lage des ge-pflegten Hofes in Horgen, hoch über dem Zürichsee. Unten die blaue Wasserfläche, hier oben die grünen Weiden und Wiesen. Streuobstwiesen. 11 Hektar davon gehö-ren zum „Hof in der äußeren Riedwiese“. 230 Hochstammbäume und 300 Halb-stamm- und Niederstammbäume stehen

Porträt/Schweiz

18 Kleinbrennerei 08/2015

Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH)

Bekanntes undUnbekanntesaus der Schweiz In Deutschland ändern sich massiv die Rah-menbedingungen für viele Brenner. Ohne Branntweinmonopol müssen sie spätestens An-fang 2018 neue Absatzwege erschließen. Un-sere Schweizer Nachbarn leben schon lange ohne Ablieferungsmöglichkeit. Wie kommen sie damit zurecht? Ein Blick über die Grenze bietet vielleicht so manche Anregung.

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Frucht auch nicht die Tradition. Vor allem aber kom-

In Deutschland ändern sich massiv die Rah-menbedingungen für viele Brenner. Ohne Branntweinmonopol müssen sie spätestens An-fang 2018 neue Absatzwege erschließen. Un-sere Schweizer Nachbarn leben schon lange ohne Ablieferungsmöglichkeit. Wie kommen sie damit zurecht? Ein Blick über die Grenze bietet vielleicht so manche Anregung.

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1 Eine wunderschöne Lage hoch über dem Zürichsee.

2 Die Knollbirne – eine alte, rare Sorte, die zu Bränden erarbeitet wird.

3 So modern kann ein traditioneller Kirsch daherkommen.

4 Urs Streuli vor seiner Brennanlage aus dem 19. Jahrhundert.

5 Das alte Waschhaus beherbergtdie Brennerei.

Page 2: Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH) Bekanntes und … · 2015-08-04 · einem Marketing, das bei der Flaschenge-staltung beginnt, können Marktsegmente erhalten oder sogar ausgebaut

rund um den Hof. Fast das gesamte Obst wird über die Brennerei verwertet. Seit bald 500 Jahren sind Vorfahren derStreulis hier nachweisbar. Und seit unge-fähr 150 Jahren ist das heutige Anwesen in Familienbesitz. Ein traditioneller Hof, den Urs Streuli gemeinsam mit seinem Vater im Nebenerwerb bewirtschaftet. Im Haupt-erwerb ist er Versicherungsinspektor und begutachtet Bauschäden. Wobei, mit dem Nebenerwerb ist das so eine Sache. Urs Streuli spricht von zwei 80%-Jobs...

Neben dem Obstbau und der Brennerei wird eine Pferdepension betrieben. Das Heu der extensiv betriebenen Wiesen wird dort verwertet. Es sind artenreiche Blu-menwiesen.

Darin stehen die Obstbäume. Überwie-gend Streuobst, bis auf eine kleine Fläche Intensivobstanbau für Beeren und Mira-bellen. Viele selten gewordene Sorten sind im Anbau. Von der Knollbirne und der Gelbmöstler war schon die Rede. Hinzu kommen so rare Sorten wie der BernerRosenapfel oder die Bäriker Birne. Vonder Apfelsorte Champagner Renette exis-tiert hier ein Wildling, weltweit gibt es in dieser Form nur diesen einen Baum. Ge-hegt und gepflegt von Urs Streuli. Und zum Sortenerhalt auch schon über Edel-reiser vermehrt.

Tradition und Moderneals harmonisches Ganzes

Hier macht sich die Verbundenheit mit der Tradition bemerkbar. Wer so lange auf ei-nem Hof sitzt, gibt sie nicht auf, sondern versucht, sie lebendig zu halten und fort-zuführen. Gemäß dem Ausspruch des fran-zösischen Politikers Jean Jaurès: „Tradi-tion heißt nicht, die Asche zu bewahren, sondern das Feuer weiterzugeben.“ Das heißt, man muss nicht alles so machen, wie es die Väter und Vorväter gemacht ha-ben. Das heißt aber genauso wenig, alle Überlieferung zu verwerfen. Tradition und Moderne können durchaus in ein frucht-bares Spannungsverhältnis gebracht wer-den. Urs Streuli macht es vor. So, wie es schon seine Flaschen und Etiketten bele-gen: Alte Sorten im neuen Gewand.

Dieser spannende Gegensatz von Neu und Alt zieht sich wie ein roter Faden durch den Betrieb. Schön zu sehen in der Brennerei, wo eine der ältesten Brennan-lagen der Schweiz gleichberechtigt neben einer modernen Brennerei von Carl steht. Der alte Brennhafen aus dem Jahr 1894 ist kein Museumsstück. Auf ihr brennt Urs Streuli seine Kirschbrände, weil sie nach seiner Einschätzung zweifach gebrannt ein intensiveres Fruchtaroma erbringen. Auf

S TA N D O R T

B E T R I E B S D A T E N

P R I V A T B R E N N E R E I U R S S T R E U L I

· Arbeitskräfte: Urs und Patricia Streuli; Ernst und Emmi Streuli (Eltern) · Fläche: 11 ha LN, 1 ha Wald60 Apfelbäume (Hochstamm) mit19 verschiedenen Sorten, 71 Birnbäume (Hochstamm) mit 17 verschiedenen Sorten, 41 Kirschenbäume (Hochstamm) mit 13 verschiedenen Sorten,55 Zwetschgen-, Pfl aumen- und Mirabellenbäume (Hochstamm) mit8 verschiedenen Sorten; 28 ar Inten-sivobstanlage mit 50 Apfel-, 110 Birn- und 60 Mirabellenbäumen (Nieder-stamm), 23 ar schwarze Johannisbeeren. · Betriebszweige: Obstbau, Brennerei, Rauhfutterproduktion · Sortiment: 21 Obstbrände (vorwiegend sortenrein), 3 Liköre, Gin · Vermarktung: Direktvermarktung inkl. Webshop 50%, Detailhandel 35%, Gastro 15%. · Jahresproduktion: Obst-, Beerenbrände und Liköre ca. 1200 Flaschen, Gin ca.700 Flaschen. · Preise: von 31 bis 58 sFr. · Kontakt: Streuli’s Privatbrennerei, Rietwiesstrasse 139CH-8810 HorgenTelefon: +41 79 209 73 07www.streulis.ch

Horgen

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rund um den Hof. Fast das gesamte Obst wird über die Brennerei verwertet. Seit bald 500 Jahren sind Vorfahren derStreulis hier nachweisbar. Und seit unge-fähr 150 Jahren ist das heutige Anwesen in Familienbesitz. Ein traditioneller Hof, den Urs Streuli gemeinsam mit seinem Vater

Page 3: Streuli’s Privatbrennerei, Horgen (CH) Bekanntes und … · 2015-08-04 · einem Marketing, das bei der Flaschenge-staltung beginnt, können Marktsegmente erhalten oder sogar ausgebaut

der seit 2011 betriebenen Kolonnenbren-nerei mit 130-Liter-Kessel und „CIP-Sys-tem“ (Cleaning in place) destilliert er die Brände aus Kern- und Beerenobst mit ih-ren feinen Sortenunterschieden .

„Farbleitsystem“ und „showroom“

Alt neben neu scheint auch das Motto des Verkostungsraumes zu sein. Richtiger wäre zu sagen „Neu in Alt“. Eine alte Holz-tür an der Hofseite verbirgt eine knallrote Stahltür. Dahinter öffnet sich der mit ironi-schem Unterton so genannte „Showroom“. Klein, vielleicht 12 m2 groß, und weiß ge-strichen, anthrazitfarben gefließt, auf der einen Seite bis auf halbe Höhe. Gegenüber ein Spind, dessen 24 Türen in den Grund-farben rot, blau, gelb und grün lackiert sind. Die Farben des Spindes nehmen die

der Etiketten auf. Auf dem Spind stehen aufgereiht die Brände, Geiste und Liköre, hinter seinen Türen, nach den Farben der Früchte sortiert, die Flaschenvorräte. Bei-spielsweise Gelbmöstler und Mirabelle in gelben Spinden, Rosenapfel und Rote Mi-rabelle in roten und Pflaumen und der Zü-rich dry Gin in blauen Spinden. Dieses „Farbleitsystem“ hat sich Urs Streuli’s Frau Patricia, die gelernte Dekorateurin ist,ausgedacht. Ein stimmiges Gesamtkon-zept aus Design und Architektur. Und ein in sich stimmiges Sortiment. Auch hier alt neben neu: Die alten Streuobstsorten ne-bem dem neuen, in Zusammenarbeit mit der Schweizer Forschungsanstalt Agro-scope entwickelten Gin.

Gin aus der Schweiz

Obwohl er mit 46 Franken eines der preis-werteren Produkte von Urs Streuli ist, macht er mit ihm den meisten Gewinn.Die Wacholderbeeren und die übrigen ge-schmacksgebenden Zutaten werden zuge-kauft, es entsteht kein Pflegeaufwand wie bei den Obstbäumen. An Stelle eines sich teilweise über Wochen hinziehenden Ein-maischens und Vergärens steht beim Gin

die relativ kurze Mazeration von einem Tag. Der Gin war für Urs Streuli die Ein-trittskarte in die Bars von Zürich. Erfolg-reich platziert, auch wenn die Reaktion der Bartender typisch war: „Und wie lautet die Story zum Produkt?“ Eine „Story“ hat Urs Streuli nicht zu bieten, aber dafür Ge-schichte – und Qualität. Qualität, die sich bezahlt macht. Mit insgesamt ca. 1200 Fla-schen Obstbränden und Likören sowie ca. 700 Flaschen Gin macht er 50 000 bis 60 000 Franken (52 255 bis 62 700 Euro) Umsatz im Jahr. Und er könnte noch mehr verkaufen, wenn denn die Streuobstbäume mehr Früchte hergäben...

Unterschiede undÄhnlichkeiten

So wie Urs Streulis Brennerei könnte auch eine Brennerei in Deutschland stehen. Vie-les ist vergleichbar. Der Betrieb im Neben-erwerb, die Pflege des Streuobstes, die Verbindung von Tradition und Moderne. Doch es gibt markante Unterschiede:Die Brennanlagen sind unverplombt, Ver-schlussbrennereien gibt es in der Schweiz nicht. Ein weiterer Unterschied sind die mehr als doppelt so hohen Steuersätze(s. Infokasten). Die Besteuerung ist ein Grund für die hohen Preise, die bei Urs Streuli bis auf 56 Franken für die Halb-literflasche hochgehen, umgerechnet ca. 53 Euro. Die hohen Preise für Spirituosen verschärfen den Wettbewerb zwischen den Erzeugern. Die Verbraucher wenden sich entweder preiswerterer Importware zu oder sie kaufen weniger und dafür aber ausgewählt.

Eine völlig andere Situation als in Deutschland. Tatsächlich, es gibt vieleUnterschiede. Aber unterm Strich? Wir ha-ben zwar nicht so hohe Steuersätze, aber das Ende des Branntweinmonopols wird auch hierzulande den Wettbewerb zwi-schen den Direktvermarktern verstärken. Da kann das Beispiel von Urs Streuli Mut machen. Mit Qualität in der Flasche und einem Marketing, das bei der Flaschenge-staltung beginnt, können Marktsegmente erhalten oder sogar ausgebaut werden. Nicht nur mit Whisky oder Gin, sondern auch mit Raritäten aus Streuobst.

Blickt man auf die Situation der Bren-ner, liegen am Ende vielleicht doch keine Welten zwischen Deutschland und der Schweiz. Es trennt sie nur der Rhein.

Text: Friedrich SpringobBilder: Springob, Edelbrennerei Dirker

Die wichtigsten aktuellen Rahmenbe-dingungen für Brenner in der Schweiz (Stand Mai 2015)Liberale Rahmenbedingungen:– Keine Mengenbegrenzungen im Bereich der Herstellung von Spirituosen.– Es gibt lediglich eine Minimalmenge, um in den Besitz einer gewerblichen Herstellungs-konzession zu kommen: Ein an einer eigenen Brennerei Interessierter muss mindestens einmal 200 Liter reinen Alkohol bei einem sog. Lohnbrenner herstellen lassen.– Keine Begrenzungen hinsichtlich der Größe des Brennkessels (weder nach oben noch nach unten). – Kein Exportverbot für Hersteller: Sowohl große als auch kleine Hersteller dürfen ihre Destillate grundsätzlich ins Ausland ver-kaufen.– Keine verschlossenen Einrichtungen bei Brennereien: ein Brenner meldet sich nach Abschluss des Brennvorgangs bei der Eidge-nössischen Alkoholverwaltung (EAV) und diese stellt die für die Veranlagung maßgebli-chen Werte fest (Menge, Temperatur, Vol.%).– Die EAV kauft den Produzenten deren Schnaps nicht (mehr) ab.

Restriktive Rahmenbedingungen (aus Grün-den der Suchtprävention): – Hohe Besteuerung: 29 Franken (ca. 27 Euro)/Liter r.A. (im Vergleich zu Deutschland: rund 10 Euro für Abfindungsbrenner, rund 13 Euro für Verschlussbrenner).– Es ist nur produktbezogene Werbung er-laubt (Destillate dürfen z.B. nicht mit dem Thema Genuss beworben werden).– Keine Ausbildungsmöglichkeiten für Bren-ner in staatlichen Einrichtungen. Hingegen werden an mehrtätigen Kursen theoretische und praktische Kenntnisse im Brennereiwe-sen in kantonalen landwirtschaftlichen Bil-dungszentren vermittelt.

Totalrevision des Alkoholgesetzes:Das aktuelle Alkoholgesetz der Schweiz stammt aus dem Jahr 1932 und gehört damit zu den ältesten Gesetzen des Landes. Es soll durch zwei Gesetze ersetzt werden: Mit dem neuen Spirituosensteuergesetz soll u.a. auf drei Bundesmonopole verzichtet, sollen41 von 43 Bewilligungen abgeschafft und soll die Zahl der Steuerpflichtigen bei gleicher Steuersicherung massiv reduziert werden. Das neue Alkoholhandelsgesetz umfasst die für Detailhandel und Ausschank alkoholi-scher Getränke geltenden Handels- und Wer-bebeschränkungen zur Minderung des prob-lematischen Alkoholkonsums und seiner Fol-gen sowie zum Schutz der Jugend.

Info

„ “Tradition heißt nicht, die Asche zu bewahren, sondern

das Feuer weiterzugebenJean Jaurès

Porträt/Schweiz

20 Kleinbrennerei 08/2015