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Wohnen MA anders unimagazin Ausgabe 2015 | 01 Unabhängiges Mannheimer Studierendenmagazin

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Unabhängiges Mannheimer Studierendenmagazin, Ausgabe 01/2015

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Wohnen MA anders

unimagazin

Ausgabe 2015 | 01

Unabhängiges Mannheimer Studierendenmagazin

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2 unimagazin campusleben

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3 editorial unimagazin

Liebe Leserinnen und Leser!

Auch im vergangenen Semester verfolgte uns das The-ma „Wohnen und Leben in Mannheim“ während unse-rer Redaktionssitzungen. Zahlreiche neue Redaktions-mitglieder hatten ihn nämlich gerade erst hinter sich: den Umzug in die erste eigene Wohnung. Steht man erst einmal mit seinem Köfferchen in unserer geliebten Quadratestadt, gibt es verschiedene Möglichkeiten, eine neue Bleibe zu finden. Haben Neulinge überhaupt alle Optionen auf dem Schirm? Wie steht es um euch, also diejenigen, die schon in Mannheim leben? Findet es selbst heraus, denn wir stellen euch vor, wie man MA‘ anders wohnen kann. Außerdem gibt’s Tipps für günstige Alternativen zu langweiligem Standardmobi-liar.Wer weniger Wert auf die eigenen vier Wände legt und sich nicht als Stubenhocker bezeichnet, könnte ja mal auf die Straße gehen – zum Protest! Anlass gäbe es genug – sei es zum Thema Gentrifizierung oder zur neuen Regelung bezüglich des qualifizierten Attests.Ganz gleich ob Stubenhocker oder Rebell: Wir wün-schen euch ein schönes Frühjahrssemester und viel Freude mit unserer neuen Ausgabe!

Eure uniMAgazin-Redaktion

Du schreibst?

Du fotografierst?

Du zeichnest?

Du layoutest?

Dann komm zu unserem Infoabend!

25.02. / 19 Uhr EO 289 „Badewanne“

Bist du krank genug4

StuPa, AStA & VS6

Warum denn nicht nach Posen?

8

Extraordinary Exchange10

Risse im Fundament der neoklassischen Hochburg

12

Meine Wohnung ist die beste Wohnung Mannheims, ...

14

Wohnen 1a: Das Haus Aufstieg

18

Unter Füchsen21

Auf die Barrikaden!22

MA‘ individuell wohnen24

Kultur(t)räume26

„Wir machen keine Hochkultur, sondern

Jetztkultur“28

Tod im Luisenpark30

einzigARTig31

M.A.X. – das Kurzwaschprogramm unter

den Sportkursen32

Fitness für Körper und Seele33

Die MAnnschaft – Das Wunder von Vallendar

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Prof.-Mixtape35

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4 unimagazin campusleben

Bist du krank genug?Fehlst du krankheitsbedingt bei einer Prüfung, kann seit neuestem die Uni

entscheiden, ob du auch wirklich „krank genug“ bist. Das „Qualifizierte Attest“, das es seit der letzten Klausurenphase an unserer Uni gibt, verpflichtet die Studierenden, die Symptome anzugeben, die dazu führen, dass sie nicht zu einer Prüfung antreten

können. Das „Qualifizierte Attest“ – Posse oder Präzedenzfall?

Text: Clara Schäper

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Bereits am 15. Oktober 2009 flatterte ein Schrei-ben des baden-württembergischen Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst (in Aus-zügen auf der Universitätshomepage zu finden) in die Studienbüros der Landeshochschulen. Auf diesem Schreiben soll die neue Attestregelung be-ruhen.

Seitdem ist klar: Früher oder später wird jede Hochschule ihre Attestregelung an die Vorschrif-ten des Ministeriums anpassen müssen. Es dauer-te fünf Jahre, bis das Unvermeidliche auch an der Uni Mannheim eintrat. Sie ist damit eine der letz-ten Hochschulen in Baden-Württemberg.

„Dieses Thema stand einfach nicht so weit oben auf der Liste“, so Anja Zschiedrich, Leiterin des Studiendenbüros 1. Als man es schließlich auf die Tagesordnung der Universitätsgremien gesetzt hatte, wurde „das Schreiben und die rechtliche Zulässigkeit intensiv geprüft und diskutiert.“ Dies geschah zum einen in der Senatskommission für Lehre (SKL), in der auch Studierendenvertreter sitzen und zum anderen natürlich in den Universi-tätsjustiziaren.

Für sie war vor allem die Einschätzung der ZEN-DAS (Datenschutzstelle für baden-württembergi-sche Universitäten) von Bedeutung. Die rechtliche Grundlage findet man in einem Urteil des Bundes-verwaltungsgerichtes, das bereits am 06.08.1969 beschlossen wurde. Dort steht: „Wird der Rücktritt vom Prüfling erklärt, entscheidet das Landesjus-tizprüfungsamt, ob die nachgewiesenen Gründe es rechtfertigen, dass der Prüfling [...] verhindert ist. Die ärztliche Beteiligung beschränkt sich im Wesentlichen darauf, krankhafte Beeinträchti-gungen zu beschreiben und darzulegen [...].“ Das Schreiben zum neuen Landeshochschulgesetz von 2009 gibt dieses Urteil wieder und beruft sich da-rauf.

Ob Prüfungsunfähigkeit vorliegt, liege nicht im Ermessen des Arztes

Ob ein Studierender an einer Prüfung teilnehmen kann oder nicht, wird letztlich von den zuständigen Mitarbeitern des Studienbüros und des Prüfungs-ausschusses beurteilt, also von fachlich „unquali-fizierten“ Personen. Frau Zschiedrich betont, „die Krankheiten interessieren die Mitarbeiter nicht wirklich“. Bei der Prüfung der Anträge werde ein Blick darauf geworfen, aber keine Diskussionsrun-de ins Leben gerufen, wie es manche Studierende befürchtet hätten.

Und was ist mit der ärztlichen Schweigepflicht? Auch die erachtet die ZENDAS als nicht verletzt: „Dieser Weg trägt dem Grundsatz in besonderer Weise Rechnung, dass der Prüfling selbst über die Preisgabe und Verwendung persönlicher Daten

entscheidet. Die Entbindung einer Schweigepflicht bedarf es in diesem Fall nicht, da der Arzt die An-gaben nur dem Patienten gegenüber macht.“ Folglich teilt man die Angaben dem Prüfungsaus-schuss „freiwillig“ mit. Ist man zu einer Prüfung angemeldet, steht man in einem Prüfungsrechts-verhältnis mit der Universität und damit auch in einer Mitwirkungspflicht, auf die sich das Gesetz hier beruht.

Trotzdem ist die Auslegung dieser Regelung ein massiver Eingriff in die Privatsphäre! So ist oft der erste Gedanke: Es geht den Prüfungsausschuss schlichtweg nichts an, welche Krankheitssympto-me einen persönlich daran hindern, an einer Prü-fung nicht teilnehmen zu können.

Die neue Regelung stößt auf Unverständnis

Dr. Thomas Gogeißl, Arzt und Allgemeinmediziner in Mannheim, hatte bis vor einem Jahr noch nie etwas von einem „Qualifizierten Attest“ gehört. Auch bei ihm stößt die erste Konfrontation auf Unverständnis und Empörung. Er bezeichnet die Regelung als „unsittlich und unethisch“. Er sieht darin einen „massiven Eingriff in das Vertrauens-verhältnis zwischen dem Patienten und seinem Arzt“.

Die Maßnahmen für mehr Flexibilität bei der Prüfungsanmeldung, wie die Abschaffung der Anmeldepflicht, führten in den letzten Jahren an unserer Universität bereits zu einer Verbesserung der Chancengleichheit. Auf diese wird sich auch bei der neuen Maßnahme berufen.

Allerdings konnte an unserer Universität in den letzten Jahren und auch vor 2009 kein Anstieg der Anträge verzeichnet werden. Frau Zschiedrich be-tont dazu, dass die „Einführung an unserer Univer-sität keinen ‚Missbrauchsvorwurf‘ gegenüber den Studenten darstellt.“

Die Frage ist, ob sich die Studierenden in Ba-den-Württemberg die neue Regelung gefallen las-sen wollen. An der TU Darmstadt wurde sie zum Beispiel aufgrund massiver Proteste der Studie-renden in diesem Jahr wieder zurückgenommen.

„die Krankheiten interessieren die Mitarbeiter nicht wirklich“

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6 unimagazin campusleben

Die Organisation einer Hochschu-le lässt sich zunächst in die aka-demische und die studentische Selbstverwaltung aufteilen. In der studentischen Selbstverwaltung werden die hochschulpolitischen Angelegenheiten durch die Studie-renden selbst geregelt. Die wich-tigsten Organe sind hierbei das Studierendenparlament (StuPa), der Allgemeine Studierendenaus-schuss (AStA), die Fachschaften, die Fachbereichsvertretungen und der Fachschaftsrat. Die Gesamt-heit der immatrikulierten Studie-renden der Universität Mannheim bilden die Verfasste Studierenden-schaft (VS) und Studierende einer Fakultät jeweils eine Fachschaft. Entsprechend der fünf Fakultäten gibt es auch fünf Fachschaften. Jeder Studierende wird durch sei-nen Studiengang zusätzlich einem Fachbereich zugeordnet. Sowohl die Fachschaften als auch die Fach-bereichsvertretungen kümmern sich um die Belange der Studieren-den der jeweiligen Fakultäten und Fachbereiche.

Auch in der akademischen Selbstverwaltung sind studenti-sche Vertreter vorhanden – drei Studierende werden jedes Jahr von der Verfassten Studierenden-schaft in den Senat gewählt. Dort werden unter anderem die Prorek-toren gewählt, der Haushaltsplan der Universität besprochen und grundlegende Richtungsentschei-dungen getroffen. Fünf weitere Studierendenvertreter werden von der Fachschaftsvertretung in den jeweiligen Fakultätsrat entsendet,

in dem über grundsätzliche Ange-legenheiten der fünf Fakultäten entschieden wird.

Wen und was wir wählen

Einmal im Jahr wählen wir, das heißt die Verfasste Studieren-denschaft, das Studierendenpar-lament, sechs Vertreter unserer jeweiligen Fachbereiche und drei Studierende, die im Senat ver-treten sind. Das StuPa, das legis-lative Organ der studentischen Selbstverwaltung, besteht aus insgesamt 23 VertreterInnen, die wiederum den sechs politischen Hochschulgruppen angehören. Derzeit sind die Juso Mannheim, der Ring Christlich Demokratischer Studenten (RCDS), die LISTE für In-dividualethik, Studium, Tierliebe und Eschatologie, die grün-alterna-tive hochschulgruppe, die Liberale Hochschulgruppe (LHG) und die Soziale Liste im StuPa vertreten. Eine Koalition aus Jusos, Die LISTE und der gahg stellt momentan mit 14 von 23 Sitzen die Mehrheit. Das StuPa trifft sich mindestens drei-mal im Semester zu Sitzungen, die in der Regel hochschulöffentlich sind. Nach jeder Wahl wählt es die vier bis neun Mitglieder des AStA, welcher das exekutive Organ der Studierendenschaft darstellt. Zwei Personen bilden den Vorstand. Im Anschluss werden bis zu sieben weitere Referenten vom AStA be-stimmt, welche dann beispiels-weise das Finanzreferat oder das Referat für Hochschulpolitik und Gesellschaft leiten.

Die junge Geschichte der Verfassten Studierendenschaft

Die Hochschulpolitik und insbeson-dere die studentische Selbstver-waltung in Baden-Württemberg ha-ben eine bewegte Vergangenheit. So wurde die Verfasste Studieren-denschaft 1977 von der damaligen Landesregierung abgeschafft, mit der Begründung, sie sei zu links-gerichtet. Erst 2011 wurde sie im Zuge des Regierungswechsels in Baden-Württemberg wieder ein-geführt. Davor gab es an den Uni-versitäten zwar einen Allgemeinen Studierendenausschuss, dieser hatte aber kein politisches Mandat und war lediglich auf universitäts-interner Ebene für die Belange der Studierenden zuständig.

Die alte „neue“ Verfasste Studierendenschaft

Durch die Wiedereinführung der Verfassten Studierendenschaft an den baden-württembergischen Hochschulen haben sich für den AStA neue Möglichkeiten aufge-tan, aber auch viele zusätzliche Aufgaben ergeben. So musste eine Satzung niedergeschrieben werden, in der die Bestimmungen und der Aufbau der Verfassten Studierendenschaft festgehalten ist. Die Studierendenvertretung ist jetzt finanziell und politisch un-abhängig von der Universität aber gleichzeitig fester in die hoch-schulpolitischen Angelegenheiten eingebunden – was vorher nur der studentischen Vertretung im Senat vorbehalten war. Der AStA vertritt die Studierenden nun uni-

StuPa, AStA & VS – die studentische Selbstverwaltung im Überblick

Die nächsten Wahlen der Verfassten Studierendenschaft stehen bald an. Damit wir wissen, wofür wir unsere Kreuze machen, haben wir uns die Zusammenhänge der

Hochschulpolitik und der studentischen Selbstverwaltung mal genauer angeschaut.Text: Anne Schnadt

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versitätsintern, aber auch auf Lan-des- und Bundesebene. Seit dem Frühjahrssemester 2014 erheben die baden-württembergischen AS-tAs einen Beitrag, den jeder Stu-dierende zusammen mit dem ge-nerellen Semesterbeitrag bezahlt; an der Universität Mannheim be-trägt er zurzeit 5,85 Euro. Bei rund 12.000 Studierenden kommt so eine Summe von etwa 70.200 Euro zusammen. Der AStA erstellt über dieses Geld und sonstige Einnah-men einen Haushaltsplan und legt ihn dem StuPa vor, der ihn dann beschließt. Am Ende seiner Amts-zeit muss der AStA dem StuPa Re-chenschaft ablegen, insbesondere

über die Einnahmen und Ausgaben der Studierendenschaft sowie über seine generelle Arbeit. Der genaue Haushaltsplan kann auf der Web-seite des AStA eingesehen werden.

Und wofür wird der AStA-Beitrag verwendet?

Mit dem AStA-Beitrag fi nanziert der Allgemeine Studierendenaus-schuss unter anderem das Service-Angebot für Studierende. So organi-siert er Sportturniere und Feten und betreibt eine eigene Fahrradwerk-statt. Außerdem erscheint jeden Monat die Studierendenzeitschrift bAStA. Auch den Fachschaften wer-den Mittel aus dem Haushalt der VS

zur Verfügung gestellt. Eine weitere wichtige Aufgabe des AStA ist die rechtliche Vertretung der Studie-renden. Derzeit verhandelt die Stu-dierendenvertretung beispielswei-se mit dem Rhein-Neckar Verbund (VRN) über die Konditionen des Semestertickets und trägt hierbei die rechtliche Verantwortung. Sie arbeiten in diesem Prozess eng mit den AStAs anderer baden-württem-bergischer Hochschulen zusam-men. In Zusammenarbeit mit Patrick Schlickmann, ehemaligem AStA-Vorstand und Mitglied der grün-al-ternativen hochschulgruppe.

Studierende der Universität Mannheim(Verfasste Studierendenschaft)

a) Aufgeteilt in Fachschaftenb) Aufgeteilt in Fachbereiche

für jeden Fachbereich wird eine Fachbereichsvertretung gewählt. 1x im Jahr 6 Leute je Fachbereich

Studentische Selbstverwaltung

Akademische Selbstverwaltung

Fachbereichsvertretungen

Fachschaftsratkoordiniert die

Kommunikation der Fachbereiche

berät

berät

entsendet 5 VertreterInnen

entsenden pro Fachbereich 1 elegierten

entsenden pro Fachbereich 3 Delegierte

wählt 4 bis 9 Mitglieder

bestimmt eine Person,

welche anden Senats-

sitzungen teilnimmt

wählen 1x im Jahr 3

studentische VertreterInnenin den Senat

wählen 1x im Jahr die

VertreterInnendes StuPa

Fachschafts-vertretung

Studierendenparlament (StuPa)

Fakultätsratbespricht Grundsätzliches

das Fakultäten angeht.

Senatwählt u.a. die Prorektoren& bespricht Haushaltsplan

der Universität.

Jusos 8 Sitze

Soziale Liste1 Sitz

RCDS5 Sitze

LHG3 Sitze

gahg3 Sitze

Die Liste3 Sitze

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8 unimagazin campusleben

England, USA, Australien oder doch lieber Schweden? Englischsprachige oder skandinavische Länder sind bei den Mannheimer Studierenden für einen im Studi-um integrierten Auslandsaufenthalt sehr gefragt. Das Stiefkind oder der müde Abklatsch sind dabei für viele die osteuropäischen Länder. ERASMUS ist oftmals von einer eindeutigen „Go-West-Mentalität“ geprägt.

Osteuropa bietet viele Möglichkeiten

Der sprichwörtliche „Blick über den Tellerrand“ wird einem aber gerade bei einem Aufenthalt in Osteuropa ermöglicht und viele der kooperierenden Universitä-ten liegen in wunderschönen, alten und kulturell rei-chen Städten, wie zum Beispiel die „Central European University“ in Budapest (Ungarn) oder die „Adam-Mi-ckiewicz-Universität“ in Posen (Polen). Beide Städte bestechen durch eine wunderschöne Altstadt – von ei-nem ehemaligen Austauschstudenten wird Budapest

sogar als „die ERASMUS-Stadt“ bezeichnet. Diese Be-zeichnung ist für alle der unbekannteren Uni-Koopera-tionen zutreffend.Das Leben ist dort für Studenten aus Deutschland meist sehr günstig, denn Mieten für Wohnheime oder Wohnungen sind gering, ebenso die sonstigen Le-benshaltungskosten. Ideal für alle, die gerne feiern oder auswärts essen gehen! In den Erfahrungsberich-ten wird die litauische Küche gelobt und polnische Piroggen nach originalem Rezept sollte man ebenso wenig verpassen.

Kathrin Blitzke vom Akademischen Auslandsamt der Uni Mannheim erzählt, dass die grundsätzliche Chance ins Ausland zu kommen steigt, wenn man sich bei seiner Auswahl auch mit eher unbekannten Univer-sitäten befasst. Die bekannten Ziele werden so häufig als Erstwahl angegeben, dass man seine zweite oder dritte Wahl an eines dieser Ziele im Zweifelsfall ver-

Warum denn nicht nach Posen? Die Universität Mannheim hat viele Partneruniversitäten, doch so manch eine

Kooperation wird weniger genutzt als andere. Viele Unis sind einen Besuch wert, auch wenn sie einem nicht auf Anhieb in den Sinn kommen. Über die Vorzüge

unterschätzter Partneruniversitäten.Text: Dora Köhler · Illustration: Lisa Steven

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schwenden würde. Mit der Zweit- oder Drittwahl eine Uni anzugeben, die weniger bekannt ist, erhöht also die Chance, ein Semester an einer Wunschuni zu verbringen.

Vorurteile abbauen

Das Stigma von veralteten Univer-sitäten in Osteuropa stimmt oft nicht. So ist der Partner-Psycho-logiestudiengang in Litauen sehr praxisorientiert und die Univer-sität kann mit einer fabelhaften Ausstattung glänzen. Auch wer denkt, auf Mallorca gäbe es nur den studienunfreundlichen Bal-lermann, irrt sich. Man muss nicht dauernd Party machen, man kann aber. Kultur- und Naturliebhaber kommen auf Mallorca genauso auf ihre Kosten, wie partyfreudige Studierende, denn Abseits von den Massen deutscher und englischer Touristen warten sowohl spani-sche als auch katalanische Kultur und die schöne Insellandschaft. Ähnliches gilt für Malta: Da die Amtssprache der Insel Englisch ist, ist das Sprachniveau sehr hoch. Es müssen also nicht Großbritannien oder die USA sein, wenn man sei-ne Sprachkenntnisse aufpolieren möchte. Dafür können sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschla-gen werden, denn selbst wenn das Studium auf Englisch stattfindet, besteht oftmals die Möglichkeit, an einem von der Gastuniversität angebotenen Sprachkurs teilzu-nehmen. Wer kann schon von sich behaupten, Polnisch oder Litauisch zu sprechen? Eine bessere Mög-lichkeit, eine Sprache zu lernen als im Land selbst gibt es kaum.

Ein Aufenthalt auf Malta, in Li-tauen oder Ungarn überzeugt im Lebenslauf. Da nicht so viele Aus-tauschstudierende an diese Orte kommen, wie beispielsweise in die USA, ist man zudem im Land selbst etwas Besonderes. Die Gaststu-

dierenden bekommen persönliche Mentoren, die bei der Eingewöh-nung und bei organisatorischen Zusammenhängen helfen und teil-weise wird einem sogar ein zusätz-licher akademischer Mentor zuge-teilt. In Posen gibt es sogenannte „Buddy-Groups“, die sich regelmä-ßig treffen und Partys oder Reisen veranstalten. Gerade die Inseln können in nur einem Semester ausgiebig erkundet werden und in Ländern wie Polen oder Ungarn ist das Reisen so günstig, dass man auch sie gründlich kennenlernen kann.

Wer bei seinem ERASMUS-Auf-enthalt Wert auf andere Kulturen, Sprachen und neue Erfahrungen legt, ist bei den „ERASMUS-Städ-ten“ in Osteuropa, auf Malta und Mallorca also mindestens so gut aufgehoben wie an den Partneru-nis im Westen.

Auf der Suche?Dann schau dir doch mal diese Universitäten an.•  „American University in

Bulgaria“, Blagoevgrad (Bulgarien)

•  „Mykolas Romeris University“, Vilnius (Litauen)

•  „Vytautas Magnus University“, Kaunas (Litauen)

•  „Adam Mickiewicz University“, Posen (Polen)

•  „Central European University“, Budapest (Ungarn)

•  „University of Malta“, Msida (Malta)

•  „University of the Balearic Islands“, Palma de Mallorca (Spanien)

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Extraordinary Exchange Nicht jeder Student ist gleich, das ist klar. Doch manche Studierende stechen

aus der breiten Masse hervor. Eine von ihnen durfte ich in einem Interview näher kennenlernen.

Text: Julia Keith · Foto: Tamara Milutinović

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Nachdem Angelika Freeman ihr Abitur absolvierte, verbrachte sie ein Jahr als Au-Pair in Australien und in Auckland, Neuseeland. Dort arbeitete sie unter an-derem bei Annabel Langbein, einer neuseeländischen Fernsehköchin, die in Deutschland vor allem durch ihr Buch „The Free Range Cook“ bekannt wurde. Nach ei-nem international angehauchten Wirtschaftsstudium in Freiburg war Angelika in Auckland für ein mittelstän-disches Tourismusunternehmen tätig. Sie betreute dort Kreuzfahrten und Gruppen-reisen aus dem europäischen und deutschsprachigen Raum, aber auch aus Brasilien und Argentini-en. Mittlerweile ist sie verheiratet und hat zwei Kinder im Schulalter. Nach langjähriger Berufserfahrung entschied sich Angelika noch ein-mal, zu studieren und schrieb sich an der „Auckland University of Technology“ für das Fach „Interna-tional Business“ ein. Seit August letzten Jahres ist sie Austauschstu-dentin an der Uni Mannheim.

Angelika wählte dieses Studi-enfach, weil aus ihrer Sicht „Inter-national Business“ in einem Land wie Neuseeland immer relevanter werde. Mit seinen vier Millionen Einwohnern und mitten im Südpa-zifik gelegen, müsse es sich nach außen richten. Der Studiengang verbessere ihre Chancen für den Berufseinstieg. An ihrem Studiengang gefallen ihr vor allem die „verschiedenen Komponenten in internatio-nalen Geschäften und die einzelnen Länder auf wirt-schaftliche Merkmale hin kategorisieren zu können. Kultur ist beispielsweise ein wichtiger Faktor bei Ver-handlungsgesprächen, aber nicht ausschließlich. Ein Ziel einer solchen Verhandlung ist es, ein nachhaltiges Ergebnis für beide Parteien auszuhandeln und strate-gische Entscheidungen effizient und effektiv miteinan-der gestalten zu können. Das habe ich auch durch die Maori-Kultur und im Tourismus lernen dürfen und kann meine praktische Erfahrung jetzt im Studiengang ver-tiefen“, erklärt sie.

„Das Austauschsemester ist für alle eine Umstellung“

Angelikas Familie ist für das halbe Jahr mit ihr nach Deutschland gezogen. Das Austauschsemester ist also für alle eine Umstellung: Neue Uni, neue Schule und Kindergarten, eine andere Kultur und Sprache. Ihre beiden Kinder sind mit dem „one language approach“

zweisprachig aufgewachsen und daher an einen akti-ven deutschen Sprachgebrauch gewöhnt. In ihrer Frei-zeit engagiert sie sich ehrenamtlich für den Aufbau einer bilingualen Schule in Auckland. Ihr Mann, der bereits vor Längerem ein Jahr in Deutschland gelebt hat, machte noch einmal einen Deutschkurs, um seine Sprachkenntnisse aufzufrischen. Studium und Familie zu vereinbaren sei eine Umstellung, aber mit der Un-terstützung von Freunden und Familie machbar, erzählt

sie mir. Für sie gab es verschiede-ne Beweggründe, erneut ein Studi-um zu beginnen: „Ich hatte schon während meiner Arbeit immer wie-der Kurse in Neuseeland belegt und im letzten Jahr habe ich das Studium dann intensiver aufge-nommen.“

Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in Neuseeland eher als in Deutschland üblich ist, sich im Leben umzuorientieren oder nochmals zu studieren. Neusee-land wurde erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts von Europäern besiedelt und ist damit, was fest-geschriebene Gesetze und Richtli-nien betrifft, ein noch sehr junges Land. Folglich gibt es dort – vergli-chen mit deutschen Verhältnissen – einen sehr hohen Grad an Indivi-dualismus und mehr Anerkennung für einen Neustart.

Zwischen neuseeländischen und deutschen Uni-versitäten sieht Angelika deutliche Unterschiede: In Neuseeland gebe es mehr Austauschstudenten, ca. 40-50 Prozent. Das habe unter anderem ökonomische Gründe, da die Studiengebühren für ausländische Stu-dierende höher seien als für inländische. Zusätzlich unterscheide sich auch der Aufbau der Kurse an sich: „Ein Kurs setzt sich, ähnlich wie hier, aus Vorlesungen und Workshops zusammen und die Prüfungsnote be-steht aus einem Report oder Essay, einer Präsentation mit Gruppenarbeitskomponente und einer dreistündi-gen Klausur zum Ende des Semesters. Dadurch ist der Druck in der Klausur nicht so groß wie hier.“

Anfang Januar geht es für Angelika wieder zurück nach Hause. Ihre Bachelorarbeit möchte sie im Rah-men eines Praktikums in einem neuseeländischen, international orientierten Industriebetrieb schreiben. Anschließend möchte sie sich wieder ins Berufsleben stürzen.

„Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass es in

Neuseeland eher als in

Deutschland üblich ist,

sich im Leben umzuorientieren“

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Das Netzwerk Plurale Ökonomik e.V. ist eine deutschlandweite Gruppierung von Studieren-den, die sich für mehr Pluralität in der Lehre der Wirtschaftswissenschaften einsetzt. Der aktuelle Lehrplan lasse kaum Alternativen zur Denkweise der „neoklassischen Schule“ zu und reale Wirtschaftsprobleme würden in ab-strakten Modellen nicht ausreichend berück-sichtigt, kritisiert das Netzwerk. Der Bezug zur Praxis fehlt nicht nur in der Lehre. Viel zu häufig sind auch Handlungsempfehlungen von Experten zu abstrakt, um ökonomische Her-ausforderungen angemessen zu bewältigen. Aus diesem Grund hat das Netzwerk auf seiner Homepage das klare Ziel formuliert, „der Viel-falt ökonomischer Theorien Raum zu geben, die Lösung realer Probleme in den Vorder-grund zu stellen sowie Selbstkritik, Reflexion und Offenheit in der VWL zu fördern.“

Ausgehend von Frankreich, wo im Jahr 2000 Studierende der Sorbonne in Paris einen Auf-ruf gegen eine ‚autistische Wissenschaft‘ starteten, verbreitete sich die Reformations-bewegung international. In Australien, China, England und den USA – überall entstanden Gruppen, die sich für eine Öffnung des neo-klassischen Monotheismus einsetzen. 2003 sprangen dann auch deutsche Studierende auf den Zug auf. Mittlerweile haben sich 20 deutsche Studierendeninitiativen im Netzwerk Plurale Ökonomik zusammengeschlossen und engagieren sich für eine größere Vielfalt in der Wissenschaft.

Auch bei Mannheimer VWL-Studierenden kommt Unzufriedenheit aufHeidelberger Studierende waren von Anfang an Teil der Bewegung. In der 25 Kilometer ent-fernten neoklassischen Hochburg Mannheim hingegen wurde am Fundament der Lehre lan-ge nicht gerüttelt. Doch nun macht sich durch die Engstirnigkeit der VWL-Lehre auch bei den Mannheimer Studierenden Unzufriedenheit breit. Besonders die Eindimensionalität der Lehre wird in Frage gestellt. Einige von ihnen kritisieren, dass die Vorstellung, es gäbe eine ‚unsichtbare Hand‘, die im Markt notwendi-gerweise zu einer effizienten Allokation der Ressourcen führt, häufig zu unreflektiert hin-genommen wird. Auch die Annahme, dass Wirtschaftsakteure vollkommen rational han-deln und somit dem Modell des Homo Oecono-micus Folge leisten, scheint die Realität nicht adäquat abzubilden.

Das uniMAgazin hat drei Gründungsmitglie-der der „Pluralen Ökonomik Mannheim“, wie sich die Gruppe motivierter und ambitionierter Studierender nennt, exklusiv zum Interview getroffen. Bisher sind es im Kern etwa sieben Studierende im dritten Bachelorsemester VWL. Aber auch Masterstudierende der Soziologie sind vertreten. Einmal wöchentlich trifft sich die Gruppe und reihum werden andere Wirt-schaftsschulen vorgestellt und diskutiert, de-ren Annahmen von der neoklassischen Schule abweichen. Gelegentlich nehmen auch Dozen-ten an diesen Diskussionsrunden teil. Doch warum treffen sich VWLer auch noch außer-

Risse im Fundament der neoklassischen Hochburg

Einer zunehmenden Anzahl an VWL-Studierenden geht ihr Studium nicht weit genug. Deswegen setzen sich seit Jahren Studierende in Deutschland für mehr

Pluralität in der Volkswirtschaftslehre ein. Jetzt ist die Bewegung auch in Mannheim angekommen. Die neugegründete Gruppe „Plurale Ökonomik Mannheim“ schaut

über den Tellerrand hinaus und bildet sich in Eigenregie weiter.

Text: Anika Lehbert & Lucas Radke · Foto: Tamara Milutinović

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halb der Vorlesungen, um sich auf ihrem Studiengebiet weiterzubil-den? Sollte die Volkswirtschafts-lehre junge Nachwuchsökonomen nicht eigentlich ausreichend aus-bilden und auf zukünftige Positi-onen vorbereiten? Offensichtlich fehlt der „Pluralen Ökonomik Mannheim“ etwas. „Unser Gefühl ist, dass wir als VWL-Studierende über das Wirtschaftssystem nicht viel mehr wissen als Studierende, die ein anderes Fach studieren und sich den Wirtschaftsteil der Zei-tung durchlesen“, so Jan, 22. Im ersten Semester stehen beispiels-weise nur Grundlagen der VWL als volkswirtschaftliches Fach auf dem Stundenplan. Der Rest der Zeit wird mit Recht, Betriebswirtschaftsleh-re und Mathematik verbracht. Über wirtschaftliche Hintergründe und Zusammenhänge, über den Kern und die Intention der VWL wird je-

doch kaum etwas gelehrt. Durch den vollen Stundeplan ist eine in-tensivere Beschäftigung mit dem eigenen Fach kaum möglich.

Die kritische Diskussion fehlt„Man hört zu, frisst und bei der Klausur muss man es einfach kön-nen“, bemängelt die 21-jährige VWL-Studentin Johanna. Viele er-warteten, ein besseres Verständ-nis von der realen Wirtschaft zu erlangen. Stattdessen beschäfti-gen sie sich nun primär mit dem Auswendiglernen neoklassischer Modelle, von denen einige zwei-felhaft sind. Es ist verständlich, dass die Studierenden sich da mehr Austausch mit den Dozenten und mehr Diskussionsmöglichkei-ten wünschen. In den ersten drei Semestern wurde kaum ein Essay gelesen und es wird nicht darüber gesprochen, wie es in der Realität

tatsächlich aussieht. Anstatt die Übungen nur mit rechnen zu ver-bringen, sollten außerdem wis-senschaftliche Paper gelesen und kritisch diskutiert werden.

Es ist der Scheinpositivismus, der bemängelt wird. Auf Basis von Modellen werden Fakten angeb-lich völlig wertfrei analysiert. Doch tatsächlich erhält man in der Vor-lesung ständig Ergebnisse, über die man insgeheim eine Wertung abgeben könnte. „Da stecken Mei-nungen, da sind Positionen und Gesellschaftsbilder dahinter, doch über diese Aspekte sprechen wir überhaupt nicht“, bedauert Jo-hanna gegenüber dem uniMAga-zin. Peter, 22, betont erneut den Wunsch nach Diskussionsmöglich-keiten. „Wir lernen zwar anhand eines Modells, welche Auswirkun-gen ein Mindestlohn haben kann, aber ob dieser letztendlich für die

Drei der Gründungsmitglieder: (v.l.) Peter Derheim, Johanna Hartz und Jan Seipp

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Gesellschaft wünschenswert ist, wird unserer Meinung nach nicht ausgiebig genug disku-tiert“.

Doch um einen ausgewogenen Austausch und eine kritische Diskussion erreichen zu können, ist es unabdinglich, auch verschie-dene Wirtschaftsschulen kennenzulernen und diese gegeneinander abzuwägen. Die „Plurale Ökonomik Mannheim“ sieht die Universität in der Pflicht, ihre Studierenden an unterschied-liche Ansätze heranzuführen, um verschie-dene Denkansätze nicht nur zu ermöglichen, sondern auch zu fördern. Zwar kann ein Se-minar belegt werden, in dem verschiedene Theori-en wie Ordo-Liberalismus, die Österreichische Schu-le oder auch die Komple-xitätstheorie angerissen werden, doch diese Op-tion gibt es erst im 5. Ba-chelorsemester. Bis dahin muss die Weiterbildung auf diesem Gebiet in der Freizeit stattfinden. Es wäre also wünschenswert, dass sich die Vielfalt der Theorien von Anfang an im Lehrplan wiederfindet.

Mathematik darf nicht zum Selbstzweck werdenAlles bleibt im neoklas-sischen Rahmenmodell. „Letztlich lernen wir etwas und wissen nicht, wozu wir das lernen. Es ist egal, ob du weißt, wie ein Arbeitsmarkt in der Realität funktioniert, du musst wissen wie der Arbeitsmarkt in dem in der Vorlesung vorgestellten Modell funk-tioniert. Das ist das Problem”, bedauert Jan. Damit soll die Mathematik jedoch in keiner Weise als notwendiges Handwerkszeug des Volkswirtes angezweifelt werden. Mathe darf allerdings nicht zum Selbstzweck werden. Um dies zu verhindern und um den praktischen Bezug zur Realität nicht zu vernachlässigen, wäre es wohl sinnvoll, manche Aspekte des VWL-Studiums zu „Entmathematisieren“ und stattdessen gesellschaftliche, psychologi-

sche und philosophische Aspekte der VWL in den Fokus zu rücken. „Schließlich sind Men-schen ja nicht nur Cobb-Douglas-Funktionen“, meint Johanna. Die VWL ist eine Wissenschaft, die sich anderen Disziplinen viel zu lang ver-schlossen hat, meint die „Plurale Ökonomik Mannheim“ und wünscht sich deswegen, ein wenig über den Tellerrand der klassischen VWL hinauszuschauen.

„Wir verlieren bereits im dritten Semester den Glauben daran, irgendwann einmal mit-hilfe eines in der Vorlesung vorgestellten Mo-dells irgendeine Aussage über die reale Wirt-

schaft treffen zu können“, stellt Peter gegenüber dem uniMAgazin fest. Um dies zu verhindern, hat sich die Gruppe zusammen-geschlossen und ist auch ständig auf der Suche nach neuen Anregungen und Denkanstößen. Dabei setz-ten sie auf Autodidakten, Semi-Experten und natür-lich auch Professoren als Experten, denn ohne einen Beitrag von Professoren ist eine Veränderung nur schwer zu erreichen.

Die „Plurale Ökonomik Mannheim“ glaubt fest daran, dass sich etwas ändern kann, wenn nur ge-nügend Studierende einen Wandel in der Lehre hart-näckig einfordern. Wenn

also auch ihr der Meinung seid, dass die VWL offener werden muss, dann tretet der Face-book-Gruppe „Plurale Ökonomik Mannheim“ bei oder informiert euch auf der Homepage des „Netzwerks Plurale Ökonomik e.V“. Noch ist der Mannheimer Ableger in der Findungs-phase, also nutzt eure Chance, eigene Ideen einzubringen und den Weg der Gruppe „Plura-le Ökonomik Mannheim“ mitzugestalten. Da-bei ist es völlig egal, an welcher Fakultät ihr studiert. „Schließlich ist es das Interesse, das uns vereint, nicht die Fachrichtung“, meint Jo-hanna.

„Es ist egal, ob du weißt, wie ein

Arbeitsmarkt in der Realität funktioniert, du musst wissen wie der Arbeitsmarkt in

dem in der Vorlesung vorgestellten Modell

funktioniert. “

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� Soziale Verantwortung

� Verbundenheit

� Erfahrungs- und Gedankenaustausch

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Meine Wohnung ist die beste Wohnung Mannheims, ...

Wir haben Mannheimer Studierende gefragt, weshalb ihre Wohnung die Beste ist. Außerdem haben wir uns damit beschäftigt wie, wo und zu welcher Miete

Mannheimer Studierende wohnen.Umfrage: Clara Schäper

Moritz (3. Semester, BWL), Schwetzinger Vorstadt:... weil bei uns immer Bremer Bier da ist!

Franziska (1. Semester, Politik & Soziologie), Quadrate:... Einzelwohnung! Halloo? Kei-ne nervigen Mitbewohner!

Rose (1. Semester, Politik), Lindenhof:... weil ich in vier Monaten fünf-mal umgezogen bin und jetzt endlich nicht mehr aus Koffern und Tüten leben muss.

Maya (10. Semester, Germanis-tik), Oststadt:... weil sie direkt gegenüber vom Nationaltheater Mannheim liegt!

Lukas (3. Semester, Anglistik) wohnt noch zu Hause in Neu-stadt an der Weinstraße:... weil ich nix zahlen muss.

Chris & Christian (3. Semester, VWL) wohnen in verschiedenen Wohnungen im selben Haus:Chris: ... weil ich echte Wein-gläser habe und wir in meinem schönen Zimmer gerne ein Gläs-chen trinken.Christian: ... weil wir Duftkerzen gegen den Geruch des Partykel-lers haben.

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Wo wohnst du?

Wie zufrieden bist du?29% ★★★★★ 38% ★★★★☆ 15% ★★★☆☆ 10% ★★☆☆☆ 6% ★☆☆☆☆

Wie wohnst du?

Wieviele seid ihr in der WG?

Was zahlst du an Miete?

Quadtrate, 31%

Anderer Stadtteil /Außerhalb 23%

WG, 42%

2er-WG, 33%

<200, 12%

400-500, 7%

>400,2%

200-300, 52%

300-400, 22%

3er-WG, 34%4er-WG, 16%

5er-WG, 1%6er-WG, 1%7er-WG, 3%

Wohnheim, 20%Alleine, 22%

PartnerIn, 4%

Bei Eltern, 10%

Sonstige, 1%

Neckarstadt West, 12%

Jungbusch, 11%

Schwetzingerstadt, 8%

Nackarstadt Ost, 8%

Lindenhof, 5%Oststadt, 2%

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„Für unsere lebhafte und unternehmungslustige WG suchen wir einen Mitbewohner. Du solltest offen, hilfs-bereit und verantwortungsbewusst sein. Sowohl unter der Woche als auch am Wochenende unternehmen wir gerne etwas gemeinsam, aber es ist auch kein Problem, wenn man sich zum Lernen zurückziehen möchte.“

So oder so ähnlich könnte die Beschreibung die-ser einzigartigen Wohngemeinschaft bei WG-gesucht

beginnen. Seit knapp anderthalb Jahren läuft hier das Projekt „Haus Aufstieg“ der Johannes-Diakonie Mosbach, dem größten Träger für Behindertenhilfe in Nordbaden und Mannheim. Die offizielle Beschrei-bung lautet ganz bürokratisch „inklusive, ambulant betreute Wohngemeinschaft“. Einfacher gesagt: „eine große WG, in der sowohl Menschen mit Behinderung als auch Studierende wohnen“.

Wohnen 1a: Das Haus Aufstieg

Im nördlichen Teil des Mannheimer Vororts Käfertal steht leicht versteckt zwischen Einfamilien- und Doppelhäusern das Haus mit der Adresse „Aufstieg 1a“. Von außen

sieht das Haus mit seinem cremefarbenen Anstrich eher unscheinbar aus. Doch dahinter verbirgt sich ein besonderes Projekt.

Text: Lars Sellien · Fotos: Andreas Lang

Die Bewohner des Haus Aufstieg und der Student Adrian Monninger (5 v.r.)

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Die Idee für das Projekt kam aus verschiede-nen Richtungen. Zunächst wollte die Johannes-Diakonie ein Angebot für Mannheimer schaffen, wieder in ihre Heimatstadt zurückzukehren, da sie zeitweise in den stationären Einrichtungen in Schwarzach und Mosbach gelebt haben. Kon-kreter wurde es dann durch die Initiative der El-tern einer jetzigen Bewohnerin des Hauses. Sie waren auf der Suche nach einem Ort, nicht weit weg von ihrem eigenen Wohnort, an dem ihre Tochter ein möglichst normales und selbststän-diges Leben führen könnte. Mit großzügiger Unterstützung der Stadt Mannheim wurde das „Haus Aufstieg“ letztlich ins Leben gerufen.

Verantwortungsbewusstsein und Hilfsbereitschaft werden gesucht

Seit seinen Anfangstagen ist das Haus stetig ge-wachsen. Heute umfasst es 15 feste Bewohner, davon 14 Menschen mit Behinderung und Adri-an Monninger, VWL-Student an der Uni Heidel-berg. Alle Bewohner sind über drei Stockwerke,

in vier kleineren WGs und einem Dachgeschoss aufgeteilt. Adrian wohnt seit Oktober 2013 im Dachgeschoss des Hauses. Sein Zimmer ist ge-räumig und an der Dachschräge über seinem Bett hängt eine große badische Flagge. Einen großen Unterschied zwischen seinem und den anderen Zimmern im Haus kann man kaum er-kennen. Auch dort steht meist ein Fernseher vor dem Sofa und die Wände sind voll mit Postern oder selbstgemalten Bildern.

Zu den festen Bewohnern kommt ein Team von elf Fachkräften und Leitern, die aber nur während ihren jeweiligen Arbeitszeiten im Haus sind. Bis vor Kurzem hat außerdem Linda Dove, ehemalige Studierende der Wirtschaftspäda-gogik an der Uni Mannheim, im Haus gewohnt. „Die Studenten sind vollwertige Team-Mitglie-der“, sagt Andreas Schubert, Mannheimer Projektleiter der Johannes-Diakonie, „sie sind als geringfügig Beschäftigte bei der Johannes-Diakonie angestellt.“ Für Adrian bedeutet das, dass er „meist sieben bis acht Stunden in der Woche“ arbeitet.

Die Aufgaben, die hier auf ihn zukommen, sind vielfältig und umfassen Ausflüge am Wo-chenende sowie Früh-, Spät- oder Nachtdienst. Frühdienst bedeutet für Adrian, seine Mitbe-wohner zwischen sechs und halb sieben zu we-cken und ihnen anschließend das Frühstück und das Pausenbrot vorzubereiten. Das Duschen übernehmen die meisten Bewohner selbst, ei-nige nehmen jedoch auch einen Pflegedienst in Anspruch. Nach dem Essen gehen fast alle zur Arbeit und Adrian zur Uni. Gegen 16 Uhr kom-men die Bewohner von der Arbeit nach Hause und der Spätdienst beginnt. „Wer möchte, kann in der Gruppe etwas unternehmen, wie Basteln oder Spazierengehen.“ Abendessen gibt es ge-gen 18 Uhr und zwischen acht und zehn gehen dann alle schlafen.

Nachtdienst bedeutet für die Mitarbeiter, mit einem offenen Ohr zu schlafen. „Bei den Tagesdiensten am Wochenende unternehmen wir Ausflüge mit einer kleineren Gruppe, meist

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kommen sechs bis zehn Bewohner mit. Hier kann man eigentlich alles machen, solange jeder auf seine Kosten kommt. Das letzte Mal waren wir im Käfertaler Tierpark.“

Alleine gelassen wird Adrian aber nie. Im Ernstfall ist immer eine Fachkraft bereit, die ihn unterstützen kann.

Für Andreas Schubert sind die Erfahrungen mit dem studentischen Wohnen ausschließlich po-sitiv: „Wir suchen natürlich nach Studenten mit

einer sozialen Affinität. Umso mehr freut es uns, dass Linda und Adrian aus ganz anderen Studi-enrichtungen kamen.“ Schubert sieht es nicht als Ziel des Projektes, freut sich aber sehr, wenn teil-nehmende Studierende ihren Fokus im späteren Beruf auf soziale Arbeit und Hilfe legen. Nicht nur Schubert fällt die gute Arbeit des Hauses auf. Zu-letzt wurde das „Haus Aufstieg“ für den Landes-inklusionspreis Baden-Württemberg nominiert. „Es ist ein besonderes Konstrukt. Das gesamte Projekt ist sowohl für die Diakonie als auch die Stadt Mannheim Neuland“, merkt Schubert an. „Durch das Fehlen von Erfahrungswerten ist es aber auch ein Konzept in der Entwicklung.“

Die in Baden-Württemberg einzigartige Orga-nisationsstruktur macht es dem Team des „Haus Aufstieg“ möglich, auch Menschen mit schwe-rer Behinderung zu integrieren und ein nahezu normales Leben zu ermöglichen. Das Leben im Haus ist somit dem einer Studenten-WG ähnlich. Tagsüber sind die Bewohner meist außer Haus. Während Adrian in der Uni lernt, sind viele seiner Mitbewohner in der „Werkstatt für behinderte Menschen“ tätig. Abends wird häufig zusammen gekocht. Hierbei helfen die Mitarbeiter der Diako-nie den Bewohnern. Die Teilnahme an allen Ak-

tivitäten ist den Mitbewohnern überlassen, jeder entscheidet selbst und wird zu nichts gezwun-gen. Die Diakonie versucht auch, so alltägliche Aufgaben wie Wäsche waschen und Bad putzen den Bewohnern zu überlassen. Einmal in der Wo-che ist Aufräumen angesagt.

„Studenten sind vollwertige Team-Mitglieder“

Für Adrian war die Entscheidung, ins „Haus Auf-stieg“ zu ziehen, nicht schwer. „Man wägt im-

mer ab, aber mir war es wichtig, etwas sicher zu haben. Hier hatte ich sofort eine Wohnung und einen Job.“ Der Kontakt zur Johannes-Diakonie Mosbach besteht schon länger, da er ursprüng-lich aus der Nähe von Mosbach stammt. Dort war Adrian auch schon in der Jugendarbeit tätig und hat unter anderem einen offenen und integrati-ven Gruppenabend gestaltet. Für ihn ist der so-ziale Aspekt der Arbeit sehr wichtig. „Ich hätte natürlich näher an die Uni ziehen und mir einen Job hinter der Kasse suchen können, aber die Ar-beit im Aufstieg gibt mir mehr. Für mich ist der direkte soziale Kontakt ein Ausgleich gegenüber dem theoretischen Studium. Hier kann ich direkt etwas bewirken.“

Die Arbeit im Aufstieg ist aber auch mit viel Verantwortung für Adrian verbunden. Er gibt zu, dass man mit den Aufgaben, die man im Haus übernimmt, nicht „jeden Tag in der Uni blau ma-chen und feiern gehen kann.“ Für ihn hat die Verantwortung aber auch einen positiven Effekt: „Man entwickelt sich als Mensch weiter. Ich glau-be, dass mir das später im Leben weiterhilft.“

Das „Haus Aufstieg“ ist also alles andere als eine Zweck-WG, in der nur eine Seite von der an-deren profitiert.

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„Man entwickelt sich als Mensch weiter. Ich glaube, dass mir das später im Leben weiterhilft.“

Unscheinbar und doch ganz besonders: Das Haus Aufstieg

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Was ist der Unterschied zwischen Verbindungen aus US-Filmen und der Realität?

Die US-Filme zeigen meist nur das Feiern. Das haben wir zwar auch, doch leider sieht man nicht, wie viel Organisation geleistet und Zeit investiert wird. Außerdem haben die US-Verbin-dungen keine lange und ausgereifte Tradition wie wir, wodurch man diese Verbindungsarten nur schwer vergleichen kann.

Welche Voraussetzungen sollte der Bewerber erfüllen?

Bei uns sind die Voraussetzungen recht leicht zu erfüllen. Wir nehmen Studenten bei uns auf, die sich in unserer Gemeinschaft engagieren und auch ihre Zeit in diese investieren. Darüber hin-aus sind wir eine pflichtschlagende Verbindung.

Verbindungen haben meist mit Klischees zu kämpfen. Wie viel Wahrheit steckt dahinter und werden auch Leute mit Migrationshintergrund aufgenommen?

Probleme mit Klischees, wie dies beispielswei-se Burschenschaften haben, haben wir zum Glück nicht. Dies liegt daran, dass wir andere Grundsätze und Traditionen haben, wie zum Beispiel aufrechtes Eintreten für die eigene Mei-nung, ehrenhaftes Einstehen für das gegebene Wort, Hilfsbereitschaft und Toleranz. Selbstver-ständlich werden auch Leute mit Migrations-hintergrund aufgenommen, denn wir als Corps pflegen das „Toleranzprinzip“. Das heißt, dass jeder bei uns Mitglied werden kann, ohne dass auf seine Herkunft geachtet wird. Wichtig ist le-diglich, dass er Deutsch sprechen kann. Zurzeit haben wir einen Polen, einen Kroaten und einen Deutsch-Rumänen, die bei uns auf dem Haus wohnen.

Gibt es eine Art WG-Casting?

Meist kommen die Interessenten auf unse-re Verbindung zu. Dann zeigen wir ihnen die Räumlichkeiten und laden sie bei beidseitigem Interesse zu Veranstaltungen, wie beispielswei-se Partys oder Ausflüge, ein. Später müssen sie

sich dann noch schriftlich mit Lebenslauf be-werben und werden auch noch befragt. Wenn wir sehen, dass die Person in unsere Gemein-schaft passt, wird sie als neues Mitglied, einem sogenannten Fuchs, akzeptiert.

Wie sieht euer Alltag aus?

Jeder Tag ist eine neue Herausforderung, einen einheitlichen Alltag gibt es bei uns nicht. Wir ha-ben unser Semesterpro-gramm mit den enthal-tenen Veranstaltungen. Regelmäßig ist da nur der Fechtunterricht. Meist fin-det dieser abends statt und im Anschluss kochen wir gemütlich zusammen. Zum Entspannen kann das Wohnzimmer genutzt wer-den oder ein paar Runden Billard bei etwas Musik.

Da ihr eine schlagende Verbindung seid, ist es dann zwingend selbst zu fechten?

Das Fechten ist bei uns ein essentieller Bestand-teil. Jeder, der vollwertiges Mitglied werden will, ist dazu verpflichtet. Es gibt auch einen kleinen Teil von Mitgliedern, die aus gesundheitlichen Gründen nicht gefochten haben. Diese Mitglie-der sind dann aber auch nicht im Besitz der voll-wertigen Mitgliedschaft.

Wie ist man als Corps-Student eingerichtet?

All unsere Zimmer sind im Wesentlichen mit Bett, Schreibtisch, Stuhl, Kleiderschrank und Regal möbliert. Dazu befindet sich ein Wasch-becken mit Spiegelschrank sowie TV- und In-ternetanschluss im Zimmer. Auf jeder Etage sind jeweils Toilette und Bad getrennt, welche wöchentlich von einer freundlichen Reinigungs-kraft gereinigt werden.

Vielen Dank für das Gespräch!

Unter FüchsenAmerican Pie, Skulls oder Greek haben unser Bild von Fraternities im Wesentlichen

geprägt. Wie es sich jedoch in einer deutschen Verbindung lebt und ob die Klischees einem wahren Kern entspringen, erzählte mir ein Corps-Student der Hermunduria

Leipzig zu Mannheim/Heidelberg.Interview: R. Jan Kalus-Kersten

Fuchs Ein Fuchs hat erst zu studieren begonnen und lernt zunächst die Sitten und Bräuche der Verbindung kennen. Die Fuchsenzeit dauert in der Regel zwei Semester. Seine Aufgabe ist es, für Unterhaltung zu sorgen. Viele Burschen und Alte Herren, sprich erfahrene Verbindungsmitglieder, bezeichnen diese Zeit als ihre schönste.

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Wie schon in anderen deutschen Groß-städten nimmt auch in Mannheimer Stadtteilen der Austausch von statusnie-deren mit statushöheren Bevölkerungs-gruppen stetig zu, was sich am Beispiel der Neckarstadt Ost demonstrieren lässt. Karlheinz Paskuda sieht diese „Gentri-fizierungsprozesse vorwiegend in der Neckarstadt, direkt um die Uni herum sowie im Lindenhof und im Jungbusch.“ In jenen Vierteln kauften einige Investo-ren ganze Wohnhäuser auf, mit dem Ziel, diese in luxuriöser Weise zu sanieren, um höhere Mieten verlangen und eine hohe Rendite mit der Investition erwirt-schaften zu können. Diese Entwicklung geht laut Herrn Paskuda „rasant weiter“. Der Großteil der Altmieter besitzt aller-dings nicht die notwendigen finanziellen Mittel, um den Mietaufschlag tragen zu können und ist dadurch gezwungen, die Wohnungen zu verlassen. Häufig kommt es sogar vor, dass die Investoren die Alt-mieter dazu drängen, umzuziehen. Für die Investoren ist die komplette „Entmie-tung“ eines luxuriös renovierten Hauses von besonderem Interesse. Der Mietauf-schlag für neue Mieter (Angebotsmiete) kann deutlich höher ausfallen als der Mietaufschlag für Altmieter (Bestands-miete). Viele Mieter hielten dem Druck des Investors nicht mehr stand und ver-ließen die Wohnungen sogar freiwillig, was laut Herrn Paskuda „auch ein Stück Dummheit war, weil diese zumindest eine Abfindung oder Geld für ihren Um-zug hätten aushandeln können“. Herr Paskuda rät, sich in solchen Fällen an den Mieterbund zu wenden und nicht voreilig die Wohnung zu räumen. „Es lohnt sich zu kämpfen! Man hat Rechte und diese sollte man auch wahrneh-men.“

„Seit 2008 sind die Angebotsmieten in ganz Mannheim schon um 20 Prozent gestiegen“In L11, 4 wurden die Mieter nach umfas-senden Renovierungsarbeiten mit du-bioser Begründung vom Investor dazu aufgefordert, die Wohnungen zu verlas-sen. Das Ziel des Investors von L11, 4 ist es, einen „Ring von Studentenwohnun-gen“ um die Universität zu errichten. Im ersten Moment scheint dies eine Verbesserung der verzwickten Wohnsi-tuation herbeizuführen. Allerdings ent-stehen durch die Mieterhöhungen zwei schwerwiegende Probleme, die auf die Studierenden zukommen. Die Gentri-fizierung führt zu einem allgemeinen Anstieg des Mietspiegels. „Seit 2008

Auf die Barrikaden!Ein Gespenst geht um in Mannheim: die Gentrifizierung! Über die Folgen

und Probleme dieses Phänomens haben wir uns mit Karlheinz Paskuda, dem Sozialpädagogen und Vorstandsmitglied des Mannheimer Mieterbundes,

unterhalten.Text: Lucas Radke & Lars Sellien

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Ab Dezember 2014 im Markthaus in Neckarau:

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sind die Angebotsmieten in ganz Mannheim schon um 20 Prozent gestiegen“, bemerkt Herr Paskuda. Das bedeutet, dass nicht nur in den renovierten Wohnun-gen höhere Mieten verlangt werden, sondern auch in vielen anderen Wohnungen, sodass alle Studieren-den von den Wohnungsaufkäufen privater Investoren betroffen sind. Es kommt erschwerend hinzu, dass vor allem junge Leute aus einkommensschwächeren Bevölkerungsgruppen betroffen sind, denen bei der Aufnahme des Studiums weitere finanzielle Barrie-ren auferlegt werden. Durch den angespannten Woh-nungsmarkt werden sie häufig dazu gezwungen, über-teuerte Wohnungen zu mieten. „In die Wohnungen, die aufgekauft werden, ziehen auch die Studierenden ein, die keinen Erfolg bei der Suche bezahlbarer Woh-nungen hatten. Sie können sich diese Wohnung nur durch einen Job finanzieren, der einige Arbeitsstunden umfasst und kaum Zeit für das Studium lässt“, merkt Herr Paskuda an.

„Studis gegen hohe Mieten“Solange genügend Wohnraum für den durchschnittli-chen Studierenden vorhanden ist und die Luxuswoh-nungen von Studierenden aus einkommensstärkeren Schichten gemietet werden, ist dem Aufkauf nichts entgegenzusetzen. Dies ist in Mannheim jedoch weit-gehend nicht der Fall. Herr Paskuda hält es hier für wichtig, „dass jene, die von dieser Situation betrof-fen sind, dagegen protestieren!“ In Berlin haben sich Studierende unter dem Bündnis „Studis gegen hohe Mieten“ bereits gegen die voranschreitende Gentrifi-zierung und ihre Verursacher zusammengeschlossen. Die Mannheimer Studierenden müssen sich Gedanken machen, ob sie diese Vorgänge noch länger akzep-tieren oder dem Beispiel der Berliner Studierenden folgen wollen. Fakt ist, dass ohne jeglichen Protest bezahlbarer Wohnraum bald nur noch in den Randge-bieten Mannheims gefunden werden kann.

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MA‘ individuell wohnenAls kreative Alternative zum Möbelkauf stößt der „Do-it-yourself“-Trend auf

zunehmende Begeisterung. Wir wollten wissen, wie einfallsreich Mannheimer Studierende bei der Einrichtung ihrer Behausungen sind und haben für euch

Ratschläge zum Nachbauen eingeholt.Text: Nadine Reuter

Das Paletten-Bett & Regal von Markus Ihr braucht: Neun Europaletten, einen Lattenrost und eine MatratzeSo wird’s gemacht: Zuerst müsst ihr alle Europaletten L-förmig zu-schneiden. Damit man sich an den Holzsplittern nicht verletzt, müssen die Paletten abgeschliffen werden. Wer, wie Markus, seinem Bett einen rustikalen Charme verleihen will, kann das Holz anschließend noch flämmen und wachsen. Jetzt stapelt ihr jeweils drei der zugeschnittenen Palet-ten in jeder Ecke und legt Lattenrost und Matratze darauf. Das Bett sieht nicht nur gut aus, sondern die Zwischenräume eignen sich auch noch perfekt als Ablage oder Stauraum.Um die Überreste nicht wegwerfen zu müssen, hat Markus sie für die Anfertigung eines Wandregals benutzt, das auch noch perfekt zum Bett passt.

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Das DIY-Schuhregal von Ulf und Lars Ihr braucht:Zwei Europaletten, ein Brett und vier SchraubenSo wird’s gemacht: Die beiden Europaletten werden an-einandergestellt. Jetzt muss das Brett auf die Länge der Paletten zugeschnit-ten werden, um danach mit Hilfe von vier Schrauben auf ihnen befestigt zu werden. So ist für ausreichend Stabi-lität gesorgt. Ulf und Lars haben sich zudem noch für etwas Farbe entschie-den und ihr Regal mit Holzlack bemalt.

Die DIY-Couch von Kristin:Ihr braucht: Vier Europaletten und zwei MatratzenSo wird’s gemacht: Für jene unter euch, die sich noch nicht so viel handwerkliches Geschick zutrauen, ist Kristins unkomplizierte „DIY“-Variante wahrscheinlich genau das Richtige. Die Europaletten können ganz einfach wie gewünscht zusammen-gestellt und dann noch mit Matratzen weich gepolstert werden.

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26 unimagazin kultur

Kunst und Kultur, welche sonst keine Bühne fände, fördern: Das haben sich die freien Kulturräume in der Region auf die Fahne geschrieben. Dass solche Räu-me wichtig sind, erkennt auch die Stadt Mannheim: „Kulturelle Projekte, wie beispielsweise der Zwischen-raum, sind auch aus Stadtentwicklungssicht eine gro-ße Chance“, sagt Wolfgang Biller, stellvertretender Leiter des Kulturamts. Dabei ist die Spannweite groß und vielfältig. Der Zwischenraum nutzt leerstehende Räumlichkeiten, um kurzfristig Lesungen, Konzerte und Ausstellungen zu organisieren. Die Kulturbrücken im Jungbusch fokussieren sich darauf, das kreative in-terkulturelle Miteinander zu fördern und das Einraum-haus in der Neckarstadt West widmet sich zeitgenössi-scher Kunst mit Ausstellungen und Konzerten.

Unterschiedliche Konzepte

In Heidelberg bietet die Villa Nachttanz seit 2001 als selbstverwaltetes Kulturhaus ein breites Angebot an Partys und Konzerten. Das Haus hat dabei keinen mu-sikalischen Schwerpunkt, vielmehr geht es darum, „zu machen, was wenige Andere veranstalten, außerdem ist Nachwuchsförderung für uns ein großes Thema“, erklärt Matthias Stolzenburg, Vorstand des Vereins – so hatte die Heidelberger Band Irie Révoltés einen ihrer ersten Auftritte in der Villa. Der Charakter des

Hauses zeigt sich nicht nur auf der Bühne, sondern auch an Bar und Eingang. Die Preise sind günstig, einen Dresscode gibt es nicht, allgemein gilt: Jeder kommt rein. Parallel zu dem aktuellen Veranstaltungsbetrieb wird nun der Umzug vorangetrieben. Die Stadt plant auf dem Gelände ein Gewerbegebiet, zusammen wurde eine Alternative gesucht. Die neue Villa ist ein kleineres Gebäude, wurde aber durch einen Anbau für Konzerte ergänzt. Insgesamt ist mehr Platz vorhanden, voraus-sichtlich im Frühjahr 2015 steht der Umzug an. „Wir hoffen, das Publikum nimmt die neue Villa an.“ Stolzen-burg verspricht, dass „es trotz Umzug die Villa bleibt“.

In Mannheim entsteht auf der Friesenheimer Insel seit 2013 mit dem peer23 ein anderes Kulturmodell. Auf dem ehemaligen Gelände der Firma „Margarine Union“ mit seinem Backstein-Bau, möchte das peer23 eine Plattform für Kreative und Sozialtätige bieten. „Bezahl-barer Raum für Projekte und Kreative auf dem Weg in die Professionalität ist häufig schwierig zu finden“, sagt Betti Koch, einer der Köpfe hinter dem Vereins-Projekt. In dem Haus gibt es Künstlerateliers, eine Keramikwerk-statt, einen Proberaum und gerade entsteht ein Tonstu-dio. Yoga-Kurse werden angeboten und man kann histo-risches Fechten lernen. Einmal im Monat findet mit der Reihe „Magarine-Union“ eine Werksschau statt, bei der Kunst, Literatur und Musik aufeinandertreffen.

Kultur(t)räumeDie Region rühmt sich selbst als eine Art Kulturmekka, aber wo findet Kultur neben

Orten, wie dem Capitol, Halle02, der Alten Feuerwache, oder der Popakademie noch statt? Wir sind dieser Frage nachgegangen.

Text: Paul Ramisch · Foto: Peter Empl

Die Tanz-Performance Soulsqueezing im zeitraumexit

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Auch das zeitraumexit im Jungbusch versucht, ver-schiedene Sparten unter einem Dach zu vereinen. Schwerpunkte sind dabei bildende und darstellende Kunst und Performance, woraus ein Mix aus experi-menteller Kunst mit vielen Facetten entsteht. Gruppen wie Klangfluss e.V., die das Treffen elektronischer und experimenteller Musiker „Elektrosmog“ organisieren, oder der Verein für visuelle Kunst und Jetztkultur e.V., welcher das B-Seite-Festival (siehe Seite 28) veranstal-tet, finden hier ein Zuhause. Das zeitraumexit organi-siert, neben diversen monatlichen Performance-Auf-führungen, auch das Festival „Wunder der Prärie“, ein internationales Festival für Performance und Live-Art.

Finanzierung als Herausforderung

Die größte Herausforderung für die Vereine ist die Finanzierung. Das peer23 kommt komplett ohne Zu-schüsse aus und finanziert sich größtenteils durch Einnahmen bei der „Magarine-Union“, Mieteinnahmen und Sachspenden. Auch die Villa Nachttanz verzichtet auf Zuschüsse, um ihre Unabhängigkeit zu wahren. Al-lein die durch den ausgehandelten Umzug anfallenden Kosten für Bau und Renovierung werden zum Teil von der Stadt getragen. „Ansonsten werden die Konzer-

te unter der Woche häufig quer finanziert über unse-re Wochenendveranstaltungen und Partys“, erläutert Stolzenburg.

Im Bereich der freien Kunst, welchem sich das zeit-raumexit widmet, ist das nicht so einfach. Gabriele Oß-wald, Geschäftsführerin des zeitraumexit, kritisiert die Mannheimer Förderpolitik: „Die Stadt hat einen hohen Kulturetat, kleine Institutionen und die freie Szene wer-den aber zu wenig berücksichtigt.“ Der Gesamtetat für kulturelle Projektförderung betrug im Jahr 2014 rund 490.000 Euro. Für Oßwald fehlt es aber vor allem an einer institutionellen Förderung. Die Zuschüsse sind immer projektbezogen, weshalb solche Mittel nur 25% des zeitraumexit-Budget ausmachen. Für eine solche Institution ist das im deutschen Vergleich sehr wenig, das meiste Geld fließt in das Nationaltheater und das REM, hier fordert sie Nachbesserungen. Dass Nachbes-serungsbedarf besteht, wird auch beim ersten Anruf im Kulturamt deutlich, wenn die Sachbearbeiterin auch erst einmal überlegen muss, wer denn jetzt Ansprech-partner für freie Kulturräume ist.

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28 unimagazin kultur

Was hat die B-Seite zu bieten?Swen Seyerlen: Es gibt audio-visuelle Performan-ces, auch mit Künstlern aus Mannheim, die wir mit VJs, also Visual Jockeys, zusammenbringen. Über die ganze Woche läuft eine Ausstellung und ab Mitte der Woche findet die VJ-Konferenz statt, zu der sich Videokünstler aus aller Welt treffen und Workshops veranstalten, sich austauschen und kennenlernen.Benjamin Jantzen: Es gibt zwei Ausstellungen. Eine im zeitraumexit, die sich im Bereich Medien-kunst, Neue Medien und Robotik bewegt, sowie eine zweite, die eine rein klassische Videokunst-ausstellung mit regionalen Künstlern ist und bis-her als temporäre Lösung in der Stadtgalerie im Quadrat S6 stattgefunden hat.

Wie zufrieden seid ihr mit der Entwicklung des Festivals in den letzten sieben Jahren?

Seyerlen: Künstlerisch hat sich viel getan. Bei der ersten B-Seite gab es vieles in der Ausstellung, das nicht unbedingt etwas mit Videokunst zu tun hatte. Inzwischen haben wir viel mehr interakti-ve Installationen und die Videokunst bewegt sich immer mehr in Richtung Galerien. Anfangs gab es eher Workshops mit Vorlesungscharakter, …Jantzen: ... diese haben sich aber mit der Ent-wicklung von Videotutorials im Internet etwas überholt. Bei uns ist die Erkenntnis gewachsen, dass wir nicht Leute einladen müssen, die hier das Gleiche erzählen wie in ihrem Youtube-Kanal. Daraufhin haben wir andere Workshops entwi-ckelt. Einer nennt sich „Work in Progress“. Hier versuchen wir, Künstler zusammenzubringen, die im Laufe des Festivals etwas erarbeiten.Seyerlen: Wir lassen von vorneherein einen Frei-raum für das Ausstellungsstück oder die Perfor-mance, die bei „Work in Progress“ gestaltet wer-den. Das war in den letzten Jahren auch immer sehr erfolgreich.

Jantzen: Also zu über 90 Prozent sind alle unse-re Sachen ausverkauft und das ist natürlich eine Lobhudelei, die uns da entgegenkommt, sodass man einfach zufrieden sein muss.

Welche Performance hat euch bisher am besten gefallen?

Jantzen: Also für mich gibt es zwei, die meine pri-vaten Lieblinge sind. Das „Unkonzert“ („Hermann Art Kollektiv meets B-Seite“) letztes Jahr in der Feuerwache und 2013 die audiovisuelle Perfor-

mance in der Trinitatiskirche („beyond time and space“).Seyerlen: Es gab eine „Work in Progress“-Per-formance von Born Digital, die mit einem Ballett-tänzer vom Nationaltheater zusammengearbeitet haben („The Kinect Dancer“). Die haben schon ziemlich früh die Kinect, ein beliebtes Interface für Interaktion, bei ihrer Performance benutzt und haben da eine ziemlich starke und hochwer-tige Arbeit gemacht. Etwas in der Qualität habe ich in den letzten sechs Jahren kaum gesehen.

„Wir machen keine Hochkultur, sondern Jetztkultur“

Die B-Seite ist ein international anerkanntes Festival für visuelle Kunst und Jetztkultur, das sich bereits im siebten Jahr in Mannheim präsentiert. Wir haben uns mit den beiden Festivalleitern Benjamin Jantzen und Swen Seyerlen zum Interview

getroffen.

Interview: Sabrina Degen & Ulf Manhold · Foto: B-Seite

Benjamin Jantzen, aka Pixelschubser, 35, ist Gründungsmitglied, Festivalleitung und 1.Vorstand im „Verein für visuelle Kunst und Jetztkultur“. Swen Seyerlen, aka VJ R:A:U:L:, 43, ist ebenfalls Vorstand und Co-Organisator (technische Leitung). Festivalwoche: 14. März - 22. März 2015, u.a. im zeitraumexit, Hafenstraße 68.

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29 kultur unimagazin

Der Name B-Seite rührt von den versteckten Perlen auf der Rückseite einer Schallplatte her. Welche Perlen erwarten das Publikum dieses Jahr?

Seyerlen: Spruchreifes gibt es noch nicht. Die B-Seite entwickelt sich qualitativ weiter. Daher gibt es auch ein paar Lieblinge, an die wir uns vorher nicht herangetraut haben, zu denen inzwischen ein Kontakt besteht. Also wir haben Highlights, aber das ist natürlich relativ. Wer für uns eine Größe ist, den muss noch lange niemand kennen. (lacht)

Wenn man in der Hafenstraße arbeitet, hat man es zu den Kneipen im Jungbusch nicht weit. Welche ist eure Stammkneipe?

Jantzen: Uns trifft man im Hagestolz. Aber auch nur unter der Woche.Seyerlen: Der Chef vom Hagestolz war auch mal hier im Team. Der hat die ersten leckeren Cock-tails gemacht!

Wenn die B-Seite ein Superheld wäre, welcher wäre sie?

Seyerlen: (überlegt)

Jantzen: Er muss erst mal alle Superhelden durch-gehen.Seyerlen: Hulk! Da bricht schon Jahr für Jahr et-was großes Unzähmbares raus.

Warum sollten unsere Leser zur B-Seite kommen?

Seyerlen: Unser Publikum beschränkt sich nicht nur auf subkulturelle Grenzgänger oder Technik-Nerds. Wir bieten in der Festivalwoche eine span-nende Ausstellung für jedermann und zahlreiche Performances mit musikalischem Pendant. Und es ist kostenlos!Jantzen: Wir machen keine Hochkultur, sondern Jetztkultur. Es ist leicht zugänglich und nicht zu verkopft. Die Performances haben auch immer eine knackige Kürze. Ich denke, man kann sich hier gut austoben und Bier trinken.

Clone meets KRTS (F/USA) AV Performance

Clone meets KRTS (F/USA) Performance im Herschelbad

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Studierende, die schon einmal einen Nachmit-tag im Mannheimer Luisenpark verbracht haben, wissen um die bunte Pflanzenvielfalt, die ruhigen Liegewiesen und das entspannte Flair im belieb-testen Stadtpark Mannheims. Man könnte mei-nen, sich in einer städtischen Idylle zu befinden. Wäre da nicht die mitten im April auf dem Weiher-grund gefundene Leiche, welche die Mannheimer Bevölkerung in Angst und Schrecken versetzt. Klar ist damit nämlich: Ein unberechenbarer Mörder streift umher und - man ahnt es fast - er lauert be-reits seinem nächsten Opfer auf, das noch dazu aus dem Polizeiumfeld stammen soll.

Mitten im Fall stecken auch die Mannheimer Hauptkommissarin Olivia von Sassen sowie ihre Kollegen Moritz Martin und Tom Schiller. Selbst privat gibt die Mordkommission alles, um den Fall zu lösen und den hasserfüllten Täter zu überfüh-ren. Ein gewissenloser Serienkiller, ein unbekann-ter Maulwurf, ein stummer Autist mit wertvollen Kenntnissen und reichlich mehr bedeuten einen Haufen Arbeit für die ohnehin emotional schon stark strapazierten Polizisten. Im Fall dominiert Rachsucht.

Alexander Emmerich treibt die Handlung sei-nes dritten Mannheimer Krimis abwechselnd aus diversen Charakterperspektiven voran und führt sie letzten Endes tief hinein in Stasi-Gefilde. Ge-legentlich setzt der zwischen Paris und Mannheim lebende Autor Cliffhanger, lässt Charaktere im falschen und fahlen Licht erscheinen oder wech-selt zwischen Täter- und Opferperspektive hin und her. Besonders ist, wie realgetreu Emmerich die Mannheimer Schauplätze in den Plot einwebt. Astoria-Hotel, Hafen-Lagerhallen, Polizeirevier, Hauptbahnhof, das „Café Lido“, die Pizzeria „Da Pino“ und alle weiteren Kulissen und zurückgeleg-ten Routen zeugen von umfassender Ortskennt-nis. Von Neckarstadt bis Neckarau bewegen sich die Protagonisten in der gesamten Quadratestadt, was „Mauerfall“ als soliden Krimi besonders für Mannheimer lesenswert macht.

Tod im LuisenparkDer promovierte Mannheimer Historiker und Dozent Alexander Emmerich (*1974) verfasst in seiner Freizeit Kriminalromane, die im Herzen Mannheims spielen. Vor

Kurzem ist „Mauerfall“, der dritte Teil seiner „Mannheim-Krimi“-Reihe. Darin dreht sich alles um den Fund einer Leiche im Luisenpark. Ein Fall, dessen Fährte bis ins

Berlin der Wendezeit führt.Text: Alexander Sölch

„Mauerfall“ ist bereits der dritte Teil von Alexander Emmerichs „Mannheim-Krimi“-Reihe. Außerdem in der Reihe erschienen sind „Wut im Quadrat“ und „Der Doktor und sein Fälscher“. Alle drei Kriminal-Romane spielen in Mannheim. „Der Doktor und sein Fälscher“ handelt sogar im Universitätsschloss. Weitere Informationen zur Buch-Reihe gibt es auf www.mannheim-krimi.de

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einzigARTigIhr seid kreativ, schreibt, dichtet, fotografiert oder zeichnet? Wir bieten euch hier

eine Plattform für eure künstlerischen Arbeiten. Sendet uns eure Werke per Facebook oder Mail zu und seid in der nächsten Ausgabe mit dabei!

Zeichnungen: Christina Heeg · Fotos: Po Wei Su

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M.A.X. steht für Muscle, Activity und Excellence und ist – genau wie der Name – ein sehr komprimiertes Training. In nur 30 Minuten wird der gesamte Körper trainiert. Um authentisch über das Wesen dieses neu-en Sportkurses berichten zu können, habe ich mich in meinen besten Sportdress geworfen und bin schnur-stracks zum Gesundheitszentrum in E7 gelaufen, wo der Kurs zwei Mal wöchentlich angeboten wird.

„Und, ist es sehr anstrengend?“ In der Umkleide-kabine erkundige ich mich bei meinen Sportskamera-dinnen vorsichtshalber über den Anstrengungsgrad, denn die kurze Dauer des Kurses macht misstrauisch. Wenn andere Sportangebote des Instituts für Sport anderthalb Stunden brauchen, um Bauch, Beine und Po fit zu kriegen, wie anstrengend müssen dann die nächsten 30 Minuten werden, um den gleichen Effekt zu erzielen?

Ausgerüstet mit einem Stepp-Brett, Handtuch und einer Flasche Wasser geht das Schwitzen los. Für lange Überlegungen bleibt keine Zeit. In Begleitung von Mu-sik, die dem eigenen Herzrhythmus immer ähnlicher wird, fangen wir mit einer kurzen Aufwärmphase an, die viel zu schnell vorübergeht. Eingeteilt in Intervalle

besteht das Training abwechselnd aus 45 Sekunden Belastung und 15 Sekunden Entlastung. Entlastung ist hier allerdings sehr relativ, denn die fahle Winterbläs-se in meinem Gesicht weicht innerhalb kürzester Zeit einer – nun ja – gesunden Röte.

„Ja, es ist sehr anstrengend!“

In der folgenden halben Stunde wird das Stepp-Brett mein absoluter Ankerpunkt. Wir rennen in sehr kleinen und sehr schnellen Schritten um das Brett herum, um Kondition und Koordination zu trainieren. Dann folgt eine Übung, die ich ganz frei „freaky Hampelmann“ nennen würde. Auch hierbei wird vor allem die Aus-dauer trainiert. Kraftübungen, wie Armstützen und Ba-lance-Übungen am und auf dem Brett, beanspruchen den gesamten Körper. Was danach kommt, weiß ich gar nicht mehr genau, denn um der Belastung stand-zuhalten, blende ich notgedrungen die (un-)wesentli-chen Dinge aus. Ich mache einfach das nach, was die anderen auf ihren Stepp-Brettern vormachen. Dabei erfährt mein Herz-Kreislauf-System einen überra-schenden Aufschwung.

Speziell bei den Konditionsübungen kann jeder in seinem eigenen Tempo trainieren. Überaus motivie-rend wirkt dabei die Countdown-Methode der Trainerin Anna Wessel. Es ist erstaunlich, wie sie während der gesamten Trainingszeit mit fester Stimme die Sekun-den herunter zählt und Abläufe erklärt, ohne je vom Stepper zu stürzen oder auf den eigenen Schweißtrop-fen auszurutschen, wie es mir so manches Mal beina-he passiert wäre.

Anna Wessel hat die Lizenz für das Schweizer Kurs-format erworben und beschreibt M.A.X. vor allem als ergänzendes Training. Besonders in Kombination mit anderen Sportarten können gute Trainingsziele erreicht werden. Ich würde den Kurs allerdings auch als perfekte Möglichkeit für den Abbau überschüssi-ger Energie empfehlen, zum Beispiel während akuter Stressphasen in der Uni, wenn die Zeit knapp ist. Den Muskelkater gibt es gratis dazu – sozusagen als Lang-zeiteffekt.

M.A.X. – das Kurzwaschprogramm unter den Sportkursen

Du hast eigentlich keine Zeit für Sport, aber trotzdem Lust, dich kurz und heftig auszupowern? Dann ist das neuartige Trainingskonzept aus der Schweiz, welches das Institut für Sport (ifs) seit dem letzten Semester anbietet, vielleicht genau das

Richtige für dich.Text: Anne Schnadt · Foto: Tamara Milutinović

Step by step zur totalen Erschöpfung

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Etwas abgelegen in den Quadra-ten, in einem Hinterhof in C7, be-findet sich das im letzten Semester neu eröffnete Yoga- und Tanzzen-trum der Universität Mannheim. Von der äußerlich unscheinbaren Wirkung sollte man sich nicht täu-schen lassen. Der Yoga-Raum im ersten Stock des Gebäudes ver-strömt sofort wohlige Wärme, was nicht nur auf die zahlreichen Heiz-körper, sondern auch auf die war-me Farbgestaltung der Wände und Lampen zurückzuführen ist.

“Uns war es sehr wichtig, für die Yoga-Kurse eine gemütliche At-mosphäre zu schaffen, in der sich die Studierenden wohlfühlen kön-nen. Das ist bei den angebotenen Kursen in den Schulsporthallen in Mannheim oft nicht gegeben”, sagt Christian Burgahn. Gemeinsam mit Charlotte Werner-Ulbricht hat er ein eigenes Yoga- und Tanzzentrum für Mannheimer Studierende vorangebracht. Die Universi-tät Mannheim sei dabei die erste Hochschule, die ein Yogastudio selbstständig betreibt. Im vergangenen Se-mester erfreute sich das Studio großer Beliebtheit und war zu über 90 Prozent ausgelastet. Im kommenden Semester sollen noch weitere Kurse und Workshops an-geboten und die Umkleidekabinen sowie eine Teeküche fertig eingerichtet werden.

Yoga ist ein vielseitiger Ausgleich

Burgahn und Werner-Ulbricht verfolgen beide den An-satz des betrieblichen Gesundheitsmanagements und haben es sich zum Ziel gesetzt, den Bereich Gesundheit und Prävention stärker auszubauen. „Sportspiele wer-den an der Uni Mannheim ohnehin großgeschrieben. Deswegen wollten wir vor allem unser Yoga-Angebot er-weitern, um auch den Bedürfnissen der Frauen gerecht zu werden”, so Burgahn. 90 Prozent der Kursteilnehmer seien weiblich, wobei es den Frauen weniger um den

sportlichen Vergleich mit anderen ginge, als darum, sich selbst zu finden. Durch die komprimierte Struktur der Studiengänge hätten die Studierenden weniger Zeit, um abzuschalten und Druck abzubauen.

Wöchentlich finden Kurse statt, für die sich Stu-dierende kostenfrei anmelden können. Das Angebot reicht dabei von meditativem Kundalini-Yoga, bei dem Mantras (“Heilige Silben”) gesprochen werden, bis zu körperlich forderndem Power Yoga, welches sich durchaus auch für Studierende mit hohem Fitness-anspruch eignet. Die Kurse werden hauptsächlich von externen, ausgebildeten Trainern gehalten. Laut Werner-Ulbricht sei jeder für Yoga geeignet. Voraus-setzung sei allerdings, dass man sich auf die Situation einlässt. Im Erdgeschoss werden zusätzlich Tanzkurse und Ballett angeboten.

Wer sich also von teetrinkenden Yogis nicht ab-schrecken lässt und nicht nur seinem Körper, sondern auch seiner Seele etwas Gutes tun möchte, der ist im neuen Tanz- und Yogazentrum der Uni Mannheim gut aufgehoben.

Fitness für Körper und SeeleYoga bietet nicht nur einen sportlichen Ausgleich, sondern kann in stressigen

Klausurphasen auch helfen, zu entspannen. Im Gespräch mit Christian Burgahn, dem Leiter des Instituts für Sport (ifs), und seiner Stellvertreterin Charlotte

Werner-Ulbricht, erklären beide das Konzept hinter der Eröffnung des Yoga- und Tanzzentrums der Universität Mannheim.Text: Ann-Christin Schiller · Foto: Tamara Milutinović

Christian Burgahn und Charlotte Werner-Ulbricht entspannen in Yogi-Pose

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Am Donnerstag zuvor machte sich das Mannheimer Euromaster-Team auf den Weg nach Vallendar. Die Uni stellte Mannschaften für insgesamt 6 Disziplinen: Ru-dern, Volleyball, Cheerleading, Staffellauf, Fußball und Basketball. Komplementiert wurden die Sportler von ei-nem großartigen Organisationsteam.

Trotz der pre-opening Party donnerstags, war die Conlog Arena am frühen Freitagmorgen bereits bre-chend voll. Ein Meer aus Farben, Flaggen und Spruch-bändern brachte das Gefühl des WM-Sommermär-chens zurück. Aus jeder Ecke tönten verschiedene Anfeuerungs- und Schlachtgesänge.

Vormittags fanden die unterschiedlichsten Sport-wettkämpfe statt. Ob Fußball, Basketball oder Volley-ball – Mannheim überzeugte von Anfang an mit Spaß und guten Leistungen. Alle Mannschaften erreichten ihr jeweiliges Achtelfinale und die Staffel holte bereits den ersten Sieg. Nachmittags stellten sich die 22 teil-nehmenden Unis im Stil der Olympischen Spiele mit Gesangs- und Tanzperformances vor. Die Stimmung war unbeschreiblich! Ein weiteres Highlight des Tages war der Maskottchen-Wettkampf, bei dem sich unser Mannheimer Löwe gut schlug.

Mannheim beeindruckt mit Einsatz und Team-SpiritAm nächsten Morgen startete der Ruder-Wettkampf auf dem Rhein. Unser Team verwandelte seinen Ruder-vierer in ein Motorboot und fuhr souverän den zweiten Sieg ein. Währenddessen überzeugten auch die Vol-ley-, Fuß- und Basketballer, und schafften den Sprung in die jeweiligen Finalspiele. Die Cheerleader Compe-tition war das letzte sportliche Highlight der Euromas-ters 2014.

Bei der anschließenden Siegerehrung konnten die Mannheimer fünfmal jubeln. Staffellauf: Platz 1. Ru-dern: Platz 1. Volleyball: Platz 1. Fußball: Platz 1 und Basketball: Platz 1. Entsprechend konnte die Feierlau-ne bei unserem Team nicht besser sein und alle berei-teten sich enthusiastisch auf die „Ultimate Sports“ Mottoparty vor, die ein unvergessliches Sport- und Partywochenende abschloss.

Diese 3 Tage haben in jeglicher Hinsicht gezeigt, was durch beeindruckenden Einsatz, Willen und Spirit erreicht werden kann. In diesem Sinne freuen wir uns darauf, nächstes Jahr gemeinsam unseren Titel in Val-lendar zu verteidigen!

Die MAnnschaft – Das Wunder von Vallendar

„And the trophy for overall Euromasters Champion 2014 goes to University of Mannheim!“ Samstagabend, 8. November 2014, in der Conlog Arena zwischen

Koblenz und Vallendar gibt es kein Halten mehr. „Uni MA, Uni MA, Uni MA“ schallt es durch die Halle. Wie es dazu kam, wollt Ihr wissen? Ein Teilnehmer berichtet!

Text: Philipp Kühn

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Impressumwww.uni-ma-gazin.dewww.facebook.com/uniMAgazin.Mannheim

[email protected]: uniMAgazin e.V.

Auflage: 1.000 ExemplareDruck: Flyeralarm.de

RedaktionChefredakteurin: Marilena HoffCampusleben: Lucas RadkeKultur: Nadine ReuterKaleidoskop: Sabrina Degen, Tamara MilutinovićSport: Ann-Christin SchillerLayout: Paul RamischBildredaktion: Tamara MilutinovićAnzeigenmanagement: Ulf Manhold, Clara SchäperÖffentlichkeitsarbeit: Melanie BindlOnline-Redaktion: Alexander Sölch

AutorInnenSabrina Degen, Julia Keith, Ron Jan Kalus-Kersten, Dora Köhler, Anika Lehbert, Ulf Manhold, Tamara Milutinović, Lucas Radke, Paul Ramisch, Nadine Reuter, Clara Schäper, Ann-Christin Schiller, Anne Schnadt, Lars Sellien, Alexander Sölch

Das Copyright liegt, soweit nicht anders angegeben, bei den Herausgebern. Nach-druck, Vervielfältigung oder Sendung nur mit schriftlicher Genehmigung.

Prof.-MixtapeWir haben Dozenten nach ihren Lieblingssongs gefragt,

herausgekommen ist dieses exklusive Mixtape:

Dozent/in Fachbereich Song

1 Prof. Dr. Martin Peitz

VWL ‚Los hermanos‘ - Atahualpa Yupanqui („am liebsten in der Version von Diego Cigala“)

2 Prof. Dr. Hartmut Wessler

MKW ‚Holy Hells‘ - Sophie Hunger

3 Dr. Dagmar Stahl-berg

Psychologie ‚Central Park West‘ - John Coltrane

4 Prof. Christa Grewe-Vollpp

Anglistik ‚Summertime‘ - Billie Holiday

5 Prof. Dr. Meinhard Winkgens

Anglistik ‚Paranoid‘ - Black Sabbath

6 Dr. Evguenia Winkel VWL „Irgendwas von The Doors“

7 Prof. Dr. Jochen Streb

VWL ‚Chimes of Freedom‘ - Bob Dylan

8 Prof. Dr. Bernward Gesang

Philosophie ‚An Evening Hymn‘ - H. Purcell

9 Dr. Helge Rückert Philosophie ‚Devil Man‘ - Blues Pills(„aber bitte in der Gänsehautversion der EP“)

10 Dr. Sean Carey PoWi ‚Holland, 1945’ - Neutral Milk Hotel

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