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Winter 2012/13 Markthalle Der Duft von hier und dort Wintermode Magische Anziehung Wohnen Die etwas anderen Ideen des Viadukts VIADUKT MAGAZIN

Viadukt Magazin, Winter 2012/13

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Viaduktmagazin, Winter 2012/13

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Winter 2012/13

MarkthalleDer Duft von hier und dort

Wintermode Magische Anziehung

Wohnen Die etwas anderen Ideen des Viadukts

VIADUKT MAGAZIN

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Impressum: Magazin Im Viadukt. Herausgeberin: Betriebsgesellschaft Im Viadukt, Limmatstrasse 231, 8005 Zürich, www.im-viadukt.chRedaktion: René Grüninger (Leitung) und Rea Eggli. Art Direction: Chris Eggli. Produktion: Rea Eggli (Leitung) und Nina Hodel. Redaktionelle Mitarbeit: Untitled Campolongo, Daniel Böniger, Nuria Furrer, Nina Hodel, Christina Horisberger, Christina Hubbeling, Alexandra Kruse, Jeroen van Rooijen, Martina Schober, Judith Wyder. Fotos: Nelly Rodriguez, Basil Stücheli, Rico Scagliola & Michael Meier. Korrektorat: Alexandra Bernoulli. Druck: Neidhart + Schön AG, Auflage: 40,000. CyclusPrint. Recyclingpapier aus 100% Altpapier.

N O v e m b e r2012

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Konsum ist Macht. Mit jedem Franken, den wir ausgeben, treffen wir Entscheidungen – für uns, aber auch für andere. Tragen wir unser Geld, so wie es gerade Mode ist, über die Grenze, ist es futsch – zumindest für unsere Volkswirtschaft. Tragen wir den harten Franken zu den grossen internationalen Ketten, die heute die besten Lagen in den Innen-städten belegen, so sollten wir uns später nicht darüber beklagen, wenn die Fussgängerzonen überall gleich aussehen. Investieren wir unsere Reserven aber lokal und dort, wo Neues und Ungewöhnliches entsteht, so fühlt sich das nicht nur für den gut an, der einkauft, sondern auch für den, der dort jeden Tag versucht, eine Alter-native zum manchmal so gar vorhersehbaren Shoppingangebot unserer Stadt zu bieten. Wir schaffen mit unserem Einkaufen also letzt-lich das, was uns selber Freude macht: die Stadt um uns herum. Deswegen liebe ich die Zürcher Viaduktbögen. Sie sind mir – punkto Gewerbemix wie als Einkaufserlebnis – eine höchst willkommene Abwechslung.

Auf überschaubarem Raum wird mir eine Vielfalt intelligenter, zeitgeistiger oder nützlicher Dinge geboten. Der Viadukt ist unzürcherisch lässig und entspannt. Wann immer ich dort vorbeischaue, lasse ich etwas Geld liegen. Sei es für ein köstliches, marktfrisches Mittagessen, ein gutes Buch, eine neue Hose, ein cooles Outdoor-Accessoire, eine elegante Uhr oder ein unge-wöhnliches Velo. Um ein Haar hätte ich auch schon ein Faltboot gekauft! Dass dieser Viadukt nicht nur ein charmantes Einkaufserlebnis bietet, sondern auch ein städte-baulicher Glücksfall ist, macht die Sache über-regional interessant. Das wuchtige Baudenkmal aus der Gründerzeit, das einst rau und industriell aus der Stadt aufragte und keinem anderen Zweck als dem Verkehr diente, ist heute die Lebensader einer neuen, lebendigen Quartierkultur im Kreis 5. Das ist, wenngleich auf kleinerem Massstab, nicht minder sexy als die High Line in New York oder der Hackesche Markt in Berlin. Und deswegen wünsche ich mir und den Betrei-bern, dass sie über die Euphorie des Aufbruchs hinaus innovativ, beweglich und unkonventionell bleiben. Vom Ewiggleichen haben wir anderswo in der Stadt ja schon mehr als genug.

Coverbild: Lisa trägt – très française – eine Bluse von Hope, 239 Fr., Kitchener Plus, und eine Hose von Isabel Marant Etoile, 289 Fr., Big ModeWerk Statt. Anthony begegnet ihr im Hemd von Filippa K, 229 Fr., und im Pullover von Our Legacy, 129 Fr., beides Kitchener Plus. Die dunkle Jeans, 149 Fr., ist von Nudie Concept Store.

Jeroen van RooijenStilexperte und Modekritiker der «NZZ»

Jeroen van Rooijen, 42, gelernter Modedesigner, ist das Stilgewissen der «Neuen Zürcher Zeitung».

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Hallo Viadukt

Inhalt: 4 In der Markthalle 6 Die Kunst des Olaf Breuning 7 Viaduktmode ist anders 12 Must Haves des Winters 13 Wie die Zeithalle tickt 14 Das soziale Leben im Viadukt 15 Wie sich Abenteurer ausrüsten 16 Die Geschichte eines Bogens 17 Brückenschlag der Wohnstile 22 Südliches Wohnen in Zürichs Westen 23 Zwei unterwegs mit Interior Design 24 Essen & trinken im Viadukt 25 Mehr über Austern bei Braschler 26 Die Weine und Biber der Loire 27 Ein Messer ist kein Messer ist ein Messer 28 Unser Nachbar das Migros Museum 29 Pauline über ihre Arbeit in der Küche 31 Der Viadukt als Ort der Kultur 31 Wo ist was? Der Plan

V wie Vielfalt: Die schönste Genuss- und Shoppingmeile Zürichs liegt unter den Viaduktbögen.

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MarkthalleDer Duft von hier und dort

Wintermode Magische Anziehung

Wohnen Die etwas anderen Ideen des Viadukts

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Auf Gourmetsafari MarkthalleText: Untitled CampolongoFotografie: Basil Stücheli

Von wegen vom Aussterben bedroht: Das Lädeli lebt! Unter einem Dach vereint präsentieren Nischenproduzenten und Qualitätsbetriebe in der Markthalle eine Produktevielfalt, die ihres-gleichen sucht. Hereinspaziert ins kulinarische Vergnügen.

in der

Beim stadtbekannten Fisch-händler kommt der Fisch stets fangfrisch auf den Tisch. Braschler’s Comestibles

Toskanischer Rohschinken von Franchi, feine Bioweine oder aromatischer Regenwaldkaffee. Saltinbocca

Persönlich ausgesucht von der Metzgerei des Vertrauens aus dem Quartier. Delikatessen Metzgerei Wipkingen

Von der Talsohle bis zum Berggipfel: die mit viel Sorgfalt ausgewählten Delikatessen kleinster Nischenproduzenten. Berg und Tal Marktladen

Nicht bei Südhang, wo man es versteht, grossartige Weine abseits des Etikettenschwindels zu entdecken. Südhang

Wer hier kauft, unterstützt auch die Integration behinderter und benachteiligter Menschen. St. Jakob Beck

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Auf Gourmetsafari Markthallein der

Bei Marsano spricht – und versteht – man bereits seit 1919 «The Language of Flowers». Blumen Marsano

Plattform für 15 Lebensmittel-Produzenten aus dem Bachser-tal mit Non-Food-Artikeln für den Alltag. Bachser Märt

Die Edelbrände von den Obst-gärten im aargauischen Fricktal stehen dem Original in nichts nach. Käsers Schloss

Seit einem Vierteljahrhundert bereits beglücken die Nidwald-ner Käseliebhaber mit ihren Alpsennerei-Spezialitäten. Tritt Käse

Von Cheesecakes bis Cupcakes: Hier wird englische Backkunst auf höchstem Niveau zelebriert. The Pie Shop

40 bis 70 ausgesuchte Speziali-täten von der Insel finden sich im Sortiment der passionierten Käseliebhaber. The British Cheese Centre

Die Familie Calleri steht für echte Italianità in Zurigo und authentische, hausgemachte Spezialitäten. Cavaliere Michele Calleri

GUT &

FRISCH

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Er kommt aus Schaffhausen und lebt in New York: der Künstler Olaf Breuning. Schnell gelangweilt, liebt er die Anwendung seiner Arbeiten im Alltag, dort, wo Kunst selten in Erscheinung tritt.

Olaf Breuning ist bekannt für seine furchtlose, witzige und seltsam provozierende Kunst, die oft existenzielle Fragen stellt, wie sie im täglichen Leben vorkommen. Was Breuning auch mag: die hohe Kunst zitieren, aber mit hausgemachten Methoden. Es scheint fast so, als ob er die Rolle des kreierenden Künstlers herunterspielen will.

Seine Marilyns etwa zitieren Andy Warhols be-rühmte Siebdrucke von Persönlichkeiten aus dem Showbusiness. Bei Warhol wurden die Gesichter mittels Farbfeldern simplifiziert und überhöht und damit beautiful gemacht. Er war ja immer

auf der Suche nach der absoluten Schönheit. Breuning kopiert diesen Bildvorwurf mit echten Frauen, deren Gesicht er in monochrome Farbflä-chen aufteilt, ganz im Stile von Warhols Marilyn Monroe. Die Körper malt er schwarz an, stellt sie vor einen schwarzen Hintergrund, und da sind sie: seltsame fotografische Parodien von Warhols Original, hausgemacht, ein bisschen lachhaft, ein bisschen irrsinnig und absolut faszinierend.

Dass die Marilyns in den Viadukt kommen, fand Breuning sofort fantastisch. Er liebt es, wenn seine Arbeit im ganz normalen Alltag erscheint.

In der Werbekampagne für die Viaduktnacht kam auch heuer die Olaf-Breuning-Tragtasche zum Einsatz, die beim Viadukt-Publikum äusserst beliebt und immer schnell vergriffen ist.

Text: Michelle NicolFoto: Olaf Breuning

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Eine gute Nase für Kunst, die Spass macht: der Pop-Artist in seinem Studio im New Yorker Stadtteil Tribeca.

FOKUSDie hohe Kunst der Ironie

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Viaduktmode ist andersVielfältiger, spannender, typischer. Eine Mixtur aus Wintertrends, individuellen kreativen Kombinationen, Zürich und irgendwo.

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Fotografie: Rico & MichaelStyling: Nicolas VetschText: Martina Schober

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Vorherige Seite:

Passend zum Auto fährt Lisa mit rotem Rippstrickpullover von Isabel Marant Etoile, 319 Fr., getupftem hellbraunem Hemd von Hartford, 179 Fr., Big Mode Werk StattDie Nudie Jeans sitzen wie eine zweite Haut, 159 Fr. No name, aber sehr cool sind die Secondhand-Schuhe für65 Fr., Caritas

Derselbe relaxte Stil bei Anthonys Outfit: Hemd von Paul Smith, 169 Fr., Jacke Adam Kimmel für Carhartt, 459 Fr.,beides Kitchener Plus Die Schuhe, 349 Fr., sind ein Schweizer Produkt, Künzli

Diese Seite:

Jetzt kommt alles auf den Tisch: Die Uhr von Linden, 149 Fr., und das Portemonnaie von Roxy, 159 Fr., beides AmalganDie Handtasche aus Zweiter Hand, 85 Fr., Caritas Das elegant sportliche Rad, 2200 Fr., Stilrad

PS: Lisa trägt eine Bluse im angesagten Winterrot von Tiger of Sweden, 289 Fr., Companys Der graue Jupe, 249 Fr.,Goyagoya Der dunkelgrüne Kurzmantel von Hope, 789 Fr., Kitchener Plus

Anthony ist im weissen Buttondown-Hemd unterwegs, 89 Fr., Quiksilver Darüber trägt er einen Cardigan von Filippa K,189 Fr., Kitchener Plus Die Hose, 169 Fr.,Nudie Concept Store

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Linke Seite:

Bogen für Bogen eine Entdeckung. So macht Einkaufen Spass. Lisa in einer Bluse von Paul Smith Black, 329 Fr., Kitchener Plus, einem Jupe von InWear, 159 Fr.,Companys

Gleichzeitig probiert sieangesagte Plateaustiefeletten, auch Wedges genannt, von Guess, 325 Fr., mit passender Nieten-Umhängetasche von Rebecca Minkoff, 399 Fr., beides Komplementair

Anthonys schwarzes Hemd, 269 Fr., der blaue Anzug, Veston 1210 Fr., Hose 390 Fr., und die schwarzen Schnürer, 450 Fr., alles von Petar Petrov, widerspiegeln die Eleganz von heute, Fashionslave Die aufs Wesentliche redu-zierte Uhr hat der Zürcher Architekt und Künstler Max Bill für Junghans designt, 1160 Fr., Zeithalle

Diese Seite:

Wohin des Weges? Anthony will zum Sport. Er hat sich ihren Mantel umgehängt, 498 Fr., Perlavia Arcteryx Shirt, 98 Fr., Erfolg Jeans, 89 Fr., Rip CurlDie Yogamatte von Kulae, 69 Fr., Lolë

Dabei hat sich Lisa extra für ihn gestylt: Sternpullover, 149 Fr., ErfolgTanktop, 39 Fr., LolëGlitzerjupe, 279 Fr. und Kette von Marion Vidal, 449 Fr., beides bei GoyaGoya

Wir danken Christine von Caritas Secondhand für das schöne Auto und dem Jenseits für die Gastfreundschaft.

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!Dustin SommerNudie Concept Store

«Das äussere Zeichen einer inneren Grund-einstellung.»Castor, die Parkajacke von Nudie, erinnert ein wenig an die Armeejacken von früher, die bereits in den 70ern von der Bevölke-rung getragen wurden. Wir sind keine Mods mehr, aber wir lieben Musik und die Freiheit, wir lieben Organic, deshalb passt zur Jacke auch am besten eine unserer zeitlosen Denims. 499 Fr., www.nudiejeans.com

MustHavesWINTeR

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Andrea BornhauserKitchener Plus

«Wie ein goldenes Karamellstück wird der Mantel in der Herbst-sonne schimmern!» Nach heissen Sommertagen be-fällt mich jedes Jahr aufs Neue die Sehnsucht nach warmen Stoffen, kuschligen Oversize-Pullovern und diese Saison definitiv nach Mänteln! Zum Beispiel dieser schlichte Wollmantel vom schwedischen Label Filippa K,allein schon der Farbe wegen. 529 Fr., www.kitchenerplus.ch

Rahel BrunnerKomplementair

«In dieser Saison ein Must: Glamour für unsere Füsse!» Stiefeletten, Pumps, Booties & Flats müssen mit Glitzer und Glanz versehen sein. Ob ein silberner Absatz, Glitter all over oder nur die Ferse in den Sternenhimmel getaucht – alles passt und garantiert einen glamourösen Auftritt!Ab 429 Fr., www.komplementair.ch

Barbara FurerFashionslave

«Color-Blocking ist in der Mode-szene diese Saison der letzte Schrei.» Der Pullover vom Wiener Designer Petar Petrov nimmthier nicht nur dieses Trendthema auf, sondern setzt dieses auch noch in den Trendfarben Blau und Schwarz in Szene. Dieses Stück aus der aktuellen Kollektion ist nicht nur ein Hingucker. Der zu 100 Prozent aus luxuriöser Alpakawolle hergestellte Pullover ist auch zum Tragen ein Traum. 398 Fr., www.fashionslave.ch

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Eine Uhr fürs Leben zu finden, das braucht Zeit und Raum zum Stöbern. Beides bieten Myron Bingham und Pascal Stübi in der Zeithalle. Ihr Bogen 14 ist zugleich Uhrengeschäft und Event-lokal. «Bei uns kann man noch lädele», lächelt Bingham. Bei den Uhren konzentrieren sich die Jungunternehmer auf Modelle kleinerer Unter-nehmen und Manufakturen: Ventura, Junghans, Nomos statt Breitling, IWC und Rolex. Bingham und Stübi, beide mit viel Erfahrung im Uhrenge-schäft, schlüpfen für die Kunden also in die Rolle der Entdecker. So bieten sie Vintage-Uhren an, die sie im Fundus der Händler ihres Vertrauens aufgestöbert haben. Die Zeithalle wirkt wie eine

Gegenwelt zur Bahnhofstrasse. Die Kundschaft sieht hinter Vitrinen Zeitmesser, die es noch zu entdecken gilt. Die v-tec Sigma von Ventura zum Beispiel, ein völlig neuartiger Typus von Digital-uhr, die am Arm von Nicolas Cage im Film «Bangkok Dangerous» bereits einen vielbeachte-ten Auftritt hatte. Oder aber das Modell Zürich der kleinen, aber feinen deutschen Uhrenmanufaktur Nomos Glashütte. Myron Bingham trägt diese letzte von Hannes Wettstein entworfene Automa-tikuhr selber am Handgelenk. «Sie ist gross und gleichzeitig schlicht und schön», sagt Bingham. Man könnte auch sagen, die Uhr sei eigenwillig. Genauso wie ihr Träger und seine Zeithalle.

Neuzeit in alten Gemäuern

Uhrenladen oder Eventlocation? In der Zeithalle nimmt man sich für beides alle Zeit der Welt.

Text: Judith WyderFoto: Nelly Rodriguez

Funktioniert das? Ein Uhrengeschäft, das sich nach Ladenschluss in ein Eventlokal für Hochzeitsgesellschaften oder Firmen-anlässe verwandelt? Es funktioniere nicht nur, sagt Myron Bingham, sondern ergänze sich perfekt. Infos: www.zeithalle.ch

VIADUKTSTRASSE 678005 ZÜRICH

TEL 043 204 18 90 WWW.BOGENF.CH

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«Was machen die denn?» haben Sie sich beim Schlendern entlang der Bögen vielleicht schon gefragt. «Gutes!» sagen wir und stellen drei der sozialen Dienstleister im Viadukt vor.

The HubBei The Hub setzt man sich heute schon für morgen ein und fördert kreative Jungunter-nehmer, die nachhaltig denken und vernetzt arbeiten. Man trifft sich an einer der zahlreichen Veranstaltungen, tauscht sich aus und verfolgt gemeinsam Ideen für eine bessere Zukunft. Hubs gibt,s übrigens nicht nur hier in Zürich, sondern auch rund um die Welt. www.hubzurich.org

Jenseits«Isch ja jensiits!» Die katholische Kirche nennt die Dinge beim Namen und eröffnete unter den Bögen einen Treffpunkt namens Jenseits. Jung, unkompliziert und mit viel Elan und Freude stellt das Team allmonatlich ein abwechslungsreiches Programm für 18- bis 30-Jährige auf die Beine. Ein Zufluchtsort vor alltäglichen und anderen Sorgen.www.jenseitsimviadukt.ch

Kindertreff ViaduktDer Kindertreff Viadukt ist ein Angebot der Stadt Zürich und richtet sich an die Kinder des Kreises 5. Ohne Anmeldung und ohne Begleitung ihrer Eltern dürfen 5- bis 12-Jährige hier spielen, basteln und malen, ihrer Kreativität und ihrem Spieldrang freien Lauf lassen und können dabei erst noch Freundschaften mit anderen Quartier-kindern schliessen. www.stadt-zuerich.ch/viadukt

Begegnungen unter den Bögen

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jenseitsimviadukt.chWillkommen im

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«In unserem Shop findet man nur, was uns selber begeistert», sagt Perlavia-Geschäftsführer Beat Ettlin. Seit März 2010 bietet er im Bogen 27 im Viadukt ein erlesenes Sortiment für Abenteurer mit Stil, darunter Qualitätsmarken wie Arcteryx, Feathercrafts faltbare Kajaks und Snowpeaks leichte Küchenutensilien aus Titan. Ausgefallene Einzelstücke, wie zum Beispiel die Stelton-Schiffslaterne, ein dänischer Designklassiker aus den 60er-Jahren, sowie Mitbringsel aus allen Ecken der Welt des Abenteurerteams runden das originelle Angebot ab. www.perlavia.ch

Interview: Nuria Furrer, Foto: Basil Stücheli

Du bist ein Abenteurer. Was genau heisst das?Mich zieht es regelmässig mit dem Kajak und dem Zelt in die Wildnis. Am liebsten paddle ich auf dem Meer von Insel zu Insel und über-nachte an einsamen Stränden.

Worauf freust du dich besonders, wenn dudie Zivilisation hinter dir lässt?Auf die Wildnis, die Tiere und die Ruhe. Es gibt nichts Schöneres, als den melancholischen Ruf der Adler zu hören, ihren Flügelschlag zu spüren. Und dann natürlich die Wale. 2010 habe ich zum ersten Mal aus dem Kajak einen Wal gesehen, das geht unter die Haut.

Welche drei Dinge kommen immer mit aufdie Abenteuerreise?Eine gute Regenjacke, meine Digitalkamera und zur Stärkung dunkle «Ovo»-Schokolade.

Wohin zieht es dich als Nächstes?Ich reise mit meiner Freundin auf eine Inselkette ganz im Norden von Kanada. Meine Freundin ist Klimaforscherin und ich studiere Umweltinge-nieurwesen. Wir werden zwei Wochen in einem Zelt auf einer unbewohnten Insel verbringen und im Rahmen einer wissenschaftlichen Forschung Wale beobachten und fotografieren. Das birgt einige Herausforderungen.

Welche?Es gibt dort Bären und Wölfe. Die Durchschnitts-temperatur liegt bei acht Grad und es kann gut sein, dass es drei Tage lang durchregnet.

Was ist eine gute Ausrüstung?Eine, über die man sich vor Ort keine Gedanken zu machen braucht. Eine Regenjacke muss dicht sein, aber auch atmungsaktiv. Funktion, Gewicht

Philipp Schuppli, 28, ist ein Abenteurer, der seine Leidenschaft zum Beruf gemacht hat. Neben dem Studium in Umweltingenieur-wesen arbeitet er im Outdoorshop Perlavia in Zürich.

und Volumen sind ausschlaggebend. Ganz nach dem Motto: Es gibt kein schlechtes Wetter, nur schlechte Ausrüstung.

Die Outdoorbekleidungslabels liefern sicheinen harten Verdrängungskampf am Berg.Perlavia empfiehlt ihren Kunden Arcteryx.Was macht der kanadische Outdoorspezialistbesser als die anderen?

Arcteryx versteht es, qualitativ beste Outdoor-kleidung zu produzieren, die vom Stil her aber auch sehr schön ist. Wenn ich verreise, will ich kein Extragepäck mitschleppen, um zum Beispiel zwischendurch mal in ein Restaurant zu gehen. Darum ist mein Lieblingshemd Skyline von Arcteryx immer mit von der Partie. Ich kann es rasch auswaschen und es ist in fünf Minuten wieder trocken und wie frisch gebügelt.

Philipp Schuppli von Perlavia beim Trockentraining.

Der melancholische Ruf des Adlers

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Text: Nuria Furrer, Foto: Basil Stücheli

Fabio Dubler, Betreiber des Bogen 33, führte unter den Ge-leisen bereits einen Secondhand-Design-Shop, als der Viadukt noch keine Shoppingmeile war. Was damals als Hobby begann, wurde eine Erfolgsgeschichte.

2003 sah es unter den Bögen im Viadukt im Kreis 5 noch ganz anders aus. Graffiti zierten die Wände. Einige Bögen waren offen und ungenutzt. Und doch blühten da und dort ganz seltene Kulturpflänzchen. Das Restaurant «Bananen + Frucht» zum Beispiel, in dem die Gäste kulinarisch und kulturell auf ihre Kosten kamen. Einige Bögen wurden für Geburtstags-feste und illegale Partys genutzt. Einer davon war der legendäre Club Bogen 13.

Zwischen diesen «Szene-Biotopen» führteFabio Dubler, 31, mit seinem damaligen Ge-schäftspartner den Secondhand-Design-Shop Bogen 33. «Es hat sich damals schnell herum- gesprochen, dass es bei uns tolle Schnäppchen zu ergattern gibt», erinnert sich Dubler. «Und da wir damals fast keine Miete bezahlten, funktionierte das Ganze auch einigermassen.» Nach einem halben Jahr mussten die Jungun-ternehmer den Bogen räumen. Das Projekt Viadukt stand in den Startlöchern – und die alteingesessenen Mieter erhielten die Kündi-gung. Das Aus für den Bogen 33 bedeutete dies nicht. Dubler und sein Kompagnon zogen an die Geroldstrasse weiter. Was als Hobby zweier Zwanzigjähriger begann, entwickelte sich neben den Geleisen zu einem Unterneh-men mit sechs Angestellten und einer Gesamt-fläche von über 2000 m2. Nach vier Jahren kam es zu einem weiteren Ein-schnitt: Dubler trennte sich von seinem Partner und führte das Geschäft fortan in Alleinregie. «Wir hatten bis zu diesem Zeitpunkt kein wirk-liches Konzept, machten alles irgendwie. Ich musste also dringend ein paar Hausaufgaben

erledigen», erinnert sich Dubler. Bald arbeitete er Tag und Nacht. Zum Glück stiess damals auch seine Schwester Lea zum Team und griff dem Bruder tatkräftig unter die Arme.

Zusammen mit Matthias Linherr entwickelte Dubler ein Softwaresystem, das die administ-rative Arbeit und das Tagesgeschäft unterstüt-zen und vereinfachen sollte. «Ohne dieses System», sagt er, «hätte der Bogen 33 niemals so gross werden können, wie er heute ist.» Die benutzerfreundliche und umfangreiche Software ermöglicht seinem Team einen professionellen und effizienten Arbeitsablauf. So können die Mitarbeitenden im Computer abrufen, wo sie diesen oder jenen Stuhl im Lager finden, wohin er geliefert werden muss und ob er schon bezahlt ist. Nach einer Versuchsphase werden dieses und ähnliche Computersysteme über die Software-firma Dublin IT verkauft, an der Dubler beteiligt ist. Es sollen auch andere davon profitieren können, findet er.

Im Viadukt führt der Bogen 33 seit 2010 wieder einen Showroom. Neue Schweizer Möbel von de Sede, Embru, Horgenglarus und andere Sammlerobjekte werden dort ausgestellt. Dubler leitet den Bogen 33 immer noch alleine, doch bald steigen Lea und weitere Teammitglie-der ins Geschäft ein, das sich in der ganzen Zeit immer weiterentwickelt und geöffnet hat. Unter anderem finden im Bogen im Rahmen eines Arbeitsintegrationsprojekts Jugendliche eine Praktikumsstelle.

«Nach fast zehn Jahren stehen wir an dem Punkt, wo wir sagen können: Die Idee hinter dem Bogen 33 ist umgesetzt, das Systemfunktioniert. Darüber bin ich natürlich sehr glücklich. Für mich gibt es nichts Wertvolleres, als Tag für Tag mit einem guten und zufriedenen Team zusammen-arbeiten zu können.»

Die Geschwister Lea und Fabio Dubler möbeln mit ihren Vintage-Möbeln Zürich auf.

Butik, die webbasierte Business-Software für jeden Laden:

www.getbutik.com

Klassisches Design. Neueditionen, Reeditionen und rare Vintage-Objekte: Galerie für Möbel:

www.Viadukt3.ch

Möbel, Accessoires und Gadgets aus den 60ern, 70ern und 80ern:

www.Bogen33.ch

Ein Bogen mit Geschichte16

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Styling und Text: Alexandra KruseFotos: Nelly Rodriguez

Bogenschlag zur urbanen Architektur: Im Viadukt zeigen Einrichtungsgegenstände und Wohnaccessoires ihre Charakterstärken. Seltene Trouvaillen, massgebaute Einzelstücke, Vintagemöbel und Lichtobjekte – hier werden Konzepte für spannende Wohngeschichten entworfen.

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Wohnen im Viadukt

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Vorherige Seite:

Sessel von Chr mit Kunst-lederbezug und passender Ottomane, 1165 Fr., Superieur

Lautsprecher von The Drop mit fein abgestimmtem ABS-Gehäuse von Scandyna, 880 Fr., Klangwandel

Belgische Stahl-LampeGiant S in diversen Farben und Grössen, ab 220 Fr. Ökologisch wertvoll, die Glasflasche von Seletti, ab 30 Fr., Sibler

Swissair-Container aus Alu und von Welt, Einzelstücke, ab 145 Fr., Bogen 33

Jede Decke ein Unikat,handgefertigt aus seidenen Saristoffen von Hay, 179 Fr., Aufladestation Solartree von XD Design für iPhones & MP3-Player, 149 Fr., Kitchener Plus

Diese Seite:

Daybed von de Sede, Vintage und neu erhältlich, ab 4500 Fr., Viadukt3

Stehlampe One von Mawa Design Berlin, Designduo Kressel&Schelle, 893 Fr., Lichtblick

Beistelltisch Loro und Regal Enam von INCH Furniture, aus nachhaltig produziertem Teakholz.Beistelltisch 850 Fr., Regal horizontal und vertikal, ab 5450 Fr., Westflügel

Vintage-Postauto und Feuerwehr, Einzelstücke, ab 140 Fr., Bogen 33

Kuhfelle in verschiedenen Musterungen und Grössen, ab 890 Fr., freundlicher Patchworkaffe aus Südafrika, in verschiedenen Grössen, ab 110 Fr., Coté West Living

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Lachende Wolke und fröhliche Krone aus Alpaca-Strick von Oeuf,99 Fr. und 49 Fr. NYC Walks Architecture-Karten, mit verschiedenen Big-Apple-Bauwerken, 22 Fr. Vase Gloriole von Linck Keramik, handgefertigt und aus der Schweiz, 196 Fr., Kitchener Plus

Bücher fürs Leben, ab 34 Fr., Westflügel

Handgefertigter Edelstahl-Nussknacker Knacknuss, 320 Fr., Möbel-Atelier Dablunschi

Topfpflanze ab 33 Fr., Marsano Blumen

Nächste Seite:

Metallleuchte aus Ägypten, kommt in hohen Räumen besonders zur Geltung, ab 570 Fr. Wollteppich, 1200 Fr. Divan Princesse au petit pois mit diversen Matratzen, 3600 Fr. Passende Kissen aus Baumwolle, Leinen und Samt, ab 155 Fr. Perlenbestickter Hocker aus Bamoun, seine Hersteller gelten in Afrika als begnade-te Handwerker, 1800 Fr.,Coté West Living

Schalenobjekt aus Nuss-baumholz von Bildhauer Ernhard Annen, 2900 Fr., Möbel-Atelier Dablunschi

Gravensteiner Äpfel, 3 Fr./kg. Bachser Märt

Bunt lackierter Holzstuhl von Markus Staab, Einzel-stück, 480 Fr., Goyagoya

Sitzpoufs von Paola Lenti, handgefertigt in Italien, ab 905 Fr., The Chair

Mickey-Mouse-Telefon aus den 80er-Jahren, Einzelstück,190 Fr., Bogen 33

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.WIR.

.DANKEN.

.ALLEN,

.VON DENEN.

.WIR EIN.

.HAUS.

.KAUFEN.

.DURFTEN.

Über 100 Hauseigentümer haben uns in den vergangenen zwanzig Jahren über 1400 Wohnungen und Gewerberäume anvertraut. Das ist nicht selbstverständlich, denn als gemeinnützige öffentliche Stiftung der Stadt Zürich zählt die Stiftung PWG nicht immer zu den Meistbietenden. Dafür gewinnen Sie ein paar schöne Gewissheiten:

■ Zeitlich unbegrenzte Aufnahme Ihres Verkaufsobjekts in unserem Bestand (kein Weiterverkauf, kein Umbau in Eigentumswohnungen)

■ Werterhaltung dank nachhaltigen Renovations- und Unterhaltsarbeiten

■ Bleiberecht für Ihre Mieter

■ Dauerhaft preisgünstige Mietzinse

STIFTUNG PWG | POSTFACH | 8026 ZÜRICH

TEL. 043 322 14 14 | WWW.PWG.CH

DIE STIFTUNG ZUR ERHALTUNG VON PREISGÜNSTIGEN WOHN- UND GEWERBERÄUMEN DER STADT ZÜRICH (PWG) IST EINE GEMEINNÜTZIGE, ÖFFENTLICHE STIFTUNG DER STADT ZÜRICH MIT EIGENER RECHTS-PERSÖNLICHKEIT.

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Freie Sicht aufs Mittelmeer! Im Coté West Living blickt man bis nach Afrika. www.cotewestliving.ch

Aus Kamerun stammt der mit bunten Glasperlen bestickte Hocker. Glasperlen waren begehrte Tausch-objekte, erwähnt Ruth Arber und bezieht sich auf die grosse Kamerun-Ausstellung im Museum Rietberg, wo diese Kunstfertigkeit im historischen Kontext präsentiert wurde. Obwohl ihre Objekte neu sind, ist den Besitzerinnen Ruth Arber und Denise Graetz das Herkunftsland wichtig. Das wunderschöne feine MUD-Porzellangeschirr haben sie in Australien ent-deckt. Stolz sind sie auf ihre Kelims aus Mazandaran in Nordiran, die exklusiv bei Coté West Living zu finden sind. Deren grafisch-moderne Anmutung irritiert, denkt man dabei doch an Entwürfe der Bauhauszeit. Aber die grafische Schlichtheit und moderne Farbigkeit haben in Nordiran eine lange Tradition. Exklusiv führt Coté West Living auch die Möbel und Textilien des französischen Labels Caravane. Mit seinem Stil fühlen sie sich eng verbun-den, denn Caravane vereint mediterrane, intensive Farbigkeit mit einem ganz modernen Einrichtungs-design. Bei Ruth Arber und Denise Graetz kann man in Ausschnitten der Zeitschrift Côté Sud blättern und entdeckt immer wieder Objekte, die auch im Laden zu finden sind. Es ist ein Wohnambiente, das die ei-gene langjährige Einrichtungsphilosophie der beiden Besitzerinnen widerspiegelt.

Bei schönem Wetter steht ein Butterfly Chair neben der offenen Tür von Coté West Living. Im Schaufenster zeigen sich stolze Südafrikanerin-nen im Porträt, vom Künstler Tretchikoff gemalt und als Reprint auf Kissenbezüge gedruckt.

Die Mischung von modernem Design und Exo-tik macht neugierig. Und wer das Geschäft von Coté West Living im Bogen 4 betritt, begibt sich sogleich auf eine Reise zum Mittelmeer, in den Orient über Australien bis nach Afrika.

in Zürich West

migrosmuseum.chmigros-kulturprozent.ch

Migros Museum für Gegenwartskunst Limmatstrasse 270 CH—8005 Zurich

RaGnaRKjaRtansson

The Visitors

neueröffnung des

Museums

Freitag, 16.11. 18 Uhr

stepHen G. RHodes

Vernissage

Freitag, 08.02. 18 Uhr

17.11.2012—27.01.2013 09.02.—19.04.2013

EinE institution dEs Migros-KulturprozEnt

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Text: Christina HorisbergerFoto: Basil Stücheli

Page 23: Viadukt Magazin, Winter 2012/13

Savannah, Georgia/USA, Hotel Mansion –Südstaaten «Tropische Schwüle. Alle Bewegun-gen sind verlangsamt. Hinter den flechtenbehan-genen, gespenstisch wirkenden Bäumen taucht das alte Herrschaftshaus auf: The Mansion.Umgebaut mit viel künstlerischer Inspiration. Die alten Bordelaise-Kommoden sind orange lackiert. Alles farbig, üppig und irgendwie mystisch wie Natur und Stadt. The Mansion ist unser Refugium, kühl, ange-nehm und immer wieder ein warmherziger Empfang. Noch nie ein so schön gelegenes Hotel erlebt. Die Matratzen unglaublich bequem. Sich hinlegen, dösen und erholen von der Hitze. Später haben wir für zwei Hotels in der Schweiz die gleichen Betten samt Matratzen importiert, bis wir einen Schweizer Hersteller fanden, der den gleichen Komfort anbietet.»

Zuoz, Graubünden/CH, Hotel Castell«Im Hotelzimmer von Architekt Hans-Jörg Ruch schmiegen sich Fuge um Fuge Arvenholz-bretter aneinander. Eine alte Technik, um kein Holz zu verschwenden. Das Zimmer duftet nach Arvenholz und wirkt trotz seiner Kargheit intim und vertraut. Am Balkongeländer kämpfen zwei schmiedeiserne Steinböcke vor der atemberau-benden Bergwelt des Oberengadins. Vorfreude beim Aufstehen auf das üppige Frühstücksbüf-fet. Überschwänglich empfängt uns der Chef de Service mit Namen, führt uns zum Tisch. Ein schönes Gefühl, willkommen zu sein. Und wieder ein erholsamer Tag in der zauberhaften Landschaft. Und am Abend, durchfroren und erschöpft, heimkommen ins Hotel mit viel zeitgenössischer Kunst. Gastfreundschaft, die das Herz erwärmt. Und sich kümmern müssen um nichts.»

Chettinad, Kerala/Indien, Hotel Visalam«Unser Hotel. Eines von vielen Herrschaftshäu-sern, die reiche indische Gewürzhändler damals erbauen liessen. Noch heute werden sie von den Familien bewohnt, dienen als Filmkulisse oder beherbergen kleinere Hotels. Nach einer erschöpfenden Fahrt durchs heisse Land ein herzlicher Empfang mit Tee. Jede Bewegung der jungen Frau im Sari ist ruhig und würdevoll. Junge Männer kümmern sich ums Gepäck und weisen den Weg durch hohe Räume und den Innenhof mit seinen geschnitzten Holzsäulen. Die Geschichte des Hauses ist überall präsent. Unser Zimmer ist gross und kühl. Mittendrin ein geschnitztes Himmelbett. Freude über den Swimmingpool und das köstliche Abendessen im blühenden Garten; mit Pfauen und einem kleinen, freundlich lachenden Steinelefanten. Wir sind angekommen auf einer Insel der Ruhe und des Friedens. Sich geborgen fühlen und umsorgt wissen, ein persönlicher Stil, das ist alles, was es braucht für ein gutes Hotel.»

Was ein gutes Hotel ausmacht

Fremde Länder, liebenswerte Menschen: Das Reisen ist für Erika Bichsel und Karsten Schmidt immer wieder eine spannende Quelle der Inspiration. www.ida14.ch

Text: Christina Horisberger, Foto: Basil Stücheli

Karsten Schmidt ist mit seinem Innenarchi-tekturbüro Ida 14 auf Wohnen, Branding und Hotellerie spezialisiert. Er ist als Berater und Director Interior Design der Swissôtel Hotels & Resorts weltweit tätig.

Erika Bichsel vertritt mit The Chair und ihrem ausgesprochenen Flair für Farben und Textilien verschiedene Designlabels. Sie ist als langjährige Mitarbeiterin im Bereich First und Business Class bei der Swissair bestens vertraut mit den Wünschen anspruchsvoller Kundschaft.

In Kooperation realisieren sie Hotel- und Wohnobjekte und lieben das gemeinsame Reisen in fremde Länder.

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Christina Hubbeling sagt, wie es ist.

Vor rund anderthalb Jahren sind wir aufs Land gezogen. Und zwar richtig aufs Land: Die Gemeinde zählt weniger als tausend Ein-wohner und man sieht fast nur alte, prächtige Riegelbauten. Wir wohnen alt, aber nicht prächtig, dafür originell. Schön ist es hier, zwischen Kuhglockengeläut und duftenden Heckenrosen. Doch manchmal habe ich schrecklich Heimweh nach der Stadt, und ich sehne mich nach dem sogenannten urbanen Lebensgefühl.

Genau in dieser Stimmung gehe ich am allerliebsten in den Viadukt. Denn fast nirgends scheint mir Zürich urbaner zu sein als hier.

Ich liebe es, an einem schönen Sommertag im Restaurant Markthalle Mittag zu essen. Das Essen ist immer sehr gut, meistens sogar hervorragend. Vor allem aber sind Küche und Konzept originell. Das Gros der Produkte kommt aus der Markthalle: Die feine Käseaus-wahl etwa ist von Tritt Käse oder der Wein von der Weinhandlung Südhang – die Flasche darf man sich gleich selber im Regal aussuchen.

Mittags gibt es jeweils vier Plats du jour. Auch hier zeigt Küchenchef Reto Zuberbühler, dass sich die Markhalle mit ihren kreativen Gerichten und ungewöhnlichen Geschmacks-kombinationen abzuheben weiss.

So gab es neulich einen Eintopf mit weissen Bohnen und Kartoffeln, der fein nach frischem Thymian schmeckte. Und zum Dessert Panna Cotta mit Chriesi. Für den kleinen Hunger bestellen wir gerne mal eine Portion frisches Holzofenbrot mit Aufstrich, wie zum Beispiel Leberwurst oder Rillettes.

Urbanität pur und trotzdem viel Grün bietet der Besuch des Restaurants Viadukt. Hierher kommen wir gerne am Abend. Während der Blick auf die Josefwiese schweift, wo bis in die Nacht hinein kleine und grosse Kinder spielen und lärmen und Menschen aus allen Ecken und Enden der Welt auf Decken am Boden zusammensitzen, bestellen wir ein Glas Weiss-wein und dazu eine Gazpacho mit Zitronen-Basilikum-Öl. Die Küche zeigt sich auch im Restaurant Viadukt sehr kreativ und die Qualität des Essens lässt nichts zu wünschen übrig. Die Speisen sind eine Mischung aus Saisonalem, das der Region Rechnung trägt, und der Fusionküche. Was hier extrem auffällt:

Die Bedienung ist ausnahmslos charmant, witzig und engagiert. Es handelt sich dabei um junge Leute, die ins Berufsleben integriert werden sollen – ein Paradebeispiel für gelungene Arbeitsintegration.

3 mal essen und trinken

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Dritte im Bunde ist die Coffee Bar Ambrosi, die sich zwischen den beiden Restaurants befindet. Während die Markthalle und der Viadukt mehr das Zeitgemäss-Urbane verkörpern, entführt uns das Ambrosi, was Interieur und Küche betrifft, in den Süden, in eine mediterrane Landhausvilla. Wer nur eine Kleinigkeit essen will, findet hier eine Auswahl an Pizzette und Focacce sowie Antipasti und Tapas.

Täglich werden frische Pastage- richte zubereitet oder es gibt im Tontopf servierte Spezialitäten wie zum Beispiel Moussaka, was uns ein bisschen dafür entschädigt, dass es auch dieses Jahr wieder nichts wird mit Ferien auf Patmos.

Jeweils am Sonntag wird im Ambrosi ausgie-big gefrühstückt: Für 34 Franken pro Person darf man sich durch das reichhaltige Buffet schlemmen. Nach «mehr davon haben wollen» schmeckt etwa der Cheesecake mit seinem ver-dächtig saftigen Boden. Die Kalorienzahl wollen wir lieber nicht wissen, sondern ignorieren der-artiges ganz mit südländischer Nonchalance und berufen uns stattdessen auf den buon gusto.

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Schlürfen ist erlaubt

Meeresfrische mitten in Zürich: Bei Braschler in der Markthalle ist immer Austernsaison. www.braschler.ch

Interview: Christina HubbelingFoto: Nelly Rodriguez

Stimmt es, dass man Austern nur in denMonaten mit «R» essen sollte?Bernhard Braschler: Diese Regel ist überholt: Wichtig ist, dass der Transport sachgerecht ist, die Kühlkette nicht unterbrochen wird.

Welche Austernarten gibt es?Es gibt zwei Hauptkategorien: flache Austern, Belon, und Felsenaustern, Creuses. Belon ver-fügen über ein ausgeprägtes Aroma und zartes Fleisch. Creuses sind urchiger, charaktervoller.

Warum sind Austern so kostbar?Weil die Bewirtschaftung der Austernbänke sehr arbeits- und pflegeintensiv ist. Ein Austernzüchter pflegt, wendet, sortiert oder kalibriert die Austern während der vierjährigen Wachstumszeit rund vierzig Mal.

Wie isst man Austern?In unserer Austernbar servieren wir sie pur, mit Zitrone oder Schalottenessig. Dazu empfeh-len wir ein Glas Champagner oder trockenen Weisswein. Man kann Austern mit der Gabel essen, schlürfen ist aber erlaubt.

Wie erkennt man, ob Austern gut und frisch sind?Sie müssen richtig fest verschlossen sein.

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Dass es ihm hier so wohl ist, sagt viel über die Gegend an der Loire aus. Die Rede ist vom Biber, diesem lustigen Nager mit dem flachen, unbehaar-ten Schwanz. Wäre die Natur am 1000 Kilometer langen Flusslauf zwischen Zentralmassiv und Atlantik nicht so archaisch, manche Uferzonen so wild, das Wasser so glitzernd sauber – es wäre wohl kaum alle paar Kilometer ein Biberbau anzutreffen. Vom unvergleichlichen Ökosystem profitieren auch Iltisse und Hirsche, Kormorane und Graugänse, um nur einige der ansässigen Wildtiere zu nennen.Ist es verwunderlich, dass an den Ufern der Loire auch Weinbau betrieben wird? Aus dem Nantais kennt man vor allen die Muscadet genannten Weissweine. Sie werden aus der Rebsorte Melon de Bourgogne gekeltert und sind in der Regel knochentrocken. In Bourgueil, Chinon und im innovativen Saumur gedeiht vorwiegend Cabernet Franc. Die rote Sorte stammt aus dem Bordelais; sie erzeugt Tropfen, die in der Jugend oft ungestüm und unnahbar scheinen, mit der Reife aber mehr und mehr blumige und weiche Noten zeigen.

Bekannt sind die Weissweine, die aus Chenin Blanc gekeltert werden: In Vouvray geraten sie honigartig und charaktervoll, nicht minder überzeugend sind die Schaum- und Süssweine aus der gleichen Sorte. Schliesslich gilt es die Appellationen Sancerre und Pouilly-Fumé zu erwähnen, quasi im Zentrum Frankreichs; Sauvignon Blanc liegt diesen sehr säu-rebetonten, teilweise krautigen Weissen zugrunde.

Dank passenden Speisen im besten LichtEiner, der dieser Region seit langem die Treue hält, ist Matthis Pilliod von der Weinhandlung Südhang. In der Markthalle bietet er ein erstaunlich breites Sortiment von der Loire an: «Es sind definitiv keine Schmeichler», sagt er. Die Weine im Angebot zu haben, «leiste er sich» einfach: «Denn vom Sancerre einmal abgesehen, ist das Interesse in der Deutschschweiz vergleichsweise gering.» Dabei seien die Gewächse hervorragende Essensbegleiter: perfekt, wenn ein gereiftes Glas Savennières zu

einem Wolfsbarsch mit Beurre blanc serviert wird. Herrlich, wenn zu einem kräftigen Cabernet Franc ein Rindsfilet mit Jus oder ein Toast mit sautierten Pilzen auf den Teller kommt. Und die Kombination von Muscadet und Austern gilt sowieso als Klassiker. Noch unzählige Mariagen mehr wird kennenlernen, wer die sehenswerte Region selber einmal besucht. Und wie Weinhändler Matthis Pilliod dann vielleicht feststellt: «Eine herausgeputzte Gegend ist es gewiss nicht.» Aber eben: Schlaue Biber mögen,s wild.

Die Loire ist der längste und natur-nahste Weinfluss Frankreichs. Von hier kommen würzige Cabernets Francs, komplexe Chenins Blancs und frische Sauvignons Blancs, die eine Entdeckung wert sind. Insbeson-dere, weil sie genauso viel Charakter haben wie ihr Herkunftsgebiet.

Tropfen mit Biss

Text: Daniel BönigerFoto: Domaine Michaud

Der renommierte Weinjournalist Andreas März nennt Weine mit kräftigen Holzaromen «Biberweine» – zum Glück gibt es an der Loire auch viele andere Tropfen.

Weine aus der Loire

Reben wachsen an der Loire vor allem zwischen Orléans und Nantes. www.suedhang.com

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Scharfe Partner

Vielleicht suchen Sie ja eher nach einem Partner mit Allroundqualitäten: Hier empfiehlt sich das Koch- oder Chefmesser, das sich mit seiner breiten Klinge ganz hervorragend zum Hacken, Schneiden und zum feinen Zerkleinern, zum sogenannten Wiegen, eignet.

Die japanische Santoku-Version ist an ihrer abge-rundeten Spitze erkennbar, während die euro-päische mit gerader, vorne spitzer Klinge auf sich aufmerksam macht.

Doch die Talente Ihres Liebsten am Herd mögen in der Theorie noch so stimmig sein; schlussend-lich muss sich dieser in der Praxis beweisen.Bei Sibler können Sie deshalb nicht nur auspro-bieren, ob das Messer richtig in Ihrer Hand liegt, sondern auch gleich vor Ort drauflosschneiden. Und? Liegt es gut in Ihrer Hand? Macht es Ihnen Schnitt für Schnitt Freude? Entwickeln Sie bereits tiefe Gefühle? Gratuliere! Sie haben gerade den schärfsten Partner Ihres Lebens gefunden.

Sämtliche Trauben ernten oder doch nur die Rosinen pflücken? Um das Messer fürs Leben zu finden, braucht es Fingerspitzengefühl. www.sibler.com

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Text: Untitled CampolongoFoto: Nelly Rodriguez

Leidenschaftliche Köche kön-nen ein Lied davon singen: Bei der Suche nach dem passenden Messer verhält es sich ein wenig wie bei einer Partnersuche. Eigentlich sagt einem die Ver-nunft, Vor- und Nachteile bei der Wahl des oder der Liebsten am Herd genau abzuwägen. Doch am Schluss lässt man sich eben doch nur von einer ein-zigen Sache leiten: dem Gefühl.

Eine Küche ohne Messer ist eine einsame Angelegenheit. Dafür benötigt man keine messerscharfe Analyse. Doch wie finden Sie den passenden Partner für Ihre eigene Gourmetküche? Ist es von Vorteil, viel Wert aufs Aussehen zu legen? Oder spielt das handwerkliche Geschick eine Rolle? Bei einem Besuch im HaushaltsgeschäftSibler im Bogen 24 werden Sie erfreut fest-stellen: Die Auswahl an Formen, Grössen und Arten von Messern ist riesig. Wäre doch gelacht, wenn Sie hier nicht Ihren perfekten Partner finden würden!

Doch was zunächst wie Liebe auf den ersten Blick aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Partnersuche mit Hindernis-sen. Zunächst einmal stellt sich die Frage nach dem Material: Da gibt es zum einen die leichten Keramikmesser, die für ihre lange Schnitthaltigkeit bekannt sind. Zum anderen bieten sich Ihnen die japanischen Damaststahlmesser an, deren Klingen ext-rem scharf sind. Und auch die europäischen Messer schneiden bestens ab.

Die Auswahl an Klingenformen und -grössen ist ebenfalls immens: Kleine Messer mit kurzer Klinge etwa sind ideal zum Rüsten von Gemüse und Obst. Mit einem Tranchier-messer und seiner schmalen, langen Klinge zerteilen Sie mühelos jeden Sonntagsbraten. Und mit der spitzen, schmalen Klinge des Ausbeinmessers lässt sich das Fleisch ganz einfach vom Knochen lösen.

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Raum pur. Riesig und leer. Selten wird man die neuen Räumlichkeiten des Migros Museum für Gegenwartskunst derart reduziert erleben. Die Mauern makellos weiss, keine Stellwände, man geniesst die Architektur. «Ab dem 16. November wird in den umfassend renovierten und erweiter-ten Räumen wieder Kunst gezeigt», erklärt Hedy Graber, Leiterin Direktion Kultur und Soziales, Migros-Genossenschafts-Bund (MGB), auf un-serem Rundgang. «Vermehrt sind auch Veranstal-tungen geplant und für die Kunstvermittlung gibt es einen eigenen Raum.» Hedy Graber arbeitete in den letzten acht Jahren intensiv darauf hin, dass dieser Bau verwirklicht werden konnte. An einem Ort, der seit 1996 viel zum Aufblühen der zeitge-nössischen Kunst in Zürich beigetragen hat. Doch Graber blickt nicht zurück. Für das Migros-Kultur-prozent geht es um die zukünftigen Inhalte.

Hedy Graber, bald wird der isländiche Künstler Ragnar Kjartansson im neuen Migros Museum für Gegenwartskunst seine erste Schweizer Einzel-ausstellung The Visitors zeigen. Kommt jetzt die Zeit zum Aufatmen?Richtig aufatmen werden wir wohl nie, denn wir haben einen Ort für internationale Gegenwarts-kunst gebaut, der seine Vitalität behalten will. Im alten Löwenbräu-Areal gab es innerhalb von zehn Jahren vier verschiedene Besitzer. Wir wussten nie, ob wir bleiben können und wie sich der Miet-zins entwickeln wird. Nun kommen wir aus dem ewigen Provisorium heraus.

Das brodelnde Kunstleben im alten Löwenbräu entstand ja gerade aus dem Charme des Provi-soriums. Weshalb hat sich die Migros so sehr für diese Räume eingesetzt?Für uns ist es wichtig, diesen Ort für zeitgenössische Kunst, dessen Ausstrahlung weit über Zürich hinaus geht, zugleich zu sichern und vital zu erhalten. Den beteiligten Institutionen ist durchaus bewusst, dass es dabei zu einem Spagat kommt: Einerseits mussten bauliche Massnahmen getroffen werden, um das Pro-visorium zu überwinden, andererseits wollen wir mit der Kunst sehr nah am Puls der Zeit bleiben. Das Lö-wenbräukunst-Areal soll kein verstaubter Ort werden!

Mittlerweile gilt zeitgenössische Kunst als Standortfaktor, daher interessiert sich auch die Stadtentwicklung für das Quartier.Rasch erfolgte eine Aufwertung.

Interview: Stefan KaiserFoto: Doris Fanconi

Hedy Graber freut sich auf die grösseren Freiräume im Migros Museum für Gegenwartskunst.

1996, als das Migros Museum für Gegenwarts-kunst hier eingezogen ist, lag das Löwenbräuareal quasi an der Peripherie der Stadt. Das Quartier hat sich seither rasant entwickelt. Zürich bekommt in diesem Stadtkreis so etwas wie ein neues Leben ein-gehaucht. Ich finde es schön, dass inmitten eines Quartiers, das auch stark wirtschaftlich geprägt wird, das «Herz» sozusagen der Kunst gehört.

Wie verbindet sich der Glamour des neuen Ge-bäudes mit Werten des Migros-Kulturprozents?

Mit dem Museum wollen wir auch international eine hohe Sichtbarkeit erreichen – gerade weil wir künstlerische Haltungen programmieren, die sich nicht primär am Markt orientieren, sondern sich stark mit der heutigen Gesellschaft auseinandersetzen. Diese Haltungen stehen nun einfach vor der Herausforderung, die grösseren Räume unseres Museums zu bespielen. Das war aber schon so, als wir zum Beispiel die erste Ausstellung mit Christoph Schlingensief gemacht haben.

Ein Rundgang durch das neue Migros Museum für Gegenwarts-kunst mit Hedy Graber.

«Diesen Freiraum wollen wir erhalten»

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Interview: Stefan KaiserFoto: Doris Fanconi

Bei zeitgenössischer Kunst wird die Vermittlungimmer wichtiger.Wir freuen uns, dass neu eine wissenschaftliche Mitarbeiterin bei uns tätig ist, die sich um die Kunst-vermittlung kümmert. Zum Thema Vermittlung veranstaltet das Migros-Kulturprozent übrigens am 7. November 2012 im Gare du Nord in Basel ein gemeinsames Symposium mit Pro Helvetia.

Welches sind die nächsten Schritte in denneuen Wänden der Migros?Wir dürfen vor den schönen weissen Wänden keine Angst haben. Mit der Direktorin Heike Munder und Kurator Raphael Gygax gibt es dazu zwei Handschriften im Haus, die für spannende Programme stehen. Aus Sicht des MGB ist es wichtig, dass jetzt auch unsere Sammlung für das Publikum zugänglich wird. Das Migros Museum für Gegenwartskunst ist dazu da, Inhalte so zu präsentieren, dass die Fragen scharf am Puls der Zeit gestellt werden. Ich würde mich einer weich-gespülten, gefälligen Programmation gegenüber verwehren. Wir haben diesen Freiraum. Und den wollen wir auch erhalten.

www.migrosmuseum.chLimmatstrasse 270, 8005 ZürichDi, Mi, Fr 11 bis 18 Uhr, Do 11 bis 20 UhrSa und So 10 bis 17 Uhr

Die Löwenbräu-Kunst AG als erfolgreiches Beispiel von Public Private Partnership.

Mit der mehrstündigen Performance «An die Musik» weiht der isländische Künstler Ragnar Kjartansson die umgebauten und erweiterten Ausstellungsräume des Migros Museum für Gegenwartskunst ein.

Das enorme Kunstangebot rund um die Viaduktbögen ist schweizweit einzigartig. Mit der Wiedereröffnung des erweiterten Migros Museum für Gegenwartskunst im Löwen-bräu-Areal ist die Kunstmeile Zürich-West wieder vollzählig.

Institutionen wie die Kunsthalle, Galerien wie Hauser & Wirth und Newcomer wie Freymont-Guth Fine Arts präsentieren sich im Kreis 5 im renovierten Löwenbräu-Areal. Eröffnet wird das neue Migros Museum mit der ersten Schweizer Einzelausstellung des isländischen Performancekünstlers Ragnar Kjartansson am 16. November 2012. Danach ist eine erste Schweizer Einzelausstellung des Amerikaners Stephen G. Rhodes geplant sowie eine Ausstellung der britischen Künstlerin Carey Young.

WestflügelBücher und Möbel fürs Leben

Viaduktstrasse 21, 8005 Zürich, www.westfluegel.ch Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 12.30 bis 18.30 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr

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Page 30: Viadukt Magazin, Winter 2012/13

«Seit bald einem Jahr arbeite ich in der Küche des Restaurants Viadukt in Zürich. Ich absolviere hier eine Lehre als Köchin. Meine Tage sehen immer ein bisschen anders aus. Wenn ich in der ersten Schicht arbeite, also von 7.30 bis 16.30 Uhr, kümmere ich mich frühmorgens meistens zuerst um den Salat. Ich rüste, schneide und hacke alles, was es für den Menüsalat braucht. Noch lieber bereite ich Süsses zu. Den Schokoladenkuchen zum Beispiel oder das Dessert. Wenn am Mittag der Service losgeht und wir die Teller anrichten, zieht das Tempo ziemlich an. Ich komme mit dem Stress aber gut klar. Ich finde, in einer Küche muss auch etwas los sein, sonst vergeht die Zeit nicht. Und ich brauche das Gefühl am Ende des Tages, dass ich etwas geleistet habe.

Ich habe zwei Jahre die Sek A und ein Jahr dieSek B besucht. Ich war immer gut in der Schule – auch jetzt in der Ausbildung. Ich schreibe viel, lese gerne. Während meiner ersten Ausbildung als Fachfrau Betreuung kam ich mit der Situation am

Arbeitsplatz allerdings nicht klar. Ich arbeitete in einem Altersheim, konnte mir für die alten Menschen aber nicht die Zeit nehmen, die aus meiner Sicht nötig gewesen wäre. Immer wieder wurden wir an-gehalten, die Leute quasi abzufertigen. Ich wurde immer unsicherer und bin schliesslich depressiv ge-worden. Nach sieben Monaten brach ich die Lehre ab.

Zwei Jahre ging sozusagen nichts mehr. Ich wollte etwas tun, unbedingt – doch mir fehlte der An-trieb. Ich kam nicht einmal mehr aus dem Bezirk Pfäffikon raus, Zürich mied ich. Das Einzige, was ich schaffte, war, meine Mutter im Haushalt zu entlasten. Ich kochte jeweils über Mittag für mei-ne kleine Schwester und putzte die Wohnung.

Der Freund meiner Mutter machte mich dann auf die Möglichkeit aufmerksam, dass ich im Arbeitsintegrationsprojekt AIP der Stiftung Netz-werk eine Lehre als Köchin absolvieren könnte. Ich habe immer gerne gekocht – und konnte mir das gut vorstellen.

Da meine Wohngemeinde einen finanziellen Bei-trag leisten sollte, musste ich für diese ein Motiva-tionsschreiben verfassen. Nachdem die zuständigen Personen dieses gelesen hatten, fanden sie zuerst, dass ich eigentlich überqualifiziert sei. Doch wenn mir das Schreiben auch leicht von der Hand geht, so sagt dies nichts über mein Befinden aus.

Ich bin heute froh, dass ich meine Lehre in einem geschützten Rahmen absolvieren kann. Ich möchte kein zweites Mal scheitern. Wenn es mir nicht gut geht, kann ich mit meinen Betreuern zusammen-sitzen. Verglichen mit der Situation an meinem ersten Lehrplatz ist das befreiend. Ich werde verstan-den und fühle, dass ich hier am richtigen Ort bin.»

Das Arbeitsintegrationsprojekt AIP der Stiftung Netzwerk richtet sich an Jugendliche, die Defizite im Bereich der Berufsbildung, der Arbeits- und der Sozialintegration aufweisen. www.netz-werk.ch

«Ich fühle, dass ich am richtigen Ort bin»

Die angehende Köchin Pauline in der Küche des Restaurants Viadukt. Desserts bereitet sie am liebsten zu.

Text: Judith WyderFoto: Basil Stücheli

Pauline, 20, absolviert im Restaurant Viadukt in Züricheine Lehre als Köchin.

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Neues von der Kultur- und Ausgangsmeile

Rico & Michael machen auf jung«I’m not a girl, not yet a woman» brachte es einst Britney Spears auf den Punkt. In der Ausstellung «Junge Menschen» (Fotografiemuseum Winter-thur bis 10. Februar 2013) zeigt das Zürcher Foto-grafenduo Rico Scagliola & Michael Meier, das auch die Modestrecke des Viadukt Magazins in Szene setzte, seine Arbeiten über die prägende Zeit des Erwachsenwerdens neben weltweit eta-blierten Namen wie Walter Pfeiffer, Hedi Slimane oder Bill Henson. www.ricoandmichael.com

Zúrich, ArgentinaVon wegen kühles Zürich. Im Club el Social imViaduktbogen 10 zeigen sich die Städter von ihrer heissblütigsten Seite. Denn hier wird der Tango bien Argentino gelebt. Und getanzt. Doch nicht nur mit den beliebten Tango-Abenden, sondern auch mit Salsa-Workshops, Swing-Kursen oderLive-Konzerten bringt der Club el Social regel-mässig die lateinamerikanische Lebensfreude nach Zürich. Der nächste Tangokurs findet statt vom 17.12.2012 - 24.02.2013. www.elsocial.ch

Live im Bogen FIm Bogen F ist das Publikum live hautnah da-bei. Auch deswegen hat sich das neue Konzert-lokal des Restaurants Viadukt innert kürzester Zeit zu einem Geheimtipp für etwas intimere und stimmigere Live-Auftritte gemausert. Nicht verpassen – Pflichttermin: Am 1. Dezember 2012 sind die beiden schwe-dischen Schwestern von First Aid Kit mit ihrem Seventies-angehauchten Folk-Pop zu Gast. www.bogenf.ch

Die Liebhaber der Shopping-, Ess- oder Ausgehkultur kommen rund um den Viadukt auf ihre Kosten: Der originelle Freitag Tower, Frau Gerolds Garten mit seinen Restaurants und Concept Stores oder der international renommierte Hive Club befinden sich in unmittelbarer Nachbarschaft. Und der Kreislauf 4+5 vom 25. und 26. Mai 2013 bietet auch den Design-Aficionados einen umfassenden Überblick und einen spannenden Rundgang durch alle angesagten Shops rund um die Langstrasse.

Prime Tower

Josefwiese

Löwenbräu-Areal

Markthalle

BahnhofHardbrücke

Frau Gerolds Garten

Limmatstrasse

Heinrichstrasse

Josefstrasse

Neugasse

Bus 33, 72Tram 4

Bus 33, 72 S-Bahn

Freitag

Tram 4, 13, 17

Ansichtsplan

N

S

OW

Braschler’s Comestibles | Saltinbocca ...52 Delikatessen Metzgerei Wipkingen ...51 Berg & Tal ...50 Markthalle ...49 Südhang ...48 Restaurant Markthalle ...47 ...46 St. Jakob Beck ...42 Blumen Marsano ...41 Bachser Märt ...40 Käsers Schloss ...39 Tritt Käse ...38 Restaurant Markthalle ...37 ...36

Westflügel ...33 Quiksilver-Roxy Store ...32 Lolë ...31 Amalgan ...30 Fashionslave ...29 Rip Curl Pro Store ...28 Perlavia ...27 Big Mode Werk Statt ...26 Ambrosi Coffee Bar ...25 Sibler ...24 Komplementair ...23 ...22 Erfolg | Künzli ...21 Kitchener+ ...20 ...19 Nudie Jeans Co ...18 Kindertreffpunkt ...16 ...15 Zeithalle ...14 Klangwandel ...13 Jenseits ...12 ...11 Club el Social ...10 Restaurant Viadukt ...9 ...8 Ida 14 | The Chair ...7 Codes | Superieur ...6 Bogen 33 & Partner ...5 Coté West Living ...4 Lichtblick ...3 Companys Outlet ...2 Companys Atelier ...1

Stilrad | Pasculli ...A Möbel-Atelier Dablunschi ...B Caritas Zürich ...C The Hub ...D ...e Bogen F ...F

www . im- viadukt.ch

Schiffbau

Dammweg

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IRGENDWOIM UNIVERSUMGIBT ES KULINARISCHE INTELLIGENZ.

Wirtschaft

ZIEGELHUTTELILY’S

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