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Magazin für Bäderbetriebe und Rettungsschwimmen Ausgabe 3-2012 Buchkritik: Notfall Taschenbuch Zwei Jahre SwimStars Ausblick auf das 3. Symposium Schwimmen Konsequenzen nach Badeunfall in Allermöhe

Bäder Sport Gesundheit 3 2012

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Magazin für Bäderbetriebe und Rettungsschwimmen

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äder port esundheitMagazin für Bäderbetriebe und Rettungsschwimmen

Ausgabe 3-2012

100 Jahre Seebrückenunglück

Die Geburtsstunde der DLRG

• Buchkritik:NotfallTaschenbuch

• ZweiJahreSwimStars• Ausblickaufdas3.

SymposiumSchwimmen• Konsequenzennach

BadeunfallinAllermöhe

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Bäder - Sport - Gesundheit - 3-2012

Editorial2

Impressum

Herausgeber:BSG-Institut zur Aus- und Fortbildungvon Bäderpersonal Reckert / Meyer-Bergmann GbR

Redaktion: Heiko Reckert (re) (v.i.S.d.P) Kurt Meyer-Bergmann (kmb)

Titelbild:

Wikipedia - Mohr & Dutzauer, Leipzig

Fotos : pixelio, Wikipedia und Heiko Reckert

Gestaltung: Heiko Reckert, [email protected]

Druck: PDF-Format

Redaktionsanschrift:Bäder - Sport - Gesundheit Magazin für Bäderbetriebe und RettungsschwimmenBSG-Institut Auf dem Lay 2031542 Bad NenndorfTelefon: 05723 / 91928080Fax: 05723 / 91928089Mobil: 0178 / 81 84 288E-Mail: [email protected]

Erscheinungsweise: Bis zu 12 Ausgaben jährlich

Abonnement Anmeldung:[email protected] Abmeldung: [email protected]

http://www.schwimmmeister-schulung.dehttp://www.facebook.com/BSGInstituthttp://bsg-magazin.blogspot.de/

Editorialvon Heiko Reckert

Liebe Leser!

Eigentlich sollte dies hier ein Sommer-Editorial werden, mit dem ich mich dann in eben diesen verabschiedet hätte. Doch von Sommer ist in weiten Teilen das Landes bisher nicht viel zu sehen.

So fällt es auch schwer, sich in Gedanken 100 Jahre zurück zu verset-zen. An jenen heißen Julitag des Jahres 1912. Dennoch wollten wir dies mit dieser Ausgabe machen. Unser Schwerpunktthema beschäf-tigt sich mit dem Unfall in Binz auf Rügen, der zur Gründung der DLRG führte. Und wir haben uns die nun fast 100 jährige Geschichte dieses Vereins etwas genauer angeschaut.Auch die anderen Themen dieses Heftes sind DLRG-lastig. Das 3. Sym-posium Schwimmen wirft seine Schatten voraus. Thema bei diesem Symposium wird auch Deutschlands Zukunft sein und welche Verän-derungen wir im Bereich der Bäder erwarten können. Gerade die Bä-derbetriebe müssen sich nämlich einer veränderten demografischen Entwicklung stellen. Dr. Ulrich Reinhard geht in einem Interview ab Seite 15 auf die Frage ein, ob und wie Rentner in Zukunft die Freizeitindustrie und damit auch den Beruf des Fachangestellten und des Meisters verändern wer-den.

Doch obwohl die Hoffnung auf den Sommer noch nicht ganz verflo-gen ist, möchte ich auch schon in Richtung Herbst und Winter schau-en. Ab Oktober beginnt hier in Bad Nenndorf wieder der jährliche Meisterkurs und im April 2013 werden hoffentlich alle Teilnehmer ihren Meisterbrief in Händen halten. Alle 13 Teilnehmern des Kurses 2011/2012 sind heute Meister für Bäderbetriebe.

Noch im Laufe des Monats August können Sie sich übrigens für den Kurs übernächsten Kurs, der im Oktober 2013 beginnt, anmelden.

Nun bin ich mit diesem Editorial fast am Ende, dich der Regen prasselt von draußen immer noch an die Fensterscheibe. Wenn auch Sie in ih-rer Freizeit so an die eigene Wohnung gefesselt sind, nutzen Sie doch einfach die Chance und besuchen Sie uns im Internet. Entweder auf unserer Homepage unter www.schwimmmeister-schulung.de oder auf Facebook auf der Seite http://www.facebook.com/BSGInstitut

Wir von der Redaktion Bäder-Sport-Gesundheit wünschen trotzdem allen Lesern einen schönen Sommer.

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In Abstimmung mit der Landesschulbehörde Hannover bieten wir auch 2009 wieder einen Lehrgang zum Erwerb des anerkannten Abschlusses

„Geprüfte/r Meister/in für Bäderbetriebe“2012 / 2013

(gem. Verordnung vom 07.07.98) an.

Unsere Pluspunkte: • Wir haben ein erfahrenes

Lehrteam, das weiß, was Sie wissen müssen und dies zuverlässig vermit-teln kann

• Wir setzen moderne Tech-niken ein und schulen Sie auch im Umgang mit diesen

• Das Hallenbad befindet sich in unmittelbarer Nähe und kann von den Kursteilnehmern jederzeit genutzt werden

• Wir betreuen Sie in klei-nen Lerngruppen individuell - natürlich auch am Wochenende und nach Feierabend

Lehrgangszeitraum: 08. Oktober 2012 bis 13. März 2013

Geprüfte/r Meister/in für BäderbetriebeSchon im April 2013 kann der Traum Wirklichkeit sein

BSG-Institut zur Aus- und Fortbildung von BäderpersonalAuf dem Lay 20 - 31542 Bad Nenndorf

Tel.: 05723 / 91928080Mobil: 0178 / 8184288

www.schwimmmeister-schulung.de

Noch1Platzfrei

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Bäder - Sport - Gesundheit - 3-2012

100 Jahre Seebrückenunglück in Binz auf RügenDie Geburtsstunde der DLRG

Foto: Wikipedia - Mohr & Dutzauer, Leipzig um 1900

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Am 28. Juli 2012 jährt sich ein denkwürdiges Seebrü-ckenunglück in Binz auf Rügen zum 100. Mal. Der 28. Juli 1912 war ein heißer sonniger Sonntag. Gegen 19 Uhr hielten sich etwa 1.000 Menschen auf der 560 Meter langen Seebrücke auf. Viele warteten auf den Bäderdampfer Kronprinz Wilhelm, andere Besucher beobachteten die Kriegsschiffe der kaiser-lichen Marine, die vor Binz auf Reede lagen. Ein Zeit-zeuge erinnerte sich später: „Dort auf dem Brücken-kopf stand ein Pavillon, aus dem die Weisen, eines kleinen Kurorchesters herüberklangen. Dieses Cafe wurde auf Vaters Befehl auch wochentags von uns gemieden; der ganze Brückenkopf schwankte schon bei geringem Seegang.“

An jenem Unglückstag hatte sich eine so große Menschenmenge auf dem Landungssteg versam-melt, dass ein etwa acht Meter langer Stützbalken unter dem Landungssteg dem großen Gewicht nicht standhielt. Er zerbrach mit einem lauten berstenden Geräusch. 60 bis 80 Menschen stürzten in die an dieser Stelle sechs Meter tiefe Ostsee. Sie kämpften verzweifelt um ihr Leben. 14 Personen, acht Frauen, vier Männer und zwei Kinder ertranken in der schäu-menden See.

Der Zeitzeuge erinnert sich weiter: „Der brausende Laut brechenden Holzes, schäumenden Wassers und wilden Geschreis drang bis zum Strand. Dann war sofort der Brückenzugang gesperrt und nach Minuten mischten sich in den grausigen Chor die Si-renen der Marinebarkassen. Sie kamen für viele zu spät, der Tod hatte aus heiterem Himmel heraus be-reits zugegriffen. Es wurde still, und gebannt schaute jedermann vom Strand aus auf die Brückenrampe.“

Einige wagemutige Helfer, Offiziere und Matrosen der Kriegsschiffe sowie Richard Römer aus dem westfälischen Hohenlimburg, der als Offizier in Ber-lin stationiert war und sich „schwarzen“, nicht ge-nehmigten, Urlaub genommen hatte, retteten unter eigener Lebensgefahr viele Ertrinkende vor dem nassen Tod. Mehrere Tage später starben noch zwei weitere Frauen an den Spätfolgen des Unglücks, so dass sich die Zahl der Opfer auf 16 erhöhte.

Die meisten Besucher auf der Seebrücke konnten aber nur tatenlos und verzweifelt zuschauen, wie die unglücklichen Opfer ertranken. Es blieb die Erkennt-nis, dass kaum jemand in der Lage war, Ertrinkende zu retten. Nur 2 bis 3% der damaligen Bevölkerung

Foto: Wikipedia - Hey Teacher

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konnte schwimmen. Jedes Jahr kamen in Deutschland um die Wende zum letzten Jahrhundert rund 8000 Menschen im Wasser ums Leben. 1950, ein halbes Jahrhundert später, wa-ren es immer noch rund 2000 Tote. Im Jahr 2000 war die Zahl dann schließlich auf 500 gesunken und die DLRG hat sich vorgenommen diesen Wert bis zum Jahr 2020 nochmals zu halbieren. Zwischen 1950 und 2007 retteten die Schwimmer der DLRG 63.326 Menschen das Leben, also im Schnitt über 1100 pro Jahr. Doch war es vom Seebrückenunfall in Binz bis zur Gründung der DLRG 14 Monate später in Leipzig noch ein weiter Weg. Noch Wochen nach dem Unglück berichteten die Medien über die Tragödie. Am 5. Juni 1913 veröf-fentlichte der Deutsche Schwimm-Verband (DSV) in seinem offiziellen Organ "Der deutsche Schwimmer" den Aufruf zur Gründung der Deutschen Lebensret-tungs-Gesellschaft. Im Bericht heiß es: „Nach dem weltbekannten Beispiel der Londoner Royal Life Sa-ving Society, deren Erfolge seit zwei Jahrzehnten oh-negleichen sind, will die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft eine weiteste Verbreitung sachgemäßerKenntnisse und Fertigkeiten in Rettung und Wieder-belebung Ertrinkender herbeiführen.“13 führenden Persönlichkeiten des DSV unterzeich-neten den Aufruf.

Von den Unterzeichner dieses Aufrufs ahnte wohl keiner, dass daraus im Laufe der Jahre die größte ehrenamtliche Wasserrettungsorganisation der Welt werden würde.Letztlich führte dieser Aufruf vier Monate später, genauer gesagt am 19. Oktober 1913 im Hotel „de prusse“ in Leipzig dann zur Gründung der Deut-schen Lebens-Rettungs-Gesellschaft.Dass es die DLRG in den nunmehr 100 Jahren ihres Bestehens geschafft hat, all die Probleme und Krisen zu überwinden, die ihr seit der Gründung 1913 be-gegneten, spricht für die Stärke dieses Verbandes. Schon vor rund zehn Jahren hatte ich die Gelegen-heit, in den Archiven des Landesverbandes Nieder-sachsen und denen des DLRG-Bezirks Hildesheim in alten Unterlagen zu blättern. Vieles ist allerdings in den Wirren zweier Weltkriege und einer Deutsch-Deutschen Teilung verloren gegangen.

Der Ausbruch des 1. Weltkrieges und die daraus re-sultierenden politischen und wirtschaftlichen Prob-leme behinderten noch bis in die zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts hinein die Aufgabenausübung der DLRG. Während auf Reichsebene die Arbeit ins Stocken kam, führten die einzelnen Gliederungen diese trotz aller Probleme weiter. Am 10. Januar 1925 wurde dann, unterstützt durch Mittelzuwendungen des DSV und des Deutschen

Foto: Wikipedia - Klugschnacker

Thema6

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Turnerbundes, die Ver-waltung der DLRG wieder auf eine soli-de Grundlage gestellt. Bei der an diesem Tag stattfindenden ersten Reichstagung erhielt die DLRG die heute immer noch gültige Gliederung in Landesverbände, Be-zirke, Ortsgruppen und Stützpunkte.Es folgten einige erfolg-reiche Jahre. Bis 1936 nahm die DLRG insge-samt 412.833 Prüfungen ab. Auch in den ersten Jahres des zweiten Welt-krieges ging die Arbeit der DLRG erfolgreich voran. Die DLRG pass-te gut in den „Gemeinschaftsgeist“ jener Tage. Aus der „Gesellschaft“ wurde darum bis zum Kriegsende auch eine „Gemeinschaft“.1942/1943 bekam die DLRG die Auswirkungen des Krieges stärker zu spüren. Der Mangel an Ausbildern und Amtsträgern erschwerte die Arbeit in den Glie-derungen. Mit dem Ende des dritten Reiches kam im Mai 1945 auch vorübergehend das Ende der DLRG. Durch den Krieg gingen vielerorts wichtige Unterla-gen verloren. So lassen sich manche Gründungster-mine aus der Zeit vor 1945 heute nur noch ungefähr bestimmen.Für die Recherche über die Zeit nach 1945 bin ich nach Hildesheim gefahren. Dort, in den Räumen des Bezirks Hildesheim, lagern Ordner und Kisten mit einem wahren Schatz an Urkunden, Plakaten und Briefen aus den frühen Jahren der Nachkriegs-DLRG. Ulrich Schindler, der erste Vorsitzende des Bezirks, führte mich durch die Geschichte des Neuanfangs nach 1945.

Am 7. Dezember 1945 beantragte der Landesver-band Hannover beim Obersten Kontrollrat der Besatzungsbehörde die Genehmigung zur Wie-deraufnahme der Arbeit. Am 27. März erteilte der Oberpräsident der Provinz Hannover schließlich die Genehmigung zur Fortsetzung der DLRG-Arbeit im

gesamten Landesverband. Die Originalurkunde fin-det sich zwar nicht, in einem Aktenordner hat Ulrich Schindler aber eine Abschrift der Genehmigung vom 30. März 1946. Von den modern ausgestatteten Rettungsschwim-mern des 21. Jahrhunderts waren die Retter der späten 40er und frühen 50er Jahre des vergangenen Jahrhunderts weit entfernt. Für Einsatz und Ausbil-dung wurde genutzt, was den Krieg überstanden hatte. Fern von allen Bekleidungsregeln stellte sich jede Gliederung ihre eigene „Dienstbekleidung“ zu-sammen; abhängig davon, was zur Verfügung stand.„Die Ausbildungsunterlagen“, berichtete Ehrenmit-glied Adolf Wilke, „habe ich mir damals selbst zusam-mengestellt. Alles war noch sehr primitiv. Aber die Kameradschaft war da. Eigentlich war es eine sehr schöne Zeit.“Auch Hans-Joachim Bartholdt erinnerte sich an die kargen Anfänge. „Damals“, so der leider inzwischen verstorbene DLRG-Ehrenpräsident, „war alles sehr auf Ehrenamtlichkeit ausgelegt. Vielleicht waren wir sogar etwas zu selbstlos. Wir haben zu selten versucht, fremde Hilfe anzunehmen.“ Das, so mein-te Hans-Joachim Barthold, führte schließlich dazu, dass die DLRG von den Fördertöpfen von Bund und Ländern zu wenig abbekam. Andere Organisationen stellten sich in diesem Zusammenhang geschickter an.

Foto: Rettungsstation in Binz - Wikipedia - Kra

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Ulrich Schindler blätterte weiter durch die alten Un-terlagen. „Hier, das ist die Niederschrift über die Lan-desverbandshaupttagung vom 7. und 8. Dezember 1946 in Hannover.“ Auf dieser Tagung stellte der da-malige LV Hannover die Weichen für die Arbeit der kommenden Jahre. Ein wichtiger Punkt war die Wie-derinkraftsetzung der Satzung von 1933, wobei die Anwesenden sich dafür aussprachen, aus der „Gemein-schaft“ wieder eine „Gesellschaft“ zu machen. Auf dieser Sitzung wurde auch schon der Grundstein für die spätere Bundesebe-ne gelegt. Auf Seite sieben des Protokolls heißt es: „Der LV-Vorstand wird ermächtigt, mit den üb-rigen LV – zunächst der britischen Besat-zungszone – Ver-handlungen mit dem Ziele auf-zunehmen und durchzuführen, daß vorerst zo-nenweise eine den LV überge-ordnete DLRG-Organisationsstelle geschaffen wird.“Über die Gründung einer „Arbeitsgemein-schaft für die vereinigten Zonen“im Jahr 1947 kommt es schließlich 1950 zur Wahl des ersten Nachkriegsprä-sidenten der DLRG.In den 50er Jahren erlebt die DLRG bundesweit einen enormen Aufschwung. Von 28.402 DLRG-Mitgliedern steigt die Zahl bis auf 128.769 im Jahre 1960. Damals war, so sagte mir Ulrich Schindler, die Per-sönlichkeit des Rettungsschwimmers wichtiger als einfache Qualifikationen. „1958, bei der ersten Bootsführerprüfung der DLRG nach dem Krieg, die auf dem Steinhuder Meer stattfand, wurde nur zu-gelassen, wer ein maritimes Herz hatte. Heute kann jeder eine Prüfung machen, der die nötigen Quali-

fikationen nachweisen kann.“ Auch Hans-Joachim Bartholdt erinnerte sich gern an die noch wenigen Vorschriften der frühen Jahre. „Damals wurde ein-fach noch nicht so viel verlangt.“ Dass die Anforde-rungen heute gestiegen sind macht ihn bei allen po-sitiven Auswirkungen auch etwas nachdenklich. „Wir sollten uns davor hüten, alles zu perfekt machen zu wollen.“

Heute ist die DLRG mit über 1,1 Millionen ehrenamt-lichen Mitgliedern und Förderern wie schon erwähnt, die größte Wasserrettungsorga-

nisation der Welt und Deutschlands größ-ter Anbieter von Schwimmkursen. Es ist den Lebens-

rettern gelungen, die Schwimm-fähigkeit der

Bevölkerung auf über 80 Prozent zu

steigern und die jährliche Er-trinkungsrate um über 90% auf 410 Todesfälle im Jahr 2011 zu senken.

Doch die Aufgabe, den Er-trinkungstod zu bekämp-fen, bleibt auch 99 Jahre nach der Gründung noch

immer ein Anliegen, das nicht zur völligen Zufrieden-

heit gelöst werden kann. Im Gegenteil sind Bäderschlie-ßungen und alternative Frei-

zeitbeschäftigungen ein Grund, warum die Schwimmfähigkeit in Deutschland ihren Höchst-stand offenbar schon überschritten hat. Auch wenn keiner davon ausgeht, dass die Ertrinkungszahlen jemals wieder die Werte des beginnenden 20. Jahr-hunderts erreichen, so ist doch das von der DLRG Anfang des 21. Jahrhunderts ausgegebene Ziel, die Zahl von Toten auf rund 250 zu begrenzen, eher Wunschgedanke, als real umsetzbarer Plan.

Grafik: Wikipedia - DLRG - Alien 65

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Sanitätswesen 9

Buchkritik:Notfall Taschenbuch für den Rettungsdienst......aber auch darüber hinaus.

In der letzten Ausgabe haben wird das Lehrbuch der Präklinischen Notfallmedizin vorgestellt. Heute sehen wir uns ein weiteres Buch aus dem S+K Verlag an. Das Notfall Taschenbuch ist, wie der Name schon sagt, ein Taschen-buch, das auch wirklich in eine Ta-sche passt und inhaltlich genau zu dem Zweck geschrieben ist, dort immer griffbereit auf seinen Einsatz beim Einsatz zu warten.Auf rund 320 Seiten findet der Le-ser einen Blitzüberblick über Dia-gnostik, allgemeine Maßnahmen, spezielle Notfälle, Medikamente und besondere Situationen.Ein schneller Blick in das gute Stichwortverzeichnis führt uns z.B. in wenigen Sekunden bei der Su-che nach dem Begriff „Ertrinken“ auf die Seite 203, wo wir in Form einer Liste alles über Gefahren und Basismaßnahmen erfahren. Klug ist, dass auf der Seite auch sofort auf mögliche Nebenschädi-gungen, im Fall des Ertrinkens auf „Unterkühlung“, verwiesen wird.Das Taschenbuch taugt für den Einsatz, wenn man sich einmal nicht ganz sicher ist, was genau z.B. im Fall eine Vergiftung mit

Pflanzenschutz-mitteln oder bei einer bevorste-henden Geburt zu tun ist. Es ist aber auch gut für die Vor-bereitung von Fallbeispielen in der Ausbildung zu benutzen.Auch wenn es sich primär nicht an den medizinischen Laien richtet, sondern für den professionellen Rettungsdienst geschrieben wur-de, ist das Notfall-Taschenbuch dennoch eine klare Empfehlung für alle, die im Sanitätsbereich tä-tig sind oder in deren beruflichem Umfeld ein Einsatz nötig werden könnte. Insbesondere, wer nicht gerne viel lesen will, sondern in weni-gen Worten wissen möchte, was

in einem speziellen Fall zu tun ist, der liegt mit dem Notfall-Taschen-buch genau richtig. Auch der Preis von aktuell 17,90 Euro für die 12. Auflage ist für den gebotenen Inhalt angemessen.

Ein Hinweis noch zum Einband, den wir ja bei unserer Kritik zum LPN bemängelt hatten. Das Not-fall-Taschenbuch ist in einen ab-waschbaren Plastikeinband ge-bunden und verträgt es durchaus, dass man es immer mit sich her-umträgt.

Rolando Rossi, Günter DoblerNotfall-Taschenbuch für den Rettungsdienst12., vollständig überarbeitete Auflage 2011Verlagsgesellschaft Stumpf + KossendeyISBN: 978-3-938179-88-8€ 17,90

Bäder - Sport - Gesundheit - 3-2012

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Foto: DVAG Deutsche Vermögensberatung AG

Magazin1 0

Deutsche Vermögensberatung fördert Schwimmlernprogramm: Zwei erfolgreiche Jahre "SwimStars"

(ots) - Die Deutsche Vermögensberatung (DVAG), Hauptsponsor und Förderer von "SwimStars", zieht zwei Jahre nach dem Start des Schwimmlernpro-gramms eine positive Zwischenbilanz. Seit März 2010 haben mehrere Tausend Kinder und Jugendliche an den "SwimStars"-Kursen teilgenommen und nach neuesten pädagogischen Unterrichtstechniken das Schwimmen gelernt oder ihre Schwimmfähigkeiten verbessert. Bundesweit fanden zahlreiche Aus- und Weiterbildungskurse statt, in denen rund 740 Ins-truktoren und Schwimmtrainer ihre Qualifikation ausbauen konnten. "Wir freuen uns über die Erfolge der "SwimStars" und sehen in diesem Schwimmlern-programm einen wichtigen Beitrag zur mehr Sicher-heit im Wasser und zur langfristigen Etablierung des Schwimmens als gesundheitsfördernden Sport", so Dr. Helge Lach, Marketingvorstand der Deutschen Vermögensberatung (DVAG).

Sicherheits- und Gesundheitsaspekt im Vordergrund

Als junges deutsches Schwimmlernprogramm des Deutschen Schwimm-Verbandes e.V. (DSV) verfolgt die Initiative "SwimStars" das Ziel, Kindern, Jugend-lichen und Erwachsenen von Anfang an technisch richtiges und sicheres Schwimmen zu vermitteln. Das ganzheitliche Konzept für Unterrichts- und Trainingspraxis vereint methodische Übungsrei-hen mit neuen motivierenden Anreizen sowohl für Schwimmanfänger als auch für fortgeschrittene Schwimmer.

Verbindung von Sport und Motivation

Dem Konzept des Schwimmlernprogramms liegen Erkenntnisse von führenden Sportwissenschaftlern und erfahrenen nationalen und internationalen

Schwimmtrainern zugrunde. Diese spiegeln sich sowohl im organisatorischen Aufbau der Kurse als auch in der prakti-schen Vermittlung von Fähigkeiten wie-der. Besonderer Wert wird dabei auf Spaß und Effektivität im Schwimmunterricht gelegt: Dank indivi-duellem, alters- und fähigkeitsabhängi-gem Tempo können Teilnehmer schon in kurzer Zeit erste Er-folge erzielen oder ihre Schwimmtech-nik optimieren. Für zusätzliche Motivati-on sorgt ein zeitge-mäßes Abzeichen- und Urkundesystem.

"SwimStars-Contests"

Eine weitere Neuigkeit wurde im letzten Jahr ins Leben gerufen - die bisher im deutschen Schwimm-sport einmaligen Wettbewerbe "SwimStars-Con-tests". Im Gegensatz zu den meisten Schwimmver-anstaltungen, sind hier nicht Schnelligkeit, sondern technische Schwimmfähigkeiten für die Bewertung entscheidend. Die "SwimStars-Contests" richten sich an alle Schwimmbegeisterte ab sieben Jahre und sind ein Erlebnis für die ganze Familie, das neben sportlicher Bewegung ein unterhaltsames Rahmen-programm für Jung und Alt bietet. Aktuelle Termine

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Bäder - Sport - Gesundheit - 3-2012

Magazin 1 1

der "SwimStars-Contests", spannende Nachrichten und weiterführende Informationen zu "SwimStars" gibt es im Internet unter www.swimstars.de.

Prominente Unterstützung

Als Pate und Vorbild setzt sich Paul Biedermann, dreifacher Weltmeister und Sport-Partner der Deutschen Vermögensberatung (DVAG), für das Schwimmlernprogramm "SwimStars" ein. "Es ist mir besonders wichtig, dass Kinder nicht nur rechtzeitig lernen, richtig und technisch sauber zu schwimmen, sondern auch dabei den Spaß am Schwimmen für sich entdecken", erklärt Paul Biedermann.

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Ausbildung1 2

Bäder - Sport - Gesundheit - 1-2012

In Abstimmung mit der Landesschulbehörde Hannover bieten wir auch 2009 wieder einen Lehrgang zum Erwerb des anerkannten Abschlusses

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Lehrgangszeitraum: Oktober 2013 bis März 2014

Geprüfte/r Meister/in für BäderbetriebeSchon im April 2014 kann der Traum

Wirklichkeit sein

BSG-Institut zur Aus- und Fortbildung von BäderpersonalAuf dem Lay 20 - 31542 Bad Nenndorf

Tel.: 05723 / 91928080 / Mobil: 0178 / 8184288 www.schwimmmeister-schulung.de

Anmeldungabca.August2012möglich

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Allermöher See: Bezirksamt kündigt nach tödlichem Badeunfall Konsequenzen an

(ots) - Nach dem tödlichen Bade-unfall am Allermöher See im Be-zirk Hamburg-Bergedorf, bei dem ein 14-jähriges Mädchen starb und eine 15-Jährige lebensgefähr-lich verletzt wurde, hat der Bezirk Bergedorf erste Konsequenzen angekündigt. Auf die Frage, war-um es nicht die an anderen Seen übliche Abtrennung des Nicht-schwimmerbereichs gebe, sagte der Bezirksamtsleiter von Berge-dorf, Arne Dornquast, dem NDR "Hamburg Journal": "Wahrschein-lich ist es eine gute Idee, darüber nachzudenken, wie man das kurz-fristig sicherstellen kann. Das ist ja in den Baggerseen häufig das Pro-blem, dass zwischen dem flachen und dem tiefen Teil ein ziemlich abrupter Übergang ist. Wir wer-den zusehen, dass wir so schnell wie möglich Vorkehrungen tref-fen, dass dieser Übergang mar-kiert wird." Die 14-Jährige war ver-mutlich ertrunken, weil sie nicht

schwimmen konnte. Ihre Leiche war am Übergang zwischen fla-chem und tieferem Wasser gefun-den worden.Zu dem von der DLRG angereg-ten und von Anwohnern gefor-derten Bau einer Rettungsstation sagte der Bezirksamtsleiter im "Hamburg Journal" im NDR Fern-sehen: "Wir reden hier von einer mittleren sechsstelligen Summe. Das sind ein paar hunderttausend Euro, die man da zusammenkrie-gen muss. Wir sind entschlossen, das Geld aufzutreiben. Wir haben es nicht selber. Wir brauchen Mit-tel von Dritten. Es gibt Mittel des Bundes, die das dann ergänzen könnten, aber beides liegt im Mo-ment noch nicht vor. Wir sind ja noch am Beginn des Verfahrens."Die Bürgerinitiative, die den Bau einer Rettungsstation fordert, hat bei Facebook bereits mehr als 1700 Mitglieder. Sie sammelte am Mittwoch, 30. Mai, bereits meh-

rere hundert Unterschriften im Stadtteil Allermöhe. Initiator Ole Rehmeyer zum "Hamburg Jour-nal": "Das dauert schon viel zu lange. Aber jetzt ist mal der Zeit-punkt gekommen, wo genug ist. Wo wir jetzt dem Bezirk das Signal geben müssen, dass dieses Jahr endlich mal was passieren muss. Wir wollen kein weiteres Todesop-fer hier in Neu-Allermöhe haben."

Pastorin Irmela Knaack kündigte die Unterstützung der Initiative durch die Kirchengemeinde Ber-gedorfer Marschen an. Spenden für das Projekt könnten an die Kirchengemeinde geleistet wer-den. Die Kirche sei bereit, Spen-denquittungen auszustellen. Au-ßerdem sei geplant, gemeinsam mit Jugendlichen für den Bau der Rettungstation zur Verfügung zu stehen.

Unser Bild zeigt einen See in der Nähe des im Bericht

angesprochenen Allermöher Sees.

Foto: Jerzy_pixelio.de

Magazin 1 3

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Verbände1 4

DLRG veranstaltet das 3. Symposium Schwimmen 2012

(ots) - Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) veranstaltet das 3. Symposium Schwimmen unter der Schirmherrschaft der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Dr. Kristina Schröder, vom 18.-20. Oktober in Bad Nenn-dorf. Unter dem Motto "Zukunft Schwimmen - na(h) sicher!" werden der Stand der wissenschaftlichen Forschung, innovative Entwicklungen sowie prak-tische Erfahrungen in den Themenkreisen Gesund-heit, Generationen und Schwimmbäder dargestellt und daraus Ideen und Ziele für die Zukunft entwi-ckelt.Der Moderator Hermann Grams führt durch das Pro-gramm. Als Hauptreferenten konnten neben dem Präsidenten der DLRG, Dr. Klaus Wilkens, namhaf-te Wissenschaftler gewonnen werden. So referiert Prof. Dr. Klaus Völker, Direktor des Instituts für Sport-medizin in der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, über die unterschiedlichen Aspekte der Ge-sundheitsförderung durch Schwimmen und Dr. Fritz Schramma, Präsident der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen, über die Zukunftsperspektiven für die öffentlichen Schwimmbäder in Deutschland an-gesichts der kommunalen Sparzwänge.Prof. Dr. Renate Zimmer, Leiterin des Niedersäch-sischen Instituts für Frühkindliche Bildung und Entwicklung der Universität Osnabrück, zeigt auf, welche Lernprozesse durch das frühe Schwimmen angeregt und wie Kinder dabei in ihrer psycho-physischen und kognitiven Entwicklung unterstützt werden können.Spannend wird es auch bei dem Referat von Prof. Dr. Ulrich Reinhardt, Wissenschaftlicher Leiter der Stif-tung für Zukunftsfragen, zum Thema: "Deutschlands Zukunft - Was geht? Was bleibt? Was kommt?". Wie sieht sie aus, die Zukunft angesichts der demogra-fischen Entwicklung? Wenn Vereine überleben wol-len, werden sie sich einstellen müssen auf ein ver-ändertes Freizeitverhalten der Bürger. Das trifft auf den Sport im Allgemeinen und das Schwimmen im

Besonderen, mit seinen finanzaufwändigen Anfor-derungen an die Infrastruktur Schwimmhalle, zu.Sandra Eberlein, Aquatic-Fitness Instruktorin und in-ternationale Top-Presenterin, lädt zur Sport-Thieme-Badeparty ein. Wer es ruhiger mag, diskutiert abends in lockerer Atmosphäre bei den Kamingesprächen mit den Fachleuten.Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, sich aus zehn verschiedenen Workshops zwei Schwerpunkte zu den Themenkreisen Gesundheit, Generationen und Schwimmbäder auszuwählen und die Ausstel-lung der erfolgreichen und innovativen Projekte beim "Markt der Möglichkeiten" zu besuchen.Schwimmausbilder, Pädagogen, Wissenschaftler und Verantwortliche aus den Ländern/Kommunen sowie Entscheider in der DLRG und Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind zum 3. Symposium ein-geladen, um mit zu diskutieren und neue Ideen für die eigene Arbeit zu gewinnen.

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Verbände 1 5

Wie wirkt sich die demografische Entwicklung in Deutschland aus?

Deutschland altert und schrumpft. Seit 1997 gibt es in Deutschland mehr über 60-jährige als unter 20-jährige, in gut zehn Jahren wer-den es sogar doppelt so viele sein. Gleichzeitig bleibt die Anzahl von Kindern pro Frau auf einem gerin-gen Niveau. Derzeit bekommen 100 Frauen lediglich 136 Kinder. Beide Faktoren führen dazu, dass Deutschland vor großen Verände-rungen und Herausforderungen steht, um ‚zukunftsfähig‘ zu blei-

ben. Hierbei darf der demografische Wandel jedoch nicht allein auf die Frage nach der Finanzierung des Sozialsystems reduziert werden, sondern muss zahlreiche gesell-schaftliche Themen umfassen. So bedarf es eines zielgerichteten Diskurs über den Dialog und der Solidarität zwischen den Genera-tionen. Zudem müssen Konzepte entwickelt werden, um den ver-änderten Ansprüchen an z.B. die Mobilität, die Wohn- und Arbeits-welt oder eben der Freizeitgestal-tung zu begegnen.

So gesehen enthält die Auseinan-dersetzung über den demogra-fische Wandel auch die Chance „Zukunft zu gestalten“ – wir dür-fen nicht immer nur skeptisch hinterfragen: „Wie können wir in Zukunft noch leben?“, sondern müssen es positiv formulieren: „Wie wollen wir in Zukunft leben?“

Welche Auswirkungen hat das auf das Freizeitverhalten? Rentner werden zu Trendner, die gerade in der Freizeit den Weg vorgeben werden. Bisher hat sich

Dr. Ulrich Reinhardt, Jahrgang 1970, ist Wissenschaftlicher Leiter der "Stif-tung für Zukunftsfragen - eine Initiative von British American Tobacco". 1999 schloss er sein Studium an der Universität Hamburg ab und begann als Promotionsstudent im damaligen BAT-Freizeit-Forschungsinstitut. An-schließend übernahm er verschiedene Aufgaben im Institut, ehe er 2007 ge-schäftsführendes Vorstandsmitglied der BAT-Stiftung wurde. Seine Forschungsschwerpunkte in der Stiftung liegen im Bereich des ge-sellschaftlichen Wandels, der Medien- und Mobilitätsforschung, sowie des Freizeit-, Konsum- und Tourismusverhaltens. Er ist Autor zahlreicher Publika-tionen, seine letzten Buchveröffentlichungen behandelten die Felder "Edu-tainment - Bildung macht Spaß" (2005), "Freizeitwirtschaft - Die Leitöko-nomie der Zukunft" (2006), "Altersträume - Illusion und Wirklichkeit" (2007), "Vision Europa - von der Wirtschafts- zur Wertegemeinschaft" (2008), "Wie die Europäer ihre Zukunft sehen" (2009) und "United Dreams of Europe" (2011). Reinhardt ist zudem Professor in Salz-burg, Mitglied der World Future Society, Member of the Ad-viseryboard der EFCL sowie Landeskuratoriumsmitglied des Stifterverbandes der Deutschen Wissenschaft. Reinhardt ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Hund.

„Deutschlands Zukunft – Was geht? Was bleibt? Was kommt?“ Ein Interview mit Dr. Ulrich Reinhardt

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Bäder - Sport - Gesundheit - 3-2012

Verbände1 6

die Freizeitindustrie dem Milliar-den schweren Markt der Senioren nur unzureichend gewidmet. Mit Busfahrt ans Nordkap und Senio-renschnitzel im Restaurant geben sie sich schon lange nicht mehr zufrieden. Sie haben Zeit und Geld, sind lebenserfahren und le-bensfroh und wollen ihren Bedürf-nissen entsprechend umworben werden. Auch sind die heutigen Senioren zu großen Teilen sowohl geistig als auch körperlich fitter und gesünder als ihre Vorgänger-generationen. Ein wichtiger Punkt der hierbei berücksichtigt wer-den muss, ist die Unterscheidung in Zielgruppen, denn den Alten gibt es nicht. Ein 50jähriger hat mit einem 65-Jährigen und ein 65-jähriger mit einem 80-jährigen genauso viel oder wenig gemein-sam wie ein 10-jähriger mit einem 25-jährigen oder ein 25-jähriger mit einem 40-jährigen. Dieses sind jeweils drei getrennte Le-bensabschnitte, in denen man unterschiedliche Dinge schätzt und ausübt. Was alle älteren Ge-neration eint, ist die Einstellung: Ruhestand bedeutet nicht mehr sich zur Ruhe zu setzen. Unsere Studien zeigen: Die Gruppen der so genannten „Best-Ager“, Senio-ren und Ruheständler, wollen ihr reichhaltiges Erfahrungswissen und ihre Kompetenzen für die Ge-sellschaft einsetzen – so gesehen könnte z.B. soziales Engagement zu einem Kernsegment der Frei-zeitgestaltung werden.

Was bedeutet diese Entwicklung für Vereine/Verbände? Müssen die Angebote verändert werden?

Das Vereinsleben in Deutsch-land steht seit Jahren auf dem

Prüfstand und wur-de schon oftmals als Auslaufmodell be-zeichnet. Die Fakten zeigen jedoch ein sehr unterschiedli-ches Bild: Während zum Beispiel Gesangs-vereine, Kegelclubs oder Heimatvereine mit schwindenden Mitgliederzahlen zu kämpfen haben, hält sich der Anteil der Mit-glieder in Sportverei-nen im Zeitvergleich der letzten drei Jahr-zehnte konstant bei fast einem Viertel der Gesamtbe-völkerung. Dort müssen sich die Angebote also nicht zwangsläufig verändern, sondern sollten ledig-lich optimiert werden. Ein Problemfeld, das zahlreiche Vereine betrifft, ist die Anzahl von Ehrenamtsträgern, die sich seit Mitte der 1990er Jahre halbiert hat. Die Studien der Stiftung für Zukunftsfragen zeigen zudem, ein gutes Drittel der Deutschen ist der Meinung, freiwilliges Engage-ment in Vereinen wird in Zukunft weiter zurückgehen. Hier gilt es für Vereine umzudenken und das Ehrenamt wiederzubeleben. Un-sere Befragungen zeigen sehr deutlich, die Deutschen nennen zahlreiche gute Gründe sich eh-renamtlich zu engagieren. Diese reichen von Aussagen wie, dass es gut tut gebraucht zu werden, über die Möglichkeit Freunde zu gewinnen und Lebenserfahrung zu sammeln, bis hin zu Sinn und Spaß. Gleichzeitig muss aber auch den negativen Assoziationen des Ehrenamts begegnet werden. Gerade die nachwachsenden Ge-

nerationen haben oftmals das Gefühl ausgenutzt zu werden, bemängeln den Zeitaufwand und sehen ehrenamtliche Tätigkeiten als karikativen Mief mit Gruppen-zwang. Diesen Vorbehalten müs-sen die Vereine durch Offenheit, aber auch kritischer Selbstreflexi-on begegnen.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, was Vereine ändern müs-sen, um für die Zukunft gerüstet zu sein?

Vereine sollten einen Freizeitclub-charakter haben – mit mehr Trans-parenz nach Außen und Innen. Mit zeitlich begrenzten Schnupper-mitgliedschaften statt Jahresbei-trägen. Ambiente, Atmosphäre und Angebote müssen im Vorder-grund stehen. Für mich ist ein Ver-ein der Zukunft, ein Ort, an dem sich das Mitglied körperlich, psy-chisch und sozial entfalten und wohlfühlen kann. Zugegeben ist dieses keine einfache Aufgabe, aber sicherlich eine lohnende.

Prognostizierte Altersverteilung für Deutschland im Jahr 2050

Bild: C. Breßler; Breßler at de.wikipedia