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Die Zeitung für Medizinstudenten und junge Ärzte ZEITUNG Digitaler Nachschlag der Ausgabe 05/06 November/Dezember 2006 In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag www.medi-learn.de Famulatur in Fünfkirchen Ungarn - Johannes Steinbach besuchte ein Land mit deutschfreundlicher Bevölkerung, um hier abseits des Tourismus eine Auslandsfamulatur zu absolvieren. Digitaler Nachschlag Bauplan einer Antibiotika-Pumpe Forscher der Universitäten Zürich und Konstanz haben jetzt den Bauplan einer Antibiotika-Pumpe aufgedeckt, mit der sich Bakterien gegen Medikamente wehren. 08 Examensinterview Christina aus Tübingen erzählt über ihre Lernphase, ihre Prüfungsängste und Ablenkungsmethoden bis hin zum erfolgreichen Bestehen des Physikums. 03 05 Mit Händen und Füßen Famulatur in Yogyakarta, Indonesien von Ute Boenke E ine 4-wöchige freiwillige Fa- mulatur in Indonesien? Alleine, ohne jegliche Sprachkenntnisse und das als Vorklinikerin im 3. Seme- ster? Hört sich für Viele auf erst ein- mal ziemlich verrückt an! Aber ganz so absurd war die Idee nicht. Per E- Mail hatte ich bereits zuvor Kontakt mit Medizinstudenten der dortigen Universität, die sich auf eine Famu- latur in Münster vorbereiteten sowie mit einem indonesischen Arzt am Uniklinikum Münster. Und so wur- de mein Aufenthalt in Yogyakarta von den Studenten vor Ort kurzfri- stig und unbürokratisch organisiert und 6 Wochen später konnte ich mich auf die Reise begeben. Da ich so kurzfristig im Reisebüro keine günstigen Flüge mehr nach Jakarta finden konnte, rief ich di- rekt bei der Niederlassung von Garuda Airlines (die staatliche Fluggesellschaft von Indonesien) in Frankfurt an. Problemlos bekam ich so noch einen Flug für 800 Euro von Frankfurt über Singapur nach Jakarta. Auf dem Hinweg legte ich die restlichen 500 km nach Yogya- karta mit dem Auto und der Bahn zurück, allerdings empfiehlt es sich hier wirklich, für nur ca. 50 Euro Aufpreis einen Inlandsflug nach Yogyakarta zu buchen, da der Bahnhof in Jakarta besonders abends sehr gefährlich sein soll. Das Krankenhaus Zunächst famulierte ich drei Wo- chen in der Chirurgie des Kranken- hauses PKU Muhammadiyah. Die Klinik besteht aus insgesamt ca. 250 Betten und bietet zudem eine Vielzahl von ambulanten Behand- lungsräumen, schien aber trotzdem ständig überbelegt zu sein. Die Pa- tienten waren in drei Klassen einge- teilt, von V.I.P. - Einzelzimmern mit europäischem Standard bis zum 14-Betten-Zimmer in der 3. Klasse. Da das Krankenhaus von einer ge- meinnützigen islamischen Organi- sation geführt wurde (vergleichbar mit unseren kirchlichen Einrich- tungen) konnten 1/3 der Patienten kostenlos behandelt werden. HAUPTARBEITSZEIT IM OP WAR VON 7.00 BIS 15.00 UHR Der OP-Trakt bestand aus 5 Sä- len sowie dem Aufwachbereich. Hier wurden alle anstehenden Operationen durchgeführt, ne- ben den allgemeinchirurgischen meist orthopädisch/unfallchirur- gischen oder gynäkologischen Eingriffen. In unregelmäßigen Abständen konnte man auch kieferchirurgischen Operationen beiwohnen. Besonders stolz war man zudem auch auf die Mög- lichkeit, einfache Eingriffe lapa- roskopisch durchzuführen. Hauptarbeitszeit im OP war von 7.00 bis 15.00 Uhr, aber auch Routineeingriffe von 20.00 bis 23.00 Uhr waren keine Seltenheit. Ich bin morgens um ca. 7.30 Uhr gekommen und konnte mir im OP-Plan aussuchen, bei welchen Operationen ich zuschauen und auch assistieren wollte. Dabei war meine bis dahin fehlenden Erfah- rung kein Problem, alles wurde mir geduldig erklärt und mein per- sönliches Highlight war sicherlich das Assistieren bei den laparosko- pischen Operationen. Und mit Un- terstützung der Anästhesisten durf- te ich auch schon mal intubieren. Gab es gerade einmal nichts zu tun, konnte man mit zur Visite oder in der Poliklinik vorbeischauen. Dazu benötigte man allerdings gute in- donesische Sprachkenntnisse oder Studenten, die übersetzten. Leider konnten nicht nur die Patienten sondern auch viele Ärzte und Schwestern bzw. Pfleger kaum Englisch, so dass nur einfache Kon- versationen möglich waren. Die At- mosphäre war trotzdem durchweg entspannt, alle waren sehr freund- lich und hilfsbereit und notfalls verständigte man sich mit Händen und Füßen. Da es sich um ein muslimisches Krankenhaus handelte, gab es be- stimmte Kleidervorschriften: So mussten alle Frauen – auch ich Kopftücher tragen, die Haare, Hals und Ohren bedeckten langärmelige Oberteile sowie lange, weite Hosen bzw. Röcke. Nach anfänglicher Skepsis gewöhnt man sich daran aber sehr schnell! Sozialprojekt Die letzte Woche verbrachte ich dann mit drei weiteren indone- sischen Studenten in einer soge- nannten PUSKESMAS, einem Sozialzentrum für die ärmere Be- völkerung, ca. 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Hier bot sich mir ein komplett anderes Bild als in der moderneren Stadt. weiter auf Seite 2 Wassermagie in Indonesien

Digitaler Nachschlag 05/2006

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Zusätzlich zur eigentlichen Zeitung bieten wir euch zudem seit der Ausgabe 04/2005 den sogenannten Digitalen Nachschlag: nicht alle Artikel konnten immer komplett und in voller Länge in die Zeitung aufgenommen werden und finden ihren Platz in einem ergänzenden PDF, das ihr nachfolgend ebenfalls downloaden könnt.

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Die Zeitung für Medizinstudenten

und junge Ärzte ZEITUNGDigitaler Nachschlag der Ausgabe 05/06 ∙ November/Dezember 2006 ∙ In Kooperation mit dem Georg Thieme Verlag ∙ www.medi-learn.de

Famulatur in Fünfkirchen Ungarn - Johannes Steinbach besuchte ein Land mit deutschfreundlicher Bevölkerung, um hier abseits des Tourismus eine A uslandsfamulatur zu absolvieren.

DigitalerNachschlag

Bauplan einer Antibiotika-Pumpe Forscher der Universitäten Zürich und Konstanz haben jetzt den Bauplan einer Antibiotika-Pumpe aufgedeckt, mit der sich Bakterien gegen Medikamente wehren. 08

Examensinterview Christina aus Tübingen erzählt über ihre Lernphase, ihre Prüfungsängste und Ablenkungsmethoden bis hin zum erfolgreichen Bestehen des Physikums.03 05

Mit Händen und FüßenFamulatur in Yogyakarta, Indonesienvon Ute Boenke

Eine 4-wöchige freiwillige Fa-mulatur in Indonesien? Alleine,

ohne jegliche Sprachkenntnisse und das als Vorklinikerin im 3. Seme-ster? Hört sich für Viele auf erst ein-mal ziemlich verrückt an! Aber ganz so absurd war die Idee nicht. Per E-Mail hatte ich bereits zuvor Kontakt mit Medizinstudenten der dortigen Universität, die sich auf eine Famu-latur in Münster vorbereiteten sowie mit einem indonesischen Arzt am Uniklinikum Münster. Und so wur-de mein Aufenthalt in Yogyakarta von den Studenten vor Ort kurzfri-stig und unbürokratisch organisiert und 6 Wochen später konnte ich mich auf die Reise begeben.

Da ich so kurzfristig im Reisebüro keine günstigen Flüge mehr nach Jakarta fi nden konnte, rief ich di-rekt bei der Niederlassung von Garuda Airlines (die staatliche Fluggesellschaft von Indonesien) in Frankfurt an. Problemlos bekam ich so noch einen Flug für 800 Euro von Frankfurt über Singapur nach Jakarta. Auf dem Hinweg legte ich die restlichen 500 km nach Yogya-karta mit dem Auto und der Bahn zurück, allerdings empfi ehlt es sich hier wirklich, für nur ca. 50 Euro Aufpreis einen Inlandsfl ug nach Yogyakarta zu buchen, da der Bahnhof in Jakarta besonders abends sehr gefährlich sein soll.

Das KrankenhausZunächst famulierte ich drei Wo-chen in der Chirurgie des Kranken-hauses PKU Muhammadiyah. Die Klinik besteht aus insgesamt ca. 250 Betten und bietet zudem eine Vielzahl von ambulanten Behand-lungsräumen, schien aber trotzdem

ständig überbelegt zu sein. Die Pa-tienten waren in drei Klassen einge-teilt, von V.I.P. - Einzelzimmern mit europäischem Standard bis zum 14-Betten-Zimmer in der 3. Klasse. Da das Krankenhaus von einer ge-meinnützigen islamischen Organi-sation geführt wurde (vergleichbar mit unseren kirchlichen Einrich-tungen) konnten 1/3 der Patienten kostenlos behandelt werden.

HAUPTARBEITSZEIT IM OP WAR VON 7.00 BIS 15.00 UHR

Der OP-Trakt bestand aus 5 Sä-len sowie dem Aufwachbereich. Hier wurden alle anstehenden Operationen durchgeführt, ne-ben den allgemeinchirurgischen meist orthopädisch/unfallchirur-gischen oder gynäkologischen Eingriffen. In unregelmäßigen Abständen konnte man auch kieferchirurgischen Operationen beiwohnen. Besonders stolz war man zudem auch auf die Mög-lichkeit, einfache Eingriffe lapa-roskopisch durchzuführen.Hauptarbeitszeit im OP war von 7.00 bis 15.00 Uhr, aber auch Routineeingriffe von 20.00 bis 23.00 Uhr waren keine Seltenheit. Ich bin morgens um ca. 7.30 Uhr gekommen und konnte mir im OP-Plan aussuchen, bei welchen Operationen ich zuschauen und auch assistieren wollte. Dabei war meine bis dahin fehlenden Erfah-rung kein Problem, alles wurde mir geduldig erklärt und mein per-sönliches Highlight war sicherlich das Assistieren bei den laparosko-pischen Operationen. Und mit Un-terstützung der Anästhesisten durf-te ich auch schon mal intubieren.

Gab es gerade einmal nichts zu tun, konnte man mit zur Visite oder in der Poliklinik vorbeischauen. Dazu benötigte man allerdings gute in-donesische Sprachkenntnisse oder Studenten, die übersetzten. Leider konnten nicht nur die Patienten sondern auch viele Ärzte und Schwestern bzw. Pfl eger kaum Englisch, so dass nur einfache Kon-versationen möglich waren. Die At-mosphäre war trotzdem durchweg entspannt, alle waren sehr freund-lich und hilfsbereit und notfalls verständigte man sich mit Händen und Füßen.

Da es sich um ein muslimisches Krankenhaus handelte, gab es be-stimmte Kleidervorschriften: So

mussten alle Frauen – auch ich Kopftücher tragen, die Haare, Hals und Ohren bedeckten langärmelige Oberteile sowie lange, weite Hosen bzw. Röcke.

Nach anfänglicher Skepsis gewöhnt man sich daran aber sehr schnell!

SozialprojektDie letzte Woche verbrachte ich dann mit drei weiteren indone-sischen Studenten in einer soge-nannten PUSKESMAS, einem Sozialzentrum für die ärmere Be-völkerung, ca. 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Hier bot sich mir ein komplett anderes Bild als in der moderneren Stadt. weiter auf Seite 2

Wassermagie in Indonesien

November/ Dezember 2006 2Seite MLZDigitaler Nachschlag

Die Menschen wohnten unter ein-fachsten Bedingungen, oft ohne zufriedenstellende sanitäre Ein-richtungen. Die meisten älteren Bewohner der Dörfer waren An-alphabeten und sprachen statt der Landessprache Bahasa Indonesia nur die Inselsprache Javanisch. Da gab es auch gegenüber den indonesischen Medizinstudenten einige Sprachprobleme! Das Wo-chenprogramm war vielfältig, so nahmen wir an einer Vorsor-geuntersuchung in der hiesigen Dorfgrundschule teil, an den am-bulanten Sprechstunden der Ge-sundheitsstation und beschäftigten uns insbesondere mit dem Thema Tuberkulose. Als studentisches Projekt wurden Aufklärungsabende veranstaltet, betroffene Personen Zuhause besucht und 14 Verdachts-fälle in der nahegelegenen Tuber-kuloseklinik untersucht.

MAN KAM IN KONTAKT MIT DEN PROBLEMEN

DER 3. WELT

Für mich persönlich war es die beste Woche, da einem die Probleme der ärmeren Bevölkerungsschichten in einem 3.-Welt-Land deutlich wurden und man direkt mit den Betroffenen und ihren Familien in Kontakt kam.

Unterkunft & FreizeitprogrammUntergebracht war ich privat bei einem Chirurg des Kranken-hauses, er besaß nicht nur eine große Familie sondern ein noch größeres Haus, in dem er zahl-reiche Zimmer an einheimische und internationale Studenten ver-mietete. Für 1 Mio. Rupiah, um-gerechnet rund 115 Euro, hatte ich dort ein schönes Einzelzimmer mit Klimaanlage und die Ehefrau versorgte mich mit den besten in-donesischen Speisen.

Nachmittags und am Wochenende machte ich zahlreiche Ausflüge,so liegen neben einigen Strän-den beeindruckende Tempel (z. B. Borobudur, eines der 7 Welt-wunder) und zahlreiche Vulkane

in der näheren Umgebung und sowohl die indonesischen Medi-zinstudenten als auch Ärzte und Pfleger im Krankenhaus sorgten dafür, dass mir nicht langweilig wurde. Man war als weiße Me-dizinstudentin aus Deutschland eine kleine „Sensation“ und die indonesische Bevölkerung ist sehr kontaktfreudig.

ResuméeWer mit dem Gedanken spielt, eine Famulatur in einem Entwick-lungsland zu machen, dem kann ich Indonesien „als Einstieg“ nur empfehlen. Trotz der jüngsten Bombenanschläge auf Bali habe ich das Land als sehr sicher emp-funden, die Bevölkerung ist freund-lich und hilfsbereit und der me-dizinische Standard ist auf Java vergleichsweise hoch. Das Risiko für Malaria, Dengue-Fieber und andere tropische Erkrankungen ist in städtischen Regionen gering und trotzdem kann man bei Interesse eine große Bandbreite von Infekti-onskrankheiten/Tropenkrankheiten im Krankenhaus sehen.

Famulatur in YoyakartaFortsetzung von Seite 1

MedPilot bietet Zugang zu Spezialdatenbank Studien in Hämato-Onkologievon Bettina Kullmer (idw)

Mit dem Spezialangebot „Datenbank klinischer Studi-

en in Hämato-Onkologie“ ermögli-cht die Virtuelle Fachbibliothek Me-dizin MedPilot (www.medpilot.de) die kostenfreie Recherche in über 5.200 vergleichenden, klinisch rele-vanten Studien aus dem Bereich der Hämato-Onkologie. Die Datenbank eröffnet dem klinisch tätigen Arzt ei-nen Zugang zum aktuellen Stand der Wissenschaft, um in einer vermehrt an Zweckmäßigkeit und Nutzen zu orientierenden Medizin die Perspek-tive des Patienten, des klinisch täti-gen Arztes und der eigenständigen wissenschaftlichen Beurteilung in einer Entscheidungssituation opti-mal zusammenzuführen. Die Besonderheiten der „Daten-bank klinischer Studien in Hämato-Onkologie“ sind· die Fokussierung auf randomsierte

und klinisch kontrollierte Studien,· relevante Titel aus Beiträgen hä-

mato-onkologischer Kongresse,· nützliche Hintergrundinformati-

onen zur Bewertung klinischer Stu-dien und themenrelevante Links.

Die Deutsche Forschungsgemeins-schaft (DFG) fördert die Daten-bankentwicklung, die ein Gemein-schaftsprojekt der Deutschen Zentralbibliothek für Medizin (ZB MED) und der Cochrane Hae-matological Malignancies Group (CHMG) ist. Bisher sind mehr als 42.000 Studien aus nur teilweise frei zugänglichen Datenbanken wie MEDLINE für den Zeitraum 1958 - 2006 sowie EMBASE und CENTRAL bis 2004 gesichtet und selektiert worden. Die Daten aus dem Register der CHMG bilden die Basis für die Entwicklung der „Da-tenbank klinischer Studien aus Hä-mato-Onkologie“ an der ZB MED.Die Inhalte der Datenbank können auch über www.haematology-stu-dies.org direkt abgerufen werden. MedPilot (www.medpilot.de) ist ein medizinisches Informationsportal mit integrierter Bestellkomponen-te, das einen nutzerorientierten, schnellen und datenbankübergrei-fenden Zugriff auf medizinische Fachinformationen ermöglicht. Hauptzielgruppe sind Ärzte, Stu-denten und Wissenschaftler.

Die Deutsche Zentralbibliothek für Medizin ist die größte medizinische Fachbibliothek Europas. Neben der klassischen Literaturversorgung engagiert sich die ZB MED in ver-schiedenen innovativen Projekten zur Entwicklung, Erschließung und Publikation elektronischer Literatur und Medizininformation.

Die international tätige Review-gruppe für maligne hämatologische Neoplasien (CHMG) ist der Klinik I für Innere Medizin der Universität zu Köln angegliedert. Hauptziel ist es, evidenzbasierte wissenschaft-liche Forschungsergebnisse durch die Erstellung, Verbreitung und Aktualisierung qualitativ hochwer-tiger, systematischer Übersichts-arbeiten (Cochrane Reviews) im Bereich Hämato-Onkologie zu-gänglich zu machen. Digitaler Weg zur Spezialdatenbank

November / Dezember 2006 3SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Meine Motivation war vor allem, ein neues Land ab-

seits des Tourismus und sozusagen als Bewohner kennen zu lernen. Auf Ungarn fi el die Wahl, da es als schönes und warmes Urlaubs-land gilt. Die Bevölkerung ist sehr deutschfreundlich. Meine Erwar-tung war, dass es dort etwas billiger ist und man nicht so genau auf die eigenen Ausgaben achten muss.

VorbereitungDie Vorbereitung war nicht so schwierig und aufwendig, da Un-garn ja auch nicht ein so extrem exotisches Land ist. Was auf jeden Fall zu empfehlen ist, sich früh-zeitig um ein Ticket bei einem Billigfl ieger zu kümmern: Nach Budapest fl iegen sehr günstig Easy Jet und German Wings. Am besten könnt ihr die Tickets dann im Inter-net ordern. Das klappt auch absolut reibungslos. Es geht natürlich auch mit der Bahn – am besten und gün-stigsten mit dem Nachtzug – Sehr hilfreich ist auch eine Kreditkarte, die euch von Umtauschgebühren befreit. Ihr könnt fast in allen Läden und Restaurants damit bezahlen.

Sprache Ungarisch ist eine sehr schwierige Sprache. Um wenigstens etwas auch mit den Einheimischen kommuni-zieren zu können, habe ich vor der Famulatur einen Ungarischkurs be-legt. Für leider nur vier Stunden. Das ermöglicht zumindest ein grundle-gendes Verständnis, wie z. B. Stra-ßennamen ausgesprochen werden.Aber sämtliche unserer Kontakt-personen wie z. B. Ärzte, die un-garischen Studenten, die sich um uns kümmerten sowie auch Kellner verstanden alle sehr gut englisch, meist sogar noch besser deutsch.

ZU VERSTÄNDIGUNGSPROBLE-MEN WIRD ES KAUM KOMMEN

Sehr gut kommt es dennoch an, wenn man zumindest „Hallo“, „Guten Tag“, „Tschüss“ ... auf ungarisch kann. Zur Vorbereitung habe ich mir dann sogar bei ebay eine Sprach-CD-ROM für 2 € er-

steigert. Das ist sehr anzuraten!

Arbeit im KrankenhausDer erste Tag: Wir wurden von einer unserer Kontaktpersonen in die jeweiligen Kliniken und Stationen gebracht. Dort wurden wir den Ärzten vorgestellt und es wurde auch alles Wichtige gere-gelt (z. B. Kliniksachen-Auslei-he). Danach wurde uns das – für Studenten kostenlose-Schwimm-bad gezeigt sowie die besten Eis-dielen und Cafés.Wie vier andere ausländische Fa-mulanten hatte ich mir die Chirur-gie ausgesucht.

Jeden Morgen gegen 7.45 Uhr be-gann der Tag auf der Chirurgie mit einer Morgenbesprechung mit allen Ärzten der Chirurgie. Eigentlich war diese Besprechung nicht sehr sinnvoll für uns, weil wir kein Un-garisch verstanden haben (außer hin und wieder mal einen medizi-nischen Fachbegriff).Nach dieser Besprechung began-nen die OPs. Es gab drei OP-Säle, und wir konnten uns aussuchen, bei welcher OP wir zusehen wollten. Das Programm der OPs war sehr vielfältig (Operationen von z. B. Darm, Galle, Lunge, Schilddrüse, Magen, Hernien...), so dass wir ziemlich viele unterschiedliche Eingriffe beobachten konnten.Jedenfalls war es unsere einzige Aufgabe, bei den OPs zuzuschauen. Das ist sehr interessant, wenn man einen guten Blickwinkel hat.

Es bringt aber nichts, wenn man die ganze Zeit nur den Rücken des Operateurs sieht. Denn wir mussten ja trotzdem noch einen gewissen Sicherheitsabstand wegen der Ste-rilität bewahren, sonst hat man sich schon mal einen bösen Blick von

der OP-Schwester eingefangen, auch wenn man nichts berührt hat.Teilweise haben uns die Ärzte die OPs sehr gut erklärt, was das Ganze wieder interessanter gemacht hat. Die Anästhesisten waren ebenfalls meist sehr hilfsbereit, wenn sie sich nicht gerade über die Chirurgen lu-stig gemacht hatten.Die Patienten haben wir nur auf dem OP-Tisch gesehen, denn wir ausländischen Famulanten waren nicht einmal mit auf Station (was aber sicher auf die Sprachbarriere zurückzuführen ist).Nachdem die OPs beendet waren konnten wir auch gehen, etwa gegen 12-14 Uhr (also nicht zu vergleichen mit der Strenge in Deutschland). Wenn man die Ärzte gefragt hat, ob man eher gehen darf, weil wir was vorhatten, war das auch kein Problem. Manchmal haben uns die Ärzte sogar geraten, lieber Land und Leute kennen zu lernen, als ins Krankenhaus zu kommen, was einige von uns na-türlich genutzt haben.

VerpflegungDas Mittagessen wurde uns von den Ungarn gestellt: Wir gingen dann in eine Art Selbstbedienungs-restaurant. Die Essensauswahl und –qualität entspricht in etwa der von deutschen Mensen hieruzulande.

Das Abendessen kochten wir uns meist selbst, wenn wir nicht ge-rade einen Ausfl ug machten. Wir hatten es so geregelt, dass jeden Abend Studenten aus einer ande-ren Nation kochten. Das war ziem-lich interessant.

MAL TYPISCH ÄGYPTISCHES ODER TÜRKISCHES ESSEN

Die Lebensmittelpreise sind weit-aus niedriger als in Deutschland!!

UnterkunftWir waren in einem Studenten-wohnheim untergebracht, was den osteuropäischen Ansprüchen ge-recht wird. Es waren 3-Bettzimmer, die etwas eng und einfach waren mit einem Kühlschrank und einem Waschbecken. Es ließ sich aber da-rin aushalten. Die Duschen und die Toiletten wa-ren auf dem Gang, doch diese wa-ren aufgrund des Gestanks und Un-geziefers im ersten Moment schon ein kleiner Schock... Aber man ge-wöhnt sich an alles!

FreizeitgestaltungUnsere Kontaktpersonen haben sich für uns wirklich große Mühe gege-ben, denn sie hatten sich ein „social program“ überlegt. Sie organisier-

Das neue Ungarn!Famulatur in Fünfkirchen, Ungarnvon Johannes Steinbach

Auch die Hauptstadt Budapest ist einen Besuch wert

weiter auf Seite 4

Hilfsmittel & Grundausstattung

November/ Dezember 2006 4Seite MLZDigitaler Nachschlag

Famulatur in FünfkirchenFortsetzung von Seite 3

ten u.a. kleine Partys für uns, wir konnten die Stadt Pécs mit ihren schönen Plätzen kennen lernen und wir sind zu sehenswerten Orten in der Umgebung von Pécs gefahren. An den Wochenenden waren wir am Balaton, in Budapest und in Széged (einer ungarischen Stadt).

Die meisten Touren sind wir mit dem Bus oder mit dem Zug ge-fahren, was in Ungarn wirklich sehr günstig ist. Bei der Fahrt zum Balaton (ca. 200 km) haben wir pro Person nur etwa 600 ft bezahlt, was weniger als 3 € sind.

FazitDie Famulatur in Ungarn war ein tolles Erlebnis. Ungarn ist ein idealer Ort für ein Krankenhau-spraktikum, wenn man auch noch etwas vom Sommer haben möch-te. Also eine sehr gute Verbindung von Uni und Urlaub (oder besser umgekehrt). Eine sehr schöne Erfahrung war es auch, mit über 20 Studenten aus unterschiedlichen Nationen eine längere Zeit verleben zu können. Der Schlaf kann allerdings manch-mal etwas zu kurz kommen, doch das ist schnell aufgeholt.

OP bei Schlaganfall - die Qual der WahlStent oder Ausschälung?von Dr. Annette Tuffs (idw)

Ausschälung der Halsschlag-ader oder Einbringen einer

Gefäßstütze (Stent) in das Ge-fäß? Vielen Schlaganfall-Pati-enten und ihren Ärzte fi el diese Entscheidung schwer, da wissen-schaftliche Daten bislang nicht vorlagen. Jetzt hat die erste wis-senschaftlich aussagekräftige Stu-die zum Vergleich beider Ver-fahren gezeigt: Ausschälung und Stent sind gleichermaßen geeig-net, einen weiteren Schlaganfall zu verhindern.

OPERATION AN DER HALSSCHLAGADER GILT SEIT 20

JAHREN ALS HERVORRAGEND

Jährlich erleiden 20.000 Menschen in Deutschland einen Schlaganfallder durch Ablagerungen in den Halsschlagadern verursacht wird. Das Risiko dieser Patienten, einen weiteren Schlaganfall zu bekom-men, ist besonders hoch. Die Operation an der Halsschlag-ader (Endarteriektomie) gilt seit mehr als 20 Jahren als hervorra-gende Methode, um das Risiko für weitere Schlaganfälle zu re-duzieren. Dabei schälen Gefäß-chirurgen durch einen Zugang am Hals die Fett- und Kalkablage-rungen aus der Schlagader heraus und beseitigen so die Engstelle.

Durch diesen Eingriff kann das Schlaganfallrisiko für die näch-sten zwei Jahre um mehr als die Hälfte gesenkt werden.

DURCH EINSETZEN EINER PROTHESE KEIN SCHNITT AM

HALS MEHR NOTWENDIG

Eine Alternative ist seit einigen Jahren das Einsetzen einer Ge-fäßprothese: Der Stent wird durch einen Katheter in das Gefäß ein-gebracht und hält es offen. Der Blutfl uss wird bei diesem Verfah-ren nicht unterbrochen, ein Schnitt am Hals ist nicht notwendig. Ob diese weniger invasive Technik Vorteile gegenüber der Operation bringt, ist bislang nicht wissen-schaftlich belegt, obwohl diese Behandlungsform in Deutschland bereits sehr häufi g angewendet und teilweise sogar bevorzugt wird. „Das Stenting wurde ohne Datenunterlage als überlegene Therapie verkauft“, bemängelt Professor Hacke, Ärztlicher Di-rektor der Neurologischen Uni-versitätsklinik Heidelberg und Vorsitzender des SPACE-Stee-ring-Komitees.

Die SPACE-StudieIn der SPACE-Studie (Stentge-stützte Angioplastie der Carotis

versus Endarteriektomie) un-tersuchten Neurologen, Gefäß-chirurgen und Neuroradiologen gemeinsam, ob Operation und Stentbehandlung in Bezug auf Behandlungsrisiko und Langzeit-vorbeugung gleichwertig sind; die Studie wurde am 10. August 2006 in der renommierten Fachzeit-schrift „The Lancet“ veröffent-licht. Die Ergebnisse, die bereits auf dem Europäischen Schlagan-fallkongress im Mai diesen Jah-res in Brüssel vorgestellt worden waren, präsentierte Professor Dr. Werner Hacke auf einem Sympo-sium in Heidelberg: „SPACE ist die erste große und wissenschaft-lich einwandfreie Studie, die Er-gebnisse liefert.“ SPACE startete 2001, sie wurde mit 900.000 Euro von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung fi nanziert.

Es beteiligten sich 33 gefäßchirur-gische Zentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz mit insgesamt 1.200 Patienten.Es zeigte sich, dass das Risi-ko, nach der Behandlung einen Schlaganfall zu erleiden oder zu sterben, bei Stent-Patienten ge-ringfügig höher ist als bei opera-tiv behandelten Patienten. „Die

Komplikationsraten variieren aber nicht so stark, dass von einer Stentbehandlung generell abzura-ten ist“, fasst Professor Dr. Hacke die Ergebnisse zusammen. „Je-denfalls kann von einer Überle-genheit der Stentbehandlung kei-ne Rede sein. Welche Behandlung im Einzelfall vorgezogen wird, muss bei jedem Patienten indivi-duell abgewogen werden.“

Qualität der Behandlung sehr unterschiedlichDie Studie zeigte außerdem: Die Zentren unterscheiden sich deut-lich in der Qualität der Behandlung - wichtiger Faktor ist dabei die Zahl der dort vorgenommenen Eingriffe. Die Auswahl der Einrichtung ent-scheidet deshalb wesentlich über den Behandlungserfolg.

KANN MAN IM JAHR 2008 GEGEN SCHLAGANFÄLLE

VORBEUGEN?

Die zweijährige Nachbeobachtungs-zeit innerhalb der SPACE-Studie wird im Jahre 2008 endgültig abge-schlossen sein. Erst dann kann die Frage abschließend geklärt werden, ob beide Behandlungsformen auch langfristig als gleichwertig bei der Vorbeugung weiterer Schlaganfälle anzusehen sind.

Budapester Brücke

November / Dezember 2006 5SeiteMLZDigitaler Nachschlag

Medizinische Fachbegriffesucht man nicht im Grünen

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Bauplan einer Antibiotika-Pumpe aufgedecktHoffnung bei Antibiotika-Resistenzvon Beat Müller

Zahlreiche Bakterien pumpen Antibiotika aus ihren Zellen

und werden so gegen Antibiotika resistent. Forscher der Universitäten Zürich und Konstanz haben jetzt den Bauplan einer solchen Antibiotika-Pumpe aufgedeckt. Gelingt es, einen Hemmstoff zu entwickeln, könnten solche Pumpen blockiert werden und die Bakterien würden wieder emp-fi ndlich für Antibiotika. Die Studie erschien am 1. September 2006 in der Wissenschaftszeitschrift „Sci-ence“ (Volume 313, issue 5791).

TÖDLICHE INFEKTIONEN INSBESONDERE BEI

SCHWACHEN PATIENTEN

Lässt sich ein Bakterium, das eine Infektion verursacht, nicht durch verschiedene Antibiotika bekämp-fen, spricht man von multipler Antibiotika-Resistenz oder „mul-tidrug resistance“. Besonders in klinischer Umgebung ist „multid-rug resistance“ ein immer häufi ger auftretendes Problem und führt zu nicht bekämpfbaren - und daher oft tödlichen Infektionen insbesondere bei immungeschwächten Patien-tinnen und Patienten.Viele Bakterien, zum Beispiel das Darmbakterium Escherichia coli oder das opportunistische Pathogen Pseu-domonas aeruginosa besitzen eine Pumpe, die äusserst effektiv für sie schädliche Substanzen, wie Antibio-tika, von der bakteriellen Zelle nach aussen pumpt. Dies verhindert die

Wirkung der Antibiotika und ermög-licht das Überleben der Bakterien.Die Forscher Markus Seeger und Dr. Martin Pos von der Universi-tät Zürich und Dr. André Schiefner und Prof. Kay Diederichs von der Universität Konstanz haben jetzt die Struktur, d.h. den Bauplan der Membranpumpe AcrB, einer der wichtigsten Antibiotika Resistenz-Maschinen aufgedeckt. Erstaunt hat der Bauplan auf allen Ebenen: Es scheint, dass die Natur für den Transport von schädlichen Substanzen, wie Gallensalze und Antibiotika, eine peristaltische Pum-pe, sprich Quetschpumpe, entwickelt hat. „Dem Bauplan nach beinhaltet die Pumpe ein Tunnelsystem, durch das die Antibiotika gleiten können“, erklärt Martin Pos. Dieser Tunnel ist zuerst nur an einer zum Zellinnern ge-richteten Seite geöffnet, um das Anti-biotikum aus der Zelle zu fi schen. Ist das Antibiotikum einmal im Tunnel gefangen, wird die innere Tunnelöff-nung geschlossen, und gleichzeitig wird der Tunnel an der Aussenseite der Zelle geöffnet. Die postulierte Peristaltik bewirkt, dass das Antibi-otikum aus dem nach aussen geöff-neten Tunnel gequetscht wird. Ist das Antibiotikum einmal draussen und somit für das Bakterium ungefähr-lich, schliesst sich der Tunnel von aussen. Er öffnet sich wieder an der Innenseite, um sich das nächste Anti-biotikum-Molekül zu angeln. Dieser Prozess wird ständig wiederholt und resultiert in einem kontinuierlichen Ausstrom von Antibiotika.

DIES HAT ZUR FOLGE, DASS DAS BAKTERIUM RESISTENT

IST UND ÜBERLEBT.

„Mit den neuen Kenntnissen des Antibiotika-Pumpmechanismus ist es denkbar, einen Hemmstoff für diese Resistenz-Pumpe zu entwi-ckeln“ sagt Martin Pos. Ein Mole-kül, das sich an den engen Stellen des Tunnels verankert und diesen somit verstopft, würde die Pumpe blockieren und die Antibiotika-Re-sistenz wäre aufgehoben.Bauplan einer Antibiotika-Pumpe aufgedeckt

November/ Dezember 2006 6Seite MLZDigitaler Nachschlag

... und zum Nachtisch 2 Gläser Disaronno on IceExamensinterviewvon Christina aus Tübingen

1.Wann hast Du begonnen, Dich auf das Examen vorzubereiten? Wie hast Du Deine Lernzeit gep-lant und eingeteilt?

Ab Beginn des 4. Semesters habe ich offi ziell angefangen zu lernen. Ab dem ersten Tag war praktisch der Alltag vom Lernen geprägt. Ich bin kaum ein Wochenende ohne Lehrbuch ausgekommen. Allerdings fi elen in diese erste Lernphase natürlich noch einige Klausuren. Bei uns in Tübingen musste im 4. Semester noch eine Klausur zum Physio-Praktikum, eine Klausur zum Psychokurs, eine Psychoseminararbeit sowie das schriftliche Neuro-Testat ab-solviert werden. Zudem kamen so Sitzschein wie Anatomie-Seminar, Biochemie-Seminar und Einfüh-rung in die Klinische Medizin. Wir waren also gut beschäftigt.

Ich habe mir 2-3 Abende pro Wo-che frei genommen, an denen ich mit Freunden etwas un-ternommen habe. Die restliche Zeit habe ich also auf die Klau-suren gelernt sowie

Anatomie und Biochemie fürs Phy-sikum wiederholt.

AN PFINGSTEN EINE WOCHE SÜDFRANKREICH

Um nicht völlig zu versauern bin ich noch einmal vorher in den Urlaub gefahren: an Pfi ngsten eine Woche Südfrankreich in der ich täglich 3-4 Stunden Biochemie gelernt habe.Als das Semester zu Ende war, blieben noch knapp 4 Wochen Zeit für die heiße Lernphase. Da hatte ich bereits ein Grundwissen in den verschiedenen Fächern und auch die kleinen schon wei-testgehend wiederholt. Erst dann habe ich begonnen zu Kreuzen. Wir hatten nicht viele MC-Klau-suren vorher.

2. Wie hat ein typischer Tag wäh-rend der Lernphase bei Dir aus-gesehen?

8.00 Aufstehen, ausgiebiges Frühstück, Duschen 8.30 erste Lernphase: falsch gekreuzte vom Vortag wiederholt bis zirka 11.00 Kreuzen, Wiederholen..dann Pause: Einkaufen, Lernplatz wechseln, Spaziergang 11.30 wei-ter Kreuzen, Wiederholen...

14.00 Mittagessen ko-chen, Essen,

14.30 Power Nap-ping: max. 20 min

(sonst ist man noch mü-der wie vorher) 15.00 mit

frischem Kaffee weiter bis Abends 20.00 Vespern weiter Kreu-zen bis die Augen zu fallen 0.00 Nachrichten schauen Schlafen.

3. Thema Ernährung: Fastfood, Nulldiät oder Fertiggerichte? Wie sah Dein Speiseplan in der Zeit der Examensvorbereitung aus?

Ich habe 2 Kilo zugenommen Rum-sitzen, Kaffee und Salzstangen (1 Packung in 3 Tagen!) ausgie-biges Frühstück: aufgebackene Tiefkühlbretzel mit weichem Ei, dazu frischer KaffeeMittags: meistens Pasta mit Soße. Abends: Brot mit Schinken, Suppe oder Reste von Mittags oder mit Freunden was RICH-TIGES kochen!

SEHR EMPFEHLENSWERT. ALTERNATIV: HOTEL MAMA

4. Wie sah es mit Pausen (kleine Pause oder freie Tage) zwischen dem Lernen aus? Hast Du be-sondere Dinge unternommen?

Kleine Pausen alle 2 Stunden sind super wichtig. Ich bin dann am lieb-sten eine Runde spazieren gegangen

oder habe telefoniert und mich dazu in die Sonne gelegt oder gekocht und aufgeräumt. Außerdem habe ich das regelmäßige Joggen angefangen. Große Pausen, zum Beispiel ei-nen ganzen Abend habe ich circa alle 3 bis 4 Tage nötig gehabt.

Nur so kommt man wirk-lich auf andere Gedanken.Ganze freie Tage haben sich immer nur er-geben: Oma und

Opas Hochzeits-tag, Besuch meiner Schwester in Tübingen, kleiner Ausfl ug an den Bodensee. Diese waren aber meist im Voraus geplant und abends hab ich aus schlechtem Gewissen die halbe Lernzeit bis um 3 Uhr nachts kompensiert...weiter auf Seite 7

Nette Abwechslung für Studenten

November / Dezember 2006 7SeiteMLZDigitaler Nachschlag

ExamensinterviewFortsetzung von Seite 6

5. Was hat Dir am meisten Pro-bleme bei der Examensvorberei-tung gemacht?

Das viele stillsitzen am Schreib-tisch. Ich habe noch nie solche Nackenschmerzen gehabt. Meine Empfehlung: Hin und wieder Po-sition und Stuhl wechseln: einzelne Kapitel im Liegen lesen, eine Run-de Kreuzen im Stehen und Kartei-

karten im Gehen lernen.Außerdem war das

viele allein sein fru-strierend. So schön und nützlich ein paar

Stunden Lerngruppe sind, irgendwann sieht

man wieder 2 Tage nur die Wand über dem Schreibtisch!

6. Was hat Dir besonders viel Spaß gemacht?

Eigentlich nur, dass ich erst jetzt Verknüpfungen von meinem Wis-sen in den einzelnen Fächern her-stellen konnte: endlich habe ich verstanden, warum Physik wichtig für die Physiologie ist oder das Bi-ochemie mit anatomischem Grund-wissen viel einfacherzu lernen ist. Sonst hat an der Examensvorberei-tung nichts Spaß gemacht.

7. Mit welcher Literatur (Bücher und CD-ROMs) hast Du Dich auf das Examen vorbereitet und welche Erfahrungen hast Du mit diesen gemacht?

Das Physikum (Buchta): für Bio-chemie war es super: da stehen ver-schiedene Dinge, die leicht zu ver-wechseln sind beieinander und in den Merkekästen steht genau das, was das IMPP so gerne fragt.Für Psychologie und Soziologie war es sogar mein einziges Lehr-buch. Nicht zu empfehlen sind in diesem Buch die Kapitel Physiolo-gie und Physik.Kurzlehrbuch Physiologie (Thieme) und Taschenatlas (Silbernagel). Er-steres weil es leicht verständlich ist für die Grundlagen. Der Ta-schenatlas bringt Zusammenhänge besser rüber ist aber viel zu kompli-ziert für den Einstieg.

Anatomie: Atlas, Atlas, Atlas (Net-ter) und Taschenatlanten. Den Rest aus den Merkekästchen im BuchtaBiologie: Buselmaier überfl ogen: Kästchen, Zusammenfassungen... Chemie und Physik: Kreuzen, Kreuzen, KreuzenUnverzichtbar: Medi-Script CD. Ich hatte die mit den Examen bis Herbst 2004. Damit hab ich gelernt: mal nach GK, aber auch nach Or-ganen, weil mir zum Beispiel erst nach und nach die Zusammenhänge der Niere (z.B.) in Physio und Bio-chemie klar wurden.Die restlichen Examen habe ich zur Probe unter Echtzeitbedin-gungen mit Freunden in einem Raum gekreuzt mit der kosten-losen CD aus der Orangen Reihe.

ABER DA WAR ICH JA DANN SCHON RECHT SCHLAU

8. Hattest Du Prüfungsangst bzw. wie bist Du mit der nahenden Prüfung umgegangen? Wie sah es mit Lernfrust aus und was hast Du dagegen gemacht?

Ich hab hin und wieder so kleine Panikschübe bekommen: Plötzlich rennt das Herz, man kriegt einen dicken Kopf und Denken geht gar nicht mehr. Da war es am besten al-les stehen und liegen zu lassen und sich eine Runde abzulenken, zum Beispiel mit einem Gläschen Wein bei Freunden. Ich kann empfehlen während der Lernzeit ausreichend zu schlafen, denn Übermüdung und Lernstress macht alles nur noch viel schlimmer.

9. Was hast Du am Vorabend des Examens gemacht?

Ich habe gegen 8 nicht mehr ge-wusst was ich mir noch anschauen sollte und daher al-

les weggeräumt (in-klusive der Stoff-

wechselkarte an der Wand). Dann

habe ich mir meinen Freund her-bestellt, es gab was gutes zu Es-

sen und zum Nachtisch 2 Gläser Disaronno on Ice. Gegen 12 war ich im Bett und habe bis zum Weckerklingeln wunder-bar geschlafen. Erst dann hab ich wieder Herzklopfen bekommen.

10. Welche Tipps hast Du für zu-künftige Studenten für die Prü-fungsvorbereitung?

- ausreichend Schlafen- regelmäßig intensiv Ablenken:

Gemütliches Beisammensein mit Nicht-Medizinern und solchen, die es schaffen, einen ganzen Abend das verbotene Wort Physikum nicht in den Mund zu nehmen

- Bewegen: Ausdauersport, Spa-zieren, Bürogymnastik -panische Leute meiden

November/ Dezember 2006 8Seite MLZDigitaler Nachschlag

Medikamentensucht - ein vernachlässigtes ProblemAbhängigkeit von Medikamenten nimmt zuvon psychPress

IMPRESSUMHerausgeber: MEDI-LEARNBahnhofstraße 26b35037 Marburg/LahnTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] Internet: www.medi-learn.de

ISSN: 1860-8590

Redaktion:Jens Plasger (Redaktionsleitung), Christian Weier (V.i.S.d.P.), Trojan Urban, Marlies Lehmkuhl, Lilian Goharian, Angelika Lehle,Dr. med. Dipl.-Psych. Bringfried Müller, Thomas Brockfeld

Lektorat:Jan-Peter Wulf

Layout & Graphik:Kjell Wierig

Berichte: Johannes Steinbach, Ute Boenke, Dr. Annette Tuffs,Beat Müller, Christina, Bettina Kullmer

Anzeigenbetreuung:Christian WeierOlbrichtweg 1124145 KielTel: 04 31/780 25-0Fax: 04 31/780 25-29E-Mail: [email protected] – Es gilt die Anzeigenpreisliste 02/2005.

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Die Abhängigkeit von Medika-menten ist mit 1,7 Millionen

Menschen häufi ger als die Alkohol-sucht, aber sie wird von den Ärzten kaum beachtet, manchmal sogar gefördert. Ging man 1992 noch von 600.000 Medikamentenabhängigen aus, bewegen sich aktuelle Schät-zungen zwischen 1,4 und 1,9 Mil-lionen, davon nehmen zwei Drittel Beruhigungsmittel aus der Wirk-stoffgruppe der Benzodiazepine. Im Gegensatz zu Alkoholabhängigen und Konsumenten illegaler Drogen fallen Menschen mit Medikamen-tenmissbrauch in der Öffentlichkeit nicht auf, sie wirken angepasst, sozial integriert und leistungsorientiert. Ein Beitrag in der Zeitschrift „Suchtthe-rapie“ (Georg Thieme Verlag, Stutt-gart) sieht eine der Ursachen für die Zunahme Medikamentensüchtiger in einem komplexen Bedingungs-gefl echt, das Umweltmerkmale (etwa steigende Flexibilitätsanforde-rungen im Beruf, sinkende Ressour-cen sozialer Unterstützung, subtile Werbungseinfl üsse), individuelle Persönlichkeitsmerkmale sowie konkrete Eigenschaften bestimmter Arzneimittel in gleicher Weise um-

fasst. Der soziale Zusammenhalt, das gesellschaftlich verfügbare „Sozial-kapital“ verfl üchtigt sich zusehends. Hinzu treten der Bedeutungsverlust der Familie, die Pluralisierung von Lebensformen. Als Folgen des bri-santen Wandels nehmen Arbeitsun-fähigkeiten aufgrund psychischer Störungen seit Jahren beharrlich zu.Fachgesellschaften empfehlen eine zeitliche Begrenzung der Gabe von

Benzodiazepinen, aber eine Äch-tung jeglicher Langzeitverordnung wurde bisher vermieden. Damit eine solche Langzeitverordnung nicht auffällt, weichen manche Ärzte auf Privatrezepte aus und entziehen sich so einer Kontrolle. Wie ein weiterer Beitrag in der Zeitschrift „Suchtthe-rapie“ enthüllt, empfehlen manche Ärzte ihren Patienten sogar, die Re-zepte nicht ständig bei der gleichen

Apotheke einzulösen. Solche Ärzte verhalten sich wie Dealer. Aber auch Apotheken können bei der Abhängigkeit von Medikamenten eine unrühmliche Rolle spielen, in-dem sie an offensichtlich Abhängige Benzodiazepine auch ohne Rezept oder aufgrund erkennbar gefälschter Rezepte abgeben. Zwar ist richtig, dass Benzodiazepine wesentlich zur Humanisierung der Medizin beige-tragen haben, aber jeder Arzt weiß, dass die Langzeitverschreibung mehr schadet als dass sie nutzt.

Medikament: Für manche das „täglich Brot“