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Liebe Leserin, lieber Leser Es stimmt mich zuversichtlich, dass es immer wie- der mutige Kirchenleute gibt, die sich trotz Kritik oder gar Drohungen im Namen des Evangeliums für Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen. Anfang Jahr reiste Bischof Felix Gmür zusammen mit dem philippinischen Bischof Rolando Tirona in den Urwald. Gemeinsam haben sie sich gegen eine neue Wirtschaftszone und für die Rechte der Ureinwohner von der Ethnie der Agtas eingesetzt. Dieses Beispiel macht Mut. Mut benötigen auch die Staatsoberhäupter, die am Uno-Gipfel Rio+20 über eine nachhaltige Entwicklung der Welt beraten werden. Sie haben es in der Hand, die Wirtschaft neu auszurichten. Rio+20 wird entschei- dend sein für das Wohlergehen der Menschen. Ich wünschte mir von den in Rio versammelten Staatsoberhäuptern, dass sie sich das coura- gierte Verhalten der beiden Bischöfe zum Vorbild nähmen! Fastenopfer tut dies – mit Ihrer Hilfe. Unsere Projekte und Sensibilisie- rungsarbeit zeugen vom unermüdlichen Einsatz und Mut unserer Part- nerorganisationen. Ihr Einsatz ist nötig, damit sich langfristig etwas zu Gunsten der Armen und Benachteiligten bessert. Danke, dass Sie Fas- tenopfer bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen! Herzlich Antonio Hautle, Direktor Fastenopfer Nr. 2 | 2012 Von Benin nach Rio Eine Frau aus Benin wird am Uno-Gipfel Rio+20 der Welt das Wirtschaften der Zukunft zeigen. Seite 2 Kolumbien: «Wir Frauen sind wertvoll» Vielfalt statt Monokultur – Atucsara stärkt in Kursen die Schwächsten: alleinerziehende Mütter. Seite 7 Treue Spenderinnen und Spender Fastenopfer erhielt 2011 mehr Spenden von Privat- personen als im Vorjahr. Seite 7 ZWEI BISCHöFE BEI DEN AGTAS

INFO 02/12

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Regelmässige Informationen für die Spenderinnen und Spender über die Arbeit von Fastenopfer.

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Page 1: INFO 02/12

Liebe Leserin, lieber Leser

Es stimmt mich zuversichtlich, dass es immer wie-der mutige Kirchenleute gibt, die sich trotz Kritik oder gar Drohungen im Namen des Evangeliums für Gerechtigkeit und Menschenwürde einsetzen. Anfang Jahr reiste Bischof Felix Gmür zusammen mit dem philippinischen Bischof Rolando Tirona in den Urwald. Gemeinsam haben sie sich gegen

eine neue Wirtschaftszone und für die Rechte der Ureinwohner von der Ethnie der Agtas eingesetzt. Dieses Beispiel macht Mut.Mut benötigen auch die Staatsoberhäupter, die am Uno-Gipfel Rio+20 über eine nachhaltige Entwicklung der Welt beraten werden. Sie haben es in der Hand, die Wirtschaft neu auszurichten. Rio+20 wird entschei-dend sein für das Wohlergehen der Menschen. Ich wünschte mir von den in Rio versammelten Staatsoberhäuptern, dass sie sich das coura-gierte Verhalten der beiden Bischöfe zum Vorbild nähmen!Fastenopfer tut dies – mit Ihrer Hilfe. Unsere Projekte und Sensibilisie-rungsarbeit zeugen vom unermüdlichen Einsatz und Mut unserer Part-nerorganisationen. Ihr Einsatz ist nötig, damit sich langfristig etwas zu Gunsten der Armen und Benachteiligten bessert. Danke, dass Sie Fas-tenopfer bei dieser wichtigen Aufgabe unterstützen!Herzlich

Antonio Hautle, Direktor Fastenopfer

Nr. 2 | 2012

Von Benin nach Rio

Eine Frau aus Benin wird am Uno-Gipfel Rio+20 der Welt das Wirtschaften der Zukunft zeigen. Seite 2

Kolumbien: «Wir Frauen sind wertvoll»

Vielfalt statt Monokultur – Atucsara stärkt in Kursen die Schwächsten: alleinerziehende Mütter. Seite 7

Treue Spenderinnen und Spender

Fastenopfer erhielt 2011 mehr Spenden von Privat-personen als im Vorjahr. Seite 7

ZWEI BISCHöFE BEI DEN AGTAS

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DREI VORWüRFE GEGEN GLENCOREKinderarbeit, Umweltverschmut-

zung, Steuerlucht – Was die Vor-

würfe von Fastenopfer und Brot

für alle gegen Glencore auslösten.

Die Resonanz war gewaltig: Von 10vor10 und NZZ über die BBC bis zur Washington Post berichteten im April zahlreiche Medien über die neue Studie der beiden Werke.Darin wird auch die Steuerlucht kri-tisiert: Indem Glencore im Kongo erzielte Gewinne über interne Ver-

rechnungen zwischen Tochterirmen in Steueroasen verlagerte, entgingen dem Kongo 196 Millionen US-Dollar – allein in den letzten zwei Jahren.Es braucht mehr Steuertransparenz: «Grosskonzerne müssen ihre Rech-nung nach Ländern offenlegen. So wird klar, welche Steuern bezahlt werden und welche nicht», sagt François Mercier, bei Fastenopfer zuständig für Finanzfragen: «Wäre im Kongo der Bergbausektor richtig

versteuert, würden diese Einnah-men die Entwicklungshilfe mehr als übersteigen.»Der Fall Glencore zeigt aber auch: In der Schweiz fehlen Gesetze, um Un-ternehmen auch für Vergehen im Ausland zur Rechenschaft zu zie-hen. Deshalb unterstützt Fastenop-fer die Petition «Recht ohne Gren-zen», die nun mit rund 100 000 Unterschriften eingereicht wird.fastenopfer.ch/bergbau

Weit über 10 000 Personen haben während der Fas-tenkampagne ei-nem der sechs Projekte von «A Voice in Rio» ihre

Stimme gegeben. Das Projekt von Salamatou Gazéré Dotia aus Benin war das beliebteste. Die Bäuerin und Gewerkschafterin freut sich: «Der Erfolg weckt die Hoffnung, dass der Kampf der Bäuerinnen und Bauern zur Verbesserung ihrer Le-bensbedingungen führt – und ins-besondere die Frauen auf dem Land mehr Unabhängigkeit erlangen.»Gazéré wird gemeinsam mit dem Leiter der Bauerngewerkschaft Syn-pa, in der sie sich engagiert, nach Rio reisen. Am People’s Summit kurz vor dem Uno-Gipfel wird sie ihr Pro-jekt als ein Beispiel für nachhaltiges Wirtschaften vorstellen.

Grüne Ökonomie für Multis?Am ofiziellen Gipfel werden die Uno-Mitglieder darüber diskutieren, wie künftig Wirtschaftswachstum, Umweltschutz und Menschenrechte in Einklang gebracht werden. Es gilt, eine «globale grüne ökonomie» zu deinieren. Deren genaue Ausrich-

VON BENIN NACH RIOEine Frau aus Benin wird für Fastenopfer am Uno-Nachhaltigkeitsgipfel

Rio+20 der Welt zeigen, wie Wirtschaften künftig funktionieren kann.

Dass es der Weltgemeinschaft in Rio gelingt, die richtigen Weichen zu

stellen, muss aber bezweifelt werden.

tung bleibt bislang allerdings unklar. Neu soll die Natur einen Preis erhal-ten, damit auch öffentliche Güter wie Biomasse und Biodiversität in das globale Marktsystem eingebun-den werden können.Markus Brun, Leiter Entwicklungs-politik bei Fastenopfer, ist skeptisch: «Es besteht die Gefahr, dass eine solche grüne ökonomie einseitig die Aktionäre grosser Konzerne bevor-

teilt. Wirtschaftlich weniger starke Gruppen wie Indigene oder Klein-bauernfamilien blieben auf der Stre-cke. Dasselbe Schicksal droht den Menschenrechten von wirtschaftlich schwachen Gruppen und von künfti-gen Generationen.»Wie gleichberechtigte Entwicklung im Einklang mit Menschenrechten und der Natur aussieht, will Salama-tou Gazéré in Rio einer breiten öf-fentlichkeit aus aller Welt zeigen. Begleiten Sie sie auf ihrer Reise:facebook.com/voiceinrio oder fastenopfer.ch/rio20

Philipp Rohrer, Campaigning

Südsicht

Das Grundlagendokument für den Uno-Nachhaltigkeitsgipfel Rio+20 ist aufgrund seines oberlächlichen und kontroversen Inhalts Ziel hefti-ger Kritik. Es ist zu befürchten, dass die Menschenrechte bis zur Gipfel-eröffnung noch weiter in den Hin-tergrund rücken werden. Das Dokument war von Anfang an inefizient, weil es das aktuelle Produktions- und Konsummodell nicht in Frage stellt. Alle Inhalte, die in irgendeiner Form auf die Men-schenrechte Bezug nehmen, lau-fen Gefahr, aus dem Dokument gestrichen zu werden.Die USA, Frankreich und andere Länder lehnen verbindliche Regeln ab, die den Zugang zu natürlichen Ressourcen als Menschenrecht an-erkennen. Diese Länder vertreten die Streichung ganzer Textpassa-gen aus dem Grundlagendoku-ment, die sich auf die Ernährungs-sicherheit, auf die Ausmerzung der Armut, auf grundsätzliche Prinzipi-en der Verantwortung der Staaten für eine nachhaltige Entwicklung und auf den Zugang zu Land be-ziehen. Es scheint, dass diejenigen, die am Text des Dokuments schrauben, keinerlei Beziehung zwischen dem Menschen und der Umwelt erkennen können. Die Schweiz kann eine wichtige Rolle beim Lobbying für die Reinte-gration der Menschenrechte als prioritäres Thema in das Dokument spielen und so versuchen, die Ver-wässerung des Grundlagendoku-ments für Rio+20 möglichst zu verhindern.

Iara Pietricovsky, Inesc Brasilien und Organisationkomitee des

parallel zu Rio+20 stattindenden People’s Summit

fastenopfer info 2|2012

«Der Erfolg weckt Hoffnung auf Verbesserungen für die Frauen»; Salamatou Gazéré.

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3 Fragen

Nadja Lang, Geschäftsleiterin von Max Havelaar

20 Jahre Max Havelaar: Was gibt es zu feiern?Am 14. Februar 1992 haben sechs Hilfswerke, darunter Fas-tenopfer, die Max-Havelaar-Stif-tung gegründet. Ende März 1992 standen die ersten Kaffee-mischungen mit Fairtrade-Label in den Verkaufsregalen. Heute umfasst das Fairtrade-Sortiment 1600 Einzelprodukte, die an 3000 Verkaufsstellen angeboten werden. Das Potenzial ist aber noch lange nicht ausgeschöpft.

Welche Vision haben Sie für den fairen Handel?Millionen von Kleinbauernfamili-en und Arbeiterinnen haben heu-te keine stabile Existenz und le-ben von der Hand in den Mund. Wer Produkte für uns produziert, soll ein gutes und sicheres Leben ohne Armut führen. Unsere Visi-on ist, dass Fairtrade für Südpro-dukte in der Schweiz zum Nor-malfall wird.

Welche Position vertritt Max Ha-velaar am Erdgipfel in Rio?Bei der «Green Economy» ist die soziale Dimension und insbeson-dere die Bedeutung des Konsum-verhaltens zu stark in den Hinter-grund gerückt. Wir erwarten, dass sich die Schweiz in Rio für ein Konsumverhalten einsetzt, das sozial, wirtschaftlich und ökologisch ist. Denn solange Millionen Kakaobauernfamilien nicht von ihrer Ernte leben kön-nen, werden sich Entwicklungs- und Industrieländer kaum auf gemeinsame Ziele einigen.

Atucsara ist ein indigenes Wort und bedeutet «Mais im überluss». Die Organisation fördert die Nahrungs-sicherheit durch nachhaltige Land-wirtschaft und stärkt die schwächs-ten Volksschichten: Kinder und alleinerziehende Mütter. Fastenop-fer unterstützt 200 Familien verteilt auf sechs Weiler in der Gemeinde El Tambo im Departement Cauca.Landwirtschaftsexperte Alirio Pare-des zeigt den Frauen, wie sie ihre Gemüsebeete anplanzen können: «Ihr müsst weg von den Monokul-turen und Verschiedenes wie Bana-nen, Maniok, Mais, Bohnen, Gemü-se anplanzen», erklärt er. Die Frauen lernen, wie man biologi-schen Dünger und Insektenschutz-mittel herstellt. Am Ende des Pro-jekts in drei Jahren sollten sich die 200 Familien zu mindestens 50 Pro-zent ausgewogener ernähren und 20 Prozent mehr Umsatz erzielen.Die Frauen von El Tambo sind Bäue-rinnen und Hausfrauen wie Perdo-mo: «Wir haben gelernt, dass es nicht gut ist, nur Kaffee anzuplan-zen. Jetzt wachsen auf unserem Bo-den verschiedene Planzen.» Aus-serdem macht ihr das Zusammensein mit den anderen Frauen Spass. Sie

«Ich wusste nicht, dass es Gesetze für Frauen gibt»; Bohnenernte in El Tambo.

«WIR FRAUEN SIND WERTVOLL»«Wir lernen enorm viel über die Landwirtschaft und über die Rechte der

Frauen», ist Dora María Perdomo begeistert. Diese Erkenntnis hat die

Kolumbianerin einem Lehrgang der Organisation Atucsara zu verdanken.

reden über Gesundheit, tauschen ihr Wissen und Heilkräuter aus.Auch Claudia Roselys Gómez ist be-geistert vom Erlernten: «Ich wusste nicht, dass es Gesetze für Frauen gibt und dass man uns respektieren muss.» Gaíl Gómez Valencia wen-det ungefähr eine Stunde pro Tag für ihr Gemüsebeet auf. Ihr Wissen gibt sie an Frauen weiter, die wegen ihren Kleinkindern nicht teilnehmen können.Einige Frauen hatten Probleme mit ihren Männern, die ihnen verbieten

wollten, an den Schulungen teilzu-nehmen. «Es ist wichtig, dass die Männer sehen, dass wir wertvoll sind und Fähigkeiten haben», sagt Zenayda Ortega.Wo sehen sich die Frauen in drei Jahren? Sie planen mehr Fische und Kühe zu züchten und noch mehr Ge-müse anzuplanzen. Und sie wollen Obstbäume. Gaíl Gómez Valencia möchte eine grosse Palette von Heil-planzen. Und eine Quelle, um ihr künftiges Wäldchen zu bewässern.

Rosemarie SchoopStärken Sie die Frauen in

Kolumbien mit einer Spende:

PK 60-19191-7, Vermerk

Atucsara

Die Zahl:

16 451 182Fastenopfer erhielt 2011 an pri-vaten Spenden und Legaten 16 451 182 Franken für das En-gagement zum Wohl benachtei-ligter Menschen. Dafür danken wir ganz herzlich!

fastenopfer info 2|2012

Fastenopfer erhielt 2011 mehr

Spenden von Privatpersonen. Den-

noch wurde das Ergebnis von 2010

nicht ganz erreicht.

Zwei Schwerpunkte prägten 2011 bei Fastenopfer: Das 50-Jahr-Jubilä-um und die Erarbeitung der neuen Strategie 2016 «Menschen stärken Menschen». Die Strategie gibt Ant-worten auf die zukünftigen Heraus-forderungen der Armutsüberwin-dung. Ebenso stellt sie die Weichen für die Arbeit des Fastenopfers in der Schweiz. Durch die Medienar-

TREUE SPENDERINNEN UND SPENDERbeit während der ökumenischen Kampagne zu Menschenrechtsver-letzungen im Bergbau und der Jubi-läumsfeierlichkeiten gelang es, die Arbeit des Fastenopfers einer brei-ten öffentlichkeit vorzustellen.Fastenopfer geniesst enormes Ver-trauen: 2011 spendeten Private über 16 Millionen Franken. Weil Legate und Beiträge der öffentlichen Hand zurückgingen, liegt der Ertrag mit 21,0 Millionen um 632 000 Franken tiefer als 2010. 20,2 Millionen Fran-ken kamen Projekten zugute. Somit

lossen von jedem Spendenfranken 90 Rappen in die Projektarbeit.fastenopfer.ch/jabe_2011

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Agenda

Rio de Janeiro, 20.-22. Juni:

Uno-Nachhaltigkeitsgipfel und People‘s Summit mit Salamatou Ga-zéré Dotia aus Benin.facebook.com/voiceinrio oder

fastenopfer.ch/rio20

Zürich, 2. Juli:

Vortrag «Gibt es noch Werte in Chi-na?» von Prof. Dr. Stephan Rothlin SJ, Projektpartner des Fastenopfers in China (Aki, 19h45). aki-zh.ch, 044 254 54 60

7./8. September, Luzern:

Seminar «Bis zum Hals – globale Müllberge und Umweltschutz» (Ro-merohaus).romerohaus.ch, 041 375 72 72

Globale Müllberge und Umweltschutz

Rund eine Milliarde Menschen lei-den an Hunger. Trotzdem landen pro Jahr 1,3 Milliarden Tonnen geniess-bare Nahrungsmittel im Abfall – eine Menge, die ausreichen würde, um 3 Milliarden Menschen zu er-nähren. Handys und Computer wer-den in Länder des Südens exportiert, wo sie nochmals zum Einsatz kom-men – oder aber verbrannt oder an-derweitig rücksichtslos entsorgt werden. Nicht erneuerbare Ressour-cen wie Erdöl werden dazu ver-wendet, Plastiklaschen oder -säcke zu produzieren, die nach kurzem Gebrauch wieder weggeworfen werden.Unsere Wegwerfgesellschaft hat diesen Weg gewählt, ohne an die Folgen zu denken: Ressourcen wer-den vergeudet, Natur und Städte verschmutzt und immer grössere Mengen an Energie dazu verwen-det, neue Produkte herzustellen oder alte zu recyceln. Das Seminar «Bis zum Hals – glo-bale Müllberge und Umweltschutz» im Romerohaus in Luzern will unse-ren Konsum überdenken (7./8. Sep-tember). Es ist Teil der von Fasten-opfer mitinanzierten Reihe «Global Supermarket».www.romerohaus.ch oder

041 375 72 72

Unternehmen gehen neu mit Fas-

tenopfer Partnerschaften ein.

Ob Einmannbetrieb oder Grosskon-zern – eine Partnerschaft mit Fas-tenopfer ist ideal für alle Unterneh-men, denen soziale Verantwortung naheliegt. Damit können sie die Le-bensbedingungen von benachtei-ligten Menschen verbessern und gleichzeitig in der öffentlichkeit auf ihr Engagement hinweisen. Mögliche Unterstützungsformen: Das Unternehmen ermutigt seine Mitarbeitenden, Fastenopfer mit je-der Lohnüberweisung mit einem i-xen Betrag zu unterstützen (Payroll-

Blickfang

UNTERNEHMEN ALS PARTNER

Druck auf zertiiziertem Papier.

Dieses Papier stammt aus ökologisch,

sozial und wirtschaftlich nachhaltig

bewirtschafteten Wäldern.

Impressum

Alpenquai 4, Postfach 28566002 LuzernTelefon +41 41 227 59 59Telefax +41 41 227 59 [email protected] 60-19191-7

Herausgeber FastenopferDas INFO erscheint vier Mal jährlich. Die Post gewährt uns den günstigen Zeitungstarif. Einmal pro Jahr werden dafür Fr. 3.– vom Spendenertrag als Abonnementsbetrag abgezogen.

Redaktion Patricio Frei-Gisi

Fotos Jerik Cruz und Br. Martin Francisco (S. 1, 3, 5, 6), Inesc (S. 2 Portrait), Pascale Schnyder (S. 2), Priska Ketterer (S.2 kleines Portrait), Ucan News (S. 4), Atucsara (S. 7), Max Havelaar Schweiz (S. 7 Portrait), Benno Neeleman (S. 8).

Cartoon Daria Lepori

Konzept graikcontainer Luzern

Layout/Druck Zoinger Tagblatt AG, Medien- und Printunternehmen, www.ztonline.ch

fastenopfer info 2|2012

Giving). Zum Jahresende oder bei anderen Gelegenheiten überrascht das Unternehmen seine Mitarbei-tenden und seine Kundschaft mit den Geschenken des Fastenopfers statt wenig brauchbarem Tand; oder es stellt Fastenopfer in der Mitarbei-tendenzeitschrift Werbeläche zur Verfügung; oder …Unternehmen inden gemeinsam mit uns die passende Idee und tei-len so ihren Erfolg mit einer Million benachteiligen Menschen. Davide Caenaro berät Sie gerne: 041 227 59 22, [email protected]/unternehmen

Partnerschaften zum Wohl

benachteiligter Menschen:

Brunnen in Kenia.

Schuldenkrisen sind immer auch so-ziale Krisen: Sie verhindern Entwick-

lung und verstär-ken die Armut.Die aktuelle Aus-gabe unserer Zeitschrift Ein-Blick zeigt auf, wie Schuldenspi-

ralen entstehen, welche Probleme hausgemacht sind und welche Rolle die internationale Gläubigerge-meinschaft spielt. Und es präsen-tiert Lösungsansätze, um der über-schuldung im Süden wie im Norden ein Ende zu setzen. Fastenopfer.ch/einblick

Bestellen (5.-): 041 227 59 59

LöSUNGEN GEGEN SCHULDEN

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PhiliPPinenGewinne für die Mächtigen auf Kosten der Schwachen – Eine Wirtschaftszone in der

Provinz Aurora, im Norden der Philippinen, bedroht die Urbevölkerung der Agtas sowie

Fischer- und Kleinbauernfamilien. Sie fürchten sich, vom eigenen Boden vertrieben zu

werden. Nun erhielten sie Besuch vom Basler Bischof Felix Gmür.

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Die Spannungen in der Gemeinde Casiguran stie-gen am Tag der Ankunft der internationalen Dele-gation mit den beiden Bischöfen drastisch an. Die Aggression gegen die Anwohnerinnen und An-wohner des Apeco-Geländes war jetzt spürbar. Da waren etwa die Apeco-Baumannschaften, die unbemerkt von vielen Bauernfamilien gewisser-massen über nacht einen entwässerungskanal gegraben hatten, was zu Überschwemmungen der Felder während der Regenzeit führte.Vor allem aber war da der Stacheldrahtzaun, der wie aus dem nichts zwischen den häusern neben dem neuen Flugfeld aufgetaucht war. Die Gerüch-te machten die Runde, dass eine neue Welle der

DeR KAMPF UMS PARADieS AM enDe DeR WelT

Vertreibung unmittelbar bevorstand: Das Projekt-management hatte Pläne für eine 300 m lange Verlängerung des Flugfelds offengelegt, einmal mehr, ohne die Betroffenen zu informieren.

Paradies am Ende der Welteinst war Casiguran eine dünn besiedelte, abge-legene Gegend. Der Dschungel bildet seit Urzei-ten den lebensraum für das Volk der Agtas. Zwi-schen dem Ufer des Paziik und den Bergen der Sierra Madre war genug Platz für Fischer- und Kleinbauernfamilien. Keine Strasse, einzig üppige Vegetation. ein eigentliches Paradies am ende der Welt.

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«Danke vielmal, dass Sie so weit gereist sind»; Bischof Felix Gmür sucht sich trotz Überschwemmung seinen Weg (linke Seite).

«Die Filipinos sind durch den Glauben viel stärker als Gemeinschaft organisiert»; Bischof Gmür und Tirona beim gemeinsa-men Feiern eines Gottesdiensts (oben links).

Die Agtas müssen diesen Kampf gewin-nen; Protest der Frauen in Casiguran (oben rechts).

Industrie und Tourismus statt Lebens-grundlage für Bauernfamilien; ein Reisbauer bei der Feldarbeit (nächste Seite links).

«Keine Machbarkeitsstudie und auch kein Business-Plan»; das Apeco-Flugfeld mitten im Urwald (nächste Seite rechts).

Der Basler Bischof Felix Gmür über seine Reise

auf die Philippinen.

Weshalb engagieren Sie sich gegen die Freihan-

delszone Apeco?

Das ist nicht ein engagement gegen Apeco, son-dern ein engagement für ein würdiges leben der Menschen dort. Das ist ein grosser Unterschied. ich bin in erster linie für etwas und nicht gegen etwas. ich unterstütze alles, was diesen Menschen dient. Und alles, was gegen ein würdiges leben dieser Menschen spricht, bekämpfe ich. Apeco ist ein grosses Wirtschaftsprojekt, das den Menschen dort nicht dient, sondern ihnen sehr grossen Scha-den zufügt – und das hat bereits begonnen. es sind schon landabschnitte gekapert worden. Dorfgemeinschaften wurden auseinanderdividiert. Das gehört zur Strategie von Apeco. Aber wir, die Kirche, sind nicht für eine Spaltung, sondern dafür, die leute zusammenzuführen und gemeinsam das leben zusammen zu prästieren.

Wie haben Sie die Probleme der Agtas wahrge-

nommen?

Das erste hauptproblem: Die Agtas haben keine landtitel, obschon sie seit Generationen in diesem Gebiet leben. Das zweite hauptproblem: Die Ag-tas leben in zwei verschiedenen Zeiten. Sie leben als indigene Population in ihren Traditionen und gleichzeitig auch im 21. Jahrhundert. Die heraus-forderung für sie ist, traditionelle Werte, vor allem das leben in der Gemeinschaft, aufrechtzuerhal-ten und trotzdem mit der Zeit zu gehen. es gibt einige, die das ganz gut schaffen. Auch dank des

Fastenopfers. Wir haben eine der unterstützten Schulen besucht. Dort lernen die Agtas Grundsätz-liches, wie zum Beispiel rechnen, damit sie dann im handel ausserhalb ihrer Gemeinschaft nicht übers Ohr gehauen werden.

Was hat Ihre Reise bewirkt?

Für die Verantwortlichen des Widerstands und die Betroffenen vor Ort, für die war der Besuch der Delegation ein Motivationsschub. Sie haben gese-hen, dass es da eine Solidarität gibt, die über das Bistum infanta hinausgeht. Und das ist sehr wich-tig. Oft habe ich gehört: «Danke vielmal, dass Sie so weit gereist sind.» nah ist es ja wirklich nicht: 48 Stunden dauerte die Reise von der Schweiz über Manila. Das beeindruckt die Menschen, wenn man wirklich mit haut und Knochen da ist.

Was hat die Reise bei Ihnen verändert?

Für meinen Alltag hat sie kaum etwas verändert. Wir leben hier in unserer Welt und ich kann nicht anfangen, philippinisch zu leben. Aber es hat mich sensibilisiert für eine andere Art, den Glauben zu leben. Die Filipinos sind durch das Feiern des Glaubens viel stärker als Gemeinschaft organi-siert. Denn die Menschen sind aufeinander ange-wiesen. Allein kann niemand etwas. Das wird in der Schweiz oft verdrängt: Viele meinen, sie kön-nen alleine etwas bewirken, alleine zufrieden wer-den oder alleine leben: ich mit meinem lieben Gott. Aber dort heisst es: Wir zusammen mit unse-rem Gott.Ganzes Gespräch: fastenopfer.ch/apeco

Aufgezeichnet: Patricio Frei

«Allein KAnn nieMAnD eTWAS»

Bis die Angara-Familie, der einlussreiche politi-sche Clan der Provinz Aurora, auf die idee kam, hier eine Wirtschaftszone zu errichten: 12 923 hektaren, halb so gross wie der Kanton Genf. in der Zwischenzeit wurde ein Flugfeld gebaut. Ge-plant sind industrie- und Tourismusanlagen. Auch

ein grosser hafen soll hier entstehen. Apeco wurde als «neues Tor zum Paziik» hochgejubelt. Das Rie-senprojekt versprach wirtschaftliche entwicklung für eine der ärmsten Provinzen der Philippinen.Doch bisher hat die Wirtschaftszone vor allem eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen,

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Beschwerden und politische Ungereimtheiten verursacht. Sogar der «Philippine Daily inquirer» – eine der führenden Zeitungen des landes – beklagte sich in einem Kommentar: «Vor dem Projektstart wurde keine adäquate Machbar-keitsstudie und auch kein Business-Plan erstellt. Weder wurden irgendwelche technischen oder hydrologischen Untersuchungen durchgeführt, noch gab es Pläne für einen Flug- oder See-hafen.»Die negativen Auswirkungen auf die nachhaltige entwicklung für die landwirtschaft und Fisch-zucht sind fatal. Die eingeborenen der ethnie Ag-tas, aber auch Kleinbauern- und Fischerfamilien werden von ihrem land vertrieben und ihrer le-bensgrundlage beraubt. Zahlreiche Anhörungen im Senat und Gespräche mit Regierungsverant-wortlichen haben stattgefunden. ein erster erfolg ist, dass die Menschenrechtskommission einen Untersuchungsausschuss eingesetzt hat, der die legalität von Apeco prüfen soll.

Entscheidende Rolle der Kirche

Die Kirche spielt innerhalb der Anti-Apeco-Bewe-gung eine entscheidende Rolle: Priester vor Ort helfen den Betroffenen, sich zu organisieren und für ihre Rechte einzustehen. Zu den prominentes-ten Gegnern gehört der Bischof der betroffenen Prälatur infanta: Bischof Rolando Tirona, ein langjähriger Partner von Fastenopfer. Um dem Widerstand der lokalen Bevölkerung den Rücken zu stärken, organisierte er zusammen mit Fasten-opfer einen Solidaritätsbesuch einer internationa-len Delegation. Aus der Schweiz reiste dazu der Basler Bischof Felix Gmür an, den Bischof Tirona bei einem Besuch in der Schweiz persönlich ken-nengelernt hatte. Während des dreitägigen Besuchs war die sechs Personen aus europa umfassende Delegation zu Gast bei sieben Gemeinschaften in Casiguran. Bischof Felix Gmür zeigte sich vom Besuch der Agtas-Schule beeindruckt, die von Fastenopfer unterstützt wird: «Das war sehr eindrucksvoll. ich habe gesehen, wie sich die Menschen für ihre Zu-

kunft engagieren. ihnen ist es nicht egal, was mit Apeco geschieht. ihnen ist wichtig, dass es wei-tergeht, nicht gegen sie, sondern zusammen mit der ganzen Bevölkerung.» (Siehe auch Gespräch in separater Box.)

Umsiedlung in Risikozone

Die Delegation inspizierte unter anderem die hügel auf der San-ildefonso-halbinsel, wohin die Agtas umgesiedelt werden sollen – gemäss den Apeco-Managern. Doch in unmittelbarer nähe zum vorgeschlagenen Siedlungsgebiet stellte die Delegation alle möglichen erdrutsche fest. Das ganze Teilprojekt erwies sich als eine Anhäufung von Schwachstellen. Da stellt sich unweigerlich die Frage: Steckt da Absicht dahinter? Der niederländische Pater Ben Verbeme brachte es auf den nenner: «Was wir gesehen haben, steht in völligem Widerspruch zu einem gesunden entwicklungskonzept. Grundlage sollte der Dia-log zu den Betroffenen bilden. Stattdessen wer-den ihre elementarsten Rechte verletzt, wie das Recht auf ein sicheres Zuhause.»Begleitet wurde die Delegation von Vertreterin-nen und Vertretern philippinischer Organisatio-nen, wie der Menschenrechtskommission, der Fastenopfer-Partnerorganisation Task Force De-tainees, und anderen Mitgliedern der Arbeitsge-meinschaft Anti-Apeco. Sie alle schlossen sich zusammen, um denen eine Stimme zu geben, die den Widerstand vor Ort tragen. «Was wir mit ei-genen Augen gesehen haben, bestärkt uns, dass Apeco grundlegende Rechte der Gemeinschaften missachtet», erklärten sie gemeinsam in ihrer Schlusserklärung an den beiden viel beachteten Medienkonferenzen in Manila.Für die Agtas, die Kleinbauern- und Fischerfamili-en in Casiguran sind die kommenden Monate entscheidend: Können sie ihre Machtlosigkeit überwinden und sich erfolgreich gegen Apeco zur Wehr setzen? Für die Betroffenen gibt es nur eine mögliche Antwort: Sie müssen diesen Kampf ge-winnen.

Jerik Cruz, Patricio Frei

Alpenquai 4, Postfach 2856, 6002 luzernTelefon 041 227 59 59, Fax 041 227 59 [email protected] 60-19191-7

Stichwort: PhilippinenDie erfolge in der Korruptionsbekämpfung und die stärkere Ahndung von Menschenrechtsver-letzungen haben die lebensbedingungen der armen Bevölkerung in den Philippinen noch nicht wesentlich verbessert. Weiterhin proble-matisch bleibt auch, dass viele Familien keine landtitel für den Boden haben, den sie bebau-en, sowie die ungerechte landverteilung. Zu-dem zeigt sich das inselreich zunehmend ver-letzlich gegenüber Überschwemmungen und anderen Auswirkungen des Klimawandels.

Mit Bio und Mangroven

Fastenopfer arbeitet mit kirchlichen und nicht-kirchlichen Partnerorganisationen zusammen, die sich für die Stärkung von Gemeinschaften und für die Menschenrechte einsetzen. neu planzen Bauernorganisationen mit Unterstüt-zung des Fastenopfers verschiedene Gemüse-sorten an, statt sich ausschliesslich auf den Reisanbau zu konzentrieren. So können die Fa-milien während des ganzen Jahres ernten und Überschüsse auf dem Markt verkaufen. Zudem wird auch ihre eigene ernährung gesünder. Um die lebensbedingungen zu verbessern und der Verschuldung entgegenzuwirken, setzt Fasten-opfer auf biologische landwirtschaft.Um Felder und häuser in Küstennähe vor Über-schwemmungen zu schützen, setzt Fastenopfer auf Anbau von Mangroven statt auf kostspieli-ge Dämme. Dadurch wird auch ein Beitrag zur Biodiversität geleistet: Das Wurzelwerk der Bäume bietet Schutz für viele Meerestiere.Zeigen auch Sie sich solidarisch im

Kampf gegen Apeco und spenden Sie

auf PC 60-19191-7, Vermerk Philippinen.

Juni

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