D A S K A R R I E R E H A N D B U C H F R J U R I S T E N

2012 /2013

A N DR E A S C A H N ( H R S G.)

Leseprobe 12: LL.M. in den USA: zwei Programme ein Erfahrungsbericht

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erfahrungsberichte

Ein LL.M.-Studium in den USA sol lte rechtzeit ig vorberei-tet werden. Es empfiehlt sich, bereits ein Jahr vor dem geplan-ten Studienbeginn mit dem Zusammenstellen der zumeist umfangreichen Bewerbungs-unterlagen zu beginnen. Die geforderten Unterlagen reichen von ausfhrlichen Motivationsschreiben des Bewer-bers ber Empfehlungsschreiben von Professoren bis hin zu einer Erklrung des deutschen Beno-tungssystems. Denn wo sonst kann man mit der Hlfte der Gesamtpunktzahl zu den besten Absol-venten eines Jahrgangs gehren?

Besonders wichtig ist die Wahl der passenden Uni-versitt. Ausschlaggebende Kriterien fr George-town waren das groe Angebot an vlker- und schiedsrechtlichen Kursen und Seminaren sowie die Stadt Washington, D.C. selbst. Fr Chicago wie-derum sprachen eine gute Ausbildung in kleinen Klassen und vor allem der berhmte Law & Eco-nomics-Ansatz. Eine sorgfltige und den eigenen Interessen entsprechende Wahl der Universitt hilft nicht zuletzt auch bei der Bewerbung um Stipen-

dien. Denn dort muss der Bewer-ber zumeist dar-legen, aus wel-chen Grnden

er sich bei der gewhlten Universitt bewirbt. Eine Bewerbung um Stipendien sollte man gerade aufgrund der sehr hohen Studiengebh-ren im mittleren fnfstelligen US-Dollar-Bereich auf jeden Fall in Betracht ziehen. Uns beiden jeden-falls haben erst Stipendien die Mglichkeit eines Studiums in den USA erffnet.

Nach unserer Erfahrung ist es ratsam, ungefhr eine Woche vor Beginn des Studiums vor Ort einzu-treffen, um in Ruhe alle notwendigen organisato-

rischen Details (wie zum Beispiel Bankkonto, Han-dyvertrag oder Wohnungssuche) erledigen zu kn-nen. Die von den Law Schools organisierten Ein-fhrungsveranstaltungen dauern manchmal einige Tage, hufig eine ganze Woche. Sie machen den LL.M.-Studenten mit der neuen Studienumgebung vertraut und dienen vor allem dem gegenseitigen Kennenlernen. Der Meinungs- und Erfahrungsaus-tausch innerhalb der internationalen LL.M.-Klas-se ist sehr bereichernd und gehrt nach unserer Ansicht zu den ganz wichtigen Aspekten des Stu-diums in den USA.

kURswAhl nAch eIGenen InteRessen Hat man das Organisatorische erledigt, steht man vor der schwierigen, aber zugleich angenehmen Auf-gabe, seinen Studienplan aus einer groen Flle von Kursen zusammenzustellen. Die Chicago Law School ist dabei besonders bekannt fr ihren Law & Economics-Ansatz, die feste Verzahnung rechtlicher Fragestellungen mit konomischer Analyse. Das bedeutet, dass letztlich alle juristischen Probleme aus Sicht des Gesetzgebers, aber auch aus Sicht des Rechtsanwenders konomisch beleuchtet wer-den. Bei wirtschaftsrechtlichen Themen berrascht das nicht. An der Chicago Law School werden aber auch familienrechtliche, strafrechtliche und verfas-sungsrechtliche Aspekte aus wirtschaftlicher Sicht beleuchtet: Welche konomischen Auswirkungen hat eine bestimmte Regelung? Werden die richti-gen Anreize gesetzt? Ist die Kostenverteilung sinn-voll?

Das studium eines Master of Laws (LL.M.) in den UsA ist spannend und lehrreich. Lars Markert studierte an der george town University Law school, Adrian Bingel an der Chicago Law school. trotz unterschiedlicher Universitten und studienprogramme decken sich ihre erfahrungen in berraschend vielen Punkten.

LL.M. in den UsA: zwei Programme ein erfahrungsberichtvon Dr. Adrian Bingel und Dr. Lars Markert

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ll.M. in den UsA

Georgetown bietet gleich drei spezialisierte LL.M.-Programme in Steuerrecht, Wertpapierrecht und internationalem Wirtschaftsrecht an. Dabei profitiert die Universitt besonders davon, dass Washington eine groe Anzahl von Experten auf diesen Gebie-ten beherbergt, die als Adjunct-Professoren ihr Pra-xiswissen an die Studenten weitergeben. Whrend die ersten beiden LL.M.-Programme auch viele US-Studenten anzogen, legte ein groer Teil der inter-nationalen Studenten einen besonderen Schwer-punkt auf das Wirtschafts-vlkerrecht und die inter-nationale Schiedsgerichts-barkeit, die in Georgetown in einer Flle von Kursen und Seminaren angeboten werden. Wir beide fanden es uerst motivierend, das Studium ganz den eigenen Interessen anzupassen. Durch die bewusste Aus-wahl eines Spezialbereichs kann man auch in nur wenigen Monaten eine wert-volle Wissenstiefe erreichen. Mancher LL.M.-Absol-vent wundert sich nach Abschluss des Programms darber, dass er in einem bestimmten Rechtsgebiet ber das amerikanische beziehungsweise internati-onale Recht mehr wei als ber das deutsche.

lektRe, lsUnGsAnstZe, DIskUssIonen

Die Art des Studiums an US-Universitten ist fr die meisten Deutschen zunchst einmal gewh-nungsbedrftig. Mehr oder weniger ausfhrliche Reading Assignments eine Form von Hausauf-gaben, die in der Lektre umfangreicher Textpas-sagen zur Vorbereitung der nchsten Kursstunde bestehen knnen den Alltag des LL.M.-Studen-ten durchaus ausfllen. In der nchsten Vorlesung werden die Assignments dann im Sinne der Socra-tic Method abgefragt. Dabei versucht der Dozent, den Studenten in einen Dialog ber den zu bespre-chenden Vorlesungsstoff einzubinden, woraus sich

neue Argumente, neue Lsungsanstze und eine Diskussion in der Klasse ergeben sollen. Mancher LL.M.-Student fhlt sich dabei ein wenig in seine Schulzeit zurckversetzt. So wenig erholsam die Socratic Method auch klingt, so motivierend ist sie. Bei geschickter Anwendung fhrt sie zu einer akti-ven Beteiligung aller Studenten eines Kurses. Nicht selten ergibt sich dadurch automatisch eine Dis-kussion ber die Rechtssysteme verschiedener Ln-der. Meist ist den Professoren aber wohl bewusst,

dass sich auslndische Stu-denten mit dieser Methode zunchst einmal schwer-tun, sodass wir davon hu-fig verschont blieben.

Nicht vergessen werden sollte, dass neben dem interessanten Studium auch zahlreiche weitere Aktivi-tten zur Verfgung stan-den. Chicago und George-

town hatten nicht nur hervorragend ausgestattete Sports Facilities, sondern auch viele von Studen-ten oder den Law Schools veranstaltete soziale und kulturelle Veranstaltungen zu bieten von Theater-besuchen und gemeinsamen Besuchen diverser Sportveranstaltungen ber das gemeinsame Frh-stck in der Law School bis hin zur wchentlichen Schulfeier, der Wine Mess der Fakultt. Ein beson-derer Vorteil an Georgetown war zudem, dass sich in Washington durch die hohe Anwaltsdichte und die Nhe zur Politik viele interessante und brand-aktuelle Vortragsveranstaltungen zu einer Flle von Themen anboten. Mehrere Wochenend-Trips hal-fen uns zudem, ab und zu dem universitren Trubel zu entfliehen und neue, reizvolle Seiten der USA zu entdecken.

DIe stADt eIn eRleBnIs fR sIch Wer noch nie in Chicago war, knnte meinen, dass fr eine gute Ausbildung an der Law School Stadt und

Der Meinungs- und Erfahrungs-austausch innerhalb der

internationalen LL.M.-Klasse ist sehr bereichernd und gehrt

zu den ganz wichtigen Aspekten eines Studiums in den USA.

www.ilf-frankfurt.de

Contact: Institute for Law and Finance Attn: Ms. Jennifer Schmid

Phone: +49 (0) 69 798-33624 Email: LLM@ilf.uni-frankfurt.de

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ll.M. in den UsA

Anwaltsexamen des Bundesstaats New York abzu-legen. Auch wenn die Monate der Vorbereitung auf das Examen stressig waren, vermittelte die Vorbe-

reitung doch einen sehr interessan-ten und vor allem breiten Einblick in fast alle Facetten des US-Rechts, den man aufgrund der Spezialisie-rung whrend des LL.M.-Studiums so nicht erhalten konnte. Fr man-che ist das New Yorker Anwaltsexa-men zudem ein Sprungbrett in eine der groen New Yorker Sozietten. So arbeitete Lars Markert zum Bei-spiel noch 15 Monate bei der New Yorker Rechtsanwaltskanzlei Simp-

son Thacher & Bartlett LLP als International Associ-ate, bevor er nach Deutschland zurckkehrte.

Aus unserer Sicht ist ein LL.M.-Studium in den USA rundheraus zu empfehlen. Den zugegebenermaen hohen Kosten stehen ein hoher Grad an akademi-scher Freiheit und eine groe fachliche wie per-snliche Fortentwicklung in einem internationalen Umfeld gegenber. Dass die whrend des Studiums erworbenen (Englisch-)Kenntnisse auch als Ver-kaufsargument in Bewerbungsgesprchen ntz-lich sein knnen, drfte sich von selbst verstehen.

Wetter eben hingenommen werden mssten. Zumin-dest im Hinblick auf die Stadt ist das ein Irrtum. Die Skyline von Chicago zieren die insbesonde-

re unter Architekten weltberhmten Skyscrapers. Die Stadt ist sauber und hat alles zu bieten, was das Herz des LL.M.-Studenten begehrt. Im Vergleich zu New York zum Beispiel ist sie wesentlich ruhiger und daher langfristig auch etwas angenehmer. Der Lake Michigan, der entlang dem Lake Shore Drive die Stadt im Osten begrenzt, gibt ihr ein besonders angenehmes Flair. Washington glnzt dagegen mit einer Flle berhmter Museen und politischer Ins-titutionen der Besuch des Capitol, des Weien Hauses und des Supreme Court gehrt fr Jurastu-denten in den USA zum Pflichtprogramm. Die Law School liegt zwar nicht im malerischen George town selbst, beeindruckt aber durch eine Reihe neuer Gebude, unter anderem eine moderne und gut ausgestattete Bibliothek. Ein weiterer Pluspunkt Washingtons ist sicherlich auch die Nhe zu ande-ren interessanten Stdten wie Philadelphia oder New York, die einen Wochenendbesuch unproble-matisch mglich macht.

InteRessAnteR eInBlIck, peRsnlIchefoRtentwIcklUnG Das Studium endete schlielich, wie man es aus dem Fernsehen kennt: mit einer groen Abschlussfeier mit Talaren und Doktorhten. Allzu lange wurde allerdings nicht gefeiert, weil wir die Mglichkeit wahrnahmen, das

Dr. Lars Markert

LL.M. Rechtsanwalt bei gleiss Lutz stuttgart

Dr. Adrian Bingel

LL.M. Rechtsanwalt bei gleiss Lutz stuttgart

Umfangreiche Kursauswahl: Durch die bewusste Auswahl eines Spezialbereichs

kann man in nur wenigen Monaten eine wertvolle Wissenstiefe erreichen.