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5 5/2012 www.visier.de 5,50 Österreich: 6,50 Italien: 6,90 Luxemburg: 6,50 Niederlande: 6,50 Belgien: 6,50 Slowenien: 7,10 Schweden: SEK 78,00 Dänemark: DKK 59,00 Ungarn: HUF 2.195,00 4 191314 205505 05 G13142 US-Superflinten Kel-Tec KSG SRM 1216 Erster Test Ultrakurz – aber bis zu 16 Schuss Schreckschuss- Patronen im Vergleich Praxis-Test VISIER lässt es richtig krachen ! Wieder aufgetaucht: US-Navy-Karabiner Sharps & Hankins VERGLEICHSTEST 45er Pistolen Armscor M 1911 A1 STI Spartan 5.0 Auto-Ordnance M 1911 A1 Taurus PT 1911 SIG Sauer Platinum Elite TEST Alljagd-Sauer 202 Take Down Kompaktes Büchsen-Set für den Waidmann WETTKAMPF Familien-Treffen ISAS in Dortmund 40 Nationen 1000 Starts Erster großer TEST Brandneues Match-Luftgewehr Feinwerkbau 800 Law Enforcement Halbautomaten Großkaliber-Kurzwaffen IWA 2012 Top-Neuheiten: Der Star der Messe: AF2011-A1 – 1911er mit zwei Läufen

VISIER 05/2012 Leseprobe

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Einfach mal probelesen!!!

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5/2012www.visier.de€ 5,50

Österreich: €€ 6,50Italien: €€ 6,90Luxemburg: €€ 6,50Niederlande: €€ 6,50Belgien: €€ 6,50Slowenien: €€ 7,10Schweden: SEK 78,00Dänemark: DKK 59,00Ungarn: HUF 2.195,00

4191314205505

05

G13142

US-Superflinten■ Kel-Tec KSG■ SRM 1216

Erster Test

Ultrakurz – aber bis zu 16 Schuss

Schreckschuss-Patronen imVergleich

Praxis-Test

VISIER lässt es richtig krachen !

Wieder aufgetaucht:

US-Navy-Karabiner

Sharps & Hankins

VERGLEICHSTEST

45er Pistolen■ Armscor M 1911 A1■ STI Spartan 5.0■ Auto-Ordnance M1911 A1■ Taurus PT 1911■ SIG Sauer Platinum Elite

TEST

Alljagd-Sauer202 Take DownKompaktes Büchsen-Setfür den Waidmann

WETTKAMPF Familien-TreffenISAS in Dortmund■ 40 Nationen ■ 1000 Starts

Erster großer TESTBrandneues Match-Luftgewehr

Feinwerkbau 800

■ Law Enforcement

■ Halbautomaten

■ Großkaliber-Kurzwaffen

IWA 2012Top-Neuheiten:

Der Star der Messe:AF2011-A1 – 1911er mit zwei Läufen

4 VISIER | 5-2012

INHALTMai 2012

Neu: Col ts k le iner Mustang Sie sieht aus wie eine geschrumpfte 1911er,hat aber eine deutlich andere Technik. Wasanders ist, was die 380er kann: Seite 24.

Eine Büchse zum Verreisen . . .... das ist die Alljagd Sauer 202 Take Down.Was die kompakte Büchse dem Waidmannbietet – VISIER hat es für Sie ausprobiert.

Wieder aufgetauchtSharps & Hankins hieß der Fabrikant einesKarabiners der US-Navy. Ab Seite 76 gibt es die Geschichte zu dem seltenen Modell.

Vergleichstes t 45er Pis tolen Kaliber und Funktion waren identisch, allesübrige nicht: Fünf Modelle kamen auf denPrüfstand, aber nur eins davon konnte siegen.

24

46 In diesem Heft:

KURZWAFFEN:

Armscor M 1911 A1 S. 12

Auto Ordnance M 1911 A1 S. 12

STI Spartan 5.0 S. 12

SIG Sauer Platinum Elite S. 12

Taurus PT 1911 S. 12

Colt Mustang Pocketlite S. 24

Arsenal Firearms 2011-A1 S. 72

LANGWAFFEN:

Feinwerkbau 800 S. 30

Kel-Tec KSG S. 38

SRM 1216 S. 38

Alljagd Sauer 202 S. 46

12

Erstmals im Test: Feinwerkbaus brandneues Matchluf tgewehr 800Die Anmutung mit dem skelettartig durchbrochenen Vorderschaft und dem dreidimensional voll verstellbaren Schaftbesticht ebenso wie das umgestaltete Innenleben – im Testbericht lesen Sie, was das neue Modell 800 leistet. 30

7672

VISIER | 5-2012 5

TEST & TECHNIKFünf in Serie 12

Fünf 45er Single-Action-Pistolen

mit Colt-Browning-Verriegelung:

Andreas Wilhelmus und Andreas

Skrobanek führten den Vergleichstest

durch, inklusive Bewertung.

Kleines Wildpferd 24

VISIER-Autor Walt Rauch, der

US-Fachmann für Backup-Pistolen,

war einer der ersten, der die neue

Colt Mustang Pocketlite prüfte.

800 für 600 oder 400 30

Ebenfalls brandneu ist das von der

Oberndorfer Firma Feinwerkbau

gefertigte Matchluftgewehr 800.

Wolfgang Müller und Ulrich

Eichstädt waren mit dem Modell 800

schon auf dem Schießstand.

Solange der Vorrat reicht 38

Nicht nur US-Polizisten fordern kurze

Flinten mit mehr Kapazität – klingt

unmöglich. Doch das kommt nun

von den Firmen Kel-Tec und SRM.

Gary Paul Johnston probierte ihre

zwei neuen Superflinten aus.

Reisebegleitung 46

Wenn sich die Alljagd-Fachleute mit

einem Repetierer von Sauer & Sohn

befassen, heißt er „Alljagd-Sauer

202 Take Down“. Andreas Wilhelmus

ging damit auf die Pirsch.

Schallistik 52

Wie laut sind Schreckschuss-Patronen tatsächlich? ChristopherHocke ließ es krachen.

NEWSMai 2012 6

Neue Waffen, neues Zubehör:

Der Streifzug durch die Branche.

FASZINATION WAFFENWestfälischer Frieden 62

ISAS steht für „Internationaler Saisonauftakt für Sportschützen“,ausgerichtet vom WestfälischenSchützenbund – Ulrich Eichstädt

besuchte den hochklassigen

Wettkampf in familiärer Atmosphäre.

Doppelt hält besser 72

Die Firma Arsenal Firearms präsen-

tierte auf der IWA eine Government-

Pistole, mit zwei Läufen und zwei

Magazinen. VISIER erklärt, wie

die AF 2011-A1 funktioniert und

was dahinter steckt.

VISIER VOR ORT„Lebensbejahendes Schwarz“ 110

IWA 2012 in Nürnberg – im ersten

Teil des Messeberichts geht es um

die Neuheiten aus den Bereichen

Law Enforcement, Halbautomaten

und Großkaliber-Kurzwaffen.

GESCHICHTE & GESCHICHTENDas Stiefkind 76

„Sharps“ ist einer der berühmtesten

Namen der US-Waffengeschichte –

aber die im US-Bürgerkrieg geführten

Hinterlader von Sharps & Hankins

stehen im Schatten. Matthias

Recktenwald bringt Licht ins Dunkel.

NAMEN UNDNACHRICHTENAlamo-Buch von Phil Collins 100

Colt Python-Seriennummern 101

Neue Kataloge 103

STÄNDIGE RUBRIKENStartschuss 3

Leserbriefe 10

VISIER-Service 10

Impressum 75

Anzeigen-Coupon 86

Termine 105

VISIER-Shop-Bestellcoupon 107

Vorschau 130

Außerhalb der Schweiz gibt es das in VISIER

beigefügte Supplement des Schweizer Waffen-

Magazins nicht am Kiosk, sondern nur im XXL-

Abo vom Verlag. Näheres auf Seite 107.

INHALT

Auch im Jahr eins nach dem 100.Geburtstag dominiert das Systemder Colt M 1911 den zivilen Marktfür sportliche Großkaliber-Pisto-

len. Und das so, dass bei Ganzmetall-Varianten kaum noch etwas daneben zu

passen scheint. Diese Fülle hat auch ihreTücken – nämlich für Einsteiger beimKauf. Denn welche soll es sein? Zu einemkonkreten Modell passende Disziplinenfindet man fast immer in Großkaliberver-bänden wie BDS und BDMP. Die Vor-gaben einer Sportordnung müssen alsonicht über die Anschaffung entscheiden.Neben dem Preis gibt es noch viel Wichtigeres: Spass muss sie machen,

und das bei jedem Schuss. Wie vor derEhe kann ein Vergleich deshalb nichtschaden – ein wenig Objektivität schütztvor künftigem Beziehungsstress.

Der Vergleich der fünf quer aus dem großen 1911er Garten ausgesuchtenModelle im Kaliber .45 ACP erfolgt des-halb nach den gleichen Kriterien wiebeim Test der 9-mm-Para-Pistolen in

12 VISIER | 5-2012

TEST & TECHNIKMai 2012

5 in SerieTest + Text: Andreas Skrobanek und Andreas WilhelmusFotos: Michael Schippers und Andreas Wilhelmus

der März-Ausgabe: Abzugscharakteri-stik, Abzug-Griff-Design, Bedienelemen-te, Visierung, Verarbeitung, Repetierab-lauf / Sicherheit und Präzision. (Einedetaillierte Erklärung des Testschemas fürGroßkaliber-Pistolen finden Sie auf Seite19, außerdem auch im Internet aufwwwwww..vviissiieerr..ddee unter dem Stichwort„Testkriterien“). Allerdings schossen dieTester die Waffen diesmal nicht aufgelegt

vom Sandsack, sondern ermittelten dieStreukreise aus der EinschießmaschineRansom Rest. Nur der Funktionstest er-folgte nicht aus der Schießmaschine, son-dern aus dem beidhändigen Anschlag.

Nach dem VISIER-Testschema lassen sichauch Pistolen mit unterschiedlicher Aus-stattung gut vergleichen. Als Testwaffewählte die Redaktion ein Modell der phil-

ippinischen Firma Armscor mit Sechs-Zoll-Lauf und vier weitere 45er mit fünfZoll langem Lauf. Das waren eine klassi-sche 1911A1 von Auto-Ordnance inschlichter Militärqualität, eine STI Spar-tan 5.0, eine PT1911 von Taurus und ei-ne edel anmutende „Platinum Elite“ vonSIG Sauer. Die Platinum kam zwar vonSIG Sauer aus Eckernförde – doch dies-mal waren die Norddeutschen nur Zwi-

VISIER | 5-2012 13

5 in Serie | Vergleichstest 1911er Pistolen

Der Kauf einer 1911er Pistole muss kein Glücksspiel sein – VISIER testet

und bewertet fünf unterschiedliche Modelle aus der Serienproduktion.

schenstation für das Paket: Die PlatinumElite entstand bei SIG Sauer in Exeter,USA. Die Spartan dagegen ist das Resul-tat einer Co-Produktion: Das Griffstücklieferte Armscor, so steht es für jeder-mann sichtbar auf der Waffe, der Reststammt aus dem STI-Werk in Texas. Soviel vorweg: Der Test bewies, dass sich die Firma STI International dafürnicht schämen muss.

AAmm DDrrüücckkeerr:: Eine Kurzwaffe sollte un-bedingt in die eigene Schießhand pas-sen. Eigentlich kann man bei der Go-vernment dank des günstigen Griffwin-kels nicht viel falsch machen. Zudem warselbst für kleine Hände kein Testmodellzu breit, da alle ein einreihiges Magazinführen. Aber auch die feinen Unterschie-de zwischen den Kandidaten beeinflus-sen den Wohlfühl-Faktor des Schützen:Gut greifen ließen sich zwar alle Testwaf-fen. Doch beim Schießen machte sich beiSIG Sauers Platinum Elite der untere Ab-

schluss der rechten Griffschale etwas un-angenehm im Handballen bemerkbar.Zudem erwies sich das Checkering aufder Vorderseite des Griffs als ein wenig zuscharf. Wer fest zupackt, den lenkt dasBeißen der scharfen Oberfläche beimSchießen ab, spätestens nach dem Leeren mehrerer Magazine. Deshalb zo-

gen die Tester der Platinum Elite hier einen Punkt ab. Wegen scharfer Kantenam Griff verlor auch die Taurus PT1911einen Zähler.

In puncto AAbbzzuuggsscchhaarraakktteerriissttiikk fielvor allem die Auto-Ordnance-Pistole ausdem üblichen Rahmen – sie löste erst bei

14 VISIER | 5-2012

TEST & TECHNIKMai 2012

So sieht die Armscor-Pistole (o.) in einem Stück aus. Im Gegensatz zu ihr nutzt die SIG Sauer 1911er eine kurze Federstange undein klassisches Lauf-Bushing. Den Schlitten passten die Konstrukteure optisch an das firmentypische SIG-Sauer-Design an.

Der TriggerScan be-stätigt den minimalruckelnden Eindruckund den relativ langen Vorzug desAbzuges der SIGSauer Platinum Elite.

VISIER-Abzugsprofil: SIG Sauer Platinum Elite MessdatenSingleActionMaximale Kraft:

Auslöseweg:

Vorzug:

Überzug:

Auslöseenergie:

Zündverzugszeit:Waffenart: Fabrikat: Modell: Abzug:

Pistole SIG Sauer Platinum Elite Single Action

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VISIER | 5-2012

5 in Serie | Vergleichstest 1911er Pistolen

Die zerlegte Armscor 1911 A1 FS 6“ (o.) offenbart eine lange Schließfederstange. Diese besteht jedoch aus zwei schraubbaren Teilen, die in einer zusätzlichen Hülsegeführt werden. Die Armscor-Pistole kommt ohne Bushing aus. Zur Führung desLaufs dient eine asymmetrische Wulst im Bereich der Mündung. Die Steuerung desRohres erfolgt durch ein geschlossenes Kettenglied. Darunter liegt die SIG SauerPlatinum Elite mit Schlitten im Stainlessfinish und Griffschalen aus Aluminium.

Auch bei der 1911ervon Armscor zeigtder TriggerScan einen etwas kratzenden Vorzugs-weg. Der bewegtsich aber noch immatchtauglichenRahmen.

VISIER-Abzugsprofil: Armscor M1911A1 FS 6’’MessdatenSingleActionMaximale Kraft:

Auslöseweg:

Vorzug:

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Zündverzugszeit:Waffenart: Fabrikat: Modell: Abzug:

Pistole Armscor M 1911 A1 FS Single Action

DoubleAction

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Lohnt es sich, zu Anfang eines„Olympia-Jahres“ eine neueMatchwaffe auf den Markt zu brin-gen? Man weiß eigentlich, dass zu-

mindest die Top-Schützen weltweit sichernicht vor dem wichtigsten Wettkampf fürdie nächsten vier Jahre „das Pferd wech-seln.“ Daher stellte Walther das LG 400(Test in VISIER 11/2011) schon im ver-gangenen Jahr vor, und Deutschlandsbeste Luftgewehr-Schützin, Sonja Pfeil-schifter, wurde bereits zweimal Europa-meisterin mit dem Ulmer Modell. Dummnur, nicht nur aus Marketinggründen,dass der Deutsche Schützenbund dieMünchener Linksschützin nicht für dieOlympischen Spiele nominieren will. Siesoll wegen angeblicher Nervenschwächenur mit dem KK-Gewehr in London an-treten. Und zwar dann, wenn die Medien

nach ein paar anderen Medaillen fürDeutschland nicht mehr so genau auf die Sportschützen achten.

Ob stattdessen ein Herr oder eine Damemit einem Luftgewehr von Westinger &Altenburger Edelmetall gewinnt, dasweiß jetzt auch noch niemand – mit dem „Feinwerkbau-Modell 800“ habendie Oberndorfer Waffenspezialisten aberein heißes Eisen im Rennen. VISIER ge-lang es, gleich ein nagelneues Exemplarfür den ersten Test zu bekommen.

Schick sieht’s jedenfalls aus, dasschwarz-silberne Gewehr mit dem mar-kanten Vorderschaft Marke „Eisenbahn-brücke“. Die gut mit dem mattschwarzkontrastierenden Edelstahl-Inbusschrau-ben fielen VISIER-Tester Wolfgang Müllergleich auf: „Endlich – die bisherigenSchrauben rosteten zu leicht.“ Das alleinmacht die Neuerungen natürlich nicht

aus. Dabei handelt es sich aber um mehr als kosmetische Verhübschungen.

Etwa bei der Schaftkonstruktion an sich.Frühere Aluminiumschäfte bestanden imPrinzip aus einem langen Alu-Strang-

30 VISIER | 5-2012

TEST & TECHNIKMai 2012

800

Test: Wolfgang MüllerText: Ulrich EichstädtStudiofotos: Michael Schippers

Modell: Feinwerkbau 800

Preis: €€ 2499,-

Kaliber: 4,5 mm, einschüssig

System: Pressluft 200 bar

Gesamtlänge: 1065 - 1185 mm

Lauflänge: 425 mm ohne Mantel

Abzugsgewicht: 30 bis 90 g / 60 - 150 g

Waffengewicht: ab 4800 g

Ausführung: Alu-Schaft. Hinterschaft doppeltschränkbar. Handauflage in Höhe, Seite undNeigung justierbar. Formgriff in 3-D-Richtungjustierbar. Integrierte Erhöhungsblöcke an Diopter und Korntunnel. Kunststoff-Koffer.

profil. An das wurden an den strategischwichtigen Stellen die notwendigen Kon-taktelemente angeschraubt: Holzflächenoder auch schon eine höhenjustierbareVorderschafterhöhung. Dann (nach hin-ten gehend) ein in mehreren Richtungendreh- und verschiebbarer Pistolengriff.Dann eine von oben eingesetzte und natürlich ebenso einstellbare Backe. Undals Abschluss die Schaftkappe, meist(und je nach Patentbesitz des Herstellers)mit weiteren Einstellmöglichkeiten zuroptimalen Anlage an der Schulter.

Beim FWB 800, wie wir es hier Platz sparend nennen wollen, kommt dage-gen erstmals ein durch zwei Scharniereaus der Längsachse verlagerbarer Hin-terschaft hinzu. Ähnlich wie die bei Flin-ten-Holzschäften übliche „Schränkung“erlaubt er eine individuelle Anpassungdes Gewehrs an die Kopfhaltung undden Körperbau. Bei Großkalibergeweh-

ren raten Trainer davon ab, weil derRückstoß nicht gradlinig „in die Schulter“geht, bei einem praktisch rückstoßfreienLuftgewehr besteht kein Risiko. Der zwei-teilige Vorderschaft sorgt dafür, dass sichkeine Materialspannungen auf das miteben diesen sechs Schrauben gehalteneSys- tem übertragen. Die verschiebbareHandauflage unter dem Vorderschaftkann in der Länge verschoben, ge-schwenkt und in der Höhe verändert werden. Der in drei Größen lieferbare Pistolengriff kann in jede beliebige (undsinnvolle) Position gedreht werden. Undmit einem Linksgriff lässt sich das 800 inwenigen Handgriffen in ein Linksgewehrverwandeln: Man dreht die Backe um,die ohnehin zwei verschiedene Anlage-radien für die Wange bietet. Auch kannman den Lade- und Spannhebel auf diegegenüberliegende Seite versetzen. Die-ser Hebel lässt sich aus der Lage „waage-recht und nach vorn“ um 360 Grad in je-

de Wunschstellung schrauben. Alle ver-stellbaren Schaftelemente besitzen Ska-len zum „Merken“ der richtigen Einstel-lung, dazu praktische Drehräder für die Backen- und Kappenposition. Hier blieb kein Wunsch offen, also bekam der Schaft die vollen zehn VISIER-Punkte(zum Testschema siehe Seite 33).

ZZiieelleenn:: Die höhenverstellbaren „Büh-nen“ unter Diopter (0,2 mm pro Klick auf10 m) und Korntunnel (22 statt 18 mmDurchmesser) kennt man schon vom Mo-dell 700. Das wird übrigens weiter paral-lel zum 800 angeboten; dies ist also keinNachfolger, sondern ein auch etwas teu-reres Top-Modell. Allerdings haben dieBühnen jetzt fünf feinere statt nur drei Höhenstufen (40,4 mm, 45,3 mm, 50,2 mm, 55,1 mm und 60 mm über derLaufachse). Auch seitlich kann man dieKornträgerschiene und die unter dem Diopter in vier Gewinde-Paare versetzen

VISIER | 5-2012 31

800 für 600 oder 400 | Feinwerkbau FWB 800

für 600 oder 400

Direkt von der IWA auf den VISIER-Testschießstand: Das neue Top-Modell der Firma

Feinwerkbau trägt die Nummer „800“ und kann sich auf Wunsch verbiegen.

Ein Match-Luftgewehr mit einigen außergewöhnlichen Fähigkeiten — schauen Sie selbst!

und schließlich die Träger noch um 180Grad drehen. So verbogen ist niemand,dass es hier keine passende Position gäbe.Auch bei der Visierung fanden die Testerkeinen Mangel: nochmals zehn Punkte.

AAbbzzuugg:: Das aus dem Schaft entnomme-ne System bietet linksseitig einen Einblickin die aufgeräumte Abzugsmechanik.Feinwerkbau legte schon immer Wert aufmöglichst wenige, aber funktionelle Teile.Der Vorzugs- und der Druckpunktwider-stand können über zwei bequeme Rän-delschrauben justiert werden (siehe Bildauf Seite 36). Der Druckpunkt arbeitet inzwei Gewichtsbereichen: von 30 bis 90und von 60 bis 150 Gramm. Wer mag,kann den Abzug sowohl auf direktes Aus-lösen stellen wie auch das Züngel durcheinen sonst von Pistolen bekannten Trig-gerstopp nach dem Auslösen begrenzen.Die Anleitung lässt hier ebenfalls keineFragen offen: nochmals zehn Punkte.

FFuunnkkttiioonn:: Die Oberndorfer Technikersetzen, wie sonst nur noch Steyr beim LG 110, auf ein direktes Laden in denLaufansatz statt über eine Laderinne.Man bewegt dazu zuerst den 10 cm lan-gen Ladehebel um etwa 100 Grad nachhinten und spannt dabei nicht nur dasSchlagstück, sondern bringt auch den„Absorber“ in seine Startposition. Dieserreduziert im Schuss den noch verbliebe-nen „Rückstoß“ des 0,5 g leichten Blei-

32 VISIER | 5-2012

TEST & TECHNIKMai 2012

Umleitung: Über zwei Gelenkscharnierewird der Hinterschaft „geschränkt“. Das

kann beim Auflageschießen Vorteilebringen, weil sich auch die Visierlinie

verschieben lässt. Die beiden Stellräderbewegen die Zahnstangen für

die Backe und die Schaftkappe.

„Luftgewehr 10 Meter“ (links): Die Luftgewehre im Kaliber 4,5 mm, maximal7,5 Joule Mündungsenergie, dürfen bis5,5 kg wiegen. Die Systemlänge (vonMündung bis Diopter) darf maximal850 mm betragen. Geschossen werden60 (Herren/Junioren) oder aber 40 Wertungsschüsse (Damen/Juniorinnen),Probe vor Beginn unbegrenzt. Die Zehnmisst 0,5 mm, jeder Ring 2,5 mm. Die besten acht im Vorkampf kommenins Finale, hier gibt’s Zehntelwertung.

VISIER | 5-2012 33

800 für 600 oder 400 | Feinwerkbau FWB 800

SSoo tteesstteett VVIISSIIEERR ...... ... Match-Luftgewehre: Die waffentechnische Entwick-lung macht auch vor den VISIER-Bewertungskriteriennicht Halt. Schließlich können etwa eine Visierungoder ein Abzug, die vor sechs Jahren „perfekt“ warenund volle zehn Punkte bekamen, heute schon nichtmehr dem Stand der Technik oder Trainingslehre ent-sprechen und müssen niedriger benotet werden.Nimmt ein Modell mehrfach an Tests teil, kann es im Laufe der Zeit also unterschiedliche Punktzahlengeben. Deshalb wird das Bewertungssystem für Match-Luftgewehre folgendermaßen angepasst:

SScchhuusssslleeiissttuunngg:: mmaaxxiimmaall 5500 PPuunnkkttee für mindestensein Zehn-Schuss-Bild unter 7 mm sowie mindestensein 50-Schuss-Bild innerhalb des Dauertests, das unter8 mm bleibt. Pro mm darüber (stets umschlossen ge-messen) gibt es einen Punkt weniger. (Hinweis: Sobalddas eingesetzte Meyton-System „BallMan“ auch praxis-nahe 60-Schuss-Bilder verarbeiten kann, werden alleDauertest-Gruppen auch 60 statt 50 Schuss umfassen.)AAbbzzuugg:: mmaaxxiimmaall zzeehhnn PPuunnkkttee für gute Einstellbarkeitund gleichmäßiges und wiederholgenaues Auslösen.FFuunnkkttiioonn:: mmaaxxiimmaall zzeehhnn PPuunnkkttee. Die einfache und bequeme Handhabung der Sportwaffe wird immerwichtiger. Bewertet werden etwa die Nutzbarkeit imDreistellungskampf der Jugendlichen, ob Links- wieRechtsschützen zurechtkommen, ob Trockentrainingmöglich ist und wie umständlich Spannen und Ladenvorgenommen werden.SScchhaafftt:: mmaaxxiimmaall zzeehhnn PPuunnkkttee:: Lässt sich ein Schaft aufverschiedene Körpermaße einrichten? Wie werdenSchaftbacke und Schaftkappe justiert? Gibt es Skalenzur wiederholgenauen Einstellung? VViissiieerruunngg:: mmaaxxiimmaall zzeehhnn PPuunnkkttee vergeben die Testerfür eine stabile Bauweise und gleichmäßig rastendeStellschrauben. Die Nutzbarkeit des Korntunnels wirdebenso berücksichtigt wie die Anbaumöglichkeiten fürZubehör (Irisblende, Filter).VVeerraarrbbeeiittuunngg:: In dieser letzten Prüfung sind nochmalszehn Punkte zu erreichen. Es werden die Metall- undHolzteile und, soweit möglich, auch die Haltbarkeit imDauereinsatz begutachtet.

Maximal sind 100 Punkte zu erreichen, und unabhän-gig von der reinen Punktzahl bis zu sechs „Prädikate“oder auch „Visierchen“. Diese winzigen Fadenkreuzehonorieren auch das Preis-Leistungs-Verhältnis desProdukts. Für ein besonders gutes Preis-Leistungs-Verhältnis erhält das Luftgewehr bis zu zwei Zusatz-prädikate (aber maximal sechs). Ist es für seine Leis-tung dagegen zu teuer, bekommt es bis zu zwei Prädi-kate abgezogen und rutscht möglicherweise in eine untere Klasse ab. Die oberen Klassen im Einzelnen:• 100 bis 90 Punkte:„ausgezeichnet“, Æ ÆÆÆÆÆ• 89 bis 80 Punkte:„sehr gut“, ÆÆÆÆÆ• 79 bis 70 Punkte:„gut“, ÆÆÆÆ

Die verschiebbare Handauflage unter dem Vorderschaft reicht fastbis zum Abzugsbügel. Das Züngel kann auf einen der beiden parallellaufenden Träger geschoben werden und liegt dann etwas rechts(oder links) neben der Laufachse. Oben sieht man den Ansatz desLadehebels. Löst man die Inbusschraube, kann man ihn schwenken.

Mit 22 statt wie sonst 18 mm bietet FWB mehr „Durchblick“ imKorntunnel — man muss aber auch ein 22er Ringkorn verwenden.Die „Vario“-Bühne erlaubt fünf Erhöhungsstufen, auch am Diopter.

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TEST & TECHNIKMai 2012

VISIER-Autor Gary Paul Johnston mit derVorderschaft-Repetierflinte Kel-Tec KSG.Unter dem Lauf sitzen zwei Röhrenmagazinefür je sechs 12/70er Patronen. Sie funktioniert mit allen 12/70ern. Und mit12/76ern, falls per Hand ins Lager geladen.

Kaliber: 12/70 (auch in 12/76)Länge: 663 mm Lauflänge: 470 mm Gewicht: 3140 gKapazität: 14 + 1 Patronen (12/70)Preis: ca. $ 880,-

Johnston mit der Semiauto-Flinte SRM 1216.Ihr drehbarer Vorderschaft beherbergt vier Magazinröhren für je vier Patronen. Sie repetiert sicher 12/70- und 12/76-Patronen mit hohen Hülsenböden. Aber die SRM 1216 arbeitet nicht mit schwachenScheibenladungen.

Kaliber: 12/76Länge: 876 mmLauflänge: 457 mmGewicht: 3410 gKapazität: 16 PatronenPreis: ca. $ 2400,-

VISIER | 5-2012 39

Solange der Vorrat reicht | US-Flinten Kel-Tec KSG + SRM 1216

Zuerst klassifizierten alle Befragtendie Neuheiten falsch: Beides neuekurze Sturmgewehre, hieß es, undzur Abwechslung einmal nicht auf

AR-15-Basis. Tatsächlich aber handelt essich um Flinten: Die Kel-Tec KSG ist ein Repetierer, die SRM 1216 ein Halb-automat – sie schreiben ein neues Kapitel in der Flintenhistorie.

DDeerr HHiinntteerrggrruunndd:: Ob Vorderschaft-Repetierflinte oder Halbautomat, die Zu-fuhr erfolgt normalerweise zumeist ausdem Röhrenmagazin unter dem Lauf.Wohlgemerkt: ein Magazin, oft kürzer alsder Lauf. Das beschränkt die Kapazitätauf eine Handvoll Patronen. Clevere Tüft-ler schufen bald Verlängerungen, man-che Sportler streckten ihre Magazine weitüber die Mündung hinaus. Für Polizistenund ihre kurzläufigen „Riot Guns“ gingund geht letzteres nicht: Die Waffe verliertihre Führigkeit – schlecht für bequemenTransport in und schnellen Zugriff ausdem Einsatzwagen. Fragt sich, ob die üb-liche Kapazität von vier bis sieben Schussnicht reicht. Antwort: Nicht nur in US-Großstädten greift das „polizeiliche Ge-genüber“ zusehends zu kapazitätsstar-kem Schießgerät. Immer mehr gilt beiPolizeiwaffen das, was VISIER-Autor Ga-ry Paul Johnston als langgedienter Poli-zeiausbilder so umschreibt: „Besser, manführt die Munition in der Waffe als amGürtel.“ Zumal manuell durchzuladende

Flinten unter den Mehr-Schuss-Versioneneinen einzigartigen Vorteil bieten. Sie arbeiten mit jeder Munition: vom winzi-gen Vogelschrot über schwere Blei-Slugsund nicht-letale Geschosse bis hin zu für Behörden kreierten Reizstoff-Patro-nen. Bei Kapazität wie Munitionsverträg-lichkeit aber punktet die neue Pump-Action-Flinte namens

KKeell--TTeecc SShhoottgguunn ((KKSSGG)) –– TTeessttwwaaffffee II::Hergestellt in Cocoa, Florida hat sie un-ter dem 470-mm-Lauf zwei Röhrenma-gazine nebeneinander. So fasst sie bis zu15 Patronen vom Kaliber 12. Das sind, soKel-Tec, „beeindruckende sechs Patronenim Kaliber 12/76 pro Röhre, das ergibteine Gesamtkapazität von 6+6+1 Pa-tronen (sieben pro Magazin, wenn man12/70er Patronen benutzt).“ Kel-Tec bie-tet Versionen in 12/70 wie 12/76 an. DieKSG ist wegen der Parallel-Magazine mit66 cm extrem kurz. Zudem verläuft derKolben gerade in einer Linie mit demLauf. Die Schusshand liegt beim Bedie-nen an einem integrierten Polymer-Pisto-lengriff. Weil der kurze Vorderschaftrepe-tierer dem Bullpup-Prinzip folgt, erhielt erin den USA den Spitznamen „Bull Pump“.Zum neuen Design passt auch die Positi-on des Lade-/Auswurffensters hinter demPistolengriff: Die leeren Hülsen fliegennach unten raus. Die vierkantige Druck-stift-Sicherung sitzt über dem Griff. Fürden Daumen ausgelegt, schützt je eineRampe links und rechts den Stift gegenungeplantes Eindrücken. Die Taste zumVerschlusslösen findet sich vorm Abzugs-bügel. Die KSG ist ein Mix aus Zytel (=glasfaserverstärktes Nylon) und Stahl.

Sie kommt ohne Visierung. Aber sie hat zwei Schienen: oben Stahl, unten Poly-mer, laut Werk Picatinny-Rails.

DDiiee VVaarriiaanntteenn:: Kel-Tec liefert die KSG inSchwarz sowie den Farbtönen OD Greenund Coyote Tan. In den USA erhalten be-rechtigte Käufer sie auch in Ausführun-gen, die gemäß National Firearms Act(NFA) zu registrieren sind: erstens dieKSG Patrol (409-mm-Lauf, zwei Sechs-Schuss-Magazine), zweitens die KSGTactical (350-mm-Lauf, je zweimal fünfSchuss). Die Patrol besitzt eine Hand-stütze auf dem Verschluss. Die Tacticalkommt ab Werk mit vertikalem Vorder-schaftgriff samt integrierter 350-Lumen-Leuchte. Alle KSG-Versionen gibt es mit„Stand-off Device“: Solche Mündungs-elemente lenken die aus dem Lauf tretenden Gase vom Schützen ab. DiePolizeibeamten brauchen das beim Ein-satz der Flinte als „Entry Gun“, also zumAufschießen von Türen.

DDiiee FFuunnkkttiioonn:: Das Verschlussgehäuseaus gehärtetem Stahl enthält die einge-schweißten Magazinröhren. Man steuertdie Zufuhr über einen Drehhebel, überden man von einer Röhre zur anderenwechselt. Dieser „magazine selector“sitzt hinten zwischen den Magazinen,ragt unten etwas über das Auswerfer-fenster heraus und hat drei Positionen.Kippt er nach links, blockiert er das rech-te Magazin, damit man das linke ladenund daraus zuführen kann. Dreht sichder Hebel nach rechts, geht es anders-rum. Steht der Selector mittig, blockiert erbeide Tanks. Nun kann man den Ver-

Text: Gary Paul JohnstonÜbersetzung: Claudia MullinsBearbeitung: Matthias S. RecktenwaldFotos: Gary Paul Johnston, Matthias S. Recktenwald

Solange der Vorrat reichtDoch, man kann in kurze Mehrlade-Flinten viele Patronen packen — dank anderer Magazin-

entwürfe. Die US-Firmen Kel-Tec und SRM fertigen zwei Modelle, die revolutionär anmuten.

Der englische Begriff „take down“bedeutet soviel wie etwas ab- oderherunternehmen. Im Zusammen-hang mit Repetierbüchsen ist die-

ses „Etwas“ in der Regel der Lauf, der ab-genommen werden kann. Das muss sichallerdings ohne Werkzeug machen las-sen – nur dann spricht man von einerechten „Take Down“. Unter den Waid-männern gelten solche schnell zerleg-baren Repetierer als ideale Begleiter fürJagdreisen. Sie lassen sich in handlichenKoffern anstatt in langen verräterischen

Futteralen unterbringen. Zudem könnensie in den im Ausland oft weitläufigen Revieren sogar in einem Tagesrucksackuntergebracht werden – lassen sich somitsehr bequem zu ihrem Einsatzort verbrin-gen. Auch Kaliberwechsel gestalten sichbei den Take Downs in der Regel ein-facher und weniger zeitintensiv als beiherkömmlichen Repetierern.

Lange Zeit gab es leicht demontierbareJagdrepetierer etwa auf Mauser-Basisnur als reine Custom-Waffen. VersierteBüchsenmacher fertigten sie lediglich aufWunsch von zahlungskräftigen Kundenan. Das änderte sich Ende der 1990erJahre. Zusammen mit Alljagd brachte

der gelernte Werkzeugmacher ManfredOrth eine 98er Büchse mit Take-Down-System (siehe VISIER 8/2002) auf denMarkt. Der Preis der Basiswaffe lag mitüber 7500 Euro aber immer noch imBudgetbereich des eher betuchten Käu-fers. Beim Jagdwaffenhersteller J. P. Sau-er & Sohn erregte das Patent von OrthAufmerksamkeit. Man holte Orth insBoot und brachte ihn mit Sauer-Kons-trukteur Horst Röh zusammen. Das ge-meinsame Ziel: eine für die breite Masseerschwingliche Take Down auf Basis der S202. Gute Voraussetzungen: DieS200er Reihe verriegelt, wie das Orth-System, direkt im Lauf. Die Sauer sogarmit sechs in zwei Reihen angeordneten

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TEST & TECHNIKMai 2012

Text: Andreas WilhelmusFotos: Michael Schippers, A. Wilhelmus

ReisebegleitungAuf Basis der Sauer 202 Take Down schnürt Alljagd aktuell einige Pakete, die sich speziell

an den Jagdreisenden richten. VISIER schaute dem Premium-Set unter den Kofferdeckel.

Warzen. Das sorgt im Schuss für einestets sichere Verbindung von Rohr undSystem. Auch das dazu erforderliche län-gere Rohrende brachte das Sauer-Mo-dell konstruktionsbedingt gleich mit. DerLauf findet seine korrekte Position perNut- und Federsystem. Dazu greift eineFührungsnocke am Rohr in eine entspre-chende Aussparung am Gehäuse. DerVorderschaft muss den Lauf im Prinzipnur halten, wenn die Kammer geöffnetist. Während Orth bei seiner 98er TakeDown auf eine vertikale Schiebeverbin-dung setzte, entschied sich Röh bei derS202 Take Down für eine Verbindung mitkegelförmigem Steckbolzen. Der veran-kert den Handschutz mit sechs radial

herausragenden Klemmbolzen. Die Bol-zen lassen sich – ähnlich einem Purdey-Drücker – per Druck auf die Stirnseite des vorderen Riemenbügels entriegeln.Schließlich kann der Handschutz in axialer Richtung abgezogen werden. DerAusbau des Laufes erfolgt so: Mündungnach oben. Daumen und Zeigefinger derrechten Hand umfassen das Rohr so,dass die übrigen drei Finger den Schaftmit dem Handballen fest umschließenkönnen. Die freie Hand lässt den zuvorgeöffneten Verschluss aus seiner höchs-ten Position frei nach unten fallen. Dankdes Trägheitsprinzips löst sich der mini-mal konisch ausgeführte Laufansatz ausdem Gehäuse, wenn die Kammer unten

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Reisebegleitung | Edition Alljagd: Sauer 202 Take Down in .300 WinMag

Modell: Sauer 202 Take Down

Preis: 7378 Euro (Premium-Set)

Kaliber: .300 Winchester Magnum

Kapazität: 2/4 + 1 Patronen

Abzugsgewicht: 1350 g/270 g (gestochen)

Lauflänge: 600 mm

Gesamtlänge: 1148 mm

Gewicht: ca. 4,2 kg mit Montage, (4,8 kg mit Zielfernrohr)

Ausstattung: S 202 Classic, gerader Hatari-Schaft aus Nussbaum, Holzstufe 3, Sauer-Schwenkmontage, Zeiss Victory Varipoint ZF 2,5-10 x 50 T* mit Absehen-Schnell-Verstellung, Wechselmagazin, Stecherabzug,Neopren-Trageriemen und Transport-Koffer.

Wenn es hart auf hart kommt,dann geht nichts über eine scharfePistole – vorausgesetzt, der Schützekann mit ihr umgehen. Doch selbst

einen Waffenschein für Notwehrfälle be-sitzt in Deutschland kaum jemand. Undnon- oder minderletale Mittel wie Taseroder Gummigeschosse verbietet derStaat als Abwehrmittel außerhalb derWohnung oder des befriedeten Besitz-

tums. Es überrascht also nicht, wenn vie-le Bürger wie eh und je für den Selbst-schutz Gas- und Schreckschussrevolveroder -pistolen in die Tasche stecken – obwohl das Waffengesetz dafür einen„Kleinen Waffenschein“ verlangt. Zuge-geben: In vielen Situationen hilft ein lau-ter Knall nicht viel oder gar nicht. Manstelle sich nur einmal einen betrunkenenund adrenalingesättigten Angreifer vor,der sich aus sieben Meter Entfernung miteinem Messer auf sein Opfer stürzt. Doches gibt andere Szenarien, bei denen einSchreckschuss helfen kann. Das beweist

schon die Geschichte der im WaffG heu-te sogenannten SRS-Waffen, die bis in dieSchwarzpulverzeit zurückreicht. Schüsseaus Weinbergpistolen verscheuchten imvorvergangenen und vergangenen Jahr-hundert nicht nur erfolgreich Vögel.Fahrradfahrer ersparten sich mit einemlauten Knall oft Bisse schlecht erzogenerHunde. Von denen gibt es auch heute inStadt und Land eine Menge. Und selbst in echten Notwehrsituationen kann einKnall jemandem aus der Bredouille hel-fen. Das Opfer lenkt die AufmerksamkeitDritter auf sich, die zu Hilfe kommen oder

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TEST & TECHNIKMai 2012

Schreckschusswaffen sollen Krach machen — doch wie laut

sind sie wirklich? VISIER testete ein Dutzend typische

Laborierungen aus Pistole und Revolver.

Tester: Christopher HockeText: Andreas SkrobanekStudiofotos: Michael Schippers

Schallistik

wenigstens die Polizei rufen können. Na-türlich soll der Schuss nicht nur anderealarmieren, sondern meist zusammenmit Reizgas oder einem hellen Blitz (FlashDefence-Patronen) die Sinnesorgane des Angreifers beeinträchtigen oder wenigstens irritieren.

Wie unangenehm ein Schreckschuss aufdas Ohr wirkt, hängt vor allem vomSchalldruck ab. Denn der Knall ist ein im-pulsartiges Ereignis, dass sich in einemZeitfenster von wenigen Millisekundenabspielt. Bei Faustfeuerwaffen dauert

es etwa bis 10 Millisekunden, bei schwe-rer Artillerie kann es 100 Millisekundenund mehr betragen. Den idealtypischenVerlauf zeigt das Diagramm auf Seite 55:Der beim Schuss entstehende Drucksteigt zunächst schnell an, fällt dann et-was langsamer bis in einen Unter-druckbereich ab und normalisiert sichschließlich beim normalen Luftdruck. Die Wirkung unterscheidet sich von länger dauernden Ereignissen wie demnervenden Lärm eines startenden Flug-zeuges, eines Presslufthammers oder ei-ner dröhnenden Technomusik. Maßstab

für die Wirkung des kurzen und heftigenDruckstoßes, der das Hörorgan trifft, istlogischerweise vor allem der Spitzenwertdes Schalldrucks. Führt dies zu Schädi-gungen des Innenohrs, sprechen Medizi-ner von einem „Knalltrauma“ (bei länge-rem Einwirken des schädigenden Schallsdagegen von einem Explosionstrauma).Aber auch das sogenannte Amplituden-dichtespektrum spielt eine wichtige Rolle:Jedes Geräusch lässt sich in mehrere,frequenzabhängige Anteile zerlegen, die jeweils ihren eigenen Spitzenwert haben. Je mehr Frequenzen sich finden,

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Schallistik | Schreckschuss

Typische Knallpatronen-Kaliber: 2 mm Stiftfeuer, 6 mm Flobert, .22 long Knall, .315 Knall, 8 mm Knall, 9 mm Rand Knall.Rechts zwei Knallpatronen, die gleichzeitig einen Lichtblitz erzeugen: 9 mm Rand Flash Defence und 9 mm PA FlashDefence — erkennbar an den gelben Kunststoffkappen. Grüne Plastikkappen kennzeichnen reine Knallpatronen.

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GESCHICHTE & GESCHICHTENMai 2012

Unter dem Namen Sharps kamen im

19. Jahrhundert eine Reihe der wichtigsten US-

Hinterlader — hier der Blick auf eine Modellreihe,

die im Schatten der berühmten Verwandten stand.

Text: Matthias S. RecktenwaldFotos: Michael Schippers, Archiv

Manchmal buddeln die Archäologen nicht in Sand und Er-de, sondern in von Menschenhand geformten Gebildenaus Stahl und Eisen. Genauer: im Geschützturm des UnitedStates Ship „Monitor“, einem Kriegsschiff, das Silvester

1862 bei einem Sturm gesunken war. Am 5. August 2002 hobendie Leute der „Monitor Expedition 2002“ den einst voll drehbarenrunden Geschützturm mit seinen zwei Kanonen und den senk-rechten Nieten-Dreierreihen. In dem über mannshohen Turmfanden sich nicht nur die Gebeine zweier Matrosen, sondernnebst einigem Kleinkram auch die Überreste eines US-Marine-karabiners vom Typ Sharps & Hankins.

Also eine Langwaffe aus einer Familie von Hinterladern, die mit„Sharps“ einen der berühmtesten Namen der US-Waffenhistoriedes 19. Jahrhunderts tragen. Und deren für die Marine gebauterTeil ein einmaliges Detail aufweist: einen lederummantelten Lauf.Geschichtsträchtig sind diese Waffen zudem. Sie lassen sich ausdem auf See ausgetragenen Teil des US-Bürgerkriegs (1861-65)nicht wegdenken. Ebensowenig wie die in dem Konflikt erstmalsetablierten Unterseeboote und die als „Ironclads“ bekanntenPanzerschiffe à la USS „Monitor“ oder CSS „Virginia“ (siehe Seite81). Dennoch stehen die Karabiner von Sharps & Hankins (S&H)

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Das Stiefkind | Sharps & Hankins

DasStiefkind

Mai 2012 VORSCHAU – Ausgabe 6-2012: ab 18. Mai im Handel

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Aus aktuellem Anlass können sich die Themen ändern.

Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr:Unter der Bezeichnung SAN 511 hat das Präzisionsgewehr im Kaliber .50 BMG bei SwissArms die Serienreife erlangt und die ersten Exemplare wurden bereits ausgeliefert.

Ganz oder gar nichtBleifreie Munition gibt es in vielen Varianten. Im nächsten Heftsoll ein Test zeigen, ob massestabile Projektile mehr könnenals solche, die sich im Ziel zerlegen. Oder ist es umgekehrt?

S & W-Kopie,aber getuntWie überall imSpor t s ch ießenwird auch bei Western-Waffennachgearbeitet.Was da bei demUberti New Mo-del No. 3 Frontiermöglich ist, stehtim Juni-Heft –natürlich gleichsamt dem dazu-gehörigen Test-bericht.

50 Jahre Remington Model l 700 Als Remington 1962 das erste 700er Modell vorstellte, dachte sicher noch niemand an den bis heute anhaltenen Siegeszug dieser Repetierbüchse. Wissenswertes zur Erfolgsstory dieser Militär-, Polizei-, Jagd- und Sportwaffe finden Sie im nächsten Heft.

Weg von der Flasche und eigenhändig pumpen Das schwedische Luftgewehr FX Independencekommt mit eingebauter Pumpe, falls gerade keinePressluftflasche in der Nähe ist. Und der Lauf desinnovativen Weitschussmodells ist innen glatt – naja, fast. Mehr dazu im Juni-Heft.

Erhältlich bei Ihrem Zeitschriften-, Bahnhofs- oder Waffenfachhändler. Oder beim Presse-Fachhandel mit diesem Zeichen und – noch schneller – im Abo: Telefon (02603) 5060-102.

VISIER | 5-2012