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Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2012 Trotz anhaltender Krise in den Eurostaaten hat die Branche für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der Schweiz konjunkturellen Schwung gewonnen. Dies zeigen die Ergebnisse des Renewable Energy Index Schweiz (REIS) im zweiten Quartal 2012. «Der Index zeigt, dass es sich für zahlreiche Schweizer Unternehmen gelohnt hat, sich auf erneuerbare und energieeffiziente Technologien auszurichten», sagt Beat Gerber, Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der A EE Agentur für Erneuerbare Ener- gien und Energieeffizienz. «Das Wachstum der Branche erweist sich als sehr robust und ist stärker als jenes der Gesamtindustrie.» Der REIS wird vierteljährlich von der Credit Suisse und der A EE erhoben und zeichnet die konjunkturelle Entwicklung in der Branche der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zeitnah nach. Erfasst werden die Entwicklung des Umsatzes, des Auftragsbestandes, der Lieferfristen der Lieferanten, des Lagerbestandes sowie der Beschäftigung und des Exports. Die Ergebnisse im 2. Quartal 2012 im Detail (PDF) Weitere Informationen zum REIS Der Widerstand der japanischen Bevölkerung gegen die Nutzung der Atomkraft nimmt zu. 70 Prozent der japanischen Bevölkerung wollen den Totalausstieg. 16 Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat das Japanische Handels- und Industrieministerium (Meti) drei Szenarien für die zukünftige Energiepolitik des Landes präsentiert. Gemäss Befragungen sprechen sich knapp 70 Prozent der Bürgerinnen und Bürger für die Variante «Atomausstieg bis 2030» aus. «Die grosse Mehrheit der japanischen Bevölkerung möchte Null Prozent Atomenergie, und zwar so bald wie möglich», so die Einschätzung von Fachjournalistin Kaori Takigawa. Es hat sich eine landesweite Protestbewegung gegen die Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwer- ken formiert. «Selbst im weit entfernten Süd-Japan hat sich die Bevölkerung solida- risiert, darunter Frauen, Kinder und Grosseltern aus allen Bevölkerungsschichten.» Vor dem Tokioter Parlament kommt es regelmässig zu Protestaktionen und Demons- trationen. Zehntausende demonstrieren gegen Atomenergie 70 Prozent der JapanerInnen gegen Atomkraft Energie aktuell Erneuerbare Energien-Branche im Aufschwung Japan: Mehrheit gegen die Atomkraft © A EE Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz © Jeremy Sutton-Hibbert / Greenpeace © arsdigital

Online-Zeitung 4 / 2012

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Die Online-Zeitung der Allianz "Nein zu neuen AKW"

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Page 1: Online-Zeitung 4 / 2012

Die Zukunft ist erneuerbar!Online-Zeitung der Allianz « Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2012

Trotz anhaltender Krise in den Eurostaaten hat die Branche für erneuerbare Energien und Energieeffizienz in der Schweiz konjunkturellen Schwung gewonnen. Dies zeigen die Ergebnisse des Renewable Energy Index Schweiz (REIS) im zweiten Quartal 2012.

«Der Index zeigt, dass es sich für zahlreiche Schweizer Unternehmen gelohnt hat, sich auf erneuerbare und energieeffiziente Technologien auszurichten», sagt

Beat Gerber, Leiter Öffentlichkeitsarbeit bei der A EE Agentur für Erneuerbare Ener-gien und Energieeffizienz. «Das Wachstum der Branche erweist sich als sehr robust und ist stärker als jenes der Gesamtindustrie.» Der REIS wird vierteljährlich von der Credit Suisse und der A EE erhoben und zeichnet die konjunkturelle Entwicklung in der Branche der erneuerbaren Energien und Energieeffizienz zeitnah nach. Erfasst werden die Entwicklung des Umsatzes, des Auftragsbestandes, der Lieferfristen der Lieferanten, des Lagerbestandes sowie der Beschäftigung und des Exports.

Die Ergebnisse im 2. Quartal 2012 im Detail (PDF) Weitere Informationen zum REIS

Der Widerstand der japanischen Bevölkerung gegen die Nutzung der Atomkraft nimmt zu. 70 Prozent der japanischen Bevölkerung wollen den Totalausstieg.

16 Monate nach der Reaktorkatastrophe von Fukushima hat das Japanische Handels- und Industrieministerium (Meti) drei Szenarien für die zukünftige Energiepolitik des Landes präsentiert. Gemäss Befragungen sprechen sich knapp 70 Prozent der Bürgerinnen

und Bürger für die Variante «Atomausstieg bis 2030» aus. «Die grosse Mehrheit der japanischen Bevölkerung möchte Null Prozent Atomenergie, und zwar so bald wie möglich», so die Einschätzung von Fachjournalistin Kaori Takigawa. Es hat sich eine landesweite Protestbewegung gegen die Wiederinbetriebnahme von Atomkraftwer-ken formiert. «Selbst im weit entfernten Süd-Japan hat sich die Bevölkerung solida-risiert, darunter Frauen, Kinder und Grosseltern aus allen Bevölkerungsschichten.» Vor dem Tokioter Parlament kommt es regelmässig zu Protestaktionen und Demons-trationen.

Zehntausende demonstrieren gegen Atomenergie 70 Prozent der JapanerInnen gegen Atomkraft

Energie aktuell

Erneuerbare Energien-Branche im Aufschwung Japan: Mehrheit gegen die Atomkraft

© A EE Agentur für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz © Jeremy Sutton-Hibbert / Greenpeace

© arsdigital

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Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz «Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2012

© René Uhlmann

© Schweizerische Energie-Stiftung SES

© Greenpeace / Ex-Press / Markus Forte

© fototrm12

PEGASOS-Skandal, diverse Rücktritte – die Schweizer Atomaufsicht macht jüngst wenig ver-trauenserweckende Schlagzeilen.

So ist im August der Geologe Walter Wildi unter Verweis auf eine «unverantwortliche Sicherheitskultur» bei der Suche nach einem Atommüll-Endlager aus dem Beirat Entsorgung des Departements für Umwelt, Verkehr und Kommunikation UVEK zurückgetreten. Zudem prüft das UVEK Filzvorwürfe, welche der Geologe Marcos Buser

an die Adresse der Atomaufsicht ENSI, des Bundesamts für Energie (BFE) sowie der Nationalen Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) gerichtet hat. Er ist unter Protest aus der Kommission für nukleare Sicherheit KNS zurückgetreten. Schon im Juli war der «PEGASOS-Skandal» in den Medien: Nachdem das ENSI den Schweizer AKW punkto Erdbebensicherheit gute Noten ausgestellt hat, rekonstruiert der Berner Ingenieur Markus Kühni, wie die Zahlen zum stärksten zu erwartenden Erdbeben in der Schweiz von der Atomlobby nach unten korrigiert worden sind. Kommentar des Geologen Marcos Buser Prof. Walter Wildi tritt zurück Der PEGASOS-Skandal AKW-Mühleberg: Sicherheitsmängel glaubhaft begründet

Der globale Trend geht eindeutig in Richtung erneuerbare Energien, doch in der Schweiz harzt es gewaltig beim Zubau neuer Kapazitäten.

Seit 1990 wurden weltweit so viel erneuerbare Energien zugebaut, wie rund 400 Atomkraft-werke leisten können. Das zeigt der Global

Energy Report 2012. Die Schweiz, dank Wasserkraft bei den Erneuerbaren traditionell gut aufgestellt, hinkt diesem Trend beim Zubau von Biomasse, Solar- und Wind-energie weit hinterher. Bei keinem der vier grossen Schweizer Stromunternehmen spielt die Stromproduktion aus neuen erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle, so das Fazit der Schweizerischen Energie-Stiftung SES. Diese hat den Strommix der Schweizer Energieversorger unter die Lupe genommen. Die Axpo hält gerade mal 0,36 Prozent neue Erneuerbare in ihrem Portfolio, die Alpiq 1,1 Prozent, bei der Repower sind es 2,64 Prozent und bei der BKW 3,78 Prozent. Zur Untersuchung der Schweizerischen Energie-Stiftung SES Global Energy Report 2012 (PDF)

Nach dem Fund von Rissen in belgischen Atom-reaktoren hat die Bernische Kraftwerke AG BKW beim AKW Mühleberg eine «repräsentative Fläche» des Reaktordruckbehälters auf allfällige Materialschäden überprüft.

Die belgischen Behörden haben alle Länder, in denen es baugleiche AKW-Typen gibt, vor ähnlichen Schäden gewarnt. Auch der Druckbehälter des AKW Mühleberg stammt aus derselben Schmiede. «Da mögliche Risse

im Grundmaterial nicht zwangsläufig gleichmässig über den Behälter verteilt sind, ge-nügen Stichproben-Messungen sicherlich nicht», meint Greenpeace-Atomcampaigner Florian Kasser dazu. «Eine halbpatzige Prüfung reicht nicht!». In der Folge forderte Greenpeace das ENSI auf, eine vollständige Überprüfung des Druckbehälters anzu-ordnen. Inzwischen hat die BKW nach kurzer Prüfung vermeldet, die Reaktorhülle sei intakt. Das ENSI hat diesen Befund bestätigt, das AKW ist wieder am Netz. Die Prüfung in den belgischen Reaktoren dauert hingegen immer noch an. Stellungnahme von Greenpeace Schweiz Stellungnahme des Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorats ENSI

Konventionelle Kraftwerke schützen nicht vor Strom-engpässen. Zu diesem Schluss kommt das Eidge-nössische Volkswirtschaftsdepartement EVD im jüngsten Bericht zur Stromversorgungssicherheit.

Tiefe Wasserstände oder Hitze können eine Strom-mangellage provozieren. Ist zu wenig Flusswasser vorhanden oder ist dieses zu warm, müssen auch die mit Flusswasser gekühlten Kernkraftwerke ihre Pro-duktion drosseln. «Es ist ein lange gepflegter Mythos,

dass eine hohe Versorgungssicherheit nur mit einem zentralisierten Kraftwerkspark erreicht werden kann», meint Eric Nussbaumer, SP-Nationalrat und Energiespezialist, dazu. «Dass das nicht stimmt, zeigt auch diese jüngste Studie. Eine hohe Versorgungs-sicherheit wird erreicht, wenn man einen dezentralisierten Versorgungsmix anstrebt. Dabei müssen wir nicht nur die Wasserkraftpotentiale anschauen, sondern ambitioniert die anderen erneuerbaren Energien wie die Sonnenenergie weiter ausbauen. Kombiniert mit den saisonalen Speichermöglichkeiten in den Stauseen kann die Schweiz auch ohne neue Grosskraftwerke sicher und zuverlässig versorgt werden.» EDV-Bericht «Vorbereitungen auf krisenbedingte Versorgungsengpässe im Strombereich» (PDF) AKW Beznau muss wegen Hitze Leistung leicht reduzieren

Schweizer Atomaufsicht in der Kritik

Verpassen die grossen Schweizer Stromunternehmen die Energiewende?

Ultraschall-Tests im AKW Mühleberg

Stromlücke mit konventionellen Kraftwerken

Grafik: Schweizerische Energie-Stiftung SES

Axpo Strommix 2011

Anteil neue erneuerbare Energien: 0.36%Anteil fossile Energien: 13%

Zusammensetzung der Axpo-Stromproduktion 2011im In- und Ausland nach Produktionstechnologie.

Gas 13%

Atom 64.46%

Wasser 22.17%Biomasse 0.25%

Wind 0.11%

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Bei der Realisierung der Energiewende kommt der Stromeffizienz eine Schlüsselrolle zu. Sie kann eine Deckung des Schweizer Strombedarfs auf der Basis von erneuerbaren Energien ermöglichen und die Schweizer Wirtschaft stimulieren.

Bundesrat und Parlament haben die Marschrichtung vorge-geben: Es soll Schluss sein mit der Atomenergie. Wie meist bei grossen Veränderungen, ruft auch dieser Umschwung mancherorts Verunsicherung hervor. Können wir den Atom-strom ersetzen? Werden die erneuerbaren Energien halten, was sie versprechen? Die Herausforderung scheint auf den ersten Blick tatsächlich beachtlich. Bei gleichbleibendem Verbrauchswachstum wird der Strombedarf gemäss Schät-zungen des Bundes von heute jährlich rund 60 Terawattstun-den (TWh) bis im Jahr 2035 auf 75 TWh ansteigen. Bevöl-kerung und Wirtschaft wachsen weiter, die Elektromobilität nimmt zu, immer mehr Leute besitzen immer mehr elektri-sche Geräte und immer öfter wird mit elektronischen Wär-mepumpen anstelle von Öl geheizt. Eine Antwort auf diese Entwicklung liegt in der Effizienz. Die Pfeiler der Energiestra-tegie 2050 des Bundesrats sind einerseits die Wasserkraft und die neuen erneuerbaren Energien. Andererseits steht die intensive Förderung der Energieeffizienz im Fokus.

Acht AKW Mühleberg einsparenArmin Braunwalder von der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.) spricht der Stromsparvariante grosses Potential zu: «Es ist technisch möglich, dass wir im Jahr 2035 trotz allem Wachstum 23 Prozent weniger Strom verbrauchen als wir es heute tun». In der aktualisierten S.A.F.E.-Studie zum Stromeffizienz-Potential berechnet die Agentur ein technisches Sparpotential von jährlich 26 TWh bis 2035 – das entspricht der achtfachen Jahresproduktion des AKW Mühleberg. Enormes Potential sieht Braunwalder etwa bei Elektromotoren in Industrie, Gewerbe und Dienst-

leistung. Diese allein sind für fast 40 Prozent des gesam-ten Schweizer Stromverbrauches verantwortlich. Mit der Einführung von effizienteren Motoren könnten 5 TWh jährlich gespart werden, rechnet er vor. Notwendig hierfür sind jedoch strengere Effizienzvorschriften. «Vorschriften sind das effizienteste Mittel auf dem Weg zur Energiewende», sagt er. So sei es etwa einzig einer Vorschrift zu verdanken, dass seit diesem Jahr nur noch Wärmepumpen-Tumbler im Handel seien, die 50 bis 60 Prozent weniger Strom verbrauchen als die herkömmlichen Kondensations- oder Abluft-Trockner.

Sparsamen Verbrauch belohnenNeben Vorschriften zum Stromverbrauch von Geräten stel-len auch Lenkungsabgaben ein wirksame Massnahme dar um den Stromverbrauch zu senken. Eine Lenkungsabgabe

beispielsweise, wie sie Basel-Stadt vor 13 Jahren als erster Schweizer Kanton eingeführt hat. Das System ist einfach: Haushalte und Unternehmen bezahlen einen Aufpreis auf den verbrauchten Strom. Am Ende des Jahres erhalten alle Einwohner einen Stromspar-Bonus und alle Betriebe einen von der Lohnsumme abhängigen Arbeitsplatz-Bonus. «Es profitieren diejenigen, die spar-sam mit Strom umgehen», erklärt Marcus Diacon, der Leiter des Basler Stromsparfonds. «Ihre Ausgaben für Strom sind geringer, sie erhalten aber am Ende des Jah-res gleich viel Geld zurück wie die Vielverbraucher.» Der Kanton ist zufrieden mit dem System und erhält diesbe-züglich viele Anfragen interessierter Städte und Kantone. Und es funktioniert: Der Stromverbrauch in Basel-Stadt ist in den letzten Jahren deutlich weniger stark angestie-gen als im Rest der Schweiz.

Auch die Volkswirtschaft profitiertEin sparsamer Umgang mit Strom schont nicht nur das Portemonnaie. Eine Senkung des Stromverbrauchs ermöglicht ausserdem, dass der Schweizer Strombedarf ausschliesslich durch erneuerbare Energien gedeckt werden kann. Damit ist Stromeffizienz auch aus volks-wirtschaftlicher Sicht interessant. Denn Investitionen in die Bereiche Energieeffizienz und erneuerbare Energien schaffen Arbeitsplätze. Gemäss einer Studie von McKinsey & Company aus dem Jahr 2010 könnten so bis ins Jahr 2020 rund 25'000 Arbeitsplätze entstehen. GLP-Natio-nalrat Jürg Grossen ist Geschäftsführer der Elektroplan Buchs & Grossen AG. Seine Firma ist spezialisiert auf die Planung und Realisierung von energieeffizienten Gebäuden und Systemintegration. Grossen spürt, dass ein Umdenken stattfindet, dass sich immer mehr Leute Gedanken über Energieeffizienz machen. «Spätestens dann, wenn im Strompreis die eigentlichen Kosten reflektiert werden». Die Nachfrage nach stromsparenden

Stromeffizienz: Der Match ist angepfiffen

Im Fokus

Die Zukunft ist erneuerbar! Online-Zeitung der Allianz «Nein zu neuen AKW» Ausgabe 04/2012

Die Schweizerische Agentur für Energieeffizienz (S.A.F.E.) errechnet in ihrer neuen Studie für das Jahr 2035 ein Sparpotenzial von 23 % gegenüber dem heutigen Stromverbrauch.

Haushalte (Geräte, Beleuchtung; ohne Haustechnik/Heizung/Warm-wasser)

Bürogeräte, Informations-/Kommunikationstechnik (ohne Heimbüro)

Elektro-Heizungen und -Warmwasser

Haustechnik/Beleuchtung (Dienstleistung, Gewerbe, Industrie, öffentliche Beleuchtung)

Industrielle und gewerbliche Anwendungen (75% Motoren)

Elektro-Wärmepumpen

Verkehr (Bahnen, Trams usw., ohne individuelle Elektromobilität)

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*Als Vergleich: AKW Mühleberg, Jahresproduktion

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Im Fokus Kolumne

Ein breit abgestütztes Bündnis aus Politik, Wirtschaft und Umweltverbänden hat sich zusammengetan mit dem Ziel, der Stromeffizienz im politischen Raum und in der Bevölkerung mehr Gewicht zu verleihen. Warum? Nichts ist günstiger, sicherer und umweltfreundlicher und macht unabhängiger als die Nutzung des enormen Effizienzpotenti-als. Dieses wird derzeit häufig noch unterschätzt.

Nicht benötigter Strom ist die günstigste Energie. Sie muss nicht produziert, nicht importiert und nicht zum Verbraucher transportiert werden. Davon profitieren sowohl Private als auch Unternehmen, insbesondere dann, wenn der Strompreis ansteigen wird, was zu erwarten ist. Stromeffizienz funktioniert störungs- und emissionsfrei rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Jede Art von Stromproduktion hat – in unterschiedlichem Aus-mass – ökologische Konsequenzen, sei dies radioaktiver Abfall, CO2-Emissionen oder negative Auswirkungen auf die Gewässer. Stromeffizienz ist daher bester Naturschutz und löst Konflikte auf elegante Art und Weise.

Breit abgestützte Stromeffizienz-Initiative mit klarem ZielAll dies und noch vieles mehr hat eidgenössische Politiker aus den sieben grossen Parteien, Wirtschaftsvertreter und Vertreter von Umweltorganisationen bewogen, die eidgenössische Volks-initiative «Für eine sichere und wirtschaftliche Stromversorgung» zu lancieren. Ziel der Initiative ist es, bis 2035 den Stromend-verbrauch auf dem Niveau von 2011 zu stabilisieren. Wärme-pumpen statt Ölheizungen, Elektroautos statt Benzinmotoren, ÖV statt Individualverkehr: Solche ökologisch oftmals sinnvollen Substitutionen brauchen zusätzlichen Strom. Auch das Bevölke-rungswachstum lässt den Stromverbrauch steigen. Der Mehrver-brauch soll durch eine angemessene Steigerung der Effizienz bei bisherigen Stromanwendungen wett gemacht werden. Darum verlangt die Initiative «nur» eine Stabilisierung des heutigen

Verbrauchs. Entwickeln sich die genannten Anwendungen oder die Bevölkerungszahl nicht wie erwartet, kann der Bundesrat das Verbrauchsziel anpassen.

Realistisches StromverbrauchszielZahlen des Bundesamtes für Energie aus dem Jahr 2011 zeigen, dass ohne zusätzliche Effizienzmassnahmen der Stromver-brauch gegenüber 2011 bis 2035 um rund 23% oder 13.3 TWh ansteigen würde. Diesen Anstieg (13.3 TWh oder je nach Studie bzw. Szenarien auch etwas mehr) will die Initiative mit Stromef-fizienz bis 2035 wegsparen. Sowohl die Akademien der Wissen-schaften (A+) wie auch die Stromexperten der Schweizerischen Agentur für Energieeffizienz S.A.F.E. sehen deutlich grössere technische, aber auch politische Stromeffizienzpotentiale. Um eine dem Schweizer Kompromisssystem entsprechende Um-setzung der Initiative vorweg zu nehmen und damit die Mehr-heitsfähigkeit zu sichern, bezieht sich der Initiativtext lediglich auf von amtlicher Stelle bestätigte und damit weniger ambitiöse Angaben. Sie ist somit realistisch.An die für die Bewältigung der Energiewende bereitzustellende Strommenge trägt die Stromeffizienz-Initiative bis 2035 rund einen Drittel bei. Helfen Sie mit und unterstützen Sie diese im wahrsten Sinne des Wortes wegweisende Initiative!

Am 28. August wurde die nationale Stromeffizienzinitiative lanciert.

Die Initiative sieht ein verbindliches Stromeffizienzziel in der Verfassung vor, welches erlaubt, die enormen Effizienz- und Einsparpotentiale im Strom-bereich mit geeigneten Massnahmen zu realisieren. Weitere Informationen: www.stromeffizienzinitiative.ch

Stromeffizienz – ein tragender Pfeiler der EnergiewendeDr. Pia Stebler, Geschäftsführerin «Stromeffizienz-Initiative»

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ImpressumRedaktion und Gestaltung:Medienstelle Allianz «Nein zu neuen AKW»Falkenplatz 11, Postfach 5815, CH-3001 [email protected]

Gebäuden und Systemen werde damit steigen. Und dies wiederum «wird sich natürlich auch in der Schaffung von Arbeitsplätzen niederschlagen.»

Schlüssel zur EnergiewendeMassnahmen im Strombereich bieten ein immenses Potential. Die Instrumente um es zu nutzen stehen bereit. Aber wie es in der Politik, oder zumindest in der direkten Demokratie, nun mal der Fall ist, gibt es stark divergierende Interessen zu berücksichtigen. Oder wie Braunwalder von S.A.F.E. es ausdrückt: «Mit dem Atomausstieg wurde der Match angepfiffen. Jetzt stehen sich zwei Mannschaften gegenüber, die beide hart kämpfen werden.» Nach kurzem Überlegen fügt er hinzu: «Ich bin ziemlich sicher, dass die Mannschaft AKW die schlechteren Karten hat.»

© zvg

© trigon-film

INFO 21. September 2012, ZürichWarum Milliarden verschwenden? – Grosse Stromspar-Tagung. Tatsache ist: Der Stromverbrauch muss bis 2035 reduziert werden. Dass dieses Ziel erreichbar ist und welche Möglichkeiten dafür bestehen, zeigt die Schweizerische Energie-Stiftung SES anlässlich der Fachtagung auf. Es referieren u.a.:

• Dr.PascalPrevidoli,Stv.DirektorBFE/LeiterAbteilungEnergiewirtschaft

• MarcelBösch,BereichsleiterLogistikundstrategischerEinkauf, Ernst Schweizer AG, Hedingen

• ConradU.Brunner,EnergieplanerZürich,Vorstandsmit-glied S.A.F.E., Energieeffizienzprojekte für elektrische Energie in der Industrie in der Schweiz, Europa und China

Weitere Informationen

No Man's Zone Dokumentarfilm von Toshi Fujiwara (Japan 2012)

Nach der unermesslichen Katastrophe steht die Stadt Fuku-shima als weiteres Mahnmal für den Irrsinn der Atomenergie. Wenige Wochen nach dem Unglück begab sich der japani-sche Filmemacher Toshi Fujiwara in die 20-km-Sperrzone, um mit seiner Kamera festzuhalten, was in den Medien kaum sichtbar wird: Wie geht es den betroffenen Menschen, was passiert mit der Natur, und: Wie kann man den unsichtbaren Schaden der entmenschlichten Region überhaupt zeigen?

Ab 6. September in Schweizer Kinos. www.trigon-film.org

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