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Interview: Qualität wird nicht belohnt Versorgungslandkarte Nordrhein-Westfalen TK-Dividende Liebe Leserin, lieber Leser, Nordrhein-Westfalen hat mit der Rhein-Ruhr-Region den größten Ballungsraum Deutschlands. Nicht nur die Bevölkerungsdichte ist dort besonders hoch, auch die Zahl der Ärzte, Krankenhäuser und Gesund- heitsdienstleister. Wer medizinische Hilfe benötigt, hat die Qual der Wahl. In NRW gibt es aber auch große ländliche Gebiete wie Ostwestfalen oder die Eifel-Regionen, in denen immer weniger Menschen leben und viele Arztpraxen verwaist sind. Eine patientennahe medizinische Betreuung auf dem Land wird zunehmend schwieriger. Dieser Herausforderung muss sich unser Gesundheitswesen stellen und die Frage beantworten, wie künftig eine gute medizinische Versorgung im ländlichen Bereich sichergestellt werden kann. Die alten Rezepte werden nicht weiterhelfen. Gefragt sind innovative Lösungen, die neue Wege beschreiten und Grenzen durchbrechen – ein Prozess, den die TK aktiv mitgestalten will. Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende Lektüre. Günter van Aalst Leiter der TK-Landesvertretung Nordrhein-Westfalen EDITORIAL TK-Neujahrsempfang 2014 Herausforderung medizinische Versorgung auf dem Land Der demografische Wandel und die medizinische Versorgung auf dem Land waren zwei Schwerpunktthemen auf dem Neujahrsempfang 2014 der Techniker Krankenkasse in Nordrhein- Westfalen. Vor rund 120 Gästen aus dem NRW-Gesundheitswesen, der Bundespolitik und den Medien nutzten Gesundheitsministerin Barbara Stef- fens (Grüne) und TK-Vorstandschef Dr. Jens Baas die Gelegenheit, ihre gesundheitspolitischen Erwartungen an das Jahr 2014 zu formulieren. In seiner Begrüßungsrede skizzierte Günter van Aalst, Leiter der TK-Lan- desvertretung, die Umrisse einer Ver- sorgungslandschaft, die sich starken gesellschaftlichen Veränderungen anpassen muss. Vor besonderen Herausforderungen stehe die Medizin im ländlichen Raum, betonte van Aalst. Außerhalb der gro- ßen Ballungsräume in NRW werde es zunehmend schwieriger, eine patien- tennahe Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen. Damit das gelinge, seien innovative Versorgungsmodelle und strukturelle Veränderungen sowie gemeinsame Anstrengungen von Ärz- ten, Krankenhäusern und Kassen not- wendig. „Große Chancen sehen wir vor allem im sektorübergreifenden Handeln der Krankenhäuser und im Bereich arztentlastender Strukturen. Auch telemedizinische Leistungen könn- ten in Zukunft mithelfen, dem Ärzte- mangel auf dem Land zu begegnen“, sagte der Leiter der TK-Landesver- tretung. Zunehmend wichtiger für die ärztliche Betreuung in den ländlichen Regionen würden zudem Praxisnetze und medi- zinische Versorgungszentren. „Unser wichtigstes Ziel bleibt auch 2014, die Versorgung der TK-Versicherten in NRW zu verbessern“, erklärte van Aalst. spezial NORDRHEIN-WESTFALEN Nr. 1 2014 Informationsdienst der Techniker Krankenkasse Dr. Jens Baas, NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, Günter van Aalst

"TK spezial" für Nordrhein-Westfalen 1-2014

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Page 1: "TK spezial" für Nordrhein-Westfalen 1-2014

Interview: Qualität wird nicht belohnt • Versorgungslandkarte Nordrhein-Westfalen TK-Dividende

Liebe Leserin,lieber Leser,

Nordrhein-Westfalen hat mit der Rhein-Ruhr-Region den größten Ballungsraum Deutschlands. Nicht nur die Bevölkerungsdichte ist dort besonders hoch, auch die Zahl der Ärzte, Krankenhäuser und Gesund-heitsdienstleister. Wer medizinische Hilfe benötigt, hat die Qual der Wahl. In NRW gibt es aber auch große ländliche Gebiete wie Ostwestfalen oder die Eifel-Regionen, in denen immer weniger Menschen leben und viele Arztpraxen verwaist sind.

Eine patientennahe medizinische Betreuung auf dem Land wird zunehmend schwieriger. Dieser Herausforderung muss sich unser Gesundheitswesen stellen und die Frage beantworten, wie künftig eine gute medizinische Versorgung im ländlichen Bereich sichergestellt werden kann. Die alten Rezepte werden nicht weiterhelfen. Gefragt sind innovative Lösungen, die neue Wege beschreiten und Grenzen durchbrechen – ein Prozess, den die TK aktiv mitgestalten will.

Ich wünsche Ihnen eine spannende und anregende Lektüre.

Günter van AalstLeiter der TK-LandesvertretungNordrhein-Westfalen

Editorial

tK-Neujahrsempfang 2014Herausforderung medizinische Versorgung auf dem Land

Der demografische Wandel und die medizinische Versorgung auf dem Land waren zwei Schwerpunktthemen auf dem Neujahrsempfang 2014 der Techniker Krankenkasse in Nordrhein- Westfalen. Vor rund 120 Gästen aus dem NRW-Gesundheitswesen, der Bundespolitik und den Medien nutzten Gesundheitsministerin Barbara Stef-fens (Grüne) und TK-Vorstandschef Dr. Jens Baas die Gelegenheit, ihre gesundheitspolitischen Erwartungen an das Jahr 2014 zu formulieren. In seiner Begrüßungsrede skizzierte Günter van Aalst, Leiter der TK-Lan-desvertretung, die Umrisse einer Ver-sorgungslandschaft, die sich starken gesellschaftlichen Veränderungen anpassen muss.

Vor besonderen Herausforderungen stehe die Medizin im ländlichen Raum, betonte van Aalst. Außerhalb der gro- ßen Ballungsräume in NRW werde es

zunehmend schwieriger, eine patien-tennahe Versorgung auf hohem Niveau sicherzustellen. Damit das gelinge, seien innovative Versorgungsmodelle und strukturelle Veränderungen sowie gemeinsame Anstrengungen von Ärz- ten, Krankenhäusern und Kassen not-wendig. „Große Chancen sehen wir vor allem im sektorübergreifenden Handeln der Krankenhäuser und im Bereich arztentlastender Strukturen. Auch telemedizinische Leistungen könn- ten in Zukunft mithelfen, dem Ärzte-mangel auf dem Land zu begegnen“, sagte der Leiter der TK-Landesver- tretung.

Zunehmend wichtiger für die ärztliche Betreuung in den ländlichen Regionen würden zudem Praxisnetze und medi-zinische Versorgungszentren. „Unser wichtigstes Ziel bleibt auch 2014, die Versorgung der TK-Versicherten in NRW zu verbessern“, erklärte van Aalst.

spezialN O R D R H E I N - W E S T FA L E N

Nr. 1 2014Informationsdienst der Techniker Krankenkasse

Dr. Jens Baas, NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens, Günter van Aalst

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TK spezial Nordrhein-Westfalen · 1/2014 | 2

Die TK erprobe bereits heute eine Vielzahl von Innovationen, um geeig-nete Modelle für die künftige Versor-gung zu finden.

Verlagerung gesellschaft-licher Lasten in das Gesundheitssystem

Eine engere Verzahnung des ambu-lanten und stationären Sektors, wie von van Aalst gefordert, werde vor allem für die Versorgung älterer und dementiell erkrankter Menschen künftig immer wichtiger, sagte NRW-Gesund-heitsministerin Barbara Steffens in ihrem gesundheitspolitischen Ausblick. Die Ministerin forderte eine intensive Debatte darüber, wie die Versorgung älterer Menschen nicht nur im Bereich geriatrischer Konzepte, sondern an der Schnittstelle von Pflege und Medi-zin optimiert werden kann. Sie appel-lierte an die Akteure im Gesundheits-wesen, im Interesse der Menschen in NRW eine flächendeckende medi- zinische Versorgung auf qualitativ hohem Niveau sicherzustellen.

Gesellschaftliches Umdenken notwendig

Beunruhigt zeigte sich die Ministerin über die Zunahme psychischer Erkran-kungen, insbesondere bei Kindern, Jugendlichen und Älteren. Hier würden gesellschaftliche Lasten in das Gesund- heitssystem verlagert, das mit der Lösung dieser Problematik überfordert sei. Eine Verbesserung der psychothe- rapeutischen Versorgung könne die Folgen dieser Entwicklung mildern, nötig sei aber ein gesellschaftliches Umdenken, eine Entschleunigung, forderte die Ministerin.

Kritisch äußerte sich Steffens zur Debatte um die Zahl der Todesfälle in deutschen Krankenhäusern. Diese habe viele Menschen verunsichert, weil ihnen nicht klar sei, dass es sich um hochgerechnete Zahlen handele. Es gebe Defizite im Krankenhausbe-reich, Schuldzuweisungen seien jedoch der falsche Weg, mit Fehlern umzuge-hen, so die Ministerin. Sie wünsche sich vielmehr ein lernendes System zur Fehlerminimierung, damit die her-vorragende medizinische Versorgung in Deutschland noch besser werde.

Versorgung findet in den Regionen statt

Die wichtige Rolle der Länder für die medizinische Versorgung betonte Dr. Jens Baas, Vorsitzender des Vor-stands der TK. Die Menschen würden regional versorgt und die Probleme dabei seien regional unterschiedlich. Folglich müsse es auch regional ange-passte Versorgungslösungen geben.

Das entspreche auch den Erwartungen der Versicherten an ihre Kasse. Es gehe nicht darum, lediglich Leistungen zu bezahlen. Die Versicherten vertrauten der TK vielmehr Geld an, damit diese eine möglichst gute Versorgung für sie einkaufe. Das große Mitglieder-wachstum der Kasse in den letzten Jahren zeige, dass die TK damit auf dem richtigen Weg sei.

Reformen jetzt anstoßen

Der TK-Vorstandsvorsitzende forderte die Politik auf, die aktuell gute finanzi-elle Ausstattung der gesetzlichen Kran- kenversicherung zu nutzen, um Refor- men auf den Weg zu bringen. Dabei dürfe die Ausgabenseite aber nicht aus dem Blick geraten. Denn die Über- schüsse der Krankenkassen verdan- ken sich der Tatsache, dass die Kran-kenkassen den Mitgliedern mit dem gesetzlich festgeschriebenen Beitrags-satz zu viel Geld abnehmen mussten. Spätestens 2015 werden die Ausgaben die Einnahmen wieder übersteigen, prognostizierte der TK-Vorstand.

Qualitätsorientierung statt Rationierung

Vor diesem Hintergrund müsse die Qualität der medizinischen Versorgung in den Fokus rücken. Sollte es nicht gelingen, z. B. über einen Qualitäts-wettbewerb die Kosten im Gesund-heitssystem unter Kontrolle zu halten, drohten mittelfristig Rationierungen. Ziel müsse es deshalb sein, für quali-tativ gute medizinische Leistungen mehr und für schlechte Qualität weni-ger zu bezahlen, forderte Dr. Baas. Dazu müsse Qualität aber erst einmal definiert werden. Hier seien die Ärzte und ihre Fachgesellschaften gefragt, entsprechende Qualitätsinstrumente mitzuentwickeln.

Der Neujahrsempfang der Techniker Krankenkasse hat im NRW-Gesund- heitswesen mittlerweile eine lange Tradition. Seit einigen Jahren findet er im Düsseldorfer Medienhafen statt. Zu den regelmäßigen Gästen zählen die Landesgesundheitsminis- terin, Gesundheitspolitiker aus Land- und Bundestag, die Akteure des nordrhein-westfälischen Gesund-heitswesens und Medienvertreter.

Kurz gEsagt

Medienhafen Düsseldorf

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tK spezial | Der Sachverständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, dessen Vorsitzen-der Sie sind, hat in seinem Gutachten 2009 darauf hingewiesen, dass Ge-sundheitsleistungen zukünftig besser koordiniert und auf die Bedürfnisse der Generationen und regionale Beson- derheiten abgestimmt werden müssen. Wo liegen die größten Hemmnisse in den Strukturen unseres Gesundheits-systems, die Veränderungen verhindern?

Prof. dr. med. gerlach | Als Folge einseitiger Anreizsysteme beobachten wir im internationalen Vergleich extrem hohe Arzt-Patient-Kontaktfrequenzen in deutschen Praxen sowie im stationären Sektor Angebotskapazitäten und Fall-zahlausweitungen auf Rekordniveau. Während strukturelle Fehlallokationen und falsche Anreize Mengenauswei-tungen provozieren, wird Qualität in der Regel nicht belohnt. Eine sehr inef- fiziente Konkurrenz zwischen Kliniken und Praxen verhindert zielgerichtete und gerade im Interesse chronisch Kranker notwendige sektorübergrei-fende Kooperationen.

tK spezial | Gibt es ein Erfolgsrezept für besonders erfolgreiche innovative Versorgungsmodelle?

Prof. dr. med. gerlach | Es gibt dazu leider viel zu wenige Versorgungsfor-schungs-Studien. In unserem Projekt „Innovative Versorgungsmodelle“ (siehe Kasten) sammeln und analy-sieren wir erfolgreich implementierte neue Versorgungskonzepte. Wichtige Erfolgsfaktoren dieser Modelle liegen vor allem im organisatorischen und im zwischenmenschlichen Bereich. Gebraucht werden „Kümmerer“, die Verantwortung übernehmen und an-packen. Günstig sind darüber hinaus eine schon vorher bestehende gute Zusammenarbeit, Vertrauen, Respekt, Verbindlichkeit, personelle Kontinuität aller Akteure, aber auch hohe Moti-vation und Frustrationstoleranz.

tK spezial | Welche sind die häufigs-ten Gründe, wenn Modelle scheitern?

Prof. dr. med. gerlach | Die Umset-zungsbarrieren liegen ebenfalls häufig im zwischenmenschlichen Bereich. Ein Scheitern wird wahrscheinlicher,

wenn Konkurrenzdenken und Neid vorherrschen, Probleme mit der Ab- gabe von Kompetenzen bestehen und mangelnde Risikobereitschaft sowie unterschiedliche Arbeitstempi verschiedener Akteure nicht überwunden werden. Auch ein Mangel an Personal, Räumlichkei-ten, finanziellen Mitteln sowie mangelnde Unter-stützung in Politik oder Bevölkerung stellen wichtige Barrieren dar und können gute Ansätze zum Scheitern bringen.

tK spezial | Welche Akteure zeigen im Moment die größte Innovations- und Risikobereitschaft, intelligente neue Versorgungskonzepte zu erar-beiten?

Prof. dr. med. gerlach | Vor allem direkt Betroffene haben einen ent-

sprechenden Handlungsdruck: Haus- ärzte ohne Nachfolger, Kassenärztliche Vereinigungen, die den Sicherstellungs- auftrag bald nicht mehr erfüllen können, Gemeinden und Landkreise, die von

Ärztemangel bedroht sind.

tK spezial | Welche wich- tigen Akteure zögern noch und wie kann

man sie überzeugen mitzumachen?

Prof. dr. med. gerlach | Neben den Akteuren vor Ort zögern auch die Kostenträger. Es ist für alle Beteiligten ein Ärgernis, dass das Bundesversi-cherungsamt durch rigide Prüfungen den Abschluss innovativer Verträge vielleicht ungewollt, auf jeden Fall aber systematisch behindert. Die aktuelle gesetzliche Regelung besagt, dass die Vertragspartner schon bei Vertragsabschluss nachweisen müs-sen, dass keine beitragssatzrelevante

Interview mit Professor Dr. med. Ferdinand M. Gerlach, Goethe-Universität Frankfurt am Main

„gebraucht werden Kümmerer, die Verantwortung übernehmen und anpacken“

Wir haben heute das größte Angebot dort, wo wir es am wenigsten benötigen.“

Prof. Dr. med. Ferdinand M. Gerlachwurde 1961 in Marsberg (Nordrhein-Westfalen) geboren. Er studierte Humanmedizin und Public Health an der Universität Göttingen und an der Medizinischen Hochschule Hannover. Von 1992 bis 1993 arbeitete er als wissenschaftlicher Geschäfts- führer des Norddeutschen Forschungsverbundes Public Health sowie von 1991 bis 2000 als Leiter des Arbeitsbereichs Qualitätsförderung an der Me- dizinischen Hochschule Hannover. Seit 1993 arbeitet Ferdinand Gerlach regelmäßig als Hausarzt in Ge-meinschaftspraxen mit, früher in Bremen und Kiel, heute in Frankfurt am Main.

Von 2001 bis 2004 war Prof. Gerlach Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein. Seit 2004 ist er Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin der Johann-Wolfgang- Goethe-Universität Frankfurt am Main. Professor Gerlach engagiert sich als Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienme-dizin (DEGAM). Seit 2007 ist er Mitglied im Sachver-ständigenrat zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen, 2011 wurde er stellvertretender Vorsitzender und im Juli 2012 übernahm er den Vorsitz. Seit 2013 ist Professor Gerlach zudem Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats der Techniker Krankenkasse.

zur PErsoN

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Projekt InGe – Innovative Gesundheitsmodelle

Das Institut für Allgemeinmedizin an der Johann-Wolfgang-Goethe- Universität in Frankfurt am Main informiert seit Januar 2013 in einem Onlineverzeichnis über neue Versorgungsmodelle, die bundes-weit in Deutschland entstehen. Im Rahmen des Projekts „Innovative Gesundheitsmodelle“ (InGe) baut das Institut eine umfassende Daten- bank und ein Beratungsangebot für diejenigen auf, die neue Versorgungs- ideen in ihrer Region umsetzen wollen. Das Projekt wird von der Robert-Bosch-Stiftung gefördert.

Interessierte können auf den Inter-netseiten des „InGe“-Projekts zahl-reiche innovative Beispiele für neue Versorgungsmodelle abrufen, die sich unter anderem auf medizinische, pflegerische, geriatrische oder pallia-tive Versorgung, Wohnen, Mobilität und Prävention beziehen. Mit einer Suchfunktion kann gezielt nach Mo- dellen aus unterschiedlichen Regi-onen sowie nach verschiedenen Schwerpunkten und Organisations-formen gesucht werden.

Wer sich für ein besonderes Modell interessiert, kann mit den angege-benen Projektmitarbeitern Kontakt aufnehmen und eine ausführliche Beratung in Anspruch nehmen. Im Gespräch wird dann geklärt, ob das ausgesuchte Modell für die Bedin-gungen in der eigenen Region wirk-lich „passend“ ist. Die Datenbank und das Beratungsangebot werden laufend erweitert.

Weiterführende Informationen: www.innovative- gesundheitsmodelle.de

iNformatioNKostensteigerung entsteht. Das ist natürlich ein Unding. Jede Innovation braucht Anfangsinvestitionen. Ein Pra- xisnetz beispielsweise benötigt eine EDV-Infrastruktur und Personal für eine professionelle Geschäftsführung. Der Sachverständigenrat hat dazu in Form eines Darlehensmodells bereits einen Vorschlag gemacht. Darüber hinaus raten wir dringend, die unsinnige Refinanzierungsklausel im Gesetz ersatzlos zu streichen.

tK spezial | Welche Versorgungs- strategien eignen sich für den länd- lichen Raum?

Prof. dr. med. gerlach | Wir kennen inzwischen verschiedene Strategien, die auf unterschiedlichen Ebenen ansetzen:

1. die Förderung von Landkreisen als Gesundheitsregionen (zum Beispiel in Niedersachsen),

2. der Zusammenschluss regionaler Akteure zu Gesundheitsnetzwer-ken (beispielsweise im Bereich Geriatrie),

3. die Gründung von Gesundheits- zentren (zum Beispiel das Schaaf-heimer Arzt- und Apothekenzent-rum in Hessen).

Falls bereits Ärzte fehlen, kommen Filialpraxen-Modelle, Delegations-modelle (zum Beispiel mit Gemeinde-schwestern) und Mobilitätskonzepte, die den Arzt zum Patienten oder den Patienten zum Arzt bringen, infrage.

tK spezial | Was muss sich in den Großstädten und den Ballungsräumen bewegen?

Prof. dr. med. gerlach | Wir haben heute das größte Angebot dort, wo wir es am wenigsten benötigen: in den wohlhabenden Quartieren der Großstädte. Insbesondere in schwä-cher strukturierten Vierteln leben viele Menschen, die einen besonders hohen gesundheitlichen Versorgungs-bedarf haben. Zur Reduktion sozialer Ungleichheit muss hier eine Umsteu-erung erfolgen.

tK spezial | Wie reagieren die Pati-enten auf die neuen Versorgungsfor-men, insbesondere wenn sie anstelle des Arztes von medizinischem Fach-personal betreut werden?

Prof. dr. med. gerlach | Nach unseren Erfahrungen in den meisten Fällen sehr positiv. Patienten sind nach anfäng-licher Skepsis zum Beispiel froh, dass größere Praxen erweiterte Öffnungs-zeiten haben und damit besser erreich- bar sind. Es geht auch nicht darum, dass medizinisches Fachpersonal Ärzte einfach ersetzt. Das wäre angesichts komplexer Anforderungen bei Multi-morbidität und Multimedikation auch gar nicht möglich. Es geht vielmehr darum, dass (Haus-)Ärzte und Medizi-nische Fachangestellte, ggf. mit einer Zusatzqualifikation als Versorgungsassis- tentin in der Hausarztpraxis (VERAH), oder Pflegekräfte in arbeitsteilig orga-nisierten Teams zusammenarbeiten. Das führt im Idealfall zu einer Entlas- tung der Hausärzte und gleichzeitig zu einer besseren Versorgung insbeson-dere chronisch Kranker.

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impressum

Herausgeber | Techniker Krankenkasse, Landesvertretung Nordrhein-Westfalen

Verantwortlich | Günter van Aalst redaktion | Harald Netz telefon | 02 11 - 936 00 - 29 telefax | 02 11 - 936 00 -13E-mail | [email protected] twitter | www.twitter.com/TKinNW internet | www.tk.de/lv-nordrheinwestfalen

Die Techniker Krankenkasse in NRW hat eine Vielzahl von Leistungen im Angebot, die dem Patienten einen spürbaren Vorteil bieten.

In dem Folder „Mehrleistungen in Nordrhein-Westfalen“ präsentiert die TK eine Übersicht ihrer regionalen Ver-sorgungsangebote mit spezialisierten Ärzten, Kliniken und Rehaeinrichtungen. Die Versorgungslandkarte gibt einen schnellen Überblick, an welchen Stand- orten welche Mehrleistungen zur Ver-fügung stehen.

Bei allen Kooperationspartnern sind vertraglich spezielle Servicestandards – wie schnelle Termine und geringe Wartezeiten – vereinbart worden. Bei vielen Partnern konnten zudem medi-zinische Leistungen eingekauft werden, die über den normalen Leistungskata-log der gesetzlichen Krankenkassen hinausgehen.

VersorgungslandkarteMehrleistungen in Nordrhein-Westfalen

Die mehr als 200 Verträge zu den „Mehrleistungen der TK in NRW“ sind nach sieben medizinischen Indikations- bereichen und den jeweiligen Stand- orten gegliedert. Ob Orthopädie, Kar-diologie, Onkologie, Geburtsmedizin, psychische Behandlung, ambulante und Augenchirurgie oder Neurologie und Schmerzbehandlung: TK-Versicher-te müssen sich nicht mit dem Stan-dardangebot zufriedengeben, wenn es um ihre Gesundheit geht. Im Gegen-satz zu vielen anderen Krankenkassen übernimmt die TK zum Beispiel Kosten für Naturarzneimittel, sportmedizinische Untersuchungen oder die Zweitmei-nung vor einer Rücken-Operation.

folder als Pdfunter www.tk.de, Webcode: 625310

Im Februar hat die Techniker Kranken-kasse (TK) in Nordrhein-Westfalen mit dem Versand von Verrechnungs-schecks an ihre mehr als 1,5 Millionen Mitglieder begonnen. Sie erhalten für die Jahre 2013 und 2014 eine Divi-dende von insgesamt bis zu 160 Euro. Damit werden allein in NRW rund 250 Millionen Euro an die TK-Mitglieder ausgezahlt. Bundesweit schüttet die Kasse rund eine Milliarde Euro an ihre Mitglieder aus.

Wer am 1. Januar 2014 in der TK Mitglied ist und Beiträge zahlt, erhält einmalig 80 Euro. Kunden, die bereits im vergangenen Jahr Mitglied waren, erhalten eine weitere Dividende von bis zu 80 Euro. Aber auch diejenigen, die erst im Laufe dieses Jahres zur TK wechseln, können noch in den

tK-dividendeTK zahlt Mitgliedern in NRW rund 250 Millionen Euro Dividende

Genuss der Zahlung kommen, denn ein zweiter Stichtag ist der 1. Dezember 2014.

Erfolgsbeteiligung: Die TK zahlt ihren Mitgliedern eine Dividende

Um 80.000 Mitglieder und insge-samt 89.000 Versicherte ist die TK im vergangenen Jahr in NRW gewachsen. Damit sind heute 2,17 Millionen Menschen bei der TK in NRW versichert, davon 1,55 Milli- onen als zahlende Mitglieder. Bun-desweit versichert die TK 8,68 Milli-onen Menschen.

Kurz gEsagt

mehr informationenunter www.tk.de, Webcode: 480064

MehrleistungenDie TK in Nordrhein-Westfalen

bietet viele Vorteile

Auf einen Blick: Mehrleistungen für TK-Versicherte in NRW