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vorwärts März 2011 www.spd-thueringen.de Thüringen 100 Jahre und kein bisschen leise… …sind wir Frauen in diesen Tagen. Mit Stolz kann die Frauenbewegung rund um den 100. Internationalen Frauen- tag auf viele Errungenschaften zurück- blicken. Ob Frauenwahlrecht, Mutter- schutzgesetz, die verfassungsrechtli- che Gleichstellung, Anti-Baby-Pille, das Recht auf Abtreibung oder Kampf ge- gen häusliche Gewalt, viel haben wir erreicht und doch sind wir längst nicht am Ziel. Die jüngsten Diskussionen um die Ver- tretung von Frauen in Unternehmens- vorständen und Aufsichtsgremien zeigt, dass die alte Blockadefront älte- rer Herren immer noch funktioniert. Und sie zeigt auch, dass eine Frau an der Regierungsspitze nicht zwangs- läufig für eine moderne Frauenpoli- tik steht. Die Sozialdemokratie hat sich in den letzten 100 Jahren als verlässli- cher Partner der Frauen in Deutschland erwiesen. Gemeinsam haben wir viel erreicht und sind doch nicht am Ziel, denn vor allem gelebte Gleichberechti- gung ist eine dauerhafte Aufgabe. Herzlichst Eure Heike Taubert ediTorial Im Rahmen der großen Sammelaktion, zu der die ASF Thüringen im letzten Jahr aufgerufen hatte, kam es nicht zuletzt aufgrund des großen Engagements der früheren Landtagsabgeordneten Rose- marie Bechtum zu Spenden in Höhe von 5113,38 Euro für das Frauenzentrum in Erfurts westafrikanischer Partnerstadt Kati (Mali). Anfang Februar dieses Jahres konnten Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bau- sewein und die ASF-Landesvorsitzende Cornelia Klisch die Gesamt-Spendenein- nahmen der Aktion in Höhe von 25.000 Euro für die Grundsteinlegung eines Frauenzentrums in der westafrikani- schen Stadt übergeben. Hauptteile des Zentrums sind neben ei- ner Färberei und Schneiderei, auch Räu- me für die weitere Ausbildung von Frau- en, insbesondere auch die Fortsetzung von Bildungsmaßnahmen. Viele Frauen leiden in Mali Analphabetismus und auch wenn bis zur sechsten Klasse etwa fünfzig Prozent der Mädchen die Schule besuchen, so wird doch spätestens ab dem vierzehnten Lebensjahr die Ausbil- dung der Mädchen beendet, da sie in die- sem Alter entweder verheiratet werden oder bereits Kinder bekommen. Insbesondere für Frauen die früh verwit- wen oder sich aus anderen Gründen von ihren Ehemännern trennen, ist es sehr schwer ihre Familien durch eigene Ar- beit oder eigene Einkünfte versorgen zu können. Bittere Armut ist oft die Folge. Umso bemerkenswerter ist es, welche unschätzbare Leistungen die Frauen tag- täglich erbringen. Oft sind sie die wich- grenzenlose solidariTäT Über 5000 Euro für Frauen in Westafrika tigste Stütze des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gefüges in West- afrika. Cornelia Klisch warb beim Besuch der Delegation des Erfurter Stadtrates des- halb nicht nur für den Aufbau des Frau- enzentrums, sondern auch für dessen Akzeptanz und intensive Nutzung. Die vielen fröhlichen Gesichter bei der Grundsteinlegung waren dabei der größte Dank für alle Spenderinnen und Spender aus ganz Thüringen. grundsteinlegung für den bau eines Frauenzentrums im westafrikanischen kati. susanne köhler Nein. In dieses Lamento werde ich nicht einstimmen. Frauen, überlegt doch mal, wie gut wir es inzwischen haben! Wir dürfen nicht nur wählen, sondern sogar auch gewählt werden – gesetzt den Fall, wir können uns gegen unsere männli- che Gegenkandidaten zur Wehr setzen und bekommen Beruf, Ehrenamt und Fa- milie unter einen Hut. Und schon allein das Wort „Beruf“ muss wie Zucker auf unseren über Jahrhunderte ausgehun- gerten Lippen schmecken: Schon seit glosse 100 Jahre FrauenTag – und noch nichTs erreichT? von Susanne Köhler (stellv. Landesvorsitzende ASF Thüringen) mehr als 30 Jahren dürfen selbst Frauen in den alten Bundesländern ohne schriftliche Einwilligung ihrer Ehemän- ner eine Stelle annehmen, einfach so! Das ist auf keinen Fall nichts, aber natür- lich gibt es noch mehr. Frauenparkplätze zum Beispiel. Sie sollen die Sicherheit der Frauen erhöhen, da sie videoüberwacht werden oder nahe an Fluchtwegen gele- gen sind. (Sie sollen übrigens nicht, wie die meisten Leute denken, durch ihre ex- trabreiten Dimensionen die Autos der Männer vor den Unfähigkeiten der Frau- en schützen. Das ist auch überflüssig, da das perfekte Frauenauto – noch so eine wunderbare Errungenschaft – sowieso nur eine extrem kompakte fahrbare Ein- kaufstasche ist.) Dann gibt es natürlich eine extra Beauf- tragte. Was den ausländischen Mitbür- gern, Senioren und behinderten Men- schen gewährt wird, soll auch den Frau- en gegönnt werden – gleiches Recht für alle Minderheiten der Gesellschaft. Doch damit nicht genug. Frauen haben sogar vier ganze Tage im Jahr, an denen die ganze Welt nur auf sie schaut. Als erstes ist da der Internationale Frauentag zu nennen, der jetzt 100. Geburtstag hat. ... ForTseTzung auF seiTe 4

vorwärts Thüringen - 03/2011

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Informationen der Thüringer Sozialdemokratie

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vorwärts März 2011 www.spd-thueringen.deThüringen

100 Jahre und kein bisschen leise……sind wir Frauen in diesen Tagen. Mit Stolz kann die Frauenbewegung rund um den 100. Internationalen Frauen-tag auf viele Errungenschaften zurück-blicken. Ob Frauenwahlrecht, Mutter-schutzgesetz, die verfassungsrechtli-che Gleichstellung, Anti-Baby-Pille, das Recht auf Abtreibung oder Kampf ge-gen häusliche Gewalt, viel haben wir erreicht und doch sind wir längst nicht am Ziel.

Die jüngsten Diskussionen um die Ver-tretung von Frauen in Unternehmens-vorständen und Aufsichtsgremien zeigt, dass die alte Blockadefront älte-rer Herren immer noch funktioniert. Und sie zeigt auch, dass eine Frau an der Regierungsspitze nicht zwangs-läufig für eine moderne Frauenpoli-tik steht. Die Sozialdemokratie hat sich in den letzten 100 Jahren als verlässli-cher Partner der Frauen in Deutschland erwiesen. Gemeinsam haben wir viel erreicht und sind doch nicht am Ziel, denn vor allem gelebte Gleichberechti-gung ist eine dauerhafte Aufgabe.

HerzlichstEure Heike Taubert

ediTorial

Im Rahmen der großen Sammelaktion, zu der die ASF Thüringen im letzten Jahr aufgerufen hatte, kam es nicht zuletzt aufgrund des großen Engagements der früheren Landtagsabgeordneten Rose-marie Bechtum zu Spenden in Höhe von 5113,38 Euro für das Frauenzentrum in Erfurts westafrikanischer Partnerstadt Kati (Mali).Anfang Februar dieses Jahres konnten Erfurts Oberbürgermeister Andreas Bau-sewein und die ASF-Landesvorsitzende Cornelia Klisch die Gesamt-Spendenein-nahmen der Aktion in Höhe von 25.000 Euro für die Grundsteinlegung eines Frauenzentrums in der westafrikani-schen Stadt übergeben.Hauptteile des Zentrums sind neben ei-ner Färberei und Schneiderei, auch Räu-me für die weitere Ausbildung von Frau-en, insbesondere auch die Fortsetzung von Bildungsmaßnahmen. Viele Frauen leiden in Mali Analphabetismus und auch wenn bis zur sechsten Klasse etwa fünfzig Prozent der Mädchen die Schule besuchen, so wird doch spätestens ab dem vierzehnten Lebensjahr die Ausbil-dung der Mädchen beendet, da sie in die-sem Alter entweder verheiratet werden oder bereits Kinder bekommen.Insbesondere für Frauen die früh verwit-wen oder sich aus anderen Gründen von ihren Ehemännern trennen, ist es sehr schwer ihre Familien durch eigene Ar-beit oder eigene Einkünfte versorgen zu können. Bittere Armut ist oft die Folge.Umso bemerkenswerter ist es, welche unschätzbare Leistungen die Frauen tag-täglich erbringen. Oft sind sie die wich-

grenzenlose solidariTäTÜber 5000 Euro für Frauen in Westafrika

tigste Stütze des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Gefüges in West- afrika.Cornelia Klisch warb beim Besuch der Delegation des Erfurter Stadtrates des-halb nicht nur für den Aufbau des Frau-enzentrums, sondern auch für dessen Akzeptanz und intensive Nutzung. Die vielen fröhlichen Gesichter bei der Grundsteinlegung waren dabei der größte Dank für alle Spenderinnen und Spender aus ganz Thüringen.

grundsteinlegung für den bau eines Frauenzentrums im westafrikanischen kati.

susanne köhler

Nein. In dieses Lamento werde ich nicht einstimmen. Frauen, überlegt doch mal, wie gut wir es inzwischen haben! Wir dürfen nicht nur wählen, sondern sogar auch gewählt werden – gesetzt den Fall, wir können uns gegen unsere männli-che Gegenkandidaten zur Wehr setzen und bekommen Beruf, Ehrenamt und Fa-milie unter einen Hut. Und schon allein das Wort „Beruf“ muss wie Zucker auf unseren über Jahrhunderte ausgehun-gerten Lippen schmecken: Schon seit

glosse

100 Jahre FrauenTag – und noch nichTs erreichT?von Susanne Köhler (stellv. Landesvorsitzende ASF Thüringen)

mehr als 30 Jahren dürfen selbst Frauen in den alten Bundesländern ohne schriftliche Einwilligung ihrer Ehemän-ner eine Stelle annehmen, einfach so! Das ist auf keinen Fall nichts, aber natür-lich gibt es noch mehr. Frauenparkplätze zum Beispiel. Sie sollen die Sicherheit der Frauen erhöhen, da sie videoüberwacht werden oder nahe an Fluchtwegen gele-gen sind. (Sie sollen übrigens nicht, wie die meisten Leute denken, durch ihre ex-trabreiten Dimensionen die Autos der

Männer vor den Unfähigkeiten der Frau-en schützen. Das ist auch überflüssig, da das perfekte Frauenauto – noch so eine wunderbare Errungenschaft – sowieso nur eine extrem kompakte fahrbare Ein-kaufstasche ist.)

Dann gibt es natürlich eine extra Beauf-tragte. Was den ausländischen Mitbür-gern, Senioren und behinderten Men-schen gewährt wird, soll auch den Frau-en gegönnt werden – gleiches Recht für alle Minderheiten der Gesellschaft. Doch damit nicht genug. Frauen haben sogar vier ganze Tage im Jahr, an denen die ganze Welt nur auf sie schaut. Als erstes ist da der Internationale Frauentag zu nennen, der jetzt 100. Geburtstag hat.

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T h ü r i n g e n2 03/2011 vorwärtseXTra

sTandorTbesTiMMung MiT blick nach aFghanisTanPodiumsdiskussion am 8. März: 100 Jahre Frauentag

im landtag diskutieren Thüringens sozialministerin heike Taubert, die ärztin dr. cornelia klisch, die Journalistin karin Vollrath sowie die Politikwissenschaft-lerin Frangis spanta (von links).

100 Jahre Internationaler Frauentag – mit einer großen Veranstaltung im Thüringer Landtag würdigt die SPD-Fraktion dieses bedeutende Jubiläum.

Drei Thüringerinnen mitten aus dem Leben - die Journalistin Karin Vollrath, die Ärztin Dr. Cornelia Klisch sowie Sozialministerin Hei-ke Taubert - wollen in einer Podiumsdiskussion beleuchten, wo mo-derne Frauen zu Beginn des 21. Jahrhundert stehen. Schließlich sind die Lebensentwürfe Thüringer Frauen so unterschiedlich wie die Frauen in Thüringen selbst. Junge Frauen stehen dabei beispielswei-se noch immer vor der Frage, ob sie Kind(er) und Karriere miteinan-der vereinbaren können und wollen. Der Blick auf Thüringen und die Verhältnisse in Deutschland sollen an diesem Nachmittag aber nicht die einzige Perspektive bleiben. „International“ will die SPD-Fraktion an diesem Abend nämlich tatsächlich sein. Stellvertretend für die vielen Frauen in dieser Welt wird eine junge Frau aus Afgha-nistan - Frangis Spanta - den Blick auf die Regionen lenken, in denen es Frauen besonders schwer haben. Frangis Spanta arbeitet zurzeit als Projektkoordinatorin an der Wil-ly Brandt School of Public Policy in Erfurt, wo sie für die Ausbildung künftiger afghanischer Führungskräfte zuständig ist. Sie hält sich aber auch regelmäßig in Afghanistan auf, um beim Wiederaufbau zu helfen.

Termin: dienstag, 8. März 2011, 17:00 uhr, Foyer des Thüringer landtags, mit anschließendem empfang mit dem sPd-landes-vorsitzenden christoph Matschie.

Als „Meilenstein für Thüringen“ hat SPD-Fraktionsvorsitzender Uwe Höhn das Landesprogramm für Demokratie, Tole-ranz und Weltoffenheit bezeichnet, das von Sozialministerin Heike Taubert (SPD) im Januar-Plenum dem Thüringer Land-tag in einer Regierungserklärung vorge-stellt wurde. Mit diesem Programm be-steht nun die Möglichkeit, dem Rechts-extremismus auch fiskalisch untersetzt und auf breiter zivilgesellschaftlicher Ebene wirksam entgegenzutreten. „Dass das nötig ist beweisen nicht zuletzt die leider immer wieder vorkommenden Übergriffe Rechtsextremer, die nicht sel-ten schwerste Verletzungen oder gar den Tod der Opfer zur Folge haben“, sagte der SPD-Abgeordnete Peter Metz in seiner Rede zur Regierungserklärung. Das Pro-gramm nimmt aber auch die Mitte der Gesellschaft in den Blick, in der rechtsex-tremes Gedankengut auch immer mehr vertreten ist. So sollen etwa Lehrer fort-gebildet und lokale Aktionspläne in je-dem Landkreis erarbeitet werden. Denn zur Bekämpfung des Rechtsextremismus gehöre „eine starke entschlossene und empörte Zivilgesellschaft“, betonte Metz.Eine Besonderheit des Landesprogramms ist seine Entstehungsgeschichte. Die Lan-desregierung wurde durch einen ge-meinsamen Beschluss aller Fraktionen mit der Erarbeitung beauftragt. Der Re-

gierung und besonders der SPD-Frakti-on lag jedoch daran, die Erarbeitung des Landesprogramms nicht bloß als minis-terielle Aufgabe zu betrachten, sondern alle an der Erarbeitung Interessierten mit einzubeziehen. Deshalb wurden von Beginn an Vertreter von über 50 Institu-tionen, wie der Kirche oder den Gewerk-schaften, am Erarbeitungsprozess betei-ligt. Das Programm fußt somit auf einem breiten Konsens.

Mit zahlreichen Veranstaltungen wurde Anfang Februar der internationale „Safer Internet Day“ begangen. Dies war Anlass für die justizpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dorothea Marx, spürbare Verbesserungen beim Daten-schutz zu fordern. „Datenschutz, so wie er in Thüringen praktiziert wird, ist nicht mehr zeitgemäß“, kritisierte Marx ins-besondere die getrennten Zuständigkei-ten beim Datenschutz im Freistaat. Wäh-rend der Datenschutzbeauftragte für das staatliche Handeln verantwortlich sei, kümmere sich das Landesverwaltungs-amt ausschließlich um die privaten Da-tenverarbeiter. „Der Sinn dieser Regelung ist keinem Bürger zu vermitteln“, so die Justizpolitikerin. Marx bekräftigte des-halb ihre Forderung nach einer einheit-lichen Zuständigkeit des Datenschutzbe-

auftragten – sowohl für den staatlichen als auch für den privaten Bereich. Sie macht zudem darauf aufmerksam, dass die Privatsphäre im Internet keines-wegs nur durch das Agieren in sozialen Netzwerken wie Schüler- oder StudiVZ oder facebook gefährdet sei. Nicht weni-ger dramatisch sei die alltägliche Preis-gabe und Verarbeitung persönlicher Da-ten bei Einkäufen im Internet oder der Benutzung von Suchmaschinen wie google. „Datenspuren jedes Nutzers wer-den miteinander verknüpft, um daraus zu kommerziellen Zwecken Persönlich-keitsprofile zu erstellen“, sagt Marx. Die Justizpolitikerin: „Es ist daher höchs-te Zeit, Aufklärung und Widerspruchs-möglichkeiten über Profilbildung im Netz zu verstärken.“ Es könne nicht sein, dass streng reglementierte Zugriffsrech-

den rechTseXTreMisMus wirksaM bekäMPFenSozialministerin hielt Regierungserklärung zum Landesprogramm für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit

PriVaTsPhäre iM inTerneT besser schüTzenJustizpolitikerin Marx: Datenschutz in Thüringen künftig durch eine Stelle koordinieren / Mehr Aufklärung über Gefahren

» Datenschutz, so wie er in Thüringen praktiziert wird, ist nicht mehr zeitgemäß«Dorothea Marx

te des Staates auf Nutzerdaten zur Be-kämpfung schwerer Straftaten mit Ar-gusaugen beobachtet würden, während einer willkürlichen Ausforschung von Konsumenten und Nutzern im Inter-net zu kommerziellen Zwecken mit Un-kenntnis oder Gleichgültigkeit begegnet werde.

iMPressuM

seiten 1, 4: SPD-Landesverband Thüringen Juri-Gagarin-Ring 37, 99084 ErfurtTelefon: (0361) 2 28 44 -0

seiten 2, 3: SPD-Fraktion im Thüringer LandtagJürgen-Fuchs-Straße 1, 99096 ErfurtTelefon: (0361) 3 77 23 36

satz/layout: Dirk Malewski

Anzeigen: Berliner vorwärts Verlagsgesellschaft mbH

heike Taubert engagiert gegen rechts: die sozial-ministerin beim Probesitzen der sPd im Vorfeld eines geplanten nazi-aufmarsches in erfurt.

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T h ü r i n g e n03/2011 vorwärtseXTra 3

Anrührende Bilder aus einer anderen Zeitdie Fotoausstellung „siebenbürgen“ des Thüringer Fotografen andreas ber-ner (im Foto rechts) ist in diesen Tagen auf der etage der sPd-Fraktion im Thü-ringer landtag zu sehen. andreas berners interesse als Fotograf gilt nicht der gegenwart, nicht dem Flüchtigen. auf seinen reisen sucht er nach dingen außerhalb unserer zeitrechnung – denkmälern des Verschwindens, wie sie beispielsweise im rumänischen siebenbürgen zu finden sind. die atmosphä-rischen bilder zeigen alte orgeln, verfallene kirchenburgen und dorfansich-ten, aber auch Menschen, die dem betrachter unverstellt entgegenblicken. entstanden sind die bilder auf einer reise im Jahr 2009, auf der berner von der erfurter dichterin nancy hünger begleitet wurde. „kunstvoll im gang“ heißt die ausstellungsreihe, zu der die sPd-Fraktion im Thüringer landtag nun schon seit vielen Jahren einlädt. sie ist zu einem beliebten Forum für künstler und kunstfreunde aus der region geworden ist.

„Vollkommen unver-ständlich“ ist für SPD-Frauenpolitikerin Birgit Pelke, dass derzeit von 187 Vorstandsmitglie-dern deutscher DAX-Unternehmen nur vier weiblich sind.

Die gleichstellungspolitische Spreche-rin der SPD-Fraktion unterstützt deshalb die Forderung nach einer gesetzlichen Frauenquote in den Führungsetagen der Wirtschaft. „Die Wirtschaft hatte lange genug Zeit, um die im Grundgesetz fest-geschriebene Gleichstellung von Mann und Frau auch in der Praxis umzusetzen“, so die Landtagsabgeordnete. Die Politik müsse deshalb mit verbindlichen Regeln die Unternehmen zur Einstellung von mehr Frauen in Führungspositionen ver-pflichten. „Auf Freiwilligkeit haben wir lange genug gesetzt“, so Pelke. Sie fordert daher eine Frauenquote von 40 Prozent

in Vorständen und Aufsichtsräten deut-scher Unternehmen. „Die Argumentation vieler Wirtschafts-vertreter, wonach Frauen für Führungs-positionen zumeist schlechter qualifi-ziert seien als männliche Mitbewerber, ist schlicht diskriminierend und längst nicht mehr zutreffend“, sagt Pelke. Den klaren Widerspruch der Frauenpo-litikerin erntete der Erfurter IHK-Präsi-denten Dieter Bauhaus. Dieser hatte aus-geführt, für mehr Gleichstellung aus-schließlich auf einen Umbruch in der deutschen Unternehmenskultur zu set-zen. „Ein solcher Umbruch wird erst dann erfolgen, wenn mehr Frauen an der Unternehmensführung beteiligt sind und über die Politik des Unterneh-mens mitentscheiden können“, prophe-zeit SPD-Frau Pelke. Erst dann entstünde die zwingende Notwendigkeit, Struktu-ren zu verändern und etwa für flexiblere Arbeitszeiten und die bessere Vereinbar-keit von Familie und Beruf zu sorgen.

nichT länger auF FreiwilligkeiT seTzenPelke unterstützt Forderung nach Frauenquote in Führungspositionen

birgit Pelke

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T h ü r i n g e n4 03/2011 vorwärtseXTra

Frauen und Technik: Zwei Welten pral-len aufeinander! Weder Jahrzehnte des aktiven Feminismus in Deutschland West noch der relativ hohe Frauenanteil in technischen und Ingenieurberufen in Deutschland Ost vermochten das Vorurteil beseitigen, dass Technik Män-nersache sei. Doch ich bin immer stolz darauf gewesen, Frau und Ingenieurin zu sein. Die Kombination verrät aber immer noch die Zugehörigkeit zu einer raren Spezies. Und das, obwohl junge Frauen in Deutschland zu der am bes-ten ausgebildeten Frauengeneration al-ler Zeiten gehören. Die Studien-, Ausbildungs- und Schul-abschlüsse der Mädchen sind – so wird es immer wieder berichtet – seit vielen Jahren im Schnitt besser als die ihrer männlichen Mitschüler oder Studenten. Außerdem zeigen sie im Gegensatz zu diesen auch mehr soziale Kompetenz und eine höhere Mobilität. Trotzdem sind Frauen hierzulande in technischen und naturwissenschaftlichen Berufen nach wie vor deutlich unterrepräsen-tiert. Dies schränkt ihre beruflichen Perspektiven ein und bedeutet einen gesellschaftlichen Verlust an Potenzial, der vor dem Hintergrund künftigen Nachwuchsmangels im Ingenieurbe-reich fahrlässig in Kauf genommen wird.

Der Frauenanteil der Hochschulabsol-venten in Deutschland liegt bei 50,8 Prozent. Doch nur 19,9 Prozent der Phy-sik- und Astronomiestudenten sind Frauen und in der Elektrotechnik be-trägt ihr Anteil verheerende 8,9 Pro-zent! Auch Männer haben erkannt, dass der Frauenmangel in den Ingenieurbe-rufen ein echter gesellschaftlicher Mangel und ein handfestes ökonomi-sches Problem ist. Und Firmen haben

ein Eigeninteresse an technisch hoch qualifizierten Frauen identifiziert. Um genau diese Entwicklung zu stär-ken, rief Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn im Jahr 2001 den ersten Girls‘ Day ins Leben. Diese bun-desweite Aktion legt den Schwerpunkt auf technische und techniknahe Berufe und ermöglicht jungen Schülerinnen erste Einblicke in die berufliche Praxis.

Die Unterrepräsentation von Frauen be-zieht sich jedoch nicht nur auf techni-sche Berufe. Auch in der Politik brau-chen wir mehr Frauen! Aus diesem Grund ermöglicht die SPD-Bundestags-fraktion auch dieses Jahr am 14. April zum Girls‘ Day 60 Mädchen, Abgeord-neten bei ihrer Arbeit über die Schulter zu schauen.

Da die Einsichtigen in Politik und Wirt-schaft das Problem offenbar gezielt an-gehen, könnte man meinen, dass alles zum Besten bestellt sei. Doch junge Frauen zu unterstützen, erfordert von der Politik Ausdauer und Hartnäckig-keit. Deshalb werde ich mich als ehren-amtliche Präsidentin des Zentralver-bandes der Ingenieurvereine für mehr Frauen in technischen Berufen auch künftig intensiv dieser Aufgabe wid-men.

die sPd graTulierTzum 80. geburtstag:Dieter PotykaHans-Joachim Barth

zum 75. geburtstag:Karl KanisWalter GrossHans-Joachim HanfKarl-Heinz LisieckiHeinz PoppnerJoachim JahnGudrun Galle

zum 70. geburtstag:Eckard MangVolker HildmannHans-Werner RühlingHans-Joachim SelkKarl BrennHilmar Rieder

zum 65. geburtstag:Siegfried SchulzKlaus Engelhardt

zum 60. geburtstag:Rainer KrumbeinGudrun SchreiberPeter SchmidtChristoph StadeWolfgang RichterEyke Siebecke

wir dankenfür 40 Jahre MitgliedschaftMichael Diefenbach

für 25 Jahre MitgliedschaftWolfgang Borde

für 10 Jahre MitgliedschaftThomas KretschmerJens GünzerodtAngela SchubertSebastian ZimmermannBernd WagnerUlf GrießmannGabriele Matzulla

berücksichtigt bis 26.02.11

TerMi n e

Mi 09.03. | 18:00 Uhr Politischer aschermittwoch(Arnstadt, Goldene Henne)

Fr 11.03. - sa 12.03.„kaminabend & mehr“Erfahrungsaustausch sozi-aldemokratischer Frauen (Tiefurt bei Weimar) Anmeldung & Info: 0361-228440 oder [email protected]

Mo 14.03. | 18:00 Uhraktivierungstreffen arbeits-kreis christen in der sPd (Erfurt, Landesgeschäfts-stelle)Anmeldung: 0361-228440 oder [email protected]

FrauenPower brauchT das land!von Iris Gleicke, Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Geschäftsführerin der SPD-Fraktion

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100 Jahre erheben Frauen nun schon die gleichen Forderungen – das wirft so-wohl ein gutes Licht auf die Ausdauer und den unermüdlichen Optimismus der Frauen wie auch auf die hartnäckige Resistenz der Gesellschaft gegen ihre Forderungen, zumindest gegen die wirk-lich wichtigen. Dann gibt es noch, gleich im Anschluss, den Equal Pay Day, an dem die Frauen mit roten Handtaschen darauf aufmerksam machen dürfen, dass sie weniger Geld für mehr Arbeit verdienen – nicht dass sich dadurch tat-sächlich etwas ändert, aber es ist doch jedes Jahr wieder ein guter Grund, etwas von dem wenigen Geld für eine schöne rote Handtasche auszugeben. Beim Girl‘s Day schließlich dürfen junge Mädchen und Frauen einen Tag lang den Duft der männlichen Berufswelt schnuppern. Damit wäre das dann auch erledigt und den Rest des Jahres überlassen wir die-ses etwas strenge Parfum lieber wieder

den Männern. Der vierte Tag des Jahres, der sich ganz den Frauen widmet, ist schließlich der schönste, denn er ist nicht von solch hässlichen unterschwel-ligen Kampftönen begleitet wie die an-deren drei, sondern widmet sich dem Al-lersüßesten, was das Frauenleben zu bie-ten hat: der Mutterschaft. Blumen, Her-zen und Gedichte (Bist immer fleißig im Betrieb, Mutti, ich hab dich lieb!), zur höchsten Glückseligkeit sogar Frühstück ans Bett – das macht die Frauen und den Handel froh! Vier Tage im Jahr, liebe Frauen. Und nur die ganz bösen Zungen behaupten, die restlichen 361 seien Män-nertage.

Natürlich gibt es noch viel mehr. Frauen-bücher, Frauenzeitschriften und sogar ein Frauenmagazin im Fernsehen. Es gibt einen Sehtest für Frauen (den mit den Schuhen) und natürlich jede Menge exklusive Einkaufsmöglichkeiten für das schwache Geschlecht. Als besonders lobenswert sei hier die Eröffnung des

ersten Spezialgeschäftes für Vollver-schleierung in Berlin hervorgehoben. Weiße Damenschokolade und Sekt in der Dose runden das Angebot angemes-sen ab.

Dass mir also bloß niemand auf die Idee kommt, zum 100. Geburtstag des Frau-entages nicht rückhaltlos zu gratulieren, sondern immer noch zu meckern. Habt einfach Freude daran, euer kompaktes Frauenauto auf dem nahe dem Firmen-eingang gelegenen Frauenparkplatz ab-zustellen, eure rote Handtasche vom Rücksitz zu nehmen, in der sich ausrei-chend Frauenbücher und -zeitschriften für die Mittagspause befinden sowie weiße Damenschokolade für zwischen-durch und eine Dose Sekt für alle Fälle, und euer geräumiges Büro in der Vor-standsetage aufzusuchen. Zugegeben, das ist vielleicht etwas dick aufgetragen. Aber die weiße Schokolade würden wir zur Not auch den Männern überlassen.

iris gleicke Mdb

100 Jahre FrauenTag – und noch nichTs erreichT? (FoRTSETZUnG)