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Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011Die Themen:EUROPA IN DER KRISE,REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE,GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN
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Die Sorgen über die hohe Staatsverschuldung, insbesondere in Griechenland, führ-
ten an den globalen Aktienmärkten im dritten Quartal zu starken Verlusten. REITs
konnten sich von dieser Entwicklung zwar nicht abkoppeln, entwickelten sich aber
besser als der breite Markt. Nordamerikanische und asiatische REITs konnten ihre
europäischen Pendants, die unter der Eurokrise besonders leiden, klar übertreffen.
–> Mehr dazu ab Seite 2
Seit Harry M. Markowitz seine moderne Portfoliotheorie veröffentlichte, gelten De-
pots als besonders risikoarm, wenn sie viele unterschiedliche, nicht miteinander
korrelierende Anlageklassen umfassen. Doch in der Finanzkrise schienen diese Regeln
teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. Eine Studie der amerikanischen NAREIT ist nun
zu dem Ergebnis gekommen, dass REITs in einem gemischten Portfolio selbst in
Krisenzeiten hilfreich sind. –> Mehr dazu ab Seite 5
Die Politik hat beschlossen: Ein Schuldenschnitt für Griechenland soll kommen. Doch
die genaue Ausgestaltung ist noch unklar. Vassilis Sotiropoulos, Analyst beim grie-
chischen Finanzdienstleister Guardian Trust Securities, und Wassilis Aswestopoulos,
Journalist und Buchautor, diskutieren über harte Brüche und sanfte Methoden,
notwendige Sparmaßnahmen und Einstiegschancen für mutige Anleger.
–> Mehr dazu auf Seite 7
EDITORIAL
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
seit Anfang Juli gibt es mit der Immobi-
lienaktiengesellschaft Prime Office den
vierten REIT in Deutschland. Das Unter-
nehmen hatte unmittelbar nach Einfüh-
rung der sogenannten G-REITs Anfang
2007 den Vor-REIT-Status angenommen.
Nachdem die Finanzkrise das erwartete
Wachstum des deutschen REIT-Marktes
aufgehalten hatte, verbesserte sich 2010
das Umfeld. Die aktuellen Börsentur-
bulenzen haben den Immobilienaktien-
markt aber wieder durcheinandergewir-
belt (Seiten 2 bis 4). Doch Anleger sollten
Ruhe bewahren: Eine aktuelle Studie der
National Association of Real Estate
Investment Trusts (NAREIT) zeigt, dass
REIT-Investitionen das Renditeniveau
eines Portfolios erhöhen können und
sogar in Krisenzeiten Potenzial besteht
(Seiten 5 bis 6). Diesen „Trumpf“ müssen
REITs in Deutschland noch ausspielen.
Bislang machen G-REITs mit einer
Marktkapitalisierung von 1,16 Milliarden
Euro einen nur geringen Prozentsatz der
REIT-Marktkapitalisierung in Europa aus.
Und derzeit wird das Wachstum der
deutschen REITs abermals aufgehalten.
Die Griechenlandkrise ist Herausforde-
rung für den gesamten Euromarkt und
lässt die Anleger vorsichtiger agieren.
So musste Prime Office einen zweiten
Börsen-Anlauf starten und den IPO-Preis
senken. Lesen Sie die Meinung unserer
Experten zu Ursache und Hintergründen
der aktuellen Krise (Seiten 5 bis 8).
Ihr
Mario Caroli
Ein Informationsdienst über Immobilienaktien und REITs
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011
Immobilienaktienmarkt aktuell
EUROPA IN DER KRISE
Asset Allocation
REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE
Expertendiskussion
„GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN“
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Der REIT-InvestorDer REIT-InvestorINKLUSIVE SONDERTHEMA:
»Schwerpunkt Europa«
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
SEITE 2
Seit Ende Juli befinden sich die Aktien-
märkte in einem bedauernswerten
Zustand. Die Sorgen um die hohe
Schuldenlast der USA, vor allem aber
einiger europäischer Länder drückten
aufs Gemüt der Anleger. Ende Juli
standen die USA im Fokus des Interes-
ses, weil Regierung und Opposition um
eine Erhöhung der Schuldenobergrenze
rangen, die dann Anfang August gerade
noch rechtzeitig vereinbart wurde. In
den Wochen danach ging es vor allem
um die kritische Situation in Südeuropa,
insbesondere Griechenland, dessen
Pleite droht. Die Verhandlungen der Ver-
treter des Internationalen Währungs-
fonds, der EZB und der EU-Kommission
mit der griechischen Regierung über
weitere Finanzhilfen verliefen stockend.
Athen sagte drastische Sparmaßnahmen
als Bedingung für Unterstützung zu. Der
Widerstand in der Bevölkerung dagegen
wird allerdings groß sein. Ein Schulden-
schnitt wurde mittlerweile beschlossen.
Entsprechend hart wurden die franzö-
sischen Banken mit ihren großen
Engagements in den Peripherieländern
getroffen.
MARKTBERICHT DEUTSCHLAND
Die Wertentwicklung im dritten
Quartal war schlecht. Deutsche Immo-
bilien aktien verloren gemessen am E&G
DIMAX, dem Index des Bankhauses
ELLWANGER & GEIGER für deutsche
Immobilienaktien, rund zwölf Prozent.
Erfreulich war hingegen, dass die Prime
Office REIT AG Mitte September in den
SDAX aufgenommen wurde. Das
Münchner Unternehmen, das 14 Bü-
roimmobilien hält, ist neben Alstria Of-
fice und Hamborner inzwischen der
dritte REIT, dessen Aktie im SDAX gelistet
ist. Positiv wurde auch eine Anfang Sep-
tember veröffentlichte Einschätzung der
sche Aktienindex DAX gut ein Viertel
seines Werts: von 7376 Punkten Ende
Juni fiel er auf 5502 Punkte Ende Sep-
tember. Zudem zeigten sich die Börsen
extrem volatil. Immer wieder kam es zu
Tagesausschlägen von mehr als zwei
Prozent.
REITs entwickelten sich besser als der
breite Markt. Auf Euro-Basis verlor der
FTSE EPRA/NAREIT Global REIT Index im
dritten Quartal 8,7 Prozent, der globale
Aktienindex MSCI World hingegen 10,1
Prozent. Nordamerikanische und asiati-
sche REITs konnten ihre europäischen
Pendants klar übertreffen.
Immobilienaktienmarkt aktuell
EUROPA IN DER KRISE
Dazu gesellte sich die Angst, es könne
sowohl in Europa als auch in den USA zu
einer neuen Rezession kommen. Auch
wenn ein solches Szenario aufgrund der
im September und Oktober robusten
Wirtschaftsdaten aus den USA unwahr-
scheinlich bleibt, ist doch ein schwäche-
res Wirtschaftswachstum zu erwarten.
Für schlechte Stimmung sorgte zudem
die Herabstufung der Bonität mehrerer
Großbanken sowohl in den USA als auch
hauptsächlich in Europa.
Das alles führte zu einem deutlichen
Rückgang der Aktienkurse. Im dritten
Quartal verlor beispielsweise der deut-
EPRA aufgenommen. Die European Pu-
blic Real Estate Association sagt dem
deutschen Markt für Immobilienaktien
und REITs ein deut liches Wachstum
voraus. Ein Grund dafür liege in der
Schwäche der offenen Immobilienfonds.
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
Jun 11 Aug 11 Okt 11Okt 10 Dez 10 Feb 10 Apr 10
Quelle: EPRA, MSCI
Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11
%
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E&G DIMAX DAX separat setzen!!! DAXE&G DIMAX
------ EPRA/NAREIT Global REITs ------ MSCI World separat setzen!!! separat setzen!!!%
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MSCI World(in Euro)
EPRA/NAREIT Global REITs(in Euro)
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
------ EPRA/NAREIT Asia REITS separat setzen!!!%
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100
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Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11
MARKTBERICHT USA
Durch den Streit über die Schuldenober-
grenze der Vereinigten Staaten und die
Herabstufung der Bonität von AAA auf
AA+ wurde den Anlegern weltweit be-
wusst, dass auch die USA ein massives
Schuldenproblem haben. Die Arbeits-
marktzahlen fielen während der Som-
mermonate schlechter aus als erwartet.
Durch beide Faktoren wurden Ängste
vor einem erneuten Abgleiten in die Re-
zession verstärkt. Im allgemeinen Ab-
sturz des Aktienmarkts konnten sich US-
REITs sehr gut behaupten. Obwohl die
MARKTBERICHT EUROPA
Auch wenn viele andere Länder, darunter
die USA, Probleme mit ihren Schulden
haben – Europa gilt als Zentrum über-
bordender Staatsverschuldung. Größtes
Sorgenkind ist Griechenland, das in den
vergangenen Monaten wiederholt finan-
ziell unterstützt werden musste. Andere
Länder, unter anderem Italien, mussten
Herabstufungen ihrer Bonität über sich
ergehen lassen. Die schlechte Situation
in Europa spiegelt sich auch in der
Wertentwicklung der REITs wider. Die
Titel verloren im dritten Quartal gut
MARKTBERICHT ASIEN
Asiatische Titel konnten sich den Verlus-
ten an den Börsen der Welt zwar nicht
entziehen. Doch im Juli und August be-
wiesen sie ihre defensiven Qualitäten
und stürzten weniger stark ab als Aktien
im Allgemeinen. Auch gegenüber ihren
direkten Wettbewerbern in anderen
Regionen hatten sie die Nase vorn:
Während der Sommermonate war Asien
für globale REIT-Investoren der erfolg-
reichste Markt. Im September allerdings
mussten auch asiatische Titel Federn
lassen: Sie gaben um rund 4,7 Prozent
------ EPRA/NAREIT North America REITsseparat setzen
Quelle: EPRA
------ E&G-EPIX
Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011
Quelle: EPRA
SEITE 3
Immobilienaktienmarkt aktuell
doppelt so stark wie US-REITs. Der ERIX,
Index von ELLWANGER & GEIGER für
europäische REITs, gab um knapp
20 Prozent nach. Nach unten gezogen
nach. Grund dafür war die im September
auffällige allgemeine Schwäche der Bör-
sen der Schwellenländer. Insgesamt ging
volkswirtschaftlichen Prognosen von
einem schwächeren Wachstum ausge-
hen, veröffentlichten die Immobilien-
gesellschaften solide Geschäftszahlen für
wurde der europäische REIT-Markt vor
allem durch Papiere von Gesellschaften,
die im Süden Europas aktiv sind.
es im dritten Quartal für den FTSE EPRA/
NAREIT Asia REIT Index um 5,5 Prozent
nach unten.
das zweite Quartal. Beim Blick auf die
REITs entsteht der Eindruck, die wirt-
schaftlichen Aussichten seien gar nicht
so schlecht wie allseits befürchtet.
%
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E&G-ERIX(in Euro)
EPRA/NAREIT Asia REITs (in Euro)
EPRA/NAREIT North America REITs(in Euro)
Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11
Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
AUSBLICK
Trotz der Anzeichen für eine Abschwä-
chung der Weltwirtschaft sehen die Pro-
gnosen für REITs positiv aus. In Ländern
wie Deutschland ist die Arbeitslosigkeit
rapide gesunken. Steigende Beschäfti-
gungsniveaus beleben die Nachfrage
nach Büroflächen, vor allem in den asi-
atischen Metropolen wie etwa Singapur.
Aber auch in London werden vor allem
im Westend Flächen nachgefragt, denen
nur wenig Neuangebot gegenübersteht.
Darüber hinaus suchen die Investoren
aufgrund der nach wie vor niedrigen
Zinssätze nach alternativen Anlagen mit
attraktiven laufenden Erträgen. Davon
sollte der REIT-Sektor gerade nach den
jüngsten Kurskorrekturen in den kom-
menden Quartalen profitieren können.
Immerhin bieten REITs mit global durch-
schnittlich etwa fünf Prozent Dividen-
denrendite deutlich mehr laufenden
Ertrag als Anleihen mit guter Bonität.
Dem deutschen Markt für Immobilien-
aktien und REITs sagt die EPRA ein deut-
liches Wachstum voraus. Er verfüge über
ein enormes Potenzial, da die Investoren
zunehmend Interesse an steuertranspa-
renten gelisteten Investments zeigten.
Hinzu kommt, dass die Bedeutung der
offenen Immobilienfonds sinken dürfte
und die Anleger daher nach Alternativen
suchen. Auch wenn es die Geschäfts-
zahlen der US-REITs noch nicht wider-
spiegeln: das Wirtschaftswachstum in
den Vereinigten Staaten dürfte sich ab-
schwächen. Es empfiehlt sich daher, in
den kommenden Monaten auf REITs zu
setzen, die sich auch in einem etwas
schwächeren Umfeld gut behaupten
können. Hier sind qualitativ hochwertige
Unternehmen mit Engagements in Woh-
nimmobilien und Büroimmobilien in
Manhattan und Washington zu bevor-
zugen. Das verlangsamte Wirtschafts-
wachstum wird – sofern es zu keiner
Rezession kommt – dafür sorgen, dass
REITs dank regelmäßiger Dividenden auf
stärkeres Interesse stoßen werden. Die
asiatischen REITs werden auch in den
kommenden Monaten ihre herausragen-
de Rolle als defensives Investment und
stabilisierender Faktor spielen. Investo-
ren sollten der Region deshalb mehr
Aufmerksamkeit widmen. Australien ist
zwar wegen der schlechten wirtschaftli-
chen Aussichten nicht empfehlenswert,
könnte aber wieder in den Fokus rücken,
wenn die australische Notenbank die
Zinsen senkt. Japanische REITs könnten
zurück auf die Erfolgsspur gelangen, weil
Klarheit hinsichtlich der durch das Erd-
beben verursachten Kosten herrscht. In
Hongkong werden REITs aus der zweiten
Reihe interessanter, weil sie nach dem
Aus verkauf der vergangenen Wochen sehr
preiswert sind. In Singapur verbessern
sich die Aussichten für REITs, die sich in
Einzelhandel und Industrie engagieren.
SEITE 4
Immobilienaktienmarkt aktuell
KURZ-KOMMENTAR
Von Helmut Kurz
„Immobilien ste-
hen dieses Mal
nicht im Zentrum
der Krise“
Zurzeit bewegt
die Anleger vor
allem die Frage,
ob sich ein Szenario wie 2008 wieder-
holen wird. Die Subprime- und die
daraus resultierende Finanzkrise mit
ihrem Höhepunkt, dem Konkurs von
Lehman Brothers, haben damals den
Immobilienmarkt und noch mehr die
Immobilienaktien getroffen. Heute ha-
ben wir es mit einer Staatsschuldenkri-
se und einer sich daraus entwickelnden
Bankenkrise zu tun. Im Gegensatz zur
Situation vor drei Jahren stehen die
Immobilien nicht im Zentrum der Krise,
sondern am Rande. Aus der Krise er-
geben sich für Immobilien – neben den
Belastungen wie schlechten Finanzie-
rungsbedingungen und einer nach-
lassenden Konjunktur – auch Chancen:
Die abnormalen und durch Notenbank-
interventionen gedrückten Zinsen liegen
extrem weit unter den Immobilien-
renditen und daraus folgend den Divi-
dendenrenditen der REITs und Immobi-
lienaktien. Das erschütterte Vertrauen in
die Staatsfinanzen und die fragwürdige
Geldpolitik von immer weiteren Noten-
banken, die mehr und mehr Staatsanlei-
hen kaufen, zwingen langfristig denken-
de Investoren, vermehrt in Sachwerte zu
diversifizieren. Sobald sich die Lage in
Europa beruhigt und Klarheit über das
Ausmaß der aktuellen Konjunktur-
schwäche eintritt, werden die Anleger
ihre Furcht verlieren und wieder kau-
fen. Auch sind die Immobilienunter-
nehmen weit weniger verwundbar als
vor drei Jahren. Sie haben in der Regel
ihre Bilanzen entschuldet und arbeiten
effizienter. Damit ergibt sich für die
Immobilienaktien ein attraktives Kurs-
potenzial selbst bei einer Stagnation
am Immobilienmarkt. Die Kurse sollten
bis zum Jahresbeginn 2012 noch um
fünf Prozent zulegen können. Auf Sicht
von zwölf Monaten erwarte ich darü-
ber hinausgehende Gewinne. Dies
setzt allerdings eine halbwegs vernünf-
tige Politik, insbesondere in Europa
und den USA, voraus. Leider ist diese
Arbeitshypothese nicht ganz so selbst-
verständlich, wie sie scheint.
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
SEITE 5
Die internationalen Finanzmärkte sind
erneut in Aufruhr. Seit Ende Juli geht es
an den Aktienmärkten abwärts. Anleger
verkaufen ihre Dividendenpapiere und
flüchten beispielsweise in Gold, Immo-
bilien sowie Grund und Boden. Getrie-
ben werden sie von Ängsten: vor einer
Schwäche der Weltwirtschaft, einer
Eskalation der Staatsschuldenkrise sowie
einer nachlassenden Solidität des Dollars
und des Euro. Jean-Claude Trichet,
Präsident der Europäischen Zentralbank,
sprach von der schwersten Krise seit dem
Zweiten Weltkrieg. Offensichtlich reagie-
ren die Anleger, indem sie auf Sicherheit
setzen.
Was heißt Sicherheit in Zeiten zittriger
Hände? Bis vor kurzem galten Portfolios
als vergleichsweise risikoarm, wenn sie
eine Vielzahl unterschiedlicher, nicht
miteinander korrelierender Anlage-
klassen umfassten. Dies schien ein un-
umstößlicher Grundstein der modernen
Asset Allocation
REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE
Portfoliotheorie zu sein, die letztendlich
sogar im Nobelpreis für ihren Erfinder
Harry M. Markowitz kulminierte. Aller-
dings scheinen die Regeln mit der
globalen Finanz- und Wirtschaftskrise
teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. In
der Krise, die nach vorübergehendem
Aufatmen nun in dem neuen Gewand
einer Staatsschuldenkrise auftritt, half
auch ein diversifiziertes Portfolio nicht
viel. Die meisten Anlageklassen fielen
miteinander ab, der dämpfende Effekt
auf den Werteverlust konnte daher nicht
in gewohnter Weise eintreten. Auffällig
war insbesondere die zunehmende
Spreizung innerhalb der Anlageklassen:
Erstklassige Anleihen gewannen, Zins-
papiere mit mittlerer oder gar schlechter
Bonität gaben dagegen nach oder wur-
den illiquide. Auch bei Aktien innerhalb
einer Branche konnte diese Flucht in
die Qualität beobachtet werden: Aktien
von Immobilienaktiengesellschaften mit
geringer Verschuldung hielten sich
ungleich besser als die Anteile von
Unternehmen mit hoher Fremdkapital-
quote.
REITS OPTIMIEREN PORTFOLIO
Auch wenn die gewünschten Effekte
nicht im gewohnten Umfang eintraten,
bewies sich dennoch: Diversifikation ist
sinnvoll. Dies belegt auch eine Studie
der NAREIT – dem Verband der nord-
amerikanischen REITs –, die in Zu-
sammen arbeit mit Morningstar erstellt
wurde. Die Studie kommt zu dem Ergeb-
nis, dass REITs in einem gemischten Port-
folio selbst in Krisenzeiten hilfreich sind.
Konkret heißt das: Wenn Portfolios neben
festverzinslichen Anlagen und Non-Real-
Estate-Aktien auch Immobi lien aktien und
REITs enthalten, optimiert dies das Risiko-
Rendite-Profil. Portfolios, die nordame-
rikanische, europäische und asiatische
Immobilienaktien beimischen, weisen bei
gleicher Risikoerwartung eine nochmals
verbesserte Gesamt-Performance auf.
„PREISKORREKTUR ERÖFFNET INVESTITIONSCHANCEN“
Interview mit Patrick Nass, Fondsmanager des E&G Fonds Global REITs (Das Interview wurde im September geführt.)
zent doppelt so stark. Die deutliche
Untergewichtung von Nordamerika
(–16,1 Prozent) sowie die Übergewich-
tung Asiens (–7,5 Prozent) haben einen
wesentlichen Beitrag zur relativ besseren
Wertentwicklung geliefert. Innerhalb
Asiens wirkte sich der Fokus auf Hong-
kong, Singapur und Japan (–1,7 Prozent)
und die Untergewichtung Australiens
(–11,3 Prozent positiv aus. Die Über-
gewichtung Europas (–14,8 Prozent) hat
weder in die eine oder andere Richtung
einen signifikanten Beitrag geleistet.
Die globale Sorge um Aktienmärkte und
Wirtschaftswachstum schwächte REITs
weltweit. Wo sehen Sie noch Investi-
tionschancen?
Die Reaktion der Aktienmärkte auf die
Konjunktursorgen fiel sehr abrupt und
heftig aus. Dadurch haben sich auch
die REITs wieder teilweise sehr deutlich
verbilligt. Wir sehen aktuell sowohl in
Europa und Asien als auch in Amerika
gute Investitionschancen. Bei der Ein-
zeltitelauswahl ist jedoch große Sorg-
falt erforderlich. Eine gesunde Bilanz-
struktur, ein erfahrenes Management
sowie Immobilienbestände in guten
Lagen und mit solventen Mietern sind
wichtige Kriterien für den Erfolg in den
kommenden Monaten.
Herr Nass, wie hat
sich die deutlich
von der Bench-
mark unterschei-
dende kontinen-
tale Allokation des
Fonds angesichts
der Börsenturbulenzen bezahlt ge-
macht?
Dank der abweichenden Allokation –
und auch der Absicherungen über
Optionen – performt der „E&G Global
REITs“ besser als die Benchmark. In den
vier Wochen seit Beginn der Kursein-
brüche hat der Fonds 6,9 Prozent an
Wert verloren, der Index mit 14,2 Pro-
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
SEITE 6
Um die unterschiedliche Risikobereit-
schaft der Investoren zu erfassen,
wurden drei verschiedene Risikoklassen
gebildet. Jede unterlag einer spezifischen
Schwankungsbreite der Erträge: Für
risikoaverse Investoren wurde eine Vola-
tilität von fünf Prozent angenommen,
für Anleger mit moderatem Risiko-
bewusstsein zehn Prozent. Risikobereite
Investoren sollten eine maximale Volati-
lität von 15 Prozent tolerieren. In allen
drei Fällen wirkten sich Immobilienaktien
positiv auf das Rendite-Risiko-Profil aus.
Im Vergleich von Portfolios mit und ohne
börsennotierte Immobilienvehikel war
der Renditeeffekt bei risikoaversen Inves-
toren am niedrigsten. Hier verbesserte
sich der Portfolio-Ertrag durch die Bei-
mischung von Immobilienaktien und
REITs um 19 Basispunkte von 7,4 auf rund
7,6 Prozent. Bei risikobereiten Anlegern
war der Unterschied am größten: Der
Kick durch Immobilienaktien und REITs
betrug hier beachtliche 84 Basispunkte.
Das Gesamtergebnis stieg von 9,5 auf
rund 10,4 Prozent. Die Ergebnisse basie-
ren auf einer optimalen strategischen
Asset Allocation nach Markowitz‘ Mean-
Variance-Optimization-Methode (MVO).
Zwei Aspekte machen die Ergebnisse der
Studie besonders bedeutsam: Erstens
erfasst der Analysehorizont einen langen
Zeitraum von 20 Jahren (1990 bis 2010).
Damit werden auch die jüngsten Krisen
einbezogen – die weltweite Finanz- und
Wirtschaftskrise und die Internet-Blase
um die Jahrtausendwende. Die Ein-
beziehung der Krisenzeiten ist deshalb
wichtig, weil sich die Wechselwirkungen
verschiedener Anlagen dadurch verän-
dern können.
Der zweite Punkt, der der Studie eine
große Tragweite verleiht, ist die Un-
tersuchungsmethode. Üblicherweise
werden bei Korrelations-Analysen die
historischen Wirkungszusammenhänge
in die Zukunft fortgeschrieben. Das
macht auch der verwendete MVO-
Ansatz so. Die Analyse von NAREIT und
Morningstar geht aber darüber hinaus.
Sie hat den MVO-Ergebnissen eine
weitere Analyse zur Seite gestellt, die auf
einer Mean-Conditional-Value-at-Risk-
Betrachtung (M-CVaR) basiert.
NEGATIVE KORRELATION
GLEICHT AUS
Diese nimmt an, dass externe Schocks
künftig häufiger auftreten und extreme-
re Auswirkungen haben werden als in
den gängigen Asset-Allocation-Modellen
angenommen. Folglich kommt hier
keine Korrelations-Matrix zur Anwen-
dung, die die historische Abhängigkeit
der unterschiedlichen Renditen einer
Anlageklasse von der Entwicklung der
jeweils anderen Anlageklasse darstellt.
Historisch betrachtet waren beispiels-
weise europäische Immobilienaktien und
US-Staatsanleihen im Untersuchungs-
zeitraum von 1990 bis 2010 negativ
korreliert. Sinken die Erträge aus einer
Anlageklasse, steigen die Erträge aus der
anderen, so dass die gewünschten
Dämpfungseffekte zu verzeichnen sind
– das war zumindest in der Vergangen-
heit so. In der zweiten Analyse ersetzen
NAREIT und Morningstar nun aber
die historischen Werte durch szenario-
basierte Annahmen.
IM KRISENFALL REITS
Dabei wird für den Krisenfall angenom-
men, dass alle Anlageklassen in hohem
Maße positiv korreliert sind – sich also
im Extremfall in ähnlichem Maße gleich-
zeitig negativ entwickeln und keine
Dämpfungseffekte zu erwarten sind. In
diesem Fall muss ein optimales Portfolio
Asset Allocation
anders zusammengesetzt und umge-
schichtet werden. Die Studie zeigt hier,
dass in allen drei Risikoklassen beispiels-
weise die Anteilswerte nordamerikani-
scher REITs steigen müssen, um ertrag-
reich durch Krisenzeiten zu kommen.
Bei gleichbleibender Volatilität steigt
dann nämlich der erwartete Gesamter-
trag im Vergleich zur MVO-Berechnung
nochmals an. Am deutlichsten wirkt sich
diese Steigerung bei risikoaversen In-
vestoren aus. Hier wächst die Rendite
von 7,6 Prozent auf 8,2 Prozent. Am
schwächsten – aber dennoch vorhanden
– ist der positive Effekt bei risikobereiten
Investoren. Sie können eine Rendite von
10,5 Prozent erwarten. Nach MVO lag
die Rendite bei 10,4 Prozent.
In einem Meinungsbeitrag äußerste sich
kürzlich Frank Schaich, Vorstand der Fair
Value REIT-AG, zu oben genannter
Studie. Aus seiner Sicht ist der einzige
Nachteil der Studie, dass sie stark auf
nordamerikanische Immobilienaktien
abzielt. Europäische REITs spielen eine
eher untergeordnete Rolle. Die Ergeb-
nisse – so erfreulich sie aus Sicht der
REITs sind – lassen sich seines Erachtens
also nicht ohne weiteres auf Europa
übertragen. Dennoch ist die Studie ein
Indiz dafür, dass der REIT nicht nur im
Hinblick auf seine Ertragsstärke, sondern
auch auf Diversifikationseffekte ein wert-
voller Bestandteil in einem möglichst
krisensicheren Portfolio ist. Auch euro-
päische und insbesondere deutsche
REITs dürften einen ähnlichen Effekt
haben. Sie gelten als konservatives, bei-
nahe schon langweiliges Vehikel – lang-
fristig orientiert und auf beständiges
Wirtschaften ausgerichtet. Das sind letzt-
endlich genau die Werte, die in Zeiten
zittriger Hände Hochkonjunktur haben
und ihre heilsame Wirkung im Portfolio
entfalten können.
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
SEITE 7
Herr Aswestopoulos, kann Griechenland
mit Hilfe der EU gerettet werden?
Wassilis Aswestopoulos: Mit ihren
Stützungsmaßnahmen rettet die EU
überhaupt nichts. Die Forderungen an
Griechenland hinsichtlich der Sparmaß-
nahmen sind nicht zu erfüllen. Die Schul-
denlast erdrückt das Land und es rennt
nur noch hinter dem Schuldendienst her.
Es hilft nur noch eine geordnete Insol-
venz, ein klarer Schnitt.
Sehen Sie das auch so, Herr Sotiropoulos?
Vassilis Sotiropoulos: Ein harter Bruch ist
nicht der richtige Weg. Das Programm
zur Beteiligung privater Gläubiger ist die
sanftere Methode. Dabei sollen kurz-
laufende Staatsanleihen in länger laufen-
de umgetauscht werden. Mit hoher
Wahrscheinlichkeit wird dieses Pro-
gramm sein Ziel – eine Beteiligung von
90 Prozent der Gläubiger – erreichen.
Das ist genug, um der griechischen
Regierung ausreichend Liquidität zu
verschaffen, mit der sie die Probleme der
kommenden Jahre angehen kann.
Expertendiskussion
„GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN“
Wassilis Aswestopoulos: Es steht außer
Frage, dass die Geldspritzen der EU Grie-
chenland zunächst am Leben erhalten
werden. Doch letzten Endes wird dieses
Projekt scheitern, denn der Staat ist in
einer Rezessionsspirale.
Herr Sotiropoulos, reicht es aus, die priva-
ten Gläubiger an den Staatsschulden zu
beteiligen, um Griechenland wieder in
Schwung zu bringen?
Vassilis Sotiropoulos: Natürlich nicht.
Genauso wichtig ist es, dass die griechi-
sche Regierung die notwendigen Maß-
nahmen ergreift, um die Staatsausgaben
und damit das Haushaltsdefizit zu ver-
ringern. Ich glaube, dass das griechische
Volk den Ernst der Lage begriffen hat
und die entsprechenden Gesetze um-
gesetzt werden.
Wassilis Aswestopoulos: Das sehe ich
anders. Wo wollen Sie sparen, wenn
dadurch nicht einmal die einfachsten
Dinge mehr funktionieren. Lehrer und
Polizisten werden nicht mehr bezahlt.
Schulbücher stehen nicht mehr zur Ver-
fügung. Es werden Sonderabgaben er-
hoben, die von Woche zu Woche höher
ausfallen. Das macht das Volk nicht mit.
Vassilis Sotiropoulos: Ich gebe zu, dass
die Griechen sich in der Vergangenheit
bei der Umsetzung der notwendigen
Maßnahmen nicht vorbildlich verhalten
haben. Ich glaube aber, dass Griechen-
land letzten Endes liefern wird. Die
Regierung in Athen wird uns – und damit
meine ich sowohl die Griechen als auch
die übrigen Europäer – nicht im Stich
lassen.
Was genau soll Athen tun, um die Krise zu
stoppen?
Vassilis Sotiropoulos: Griechenland sollte
wie vereinbart öffentliches Eigentum
verkaufen oder zumindest verpachten.
Das haben wir versprochen und es ist
der einzige vernünftige Weg, um der
Situation Herr zu werden. Außerdem
müssen die Ausgaben reduziert werden.
Eine Steigerung der Einnahmen durch
Steuererhöhungen wird aufgrund der
Rezession nicht möglich sein. Gleich-
zeitig muss Griechenland private In-
vestitionen in Branchen ermutigen, die
international wettbewerbsfähig sind:
Landwirtschaft, Fischerei, Solarenergie,
Transportwesen, insbesondere Schiffe/
Werften sowie Tourismus.
Wassilis Aswestopoulos: Da haben Sie
recht. In diesem Bereich zeigt sich
übrigens, dass Griechenland nicht
alleine Schuld an der Misere hat. Die EU
hat dem Land die Existenzgrundlage
genommen: Die Branchen, die einst
stark waren, wurden durch die EU kaputt-
gemacht. Griechenland war ein Agrar-
staat und war nur gering industrialisiert.
Stark war neben der Landwirtschaft nur
Wassilis Aswestopoulos arbeitet als freier Journalist für griechische und deutsche Medien. Er ist Autor des Buchs „Griechenland – eine €UROpäische Tragödie“ (ambition Verlag, ISBN: 978-3942821100).
Vassilis Sotiropoulos ist Analyst und Leiter des Port-foliomanagements bei Guardian Trust Securities. Das Unternehmen ist ein griechischer Finanzdienst-leister.
AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor
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IMPRESSUM
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Stand: November 2011
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sich um Betrachtungen von früheren Wert-
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keine Garantie und kein verlässlicher Indi-
kator für zukünftige Entwicklungen. Wert-
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der Schiffbausektor. Mit dem Eintritt in
die EU wurden dem Land Quoten auf-
gezwängt, die letzten Endes dazu ge-
führt haben, dass griechische Werften
und Agrarprodukte nicht mehr kon-
kurrenzfähig waren. Früher machte
der Agrarsektor 16 bis 17 Prozent des
Bruttoinlandsprodukts aus. Heute sind
es 3,5 Prozent. Das Land ist heute Netto-
Importeur von Agrargütern – absurd,
wenn man bedenkt, dass so viele hoch-
wertige landwirtschaftliche Erzeugnisse
aus Griechenland stammen.
Sollen sich Anleger besser von Griechen-
land fernhalten oder bieten sich trotz der
Probleme Chancen?
Vassilis Sotiropoulos: Aufgrund der Krise
ist viel Vertrauen verloren gegangen,
außerdem ist es selbst für gesunde Un-
ternehmen zu Engpässen bei Krediten
gekommen. Infolgedessen sind Aktien
sehr günstig zu haben. Darüber hinaus
wird von der griechischen Regierung
erwartet, dass sie Staatseigentum wie
Häfen, Grundstücke, Minengesellschaf-
ten und Eisenbahnen verkauft. Hier
werden sich einige sehr interessante
Einstiegsmöglichkeiten ergeben.
Welche Branchen sollten Anleger bevor-
zugen?
Vassilis Sotiropoulos: Sie sollten sich in
Sektoren umsehen, in denen Griechen-
land wettbewerbsfähig ist, also in der
Landwirtschaft und der Fischzucht, in
der Solarenergie, im Transportwesen
und im Tourismus.
Wie sieht es mit Immobilien aus?
Wassilis Aswestopoulos: Da gibt es
echte Schnäppchen. Selbst in Athen
sind Wohnungen günstig zu haben.
Ein Apartment, das vor zwei Jahren noch
100.000 bis 150.000 Euro kostete, be-
kommen Sie heute für 20.000 bis 40.000
Euro. Und wir sprechen hier von einer
guten Bausubstanz und einer Lage in
einer europäischen Hauptstadt.
Wie wirkt sich die neue Immobilien steuer
in Griechenland auf den Immobilienmarkt
aus?
Wassilis Aswestopoulos: Für die Bürger
ist die Abgabe von jährlich bis zu 20 Euro
pro Quadratmeter horrend. Für Investo-
ren hingegen ist das wenig.
Vassilis Sotiropoulos: Die neue Steuer
dürfte für REITs gerade einmal drei bis
vier Prozent der Mieteinnahmen aus-
machen.
Vielen Dank
für das Gespräch!
Interview