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Die Sorgen über die hohe Staatsverschuldung, insbesondere in Griechenland, führ- ten an den globalen Aktienmärkten im dritten Quartal zu starken Verlusten. REITs konnten sich von dieser Entwicklung zwar nicht abkoppeln, entwickelten sich aber besser als der breite Markt. Nordamerikanische und asiatische REITs konnten ihre europäischen Pendants, die unter der Eurokrise besonders leiden, klar übertreffen. –> Mehr dazu ab Seite 2 Seit Harry M. Markowitz seine moderne Portfoliotheorie veröffentlichte, gelten De- pots als besonders risikoarm, wenn sie viele unterschiedliche, nicht miteinander korrelierende Anlageklassen umfassen. Doch in der Finanzkrise schienen diese Regeln teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. Eine Studie der amerikanischen NAREIT ist nun zu dem Ergebnis gekommen, dass REITs in einem gemischten Portfolio selbst in Krisenzeiten hilfreich sind. –> Mehr dazu ab Seite 5 Die Politik hat beschlossen: Ein Schuldenschnitt für Griechenland soll kommen. Doch die genaue Ausgestaltung ist noch unklar. Vassilis Sotiropoulos, Analyst beim grie- chischen Finanzdienstleister Guardian Trust Securities, und Wassilis Aswestopoulos, Journalist und Buchautor, diskutieren über harte Brüche und sanfte Methoden, notwendige Sparmaßnahmen und Einstiegschancen für mutige Anleger. –> Mehr dazu auf Seite 7 EDITORIAL Sehr geehrte Leserinnen und Leser, seit Anfang Juli gibt es mit der Immobi- lienaktiengesellschaft Prime Office den vierten REIT in Deutschland. Das Unter- nehmen hatte unmittelbar nach Einfüh- rung der sogenannten G-REITs Anfang 2007 den Vor-REIT-Status angenommen. Nachdem die Finanzkrise das erwartete Wachstum des deutschen REIT-Marktes aufgehalten hatte, verbesserte sich 2010 das Umfeld. Die aktuellen Börsentur- bulenzen haben den Immobilienaktien- markt aber wieder durcheinandergewir- belt (Seiten 2 bis 4). Doch Anleger sollten Ruhe bewahren: Eine aktuelle Studie der National Association of Real Estate Investment Trusts (NAREIT) zeigt, dass REIT-Investitionen das Renditeniveau eines Portfolios erhöhen können und sogar in Krisenzeiten Potenzial besteht (Seiten 5 bis 6). Diesen „Trumpf“ müssen REITs in Deutschland noch ausspielen. Bislang machen G-REITs mit einer Marktkapitalisierung von 1,16 Milliarden Euro einen nur geringen Prozentsatz der REIT-Marktkapitalisierung in Europa aus. Und derzeit wird das Wachstum der deutschen REITs abermals aufgehalten. Die Griechenlandkrise ist Herausforde- rung für den gesamten Euromarkt und lässt die Anleger vorsichtiger agieren. So musste Prime Office einen zweiten Börsen-Anlauf starten und den IPO-Preis senken. Lesen Sie die Meinung unserer Experten zu Ursache und Hintergründen der aktuellen Krise (Seiten 5 bis 8). Ihr Mario Caroli Ein Informationsdienst über Immobilienaktien und REITs AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011 Immobilienaktienmarkt aktuell EUROPA IN DER KRISE Asset Allocation REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE Expertendiskussion „GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN“ +++ UNSERE THEMEN +++ UNSERE THEMEN +++ UNSERE THEMEN +++ UNSERE THEMEN +++ Der REIT -Investor Der REIT -Investor INKLUSIVE SONDERTHEMA: »Schwerpunkt Europa«

Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

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Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011Die Themen:EUROPA IN DER KRISE,REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE,GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN

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Page 1: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

Die Sorgen über die hohe Staatsverschuldung, insbesondere in Griechenland, führ-

ten an den globalen Aktienmärkten im dritten Quartal zu starken Verlusten. REITs

konnten sich von dieser Entwicklung zwar nicht abkoppeln, entwickelten sich aber

besser als der breite Markt. Nordamerikanische und asiatische REITs konnten ihre

europäischen Pendants, die unter der Eurokrise besonders leiden, klar übertreffen.

–> Mehr dazu ab Seite 2

Seit Harry M. Markowitz seine moderne Portfoliotheorie veröffentlichte, gelten De-

pots als besonders risikoarm, wenn sie viele unterschiedliche, nicht miteinander

korrelierende Anlageklassen umfassen. Doch in der Finanzkrise schienen diese Regeln

teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. Eine Studie der amerikanischen NAREIT ist nun

zu dem Ergebnis gekommen, dass REITs in einem gemischten Portfolio selbst in

Krisenzeiten hilfreich sind. –> Mehr dazu ab Seite 5

Die Politik hat beschlossen: Ein Schuldenschnitt für Griechenland soll kommen. Doch

die genaue Ausgestaltung ist noch unklar. Vassilis Sotiropoulos, Analyst beim grie-

chischen Finanzdienstleister Guardian Trust Securities, und Wassilis Aswestopoulos,

Journalist und Buchautor, diskutieren über harte Brüche und sanfte Methoden,

notwendige Sparmaßnahmen und Einstiegschancen für mutige Anleger.

–> Mehr dazu auf Seite 7

EDITORIAL

Sehr geehrte Leserinnen und Leser,

seit Anfang Juli gibt es mit der Immobi-

lienaktiengesellschaft Prime Office den

vierten REIT in Deutschland. Das Unter-

nehmen hatte unmittelbar nach Einfüh-

rung der sogenannten G-REITs Anfang

2007 den Vor-REIT-Status angenommen.

Nachdem die Finanzkrise das erwartete

Wachstum des deutschen REIT-Marktes

aufgehalten hatte, verbesserte sich 2010

das Umfeld. Die aktuellen Börsentur-

bulenzen haben den Immobilienaktien-

markt aber wieder durcheinandergewir-

belt (Seiten 2 bis 4). Doch Anleger sollten

Ruhe bewahren: Eine aktuelle Studie der

National Association of Real Estate

Investment Trusts (NAREIT) zeigt, dass

REIT-Investitionen das Renditeniveau

eines Portfolios erhöhen können und

sogar in Krisenzeiten Potenzial besteht

(Seiten 5 bis 6). Diesen „Trumpf“ müssen

REITs in Deutschland noch ausspielen.

Bislang machen G-REITs mit einer

Marktkapitalisierung von 1,16 Milliarden

Euro einen nur geringen Prozentsatz der

REIT-Marktkapitalisierung in Europa aus.

Und derzeit wird das Wachstum der

deutschen REITs abermals aufgehalten.

Die Griechenlandkrise ist Herausforde-

rung für den gesamten Euromarkt und

lässt die Anleger vorsichtiger agieren.

So musste Prime Office einen zweiten

Börsen-Anlauf starten und den IPO-Preis

senken. Lesen Sie die Meinung unserer

Experten zu Ursache und Hintergründen

der aktuellen Krise (Seiten 5 bis 8).

Ihr

Mario Caroli

Ein Informationsdienst über Immobilienaktien und REITs

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011

Immobilienaktienmarkt aktuell

EUROPA IN DER KRISE

Asset Allocation

REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE

Expertendiskussion

„GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN“

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Der REIT-InvestorDer REIT-InvestorINKLUSIVE SONDERTHEMA:

»Schwerpunkt Europa«

Page 2: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

SEITE 2

Seit Ende Juli befinden sich die Aktien-

märkte in einem bedauernswerten

Zustand. Die Sorgen um die hohe

Schuldenlast der USA, vor allem aber

einiger europäischer Länder drückten

aufs Gemüt der Anleger. Ende Juli

standen die USA im Fokus des Interes-

ses, weil Regierung und Opposition um

eine Erhöhung der Schuldenobergrenze

rangen, die dann Anfang August gerade

noch rechtzeitig vereinbart wurde. In

den Wochen danach ging es vor allem

um die kritische Situation in Südeuropa,

insbesondere Griechenland, dessen

Pleite droht. Die Verhandlungen der Ver-

treter des Internationalen Währungs-

fonds, der EZB und der EU-Kommission

mit der griechischen Regierung über

weitere Finanzhilfen verliefen stockend.

Athen sagte drastische Sparmaßnahmen

als Bedingung für Unterstützung zu. Der

Widerstand in der Bevölkerung dagegen

wird allerdings groß sein. Ein Schulden-

schnitt wurde mittlerweile beschlossen.

Entsprechend hart wurden die franzö-

sischen Banken mit ihren großen

Engagements in den Peripherieländern

getroffen.

MARKTBERICHT DEUTSCHLAND

Die Wertentwicklung im dritten

Quartal war schlecht. Deutsche Immo-

bilien aktien verloren gemessen am E&G

DIMAX, dem Index des Bankhauses

ELLWANGER & GEIGER für deutsche

Immobilienaktien, rund zwölf Prozent.

Erfreulich war hingegen, dass die Prime

Office REIT AG Mitte September in den

SDAX aufgenommen wurde. Das

Münchner Unternehmen, das 14 Bü-

roimmobilien hält, ist neben Alstria Of-

fice und Hamborner inzwischen der

dritte REIT, dessen Aktie im SDAX gelistet

ist. Positiv wurde auch eine Anfang Sep-

tember veröffentlichte Einschätzung der

sche Aktienindex DAX gut ein Viertel

seines Werts: von 7376 Punkten Ende

Juni fiel er auf 5502 Punkte Ende Sep-

tember. Zudem zeigten sich die Börsen

extrem volatil. Immer wieder kam es zu

Tagesausschlägen von mehr als zwei

Prozent.

REITs entwickelten sich besser als der

breite Markt. Auf Euro-Basis verlor der

FTSE EPRA/NAREIT Global REIT Index im

dritten Quartal 8,7 Prozent, der globale

Aktienindex MSCI World hingegen 10,1

Prozent. Nordamerikanische und asiati-

sche REITs konnten ihre europäischen

Pendants klar übertreffen.

Immobilienaktienmarkt aktuell

EUROPA IN DER KRISE

Dazu gesellte sich die Angst, es könne

sowohl in Europa als auch in den USA zu

einer neuen Rezession kommen. Auch

wenn ein solches Szenario aufgrund der

im September und Oktober robusten

Wirtschaftsdaten aus den USA unwahr-

scheinlich bleibt, ist doch ein schwäche-

res Wirtschaftswachstum zu erwarten.

Für schlechte Stimmung sorgte zudem

die Herabstufung der Bonität mehrerer

Großbanken sowohl in den USA als auch

hauptsächlich in Europa.

Das alles führte zu einem deutlichen

Rückgang der Aktienkurse. Im dritten

Quartal verlor beispielsweise der deut-

EPRA aufgenommen. Die European Pu-

blic Real Estate Association sagt dem

deutschen Markt für Immobilienaktien

und REITs ein deut liches Wachstum

voraus. Ein Grund dafür liege in der

Schwäche der offenen Immobilienfonds.

Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011

Jun 11 Aug 11 Okt 11Okt 10 Dez 10 Feb 10 Apr 10

Quelle: EPRA, MSCI

Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11

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E&G DIMAX DAX separat setzen!!! DAXE&G DIMAX

------ EPRA/NAREIT Global REITs ------ MSCI World separat setzen!!! separat setzen!!!%

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MSCI World(in Euro)

EPRA/NAREIT Global REITs(in Euro)

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AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

------ EPRA/NAREIT Asia REITS separat setzen!!!%

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Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11

MARKTBERICHT USA

Durch den Streit über die Schuldenober-

grenze der Vereinigten Staaten und die

Herabstufung der Bonität von AAA auf

AA+ wurde den Anlegern weltweit be-

wusst, dass auch die USA ein massives

Schuldenproblem haben. Die Arbeits-

marktzahlen fielen während der Som-

mermonate schlechter aus als erwartet.

Durch beide Faktoren wurden Ängste

vor einem erneuten Abgleiten in die Re-

zession verstärkt. Im allgemeinen Ab-

sturz des Aktienmarkts konnten sich US-

REITs sehr gut behaupten. Obwohl die

MARKTBERICHT EUROPA

Auch wenn viele andere Länder, darunter

die USA, Probleme mit ihren Schulden

haben – Europa gilt als Zentrum über-

bordender Staatsverschuldung. Größtes

Sorgenkind ist Griechenland, das in den

vergangenen Monaten wiederholt finan-

ziell unterstützt werden musste. Andere

Länder, unter anderem Italien, mussten

Herabstufungen ihrer Bonität über sich

ergehen lassen. Die schlechte Situation

in Europa spiegelt sich auch in der

Wertentwicklung der REITs wider. Die

Titel verloren im dritten Quartal gut

MARKTBERICHT ASIEN

Asiatische Titel konnten sich den Verlus-

ten an den Börsen der Welt zwar nicht

entziehen. Doch im Juli und August be-

wiesen sie ihre defensiven Qualitäten

und stürzten weniger stark ab als Aktien

im Allgemeinen. Auch gegenüber ihren

direkten Wettbewerbern in anderen

Regionen hatten sie die Nase vorn:

Während der Sommermonate war Asien

für globale REIT-Investoren der erfolg-

reichste Markt. Im September allerdings

mussten auch asiatische Titel Federn

lassen: Sie gaben um rund 4,7 Prozent

------ EPRA/NAREIT North America REITsseparat setzen

Quelle: EPRA

------ E&G-EPIX

Quelle: BANKHAUS ELLWANGER & GEIGER KG © 2011

Quelle: EPRA

SEITE 3

Immobilienaktienmarkt aktuell

doppelt so stark wie US-REITs. Der ERIX,

Index von ELLWANGER & GEIGER für

europäische REITs, gab um knapp

20 Prozent nach. Nach unten gezogen

nach. Grund dafür war die im September

auffällige allgemeine Schwäche der Bör-

sen der Schwellenländer. Insgesamt ging

volkswirtschaftlichen Prognosen von

einem schwächeren Wachstum ausge-

hen, veröffentlichten die Immobilien-

gesellschaften solide Geschäftszahlen für

wurde der europäische REIT-Markt vor

allem durch Papiere von Gesellschaften,

die im Süden Europas aktiv sind.

es im dritten Quartal für den FTSE EPRA/

NAREIT Asia REIT Index um 5,5 Prozent

nach unten.

das zweite Quartal. Beim Blick auf die

REITs entsteht der Eindruck, die wirt-

schaftlichen Aussichten seien gar nicht

so schlecht wie allseits befürchtet.

%

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%

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E&G-ERIX(in Euro)

EPRA/NAREIT Asia REITs (in Euro)

EPRA/NAREIT North America REITs(in Euro)

Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11

Sep 10 Nov 10 Jan 11 Mär 11 Mai 11 Jul 11 Sep 11

Page 4: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

AUSBLICK

Trotz der Anzeichen für eine Abschwä-

chung der Weltwirtschaft sehen die Pro-

gnosen für REITs positiv aus. In Ländern

wie Deutschland ist die Arbeitslosigkeit

rapide gesunken. Steigende Beschäfti-

gungsniveaus beleben die Nachfrage

nach Büroflächen, vor allem in den asi-

atischen Metropolen wie etwa Singapur.

Aber auch in London werden vor allem

im Westend Flächen nachgefragt, denen

nur wenig Neuangebot gegenübersteht.

Darüber hinaus suchen die Investoren

aufgrund der nach wie vor niedrigen

Zinssätze nach alternativen Anlagen mit

attraktiven laufenden Erträgen. Davon

sollte der REIT-Sektor gerade nach den

jüngsten Kurskorrekturen in den kom-

menden Quartalen profitieren können.

Immerhin bieten REITs mit global durch-

schnittlich etwa fünf Prozent Dividen-

denrendite deutlich mehr laufenden

Ertrag als Anleihen mit guter Bonität.

Dem deutschen Markt für Immobilien-

aktien und REITs sagt die EPRA ein deut-

liches Wachstum voraus. Er verfüge über

ein enormes Potenzial, da die Investoren

zunehmend Interesse an steuertranspa-

renten gelisteten Investments zeigten.

Hinzu kommt, dass die Bedeutung der

offenen Immobilienfonds sinken dürfte

und die Anleger daher nach Alternativen

suchen. Auch wenn es die Geschäfts-

zahlen der US-REITs noch nicht wider-

spiegeln: das Wirtschaftswachstum in

den Vereinigten Staaten dürfte sich ab-

schwächen. Es empfiehlt sich daher, in

den kommenden Monaten auf REITs zu

setzen, die sich auch in einem etwas

schwächeren Umfeld gut behaupten

können. Hier sind qualitativ hochwertige

Unternehmen mit Engagements in Woh-

nimmobilien und Büroimmobilien in

Manhattan und Washington zu bevor-

zugen. Das verlangsamte Wirtschafts-

wachstum wird – sofern es zu keiner

Rezession kommt – dafür sorgen, dass

REITs dank regelmäßiger Dividenden auf

stärkeres Interesse stoßen werden. Die

asiatischen REITs werden auch in den

kommenden Monaten ihre herausragen-

de Rolle als defensives Investment und

stabilisierender Faktor spielen. Investo-

ren sollten der Region deshalb mehr

Aufmerksamkeit widmen. Australien ist

zwar wegen der schlechten wirtschaftli-

chen Aussichten nicht empfehlenswert,

könnte aber wieder in den Fokus rücken,

wenn die australische Notenbank die

Zinsen senkt. Japanische REITs könnten

zurück auf die Erfolgsspur gelangen, weil

Klarheit hinsichtlich der durch das Erd-

beben verursachten Kosten herrscht. In

Hongkong werden REITs aus der zweiten

Reihe interessanter, weil sie nach dem

Aus verkauf der vergangenen Wochen sehr

preiswert sind. In Singapur verbessern

sich die Aussichten für REITs, die sich in

Einzelhandel und Industrie engagieren.

SEITE 4

Immobilienaktienmarkt aktuell

KURZ-KOMMENTAR

Von Helmut Kurz

„Immobilien ste-

hen dieses Mal

nicht im Zentrum

der Krise“

Zurzeit bewegt

die Anleger vor

allem die Frage,

ob sich ein Szenario wie 2008 wieder-

holen wird. Die Subprime- und die

daraus resultierende Finanzkrise mit

ihrem Höhepunkt, dem Konkurs von

Lehman Brothers, haben damals den

Immobilienmarkt und noch mehr die

Immobilienaktien getroffen. Heute ha-

ben wir es mit einer Staatsschuldenkri-

se und einer sich daraus entwickelnden

Bankenkrise zu tun. Im Gegensatz zur

Situation vor drei Jahren stehen die

Immobilien nicht im Zentrum der Krise,

sondern am Rande. Aus der Krise er-

geben sich für Immobilien – neben den

Belastungen wie schlechten Finanzie-

rungsbedingungen und einer nach-

lassenden Konjunktur – auch Chancen:

Die abnormalen und durch Notenbank-

interventionen gedrückten Zinsen liegen

extrem weit unter den Immobilien-

renditen und daraus folgend den Divi-

dendenrenditen der REITs und Immobi-

lienaktien. Das erschütterte Vertrauen in

die Staatsfinanzen und die fragwürdige

Geldpolitik von immer weiteren Noten-

banken, die mehr und mehr Staatsanlei-

hen kaufen, zwingen langfristig denken-

de Investoren, vermehrt in Sachwerte zu

diversifizieren. Sobald sich die Lage in

Europa beruhigt und Klarheit über das

Ausmaß der aktuellen Konjunktur-

schwäche eintritt, werden die Anleger

ihre Furcht verlieren und wieder kau-

fen. Auch sind die Immobilienunter-

nehmen weit weniger verwundbar als

vor drei Jahren. Sie haben in der Regel

ihre Bilanzen entschuldet und arbeiten

effizienter. Damit ergibt sich für die

Immobilienaktien ein attraktives Kurs-

potenzial selbst bei einer Stagnation

am Immobilienmarkt. Die Kurse sollten

bis zum Jahresbeginn 2012 noch um

fünf Prozent zulegen können. Auf Sicht

von zwölf Monaten erwarte ich darü-

ber hinausgehende Gewinne. Dies

setzt allerdings eine halbwegs vernünf-

tige Politik, insbesondere in Europa

und den USA, voraus. Leider ist diese

Arbeitshypothese nicht ganz so selbst-

verständlich, wie sie scheint.

Page 5: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

SEITE 5

Die internationalen Finanzmärkte sind

erneut in Aufruhr. Seit Ende Juli geht es

an den Aktienmärkten abwärts. Anleger

verkaufen ihre Dividendenpapiere und

flüchten beispielsweise in Gold, Immo-

bilien sowie Grund und Boden. Getrie-

ben werden sie von Ängsten: vor einer

Schwäche der Weltwirtschaft, einer

Eskalation der Staatsschuldenkrise sowie

einer nachlassenden Solidität des Dollars

und des Euro. Jean-Claude Trichet,

Präsident der Europäischen Zentralbank,

sprach von der schwersten Krise seit dem

Zweiten Weltkrieg. Offensichtlich reagie-

ren die Anleger, indem sie auf Sicherheit

setzen.

Was heißt Sicherheit in Zeiten zittriger

Hände? Bis vor kurzem galten Portfolios

als vergleichsweise risikoarm, wenn sie

eine Vielzahl unterschiedlicher, nicht

miteinander korrelierender Anlage-

klassen umfassten. Dies schien ein un-

umstößlicher Grundstein der modernen

Asset Allocation

REITS ALS MEDIZIN GEGEN ZITTRIGE HÄNDE

Portfoliotheorie zu sein, die letztendlich

sogar im Nobelpreis für ihren Erfinder

Harry M. Markowitz kulminierte. Aller-

dings scheinen die Regeln mit der

globalen Finanz- und Wirtschaftskrise

teilweise außer Kraft gesetzt zu sein. In

der Krise, die nach vorübergehendem

Aufatmen nun in dem neuen Gewand

einer Staatsschuldenkrise auftritt, half

auch ein diversifiziertes Portfolio nicht

viel. Die meisten Anlageklassen fielen

miteinander ab, der dämpfende Effekt

auf den Werteverlust konnte daher nicht

in gewohnter Weise eintreten. Auffällig

war insbesondere die zunehmende

Spreizung innerhalb der Anlageklassen:

Erstklassige Anleihen gewannen, Zins-

papiere mit mittlerer oder gar schlechter

Bonität gaben dagegen nach oder wur-

den illiquide. Auch bei Aktien innerhalb

einer Branche konnte diese Flucht in

die Qualität beobachtet werden: Aktien

von Immobilienaktiengesellschaften mit

geringer Verschuldung hielten sich

ungleich besser als die Anteile von

Unternehmen mit hoher Fremdkapital-

quote.

REITS OPTIMIEREN PORTFOLIO

Auch wenn die gewünschten Effekte

nicht im gewohnten Umfang eintraten,

bewies sich dennoch: Diversifikation ist

sinnvoll. Dies belegt auch eine Studie

der NAREIT – dem Verband der nord-

amerikanischen REITs –, die in Zu-

sammen arbeit mit Morningstar erstellt

wurde. Die Studie kommt zu dem Ergeb-

nis, dass REITs in einem gemischten Port-

folio selbst in Krisenzeiten hilfreich sind.

Konkret heißt das: Wenn Portfolios neben

festverzinslichen Anlagen und Non-Real-

Estate-Aktien auch Immobi lien aktien und

REITs enthalten, optimiert dies das Risiko-

Rendite-Profil. Portfolios, die nordame-

rikanische, europäische und asiatische

Immobilienaktien beimischen, weisen bei

gleicher Risikoerwartung eine nochmals

verbesserte Gesamt-Performance auf.

„PREISKORREKTUR ERÖFFNET INVESTITIONSCHANCEN“

Interview mit Patrick Nass, Fondsmanager des E&G Fonds Global REITs (Das Interview wurde im September geführt.)

zent doppelt so stark. Die deutliche

Untergewichtung von Nordamerika

(–16,1 Prozent) sowie die Übergewich-

tung Asiens (–7,5 Prozent) haben einen

wesentlichen Beitrag zur relativ besseren

Wertentwicklung geliefert. Innerhalb

Asiens wirkte sich der Fokus auf Hong-

kong, Singapur und Japan (–1,7 Prozent)

und die Untergewichtung Australiens

(–11,3 Prozent positiv aus. Die Über-

gewichtung Europas (–14,8 Prozent) hat

weder in die eine oder andere Richtung

einen signifikanten Beitrag geleistet.

Die globale Sorge um Aktienmärkte und

Wirtschaftswachstum schwächte REITs

weltweit. Wo sehen Sie noch Investi-

tionschancen?

Die Reaktion der Aktienmärkte auf die

Konjunktursorgen fiel sehr abrupt und

heftig aus. Dadurch haben sich auch

die REITs wieder teilweise sehr deutlich

verbilligt. Wir sehen aktuell sowohl in

Europa und Asien als auch in Amerika

gute Investitionschancen. Bei der Ein-

zeltitelauswahl ist jedoch große Sorg-

falt erforderlich. Eine gesunde Bilanz-

struktur, ein erfahrenes Management

sowie Immobilienbestände in guten

Lagen und mit solventen Mietern sind

wichtige Kriterien für den Erfolg in den

kommenden Monaten.

Herr Nass, wie hat

sich die deutlich

von der Bench-

mark unterschei-

dende kontinen-

tale Allokation des

Fonds angesichts

der Börsenturbulenzen bezahlt ge-

macht?

Dank der abweichenden Allokation –

und auch der Absicherungen über

Optionen – performt der „E&G Global

REITs“ besser als die Benchmark. In den

vier Wochen seit Beginn der Kursein-

brüche hat der Fonds 6,9 Prozent an

Wert verloren, der Index mit 14,2 Pro-

Page 6: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

SEITE 6

Um die unterschiedliche Risikobereit-

schaft der Investoren zu erfassen,

wurden drei verschiedene Risikoklassen

gebildet. Jede unterlag einer spezifischen

Schwankungsbreite der Erträge: Für

risikoaverse Investoren wurde eine Vola-

tilität von fünf Prozent angenommen,

für Anleger mit moderatem Risiko-

bewusstsein zehn Prozent. Risikobereite

Investoren sollten eine maximale Volati-

lität von 15 Prozent tolerieren. In allen

drei Fällen wirkten sich Immobilienaktien

positiv auf das Rendite-Risiko-Profil aus.

Im Vergleich von Portfolios mit und ohne

börsennotierte Immobilienvehikel war

der Renditeeffekt bei risikoaversen Inves-

toren am niedrigsten. Hier verbesserte

sich der Portfolio-Ertrag durch die Bei-

mischung von Immobilienaktien und

REITs um 19 Basispunkte von 7,4 auf rund

7,6 Prozent. Bei risikobereiten Anlegern

war der Unterschied am größten: Der

Kick durch Immobilienaktien und REITs

betrug hier beachtliche 84 Basispunkte.

Das Gesamtergebnis stieg von 9,5 auf

rund 10,4 Prozent. Die Ergebnisse basie-

ren auf einer optimalen strategischen

Asset Allocation nach Markowitz‘ Mean-

Variance-Optimization-Methode (MVO).

Zwei Aspekte machen die Ergebnisse der

Studie besonders bedeutsam: Erstens

erfasst der Analysehorizont einen langen

Zeitraum von 20 Jahren (1990 bis 2010).

Damit werden auch die jüngsten Krisen

einbezogen – die weltweite Finanz- und

Wirtschaftskrise und die Internet-Blase

um die Jahrtausendwende. Die Ein-

beziehung der Krisenzeiten ist deshalb

wichtig, weil sich die Wechselwirkungen

verschiedener Anlagen dadurch verän-

dern können.

Der zweite Punkt, der der Studie eine

große Tragweite verleiht, ist die Un-

tersuchungsmethode. Üblicherweise

werden bei Korrelations-Analysen die

historischen Wirkungszusammenhänge

in die Zukunft fortgeschrieben. Das

macht auch der verwendete MVO-

Ansatz so. Die Analyse von NAREIT und

Morningstar geht aber darüber hinaus.

Sie hat den MVO-Ergebnissen eine

weitere Analyse zur Seite gestellt, die auf

einer Mean-Conditional-Value-at-Risk-

Betrachtung (M-CVaR) basiert.

NEGATIVE KORRELATION

GLEICHT AUS

Diese nimmt an, dass externe Schocks

künftig häufiger auftreten und extreme-

re Auswirkungen haben werden als in

den gängigen Asset-Allocation-Modellen

angenommen. Folglich kommt hier

keine Korrelations-Matrix zur Anwen-

dung, die die historische Abhängigkeit

der unterschiedlichen Renditen einer

Anlageklasse von der Entwicklung der

jeweils anderen Anlageklasse darstellt.

Historisch betrachtet waren beispiels-

weise europäische Immobilienaktien und

US-Staatsanleihen im Untersuchungs-

zeitraum von 1990 bis 2010 negativ

korreliert. Sinken die Erträge aus einer

Anlageklasse, steigen die Erträge aus der

anderen, so dass die gewünschten

Dämpfungseffekte zu verzeichnen sind

– das war zumindest in der Vergangen-

heit so. In der zweiten Analyse ersetzen

NAREIT und Morningstar nun aber

die historischen Werte durch szenario-

basierte Annahmen.

IM KRISENFALL REITS

Dabei wird für den Krisenfall angenom-

men, dass alle Anlageklassen in hohem

Maße positiv korreliert sind – sich also

im Extremfall in ähnlichem Maße gleich-

zeitig negativ entwickeln und keine

Dämpfungseffekte zu erwarten sind. In

diesem Fall muss ein optimales Portfolio

Asset Allocation

anders zusammengesetzt und umge-

schichtet werden. Die Studie zeigt hier,

dass in allen drei Risikoklassen beispiels-

weise die Anteilswerte nordamerikani-

scher REITs steigen müssen, um ertrag-

reich durch Krisenzeiten zu kommen.

Bei gleichbleibender Volatilität steigt

dann nämlich der erwartete Gesamter-

trag im Vergleich zur MVO-Berechnung

nochmals an. Am deutlichsten wirkt sich

diese Steigerung bei risikoaversen In-

vestoren aus. Hier wächst die Rendite

von 7,6 Prozent auf 8,2 Prozent. Am

schwächsten – aber dennoch vorhanden

– ist der positive Effekt bei risikobereiten

Investoren. Sie können eine Rendite von

10,5 Prozent erwarten. Nach MVO lag

die Rendite bei 10,4 Prozent.

In einem Meinungsbeitrag äußerste sich

kürzlich Frank Schaich, Vorstand der Fair

Value REIT-AG, zu oben genannter

Studie. Aus seiner Sicht ist der einzige

Nachteil der Studie, dass sie stark auf

nordamerikanische Immobilienaktien

abzielt. Europäische REITs spielen eine

eher untergeordnete Rolle. Die Ergeb-

nisse – so erfreulich sie aus Sicht der

REITs sind – lassen sich seines Erachtens

also nicht ohne weiteres auf Europa

übertragen. Dennoch ist die Studie ein

Indiz dafür, dass der REIT nicht nur im

Hinblick auf seine Ertragsstärke, sondern

auch auf Diversifikationseffekte ein wert-

voller Bestandteil in einem möglichst

krisensicheren Portfolio ist. Auch euro-

päische und insbesondere deutsche

REITs dürften einen ähnlichen Effekt

haben. Sie gelten als konservatives, bei-

nahe schon langweiliges Vehikel – lang-

fristig orientiert und auf beständiges

Wirtschaften ausgerichtet. Das sind letzt-

endlich genau die Werte, die in Zeiten

zittriger Hände Hochkonjunktur haben

und ihre heilsame Wirkung im Portfolio

entfalten können.

Page 7: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

SEITE 7

Herr Aswestopoulos, kann Griechenland

mit Hilfe der EU gerettet werden?

Wassilis Aswestopoulos: Mit ihren

Stützungsmaßnahmen rettet die EU

überhaupt nichts. Die Forderungen an

Griechenland hinsichtlich der Sparmaß-

nahmen sind nicht zu erfüllen. Die Schul-

denlast erdrückt das Land und es rennt

nur noch hinter dem Schuldendienst her.

Es hilft nur noch eine geordnete Insol-

venz, ein klarer Schnitt.

Sehen Sie das auch so, Herr Sotiropoulos?

Vassilis Sotiropoulos: Ein harter Bruch ist

nicht der richtige Weg. Das Programm

zur Beteiligung privater Gläubiger ist die

sanftere Methode. Dabei sollen kurz-

laufende Staatsanleihen in länger laufen-

de umgetauscht werden. Mit hoher

Wahrscheinlichkeit wird dieses Pro-

gramm sein Ziel – eine Beteiligung von

90 Prozent der Gläubiger – erreichen.

Das ist genug, um der griechischen

Regierung ausreichend Liquidität zu

verschaffen, mit der sie die Probleme der

kommenden Jahre angehen kann.

Expertendiskussion

„GRIECHENLAND SOLLTE ÖFFENTLICHES EIGENTUM VERKAUFEN ODER VERPACHTEN“

Wassilis Aswestopoulos: Es steht außer

Frage, dass die Geldspritzen der EU Grie-

chenland zunächst am Leben erhalten

werden. Doch letzten Endes wird dieses

Projekt scheitern, denn der Staat ist in

einer Rezessionsspirale.

Herr Sotiropoulos, reicht es aus, die priva-

ten Gläubiger an den Staatsschulden zu

beteiligen, um Griechenland wieder in

Schwung zu bringen?

Vassilis Sotiropoulos: Natürlich nicht.

Genauso wichtig ist es, dass die griechi-

sche Regierung die notwendigen Maß-

nahmen ergreift, um die Staatsausgaben

und damit das Haushaltsdefizit zu ver-

ringern. Ich glaube, dass das griechische

Volk den Ernst der Lage begriffen hat

und die entsprechenden Gesetze um-

gesetzt werden.

Wassilis Aswestopoulos: Das sehe ich

anders. Wo wollen Sie sparen, wenn

dadurch nicht einmal die einfachsten

Dinge mehr funktionieren. Lehrer und

Polizisten werden nicht mehr bezahlt.

Schulbücher stehen nicht mehr zur Ver-

fügung. Es werden Sonderabgaben er-

hoben, die von Woche zu Woche höher

ausfallen. Das macht das Volk nicht mit.

Vassilis Sotiropoulos: Ich gebe zu, dass

die Griechen sich in der Vergangenheit

bei der Umsetzung der notwendigen

Maßnahmen nicht vorbildlich verhalten

haben. Ich glaube aber, dass Griechen-

land letzten Endes liefern wird. Die

Regierung in Athen wird uns – und damit

meine ich sowohl die Griechen als auch

die übrigen Europäer – nicht im Stich

lassen.

Was genau soll Athen tun, um die Krise zu

stoppen?

Vassilis Sotiropoulos: Griechenland sollte

wie vereinbart öffentliches Eigentum

verkaufen oder zumindest verpachten.

Das haben wir versprochen und es ist

der einzige vernünftige Weg, um der

Situation Herr zu werden. Außerdem

müssen die Ausgaben reduziert werden.

Eine Steigerung der Einnahmen durch

Steuererhöhungen wird aufgrund der

Rezession nicht möglich sein. Gleich-

zeitig muss Griechenland private In-

vestitionen in Branchen ermutigen, die

international wettbewerbsfähig sind:

Landwirtschaft, Fischerei, Solarenergie,

Transportwesen, insbesondere Schiffe/

Werften sowie Tourismus.

Wassilis Aswestopoulos: Da haben Sie

recht. In diesem Bereich zeigt sich

übrigens, dass Griechenland nicht

alleine Schuld an der Misere hat. Die EU

hat dem Land die Existenzgrundlage

genommen: Die Branchen, die einst

stark waren, wurden durch die EU kaputt-

gemacht. Griechenland war ein Agrar-

staat und war nur gering industrialisiert.

Stark war neben der Landwirtschaft nur

Wassilis Aswestopoulos arbeitet als freier Journalist für griechische und deutsche Medien. Er ist Autor des Buchs „Griechenland – eine €UROpäische Tragödie“ (ambition Verlag, ISBN: 978-3942821100).

Vassilis Sotiropoulos ist Analyst und Leiter des Port-foliomanagements bei Guardian Trust Securities. Das Unternehmen ist ein griechischer Finanzdienst-leister.

Page 8: Der REIT-Investor: Ausgabe 3 vom November 2011

AUSGABE 03 // NOVEMBER 2011Der REIT-Investor

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Dokumentes ist die

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individuellen Situation des Steuerpflichtigen

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sich um Betrachtungen von früheren Wert-

entwicklungen. Die Angaben, Vergleiche

und Betrachtungen der Vergangenheit sind

keine Garantie und kein verlässlicher Indi-

kator für zukünftige Entwicklungen. Wert-

entwicklungen oder Renditen einzelner

Produkte werden durch diverse Faktoren

wie z.B. Markt-, Kurs-, Währungsschwan-

kungen und Transaktionskosten beeinflusst

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gebers wieder.

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liche und graphische Gestaltung liegen

beim Herausgeber und dürfen gerne ver-

wandt werden, wenn dem Herausgeber ein

Belegexemplar der Veröffentlichung zu-

gesandt wird.

der Schiffbausektor. Mit dem Eintritt in

die EU wurden dem Land Quoten auf-

gezwängt, die letzten Endes dazu ge-

führt haben, dass griechische Werften

und Agrarprodukte nicht mehr kon-

kurrenzfähig waren. Früher machte

der Agrarsektor 16 bis 17 Prozent des

Bruttoinlandsprodukts aus. Heute sind

es 3,5 Prozent. Das Land ist heute Netto-

Importeur von Agrargütern – absurd,

wenn man bedenkt, dass so viele hoch-

wertige landwirtschaftliche Erzeugnisse

aus Griechenland stammen.

Sollen sich Anleger besser von Griechen-

land fernhalten oder bieten sich trotz der

Probleme Chancen?

Vassilis Sotiropoulos: Aufgrund der Krise

ist viel Vertrauen verloren gegangen,

außerdem ist es selbst für gesunde Un-

ternehmen zu Engpässen bei Krediten

gekommen. Infolgedessen sind Aktien

sehr günstig zu haben. Darüber hinaus

wird von der griechischen Regierung

erwartet, dass sie Staatseigentum wie

Häfen, Grundstücke, Minengesellschaf-

ten und Eisenbahnen verkauft. Hier

werden sich einige sehr interessante

Einstiegsmöglichkeiten ergeben.

Welche Branchen sollten Anleger bevor-

zugen?

Vassilis Sotiropoulos: Sie sollten sich in

Sektoren umsehen, in denen Griechen-

land wettbewerbsfähig ist, also in der

Landwirtschaft und der Fischzucht, in

der Solarenergie, im Transportwesen

und im Tourismus.

Wie sieht es mit Immobilien aus?

Wassilis Aswestopoulos: Da gibt es

echte Schnäppchen. Selbst in Athen

sind Wohnungen günstig zu haben.

Ein Apartment, das vor zwei Jahren noch

100.000 bis 150.000 Euro kostete, be-

kommen Sie heute für 20.000 bis 40.000

Euro. Und wir sprechen hier von einer

guten Bausubstanz und einer Lage in

einer europäischen Hauptstadt.

Wie wirkt sich die neue Immobilien steuer

in Griechenland auf den Immobilienmarkt

aus?

Wassilis Aswestopoulos: Für die Bürger

ist die Abgabe von jährlich bis zu 20 Euro

pro Quadratmeter horrend. Für Investo-

ren hingegen ist das wenig.

Vassilis Sotiropoulos: Die neue Steuer

dürfte für REITs gerade einmal drei bis

vier Prozent der Mieteinnahmen aus-

machen.

Vielen Dank

für das Gespräch!

Interview