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Einleitung Das 1990 in den Niederlanden in die Physiotherapie eingeführte Mehrdimensionale Belastungs-Belastbarkeits-Modell (MDBB- Modell) ist ein konzeptuelles biopsychosoziales Gesundheits- modell, das Gesundheit als ein dynamisches Gleichgewicht sieht, das durch körperliches, seelisches und soziales Wohlfinden ge- kennzeichnet ist. Die Einheit von Körper und Seele wird im Sinne des biopsychosozialen Modells gesehen. Der Mensch steht in In- teraktion mit seiner Umgebung und verfügt über adaptierende Eigenschaften, mit denen er sich an verändernde Situationen an- passen kann. Störungen dieses dynamischen Gleichgewichts können sich in Form von Gesundheitsproblemen äußern. In der Physiotherapie wurde das MDBB-Modell als Erweiterung auf das bisher unzureichende biomedizinische Modell ent- wickelt. Das Gesundheitsproblem soll biopsychosozial und mit Aufmerksamkeit für Krankheiten bzw. Hemmungen der Gesund- heit aus dem psychosozialen Umfeld betrachtet werden. Die krankheits- und personengebundenen Faktoren bestimmen, was die Physiotherapie für den Patienten tun kann, was mit ihrer Beeinflussbarkeit hemmender Faktoren (krankheits- und per- sonenbezogen) zusammenhängt. Auf der Basis dieser Analyse lassen sich die Ziele der Physiotherapie formulieren, die thera- peutischen Strategien bestimmen und anzuwendende krank- heits- und verhaltensbezogene Therapien abstimmen. Das fundamentale Denken beim MDBB-Modell hat eine längere Vorgeschichte als das nun vorliegende Konzept selbst. Das Mo- dell wurde in den neunziger Jahren eingeführt, während die Ent- wicklung zur Theoriebildung der Physiotherapie und das Fragen nach therapeutischen Effekten bereits Anfang der siebziger Jahre datiert. Das Modell fand viel Anerkennung, unter anderem, weil es Ansätze für die praktische adäquate Behandlung von Patien- ten bietet. Elemente des MDBB-Modells Zur Verdeutlichung werden zunächst verschiedene Begriffe er- klärt, die innerhalb des Modells benutzt werden. Mehrdimensional verweist auf verschiedene Dimensionen des Menschseins. Der Mensch „funktioniert“ auf 3 interaktiven Ebenen: einer körperlichen, seelischen und sozialen Ebene. Jede Ebene hat mehrere Subdimensionen. Belastung/Belastbarkeit: Die beiden Begriffe sind schon alt und vor allem aus der Arbeitsmedizin und Sportphysiologie be- kannt. Sie werden kombiniert benutzt, weil das Verhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit ein wichtiger Faktor für körperliche, seelische und soziale Gesundheit des Men- schen darstellt [16]. Sowohl eine Über- als auch eine Unterfor- derung können zu einem Gesundheitsproblem auf einem oder mehreren Ebenen des menschlichen Funktionierens führen. Modell: Von den unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffs ist „eine schematische Darstellung von der Wirklichkeit“ wohl die bekannteste. Beim MDBB-Modell handelt es sich um ein konzeptuelles Modell, d. h. die Ansicht über Krankheit und Gesundheit sowie über den Menschen wurde ausgearbei- tet. Somit ist es für ein gutes Verständnis des Modells erfor- derlich, die Ansichten über Gesundheit, Krankheit und den Menschen zu klären. Krankheit und Gesundheit: Das MDBB-Modell sieht Krankheit und Gesundheit, wie sie bereits 1947 die World Health Organi- sation (WHO) formulierte: „Gesundheit ist ein Zustand totalen Mehrdimensionales Belastungs-Belastbarkeits-Modell: Ein konzeptuelles Modell für die Physiotherapie A. van Vonderen Korrespondenzadresse Arno van Vonderen, Dipl. PT, MT, Bewegungswissenschaftler · Westfeld 15 · D-29227 Celle (Westercelle) · E-mail: [email protected] Bibliografie Manuelle Therapie 2005; 9: 230 – 236 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York DOI 10.1055/s-2005-858889 ISSN 1433-2671 Fachwissen: Theoriemodelle der PT 230 Heruntergeladen von: FH Campus Wien. Urheberrechtlich geschützt.

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Einleitung

Das 1990 in den Niederlanden in die Physiotherapie eingeführteMehrdimensionale Belastungs-Belastbarkeits-Modell (MDBB-Modell) ist ein konzeptuelles biopsychosoziales Gesundheits-modell, das Gesundheit als ein dynamisches Gleichgewicht sieht,das durch körperliches, seelisches und soziales Wohlfinden ge-kennzeichnet ist. Die Einheit von Körper und Seele wird im Sinnedes biopsychosozialen Modells gesehen. Der Mensch steht in In-teraktion mit seiner Umgebung und verfügt über adaptierendeEigenschaften, mit denen er sich an verändernde Situationen an-passen kann. Störungen dieses dynamischen Gleichgewichtskönnen sich in Form von Gesundheitsproblemen äußern.

In der Physiotherapie wurde das MDBB-Modell als Erweiterungauf das bisher unzureichende biomedizinische Modell ent-wickelt. Das Gesundheitsproblem soll biopsychosozial und mitAufmerksamkeit für Krankheiten bzw. Hemmungen der Gesund-heit aus dem psychosozialen Umfeld betrachtet werden. Diekrankheits- und personengebundenen Faktoren bestimmen,was die Physiotherapie für den Patienten tun kann, was mit ihrerBeeinflussbarkeit hemmender Faktoren (krankheits- und per-sonenbezogen) zusammenhängt. Auf der Basis dieser Analyselassen sich die Ziele der Physiotherapie formulieren, die thera-peutischen Strategien bestimmen und anzuwendende krank-heits- und verhaltensbezogene Therapien abstimmen.

Das fundamentale Denken beim MDBB-Modell hat eine längereVorgeschichte als das nun vorliegende Konzept selbst. Das Mo-dell wurde in den neunziger Jahren eingeführt, während die Ent-wicklung zur Theoriebildung der Physiotherapie und das Fragennach therapeutischen Effekten bereits Anfang der siebziger Jahre

datiert. Das Modell fand viel Anerkennung, unter anderem, weiles Ansätze für die praktische adäquate Behandlung von Patien-ten bietet.

Elemente des MDBB-Modells

Zur Verdeutlichung werden zunächst verschiedene Begriffe er-klärt, die innerhalb des Modells benutzt werden.– Mehrdimensional verweist auf verschiedene Dimensionen des

Menschseins. Der Mensch „funktioniert“ auf 3 interaktivenEbenen: einer körperlichen, seelischen und sozialen Ebene.Jede Ebene hat mehrere Subdimensionen.

– Belastung/Belastbarkeit: Die beiden Begriffe sind schon alt undvor allem aus der Arbeitsmedizin und Sportphysiologie be-kannt. Sie werden kombiniert benutzt, weil das Verhältniszwischen Belastung und Belastbarkeit ein wichtiger Faktorfür körperliche, seelische und soziale Gesundheit des Men-schen darstellt [16]. Sowohl eine Über- als auch eine Unterfor-derung können zu einem Gesundheitsproblem auf einem odermehreren Ebenen des menschlichen Funktionierens führen.

– Modell: Von den unterschiedlichen Bedeutungen des Begriffsist „eine schematische Darstellung von der Wirklichkeit“wohl die bekannteste. Beim MDBB-Modell handelt es sichum ein konzeptuelles Modell, d. h. die Ansicht über Krankheitund Gesundheit sowie über den Menschen wurde ausgearbei-tet. Somit ist es für ein gutes Verständnis des Modells erfor-derlich, die Ansichten über Gesundheit, Krankheit und denMenschen zu klären.

– Krankheit und Gesundheit: Das MDBB-Modell sieht Krankheitund Gesundheit, wie sie bereits 1947 die World Health Organi-sation (WHO) formulierte: „Gesundheit ist ein Zustand totalen

Mehrdimensionales Belastungs-Belastbarkeits-Modell:Ein konzeptuelles Modell für die Physiotherapie A. van Vonderen

KorrespondenzadresseArno van Vonderen, Dipl. PT, MT, Bewegungswissenschaftler · Westfeld 15 · D-29227 Celle (Westercelle) ·E-mail: [email protected]

BibliografieManuelle Therapie 2005; 9: 230 – 236 © Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New YorkDOI 10.1055/s-2005-858889ISSN 1433-2671

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körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens und nichtnur eine Abwesenheit von Krankheit oder Bedürfnissen“ [13].Körperliches, seelisches und soziales Wohlbefinden ist durchein dynamisches Gleichgewicht von Belastung und Belastbar-keit des Menschen in der biopsychosozialen Perspektive ge-kennzeichnet. Störungen im Wohlbefinden bzw. im dyna-mischen Gleichgewicht von Belastung und Belastbarkeitkönnen sich in Gesundheitsproblemen äußern [13].

– Menschenbild: Das Menschenbild des MDBB-Modells sieht denMenschen als eine mit der Umgebung und anderen Menscheninteragierende Einheit von Körper und Seele. Ein Kennzeichendes Modells ist die Fähigkeit des Menschen, sich physisch undverhaltensmäßig an veränderte Situationen anpassen zu kön-nen [10, 13].

– Adaptierung: Der Prozess der Abstimmung zwischen Anforde-rungen (Belastung) und Möglichkeiten (Belastbarkeit). JedesIndividuum ist in der Lage, sich physisch und verhaltens-mäßig zu ändern [3, 9, 19, 21, 24].

– Strategie: Die Art und Weise, wie das Gesundheitsproblemsaufgrund dessen Analyse gelöst oder verbessert wird.

Definition MDBB-Modell

Beim MDBB-Modell handelt es sich um ein biopsychosozialesGesundheitsmodell, das eine systemtheoretische Vorgehenswei-se in der Physiotherapie einschließt. Dabei wird Gesundheit alsZustand körperlichen, seelischen und sozialen Wohlbefindens,d. h. als dynamisches Gleichgewicht von Belastung und Belast-barkeit auf verschiedenen Ebenen gesehen (Abb. 1; [8]):

– Zellen;– Gewebe;– Organe;– Organsysteme;– Organismen;– Gemeinschaftskomplexe;– Gemeinschaften;– Externe Faktoren;– Interne Faktoren.

Das bedeutet, beim gesunden Menschen, der sich wohl fühlt,sind biopsychosoziale Belastung und Belastbarkeit aufeinanderabgestimmt. Störungen in diesem dynamischen Gleichgewichtlassen sich als Situationen mit verminderter Belastbarkeit oderzu hoher Belastung für das Individuum deuten. Diese Störungenstellen ein Gesundheitsproblem dar. Die biopsychosoziale Ge-sundheitsperspektive impliziert, dass das Gesundheitsproblemauf den oben genannten Ebenen analysiert werden kann.

Historische Entwicklung des MDBB-Modells

Von der Vorschrift zur ÜberweisungIn den sechziger Jahren waren Physiotherapeuten bei der Be-handlung von Patienten lediglich ausführende Kraft der ärzt-lichen Verordnungen [20]. Der Arzt bestimmte, welche Art derBehandlung (Frequenz und Menge) der Patient erhalten sollte.Dies änderte sich Anfang der siebziger Jahre, weil sowohl Physio-therapeuten als auch Mediziner diese Vorgehensweise als unbe-friedigend empfanden. Die Ärzte erkannten, dass sie zu wenigüber Physiotherapie und deren Möglichkeiten wussten, währendsich die Physiotherapeuten nicht über das Zustandekommen dertherapeutischen Effekte klar waren. Erst langsam entwickeltesich die Erkenntnis, dass nur eine adäquate und auf den individu-ellen Patienten abgestimmte Behandlungsstrategie wirksametherapeutische Effekte erzielte.

Erste Erklärungen und ErklärungsmodellePhysiotherapeutische Behandlungsformen entwickelten sichüberwiegend empirisch (an der Wirklichkeit erfahren, durchAusprobieren). Schon immer experimentierten Menschen mitthermischen (Wärme, Kälte) und später mit elektrischen undelektromagnetischen Reizen. Daraus entwickelten sich die Ther-mo-, Elektro- und Hochfrequenzelektrotherapie [34, 35]. Für de-ren Wirksamkeit lagen oft keine eindeutigen Erklärungen voroder sie wurde einfach aus tierexperimentellen Untersuchungenübernommen.

Die Vielfalt an biologischen Erklärungen für therapeutische Ef-fekte war groß und änderte sich ständig. Oft waren sie unzusam-menhängend und manchmal sogar entgegengesetzt. Diese ers-ten Diskussionen vertieften das Wissen der Physiotherapeutenüber die Beeinflussbarkeit biologischer Prozesse im mensch-lichen Körper und schufen so die Basis für unterschiedliche phy-siotherapeutische Strategien. Die ersten Erklärungsversuche und-modelle waren eher biomedizinischer Art. Diese Tatsache ent-spricht auch der allgemeinen Entwicklung des medizinischenDenkens, das bis in die sechziger Jahre stark somatisch orientiertwar [23].

In der Physiotherapie führte das einseitige Interesse für den so-matischen Aspekt und die direkte Beziehung zwischen pathoge-netischen Ursachen und Symptomen zu einer unzureichendenGesundheitspflege und damit einer veränderten Sicht gegenüberGesundheit und Krankheit [6, 12]. So bleib lange unklar, weshalbPatienten mit identischer medizinischer Diagnose auf die gleichephysiotherapeutische Behandlung unterschiedlich reagiertenund bestimmte Physiotherapeuten vorhersagen konnten, beiwelchen Patienten die Therapie erfolgreich sein würde. Offenbarwaren zur Einschätzung der Beeinflussbarkeit von (patho) phy-

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Abb. 1 Biopsychosoziales Modell der ICF

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siologischen Prozessen und Therapiewirkungen andere Kom-ponenten Faktoren zu berücksichtigen, die sowohl den Zustandbestimmter Organe als auch Therapietreue und andere psycho-soziale Faktoren betrafen. Es entwickelte sich ein Bedürfnisnach anderen Erkenntnissen als denen naturwissenschaftlichorientierter biomedizinischer Modelle.

Einfluss emotional-affektiver Erfahrungen

Innerhalb der Physiotherapie setzte sich langsam die Überzeu-gung durch, dass das ZNS beim Erreichen therapeutischer Effekteeine wichtige Rolle spielt. Dies führte dazu, das emotional-affek-tive Wirklichkeitserleben des Patienten und somit die Psycho-somatik als wichtigen Aspekt der Gesundheit in die Behandlungmit einzubeziehen [28].

Aus der Erfahrung, dass Menschen mit Sorgen, Ängsten oder zuviel Arbeit verletzlicher und empfänglicher für gesundheitlicheProbleme sind, je länger diese Situation anhält [1, 2, 17, 18, 27] er-gab sich die Einsicht, dass die emotional-affektive Erfahrung desPatienten sein natürliches Heilvermögen stimulieren oder hem-men kann. Da auch Stress einen wichtigen Faktor in diesem Pro-zess darstellt [7, 33], konzentrierten sich viele Therapeuten aufdie Behandlung von Spannungsbeschwerden. So wurde die Ent-spannungstherapie ein fester Bestandteil der Physiotherapieaus-bildung.

Die Erforschung der Interaktionen zwischen Körper und Seelehat eine bedeutende Entwicklung durchgemacht, was sich z. B.in den neu entstandenen Begriffen Psycho-Neuro-Endokrinolo-gie und Psycho-Neuro-Immunologie äußert. Verschiedene Un-tersuchungen bestätigten, dass psychische Programme tatsäch-lich körperliche Funktionen steuern und das Heilungsvermögendes Individuums sowohl positiv als auch negativ beeinflussenkönnen [4, 15, 19].

Biopsychosoziale Perspektiven

Bei manchen Patienten besteht eine direkte Beziehung zwischenpathogenethischen Faktoren und Symptomen, wobei der somati-sche Aspekt des Gesundheitsproblems im Vordergrund steht. Istdies nicht der Fall, muss nach anderen Ursachen der auftreten-den Krankheitserscheinungen gesucht werden.

Da die psychosomatische Komponente als Erklärung alleinemeist nicht ausreichend war, wurde intensive Stressforschungbetrieben [33]. Diese brachte die Erkenntnis, dass Gesundheitbzw. Krankheit nicht jeweils alleine durch somatische, psy-chische oder soziale Einflüsse, sondern durch eine Kombinationaus allen 3 Aspekten bedingt ist [11, 23, 29]. Menges formulierteim Jahr 1990: „Bei Gesundheit und Krankheit spielen neben so-matischen auch psychische, sozial-gesellschaftliche und phy-sisch-chemische Einflüsse und Prozesse eine Rolle. Dabei sinddiese Faktoren bei jedem Individuum mit stets wechselnden Ak-zenten unterschiedlich stark miteinander verbunden“ [22].– Psychische Aspekte beziehen sich auf das individuelle mensch-

liche Verhalten hinsichtlich Gesundheit und Krankheit des

Einzelnen und darüber hinaus auf sein infrapsychisches Ge-schehen und seine Interaktionen.

– Sozial-gesellschaftliche Aspekte beinhalten einerseits die sozia-le und gesellschaftliche Position des Individuums und seinerGruppe und anderseits die Einflüsse, die die Gesellschaft undKultur auf das Individuum und die Gruppe ausüben.

– Physisch-chemische Aspekte umfassen z. B. Umweltverschmut-zung, Wasserqualität, Temperatur, Strahlung und Vorhanden-sein bestimmter Substanzen.

Eine auffällige Entwicklung dieser Denkweise verkörpert dasPhänomen International Classification of Impairment, Disabilitiesand Handicap (ICIDH), die 1980 von der WHO entwickelt wurdeund den Gesundheitszustand von Patienten sowohl nach ihremeigenen Urteil als auch dem von Therapeuten anhand von Stö-rungen, Einschränkungen und Handicaps aus biopsychosozialerSicht beschreibt [30].

Definitionender Dimensionendes Gesundheitszustandsin derICIDH [30]– Impairment: Jede Abwesenheit oder Abweichung einer psy-

chologischen, physiologischen oder anatomischen Strukturoder Funktion.

– Disability: Jede Verringerung oder Abwesenheit (als Folge ei-ner Störung) einer normalen Aktivität und deren Art und Wei-se der Ausführung.

– Handicap: Nachteilige Position einer Person als Folge einerStörung oder Einschränkung, die deren normale soziale Rolle(in Bezug auf Alter, Geschlecht und sozial-kulturellen Hinter-grund) begrenzt oder verhindert.

Im Jahr 1998 wurde die ICIDH in die Internationale Klassifizierungvon Störungen, Aktivitäten und Partizipation (ICIDH-2) erweitert[31].

Definitionender Dimensionendes Gesundheitszustandsin derICIDH-2 [31]– Störung: Verlust oder Abnormalität der körperlichen Struktur

oder einer physiologischen oder psychologischen Funktion.– Aktivität: Art und Weise des Funktionierens auf dem persönli-

chen Niveau. Aktivitäten können bezüglich Art, Dauer undQualität eingeschränkt sein.

– Partizipation: Art und Weise der gesellschaftlichen Teilhabeeiner Person im Alltag hinsichtlich Störungen, Aktivitäten, Ge-sundheitszustand und Umgebungsfaktoren. Die Teilhabekann bezüglich Art, Dauer und Qualität eingeschränkt sein.

Die ICIDH-2 beschreibt den Gesundheitszustand des Individu-ums anhand von Störungen der Funktion oder Struktur, Ein-schränkungen bei der Ausführung von Aktivitäten und Partizipa-tionsproblemen innerhalb der Gesellschaft [31]. Dabei wird mitden Umweltfaktoren und den Persönlichkeitsfaktoren eine neueDimension eingeführt.

Die Umweltfaktoren umfassen neben konkreten Faktoren (z. B.Hilfsmittel) unter anderem persönliche Hilfe, Gesetzgebung, so-ziale, wirtschaftliche und staatliche Institutionen, Klima undgeografische Umgebung. Sie können neben negativen (z. B. Bar-rieren) auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben.

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So wird eine Arbeitsstelle mit einem guten Gleichgewicht zwi-schen Person und Umgebung die Partizipation fördern.

Auf die ICIDH-2 folgte die International Classification of Functio-ning, Disability and Health (ICF; [32]), die das biopsychosozialeModell erheblich erweiterte und damit der Lebenswirklichkeitder Betroffenen besser entsprach. Die neue Klassifikation be-rücksichtigte insbesondere den gesamten Lebenshintergrundder Patienten.

Die deutschsprachige Fassung der ICF (Internationale Klassifika-tion der Funktionsfähigkeit, Behinderung und Gesundheit) wurdevon Fachleuten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz erar-beitet. Für eine öffentliche Korrektur wurde der Übersetzungsent-wurf ins Internet gestellt (www.dimdi.de). Alle Änderungsvor-schläge gingen in die abschließende Erörterung des Entwurfs beider Konsensus-Konferenz am 27. Februar 2002 in Frankfurt/Mainein, an der neben Mitgliedern der Übersetzergruppe auch Vertre-ter des Deutschen Bundesministeriums für Arbeit und Sozialord-nung, der Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, der Deut-schen Vereinigung für die Rehabilitation Behinderter, des DeutschenInstituts für Medizinische Dokumentation und Information (DIMDI)und der Sozialversicherungen teilnahmen.

Anmerkungen zur deutschen ÜbersetzungFür den englischen Begriff Functioning gibt es im Deutschen kei-ne eindeutige Entsprechung. In Absprache mit Österreich undder Schweiz wurde er mit Funktionsfähigkeit übersetzt und solltenur als klassifikationstechnischer Begriff verwendet werden. Er

beinhaltet alle Aspekte der funktionalen Gesundheit. Das bedeu-tet, eine Person ist funktional gesund, wenn sie vor dem Hinter-grund ihrer Kontextfaktoren die folgenden Bedingungen erfüllt:– Ihre körperlichen Funktionen (einschließlich des mentalen

Bereichs) und Körperstrukturen entsprechen denen des ge-sunden Menschen (Körperfunktionen und -strukturen).

– Sie kann und tut alles, was von einem Menschen ohne Ge-sundheitsprobleme (ICD) erwartet wird (Aktivitäten).

– Sie kann ihr Dasein in allen wichtigen Lebensbereichen in derWeise und dem Umfang entfalten, wie es von einem Men-schen ohne gesundheitsbedingte Beeinträchtigung der Kör-perfunktionen und -strukturen sowie der Aktivitäten erwartetwird (Partizipation).

Behinderung ist der Oberbegriff für jede Beeinträchtigung derFunktionsfähigkeit eines Menschen zu verstehen.

Der englische Ausdruck Health wurde mit dem etwas enger ge-fassten Begriff Gesundheitsproblem übersetzt.

Die Unterschiede zwischen ICIDH [30, 31] und ICF [32] sind inTab. 1 zusammengefasst.

Das MDBB-Modell als konzeptuelles Modell derPhysiotherapie

Im Folgenden wird die Umsetzung des Modells in der Praxis dar-gestellt.

Tab. 1 Unterschiede zwischen ICIDH [30,31] und ICF [32]ICIDH ICF

Konzept Kein übergreifendes Konzept Konzept der funktionalen Gesundheit (Funktions-fähigkeit)

Grundmodell Modell der Krankheitsfolgen Biopsychosoziales Modell der Gesundheitskom-ponenten

Orientierung Defizitorientiert: Behinderun-gen werden klassifiziert

Ressourcen- und defizitorientiert:– Bereiche werden klassifiziert, in denen Behin-

derungen auftreten können– positive und negative Bilder der Funktionsfähig-

keit können erstellt werden

Behinderung – Formaler Oberbegriff zuSchädigungen, Fähigkeits-störungen und (sozialen)Beeinträchtigungen

– Keine explizite Bezugnahmeauf Kontextfaktoren

Formaler Oberbegriff zu Beeinträchtigungen derFunktionsfähigkeit unter expliziter Bezugnahmeauf Kontextfaktoren

GrundlegendeAspekte

– Schädigung– Fähigkeitsstörung– (soziale) Beeinträchtigung

– Körperfunktionen und -strukturen: Störungs-begriff: Schädigung (Funktionsstörung, Struk-turschaden)

– Aktivitäten: Störungsbegriff: Beeinträchtigungder Aktivität

– Partizipation: Störungsbegriff: Beeinträchtigungder Partizipation

Soziale Beeinträch-tigung

Attribut einer Person Partizipation und deren Beeinträchtigung wird alsWechselwirkung zwischen dem gesundheitlichenProblem (ICD) einer Person und ihrer Umweltfak-toren definiert

Umweltfaktoren Unberücksichtigt Umweltfaktoren sind integraler Bestandteil desKonzepts und werden klassifiziert

Personbezogene(persönliche)Faktoren

Werden höchstens implizitberücksichtigt

Werden zwar erwähnt, aber nicht klassifiziert

Anwendungsbereich Nur im gesundheitlichen Kontext

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Die Physiotherapie beschäftigt sich mit den menschlichen Bewe-gungsfunktionen und der Beseitigung von Faktoren, die dieseFunktionen beeinträchtigen mithilfe physiotherapeutischerMaßnahmen.

Arbeitsweise nach dem MDBB-ModellDas MDBB-Modell ermöglicht dem Physiotherapeuten, sowohlkrankheits- als auch verhaltensbezogen zu arbeiten. Es be-schreibt und analysiert krankheits- und personengebundeneFaktoren, um festzustellen, welche hemmenden oder förderndenEinflüsse sie auf biologische und verhaltensmäßige Erholungs-und Anpassungsprozesse haben. Dies ist besonders bei der Be-handlung von Personen hilfreich, deren Beschwerden sich nichtoder nur unzureichend medizinisch erklären und diagnostizie-ren lassen. Die Terminologie und die 3 in der ICIDH beschriebe-nen Dimensionen [30, 31] liefern eindeutigere Anhaltspunkt alsdie medizinische Diagnose alleine. Letztendlich müssen Belas-tung und Belastbarkeit nicht nur in Bezug auf die Gewebe, Orga-ne und Organsysteme untereinander, sondern auch hinsichtlichder Person in Beziehung zu sich selbst und ihrer Umgebung ana-lysiert werden.

Definition von Belastung und Belastbarkeit– Belastbarkeit:

– Maximale Last, die getragen werden kann.– Sie umfasst die Eigenschaften, die jedes Individuum benö-

tigt, um den Forderungen der Umwelt zu widerstehen.– Innerhalb der Grenzen von Erblichkeit, Alter und Ge-

schlecht sind diese Eigenschaften variabel.– Belastbarkeit ist ein dynamischer Faktor

– Belastung: Maß, in dem der Mensch belastet wird.

Zwischen Belastbarkeit und Belastung besteht eine enge Bezie-hung, die die biologische Fähigkeit zur Adaption, d. h. der Suchenach einem Gleichgewicht zwischen Belastung und Belastbar-keit beschreibt.

Die Physiotherapie sieht körperliche Beschwerden oft als eineFolge verminderter Belastbarkeit bzw. Überlastung. Aus diesemGrund verfolgt sie als therapeutisches Ziel oft eine Verbesserungder Belastbarkeit. Dabei kommt beispielsweise das Overload-Prinzip zur Anwendung, d. h. mit einer zunehmenden Belastungwird der Organismus herausgefordert, seine Eigenschaften zuändern und sie auf den höheren Belastungsgrad abzustimmen.

Umgekehrt bewirkt Inaktivität eine Verschlechterung der all-gemeinen Kondition und Belastbarkeit. Dies führt unweigerlichzu Stress, einem Zustand, bei dem die (erfahrene) Belastung grö-ßer als die Belastbarkeit.

Weil auch psychosoziale Belastung die körperliche Funktions-fähigkeit beeinflussen und sogar für daraus resultierende Ge-sundheitsprobleme verantwortlich sein kann, spielt das Ausmaßvon Belastung und Belastbarkeit eine wichtige Rolle bei der Ana-lyse von gesundheitlichen Beeinträchtigungen.

Das MDBB-Modell in der physiotherapeutischen PraxisEin entscheidendes Element professioneller Physiotherapie istdas methodische Handeln. Es ermöglicht dem Physiotherapeu-ten, zielgerichtet, bewusst, systematisch und prozessorientiert

zu arbeiten [5, 16]. Den Begriffen liegen jeweils folgende Defini-tionen zugrunde:– Zielgerichtet: Die bei Behandlungsbeginn festgelegten Ziele

sollen erreicht werden.– Bewusst:

– Der Therapeut kennt seine Werte und Normen und reagiertentsprechend auf seine Patienten und deren individuelleSituation.

– Er versucht, auch die Normen und Werte der Patienten he-rauszufinden und zu beachten.

– Er ist sich darüber im Klaren, dass die Interaktion zwischenihm und seinen Patienten neben den gewünschten auchunerwünschte Effekte haben kann.

– Systematisch: Die Handlungsweise des Therapeuten folgt derlogischen Ordnung seines Fachgebiets.

– Prozessorientiert: Der Therapeut passt sein Handeln den je-weils während des therapeutischen Prozesses auftretendenVeränderungen des Patienten an und integriert die Definitio-nen von Gesundheit und Krankheit des MDBB-Modells inseine Zielsetzungen, die die folgenden beiden Ebenen umfas-sen [13]:– Allgemeine Nebenzielsetzungen des physiotherapeutisch-

diagnostischen Prozesses;– Allgemeine Zielsetzung des physiotherapeutisch-diagnos-

tischen Prozesses.

AllgemeineNebenzieledes physiotherapeutisch-diagnostischenProzessesHierzu müssen folgende Fragen fundiert beantwortet werden:– Worin bestehen die gesundheitlichen Probleme des Patien-

ten?– Welche Faktoren haben diese Probleme verursacht?– Welche Faktoren bestimmen die Beschwerden des Patienten?– Haben die Probleme einen normalen oder von der Norm ab-

weichenden Verlauf?

Die Ergebnisse liefern Informationen über die Krankheit, die Per-son und ihre Umstände, aus denen der Therapeut Schlussfolge-rungen hinsichtlich der biologischen Heilungsmöglichkeiten zie-hen kann. Dazu benötigt er umfassende Kenntnisse der (Patho)Physiologie von Geweben, Organen und Organsystemen, um Artund Stadium der Erkrankung richtig interpretieren zu können.

Die personenbezogenen Schlussfolgerungen sind von Bedeu-tung, weil sie die Heilung fördern oder hemmen können. Hem-mend wirken sich hauptsächlich persönliche, emotionale und af-fektive Erfahrungen der Person mit ihrer Umgebung aus [14]. Umdiese personengebundenen Faktoren zu reduzieren, muss derPhysiotherapeut die den aktuellen Gesundheitsproblemen zu-grunde liegenden Zusammenhänge erkennen und auch dem Pa-tienten erklären [14]. Dabei lässt sich feststellen, wie der Patientselbst seine Beschwerden einschätzt.

AllgemeineZiele des physiotherapeutisch-diagnostischenProzessesHier gilt es, folgende Fragen fundiert zu beantworten:– Ist eine Überweisung an den Physiotherapeuten richtig?– Welche sind die physiotherapeutischen Ziele bei diesem Pa-

tienten?– Mit welchen Strategien lassen sich diese Ziele erreichen?

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– Welche physiotherapeutischen Maßnahmen sollen durch-geführt werden?

– Welcher Physiotherapeut übernimmt die Behandlung?

ÜberweisungOb die Überweisung an den Physiotherapeuten richtig ist, ent-scheidet sich anhand der formulierten Nebenziele der Behand-lung, wobei folgende Fragen zu beantworten sind:– Kann der Patient seine Gesundheitsprobleme selbstständig

lösen?– Ist zu erwarten, dass der Patient beim selbstständigen Lösen

seiner Gesundheitsprobleme alle Möglichkeiten optimal aus-nutzt?

– Weshalb nimmt der Therapeut an, dass der Patient nicht inder Lage ist, seine Gesundheitsprobleme selbstständig zu lö-sen bzw. dabei alle Möglichkeiten ungenutzt lässt?

– Sind die hemmenden Faktoren für das selbstständige Lösender Gesundheitsprobleme beeinflussbar?

– Kann der Physiotherapeut eventuell zusammen mit anderenBeschäftigten des Gesundheitssystems diese hemmendenFaktoren eliminieren oder reduzieren?

Nachdem geklärt wurde, ob die Überweisung an den Physiothe-rapeuten richtig ist, werden die weiteren Aspekte diskutiert.

Welche Zielsetzungen und Strategien?Welche Ziele und Strategien für den individuellen Patienten ge-eignet sind, bestimmen außer der Krankheit selbst die personen-bezogenen Faktoren. Die Zielsetzungen ergeben sich aufgrundder strukturellen und Funktionsstörungen sowie der Einschrän-kung von Aktivitäten und Partizipation. Die Reihenfolge der Be-handlungsziele wird durch die hemmenden und fördernden Fak-toren bestimmt.

Welche Maßnahmen?Auch die Wahl der physiotherapeutischen Maßnahmen hängtvon den hemmenden und fördernden Faktoren ab:– Krankheitsbezogene Maßnahmen ergeben sich aus den Schluss-

folgerungen bezüglich der Krankheit und deren Prognose sowieder krankheitsbezogenen, die Heilung hemmenden Faktoren.

– Verhaltensbezogene Maßnahmen werden von den die Heilunghemmenden oder fördernden personenbezogenen Faktorenbestimmt [14]. Dabei soll der Patient lernen, sich bewusstund unmissverständlich auf adäquate Weise an veränderteUmweltbedingungen anzupassen.

Beispiele:– Patienten mit übermäßig starken Schmerzen und damit ver-

bundener Bewegungsangst, sollten unbedingt über die Ursa-chen ihrer Beschwerden aufgeklärt werden, um einer Somati-sierung vorzubeugen.

– Patienten mit normalen Beschwerden müssen von der unum-gänglichen Änderung ihres Bewegungsverhaltens überzeugtwerden, um weitere Gewebeschädigungen zu vermeiden.

Welcher Physiotherapeut?Die Entscheidung, welcher Therapeut den Patienten behandelnsoll, richtet sich nach den formulierten Behandlungszielen. Dies

erfordert auch eine gute Selbsteinschätzung des Physiotherapeu-ten. Jeder gewissenhafte Therapeut sollte seinen Patienten nachgründlicher Überlegung eventuell an einen Kollegen verweisen,der die individuellen Beschwerden aufgrund seiner Kenntnisseund Fähigkeiten besser behandeln kann.

Schlussfolgerungen

Das biopsychosoziale MDBB-Modell unterstützt den Physiothe-rapeuten beim Behandlungsprozess. Die davon abgeleitetenmethodisch-systematischen Arbeitsweisen zwingen ihn, seineEntscheidung für eine bestimmte Behandlungsmaßnahme zurechtfertigen und somit sein Handeln transparent und nachvoll-ziehbar zu machen. Daher bietet sich das Modell auch für denUnterricht und den interkollegialen Kontakt an.

Das systematische Analysieren des Gesundheitsproblems ausder biopsychosozialen Perspektive kann bei der Formulierungvon Schlussfolgerungen über die Krankheit und den Patientenselbst hilfreich sein. Letztendlich spielt es eine entscheidendeRolle, wie sich die Beschwerden durch Physiotherapie positiv be-einflussen bzw. heilen lassen.

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