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bauen wohnen Das Magazin zum KfW Award 2016 Juni 2016 www.kfw.de/award Medienpartner + Häuser in der Stadt Erfolgreiche Projekte privater Bauherren Energiesparen Geld und guter Rat für Neubau und Sanierung Förderung Programme und Prinzipien der KfW Barriereabbau Strategien für viele Lebenslagen

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bauen wohnenDas Magazin zum KfW Award 2016

Juni 2016 www.kfw.de/award

Medienpartner

+Häuser in der Stadt

Erfolgreiche Projekte privater Bauherren

EnergiesparenGeld und guter Rat

für Neubau und Sanierung

Förderung Programme und

Prinzipien der KfW

BarriereabbauStrategien für

viele Lebenslagen

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2 | bauen + wohnen KfW Award 2016 3

Editorial

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ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen nach der Lektüre dieses He es ähnlich geht wie mir: Am liebsten würde ich Gleichgesinnte suchen und mit ihnen gemeinsam ein Haus bauen. Denn die Gewinner des diesjährigen KfW Awards Bauen und Wohnen, der unter dem Motto „Urbanes Wohnen – Häuser in der Stadt“ steht, beweisen: Zusammen mit anderen macht es mehr Spaß. Und so entstehen auch spektakuläre Ideen. Zum Beispiel die, auf einer schmalen Brache am Ber-liner Hochbahn-Tunnel ein im wahrsten Sinne des Wortes schillerndes Haus zu bauen. Beeindruckt hat mich auch, wie sehr eine Kleinstadt an Atmosphäre ge-wonnen hat, nachdem das verfallene Bau-ernhäuschen im Zentrum in eine Wohn- idylle verwandelt wurde. Oder wie eine triste Elbinsel und ein altes Industriege-biet in die Stadtlandscha  integriert wur-den und wie respektvoll vier Neubauten ein historisches Rathaus in Berlin-Wei-ßensee umgeben! All diese Projekte präsentieren wir Ihnen in diesem He  und darüber hinaus Anregungen und Infor-mationen für jeden, der ans Bauen und Sanieren denkt: Hier erfahren Sie mehr über Trends und Fördermöglichkeiten für Energiesparen und barrierearmes Bauen, Eigentumsbildung und Einbruchschutz. Ich wünsche Ihnen viel Spaß und eine Menge Inspirationen bei der Lektüre.

Liebe Leserinnen und Leser,

Die Gewinner des KfW Awards Bauen und Wohnen 2016

2Operation MittelalterEin 600-jähriges Ackerbürgerhäuschen in Franken beherbergt jetzt drei Wohnungen, die Historie und Modernität vereinen

14–17

3Schwaben planen WildwuchsAcht Familien in Tübingen bauten sich ein auf kluge Art sparsames, raffiniert erdachtes und sehr kinder-freundlich-fröhliches Haus

20–22

4Häuser am SeeVier Neubauten im grünen Berliner Nordosten um-schließen ein historisches Rathaus – und alle fünf Häuser bieten vorstädtisch- entspanntes Wohnen

24–26

5Reif auf der InselEin Neubau in Hamburg vereint Wohnqualitäten von Stadt und Dorf und belebt eine vorher triste Gegend. Individualität und Gemein-scha  sind ausgewogen

28–30

Eine Gruppe in Berlin realisierte auf einem schmalen Grundstück ein Haus mit besonderen Qualitäten – in Gestaltung und Wohnatmosphäre

6–11

4 ErfolgeWie der KfW Award gute Häuser prämiert – seit 14 Jahren

5 Preis-FragenKfW-Vorstand Dr. Ingrid Hengster über den Award und über vorbildliches Bauen

18 Vermögen Immer mehr Deutsche erwerben ein eigenes Heim - individuell, auf der Etage, in einer Gruppe oder Genossenscha�. Auch dabei hil� die KfW

23 Bewegung Mit weniger Stufen und Schwellen im Haus ist das Leben für alle Generationen komfortabler

31 Sichern Solide Türen und Fenster könnenEinbrecher abhalten. Für den Einbaugibt es Staatshilfen

32 Würdigen Auch die Häuser auf Rang 6 bis 10 des KfW Awards sind spannende Beispiele urbanen Bauens

34 Melden Wachsende Städte, grüne Hochhäuser, Mikro-Apartments und mehr

Videos zu den Siegerprojekten finden Sie online unter: www.kfw.de/award

27 Beharrung Werden Haus und Wohnung altersge-recht gestaltet, kön-nen Senioren länger und selbstständiger im eigenen Heimleben. Dafür gibt es Förderung

19 Verantwortung Prof. Hans Kollhoff,Jury-Vorsitzender desKfW Awards, über zeit-gemäßen, nachhaltigenund stadtfreundlichenWohnungsbau in Zeitenwachsenden Bedarfs

12 PowerÖko-Technik spart Geld, erhöht den Komfort, schont die Umwelt – und wird gefördert

Auf die Spitze getrieben

Ihre Dr. Ingrid Hengster, Mitglied des Vorstands der KfW

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5 4 | bauen + wohnen KfW Award 2016

KURZINFO

Dr. Ingrid Hengster ist als Mitglied des Vorstands der KfW Bankengruppe ver-antwortlich für das inländische Förder-geschä  . Sie ist Juristin und war unter anderem bei der Commerzbank, der ABN Amro Bank sowie Vorstandsvorsitzende der Royal Bank of Scotland Deutschland.

KFW�INFO

Telefonische Beratung zu allen Wohn-bau-Förderprodukten gibt es montags bis freitags von 8 bis 18 Uhr unter der kostenfreien Servicenummer0800 / 539 90 02

Details zu allen Förderprogrammen im Internet unter:www.kfw.de

Häuser im Rampenlicht Der KfW Award Bauen und Wohnen würdigt außergewöhnliche Häuser in Deutschland. Deren Bauherren schauen weit in die Zukun  – und bereichern Städte und Dörfer

Sozial orien-tierte Gemein-scha�, liebevolle Denkmalsanierer, qualitätsbewuss-te Vermieter und eigenwillige Künstler: Seit 2003 werden

ganz unterschiedliche Bauherren mit dem KfW Award „Bauen und Wohnen“ ausgezeichnet. Das Motto ist jedes Jahr ein anderes: 2016 war es das urbane Wohnen im Mehrfamilienhaus, 2015 die Vereinbarung von Modernität, Effizienz und Wohnlichkeit und 2014 die Renaissance des Reihenhauses. So unterschiedlich die Gewinner sind, haben sie doch eines gemeinsam: Sie orientieren sich nicht nur an ihren eigenen Bedürfnissen, sondern auch an denen der Öffentlichkeit. Klimaschutz, Flächensparen, Barrierefreiheit, das Bewahren historischen Erbes spielen

eine große Rolle bei der Umsetzung des prämierten Bauvorhabens. Hinzu kommen Innovationen wie raffiniert ineinander verschachtelte Wohn- und Arbeitsetagen oder komfortables seniorengerechtes Wohnen im mittel-alterlichen Fachwerk-Kloster. Keines der prämierten Projekte lässt sich eins zu eins in einer anderen Stadt und auf einem anderen Grundstück kopieren. Aber jedes bietet Anregung auch für die Modernisierung eines geerbten Reihen-hauses oder für das individuelle Haus in einer städtischen Lücke. Vor allem motivieren die Gewinner dazu, auch einmal eingetretene Pfade zu verlassen.

Der KfW Award „Bauen und Wohnen“ ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert. Die Preisträger werden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung aus-gezeichnet, die in 2016 am 23. Juni in Berlin stattfand. Bilder zur Preisverlei-hung finden sie unter www.kfw.de/award

Stolz im Halbkreis. Die Gewinner des KfW Awards 2015 bei der Verleihung

Frau Dr. Hengster, ist bei Mehrfa-milienhäusern nicht längst alles Denkbare ausprobiert worden?Der Ideenreichtum von Bauherren und ihren Architekten kennt erfreulicherwei-se keine Grenzen. Die Häuser der Sieger des KfW Awards 2016 beeindrucken durch unterschiedlichste Erscheinungs-bilder, ungewöhnliche Grundrisse, neue Techniken und nicht zuletzt durch soziale und wirtscha¡liche Innovationen.

Aber geht es heute nicht vor allem darum, möglichst viel bezahlbaren Wohnraum zu schaffen?Wir würdigen die Experimentierfreude als treibende Kra¡. In der Geschichte gab es immer Vorreiter, die dann das Bauen im großen Stil geprägt haben. Architek-tur, die gestalterisch ehrgeizig ist und zu- gleich von vielen Bürgern geschätzt wird, brauchen wir für die Belebung und Ent-wicklung der Städte. Ich bin mir sicher, dass sich auch mit dem KfW Award prä-mierte Qualitäten verbreiten werden.

An was denken Sie?Nicht so sehr an bestimmte Bauweisen und Techniken wie an eine Haltung. Alle Gewinner haben nicht irgendein Haus auf ein beliebiges Stück Land gesetzt, sondern überlegt: Welche Lebensvorstel-lungen können wir gerade hier verwirk-lichen? Wie kann unser Projekt den Ort bereichern? Sie haben damit sowohl sich selbst als auch der Stadt den größten Gefallen getan.

Die meisten Gewinner sind keine Einzelbauherren, sondern Gemein-scha�en. Warum?Erstens wagen sich Baugemeinscha¡en

auf außergewöhnliche Grundstücke, die o¡ Einzelinvestoren zu heikel und großen Unternehmen zu klein sind. Der Träger des ersten Preises ist ein typisches Bei-spiel. Auch dafür, dass besondere Grund-stücke o¡ zu ganz besonderen Lösungen führen. Und Baugemeinscha¡en planen für sich selbst – und stecken mehr Liebe und Ehrgeiz in das Projekt.

Was kann die KfW für Bauherren tun?Die KfW kann Bauherren mit Krediten und Zuschüssen zu Energieeffizienz-Maß-nahmen, zum Eigentumserwerb, zum Ab- bau von Barrieren und zum Einbruch-schutz motivieren. Wir fördern übrigens auch das gemeinscha¡liche Wohnen, zum Beispiel barrierearme Aufenthaltsräume, sowie den Anteilskauf von Baugenossen-scha¡en.

„Sie haben der Stadt den größten Gefallen getan“KfW-Vorstand Dr. Ingrid Hengster über fantasievolle Häuser, erfolgreiche Baugemeinscha en und die Unterstützung durch die KfW

Lohnt sich momentan überhaupt ein KfW-Darlehen?Auch in Zeiten niedriger Marktzinsen lohnt sich ein KfW-Kredit. In vielen Fällen bietet die KfW neben günstigen Zinsen auch Tilgungszuschüsse an. Außerdem haben unsere Darlehen Laufzeiten von bis zu 30 Jahren, was gerade für Bauherren interessant ist. Daneben sind KfW-Finan-zierungen häufig an Know-how gekoppelt: Man nehme nur die Sachverständigen, die Bauherren bei der energetischen Sanie-rung oder beim Neubau unterstützen – wofür wir gern einen Teil des Honorars übernehmen.

Wie werden wir in 20 Jahren wohnen?Wir leben vielleicht nicht geräumiger als heute, aber städtischer und zugleich mit mehr Grün – ob im Straßenbeet oder auf dem Dach. Die Mehrheit lebt in energe-tisch sanierten, barrierearmen Häusern und bezieht die Rest-Energie aus erneu-erbaren Quellen. Die Smart-Home-Tech-nologie hil¡ uns, Energie zu sparen, und macht unser Leben komfortabler. Und sicherlich erhalten wir auf dem Weg da-hin noch viele spannende Ideen beim KfW Award Bauen und Wohnen!

„Die Energiewende wird eine öko-

logische und ökono-mische Erfolgs-

geschichte.“

Dr. Ingrid Hengster, Mitglied des Vorstands der KfW

KfW Bank aus VerantwortungDie KfW ist eine der führenden För-derbanken der Welt. Mit ihrer jahr-zehntelangen Erfahrung setzt sich die KfW im Au¡rag des Bundes und der Länder dafür ein, die wirtscha¡-lichen, sozialen und ökologischen Lebensbedingungen weltweit zu ver-bessern. Allein 2015 hat sie dafür ein Fördervolumen von 79,3 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt. Davon flossen 29,5 Milliarden in Maßnah-men zum Klima- und Umweltschutz.

Die KfW besitzt keine Filialen und verfügt nicht über Kundeneinlagen. Sie refinanziert ihr Fördergeschä¡ fast vollständig über die internatio-nalen Kapitalmärkte. Im Jahr 2015 hat sie zu diesem Zweck 62,6 Milliar-den Euro aufgenommen. In Deutsch-land ist die KfW Bankengruppe mit Standorten in Frankfurt, Berlin, Bonn und Köln vertreten, weltweit an rund 80 Standorten.

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6 | bauen + wohnen KfW Award 2016 7

Rubrik

Spitz an der Ecke. Ein Neubau in Berlin setzt Akzente

Auf die Spitze getrieben Die Erbauer des schimmernden Neubaus an der Berliner Pohlstraße haben auf einer Brache mit viel Mut und Fantasie einen lebenswerten Ort geschaffen

PREIS 1.

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9 8 | bauen + wohnen KfW Award 2016

RubrikSchimmern. Fassaden-Gitterroste bringen san en Glanz

Genießen. Reichlich Raum zum Kochen und Essen

Spielen. Die Küche ist auch Bewegungsraum

Fließen. Die Räume der Wohnland-scha  gehen ineinander über

Ein irrwitziger Berliner Ort: Hier rattert die Hochbahn – die legendäre Linie 1, besungen im gleichnamigen Musical des Berliner Grips-Theaters – auf einer

langen Stahlbrücke über einen Park. In einem Torbau verschwindet sie in Höhe des dritten Stocks, überquert in einer gedeckten Brücke eine Straße, rollt dann mitten durch ein Wohnhaus und sinkt im Hinterhof in einem oberirdischen, aber vollständig zugebauten Tunnel langsam in die Erde wie eine sich eingrabende Schlange.

Nebenan, an der Pohlstraße, steht ein Haus, das unter den vielen eigenwilligen Neubauten der Stadt eines der ausgefallensten ist: ein 80 Meter langer Riegel, der an einem Ende schiffs- ähnlich spitz zuläu¡. An der Fassade schimmern 800 gold-beige lackierte Gitterroste in der Sonne. Mutig wagt es sich bis auf 15 Meter an die Bahn-schlange heran. Geschaffen hat sich dieses Haus eine Gemeinscha¡, die typisch für das kreative, aufstrebende Berlin ist. Künstler, Designer und Architekten gehören dazu, außerdem ein Richter und eine Diplomatin. Eine ältere Bewohnerin hat gerade auf dem Dach ihren 70. Geburtstag gefei-ert, der jüngste ist im April geboren. Sie kommen aus Holland, der Türkei, Italien und Japan, aus Berlin-Tiergarten und vielen anderen Gegenden.

Kein Bauträger traute sichZusammen kau¡en sie das lang gestreckte Grund-stück am Hochbahntunnel, das mehr als 50 Jahre lang brachgelegen und an das sich kein Bauträ-ger herangetraut hatte. Denn es ist schmal und wegen der vorbeifahrenden Züge starker Lärm-belastung ausgesetzt. 2009 konnte man so ein Grundstück noch günstig bekommen – obwohl der Potsdamer Platz zu Fuß erreichbar ist. Zwar zeigten vierzehn Architekturbüros Interesse, elf von ihnen gaben nach einer Besichtigung aber auf.

Die Architekten Christoph Roedig und Ulrich Schop blieben aber dran. Die beiden hatten Er-

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Rubrik

10 | bauen + wohnen KfW Award 2016

Projekt: 39 Wohnungen in einem dreiteiligen Neubau

Lage: Berlin-Tiergarten, an einem oberirdischen Hochbahntunnel und nahe dem Park am Gleisdreieck

Baujahr: 2013

Bauherren: Gemeinscha  von 39 Personen, Paaren und Familien

Architekten: roedig.schop, DMSW, sieglundalbert, alle Berlin

Fläche: 2.275 m2 Grundstück, 4.447 m2 Wohn- und Gewerbefläche

Gesamtkosten/m2: 2.078 € („veredelter Rohbau“)

Qualitäten für die Bewohner: Wohnen am Park mit guter City-

Anbindung; grüner Hof, gemeinsa-me Dachterrasse

Qualitäten für die Gesellscha�: Wohnungen auf einem schwierigen Grundstück, doch in begehrter Innenstadtlage nahe Park und City. Ambitionierte Architektur

Energiesparen: Fernwärme, Dämmung, Lü ungsanlage

Barrierearmut: Aufzüge, Vermeidung von Schwellen, barrierearme Türen und Sanitärbe-reiche

KfW-Standard: KfW 85

DAS PROJEKT IN STICHWORTEN

Gartenblick. Zwischen Haus und der überdachten Bahnstrecke liegen Gemeinscha sgrün und Fahrrad-schuppen

Stadtblick. Von der Dachterrasse bietet sich ein spektakuläres Kreuzberg-Panorama

Entspannt. Unterschiedliche Raumhöhen und Riesenfenster beleben das Innere

Sportlich. Im geräumigen Wohnungsflur ist Platz für Tischtennis und Räder

fahrung mit solchen Lagen: Am Prenzlauer Berg haben sie ein Baugruppenhaus entworfen, das direkt auf eine he¡ig befahrene S-Bahn-Stre-cke guckt. „Trainspotter“ nannten sie es – eine Heimstatt für Bahnliebhaber. Die Brache an der Pohlstraße interessierte sie zuerst nur als archi-tektonische Herausforderung. Damals ahnten sie noch nicht, dass sie ein paar Jahre später selbst hier einziehen würden.

Krach machen wie die Bahn können wir auchDas von ihnen dann gemeinsam mit den Büros DMSW sowie sieglundalbert geplante Projekt sprach sich herum. Einige Interessenten hatten zwar Bedenken; die Architekten konnten diese aber ausräumen: Nein, das Haus wackelt nicht dauernd wegen der Züge, weil es mit einer Stahl-konstruktion abgepuffert wird. Nein, man wird auch nicht von lauter kahlen Flächen umgeben sein, weil gegenüber ein Dutzend Häuser entste-hen und der alte Güterbahnhof zum Park wird. Und auch die Sonne scheint auf das Haus über

die niedrig bebauten Flächen hinweg. Und was ist mit dem Bahnlärm? Zusätzlich zum geplanten Einbau der dreifach verglasten Fenster gab Ulrich Schop die heitere Parole aus: „Die U-Bahn kann zwar Krach machen. Aber das können wir auch.“

Von den Goldgittern abgesehen, ist am Haus nichts opulent. In den Treppenhäusern schaut man auf rauen Sichtbeton, in manchen Woh-nungen auch. Die Erbauer hatten sich auf das Konzept eines „veredelten Rohbaus“ geeinigt: nackte Räume, die sie nach Belieben und auf eigene Kosten ausbauen und füllen könnten.

Auch die Au¡eilung war ziemlich frei. Nur wenige Stützwände führen durchs Haus; auf den großen Flächen dazwischen kann jeder Wände ziehen, wie er will. Im Flur von Roedig und Schop zum Beispiel findet eine Tischten-nisplatte Platz.

Verbreitet ist die sogenannte Insel in der Woh-nungsmitte, ein langer Block mit Küche, Bad und deckenhohen Schränken, um den Kinder mit Begeisterung herumlaufen. Hier wurden

wahre Alleskönner unter den Raummöbeln her-gezaubert. Bei Familie Yikici hängt auf der einen Seite der Insel der Riesenbildschirm, im Inneren verschwinden Schiebetüren, die ab und an zum Abtrennen des Gästezimmers gebraucht wer-den. Und aus der Mitte klappt ein Bett heraus. Besonders faszinierend sind die Räume an der Hausspitze: Sie haben Fenster auf drei Seiten: In den unteren Etagen scheint die Hochbahn auf die Wohnung zuzurollen, oben reicht der Blick weit bis auf die Kuppe des Kreuzbergs.

Unten im Gärtchen wachsen holländische Tulpen und Bohnen, deren Mutterpflanze einst Ulrich Schops Großmutter züchtete. Es gibt reichlich Fahrradschuppen und -ständer, aber keine Tiefgarage: Auch gut verdienende Innen-stadt-Berliner finden Autos überflüssig. Unter dem Dach befinden sich keine Penthouse-Woh-nungen, sondern ist eine Gemeinscha¡sfläche, so groß, dass an einem Hausende eine Party gefeiert werden kann und an dem anderen Romantiker in Ruhe den Sonnenuntergang genießen können.

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Rubrik

Für den Neubau bietet sich ein Kredit aus dem KfW-Förderpro-gramm „Energieeffizient Bauen“ (Programmnummer 153) an. Hier gibt es bis zu 100.000 Euro pro Wohneinheit, die flexibel mit anderen Fördermitteln kombi-nierbar sind. Und wer ein beson-ders sparsames Gebäude nach dem KfW-Effizienzhaus-Stan-dard 40 Plus errichtet, bekommt zusätzlich bis zu 15.000 Euro Tilgungszuschuss.

Für Neubauten ebenso wie für bestehende Häuser eignen sich das KfW-Programm 274 zur

Förderung von Solaranlagen und das Programm 275 für die Speicherung erzeugter Solare-nergie.

Für Investitionen an einem be-stehenden Gebäude gibt es Kre-dite aus dem KfW-Programm „Energieeffizient Sanieren“ (Programmnummer 151). Wer den KfW-Effizienzhaus-Standard erreicht, erhält pro Wohneinheit bis zu 100.000 Euro Darlehen. Bis zu 50.000 Euro gibt es für die Förderung von Einzelmaß-nahmen etwa an Wänden, Dach, Fenstern oder am Heizkessel.

Seit Anfang 2016 erhält einen Kredit von 50.000 Euro und einen Tilgungszuschuss von 12,5 Prozent aus dem Hei-zungs- oder Lü ungspaket, wer seine Heizanlage austauscht und die neue optimiert oder eine Lü ungsanlage einbaut und zugleich die Gebäudehülle verbessert.

Eine Alternative zum Kredit ist der Investitionszuschuss für energieeffizientes Sanieren im Programm 430. Hier gibt es bis zu 30.000 Euro pro Wohneinheit und bis zu 15 Prozent für das

Heizungs- und/oder Lü ungspa-ket (höchstens 7.500 Euro).Energetische Sanierung ist technisch anspruchsvoll und braucht darum einen qualifi-zierten Berater. Von dessen Honorar zahlt die KfW bis zu 50 Prozent, aber maximal 4.000 Euro im Programm 431 „Energieeffizient Bauen und Sanieren – Zuschuss Baubeglei-tung“ in Kombination mit einer geförderten Sanierung. Die Mit-tel für Zinsverbilligungen und Zuschüsse in den genannten Programmen werden vom Bund zur Verfügung gestellt.

KFW�FÖRDERUNG: SPAREN NACH WAHL � EXPERTEN HELFEN

Kra�akt fürs EnergiesparenModerne Öko-Technik im Haus lohnt sich dreifach: Für die Umwelt, fürs eigene Portemonnaie und nicht zuletzt fürs Wohlbefinden im Heim

Die Energiewende kommt voran: Ihre drei Bestandteile haben in Deutschland die Ein-Drittel-Marke er-reicht: Erneuerbare Energiequellen wie Windräder, Fotovoltaik und Bio- Energie tragen bereits 30 Prozent zur Stromerzeugung bei. Rund 35 Prozent aller Gebäude sind gedämmt (wenn auch noch nicht alle ausreichend), und im-merhin rund 40 Prozent aller Fenster sind energetisch akzeptabel. Der für die Energiewende zuständige Bundeswirt-scha¡sminister Sigmar Gabriel sieht Deutschland bereits auf dem Weg zu einer „ökologischen und ökonomischen Erfolgsgeschichte“.

Vor allem in homogenen Wohnvierteln mit nur einem Eigentümer sind solche Kra¡akte möglich. An den meisten Orten aber sind die Häuser kleiner,

weniger einheitlich und haben mehre-re Besitzer. Das betrifft am stärksten Einfamilienhausgebiete. Sie haben aber auch besonders große Sparpotenzia-le: Pro Bewohner wird hier mehr als doppelt so viel Energie verbraucht als bei Häusern mit mehreren Wohnungen. Eigenheimbewohner sind aber nicht etwa verschwendungssüchtig. Son-dern sie müssen in aller Regel mehr Wohnfläche heizen als Menschen in Geschosswohnungen – und sie haben an Wänden und mit dem Dach beson-ders viele Außenflächen, während sich in Etagenwohnungen die Nachbarn o¡ gegenseitig wärmen.

„Die Energie- wende wird eine ökologische und

ökonomische Erfolgsgeschichte.“

Sigmar Gabriel, Bundesminister für Wirtscha¡ und Energie

Natürlich. Strom direkt von der Sonne

Beim Schutz von Umwelt und Klima verfolgt Deutschland ehrgeizige Ziele. Im Au¡rag des Bundes stellt die KfW dafür vielfältige Fördermittel bereit – zum Beispiel für private Bauherren, die erneuerbare Energien nutzen oder durch Maßnahmen wie Dämmung und Hei-zungsaustausch Energie sparen. Die Stei-gerung der Energieeffizienz steht auch

im Mittelpunkt der Informationskam-pagne „Deutschland macht’s effizient“ des Bundesministeriums für Wirtscha¡ und Energie. Die Kampagne informiert darüber, wie sich Energiesparpotenziale optimal ausschöpfen lassen und welche Förderangebote es dafür gibt. Alles Wissenswerte finden Sie unter www.deutschland-machts-effizient.de.

Deutschland macht's effizient

Ob Hochhaus oder Eigenheim: Überall lässt sich an der Energieverbrauchs-schraube drehen. Eigentümer und Mieter spüren den Spareffekt spä-testens bei der nächsten Heizkosten-abrechnung. Auch wenn Öl zuletzt billiger geworden ist, wird sein Preis auf längere Sicht steigen.

Die Förderung wird ständig opti-miert. Neu ist seit Anfang 2016 die besondere Unterstützung für Hei-

zungs- und Lü¡ungspakete bei der energetischen Sanierung. Wer beim Dämmen oder beim Auswechseln des Heizkessels auch gleich eine moder-ne Lü¡ungsanlage einbaut, tut sich einen dreifachen Gefallen. Erstens tauscht eine solche Anlage die Lu¡ energiesparsamer aus als es durch das Öffnen des Fensters geschieht. Zwei-tens steigt damit der Wohnkomfort. Und drittens sinkt die Gefahr, dass in

einem gut gedämmten Haus Schimmel au¡ritt.

Auf der anderen Seite hat die KfW die Neubau-Förderung für das bisherige „Ef-fizienzhaus 70“ eingestellt. Denn dieser Standard wird jetzt ohnehin annähernd gesetzlich verlangt. Zusätzliches Förd-ergeld bekommen nunmehr Bauherren und Sanierer mit besonderen Ambitio-nen, die den neu eingeführten Standard KfW-Effizienzhaus 40 Plus erreichen.

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Rubrik

Schmuckstück. Aus der einstigen Ruine ist ein ansehnliches, gut bewohnbares Haus geworden

Ambiente. Der Ofen ist für die Gemütlichkeit, die Wand- flecken zeigen Reste historischen Schmucks

Nachbarscha�. Eng schmiegen sich Hilpoltsteins Häuser anein-ander. Das neue alte an der Ecke fügt sich harmonisch ein

Als jüngere Nachbarn längst edle Bäder, Mikrowellenöfen und Dritt-wagen hatten, lebte die Rentnerin Anna Fischbacher immer noch in

ihrem fast 600 Jahre alten, ziemlich maroden Häuschen mit Plumpsklo auf dem Hof und Holz-kohleofen. Fließendes Wasser war die einzige Innovation darin.

Nach dem Tod von Frau Fischbacher bewohn-te noch eine Weile eine Familie das Haus, dann stand es zwanzig Jahre leer. Es wurde zum Schandfleck des Orts – ausgerechnet neben der St.-Johannes-Kirche am Aufgang zur Burg, einer der prominentesten Stellen in dem liebevoll sanierten und sorgsam geputzten Städtchen Hilpoltstein bei Nürnberg. Monika und Tho-mas Fritsch liefen ö¡ers hier vorbei. Die bei-den kommen aus dem benachbarten Freystadt. Thomas Fritsch lebt sonst ganz im Modernen und Sterilen: Er liefert Krankenhäusern fertige Operationssäle, Intensiv- und Isolierstationen. Umso mehr reizte die beiden das uralte verfal-lene Haus. Jetzt haben sie es zum neuem Leben erweckt.

Klar war von Anfang an, dass so viel Altes wie möglich bleiben sollte: Das nicht 600, son-

dern womöglich 1.000 Jahre alte Kellergewöl-be, die Außenmauer aus Sandstein sowie die Eichenbalken des Gerüsts und Dachstuhls aus Bäumen, die in den Jahren 1396 bis 1408 gefällt wurden. Das sieht man anhand der Jahresringe. Diese Balken sind heute das Reizvollste im In-neren des Hauses. Sie liegen frei, sind vielfach aufeinander gestützt, miteinander verzap¡ und verkeilt, schaffen oben im Haus den Luxus von sechs Meter hohen Dachräumen und spielen höchst reizvoll mit der modern-klaren Ausstat-tung, die die Fritschs dem Haus spendiert haben. „Es ist der älteste Dachstuhl im Landkreis“, sagt Thomas Fritsch stolz. „Aber darin hatte sich der Ruß der Jahrhunderte festgesetzt. Wir haben wochenlang rumgebürstet.“

Was nicht zu retten war, ersetzten die beiden durch traditionelle Materialien. „Schilf, Kalkputz, Kalkmörtel, Sandstein, Sumpfkalkfarben, Ziegel, alte Kastenfenster und neue mit baugleichen Schmiedebeschlägen“, zählt Thomas Fritsch auf. Und Monika Fritsch liegt die Ausführung am Herzen: „Wir haben alles von ortsansässigen Handwerkern machen lassen. Denn wir mussten in kleinen Schritten arbeiten lassen, und der Denkmalschutz stellte hohe Ansprüche. Also

Operation Mittelalter Ein 600-jähriges Ackerbürgerhäuschen in Franken beherbergt jetzt drei Wohnungen, die Historie und Modernität vereinen

2.PREIS

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16 | bauen + wohnen KfW Award 2016 17

Rubrik

Projekt: Sanierung eines mittelalterli-chen Ackerbürgerhauses und Einbau von drei Wohnungen

Lage: Altstadt von Hilpoltstein

Baujahr: ca. 1400

Bauherr: Thomas Fritsch, Freystadt

Architekt: Stefan Lerzer, Freystadt

Energieberater: Thomas Brandl, Neu-markt

Fläche: 115 m2 Grundstück, 168 m2 Wohnfläche

Gesamtkosten/m2: ca. 2.648 €

Qualitäten für die Bewohner: Altstadt-Wohnen in historischem Ambiente mit modernem Komfort

Qualitäten für die Gesellscha�: Erhalt eines historisch wertvollen Hau-ses, Belebung der Altstadt durch neue Wohnungsangebote

Energiesparen: Schilfdämmung, Wohn-raumlü ung, Brennwertkessel

Barrierearmut: Verringerung/Vermei-dung von Schwellen, Gestaltung eines barrierearmen Sanitärbereichs, Einbau barrierearmer Türen

KfW-Förderung: Programm 151 „Energieeffizient Sanieren“

KfW-Standard: KfW 85

DAS PROJEKT IN STICHWORTEN

Der Altbau als Erlebnis. Neue Treppen und bunte Glaselemente, im Bad moderne Becken neben alten Balken, im Schlafzimmer ein Blick in den Fachwerk-Himmel: Monika und Thomas Fritsch genießen ihr Werk im Vorgärtchen

„Wir kennen die Namen aller

Menschen, denen das Haus seit 1415

gehört hat.“

Thomas Fritsch, Bauherr in Hilpoltstein

mussten die Handwerker immer mal wieder für ein paar Tage oder Stunden kommen, und das ging nur bei kurzen Anfahrtswegen.“

Die tiefgreifende Operation hat nicht nur Überkommenes bewahrt, sondern drei au-ßergewöhnlich Wohnungen geschaffen: eine mit 88 Quadratmetern im Erdgeschoss, in der ein Paar oder eine kleine Familie alt-städtisch und mit modernem Komfort le-

ben kann. Und darüber zwei Wohnungen, die Fritsch ganz zeitgenössisch als „Mik-ro-Apartments“ bezeichnet. Sie haben Kü-chenzeilen und kleine Bäder und taugen für Paare oder Singles. Balken und Spitzböden schaffen spannungsvolle Raumerlebnisse. Zum Komfort, Stromeinsparungen und Kli-maschutz tragen auch die Schilfdämmung und die Wohnraumlü¡ung bei, dank derer auch bei geschlossenen Fenstern die Atmo-sphäre drinnen frisch ist.

Die Fritschs haben es sogar geschafft, eine der Wohnungen mit einer kleinen Terrasse auszustatten. Sie liegt auf dem Dach des schmalen Anbaus an der Stelle, wo einst Anna Fischbacher ihr Plumpsklo hatte. Und zu einer größeren Einheit zusammenlegen kann man die beiden Mini-Wohnungen auch, ohne nochmals in den Bau einzugreifen.

Die Fritschs haben nicht nur gebaut, son-dern die komplette Geschichte des Hauses und seiner Bewohner recherchiert. Thomas Fritsch: „Durch Besitzfassionen, Steueranla-gen, Rechnungen und Salbücher haben wir die Namen aller Menschen, denen es seit 1415 gehört hat.“ Lange Zeit waren Weber darunter – „man kann an einer Stufe noch sehen, wo der Webstuhl stand“, erklärt Mo-nika Fritsch. „Der erste Dachbalken hat eine Markierung, der nächste zwei, der dritte drei und so weiter. So haben das vor 600 Jahren die Zimmerleute gemacht, um die richtigen Balken an der richtigen Stelle einzubauen.“

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19 18 | bauen + wohnen KfW Award 2016

Rubrik

Prof. Hans Kollhoff, Architekt (Vorsitzender)

Dipl.-Ing. Christa Böhme, Deutsches Institut für Urbanistik

Jochen Dietrich, n-tv Nachrichtenfern-sehen GmbH

Prof. Dr. Natalie Eßig, Hochschule München, Fakultät für Architektur

Barbara Ettinger-Brinckmann, Bundesarchitektenkammer

Michael Fabricius, „Die Welt“

Dipl.-Ing. Heiner Farwick, Bund Deutscher Architekten BDA, Berlin

Werner Genter, KfW Bankengruppe

Prof. Dr.-Ing. Gerhard Loeschcke, Hochschule Karlsruhe

Prof. Ulla Luther, Staatsrätin a. D.

Prof. Dr.-Ing. Anton Maas, Universität Kassel, Fachbereich Architektur, Stadt- und Landscha splanung

Dipl.-Ing. Thomas Penningh, Verband Privater Bauherren

Alexander Rychter, Verband der Wohnungswirtscha  Rheinland Westfalen

Christian Stolte, Deutsche Energie-Agentur (dena)

KFW�FÖRDERUNG: KREDITE FÜR KÄUFER

Im KfW-Programm 124 gibt es einen zinsgünstigen Kredit von bis zu 50.000 Euro für den Kauf oder Bau von selbst genutztem Wohneigentum. Erwerber von Neubauten bekommen den Kredit für die Finanzierung des Kaufpreises inklusive Nebenkosten sowie Instandsetzung, Um-bau und Modernisierung. Wer Genossen-scha santeile für eine selbst zu nutzende Wohnung kau , erhält im KfW-Programm 134 ebenfalls bis zu 50.000 Euro. Mit diesen Krediten können allerdings keine bestehenden Darlehen umgeschuldet werden.

DIE JURY: FACHVERSTAND FÜR DEN KFW AWARD

„Wer will, soll Experimente

wagen.“

Prof. Hans Kollhoff, Jury-Vorsitzender

„Klasse für jedermann“Der Jury-Vorsitzende Prof. Hans Kollhoff über engagierten Wohnungsbau heute

Worauf hat die Jury beim Thema „Urbanes Wohnen“ besonders geachtet?Wir haben hohe Klasse prämiert – aber nicht im Sinne von Luxus, sondern im Sinne von Klasse für jedermann, um gute Gestaltung in Verbindung mit hohem Gebrauchswert auszu-zeichnen. Darum bemühen sich gerade private Bauherren, die sich hier bewerben konnten. Es sind Menschen, die eine klare Vorstellung haben, wie sie wohnen wollen, und die diese Vorstellung o¡ im Laufe des Projekts noch ent-wickelt und verstärkt haben. Man sieht ihren Häusern das Individuelle an, aber zugleich auch die persönliche Verantwortlichkeit.

Verantwortlichkeit wofür?Nicht nur für sich selbst und schon gar nicht nur für ihr Bankkonto, sondern für die städtische Öffentlichkeit, die sie respektiert haben, für die Mitbewohner und für kün¡ige Generationen. Diese Häuser sind im besten Sinn nachhaltig. Nicht in erster Linie wegen ihrer Energiekennwerte, sondern weil sie so gründlich und engagiert durchdacht sind, dass sie mit dem Wandel von Ansprüchen mithal-ten können. Selbst wenn so ein Haus verkau¡ wird, lohnt sich das. Denn dass es nicht nur profitabel sein, sondern zu allererst einem gu-ten Leben dienen will, das macht es natürlich auf Dauer wertvoller als andere Häuser.

Die Bauherren sind o� sehr sparsam gewesen. Sie verzichten auf Keller und Tiefgaragen, sie lassen Wände roh und legen mehr Wert auf Brauchbarkeit als auf üppige Ausstattung. Natürlich kann man gerade dort, wo jüngere Leute sich zusammentun, individuellen Vor-

stellungen freien Lauf lassen. Das hat manch-mal Charme, ist aber auch nicht jedermanns Sache. Und man kann es ja auch ändern, wenn die Bedürfnisse sich ändern und nach dem Abbezahlen des Hauses Geld da ist.

Brauchen wir mehr Wohn-Experimente?Wer will, soll es wagen. Aber es gibt bei uns eine durchaus bewährte Konvention des Woh-nens. Selbst zwischen Lo¡ und bürgerlicher Gemütlichkeit sind die Unterschiede gar nicht so groß, wie es manchmal erscheinen mag. Und immer wieder haben sich Wohnungen als die brauchbarsten erwiesen, die nicht für eine bestimmte Lebensform optimiert waren, sondern die verschiedensten Bedürfnissen genügen können.

Immer mehr Deutsche kaufen Wohneigentum – meist individuell, aber teils auch gemeinscha lich. Dank niedriger Zinsen sind die Kreditraten heute o  niedriger als die Miete einer vergleichbaren Wohnung

Traditionell gilt Deutschland als Mieterland. Doch in einigen Jahren könnten die Menschen in der Mehrheit sein, die in ihren eigenen Häusern und Wohnungen leben. Ihr Anteil wächst kontinuierlich. Derzeit liegt er bei rund 46 Prozent aller Haushalte, und viele weitere sehen gute Gründe zum Kaufen. Mietwohnungen sind vor allem in Metro-polen und beliebten Mittelstädten immer knapper geworden. Gleich doppelt wirken die niedrigen Zinsen: Wer Geld gespart hat, bekommt für Guthaben und sichere Wertpapiere nur geringe Erträge. Wer Geld für die Immobilie leiht, zahlt umge-kehrt extrem niedrige Zinsen. Das hat die früher übliche Verhältnisse umgedreht: Viele Jahrzehnte lang war die monatliche Kreditrate für Käufer von Immobilien höher als die Miete einer vergleichbaren Unterkun¡. Jetzt müssen o¡ die Käufer weniger aufbringen.

Der Niedrigzins birgt aber auch zwei Risiken: Die Monatsraten sind vor allem dann sehr niedrig, wenn Kredite nur langsam getilgt werden. Dann aber bleibt

die Schuldenlast lange Zeit hoch und selbst minimale Zinsen summieren sich über die Jahrzehnte zu einer hohen Sum-me. Außerdem besteht auf längere Sicht die Gefahr, dass der Zinssatz nach Ablauf der Zinsbindung steigt. „Rasch tilgen!“, empfehlen deshalb seriöse Finanzexper-ten in aller Regel.

Und sie raten dazu, die Kaufpreise realistisch einzuschätzen. Sie sind zuletzt teils rasant gestiegen, aber das muss keineswegs so weitergehen. Vorsicht ist besonders dort geboten, wo es wirt-scha¡liche Strukturprobleme gibt und die Einwohnerzahl nicht steigt. Wer hier Immobilien erwirbt, muss womöglich mit sinkenden Werten rechnen und sollte besonders auf einen mäßigen Preis Wert legen.

Ein neuer Trend geht zur gemein-scha¡lichen Eigentumsbildung. Sie geschieht zum Beispiel in Genossenschaf-ten, in Vereinen oder in gemeinsamen Unternehmen, die ohne Gewinnabsicht gegründet sind. Mitglieder sagen pragma-tisch: Der beste Vermieter ist die Gruppe,

zu der ich selbst gehöre. Sie können dann zwar meist bei einem späteren Auszug und Verkauf keinen großen Wertgewinn einstreichen. Aber auch sie können wie jeder Eigentümer irgendwann den (gemeinsamen) Kredit abbezahlen – und leben dann zu weit niedrigeren Kosten als ein gewöhnlicher Mieter.

Eigentum mehrheitsfähig

Planen. Freiheit unterm eigenen Dach

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20 | bauen + wohnen KfW-Award 2016

Rubrik

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Diese Schuhe! Vor den drei Wohnungstüren im zweiten Stock stehen, hängen, stapeln und häufen sich – falls richtig gezählt – 73 Paar. Ziemlich kleine Schuhe zumeist, Straßenschühchen, Turnschuhe, Sandalen,

Gummistiefel, Winterstiefel, Ballerinas, Flipflops, dazwischen Fußbälle, Fahrradhelme, Rollschuhe. Anderswo sind Schuhe im Hausflur o¡ verboten. Aber dies hier ist „En Famille“, ein von acht jungen Familien in Tübingen gebautes Haus mit mehr als zwanzig Kindern, mit denen die Schuhe immer mehr werden.

Junge Familien achten nicht so aufs Repräsentative, mehr aufs Praktische und Fröhliche. Außen ist der Putz in gedämpf-tem Rosa rau wie o¡ in Südeuropa aufgebracht; an der Haus-tür blinken die acht hölzernen Briefkästen in den gleichen Rottönen wie drinnen die zugehörigen Wohnungstüren. Die Gemeinscha¡sflure und Treppenhäuser sind nicht eng, aber interessant verwinkelt, mit Zickzack-Verläufen, Versprüngen, überraschenden Richtungswechseln. Das wirkt frei und wild gewachsen, ist aber ein gründlich diskutiertes und durch-dachtes Gemeinscha¡swerk. Familien brauchen und nutzen jeden Quadratmeter, im Schuhflur und hinter der eigenen Tür.

Zum Beispiel die Geses mit ihren Söhnen Rasmus, Marten und Jasper, Kind vier ist noch in Mamas Bauch. Vom kleinen Wohnzimmer im Erdgeschoss führt die Innentreppe hoch ins Herzstück der Wohnung: die Spieldiele, die in einem voll ver-glasten Erker frech einen halben Meter in der Wand hervor-springt – ein Kükennest mit prächtigem Ausblick von drinnen und kleinen Einblicken in große Kinderabenteuer von draußen. Von der Spieldiele gehen die winzigen Schlaf- und Schular-beitsräume der Jungen ab, in denen mit Hochbetten ein Teil der kleinen Fläche doppelt ausgenutzt ist. Wenige Quadratmeter, aber Raum für viele und vieles.

Aus der Badewanne ein Blick in den HofRäumlich ganz anders und doch genauso pfiffig gegliedert ist die Nachbarwohnung von Ute Metzger, Markus und Ida Schad. Da gibt es helle Außenzimmerchen und dahinter im Kern des Hauses einen Arbeitsflur und ein Bad – die aber durch Oberlichter und Zimmerwandfenster Licht von draußen bekommen. Der Glasschlitz zwischen Bad und Wohnzimmer ist so angebracht, dass man aus der Wanne in den gemeinscha¡-lichen Hof gucken kann, aber bei ausgeschalteter Badlampe von draußen nicht gesehen wird. In der oberen Etage hängt das Waschbecken im Durchgang zum Schlafraum – ein reiner

Wenn Schwaben Wildwuchs planen Ein Achtfamilienhaus in Tübingen bietet raffiniert und sparsam gegliederten Raum und belebt ein buntes Neubauquartier

Schuhbidu. Fußbekleidung jeder Art und Größe im Regal vor der Wohnungstür

Kinderfreundlich. Der Hof ist Gemeinscha s-spielplatz

Temperament. Die Spieldiele ist das Herz der Wohnung

Spaßgesellscha�. Mehrere Familien im gemeinsamen Hof

PREIS

3.

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Rubrik

22 | bauen + wohnen KfW Award 2016

KFW�FÖRDERUNG: HILFEN FÜR JEDES ALTER

Die KfW unterstützt den altersgerechten Umbau bestehender Häuser oder Wohnun-gen. Wer nicht viel Eigenkapital hat, ist mit dem Programm 159 „Altersgerecht Umbau-en – Kredit“ am besten bedient. Hier gibt es ein zinsgünstiges Darlehen bis zu 50.000 Euro je Haus oder Wohnung – für Eigentü-

mer oder Mieter jeden Alters. Das Geld wird zum Beispiel für das Entfernen von Schwel-len und das Versetzen von Durchgängen gewährt. Auch für den Kauf entsprechend umgebauten Wohnraums gibt es Unter-stützung. Die Alternative zum Kredit ist der Zuschuss – hierzu mehr auf Seite 27.

Projekt: Familiengerechte preisgünstige Wohnungen in einem Neubau

Lage: Tübingen-Lustnau im Neubauge-biet „Alte Weberei“

Baujahr: 2014

Bauherren: Acht Familien mit mehr als zwanzig Kindern

Architekt: Christoph Manderscheid, Stuttgart

Energieberater: Heiko Fischer, Tübingen

Fläche: 1.134 m2 Wohnfläche

Baukosten/m2: ca. 1.340 €

Qualitäten für die Bewohner: Familiengerechtes Leben in durchdacht und sparsam gebauten Wohnungen in einem lebha en, kinderfreundlichen Neu-

bauquartier mit gemeinscha lichem und öffentlichem Freiraum für Kinder

Qualitäten für die Gesellscha�: Belebung des neuen Stadtteils, flächensparendes Wohnen in Etagen-wohnungen, öffentliche Einrichtungen im Haus

Energiesparen: Kompakter Baukörper, teils sparsame Wohnflächen, dicke Außenwände, Lü ungsanlage, Fernwärme

Barrierearmut: barrierefrei im Erdgeschoss, Café mit barrierefreiem WC

KfW-Förderung: Programm 153 „Energieeffizientes Bauen“

KfW-Standard: KfW 70

DAS PROJEKT IN STICHWORTENFlur hier und ein Extrabad anderswo wären doppelte Raumverschwendung.

Das Haus ist Teil eines ganz neuen Stadt-quartiers auf einem früheren Weberei-Ge-lände. Die Stadt Tübingen verlangte, dass an belebten Straßenecken wie der des Familien-hauses im Erdgeschoss nichts Privates hinter kleinen Fenstern sein darf, sondern Raum für Läden und Sozialeinrichtungen geschaffen werden muss. So sind die acht Familien ge-meinsam Vermieter des Cafés „viertel vor“ geworden.

Ein anderes Prinzip des Tübinger Städte-baus: Parzellen gehen nicht an die Zahlungs-krä¡igsten, sondern an diejenigen, deren Konzept am meisten zur Lebendigkeit und Vielfalt des neuen Quartiers beizutragen ver-spricht. So bekam die Gruppe junger Eltern den Zuschlag für das schöne Eckgrundstück. Sie gönnten sich schöne, preiswerte Extras: eine große Dachterrasse, eine Garage für Fahr-radanhänger – und nicht zuletzt im Hausflur Regale bis hoch zur Decke, damit die vielen Schuhe unterkommen.

Preiswerter Luxus. Ohne großen Zusatzaufwand konnten die Bewohner der oberen Wohnungen sich eine großzügige Dachterrasse leisten

Gemütliche Küche. Holz und weiße Wände harmonieren bestens

Stilvolle Treppe. Architektur-Design im Familienheim

Barrierefrei. Komfort für alle Generationen

Mehr Freiheit für alleDer Abbau von Barrieren erleichtert den Alltag und verbessert den Wohn-komfort. Jeder kann von stufenlosen Räumen, von breiten Türen oder Aufzügen im Haus profitieren

Eine Welt mit weniger Hindernissen nützt jedem. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktor- sicherheit (BMUB) bringt es in einer Studie auf den Punkt: „Barrierefreiheit ist für zehn Prozent der Bevölkerung unent-behrlich, für 30 bis 40 Prozent notwendig und für 100 Prozent komfortabel.“ Jeder kann täglich in eine Situation kommen, in der kleine Schwellen plötzlich zu un-überwindlichen Hürden werden – ob es nach einem Sportunfall ist oder mit zwei schweren Koffern bei der Rückkehr aus dem Urlaub.

Wer da in Haus und Wohnung buch-stäblich investiert, tut sofort sich selbst Gutes. Einkäufe kommen leichter in die Wohnung, das Kleinkind in den Buggy oder auf den eigenen Beinchen leichter nach draußen. Alltägliche Handgriffe,

die bisher stets etwas Mühe machten, können plötzlich einfach sein. Kurz: Der Alltag wird leichter.

Haben die Wege ums Haus oder in der Wohnung keine Schwellen, kann alles, was Räder hat, gerollt werden – Anheben ist überflüssig. Beim Gehen ist die Stol-pergefahr minimiert. In höheren Häu-

sern, für schwerere Transporte oder bei eingeschränkter Mobilität ist ein Aufzug hilfreich. Barrierefreiheit ist ein Mehr-generationenprojekt, das der Stuttgarter Architekturprofessor Thomas Jocher auf den Punkt bringt: „Sollten wir nicht so planen, dass das Haus seinen Bewohnern ihr ganzes Leben lang ein Zuhause ist?“

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24 | bauen + wohnen KfW Award 2016 25

Rubrik

Fernsehzuschauer kennen Weißensee aus der gleichnamigen Serie. Für Im-mobilienkenner steht Weißensee für modernes Mehrgenerationenwohnen.

Den echten Stadtteil kennen vielleicht nicht einmal alle Berliner: eine beschauliche Gegend, weit im Nordosten der Stadt. Hauptattraktion ist der kreisförmige See, nach dem die Gegend benannt ist. Am Uferpark baute die zu Wohl-stand gekommene Vorstadtgemeinde 1903 ein zierliches neugotisches Rathaus. Später war es Polizeistation, dann stand es lange leer. Und jetzt bildet es den Mittelpunkt einer Wohn-hausgruppe, die die besten Seiten Weißensees vereint: Sie ist grün und urban, preisgünstig und stilvoll, bürgerlich und modern, historisch verwurzelt und nachhaltig angelegt.

Als das nicht mehr gebrauchte städtische Grundstück vor knapp zehn Jahren zum Ver-kauf stand, schlugen zwei mutige Frauen zu. „Man musste ins Risiko gehen“, sagt Claudie Weygand*, eine der beiden Investoren. Das Ri-siko bestand darin, auf stattlichen 5.600 Qua-dratmetern sitzen zu bleiben, von denen jeder 130 Euro kostete – insgesamt knapp 730.000 Euro. Damals erschien die Summe den beiden als ungeheuer hoch, heute ist auch in den hin-tersten Winkeln Berlins kein Bauland mehr zu solchen Preisen zu haben. Sie fanden rasch Mit-streiter und die Architektin Weygand und ihre Partnerin Julia Dahlhaus, die gleich gegenüber wohnt. Die Häuser sollten nicht die in Berlin üblichen geschlossenen Fronten zur Straße und

zum Seeuferpark haben, sondern die Landscha¡ ins Grundstück hineinziehen und vor allem das alte Rathaus nicht übergehen. Also mussten sie locker verteilt auf dem Grundstück stehen.

Dahlhaus entwarf ein Konzept mit vier rechteckigen Häusern, die den Rathaus-Alt-bau doppelt respektieren: Sie sind niedri-ger und lassen ihn von allen Seiten sichtbar. Die Gruppe entschied über die Standorte der Häuser sowie Gestaltungsprinzipien, die das kleine Quartier heute so harmonisch wirken lassen. Dazu gehören ein klares, modernes Er-scheinungsbild sowie Farbtöne, die zum Park passen: Grün, Grau und Grünbraun. „Bloß kein Weiß oder Gelb“, hatte die Architektin gewarnt, „das wäre in der Parklandscha¡ viel zu grell.“ Ein Lampenschirm vom BundeskanzlerClaudie Weygand und ihr Mann Heinz beka-men eine Wohnung an der Park- und Seeseite. „Wir haben jahrzehntelang in einem Kreuzber- ger Altbau gelebt“, berichtet sie. „Aber hier sind wir zu begeisterten Neubau-Bewohnern geworden. Wir haben zwar keine vier Meter hohen Decken mehr, dafür aber auch keine Zuglu¡ – und müssen kaum heizen.“ Und in den hellen, klaren Räumen kommen ihre Mö-belklassiker besonders schön zur Geltung: der Lampenschirm aus dem Bonner Kanzlerbun-galow, die Corbusier-Liege oder der Sessel von Hans J. Wegner.

In der dritten Etage genießen Dorothea und Wolfgang Bosse ihre Antiquitäten und Musikin-

Häuser am See Ein Wohn-Ensemble aus fünf Gebäuden und einem grünen Gemeinscha shof: Menschen aller Generationen leben zusammen in Berlin-Weißensee

Generationen in Berlin. Im gemeinsamen Hof zwischen den Häusern kommen ältere und ganz junge Bewohner zusammen

Alt, neu und grün. Eine Welt aus fünf Gebäuden

PREIS

4.

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26 | bauen + wohnen KfW Award 2016 27

Projekt: 45 Wohnungen in einem historischen Rathaus und vier Neubauten

Lage: Berlin-Weißensee, zwischen Ortskern und Park

Baujahr: Rathaus 1903, Neubauten 2011

Bauherren: Gemeinscha  von 45 Personen, Paaren und Familien

Architekten: Julia Dahlhaus, DMSW (Gesamtplanung) und andere

Energieberater: Planungsbüro Roth, Strausberg

Fläche: 5.600 m2 Grundstück, ca. 6.000 m2 Wohnfläche

Gesamtkosten/m2: ca. 2.350 €

Qualitäten für die Bewohner: Wohnen am Park mit guter City-Anbindung; eigene Freiflächen, Gemeinscha shaus

Qualitäten für die Gesellscha�: Bewahrung des historischen Rathauses, Erweiterung der Parklandscha ; grünes Wohnen in städtischer Umgebung mit direk-tem ÖV-Anschluss

Energiesparen: Blockheiz- und Biomasse-kra werk, gute Dämmung

Barrierearmut: Freiflächen, Aufzüge

KfW-Förderung: Programm 153 „Energieeffizient Bauen“

KfW-Standard: KfW 40

KFW�FÖRDERUNG: ZUSCHUSS ZU UMBAU UND AUSSTATTUNG

Das KfW-Programm 455 „Altersgerecht Umbauen – Investitionszuschuss“ bietet Zuschüsse aus Bundesmitteln: Wer bestimmte Einzelmaßnahmen zum Abbau von Barrieren verwirklicht, bekommt bis zu zehn Prozent seiner Kosten von der KfW erstattet, höchstens allerdings 5.000 Euro. Wer gar den KfW-Standard „Altersgerechtes Haus“ erfüllt, bekommt sogar 12,5 Prozent der Kosten bzw maxi-mal 6.250 Euro, wenn das gesamte Haus entsprechend gestaltet wird.

DAS PROJEKT IN STICHWORTENstrumente, deren Wirkung durch Licht und weiße Wände noch gesteigert wird. Die Lehrerin und der Architekt haben lange in Stuttgart gelebt und stießen zu dem Projekt, weil der Sohn mit Frau und Enkeln um die Ecke wohnt. „Durch das gemeinsa-me Planen und Bauen haben wir hier rasch Anschluss gefunden“, so Dorothea Bosse.

Hausfeste feiert man im kleinen Ge-meinscha¡shaus. Auch zum Fußballschau-en trifft man sich hier gelegentlich, zum wöchentlichen Yogakurs, oder man gibt hier Malstunden für Flüchtlingskinder. A propos Kinder: Mittelpunkt der Häu-sergruppe ist eigentlich nicht das alte Rathaus, sondern der Platz davor, der als Spielplatz dient. Wie viele Kinder in den 45 Wohnungen leben? Claudie Weygand muss raten: „Dreißig, vierzig? Oder doch fünfzig? Es werden jedenfalls immer mehr.“* Name geändert

Treffen. Der Hof ist das Zentrum der Gemeinscha 

Lesen. Viel Platz für Bücher

Genießen. Individuelles Küchendesign

Arbeiten. Raum für Kreativität

Entspannt leben. Wer barrierefrei wohnt, muss auch bei eingeschränkter Beweg-lichkeit o  nicht umziehen

Chancen für SeniorenEin barrierearmes Zuhause ist für pflegebedür ige Menschen besonders wichtig und sinnvoll. Es kann sogar den Pflegedienst oder den Umzug in ein Heim ersparen oder um Jahre aufschieben. Nicht nur Umbauten am Haus helfen, sondern auch leicht zu bedienende Elektronik

Per Umbau Barrieren im Haus besei-tigen: Das ist eine Investition, die sich für Menschen im reiferen Alter ganz besonders auszahlt. Sie kann damit ein selbstständigeres Leben ermöglichen, bestimmte Hilfeleistungen von Dritten können vermieden werden. Manchmal kann auf diese Weise sogar der Umzug ins Pflegeheim vermieden oder wenigs-tens verhindert werden.

Aber entsprechend ausgebaute Häuser und Wohnungen sind knapp: Bisher stehen sie erst rund fünf Prozent aller Senioren zur Verfügung. Prognos schätzt, dass in Deutschland rund 2,7 Millionen zusätzliche Wohnungen für über 65-Jährige mit eingeschränkter Mobilität benötigt werden. Nur ein kleiner Teil davon kann im Neubau entstehen. Zudem wollen ja viele Se-nioren gerade in ihrem angestammten Heim im Quartier bleiben. Also muss der größte Teil des Bedarfs durch den Umbau bestehender Wohnungen und Häuser gedeckt werden.

Da gibt es viele Möglichkeiten: Rampen kommen an den Hauseingang, oder Aufzüge werden eingebaut – in der Regel draußen vor das Treppenhaus. Türen werden verbreitert; Flure und Treppen bekommen mehr Handläufe – wenn der Platz es zulässt, an beiden Seiten. Wer mit dem Rollator oder gar im Rollstuhl unterwegs ist, erhält im Treppenhaus, im Flur und in den Räumen mehr Platz zum Gehen und Wenden. Besondere Hausforderungen stellen sich in Bad und Küche: Armatu-ren müssen gut zu erreichen und zu be-dienen sein und Sitze so gestaltet sein, dass das Sich-Niederlassen und das

Aufstehen keine große Mühe machen. Leben Rollstuhlfahrer in der Wohnung,

dann sind o¡ neue, unterfahrbare Ti-sche und Waschbecken sowie spezielle Schränke nötig, deren Türen und Fächer in Griffhöhe liegen. Duschen dürfen ebenfalls keine Schwellen mehr haben; drinnen sollte man sich setzen können.

Auch das Bedienen von Türen, Fenstern, Rollläden, Lichtschaltern und Heizungen kann im Alter Schwierigkeiten bereiten. Hier helfen einfach bedienbare, wenn nötig auch im Dunkeln leicht zu findende Hebel und Schalter und kleine Motoren, die zum Beispiel schwere Fens-ter auf Knopfdruck öffnen. Zu überwinden sind auch soziale Barrieren. Darum gehört auch die Schaffung von Gemeinscha¡s-räumen zum zwanglosen Treffen und Plauschen zu den vielen Projekten, die von der KfW gefördert werden.

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28 | bauen + wohnen KfW Award 2016 29

Rubrik

Der erste Eindruck täuscht: Schlichte Fassaden auf bei-den Seiten der Straße, identi-sche Fenster. Vielfalt vermutet

man nicht in den vier Häusern in Ham-burg-Wilhelmsburg. Doch bunter könnte die Hausgemeinscha¡ kaum sein: Paare mittleren Alters und alleinstehende Se-nioren, Familien mit Kindern. Sie kamen alle her, weil sie ein entspanntes Leben genießen wollten, wie es sonst nur Dörfer bieten können, und gleichzeitig nicht auf

das Städtische verzichten wollten. Die Häusergruppe ist Teil eines ehrgeizigen Großprojekts: Hamburg wollte die lange vernachlässigte Elbinsel Wilhelmsburg südlich des Hafens aufwerten. Über die Architektur sollten auch kün¡ige Be-wohner mitbestimmen. Das Grundstück an der Straße Schlöperstieg ging an eine Gemeinscha¡ von Hamburgern, die es gemeinsam bebauen wollte.

Anfangs war die Gruppe noch klein. Die Ersten stellten sich in belebte Innen-

stadt-Viertel wie Eimsbüttel und Altona auf Marktplätze und verteilten Flyer: Mu-tige Bauwillige gesucht! Einen der Flyer bekamen die Beraterin Cordula Büchse und der Architekt Olaf Sierig in die Hand. Sie waren gerade erst jetzt per Rad über die als rau verrufene Insel gerollt und hatten gestaunt: „Wir wussten gar nicht, dass es in Wilhelmsburg so schön ist.“

Stauraum gibt es auch auf dem DachJetzt finden sie es noch schöner. Sie leben

in einem Haus mit neun Wohnungen und einem gemeinsamen Garten – Zäune sind in dieser Siedlung tabu. Nachbarskinder kommen zu Besuch, mit einer Familie teilen sie sich den Dalmatiner Benno. Sie nennen das „Dog-Sharing“; der Hund spaziert souverän beim einen Frauchen zur Tür hinaus und kratz beim nächsten Herrchen drei Reihenhäuser weiter an.

Entworfen hat die Häuser das Archi-tekturbüro LAN aus Paris, das einen europaweiten Wettbewerb gewann. Es

gibt hinter den immer gleichen Fassa-den unterschiedlichste Wohnwelten: dreistöckige Reihenhäuser und Eta-gen-Apartments, eine Vielzahl kleinerer Zimmer und offene Raumlandscha¡en, die sich durchs ganze Haus ziehen. Mal steht man im Erdgeschoss direkt im Wohnzimmer, mal in der Küche oder auch im Arbeitszimmer. Treppen sind aus Beton, Holz oder Stahl. Garagentore sind mit Lärchenholz verkleidet. Im ers-ten Stock gehen Wohn- und Spielzimmer

„Wir wussten gar nicht, dass

Wilhelmsburg so schön ist.“

Cordula Büchse, Hamburgerin

Reif auf der InselEine Gruppe von Hamburgern baut sich ein Dorf in der Stadt. Sogar den Hund teilt man sich

Dog-Sharing. Der Dalmatiner Benno hat mehrere Herrchen und Frauchen, bei denen er abwechselnd lebt

Einheit und Vielfalt. Ensemble von Reihenhäusern und Apartments

Freiraum. Gleiche Fassade – unterschiedliche Wohnwelten

PREIS

5.

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Rubrik

30 | bauen + wohnen KfW Award 2016

Projekt: 34 Reihenhäuser und Etagenwoh-nungen in vier Bauten

Lage: Hamburg, Elbinsel Wilhelmsburg, Schlöperstieg 9–15

Baujahr: 2011

Bauherren: Gemeinscha  von 34 Personen, Paaren und Familien

Architekt: Sebastian Niemann, LAN, Paris

Energieberater: Frank Schreyer, Bad Oldesloe

Fläche: 5.600 m2 Grundstück, ca. 6.000 m2 Wohnfläche

Baukosten/m2: ca. 1.750 €

Qualitäten für die Bewohner: Stark gemeinscha sorientiertes Wohnen im

Grünen, aber mit guter City-Anbindung

Qualitäten für die Gesellscha�: Belebung der Elbinsel, kompakte Baukörper statt frei stehender Häuser, grünes Wohnen mit ÖV-Anschluss

Energiesparen: Blockheizkra werk, Lüf-tungsanlage mit Wärmerückgewinnung, gute Dämmung

Barrierearmut: Barrierearmer Hauszugang, Gestaltung eines barrierearmen Sanitärbe-reichs, z.T. Aufzüge

KfW-Förderung: Programm 153 „Energieeffizient Bauen“

KfW-Standard: KfW 55

KFW�FÖRDERUNG: HILFEN IN VIER PROGRAMMEN

Die KfW unterstützt im Rahmen ihrer Förderprogramme zum altersgerechten Umbauen (siehe Seite 23 und 27) auch Maßnahmen, die allein oder zusätzlich dem Einbruchschutz dienen. Unterstützt werden neue oder verbesserte Türen, das Nachrüsten von Fenstern, Gittern, Rollläden, Meldeanlagen und anderes. Die Arbeiten sind von Fachunternehmen auszuführen. In den Programmen für ener-gieeffizientes Sanieren (siehe Seite 12) gibt es günstige Kredite oder Zuschüsse auch für einbruchhemmende Fenster, Balkon- und Terrassentüren.

DAS PROJEKT IN STICHWORTEN

Modern und historisch. Experimentierfreude auch im Detail

Kunst und Leben. Individuelle Gestaltung im Inneren

Gemeinsames Grün. Sechs Eigentümer teilen sich den Garten ohne Zaun und Hecken

direkt ineinander über. Treppen nach oben liegen links vorn oder rechts hinten, sind aus Beton, Holz oder Stahl.

Es gibt schicke Salons, abgeschottete Kämmerchen und Räume mit Fenstern in drei Himmelsrichtungen. Auf dem Dach entstand Stauraum. Diesen erlaub-te die Baubehörde nachträglich, als klar wurde, dass für Keller das Grundwasser auf der Elbinsel für Keller zu hoch steht. Keiner will zurückHier lebt man scheinbar ein wenig iso-liert. Aber dank der S-Bahn, die über die Insel fährt, gelangt man rasch in die In-nenstadt – oder in Hamburgs ehrwürdi-ge und lebendige Altbauviertel nördlich des Flusses. Von dort kommen viele der Neu-Wilhelmsburger. Aber in ihrer selbst geschaffenen Gemeinscha¡ auf der Elb-insel fühlen sie sich so wohl, dass keiner zurück will.

EinbruchsicherViele Einbrüche lassen sich mit solideren Türen, Fenstern, Griffen und Schlössern und mit zeitgemäßer Sicherheitstechnik verhindern. Die KfW un-terstützt mit Fördergeldern des Bundes deren Einbau im Wohnungsbestand

Die schlechte Nachricht lautet: Die Zahl der Einbrüche steigt; derzeit sind es mehr als 165.000 im Jahr. Die gute Nach-richt: Man kann sich davor schützen. Das zeigt die Erfahrung der Polizei. Der Anteil der gescheiterten Einbrüche steigt kontinuierlich. Nach Angaben der Polizei liegt dies am verstärkten Einsatz von Si-cherheitstechnik: 2003 scheiterten noch 30 Prozent der Einbrüche; 2014 waren es knapp 42 Prozent.

In puncto Sicherheitstechnik holen die Deutschen allmählich auf. Aber noch sind viele Türen dünn und Fenster un-gesichert. „Professionelle Täter brauchen in der Regel weniger als 15 Sekunden, um ein Fenster aufzuhebeln“, stellt der Gesamtverband der Versicherer fest. Viel- erorts werden noch Elemente wie in den 1970er-Jahren eingebaut. „Dabei sind bessere und vor allem bezahlbare Sicher-heitstechniken längst auf dem Markt.“ Während manche Bauherren nach wie vor das Thema verdrängen, nutzen Ein- brecher modernste Technik: Sie lassen Fotodrohnen vor dem Fenster schwirren und sehen so, ob die Bewohner daheim sind.

Für Schutz kann nicht die Polizei al-lein sorgen. Wichtig ist Aufmerksamkeit im Haus und in der Nachbarscha¡: Wer schleicht da durch den Flur oder den Vor- garten? Wer drückt alle Klingeln, ohne ein Paket oder Werbezettel in der Hand zu haben? Und natürlich gehören Haus- und Wohnungsschlüssel nicht unter den Blumentopf am Eingang oder unter

die Fußmatte. Auch Keller-Eingangstü-ren sollten immer abgeschlossen sein, ebenso Dachklappen – um den oberen Einbrecher-Schleichweg durch das Nach-barhaus zu verhindern.

Wichtig ist natürlich moderne Technik. Denn je mehr Zeit verstreicht, desto größer wird das Entdeckungsrisi-ko. Neue Türen sollten mindestens die Widerstandsklasse 2 nach der Norm DIN EN 1627 haben. Vorhandene Türen kann man mit Zusatz- und Querriegel-schlössern, Mehrfachverriegelungen mit Sperrbügel oder Bandseitensicherungen nachrüsten, Fenster mit Aufschraub-sicherungen oder Pilzkopfzapfenbe-schlägen. Nachrüstsysteme für Fenster sollten der DIN 18104, Teil 1 oder 2 entsprechen. Technik in Form von Alarmanalgen und Videokameras kann helfen. Aber am zuverlässigsten ist es, potenzielle Einbrecher von vornherein abzuschrecken und ihnen den Zugang durch mechanische Sicherungssysteme zu erschweren.

Vermeidbarer Schreck. Ist die Nachbar-scha  aufmerksam und das Haus gut gesichert, schaffen es Einbrecher o  gar nicht erst ins Haus

Impressum Herausgeber KfW Bankengruppe, Kommunikation, Palmengartenstraße 5–9, 60325 Frankfurt Verantwortlich Michael Kemper (V.i.S.d.P.) Verlag Axel Springer SE, Corporate Solutions, Axel-Springer-Straße 65, 10888 Berlin, Tel.: +49 30 2591 74539, Website: www.as-corporate-solutions.de Geschä�lsleitung Corporate Solutions Frank Parlow, Lutz Thalmann Objektmanagment Franziska Winter Redaktion Roland Stimpel Art Department Constantin Eberle (Leitung), Johanna Schneider Bildredak-tion Sebastian Müller Fotos Preisträger (1–5) Claus Morgenstern Herstellung Olaf Hopf Druck kuncke druck GmbH, Kornkamp 24, 22926 Ahrensburg Auflage 382.842 Exemplare Bildnachweise Cover: Claus Morgenstern; Inhalt: Susanne Schmidt-Dominé, Claus Morgenstern (5), Jan Zappner, Stefanie Grewel/GettyImages, fonikum/GettyI-mages; S.4-5: Jan Zappner, Rüdiger Nehmzov, Susanne Schmidt-Dominé; S.6-11: Claus Morgenstern (9); S.12-13: Pallaske Pallaske/GettyImages, Daniel Schonen/LOOK-foto/GettyImages, Westend61/GettyImages; S.14-17: Claus Morgenstern (7), Marius Fritsch/Privat; S.18-19: Peter Cade/GettyImages, Jan Zappner; S.20-22: Claus Morgenstern (7); S.23; Maskot/GettyImages; S.24-26: Claus Morgenstern (6); S.27: Stefanie Grewel/GettyImages; S.28-30: Claus Morgenstern (6); S.31: Westend61/GettyImages; S.32-33: Marcus Ebener, Jörn Hustedt, Olivier Pol Michel/EDITIONPANORAMA, Cornelia Suhan/Post,Welters Architekten & Stadtplaner, Röder und Bischweiler; S.34-35: Schöning/Imago, i Live Holding GmbH, Gumpp-Maier.de, PR

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Lobende Anerkennungen

32 | bauen + wohnen KfW Award 2016

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4.

5.

1. Geräumiger WinzlingDas 9 x 13 Meter kleine Berliner Rest-grundstück wäre zu klein für ein ge-wöhnliches Reihenhaus, doch die Bau-herren- und Architektenfamilie schaffte es, fünf helle und lu¡ige Wohnungen unterzubringen. Dabei halfen ein paar Tricks: Die Aufzüge führen direkt in die Wohnungen, und das notfall-Treppen-haus ist winzig. Auch die Innenflure be-anspruchen nur ein Minimum an Raum. Umso großzügiger ist das Panorama durch die fast wandhohen Fenster.Gebäude: Siebengeschossiges Wohn-haus am Blockrand in Berlin-SteglitzQualität: Großzügiges Wohnen auf minimaler GrundflächeBauherren: Dr. Dominik und Daniel Verhülsdonk Architekt: Daniel Verhülsdonk KfW-Förderung: Energieeffizient Bauen (Programm 153, erreichter Standard: KfW 55)

2. Passivhaus und GründerzeitStilvolle Vergangenheit und ökologi-sche Zukun¡ zugleich – beides vereint das Haus Winter in Hamburg-Eimsbüt-tel. Äußerlich fällt es zwischen seinen ehrwürdigen Nachbarn kaum auf. Zugleich erfüllt es höchste ökologische Standards von heute und ist barriere-arm zugänglich. Der Bauherr verweist zudem darauf, dass die „gestalterische und bauliche Qualität“ das Gebäude technisch wie ästhetisch haltbarer und damit nachhaltiger macht.Gebäude: Passivhaus im Stil der Grün-derzeit in HamburgQualität: Historisches Erscheinungs-bild und ambitioniertes EnergiekonzeptBauherr: Dr. Georg Winter, HamburgArchitekt: Architekturbüro Jakob Siemonsen, Hamburg KfW-Förderung: Energieeffizient Bauen (Programm 153, erreichter Standard: KfW 40)

3. Ein Stück LebenDas Haus in Mannheim gibt sich ganz modern und will zugleich die Urbanität des Ortes stärken. Mit der Bar im Erdge-schoss trägt es zum Leben an der Straße bei. In der Aluminiumfassade darüber fallen die asymmetrischen Fenster auf, die dem momentanen Architekturge-schmack entsprechen. Die Obergeschos-se kommen im Inneren mit wenigen tragenden Wänden aus; jede Etage lässt sich nach Bedarf komplett nutzen oder in bis zu drei Wohn- und womöglich Gewerbe-Einheiten teilen. Gebäude: Stadthaus in einer Baulücke in MannheimQualität: Urbane Bereicherung und flexibel nutzbare Etagen Bauherren: Bernhard und Sebastian Wipfler, MannheimArchitekt: Peter Bender, Motorlab, Mannheim KfW-Förderung: keine

4. Entspannte Gemeinscha�Das Dortmunder Projekt heißt „WIR im Kaiserviertel“ und betont nicht nur mit dem großgeschriebenen Wort die Gemeinsamkeit. Die sieben Haushalte gönnen sich Treffpunkte und Aufent-haltsorte wie den Vorplatz, eine Bank am Aufzug und eine Sofa-Lounge im zweiten Stock. „Verlässliche Nachbar-scha¡“ heißt das Motto, und verlässlich war auch die Planung: Der Bau kostete am Ende sechs Prozent weniger als anfangs kalkuliert. Gebäude: Wohnhaus in einer Baulücke nahe dem Zentrum von DortmundQualität: Gemeinscha¡sflächen, Ener-gieeffizienz, Barrierearmut, niedrige Kosten Bauherren: Bauherrengemeinscha¡ WIR im Kaiserviertel Architekten: Post + Welters, Dortmund KfW-Förderung: Energieeffizient Bau-en (Programm 153, erreichter Standard: KfW 55)

5. Familiäre BoxDas Dreifamilienhaus nimmt Grund-form und Farbe der Nachbarscha¡ auf, präsentiert sich aber als rationale Box mit drei Wohnungen. Drinnen leben und arbeiten die Bauherren selbst. Verwendet wurden Naturmaterialien wie heimisches Holz und Linoleumbö-den. Schallschutz und Lü¡ungsanlage ermöglichen einen ruhigen Aufenthalt auch in den Räumen zur stark befahre-nen Straße. Gebäude: Zentrumsnahes Dreifamilien-haus an einer Ausfallstraße in Reutlingen Qualität: Rationelle und zugleich an-sehnliche Bauweise, natürliche Materi-alien Bauherren: Monika Tarazi-Ertel und Andreas Ertel, Reutlingen Architekt: Andreas Ertel, Reutlingen KfW-Förderung: Energieeffizient Bauen (Programm 153, erreichter Standard: KfW 40)

Wohnliche WerkeViel Raum auf wenig Fläche, Tradition und Effizienz, Urbanität und Gemeinscha : Das sind Qualitäten der Häuser, die beim KfW Award mit einer lobenden Anerkennung ausgezeichnet wurden

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News

Lange war das 1970 entstan-dene Märkische Viertel in Ber-lin Deutschlands Neubauvier-tel mit dem schlechtesten Ruf. Zu hoch und zu dicht, zu steril und zu schlicht – so lautete die Kritik. Sein Ansehen ist längst gewachsen, und neuerdings liegt das Gebiet im Norden der Hauptstadt auf einem Spit-zenplatz: Es ist Deutschlands größte Niedrigenergie-Sied-lung. Die größte Eigentümerin im Quartier, die städtische Ge-sellscha¡ Gesobau AG, hat den

Energieverbrauch ihrer 13.000 Wohnungen um drei Viertel gesenkt – mit Fassadendäm-mung, Isolierglasfenstern, einem neuen Heizsystem und modernisierten Leitungen.

Von 2008 bis 2015 inves-tierte die Gesobau AG 480 Millionen Euro, den Großteil davon aus zinsgünstigen Dar-lehen der KfW Bankengruppe, überwiegend aus den Förder-programmen „Wohnraum Mo-dernisieren“ und „Energieeffi-zient Sanieren“.

Bei knapp drei Milliarden Euro liegt derzeit das gesamte Engagement der KfW in Projekten, die in Deutschland und weltweit Flüchtlingen helfen. Die KfW unterstützt gemeinsam mit dem Bundesfa-milienministerium die Kommunen kurzfristig mit günstigen Darlehen für den Bau und Erwerb von Flüchtlingsunterkün¡en speziell für Frauen und Kinder sowie für deren Schutz in gemischt belegten Unterkün¡en. Ihre Sonderförderung „Flüchtlings-unterkün¡e“ wurde zur Zeit der höchsten Nach-frage im Herbst 2015 dreimal auf insgesamt 1,5 Milliarden Euro aufgestockt. Im Ausland engagiert sich der Geschä¡sbereich KfW Entwicklungsbank dafür, Fluchtursachen zu bekämp-fen und Regionen zu stabilisieren, in denen viele Flüchtlinge ankommen. Insgesamt laufen hier rund 70 Projekte, die die KfW mit rund 1,4 Milliarden Euro finanziert.

Hochhausstadt wird grün KfW hil� Flüchtlingen

Auf den Punkt

Wachstum: München und Potsdam vorn

Frisch saniert. Kra akt im Märkischen Viertel

Viele Jahre lang entstanden kaum kleine Wohnungen in Deutschland, doch jetzt er-leben sogenannte Mikro-Apartments eine neue Blüte: Sie sollen dank ihrer geringen Quadratmeterzahl auch den teuren Neu-bau in Metropolen bezahlbar machen. Das Bundesumwelt-und Bauministerium för-dert Modellvorhaben in einem Programm für „Variowohnungen“. Falls später der Bedarf nach kleinen Wohnungen nach-

lassen und der nach größeren wachsen sollte, können die Apartments problemlos zusammengelegt werden. Ein Beispiel von vielen Häusern mit Kleinstwohnungen ist das Main Atrium in Offenbach nahe der Grenze zu Frankfurt. Hier streben die Bau-herren eine soziale Mischung aus „Sing-les, Bankern, Studenten“ und anderen an. Energetisch ist der ambitionierte KfW-Ef-fizienzstandard 40 angestrebt.

Sparsam wohnen im Mikro-Apartment

Effizient. Wohnen auf kleiner Fläche

Hilfreich. Häuser für Flüchtlinge

Welche Städte in Deutschland wachsen am schnellsten? Es gibt zwei Maßstäbe: die

Zahl der zuziehenden Menschen und das Wachstum im Verhältnis zur bisherigen Größe. Die mit Abstand meisten Men-schen strömten zwischen 2000 und 2014 nach München. Seine Einwohnerzahl wuchst fast dreimal so schnell wie die der Nächstplatzierten Berlin, Köln und Frankfurt. Vor allem Berlin hat aber in jüngster Zeit krä¡ig aufgeholt. Zwei der zehn am schnellsten wachsenden Städte sind deutlich kleiner als die anderen: die Verwaltungs- und Hochschulstädte Müns-ter und Potsdam. Potsdam war in diesem Jahrtausend bisher Deutschlands wachs-tumsfreudigste Stadt, gemessen an den Zuwachs-Prozenten. Auch in den boomen-den Autoindustrie-Städten Regensburg und Ingolstadt sowie in Heidelberg ist das Wachstum beachtlich. EW: Einwohnerzahlen Anstieg absolut

in Prozent

FRANKFURT

2000: 648.550 EW 2014: 717.624 EW

+10,7 %

2000: 140.259 EW 2014: 154.715 EW

+10,3 %HEIDELBERG

+26,8 %2000: 129.324 EW 2014: 164.042 EW

POTSDAM

+13,2 %REGENSBURG

2000: 125.676 EW 2014: 142.292 EW

+8,7 %2000: 962.884 EW 2014: 1.046.680 EW

KÖLN

+13,8 %2000: 265.609 EW 2014: 302.178 EW

MÜNSTER

+13,2 %2000: 115.722 EW 2014: 131.002 EW

INGOLSTADT

„Neubau soll allen Bevölkerungs-

schichten zugute kommen.“

Barbara Hendricks Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz,

Bau und Reaktorsicherheit

+2,6 %BERLIN

2000: 3.382.169 EW 2014: 3.469.849 EW

+18,1 %2000: 1.210.223 EW 2014: 1.429.584 EW

MÜNCHEN

XX

Ziegel entstehen bisher in großen Öfen – doch das soll sich jetzt ändern. Die amerikanische Architektin Ginger Krieg-Dosier hat gemeinsam mit Wis-senscha¡lern ein Verfahren entwickelt, mit dem Ziegelsteine wie Pflanzen im Treibhaus wachsen können. Das soll so ähnlich funktionieren wie das Wachs-tum von Korallenbänken im Meer. Sand wird in rechteckige Formen gefüllt, Bakterien werden untergemischt, die die Sandkörner umschließen. Es ent-steht eine feste Struktur aus Kalzi-umkarbonat-Kristallen. Wasser muss ständig zugegeben werden; nach drei bis fünf Tagen sollen die Ziegel fertig sein. Im Handel ist das Produkt aller-dings noch nicht – die Massenproduk-tion wird derzeit getestet.

Ziegel aus dem Treibhaus

Page 19: bauen wohnen - KfW Bankengruppe | Startseite · PDF file2 | bauen + wohnen KfW Award 2016 3 Editorial 1 ich kann mir vorstellen, dass es Ihnen nach der Lektüre dieses He€es ähnlich

∆Wir investieren lieber ins Haus als in die Heizkosten.Mit einer KfW-Förderung für energieeffi zientes Bauen oder Sanieren.

Clever sein und gleich auch fürs Alter

umbauen: mit dem Kredit oder

Zuschuss „Altersgerecht Umbauen“

Es gibt viele Wege, das eigene Zuhause energieeffi zient zu gestalten. Als größte deutsche Förderbank unterstützt die KfW den Kauf, den Bau oder die Sanierung eines energie-effi zienten Eigenheims mit staatlich geförderten Krediten und Zuschüssen. Und wenn Sie zusätzlich heute schon fürs Alter umbauen möchten, z. B. Schwellen reduzieren oder das Bad moder nisieren, gibt es auch dafür eine KfW-Förderung – unabhängig von Ihrem Alter. Mehr Informationen bei Ihrem Finanzierungspartner* oder direkt Beratungstermin anfragen unter: kfw.de/terminanfrage Jetzt energieeffi zient sanieren ab 0,75 % eff . p. a.**

* Bei den Finanzierungspartnern der KfW handelt es sich um Geschä� s banken, Sparkassen, Genossenscha� sbanken, Direktbanken, Bausparkassen und Versicherer.** Für einen Kredit Energieeffi zient Sanieren (151) in Höhe von 75.000 EUR gelten folgende Konditionen: 0,75 % p.a. Sollzins und 0,75 % p.a. Eff ektivzins bei 30 Jahren Laufzeit,

5 tilgungsfreien Anlau� ahren und 10 Jahren Zinsbindung. Stand: 23.01.2015

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