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www.lebenswege-forum.de Inhalt Seite Serie Krebs und Beruf „Was erzähle ich meinen Kollegen?“ 2 Prostatakrebs in jungen Jahren erblich bedingt 4 Lebenssprung – Diagnose Eierstockkrebs 4 Fieber als Reaktion stets ernst nehmen 5 Darmkrebs: Es gibt Neuerungen 6 Bauchspeicheldrüse: Erstaunliche Reserven 7 Tagebuch schreiben bei Brustkrebs 8 9. Jahrgang · Nr. 54 · Juni 2013 Interview Auch Stimme der Patienten hören Bei der Beurteilung des Nutzens neuer Krebs- medikamente die Pa- tienten stärker einzu- beziehen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO). Die Entscheidung über Art und Umfang der Er- stattung durch die ge- setzlichen Krankenkassen darf aus Sicht der Fachgesellschaft bei innova- tiven Wirkstoffen in der Hämatologie und Onkologie nicht allein von einer möglichen Verlängerung der Überle- benszeit abhängig gemacht werden. Bisherige Erfahrungen mit der frühen Nutzenbewertung nach dem Arznei- mittelneuordnungsgesetz (AMNOG) zeigen daher deutlichen Optimie- rungsbedarf, berichtet Professor Dr. Mathias Freund, Rostock, als Vorsit- zender der DGHO. Vielmehr sollten patientenbezogene Parameter wie die Lebensqualität stärker berücksich- tigt und Patienten generell besser in den Bewertungsprozess eingebunden werden, so Prof. Freund. „Die Stimme der Patienten wird noch nicht ausrei- chend gehört“, betonte der Krebsme- diziner. Siehe Seite 2 Die Patientenzeitung „Lebenswege“ dürfen Sie mitnehmen, sie ist kostenlos! Möchten Sie „Lebenswege“ regelmäßig und kostenfrei beziehen, schicken Sie uns die Anforderung von Seite 8. Ihr Lebenswege-Team Fatale Entwicklung: Frauen und Lungenkrebs Bald mehr Todesfälle als durch Brustkrebs? Die Rate Krebs bedingter Todesfälle nimmt seit den 80er Jahren kontinuierlich ab. Da immer mehr Frauen rauchen, steigt bei ih- nen die Sterblichkeit durch Lungenkrebs weiter an, so das Ergebnis von Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Bei den Männern liegt der Lungenkrebs bei der Krebssterblichkeit nach wie vor vorne, die Sterberate geht aber stetig zu- rück. Ganz anders sieht das bei den Frau- en aus, bei denen der Lungenkrebs als krebsbedingte Todesursache weiter an- steigt. Die Sterblichkeit an Brustkrebs geht dagegen erfreulicherweise zurück. Sie ist seit 2009 um sieben Prozent gefallen. Das dürfte unter anderem an den Behand- lungsfortschritten des Mammakarzinoms liegen, wie sie sich derzeit durch neue me- dikamentöse Therapieoptionen vollziehen. Auch die verbesserte Früherkennung von Brustkrebs durch das Mammographie- Screening sowie die zunehmende Behand- lung der Frauen in zertifizierten Brustzen- tren macht Professor Dr. Rüdiger Schulz- Wendtland, Erlangen, für die positive Ent- wicklung verantwortlich. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V., die Ende Juni in München tagt, fordert die stärkere Einbeziehung der Forschung in die Behandlung, um die Chancen der Frau- en weiter zu verbessern. Innovative Ent- wicklungen müssen sich unmittelbar und rasch bis zu den Patientinnen etablieren, betonte Prof. Schulz-Wendtland im Vorfeld des Kongresses der Brustkrebs-Experten. Bislang noch ist das Mammakarzinom bei Frauen die häufigste Krebstodesur- sache. Halten die aktuellen Trends an, so dürfte sich das Verhältnis schon im Jahre 2015 umkehren. Der Lungenkrebs würde dann bei Frauen häufiger zum Tode führen als der Brustkrebs. Siehe Seite 4 und 5 Die Sterblichkeit an Brustkrebs ist rück- läufig, die Rate an Lungenkrebs-Todes- fällen nimmt aber bei Frauen zu. 1 Mit medizinischem Sonnenschutz ist die Haut vor gefährlichen UV-Strahlen weit- gehend geschützt. 2 Endlich Sonne – Vorsicht Hautkrebs Lymphom: Heilung durch eine Immun- Chemotherapie Dank der Immun-Chemotherapie ist bei verschiedenen Lymphomen ein Durch- bruch erzielt worden. Die Patienten erhal- ten dabei nicht nur die herkömmliche Che- motherapie, sondern werden zusätzlich mit einem Antikörper behandelt. Dadurch ist bei einigen Krankheitsformen sogar die Heilung zu einem realistischen Therapie- ziel geworden. Ein Beispiel hierfür ist das so genannte diffus großzellige B-Zell-Lym- phom, eine der häufigsten Krebserkran- kungen des lymphatischen Systems. Siehe Seite 3 Den Körper nur geschützt UV-Strah- lung aussetzen In der warmen Jahreszeit kommen Son- nenanbeter auf ihre Kosten. Doch Vor- sicht: Die UV-Bestrahlung der Haut för- dert die Entstehung von weißem wie auch von schwarzem Hautkrebs. Zwar gibt es bei beiden Hautkrebsformen Fortschritte in der Behandlung, das aber darf nicht zur Sorglosigkeit im Umgang mit der Sonnen- bestrahlung verführen. Wer sich der Son- ne aussetzt, sollte deshalb seine Haut vor der UV-Strahlung schützen. Beim gefürchteten schwarzen Haut- krebs (malignes Melanom) ist jüngst ein erstes Medikament zur zielgerichteten Therapie verfügbar geworden. Es stellt ei- nen erheblichen Fortschritt bei der Be- handlung von Melanom-Patienten mit ei- nem bestimmten Mutationsmuster dar. Beim weißen Hautkrebs wurde jetzt ein wichtiger Signalweg entschlüsselt, der die Tumorentstehung vorantreibt. Bei 90 Pro- zent der Patienten ist dieser Signalweg ak- tiv. Das nährt ebenfalls Hoffnungen auf neue Therapieoptionen. „Krebssterblichkeit ist rückläufig“ Interessiert? Zeitung für Krebspatienten und Angehörige

Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

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Ausgabe 54 - Juni 2013 der Lebenswege, Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen

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Page 1: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

www.lebenswege-forum.de

Inhalt SeiteSerie Krebs und Beruf „Was erzähle ich meinen Kollegen?“ 2

Prostatakrebs in jungen Jahren erblich bedingt 4

Lebenssprung – Diagnose Eierstockkrebs 4

Fieber als Reaktion stets ernst nehmen 5

Darmkrebs: Es gibt Neuerungen 6

Bauchspeicheldrüse: Erstaunliche Reserven 7

Tagebuch schreiben bei Brustkrebs 8

9. Jahrgang · Nr. 54 · Juni 2013

Interview

Auch Stimme derPatienten hören

Bei der Beurteilung des Nutzens neuer Krebs-medikamente die Pa-tienten stärker einzu-beziehen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO). Die Entscheidung über Art und Umfang der Er-stattung durch die ge-

setzlichen Krankenkassen darf aus Sicht der Fachgesellschaft bei innova-tiven Wirkstoffen in der Hämatologie und Onkologie nicht allein von einer möglichen Verlängerung der Überle-benszeit abhängig gemacht werden. Bisherige Erfahrungen mit der frühen Nutzenbewertung nach dem Arznei- mittelneuordnungsgesetz (AMNOG) zeigen daher deutlichen Optimie-rungsbedarf, berichtet Professor Dr. Mathias Freund, Rostock, als Vorsit-zender der DGHO. Vielmehr sollten patientenbezogene Parameter wie die Lebensqualität stärker berücksich-tigt und Patienten generell besser in den Bewertungsprozess eingebunden werden, so Prof. Freund. „Die Stimme der Patienten wird noch nicht ausrei-chend gehört“, betonte der Krebsme-diziner.

Siehe Seite 2

Die Patientenzeitung „Lebenswege“ dürfen Sie mitnehmen, sie ist kostenlos!Möchten Sie „Lebenswege“ regelmäßig und kostenfrei beziehen, schicken Sie uns die Anforderung von Seite 8.

Ihr Lebenswege-Team

Fatale Entwicklung: Frauen und Lungenkrebs

Bald mehr Todesfälle als durch Brustkrebs?

Die Rate Krebs bedingter Todesfälle nimmt seit den 80er Jahren kontinuierlich ab. Da immer mehr Frauen rauchen, steigt bei ih-nen die Sterblichkeit durch Lungenkrebs weiter an, so das Ergebnis von Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Bei den Männern liegt der Lungenkrebs bei der Krebssterblichkeit nach wie vor vorne, die Sterberate geht aber stetig zu-rück. Ganz anders sieht das bei den Frau-en aus, bei denen der Lungenkrebs als krebsbedingte Todesursache weiter an-steigt. Die Sterblichkeit an Brustkrebs geht dagegen erfreulicherweise zurück. Sie ist seit 2009 um sieben Prozent gefallen. Das dürfte unter anderem an den Behand-lungsfortschritten des Mammakarzinoms liegen, wie sie sich derzeit durch neue me-dikamentöse Therapieoptionen vollziehen. Auch die verbesserte Früherkennung von

Brustkrebs durch das Mammographie-Screening sowie die zunehmende Behand-lung der Frauen in zertifizierten Brustzen-tren macht Professor Dr. Rüdiger Schulz-Wendtland, Erlangen, für die positive Ent-wicklung verantwortlich. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V., die Ende Juni in München tagt, fordert die stärkere Einbeziehung der Forschung in

die Behandlung, um die Chancen der Frau-en weiter zu verbessern. Innovative Ent-wicklungen müssen sich unmittelbar und rasch bis zu den Patientinnen etablieren, betonte Prof. Schulz-Wendtland im Vorfeld des Kongresses der Brustkrebs-Experten.

Bislang noch ist das Mammakarzinom bei Frauen die häufigste Krebstodesur-sache. Halten die aktuellen Trends an, so

dürfte sich das Verhältnis schon im Jahre 2015 umkehren. Der Lungenkrebs würde dann bei Frauen häufiger zum Tode führen als der Brustkrebs.

Siehe Seite 4 und 5

Die Sterblichkeit an Brustkrebs ist rück-läufig, die Rate an Lungenkrebs-Todes-fällen nimmt aber bei Frauen zu.

1

Mit medizinischem Sonnenschutz ist die Haut vor gefährlichen UV-Strahlen weit-gehend geschützt.

2

Endlich Sonne – Vorsicht Hautkrebs

Lymphom: Heilungdurch eine Immun-

Chemotherapie

Dank der Immun-Chemotherapie ist bei verschiedenen Lymphomen ein Durch-bruch erzielt worden. Die Patienten erhal-ten dabei nicht nur die herkömmliche Che-motherapie, sondern werden zusätzlich mit einem Antikörper behandelt. Dadurch ist bei einigen Krankheitsformen sogar die Heilung zu einem realistischen Therapie-ziel geworden. Ein Beispiel hierfür ist das so genannte diffus großzellige B-Zell-Lym-phom, eine der häufigsten Krebserkran-kungen des lymphatischen Systems.

Siehe Seite 3

Den Körper nur geschützt UV-Strah-lung aussetzen

In der warmen Jahreszeit kommen Son-nenanbeter auf ihre Kosten. Doch Vor-

sicht: Die UV-Bestrahlung der Haut för-dert die Entstehung von weißem wie auch von schwarzem Hautkrebs. Zwar gibt es bei beiden Hautkrebsformen Fortschritte in der Behandlung, das aber darf nicht zur Sorglosigkeit im Umgang mit der Sonnen-bestrahlung verführen. Wer sich der Son-ne aussetzt, sollte deshalb seine Haut vor der UV-Strahlung schützen.

Beim gefürchteten schwarzen Haut-krebs (malignes Melanom) ist jüngst ein erstes Medikament zur zielgerichteten Therapie verfügbar geworden. Es stellt ei-nen erheblichen Fortschritt bei der Be-handlung von Melanom-Patienten mit ei-nem bestimmten Mutationsmuster dar.

Beim weißen Hautkrebs wurde jetzt ein wichtiger Signalweg entschlüsselt, der die Tumorentstehung vorantreibt. Bei 90 Pro-zent der Patienten ist dieser Signalweg ak-tiv. Das nährt ebenfalls Hoffnungen auf neue Therapieoptionen.

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Zeitung für Krebspatienten und Angehörige

Page 2: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

Lebenswege2

Welchen Nutzen haben innovative Krebsmedikamente?

Interview mit Professor Dr. Mathias Freund, Rostock

Ob ein neues Medikament Krebspa-tienten nutzt oder nicht, lässt sich nicht nur an der Frage festmachen, ob es eine Heilung erwirkt oder die Lebenserwartung verlängert, sagt Professor Dr. Mathias Freund. Pro-fessor Freund ist Vorsitzender der

Deutschen Gesellschaft für Hä-matologie und Onkologie (DGHO) und leitete als Direktor die Abtei-lung für Hämatologie und Onkologie des Universitatsklinikums Rostock. Im Interview erklärt er, warum die DGHO mit der derzeitigen Praxis der Nutzenbewertung von Krebsmedi-kamenten nicht zufrieden ist.

Herr Professor Freund, was bringen neue, so genannte innovative Medikamente in der Krebsmedizin? Die Krebsmedizin ist ein sehr inno-vativer Bereich. Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viel darü-ber gelernt, wie Zellen durch Muta-tionen zu Krebszellen werden, wel-che Signalwege eine Rolle spielen und auch, wie sich diese beeinflus-sen lassen. Es ist dank der neuen Forschungserkenntnisse gelungen, Medikamente mit neuartigen Wirk-mechanismen zu entwickeln, die in diese Signalwege eingreifen und die Krebsentwicklung hemmen. Wir ha-ben mit diesen innovativen Medika-menten ein zusätzliches Handwerks-zeug zur Behandlung von Krebser- krankungen erhalten.

Warum stehen solche Medikamente immer wieder in der öffentlichen Diskussion? Die neuen Medikamente müssen ihre klinische Wirksamkeit in kon- trollierten Studien unter Beweis stel- len, so wie alle anderen Medika-mente auch. Nur wenn die Wirksam- keit und Sicherheit der Arzneimittel in Studien belegt sind, erhalten sie

eine Zulassung durch die Gesund-heitsbehörden. Das heißt nicht au-tomatisch, dass alle Krebspatienten von einem neuen Medikament profi-tieren. Erst nach der Zulassung wird zum Teil in weiteren Studien deut-lich, welcher Platz dem jeweiligen Wirkstoff in der gesamten Therapie-strategie eines Tumors zukommt.

Die DGHO hat jüngst die derzeitige Praxis der frühen Nutzenbewertung innovativer

Krebsmedikamente kritisiert. Was sind die Gründe hierfür?Vom Gesetzgeber wird eine frü-he Nutzenbewertung gefordert. Es muss also vergleichsweise rasch nach der Zulassung eines Medika-mentes schon dokumentiert wer-den, dass dieses einen zusätzlichen Nutzen gegenüber den bisherigen Möglichkeiten hat. Das ist aus un-serer Sicht in der Krebsmedizin pro-blematisch. Denn wir brauchen auf-wändige und oft längerfristige Er-fahrungen und Studien, um ein Me-dikament umfassend beurteilen zu können. Wir fordern deshalb unab-hängig von der frühen Nutzenbe-wertung auch eine Beurteilung der Medikamente nach einer längerfris-tigen Anwendung.

Wie lässt sich beurteilen, ob ein spezielles Medikament dem Patienten wirklich nutzt?Gut lässt sich der Nutzen eines Me-dikamentes belegen, wenn Patien-ten mit einer Monotherapie, also nur mit einem bestimmten Wirkstoff be-

handelt werden können. Das ist in der Krebsmedizin meist aber nicht der Fall. Die Medikamente müssen praktisch immer in eine Behand-lungsstrategie eingebaut werden, bei der auch andere Wirkstoffe zum Einsatz kommen. Man braucht da-her mehr Studien, um den klinischen Nutzen einer Substanz konkret zu fassen. Dabei kann es Jahre dauern, ehe feststeht, welcher Platz einem Medikament im Behandlungsregime eines Tumors zukommt.

Wann ist ein zusätzlicher Nutzen eines Medikamentes gegeben? Welche Parameter sind für die Bewertung entscheidend?Der wohl überzeugendste Parame-ter ist die Frage, ob ein Wirkstoff zur Heilung führen kann. Ist dies nicht der Fall, so liegt dennoch ein klarer Nutzen vor, wenn das Medikament gegenüber den bisherigen Thera-pieoptionen die Lebenserwartung des Patienten verlängert. Leider ist auch bei hochwirksamen Medika-menten ein solcher Effekt oft nicht eindeutig nachzuweisen, weil das Medikament nicht alleine, sondern eingebettet in eine Therapielinie ver-abreicht wird. Letztlich erhalten oft alle Patienten zu einem bestimmten Zeitpunkt das neue Medikament, weil man niemandem eine potenziell wirksame Behandlung vorenthalten möchte. Außerdem ist es unserer Ansicht nach ein klarer Vorteil, wenn ein Patient unter einem neuen Me-dikament weniger durch den Tumor verursachte Beschwerden hat, wenn der Tumor unter Kontrolle gehalten werden kann, wenn er länger ohne Beeinträchtigung durch den Tumor und somit mit besserer Lebensqua-lität leben kann. Das aber ist bislang nicht unumstritten und geht in die Praxis der Nutzenbewertung unse-rer Meinung nach zu wenig ein.

Herr Professor Freund, haben Sie vielen Dank für das Ge-spräch.

Prof. Dr. med. Mathias Freund

„Auch mehr Lebensqualität ist ein Fortschritt“

„Den eigenen Weg im Umgang mit der Krankheit finden“

Frühe Nutzenbewertung

Seit 2011 verlangt der Gesetz-geber in Deutschland nach der

Zulassung eines neuen Medika-mentes den Nachweis eines zu-

sätzlichen Nutzens dieses Wirk-stoffs. Daran bemisst sich dann der Preis, den die Krankenkas-sen für das neue Medikament erstatten. Krebsmedikamente

sind davon nicht ausgenommen. Die Regelung ist vorgegeben im

Arzneimittelneuordnungs- gesetz, kurz AMNOG.

DGHO

Die DGHO (Deutsche Gesell-schaft für Hämatologie und

Medizinische Onkologie e.V.) besteht seit 75 Jahren und hat

inzwischen mehr als 2.750 Mit-glieder, die in der Erforschung und Behandlung hämatologi-

scher und onkologischer Erkrankungen tätig sind. Mit

der Ausarbeitung von Aus-, Fort- und Weiterbildungen, der

Erstellung von Behandlungsleit-linien und Behandlungsempfeh-lungen sowie mit der Durchfüh-rung von Fachtagungen fördert

die Fachgesellschaft die hoch-wertige Versorgung von Patien-

ten mit hämatologischen und onkologischen Erkrankungen.

Am Vorgehen der frühen Nutzenbewertung innovativer Medikamente in der Krebsmedizin gibt es Kritik.

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Was erzähle ich meinen Kollegen?

Für Menschen, die in vergleichswei-se jungen Jahren an Krebs erkran-ken, stellt sich nach Abschluss der Behandlung die Frage, ob sie ihre berufliche Tätigkeit wieder aufneh-men möchten. Oftmals ist dies un-vermeidbar, weil anders der Lebens-unterhalt der Familie kaum zu si-chern ist. Dabei macht es Krebspa-tienten, die in ihren Beruf zurück streben, häufig weniger Sorgen, ob sie der beruflichen Belastung ge-wachsen sind. Es quält sie nicht sel-ten mehr die Frage, wie die Kolle-gen auf die Erkrankung reagieren.

Werden sie mich auf die Erkran-kung ansprechen? Oder werden sie mich vielleicht eher meiden? Was soll ich ihnen erzählen? Sieht man mir an, dass ich schwer krank war? Das sind laut Professor Dr. Anja Mehnert, Leiterin der Sektion psy-chosoziale Onkologie der Universi-

tät Leipzig, Fragen, die so manchen Krebspatienten bewegen.

Klare Antworten auf diese Fra-gen gibt es nicht, letztlich muss je-der Krebspatient seinen eigenen Weg im Umgang mit der Erkran-

kung finden und das gilt auch für die Situation am Arbeitsplatz. Dabei kann es aber hilfreich sein, sich vor-ab mit Angehörigen oder Freunden zu der Situation zu besprechen, bei ihnen Rat einzuholen, wie sie selbst reagieren würden und sich mögli-cherweise sogar mit einem früheren

Arbeitskollegen, mit dem man sich immer gut verstanden hat, vorab einmal zu treffen. „Das macht die Si-tuation bei der Rückkehr an den Ar-beitsplatz oft deutlich leichter“, be-richtet die Psychologin.

„Willkommen zurück im Büro“

„Hilfen für Krebspatienten bei der Rückkehr an den

Arbeitsplatz“ – so lautet der Titel einer neuen Broschüre

aus der Reihe „Den Alltag trotz Krebs bewältigen“.

Die Broschüre erläutert die rechtlichen Hintergründe in Bezug auf das Arbeitsleben

und die finanzielle Existenz-sicherung. Sie gibt außerdem

Krebspatienten, die nach Abschluss der Behandlung

in den beruflichen Alltag zurückkehren wollen, wertvolle

Tipps, wie dies am besten zu realisieren ist.

Angefordert werden kann diese Broschüre beim Verlag:

WORTREICH GiK mbH Postfach 1402, 65534 Limburg

Fax 06431/59096-11 Mail [email protected]

Willkommenzurück im Büro

Hilfen für Krebspatienten bei der Rückkehr

an den Arbeitsplatz

Broschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen

Henrike Korn

Rechtsanwältin

für Medizin- und

Sozialrecht

Krebs undBeruf

Page 3: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

3Lebenswege

Heilung – ein realistisches Therapieziel

Immun-Chemotherapie bringt Fortschritte beim großzelligen B-Zell-Lymphom

Jahr für Jahr erkranken in Deutsch-land etwa 25.000 Menschen an ei-nem malignen Lymphom, also an einer bösartigen Erkrankung des Lymphsystems. Dabei können ver-schiedene Entwicklungsstadien von

Zellen betroffen sein, die zu unter-schiedlichen Krankheitsformen füh-ren. Obwohl die malignen Lympho-me keineswegs selten sind, ist doch das Wissen um diese Erkrankun-gen in der Bevölkerung eher gering. Das hat eine Umfrage der Internati-onalen Lymphom-Koalition ergeben. Die mangelnden Kenntnisse erklä-

ren aus Sicht der Organisation, wa-rum viele Menschen bei entspre-chenden Symptomen, wie etwa einer anhaltenden Lymphknotenschwel- lung, ziemlich spät einen Arzt aufsu-chen.

Eine frühe Diagnosestellung und ein früher Behandlungsbeginn sind aber wichtig, damit die Heilungs-chancen optimal genutzt werden

können. Denn in den vergangenen Jahren hat es erhebliche Fort-schritte bei den malignen Lympho-men gegeben. Die Lebenserwar-tung der Patienten konnte dadurch deutlich gesteigert werden und bei manchen Erkrankungen ist die Hei-lung zu einem realistischen Thera-pieziel geworden. Ein Beispiel hier-

für ist das so genannte diffus groß-zellige B-Zell-Lymphom (DLBCL). Das DLBCL ist die häufigste Krebs-erkrankung des lymphatischen Sys-tems. Sie ist rasch fortschreitend und beeinträchtigt insbesondere die Funktion des Blutes, der Lymphkno-ten und der Milz. Ohne Behandlung verschlechtert sich die Erkrankung rasch und führt schließlich zum Tod.

Inzwischen gibt es aber gute Therapiemöglichkeiten. Das Ziel der Behandlung des DLBCL ist die Hei-lung. Es ist wichtig, dass nach Ab-schluss der ersten Untersuchungen ohne Zeitverzögerung mit der Be-handlung begonnen wird. Die ent-sprechende Therapie, die der be-handelnde Arzt gewählt hat, erfolgt immer medikamentös, und zwar in Form einer Kombination aus Che-motherapie und Antikörperthera- pie, auch Chemo-Immuntherapie ge-

nannt. Während sich die Chemothe-rapie gegen alle teilungsaktiven Zel-len richtet, werden bei der Antikör-pertherapie gezielt die erkrankten B-Zellen abgetötet.

Die Immun-Chemotherapie ist so effektiv, dass in der Mehrzahl der Fälle schon durch die Erstbehand-lung eine Heilung erwirkt wird, be-richtete Privatdozent Dr. Mathias Witzens-Haring bei einem Kongress in Stuttgart. Probleme aber gibt es, wenn der Tumor zurückkehrt. Man spricht dann von einem Rezidiv. Da bei der Rezidivtherapie die Behand-lung weitaus komplizierter ist, ist die richtige Erstbehandlung so wichtig. Die Wissenschaftler arbeiten des-halb nun daran, auch für Patienten mit einem Rezidiv die Therapiere-gime weiter zu verbessern, um auch ihnen realistische Heilungschancen zu sichern.

Geschwollene Lymphomknoten können viele Ursachen haben. Eine solche Veränderung sollte deshalb unbedingt vom Arzt abgeklärt werden.

„Die Mehrzahl der Patienten wird mit der Erstbehandlung geheilt“

Der Unterstützung von Patien-ten mit Leukämien und Lym-phomen hat sich die Deutsche Leukämie- & Lymphomhilfe e.V. (DLH) mit Sitz in Bonn ver-schrieben. Auf der Internetseite der Organisation (www.leukaemie-hilfe.de) gibt es umfassende Informationen zu verschiedenen bösartigen Er-krankungen des Lymphsystems sowie die Möglichkeit, sich in Foren mit Betroffenen auszutau-schen. Einmal im Jahr veranstal-tet die Gesellschaft den bundes-weiten DLH-Patientenkongress.Er findet in diesem Jahr vom 8. bis 9. Juni in Chemnitz statt.

Informationen: www.dlh-kongress.de.

Tipp: Ausführliche Informatio-nen zu malignen Lymphomen finden Betroffene, Angehörige und allgemein Interessierte auf der Internetseite www.lebenmitlymphom.de. Dort gibt es auch eine Rubrik „Häufig gestellte Fragen“.

Ebenso wie das großzellige B-Zell-Lymphom geht auch die chronisch lymphatische Leu- kämie (CLL) von so genannten B-Zellen aus.

Informationen gibt es unter: www.leben-mit-cll.de.

Engagement für KrebspatientenRund ein Drittel der Forschungs-aktivitäten der pharmazeuti-schen Industrie entfällt der-zeit auf die Entwicklung neuer Krebsmedikamente. Auch 2013 wird es daher, so die Erwartun-gen, weitere neue Medikamen-te im Kampf gegen Krebs geben. Gerechnet wird insbesondere mit neuen Wirkstoffen zur Behandlung von Brustkrebs, Prostatakrebs, Darmkrebs und Lymphomen, gab der Verband forschender Arzneimittel-hersteller bekannt.

Zertifizierte Krebszentrenfinden Sie unter www.onkoscout.de/adressen/dkg-zertifizierte-zentren

Krebszentren – hoher medizinischer Standard

Mehr als drei Viertel der Bundesbürger würden, wenn sie an Krebs er-kranken, die Behandlung in einem zertifizierten Krebszentrum anstreben. Dafür würden sie auch weitere Anfahrtswege in Kauf nehmen. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts forsa. Derzeit gibt es rund 700 von der Deutschen Krebsgesellschaft zertifizierte Krebs-zentren. Große Unterschiede bestehen in der geografischen Verteilung: Während beispielsweise in Bayern, Baden-Württemberg und Nordrhein Westfalen jeweils mehr als 100 Krebszentren angesiedelt sind, werden an-dere, weniger dicht besiedelte Bundesländer, nicht so gut versorgt.

Kompetenznetz maligne Lymphome

Informationen rund um Lym-phomerkrankungen

Bei den Lymphomen gibt es viele verschiedene Krankheitsformen, je nachdem, welche Zelle bösar-tig (maligne) entartet ist, von wel-cher Zelle des lymphatischen Sys-tems der Tumor also konkret aus-geht. Einen umfassenden Über-blick zu den Erkrankungen finden Interessierte auf der Internetsei-te des „Kompetenznetz malig-ne Lymphome“ (KML) unter der Webadresse www.lymphome.de. Beim KML handelt es sich um ei-

nen Zusammenschluss führen-der Forschergruppen und Versor-gungseinrichtungen im Bereich der Lymphknotenerkrankungen in Deutschland.

Die Webseite ist sehr über-sichtlich aufgebaut und bietet Pa-tienten wie auch Angehörigen all- gemeines Wissen zu Lymphomen in gut verständlicher Form. Es gibt außerdem umfassende Erklä-rungen zu den einzelnen Krank-heitsformen wie etwa dem Hodg- kin-Lymphom, dem Non-Hodg- kin-Lymphom, dem Multiplen My-elom und der Chronisch Lympha-tischen Leukämie (CLL).

Bei der Darstellung der einzel-nen Lymphome finden sich neben der Beschreibung der Erkrankun-gen und ihrer Symptome auch In-formationen zur Standardthera-pie, zu möglichen Nebenwirkun-gen und Spätfolgen sowie zur Nachsorge.

Besonders interessant für Be-troffene dürfte die Rubrik „Studi-en und Studiengruppen“ im KML sein. Dort gibt es Informationen zu den klinischen Studien sowie die Möglichkeit, bei Fragen di-rekt mit dem KML Kontakt auf-zunehmen. Die Webseite bietet außerdem eine Suchfunktion für Studiengruppen des KML sowie für Behandlungszentren zur inte- grierten Versorgung.

Unser Lymphsystem durchzieht den ganzen Körper.

InternetInfo

Page 4: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

Lebenswege4

Zulassung eines zielgerichteten Wirkstoffes (Angiogenesehemmer) beim fortgeschrittenen Ovarialkar-zinom erweitert, die Heilungschan-cen sind dennoch insgesamt ge-ring. Das liegt vor allem daran, dass der Eierstockkrebs in der Mehr-zahl der Fälle erst festgestellt wird, wenn der Tumor bereits in seinem Wachstum fortgeschritten ist.

Wie groß das Bedürfnis nach mehr Aufklärung und einer stär-keren öffentlichen Wahrnehmung

zum Ovarialkarzinom ist, zeigt der Welt-Eierstockkrebs-Tag, der erst-mals im Mai dieses Jahres öffent-lich ausgerufen wurde. Ziel die-ses Tages ist es, stärker auf die Erkrankung Eierstockkrebs auf-merksam zu machen, auf mögliche

Beim Brustkrebs erweitern sich die Behandlungsmöglichkeiten.

Betreuungsangebote zu wenig bekannt

Jeder vierte Krebspatient gibt auf Befragen an, unter einer ausge-prägten psychischen Belastung durch die Erkrankung zu leiden: 12,4 Prozent entwickeln starke Angstgefühle und 14,8 Prozent ge-ben eine Depression als Folge der Erkrankung an. Aber nur rund je-der hundertste Patient macht von psychoonkologischen Hilfsange-boten Gebrauch.

Der Grund: Den Betroffenen sind die Betreuungsangebote in

Brustkrebs: Neues Medikament gegen

das HER2-Signal

Dennoch schreitet bei jeder zwei-ten betroffenen Frau die Erkran-kung weiter fort. „Es gibt des-halb erheblichen Bedarf für weite-

re neue Therapieoptionen“, erklär-te kürzlich Professor Dr. Andreas Schneeweiss aus Heidelberg. Seit diesem Frühjahr bietet sich eine zu-sätzliche Behandlungsmöglichkeit

„Wachstumssignale beim Mammakarzinom unterbinden“

„Oft erst im späten Stadium

entdeckt“

„Austausch von langen Erbgut-Abschnitten“

Mehr Bewusstsein für den Eier-stockkrebs schaffen.

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Hohe psychische Belastung durch Krebs

ihrer Umgebung meist überhaupt nicht bekannt, wie Dr. Anna Be-raldi aus München anhand einer Befragung von 534 Patienten mit Darmkrebs in unterschiedlichen Krankheitsstadien festgestellt hat. 52 Prozent der Befragten konnten keine psychoonkologische Betreu-ungseinrichtung in ihrer Nähe nen-nen, obwohl bei 90 Prozent eine solche Einrichtung im Umkreis von 20 Kilometern vorhanden war, be-richtete Dr. Anna Beraldi bei der letztjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Häma-tologie und Onkologie (DGHO).

Prostatakrebs in jungen Jahren erblich bedingt

Bald bessere Chancen der Früherkennung und auch Behandlung?

Meist im höheren Lebensalter erkranken Männer an Prostata-krebs. Allerdings tritt der Tumor in etwa zwei Prozent der Fälle schon bei Männern vor dem 50. Lebensjahr auf. Ein deutsches Forschungskonsortium hat nun entdeckt, dass die Erkrankun-

gen in frühen und die in späte-ren Lebensjahren unterschied-liche Ursachen haben: So kön-nen offenbar bei jüngeren Män-nern konkrete Veränderungen im Erbgut das Auftreten von Prostatakrebs begünstigen.

Den Forschern fiel zunächst auf, dass sich bei den frühen Erkrankungen deutlich weni-ger Erbgutveränderungen fin-den als bei den im höheren Al-ter diagnostizierten Fällen. Die bei jungen Männern auftre-tenden Mutationen haben je-doch fatale Folgen: Sie bewir-

ken den Austausch langer Erb-gut-Abschnitte zwischen ver- schiedenen Chromosomen. Be-troffen sind vor allem Gene, die unter dem Einfluss männlicher Geschlechtshormone wie dem Testosteron stehen. Durch die Veränderungen im Erbgut kön-nen Verbindungen mit Krebsge-nen entstehen, die dann ihrer-seits durch Testosteron aktivier-bar sind.

Die neuen Erkenntnisse haben, so berichten die Forscher, weit-reichende medizinische Bedeu-tung: So könnte zur Krebsfrüh-erkennung nach Zellen mit dem charakteristischen Erbgut-Um-bau im Blut von Männern ge-fahndet werden. Auch eine prä-zisere Krebsdiagnostik bei jün-geren Männern ist anhand der Erbgutveränderung denkbar. Die Entdeckung kann mögli-cherweise auch dazu beitragen, die Behandlung von Prostata-krebs bei jüngeren Männern zu verbessern.

Jüngere Männer mit Prostatakrebs zeigen insgesamt weniger, aber da-für gravierendere Genveränderungen.

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Lebenssprung – Diagnose Eierstockkrebs

Welt-Eierstockkrebs-Tag

Rund 8.000 Frauen erkranken jähr-lich in Deutschland an Eierstock-krebs, der Mediziner spricht von einem Ovarialkarzinom. Die Diag-nose „Eierstockkrebs“ löst meist Verzweiflung und Ratlosigkeit aus. Zwar haben sich jüngst die Be-handlungsmöglichkeiten durch die

für Frauen mit einem solchen fort-geschrittenen und metastasierten HER2-positiven Brustkrebs. Sie können zusätzlich mit einem weite-ren Antikörper behandelt werden, der einen völlig neuen Wirkansatz hat. Er verhindert, dass sich HER2-Rezeptoren zusammenlagern und blockiert damit ein entscheidendes Wachstumssignal für die Tumorzel-le. Der Wirkstoff ist allgemein gut verträglich und kann eine deutli-che Verzögerung des Fortschrei-tens der Erkrankung bewirken.

Symptome hinzuweisen und Frau-en Mut zu machen, bei diesen Symptomen frühzeitig zum Arzt zu gehen. Unterstützung finden be-troffene Frauen sowie ihre Ange-hörigen zudem durch die Initiative „Lebenssprung – Diagnose Eier-stockkrebs“.

Die Kampagne bietet regelmä- ßig Informationsveranstaltungen mit Experteninterviews zu den The- men Therapie, Nachsorge, aber auch besonderen Themen wie zum Beispiel der erblichen Vorbelas-tung bei Eierstockkrebs. Es geht außerdem um Anregungen und Hilfestellungen, die das Leben mit der Erkrankung erleichtern kön-nen.

Weiterführende Informationen finden Patientinnen und Interessierte unter www.eierstockkrebszentrale.de

Neue Wirkstoffklasse für Frauen mit HER2-positivem Mammakarzinom

Bei etwa jeder fünften Frau mit Brustkrebs wird ein spezielles Pro-tein, der so genannte HER2-Re-zeptor, vermehrt auf der Ober-fläche der Tumorzellen gebildet. Dieses Merkmal signalisiert ein besonders aggressives Krebs-wachstum. Die betroffenen Frau-en hatten früher deutlich geringere Heilungschancen als Frauen ohne massiv erhöhte HER2-Bildung. Das hat sich geändert, als im Jahr 2000 ein Antikörper zur Behandlung des HER2-positiven Mammakarzinoms zugelassen wurde. Der Antikörper richtet sich gezielt gegen HER2 auf der Oberfläche der Brustkrebs-

zellen und unterbindet damit das Wachstum des Tumors. Die Prog-nose der betroffenen Frauen hat sich dadurch entscheidend ver-bessert.

Page 5: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

5Lebenswege

Infektionen durch Abfall der weißen Blutkörperchen

Wer während oder kurz nach einer Chemotherapie Fieber entwickelt, sollte dies ernst nehmen. Er sollte die Reaktion unbedingt seinem Arzt be-richten, auch wenn das Fieber nicht besonders hoch ist. Denn hinter der erhöhten Körpertemperatur kann sich eine Neutropenie verbergen.

Mit diesem Begriff bezeichnen die Mediziner eine recht häufige Neben-wirkung der Chemotherapie: Ver-schiedenen Zytostatika schädigen nicht nur die Tumorzellen, sondern leider auch Zellen des blutbildenden Systems. Es kann dadurch zu einem Abfall der weißen Blutkörperchen und speziell der so genannten neu-trophilen Granulozyten, oder kurz der Neutrophilen, im Blut kommen.

Diese Zellen sind allerdings wich-tig für die Infektabwehr. Entwi-ckeln Patienten als Reaktion auf die Krebsbehandlung eine Neutrope-nie, so kann es folglich zu schwe-ren Infektionen kommen. Von einer ernst zu nehmenden fiebrigen Neu-tropenie ist auszugehen, wenn die Körpertemperatur länger als eine

Fortgeschrittener Lungenkrebs – den Tumor „aushungern“

Angiogenesehemmer als Erstlinientherapie

Seit einigen Jahren ist bei der Be-handlung des fortgeschrittenen Lun- genkrebses zusätzlich zur konven-tionellen Chemotherapie ein Anti-körper zugelassen, der die Bildung neuer Blutgefäße (Angiogenese) im Tumor unterbindet. Ab einer Grö-

ße von zwei Millimetern kann sich der Tumor nicht mehr aus eigener Kraft mit Sauerstoff und Nährstof-fen versorgen und ist auf die Bildung von eigenen Gefäßen angewiesen. Nur dadurch kann der Tumor wei-ter wachsen. Über spezielle Wachs-tumsfaktoren sorgt der Tumor da-für, dass Körpergefäße „angezapft“ werden und damit die Ausspros-sung neuer Blutgefäße in Richtung

Tumor stimuliert wird. Sie helfen so-mit den Krebszellen, sich über das Blutgefäß des Körpers mit Sauer-stoff und Nährstoffen zu versorgen.

Die Strategie der modernen Me-dizin: Die Wissenschaftler haben einen speziellen Antikörper entwi-ckelt, mit dem sich der von Tumoren gebildete Wachstumsfaktor binden lässt. Das hat zwei wichtige Effekte:

– Durch die Behandlung mit dem so genannten Angiogenesehem-mer gehen neue, gerade erst ge-bildete Gefäße zugrunde.

– Die Bildung neuer Blutgefäße wird verhindert.

Es kommt insgesamt zum regelrech-ten „Aushungern“ des Tumors, der nun nicht mehr genügend Sauer-stoff und Nährstoffe erhält und so am

Wachstum gehindert wird. Das führt zwar nicht zur Heilung des Bronchi-alkarzinoms, doch das Fortschrei-ten der Erkrankung wird maßgeblich verzögert, ohne Nebenwirkungen der Chemotherapie zu verstärken.

In mehreren großen Studien wurde die Wirksamkeit des Antikörpers als Erstlinientherapie in Kombination mit einer Chemotherapie bei Patienten mit fortgeschrittenem nicht kleinzel-ligen Lungenkarzinom bestätigt.

„Dem Tumor einen Strich durch die Rechnung machen“

„Risikofaktor Neutropenie“

Moderne Therapiestrategien beim Lungenkrebs blockieren Wachstums- signale, die die Bildung neuer Blutgefäße stimulieren und können so den Tumor verkleinern.

Vorsicht, auch wenn die Körper-temperatur unter der Chemo nur vergleichsweise wenig steigt.

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Weiterführende Informationen zum Thema Lungenkrebs finden Interessierte auf der Internetseite der Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“. Dort werden unter anderem die Therapie-standards der Erkrankung dargestellt mit Hinweis auf die Leitlinien zur optimalen Thera-pie sowie über Neuigkeiten rund um das Bronchialkarzinom berichtet.

Kostenfreie Broschüren und ein DVD-Set sowie ein aktuelles Newsletter-Abonnement sind zu bestellen unter:www.der-zweite-atem.deDas kostenlose DVD-Set ist auch anzufordern unter „Lebenswege“Tel. 06431/590 96-25Mail [email protected]

Blutgefäße im Fokus

Die Hemmung der Blutgefäßbil-dung ist ein wichtiges Behand-lungsprinzip bei verschiedenen Tumoren, unter anderem beim Lungenkrebs. Um weitere Fort-schritte in dieser Antitumor-strategie zu erreichen, nehmen Krebsforscher nun verstärkt jene Zellen unter die Lupe, die die Blutgefäße innen auskleiden (Endothelzellen). So suchen Wis-senschaftler der Arbeitsgrup-pe um Dr. Andreas Pircher, Inns-bruck, beim nicht-kleinzelligen Lungenkarzinom nach spezifi-schen Merkmalen der Endothel-zellen, mit deren Hilfe sich eine medikamentöse Blockade des Gefäßwachstums in Lungentu-moren noch effektiver erzielen lässt.

Supportivtherapie

Als „Supportivtherapie“ wer-den in der Krebsmedizin all jene Maßnahmen bezeichnet, die hel-fen, Nebenwirkungen zu redu-zieren und die Lebensqualität der Patienten zu erhalten oder zu verbessern. So gibt es inzwi-schen gute Möglichkeiten, die oft eine Chemotherapie begleiten-de quälende Übelkeit durch eine vorsorgliche Behandlung zu ver-hindern. Außerdem lassen sich Schmerzen lindern, eine Blutar-mut kann behoben und das In-fektionsrisiko gesenkt werden. Nicht selten ist es nur durch eine gute Supportivtherapie mög-lich, die geplante Behandlung für den Patienten verträglich durchzuführen.

Fieber als Reaktionstets ernst nehmen

Stunde über 38 Grad steigt und die Zahl der Neutrophilen im Blut unter 500/μl liegt.

Patienten unter einer Chemothe-rapie, von der ein hohes Risiko für eine fiebrige Neutropenie bekannt ist, erhalten deshalb als begleitende, supportive Maßnahme oft vorsorg-lich Knochenmark-Wachstumsfak-toren. Diese regen die Blutbildung an und beugen damit dem Abfall der neutrophilen Granulozyten vor. Eine solche so genannte Supportivthera-pie kann als unterstützende Maß-nahme der Krebsbehandlung da- zu beitragen, dem Krebspatienten schwere Nebenwirkungen zu er-sparen und die Behandlung wie ge-plant durchführen zu können.

Mit Masernviren gegen Tumore?

Tumorwachstum erfolgreich gestoppt

Tumore bestehen in der Regel nicht aus einheitlichen Zellen, die alle gleich empfindlich auf die ver-schiedenen Therapien anspre-chen. Es wird vielmehr vermu-tet, dass viele Tumortypen so ge-nannte Krebsstammzellen enthal-ten. Diese sprechen sowohl auf eine Chemo- als auch auf eine Strahlentherapie meist schlecht an und werden für die Entste-hung von Metastasen verantwort-lich gemacht. Intensiv wird daher nach Möglichkeiten gesucht, sol-che Krebsstammzellen eliminieren zu können.

Forschern des Paul-Ehrlich-In-stituts ist es jetzt gelungen, Viren zu erzeugen, die gezielt Krebs-zellen infizieren und abtöten kön-nen, die das so genannte Prote-

in CD133 auf ihrer Oberfläche tragen und im Verdacht stehen, als Krebsstammzellen zu fungie-ren. Die Forscher haben ein ab-geschwächtes und dadurch un-gefährliches Masernvirus, das als Impfvirus eingesetzt wird, für den gezielten Angriff auf diese Zel-len modifiziert: Sie veränderten es so, dass es nur in Zellen mit dem Oberflächeneiweiß CD133 ein-dringen und diese infizieren und zerstören kann.

In verschiedenen Tiermodellen mit Hirntumoren, Darm- und auch Lungenkrebs konnte dadurch das Tumorwachstum gebremst oder sogar völlig gestoppt werden und zum Teil ließen sich sogar Tumor-herde vollständig beseitigen. Die Forscher hoffen, dass auf Basis der Tierexperimente neue Thera-pien gegen Krebs entwickelt wer-den können.

Beim Kampf gegen bösartige Tumore gehen die Forscher auch unge-wöhnliche Wege und setzen auf die Hilfe von Viren.

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Mediziner-deutsch

Page 6: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

Lebenswege6

Die Krebstherapie für ältere Patienten anpassen

Krebs ist eine „Alterskrankheit“

Die Diagnose „Krebs“ wird im Durchschnitt bei Männern im Al-ter von 69 Jahren und bei Frau-en im Alter von 68 Jahren gestellt. „Krebs ist eine Alterskrankheit“, erklärt dazu Professor Dr. Otmar D. Wiestler, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Krebsforschungs-

zentrums (DKFZ) in Heidelberg. So steigt bei der Mehrzahl der Krebsarten das Erkrankungsrisi-ko mit dem Alter an. Dazu zählen häufige Krebsformen wie Darm- oder Prostatakrebs, jedoch auch Bauchspeicheldrüsen-, Magen- und Lungenkrebs. „Für die Krebs-forschung und Krebsmedizin be-deutet das eine große Heraus-forderung“, so Professor Wiestler. „Wir müssen die Krebspräventi-on intensivieren und die Behand-lungsverfahren für den älteren Pa-tienten anpassen.“ Wie enorm sich

die Lebenserwartung in Deutsch-land innerhalb von nur zwei Gene-rationen entwickelt hat, zeigt ein Vergleich der Geburtsjahrgänge 1949-1951 und 2009-2011: Inner-halb von nur 60 Jahren stieg die Lebenserwartung um mehr als 14 Jahre bei den Frauen und um 13 Jahre bei den Männern. Die aktu-ellen Werte liegen bereits wieder-um zwei bis drei Monate über de-nen der letzten Erhebung in den Jahren 2008-2010.

Eine besondere Herausfor-derung stellt dabei die Behand-lung der teilweise hochbetagten Krebspatienten dar. „Viele Krebs-therapien sind für ältere Men-schen sehr belastend, insbeson-dere wenn diese Begleiterkran-kungen aufweisen und bereits zahlreiche Medikamente einneh-men müssen“, erläutert dazu Pro-fessor Dr. Christof von Kalle, Di-rektor des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) in

Heidelberg. Deshalb ist es umso wichtiger zu beobachten, wie neue Behandlungsformen unter Alltagsbedingungen bei den äl-teren und teilweise multimorbi-den Krebskranken wirken. Auch in der Entwicklung der zielge-richteten, modernen Medikamen-te sieht von Kalle eine Chance, äl-teren Patienten verträglichere Be-handlungen anbieten zu können: „Diese Medikamente sind gene-rell weniger belastend und haben eine geringere Toxizität für den Gesamtorganismus.“

Wenn Selbstständige an Krebs er-kranken, gibt es besondere beruf-liche Probleme zu beachten.

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Auch ältere Menschen profitieren von Fortschritten der Krebstherapie.

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„Hemmung der Gefäßbildung hilft auf lange Sicht“

„Moderne Medikamente sind oft besser verträglich“

Informationen rund um das Thema Darmkrebs einschließ-

lich der modernen Behandlungs-möglichkeiten finden Interes-

sierte auf der Internetseite der Kampagne „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“ unter

www.darmkrebszentrale.de.

Auch in diesem Jahr bietet die Kampagne „Durch dick &

dünn – Leben mit Darmkrebs“ Informationsveranstaltungen

für Patienten, Angehörige und Interessierte in verschiedenen

Städten Deutschlands.

Folgende Termine sind geplant:Bad Kreuznach:

Samstag, 29. Juni 2013, 11.00 bis 14.00 Uhr Haus des Gastes

Kurhausstraße 22-2455543 Bad Kreuznach

Minden: Samstag, 21. September 2013,

11.00 bis 14.00 Uhr Historisches Rathaus

Markt 132423 Minden

Auch in Rostock ist eine weitere Veranstaltung in Vorbereitung, der

Termin wird im Internet unter www.darmkrebszentrale.de

in der Rubrik Veranstaltungen bekanntgegeben.

Die Broschüre „Selbstständig und krebskrank? Hilfen zum

Umgang mit Krankenversiche-rungen und Behörden“ kann

ebenso wie die weiteren Broschüren der Reihe

„Den Alltag trotz Krebs bewältigen“ kostenfrei

angefordert werden:

WORTREICH GiK mbH Postfach 1402, 65534 Limburg

Fax 06431/59096-11 Mail [email protected]

Darmkrebs: Es gibt Neuerungen Vorgehen in den einzelnen Therapielinien ist im Fluss

Die Behandlung von Patienten mit Darmkrebs will gut geplant sein. Denn es gibt verschiedene Optio-nen, die in unterschiedlicher Rei-henfolge, den Therapielinien, einge-setzt werden können. Wann welche Medikamente zum Einsatz kommen, hängt vom Stadium der Krebser-

krankung ab und auch davon, ob zum ersten Mal behandelt wird oder ob es bereits eine oder sogar meh-rere vorangegangene Behandlun-gen gegeben hat. Auch der allge-meine Gesundheitszustand des Pa-tienten spielt eine Rolle.

Welche Medikamente bei der Erstlinientherapie oder einer even-tuell notwendigen, nachfolgenden Behandlung „in zweiter Linie“ verab-

reicht werden, kann sich zudem än-dern, wenn es neue Erkenntnisse in der Krebsforschung gibt. Denn der Fortschritt bleibt nicht stehen, es laufen viele klinische Studien, um die

Behandlungsergebnisse bei Krebs-erkrankungen kontinuierlich weiter zu verbessern.

Dass dies durchaus möglich ist, zeigen jüngste Studienergebnisse beim fortgeschrittenen Darmkrebs. Es gibt aktuelle Befunde, wo-nach Patienten, die schon Metas-tasen gebildet haben, auch bei der Zweitlinientherapie von einer Hem-mung der Neubildung von Blut-

gefäßen (Angiogenesehemmung) profitieren. Bislang war aus Studi-en nur bekannt, dass die Patienten eine längere Lebenserwartung ha-ben, wenn sie bei der Erstbehand-

lung einen Angiogenesehemmer er-halten, das Medikament aber ab-gesetzt wird, wenn der Tumor fort-schreitet. Neue Daten zeigen nun jedoch, dass sich die Lebenserwar-tung weiter verbessern lässt, wenn über das Fortschreiten der Erkran-kung hinaus, also in einer Zweitli-nientherapie, weiter für eine Hem-mung der Gefäßneubildung gesorgt wird.

Hemmung der Gefäßneubildung – ein wichtiges Therapieprinzip beim Darmkrebs

Selbstständig und krebskrank: was ist zu

bedenken?

Serie Patientenrechte

Menschen, die nicht angestellt, son-dern selbstständig tätig sind, haben oft besondere Probleme, wenn sie krebskrank werden. Sie können nur schwer von einem Tag auf den an-deren ihren Arbeitsplatz verlassen und sich primär um die Erkrankung und eine adäquate Diagnostik und Therapie kümmern. Liegt kein Not-fall vor, gilt es zunächst oft, die Wei-terführung des Betriebes zu sichern. So muss zum Beispiel ein Vertreter benannt werden und es muss den Auftraggebern signalisiert werden, dass man als Chef einige Zeit nicht voll verfügbar sein wird, dass die Ar-beit aber ansonsten wie gewohnt weiterlaufen wird. Zunächst geht es oft darum, Zeit zu gewinnen, um die aktuell anstehenden Fragen zu klären, Kunden zu informieren und Aufgaben unter den Mitarbeitern zu verteilen.

Was in solchen Situationen zu be-denken ist, wo man Unterstützung erhält und auch wie man frühzeitig Vorsorge treffen kann, darüber in-formiert die Broschüre „Selbststän-

dig und krebskrank? Hilfen zum Um-gang mit Krankenversicherungen und Behörden“. Sie ist Teil der Bro-schürenreihe „Den Alltag trotz Krebs bewältigen“. Erschienen sind drei weitere Ratgeber mit dem Titel „Hil-fen für Arbeitnehmer in der gesetzli-chen und privaten Krankenversiche-rung“, „Hilfen für Krebspatienten im Rentenalter zum Umgang mit Kran-kenkassen, Ämtern, Versicherun-gen und Behörden“ und „Hilfen für Krebspatienten bei der Rückkehr an den Arbeitsplatz“. Sie schildern die Zusammenhänge und geben Tipps für den Umgang mit den zuständi-gen Ämtern und Behörden.

Ihr Recht

Selbständig und krebskrank? Hilfen zum Umgang

mit Krankenversicherungen und Behörden

Broschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen

Norbert Bauschert

Dr. Astrid von Einem

Christine Vetter

Bernd Schlander

Support

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Page 7: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

7Lebenswege

Impressum

Herausgeber:WORTREICH Gesellschaft für individuelle Kommunikation mbH, Barfüßerstr. 12, 65549 Limburg/Lahn Tel. 06431/59096-0, Fax 06431/[email protected]

Verantwortliche Redaktion:Christine Vetter, Köln

Beratung: Dr. med. Klaus Steffen

Technik und Grafik: Inken Pöhlmann, Bremerhaven

Druck: Druckzentrum Lang, Mainz

Bildquellen: 1, 3, 5 – Shutterstock, 2 – ©Yuri Arcurs-Fotolia.com, 4 – ©Kurhan-Fotolia.com, 6, 8 – Roche, 7 – ©djama-Fotolia.com, 9 – ©Monkey Business-Fotolia.com, 10 – ©Yuri Arcurs-Fotolia.com, 11 – ©Ignatius Wooster-Fo-tolia.com, 12 – ©anyaberkut-Fotolia.com, 13 – ©Uwe Völkner-Fotoagentur FOX.

„Lebenswege“ ist eine Initiative der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyh-len.

Krebsüberlebensraten nach dem Mauerfall Angleichung nach 20 Jahren

Zwei Jahrzehnte nach der Wieder-vereinigung haben sich die Über-lebensraten bei Krebs in Ost- und Westdeutschland weitestgehend angeglichen. Dies stellten Wissen-schaftler vom Deutschen Krebsfor-schungszentrum in Heidelberg an-hand elf deutscher Krebsregister fest. Die Daten aus den 70er und 80er Jahren belegen, dass Men-schen mit Krebs in Westdeutsch-land damals deutlich länger über-lebten als Betroffene hinter dem „Ei-sernen Vorhang“.

Betrachtet man den Diagnose-zeitraum von 1984 und 1985, so

überlebten in der ehemaligen DDR zum Beispiel 28 Prozent der Darm-

krebspatienten, 46 Prozent der Pro-statakrebspatienten und 52 Pro-zent der Brustkrebspatientinnen die ersten fünf Jahre nach der Diagno-se. Bürger in den westlichen Bun-desländern, die an diesen Krebsar-ten erkrankt waren, erreichten da-gegen bereits zwischen 1979 und 1983 5-Jahres-Überlebensraten von 44 Prozent, 68 Prozent und 68 Pro- zent.

Bei Krebserkrankungen im Zeit-raum von 2002 bis 2006 unterschei-den sich die 5-Jahres-Überlebens-raten bei 20 von 25 untersuchten Krebsarten zwischen Ost und West jedoch nur noch um weniger als drei Prozent.

„Wind statt Jammer“

Segeln für krebsbetroffene Frauen und Männer

Eine einwöchige Reise mit einem historischen Zweimastklipper über das Ijsselmeer und die niederlän-dische Waddenzee bis zu den vor-gelagerten westfriesischen Inseln plant der Verein „Meerwind e.V. – Segeln mit krebsbetroffenen Frau-

en und Männern“ für diesen Herbst. Mitsegeln können Frauen und Män-ner, die sich mit einer Krebser-krankung auseinandersetzen müs-sen, erläutert Hartmut Magon, Psy-choonkologe und Vorsitzender des Vereins Meerwind, der aus einer In-itiative der Katholischen Kranken- hausseelsorge in Mönchengladbach hervorgegangen ist. Der Verein, der unter dem Motto „Wind statt Jam-mer“ agiert, hat diese Reise bereits mehrmals veranstaltet.

Das Projekt soll Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder waren, auf ungewöhnliche Weise unterstüt-zen: Eine Woche lang verbringt die Gruppe unter Anleitung gemeinsam auf einem Segelschiff. „Alle ziehen an einem Strang, um das Schiff auf Kurs zu bringen und um die Grup-pe zu versorgen“, so Magon. Bei „Meerwind“ mitzumachen, bedeu-

tet nach seiner Darstellung auch eine Reise zu sich selbst. Es kann helfen, die Krankheit besser zu ver-arbeiten und sich nach der Verun-sicherung durch den Krebs wieder etwas zuzutrauen. Wind und Wetter, das Meer mit seinen Gezeiten und auch die Zeit mit dem Schiff auf See tragen zudem zu einem veränderten Lebensgefühl bei und dazu, „sich hi-naus zu wagen, Segel zu setzen, das Gesicht in den Wind zu halten und ... durchzuatmen“.

In Gruppentreffen bereiten sich die Teilnehmer auf die gemeinsame Rei-se vor. Drei Nachtreffen runden die Unternehmung ab. Während der

ganzen Zeit wird die Gruppe von Medizinern, Psychoonkologen so-wie Sozialarbeitern und Seelsorgern angeleitet und betreut.

Bauchspeicheldrüse hat erstaunliche Reserve

Operativ den Krebs eliminieren

Beim Bauchspeicheldrüsenkrebs wird, wie bei vielen anderen Tu-moren, wann immer möglich ver-sucht, durch eine Operation den Tumor zu eliminieren. Leider ge-lingt dies oft jedoch nicht, weil die Erkrankung schon fortgeschritten ist, wenn sie entdeckt wird. Nur

bei jedem fünften Patienten mit einem Pankreaskarzinom ist eine Operation sinnvoll, berichtete Pro-fessor Dr. Jens Werner, Leiter der Pankreaschirurgie am Europäi-schen Pankreaszentrum in Heidel-berg in einem Interview der Kam-pagne „Aus der Mitte – Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs“.

Ist ein Patient nicht direkt zu operieren, kann nach seinen Wor-

ten versucht werden, durch eine vorherige Chemo- oder Strahlen-therapie (neoadjuvante Therapie) den Tumor so weit zu verkleinern, dass ein chirurgischer Eingriff möglich wird.

Im nächsten Schritt folgt dann die Operation, bei der Teile der Bauchspeicheldrüse und meist auch angrenzender Organe wie etwa der Zwölffingerdarm, die

Gallenblase und Gallenwege und eventuell auch Teile des Magens entfernt werden.

Nach der Operation kann unter Umständen ein Diabetes auftre-ten, wenn der Pankreasschwanz entfernt werden musste. Das ist aber längst nicht immer der Fall, denn so Professor Werner: „Die Bauchspeicheldrüse hat eine er-staunliche Reserve.“

Heutzutage eine Touristenattrakti-on: Reste der Berliner Mauer

11

Hilfe bei der Krankheitsbewältigung: „Gemeinsam an einem Strang ziehen, um das Schiff auf Kurs zu bringen“

Der Segeltörn wirkt auf viele Krebsbetroffene wie eine „Reise zu sich selbst“.

„Sich nach der Verunsicherung durch den Krebs wieder etwas zutrauen“

„Per Operation wird versucht, den Tumor zu eliminieren“

Informationen zu Meerwind e.V.:www.meerwind-ev.de oder direkt bei Hartmut Magon Parkstraße 2941061 MönchengladbachTel. 0178/35 25 454 Mail [email protected]

Das Interview mit Professor Dr. Jens Werner, in dem der Experte auch das konkrete Vor-gehen bei der Krebsoperation erläutert, ist in voller Länge zu lesen auf der Internetseite der Kampagne „Aus der Mitte“ unter www.aus-der-mitte.de. Dort sind außerdem weitere Informatio-nen rund um das Thema Bauch-speichdrüsenkrebs zu finden. Es kann ferner ein Newsletter abonniert werden, der viermal jährlich via Mail über Neuig- keiten rund um das Pankreas-karzinom informiert. Im Rahmen der bundesweiten Kampagne werden auch in die-sem Jahr mehrere Patienten- Informationsveranstaltungen angeboten. Sie finden voraus-sichtlich in den Städten Hannover, Düsseldorf, Leipzig und Heilbronn statt. Informationen zum Ablauf und zu Terminen gibt es im Internet unter www.aus-der-mitte.de. Moderiert werden die Veranstal-tungen von Dagmar Berghoff.

In einer Neuaufla-ge ist die Broschüre „Krebs der Bauchspei-cheldrüse“ aus der Reihe „Die blauen Rat-geber“ der Deutschen Krebshilfe erschienen. Die Broschüre entstand erstmals in direkter Kooperation mit der Deutschen Krebsgesellschaft.

Anzufordern als Download unterwww.krebshilfe.deoder per PostDeutsche Krebshilfe e.V.Buschstr. 3253113 Bonn

Page 8: Lebenswege – Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen, Ausgabe 54

Lebenswege8

KO

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KT Sollten Sie Fragen zu den hier

vorgestellten Themen haben, rufen Sie uns unter der angegebenen Service-Nummer an, schicken Sie uns eine Mailoder schreiben Sie uns an die angegebene Adresse.

06431/59096-25

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WORTREICH GiK GmbH„Lebenswege“Postfach 1402D-65534 Limburg

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Hier können Sie auswählen, was Sie bestellen möchten:

Zeitung für Krebspatienten und Angehörige

www.lebenswege-forum.de

Inhalt Seite

Was erzähle ich meinen Kollegen? Serie Krebs und Beruf 2

Prostatakrebs in jungen Jahren erblich bedingt 4

Lebenssprung – Diagnose Eierstockkrebs 4

Fieber als Reaktion stets ernst nehmen 5

Darmkrebs: Es gibt Neuerungen 6

Bauchspeicheldrüse: Erstaunliche Reserven 7

Tagebuch schreiben bei Brustkrebs 8

9. Jahrgang · Nr. 54 · Juni 2013

Interview

Auch Stimme derPatienten hören

Bei der Beurteilung des Nutzens neuer Krebs-medikamente die Pa-tienten stärker einzu-beziehen, fordert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie e.V. (DGHO). Die Entscheidung über Art und Umfang der Er-stattung durch die ge-

setzlichen Krankenkassen darf aus Sicht der Fachgesellschaft bei innova-tiven Wirkstoffen in der Hämatologie und Onkologie nicht allein von einer möglichen Verlängerung der Überle-benszeit abhängig gemacht werden. Bisherige Erfahrungen mit der frühen Nutzenbewertung nach dem Arznei-mittelneuordnungsgesetz (AMNOG) zeigen daher deutlichen Optimie-rungsbedarf, berichtet Professor Dr. Mathias Freund, Rostock, als Vorsit-zender der DGHO. Vielmehr sollten patientenbezogene Parameter wie die Lebensqualität stärker berücksich-tigt und Patienten generell besser in den Bewertungsprozess eingebunden werden, so Prof. Freund. “Die Stimme der Patienten wird noch nicht ausrei-chend gehört”, betonte der Krebsme-diziner. �

Siehe Seite 2

Die Patientenzeitung „Lebenswege“ dürfen Sie mitnehmen, sie ist kostenlos!Möchten Sie „Lebenswege“ regelmäßig und kostenfrei beziehen, schicken Sie uns die Anforderung von Seite 8.

Ihr Lebenswege-Team

Fatale Entwicklung: Frauen und Lungenkrebs

Bald mehr Todesfälle als durch Brustkrebs?

Die Rate durch Krebs bedingter Todesfälle nimmt seit den 80er Jahren kontinuierlich ab. Da immer mehr Frauen rauchen, steigt bei ihnen die Sterblichkeit durch Lungenkrebs weiter an, so das Ergebnis von Erhebungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

Bei den Männern liegt der Lungenkrebs bei der Krebssterblichkeit nach wie vor vorne, die Sterberate geht aber stetig zu-rück. Ganz anders sieht das bei den Frau-en aus, bei denen der Lungenkrebs als krebsbedingte Todesursache weiter an-steigt. Die Sterblichkeit an Brustkrebs geht dagegen erfreulicherweise zurück. Sie ist seit 2009 um sieben Prozent gefallen. Das dürfte unter anderem an den Behand-lungsfortschritten des Mammakarzinoms liegen, wie sie sich derzeit durch neue me-dikamentöse Therapieoptionen vollziehen. Auch die verbesserte Früherkennung von

Brustkrebs durch das Mammographie-Screening sowie die zunehmende Behand-lung der Frauen in zertifi zierten Brustzen-tren macht Professor Dr. Rüdiger Schulz-Wendtland, Erlangen, für die positive Ent-wicklung verantwortlich. Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Senologie e.V., die Ende Juni in München tagt, fordert die stärkere Einbeziehung der Forschung in

die Behandlung, um die Chancen der Frau-en weiter zu verbessern. Innovative Ent-wicklungen müssen sich unmittelbar und rasch bis zu den Patientinnen etablieren, betonte Prof. Schulz-Wendtland im Vorfeld des Kongresses der Brustkrebs-Experten.

Bislang noch ist das Mammakarzinom bei Frauen die häufi gste Krebstodesur-sache. Halten die aktuellen Trends an, so

dürfte sich das Verhältnis schon im Jahre 2015 umkehren. Der Lungenkrebs würde dann bei Frauen häufi ger zum Tode führen als der Brustkrebs. �

Siehe Seite 4 und 5

Die Sterblichkeit an Brustkrebs ist rück-läufi g, die Rate an Lungenkrebs-Todes-fällen nimmt aber bei Frauen zu.

1

Mit medizinischem Sonnenschutz ist die Haut vor gefährlichen UV-Strahlen weit-gehend geschützt.

2

Endlich Sonne – Vorsicht Hautkrebs

Lymphom: Heilungdurch eine Immun-

Chemotherapie

Dank der Immun-Chemotherapie ist bei verschiedenen Lymphomen ein Durch-bruch erzielt worden. Die Patienten erhal-ten dabei nicht nur die herkömmliche Che-motherapie, sondern werden zusätzlich mit einem Antikörper behandelt. Dadurch ist bei einigen Krankheitsformen sogar die Heilung zu einem realistischen Therapie-ziel geworden. Ein Beispiel hierfür ist das so genannte diffus großzellige B-Zell-Lym-phom, eine der häufi gsten Krebserkran-kungen des lymphatischen Systems. �

Siehe Seite 3

Den Körper nur geschützt UV-Strah-lung aussetzen

In der warmen Jahreszeit kommen Son-nenanbeter auf ihre Kosten. Doch Vor-

sicht: Die UV-Bestrahlung der Haut för-dert die Entstehung von hellem wie auch von schwarzem Hautkrebs. Zwar gibt es bei beiden Hautkrebsformen Fortschritte in der Behandlung, das aber darf nicht zur Sorglosigkeit im Umgang mit der Sonnen-bestrahlung verführen. Wer sich der Son-ne aussetzt, sollte deshalb seine Haut vor der UV-Strahlung schützen.

Beim gefürchteten schwarzen Haut-krebs (malignes Melanom) ist jüngst ein erstes Medikament zur zielgerichteten Therapie verfügbar geworden. Es stellt ei-nen erheblichen Fortschritt bei der Be-handlung von Melanom-Patienten mit ei-nem bestimmten Mutationsmuster dar.

Beim hellen Hautkrebs wurde jetzt ein wichtiger Signalweg entschlüsselt, der die Tumorentstehung vorantreibt. Bei 90 Pro-zent der Patienten ist dieser Signalweg ak-tiv. Das nährt ebenfalls Hoffnungen auf neue Therapieoptionen. �

„Krebssterblichkeit ist rückläu�ig“

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Broschüre: Eierstockkrebs – Leitfaden für Ihr Arzt-Gespräch

Zeitung: Lebenswege

Eierstockkrebs – Leitfaden für Ihr Arzt-Gespräch

Kochenbei Krebs

Tagebuch schreiben bei Brustkrebs

Sojamilch-Erdbeer-Drink

Brustkrebs: „gemeinsam gesund werden“ – Reha für Mutter und Kind

Svenja Schulze, Ministerin für Innova-tion, Wissenschaft und Forschung in NRW, überreicht die Ehrentafel an An-nette Rexrodt von Fircks (li.).

Das Tagebuch hilft, sich Sorgen von der Seele zu schreiben.

Sojamilch-Erdbeer-Drink

Menschen mit Krebs sollten auf eine ausge- wogene Ernährung achten. Das ist schwie-rig, wenn Nebenwirkungen wie Übelkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall oder Schleim-hautentzündungen den Genuss beim Es-sen zunichtemachen. An dieser Stelle stehen deshalb beispielhaft Rezepte, die eigens für Krebspatienten erarbeitet wur-den. Sie sollen ihnen helfen, sich schmack-hafte und gut bekömmliche Gerichte zuzu-bereiten, die bei einer vollwertigen Ernäh-rung helfen.

Der im Folgenden vorgestellte Soja-milch-Erdbeer-Drink ist gut bekömmlich und eignet sich gut bei Schleimhautent-zündungen und Appetitlosigkeit als kleine Zwischenmahlzeit. Vorsicht ist jedoch ge-boten bei Durchfall.

Zutaten für einen Sojamilch-Erd-beer-Drink:900 ml Sojamilch150 g frische Erdbeeren80 g Rohrzucker15 g frischer Ingwer

Zubereitung: Frische Erdbeeren waschen, vom Stiel be-freien und halbieren. Zusammen mit der Sojamilch und dem Rohrzucker pürieren.

Den Ingwer schälen, fein reiben und unter die fer-tige Milch rühren.

Tipp: Die Erdbeeren können gegen jedes belie-bige andere Obst ausgetauscht werden.

Das Rezept für den Sojamilch-Erdbeer-Drink ist dem Buch „Kochrezepte bei Krebs“ entnommen. Die Rezepte in die-sem Buch wurden eigens für Menschen mit Krebs erarbeitet. Besonders wertvoll: Zu jedem Rezept gibt es Angaben zur Ver-träglichkeit bei häufigen Nebenwirkungen wie Durchfall, Schleimhautentzündungen sowie Appetitlosigkeit.

Das Buch ist zum Preis von 11,90 Euro zu beziehen über:Govi-Online-Shopwww.govi.de oder Govi-VerlagTel. 06196/928250

Positive wie negative Emotionen niederschreiben

Viele Frauen mit Brustkrebs entdecken, dass Meditation, künstlerische Tätigkeiten und leichter Sport ihre Lebensqualität er-heblich verbessern können. Eine weitere

Methode, die bei der Krankheitsbewälti-gung hilft, ist das Tagebuch schreiben. Da-rauf hat jetzt der Bundesverband der Frau-enärzte aufmerksam gemacht. Frauen, de-nen es gelingt, regelmäßig ihre positiven und negativen Gefühle und Erlebnisse,

ihre Trauer, ihre Erschütterung und auch ihre Hoffnungen und Fortschritte nieder-zuschreiben, leiden oftmals weniger unter der Krebsbehandlung. Das haben Studien in den USA ergeben. 15 bis 30 Minuten Ta-gebuch schreiben pro Tag sind demnach ausreichend. Es hat sich sogar bewährt, immer wieder mehrtägige Schreibpausen einzulegen.

Am besten ist es, wenn man den Stift fließen lässt, ohne nachzudenken, und ein-

fach alles niederschreibt, was einem in den Sinn kommt. „Es geht darum, wieder ein Gleichgewicht der Gefühle herzustellen, in einer Zeit der Erkrankung, die als existen-zielle Bedrohung empfunden wird und in der Stressfaktoren überwiegen“, erläutert Dr. Peter Kern aus Essen. Wichtig ist, dass man sich beim Schreiben keinerlei Ge-danken über Stil, Lesbarkeit, Schreibfeh-ler oder Ausdruck macht und einfach nur herausschreibt, was in diesem Moment auf der Seele liegt. Das Schreiben soll wie von alleine fließen. Für Frauen, für die Schrei-ben schon immer anstrengend und unan-genehm war, ist die Methode deshalb nicht

unbedingt geeignet. Diese Frauen füh-len sich vielleicht besser bei Spaziergän-gen, bei leichter Gartenarbeit oder ande-ren Beschäftigungen, die eine angenehme Art der Konzentration verlangen und Ener-gie geben.

„Selbstverständlich kann das Tagebuch schreiben eine umfassende klinische Be-handlung auf keinen Fall ersetzen“, betont Dr. Christian Albring, Präsident des Be-rufsverbandes der Frauenärzte. „Aber es kann gemeinsam mit anderen stützenden Maßnahmen helfen, trotz der Krebskrank-heit ein hohes Maß an Lebensqualität zu-rückzugewinnen und zu erhalten.“

Für das Konzept der Reha-Maßnah-me „gemeinsam gesund werden“ wur-de die Rexrodt von Fircks-Stiftung aus 2.000 Bewerbungen mit der Ehrenta-fel „Ausgewählte Orte 2012“ des jährli-chen Wettbewerbs „365 Orte im Land der Ideen“ in Grömitz ausgezeichnet. Die Reha-Maßnahme läuft seit sechs Jahren erfolgreich in der dortigen Klinik Ostseedeich. Dorthin können an Brust-krebs erkrankte Mütter mit ihren Kin-dern im Anschluss an die Erstthera-pie zur Rehabilitation kommen. Das Be-handlungsprogramm ist dabei so konzi-piert, dass es Therapiebausteine sowohl für die an Brustkrebs erkrankte Mutter als auch für ihre Kinder enthält, wobei die Kinder ebenso wie die Mütter unter anderem auch von Psychologen betreut werden. Sogar für Väter/Partner gibt es eine eigene Gesprächsgruppe.

Die von den Krankenkassen und der Stiftung unterstützte Maßnahme kommt jährlich mehr als 450 Müttern und ihren Kindern zugute. Bislang ha-ben 2.430 Frauen und 3.730 Kinder da-

ran teilgenommen. Auch in diesem Jahr stehen wieder etwa 500 Plätze bei „ge-meinsam gesund werden“ zur Verfü-gung. Die Beratung erfolgt direkt in der Klinik Ostseedeich, Tel. 04562/253405, Mail [email protected]. Wei- tere Informationen zu Terminen und Be-antragung unter www.rvfs.de.

13

„Trauer, Wut und Hoffnung Ausdruck

geben“

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