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Inhalt Seite Operation des Pankreas: Wie geht es weiter? 3 Fortschritte beim follikulären Lymphom 4 Psychoonkologische Betreuung mindert Angst und Depression 4 Eigentlich fühle ich mich gesund – eine Patientin mit Lungenkrebs berichtet 5 Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs 5 Krebs und Sport: Mit Vorurteilen aufräumen 6 Kreativität leben – neue Kraft schöpfen 8 Forum für Krebspatienten und ihre Angehörigen Lebens wege Ausgabe 37 · August 2010 Nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen profitieren von den Fortschritten in der Krebs- behandlung. „Der Gewinn an Lebensjahren, den ein älterer Krebspatient aus einer optima- len Behandlung ziehen kann, ist aufgrund der gestiegenen Le- benserwartung stetig größer ge- worden“, erklärt Privatdozent Dr. Arnd Hönig vom Universitätsklini- kum Würzburg. Denn laut Statis- tischem Bundesamt lebt ein heu- te 65-jähriger Mann im Durch- schnitt noch weitere 17 Jahre. Eine 65-jährige Frau lebt im Mit- tel sogar noch 20 Jahre. Es ist da- her nach Meinung von Dr. Hönig nicht gerechtfertigt, älteren Men- schen moderne Behandlungsme- thoden nur aufgrund ihres Alters zu versagen. Vor allem bei der sogenannten zielgerichteten Therapie gibt es hocheffektive und gut verträgliche Medikamente, die durchaus auch älteren Krebspatienten nutzen. Ob eine entsprechende Behandlung sinnvoll ist oder nicht, kann laut Dr. Hönig stets nur anhand der in- dividuellen Situation entschieden werden: „Wegweisend ist dabei nicht das tatsächliche, also das ka- lendarische Alter, sondern das in- dividuelle biologische Alter.“ Dass die Wirksamkeit der mo- dernen Behandlungsformen kei- ne Frage des Alters ist, zeigen klinische Studien. Sowohl beim Darmkrebs als auch beim Lungen- krebs und beim Brustkrebs gibt es schon solche Untersuchungen. Sie belegen, dass auch die älte- ren Patienten davon profitieren, wenn zusätzlich zur Chemothera- pie der Antikörper Bevacizumab gegeben wird. Und auch bei der chronisch lymphatischen Leuk- ämie (CLL) haben die Wissen- schaftler inzwischen klar gezeigt, dass die Behandlung mit dem An- tikörper Rituximab zusätzlich zur üblichen Chemotherapie auch für ältere Patienten mit vergleichs- weise gutem Gesundheitszustand lohnenswert ist. Siehe Seite 6 Moderne Therapie nutzt auch älteren Patienten Entscheidend ist das biologische, nicht das kalendarische Alter Regenbogenfahrt – Radeln für krebskranke Kinder Auch in diesem Jahr veranstaltet die Deutsche Kinderkrebsstiftung wieder eine „Regenbogenfahrt“ zu Kliniken für krebskranke Kin- der. Vom 20. bis 28. August 2010 radeln ehemalige Krebspatien- ten durch Deutschland und besuchen Kliniken und Elterngruppen für krebskranke Kinder. Die Strecke führt in diesem Jahr von Erfurt über Jena, Halle, Magdeburg, Braunschweig, Wolfsburg, Hanno- ver und Nienburg nach Bremen. Dabei werden insgesamt 600 Kilo- meter zurückgelegt. Denn selbst aktiv sein, anderen Krebskranken Mut machen, die Dinge in die Hand nehmen und der Öffentlich- keit zeigen, dass eine Krebserkrankung im Kindes- und Jugendal- ter überwindbar ist, ist die Intention der Regenbogenfahrt und ih- rer Teilnehmer. Mitmachen können ehemalige Krebspatienten im Alter von 18 bis 27 Jahren, weitere Informationen gibt es bei der Deutschen Kinderkrebsstiftung (Regenbogenfahrt, Adenauerallee 134, 53113 Bonn, Ansprechpartnerin: Elke Frackenpohl, Tel.: 02 28 / 68 84 60, Fax: 02 28 / 68 84 64 4, E-Mail: frackenpohl@kin- derkrebsstiftung.de, www.regenbogenfahrt.de). Siehe Seite 3 Mit mehr als 73.000 Neuerkran- kungen jedes Jahr ist der Darm- Veranstaltungsreihe „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“ Unter dem Motto „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“ star- ten im Jahr 2010 bundesweite Infor- mationsveranstaltungen rund um die Erkrankung Darmkrebs. Jan Hofer, ARD-Tagesschausprecher, ist Mode- rator dieser Veranstaltungsreihe, die Betroffenen und Angehörigen Ori- entierung und Unterstützung bieten möchte. Die Veranstaltungen wer- den von der Roche Pharma AG unter- stützt. Aktuelle und umfassende In- formationen zur Kampagne und zum Thema Darmkrebs finden Sie unter www.darmkrebszentrale.de. Filmprojekt zum Darmkrebs krebs eine der häufigsten Krebs- erkrankungen in Deutschland. Die Diagnose stellt für die Patien- ten und deren Angehörige eine neue schwierige Situation dar. Wie sie gemeistert werden kann, schildert eindrucksvoll das Film- projekt „Ein Tag wie jeder ande- re? Mein Weg mit Darmkrebs“. Im Film wird ein Patient mit Darmkrebs vom Tag der Diagno- se an über ein Jahr lang von ei- nem Filmteam begleitet. Er selbst wie auch seine Frau schildern, wie sie die Erkrankung und deren Be- handlung erleben – schonungs- los mit allen Höhen und auch al- len Tiefen. Der Mediziner Privat- dozent Dr. Ullrich Graeven aus Mönchengladbach und die Psy- choonkologin Dr. Andrea Peter- mann-Meyer aus Aachen erläu- tern die einzelnen Stationen und die Situation des Patienten und geben den Zuschauern wertvolle Informationen rund um das The- ma Darmkrebs. Parallel zum Film runden eine neue Internetseite sowie öffentli- che Informationsveranstaltungen – moderiert von Jan Hofer – das neue Informationsangebot ab. Siehe Seite 2 Jan Hofer

Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 37

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Ausgabe 37, August 2010 der Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angerörigen

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Page 1: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 37

InhaltSeite

Operation des Pankreas: Wie geht es weiter? 3

Fortschritte beim follikulären Lymphom 4

Psychoonkologische Betreuung mindert Angst und Depression 4

Eigentlich fühle ich mich gesund – eine Patientin mit Lungenkrebs berichtet 5

Der zweite Atem – Leben mitLungenkrebs 5

Krebs und Sport: Mit Vorurteilen aufräumen 6

Kreativität leben – neue Kraft schöpfen 8

Forum für Krebspatienten und ihre Angehörigen

LebenswegeAusgabe 37 · August 2010

Nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen profi tieren von den Fortschritten in der Krebs-behandlung. „Der Gewinn an Lebensjahren, den ein älterer Krebspatient aus einer optima-len Behandlung ziehen kann, ist aufgrund der gestiegenen Le-benserwartung stetig größer ge-worden“, erklärt Privatdozent Dr. Arnd Hönig vom Universitätsklini-kum Würzburg. Denn laut Statis-tischem Bundesamt lebt ein heu-te 65-jähriger Mann im Durch-

schnitt noch weitere 17 Jahre. Eine 65-jährige Frau lebt im Mit-tel sogar noch 20 Jahre. Es ist da-her nach Meinung von Dr. Hönig nicht gerechtfertigt, älteren Men-schen moderne Behandlungsme-thoden nur aufgrund ihres Alters zu versagen.

Vor allem bei der sogenannten zielgerichteten Therapie gibt es hocheffektive und gut verträgliche Medikamente, die durchaus auch älteren Krebspatienten nutzen. Ob eine entsprechende Behandlung

sinnvoll ist oder nicht, kann laut Dr. Hönig stets nur anhand der in-dividuellen Situation entschieden werden: „Wegweisend ist dabei nicht das tatsächliche, also das ka-lendarische Alter, sondern das in-dividuelle biologische Alter.“

Dass die Wirksamkeit der mo-dernen Behandlungsformen kei-ne Frage des Alters ist, zeigen klinische Studien. Sowohl beim Darmkrebs als auch beim Lungen-krebs und beim Brustkrebs gibt es schon solche Untersuchungen. Sie belegen, dass auch die älte-ren Patienten davon profi tieren, wenn zusätzlich zur Chemothera-pie der Antikörper Bevacizumab gegeben wird. Und auch bei der chronisch lymphatischen Leuk-ämie (CLL) haben die Wissen-schaftler inzwischen klar gezeigt, dass die Behandlung mit dem An-tikörper Rituximab zusätzlich zur üblichen Chemotherapie auch für ältere Patienten mit vergleichs-weise gutem Gesundheitszustand lohnenswert ist.

Siehe Seite 6

Moderne Therapie nutzt auch älteren Patienten

Entscheidend ist das biologische, nicht das kalendarische Alter

Regenbogenfahrt – Radeln für krebskranke Kinder

Auch in diesem Jahr veranstaltet die Deutsche Kinderkrebsstiftung wieder eine „Regenbogenfahrt“ zu Kliniken für krebskranke Kin-der. Vom 20. bis 28. August 2010 radeln ehemalige Krebspatien-ten durch Deutschland und besuchen Kliniken und Elterngruppen für krebskranke Kinder. Die Strecke führt in diesem Jahr von Erfurt über Jena, Halle, Magdeburg, Braunschweig, Wolfsburg, Hanno-ver und Nienburg nach Bremen. Dabei werden insgesamt 600 Kilo-meter zurückgelegt. Denn selbst aktiv sein, anderen Krebskranken Mut machen, die Dinge in die Hand nehmen und der Öffentlich-keit zeigen, dass eine Krebserkrankung im Kindes- und Jugendal-ter überwindbar ist, ist die Intention der Regenbogenfahrt und ih-rer Teilnehmer. Mitmachen können ehemalige Krebspatienten im Alter von 18 bis 27 Jahren, weitere Informationen gibt es bei der Deutschen Kinderkrebsstiftung (Regenbogenfahrt, Adenauerallee 134, 53113 Bonn, Ansprechpartnerin: Elke Frackenpohl, Tel.: 02 28 / 68 84 60, Fax: 02 28 / 68 84 64 4, E-Mail: [email protected], www.regenbogenfahrt.de).

Siehe Seite 3

Mit mehr als 73.000 Neuerkran-kungen jedes Jahr ist der Darm-

Veranstaltungsreihe „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“

Unter dem Motto „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“ star-ten im Jahr 2010 bundesweite Infor-mationsveranstaltungen rund um die Erkrankung Darmkrebs. Jan Hofer, ARD-Tagesschausprecher, ist Mode-rator dieser Veranstaltungsreihe, die Betroffenen und Angehörigen Ori-entierung und Unterstützung bieten möchte. Die Veranstaltungen wer-den von der Roche Pharma AG unter-stützt. Aktuelle und umfassende In-formationen zur Kampagne und zum Thema Darmkrebs fi nden Sie unter www.darmkrebszentrale.de.

Filmprojekt zum Darmkrebskrebs eine der häufi gsten Krebs-erkrankungen in Deutschland. Die Diagnose stellt für die Patien-ten und deren Angehörige eine neue schwierige Situation dar. Wie sie gemeistert werden kann, schildert eindrucksvoll das Film-projekt „Ein Tag wie jeder ande-re? Mein Weg mit Darmkrebs“.

Im Film wird ein Patient mit Darmkrebs vom Tag der Diagno-se an über ein Jahr lang von ei-nem Filmteam begleitet. Er selbst wie auch seine Frau schildern, wie sie die Erkrankung und deren Be-handlung erleben – schonungs-los mit allen Höhen und auch al-

len Tiefen. Der Mediziner Privat-dozent Dr. Ullrich Graeven aus Mönchengladbach und die Psy-choonkologin Dr. Andrea Peter-mann-Meyer aus Aachen erläu-tern die einzelnen Stationen und die Situation des Patienten und geben den Zuschauern wertvolle Informationen rund um das The-ma Darmkrebs.

Parallel zum Film runden eine neue Internetseite sowie öffentli-che Informationsveranstaltungen – moderiert von Jan Hofer – das neue Informationsangebot ab.

Siehe Seite 2 Jan Hofer

Page 2: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 37

2 Lebenswege

somit direkt bei der Krankheitsbe-wältigung unterstützen.

Welche neuen Entwicklungen gibt es bei der Darmkrebs-Be-handlung?Beim Darmkrebs und ganz all-gemein bei Krebserkrankungen kann die Behandlung immer bes-ser an den individuellen Tumor des Patienten angepasst werden. Da wir die Tumore besser charak-terisieren können, sind wir auch in der Lage, die Behandlung ziel-gerichteter durchzuführen. Das hat zwei Vorteile: Wir können ei-nerseits den Tumor somit geziel-ter und damit oft auch effektiver bekämpfen. Andererseits wird die Behandlung schonender, weil wir dem Patienten unnötige Therapie-maßnahmen ersparen – was üb-rigens auch den Krankenkassen unnötige Kosten erspart.

Herr Dr. Graeven, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

Um speziell in puncto Darmkrebs dazu beizutragen, dass die Be-troffenen viel Wissen über die Er-krankung erhalten, habe ich mich bei der Kampagne engagiert.

Haben informierte Patienten bessere Heilungschancen?Man kann nicht direkt sagen, dass gut aufgeklärte Krebspatienten bessere Heilungschancen haben. Indirekt aber kann das durchaus der Fall sein, weil informierte Pa-tienten in aller Regel die Krebsbe-handlung besser durchstehen. Sie wissen, worauf es ankommt und können dadurch mit potenziellen Begleiterscheinungen und Ne-benwirkungen besser umgehen und das geplante Behandlungs-protokoll oft dadurch eher beibe-halten.

Wie können Kampagnen wie das Filmprojekt „Ein Tag wie jeder andere? Mein Weg mit Darmkrebs“ den Patienten helfen?In diesem Film wird ein Patient mit Darmkrebs von der Diagno-se an ein Jahr lang in seinem Le-ben begleitet. Dem Patienten wer-den dabei wichtige Informationen über die Erkrankung vermittelt, über anstehende Untersuchungs-verfahren und über geplante Behandlungsmaßnahmen. Patien-ten, die den Film anschauen, er-leben, wie andere mit den anste-henden Problemen umgehen. Das kann Unsicherheiten und Ängste nehmen und Zutrauen geben. Die Kampagne kann Krebspatienten

„Krebspatienten suchen zunehmend nach seriösen Informationen“

Interview mit Privatdozent Dr. Ullrich Graeven, Mönchengladbach

Darmkrebs zählt zu den häufi gs-ten Krebserkrankungen. „Doch hinter jedem Erkrankungsfall steckt ein Leben, ein persönliches Schicksal, ein Weg“, so heißt es in dem Film „Ein Tag wie jeder andere? Mein Weg mit Darm-krebs“. In diesem Film berich-ten Patienten über ihre Erfahrun-gen und Ängste im Umgang mit der Erkrankung. Maßgeblich mit-betreut wur-de das Projekt von Privatdo-zent Dr. Ullrich Graeven aus Mönchenglad-bach. In ei-nem Interview erläutert der Mediziner, wa-rum Krebspa-tienten gut in-formiert sein sollten und die Schilderungen

von Betroffenen für die Erkrank-ten wichtig sind.

Herr Dr. Graeven, warum ha-ben Sie sich bei dieser Infor-mationskampagne für Darm-krebs-Patienten engagiert?Bei vielen Tumorerkrankungen gibt es die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Behandlungsopti-onen zu wählen. Welche Thera-

pieform zum Einsatz kommt, wird im Idealfall nicht allein vom Arzt entschieden, sondern dieser berät mit dem Patienten gemeinsam, was sinnvoll ist. Dies ist wichtig, weil die Behandlung ja vom Pati-enten mitgetragen werden muss. Er ist schließlich derjenige, der die Wirkung und auch die Neben-wirkung der jeweiligen Maßnah-men direkt spürt. Deshalb sollte die Krebsbehandlung keinesfalls über den Kopf des Patienten hin-weg bestimmt werden, sondern in direkter Beratung mit ihm. Das setzt aber voraus, dass die Patien-ten entsprechend informiert sind.

Beim schwarzen Hautkrebs kann eine Strahlenthera-pie der Bildung von Metasta-sen entgegenwirken, so hieß es bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Ra-dioonkologie. Vor allem, wenn bereits Lymphknoten von dem Tumor befallen sind, kann ak-tuellen Studiendaten zufolge nach der Operation durch eine Bestrahlung die Gefahr eines erneuten Lymphknotenbefalls gesenkt werden.

Lymphdrainagen nach einer Brustkrebsoperation, bei der die Lymphknoten in den Ach-selhöhlen entfernt wurden, wirken einem späteren Lymph-ödem im betroffenen Arm entgegen. Das hat eine Studie in Spanien ergeben, bei der 60 Frauen schon wenige Tage nach ihrer Entlassung aus der Klinik mit Lymphdrainagen, ei-ner Narbenmassage und ei-nem Training der Schultermus-kulatur behandelt wurden. Sie entwickelten deutlich selte-ner später ein Lymphödem als Frauen ohne solche Maßnah-men.

Meldungen

PD Dr. Ullrich Graeven

Darmkrebs – Filmprojekt gibt Hilfestellung

Authentische Informationen eines Betroffenen

Die Diagnose „Darmkrebs“ löst bei den Betroffenen wie auch ih-ren Angehörigen einen regelrechten Schock aus. Betroffenheit, Ratlosigkeit und Ängste machen sich breit. Wie wird es weiter-gehen? Wie belastend wird die Therapie sein? Wie werde ich das durchstehen? Fragen über Fragen.

Wie diese Situation erlebt wird, schildert ein Betroffener im Filmprojekt „Ein Tag wie jeder andere? Mein Weg mit Darm-krebs“. Von der Diagnose an wird der LKW-Fahrer über die The-rapie bis hin zur Nachsorge von einem Filmteam begleitet. Die Zu-schauer können erleben, wie die Behandlung Fortschritte macht und auch welche Rückschläge der Patient und seine Familie durch-machen müssen.

Die authentischen Einblicke in das Leben des Darmkrebspati-enten werden durch medizinische und psychoonkologische Hin-tergrundinformationen ergänzt. Im Film, der in seinen einzelnen zwölf jeweils halbstündigen Episoden auch im Internet zu verfol-gen ist, schildern weitere Patienten rückblickend ihre Erfahrun-gen mit der Erkrankung. Die DVD, die Patienten und deren Ange-hörigen Hilfestellung und Unterstützung auf ihrem Weg mit der Krebserkrankung geben will, kann kostenlos angefordert werden unter der Internetseite www.darmkrebszentrale.de.

Unter dem Motto „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“ ist eine neue bundesweite Veran-staltungsreihe gestartet, die über die medizinischen Hintergrün-de und mögliche Hilfestellungen bei Darmkrebs informiert. Mode-riert werden die rund dreistündi-gen Veranstaltungen, in denen lokale Experten über Diagnos-tik und Behandlung der Erkran-kung sowie deren Hintergrün-de informieren, von ARD-Tages-schausprecher Jan Hofer. Neben den medizinischen Aspekten wer-den auch die psychischen Belas-tungen, die das Leben mit Darm-krebs mit sich bringt, beleuchtet. Zusätzlich verdeutlichen Filmein-spieler die verschiedenen Inhalte

„Durch dick & dünn“Neue Informationskampagne für Betroffene und Angehörige

und geben Hilfen zur Krankheits-verarbeitung.

In diesem Jahr fi nden noch zwei Veranstaltungen der neuen Reihe

statt, und zwar am 18. September in Köln im Komed (großer Saal) im Mediapark und am 13. November in Halle an der Saale.

Darmkrebs entwickelt sich über Vorstufen, die so genannten Polypen. Diese können im Rahmen einer vorsorglichen Darmspiegelung erkannt und direkt entfernt werden. Damit ist das Krebsrisiko auf Jahre gebannt.

Darmkrebsentwicklung

1 gesunde Darmschleimhaut2 beginnende Polypenbildung

3 frühe Form von Darmkrebs4 späte Form von Darmkrebs

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3Lebenswege

von Betroffenen unter dem Mot-to „Hilfe durch Selbsthilfe“ ge-gründet wurde, zu wenden. Ge-boten wird dort eine individuel-le Beratung und es werden in Zu-sammenarbeit mit medizinischen Zentren für Pankreaserkrankun-gen auf regionaler Ebene Pati-ententreffen organisiert. „Es gibt derzeit 43 Regionalgruppen, so dass die Betreffenden auch direkt Ansprechpartner vor Ort haben“, erklärt Kleeberg.

Mitglieder des AdP erhalten zudem ein Handbuch mit wert-

tausch“, erklärt AdP-Vorsitzender Jürgen Kleeberg. Die Folgen der Operation können allerdings indi-viduell sehr unterschiedlich sein. „Als selbst Betroffene kennen wir die Probleme, die sich im Alltag er-geben und können den jeweiligen Patienten daher gut mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so Kleeberg.

Im Idealfall setzt die Beratung nach seinen Worten bereits vor dem Eingriff ein: „Wir würden

die Patienten gerne schon vor der Operation beraten und auf die Folgen vorbereiten.“

Ist eine vorherige Beratung nicht möglich oder nicht erfolgt, so rät er den Betroffenen, sich anschließend so rasch als mög-lich an die Patientenorganisation, die bereits 1976 in Heidelberg

Operation des Pankreas: Wie geht es weiter?

Arbeitskreis der Pankreatektomierten bietet Unterstützung

Oft sind Menschen, die an Krebs der Bauchspeicheldrüse erkran-ken, in einer besonders schwieri-gen Situation. Sie kämpfen nicht nur mit der Tatsache, an Krebs zu leiden. Durch die meist notwendi-ge Operation, bei der zumindest Teile der Bauchspeicheldrüse ent-fernt werden, kommt es zu zu-sätzlichen Problemen. Den Betrof-fenen in dieser Situation zu hel-fen und sie bei ihren alltäglichen

Schwierigkeiten, die sich aus der Pankreatektomie ergeben, zu un-terstützen, ist das Anliegen des Arbeitskreises der Pankreatekto-mierten e.V. (AdP) in Bonn.

„Es gab für Patienten nach ei-nem solchen Eingriff lange Zeit kei-ne guten Informationsmöglichkei-ten und auch kaum Erfahrungsaus-

Ehemalige Krebspatienten besuchen aktuell an Krebs erkrankte Kinder.

Mehr als 600 Kilometer wurden im vergangenen Jahr bei der Re-genbogenfahrt, zu der die Deut-sche Kinderkrebsstiftung aufge-rufen hatte, zurückgelegt. Ähn-lich viele Kilometer werden die jungen ehemaligen Krebspati-enten auch in diesem Jahr vom Startpunkt in Erfurt bis zum Ziel in Bremen in einer Woche auf dem Fahrrad zurücklegen. Selbst für ambitionierte durchtrainier-te Athleten eine echte sportliche Herausforderung.

Für die Teilnehmer der über ins-gesamt acht Etappen gehenden Radtour aber geht es um mehr. Sie wollen mit der Regenbogen-fahrt krebskranken Kindern und ihren Eltern Mut machen und der Öffentlichkeit demonstrie-

Engagement für krebskranke KinderDeutsche Kinderkrebsstiftung lädt zur Radtour

ren, dass auch nach einer Krebs-erkrankung sportliche Höchstleis-tungen möglich sind.

Dabei werden traditionell an der Wegstrecke liegende Behand-lungszentren für krebskranke Kin-der angesteuert und die jungen Patienten auf den Stationen der Kliniken besucht. Vor allem geht es darum zu zeigen: „So wie wir könnt ihr es auch schaffen!“ Aus eigener Erfahrung wissen die Teil-nehmer nämlich nur zu gut, wie wichtig Hoffnungszeichen sind, um die schwierige Zeit der Thera-pie besser zu überstehen.

„Die Erfahrung zeigt, dass Kin-der und Jugendliche, die eine Krebserkrankung überwunden haben, ganz besonderen Ehrgeiz zeigen, absolut belastbar sind

und anderen in nichts zurückste-hen“, sagt Ulrich Ropertz, Vor-sitzender der Deutschen Kinder-krebsstiftung. Dennoch sei der Umgang mit Krebserkrankungen vielfach immer noch von Angst, Ablehnung und Unsicherheit ge-prägt. Das bekommen vor allem die jungen Patienten zu spüren – sei es in Schule, im Freundeskreis oder später im Beruf. „Da gibt es noch erheblichen Aufklärungsbe-darf“, weiß Ropertz.

Veranstalter der Regenbogen-fahrt ist die Deutsche Kinderkrebs-stiftung. Die überwiegend aus Spenden fi nanzierte Organisati-on (Spendenkonto: 555 666 00, Commerzbank AG Köln BLZ 370 800 40), die vom Dachverband der „Deutschen Leukämie-For-schungshilfe – Aktion für krebs-kranke Kinder e.V.“ gegründet wurde, steht krebskranken Kin-dern und ihren Familien mit Rat und Tat zur Seite und setzt sich da-für ein, dass Heilungschancen, Be-handlungsmethoden und Lebens-qualität krebskranker Kinder stän-dig weiter verbessert werden.

„Am liebsten würden wir schon vor der Operation beraten“

Der Arbeitskreis der Pankreatek-tomierten (AdP) präsentiert sich mit einem Logo, das den Zusam-menhalt der Betroffenen und ihrer Angehörigen untereinan-der und mit den Helfern symbo-lisiert. „Wir helfen den Betroffe-nen durch unsere menschliche Zuwendung, die Förderung des Austauschs von Gleichbetroffe-nen untereinander und durch die Vermittlung von fundiertem Wis-sen“ – so das Credo der Patienten-organisation.

Lesetipp

Neue Broschüren zum Krebs der Bauchspeicheldrüse

Die Broschüre „Bauchspeicheldrüsen-krebs. Informationen für Patienten und Angehörige“ gibt einen Überblick über die Hintergründe der Erkrankung und informiert umfassend über die ver-schiedenen Möglichkeiten der Diag-nose und Therapie. Die Betroffenen erfahren, dass ihnen je nach Stadium der Krebserkrankung unterschiedli-che Therapien zur Verfügung stehen, darunter die Operation oder die Be-strahlung des Organs, die Behand-lung mit Chemotherapeutika und auch die Kombination mit moder-nen Wirkstoffen der zielgerichteten Therapie. Auch zum Umgang mit Gefühlen wie Angst, Wut, Hilfl osigkeit oder Trauer, die durch die Diagnose hervorgerufen werden, bietet die 58 Seiten umfassende Broschüre Anregungen und Hilfestellungen.

Bei der zweiten Broschüre dreht sich alles um die richtige Ernährung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs. Denn die Bauchspeicheldrüse beein-fl usst die Verdauung. Was zu beachten ist und welche Auswirkungen die Krebserkrankung und ihre Behandlung auf die Ernährung hat, das sind Themen, die in der Broschüre „Gewusst wie! Ernährung bei Bauch-speicheldrüsenkrebs“ behandelt werden. Sie ist entstanden im Rahmen der Kampagne „Aus der Mitte – Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs“ und wurde in enger Zusammenarbeit mit Medizinern und Diätassis-

tenten erarbeitet. Die Informationsschrift enthält dabei auch praktische Tipps gegen typische Be-schwerden, wie zum Beispiel Mundtrockenheit oder Appetitlosigkeit, die im Zusammenhang mit der Erkrankung auftreten können.

Die beiden Ratgeber können kostenfrei angefordert werden bei der Roche Phar-ma AG, 79630 Grenzach-Wyhlen, Tele-fon 07624/142013 oder direkt aus dem In-ternet heruntergeladen oder bestellt wer-den unter www.aus-der-mitte.de.

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Therapie Auch zum

Lexikon

PankreatektomieMit dem Begriff der Pankreatektomie bezeichnen die Mediziner eine teilweise oder auch vollständige Entfernung der Bauchspei-cheldrüse (Pankreas). Ursache des Eingriffs ist häufi g eine Krebser-krankung. Allerdings können auch andere Krankheiten wie etwa eine schwere chronische Entzündung (Pankreatitis) einen solchen Eingriff notwendig machen.

Üblicherweise wird dabei nicht nur die Bauchspeicheldrüse ent-fernt, sondern auch die Milz und die Gallenblase, der Zwölffi nger-darm sowie Teile des Magens. Die Operation hat für die betroffenen Patienten erhebliche Konsequenzen, da das Pankreas wichtige Funkti-onen im Stoffwechsel und bei der Verdauung besitzt. Unter anderem bildet es Insulin sowie Verdauungssäfte. Da solche Funktionen nach der Pankreatektomie nicht mehr gegeben sind, müssen sie durch ent-sprechende Behandlungsmaßnahmen kompensiert werden.

vollen Informationen zum Ein-griff und dessen Folgen, das jähr-lich zweimal aktualisiert wird. Sie können außerdem an dem jährli-chen Bundestreffen des AdP teil-nehmen, bei dem Vorträge, Dis-kussionsgruppen und auch Ein-zelberatungen angeboten wer-den.

Zu erreichen ist der AdP im Haus der Krebs-Selbsthilfe in Bonn, Thomas-Mann-Str. 40, 53111 Bonn, Telefon: 0228/33889-251, oder via Internet unter www.adp-bonn.de

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1 –Shutterstock

4 Lebenswege

len Anträge wie Schwerbehinder-tenausweis oder Rehabilitation?“ Auch Unsicherheiten im Umgang mit Angehörigen – Erwachsenen wie Kindern – sind oft Thema bei den Orientierungsgesprächen in der Kontakt- und Informations-stelle, die Frau Tari anbietet, ebenso wie Nebenwirkungen der Behandlung. So ist zum Beispiel der Haarausfall durch die Chemo-therapie für viele Betroffene eine erhebliche Belastung. Das aber wird von Außenstehenden oft kaum wahrgenommen und oft auch nicht verstanden. „Profes-sionelle Hilfe im Umgang mit den Belastungen der Erkrankung und deren Behandlung wirkt dann sehr entlastend“, berichtet Frau Tari.

Wo eine entsprechende Betreuung möglich ist, können Betroffene bei ihrem behandeln-den Arzt oder bei der Deutschen Arbeitsgemeinschaft für Psycho-soziale Onkologie (dapo e.V.), beim Krebsinformationsdienst, der Deutschen Krebshilfe e.V. sowie den jeweiligen Landes-Krebsgesellschaften erfragen.

Nach einer Krebsdiagnose set-zen sich fast alle Betroffenen – Pa-tienten wie Angehörige – mit be-drohlichen Gefühlen und Gedan-ken auseinander. Vergangenes wird kritisch beleuchtet, Gründe für den Ausbruch der Krankheit gesucht, Zukunftspläne in Frage gestellt. Die größte seelische Be-lastung ist für viele aber die Angst, wobei vor allem die Angst vor dem Wiederauftreten und dem Fortschreiten der Krankheit viele Patienten stark belastet.

Psycho-onkologische Angebo-te können in dieser Situation helfen: „Denn durch gezielte Un-terstützung kann die Lebensqua-lität der Betroffenen deutlich ver-bessert werden“, betont Serap Tari aus München, die für ihr En-gagement beim Verein lebensmut e.V. beim Deutschen Krebskon-gress in Berlin mit dem „Preis für Lebensqualität in der Onkologie“ ausgezeichnet wurde. Doch es geht keineswegs nur um die sehr stark belasteten Patienten oder Angehörige. „Ein wichtiges Ziel der Psychoonkologie ist es, Be-troffenen schon frühzeitig Unter-

freie Lebensphase der Patien-ten verlängert, sondern auch ins-gesamt die Überlebenschancen verbessert.

Dank solcher Ergebnisse ist die Kombination des Antikörpers mit der Chemotherapie rasch zur Standardbehandlung beim folliku-lären Lymphom geworden. Dieses macht rund ein Viertel aller Non-Hodgkin-Lymphome aus. Zwar kann das follikuläre Lymphom bis-lang nicht defi nitiv geheilt wer-

den, die betroffenen Patienten können aber wohl schon bald von weiteren Fortschritten bei der Be-handlung profi tieren. Beim welt-größten Krebskongress, dem so genannten ASCO, wurden jüngst neueste Studienergebnisse zum follikulären Lymphom vorgestellt. Demnach lohnt es sich, wenn die Patienten Rituximab allein, also ohne die belastende Chemothera-pie, noch zwei Jahre über die ur-sprüngliche kombinierte Chemo- und Antikörpertherapie hinaus er-halten. „Nach Ablauf der zweijäh-rigen Studiendauer waren noch 82 Prozent der Patienten, die den Antikörper erhalten hatten, ohne erneute Krankheitszeichen“, be-richtete Professor Hiddemann. Bei den Patienten, die den Antikörper nicht weiter bekommen hatten, war das nur bei 66 Prozent der Fall. Dazu meinte Professor Hid-demann: „Die Ergebnisse sind so überzeugend, dass wir unser ak-tuelles Behandlungskonzept beim follikulären Lymphom werden überdenken müssen“.

Fortschritte beimfollikulären Lymphom

Antikörper verlängert die krankheitsfreie Zeit

Bis vor wenigen Jahren konn-te Menschen mit einem follikulä-ren Lymphom kaum effektiv ge-holfen werden. Das hat sich durch die Möglichkeit der Behandlung mit dem Antikörper Rituximab laut Professor Dr. Wolfgang Hid-demann, München, geändert. Denn es gibt inzwischen bereits vier große Studien, die zeigen, dass eine Kombination des Anti-körpers mit der üblichen Chemo-therapie nicht nur die krankheits-

Beim weltgrößten Krebskongress ASCO wurden im Juni in Chicago vielversprechende neue Ergebnisse zur Behandlung des follikulären Lymphoms präsentiert.

Krebsforscher setzen auf eine Eiweißver-bindung aus dem Gift des Skorpions (1).

Serap Tari

Im Gift des Skorpions gibt es offenbar eine Eiweiß-verbindung, die gezielt an Tumorzellen bindet und über die sich radioaktive Jodisotope in die Tumor-zellen einschleusen lassen und sie schädigen. Gesun-de Zellen scheinen dage-gen nicht beeinträchtigt zu werden. Das haben bri-tische Wissenschaftler he-rausgefunden. Erste klini-sche Studien bei Patien-ten mit inoperablem Hirn-tumor deuten an, dass das Skorpiongift eventuell hel-fen kann, neue Behandlungs-möglichkeiten gegen Tumore und speziell gegen Hirntumore zu ent-wickeln. Patienten mit einem in-operablen Hirntumor, die höhere

Lohnfortzahlung – wie viel? Und wie lange?Serie Patientenrechte

Mit der Diagnose „Krebs“ tun sich für viele Arbeitnehmer nicht nur gesund-heitliche Probleme auf. Es stellt sich oft auch die Frage, wie die wirtschaft-liche Situation zu sichern ist. Dieses Pro-blem steht insbesondere an, wenn der Er-nährer der Familie – Mann oder Frau – einen bösartigen Tumor entwickelt. Denn schon bei der Diagno-sestellung ist oft absehbar, dass der Betreffende durch die doch oftmals sehr belastende Behandlung für eine gewisse Zeit seiner berufl ichen Tätigkeit nicht mehr nachgehen kann. Wichtig ist in einer solchen Situation, dass die Erkrankung unverzüglich beim Arbeitgeber angezeigt wird, wobei ein ärztliches Attest vorzule-gen ist, wenn die Arbeitsunfähigkeit länger als drei Tage besteht.

Der Arbeitnehmer hat in einem solchen Fall das Recht auf eine Fortzahlung des Arbeitslohns für maximal sechs Wochen. Das Ge-halt muss dabei in der Höhe gezahlt werden, die der Arbeitneh-mer im Normalfall erzielt hätte, wenn er gesund geblieben wäre, wobei bei besonderen Zuwendungen wie etwa Provisionen der Durchschnittsverdienst als Richtschnur heranzuziehen ist.

Die Lohnfortzahlung erfolgt ab dem ersten Tag der Arbeitsun-fähigkeit. Sie kann allerdings vom Arbeitgeber verweigert werden, wenn der Arbeitnehmer nicht durch ein ärztliches Attest den Nach-weis führt, dass eine Arbeitsunfähigkeit besteht. Eine besondere Si-tuation besteht, wenn ein Arbeitnehmer wieder arbeitsfähig wird, eine Zeit später dann aber aufgrund der gleichen Erkrankung erneut ausfällt. Er hat dann erneuten Anspruch auf eine maximal sechswö-chige Lohnfortzahlung, sofern zwischen den beiden Phasen der Ar-beitsunfähigkeit mindestens sechs Monate verstrichen sind.

Zur Sache:Weiterführende Informationen rund um das Thema Patientenrechte bie-tet die Informationsbroschüre „Den Alltag trotz Krebs bewältigen – Hil-fen für Arbeitnehmer in der ge-setzlichen und privaten Kranken-versicherung“. Die Broschüre in-formiert in verständlicher Sprache über Hilfe im sozialen Umfeld von der Gewährung einer Haus-

haltshilfe über die Frage, welche Kosten für Medika-mente sowie Heil- und Hilfsmittel von den gesetzlichen wie auch den privaten Krankenkassen übernommen werden, bis hin zu Themen der Existenzsicherung. Die Broschüre kann kostenfrei angefordert werden bei der Redaktion Lebenswege, Verlag Wortreich GiK mbH, Postfach 1402, 65534 Limburg oder per Coupon (siehe Seite 8).

Er-einenn bei der Diagno-reffende durch die dochr eine gewisse Zeit seiner

Skorpiongift gegen Krebs?

Dosen der radioaktiv beladenen Eiweißverbindung bekamen, leb-ten im Durchschnitt drei Monate länger als Kontrollpersonen ohne diese Behandlung.

ZZur WeW iuum tet t AAllffenssevevffoüüvv

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stützung anzubieten, am besten schon bevor stark ausgeprägte Belastungsreaktionen auftreten“, erklärte Frau Tari in Berlin.

In der Psychoonkologie geht es nach ihren Angaben nicht aus-schließlich um psychische Pro-bleme. Viele Fragen der Patien-ten drehen sich um psychosozia-le Konsequenzen der Erkrankung: „Wann kann ich wieder ar-beiten?“ „Wer kümmert sich um meine Kinder, während ich behandelt werde?“ oder „Wer hilft mir beim Ausfüllen der vie-

Psychoonkologische Betreuung hilft gegen übermäßige Angst

„Preis für Lebensqualität in der Onkologie“

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ihren hohen Blutdruck. Als sie we-nig später auch mit Übelkeit und Appetitlosigkeit zu kämpfen hatte, suchte sie ihren Arzt auf und nach einigen Untersuchungen stand die Diagnose fest. „Das Röntgenbild

zeigt einen bereits relativ ausge-dehnten Tumor“, berichtet der be-handelnde Arzt Dr. Martin Reck aus Großhansdorf.

Da die gesamte Lunge betrof-fen war, kamen Operation und Bestrahlung nicht mehr in Fra-

ge. Elke E. erhielt eine Chemo-therapie sowie einen neuen Wirk-stoff, der im Rahmen einer klini-schen Studie erprobt wurde. Sie sprach auf die Behandlung gut an: „Schon nach der zweiten Chemotherapie konnte ich wie-der besser atmen und habe dann erst gemerkt, wie eingeschränkt ich vorher war“, erzählt sie.

Der Zustand aber hielt nicht lan-ge an, ein paar Monate später fi ng der Tumor erneut an zu wachsen. Es wurde eine sogenannte Zweit-linienbehandlung mit Erlotinib be-gonnen, einem Wirkstoff, der als Tablette eingenommen wird und zu den so genannten zielgerichte-ten Therapien gehört. „Das Medi-kament stoppt Wachstumssigna-le, die von außen in die Zelle hi-neingeleitet werden und prak-tisch wie ein Gaspedal auf den Tumor wirken“, erklärt Dr. Reck. Wird die Weiterleitung der Signale unterbrochen, wie es durch Erloti-nib geschieht, so stoppt das Zell-wachstum – der Tumor wächst nicht mehr weiter oder wird sogar kleiner. Elke E. sprach wiederum gut an: Bereits nach einem Monat hatte sich der Tumor um die Hälfte zurückgebildet.

Die 54-jährige muss das Medi-kament allerdings jeden Tag ein-nehmen, damit das Tumorwachs-tum kontrolliert und zurückge-drängt bleibt. „Unser Ziel ist es, die Krebserkrankung mit solchen Strategien zu einer chronischen Erkrankung werden zu lassen“, erklärt Dr. Reck. Die Situation ist nach seinen Worten vergleichbar derjenigen einer HIV-Infektion,

die dank moderner Medikamente zwar nicht geheilt werden, aber doch in eine andauernde, gut er-

„Eigentlich fühle ich mich gesund“

Eine Patientin mit Lungenkrebs berichtet

Elke E. sieht trotz ihrer schweren Erkrankung aus wie das blühende Leben. Sie fühlt sich auch so: „Ich bin derzeit sehr belastbar, treibe Sport und arbeite auch wieder“, sagt die 54-jährige Lehrerin.

Sie hätte sich dies vor drei Jahren nicht vorstellen können, als ihr Arzt ihr die Diagnose „fortgeschritte-ner Lungenkrebs“ mitteilte. „Es war, als würde der Boden unter mir wegbrechen und ich habe spontan gedacht, nun sterben zu müssen“,

erzählt die Frau. Von ihrer Erkran-kung hatte sie bis dato nichts be-merkt. Zwar fühlte sie sich in den Sommerferien beim Bergwandern etwas schlapper als sonst, schob dies aber auf die Höhenluft und auf

trägliche Erkrankung umgewan-delt werden kann.

Die ersten Monate mit dem neuen Medikament waren laut

Frau E. nicht einfach, weil sie er-heblich unter Hautausschlag, ei-ner gut bekannten Begleitreakti-

on des Medikamentes, zu leiden hatte. Der Hautausschlag hat sich im weiteren Verlauf zurückgebil-det und beeinträchtigt die Lehre-rin kaum mehr: „Ich habe ein Jahr gebraucht, um den Schock der Diagnose zu verarbeiten. Inzwi-schen ist mir klar, dass jedes Le-ben endlich ist. Dieses Wissen be-wirkt, dass ich damit anders um-gehe. Ich erlebe jetzt jeden Tag sehr bewusst und kann das Leben ganz anders genießen“.

„Durch die Behandlung werden Wachstumssignale auf die

Tumorzelle blockiert“

Trotz ihrer schweren Erkrankung geht es Elke E. gut. Sie treibt Sport und kann ihrer Arbeit wieder nachgehen.

Vor drei Jahren erfuhr Elke E. von ihrem Arzt Dr. Martin Reck, dass sie an einem bereits fortgeschrittenen Lungenkrebs leidet.

„Wir versuchen, aus der Krebserkrankung eine chronische

Krankheit werden zu lassen“

Jährlich erkranken in Deutschland etwa 47.000 Menschen neu an Lungenkrebs. Die Diagnose trifft die Betroffenen meist völlig un-vorbereitet und löst nicht selten einen großen Schock aus. Infor-mationen zur Erkrankung und de-ren Behandlung sind für die Be-troffenen selbst wie auch ihre An-gehörigen wichtig und hilfreich.

Unter dem Motto „Der zwei-te Atem – Leben mit Lungen-krebs“ können sich Patienten mit Lungenkrebs sowie deren Angehörige bereits seit meh-reren Jahren über die medizi-nischen Hintergründe der Er-krankung informieren und da-rüber, wie und wo Hilfen bei

deren Bewältigung zu erhalten sind. Dies ist für Menschen mit Lungenkrebs besonders wich-tig. Denn ein typisches Merkmal dieser Krebserkrankung ist, dass den Betroffenen nach der Diag-nose oft nur noch eine recht be-grenzte Lebensspanne verbleibt. Daher gibt es anders als zum Bei-

spiel beim Darm- oder Brust-krebs kaum Organisationen und Netzwerke, die die Belan-ge der Betroffenen vertreten.

Die Informationskampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“ verfolgt deshalb das Ziel, Menschen mit Lun-genkrebs eingehend zu helfen. Dies geschieht im Rahmen öf-fentlicher Informationsveran-staltungen und auch über die Webseite www.lungenkrebs-zentrale.de, auf der sich Betrof-fene wie auch allgemein Inter-essierte rund um Themen zum Lungenkrebs und dessen Be-handlungsmöglichkeiten infor-mieren können.

Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs

Informationskampagne für Patienten

Dieter Kürten ist Schirmherr der Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“. Der Sportjournalist engagiert sich bereits von Beginn der Kampa-gne an für Patienten mit Lun-genkrebs und moderiert auch die öffentlichen Informations-veranstaltungen. Die weite-ren Termine der Veranstaltun-gen können unter der Websei-te www.lungenkrebszentale.de eingesehen werden.

Die Informationskampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungen-krebs“ macht sich für die betroffenen Patienten stark. Sie rückt das Thema Lungenkrebs ins Licht der Öffentlichkeit und wirbt für dessen Enttabuisierung. Die Kampagne bietet außerdem Betroffenen und deren Angehörigen umfassendes Informationsmaterial, das kosten-frei über www.der-zweite-atem.de bestellt werden kann. Dazu ge-hört ein DVD-Set mit zwei Filmen. Im Film „Leben mit Lungenkrebs“ berichten Experten über die neuesten medizinischen Erkenntnisse und beantworten häufi ge Fragen zur Erkrankung. Des Weiteren er-zählen in diesem Film Patienten über ihren Alltag und die mit der Er-krankung verbundenen Veränderungen ihres Lebens. Im Film „Schritt für Schritt durch die Therapie“ besucht Sportmoderator Dieter Kürten Ärzte in ihrem Klinikalltag und lässt sich die Stationen der Behand-lung des Lungenkarzinoms erklären. Eine beiliegende Broschüre gibt weiterführende Informationen und enthält zudem hilfreiche Kontakt-adressen, die eine Anlaufstelle für Ratsuchende sein können.

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6 Lebenswege

In puncto Bewegung und Sport bei Krebspatienten gibt es noch so manches angestaubte Vorur-teil. Damit aufzuräumen hat sich Dr. Freerk Baumann von der Deut-schen Sporthochschule in Köln zum Ziel gesetzt: „Es wird vie-len Krebspatienten zu Ruhe und Schonung geraten, obwohl man ihnen eigentlich Bewe-gung und sportliche Aktivität verordnen müsste.“ Unsicher-heit, mangelndes Wissen und Ängs-te, man könne mit Sport der Gesund-heit schaden, sind meist die Ursache.

So gilt nach wie vor das Dogma, Frauen mit Brust-

krebs sollten kein Tennis spielen und keinesfalls dem Klettersport frönen, um nicht einem Lymph-ödem den Weg zu bahnen. Ob sol-che Empfehlungen gerechtfertigt sind, untersucht Baumann derzeit in eigenen Projekten. Beim Kraft-training hat sich das Verbot be-

Krebs und Sport: Mit Vorurteilen aufräumen

Deutsche Sporthochschule macht sich für Krebspatienten stark

Auch beim Brustkrebs ist Tennis nicht mehr tabu (2).

Gezielt die körperliche Leistungsfähigkeit stärken

Interview mit Dr. Freerk Baumann

Lesetipp

Die Macht der BewegungBewegung fördert die Gesundheit und das gilt ganz besonders für Bewegung in der Natur. Diese leicht nachzuvollziehende Er-kenntnis ist für Gesunde selbstverständ-lich. „Doch auch und gerade bei Men-schen, die eine schwere Krankheit über-standen haben, ist Bewegung und nicht Schonen angesagt, um wieder Vertrau-en in den eigenen Körper zu fi nden“, schreibt Freerk Baumann in seinem Buch „Die Macht der Bewegung“.

Das Buch vermittelt Grundlagen über die Bedeutung der Bewegung und fordert zum Umdenken auf. Wie weit man dabei gehen kann, schil-dert Baumann anhand einiger aufse-

henerregender Projekte, die er betreut hat. Zum Beispiel die Wanderung von Frauen nach Brustkrebs über den 800 Kilome-ter langen Jakobsweg. Oder die Wanderung an Prostatakrebs er-krankter Männer auf dem Weg von München nach Venedig, wo-bei bei der Wanderung über die Alpen innerhalb von fünf Wochen 520 Kilometer und 20.000 Höhenmeter zu überwinden waren. Die Ergebnisse der beeindruckenden Leistungen werden im Buch dargestellt und ergänzt durch Erfahrungsberichte der Projektteil-nehmer.

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reits als Irrweg erwiesen: „Es gibt eine Studie aus den USA, die klar zeigt, dass Frauen, die regelmäßig ein Krafttraining absolvieren, weit seltener Komplikationen entwi-ckeln als Frauen ohne diese sport-liche Betätigung. Unsere Studi-en bestätigen diese Aussage“, erklärt der Sportwissenschaft-ler. „Wir haben inzwischen sogar erste Hinweise dafür, dass Bewe-gungsmangel ein Risikofaktor für das Lymphödem bei Frauen mit Brustkrebs darstellen kann.“

Nicht nur Brustkrebspatienten profi tieren von regelmäßiger Be-wegung: Sportliche Aktivität bes-sert generell bei Krebspatienten das körperliche Wohlbefi nden und die Leistungsfähigkeit, baut Ängste ab und wirkt sich positiv auf die Krankheitsbewältigung aus.

Die Teilnahme an Bewegungspro-grammen sollte, ebenso wie ganz allgemein eine regelmäßige kör-perliche Aktivität, für Krebspa-tienten selbstverständlich sein. Warum das so ist und wie die Be-treffenden davon profi tieren, er-klärt Dr. Freerk Baumann von der Deutschen Sporthochschule in Köln in einem Interview.

Herr Dr. Baumann, Sie setzen sich für regelmäßige sportliche Aktivität bei Krebspatienten ein. Was haben diese davon?Sportlich aktiv zu sein, bringt Krebspatienten Spaß und Freude ins Leben zurück und hilft ihnen dadurch bei der Krankheitsbewäl-tigung. Doch nicht nur die Psyche stabilisiert sich, auch der Körper gewinnt an Leistungskraft, was sich wiederum in einer positive-ren Körperwahrnehmung bei den Patienten niederschlägt.

Gibt es durch den Sport besse-re Heilungschancen?Das lässt sich nicht pauschal sa-gen. Wir wissen zwar, dass man durch körperliche Aktivität gene-rell Krebserkrankungen vorbeu-gen kann, allerdings gibt es nur wenige Untersuchungen dazu, wie sich der Sport auf die Hei-lungsraten und Lebenszeiten bei verschiedenen Tumorerkrankun-

gen auswirkt. Dass es durchaus positive Effekte geben kann, zei-gen erste Befunde bei Frauen nach Brustkrebs, bei denen sel-tener ein Wiederauftreten des Tumors bei den Frauen gesehen wurde, die sportlich aktiv waren.

Wie begründet sich das Um-denken in Sachen Krebs und Sport?Dank der Fortschritte der moder-nen Krebstherapie leben auch Pa-tienten, die nicht defi nitiv geheilt werden können, heutzutage zum Teil viele Monate und Jahre mit ih-rer Erkrankung. Sie können oft ih-rer Arbeit wieder nachgehen und stehen durchaus aktiv im Leben. Die Patienten selbst haben uns da-bei gezeigt, dass sportliche Aktivi-tät auch bei Krebs nicht nur mög-lich, sondern wichtig und hilfreich ist. Denn viele von ihnen haben sich über Verbote hinweggesetzt und berichtet, dass sie sich durch den Sport deutlich besser fühlen. Das hat uns ermutigt, Studien zu unternehmen und dabei nachzu-weisen, dass tatsächlich ein Um-denken einsetzen sollte. Krebspa-tienten sollten eben nicht zur Schonung, sondern vielmehr zur Bewegung motiviert werden. Das hilft den Betroffenen, die gewon-nene Lebenszeit mit guter Lebens-qualität zu erleben.

Wann sollte man mit dem Be-wegungsprogramm anfangen?Am besten so früh wie möglich. Wir empfehlen, bereits 24 Stunden nach der Krebsoperation mit Mo-bilisationsübungen zu starten. Die-se sollte man sich aber von einem Physiotherapeuten demonstrieren lassen. Die Belastungsstufen kön-nen dann nach und nach gesteigert werden, wobei mir wichtig ist fest-zuhalten, dass es praktisch nie zu spät ist, mit einem gezielten Bewe-gungsprogramm nach einer Krebs-erkrankung zu beginnen. Man soll-te dabei Bewegungsformen und Sportarten wählen, die einem ganz persönlich Spaß machen.

Herr Dr. Baumann, haben Sie vielen Dank für das Gespräch.

Trotz Prostatakrebs: Radeln vom Rheinland bis

zum Mittelmeer

Acht Männer mit Prostatakrebs ha-ben im Frühjahr dieses Jahres ein-drucksvoll gezeigt, wie leistungs-stark man trotz Krebserkrankung

sein kann: Sie sind von Köln aus rund 1.400 Kilometer weit bis nach Mar-

seille geradelt. „Wir wollten beweisen, dass man auch nach einer Krebserkran-

kung noch körperliche Höchstleistungen voll-bringen kann“, sagt Dr. Freerk Baumann, Köln, als ei-

ner der wissenschaftlichen Leiter des Projektes, das in Koope-ration mit dem Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e.V. organisiert wurde. Begleitet wurde die Gruppe von drei Stu-dentinnen der Deutschen Sporthochschule Köln, die ihre Di-plomarbeit über die körperliche und psychische Verfassung der Männer – die übrigens alle wohlbehalten angekommen sind – während der Reise schrieben.

Die Radtour vom Rheinland bis zum Mittelmeer ist nicht das erste ehrgeizige Projekt der Kölner Sportwissenschaftler in puncto Krebserkrankung. Bereits im Jahre 2008 ist eine Gruppe von Frauen mit überstandener Brustkrebserkrankung, begleitet von der Deutschen Sporthochschule, den Jakobsweg gewan-dert.

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bringen kann“, saner der wissenschaftliche

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rt und Bewegung

bei Krebs

Dr. Freerk Baumann

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Rund zwei Drittel aller Krebspatienten sind bei der Diagnosestellung älter als 65 Jahre. Denn im Alter steigt das Risiko, dass Prozesse wie die Zellrei-fung, Zellwachstum und Zelltod aus dem Gleichgewicht geraten.

ImpressumHerausgeber:WORTREICH Gesellschaft für indi-viduelle Kommunikation mbH, Bar-füßerstr. 12, 65549 Limburg/Lahn, Tel.: 06431/59096-0, Fax: 06431/ 59096-11, [email protected]

Verantwortliche Redaktion:Christine Vetter, Köln

freie Mitarbeit:Dr. med. Klaus Steffen

Grafi k:Inken Pöhlmann, Bremerhaven

Druck:Kessler, Druck+Medien, Bobingen

„Lebenswege“ wird gefördert von der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.

3 – © PictureArt - Fotolia.com, 4 – Pitopia

7Lebenswege

Unter dem Begriff „Krebs“ fasst man etwa 200 verschiedene Erkrankungen zusammen, die durch gestörte Regelmechanis-men von Wachstum, Reifung, Teilung und Absterben von Zellen entstehen. Mit steigendem Alter geraten Zellwachstum und Zell-

tod zunehmend aus dem Gleich-gewicht, wodurch sich das Risiko, an Krebs zu erkranken, im fort-geschrittenen Lebensabschnitt er-höht. In Deutschland sind etwa zwei Drittel der Menschen, bei denen die Diagnose „Krebs“ ge-stellt wird, älter als 65 Jahre.

Unterschätzt wird oft die ei-nem älteren Menschen noch ver-bleibende Lebensspanne. Da-bei ist ein stetiger Anstieg der durchschnittlichen Lebenserwar-tung zu verzeichnen. So konnten durch zahlreiche Innovationen in der Gesundheitsversorgung ins-besondere die Sterberaten durch die Haupttodesursachen Herz-infarkt, Schlaganfall und Krebs deutlich gesenkt werden. Der-zeit liegt die mittlere Lebenser-wartung von Frauen, die heute 65 Jahre alt sind, bei 85,4 Jah-ren und von 65-jährigen Män-

Krebs – eine Erkrankung des AltersVerbleibende Lebensspanne wird oft unterschätzt zA

vonbis

Medizinerdeutsch

Ärzte sprechen häufi g eine eigene Sprache undnicht immer haben sie Zeit, die medizinischen Fachaus-drücke für die Patienten zu übersetzen. Mit „Mediziner-deutsch von A bis Z“ wollen wir zu etwas mehr Orientie-rung im Dschungel der Ärzte-sprache beitragen.

Ist bei einer fortgeschritte-nen Tumorerkrankung eine Chemotherapie notwendig, so sprechen die Ärzte von der Erstlinientherapie. Ge-bräuchlich ist synonym auch der englische Begriff „First Line“- Therapie. Damit wird üblicherweise die erste Thera-pie bezeichnet, nachdem der Tumor Metastasen entwickelt hat oder wenn der Tumor nach Operation fortschreitet.

Nicht alle Patienten aber sprechen auf die gewähl-te Behandlungsform an. Re-agiert der Tumor nicht wie ge-wünscht oder kommt es nach der Erstlinientherapie zum Tu-morprogress, so muss eine an-dere Strategie gewählt wer-den. Die Ärzte sprechen dann von der Zweitlinientherapie (Second Line-Therapie).

Die Lebenserwartung von Men-schen, die im höheren Lebensalter an Krebs erkranken, wird oftmals noch unterschätzt (3).

Vor allem Knochenschmerzen beeinträchtigen beim Brustkrebs die Le-bensqualität der Frauen (4).

Körperliche Beweglichkeit – das ist Lebensqualität

Befragung bei Frauen mit Brustkrebs

74 Prozent der teilnehmenden Frauen sprachen sich im Fall von auftretenden Knochenschmer-zen für eine Behandlung aus, die wirksam und über einen lan-gen Zeitraum die Schmerzen re-duziert. Realisierbar ist dies durch die Einnahme eines sogenannten Bisphosphonats, wobei ein Ver-treter dieser Wirkstoffklasse so-wohl als Tablette, als auch als In-fusion verabreicht werden kann.

Die weiteren Ergebnisse: Die gute Verträglichkeit einer Thera-pie spielte für 77 Prozent der Be-fragten eine besonders wichtige Rolle. Vielen Erkrankten macht die Vorstellung Angst, mit stän-diger Übelkeit und Erbrechen kämpfen zu müssen. Auch die Zahl derjenigen, für die der Haar-erhalt wichtig sind, war hoch: Mehr als die Hälfte der Befragten

(53 Prozent) geben dies als wichti-ges Kriterium für ihre Lebensqua-lität an. Das lässt sich bei der Be-handlung berücksichtigen: Denn moderne Chemotherapie-Kon-zepte in Tablettenform bei fort-geschrittenem Brustkrebs haben einen speziellen Wirkmechanis-mus, der gezielt Krebszellen abtö-tet und andere Zellen im Körper schont. Übelkeit, Erbrechen und Haarausfall können dadurch auf ein Minimum reduziert werden.

Die Behandlung in Tabletten-form erspart den Patientinnen Arztbesuche und Krankenhaus-aufenthalte. Auch dies geht mit einem Plus an Lebensqualität ein-her, wie die Umfrage ergeben hat: Immerhin wünschten sich 58 Prozent der antwortenden Frauen weniger Termine bei ihrem behandelnden Arzt.

Lesetipp

Die bildgebende Diagnostik bei Brustkrebs

Die Mammographie, also die Röntgen-untersuchung der Brust, ist wohl das be-kannteste Verfahren, mit dem sich eine Brustkrebserkrankung sichtbar machen lässt. Nicht jede Krebserkrankung aber lässt sich mittels dieser Untersuchung frühzeitig erkennen und nicht jeder auffällige Befund kann sicher interpre-tiert werden.

Oft sind deshalb weitere sogenann-te bildgebende Diagnoseverfahren er-forderlich, wie etwa eine Ultraschall-untersuchung oder eine Kernspinto-mographie. Sie helfen im Verdachtsfall zu klären, ob es sich bei einer beobachteten Auffälligkeit um eine gutartige oder mit hoher Wahrscheinlichkeit eher um eine bösartige Veränderung han-delt. Dazu kann zum Beispiel eine Galaktographie (gezielte Untersu-chung der Milchgänge) oder eine Stanzbiopsie beitragen.

Was bei den einzelnen Verfahren konkret untersucht wird, welche Aussagen mit ihrer Hilfe möglich sind und wann sie zum Einsatz kom-men, erläutert die Broschüre „Ihre Gesundheit besser im Blick – Die bildgebende Diagnostik von Brustkrebs“. Die Broschüre kann kosten-los angefordert bei der Roche Pharma AG, 79630 Grenzach-Wyhlen, Telefon 07624/142013.

en-be-ne ener g r

l zu klären, ob es

nern bei 82,1 Jahren. Steigt die Lebenserwartung weiter wie in den vergangenen Jahren an, so werden den Schätzungen zu-folge sowohl Frauen als auch

Männer, die im Jahr 2060 ihr 65. Lebensjahr vollenden wer-den, im Mittel fünf Jahre länger leben als die aktuell 65-jährige Bevölkerung.

„Lebensqualität – Was zählt für Sie?“ Unter diesem Motto konn-ten Brustkrebspatientinnen an ei-ner Befragung zum Thema Le-bensqualität teilnehmen. Das Er-gebnis war eindeutig: Fast die Hälfte der antwortenden Frauen gab an, unter erheblichen Kno-chenschmerzen oder allgemei-nen Schmerzen zu leiden und da-durch in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt zu sein. Mehr als 80 Prozent der Frauen erklärten, für sie seien Schmerzfreiheit und/oder der Erhalt der körperlichen Beweglichkeit von entscheiden-der Bedeutung.

Meldungen

Der Antikörper Trastuzu-mab mindert das Risiko des Wiederauftretens von HER2-positivem Brustkrebs. Das ha-ben gleich zwei voneinander unabhängige Studien gezeigt, deren Daten bei einem großen Kongress zum Thema Brust-krebs im amerikanischen San Antonio vorgestellt wurden.

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vorgestellten Themen haben, rufen Sie uns unter der angegebenen Service-Nummer an, schicken Sie uns eine E-Mailoder schreiben Sie uns an die angegebene Adresse.

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Krebserkrankungen sind nicht nur eine körperliche Belastung, sondern bringen auch das seeli-sche Erleben in Aufruhr. Es meh-ren sich deshalb bundesweit An-

gebote der sogenannten Psycho-onkologie. Durch verschiedene Maßnahmen wird dabei versucht, die betroffenen Patienten bei der

Verarbeitung der seelischen Fol-gen der Erkrankung zu unterstüt-zen.

Möglich ist dies zum Beispiel durch Gespräche mit eigens hier-

für geschulten Psychologen. Bei der Krankheitsverarbeitung hel-fen aber auch künstlerische An-gebote.

Etabliert wurden diese bereits vor gut zehn Jahren im Haus Lebens-Wert in Köln. Zum Angebot dort gehören neben Gesprächen mit Psychoonkologen auch die Kunst-therapie, die Musiktherapie und die Bewegungstherapie. Daneben können Krebspatienten durch die Teilnahme an verschiedenen Kur-sen Unterstützung bei der Krank-heitsbewältigung erfahren. Die Palette reicht von Bewegungsan-geboten wie etwa Feldenkrais, Walken, Tai Chi und Qi Gong bis

hin zu eher künst-lerisch orientierten Kursen wie dem „Gestalten mit Ton“ und dem gemein-samen Singen im Chor. „Bei allen An-geboten geht es da-rum, den Patien-ten zu helfen, ihre Erkrankung besser bewältigen zu kön-nen und eigene Res-sourcen zu entde-cken“, erklärt Uwe Schwarzkamp, Ge-schäftsführer des Vereins LebensWert.

Kreativität leben – neue Kraft schöpfen Die Kunsttherapie kann bei der Krankheitsbewältigung helfen

Kreativ ihren Gedanken und Ge-fühlen Form zu geben – diese Möglichkeit haben zum Beispiel die Teilnehmer der Gruppe „Ge-stalten mit Ton“. Unter der fachli-chen Leitung der Keramik-Künst-lerin Sabine Puschmann-Die-gel lernen sie, Figuren und For-men aus Ton zu formen, zu be-malen und zu brennen – ein krea-tiver Prozess, der Belastungen des Alltags in den Hintergrund treten lässt, schöpferische Kraft freisetzt und Mut macht, im Leben neue Schritte und neue Wege zu ge-hen. „Es geht dabei nicht primär um die Krankheit, sondern dar-

Termine

Das „Kosmetikseminar: Gut aussehen, sich wohler füh-len“ fi ndet am 25. August 2010 von 14:30 bis 16:30 Uhr in Bremen statt. Es richtet sich an Frauen während der Che-mo-/Strahlentherapie und wird in Zusammenarbeit mit DKMS Life – Freude am Leben organi-siert. Veranstaltungsort ist die Krebsberatungsstelle Bremen, Am Schwarzen Meer 101-105, 28205 Bremen. Die Teilnahme ist kostenfrei, weitere Infor-mationen gibt es unter www.krebsgesellschaft-hb.de.

„Deutsche Städte gegen Brust-krebs“ – unter diesem Motto veranstaltet die Kampagne „Durch die Brust ins Herz – He-rausforderung Brustkrebs“ seit 2003 Informationsveranstaltun-gen für Frauen mit Brustkrebs und ihre Angehörige sowie all-gemein am Thema Interessier-te. Auch in diesem Jahr wer-den noch mehrere Veranstal-tungen stattfi nden und zwar vom 25. bis 26. September im Kultur- und Kongresszentrum in Rosenheim, vom 2. bis 3. Okto-ber im Kongresszentrum (Kon-zerthaus) in Karlsruhe und vom 20. bis 21. November im Volks-haus in Jena. Der Eintritt ist kos-tenfrei, weitere Informationen: www.brustkrebszentrale.de.

um, kreativ mit Keramik zu arbei-ten“, sagt Frau Puschmann-Die-gel.

„Das hilft so manchem Patien-ten, wieder aktiv zu werden, sich aufzumachen und selbst schöp-ferisch tätig zu werden“, erklärt Kunsttherapeut Richard Berners vom Haus LebensWert. Die Kre-ativität ist nach seinen Worten ein Ventil für bewusste und auch für unbewusste Belastungen: „Sie hilft den Patienten im Um-gang mit der Erkrankung und er-schließt ihnen ihre eigenen Res-sourcen und lässt sie neue Kraft schöpfen.“

Künstlerin Sabine Puschmann-Diegel und Kunst-therapeut Richard Berners vom Haus Lebens-Wert freuen sich über die kleinen Kunstobjekte, die beim „Gestalten mit Ton“ entstehen.

„Mut fi nden, neue Schritte zu tun und neue Wege zu gehen“

Patientenchor LebensWertAuch das Singen im Chor kann die Krankheitsbewältigung unter-stützen. Das zeigte eindrucksvoll der Chor von Haus LebensWert bei einer Gala-Veranstaltung in Köln. Mit dem Lied „Gabriellas Song“ (Text siehe rechts) aus dem Film „Wie im Himmel“ des schwedischen Regisseurs Kay Pollak berührte der Chor sichtlich sein Publikum.

Gabriellas SongJetzt gehört mein Leben mir

Meine Zeit auf Erden ist so kurz

Meine Sehnsucht bringt mich hierher

Was mir fehlte und was ich

bekam

Es ist der Weg, den ich wählte

Mein Vertrauen liegt unter den

Worten

Es hat mir ein kleines Stück gezeigt

Vom Himmel, den ich noch nicht

fand

Ich will spüren, dass ich lebe

Jeden Tag, den ich habe

Ich will leben, wie ich es will

Ich will spüren, dass ich lebe

Wissen, ich war gut genug

Ich habe mein Selbst nie verloren

Ich habe es nur schlummern

lassen

Vielleicht hatte ich nie eine Wahl

Nur den Willen, zu leben

Ich will nur glücklich sein

Dass ich bin, wie ich bin

Stark und frei sein

Sehen, wie die Nacht zum Tag

wird

Ich bin hier

Und mein Leben gehört nur mir

Und der Himmel, den ich suchte

Den fi nde ich irgendwo

Ich will spüren

Dass ich mein Leben gelebt habe

Auftritt des Patientenchors

Das Gestalten mit Ton hilft vielen Patienten, Kreativität neu zu leben, neue Formen zu schaffen und so auch neue Kraft zu schöpfen.

Broschüre: Die bildgebene Diagnostik von Brustkrebs

Broschüre: Hilfen für den Arbeitnehmer in der gesetzlichen und privaten KV

Zeitung: Lebenswege