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Februar 2011 LEBENSZEICHEN Liebe Freunde des Schwarzen Kreuzes! Wussten Sie das? Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamellbonbons 25.911 Wörter... Wie viele Wörter mag es wohl in den deutschen Gesetzbü- chern geben? Wie viele Gesetze und Paragraphen bestim- men die „Spielregeln“ in Deutschland? Meine Recherche im Internet und beim Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen führte nur zu der Erkenntnis, dass Deutsch- land ein sehr „gesetzesfreudiges“ Land ist. Übersetzt heißt das wohl, dass es sehr, sehr viele Gesetze gibt und noch mehr Paragraphen, die unser Zusammenleben regeln sollen. Es ist gut, dass es Regeln gibt, die Menschen schützen und Orientierung geben. Ich bin froh, dass sich alle daran hal- ten (jedenfalls meistens), bei „Rot“ mit dem Auto stehen zu bleiben. Es ist gut zu wissen, dass niemand das Recht hat, sich an mir oder meinem Eigentum zu vergreifen. Ich fühle mich sicher, weil mir mein Vermieter oder mein Arbeitgeber nicht einfach kündigen dürfen, wie es ihnen beliebt. Und dass ich den gekauften Mantel um- tauschen kann, wenn sich schon nach kürzester Zeit die Nähte auf- lösen. Ob allerdings durch immer mehr Gesetze und Vorschriften unser gesellschaftliches Miteinander friedlicher wird? Ich habe da meine Zweifel. Aus meinem Studium ist mir ein Satz in Erin- nerung geblieben, der sich im- mer wieder bewahrheitet hat: „Wenn die Beziehung gestört ist, ziehen sich Men- schen auf Formalitäten zurück.“ Beispiele kennen wir alle, sie lassen sich in vielen Verwandtenkreisen finden: Wenn der Onkel zum Fest eingeladen wird, dann kommt die Tante nicht, obwohl deren Trennung schon über 20 Jahre zurückliegt. Der Bruder bekommt keine Glückwunschkarte, weil er im letzten Jahr den Geburtstag seiner Schwester vergessen hat; erst muss er sich entschuldigen. Der Vater hat ein böses Wort zu seinem Sohn gesagt, nun haben die beiden schon seit Jahren keinen Kontakt mehr, wollen doch mal sehen, wer hier am längeren Hebel sitzt. esetze haben ihre Berechtigung. Wir leben schließlich nicht im Paradies, in dem jeder freundlich und dem anderen gegenüber wohl- gesonnen ist. Aber Gesetze können keine Beziehungen ersetzen. Und zu Beziehungen gehören nun mal auch Fehlverhalten, schlechte Laune und Missverständnisse. Zu Beziehungen gehört auch eine Entschuldigung, die angenommen wird. Wenn Sie das Schwarze Kreuz schon etwas länger kennen, wissen Sie, dass wir die Straftaten, die unserer Gesellschaft so großen Schaden zufügen, nicht ver- harmlosen oder runterspielen. Aber den Straftätern, G „Wenn die Beziehung gestört ist...“

LEBENSZEICHEN 01/2011

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Newsletter des Schwarzen Kreuzes, einer freien Organisation der Straffälligenhilfe.

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Februar 2011

LEBENSZEICHENLiebe Freunde des Schwarzen Kreuzes!

Wussten Sie das? Die zehn Gebote Gottes enthalten 279 Wörter, die amerikanische Unabhängigkeitserklärung 300 Wörter, die Verordnung der Europäischen Gemeinschaft über den Import von Karamellbonbons 25.911 Wörter...

Wie viele Wörter mag es wohl in den deutschen Gesetzbü-chern geben? Wie viele Gesetze und Paragraphen bestim-men die „Spielregeln“ in Deutschland? Meine Recherche im Internet und beim Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen führte nur zu der Erkenntnis, dass Deutsch-land ein sehr „gesetzesfreudiges“ Land ist. Übersetzt heißt das wohl, dass es sehr, sehr viele Gesetze gibt und noch mehr Paragraphen, die unser Zusammenleben regeln sollen.

Es ist gut, dass es Regeln gibt, die Menschen schützen und Orientierung geben. Ich bin froh, dass sich alle daran hal-ten (jedenfalls meistens), bei „Rot“ mit dem Auto stehen zu bleiben. Es ist gut zu wissen, dass niemand das Recht hat, sich an mir oder meinem Eigentum zu vergreifen. Ich fühle mich sicher, weil mir meinVermieter oder mein Arbeitgebernicht einfach kündigen dürfen,wie es ihnen beliebt. Und dassich den gekauften Mantel um-tauschen kann, wenn sich schonnach kürzester Zeit die Nähte auf-lösen.

Ob allerdings durch immer mehrGesetze und Vorschriften unsergesellschaftliches Miteinanderfriedlicher wird? Ich habe dameine Zweifel. Aus meinemStudium ist mir ein Satz in Erin-nerung geblieben, der sich im-mer wieder bewahrheitet hat:

„Wenn die Beziehung gestört ist, ziehen sich Men-schen auf Formalitäten zurück.“Beispiele kennen wir alle, sie lassen sich in vielen Verwandtenkreisen finden: Wenn der Onkel zum Fest eingeladen wird, dann kommt die Tante nicht, obwohl deren Trennung schon über 20 Jahre zurückliegt. Der Bruder bekommt keine Glückwunschkarte, weil er im letzten Jahr den Geburtstag seiner Schwester vergessen hat; erst muss er sich entschuldigen. Der Vater hat ein böses Wort zu seinem Sohn gesagt, nun haben die beiden schon seit Jahren keinen Kontakt mehr, wollen doch mal sehen, wer hier am längeren Hebel sitzt.

esetze haben ihre Berechtigung. Wir leben schließlich nicht im Paradies, in dem jeder freundlich und dem anderen gegenüber wohl-gesonnen ist. Aber Gesetze können keine Beziehungen ersetzen. Und zu Beziehungen gehören nun mal auch Fehlverhalten, schlechte Laune und Missverständnisse. Zu Beziehungen gehört auch eine Entschuldigung, die angenommen wird.

Wenn Sie das Schwarze Kreuz schon etwas länger kennen, wissen Sie, dass wir die Straftaten, die unserer Gesellschaft so großen Schaden zufügen, nicht ver-harmlosen oder runterspielen. Aber den Straftätern,

G„Wenn die Beziehung gestört ist...“

Schwarzes KreuzChristliche Straffälligenhilfe e.V.Jägerstraße 25a · 29221 CelleTelefon 05141 94616-0 · Fax [email protected]

Konto 60 02 02 · BLZ 52060410Evangelische Kreditgenossenschaft

IBAN:DE83 5206 0410 0000 6002 02BIC: GENODEF1EK1

die wir im Gefängnis besuchen, ihnen schreiben oder nach der Ent- lassung begleiten, bieten wir eine Beziehung an, die ihnen außerhalb der Rechtssprechung neue Lebens- perspektiven eröffnet. Was dabei herauskommt? Hier ein Beispiel: Ende Dezember erhielten wir einen Brief von einem Inhaftierten, der durch unsere Aktion „Weihnachtsfreude im Gefängnis“ ein Weihnachts-paket erhalten hatte. Einen Tag vor Heilig Abend hat er seinen Gedanken und Gefühlen in einem Brief Ausdruck gegeben. Er schreibt an die Familie, die ihm das Weihnachtspaket schickte:

Es wäre vielleicht naiv zu glauben, ein Weihnachtspaket könnte das ganze Leben eines Inhaftierten verändern. Aber ein Schritt dahin ist schon getan, das ist dem Brief von Dirk deutlich anzumerken. Manchmal reicht dieser eine Schritt schon aus, manchmal müssen es zwei oder drei sein, und oft genug ist es ein langer, beschwerlicher Weg. Beziehungen zu Inhaftierten zu knüpfen und zu pflegen ist eine schö-ne, verantwortungsvolle und große Aufgabe. Sie bietet die einmalige Chance, „das Böse mit Gutem zu überwinden“. Probieren Sie es mit uns aus!

Mit vielen lieben Grüßen aus der Geschäftsstelle!

Irmtraud Meifert

Hallo liebe Familie!

Ich hoffe und wünsche mir von Herzen, dass es Euch gut geht.

Seit langem kann ich sagen, dass es mir gut geht und ic

h mich

sehr gefreut habe und war bzw. bin sehr gerührt. Der B

eamte kam

morgens und sagte, dass ich ein Paket abholen darf. Das Paket

wird Ja vor meinen Augen kontrolliert. Selbst der Beamte sagte,

das ist aber ein schönes Paket. Das war auf den Inhalt bezogen.

Da ich ziemlich aufgeregt war und der Beamte merkte, wie sehr

ich mich freute, spürte ich, dass er sich ein wenig mit mir freute.

Er kennt mich, da er mein zuständiger Stationsbeamte ist. Ganz

ehrlich fehlen mir die Worte und ein Dank scheint mir zu wenig. Es

ist ein sehr, sehr schönes Paket, ich bedanke mich von ga

nzem Her-

zen. Der Inhalt entspricht genau meinem Geschmack und

ich habe

schon reichlich genascht. Lecker, lecker, lecker. Sie glau

ben gar

nicht, was für eine Freude Sie mir gemacht haben. Der k

leine En-

gel ist ab heute mein Glücksbringer. Sie, Ihr, habt einen

Menschen

glücklich gemacht. Danke!!!

Es ist auch sehr schön zu wissen, dass es solche lieben Men-

schen gibt. Wenn alle Menschen so lieb zueinander wäre

n, dann

wäre das Leben doch leichter und schöner, und das Böse hätte

keine Chance, die Menschen zu beeinflussen. Ach, wenn ich doch

bloß meine Dankbarkeit mitteilen könnte, ich hoffe, es geling

t mir,

schriftlich meine Freude mitzuteilen.

Sie sind mein Weihnachtsmann. Ich beende jetzt diesen Brief und

bedanke mich nochmals von ganzem Herzen. Man hat ges

ehen, dass

das Paket von Herzen gepackt wurde. Ich wünsche Ihrer

Familie

alles, alles Liebe und viel Glück im Leben.

Mit lieben GrüßenDirk

Bitt

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