22
Studentisches Wirtschaſtsmagazin Winter 2013 metamorphosis.de 4,00 € 7,00 sfr ISSN 2192-2667 Hol(i)y: Von Göern, Läufern und Marketing. / Traumfabrik 4.0: Unsere Zukunſt wird gedruckt. / Immer am Limit: Manager und Unternehmen im Adrenalinrausch. / H&M: Ein Mysterium der Marken. + China-Special: Konsum im Reich der Mie.

metamorphosis - Winterausgabe 13

Embed Size (px)

DESCRIPTION

metamorphosis ist das studentische Wirtschaftsmagazin. Wir zeigen kreative Köpfe, innovative Unternehmen und dynamische Märkte. Wir sind Internetstartup und Traditionsunternehmen, MNE und Ich-AG. Denn Wirtschaft ist kein Job, sie ist Leidenschaft. Themen der Winterausgabe 2013: #Hol(i)y: Von Göttern, Läufern und Marketing. #Traumfabrik 4.0: Unsere Zukunft wird gedruckt. #Immer am Limit: Manager und Unternehmen im Adrenalinrausch. #H&M: Ein Mysterium der Marken. + China-Special: Konsum im Reich der Mitte.

Citation preview

Page 1: metamorphosis - Winterausgabe 13

Studentisches Wirtschaft smagazinWinter 2013

metam

orphosis.de

4,00€ 7,00 sfr ISSN

2192-2667

Hol(i)y: Von Gött ern, Läufern und Marketing. / Traumfabrik 4.0:

Unsere Zukunft wird gedruckt. / Immer am Limit: Manager und

Unternehmen im Adrenalinrausch. / H&M: Ein Mysterium der

Marken. + China-Special: Konsum im Reich der Mitt e.

Page 2: metamorphosis - Winterausgabe 13

20

Page 3: metamorphosis - Winterausgabe 13
Page 4: metamorphosis - Winterausgabe 13

EchtE ProblEmlösEr gEsucht!

Die Andersch AG ist eine auf Restrukturierungssituationen spezialisierte Beratungs-gesellschaft. Wir begleiten unsere Mandanten in den verschiedensten Branchen bei der Bewältigung selbst schwierigster Unternehmenssituationen. Mit einem hohen Maß an Branchenkompetenz, Engagement und Leidenschaft bieten wir in Zeiten des Wandels Orientierung. Andersch hat den Anspruch, höchste Beratungsqualität zu liefern. Das ge-lingt mit einem erfahrenen und außergewöhnlichen Team.

www.andersch-ag.de/karriere Wir suchen mitarbeiter, die das besondere wollen.

Page 5: metamorphosis - Winterausgabe 13

EchtE ProblEmlösEr gEsucht!

Die Andersch AG ist eine auf Restrukturierungssituationen spezialisierte Beratungs-gesellschaft. Wir begleiten unsere Mandanten in den verschiedensten Branchen bei der Bewältigung selbst schwierigster Unternehmenssituationen. Mit einem hohen Maß an Branchenkompetenz, Engagement und Leidenschaft bieten wir in Zeiten des Wandels Orientierung. Andersch hat den Anspruch, höchste Beratungsqualität zu liefern. Das ge-lingt mit einem erfahrenen und außergewöhnlichen Team.

www.andersch-ag.de/karriere Wir suchen mitarbeiter, die das besondere wollen.

Page 6: metamorphosis - Winterausgabe 13

www.pwc.de/grossesbewegen

Globale Wert-schöpfungskettenschmieden

The opportunity of a lifetime

Stefan Schrauf besitzt im Team Management Consulting das Know-how, Lieferketten stark und wettbewerbs fähig zu machen. Bei der strategischen Neuausrichtung der Supply Chain eines globalen Herstellers von Bergbau-Spezialmaschinen arbeitete er mit seinem Team daran Lieferzeit, Kosten und Flexibilität optimal auszubalancieren. Und das für 10 Standorte auf 4 Kontinenten. Wenn auch Sie sich in ein exzellentes Team einbringen und an Ihren Aufgaben wachsen möchten, dann starten Sie Ihre Karriere bei PwC.

Stefan Schrauf, Management Consulting

© 2013 PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft. Alle Rechte vorbehalten. „PwC“ bezeichnet in diesem Dokument die PricewaterhouseCoopers Aktiengesellschaft Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, die eine Mitgliedsgesellschaft der PricewaterhouseCoopers International Limited (PwCIL) ist. Jede der Mitgliedsgesellschaften der PwCIL ist eine rechtlich selbstständige Gesellschaft.

AZ_metamorphosis_Stefan_Schrauf_215x280_131022.indd 1 22.10.13 12:44

Page 7: metamorphosis - Winterausgabe 13

7

Editorial

Editorial

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Adrenalin ist ein eigenartiges Hormon – man könnte sagen, es ist kon-trovers. Es tritt in Situationen höchster Belastung auf, dann wenn der Stress uns zu überwältigen droht. In Momenten, die viele Leute zu ver-meiden suchen, die sie für bedrohlich, gefährlich, angsteinfl ößend hal-

ten. Andere lieben diese Situationen: das Gefühl wenn der Instinkt regiert, die Möglichkeit 110 Prozent aus sich heraus-zuholen und den Kick den ihnen das Adrenalin gibt. Diese Situationen begegnen uns täglich. Als Angestellter, als Un-ternehmer, als Sportler. Wir können ihnen kaum ausweichen, nur unser Umgang mit ihnen unterscheidet sich.

Unternehmen und Institutionen versuchen sie zu in-stitutionalisieren, zu überwachen, zu steuern, zu agieren anstatt zu reagieren. Das Wort Risikomanagement ist zur bedeutsamen wie undurchsichtigen Floskel geworden. Sie versuchen die Interessen und das Wohlergehen einer Grup-

pe zu bewahren, sei es seiner Mitarbeiter, seiner Shareholder oder der Gesellschaft . Als Individuen hingegen gehen wir mit Risiken ganz unterschiedlich um. Betreff en sie nur uns selbst, haben keinen lang-fristigen Eff ekt auf unsere Gesundheit oder Karriere, sind wir häufi g deutlich risikofreudiger. Nutzen das Risiko um uns oder anderen zu beweisen, dass wir unangepasst und leistungsfähig sind. Wir klettern auf Berge, stürzen uns aus Flugzeugen oder von Brücken. Topmanager suchen den Kick, um sich als Teil der Leistungselite zu positionieren oder um ein Gefühl zu erleben, dass jeden Gedanken an Alltägliches verdrängt. Manche hingegen suchen den Schutz in Strukturen, Wer-ten oder Religion. Für sie bedeutet Sicherheit mehr als Rausch, wiegt Vorsicht stärker als Neugierde.

Als Magazin haben wir uns der Chance verschrieben, wollen Unter-nehmen, Menschen und Märkte in Bewegung zeigen und Entscheider, die den Mut haben Chancen zu ergreifen. Dass Chancen auch immer Risiken, Scheitern, Absturz oder Tod beinhalten, vergessen wir dabei häufi g. Der Bedeutung dessen haben wir uns in den vergangenen Mo-naten genähert. Unter anderem mit unserer Perspektive auf China, ein Land in dem Chance und Risiko so dicht wie nirgendwo sonst beiein-ander liegen.

Das Ergebnis haltet ihr nun in den Händen. Wie immer mussten auch wir dafür Risiken eingehen, für uns ist aber – wie immer – eines deutlich bedeutender: die Chance ein Magazin geschaff en zu haben, das euch lange an die Seiten fesselt und euch – wie ein Adrenalinkick – die Welt um euch herum kurz vergessen lässt.

euer metamorphosis Team

Page 8: metamorphosis - Winterausgabe 13

8

InhaltWinter 2013

Innovators andHidden Champions

Business Insights Creative Minds

– 20 –Hol(i)y!?

Von Göttern, Läufern und Marketing.

– 28 –Traumfabrik 4.0Unsere Zukunft

wird gedruckt.

– 34 –Pack ma’s!

Das Silicon Valley Deutschlands – Es gibt auch

Start ups außerhalb von Berlin.

– 40 –Eine ganz und gar spezielle

Gefahr: das Ökonomische RisikoWeshalb Kooperation noch immer das beste Mittel ist,

Risiken zu begegnen.

– 45 –Intuition 2.0 –

moderne SzenariotechnikMethoden um die

Glaskugel zu ersetzen.

– 54 –Cryptocurrencies.

Der Weg aus der Misere? Welche Währung

wollen wir?

– 58 –H&M

Konsumenten die H&M boykottieren kaufen bei H&M.

– 66 –Immer am Limit –

Manager und Unternehmen im Adrenalinrausch

Extremsport als Kick für zwischendurch.

– 70 –Mach es für andere –

Oder mach es dir selbstGründen oder nicht Gründen,

das ist hier die Frage.

Page 9: metamorphosis - Winterausgabe 13

9

– 7 –Editorial

– 10 –Kick O�

– 100 –Das Team

– 102 –Impressum

China-Special How To Das Magazin

– 78 –China – die neue

Technologiemacht?!Das Reich der Mitte ist mehr

als nur eine dreiste Kopie. Über die neue Generation chinesischer Unternehmer.

– 85 –Chinas Konsumenten.

Der Shitstorm aus dem OstenWenn deutsche Kühlschränke

mit Vorschlaghämmern öff entlich zerstört werden.

– 94 –Schau her!

Ich liebe meine Arbeit.Social + Work + Network =

Somewhere

– 98 – Books, books, books

Über die Kunst des logischen Denkens

bis hin zur radikalen Innovation.

Page 10: metamorphosis - Winterausgabe 13

Innovators and Hidden Champions

20

Page 11: metamorphosis - Winterausgabe 13

Autor: Hendrik Ketteler

Wie aus einem tausend Jahre alten Brauch in kürzester Zeit eine kommerzielle Bewegung wird.

Hol(i)y!?

Innovators and Hidden Champions

21

Page 12: metamorphosis - Winterausgabe 13

In den göttlichen Sphären des Hinduismus strebte ein König nach der göttlichen Anerken-nung, welche ihm sein Sohn huldigend entge-genbringen sollte. Da der Filius jedoch allein die Gottheit Vishnu verehrte, grollte der Vater und beschloss seinen Sohn durch seine Schwester, welche durch besondere Kräfte vor Feuer resis-tent war, töten zu lassen. Holika, so der Name der Mörderin, sprang mit dem Prinzen in ein Feuer, da sie sich unverwundbar wähnte. Vish-nu jedoch griff in den Plan ein und rettete den Prinzen vor dem sicheren Tod. Holika jedoch ver-endete durch das göttliche Eingreifen in den lo-dernden Flammen. Noch heute gedenken die Menschen in Nordin-dien des sagenhaften Ereignisses. Sie werfen eine Puppe, die sie Holika nennen, in ein Feuer. Dieses Fest wird jedes Jahr Anfang März im Bewusst-sein der Vertreibung des Bösen durch die Götter begangen. Und mit dem Verbrennungsritual der Strohfigur beginnt ein tagelanges fröhliches Fest. Benannt ist es nach Holika – einfach Holi.

Wenn die Tage sonniger und die Natur far-benfroh und lebendig wird, beginnt in Südindien ein Fest der Fruchtbarkeit, Liebe und Zuneigung. Denn Kama, der Gott der Liebe, erzürnte Shiva so sehr, dass dieser ihm das Augenlicht nahm. Ka-mas Gattin jedoch besänftigte Shiva, so dass ihr Mann sehend bleiben durfte. Diesem Eingreifen der Ehefrau und der Sieg der Liebe wird so emo-tional, wie es die Gottheit Krishna zelebrierte, im

„Spiel der Farben“ bedacht. Unabhängig der Kas-te, des Geschlechts und der Herkunft feiern die Menschen in Indien viele Tage lang. Sie bewerfen sich mit farbigem Pulver, Gulal genannt. Es sym-bolisiert das Spiel des Krishna und erinnert an die Werte des Festes – Liebe, Vergebung und Freude.

Religiöse Inder feiern, den Beginn des Früh-lings, den Anbruch der fruchtbaren Jahreszeit, das Fest der Liebe und den Sieg über das Böse seit Jahrtausenden zu diesem Zeitpunkt. Dies ist besonders einleuchtend, wenn man sich vor Au-gen führt, dass diese Bräuche aus Zeiten tradiert

wurden, in de-nen die Naturge-walten das Leben der Menschen noch maßgeblich bestimmten.

An einem Sonntag im Spätsommer 2013. Es ist acht Uhr. Der Parkplatz der Dortmunder Mes-sehalle füllt sich langsam. Es sind weniger als

zwanzig Grad und der Himmel ist europäisch be-deckt. Eine gutsituierte Familie nach der anderen steigt aus ihren SUVs und Kombis. Junge Leute strömen aus allen Richtungen heran, steigen aus U-Bahnen und von Fahrrädern, eilen zum Ort des Geschehens. Eltern helfen ihren Kindern in weiße gesponserte Sportkleidung. Jugendliche schmücken sich mit schrillen Accessoires wie Tu-tu, Sonnenbrille und Perücke. Erwachsene werfen sich in das Joggingoutfit und schrauben die Go-Pro-Kamera auf das selbe Stativ. Ausgestattet mit weißer Uniform und einem Beutel, gefüllt mit ge-färbten Maismehl, bereiten sich die Teilnehmer auf ein Spektakel vor, welches seit weniger als zwei Jahren in vielen Städten Europas und Nord-amerikas und in vielfältigen Ausführungen zele-briert und kommerzialisiert wird. Sie reihen sich mit über 8.000 anderen im Startbereich auf und lassen sich von Moderatoren noch vor dem Start des anstehenden Fünf-Kilometer-Laufs anheizen. Auf Zuruf setzen sich alle auf den Boden und mit einer großen La-Ola wird die erste Portion Mehl in die Luft geworfen. Gruppenweise werden nun alle auf die Strecke entlassen, wo sie in individuel-lem Tempo durch den Westfalenpark traben. Für jeden geschafften Kilometer belohnen freiwilli-ge Mitarbeiter die Teilnehmer des Laufs mit gro-ßen Mengen farbigen Mehls, welche nun auf die Jogger geworfen werden. Absurde Szenen spie-len sich ab, wenn junge und weniger junge Leu-te danach betteln, beworfen zu werden oder sich gar auf dem Boden suhlen, um von herunterge-fallener Farbe coloriert zu werden. Am Ende der Strecke werden alle Läufer auf einen großen Platz geführt, wo von einer großen Bühne Farbbeutel-Aktionen moderiert, Tänze und Fitnessübungen initiiert und am frühen Mittag eine Party für die ganze Familie zelebriert wird.

Der gleiche Sommer, ein anderer Park, in ei-ner von über zwanzig deutschen Städten: Ähn-liche Szenen spielen sich ab. Nur gilt hier nicht der Sport sondern elektronische Tanzmusik dem Farb-Event als Aufhänger. Von der Infrastruktur und den Rahmenbedingungen her wird ein „klas-sisches“ Festival ausgerichtet. Durch die weiße Kleidung der Besucher und die verkauften Farb-beutel wird neben dem akustischen auch ein op-tischer Spaßfaktor gesetzt.

Binnen Minuten sind die Festivals ausver-kauft. Bis zu 10.000 junge Leute tanzen alkoho-lisiert zu moderner Musik und feiern ein völ-lig neues Partykonzept, welches durch immer

Aus einer kleinen

Bewegung wird ein kontinentaler Trend

Innovators and Hidden Champions

22

Page 13: metamorphosis - Winterausgabe 13

Innovators and Hidden Champions

23

Page 14: metamorphosis - Winterausgabe 13

wieder angesagte und mo-derierte Farbwürfe für zahl-reiche schöne Fotomotive und jede Menge Spaß unter den Teilnehmern sorgt. Am Abend des Festes werden in sozialen Netzwerken die geschossenen Fotos hoch-geladen. Damit jeder sieht:

„Ich war dabei! Ich war beim Holi-Festival!“ Es scheint ein Muss für jeden unter 25-Jährigen zu sein, ein Fo-to von sich in Maismehl ge-färbt auszustellen. Und so bedient das Holi-Festival-Konzept neben den musikalischen Bedürfnissen ein viel banaleres Gefühl: dazuzugehören. In Zeiten von Likes und Kommentaren scheint die Teilnahme an der Be-wegung ein neues Bedürfnis nach Aufmerksam-keit zu befriedigen. Somit möchte man um jeden Preis Teil dieser Bewegung werden, den Trend auf keinen Fall verpassen und anschließend der gan-zen Welt mitteilen, dass man Teil der Bewegung ist. Absurd nur, dass es diese chaotisch anmuten-den Bilder sind, die eine Welle durch die sozialen Netze, die Werbung und die Eventlandschaft ma-chen, weniger die ästhetischen.

Der theologische und metaphysische Hinter-grund des indischen Originals verschwindet zu-nehmend hinter irdischen und der ökonomischen Normenwelt immanenten Motiven. Lediglich der Spaßfaktor und das Werfen des farbigen Pulvers sind als wiederkehrende Merkmale erkennbar. Es sei „der Kerngedanke des Holifestes, der ge-genseitige Respekt, die Toleranz und die Gleich-heit aller, die sich durch die Farben ausdrückt,“ so Maxim Derenko, Mitgründer des Holi Festival of Colours. Und die Veranstalter verkünden wei-ter auf der Webseite: „An diesem einen Tag sind alle Menschen gleich. Kulturelle Vielfalt, Freu-de, gegenseitiger Respekt und Toleranz machen das Holi-Fest jedes Jahr unvergesslich. (…) Das Festival Of Colours greift die Stimmung dieser

indischen Tradition auf und bringt das Kultur-Fest nach Europa.“ Aber ist es das Exotische, was die Men-schen zu den Holi-Festivals lockt? Bedient diese Veran-staltungsreihe nicht, wie al-le anderen öffentlichen Ver-anstaltungen, Konzerte und Festivals, die gleichen Wün-sche und Sehnsüchte der jungen Leute nach Alkohol und Party!? „Der Gast fei-ert [bei anderen bekannten Festivals] vorwiegend allei-

ne und ist mit sich und der Musik im Reinen und das ist der zentrale, aber auch einzige Spaß bei der Sache. Auch beim Holi-Festival nimmt die Mu-sik einen wichtigen Raum ein, jedoch ist das Ge-meinschaftsgefühlt das zentrale Element. (…) Die Besucher sprechen [durch die organisierten Farb-würfe] viel schneller miteinander, es bilden sich sehr schnell neue Gruppen, sodass bei Holi-Fes-tivals eine sehr gemeinschaftliche und friedvolle Atmosphäre herrscht.“ sagt Maxim Derenko über das Alleinstellungsmerkmal seiner Veranstaltung.

Unerwähnt bleibt bei allen öffentlichkeits-wirksamen Farben-Schwärmereien, der übergro-ße kommerzielle Erfolg und die profitorientier-ten Interessen der Veranstalter. Vielmehr hat sich ein eigener Zirkus aus Sponsoren und Teilhabern um die Events gebildet, welcher bestrebt ist aus dem ursprünglich kulturellen Fest maximalen Profit zu generieren. „Uns ist es ganz wichtig, dass unsere Partner auch aktiv als Partner in die Ver-anstaltung eingebunden werden.“ sagt Matthias Weigand, Head of Marketing der THE COLOR RUN GmbH. Den Menschen werden zum einen die „Kombination aus Bewegung, etwas Gesun-des für den Körper zu tun und Party“ aber auch die Produkte von ausgewählten Partnern, die sich thematisch in das Konzept eingliedern lassen, na-he gebracht. Um mit den Läufern zu kommuni-zieren darf jeder Sponsor einen eigenen Bereich

Innovators and Hidden Champions

24

Page 15: metamorphosis - Winterausgabe 13

Seit dem ersten Color Run in Phoenix Ari-zona im Januar 2012 wurden in den USA im sel-ben Jahr noch 60 weitere Runs gestartet. Im Jahr 2013 wurden dann weltweit über 150 Color Run-Events mit über 750.000 Teilnehmern veranstal-tet. Ein Trend wie dieser ist vor Trittbrettfahrern und Kopien selbstverständlich nicht gefeit und so bietet jede mittelklassige Dorfdisko einen Ho-li-Tag, eine Splashparty (hier sind die Farben flüs-sig) oder eine vergleichbare Idee.

Ebenso rasant wie das Motiv Einzug in die Bereiche des Lebens erhalten hat, so sorglos wird das Event angenommen. Der Trieb dabei sein zu müssen und es die Welt wissen zu lassen, scheint jegliche kritische Gedanken und Haltungen ver-stummen zu lassen. Der Hedonismus, mit dem das schönste Profilbild für Facebook oder Insta-gram geschossen wird und Youtube- oder Video-clips gedreht werden, hilft als Selbstzweck über jeden Zweifel erhaben zu sein und vielmehr ein Fest der Güte und Gemeinschaft denn ein Fest des Kommerzes zu feiern.

Die Veranstalter haben sich eine Idee zu ei-gen gemacht, welche die Gleichheit aller Men-schen feiert, die Reiche und Arme aller Kasten zusammenbringt – aber mit dem Interesse, fi-nanzielle Gewinne zu machen. Dies ist selbst-verständlich in keiner Form verwerflich, hat aber mit dem namensgebenden Holi-Fest nichts mehr zu tun. Während die einen Menschen ei-nen existenziell wichtigen Jahreszeitenwech-sel feiern, werfen sich hierzulande volltrunkene Menschen gegenseitig Farben ins Gesicht. Eine Absurdität, die sehr schön darstellt, mit welcher Oberflächlichkeit die Riten und Werte anderer Kulturen adaptiert werden und zum eigenen Vorteil herhalten müssen. /

des Veranstaltungsortes nutzen und dort seine Produkte präsentieren und durch Aktionen in ak-tiven Kontakt zu den Teilnehmern treten. Ob Fit-nesstrainer von Reebok der Menge den COLOR-RUN-Dance beibringen, die Menschen sich mit Drogerie-Produkten von Garnier reinigen und das neue Deo ausprobieren oder vor dem Lauf ei-ne von Brillux gesponserte Wand bemalen und als Fotomotiv nutzen. Es wird eine riesige Sport-Party zelebriert, die nur noch das gefärbte Mais-mehl als Gemeinsamkeit zum ursprünglichen Holifest hat.

Ein großes, weltweit agierendes Unterneh-men, die International Management Group (IMG), kaufte die Rechte an der Veranstaltung der COLOR RUNs. Diese ist die weltweit größte Agentur ihrer Art, bekannt als Marketingagentur von Fußballbundesligisten oder Modelagentur von früheren Gewinnerinnen der Castingshow von und um Heidi Klum. Dieser Kauf ging sicher-lich nicht aus rein altruistischen und philanthro-pischen Motiven von statten, sondern aus dem Versprechen heraus, dass sich die Idee über die nächsten Jahre mit Erfolg weiterentwickeln und gewinnbringend vermarkten lässt.

Gelockt werden die Teilnehmer des Color Runs unter anderem mit dem Versprechen, dass ein fester Teil jeder Teilnehmergebühr an einen guten Zweck in der jeweiligen Stadt gespendet wird. Diese gemeinnützigen Organisationen die-nen zum Großteil dem Wohle von Kindern und der Gesundheit. Auch auf Nachfrage veröffentli-chen die Veranstalter keine Summen, wie hoch die Spendengelder waren. Dies scheint den Teil-nehmern auch egal zu sein, schließlich besteht je-derzeit die Möglichkeit die Veranstalter um mehr Informationen zu bitten. Diese Form von Anfra-gen blieb aber bislang aus, so die Einschätzung von Matthias Weigand.

Die Entwicklung des Holi-Festes „der Neu-zeit“ in all seinen Variationen und Facetten ging rasend. Die in Europa offiziell „Holi Festi-val of Colours“ genannten Veranstaltungen wa-ren teilweise in weniger als 30 Minuten ausver-kauft und hatten je nach Veranstaltungsort bis zu 20.000 Besucher.

Innovators and Hidden Champions

25

Page 16: metamorphosis - Winterausgabe 13

Mit den beiden Mitbegründern Jasper Hellmann und Max Riedel steht Maxim Derenko der HOLI CONCEPT GmbH als Geschä� sführer für Marketing vor. Gemeinsam brachten sie 2012 die Idee des Holi-Festes nach Europa und veranstal-ten seitdem das Konzept des Holi Festival of Colours in mehreren Ländern Europas mit über 250.000 Gästen.

Innovators and Hidden Champions

26

Hendrik Ketteler: Wie ist die Idee gewachsen und wie ist die Entwick-lung vom ersten Festival bis heute?

Maxim Derenko: Das allererste Event am 29.Juni 2012 in Berlin haben wir mit 3.500 Leuten veranstaltet, die Nachfragen für Tickets kam auf ca. 27.000 Gäste. Da wir mit einem derar-tigen Ansturm nicht gerechnet hatten, konnten wir so kurzfristig damals kei-ne neue Location fi nden. Es war auch unser Interesse das ganze erst einmal im kleinen Rahmen zu testen, da wir das Konzept des indischen Holi auf den europäischen Markt zugeschnit-ten haben und nicht voraussagen konnten, wie dieses beim Publikum ankommen würde. Anschließend sind wir durch drei weitere Städte getourt mit bis zu 10.000 Gästen in Hanno-ver, Dresden und München. In 2013 haben wir dann alle über 20 Festi-vals in Deutschland, Österreich, Eng-land, Spanien und den Niederlanden ausverkauft und konnten insgesamt 255.000 Gäste begrüßen. Damit wa-ren wir die größte Festivalveranstal-tung in Deutschland und eine der größten Europas.

Fünf Fragen an Maxim Derenko Geschäft sführer Marketing

HOLI CONCEPT GmbH

Page 17: metamorphosis - Winterausgabe 13

Innovators and Hidden Champions

27

Durch soziale Medien erreichen Sie einen hohen Selbstdarstellungs-effekt bei den jungen Leuten, wie bewerten Sie dieses Alleinstellungs-merkmal heute und in der Zukunft?

Das ist natürlich klar, dass wir in 2012 einen Trend geschaffen haben, den wir in 2013 erfolgreich ausgebaut haben. Nichtsdestotrotz merken wir, dass die Nachfrage noch ungebrochen ist und wir in 2014 und Folgejahren diesen Trend fortsetzen können und die Leu-te immer noch Spaß daran haben. Es ist dann vielleicht nicht mehr das Fo-to, sondern einer der vielen anderen Aspekte, die den Gast das Festival als etwas Besonderes erleben lassen. Wir sind ein sehr junger Trend, sind aber auch ebenso optimistisch, dass dieser noch einige Jahre anhält.

Auch andere Wirtschaftszweige, wie die Werbeindustrie, haben das

Holi-Motiv für sich entdeckt. Wie sehen Sie die Zukunft dieses

Nebeneffektes des von ihnen hervorgerufenen Trends?

Es ist uns auch aufgefallen, dass die Werber dieses Motiv, welches wir nach Europa gebracht haben, aufgegriffen haben. Das zeigt auch, dass diese Idee von vielen Richtungen sehr gut ange-nommen wird. Dies entspricht auch voll und ganz dem Holi-Gedanken, dass sich das entsprechend verbreitet und alle Menschen Zugang zu dem Fest haben sollen. Wir denken, dass dies auch in Zukunft weiter der Fall sein wird und weitere Branchen das Motiv für sich entdecken. Ein Beispiel hierfür ist SONY, die ihr neues Han-dy, welches wasserabweisend ist, mit dem Motiv des Holi-Festes beworben haben. Auch dieser Fall zeigt, dass das Holi-Fest ein sehr attraktives Thema ist, das es vorher nicht gab. Daher sind wir zuversichtlich, dass dieser Trend sich noch weitere Branchen sucht.

Glauben Sie, dass die junge Generati-on derartige neue Events in regel-

mäßigen Abständen braucht? Ist ihr Konzept in mehreren Jahren

für junge Leute noch interessant?

Zum jetzigen Zeitpunkt erlebt das The-ma Holi einen Hype, der den jungen Leuten sehr attraktiv erscheint und sehr viel Spaß bereitet. Das erkennt man an der hohen Identifikation und daran, dass die vielen Leute gerne wie-derkommen möchten. Ob diese Ent-wicklung sich über die nächsten Jahre fortsetzt, können wir nicht abschätzen. Natürlich ist ein großer Aspekt des Er-folges das Forum, das wir bieten. Aber noch viel größer ist die Idee hinter dem Fest. Und das ist es, was den Be-suchern auf anderen Festen fehlt, das Gemeinschaftsgefühl. Dadurch, dass das Holi in jeder Stadt nur einmal im Jahr stattfindet, ha-ben die Feste immer noch einen Sel-tenheitswert. Ebenso wächst auch je-des Jahr eine Generation neuer Gäste nach. Unser Zielpublikum ist zwischen 19 und 25 und das Mindestalter ist 18, so dass es einen großen Teil Personen sehr nah an der Zielgruppe gibt, die sich auf das nächste Jahr und ihre ers-te Holi-Teilnahme freuen. Dies alles stimmt uns zuversichtlich, dass der positive Trend noch einige Zeit anhält.

Haben Sie Feedback aus Indien bekommen, wie dort aufgenommen

wird, dass eine weniger religiöse, aber an das dortige Fest angelehnte

Veranstaltung erfolgreich ist?

Ja, wir haben da sehr viel Feedback. Schon zu Beginn – 2012 – haben wir uns an die indische Botschaft in Berlin gewandt und dort mit den Mitarbei-tern gesprochen. Es wurde durchweg erwähnt, dass das Holi Festival of Co-lours auch Werbung für das Land und die Kultur sei. An dieser Stelle möch-ten wir auch nochmal klar abstrahie-ren: Wir sind kein religiöses Fest, wir lassen diesen Aspekt außen vor. Wir haben für unser Konzept die Kernele-mente aus dem Original-Holi genom-men: die Gleichheit aller, der gegensei-tige Respekt und Toleranz. Wir denken, dass das auch Werte sind, die in ande-ren Kulturen mehr zum Vorschein kommen müssten. Im Indischen ist es so, dass gerade dieses Fest dafür steht. Daher möchten wir, dass diese Kern-elemente auch für andere zugänglich und stärker vermarktet werden.

Page 18: metamorphosis - Winterausgabe 13

100

Das Team

Denise Bossert – [email protected]

Amos Fricke – Fotogra� [email protected]://studioamosfricke.com

Rabea Di� mar– [email protected]://esistfrühling.de

Philipp Gieseler – [email protected]://philippgieseler.com

Nils Heinemann – [email protected] – Wissenscha� in der Praxis e. V.

Christian Klang – [email protected] e.V.

Clemens Hess – Fotogra� [email protected]://www.clemenshess.de

Viktoria Keiper – [email protected] e.V.

Hendrik Ke� eler – [email protected] Studentische Unternehmensberatung e. V.

1

4

3

10

6

8 9

7

5

1

4

3

2

5

6

10

7

8

9

Demian Büchner – Akquise, [email protected] Studentische Unternehmensberatung e. V.

2

Page 19: metamorphosis - Winterausgabe 13

101

Das Team

Johannes Mundiger – [email protected]://jmundinger.de

Wilm Lindenbla� – [email protected]://wilmlindenblatt.com

Markus Müller – [email protected] Consult München e.V.

Lukas Nita – [email protected]://lukasnita.com

Elena Meyer – [email protected]

Christian Koopmann – [email protected] Consulting Team e. V.

Sebastian Johanning – [email protected] e.V.

Alexander Linewitsch – [email protected] e. V.

15

181312

14

1711 16

12 17

15

11 16

13

14

18

19

20

2019

Theresa Stahlke – [email protected] Consultants e.V.

Lennart Wilke – [email protected] e.V.

Page 20: metamorphosis - Winterausgabe 13

102

S&F

BUSINESSAS UNUSUALMehr unter karriere.bcg.de

Grow Further.

215x280_AZ_ManRun_metamorph.indd 1 02.11.12 14:35

Das Team / Impressum

Kontakt [email protected] [email protected] [email protected]

HerausgeberBundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. (BDSU)

Hausanschri� Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmens-beratungen e.V. (BDSU) Zitelmannstrasse 2253113 Bonn

DruckOktoberdruck AGRudolfstraße 1–8 10245 Berlin

Oktoberdruck ist zerti� ziertes Mitglied des Gemeinscha� systems für freiwilliges Umwelt management EMAS.

Das Magazin erscheint halbjährlich (Sommer / Winter)Die Publikation und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen sind urheberrechtlich geschützt. Jeder Verwendung außerhalb der Grenzen des Urheber-rechts ist ohne Zustimmung des Bundesverbands Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. (BDSU) und des Autors unzulässig und stra� ar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung in elektronischen Systemen. Nach-druckgenehmigungen kann der Bundesverband Deutscher Studentischer Unternehmensberatungen e.V. (BDSU) erteilen.

Impressum

Raphael Re� ig – [email protected] e. V.

Ma� hias Gro� endieck – Gra� k, [email protected]://matthiasgrottendieck.com

Paul Quick – Text, [email protected] Consulting Team e. V.

Lennart Säger – Text, [email protected] Consulting Team e. V.

Sabrina Schell – Text, [email protected] & Consult e. V.

B

D

B

E

A

C

D

E

C

A

Page 21: metamorphosis - Winterausgabe 13

S&F

BUSINESSAS UNUSUALMehr unter karriere.bcg.de

Grow Further.

215x280_AZ_ManRun_metamorph.indd 1 02.11.12 14:35

Page 22: metamorphosis - Winterausgabe 13

Sollten wir Ihr Interesse geweckt haben,so haben Sie die Möglichkeit

„Metamorphosis – das studentische Wirtscha� smagazin“

unter www.metamorphosis.desich nach Hause liefern zu lassen.