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Natur+Umwelt Bund Naturschutz Magazin www.bund-naturschutz.de Heft 3-2005 87. Jahrgang 3. Quartal Hallo Schmetterling Wie wir den bedrohten Schönheiten eine Heimat geben

Natur+Umwelt 3-2005

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Hallo Schmetterling - Wie wir den bedrohten Schönheiten eine Heimat geben

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Page 1: Natur+Umwelt 3-2005

Natur+UmweltBund Naturschutz Magazinwww.bund-naturschutz.de

Heft 3-200587. Jahrgang3. Quartal

Hallo SchmetterlingWie wir den bedrohtenSchönheiten eine Heimatgeben

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Hallo SchmetterlingDie federleichtenFalter haben esschwer. Fast zweivon drei der zartenArten stehen inBayern auf derRoten Liste. Mitgroßem Einsatzsichert der BundNaturschutz ihreLebensräume.Ab Seite 10

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IAL Natur+Umwelt

3-2005

RichtungswahlenDer Ausgang derBundestagswahlwird die Weichenfür Umwelt undNatur neu stellen.Lesen Sie, was dieParteien vorhaben.Senden Sie Post-karten an Stoiberund Müntefering!Ab Seite 7 + Seite B4+ Beihefter in der Heftmitte

InhaltIntern

4 Delegierte fordern Atom-ausstieg

5 Leserbriefe6 Nachrufe

Aktuell 7 Naturschutz

steht zur Wahl8 BN-Forderungen

– Parteien-AntwortenTitelthema

10 Hallo Schmetterling

12 Kennen Lernen,Schützen

14 Einsatz fürs FalterlandPortrait

18 Prof. GerhardKneitzFotoseite

19 Totholz lebtKids + Tricks

20 Gaukler derLüfteAktuell

22 SchwerpunktAlpen

23 Interview KarlStankiewitz

24 KurznachrichtenRegional

26 BN-Erfolg: Natura 2000

27 Niederbayern28 Oberfranken29 Oberpfalz30 Oberbayern31 Schwaben32 Unterfranken33 Mittelfranken

Bildung 34 Ideen für’s

Apfelfest35 Termine

AbschiedDer Bund Natur-schutz hat zweigroßartige Men-schen und Freundeverloren. Zum Todvon Birgit Ungerund Carl Amery.Seite 6

MultitalentDer Zoologie-Pro-fessor GerhardKneitz hat Natur-schutzgeschichtegeschrieben undschöne Naturbildergezeichnet.Seite 18

BN vor OrtGraugänse inGefahr, Steuergel-der für Startbah-nen, Kahlschlag imKlimawald: Natur-und Umweltschutzaus allen TeilenBayerns.Seite 26

Wachstum neu denkenEine neue Start- und Landebahnfür den Großflughafen München,eine Transrapidstrecke und neueAutobahnen, Gentechnik auf Feldund Teller, neueAtomkraftwerke:All dies sollangeblich dieWirtschaftwachsen lassen.Und nur damitkönnten Mas-senarbeitslosigkeit und Zukunfts-probleme unseres Landes gelöstwerden. Diese undifferenzierteForderung nach Wachstum wirdderzeit von vielen Parteien undWirtschaftsverbänden zur Ideolo-gie unserer Zeit erhoben. Und das,– obwohl sich das Wachstum desBruttosozialprodukts weitgehendvon der Schaffung von Arbeits-plätzen entkoppelt hat,– obwohl das Bruttosozialproduktals Wohlfahrtsmaßstab ungeeig-net ist– und obwohl die entwickelteWirtschaft in Deutschland natür-lich nicht mehr so schnell wachsenkann wie etwa in China, wo 1,3Milliarden Menschen gerade dieHälfte des deutschen Bruttosozial-produkts erwirtschaften.

Jeder muss wissen, dass es ineiner begrenzten Welt kein unend-liches Wachstum geben kann. DieEntkopplung unserer Sozialsyste-me vom Wirtschaftswachstum istdaher die zentrale Aufgabe. Dieökologische Steuerreform war hierein guter Anfang. Unsere Wirt-schaft benötigt gerade in Zeitender Globalisierung einen ökolo-gisch-sozialen Rahmen und einenStaat, der das Gemeinwohl sichert,statt sich als Förderer der Gewinn-maximierung internationaler Kon-zerne zu Lasten der mittelstän-dischen, regionalen Wirtschaft zuverstehen.

Für den Bund Naturschutz ist eseine zentrale Aufgabe, die kriti-sche Wachstumsdebatte der 70erJahre neu zu führen. Ich bin sehrauf Ihre Meinungen zu diesemThema gespannt und freue michüber Ihre Zuschriften.

Ihr Prof. Dr. Hubert WeigerVorsitzender des Bundes Naturschutz

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In diesem Jahr fand die Delegier-tenversammlung des BN in Lin-

dau in der wunderbaren Umgebungdes frühlingshaften Bodensees statt.Die über 200 Delegierten, die ausallen Teilen Bayerns angereistwaren, berieten in der Versamm-

lung, die von der Kreisgruppe Lindau hervorragend unterstütztwurde, über die Arbeitsschwer-punkte und Politik des BN für dasJahr 2005.

Der Landesvorsitzende des BN,Prof. Dr. Hubert Weiger, machte inseiner Grundsatzrede »Naturschutzist Investition für unsere Zukunft«deutlich, dass der BN mehr denn jegefordert ist, die Lebensgrundlagenfür die kommenden Generationenzu verteidigen, insbesondere bei derSicherung einer gentechnikfreienLandwirtschaft. Durch Ausbringungvon gentechnisch verändertenPflanzen drohe nämlich eine nichtmehr rückholbare Veränderung des

noch gentechnikfreien Saatgutesmit unkalkulierbaren Folgen.

Der Landesvorstand dankte allenAktiven für ihren großartigen Ein-satz beim Volksbegehren »Aus Liebezum Wald«: »Auch wenn wir unserZiel mit 9,3 Prozent, das heißt854000 Eintragungen, knapp ver-fehlt haben, haben wir mit demVolksbegehren das Schlimmste ver-hindert«, erklärte stellvertretendeLandesvorsitzende Doris Tropper inihrem Tätigkeitsbericht.

Ausführlich diskutierten dieDelegierten die Arbeitsschwerpunk-te und die Politik des BN für 2005.Besondere Beachtung fanden derLeitantrag des Landesvorstandszum Sofortausstieg aus der Atom-energie, verschiedene Anträge zurSicherung der Senkung des Primär-energieverbrauchs im Energiebünd-nis des BN mit der Staatsregierungund die Überschreitung der Fein-staubwerte in Bayern. Einstimmigbeschlossen wurde die von stellver-tretendem LandesvorsitzendenSebastian Schönauer begründeteResolution des BN an die Bayeri-sche Staatsregierung zur Umset-zung der europäischen Wasserrah-menrichtlinie(vgl. N+U 2-05).

Insgesamt gab die Delegierten-konferenz mit ihren sachlichen undvielfältigen Beiträgen dem Landes-vorstand wertvolle Denkanstöße fürdie anstehende Arbeit. Verabschie-det wurde ferner der Landeshaus-halt des BN (vgl. Graphiken). Hierkonnte Landesschatzmeister Hel-mut Steininger eine weitere Konso-lidierung vermelden. Die Versamm-lung beschloss auf Antrag des Vor-standes und des Landesgeschäfts-führers, eine eigene BN-Stiftung insLeben zu rufen.

Für ihre besonders verdienstvolleArbeit im Natur- und Umweltschutzzeichnete der Bund NaturschutzHans Müller, Elke Englert, JosefKreuzer, Paul Reisbacher und PiaMayer-Gampe mit der BayerischenNaturschutzmedaille aus.

Abgerundet wurde die Delegier-tenversammlung durch eine ge-meinsame Schifffahrt und Exkur-sion ins schöne Wasserburg, so dassauch der Naturgenuss und die Freude an der schönen Natur nichtzu kurz kamen.

4 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-05]

Der AutorPeter Rottner istLandesgeschäfts-führer des BN.

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Volles ProgrammDie BN-Delegier-ten waren aufihrer Landesver-sammlung in Lin-dau zwei Tage langvoll gefordert.

BN-Delegiertenversammlung fasst wichtige Beschlüsse

Naturschutz ist Zukunftsinvestition

Gegen jedes Gerede von Naturschutz als Standortnachteil machtsich der Bund Naturschutz weiter für den Erhalt der natürlichenLebensgrundlagen stark. Dazu gehört die Forderung nach einemSofortausstieg aus der Atomenergie, die die Delegierten auf ihrerJahresversammlung 2005 bekräftigten. Von Peter Rottner

Beiträge von Mitgliedern und Förderern5.000.000 Euro

Gesamt-Einnahmen(abzügl. Rücklagenzuführung)

10,02 Mio. Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1.293.000 Euro

Erbschaften1.165.000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe,Artenschutz, Projekte2.208.000 Euro

Einnahmen der Umweltbildungs-Einrichtungen255.500 Euro

Sonstige Einnahmen101.000 Euro

Arten- und Biotopschutz1.730.228 Euro

Gesamt-Ausgaben10,02 Mio. Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke638.000 Euro

Natur- und Umweltschutz,ohne Arten- und Biotopschutz653.934 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1.810.289 Euro

Rücklagenzuführung291.200 Euro

Bildungsarbeit917.800 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«462.554 Euro

Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung1.101.217 Euro

Deutschlandweiter undInternationaler Umweltschutz567.000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit245.000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutz-Veranstaltungen290.221 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1.151.709 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen53.000 Euro

Bund Naturschutz-Stiftung110.000 Euro

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Zehn Millionen fürBayerns NaturDer Haushalt 2005des Bundes Natur-schutz ist gekenn-zeichnet durcheine weitere Kon-solidierung gegen-über den schwieri-gen Vorjahrensowie durch dieSchwerpunktset-zung auf konkreteMaßnahmen fürUmwelt und Natur.

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Schreiben Sie uns!Leserbriefe kommenbei uns gut an:BN-Magazin»Natur+Umwelt«,Dr.-Johann-Maier-Str. 4,93049 Regensburg,Tel. 09 41-297 20 22,Fax 2 97 20 31,[email protected]

Sehr gelungenZum Titelthema»Im Wasser lebtdie Hoffnung« inN+U 2-05Es freut mich sehr,dass sich der Bund Naturschutz inBayern des Themas »Schutz derFlüsse« in dieser Deutlichkeit ange-nommen hat. Die Abhandlung desTitel-Themas in der aktuellen»Natur+Umwelt« halte ich für sehrgelungen. Besonders gefreut hat esmich, dass auch Bilder von bedroh-ten Fischarten abgedruckt wurden,zeigt es doch, dass sich der BN auchfür den Lebensraum unter Wassermit verantwortlich fühlt.Jürgen Krosta, Mittelsinn

Bei der Lektüre des sehr interessan-ten Artikels zum Fließwasser- undFischartenschutz habe ich einenFehler festgestellt. Auf Seite 15geben Sie an, die Broschüre überdie Ergebnisse der Artenkartierun-gen in den Fließgewässern Bayernssei vom »Bayerischen Umweltmi-nisterium«. Diese Broschüre wurdejedoch vom Bayerischen Staats-ministerium für Landwirtschaft undForsten als oberste Fischereibehör-de herausgegeben. Dr. Franz Geldhauser, BayerischesStaatsministerium für Landwirt-schaft und Forsten, Referat fürFischerei und Fischwirtschaft

Nichts NeuesZu »Taten statt Warten« in N+U 2-05Der Feinstaub ist ein altes, seitBeginn des Industriezeitalters stetig

zunehmendes Belastungspotenzial.Anbei sende ich eine Fotomontage»Luftverschmutzung« von 1970, diein »München Heimat und Welt-stadt« veröffentlicht wurde. DerGrund dieser Ausarbeitung war dieMitteilung von Mercedes und BMW,alle Fahrzeuge für den Export in die USA mit Katalysatoren auszu-statten, während die Fahrzeuge inDeutschland diese Technik nichterhielten. Es hat bei uns in Europadann ziemlich lange gedauert, bisder Katserien-mässigeingebautwurde. Dader Die-selruß,Industrie-abgase, Abriebe und Abgase vonFahrzeugen, Staubaufwirbelungender Straßen und Wüsten, Haus-brandemmisionen und weltweitverursachte Waldbrände, kriegsbe-dingte Abschussemisionen einewirkliche Veränderung der Atmo-sphäre verursachen, müsste an derReduzierung dieser Ursachen ge-arbeitet werden. Leider geschiehthier sehr wenig.Karl Schillinger, Bad Kohlgrub

Gute DiensteZum Ratgeber »Wasser Sparen imHaushalt« in N+U 2-05Die Wasser sparenden Dichtungenaus dem Baumarkt tun mittlerweilebei uns in der Wohnung gute Diens-te. Ich bin zwar sehr energiebewusstvon Kind auf erzogen, bei den Tipps

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Preisträger unter sichMit Dr. Georg Meister, neuer Träger des »Bruno H. Schubert-Preises«, freut sich sein Vor-gänger Prof. Klaus Töpfer, Direk-tor der UN-Umweltbehörde.

in der Natur+Umwelt lerne ichtrotzdem ab und zu Neues.Anja Wesner, München

Die Errichtung eines parallelenWassersystems für Regen- und Lei-tungswasser kann zu einem erheb-lichen Ressourcenverbrauch führen,weil Rohre etcetera ja auch unterMaterial-, Energie- und Wasserein-satz hergestellt werden müssen. Die einfachste und ökologisch wieökonomisch sinnvollste Nutzungvon Regenwasser funktioniert mei-nes Erachtens immer noch über dieRegenklappe und ein altes Wasser-fass für die Gartenbewässerung. Der BUND Baden-Württemberg hat53 Tipps zum nachhaltigen Umgangmit Wasser zusammengestellt. Die Tipps gibt es online oder perBroschüre, beides unter www.ja-zum-wasser.de.Bernd Schott, per E-Mail

Keine Scheu!Zu »Attacke auf das Ehrenamt« in N+U 2-05Als BUND-Mitglied und Leser desMagazins möchte ich nur kurz mit-teilen, dass ich die Thematisierungdes Einflussnahme-Versuchs derCSU-Abgeordneten sehr gut finde.Die Mitglieder (und Wähler) sollenschon wissen, wer sich wie für odergegen den BUND ausspricht. Inso-fern: Dankeschön und bitte weiter-hin klare Worte und keine Scheu vorder Politik (egal, um welche Parteies sich handelt).Günter Keil, per E-Mail

Hohe Auszeichnung für Georg MeisterDr. Georg Meister, im Bund Naturschutzseit vielen Jahren als Forst-Fachmann undSprecher des Arbeitskreises Alpen enga-giert, darf sich über eine hohe Auszeich-nung freuen. Am 1. Juli erhielt er denrenommierten »Bruno H. Schubert-Preis«,den mit insgesamt 100 000 Euro – verteiltauf mehrere Preisträger – höchstdotiertenprivaten Preis für Natur und Umwelt inDeutschland. Dr. Meister steht damit ineiner Reihe mit so bedeutenden Preisträ-gern wie Jacques Cousteau, Prof. Klaus Töp-fer, Prof. Bernd Lötsch und Hubert Wein-zierl.

In seiner Laudatio würdigte Prof. WolfgangHaber neben dem fachlichen Könnenbesonders den kritischen Geist Dr. Meis-ters. Der staatliche Forstmann habe sich»lebenslang mit dem Wald als ›Lehrmeisterder Natur‹ beschäf-tigt und dessen Leh-ren ernster genom-men als die Vor-schriften seiner Vor-gesetzten«. Mit sei-nem kürzlich er-schienenen Werk»Die Zeit des Wal-des« (siehe Natur+Umwelt 3-04;

erhältlich bei der BN Service GmbH), einemlaut Haber »einzigartigen Buch«, habeMeister »die Krönung eines beispielhaften,unverdrossenen Lebenswerks als natur-schutz-motivierter Forstmann erreicht.«

Der Bund Naturschutz und die»Natur+Umwelt« schließensich dem hohen Lob an undgratulieren herzlich! (göß)

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Unsere ehemaligeKollegin im BN-

Landesvorstand BirgitUnger ist in der Nachtvom 13. auf 14. März

2005 an einem schweren Krebslei-den verstorben. Mit ihr verlieren wireinen Menschen, der sich in vollerHingabe und mit Sensibilität undLiebe allem Schwachen zuwandte,obdachlosen Menschen gleicher-maßen wie der geschundenen Krea-tur und der Natur. Sie hat unsereArbeit im Landesvorstand des Bundes Naturschutz und in vielenTierschutzorganisationen mit ihremeinfühlsamen Denken bereichert.Dafür danken wir ihr.

Birgit Unger war eine der enga-giertesten Tierschützerinnen Bay-erns. Ihre Arbeit war vielschichtig.Ob Aktionen gegen Lebendtier-transporte, Tierversuche, Jagd, Tier-schutz in die Verfassung, Massen-tierhaltung – ob in Eschlkam, Mün-

chen, Berlin oder am Walserberg –immer war sie auf der Seite derTiere und der Tierschutzbewegung. Birgit Unger war eine Frau, die alleFelder des Tierschutzes umfasste.Sie war praktische Tierschützerinund half vielen Tieren direkt. Siewar politische Tierschützerin, orga-nisierte und beteiligte sich an vielenDemonstrationen, schrieb eine Viel-zahl von Briefen an die verantwort-lichen Politiker. Sie war Tierrecht-lerin, die der festen Überzeugungwar, dass wir den Tieren kein Mit-leid, sondern Gerechtigkeit schul-den. Und sie engagierte sich in vielen Tierschutz-organisationen, Vereinenund Tierheimen.

Die Tiere und alle, diein ihnen Brüder undSchwestern sehen, habeneine warmherzige, enga-gierte und toleranteFreundin verloren, die

sich über die eigene Artgrenze hinaus für die Mitgeschöpflichkeitaller Wesen einsetzte.� Der Symbolbaum der Natur-schützer ist die mütterliche, diesanfte, weibliche Linde. Eine solcheTrostspenderin haben wir zu Deinem Gedenken, liebe Birgit, aneinem von Dir verehrten Ortgepflanzt und mit der folgendenWidmung versehen, die Ina Seidelformuliert hat. Liebe Birgit, wir danken Dir.Hubert Weiger und Hubert Weinzierlfür den BN-Landesvorstand

6 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-05]

Das Bierhefe-PrinzipHubert Weinzierl erinnert an Carl Amery

B licken wir 33 Jahre zurück. EinTreffen der Gruppe Ökologie

auf einem niederbayerischen Bau-ernhof in Heiligenstadt. Die Thesenvon den »Grenzen des Wachstums«werden diskutiert. Die meisten deranwesenden hochrangigen Natur-wissenschaftler argumentiereneben naturwissenschaftlich, bis CarlAmery eingreift: »Mit den Beweis-mitteln der linken Gehirnhälfte, mitArtenschwund und Abgasgrenzwer-ten allein kommen wir nicht weiter.Wir müssen uns mehr mit demMenschen befassen, der Ökologie-bewegung fehlt eine Zukunfts-vision, es fehlt uns am Mut zu Emo-tionen, und es fehlt uns eine zu-kunftsfähige Philosophie.«

Carl Amery hat sie formuliertund fortan auch gepredigt und istmit seinen zahlreichen Büchernund in immerwährender persön-licher Präsenz zum Verkünder undPropheten geworden: »Der Ideolo-

gie, dass nur Wirtschaftswachstumdie Zukunft sichern könne, mussein Ende bereitet werden, denn wirlaufen Gefahr, in unseren eigenenAbfällen zu ersticken«, sagt Ameryim Wahljahr 1972 und fordert, Naturals Politik aufzufassen. Er verlangt,die Ökonomie als irrationale Leit-wissenschaft durch die Disziplin derÖkologie und durch die sozialenKomponenten zu erweitern, welchedie gesamte Erde und die Nach-geborenen mit im Blick haben. Daswar zwei Jahrzehnte vor Rio.

Christian Mayer, alias CarlAmery, ist mit seinem oftmals soplastisch vorgetragenen Gleichnisvon der Bierhefe, die sich zu Todewächst, zum Mahner wider die Ide-ologie des Wachstums geworden, erhat der Umweltbewegung das ge-geben, was er schon vor einer Gene-ration angemahnt hat – eine ganz-heitliche Philosophie, die nicht anZahlen, Daten und Fakten endet,

sondern die gemeinsame HeimatErde im Blick hat. Meine Frau undich, lieber Christian, behalten Deinherzhaftes Lachen und Deine Fröh-lichkeit der Habenichtse in dank-barer Erinnerung.

Carl Amery †Der Schriftsteller und Publizist starbam 24. Mai 2005 im Alter von 83 Jah-ren in München. Der Bund Naturschutzhat mit ihm einen wichtigen Vorden-ker und Freund verloren. Der engagier-te Umweltschützer Amery setzte sich nicht nur in zahlreichen Schriftenunermüdlich für eine zeitgemäßeUmweltpolitik ein; er unterstützteauch aktiv viele Anliegen des BN,zuletzt etwa das Volksbegehren »AusLiebe zum Wald«. Wir danken ihm von Herzen.Der BN-Landesvorstand

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Danke, Birgit UngerAbschied von einer engagierten Tier- und Naturschützerin

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Birgit Unger †

Unsterblich duften die Linden –was bangst du nur?

Du wirst vergehn und deiner Füße Spurwird bald mit seinem süßen Atemwehn

gelind die arme Menschbrust entbinden.Wo kommst du her? Wie lang bist du noch hier?

Was liegt an dir?Unsterblich duften die Linden.

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Am 4. Juli starb der langjährigeBN-LandesrevisorLeonhard Rupp-recht. BN-Vorsit-zender HubertWeiger wird in der nächstenNatur+Umwelt anihn erinnern.

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Deutschland. Der Bund Naturschutz warnt daher gera-de in Bayern vor einem Bundestagswahlkampf, beidem Arbeitsplatzsicherung und Wirtschaftsentwick-lung gegen Natur- und Umweltschutz ausgespielt wer-den.

Denn gerade konsequenter Natur- und Umwelt-schutz hat drastische Verminderungen des Energiever-brauchs und des Verbrauchs nicht erneuerbarerRessourcen als zentrales Ziel. Dazu sind aber nicht nurenergie- und ressourcenschonende Verhaltens- undKonsumweisen notwendig, sondern vor allem auchInvestitionen zum Beispiel im Bereich der Wärmedäm-mung von älteren Gebäuden, Erneuerung der Hei-zungsanlagen und deren Ersatz durch Blockheizkraft-werke, Sonnenkollektoren und Photovoltaikanlagenauf den Dächern oder Investitionen in eine zukunfts-fähige Mobilität durch Förderung des ÖPNV geradeauch im ländlichen Raum und der Bürgerbahn, dasheißt der Schiene in der Fläche. Alle diese Investitionensind vor allem wegen ihrer Dezentralität arbeitsplatz-intensiv: Umweltentlastung und Schaffung zukunftsfä-higer Arbeitsplätze sind also keine Gegensätze – ganzim Gegenteil.

So können allein durch die vom Bund Naturschutzgeforderten Maßnahmen zur Sicherung des Natur-haushaltes über eine Million neuer Arbeitsplätze ineiner Nettobilanz entstehen, das heißt der Verlust vonArbeitsplätzen in der Atomkraftindustrie, Pestizid-Chemie oder in der Agro-Gentechnik wird weit über-kompensiert. Es geht deshalb gerade auch in diesemWahlkampf und bei der Wahl selbst um eine Herausfor-derung auch für uns als überparteilicher Verband,

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ZukunftsfragenWo liegt die Zukunft unseres Landes: in der »Renaissance«der Atomkraft oder im Erhalt einer gesunden Umweltfür unsere Kinder und Enkel? Am 18. September steht nochmehr zur Wahl als die Themen Arbeit und Wirtschaft.

Der AutorProf. Dr. HubertWeiger ist 1. Vorsit-zender des BundesNaturschutz inBayern e. V.

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Der Bundestags-Wahlkampf wird drei große Themen haben, heißt es: Arbeit,Arbeit und Arbeit. Wenn man schon alles andere ausblendet, dann sollte manwenigstens richtig rechnen. Ein Wahl-Appell von Hubert Weiger

verträgliche und zukunftsfähige Arbeit schafft« ent-gegenzusetzen.

In Bayern sind wir natürlich auch gefordert, dieZukunft der noch frei fließenden Donau zwischenStraubing und Vilshofen, den Weiterbetrieb der Atom-kraftwerke, den vom Münchner Hauptbahnhof zumFlughafen geplanten Transrapid oder die verfehlteVerkehrspolitik mit neuen Autobahn- und Flughafen-planungen zu einem Thema zu machen. Bitte fragenSie an den Infoständen aller Parteien nach diesen The-men und natürlich nach den weiteren in unserem For-derungskatalog genannten Positionen. Die folgendenParteienantworten darauf sollen Ihnen als Entschei-dungshilfe für die Bundestagswahl dienen.

Mehr zum ThemaLesen Sie das Spezial unseres Bundesverbandes zur Wahl, Seite B4 bis B10:Was fordert der BUND? Was sagen die Parteien dazu? Wie sieht dieschwarz-gelbe Praxis nach dem Wechsel in Niedersachsen aus? Und wieschafft die Öko-Branche Arbeitsplätze?Neben Bundesthemen wirkt sich die Wahl auch auf spezielle bayerischeFragestellungen aus, etwa den Erhalt der freien Donau. Und bayerischePolitiker werden wohl künftig wieder kräftig in Berlin mitmischen. LesenSie deshalb auf den folgenden Seiten, was der Bund Naturschutz von derPolitik fordert, und wie sich die Bayern-Zentralen der Parteien dazu stellen.

Keine falschen Wahl-Parolen!

Naturschutz schafft Arbeitsplätze

Umfassender Naturschutz sichert die natürlichenLebensgrundlagen, spart der Gesellschaft Milliar-

den Euro an Sanierungskosten für Umweltschädenund schafft zukunftsfähige Arbeitsplätze in Bayern und

diese tatsächlich unser Leben existenziell betreffendenFragen in die politischen Debatten einzubringen undder dummen politischen Aussage »sozial ist, was Arbeitschafft«, die Aussage »nur das ist sozial, was umwelt-

B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S

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8 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-05]

B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W

++ = Volle Zustimmung + = Überwiegende Zustimmung - = Überwiegende Ablehnung -- = Komplette Ablehnung

BN-Forderungen – Parteien-Antworten

Das Kreuz mit dem KreuzchenEs ist schwer, eine Wahlentscheidung zu treffen, wenn einem die Umwelt besondersam Herzen liegt, diese aber im Wahlkampf kaum vorkommt. Damit Sie, liebe BN-Mitglieder, sich trotz fehlender bis vager Politiker-Aussagen orientieren können,haben wir die Parteien mit unseren Kernforderungen konfrontiert und um klareAussagen gebeten. Machen Sie sich ein Bild.

CSU* SPD Grüne FDP Linkspartei

--* + + - ++

Kernforderungen des Bundes Naturschutz zur Naturschutz- und Umweltpolitik; Wahlen zum Deutschen Bundestag 2005

Der Bund Naturschutz fordert einen echtenSofortausstieg aus der lebensbedrohenden undumweltgefährlichen Atomenergienutzung.

+* ++ ++ - ++Der Bund Naturschutz fordert den weiterenAusbau der erneuerbaren Energien unter ande-rem durch die Fortführung der ökologischenSteuerreform und des Erneuerbare-Energieen-Gesetzes.

-* + ++ - ++Der Bund Naturschutz fordert Gentechnikfrei-heit auf dem Teller und in der Landschaft undeinen Anbaustopp von genmanipulierten Pflanzen in Deutschland und in der EU, da dieRisiken für Verbraucher, Landwirtschaft undUmwelt nicht ausgeschlossen werden können.

+* ++ ++ + ++Der Bund Naturschutz fordert angesichts des Abschmelzens der Glet-scher und der klimabedingten Wetterextreme aktive Klimaschutzmaß-nahmen und eine stärkere Förderung der Energieeinsparung auf allenEbenen, vor allem bei der Gebäudedämmung, zum Beispiel durchUmwidmung der Eigenheimpauschale.

+ -* ++ ++ ++ ++Der Bund Naturschutz fordert den ökologischenHochwasserschutz und die Erhaltung der freifließenden Donau zwischen Straubing und Vils-hofen ohne den Bau Gewässer zerstörenderStaustufen; er akzeptiert ökologisch verträglicheVerbesserungen für die Schifffahrt.

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* Die CSU ist als einzige Partei unserer Bitte um eine klare Stellungnahme imZustimmung- /Ablehnung-Schema nicht nachgekommen, sondern hat die Fragenausführlich verbal beantwortet. Die obigen Kurzfassungen stellen eine Bewer-tung dieser verbalen Aussagen dar. Leider wollte sich die CSU gerade bei derFrage nach dem Erhalt der frei fließenden Donau nicht eindeutig für oder gegenStaustufen festlegen, obwohl hier alle Fakten seit Jahren bekannt sind; daher dieSonderbewertung mit »+ -«.Die vollen Antworten der CSU und die Anmerkungen der anderen Parteien können Sie im Internet unter www.bund-naturschutz.de nachlesen. Auf Anfrageschicken oder faxen wir sie Ihnen auch gerne zu: Tel. 09 41-2 97 20 22.

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G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 + + + B U N D E S TA G S W A H L 2 0 0 5 +

--* + ++ - ++Der Bund Naturschutz fordert den Ausbau desöffentlichen Verkehrs und der Flächenbahn ver-bunden mit einem ökologisch notwendigen und ökonomisch vernünftigen Stopp von reinenPrestigeprojekten wie dem Milliarden teurenTransrapid; er fordert den Ausbau der vorhan-

denen Eisenbahnstrecke Nürnberg-Berlin anstatt der geplanten ICE-Neubaustrecke Nürnberg-Erfurt, die Streichung der Klima zerstö-renden Flughafenfördermillionen und den Stopp neuer Bundesfern-straßen und gigantischer Autobahnprojekte (mit Ausnahme von Orts-umfahrungen nach Einzelfallprüfung).

+* ++ ++ ++ ++Der Bund Naturschutz fordert den Abbau von Flächenverbrauchfördernden Subventionen, Vorrang für Modernisierung des Siedlungs-bestandes und Flächenrecycling sowie die Umsetzung der Ziele desBundesnaturschutzgesetzes.

+* ++ ++ + ++Der Bund Naturschutz fordert einen flächendeckenden Grundwasser-schutz und damit echten Trinkwasserschutz durch Begrenzung derDüngung und Verringerung des Pestizideinsatzes sowie den Einsatzgegen die Privatisierung der Trink- und Abwasserentsorgung.

-* + ++ -- +Der Bund Naturschutz fordert die Sicherungeiner mittelständischen, bäuerlichen Landwirt-schaft durch Obergrenzen bei den Fördergel-dern für landwirtschaftliche Betriebe, orientiertan der Zahl der Arbeitsplätze pro Betrieb, unddie vorrangige Förderung des ökologischenLandbaus.

--* ++ ++ + ++Der Bund Naturschutz fordert die Sicherung der Bürger- und Umwelt-rechte zur Erhaltung unserer Natur- und Kulturlandschaften. Dasbedeutet Beibehaltung der Verbandsklage, der Pflicht zu Erörterungs-terminen in den Planungsverfahren sowie die Garantie des bisherigenRechtsweges bei Verwaltungsgerichten in zwei Instanzen.

+* ++ ++ - ++Der Bund Naturschutz fordert eine soziale und ökologische Rahmen-setzung für die Marktwirtschaft und den Abbau der Arbeitsplatz ver-nichtenden und umweltschädlichen Subventionen.

CSU* SPD Grüne FDP Linkspartei

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Wer Schmetterlinge lachen hört,der weiß, wie Wolken schmecken.Novalis

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Page 11: Natur+Umwelt 3-2005

Beim Spaziergang nimmt man es eher unbewusst wahr: schon wieder weniger Schmetter-linge? Tanzten hier nicht früher bunte Falter um tausend Blüten? Die jüngste »Rote Liste«bestätigt diese Eindrücke. Von 172 Tagfalterarten in Bayern finden sich 104 auf diesemNegativkonto der gefährdeten Arten wieder. Bei Nachtfaltern und Kleinschmetterlingensieht es nicht viel besser aus. Dr. Kai Frobel über die Sorgenkinder des Artenschutzes

[3-05] Natur + Umwelt BN-Magazin 11

Hallo SchmetterlingWie wir den bedrohten Schönheiten eine Heimat geben

Bei manchen Arten unserer Heimat – bei Wanderfalkenetwa, bei Kolkraben, Bibern oder einigen Vogelarten

der Feuchtgebiete – erfreuen uns in letzter Zeit positiveEntwicklungen. Doch die Rote-Liste-Bilanz der Schmet-terlinge bleibt negativ. Die Gründe kennen wir auch vonanderen Artengruppen: Die allgemeine Nährstoffanrei-cherung in der Landschaft durch Stickstoff aus Autoabga-sen und Massentierhaltung trägt dazu bei wie botanischvöllig verarmtes Silage-Grünland. Wo früher eher nähr-stoffarme und damit bunte, schmetterlingsreiche Bauern-wiesen blühten, dominieren heute Löwenzahn-Reinbe-stände, deren protziges Frühjahrsgelb Ausdruck vonGülle-Flut und Intensivnutzung ist. Von den Mais- undRapsäckern der bayerischen Agrarlandschaft flieht dasTagpfauenauge ebenso wie der Grasfrosch oder die Feld-lerche.

Was auf der einen Seite ein viel zu viel an Nutzung ist,fehlt anderswo: Aus hängigen Lagen in den Mittelgebirgenzieht sich die Landwirtschaft zurück. Trockene Hänge zumBeispiel auf Muschelkalk, über Jahrtausende mit Schafen,Ziegen oder Rindern beweidet und als Kulturlandschafts-biotop ein Schmetterlings-Eldorado ohnegleichen, wer-den nur noch über Landschaftspflegemaßnahmen ge-stützt, falls sie nicht schon mit Fichten aufgeforstet sind.Diese Trocken- und Magerrasen zusammen mit benach-barten wärmebegünstigten Saumstrukturen beherbergen

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in Bayern weit über die Hälfte aller schutzwürdigenKleinschmetterlinge.

In Wäldern lebende Schmetterlinge hätten bessereChancen, auch dank der Fortschritte beim naturnahenWaldbau und zunehmend aufgeschlossener staatlicherFörster. Die Forst-»Reform« der Staatsregierung mitihrem Vorrang der Gewinnorientierung birgt nun aberneue Gefahren für alle anspruchsvollen Tier- undPflanzenarten des grünen Drittels Bayerns.

Komplizierte AnsprücheLeicht kann man Schmetterlingen im Siedlungsbereichhelfen (siehe rechte Seite), zumindest den weit verbrei-teten Arten. Die größten Sorgenkinder sind allerdingsdie Spezialisten. Viele Arten haben ausgesprochenkomplizierte und fein differenzierte Ansprüche an ihreUmwelt. Schmetterlinge nutzen in ihrem Entwick-lungszyklus viele unterschiedliche Biotopelemente:Baumwipfel oder exponierte Felsen zur Balz, oft un-

scheinbare Pflanzenarten mit ganz speziellemMikroklima zur Ablage der Eigelege. Die schlüp-

fenden Raupen benötigen mitunter andere Pflanzen,die erwachsenen Falter nutzen wieder andere Lebens-räume zur Nahrungssuche. Schmetterlinge sind damithervorragende Zeigerarten für intakte Komplexlebens-räume, wie vielfältig strukturierte natürliche Auen,beweidete und felsdurchsetzte Magerrasen oder Über-gangsbereiche zwischen Wald und Offenland.

Diese komplizierten Ansprüche erschweren denSchmetterlingsschutz. Bei anderen Artengruppen sinddie Hilfsmaßnahmen einfacher: Ein Nistkasten istschnell angebracht, ein neuer Amphibientümpel wirdrasch angenommen, eine Feuchtwiesenorchideebraucht einen klaren Mahdrhythmus. Einer speziali-sierten Schmetterlingsart aber, mit diversen, in derLandschaft mosaikartig verstreuten Fraß-, Eiablage-und Paarungsorten, ist mit klassischen Einzelmaßnah-men des Artenschutzes nur schwer zu helfen. Sorgfäl-tige ökologische Grundlagen- und insektenkundlicheBegleituntersuchungen sind daher bei Schmetterlings-projekten noch wichtiger als bei anderen Arten. In Bay-ern laufen daher auch gemessen an der Zahl der vor-

Distelfalter SchwalbenschwanzZitronenfalter

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So helfen Sie den Schmetterlingen

Kennen Lernen, SchützenJeder kann mit Hilfe des BN mehr über die bunten Schmetterlingeerfahren. Und jeder kann helfen, dass die zarten Wesen nicht ausunserer Welt verschwinden.

Tipps für Schau-LustigeÜberall in Bayern können Sie mitHilfe des BN die wunderbare Weltder Schmetterlinge kennen lernen.Die BN-Kreisgruppe Traunsteinzum Beispiel bietet für interessierteSchulen und Kindergärten Führun-gen an, bei denen die KinderSchmetterlinge hautnah erleben

anderen ihre Beobachtungen –denn »Schmetterlinge sammeln«geht heute ohne Aufspießen (Bildrechts). Auch Ihre Kreisgruppe freutsich über Ihre Anfrage.

Tipps für LeserattenWerden Sie Schmetterlingsforscher!Schnell die richtige Literaturgekauft – und dann nichts wie rausins Gelände.

� Kosmos-Schmet-terlingsführerHeiko Bellmann,2003, 26,90 EuroÜber 300 Schmetter-lingsarten und fast200 Futterpflanzen

in über 1100 Farbfotos.� SchmetterlingeJosef Settele u. a., Ulmer, 2005, 14,90Euro; Alle Tagfalter Deutschlandsaußerhalb der Alpen in 750 Farbfo-tos und 340 Grafiken. � BLV Naturführer SchmetterlingeWolfgang Dierl, 2005, 4,95 Euro; 150Farbfotos für ein besonderes einfa-

können (Bild unten links). Der BNim Kreis Schwandorf lädt zur Exkur-sion in von Ziegen beweideteSchmetterlings-Biotope und zumalljährlichen Ziegenabtrieb (BildMitte) am 9. Oktober; anmeldenunter Telefon 09606-1622. DieKreisgruppe Forchheim notiertzusammen mit Schulklassen und

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Der AutorDr. Kai Frobel, 45,ist Referent fürArten- und Biotop-schutz beim BN.Kontakt: Tel. 09 11-8 18 78-19,[email protected]

BaumweißlingSegelfalter Aurorafalter

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kommenden Arten nur wenige spezielle Artenhilfspro-gramme bei Schmetterlingen: so für den Apollofalterund den Hochmoor-Gelbling. Daran wirkt der BundNaturschutz engagiert mit, Beispiele finden Sie in denfolgenden Beiträgen.

Schwierige HilfeAm meisten profitieren Schmetterlinge aber von derbreit angelegten Biotopschutzarbeit der Kreis- undOrtsgruppen des BN: Hunderttausende jährlich inves-tierte Arbeitsstunden bei der Mahd von Streuwiesen,der Pflege von Halbtrockenrasen, der Renaturierungvon Moorgebieten helfen eben bewusst oder unbe-wusst auch den Schmetterlingen. Jährlich drei Millio-nen Euro Investitionen des BN in den Ankauf von Bio-topen und Naturschutz-Modellprojekte sind ein un-verzichtbarer Baustein im bayerischen Schmetter-lingsschutz. Und über das Engagement des Verbandesfür mehr ökologische Landwirtschaft und für die Erhal-tung traditioneller Bewirtschaftungsformen freuensich Schmetterlinge ebenso wie der Mensch, der die

erhaltenen Landschaften genießt! Schmetterlingebrauchen wie alle anderen Arten Investitionen in dieErhaltung bayerischer Kultur- und Naturlandschaft.Wenn der Freistaat auch weiterhin für Erhalt und Pfle-ge der bayerischen Biotope nur ein Viertel der Steuer-mittel aufbringt, die er jährlich allein für Unterhalt undSäuberung seines Staatsstraßennetzes investiert, dannwerden sich die Schmetterlinge nicht erholen können.

Auch die ökologische Freilandforschung zu denLebensansprüchen der Arten ist völlig unzureichend,die Wissenslücken sind groß. Im Rahmen des Projektes»Abenteuer Schmetterling« unseres BundesverbandesBUND wurde auch für Laien ein einfaches Erfassungs-programm gestartet, bei dem Schmetterlingsfreundemit unterschiedlichem Artenwissen in den nächstenJahren vielfältig mitwirken können (siehe Seite 15).Dazu möchten wir Sie herzlich einladen! Machen Siemit beim Schmetterlingsschutz – aktiv beim Biotop-pflegen oder mit Ihrer Ankaufsspende. Damit Kinderund Enkel wieder bunte Schmetterlingswolken beimSommerspaziergang erleben.

ches Bestimmen der heimischen Tag-und Nachtfalter. Zu bestellen imNationalpark-Laden der BN Ser-vice GmbH, Böhm-straße 35, 94556

Neuschönau, Tel. 0 85 58-97 43 04,Fax 0 85 58-97 43 05, [email protected], www.service. bund-natur-schutz.de

Tipps für Verspielte� Schmetterling aus Holz Der Körper ist ausAhornholz gefertigt, andem ein durchsichtigerPerlonfaden befestigtist. Erhältlich in denFarben rot, orange und blau. Größe ca. 60 mm: 3,20 EuroGröße ca. 90 mm: 4,80 Euro� Spielkarten »Schmetterlinge«54 der bekanntesten Schmetterlingewerden in diesem farbig illustrier-ten Kartenspiel vorgestellt. Geeignet

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Tipps für GartenfreundeSchmetterlingen im eigenen Gartenzu helfen, ist nicht schwer. Mitetwas Mut zur Wildnis und zumNichtstun ist der erste Schritt getan.Wer mit speziellen Pflanzen bunteFalter-Vielfalt anlocken möchte, derfindet Tipps zum Beispiel auf derBUND-Website www.abenteuer-schmetterling.de oder in der Bro-schüre »Schmetterlinge zu Besuch«,anzufordern beim BUND e. V., AmKöllnischen Park 1, 10179 Berlin,Fax 030-27586440.

Wertvolle Tipps erhalten Sie auchim Buch von Reinhart Witt »Ein Gar-ten für Schmetterlinge«, KosmosVerlag, Stuttgart, 2001, zu bestellenbeim BN-Nationalparkladen (siehelinks). Wer am besten aus guten Bei-spielen lernt, der ist herzlich einge-laden in den neuen Schmetterlings-garten des BN-Bildungswerks inWiesenfelden (siehe Seite 15).

Tipp für SpenderEnde Juni haben Sie von uns unterdem Titel »Alarmstufe Rot« eineBitte um Spenden für die bedrohtenFalter erhalten. Herzlichen Dank fürIhre Unterstützung. Jeder Euro hilftuns, Biotop-Flächen anzukaufen,Lebensräume dauerhaft und fach-männisch zu pflegen und damit dasÜberleben der faszinierenden Tierezu sichern. Bitte geben Sie den Schmetterlingenauch weiterhin Ihre Unterstützung:Spendenkonto 93 00 000 800, Bankfür Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00.Vielen Dank!

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Naturschutz auf Teufel komm rausAuch Höllen und Teufel brauchen zuweilen Schutz. Bisin die siebziger Jahre drohte der Mertinger Höll – demgrößten außeralpinen Niedermoor Bayerns – einigesan Grausamkeiten: Fliegerhorst, Flugplatz, Atomkraft-werk. Doch nichts davon wurde wahr. Statt dessen brü-ten hier Großer Brachvogel und Bekassine, flattern Fal-ter wie Färberscharteneule und, passend, der Riedteu-fel (siehe Foto).

Lange vor der Ausweisung der Mertinger Höll alsNaturschutzgebiet hat der Bund Naturschutz hierGrundstücke erworben. Heute bildet die Höll mit ihren142 Hektar den Kern eines fünfmal so großen Nieder-moorkomplexes aus ehemaligen Torfstichen, Streu-wiesen, Feuchtgebüschen und Wiesen. Als europaweitwichtiges Rast-, Brut- und Überwinterungsgebiet fürseltene Vögel besitzt er FFH-Status. Entsprechend weitreichen die Pläne von Alexander Helber und JürgenScupin. Sie leiten in der BN-Ortsgruppe Tapfheim dasProjekt Mertinger Ried. Über Höll und FFH-Gebiet hin-aus wollen sie das gesamte Mündungsgebiet zwischenDonau und Zusam naturnah entwickeln, insgesamtetwa zwölf Quadratkilometer.

Das wichtigste Ziel ist dabei die Wiederherstellungdes niedermoortypischen Wasserhaushalts: hoheGrundwasserpegel und natürliche Überschwem-mungsdynamik. Voraussetzung ist jedoch, dass auchder letzte Flächeneigner innerhalb einer hydrologi-schen Einheit zustimmt. Das kostet viel Überzeu-gungsarbeit. Erst im vergangenen Jahr hat die Kreis-gruppe eine Ausstellung erarbeitet, die den Bürgern dieEinzigartigkeit ihrer Riedlandschaft nahe brachte.Aktuell sind an der Pflege 25 Bauern aus der Umgebungbeteiligt.

Außerdem bemüht sich die Ortsgruppe um dieSchaffung ökologischer Trittsteine. Auf BN-eigenenFlächen wurden beispielsweise Flachmulden bis insGrundwasser ausgehoben. Durchziehende Vögel kön-nen hier rasten und im Schlick nach Würmern, Schne-cken und Larven stochern. Wo es für den Biotopver-bund wichtig ist, erwirbt der BN auch weiterhinGrundstücke. Insgesamt besitzt er jetzt 74 Hektar –viele davon finanziert aus Spenden hilfsbereiter BN-Mitglieder. 2002 hatte der BN in einem landesweitenSpendenaufruf darum gebeten.

Der AutorTino Schlagintweit, 45, Biologe,arbeitet als freier Umwelt- undWissenschaftsjournalist in München.

Wo Biotopschutz und -pflege draufsteht, ist auchSchmetterling drin. Auf diese Formel könnte

man bringen, was der Bund Naturschutz für dieSchmetterlinge tut. Weil nämlich die Ansprüche derFalter an ihre Lebensräume meist sehr komplex sind,zielen die Projekte des BN immer auf den Naturraumselbst; die Schmetterlinge sind »nur« Nutznießer. ImFokus stehen dabei Biotope, die sich durch ungewöhn-liche Gelände-, Wasser- und Klimaverhältnisse aus-zeichnen.

In den folgenden Beispielen sind es Sandböden,Felsabbrüche, Überschwemmungsflächen oder Hoch-moore. Viele davon stehen in Bayern schon lange unterSchutz. Das konnte aber den Rückgang der Schmetter-linge nicht verhindern. Nicht nur Pflug und Gülle nivel-lieren die Landschaft, auch ihr Zuwachsen, wenn tradi-tionelle Nutzungen aufgegeben werden. Deshalb heißtSchmetterlingsschutz heute vor allem angepasste ex-tensive Nutzung von Sonderstandorten. Mit Naturro-matik oder subventionierter Museumslandschaft hatdas nichts zu tun.

Einsatz für’s Falterland

Fünf Projekte von vielen,mit denen der Bund Naturschutz

den Schmetterlingen hilft

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Die Schmetterlingsbestände Bayerns schwinden,weil ihre Lebensräume verloren gehen. Darum kämpft der

BN für den Erhalt der Biotop-Vielfalt, oft auf Grundstücken, die er mit Hilfe von Spenden erwerben konnte.

Von Tino Schlagintweit

In der MertingerHöll, dem größtenaußeralpinenNiedermoor Bayerns, konnteder BN wertvolle Flächen durch Ankauf schützen.

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Der Hochmoorgelbling (Colias Palaeno) ist auf die– immer seltenere – Nachbarschaft zwischenMoorfläche (Larvenfutter) und Streuwiesen oderUferflächen (Nektarpflanzen) angewiesen. ImMurnauer Moos, für des-sen Erhalt der BN jahr-zehntelang gekämpft hat,findet er noch diese Le-bensraumkombination.

Mitglieder der Ortsgruppe untersuchten auch syste-matisch die Schmetterlingsfauna auf zehn verschiede-nen Grünlandtypen. Die Untersuchung unterstricheinmal mehr, dass Grün nicht gleich Grün ist. Auf zweiehemaligen Äckern mit Einsaatgrünland kamen nurwenige Allerweltsfalter vor. Die mit Abstand meisten –und wertvollsten – Arten flogen auf einer verbrachtenStreuwiese. Insgesamt wurden 38 Schmetterlingsartengefunden, darunter fünf der Roten Liste. Eine der be-sonderen Pretiosen ist die Färberscharteneule, einetagaktive Nachtfalterart. Sie ist in Bayern vom Ausster-ben bedroht und kommt nur noch an zwei Standortenvor. Die vom Bund Naturschutz ausgehagerten Flä-chen im Mertinger Ried gehören dazu.

Ohne Moos nix losEin großer Bruder des Mertinger Rieds ist das Murnau-er Moos. Mit seinen rund 32 Quadratkilometern ist esder größte naturnahe Moorkomplex Mitteleuropas.Mitten in einem weiträumigen Patchwork aus nieder-moortypischen Wiesengesellschaften finden sich hiergleich mehrere Hoch-, Übergangs- und Quellmoore.Weithin sichtbar ragen aus der Ebene bewaldete Fels-rücken, die Köchel hervor. 1800 Tierarten, darunteretwa 70 Tag- und 450 Nachtfalterarten, sowie rund1000 höhere Pflanzenarten machen das MurnauerMoos zu einem der bedeutendsten Naturräume Bay-erns. Und das alles vor grandioser Alpenkulisse. Den-noch musste der Bund Naturschutz über 50 Jahregegen die unmittelbare Zerstörung des Mooses, vorallem durch Gesteinsabbau und Intensiv-Landwirt-schaft, kämpfen.

Schon in den 20er Jahren begann am Langen Köchelder Abbau von Naturstein. Bald war der Bergrückenvon Süden her zu einem Drittel abgetragen. Dass 1940der Übergriff auf die Nordseite verhindert – und damitdas touristisch bedeutsame Alpenpanorama des Wer-denfelser Landes bewahrt – werden konnte, ist ein per-sönlicher Erfolg der beiden Moosschutz-Pioniere desBN Ingeborg Haeckel und Max Dingler.

Ein weiterer Etappensieg gelang 1980 nach vielenGrundstückskäufen und gerichtlichen Auseinander-setzungen: die Ausweisung von 24 Hektar als Natur-schutzgebiet. Doch nach wie vor donnerten im Zwei-minutentakt 30-Tonnen-Laster durchs Hochmoor. ErstAnfang der Neunziger Jahre kam die Wende. Der Land-kreis erhielt ein Naturschutzgroßprojekt bewilligt,üppig finanziert aus Bundes- und EU-Mitteln.

Für die Aktiven des BN ging damit der Handlungs-bedarf etwas zurück. Sie kümmern sich heute eher umThemen wie Lichtverschmutzung, die Nachtfaltern zuschaffen macht, oder um Auswüchse in der touristi-schen Erschließung. Auch ein Segelflugplatz im Wie-senbrütergebiet steht noch auf der BN-Agenda.

Abenteuer SchmetterlingDie gleichnamigeAktion von BUND,ZDF und UFZ läuftweiter. Nehmen Sieteil an einem derWettbewerbe, erle-ben Sie Ihren per-sönlichen Faltertag,oder stellen Sie IhrFachwissen für das»Tagfalter-Monito-ring« zur Verfügung.Alles Wichtige erfah-ren Sie beim BUND,Tel. 030-275864-0,Fax -40, [email protected],www.abenteuer-schmetterling.de.

Der Riedteufel (auchBlaukernauge oder Blau-äugiger Waldportier,Minois dryas) leidet da-runter, dass Niedermoo-re, seine bevorzugtenLebensräume, immerseltener als Streuwiesengenutzt werden. In derMertinger Höll konnteder BN Flächen kaufenund sorgt für derenoptimale Nutzung.

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Das MurnauerMoos beherbergtetwa 70 Tag- und450 Nachtfalter-arten.

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Zwischen Gartenzauber und wilder NaturDer neue Schmetterlingsgarten in WiesenfeldenAuf einem Stich von 1700 ist rund um dasSchloss Wiesenfelden ein wohl gestalteterBarockgarten zu sehen. Der Glanz dieser Zeitmit gut geschulten Bediensteten der adeligenSchlossherren ist vorbei. Dafür haben andere,zeitgemäße Themen den romantisch verwil-derten Schlossgarten eingeholt. Im Rahmendes Projekts »Sehnsucht Wildnis« konnte imJahr 2005 mit Unterstützung des BayerischenUmweltministeriums ein Schmetterlingsgar-ten angelegt werden. Ein angrenzendes Stein-labyrinth – eine Metapher für die verschlunge-nen Lebenswege der Menschen – mündet inden Schmetterlingsgarten: ein Erinnerungsmalan die schwindende Vielfalt der Geschöpfe.

Der Schmetterlingsgarten in Verbindung mitdem sich unmittelbar anschließenden »Wild-nisgelände« soll den Hobbygärtner ermuntern,die wilden Brennnesselecken in seinem Gartenzu dulden und sie zu chemiefreien Zonen zuerklären. Dort stehen die »Stammtische« derSchmetterlinge. Kontakt: BN-BildungswerkWiesenfelden, Tel. 09966-12 70Beate Seitz-Weinzierl,Leiterin des BN-Bildungswerks

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Sand erlauben – Sand erlebenDie Akteure der SandAchse Franken haben es im Prin-zip leichter als Naturschützer in Moorgebieten. Beidem größten BN-Projekt entlang der Pegnitzachse zwi-schen Bamberg und Weißenburg geht es zwar ebenfallsum Schutz und Regeneration seltener Lebensräume,doch lassen sich faltertaugliche Vegetationstypen aufSandböden relativ schnell herstellen. Oft genügt es,künstlich gepäppelten Bewuchs und Oberboden zuentfernen, damit sich blütenreiche Silbergrasfluren,Magerrasen oder Zwergstrauchheiden entwickeln.Selbst aufgedüngte Wiesen und Äcker lassen sich aufdem unwirtlichen Substrat schnell aushagern.

Das größere Problem sind die schieren Dimensio-nen, denn die »SandAchse« ist eine rund 2000 Quadrat-kilometer große, teils dicht besiedelte Region. Ihr öko-logisches Potenzial steckt in Zigtausenden ganz nor-maler öffentlicher und privater Flächen, die allein densandigen Untergrund gemein haben. Leider gilt Sandim Vorgarten oder Park weithin als lästig oder un-schicklich. Deshalb ist es eine kleine Kulturrevolution,was der Bund Naturschutz gemeinsam mit dem Deut-schen Verband für Landschaftspflege, dem Landes-bund für Vogelschutz und den Kreisen und Gemeindenin Gang gebracht hat.

Finanziert vom Bayerischen Naturschutzfonds undEU-Mitteln wurden in den vergangenen fünf Jahrenrund 1500 Aktionen und Maßnahmen realisiert. Dasreichte von Vorträgen, Großveranstaltungen und PR-Kampagnen über Flächenankäufe und Kartierungenbis hin zu einem PC-Lernspiel und einem eigensgebrannten Sand-Korn vom Sandacker.

Besonderes Augenmerk legt Projektleiter AndreasNiedling auf Multiplikatoren. Über 200 Lehrerinnenund Lehrer konnte er mit dem Fortbildungsprogramm

der SandAchse bereits erreichen. Auch Grünprofis wie Fachhochschulen, Gartenbaubetriebe und Land-schaftsarchitekten zeigten sich gegenüber der Sand-idee aufgeschlossen.

Trotz der erfreulichen Resonanz und Erfolge ist, soNiedling, »die Flächenbilanz noch lange nicht positiv.Der allgemeine Flächenverbrauch geht ja weiter. Dakann man noch ganz viel tun.«

Das unterstreicht der seit vielen Jahrzehnten gutdokumentierte Rückgang der artenreichen Schmetter-lingsfauna der Region. Für viele Sandspezialisten istdie Gegend aber noch immer der wichtigste Schwer-punktraum Bayerns. Generell gut zu helfen ist Locker-sand-Spezialisten wie dem Silbergraszünsler, weil ihreHabitate leicht regenerierbar sind. Nachweisbar profi-tiert hat vom Sandachsenprojekt bereits der Besen-ginster-Saumbindenspanner, ein tagaktiver »Nachtfal-ter«, der in Bayern als stark gefährdet gilt und nur nochim Bereich der SandAchse vorkommt.

Erfreulicherweise beschloss der Stiftungsrat desBayerischen Naturschutzfonds am 23. Juni dieses Jah-res, das Projekt SandAchse für ein weiteres Jahr zu för-dern. Die SandAchse geht also in die nächste Runde(siehe auch Seite 16).

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Der Besenginster-Saumbindenspanner (Isturgiaroraria) ist so selten, dass selbst Spezialisten keinaktuelles Foto von ihm kennen. Der tagaktive»Nachtfalter« kommt nur noch im Tennenloher

Forst im Bereichder SandAchsevor und istdamit auf dieerfolgreicheArbeit des BN-Projekts ange-wiesen.

Sand ist ein tollerLebensraum – daszeigt das ProjektSandAchse auchmit künstlerischenAktionen.

Der Randring-Perlmuttfalter (Boloriaoder Proclossiana eunomia) leidetunter der Umwandlung von Feucht-wiesen in Wirtschaftsgrünland. Erprofitiert vom großen Rhönschaf-Projekt des Bundes Naturschutz,das einst als Schutzaktion fürSchmetterlinge begonnen hatte.

Smetana und die ButterdiebeWer hat sich nicht schon mal über das Wort Schmetterling gewun-dert? Mit roher Gewalt hat es nichts zu tun, dafür mit Diebstahl. Dennes geht auf das ostmitteldeutsche »Schmetten« zurück, ein Lehnwortaus dem tschechischen »Smetana« und bedeutet schlicht Sahne. DemVolksglauben nach verwandelten sich Hexen in »Schmetterlinge«, umheimlich Rahm zu klauen – ganz wie die englische »Butterfliege«.

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Renaissance des RhönschafsWeit größere offene Flächen sind das Markenzeicheneiner prägnanten Landschaft am Nordende Bayerns,das »Land der offenen Fernen«. So nennen Wandererund Segelflieger die Rhön. Dass die weiten Höhenzügeauch ein Paradies für kleine Segler wie den Großen Perl-muttfalter oder den Lilagoldfalter bleiben, dazu trägtdas Rhönschaf-Projekt des Bundes Naturschutz bei.

Gestartet wurde es in den achtziger Jahren. Schmet-terlinge waren dabei vor allem Sympathieträger für einnoch ungewohntes Naturschutzkonzept. Das Ziel warklar: Retten Sie ein Schmetterlingsparadies! So lautetedas Motto einer Spendenaktion zur Bewahrung derOffenland-Biotope in der Hohen Rhön. Doch der Wegwar selbst unter Naturschützern umstritten. GerhardKneitz, damals stellvertretender BN-Vorsitzender(siehe Portrait auf Seite 18), favorisierte das Rhönschafals Landschaftspfleger. Ein Job, den das robuste undzugleich edle Schaf trotz des rauen Klimas und der kar-gen Vegetation Jahrhunderte lang perfekt erledigthatte. Arbeitslos wurde es, als Kunstdünger und mo-derne Agrartechnik Einzug hielten. Das Rhönschafdrohte auszusterben und benötigte selber Schutz.

Ein Haustier schützen? Das ging manchem Arten-schützer zu weit. Sie befürchteten, seltene Pflanzenwürden gefressen und zertreten, und wollten die Scha-fe lieber schlachten. Dazu kam es zum Glück nicht.Vielmehr erwarb der BN mit den Spendengeldern einekleine Herde Rhönschafe und westlich des DorfesGinolfs 33 Hektar Weideland. Als Schäfer engagierteder BN Josef Kolb, einen staatlich geprüften Landwirt-schaftsmeister – der bis dahin in der Fensterfabrikarbeiten musste.

Heute ist er überzeugter Rhönschäfer und Biobauer,der nicht mehr per Werkvertrag sondern als Pächternahezu kostendeckend wirtschaftet. Seine Herde vonrund 400 Tieren hält er in einem geräumigen Stall undtreibt sie nur bei Bedarf auf die Gassenwiesen. Wasanfangs niemand vermutet hätte: Das Rhönschaf wur-de durch entsprechende Vermarktung und Zusam-menarbeit mit Wirten, Hotels und Metzgern von derbloßen Delikatesse zu einem zugkräftigen Werbeträgerfür die Region. Auch auf hessischer und Thüringer Seiteder Rhön erlebt das Schaf seine Renaissance. Insge-samt dürfte der Bestand auf 4000 Tiere gewachsen sein.

Die Schmetterlinge gerieten darüber etwas in Ver-gessenheit. Selbst als Sympathieträger stehen sie heute

im Schatten des Schafs. Im-merhin hat die Untere Natur-schutzbehörde kürzlich eineUntersuchung zur aktuellenSchmetterlingsfauna in Arbeitgenommen. Die Ergebnissewerden zeigen, wie sehr dieSchmetterlinge von »ihrem«Projekt profitiert haben.

Steiniger Weg für den ApolloSchafe als Landschaftspfleger und kulinarisches Wahr-zeichen einer Region – das funktioniert seit einigenJahren auch im Altmühltal. Zumindest dort, wo dieWeidegründe nicht zu unwirtlich sind. Genau das istaber das Besondere am Naturschutzgebiet ArnsbergerLeite. Der steile Felsabbruch im Altmühl-Bogen vonArnsberg ist so unwegsam, dass sich früher fast nurNaturfreunde hineinwagten. Hier auf Trespen-Tro-ckenrasen und Wacholderheide fanden sie eine Fülleseltener und gefährdeter Arten wie Brand-Knaben-kraut, Federgras oder Apollofalter (siehe Foto).

Die Schäfer aber ließen den unergiebigen Steilhanglinks liegen. Spätestens fünf Jahre nach jedem der sel-tenen Auftriebe verbuschte der Hang, die Artenfüllebrach zusammen und Beweidung wurde vollendsunmöglich. Dem Gestrüpp rückt die BN-KreisgruppeEichstätt seit etwa 1980 mit Astschere und Säge zuLeibe. Erst zaghaft, dann immer beherzter. 1995 gelanges schließlich, die BN-eigene Fläche von 8,2 Hektar imZentrum des Naturschutzgebiets stark auszulichtenund die Felsen wieder freizulegen. Sogar ein Triftwegwurde angelegt, um den Schäfern den Auftrieb zuerleichtern. Doch keiner, der bisher vorbeikam, ließseine Schafe ausreichend grasen. Zu verlockend sindKonkurrenzstandorte wie die Gungoldinger Heide.

So verbuscht die Fläche erneut. Als Folge beobach-ten die Naturschützer seit geraumer Zeit einen Rück-gang der seltenen Falter, allen voran der Apollo. Er isteine Charakterart für felsige Landschaften. Mit Verbu-schung oder Aufforstung verschwindet aber der WeißeMauerpfeffer, die Futterpflanze der Apolloraupen.Heute leben nur noch isolierte Populationen, die sichwegen zu großen Distanzen nicht mehr mischen kön-nen. Auf der Arnsberger Leite wurde der Apollo zuletztvor acht Jahren gesichtet. Ihn als verschollen oder garausgestorben zu bezeichnen, wäre zu früh. Doch seinVerschwinden zeigt deutlich, wie empfindlich einstsehr verbreitete Arten auf den Landschaftswandel rea-gieren.

Für die Eichstätter Schmetterlingsfreunde heißt dasvor allem: Ansporn für weitere Aktionen und Warten –auf Schäfer und Apollo. Und sollte der Falter die achtKilometer vom nächsten Habitat nicht aus eigenerKraft schaffen, könnte ja vielleicht doch ein »echtes«Schmetterlingsprojekt helfen.

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Vom Rhönschaf-Projekt des BN profitieren Schäfer, Schaf undSchmetterling.

Der Apollofalter (Par-nassius apollo) ver-schwindet aus seinenoffenen, felsigenLebensräumen, wenndiese etwa nach Aufga-be der Beweidung zuwachsen. In die Arnsberger Leite könnte er dank der Entbuschungsaktionen der BN-Aktiven bald wieder zurückkehren.

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Für die Rückkehrdes Apollofaltersräumen BN-Akti-ve alle Hinder-nisse aus demWeg.

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Als Gerhard Kneitz im Jahr 1986 die Teilnehmer desersten Deutschen Umwelttags in Würzburg als

Gastgeber und Koordinator begrüßen durfte, hatte dieÖko-Bewegung ihren Höhepunkt erreicht. Der Zu-strom an umweltbewegten Menschen, jungen wiealten, schien nicht abzureißen. Kein Wunder, hattedoch die atomare Katastrophe von Tschernobyl erstwenige Wochen vorher dafür gesorgt, dass die ökologi-sche Frage zur Überlebensfrage geworden war.

stellvertretender Landesvorsitzender des BN. Ein Hö-hepunkt ist 1976 die Gründung des Bundes für Umweltund Naturschutz Deutschland (BUND), an der Kneitzaktiv mitwirkt. Später leitet er den wissenschaftlichenBeirat des BUND, integriert dort die unterschiedlichs-ten fachlichen Positionen und initiiert als Sprecher desArbeitskreises Naturschutz eine Reihe bundesweitbedeutender Projekte. Eines der bekanntesten ist dieRettung des Rhönschafes, einer alten Haustierrasse,die 1985 kurz vor dem Aussterben steht (siehe Seite 17).

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Dennoch war es nicht alleindem Zeitgeist der 80er Jahrezuzuschreiben, dass die Men-schen für eine Veranstaltung, dieman sich wie einen alternativenKirchentag vorstellen kann, mas-senhaft nach Unterfranken pil-gerten. Das hatte seinen ganzspeziellen Grund nämlich darin,dass Würzburg zu einer der öko-logischen Hauptstädte Deutsch-

lands herangereift war. Und dafür wiederum hattenicht zuletzt Gerhard Kneitz gesorgt.

Seit Anfang der siebziger Jahre war der aus Unter-franken stammende Professor für Zoologie Vorsitzen-der der Würzburger Kreisgruppe des Bundes Natur-schutz (BN). Von den anfänglich 300 Mitgliedernwuchs die Gruppe unter seiner Leitung auf über 3500an. »Menschen für die Natur zu begeistern«, so be-schreibt es BN-Vorsitzender Hubert Weiger, sei »dasErfolgsgeheimnis von Gerhard Kneitz«.

Würzburg und RioMit einer »Prozession der aussterbenden Arten«, einemDosenspektakel, mit überraschenden Aktionen undpersönlichem Engagement besetzt die WürzburgerKreisgruppe die Umweltthemen der Region. Sie kämpftgegen Flurbereinigung und Müllverbrennung, rettetdas Zeubelrieder Moor und gründet Bayerns erste Öko-läden, sie investiert in Orts-, Kinder- und Jugendgrup-pen und baut mitten in der Stadt ein Ökohaus zumanerkannten Umweltzentrum aus. Kneitz’ Kompetenz,da ist sich Weiger sicher, habe eine »hohe Akzeptanzdes Naturschutzes in der Stadt« geschaffen.

Das Wirken des Würzburger Wissenschaftlers gehtaber bald über die Heimat hinaus – zum Beispiel als

Sucht man in all den Umweltaktionen und Natur-schutzprojekten, die Kneitz in den vergangenen dreiJahrzehnten initiiert, organisiert und unterstützt hat,einen »grünen Faden«, so findet man den am ehestenin der direkten Begegnung mit dem so sanftmütig wieweise wirkenden Menschen. Dann gelingt es demvisionären Wissenschaftler, die Augen für bislang nichtgesehene Zusammenhänge zu öffnen. Und die reichenvon Ernst Haeckels Anfängen der Ökologie vor fast 150Jahren bis zur aktuellen Beendigung des »rot-grünenProjekts« durch Bundeskanzler Gerhard Schröder.

Aktiv und doch gelassenSpätestens seit seiner Teilnahme am »Erdgipfel« in Rio1992 ist der Zoologie-Professor Verfechter eines evolu-tionären Naturschutzbegriffs. »Damals ist mit derAnerkennung des Eigenwerts der Arten als biologi-sches Gedächtnis der Evolution ein Meilenstein mar-kiert worden«, zeigt er sich überzeugt. Heute dagegensieht er den Umweltschutz in einer extrem schwierigenSituation. »Manche sagen, es sei schon so wahnsinnigviel passiert. Und meinen: zu viel«, mahnt er.

Auch ein wichtiges Rio-Nachfolgeprojekt inDeutschland könnte nach dem »Cut« des Kanzlersscheitern. Zahlreiche Experten, darunter GerhardKneitz für den BUND, hatten sich im Auftrag des Bun-desumweltministeriums daran gemacht, bis Ende 2005erstmals eine umfassende Naturschutzstrategie fürDeutschland vorzulegen. »Jetzt sind die Befürchtungengroß«, gesteht er, »dass uns ein Wechsel zurückwirft.«

Obwohl dies nicht der erste Rückschlag im Lebendes Naturschützers wäre, ist ihm Resignation fremd.»Dazu haben wir keinen Grund«, gibt sich Kneitz opti-mistisch. Dann zieht er Zeichenstift und Papier herausund widmet sich als Künstler ganz gelassen den schö-nen Seiten der Natur.

Professor Gerhard Kneitz

Die Evolution in PersonNaturschutz basiert auf Wissen und brauchtVisionen. Gerhard Kneitz bereichert die deut-sche Umweltbewegung um beides – und dasseit 30 Jahren. Ein Portrait des Würzburger Zoo-logie-Professors von Christoph Markl-Meider

Mit Herz, Verstandund ZeichenstiftGerhard Kneitz, 71,habe »Natur-schutzgeschichtegeschrieben«, sagtBN-VorsitzenderHubert Weigerüber den Arten-schützer, Wissen-schaftler undKünstler. Das »RoteOrdensband« istein Beispiel seinerbeeindruckendenTierportraits.

KontaktProf. Dr. GerhardKneitz, Hans-Gebhardt-Str. 40,97280 Remlingen,Tel. 09369-1397,[email protected]

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Weil sich die Fruchtkörper des Pilzes Bulgaria inquinans –im Bild unten aufbrechend, oben voll geöffnet – später

schwarz färben, holt man sich beim Anfassenschmutzige Finger. Daher stammt der »ungerechte«

deutsche Name Schmutzbecherling für dieses lebende Farbtöpfchen, hier fotografiert

auf Buchenrinde im Gramschatzer Wald bei Würzburg.

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20 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-05]

Wenn Ihr irgendwo viele verschiedeneSchmetterlinge seht, dann ist die Welt

noch in Ordnung. Wo die orange-weißenAurorafalter fliegen, gibt es feuchte Wiesen,wo das Schachbrett im Wind spielt, hat esartenreiche Trockenrasen. Undauch wo ein Schwalben-schwanz segelt oder der hüb-sche Bläuling, muss nochjede Menge Natur sein. Denndas sind seltene Arten. Woman aber nur Kohlweißlinge,Tagpfauenaugen und KleineFüchse findet, da geht es derNatur nicht so gut. Wer Schmet-terlingen helfen will, kann dasleicht im eigenen Garten tun. Einige Fut-terpflanzen oder sogar ein Stück Blumen-wiese nützen ihnen. Helft auch ihr?

Saison-ThemaVon fliegenden Schätzen

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Hallo, hier bin ich wieder: Bibo, der neugierigeBiber. Ich bin überall dort, wo uns die Natur mitspannenden Merkwürdigkeiten überrascht.Heute geht es um Schmetterlinge. Die buntenGaukler der Lüfte. Viel Spaß beim Hinterher-Gucken wünscht Euch Reinhard Witt.

Schmetterlinge

Ein Sommerflieder, der bekanntlich ein echter Schmetterlings-magnet ist, reicht noch nicht für einen Garten voll bunter

Schmetterlinge. Denn der bietet nur Fal-tern Nektar. Viel wichtiger wäre es, Futter-pflanzen für die Raupen im Garten zuhaben. Zitronenfalter brauchen Faulbaumoder Kreuzdorn, Bläulinge den Hornklee.Wer Schwalbenschwänze züchten will, sätWilde Möhre, und das Taubenschwänz-chen liebt Labkraut. Viele dieser Pflanzenkann man in einer Wildsträucherheckeoder einem Stück Blumenwiese ansiedeln.

WildpflanzenEin Garten für Schmetterlinge

Viele Erwachsene glauben,sie sehen in ihrem Garten

im Sommer Kolibris und rufenaufgeregt beim Bund Natur-schutz an. Ihr wisst das natür-lich besser, es handelt sich um

einen Schmetterling, derso gut fliegen kann

wie sein Vorbild aus Südamerika. Tau-benschwänzchen sind ungewöhnliche

Schmetterlinge. Eigentlich gehören siezu den Nachtschwärmern, fliegen

aber tagsüber. Und am liebstensaugen sie den Nektar vonSpornblumen. Mit dieser

wunderschönen Pflanze kannman sie regelrecht in den Garten

locken. Also bitteschön fürs nächsteJahr auf die Einkaufsliste setzen! Die

Eier werden aber an Pflanzen in derBlumenwiese abgelegt, vor allem auf Lab-

kräutern. Das kann man gut beobachten. Weralso etwas für das wunderbare Taubenschwänzchen

tun möchte, sollte ein Beet mitWiesenblumen anlegen, in denenEchtes und Wiesen-Labkraut zufinden sind. Eine richtiges StückBlumenwiese wäre natürlich auchein Geschenk, das ein Tauben-schwänzchen nicht ablehnenwürde.

Heimische KolibrisTaubenschwänzchen

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[3-05] Natur + Umwelt BN-Magazin 21

Jeder Mensch kennt Königskerzen als hübsche, kerzenähnliche, bis zu zwei Metergroße Blumen. Sie stehen gelb blühend in vielen Gärten. Diese Pflanzen haben aber

auch einen besonders hohen ökologischen Wert. Über 90 Insektenarten leben von, mit,auf und vor allem in der Königskerze: Fliegen, Käfer, Wanzen, Fransenflügler und natür-lich auch Schmetterlinge. Die Königskerze ist dabei wie ein Wohnhaus aufgeteilt in vieleStockwerke mit einzelnen Untermietern. So leben vonder Blüte drei Schmetterlingsarten und in denStängeln ebenfalls drei. Sogar für die Knospen unddie staubfeinen Samen gibt es jeweils zwei spezia-lisierte Arten, die genau das mögen. Elf Arten sogarfressen von den wollig-weichen Blättern. Die meis-ten kennt kein Mensch, selbst ausgewachsen sind siewinzig und meistens braun, eben Kleinschmetterlin-ge und Nachtfalter. Aber eine der insgesamt 21 Artenhabt ihr vielleicht schon mal gesehen, weil sie so auf-fällig ist: Den Braunen Mönch. Schaut einmal nachseinen Fraßspuren auf den Blättern, so wie auf demBild!

Kleinschmetterlinge und NachtfalterVom Lebenswert der Königskerze

HeutrospahaJugendliche von 16 bis 27 Jahre� 2. bis 4. September 2005 in DingolfingZelten in den wunderschönen Isarauen,Nachtwandern, Orientierungslauf,Tiere, Pflanzen und nette Leute kennenlernen.Anmelden bis 26. 8. 05, Preis 10 Euro (7 Euro für JBN-Mitglieder)Info und Anmeldung Diane Bartlog,Tel. 0 87 33 - 6 67

Überleben in der WildnisMüpfe von 12 bis 15 Jahre� 16. bis 18. September 2005 im BN-Bildungswerk WiesenfeldenWir lernen in der Wildnis zu überleben:Feuer machen, einen Lehmofen undeinen Unterschlupf bauen, Spuren le-sen, Wildpflanzengerichte zubereiten…Anmelden bis 26. 8. 05, Preis 50 Euro (40 Euro für JBN-Mitglieder)

LagerfeuerkücheJugendliche von 15 bis 17 Jahre� 30. September bis 2. Oktober 2005 in Papiermühle/LaaberLeckeres Essen in Ökoqualität am Lagerfeuer zubereiten.Anmelden bis 15. 7. 05, Preis 25 Euro (20 Euro für JBN-Mitglieder)Info und Anmeldung Keksi Kreuzer-Kunisch, Tel. 0 94 98 - 85 75

JBN sorgt für SchlagzeilenFür aktive JBNler und Multiplikatoren� 21. bis 23. Oktober 2005, UlmDie Fortbildung vermittelt reichhaltigesHandwerkszeug für erfolgreiche Öffentlichkeitsarbeit: Pressemeldun-gen, Pressegespräche, Interviews.Anmelden bis 10. 10. 05, Preis 60 Euro (25 Euro für JBN-Mitglieder)

Gegenargumente – Großer Umweltkongress der JBNMüpfe und Jugendliche� 11. – 13. November 2005, EichstättGENiale Zeiten mit Gentechnik, Bio-piraterie, Globalisierung? Workshops,Diskussionen und Aktionen zu den Auswirkungen dieser Entwicklungen.Anmelden bis 21. 10. 05, Preis 20 Euro (15 Euro für JBN-Mitglieder)

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Ich wette fast, dass keiner dieses Rätsel löst. Oder seid Ihr doch so gewitzt? Es geht umein Tier, das hier auf der Blüte einer Färberkamille sitzt, einer heimischen Pflanze der

Blumenwiesen. Es ist zwei bis drei Zentimeter groß und sieht mit seinem gelb-schwar-zen Körper einer Hornisse täuschend ähnlich. Natürlichist es keine. Das ausgewachsene Tier lässt sich zwischenJuni und August tagsüber gar nicht so selten auch inGärten sehen. Die Larve frisst in Wurzeln von Himbee-ren. So, jetzt wisst ihr (fast) alles. Schaut noch einmalgenau hin, denn etwas, was für eine Hornisse normalwäre, ist seltsam an diesem Tier. Es hat durchsichtigeFlügel. Flügel wie Glas. Folglich kann das bestimmt keinSchmetterling sein – oder?

Wer die richtige Lösung weiß, der kannnoch viel mehr über Schmetterlinge lernen. Denn wir verlosen drei Büchervon Reinhard Witt »Ein Garten fürSchmetterlinge«. Schreibt bitte an»Natur+Umwelt«, Stichwort Rätsel-bild, Dr.-Johann-Maier-Straße 4,93049 Regensburg, Fax 0941-2972031,

[email protected]. Bittevergesst nicht Eure Adresseund Euer Alter.

P.S.: Hier die Auflösung vom letzten Rätselbild: Das mit Seide versponnene

Gehäuse gehörte Köcherfliegen, die manoft im Bach unter Steinen findet. Allen

Einsendern vielen Dank für’s Mitmachen. VielSpaß mit den tollen Becherlupen wünschen wir denGewinnern Michael und Rebekka Feicht aus Altfraun-hofen, elf und acht Jahre, Lukas und Siegfried Steckeraus Bad Aibling, viereinhalb Jahre und Muriel Klein-schroth aus Herrieden, acht Jahre.

Rätsel lösen und gewinnenSherlock Holmes auf heißer Spur

Infos und AnmeldungWo nicht anders angegeben:JBN, Trivastraße 13, 80637 München,Tel. 0 89-15 98 96-30,Fax 089-15 98 96-33,[email protected], www.jbn.de

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Page 22: Natur+Umwelt 3-2005

Die Alpen sind eine der letzten großflächigenNatur- und Kulturlandschaften Europas. Um derzunehmenden Bedrohung des Hochgebirges ent-gegenzuwirken, verstärkt der Bund Naturschutzseine Schutzbemühungen.

N atur ist das zentrale Kapital der Alpen. Der hoheAnteil an NATURA 2000-Flächen verdeutlicht den

Wert der deutschen Alpen aus Sicht des Naturschutzes(vgl. Karte auf S. 26). Doch zunehmend prallen ver-schiedene Nutzungsansprüche aufeinander, die zueiner erheblichen Belastung dieses empfindlichenÖkosystems führen. Die Alpen sind überregionaler Verkehrsknotenpunkt und Schwerpunktgebiet unter-schiedlicher Schäden am Wald. Fehlentwicklungenrächen sich hier schneller als im Flachland, wie unsLawinen, Muren und der Rückgang der Gletscher deut-lich zeigen. Der Bund Naturschutz setzt sich bereitsseit seiner Gründung im Jahr 1913 für den Schutz derAlpen und die Reduktion ihrer Belastungen ein. In

Konsequenz dieser Tradition hat derVerband 2005 die Alpenpolitik wie-der zu einem der landesweitenSchwerpunkte der BN-Arbeit be-stimmt. Im Vordergrund steht dabeidie Umsetzung der BN-Alpenstudie(siehe Kasten). Durch verstärkteFach- und Öffentlichkeitsarbeit sollerreicht werden, dass politische Ent-

scheidungsträger, Behörden und die Öffentlichkeitsich künftig wieder mehr an den Schutzbestimmungenfür die Alpen orientieren und die Alpenkonventionendlich auch in Bayern Umsetzung findet.

Wintersport braucht KonzeptAngesichts der Klimaveränderung, die die Alpen be-sonders trifft, ist eine naturverträgliche Umorientie-rung des Tourismus und eine Reduzierung der Ver-kehrsbelastung nicht nur für die Natur, sondern auchfür die Bewohner des Alpenraumes existenziell wich-tig. Beispielsweise will der BN erreichen, dass für denWintersport in den Alpen ein Gesamtkonzept entwi-

ckelt wird, das den Auswirkungen der Klimaverände-rung gerecht wird und nicht in ökologisch und ökono-misch unsinnigen Schneekanonen und weiteren Kapa-zitätserhöhungen von Liften die Lösung sieht.

Beim Verkehr geht es nicht nur um die Verstärkungdes Kampfes gegen den zunehmenden Transitverkehr,sondern auch um die Reduzierung des Freizeitver-kehrs. Der BN will die Sperrung von ausschließlich fürdie Freizeitnutzung befahrenen Straßen, wie zum Bei-spiel der »Roßfeldstraße« im Berchtesgadener Land,anregen. Die Umsetzung des hierzu vorliegenden Kon-zeptes ist einer der Schwerpunkte im Jahr 2005. Aktio-nen sind geplant im Rahmen von »Feuer in den Alpen«,des »ITE-Aktionstages« und von »Regionen aktiv«.

Dauerbrenner der BN-Aktivitäten zu den Alpen wieNaturschutzmaßnahmen, Exkursionen, die Umsetzungvon Natura 2000 oder der Wasser-Rahmenrichtlinieoder der Einsatz für die Schutzwälder und eine natur-verträgliche Almwirtschaft ohne weitere Erschließun-gen bleiben auch im Jahr 2005 wichtige Themen. Undnicht zuletzt wurde jetzt auch der BN-Auftritt im Inter-net zum Thema Alpen wesentlich verbessert. SchauenSie doch mal rein unter www.bund-naturschutz.de/fakten/alpen! Machen Sie selbst mit und überzeugenSie andere – damit wir gemeinsam die Vision von Alpenmit hohem Natur- und Kulturreichtum und hoherLebensqualität verwirklichen.Dr. Christine Margraf, BN-Ansprechpartnerin für Alpen-politik; Dr. Georg Meister, Sprecher des BN-ArbeitskreisesAlpen; Werner Fees, stellv. Sprecher des BN-AK Alpen

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DramatischEinsame Berghütteim ewigen Eis: Aufder Ferdinands-höhe am SüdtirolerStilfserjoch ist die-ses Idyll wie aufvielen anderenAlpengipfeln Ver-gangenheit. DerRückgang der Glet-scher zeigt dras-tisch, wie empfind-lich die Alpen aufKlimaveränderun-gen reagieren.

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KompetentDie Alpenexpertendes BN treffen sichseit vielen Jahrenunter Führung vonDr. Georg Meisterund Werner Fees ineinem landeswei-ten Arbeitskreis.Der AK Alpenarbeitet wesent-lich an der Umset-zung des BN-Schwerpunktes»Alpen« mit.

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BN-Studie zur AlpenpolitikEnde 2004 hat der BN eine umfassendeStudie »Alpenpolitik in Deutschland«vorgelegt, gefördert vom Umweltbun-desamt. Sie zeigt die Diskrepanzen zwi-schen zahlreichen nationalen Schutzbe-stimmungen sowie der Alpenkonvention

und den tatsächlichen Entwicklungen in den Alpen.Die Studie enthält zahlreiche Vorschläge für einenachhaltige Gestaltung der Alpenpolitik.� Bund Naturschutz: Alpenpolitik in Deutschland.BN-Forschung Nr. 8, 2004, 151 Seiten, 15 Euro zzgl.Versandkosten. Zu beziehen bei der BN Service GmbH,Tel. 0 91 23-99 95 70, [email protected],Download unter www.bund-naturschutz.de

Alpenschutz ein Schwerpunktthema im BN

Berge von Aktivitäten

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Page 23: Natur+Umwelt 3-2005

In seinem Buch »Babylon in Bayern« blickt derkritische Journalist Karl Stankiewitz auf zerstöre-rische Großprojekte aus fünf Jahrzehnten zurück.Was ist übrig von Bayerns Schönheit, wo drohenneue Gefahren, fragte »Natur+Umwelt«.

Herr Stankiewitz, in Ihrem Buchtitel vergleichen Siedie Entwicklung unseres Landes mit dem Turmbau

zu Babel, dem Sinnbild schlechthin für menschlicheAnmaßung. Das ist starker Tobak, oder?Wenn man die Tempelstadt Babylon, deren Außen-mauer hundert Tore hatte, in Vergleich zieht mit Plan-skizzen etwa der WAA oder des Stachusunterbaus,dann sind Unterschiede nur noch in der Architekturerkennbar, nicht in Dimension und Intention. Davonabgesehen aber bleibt das biblische Babel Sinnbild füreine Planung, die in menschenferne Höhen vorstößtund letztlich zum Scheitern verurteilt ist.Verurteilen Sie Großprojekte von vornherein, oder gibtes Kriterien, nach denen Sie hier »gut und böse« unter-scheiden?Gewiss nicht will ich alle Großprojekte in diesem Sinn»babylonisch« nennen. Sie sollten sich jedoch grund-sätzlich ausrichten an den wenn auch wechselndenBedürfnissen der Gesellschaft sowie an den natür-lichen und den volkswirtschaftlichen Ressourcen.Hätte es für Bayern schlimmer kommen können, ohneden Widerstand engagierter Bürger?Natürlich wären noch viel mehr fragwürdige Großbau-ten entstanden, wenn es den Widerstand engagierterBürger (und ein Limit des wirtschaftlichen Spielraums)nicht gegeben hätte. Der Bund Naturschutz kann lau-fend von Projekten berichten, die bislang verhindertwerden konnten, zum Beispiel der riesige Speicherseeim schönsten Tal des Spessart.Wir vom BN nennen unsere Aktion gegen den Flächen-verbrauch »Bayerns Schönheit bewahren«. Gibt es die

sich der Flächenfraß schleichend und fällt daher weni-ger auf. Vielleicht wird er ja durch das gemeinsameProjekt der süddeutschen Naturschützer wenigstensabgebremst. Nötig wäre darüber hinaus mehr Aufklä-rung vor Ort, die auch allzu fortschrittliche Bürger-meister und Gemeindevertreter vom Sinn der Land-schaftsbewahrung überzeugt.Ein kurzer Ausblick aus Ihrer langjährigen Erfahrungheraus: Wo drohen Bayern aktuell die größten Gefah-ren?Die größten Gefahren drohen Bayern, wie ich meine,aus der in einer internationalen Studie ermittelten Tat-sache, dass das Wirtschaftswachstum im Freistaat Bay-ern stark zurückgefallen ist, ja am Schluss der Bundes-länder rangiert und deshalb in nächster Zeit wiederpolitisch forciert wird. Schon verkündete MinisterWiesheu, »dass auch der neue Aufschwung von Bayernausgeht«. Bei der Eröffnung der Garchinger Neutro-nenquelle sprach Stoiber von einem »Leuchtturm derInnovation«. Die nächsten Atomkämpfe sind vorpro-grammiert (zur Erinnerung verweise ich auf meineBuchkapitel über Ohu und Wackersdorf).Das Interview führte Manfred Gößwald

[3-05] Natur + Umwelt BN-Magazin 23

Der AutorKarl Stankiewitz,Jahrgang 1928,beobachtete alsMünchner Korres-pondent mehrererdeutscher Zeitun-gen über fünf Jahr-zehnte die Ent-wicklungen imFreistaat.

Interview mit Karl Stankiewitz

Vorsicht vor »Leuchttürmen«überhaupt noch, könnte man sich fragen, wenn man inIhrem Buch über all die Zerstörungen liest.»Flächendeckend« konnte und kann Landschaft kaumzerstört werden, wir leben gottlob nicht in Zuständender »verbrannten Erde«. Unser Land ist so groß undbirgt noch so viele Schönheiten, für die es zu kämpfenlohnt.Babylon steht auch für Sprachverwirrung. Heute spre-chen Naturbewahrer und -zerstörer oft in den gleichenBegriffen und Bildern von der Schönheit Bayerns undderen Bewahrung. Wie kann der einzelne noch unter-scheiden: Wer macht meine Heimat kaputt, wer schütztsie?Alarm ist überall dort angesagt, wo man so genannte»Leuchttürme« – ein Modewort der neuen Babylonier –hinklotzen möchte, mit den üblichen Versprechungen(Arbeitsplätze), ohne Rücksicht auf gewachsene Struk-turen und latente Ängste. In der Regel aber vollzieht

Babel, bayerischModernes Bayernoder kaputte Hei-mat: Die riesigenSatellitenschüs-seln bei Raistingsüdlich des Am-mersees taugenauf jeden Fall als Symbol dafür,»wie aus einemAgrarland dermodernste StaatEuropas werdensollte« – so heißtauch der Untertiteldes Buches »Baby-lon in Bayern«.

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Das BuchVom Flughafen im Erdinger Moos bis zurWAA, vom Rhein-Main-Donau-Kanal biszum Transrapid: Karl Stankiewitz blickt in»Babylon in Bayern« zurück auf Großpro-jekte, die den umstrittenen und umkämpf-ten Weg Bayerns vom bäuerlichen Flächen-

staat zum Land von »Laptop und Lederhose« prägten.In chronologisch zusammengestellten Berichten ver-mittelt er kritisch ein Bayern-Bild, das Lobpreisungenvermeidet, wichtige Innovationen aber auch würdigt.� Karl Stankiewitz: Babylon in Bayern. Edition Bunte-hunde, Regensburg, 2004, 215 Seiten, 19,80 Euro. Zubestellen beim Nationalparkladen der BN ServiceGmbH, Tel. 0 85 58-97 34 04, [email protected] im Buchhandel oder direkt vom Verlag unterwww.editionbuntehunde.de, Tel. 09 41-5 6745 10

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Page 24: Natur+Umwelt 3-2005

Der Bayerische Heimattag setztsich für die Ausweisung der freifließenden Donau zwischen Strau-bing und Vilshofen als Unesco-Weltkultur- und Weltnaturerbeein. Die Städte Regensburg undPassau sollen in das Gesamtkon-zept einbezogen werden. Eine ent-sprechende gemeinsame Erklä-rung gaben die Trägerverbändedes Heimattages – der Bund Na-turschutz in Bayern, der Bayeri-

sche Landesverein für Heimatpfle-ge und der Verband bayerischerGeschichtsvereine – Anfang Junibei einer Festveranstaltung desHeimattages in Straubing ab. ZurBegründung führte der BayerischeHeimattag die einmalige Verbin-dung von Natur und Kultur in derniederbayerischen Donau-Regionan. Die Symbiose einer Vielzahlvon Baudenkmälern internationa-len Ranges mit der einmaligen

Flusslandschaft der noch frei flie-ßenden Donau und dem Isarmün-dungsgebiet mache das Gebietauszeichnungswürdig als Weltkul-tur- und Weltnaturerbe, erklärteder derzeit amtierende Präsidentdes Heimattages, Prof. HubertWeiger. (hl)Mehr Infos zum Thema Donauunter www.bund-naturschutz.de/projekte/donau

BN-Petition für Nationalpark

Im Skandal um den im Junibekannt gewordenen Anbauvon gentechnisch verunreinig-tem Mais in Bayern hat derBund Naturschutz Strafanzeigegegen die Firma Pioneer ge-stellt. Der BN möchte dadurchklären lassen, ob Pioneer eineungenehmigte Freisetzungdurch ahnungslose Landwirte

verschuldet hat. BehördlicheUntersuchungen des Saatgutshatten zuvor eine unzu-lässige Verunreinigungergeben. Nach der gülti-gen Rechtslage darf kon-ventionelles Saatgut je-doch grundsätzlich keinegentechnischen Beimen-gungen enthalten. »Ohne

zu wissen, dass sie genmanipu-lierte Organismen anbauen,

wurden die betroffenen Bauernfaktisch als Werkzeuge der Gentechnik-Industrie zurDurchsetzung ihrer Interessenmissbraucht«, kritisiert BN-Vorsitzender Hubert Weiger. Kurt Schmid,BN-Gentechnikreferent (hl)

Genmais-Skandal: BN erstattet Strafanzeige

Heimattag: Donau soll Welterbe werden

Wie schon in den vergangenen Frühjahren nutztenauch heuer Gegner des Konzepts »Natur Natur seinlassen« den Befall vieler Fichtenwälder durch Bor-kenkäfer, um eine Aufweichung des Schutzvor-schriften für den Nationalpark Bayerischer Wald zufordern. Diesmal hat sich eine so genannte »Bür-gerbewegung zum Schutz des Bayerischen Waldese.V.« mit einer Petition an den Bayerischen Land-tag gewandt, um die sich selbst überlassenen»Naturzonen« im Erweiterungsgebiet des Natio-

nalparks zurückzunehmen und flächendeckendeine Bekämpfung des Borkenkäfers zu ermög-lichen. Der Bund Naturschutz hat darauf mit einereigenen Petition reagiert, um eine Aufweichungder Nationalpark-Verordnung zu verhindern. »DerBayerische Landtag«, so BN-LandesvorsitzenderHubert Weiger und Nationalpark-BeiratsmitgliedHelmut Steininger, »ist gefordert Sorge zu tragen,dass der Begriff Nationalpark nicht zum Etiketten-schwindel wird.« (göß)

Im Juni 2005 feierte die SandAchse Franken fünfjähriges Jubiläum.Seit Bestehen konnte das Projekt durch Ankauf und Pacht 17 Hek-

tar wertvolleSandgebietesichern und100 Hektarneue Sand-lebensräumeschaffen.Etwa 15 000Schülerbesuchtendie Sandle-

bensräume, über 200 Lehrer bildeten sich für die Umsetzung desThemas Sand im Unterricht fort. »Noch nie hat die Bevölkerung inder Region so viel über das Geheimnis von Blauflügeliger Ödland-schrecke und Co. erfahren«, resümiert Tom Konopka, Projektbe-treuer und BN-Regionalreferent. Der Erfolg des Projekts ist auf diehervorragende Zusammenarbeit von Bund Naturschutz, Deut-schem Verband für Landschaftspflege und Landesbund für Vogel-schutz sowie der Landkreise und Städte zwischen Bamberg undWeißenburg zurückzuführen. Der Bayerische Naturschutzfondshat im Juni beschlossen, das Projekt ein weiteres Jahr zu fördern. Weitere Infos zur SandAchse auf Seite 16 und unter www.sandachse.de.Annette Prechtel, Tom Konopka (hl)

SandAchse Franken: 5 Jahre + 1

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Page 25: Natur+Umwelt 3-2005

Am Erntedank-Sonntag, dem 2. Oktober 2005, heißt es inDeutschland bereits zum siebten Mal: Auf zum Tag der Regionen!Heuer steht der Tag unter dem Motto »Kurze Wege – langerGenuss«. Hunderte von Veranstaltungen präsentieren jede Regionmit ihren Produkten vor allem kulinarischer Natur. Der BundNaturschutz, in ganz Bayern mit vielen Angeboten zum Tag derRegionen vertreten, hält die schmackhafte, hochwertige Vielfalt

regionaler Lebensmittel der Suche nach dem billigs-ten Schlachthof und Lebensmitteln mit weltweiteinheitlichem Geschmack entgegen. »Es kann uns nicht egal sein,wenn die Globalisierung regionale Strukturen zunichte macht«, soMarion Ruppaner, Landwirtschaftsreferentin des BN. (hl)Die Termine aller Veranstaltungen sind im Internet unter www.tag-der-regionen.de zu finden.

Nach 31 Jahren Auseinandersetzung stehtendlich fest: Die als »B 2a neu« geplanteautobahnähnliche Straße durch das Red-nitztal zwischen Nürnberg und Schwa-bach, den »Englischen Garten« der Groß-städte, ist verhindert. Erreicht haben diesder Verein zum Schutz des Rednitztales, dieBürgerinitiative gegen die B2a und derBund Naturschutz mit Unterstützung vielerBürger sowie der Städte Schwabach und

Nürnberg. Die Bundesregierung hat die»Rednitztal-Autobahn« aus dem Bundes-verkehrswegeplan gestrichen. Beim»Erfolgsfest« Anfang Juni mitten im Red-nitztal freute sich besonders die langjäh-rige Sprecherin des Vereins, AnnemarieBrouer (im Bild 3. v. l.). Gemeinsam mitihrem Mann hatte sie über drei JahrzehntePetitionen und Klageschriften verfasst,Leserbriefe und Presseerklärungen abge-

geben uns schließlich dank Mut und Aus-dauer verkehrspolitische Geschichtegeschrieben. Tom Konopka, BN-Regionalreferent

Ausge-rech-net aneinemder

schönsten Flecken im Natur-park Vorderer Bayerischer Waldwill BMW ein Fahrertrainings-zentrum bauen: in dem Weiler

Rettenbach, Gemeinde SanktEnglmar (Foto; N+U berichtete).Davon ließ sich BMW auchdurch zwei Schreiben des BNnicht abbringen. In seiner Ant-wort vermeidet BMW jede Fest-legung und verweist auf denBezirkstag von Niederbayern.Was wohl heißt: Wenn wir von

dort grünes Licht bekommen,werden wir die Sache ohneRücksicht auf den Naturschutzdurchziehen. Enttäuscht undverwundert zeigen sich Natur-schützer und Erholungssu-chende in Niederbayern vorallem darüber, dass sich BMWnicht einmal durch die inzwi-

schen über 1400 Protest-Unter-schriften zur Suche eines alter-nativen Standortes bewegenließ. Dabei hat(te) der Münche-ner Autokonzern eigentlichimmer großen Wert auf einenguten Ruf in Umweltfragengelegt. Karin Meindorfer

BMW: Keine Rücksicht auf Naturpark

Links rechts untenwww.espere.netDas Klimainformationsprojektfür Schule und Bevölkerungerklärt leicht verständlich, wieLuft, Eis, Wasser, Gestein, Bodenund Leben zusammenwirkenund wie der Mensch in das Sys-tem Klima eingreift. Mit kosten-loser Klima-Enzyklopädie.

www.baubiologie-regional.deNeben vielen Informationenaus allen Bereichen der Baubio-logie ist besonders die Mailing-liste zum Thema Elektrosmoginteressant. Hier tauschen sichdie Teilnehmer über Fragen wiedie Abschirmung von elektro-magnetischen Feldern aus.

Auf zum Tag der Regionen

Feier zur Rettung des »Englischen Gartens«

Der Bund Naturschutz hat den BayerischenLandtag aufgefordert, die Novellierung desNaturschutzgesetzes (bei Redaktions-schluss noch nicht abgeschlossen) alsChance für Bayerns Landschaft zu nutzen.Insbesondere der Artenschwund in deroffenen Agrarlandschaft verlange bessere

rechtliche Rahmenbedingungen. In diesem Sinne fordert das neueBundesnaturschutzgesetz, das den Rahmen für die Ländergesetze

vorgibt, einen Biotopverbund von mindestens zehn Prozent derLandesfläche gerade in ausgeräumten Landschaften – mit Hilfeneuer Hecken, Feldgehölze oder Brachstreifen. Dagegen ist imbayerischen Entwurf nur vom Erhalten des Status quo die Rede.Außerdem bemängelt der BN, dass ein klares Umbruchverbot vonGrünland in Tal-Auen fehlt, dass für FFH-Gebiete keine Schutz-verordnungen erlassen werden sollen und dass die zerstörerischeGrabenfräse wieder erlaubt werden soll.Dr. Kai Frobel, BN-Referent für Arten- und Biotopschutz

Neues Naturschutzgesetz mangelhaft

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Der Schutz des europäischenNaturerbes geht auch in Bayern

voran. Das lassen beispielhaft diebeiden abgebildeten Karten erken-nen. Die kleine zeigt, wie wenigGebiete die bayerische Staatsregie-rung ursprünglich als so genannteFFH-Flächen für Natura 2000, daseuropäische Netz geschützterNaturflächen, melden wollte. Diegroße Karte verdeutlicht, wieumfangreich sie auf Druck der EU-

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Europas Natura 2000: Großer BN-Erfolg

Ein Netz für die NaturKommission, unterstützt durch diefachliche und politische Arbeit vor allem des Bundes Naturschutzletztlich »nachlegen« musste (N+Uberichtete). Aus einem dürftigen Fleckerlteppich ist doch noch eintragfähiges Netz für bedrohte Artengeworden. Statt nur 1,6 Prozent derLandesfläche 1996 stehen jetzt 9,1 Prozent unter Schutz, ein großerErfolg für die Natur.

Die konkreten Auswirkungendieses Erfolges sind bereits bei vie-len Schutzbemühungen von BN-Aktiven zu spüren, haben sie dochein gewichtiges Argument mehr, umden hohen Wert bedrohter Land-schaften zu begründen. AktuelleBeispiele zeigen die folgenden Sei-ten unserer Rubrik »Regional«. DerEinsatz des BN für Bayerns Natur istoft langwierig und zäh, aber er zahltsich aus.

Natura 2000 – ver-spätet aber doch …Die erste offiziellebayerische Mel-dung von 1996 füreuropäisch ge-schützte »FFH-Gebiete« enthieltpraktisch nur dieNaturschutzgebie-te und National-parke (kleineKarte). Dank Druckaus Brüssel undzäher, jahrelangerArbeit vor allemdes BN kann sichBayerns Beitragzum Schutz deseuropäischenNaturerbes trotzverbleibenderDefizite nun dochsehen lassen(große Karte).

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Geht es nach der Bezirksregie-rung von Niederbayern, müssendie Graugänse im Vilstal Federnlassen: Obwohl die Vögel ineinem Naturschutzgebiet leben,in dem die Jagd verboten ist,sollen sie dort abgeschossenwerden dürfen. Eine entspre-chende Ausnahmegenehmigungist bereits erteilt.

Das 170 Hektar große Natur-schutzgebiet »Vilstal bei Markl-

kofen« liegt im Landkreis Dingol-fing-Landau nördlich der GemeindeMarklkofen und umfasst den west-lichen Teil des Vilstalstausees sowieden daran anschließenden Bereichmit Wiesen, Gewässern, Röhrichtund Gehölzbeständen. Das seit1984 bestehende Gebiet ist einer

der letzten repräsentativen undcharakteristischen Abschnitte derVilstallandschaft, mit zum Teil selte-nen und gefährdeten Pflanzen- undTierarten, und wurde 2001 in diebayerische Meldeliste für Schutz-gebiete nach der FFH-Richtlinieaufgenommen.

In diesem sensiblen Gebiet hatdie Regierung von Niederbayern imvergangenen Jahr per Ausnahme-genehmigung die Graugans für dieJahre 2004 und 2005 zum Abschussfreigegeben: In den MonatenNovember und Dezember soll dieVogelart auch im Naturschutzgebietbejagt werden dürfen. Begründetwird dies mit nicht näher beziffer-ten landwirtschaftlichen Schädendurch die Tiere. Der Widerspruch,den Naturschützer gegen die Ge-nehmigung eingelegt hatten, ver-hinderte den Abschuss im vergan-

genen Winter. Noch ist darübernicht entschieden.

Der Bund Naturschutz setzt sichweiter für den Schutz der Grau-gänse ein. Seine Position stützt derVerband auf die in der Schutzge-bietsverordnung festgelegte Funk-tion des Naturschutzgebietes: Essoll Lebensbereiche einschließlichder erforderlichen Nahrungsgrund-lagen und Brutgelegenheiten für diedortige Tierwelt, insbesondereVogelarten, sichern und Störungenvon ihnen fernhalten. Diese Belan-ge des Natur- und Artenschutzesmüssen Vorrang vor wirtschaft-lichen Interessen haben. Aus derSicht des Bundes Naturschutz mussdas Abschussverbot erhalten blei-ben. Peter Hirmer (asw)

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Querbeet: Mit »RADULA« startetedie BN-Kreisgruppe Kelheim MitteMai in Kooperation mit dem Land-schaftspflegeverein VöF e.V. einneues Umweltbildungsprogramm.Der Begriff steht für die Raspel-zunge von Weichtieren, und soknabbert sich Maskottchen »RolfRaspelzunge« nicht von ungefährquerbeet durchs Projektpro-gramm. Interdisziplinarität undIntegration prägen das Angebot

dieses vom BayerischenUmweltministerium geför-derten Projekts: Natur-

kundliche Führungenfür Kinder- und

Jugendgruppen indie Lebensräume

Hecke, Wasser, Wiese und Waldwerden so aus dem Blickwinkelanderer Fachrichtungen betrach-tet – die Natur bietet vielfältigeAnknüpfungspunkte an Erdkunde,Physik oder Chemie, aber auch an vermeintlich fachfremde Diszi-plinen wie Kunst, Musik und Ge-schichte. Zusätzlich bietet »RADU-LA« auch Veranstaltungen zueinem jährlichen Schwerpunkt-thema, in diesem Jahr »Ernährungund Regionalität«.Informationen: Kreisgruppe Kelheim, Tel. 09441-1319,[email protected]

Alt und neu: Nachdem Karl Eden-hofner im Mai aus gesundheit-

lichen Gründen sein Amt als ersterVorsitzender der Kreisgruppe Frey-ung-Grafenau des Bundes Natur-schutz niederlegen musste, über-nahm Michael Haug kommissa-risch die Leitung der Kreisgruppebis zu den regulären Neuwahlenim Jahr 2006 (Foto, von links:Geschäftsstellenleiterin Heike Dülfer, scheidender VorsitzenderKarl Edenhofner, stellvertretenderVorsitzender Elmar Hartl, Landes-schatzmeister Helmut Steininger,

neuer Vorsitzender Michael Haug).Bereits unter Haugs Federführungsetzte die Kreisgruppe für dengeplanten Autobahnzubringer vonEberhardsreuth über Thurmans-bang nach Eging ein ordentlichesPlanfeststellungsverfahren durch.In einer Stellungnahme dazu zeigtder Bund Naturschutz detailliertauf, wie überflüssig die überört-liche Verbindungsstrasse ist. Dasseine Verbesserung der bestehen-den Trasse ausreicht, meinen auchrund 50 Bürger aus den betroffe-nen Gemeinden, die gegenüberder Regierung gegen die Straßen-baupläne protestierten. Man darfgespannt sein auf den Erörte-rungstermin.

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Abschuss stattArtenschutzGraugänse sollenim Naturschutz-gebiet Vilstal künftig gejagtwerden dürfen.

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Kreisgruppe Dingolfing-Landau

Schutz für die Graugans

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Die Bayerische Staatsregierunghat dem Druck oberfränkischerLokalpolitiker nachgegeben undwill den umstrittenen Ausbaudes Flughafens Hof-Plauen nunmit 32 Millionen Euro fördern. Obeine neue Start- und Landebahnjedoch große Airlines und damitAufschwung und Arbeitsplätzenach Hof bringt, ist mehr alsfraglich. Es droht ein Millionen-grab mit fataler Wirkung aufNatur und Klima.

Der Flugplatz mit derzeit einereinzigen Verbindung zum

Großflughafen Frankfurt ist seit sei-nem Bestehen unrentabel; dieBetreibergesellschaft verbucht übereine Million Euro Verlust pro Jahr.Der geschätzt 35 bis 50 Millionenteure Bau der neuen Startbahn sollnun aus den roten Zahlen heraus-führen. Damit diese Rechnung auf-geht, operieren die Befürworter mitprognostizierten Zuwächsen beimPassagieraufkommen von über 500

Prozent im Charter- und von 300Prozent im Linienflug. Woher dieFluggäste kommen sollen, istunklar, denn AirBerlin, Condor undzuletzt der Touristikkonzern TUIhaben Hof bereits Absagen erteilt.Trotz Förderung durch den Freistaatmüssen Kosten in Millionenhöheüber lokale Steuermittel finanziertwerden. Auch für die zu erwarten-den Verluste im laufenden Betriebwerden die Steuerzahler wie bisherzur Kasse gebeten. Selbst Wirt-schaftminister Otto Wiesheu hältdas Vorhaben für ein »riskantesUnterfangen«.

Gemeinsam mit der Hofer »Bür-gerinitiative gegen die Startbahn-verlängerung des Regionalflugha-fens« lehnt der Bund Naturschutz(BN) den Ausbau des Flughafens abund fordert stattdessen eine bessere

Anbindung an den Flughafen Nürn-berg durch Ausbau und Elektrifi-zierung der Schienenverbindungzwischen Hof und Nürnberg.»Oberfranken ist mit den Großflug-häfen Nürnberg und München,dem bestehenden Flughafen Hofund den umliegenden AirportsFrankfurt, Erfurt, Leipzig und Dres-den ausreichend erschlossen«, soBN-Regionalreferent Tom Konopka. Andrea Siebert

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Brennpunkt Waldstein: Zwarwurde die Fichtelgebirgsautobahnim Bundesverkehrswegeplanzurückgestuft, doch noch ist nichtabschließend über die 40 Kilome-ter lange Asphaltschneise durchdas Mittelgebirge und den Bau desWaldsteintunnels entschieden.Etwa 500 Menschen folgten daheram 1. Mai dem Aufruf des BN undder Bürgerinitiative zur Demon-stration gegen die geplante Auto-bahn. Auf der Kundgebung sorgtendie Metzlersreuther Laienspiel-

gruppe und das Freie Bierorches-ter Franken (siehe Foto) für besteStimmung.

Flugplatzmanie: Das Beispiel Hofmacht Schule – auch die StadtCoburg findet ihren Flugplatz nunzu klein. Mit dem Argument, orts-ansässige Firmen wie der Automo-bilzulieferer Brose bräuchten eineneue Start- und Landebahn, wirdErsatz für den bestehenden Stand-ort auf der Brandensteinsebenegesucht. Dabei hat die Stadt mitder im Bau befindlichen A 73 gera-de erst eine neue Autobahn durch-gesetzt, nicht zuletzt auf Druckvon Brose und anderen CoburgerFirmen; mit Bamberg und Hof gibt

es zudem zwei Regionalflughäfenin der Nähe. Für den BN ist derNeubau weder ökologisch nochökonomisch vertretbar.

Zu attraktiv: Den Trockenrasen-flächen und der seltenen Felsfloraauf dem »Walberla« im LandkreisForchheim setzen Ausflügler, Klet-terer und Hobbyflieger regelmäßigarg zu. Der seit 1987 als Natur-schutzgebiet »Ehrenbürg« aus-gewiesene und als FFH-Gebietgemeldete Berg soll jetzt miteinem Konzept zur Lenkungder Besucherströme entlastetwerden. Die BN-KreisgruppeForchheim, die sich seit 30Jahren um das Ausflugsziel

kümmert, setzt sich gemeinsammit dem Landkreis und den Anrai-nergemeinden dafür ein. Bei einerBereisung der Region informiertesich der BN-Landesvorstand überdie geplanten Maßnahmen (sieheFoto). Erster Erfolg: Mit Unterstüt-zung der Bürgermeister von Wie-senthau und Schlaifhausen sowieder BN-Ortsgruppe Wiesenthaugelang es, für die Rekonstruktioneiner keltischen Wallanlage einennaturverträglichen Standort zufinden.

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Klimakiller Flugzeug Der geplante Ausbau des FlugplatzesHof greift nicht nur gravierend in denNatur- und Landschaftsraum ein underhöht die Lärmbelastung für die Bürger, sondern ist auch eine fataleFehlentscheidung vor dem Hinter-grund des Klimaschutzes. WeitereInformationen: www.flughafenhof.de

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Kreisgruppe Neumarkt

ZerstörerischerSandabbauFlechtenreiche Sandkiefernwäl-der zählen europaweit zu denseltensten und am stärkstenbedrohten Biotoptypen. Sie sindunersetzlicher Lebensraum fürviele hoch spezialisierte Pflan-zen- und Tierarten, und das Baye-rische Naturschutzgesetz stelltsie unter besonderen Schutz.Dennoch soll der seit zehn Jahrengeduldete Sandabbau bei Pollan-ten im Landkreis Neumarkt,einem der letzten Gebiete mitFlechten-Kiefernwäldern, nunnoch forciert werden.

Auf insgesamt über zehn Hektargestattete das Bergamt Nord-

bayern ohne Planfeststellungsver-fahren den Abbau. Anfang Juliwurde ein so genannter »Rahmen-betriebsplan« für weitere Abbau-flächen genehmigt. Genehmigungs-behörde und Abbaufirmen berufensich dabei auf ein Mitte der neun-ziger Jahre positiv abgeschlossenesRaumordnungsverfahren. Darinwar allerdings, unter umfangrei-

chen Bedingungen und Auflagen,nur ein Trockenabbau zugestandenworden. Durch den jetzt möglichenNassabbau sind weit gravierendereEingriffe zu erwarten; die Standort-bedingungen werden derart massivverändert, dass sich dort nachBeendigung des Abbaus keine wert-vollen Trockenkiefernwälder mehrentwickeln können.

Als Ausgleich für den Eingriffsind marginale Optimierungsmaß-nahmen für angrenzende Waldbio-topflächen vorgesehen – die Abbau-firmen besitzen davon allerdings bisheute keinen einzigen Quadratme-

ter. An einenSkandal grenzt,dass die bean-tragten Abbau-areale im Regio-nalplan wederals Vorrang-noch als Vorbe-haltsflächen fürBodenabbaueingestuft sind,es gleichzeitig inunmittelbarerNachbarschaftaber mehr alsgenug solcherFlächen gibt,dazu ökologischweit wenigerwertvolle. DerBund Natur-schutz hat des-halb im Verfah-ren selbst, aber

auch beim Innen- und Wirtschafts-ministerium gegen die absurde Pla-nung protestiert. Die Genehmigungdieser Biotopzerstörung ist eineBankrotterklärung jeglicher Regio-nalplanung, gleichzeitig aber auchein Schlag ins Gesicht der Natur-schutzbehörden, die für die Sand-kiefernwälder sogar schon die Aus-weisung als Naturschutzgebiet indie Wege geleitet hatten. Helmut Schultheiß (asw)

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Tag des Wassers: Aus diesemAnlass protestierten Aktive derBN-Ortsgruppe Kastl im LandkreisAmberg-Sulzbach gegen die dro-hende Wasserentnahme aus demHallerbrunnen im Lauterachtal.Bei der Aktion am festlich ge-schmückten Osterbrunnen warenauch zahlreiche Kinder mit selbstgemalten Transparenten dabei(siehe Foto). Nachdem die StadtNeumarkt einen zweiten Auto-bahnanschluss forciert und mitdiesem Prestigeprojekt ihr jetzigesTrinkwasserschutzgebiet aufs Spiel setzt, liegt der Verdacht nahe,

dass mit der Wasserentnahme imLauterachtal ein bequemer Ersatzgeschaffen werden soll.

Keine Ostumgehung: Auf einemOrtstermin haben sich Mitgliederder Neumarkter Bürgerinitiative»Freunde des Lengenbachtales«und Vertreter des BN gegen denAutobahnanschluss Frickenhofenund die damit verbundene Ost-umfahrung ausgesprochen (sieheFoto). Die drohende Lärmbelas-tung, die Durchschneidung des

wertvollsten Naherholungsgebie-tes der Stadt, unkalkulierbare Risiken für das angrenzende Trink-wasserschutzgebiet und die Zer-störung etlicher Biotope stehen in keinem Verhältnis zum fragwür-digen Nutzen der umstrittenenAutobahnausfahrt.

Ökologisch einkaufen: Über 150Adressen sowie Fachwissen undHintergrundinformationen liefertdie BN-Kreisgruppe Regensburgseit zwei Jahren mit ihrem Öko-Einkaufsführer, der nun in einerzweiten, aktualisierten Auflageerschienen ist. Die Broschüre liegtaus bei den Landkreisgemeinden,in Arztpraxen, Bibliotheken und

Sparkassen. Auch ein Blick ins Internetlohnt sich: www.naturnah-einkaufen.de

Hochwasserschutz: Die Regierungder Oberpfalz hat erfreulicher-weise das bei Weiden im Über-schwemmungsgebiet geplante»Admira-Center« gestoppt. Siebezieht sich dabei auf ein Urteildes Verwaltungsgerichtshofs vomJuni 2004, wonach Bebauungsplä-ne im Bereich eines Überschwem-mungsgebietes nichtig sind undeine Baugenehmigung dort auchmit umfangreichen Ausgleichs-maßnahmen nicht »erkauft« wer-den kann. N

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GefährdetDer fortgesetzteSandabbaubedroht die Flech-ten-Kiefernwälderin ihrer Existenz.

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Abgesichert ist das Klausner-Vor-haben durch eine garantierte

Zusage der bayerischen Staatsregie-rung von jährlich 500 000 Festme-tern Holz aus dem Staatsforst undeinem unter dem gegenwärtigenMarktpreis festgesetzten Kaufpreis,was einer indirekten Subventionvon etwa 2,5 Millionen Euro proJahr entspricht. Dies setzt die ein-heimischen, meist kleineren Säge-werke massiv unter Druck, denn sobillig wie die alpenländische Kon-kurrenz, die sich auf die Verein-barung mit dem Freistaat stützenkann, können sie nicht produzieren.Auf der Strecke bleiben auchUmwelt- und Klimaschutz: 90 Pro-zent der über eine Million Festme-ter Holz pro Jahr, die Klausner inLandsberg verarbeiten will, sind fürden nordamerikanischen und denasiatischen Markt bestimmt – einprofitables Geschäft.

Die Standortwahl gibt weitereMinuspunkte in der Öko-Bilanz,will sich der Holzverarbeiter dochausgerechnet im Landsberger Frau-

enwald niederlassen, einem nachdem Waldgesetz geschützten Klima-schutzwald. Dennoch verkaufte dieStadt Landsberg dem Unternehmenfür die erste Ausbauphase rund 30Hektar im Herzen des Waldes. Wei-tere 40 Hektar sind für so genannte»Clusterfirmen« vorgesehen, unddas gesamte, 190 Hektar große Arealsoll als Industriegebiet ausgewiesenwerden. Diese Entscheidung derStadt versuchte die KreisgruppeLandsberg des BN mit Hilfe der Bür-gerinitiative »Bürgerwille Lands-

berg« aufzuhalten, leider ohneErfolg. Beim Waldbündnis Lands-berg erregte besonders die heimli-che Unterzeichnung des Kaufver-trags durch Oberbürgermeister IngoLehmann Unmut – schließlich hatteder Rathauschef im November 2004pressewirksam als erster Landsber-ger für das Volkbegehren »Aus Liebezum Wald« unterschrieben. Ralf Stallforth (asw)

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Teure Umge-hung: Trotzleerer Kassenwurde in Weil-heim ein Ge-samtverkehrs-konzept erar-beitet, auf des-sen Basis aucheine Entschei-dung für denTrassenverlauf der seit 30 Jahrengeplanten Umgehungsstraße ge-troffen werden soll. Während eineWestumfahrung zwei Brücken unddamit eine zweifache Durch-schneidung der FFH-Gebiete ent-lang der Ammer erfordern würde,träfe die Ostumfahrung mit einem

62 Meter breiten und 17Meter tiefen Einschnitt dasNaherholungsgebiet »Gögerl«,für dessen Magerrasen Artenwie das Schopfige Kreuz-blümchen und der Wiesensal-bei (siehe Foto) charakteris-tisch sind. Mit einem auf 1200Meter verlängerten Tunnelließe sich dieser Eingriff ver-meiden, doch die Stadt kann

den Eigenanteil von zusätzlich 10Millionen Euro nicht aufbringen,und weder Bund noch Land nochLandkreis wollen die Kosten über-nehmen.

Filz renaturiert: Der vom Austrock-nen bedrohte Hochmoorkomplex

»Höfner Filz« südwestlich vonKönigsdorf ist vorerst gerettet. DieKreisgruppe Tölz/Wolfratshausendes Bundes Naturschutz (BN) ver-anlasste die Renaturierung imKern des rund 30 Hektar großenGebietes, gemeinsam mit demMaschinenring Wolfratshausenund in Absprache mit der unterenNaturschutzbehörde und denGrundstückseigentümern. Unterden kritischen Augen von Wolf-gang Beigel, Marika Bernriedersowie Kreisvorsitzender CarolaBelloni machte sich BaggerführerHans Schlickenrieder an die Arbeit(siehe Foto, v. li.). Insgesamt wur-den 15 Drainagen unterbrochen,eine Geländestufe ausgeglichen

und Gräben durch zehn Dämmeangestaut. Die Kosten beliefen sichauf rund 20 000 Euro, davon trägtdie BN-Kreisgruppe rund 3500Euro. Inzwischen ist die Renaturie-rung erfolgreich abgeschlossen,die Gräben führen wieder Wasser,und das Höfner Filz befindet sich –aufgrund der starken Niederschlä-ge Anfang dieses Jahres schnellerals erwartet – auf dem Weg derWiedervernässung.

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Kein Sägewerk im FrauenwaldAls Sprecher derBürgerinitiative»BürgerwilleLandsberg« setzensich Ruth Satzgerund BN-Kreisvor-sitzender FolkhartGlaser für ein Bür-gerbegehren ge-gen das Industrie-gebiet ein. Leiderstimmten am 18. Juli nur 36 Pro-zent der Wählergegen das Groß-Sägewerk.

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Abgeholzt und ausverkauft?

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Die Forstreform der Staatsregierung ist kaum gestartet, da beginnt inLandsberg bereits der Ausverkauf des Waldes: Die österreichischeKlausner-Gruppe will ein Großsägewerk mit einem Einzugsradius von100 Kilometern errichten. Weitere Holzverarbeiter aus Österreich sitzen schon in den Startlöchern.

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Umfangreiche Gutachten stelltenzunächst fest, dass die Verbau-

ung des Lechs entlang der Stau-stufen vor allem nach einem Hoch-wasser den Grundwasserabflussverzögert. Einer der maßgeblichenGründe für den länger anhaltenden,erhöhten Grundwasserstand, so dieGutachter weiter, sei, dass aus demin etwa tausend Metern Entfernungfließenden Lochbach im Natur-schutz- und FFH-Gebiet »StadtwaldAugsburg« Wasser versickere. Um esschneller abzuführen, müsse dasBachbett abgedichtet werden. Diesschafft zwar Abhilfe für die von ver-nässten Kellern geplagten Königs-brunner Bürger, Naturschützerbefürchten jedoch, dass eine Ab-senkung des Grundwasserspiegelsdurch die Abdichtung des Bachesim FFH-Gebiet vor allem in trocke-

nen Zeiten Feuchtbiotope wieQuellfluren und Kalkflachmooreschädigen könnte.

Im Rahmen einer FFH-Verträg-lichkeitsprüfung müssten solcheBedenken gehört werden. Doch dasBayerische Umweltministeriumstufte die nun geplanten Abdich-

tungsmaßnahmen am Lochbach als»Gewässerunterhaltungsmaßnah-men« ein und lehnte eine Überprü-fung ab. Zur Begründung legte sichdas Ministerium die Gesetze pas-send aus: Die Ausleitungsrechte derStadt Augsburg aus dem Lech inden Lochbach und die damit ver-bundenen Unterhaltsverpflichtun-gen seien vor Inkrafttreten der FFH-Richtlinie von 1992 begründetworden. Daher bedürfe es keinernachträglichen Verträglichkeits-überprüfung.

Der NaturwissenschaftlicheVerein für Schwaben und die Kreis-gruppe Augsburg des Bundes Naturschutz haben gegen dieseRechtsauffassung massiv protestiertund setzen sich für eine ordnungs-gemäße Verträglichkeitsprüfungein, damit durch die Abdichtungnicht unwiederbringlicherSchaden im geschütztenStadtwald angerichtet wird.Barbara Zach (asw)

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Alpines Trainingszentrum: Nach-dem ein Bürgerentscheid vor zweiJahren den Bau des Alpinen Trai-ningszentrums Allgäu (ATA) amGrünten verhinderte, soll es jetztauf dem Oberjoch bei Bad Hinde-lang gebaut werden. Das Projektsteht bereits vor der Planfeststel-lung, doch die Planung weist, ab-gesehen von der grundsätzlichenProblematik neuer Skipisten undkünstlicher Beschneiung, nach

Ansicht der BN-KreisgruppeKempten-Oberallgäu gravierendefachliche Mängel auf. So soll einSpeicherteich für die Beschnei-ungsanlagen ausgerechnet aufeiner geschützten artenreichenMagerwiese entstehen (siehe Foto:mit blühenden Orchideen). Zusätz-liche Schneekanonen und eineFlutlichtanlage ziehen schwereEingriffe in Natur und Landschaftnach sich, die billigend in Kauf

genommen werden, umdie Skiverbandslobby zubedienen und vielleichtein bisschen mehr Tou-rismus ins Allgäu zulocken. Die »Rüstungsspi-rale« touristischer Infra-

struktur wird so weiter gedreht –und vom ehemals werbewirksaminszenierten »Ökomodell« derGemeinde Bad Hindelang bleibtkeine Spur mehr.

Zimmer frei: Ein »Hotel« für Insek-ten entstand im Rahmen einerPflanzaktion, die die BN-Ortsgrup-pe Schwabmünchen und der Lan-gerringer Obst- und Gartenbau-verein für die neugeborenen Kin-der des Jahrgangs 2004 veranstal-teten. Die neue Grünanlage imZentrum der schmucken schwäbi-schen Gemeinde wird nun durcheinen geräumigen aufgeständer-ten Holzkasten bereichert, derLebensraum für verschiedenste

Insektenarten bietet. Wenige Tagenach der Eröffnung herrschtebereits reger Flugverkehr, und etli-che Nistplätzchen sind schon festvermietet. Das Insektenhotel lock-te auch viele menschliche Besu-cher sowie Rundfunk und Fernse-hen an. Mit weiteren Aktionen,darunter einem Wettbewerb umdas schönste »Insektenhotel«, wol-len BN und Gartenverein dazuanimieren, auch in privaten Haus-gärten derartige Nistgelegenheitenzu schaffen.

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GefährdetDie Abdichtungdes Lochbachsbedroht die Bioto-pe im AugsburgerStadtwald mitihren seltenenTier- und Pflanzen-arten, darunterBlaukernauge undSumpfgladiole.Fo

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Kreisgruppe Augsburg

Streit ums Grundwasser

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Immer wieder waren Hausbesitzer in Königsbrunn nördlich von Augsburg in denletzten Jahren mit nassen Kellern durch erhöhte Grundwasserstände konfrontiert,teils über Monate hinweg. Die Anwohner glauben, versickerndes Wasser aus demLochbach sei der Grund dafür. Nun soll der Bach abgedichtet werden.

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Mit dem Fernglas Ausschau halten nach Gebirgsstelze und

Wasseramsel, ins Reich der Wasser-tropfen eintauchen und mit Bino-kularen und Becherlupen die ge-heimnisvollen Wasserwelten einesRhöner Wildbachs entdecken: alldies und noch viel mehr konntenBad Kissinger Kinder, Jugendliche

und Erwachsene im vergangenenJahr im BN-Umweltbildungsprojekt»RHÖNer WASsER-LEBEN« unter-nehmen. »Wir wollen zeigen, dassman in der Rhöner Natur wirklichwas erleben kann«, so Dr. Stephan

Kneitz, Biologe bei der Kreisgruppe.Für die Durchführung der Veran-staltungen und Aktionen wirdKneitz von einem kleinen Teamerfahrener Erzieherinnen unter-stützt. 300 begeisterte Teilnehmerbeweisen, dass die Fördermittel des Umweltfonds des FreistaatsBayern gut angelegt sind. Familienmit »Wilde Wasser«-Tagen die Naturnäherzubringen, Wissen in spiele-rischer Form zu vermitteln und fürdie Vielfalt und Faszination desWassers zu begeistern, sind wichti-ge Bausteine in dem vielseitigenProjekt, für das die Kreisgruppe mitder »SiNNAllianz« zusammenarbei-tet. Das Jahr 2005 steht dabei ganzim Zeichen der »Wasser-Kunst«:Aktionstage mit regionalen Künst-lern in Bad Kissingen, Bad Brücken-au, Hammelburg und Münnerstadt,digitale Naturfotografie, Wasser-erlebnis auf Leinwand oder »Saale-Sinn- und Thulba-Landart« sollendas »RHÖNer WASsER-LEBEN« imgesamten Landkreis unvergesslichmachen. Helmut Schultheiß (asw)

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Abgelehnt: Der BN und viele Bür-ger hatten sich gegen das in Det-telbach geplante Krematoriumgewehrt (s. N+U 2-05). Nun scheintdie Flamme für das Vorhaben erlo-schen zu sein. Nach dem Nein desStadtrates folgte die Ablehnung imLandratsamt. Begründung: Nacheiner Entscheidung des Verwal-tungsgerichts Regensburg und desVerwaltungsgerichtshofes in Mün-chen ist der Bau einer Feuerbestat-tungsanlage in einem Gewerbege-biet aus Pietätsgründen planungs-rechtlich unzulässig. Bürgermeis-ter Kuhn, einst Feuer und Flammefür das Krematorium, fand nun,»das Seelenheil der Stadt« hängenicht von der Genehmigung ab.

Autobahn: Mit Nachdruck abge-lehnt hat der BN den sechsspuri-gen Ausbau der A3 bei Hösbach imLandkreis Aschaffenburg. DieNaturschützer kritisieren beson-ders die ökologischen Folgen derTrassenverlegung und die neugeplante Kauppenbrücke. Trasseund Brücke sollen genau dort ent-stehen, wo der Landkreis diehöchste Dichte an seltenen Artenund Biotopen aufweist; zudemwürden die Eingriffe ein für dieBevölkerung Waldaschaffs uner-setzliches Naherholungsgebietentwerten.

Allianz: Nach 18 Jahrenhaben sich die Kreisgruppen

Schweinfurt-Stadt und Schwein-furt-Land wieder zu einer mitglie-derstarken und schlagkräftigen»Kreisgruppe Schweinfurt« zu-sammengefunden. Dem neu ge-wählten Vorstand gehören ErhardWeck und Volkmar Wohlfart alsstellvertretende Vorsitzende, ErnstBohlig als Erster Vorsitzender(siehe Foto, v.li., mit Landesge-schäftsführer Peter Rottner undSebastian Schönauer vom Landes-vorstand), Margit Hettrich alsFinanzchefin und Mica Steinbachals Schriftführerin an.

Aufgewer-tet: FünfRhön-Landkrei-se ausBayern,

Thüringen und Hessen haben eingemeinsames Biosiegel für Natur-produkte aus der Rhön entwickelt.Die Initiative soll das Biosphären-reservat Rhön auch als Produk-tionsstandort für hochwertigelandwirtschaftliche Produkte wieRhönlamm und Rhöner Streuobstbekannt machen und Projekte derRegional- und Direktvermarktungstärken. Der BN hat hier mit demRhönschafprojekt wichtige Grund-lagen geschaffen. N

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Faszination WasserDie Kinder machten bei den an-gebotenen Aktionen des Umwelt-bildungsprojekts begeistert mit.Informationen und ein Detailpro-gramm können bei der Geschäfts-stelle Sinntal, Fuldaer Str. 2, 97769Bad Brückenau (Tel. 0 97 41 -93 8758, Fax 93 87 59, [email protected]) angefordert werden.

Kreisgruppe Bad Kissingen

Mit allen SinnenDas seit 2004 laufende Umwelt-bildungsprojekt »RHÖNer WASsER-LEBEN« der KreisgruppeBad Kissingen des Bundes Natur-schutz kann auf eine erfolgreicheBilanz für das erste Jahr seinesBestehens zurückblicken. DieWissensvermittlung rund um dasThema Wasser wird in Koopera-tion mit dem Naturschutzprojekt»SINNAllianz« umgesetzt.

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Aktive des Bundes Naturschutz(BN), darunter Sigi Liepelt, Tho-

mas Franke, Jörg Straßburger, Elisa-beth Bahr und Teichwirt LorenzMöhring, kümmern sich um diefünf Weiher im Besitz der Kreisgrup-pe. Ohne Düngen, Kalken undZufüttern werden in den extensivbewirtschafteten Fischteichen mitihren naturnahen, ausgedehntenVerlandungszonen jährlich etwa 15Zentner Karpfen erzeugt. DiesesUmfeld kommt seltenen undbedrohten Tier- und Pflanzenartenzu Gute, wie dem Moderlieschen

und demSchlamm-peitzger(Misgurnusfossilis, sieheFoto), dersauerstoff-arme Verlan-dungszonen

bewohnt und auch über die Hautund den Darm atmen kann. SeitBewirtschaftung durch den BN hatsich dieser Exot der heimischenFischfauna im acht Hektar großenBlätterweiher erfolgreich erholt: LagEnde der neunziger Jahre derBestand nahe Null, gibt es dortheute wieder rund 2000 Exemplare.

Die naturnahe Teichbewirtschaf-tung ist unter Marktbedingungennicht rentabel. Das BN-Projekt ver-

steht sich auch nicht als Konkurrenzfür die konventionelle Teichwirt-schaft, sondern will stattdessenmöglichst viele naturnahe Teich-Lebensräume aufbauen und zueinem Verbundsystem für selteneArten vernetzen. Dazu betreibt dieKreisgruppe intensive Öffentlich-keitsarbeit und informiert Teichwir-te über bestehende Förderprogram-me zur Umstellung der Produk-tionsweise. Die quasi »nebenbei«extensiv erzeugten Karpfen werden

als hochwertiges Nischenproduktunter dem Label »Karpfen purNatur« vermarktet. Umfragen zeig-ten, dass Verbraucher, Händler undGastronomen bereit sind, für solchequalitativ hochwertigen Speise-fische auch einen höheren Preis zuentrichten.Tom Konopka (asw)

[3-05] Natur + Umwelt BN-Magazin 33

Gerettet: ÜberFFH-Gebieteder Franken-höhe im Land-kreis Neustadt/Aisch-Bad Winds-heim verläuft eine Hubschrauber-Tiefflugroute der US-Army. In demGebiet brütet auch ein Brutpaardes raren Rotmilans (siehe Foto).Im letzten Jahr wurde währendTiefflugübungen der Horst mits-amt Jungen von Hubschraubernzu Boden geworfen. Mitglieder derBN-Kreisgruppe kontaktierten dieUS-Militärs, die zusicherten, wäh-rend der Brut- und Aufzuchtzeitdie Tiefflugroute im FFH-Gebietnicht zu nutzen. Bislang hieltensich die Hubschrauberpiloten

daran, und das Rotmilanpaar hatim Frühjahr wieder mit der Brutbegonnen.

Storch im Netz: Die »Storchenka-mera« der BN-Ortsgruppe Din-kelsbühl feierte ihren viertenGeburtstag. Aus der anfänglichenFunkübertragung vom Nest aufdem Dach des alten Rathauses insSchaufenster einer Apotheke ent-stand 2001 die Live-Übertragungper »Webcam« ins Internet. Heuer,im fünften Brutjahr, überschrittdie Website www.storch24.de dieTraumgrenze voneiner MillionBesuchern. Dasinzwischen auf

1300 Seiten angewach-sene Storchentage-buch gibt Einblick indas Tagesgeschehen am Nest unddie interessante Biologie diesesVogels.

Verhindert: Beim Bürgerentscheidim April 2005 folgten die Treucht-linger dem Vorschlag des Bürger-forums und lehnten mit drei Vier-tel der Stimmen die geplante»Nagelbergtrasse« ab. Für den Bauder Trasse gab es bereits eineFinanzierungszusage des Freistaa-

tes, doch mit demEntscheid muss jetztendlich die vom BNfavorisierte Detten-

heimer Variante diskutiert werden,die eine Verkehrsstudie sogar als»Vorzugsvariante« bezeichnet.

Ausgezeichnet: Die FreiwilligeFeuerwehr Neustadt erhielt fürihren Einsatz für die Störche imLandkreis den Umweltpreis derBN-Kreisgruppe. KreisvorsitzendeChristine Wolf-Mutzke überreichteKommandant Werner Sandmannund seiner Truppe die Auszeich-nung (siehe Foto). Die Feuerwehr-leute säubern Nester, beringen dieVögel und übernehmen sogar dieVersorgung elternloser Jungtiere. N

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Aischgründer Karpfen Auch in diesem Jahr steht in denMonaten mit »R« wieder naturnaherzeugter Karpfen aus den BN-Weihernim Aischgrund auf dem Speisezettel.

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Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach

Karpfen pur Natur Mit ihrem Naturschutzprojekt»Karpfen pur Natur« verbindetdie Kreisgruppe Höchstadt-Herzogenaurach des BundesNaturschutz erfolgreich Art-erhaltung, biologische Teichwirt-schaft und Regionalvermarktung.Die von ihr nachhaltig bewirt-schafteten Weiher im Aischgrundliefern nicht nur Karpfen fürumweltbewusste Genießer,sondern bieten auch Lebensraum für andere, seltene Fischartenwie den Schlammpeitzger.

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Der Apfel, Symbol der Verfüh-rung. Wer möchte widerstehen,

wenn sich ihm ein praller, runderund roter Apfel zum Reinbeißenanbietet? Im Bildungswerk SchlossWiesenfelden muss diesem Genussniemand entsagen. Hier feiert mandie schöne Frucht gleich mit einemgroßen Fest. Dass der Apfel dabei

weit mehr alsnur den Gau-men erfreut,zeigt diebunte PaletteoriginellerIdeen rundum das Apfel-fest: MitBegeisterungpflückenEltern undKinder dieÄpfel von denknorrigen

Obstbäumen im Schlosspark undpressen anschließend ihren eigenenSaft, den sie mit nach Hause neh-men. Am Basteltisch herrscht gro-ßer Andrang, Kreative nähen bunteWichtelhüte ausFilz, bemalenApfelmasken undverwandeln sich

in Apfelwichtel-Männchen, die dasrege Treiben im Schlossgartenzusätzlich farbenfroh beleben.Andere stellen sich mit viel Spaß derHerausforderung, die längste Apfel-schale abzuschälen. Der Rekordliegt derzeit bei 2, 37 Metern. Diegeschälten Äpfel wandern in dieSchlossschänke, wo sie das üppigeApfelbüfett bereichern – oder manbrät die runden Früchte selbst überdem knisternden Lagerfeuer.

Lust aufs nächste Apfelfest? ImUmweltzentrum Schloss Wiesenfel-den findet es am 9. Oktober 2005statt. Wer nicht warten und seineigenes Apfelfest feiern will, derkann sich weitere Anregungenholen im Dokumentationsheft III»Sehnsucht Wildnis« des BN-Bil-dungswerkes. … Damit wir morgenkraftvoll zubeißen können!Beate Seitz-Weinzierl, Holger Lieber

34 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-05]

Vielfaltim ÜberblickWeitere Infos unddas Jahrespro-gramm erhalten Siebeim BN-Bildungs-werk, Schloss Wie-senfelden, Straubin-ger Straße 5, 94344Wiesenfelden, Tel.0 99 66-1270, Fax0 99 66-902 00 59,[email protected], www.bn-bildungswerk.de

Neues Internet-Angebot

Umweltbildung vor OrtEltern, Lehrer und Erzieher aufgepasst: Das neue

BN-Netzwerk »Umweltbildung vor Ort« stellt aufeiner ebenfalls neuen Internetseite seine Projektideenund Erfahrungen vor. Ein Besuch auf der Website ver-mittelt Anregungen für die Gestaltung des eigenenUnterrichts und macht auf Naturerfahrungs-Angeboteder BN-Kreisgruppen für Schulklassen und Jugendgrup-pen aufmerksam. Damit erschließt die Internetseiteeine riesige Vielfalt an Ideen für die Umweltbildung: DerBund Naturschutz bietet jedes Jahr mehr als 1300 Bil-dungs-Projekte für rund 20000 Kinder in ganz Bayern

an. Die ersten beispielhaften Ange-bote mit Kontaktadressen sind absofort im Internet zu sehen. Vom rol-lenden Freiluft-Klassenzimmer biszum »Abenteuer Wald, Wiese undHecke«, von der »Reise ins Erdreich«bis zu Biber-Lehrpfad und Land-Artreicht die Palette. Zudem soll dieSeite künftig Spiele und Arbeitsblät-

ter zum Download anbieten. Reinschauen, staunen,anmelden! www.bund-naturschutz.de/kontakt/wartaweil/UmweltbildungvorOrt.htmlWeitere Infos: Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil, Tel. 08152-96 77-08, [email protected] Lieber, Axel Schreiner

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Ideen für ein Apfelfest

Rund, rot, Riesen-Gaudi

Wege zum WohlgefühlGeheimnisvolleSchwarzachEine außerge-wöhnliche Fluss-wanderung führtzu Fuß, mit demBus und demKanu zu den

Geheimnissen des urwüchsigen FlusslebewesensSchwarzach. Die Teilnehmer wandern von der Quel-le bis zur Mündung, durchqueren dabei den Ober-pfälzer Wald und Teile des Böhmerwaldes, begleitetvon Lyrik und Musik, Wissenswertem über Floraund Fauna, Geschichte und Geschichten, Leben undKultur am Fluss. Für Unterkunft und das leiblicheWohl wird gesorgt.� Neunburg vorm Wald, 1. – 4. September 2005

Gesund durch die JahreszeitenDie Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) gehörtzu den ganzheitlichen natürlichen Heilmethodenund wird inzwischen auch in unserem Land erfolg-reich praktiziert. Sie ist ein altes medizinisches Lehrsystem, das auf der Beobachtung von Körperre-aktionen beruht und sich unter anderem auf die fünfElemente mit ihren Wandlungsphasen stützt. Dabeispielen auch die Jahreszeiten eine große Rolle. Beidiesem Fortbildungsseminar werden neben den theoretischen Ausführungen vor allem praktischeÜbungen aus dem Qigong Gelegenheit geben, dienaturverbundene traditionelle chinesische Medizinkennen zu lernen und selbst zu erfahren.� Wiesenfelden, 8./9. Oktober 2005

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Page 35: Natur+Umwelt 3-2005

Hallig HoogeFaszination Wattenmeer: »NichtMeer, nicht Land, und dochbewohnt.« Mit über drei MillionenVögeln, die hier pro Jahr lebenoder rasten, ist es eines der vogel-reichsten Gebiete der Erde.Deutschland,22. – 28. Oktober 2005

Transsibirischer WinterMit der legendären TranssibirischenEisenbahn quer durch Russland biszum Baikalsee: eine Winterreise vonmärchenhaftem Zauber.Russland, 19. Februar – 9. März 2006

Auf den Spuren der NeandertalerSteinzeitlager für KinderWiesenfelden, 6. / 7. September2005

Fantasien aus HolzKunstwerkstattWiesenfelden, 16. – 18. Septemberund 7. – 9. Oktober 2005

Lustige Ge-sellen in Garten und FeldWir basteln eineVogelscheuche»Wilder Sonntag«für FamilienWiesenfelden,18. September 2005

Naturspielräume für wilde KerleNaturnahe Spielplatzgestaltung in Theorie und PraxisWartaweil, 25. – 27. Oktober 2005

NaturschutzforschungSüdbayernSeefeld, 28. / 29. Oktober 2005

BN-BILDUNGSWERK | TEL. 0 99 66 - 12 70

Hafenlohrtal-FestRothenbuch, 18. September 2005Kontakt: BN-Kreisgruppe Main-Spessart, Tel. 09391-4378

MainfrankenschauVerbrauchermesseWürzburg, 1. – 9. Oktober 2005Kontakt: BN-Kreisgruppe Würz-burg, Tel. 0931-439 72

Tag der RegionenHunderte Märkte, Feste und Füh-rungen in ganz Bayern 2. Oktober 2005Kontakt: BN-Landesfachgeschäfts-stelle, Tel. 0911-8187821

BN-VERANSTALTUNGEN

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23 - 999 57 10Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e.V.(BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäftsführer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4,93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitender Redakteur (verantw.):Manfred Gößwald (göß)Redaktion: Holger Lieber (hl), Andrea Siebert(asw), Christoph Markl-Meider (cm), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, [email protected] Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee(Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Brigitte BeckLitho: PHG GmbH, AugsburgRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin,Tel. 0 30 -27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand:Brühlsche Universitätsdruckerei GießenAnzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, BahnhofLauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]: 95 000Bezugspreis: Für Mitglieder im Beitrag enthalten,für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft,Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft,Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht unbe-dingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Genehmigung des BN.Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotoskeine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Rechtvor, Leserbriefe zu kürzen.»Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recyclingpapiergedruckt.

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Allgäuer FestwocheVerbrauchermesseKempten, 13. – 21. September 2005Kontakt: BN-Landesfachgeschäfts-stelle, Tel. 0911-8 187821

Rhönschaf-FestFeier zum 20-jährigen Bestehendes BN-Rhönschafprojekts Ginolfs / Rhön, 11. September 2005Kontakt: BN-Landesfachgeschäfts-stelle, Tel. 0911-8187814

Gesund durch die JahreszeitenTraditionelle Chinesische Medizinund Qi GongWiesenfelden, 8. / 9. Oktober 2005

Vom Heimatschutz zur Nachhaltigkeit100 Jahre Naturschutzgeschichte in BayernWiesenfelden, 21. / 22. Oktober 2005

Ligurien und Cinque TerreWanderungen durch felsige Küs-tengebirge, subtropische Vegeta-tion, malerische Dörfer und zuromantische Burgen.Italien, 26. September – 3. Oktober 2005

AndalusienAfrikanisches Flair im Süden Euro-pas erleben: römische und arabi-sche Architektur, Halbwüsten,Hochgebirge – und die bekömm-liche andalusische Küche.Spanien, 21. – 31. Oktober 2005

ConsumentaVerbrauchermesseNürnberg, 29. Oktober – 6. November 2005Kontakt: BN-Landesfachgeschäfts-stelle, Tel. 0911-8187821

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BN-Reisen präsentiert BIO-HotelsDie attraktiven, zertifizierten BIO-Hotels nun auch im Inter-net. Exklusive BN-BIO-Hotels-Pauschalarran-gements unter www.bn-reisen.de

WasserzeichenDer vielfach ausgezeichnete Licht-bildner Bruno Mooser zeigt in der Ausstellung »Wasserzeichen«neuere Aufnahmen von der Donaubis zur Vydra. Finsterau, bis 29. September 2005Kontakt: Freilichtmuseum Finsterau, Tel. 08557-96060

Obstanger in der Hersbrucker AlbSonderausstellung über die vonObstbäumen bestandenen Weide-flächen.Hersbruck, noch bis 16. Oktober 2005Kontakt: Deutsches HirtenmuseumHersbruck, Tel. 09151-2161

WEITERE TERMINEUmweltmesse NeunburgNeues aus den Bereichen Umwelt,Gesundheit und ErnährungNeunburg, 15. – 16. Oktober 2005Kontakt: Umweltstation FUKS,Tel. 09672-925838

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