42
Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de Heft 3-2011 93. Jahrgang 3. Quartal Warum die Lichter nicht ausgehen Schon dunkler ?

Natur+Umwelt 3-2011

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Energiewende - Schon dunkel? Warum die Lichter nicht ausgehen.

Citation preview

Page 1: Natur+Umwelt 3-2011

Natur+UmweltBUNDmagazin in Bayernwww.bund-naturschutz.de

Heft 3-2011 93. Jahrgang3. Quartal

Warum die Lichter nicht ausgehenSchon dunkler?

Page 2: Natur+Umwelt 3-2011

Mit rund 175.000 Mitgliedern und Förderern setzen

wir uns mit Kopf, Herz und Hand für Ihre Heimat und

für eine gesunde Zukunft unserer Kinder und Enkel ein.

Je mehr Menschen sich mit uns schützend vor die

Schätze und Kleinode unserer Heimat stellen, desto

wirkungsvoller können wir unsere gemeinsamen

Naturschutzinte ressen vertreten.

Darum: Werben Sie Mitglieder für die gute Sache. Für jedes Mitglied (Mindestbeitrag pro Jahr 48 €), das Sie

bis 30.9.2011 gewinnen, schenken wir Ihnen einen hoch-

wertigen Solar-Milchschäumer. Mitmachen lohnt sich!

Weitere Prämien finden Sie unter:

JAN

DA+R

OSCH

ER, D

ie W

erbe

Bots

chaf

ter

Sprechen Sie Ihre Familie, Freunde und Bekannten auf eine Mitglied-schaft im BN an. Und sichern Sie sich ein attraktives Geschenk:

Eine Beitrittskarte finden Sie hier beigeheftet. Vielen Dank. www.bund-naturschutz.de/praemien

Freunde für die Natur. Freude für Sie.

Milchschäumer mit Sonnenkraft

Page 3: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 3

Natur + Umwelt 3-2011

Schon dunkler?Die Lichter werden nicht ausgehen, aber die Energiewende wird Bayern verändern. Und zwar erst mal zum Positiven, weil das atomare Risiko abnimmt. Alles Weitere hängt davon ab, dass Politik und Gesellschaft die Weichen richtig stellen – nämlich als erstes in Richtung geringerer Stromverbrauch. Ab Seite 12

Inhalt Bund Naturschutz Bayern 4 �Konsens Einstimmigkeit war

Trumpf auf der BN-Delegierten-versammlung in Amberg. Und mehr »Intern«

6 �Leserbriefe

9 �Mütterlich Die Physikerin Karin Wurzbacher engagiert sich schon seit Tschernobyl gegen das Atomrisiko, beim BN und den »Müttern gegen Atomkraft«. Portrait

10 �Ratgeber

11 ��Grenzerfahrung Erwandern Sie das Naturparadies »Grünes Band« an der ehemaligen inner-deutschen Grenze. Ein neues Buch zeigt Ihnen die schönsten Touren.

12 ��Schon�dunkler? Unser Titelthema zur Energiewende in Bayern

24 ��Schlaue�Sparer�Stromexperten und Naturdetektive aufgepasst! Bibo, unser Freund aller Kinder und der Natur, weiß genau, wie die Energiewende funktioniert.

26 ��NOlympia Die Entscheidung gegen München als Austragungs-ort für Olympia 2018 war eine gute Entscheidung für Bayerns Natur. Und mehr »Aktuell«

30 ��Für�Herz�und�Gaumen Der Weißdorn wird seit der Antike vielfältig genutzt.

32 ��Auf�geht’s Ein neuer BN-Wander-führer erschließt die schönsten Naturschätze im Steigerwald. Und viel mehr »Regional«

40 ��Bildung

41 ��Termine, Impressum

Inhalt BUNDB1 BUND-Editorial

B2 Magazin Kurznachrichten

B4 �Kommentar Sieg für die Umweltbewegung

B5 Halbherzige�Wende Für Atom-ausstieg und Erneuerbare Energien hat der BUND Jahr-zehnte gekämpft. Nun, da es endlich nicht mehr ums »ob« geht, geht der Kampf ums »wann« und »wie« weiter. Das BUND-Titelthema

B12 �Aktion Stromwechsel – eine Stilfrage

B14 �Biosphärenreservate Schwäbische Alb

B20 Zur�Zeit Nachhaltige Kommune

B21 �Aktiv Neues aus dem BUND

B26 Die�junge�Seite Mit »Morgen-lande« hat die BUNDjugend eine Plattform geschaffen, auf der junge Leute und nach-haltige Unternehmen Ideen austauschen.

B28 �Persönlich Alexander Spangenberg

Liebe

Lese

r Die alten Mächte wanken. Unter dem Druck der Straße landen menschenverachtende Gesetze im Papierkorb der Geschichte. Die Menschen besinnen sich auf ihre Rechte, es lebe die Demokratie.

Nein, liebe Leserinnen und Leser, ich spreche nicht von Ägypten. Auch wir haben unsere Revolution, die Energierevolution. Es ist Ihre Revolution. Sie als Umwelt-schützer haben durch langen Atem und durch energi-sche Proteste nach Fukushima die Regierungen in Bund und Land zum radikalsten Politikwechsel unserer jünge-ren Geschichte gezwungen. Das ist unser Erfolg, auf den wir gemeinsam stolz sein dürfen.

Nun kommt es darauf an, dass er nicht im politischen Alltag zerrieben wird, dass die neuen Strukturen best-möglich gestaltet werden (ganz wie in Ägypten übri-gens). Jetzt beginnt die eigentliche Aufgabe, gehen wir sie an. Nur Mut zur Energiewende! Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Schlimmer als TschernobylEr kennt die Folgen der Atomkatastrophe von 1986 wie kaum ein anderer. Wir sollten deshalb sehr ernst nehmen, was Prof. Edmund Lengfelder über die Bedrohungen für Japan – und für Bayern – sagt. Seite 22

Sauber Geld machenWie sich Ihr Geld ver-mehrt und dabei Gutes tut, zeigt Ihnen unser Ratgeber zum nach-haltigen Investieren.Seite 10

Page 4: Natur+Umwelt 3-2011

4 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Entwicklungszusammenarbeit am 13. April in München zum »Agrar-bündnis Bayern« zusammenge-schlossen (Foto:�Gründungs-Presse-konferenz). Mit dabei sind neben dem Bund Naturschutz zum Bei-spiel die Ökolandbau-Verbände und die Berufsimker, die Arbeitsgemein-schaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bund Deutscher Milchvieh-halter, das Diakonische Werk und Misereor.

Sie alle und weitere Partner eint ein klares Ziel: Die künftige Land-wirtschaft soll nicht auf die Liefe-rung von billigen Rohstoffen für die agrarindustrielle Nahrungsmittel- und Energieerzeugung reduziert werden, sondern weiterhin flächen-deckend betrieben werden und ökologisch intakte Kulturlandschaf-ten schützen. Dabei sollen Arbeits-plätze geschaffen und der Tier-schutz ebenso ernst genommen werden wie die globalen Entwick-lungsfragen, fairer Handel und der Klimaschutz.

Arbeitskreise im BN

2. AlpenN+U:�Herr�Doering,�warum�liegen�Ihnen�die�Alpen�so�am�Herzen?�Axel Doering: In fast vierzig Jahren als Förster in Garmisch-Parten-kirchen habe ich die zunehmende Belastung unseres Ortes und des gesamten bayerischen Alpenraums hautnah miterlebt und manchmal, wie bei der Vorbereitung der Ski-WM in diesem Jahr, auch erlitten. Wo�brennt�es�derzeit�am�meisten?Noch vor den Problemen durch Tourismus und Sport-Events ist die bedrohlichste »Brandstelle« der lau-fende Klimawandel. Er wird in den Alpen noch stärker spürbar werden als im übrigen Deutschland, seine Auswirkungen werden noch größer sein. Was�ist�die�wichtigste�Zukunfts-aufgabe�des�LAKs?�Wir müssen versuchen, vom (häufig erstickenden) Tagesgeschäft wegzu-kommen und uns mit Zukunftsfra-gen beschäftigen. Was�war�der�größte�BN-Erfolg?�Ein Riesenerfolg liegt schon einige Zeit zurück, die Unterschutzstellung des Murnauer Mooses. Der Weiter-bau der Autobahn 95 durch das Loi-sachtal wurde abgewendet. Einige Skischaukeln konnten verhindert werden. Was�würden�Sie�als�Umweltminister�für�einen�Tag�tun?Ich wäre lieber Wirtschaftsminister, um klar zu machen, dass nicht alles, was schnelles Geld verspricht, tat-sächlich einen dauerhaften Nutzen für Mensch und Natur bringt. Es macht keinen Sinn, die Täler zuneh-mend zu versiegeln und zur Spiel-wiese von Spekulanten zu machen. Damit geht immer mehr Heimat verloren.

Foto

: Doe

ring

I n Brüssel werden derzeit die Ag-rar-Milliarden neu verteilt. Wenn

über die Ausgestaltung der Förder-periode von 2014 bis 2020 gerangelt wird, geht es aber nicht nur darum, welches Land wieviel vom großen Kuchen abbekommt. Die Europa-politiker treffen auch weitreichende Entscheidungen zu einer umwelt-politischen Kernfrage: Gehen das Höfesterben und der Trend zur in-dustrialisierten Landwirtschaft wei-ter? Oder setzt sich Agrarkommissar Dacian Ciolos durch, der die För-derpolitik »begrünen« und eine bäuerliche Landwirtschaft erhalten will?

Für Bayern mit seinen noch weit-gehend kleinbäuerlichen Struktu-ren, mit seinen noch 113 000 Betrie-ben, ist es besonders wichtig, wer in Brüssel die Oberhand behält. Um einer bäuerlichen, umweltschonen-den und sozial gerechten Landwirt-schaft eine starke und einheitliche Stimme zu geben, haben sich Ver-treter aus den Bereichen Umwelt-schutz, Landwirtschaft, Imkerei und

Foto

: Wit

tenz

elln

er

Mehr zum LAK im InternetSeit�Ausgabe�2-11�stellt�Natur+Umwelt�je�Heft�einen�Lan-desarbeitskreis�(LAK)�des�BN�vor.�Im�Interview�diesmal�Axel�Doering,�Spre-cher�des�LAK�Alpen.�Das�ausführlichere�Interview�lesen��Sie�unter�www.bund-naturschutz.de/magazin.

Trauer um Ulrich RadonsVöllig unerwartet starb am 3. Mai, kurz nach seinem 73. Geburtstag, der Orts- und Kreisvorsitzende des BN Pfaffenhofen Ulrich Radons. Er hatte den Kreisvorsitz im Jahr 2001 übernommen, von 2000 bis 2007 stand er außerdem der BN-Ortsgruppe vor. Ulrich Radons war ein unermüdlicher Vorkämpfer für den Umweltschutz.

Seit Beginn der 1970er-Jahre machte er sich für den Naturschutz, gegen Atomkraft und insbesondere für die Nutzung von neuen, alternativen Energieformen stark. Er war bei Anti-Atomkraft-Demos in Wackersdorf dabei, dann wurde Tschernobyl für ihn ein weiteres prägendes Ereignis. Mit seinem großen persönlichen Einsatz wurde er zu einem jener Menschen, die die heutige Energiewende erst möglich gemacht haben. Für diesen Ein-satz wird ihm der Bund Naturschutz immer dankbar sein.

Mehr�zum�Thema�Alpen�lesen�Sie��auf�Seite�26�und�in�unserer�nächsten�Ausgabe.�

Ein Agrarbündnis für Bayern

Page 5: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 5

Heimatschutz stiftet Lebenssinn

A nfang Juli fand in Bad Steben, direkt an der ehemaligen Gren-

ze zur DDR, der 36. Bayerische Hei-mattag statt. Passend zum Ort lau-tete sein Motto »Vom Rand zur Mitte. Grenzerfahrungen im Herzen Deutschlands«. Prominente Gast-rednerin war die thüringische Mi-nisterpräsidentin Christine Lieber-knecht (Foto).�Sie wies auf die Wich-tigkeit der regionalen Identität und des Schutzes der Heimat im globa-len Zeitalter hin: »Heimatpflege ist ein Gestaltungsauftrag an uns alle, der letztlich im Respekt vor der Schöpfung, vor Natur, Umwelt, Bau-ten, Mundart, Brauchtum und Mut-tersprache gründet.« Der Einsatz für die Heimat erfordere bürgerschaft-liches Engagement; er schaffe Ge-meinsinn, Freude und Lebenssinn, so die Ministerpräsidentin. Der Prä-sidiumsvorsitzende, BN-Landesvor-sitzender Hubert Weiger, dankte ihr für den Einsatz für das Grüne Band, dessen Erhaltung ein Stück Heimat gesichert habe.

Den Bayerischen Heimattag rich-ten seit 1949 gemeinsam der Baye-rische Landesverein für Heimat-pflege, der Verband Bayerischer Ge-schichtsvereine und der Bund Na-turschutz aus. Im Rahmen des dies-jährigen Heimattages wurde der BN-Kreisvorsitzende von Lichten-fels, Toni Reinhardt (Foto:�2.�v.�r.),�mit der Bayerischen Naturschutz-medaille geehrt. Er erhielt diese Auszeichnung für seinen aufopfe-rungsvollen Kampf für den Erhalt seiner Heimat, des oberen Maintals zwischen Lichtenfels und Hoch-stadt, gegen ausufernden Straßen-bau.

25 Jahre nach der atomaren Katastrophe in Tschernobyl

hat sich die Politik bewegt. Die maß-geblich vom Bund Naturschutz und dem BUND mitorganisierten Groß-demonstrationen, zuletzt am 28. Mai, haben deutlich gemacht, dass es eine neue Generation von um-weltbewegten Menschen gibt, die gerade nach Fukushima nicht mehr den Parteien und Energiekonzernen überlassen möchten, wie mit un-beherrschbaren Risikotechnologien umgegangen wird. Dies ist ein gro-ßer Erfolg der Zivilgesellschaft und macht Mut für die Zukunft. Es ist auch ein Sieg für die Demokratie.

Mit dem Beschluss zur Beendi-gung der Atomkraftnutzung im Jahr 2022 sind wir einen für die bayeri-sche Staatsregierung und die Bun-destagsmehrheit vermeintlich gro-ßen, für uns als BN und viele Atom-kraftgegner aber nur halbherzigen Schritt auf dem Weg zu einem Bayern ohne Angst vor dem nuklea-ren GAU vorangekommen. Mit der endgültigen Abschaltung von acht Atomkraftwerken und der Fixierung fester Restlaufzeiten (letzte Abschal-tung 2022) hat Schwarz-Gelb einen für ihre Verhältnisse epochalen poli-tischen Wechsel vollzogen. Dazu haben Sie, liebe Mitglieder, mit Ihrer Unterstützung und Teilnahme an den vielfältigen Aktionen für den Atomausstieg und die Energiewende entscheidend beigetragen. Herz-lichen Dank dafür!

Ministerpräsident Horst Seehofer eröffnet inzwischen Solarparks und hat viele unserer jahrelang vertrete-nen Positionen und Argumente von der Notwendigkeit des drastischen Energiesparens, den positiven Wir-kungen für die Arbeitsplatzsiche-rung und dem Ausbau der Erneuer-baren Energien übernommen. Doch wer die Lehren aus Tschernobyl und Fukushima wirklich ernst nimmt, kann nach diesen ersten Schritten nicht stehen bleiben.

Immer noch werden neun von 17 großen Atomkraftwerken in Deutschland ein weiteres Jahrzehnt weiterbetrieben – damit droht wei-terhin die tödliche Gefahr eines

Atom unfalls. So soll das letzte AKW Gundremmingen, Block C erst 2021 abgeschaltet werden (mehr�dazu�Seite�14�/�15). Wir fordern als BN daher weiterhin den Sofortausstieg, der ohne jedes schuldhafte Zögern vollzogen wer-den muss. Dafür werden wir uns weiter mit aller Kraft einsetzen.

Wir freuen uns aber auch, dass unsere seit Jahrzehnten vertretenen BN-Positionen für energisches Ener-giesparen und eine dezentrale Stromerzeugung sich nun auch an vielen Stellen der jüngsten bayeri-schen Regierungserklärung wieder-finden. Wir werden unseren Beitrag leisten, dass aus diesen Ankündi-gungen zum »Gesellschaftsvertrag für die Energiewende« endlich Taten werden. Die »Energierevolution« muss dabei von unten kommen, durch eigenes energiesparendes Verhalten und den Wechsel zu einem ökologischen Stromanbieter. Mit seinen über 700 Kreis- und Orts-gruppen ist gerade der Bund Natur-schutz dafür ein wichtiger Partner. Doch ohne Veränderung der politi-schen Rahmenbedingungen, von Gesetzen und Steuern, die Energie-verschwendung verbieten und ver-teuern und das Energiesparen und den Umstieg auf Erneuerbare Ener-gien vorschreiben und fördern, wird die Energiewende nicht gelingen.

Dafür brauchen wir weiterhin Ihre Unterstützung, damit die letz-ten Atomkraftwerke in Bayern hof-fentlich vor dem nächsten Atom-unfall und nicht erst in zehn Jahren abgeschaltet werden.

Ihr�Prof.�Dr.�Hubert�Weiger,��Vorsitzender�des�BNIhre�Doris�Tropper,��stv.�Vorsitzende�des�BNIhr�Sebastian�Schönauer,��stv.�Vorsitzender�des�BN

Ein Sieg der Demokratie

Liebe

Mitg

liede

r

Foto

: Rog

gent

hin

Foto

: Fro

bel

Page 6: Natur+Umwelt 3-2011

6 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Delegiertenversammlung in Amberg

Im Namen von 175 000: Atomausstieg sofort!

6 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Vielen DankVon 9,3 auf 9,7 Millionen Euro kann der Bund Naturschutz seine geplanten Einnahmen 2011 gegenüber 2010 steigern. Dank dieses Zuwach-ses fließt in den Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke ebenso mehr Geld wie in die Bildungsarbeit, in den Natur- und Umwelt-schutz ebenso wie in die Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen. Zu verdanken sind diese Verbesserungen in erster Linie Ihnen, liebe Mitglieder. Sie haben uns auch bei leicht er-höhten Mitgliedsbeiträgen die Treue gehalten. Dafür bedanken wir uns herzlich. Die solide und transparente Haushaltsführung durch Landesschatzmeister Helmut Steininger und Landesgeschäftsführer Peter Rottner quittierten die BN-Delegierten durch einstim-mige Beschlüsse zum Haushaltsplan 2011 und zum Abschluss 2010.

Beiträge von Mitgliedern und Förderern6.115.000 Euro

Gesamt-Einnahmen(abzügl. Rücklagezuführung)

9,7 Mio. Euro

Erbschaften346.000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1.400.000 Euro

Sonstige Einnahmen120.000 Euro

Arten- und Biotopschutz1.210.000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke783.000 Euro

Natur- und Umweltschutz618.000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1.834.000 Euro

Bildungsarbeit507.000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«587.000 Euro

Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung1.675.000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz625.000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit245.000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen275.000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1.189.000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen116.000 Euro

Gesamt-Ausgaben9,7 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungs-Einrichtungen282.000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte1.503.000 Euro

Beiträge von Mitgliedern und Förderern6.115.000 Euro

Gesamt-Einnahmen(abzügl. Rücklagezuführung)

9,7 Mio. Euro

Erbschaften346.000 Euro

Spenden inkl. Haus- und Straßensammlung1.400.000 Euro

Sonstige Einnahmen120.000 Euro

Arten- und Biotopschutz1.210.000 Euro

Ankauf ökologisch wertvoller Grundstücke783.000 Euro

Natur- und Umweltschutz618.000 Euro

Unterstützung der Kreis- und Ortsgruppen1.834.000 Euro

Bildungsarbeit507.000 Euro

Mitgliederservice, »Natur+Umwelt«587.000 Euro

Information, Öffentlichkeitsarbeit, Pressearbeit, Internet, Mitglieder- und Spendenwerbung1.675.000 Euro

Deutschlandweiter undinternationaler Umweltschutz625.000 Euro

Unterstützung der Jugendarbeit245.000 Euro

Verbandsorgane, Delegiertenversamm-lung, Naturschutzveranstaltungen275.000 Euro

Verwaltung, Miete und sonstige Ausgaben1.189.000 Euro

Investitionen, Baumaßnahmen116.000 Euro

Gesamt-Ausgaben9,7 Mio. Euro

Einnahmen der Umweltbildungs-Einrichtungen282.000 Euro

Zuschüsse für Ankäufe, Artenschutz, Projekte1.503.000 Euro

Foto

s: F

ranz

Ein überwältigendes Votum für einen sofortigen Atomausstieg prägte die Delegiertenversammlung des Bundes Naturschutz Mitte Mai im oberpfälzischen Amberg. Die BN-Vertreter, die rund 175 000 Mitglieder und Förderer des BN repräsentieren, forderten einstimmig, »den Sofort-ausstieg jetzt einzuleiten und die ökologische Energiewende endlich umzusetzen!«

Page 7: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 7

Aha, liebe Leserinnen und Leser, 44 Minuten lang schmökern

Sie also im Durchschnitt in jeder Natur+Umwelt! Dieser sehr gute Wert – ein Ergebnis unserer reprä-sentativen Mitgliederbefragung vom März (N+U�berichtete) – hat uns sehr gefreut, ebenso wie Ihre »Schulnote« 2,2 für unser Magazin. Vielen Dank!

Naturschutz und RatgeberVon allen Themen ist Ihnen der Natur- und Artenschutz am wich-tigsten, gefolgt von Verkehr und Energie. Mit unseren Schwerpunk-ten »Wolf«, »Moorschutz« und »Energiewende« in dieser und den beiden letzten Ausgaben lagen wir also goldrichtig. Und wo können wir uns verbessern? Auf unsere Frage, wovon Sie mehr im Heft lesen möchten, lagen Tipps für Ihr um-weltgerechtes, nachhaltiges Alltags-verhalten ganz vorne. Wir nehmen uns das zu Herzen. In dieser Aus-gabe finden Sie Anregungen zur ökologischen Geldanlage (Seite�10),�zum Energiesparen (21), zum Wech-sel Ihres Stromanbieters (B12)�und zu den gefährliche Perfluorverbin-dungen (B13).�

Werbung ist wichtigNennenswerte Kritik gab es eigent-lich nur am Umfang der Werbung in unserem Heft. Zwölf Prozent von Ihnen sind der Meinung, wir hätten zu viele Anzeigen und Beileger. Das ist einerseits nachvollziehbar, Wer-bung kann lästig sein. Andererseits bitte ich hier auch um Ihr Verständ-nis. Immerhin konnten wir zum Beispiel die gesamten Druckkosten der letzten Ausgabe über Werbeein-nahmen finanzieren und mussten dafür nicht Ihre Mitgliedsbeiträge heranziehen. Das ist sehr viel Geld, das der BN somit in konkreten Natur- und Umweltschutz investie-ren kann. Außerdem muss, wer bei uns werben möchte, bestimmte Kriterien erfüllen. So hoffen wir, dass mancher von Ihnen Anzeigen auch schon als hilfreiche Anregung nutzen konnte.

Besuchen Sie uns im WebWir haben Sie auch zu unserem Webauftritt www.bund-naturschutz.de befragt. Obwohl diese Seite insgesamt sehr gut besucht wird, schaut sich erst jeder vierte N+U-Leser auch online bei uns um. Dabei bietet sie nicht nur vertiefen-

Foto

: Kur

han

/Fot

olia

.com

Leserbefragung: Ihr Urteil, Ihre Wünsche

44 Minuten für N+U

Ehrung, wem Ehre gebührtBeide haben sich auf ihre Weise hervorra-gend um ihre Heimat verdient gemacht und erhielten dafür die Bayerische Natur-schutzmedaille. Der bekannte Schriftsteller Harald Grill aus Wald im Landkreis Cham stellt seine literarischen Fähigkeiten seit vielen Jahren in den Dienst des Natur-schutzes und arbeitet immer wieder eng mit dem BN zusammen. Hannelore Lanzl, Vorsitzende der BN-Ortsgruppe Pfreimd im Landkreis Schwandorf, baute unter ande-rem für bedrohte Magerrasen ein bayern-weit einmaliges Pflegekonzept mit Ziegen- und Schafbeweidung auf – gemeinsam mit einem großen Helferkreis, dem die Ehrung ebenfalls gebühre, wie Frau Lanzl betonte. V. l. n. r.: Sebastian Schönauer, Harald Grill, Doris Tropper, Hannelore Lanzl, Richard Mergner, Hubert Weiger

de Ergänzun-gen zu jeder N+U-Ausgabe – diesmal finden Sie zum Bei-spiel das kom-plette, hoch in-teressante In-terview mit dem intimen Tschernobyl-Kenner Prof. Edmund Leng-felder. Auf un-serer Site bie-ten wir Ihnen auch stets aktu-elle Infos und Bewertungen zum umweltpolitischen Geschehen, dazu Hintergründe, die sonst kaum wo zu finden sind, sowie Tipps, Ansprechpartner und vieles mehr. Übrigens: Diejenigen von Ihnen, die unseren Onlineauftritt kennen, finden ihn gut, auch das hat unsere Befragung ergeben.

Über so viel Lob haben wir uns natürlich sehr gefreut. Haben Sie nochmal herzlichen Dank, liebe Le-serinnen und Leser, dass Sie so be-reitwillig und fundiert an unserer Mitgliederbefragung teilgenommen haben. Ihr�Manfred�Gößwald,��leitender�Redakteur

Page 8: Natur+Umwelt 3-2011

verhelfen sollte. Man-che mein-ten, er ent-halte Wachs-tum fördernde Stoffe für den Ge-müseanbau. So war es aber nicht. Wer gründlich beobachtete, stellte fest, dass Torf dort sehr schnell ganz einfach wieder verschwand und der Boden wie eh und je hart blieb. Viel gescheiter war da fleißiges Mulchen, Abdecken des Bodens mit Schnitt-material aller Art, dem, was das Jahr über anfiel, samt Eingraben der Herbstblätter, die auf diese Weise gleichzeitig wunderbar versorgt sind. Was wächst und nicht ander-weitig gebraucht wird, lässt sich recyceln.

Es braucht keine fremden Zusät-ze im Boden. Die Erfahrung, wie Böden sich durch Mulchen und Kompostgaben unglaublich verbes-sern, machten wir im Schwäbischen ebenso wie in Oberbayern, wo wir im Garten Nagelfluh antrafen – Stei-ne und den so genannten Baaz, auf dem nur mühsam etwas Essbares zu ziehen war. Nach einiger Zeit hatten wir die schönste, bröselige, fruchtbare Erde und waren Selbst-versorger. Gerade dies aber ist zu-nehmend das Wichtigste: anzubau-en und dem vertrauen zu können, was man isst. Leider wird in Garten-zentren und sogenannten Flyern, die sich im Briefkasten finden, auch weiterhin Torf angeboten. E.�Zwicker,�Arbeitsgemeinschaft��Tier�und�Umwelt�Icking

Hoffnung für die BauernZum�Portrait�»Wie�die�Milch�wieder�weiß�wird«�in�N+U�2-11Romuald Schaber kam für die deut-sche Landwirtschaft spät, aber nicht zu spät. Der deutsche Bauenstand hat ihn, den Rebellen und Visionär, dringend notwendig. Stünden Leute wie er auch beim Deutschen Bau-ernverband an der Spitze, wären die Sorgen um die bäuerlichen Famili-enbetriebe, um die artgerechte Tier-haltung und um eine naturverträg-liche Bewirtschaftung von Grund und Boden sehr viel geringer. Ich wünsche ihm und seinem Bund Deutscher Milchviehhalter viel Er-

Teuer und gefährlichZu�Beiträgen�zum�Atomausstieg��in�N+U�2-11Ist es nicht traurig, dass erst viele Menschen sterben mussten oder le-bensbedrohend krank wurden oder ihre Heimat verlassen mussten? Viele Jahre kämpften wir vergebens, erst jetzt begreifen unsere verant-wortlichen Politiker, dass die Atom-technik letztlich nicht beherrschbar ist. Um den »Unbelehrbaren« das Umdenken zu erleichtern, sei ihnen gesagt: Atomstrom ist die teuerste und gefährlichste Energieerzeu-gung. Die Betreiber unterschlagen die Nebenkosten wie zum Beispiel für Endlagerung, nötige umfangrei-che Rückstellungen für Haftung, die Kosten für Evakuierung der betrof-fenen Menschen, Kosten für Tod und Krankheit. Weitgehend werden diese Kosten der Allgemeinheit auf-gebürdet. Eine realitätsbezogene Kalkulation nach dem Verursacher-prinzip ergibt: Atomstrom wäre unbezahlbar. Die Explosion weiterer AKW, zu befürchten laut Wahr-scheinlichkeitsrechnung, würde die Erde unbewohnbar machen. Über die unendlich hohen Kosten müss-ten wir dann nicht mehr nachden-ken. Beweis: Keine Versicherung der Welt kann haften, Fukushima ist bereits jetzt pleite und Japan er-schöpft. Gerhard�Achmann,�Lindau

Warum »now«?Zum�Titel�von�N+U�2-11In Ihrem Heft 2-11 steht oben als Titel »AKWs aus now«. Warum kann man nicht deutsch »sofort« oder »jetzt« schreiben? Muss sich das Heft dem geliebten und gehassten Amerikanismus anpassen, Deng-lish? Beim Alpenverein ist’s genau-so, dort gibt es nur noch Mountains statt Berge. P.S.: Ihr Moos-Thema hat mir sehr gefallen. Wilhelm�Weiss,�Samerberg

Mulchen statt TorfZum�Schwerpunkt�»Lebendige�Moore«�in�N+U�2-11Schon vor mehr als 40 Jahren wand-ten wir uns an die Öffentlichkeit, in Gärten auf Torf zu verzichten, der vor allem in Gegenden mit schwe-rem Boden zu mehr Leichtigkeit

folg auf dem eingeschlagenen Weg, den wir als Naturschützer nur be-grüßen können. Erich�Jörg,�BN-Kreisvorsitzender�Lindau

Gewilderte Schafe: nicht »akzeptabel«Zum�Titelthema�»Der�Wolf�ist��wieder�da«�in�N+U�1-11Ich möchte betonen, dass ich ein-deutig auf der Seite des Wolfs stehe. Nur hat mich angesichts der sonst angenehm ruhigen Artikel zum Thema ein Ausrutscher mehr als erstaunt. Sie schreiben: »Dass jeden Almsommer viele Tiere … umkom-men – zum Beispiel durch Hunde, Wit-terungsextreme und Absturz – ist schließlich auch akzeptiert.« Ich finde, »akzeptie-ren« ist hier ein höchst unglücklich gewähltes und auch nicht objektiv beschreibendes Verb. Gegen Wetter und Absturz ist sachlich betrachtet kaum etwas auszurichten, eine Akzeptanz ist hier nicht eine von mehreren Lö-sungsvarianten für einen Betroffe-nen unter Wahlmöglichkeiten, es ist eine unausweichliche Tatsache, mit der zu leben ist und die hingenom-men werden muss. Der Vergleich, finde ich, hinkt stark und wirkt in dieser Hinsicht auch polemisch. Getoppt wird das leider noch da-durch: Eine zugeordnete »Akzep-tanz« von zu Tode kommenden Wei-detieren durch wildernde Hunde. Diese Aussage war für mich sehr erschreckend. So etwas ist niemals akzeptabel! Hier ist ganz klar die Aufsichtspflicht des Halters verletzt. Wild- und Weidetiere dürfen dem nicht ausgesetzt werden. Das ist ein sehr diffiziles Thema und Nähr-boden für endlose Streit- und Ab-schussfälle durch Jäger von – auch nicht wildernden – Hunden. Sozu-sagen »prophylaktisch«. Akzeptanz meint gutheißen, billigen, anneh-men. Sie meinen nicht wirklich, dass das in den oben genannten Fällen die Wahrheit sein kann. M.�Dürrbeck,�per�E-Mail

Schreiben Sie uns!Wir�freuen�uns��auf�Ihre�Meinung:��BN-Magazin�»Natur+Umwelt«,�Dr.-Johann-Maier-Str.�4,��93049�Regensburg,�Tel.�09 41-2 97 20 22,�Fax�2 97 20 31,��[email protected]

Diese�und�weitere�Leserbriefe�werden�auch�im�Internet�veröffentlicht:�www.bund-naturschutz.de/magazin.�

Foto

: Kop

p

8 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Page 9: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 9

gegen Atomkraft« ein eingetragener Verein, der bis heute besteht. Ihn vertritt die Physikerin als Sachver-ständige bei den großen Auseinandersetzungen über die Atomenergie in Deutschland. So nimmt sie am Er-örterungstermin zur WAA in Wackersdorf teil, wehrt sich gegen MOX-Brennelemente, weil die Pluto nium enthalten, zweifelt Nutzen und Sicherheit des For-schungsreaktors FRM 2 an und warnt vor der wachsen-den Zahl atomarer Zwischenlager.

Hilfestellung erfahren die »Mütter« von Beginn an beim Bund Naturschutz sowie dem Umweltinstitut München, das ebenfalls unmittelbar nach Tschernobyl entsteht und heute zu den wichtigsten unabhängigen Beratungsstellen Bayerns zählt. Ab 1994 findet Karin Wurzbacher hier nach einem Aufbaustudium zur Um-welttechnikerin ihre berufliche Heimat als Strahlen-schutzexpertin.

Die Frage, ob mit dem neuerlichen Atomausstieg in Folge von Fukushima wirklich eine Epoche in Deutsch-land ein für alle Mal zu Ende geht, beantwortet die Energieexpertin vorsichtig. Die letzten 25 Jahre haben bei ihr Zweifel an der Integrität der Politik hinterlassen. Dennoch überwiegt heute die Hoffnung. »Wenn wir zeigen, dass es ohne Atomstrom geht, werden uns an-dere Länder folgen!«

Karin Wurzbacher

Der Tag, als der Regen kamNaturschutz lebt – auch von festen Überzeu-gungen jenseits politischer Halbwertszeiten. Um aus der Atomkraft auszusteigen, hätte es für Karin Wurzbacher nicht erst der Katastro-phe von Fukushima bedurft. Schon vor 25 Jah-ren hatte sie sich gegen eine Zukunft mit radioaktivem »Restrisiko« entschieden. Nach Tschernobyl wurde aus der jungen Mutter eine »Mutter gegen Atomkraft« und aus der gelernten Physikerin eine gefragte Strahlen-schutzexpertin. Von Christoph Markl-Meider

Eine Mutter der »Mütter«Karin Wurzbacher ist heute Spreche-rin des BN-Landes-arbeitskreises Energie und Klima. Ihr Engagement begann vor 25 Jah-ren bei den »Müt-tern gegen Atom-kraft« in München.

Foto

: Mar

kl-M

eide

r

KontaktKarin�Wurzbacher,�Umweltinstitut�München�e.V.,�www.umweltinstitut.org,�[email protected],�Tel.�0�89-30�77�49-11

Karin Wurzbacher, 68, ist ein Beispiel dafür, wie sich in einem Lebenslauf bedeutende Entwicklungen

einer Gesellschaft widerspiegeln können. Was eine Epoche prägt, wird dann im Schicksal einer Person sichtbar. In diesem Sinn ist die Physikerin und Um-welttechnikerin aus München zuallererst ein Kind der Bundesrepublik: Noch im Krieg geboren, die Heimat verloren und im Westen aufgewachsen, macht sie sich als junge Frau auf, berufliche Grenzen zu überwinden, um an neue zu stoßen. Ihr Weltbild gründet sie auf physikalische Gewissheiten, die sie später infrage zu stellen lernt. Und aus einer besorgten Mutter wird eine Mutter Courage.

Geboren ist Karin Wurzbacher 1943 in Ostpreußen. Ihr Vater, der als Soldat das schreckliche Ende des Drit-ten Reichs ahnt, bringt die Familie noch rechtzeitig dort in Sicherheit, wo er am wenigsten Bedrohung be-fürchtet – auf dem Land in Niederbayern. Von da stammt er, wird aber selbst nicht dorthin zurückkeh-ren. Das kleine Mädchen aber genießt das sorgenfreie Landleben im Kreis einer neuen Großfamilie. »Es war ein guter Ausgangspunkt«, erzählt sie.

Die Jugend verbringt sie am Ammersee und wählt nach der mittleren Reife eine Ausbildung zur techni-schen Zeichnerin im Maschinenbau. Dass eine junge Frau Technikerin werden will, ist noch selten. Die Noten sprechen jedoch eher für sie als für ihre männli-chen Klassenkameraden. Mit ihrem guten Zeugnis fin-det sie bei Gummi Metzeler die erste Anstellung. Tech-niker erhalten dort 350 Mark monatlich, eine Technike-rin 300. »Das hat mich geärgert«, empört sich Karin Wurzbacher noch heute.

Sie zieht die Konsequenz, sich nicht mit dem zufrie-denzugeben, was ihr andere zugestehen – eine weitrei-chende Entscheidung. Nach längerem Aufenthalt im Ausland besucht sie in München eine Abendschule, um das Abitur nachzuholen. Schließlich studiert sie Physik, gründet Familie, unterbricht das Studium wegen des ersten Kindes und bekommt nach ihrem Hochschulabschluss das zweite.

Im Rückblick wirkt dies alles jedoch nur wie die Vor-geschichte in einem Leben, das an dem Tag seine Wende nimmt, da die Nachrichtenagentur DPA mel-det: »In einem Atomkraftwerk der ukrainischen Stadt Tschernobyl nördlich von Kiew hat sich ein Unglück ereignet, von dem auch Menschen betroffen worden sind.“ Es ist der 28. April 1986, und schon am nächsten Abend erreicht die radioaktive Wolke Bayern, wo sie abregnet.

Die unsichtbare GefahrVon jetzt an ist Karin Wurzbacher gleichermaßen als Mutter wie als Physikerin gefordert. Denn der atomare GAU führt zu Chaos und Verwirrung. »Meine größte Sorge war, wie wir unsere Kinder vor der unsichtbaren Gefahr schützen«, erinnert sie sich. Mit einer Gruppe gleichgesinnter Mütter aus Starnberg stellt sie sich gegen die Ohnmacht der Unwissenheit. »Wir wollen nicht tatenlos zusehen, wie die Zukunft unserer Kinder zerstört wird!«, so ihr Motiv. Bald sind die »Mütter

Page 10: Natur+Umwelt 3-2011

10 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

G rüne Geldanlagen stehen für ökologisch, ethisch und sozial sinnvolle oder doch zumin-

dest unbedenkliche Investitionen. An Produkten ist mittlerweile nahezu alles zu haben, was es auch im herkömmlichen Bereich gibt. Und in punkto Rendite und Sicherheit unterscheiden sich die bei-den Märkte kaum, urteilte »Finanztest« im Sep-tember 2010.

Grundsätzlich gelten die bekannten Regeln: An-leger müssen sich gut informieren und ihre Situa-tion richtig einschätzen. Viele Sparer haben weder Zeit noch Lust, sich dauerhaft intensiv um ihre Geldgeschäfte zu kümmern. Sie kaufen deshalb

statt einzelner Wertpapiere Anteile an Investment-fonds – auch um ihr Risiko zu streuen. Anleger mit hohem Sicherheitsbedürfnis setzen hier auf Renten-fonds, Risikobereitere hoffen auf eine höhere Rendite und investieren in Aktienfonds. Den goldenen Mittel-weg versprechen Mischfonds.

Für grüne Fonds sammeln Anbieter Wertpapiere, die sie für sozial und ökologisch unbedenklich erach-ten. Teils arbeiten sie dabei mit Ausschlusskriterien, nehmen also keine Atom-, Rüstungs- oder Agrogen-technikfirmen auf. Bei der Positivauswahl landen da-gegen nur besonders nachhaltig handelnde Unterneh-men im Fonds oder die jeweils besten ausgewählter Branchen.

Direkt an Umweltprojekten beteiligenIm Gegensatz zu den oben beschriebenen offenen Fonds beteiligt sich ein Anleger über geschlossene Fonds oder Genussrechte direkt an einem Umweltpro-

jekt. Damit hat er Anteil am Gewinn – wie auch am Ver-lust, meist begrenzt auf die Höhe seiner Einlage.

Viele Solar- oder Windparks bieten solche langfristig angelegten Beteiligungen an. Sie sollten über zehn oder 20 Jahre gehalten werden. Denn wer sein Geld frü-her braucht, wird seine Anteile schwerer veräußern können als bei einem offenen Fonds oder einer Aktie. Bei einer Mindestbeteiligung von 5000 bis meist 10 000 Euro sind geschlossene Fonds für Kleinsparer eher un-geeignet. Sogenannte Ratensparpläne mit geringen monatlichen Einzahlungen von 50 Euro bezeichnet »Finanztest« als teuer und unseriös.

Auch mit Anleihen und Genussrechten oder -schei-nen können Anleger ökologisch wirtschaftende Unter-nehmen unterstützen. Bleibt der Erfolg allerdings aus, gilt dies möglicherweise auch für die jährliche Aus-schüttung und den Zins für die Einlage. Kommt es zur Insolvenz, verliert der Geldgeber im schlechtesten Fall seine gesamte Einlage.Heidi�Tiefenthaler

Zehn Tipps zu sauberer Geldanlage Der Berater Ihrer Hausbank hält grüne Geldanlagen

für Hokuspokus? Dann wechseln Sie zu einer sozial-ökologisch orientierten Bank (siehe�»Rat�holen«).

Überlegen Sie zu allem Anfang, wie viel Geld Sie wie lange investieren wollen, und wozu Ihr Geld dienen – und nicht dienen – soll.

Branchenfonds investieren in Bereiche wie Umwelt-technologie, Erneuerbare Energien oder Wasser. Aber auch hier gilt: geringe Streuung, höheres Risiko.

Genau hinsehen: Längst nicht alle »Nachhaltigkeits-fonds« schließen Atomkraft, Rüstung oder Gentech-nik garantiert aus.

Legen Sie Wert darauf, dass der Fonds von einem unabhängigen Beirat kontrolliert wird.

Der Begriff Genussrecht ist rechtlich nicht definiert, und die Produkte sind sehr unterschiedlich. Hier lohnt es sich, genau hinzuschauen.

Die private Altersvorsorge lässt sich mit nachhaltiger Kapitalanlage kombinieren. Mehr dazu im BUND-Ratgeber (siehe�»Rat�holen«).

Die betriebliche Altersvorsorge lässt sich ebenfalls »vergrünen«, inklusive staatlicher Fördermodelle wie Riester- und Rüruprente.

Übrigens können sich auch private Investitionen auszahlen: So rechnet sich eine energetische Sanie-rung oft nach wenigen Jahren durch eingesparte Heizkosten.

Für Hausbesitzer ebenso lohnend: Fotovoltaikanla-gen versprechen laut »Finanztest« weiter eine sehr gute Verzinsung.

Rat holen, nachlesen BUND-Ratgeber »Bank

wechseln«: www.bund.net/besser-leben

Buch »Grüne Geldanla-ge«, Stiftung Warentest, 2010, 208 S., 16,90 Euro

Grüne Banken online: www.gls.de, www.umweltbank.de, www.ethikbank.de

Infos und Fonds online: www.nachhaltiges- investment.org, www.ecoreporter.de

Nachhaltige Investitionen

Sauber Geld machenWollen auch Sie Ihr Erspartes sinnvoll anlegen? »Grüne« Geld anlagen investieren in eine nachhaltigere Wirtschaft – und können eine adäquate Wertentwicklung bieten.

Illu:

Blu

men

sche

in

Page 11: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 11

Grüne Band in Deutschland heute zum Nationalen Naturerbe.

Erfolg erfordert WachsamkeitNur dem hartnäckigen Einsatz des BN und BUND so-fort nach der Wende ist zu verdanken, dass der ökologi-sche Wert weiter Teile dieses Gebiets erhalten blieb. Im südöstlichen Abschnitt der bayerisch-thüringischen Grenze läuft nun seit 2010 das Naturschutzgroßprojekt Rodachtal-Lange-Berge-Steinachtal an, für das der BN seit 2002 gekämpft hat. Um diese Lebensräume zu er-halten, wollen vier Landkreise, das Bundesumweltmi-nisterium, Länder und der BUND auf 127 Kilometer Grünes Band über elf Millionen Euro investieren.

Doch für die Naturschützer heißt es weiter: wach-sam bleiben! In einem fast 20-jährigen Kampf war es gelungen, dass ehemalige Bundesflächen mit der Zweckbestimmung Naturschutz den Ländern übertra-gen wurden. Damit sind etwa die Hälfte der Grüne-Band-Flächen gesichert. Doch von den restlichen circa 1000 Hektar werden immer Flächen auf dem freien Grundstücksmarkt angeboten. BN und BUND kämp-fen dafür, diesen Skandal zu unterbinden.

Der Todesstreifen hat sich zu einer grünen Naht ge-wandelt. Wer ihre mannigfaltige Natur selber erwan-dern will, ist mit dem vorliegenden Band gut beraten, denn der Autor hat nach jedem Kapitel die lohnenden Touren detailliert beschrieben. Margarete�Moulin

N eben�mir,�auf�dem�ehemaligen�Grenzstreifen,�blü-hen� Tausende� Margeriten.� Dazwischen� das� ver-

haltene�Blau�des�Salbeis�und�die�knallroten�Tupfer�vom�Feldwachtelweizen.� (…)� Lerchen,� Wiesenpieper� und�Heu�hüpfer�freuen�sich�über�die�gemähten�und�beweide-ten� Flächen,� Neuntöter� und� Goldammer� über� die� He-ckenzüge.�Und�auch�an�die�Schafe�hat�man�gedacht.�Die�Betonplatten�im�Kfz-Sperrgraben�wurden�entsorgt,�und�so�kann�der�Schäfer�von�Veilsdorf�hier�mit�seinen�Scha-fen�durchziehen.�

Wenn Reiner Cornelius, der Autor der Grüne-Band-Buchreihe, die Natur so kurzweilig beschreibt wie hier auf seinem Streifzug über den Straufhain und die Lan-gen Berge, dann bekommt man noch beim Lesen Lust, die Wanderschuh’ zu schnüren. In sieben Etappen geht es entlang der bayerisch-thüringischen Grenze, von der Rhön bis an den Rand des Thüringer Waldes. Das Schöne dabei: Immer wieder macht Cornelius »rüber« nach Bayern und Thüringen und dort Abstecher zu nahen Dörfern, zu Wiesen, Wäldern und Mooren. So begreift der Leser, wie vernetzt der schmale Streifen Land mit der umgebenden Natur ist.

Cornelius sucht auf seinen Wanderungen auch die Menschen auf. Er plaudert mit Schäfern und Bauern, blickt in Braukessel, probiert in Käsereien, betritt Kir-chen und Burgruinen. Und er hält inne an Wachtür-men und Gedenktafeln, Zeugnissen einer Zeit, in der ein Schritt zu weit für einen Menschen tödlich endete.

Und doch bot gerade die Unzugänglichkeit Tieren und Pflanzen Schutz vor Lärm und Jagd, vor Dünge- und Pflanzenschutzmitteln und zu häufiger Mahd. Fischotter, Rotmilan, Uhu oder Schwarzstorch zogen hierher. Trollblumen und Schlangenknöterich breite-ten sich felderweise aus. Was diesen Biotopverbund so einzigartig macht, ist, dass er zwar schmal, aber über große Strecken durchgängig ist. Deswegen zählt das

Foto

: Cor

neliu

s

Schöne Pflanze FreiheitKlatschmohn und Feldrittersporn gedeihen am Feldrand vor dem alten Wachturm am Warthügel.

Ihr Erfolg!Von�dort,�wo�das�Grüne�Band�Deutschland�in�das�Grüne�Band�Europa�übergeht,�nämlich�an�der�tschechi-schen�Grenze�im�Bayerischen�Wald,�gibt�es�einen�Erfolg�zu�melden.�Mithilfe�des�Spendenaufrufs�an�die�Mitglieder�des�BN�im�vergange-nen�Jahr�konnten�dort�mit�Unterstüt-zung�der�Regierung�von�Niederbayern�große�Moorflächen�angekauft�werden.�Vielen�Dank�für�Ihre�Hilfe!�

Wandern zwischen Bayern und Thüringen

Naturparadies NiemandslandWo einst Soldaten ent-

lang der innerdeut-schen Grenze patrouil-lierten, wo Wachtürme

und Stacheldraht ab-schreckten, liegt heute

eine Oase der Natur: das »Grüne Band«. In

der Buchreihe »Vom Todesstreifen zur Le-benslinie« ist soeben

der erste Band für den Abschnitt Bayern–

Thüringen erschienen.

Reiner�Cornelius:�Vom�Todesstreifen�zur�Lebenslinie.�Von�der�Rhön�zum�Thüringer�Wald.�Hrsg.:�Bund�Natur-�schutz�in�Bayern�und�BUND�Thüringen,�Stiftung�Natur-schutz�Thüringen.�Auwel�Verlag,�Niederaula,�2011,��Euro�23,50.�Bezug:�Dr.�Reiner�Cornelius,�Schützen�weg�9,�36272�Niederaula,�Tel.�0�66�25-91�93�44,�dr.cornelius@�t-online.de,�www.grünes-band-wandern.de

Page 12: Natur+Umwelt 3-2011

12 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Kennen Sie Menschen, die schon Kerzen horten, für den Fall des (Stromaus-)Falles? Nach Lektüre dieser Natur+Umwelt können Sie Ihre Freunde beruhigen. Wir werden nicht im Dunklen sitzen. Auch unsere Wirtschaft wird nicht an Strommangel zugrunde gehen. Und Bayern muss nicht, wie manche behaupten, von Windrädern »verspargelt« oder von Riesenstromleitun-gen durchschnitten werden. Alles genauso wahr, wie dass Atomkraftwerke sicher seien.

Im Gegenteil, die Energiewende ist eine Riesenchance für unser Land, allerdings auch eine Herausforderung, für uns alle. Denn wenn wir Politik und Wirtschaft nicht

Schon dunkler?Warum die Lichter nicht ausgehen

Page 13: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 13

genau auf die Finger schauen, werden sie wieder vieles falsch machen – wie sich in den neuen Energiegesetzen leider schon ab-zeichnet (Seite 14). Die vernachlässigen näm-lich den ersten und wichtigsten Schritt, der heißt Stromsparen und -effizienz (Seite 16 und 20). Und sie wollen eine zentralistische Stromversorgung am Leben erhalten, dabei zeigen genügend Gemeinden, wie’s richtig geht, dezentral und kommunal (Seite 18).

Ihnen geht ohnehin alles nicht schnell genug? Kein Problem, auf Seite 21 finden Sie Tipps für Ihre persönliche Energiewende. Viel Spaß dabei! Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Foto

s: G

erd

Pfei

ffer

Page 14: Natur+Umwelt 3-2011

14 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

D ie Bundesregierung hat innerhalb eines halben Jahres eine Kehrtwende in ihrer Atom- und Ener-

giepolitik vollzogen. Ursache war, neben der Erschüt-terung nach Fukushima, die Renaissance der Anti-Atom-Bewegung mit hunderttausenden Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Die maßgeblich vom BUND und seinen Landesverbänden mitorgani-sierten Großdemos und tausende Mahnwachen im ganzen Land haben dazu entscheidend beigetragen.

Das Abschalten von acht deutschen Atomkraftwer-ken (AKW) ist damit ein großer Erfolg der Umweltbe-wegung, die in den letzten Jahren gesellschaftliche Bündnisse bis hin zu Kirchen und Gewerkschaften ge-schmiedet hat. Der BUND als basisorientierter Mit-gliederverband mit deutschlandweit über 2500 Kreis- und Ortsgruppen hat maßgeblich die Rücknahme der AKW-Laufzeitverlängerung erzwungen. Diese hatten Bundeskanzlerin Merkel, Ministerpräsident Seehofer und der damalige FDP-Vorsitzende Westerwelle erst im letzten Herbst brachial durchgesetzt. Ein milliarden-schweres Wahlgeschenk für die vier großen Atomkon-zerne E.on, RWE, ENBW und Vattenfall.

Am 28. Juni hat der Bundestag mit Zustimmung auch der SPD und der Mehrheit der grünen Abgeordneten, gegen die Stimmen der Linken, eine Änderung des Atomgesetzes beschlossen mit der Absicht, im Jahr 2022 das letzte AKW abzuschalten. In Anbetracht der wirtschaftlichen Machtverhältnisse ist dies ein riesiger Fortschritt. Angesichts der realen Gefahr einer Atom-katastrophe wie in Tschernobyl oder Fukushima, die deutsche Ballungsräume wie München, Stuttgart oder Hamburg mit Millionen Menschen unbewohnbar ma-chen würde, angesichts der gesundheitsgefährdenden Strahlung im »Normalbetrieb« sowie der völlig unge-lösten Atommüllproblematik ist jedoch nur ein sofor-tiger Atomausstieg ohne schuldhaftes Zögern ethisch verantwortbar.

Ein Atomausstieg noch in dieser Legislaturperiode, also bis 2013, wäre technisch machbar – und er wäre die Vorraussetzung für eine echte ökologische Energie-wende. Dies haben wir in den letzten Monaten detail-liert belegt. Wir sind deshalb sehr enttäuscht, dass aus Furcht vor Schadensersatzforderungen der Atomkon-zerne sowie aus wahltaktischen Gründen der Atomaus-stieg halbherzig geblieben ist. Er ist auch keinesfalls

unumkehrbar. So steht in der Begründung zum be-schlossenen Atomgesetz: »Mit Blick auf diese nunmehr vorgeschlagenen Befristungen und daraus resultieren-den Laufzeitenden ist unter Berücksichtigung der möglichen Übertragung von Elektrizitätsmengen eine Regellaufzeit von 32 Jahren, die aus jetziger Sicht eine Amortisation und angemessene Gewinnerzielung er-möglicht, weiterhin gewährleistet.«

Wir fordern von den Regierungen in Bund und Län-dern, dass die AKW-Betreiber endlich gezwungen wer-den, eine unbegrenzte Haftpflichtversicherung für ihre Reaktoren und die Atommüllzwischenlager abzu-schließen und die Sicherheit auch gegen Flugzeug-abstürze und terroristische Angriffe zu gewährleisten. Spätestens nach der nächsten Wahl 2013 muss der Bundestag das Atomgesetz wieder ändern, den schnellstmöglichen Atomausstieg durchsetzen und in der Verfassung verankern. Dafür wird sich der BUND weiterhin massiv einsetzen.

Leider bleiben die von Union und FDP verabschie-deten Gesetze auch bei der Förderung des Energiespa-rens und dem Ausbau der Erneuerbaren Energien weit hinter den Erfordernissen einer ökologischen Energie-wende zurück. Wir kritisieren besonders, dass unsere größte »Energiequelle«, die Verringerung der Energie-verbräuche, nur halbherzig angegangen wird. Die Nut-zung effizienter Technologien oder der Verzicht auf Stand-by-Betrieb elektrischer Geräte sind nicht wie häufig unterstellt ein »zurück in die Steinzeit«, sondern der sinnvolle Einsatz moderner Technik (mehr�auf�Seite�20). Immer noch fehlen außerdem eine Energiewende im Verkehr und die Umschichtung von Milliarden Euro vom überflüssigen Straßen- und Flughafenbau in die energetische Gebäudesanierung, wie sie der BUND schon seit über 20 Jahren vorschlägt.

Die Potenziale der Stromeinsparung und effizienteren Nutzung sind mittlerweile mindestens so hoch wie in den letzten Jahren die Atomstromproduktion – näm-lich ein Fünftel des Stromverbrauchs von jährlich 550 Milliarden Kilowattstunden. Zugleich könnte die de-zentrale Stromerzeugung mit Abwärmenutzung in Blockheizkraftwerken sowie mit Fernwärme kurzfristig um zehn Prozent und langfristig um über 30 Prozent

Die Wende bleibt halbherzig

Schneller aussteigen, konsequent umsteuernBund und Bayern haben in der Atom- und Energiepolitik das Ruder herumgerissen, aber zu einer echten ökologischen Energiewende fehlt noch viel. Ein Kommentar von Hubert Weiger und Richard Mergner.

2022: ethisch nicht verantwortbar

Ausstieg ins Grundgesetz

Konzerne fürchten Energieeffizienz

Bayern bleibt Atomrisikoland …

Page 15: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 15

Ministerpräsident Seehofers Regierungserklärung ein enor-mer Fortschritt. Werden doch seit Jahrzehnten vom Bund Na-turschutz vertretene Positio-nen zum Energiesparen, zur dezentralen Stromerzeugung und zu den Erneuerbaren Energien wenigstens ansatz-weise aufgegriffen.

Wir begrüßen die Einrich-tung einer Energie Agentur Bayern, die die lokalen Ener-gieagenturen unterstützen und koordinieren soll. Wir kritisie-ren aber die Aussage der Regie-rung, »den Stromverbrauch … in den nächsten zehn Jahren trotz zunehmender Stroman-wendungen (z. B. E-Mobilität) auf gegenwärtigem Niveau … halten zu wollen«. Dies ist weder ambitioniert noch ak-

zeptabel. Energiesparen und vor allem Stromsparen muss in Bayern Energiethema Nummer eins werden (siehe�folgende�Seiten).�

Wir kritisieren außerdem massiv, dass Bayern noch mindestens zehn weitere Jahre Atomrisikoland statt »Atomfrei-Staat« bleiben soll. Nur eines der fünf AKW, Isar 1 bei Landshut, ist und bleibt abgeschaltet. Dage-gen sollen das AKW Grafenrheinfeld noch bis Ende 2015, Gundremmingen B bis 2017, Gundremmingen C bis 2021 und Isar 2 bis 2022 Atomstrom und radio - ak tiven Müll produzieren. Für Bayern ist dies eine dra-matische Verschlechterung sogar gegenüber dem rot-grünen Ausstiegsbeschluss von 2001. Demnach hätten die Siedewasserreaktoren Gundremmingen, weitge-hend baugleich mit den Unglücksreaktoren von Fuku-shima, im Jahr 2017 abgeschaltet werden sollen. Wir werden uns weiterhin für den Sofortausstieg aus der tödlichen Atomtechnologie einsetzen und gleichzeitig konstruktiv an der Verwirklichung einer ökologischen Energiewende in Bayern arbeiten.

des Stromverbrauchs ausgebaut werden. Die Atom-konzerne, deren Geschäft auf verschwenderischer Stromnutzung und der billigen Entsorgung von Abwär-me in Flüssen und Atmosphäre beruht, fürchten nichts so sehr wie Energieeffizienz, Kraft-Wärme-Kopplung und die Erneuerbaren Energien. Auch bei der Förde-rung von Sonnen-, Biogas- und Windstrom werden fal-sche Weichen gestellt. Sie behindern, zugunsten der Energiekonzerne, die nötige »Energierevolution von unten«, getragen von Bürgern und Kommunen.

Umso notwendiger ist die Arbeit von BUND und BN vor Ort für intelligente und ganzheitliche Energie- und Klimaschutzkonzepte. Ein Beispiel ist unser Einsatz für eine Qualitätsplanung naturverträglicher Windkraft-werke vor allem im Süden der Republik. Wir werden weiter auf allen Ebenen für eine echte Energiewende kämpfen und bitten Sie um Ihre aktive Mitarbeit.

Die energiepolitische Kurskorrektur der bayerischen Staatsregierung war von massiven inneren Konflikten geprägt. Für die CSU war der Weg von der bedingungs-losen Atompartei seit den 1970er-Jahren sicher am weitesten. Daran gemessen sind einige Kernsätze in

Die AutorenHubert Weiger ist Bundesvorsitzen-der des BUND und Vorsitzender des Bundes Natur-schutz in Bayern. Richard Mergner ist Landesbeauf-tragter des BN.

Foto

: Rog

gent

hin

Foto

: Alli

anz

pro

Schi

ene

Die Wende bleibt halbherzig

Schneller aussteigen, konsequent umsteuern

Illus

trat

ion:

Hai

tzin

ger

Ausstieg ins Grundgesetz

Konzerne fürchten Energieeffizienz

Bayern bleibt Atomrisikoland …

… statt Atomfrei-Staat

Page 16: Natur+Umwelt 3-2011

W ir müssen und wir können aus der tödlichen Atomenergie aussteigen. Deutschlands Atom-

stromanteil betrug 2010 circa 22 Prozent oder 130 Mil-liarden Kilowattstunden (= 130 Terrawattstunden, TWh). Laut Jochen Flasbarth, Präsident des Umwelt-bundesamts, produzierten in Deutschland Anfang 2011 neun von 17 AKW für den Export. Schon 2007 stellte das Bundesamt fest, Deutschland könne durch konsequentes Sparen 110 TWh Strom (20 % des deut-schen Stromverbrauchs von 550 TWh) einsparen. Das allein ent-spricht der Leistung von 15 Atom-kraftwerken.

Daraus errechnet sich ein Spar-potenzial für die Verbraucher von zehn Milliarden Euro. Die wichtigsten Beiträge liefern ein optimierter Einsatz von Wasserpumpen (wie zum Beispiel Heizungs- und Warmwasserpumpen im Haus-halt, aber auch Pumpen in Gewerbe und Industrie) mit 48 TWh, das Vermeiden von Stand-by-Leerlauf elektro-nischer Geräte mit 25 TWh sowie Einsparungen von Beleuchtungen in Gewerbe und Industrie mit 28 TWh.

Der Bund Naturschutz hat nun bei der Energieagen-tur Nordbayern eine Studie über Bayerns Stromspar-potenziale in Auftrag gegeben. Schon die vorläufigen Ergebnisse zeigen: Wir können in den nächsten Jahren bis zu 40 Prozent des heutigen Verbrauchs von 85 TWh

einsparen, und dies wirtschaftlich. Jeder einzelne kann viel beitragen: Ihre Com-

puter zum Beispiel erneuern die Ver-braucher nahezu im Jahresrhyth-mus. Würden sie statt Stromfres-sern nur noch sparsame Laptops kaufen, ließen sich zusätzlich mehrere TWh sparen.

Der Anteil der Erneuerbaren Energien wird 2011 bereits 20 Pro-

zent und 2020 prognostizierte 50 Prozent der deutschen Stromproduk-

tion erreichen. In einer Studie von April dieses Jahres zeigt Prof. Olav Hoymeyer,

Professor für Energiewirtschaft an der Uni Flensburg und Mitglied des Weltklimarats, dass wir in Deutsch-land 2015 in fast allen Stromregionen auch ohne AKW ausreichend Stromkapazitäten haben werden. Wo Ka-

pazitäten fehlen, haben wir bereits heute die Übertra-gungsnetze, um Strom aus einer Nachbarregion zu be-ziehen. Auch ohne AKW hat Deutschland ausreichend Strom und muss – im Jahresmittel – keinen Strom aus Frankreich oder Tschechien importieren.

Fazit: Verzicht auf Stromexport, Stromsparen und der dynamische Ausbau der Erneuerbaren Energien ermöglichen den sofortigen Ausstieg aus der Atom-energie in Deutschland.

Wir müssen aber auch aus der fossilen Energieversorgung ausstei-gen. Bis spätestens 2050 müssen wir unseren CO2-Ausstoß auf nahezu null reduzieren, um einen Anstieg der mittleren Welttemperatur um

über zwei Grad Celsius zu vermeiden. Zwei Grad mehr, so die Abschätzungen des »International Panels of Cli-mate Change«, könnten noch ökologisch und sozial verträglich sein. Schaffen wir die CO2-Reduktion bis 2050 nicht, dann werden die Entwicklungen mögli-cherweise unbeherrschbar! Und wieder sind drei Schritte entscheidend: Energie sparen, effizient nut-zen, Erneuerbare ausbauen. Dabei muss Sparen – bei Strom, Wärme und Verkehr – der erste Schritt sein, vor dem Ausbau neuer Energien.

Elektrischer Strom ist die verschwenderischste Energieform. Alle thermischen Großkraftwerke arbei-ten mit Dampfturbinen, und die nutzen nur ein Drittel der eingesetzten Primärenergie – die restlichen zwei Drittel werden als Abwärme vernichtet, erwärmen Flüsse, gehen in die Luft. Effiziente Stromherstellung mit Kraftwärmekopplung und das Nutzen der Abwär-me als Nah- und Fernwärme zum Heizen ist ein zwin-gendes Gebot der Zukunft.

Eine Studie des Umweltbundesamtes von Juli 2010 zeigt, wie Deutschland bis zum Jahr 2050 seinen Strom komplett aus Erneuerbaren Energien erzeugen kann. Der erste Schritt ist die Reduk-tion des Stromverbrauchs um 23 Prozent. Die 100 Prozent Strom aus Erneuerbaren setzen sich dann wie folgt zusammen: 33 Prozent Windenergie auf dem Meer, 32 Prozent Windenergie an Land,

Bayern bleibt schönMit der richtigen Energie-

wende Vom führenden Atomstromland zum Vorbild bei Stromsparen und Effizienz: Wenn Bayern seine Energiezukunft richtig anpackt, hat das Land viel zu gewinnen. Dann drohen auch keine hässlichen Hochspannungsleitungen oder die Verbauung der letzten Flüsse und Bäche.

16 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

–40% Stromverbrauch

50%Stromaus kommunalenund Bürger-gesellschaften 20

% Fotovoltaik in Bayern

Mehr Info im WebDie�Energiepositio-nen�des�BN:�www.bund-naturschutz.de/fakten/energie/positionspapiere

Page 17: Natur+Umwelt 3-2011

19 Prozent Fotovoltaik, neun Prozent Geothermie, vier Prozent Wasserkraft, zwei Prozent Abfallbiomasse.

Bayerns Stromproduktion besteht heute zu 25 Pro-zent aus Erneuerbaren Energien, davon stammen über drei Viertel aus Wasserkraft und Biomasse. Diese bei-den Quellen sind aber in Bayern ausgeschöpft, mehr geht ökologisch nicht. Bayern braucht Strom aus Wind und Sonne; sie liefern auch um hundertfach höhere Stromausbeuten pro Hektar als Biomasse.

Beim Anteil des Windstroms an der gesamten Stromproduktion (73 TWh in Bayern, Verbrauch 85 TWh) ist Bayern mit 0,6 Prozent Schlusslicht, Deutsch-land hat bereits sieben Prozent. Bayern muss sich hier bis 2050 auf über 20 Prozent steigern. Wichtigste Schrit-te dazu sind aktive Kommunen und eine politische und wirtschaftliche Bürgerbeteiligung. Heute sind unter acht Prozent der Stromproduktion in Bürgerhand. Wir müssen die Energiewende in Bayern als historische Chance nutzen und 50 Prozent Stromanteil aus kom-munalen und Bürgergesell-schaften erreichen.

Bayern hat ein großes Poten-zial für Windenergie. Moderne Anlagen mit Nabenhöhen von 138 Meter erlauben hohe Aus-beuten auch bei mittleren Windgeschwindigkeiten. Güns-tige Gebiete zeigt der neue Energieatlas Bayern (www.

energieatlas-bayern.de). In Bayern stehen heute

nur gut 400 Windkraftanla-gen, notwendig sind circa

2500. Daher müssen deutlich mehr als zwei Prozent der Lan-desfläche in den Regionalplä-nen als Vorranggebiete für Wind ausgewiesen werden.

Bayern produziert heute be-reits vier Prozent seines Stroms

mit Fotovoltaik (PV). Dieser Anteil muss auf über 20 Prozent wachsen. PV-Technik passt hervorragend zu uns Menschen, denn sie produziert Strom dann, wenn wir am meisten brauchen – mittags! Ein Fünftel der bayerischen Hausdächer ist für PV geeignet. Davon ist heute nur gut ein Zehntel genutzt – wir haben also noch genügend Potenziale auf Bayerns Dächern.

Wind- und Sonnenstrom benötigen in Zukunft zur Stabilisierung Stromspeicher. Gefordert wird dafür der Bau neuer Pumpspeicherwerke. Doch diese veraltete Technologie hat eine zu geringe Speicherdauer und -kapazität, um die Erneuerbaren Energien wirksam zu unterstützen. Sinnvoll ist die Umwandlung von Strom in Wasserstoff und Methan, die ins Erdgasnetz einge-speist werden können. Das Erdgasnetz hat heute eine Speicherkapazität von 200 TWh, benötigt werden in Deutschland 50 TWh.

Ebenfalls oft gefordert werden derzeit neue Hoch-spannungsleitungen, sogenannte Stromautobahnen. Doch Bayern benötigt einen Ausbau der Verteilernetze für Haushaltsstrom (400 Volt) und Mittelspannung (20 Kilovolt, kV). Das Haushaltsstromnetz nimmt PV-Strom auf, das Mittelspannungsnetz die Leistung von Windrädern, Biogasanlagen und PV-Freiflächenanla-

gen. Hochspannungsnetze dagegen (110 kV, 220 kV, 380 kV) verteilen den Strom von Großkraft-werken. Wir haben bereits heute Stromauto-bahnen, um Kohlestrom von der Nordseeküste nach Bayern zu transportieren. Sie sollten rei-chen, um in Zukunft die Industrie Bayerns mit den Off-Shore-Windparks in der Nordsee zu verbinden. Herbert�Barthel

Der AutorHerbert Barthel ist Energie- und Klimaschutz-referent des BN.

Foto

: Göß

wal

d

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 17

Atom ausstiegSOFORT

keine

neue

Pum

pspe

iche

rwer

ke:

20%

Windräder für Bayern

Hoc

hspa

nnun

gsle

itung

enkeine neuen

keine neuenkeine neuen

Page 18: Natur+Umwelt 3-2011

Furth: Die Frühstarter1980 – da haben noch ganz wenige über eine Energiewende nachge-dacht. Dieter Gewies (Foto) schon. Gemeinsam mit einem »kleinen Fankreis«, wie er es nennt, organi-sierte er Baukurse für Sonnenkol-lektoren. Die Saat ging auf: 1996 wurde der Grüne Politiker Bürger-meister der 3500-Seelen-Kommune im Landkreis Landshut und die Energiewende zur politischen Linie. Drei Jahre später beschloss Furth als erste deutsche Gemeinde, seine Energieversorgung komplett auf Er-

neuerbare umzustellen. Heute liest sich die Ernte des frühen Engage-ments so: 60 Prozent der Stromver-sorgung stammen aus regenerati-ven Quellen, der Großteil davon aus Fotovoltaik-(PV-)Dachanlagen. Das Erfolgsrezept der Further: Früh an-fangen und durchhalten.

Geisenhausen: Leuchtturm in der Sonnenregion LandshutEin Platz in der Bundesliga – davon träumt manch größere Stadt. Gei-senhausen hat es geschafft: vierter Platz in der Solarbundesliga (www.solarbundesliga.de) bei den Klein-städten. Die 6200-Einwohner-Ge-meinde in der Sonnenregion Lands-hut (s.�Seite�39) erzeugt 50 Prozent ihres Strombedarfs mit Sonnen-energie und zwei Biogasanlagen. 2020 will Geisenhausen komplett energieautark sein. Treibende Kraft der Energiewende ist seit 20 Jahren die BN-Ortsgruppe Geisenhausen mit ihrem Vorsitzenden Herbert

Effelter: Hier wächst der Treib-stoff für die Energiewende»Hier muss man die Bürger nicht zum Jagen tragen«, sagt Wolfgang Degelmann (Bild). Der BN-Ge-schäftsführer der Kreisgruppe Hof ist Motor der Energiewende in der »Energieregion Frankenwald«. Das Vorzeigedorf Effelter könnte mit dem Strom aus den eigenen Biogas- und PV-Anlagen inzwischen zwei-einhalb mal den eigenen Bedarf de-cken. Bis Ende 2013 sollen sich ins-gesamt 25 Gemeinden in der Region autark mit regenerativer Energie versorgen. Das Erfolgsgeheimnis: Den natürlichen Reichtum aus Land- und Forstwirtschaft nutzen und damit die Kaufkraft in der Re-gion halten. Das schafft ein »Wir-Gefühl« und überzeugt die Bürger.

Wildpoldsried: The wind of change100 Prozent Erneuerbare? Sind in Wildpoldsried schon längst kein Thema mehr! Mit 321 Prozent Strom

aus regenerativen Energien produ-ziert die 2600-Seelen-Gemeinde im Oberallgäu bereits weit über ihren Bedarf hinaus. Gut die Hälfte des Stroms stammt von Windkraftanla-gen – allesamt in Bürgerhand. Eine Bewegung, die Landwirt Wendelin Einsiedler (Bild)�1999 mit der ersten gemeinschaftlichen Anlage ange-stoßen hat. Auch PV-Anlagen haben mittlerweile Hochkonjunktur. Ge-meinsam organisierte Großeinkäufe garantieren gute Preise. Das Ge-heimnis der Pioniergemeinde? Von Anfang an die Bürger beteiligen.

Kempten: Die EnergiesparerDie 65 000-Einwohner-Kommune im Allgäu will Vorzeigestadt im Kli-maschutz werden. Bereits seit zehn Jahren beschäftigt Kempten einen eigenen Energiemanager. Er sorgt dafür, dass die kommunalen Ge-bäude nach und nach mit Passiv-haustechnik saniert werden. Bei den gemeindeeigenen Neubauten ist Passivhausstandard mittlerweile Pflicht. Und auch die Bürger werden geschult: Auf den alljährlichen Alt-bautagen erfahren Hausbesitzer, wie sie ihr Eigenheim in ein Ener-giesparhaus verwandeln. Die trei-bende Kraft: Ein Bürgermeister (Ulrich Netzer, CSU) der früh die Relevanz des Themas Energiesparen erkannt hat. Bereits 1998 hat er die unabhängige Energieberatung eza! mit angestoßen und arbeitet seither unter der Leitung von Martin Sambale eng mit den externen Fachleuten zusammen.

Energiewende lokal

So haben wir’s geschafft!Womit sich die große Politik schwer tut, ist auf kommunaler Ebene oft schon weit gediehen: das Umdenken. Die Wege heraus aus dem fossilen Zeitalter sind so unterschiedlich wie die Kommunen selbst. Eins aber zeigt sich immer wieder: Motor der Ener-giewende sind nicht volle Gemeindesäckel, sondern Menschen mit Überzeugung.

Wendelin Einsiedler, WildpoldsriedWolfgang Degelmann, Effelter

Foto

: Vog

l

Foto

: BN

Hof

18 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Page 19: Natur+Umwelt 3-2011

Jans (Bild). Kreativität bewies die Gemeinde mit der »Abwrackprä-mie« für alte Heizungspumpen. In kürzester Zeit wechselten 100 Haus-halte ihre alten Geräte aus. Der Schlüssel zum Erfolg in Geisenhau-sen: Menschen mit einer Vision, die vor Ort die Dinge in Bewegung bringen.

Ascha: Ein Ort will unabhängig werdenMit 127 Prozent produziert der 1500-Einwohner-Ort Ascha längst mehr Strom aus Erneuerbaren, als

er selbst benötigt. Die Energie stammt etwa zu gleichen Teilen aus Biogas- und PV-Anlagen. Das nächste Ziel: Wenn es nach Bürger-meister Wolfgang Zirngibl (CSU,�Bild)�geht, soll Ascha in vier Jahren heizölfrei und auch bei der Wärme-versorgung völlig autark sein. Die BN-Kreisgruppe Straubing/Bogen warnt allerdings davor, zusätzlich geplante Biogasanlagen mit Sub-strat aus überregionalem Anbau oder Intensivlandwirtschaft zu be-treiben. Was in Ascha wichtig war: Die Politik muss hinter der Energie-wende stehen.

Pöttmes: Kleine Gemeinde, starke MannschaftMit einem Anteil von 65 Prozent Erneuerbaren bei der Stromversor-gung liegt die 6500-Einwohner- Gemeinde schon gut im Rennen. Erzeugt wird die Energie mit Sonne, Biomasse und Wasser. Noch mehr frischen Wind soll jetzt die Auswei-

sung von sogenannten Konzentra-tionszonen für neue Windkraftan-lagen bringen. Alle Miteigentümer der PV-Bürgeranlage auf dem Schuldach wollen auch hier finan-ziell einsteigen. Warum es in Pött-mes klappt? Eine starke BN-Mann-schaft bringt die Gemeinde auf Energiewendekurs. Der Vorsitzende der Kreisgruppe Aichach-Friedberg, Helmut Schenke, ist gleichzeitig Gemeinderat, und der amtierende Bürgermeister Franz Schindele (Bürgerblock) hat die BN-Ortsgrup-pe Pöttmes gegründet.

Pfronten: Die mit dem ganzheitlichen AnsatzPfronten ist im Landkreis Ostallgäu Vorreiter und Vorbild in Sachen Energieeffizienz und Gebäude-management. Bereits 1998 hat die 8000-Einwohner-Gemeinde eine kostenlose und unabhängige Ener-gieberatungsstelle für die Bürger eingerichtet. Als eine der ersten Kommunen in Deutschland belohn-te sie künftige Eigenheimbesitzer mit einem Punktesystem für eine energieeffiziente Bauweise. Die Straßenbeleuchtung brachte die Kommune auf Sparkurs. Und auch bei der Mobilität punktet Pfronten: Ein kostenloser Bus chauffiert die Gäste der Fremdenverkehrsgemein-de von A nach B. Wer motiviert die Gemeinde? Der umtriebige Bürger-meister Josef Zeislmeier (SPD) mit seinem ganzheitlichen Blick auf Umweltfragen.

München: Metropole mit MummMit couragierten Zielen punktet die bayrische Landeshauptstadt. Die rot-grüne Stadtratsfraktion hat den Münchner Stadtwerken (SWM), dem größten kommunalen Unter-nehmen Deutschlands, konkrete Zielvorgaben für den Ausbau der Erneuerbaren Energien gemacht. Derzeit produziert der Versorger rund acht Prozent seines Strommi-xes aus erneuerbaren Quellen. Bis 2015 soll er genügend Ökostrom lie-fern, um alle 800 000 Münchner Pri-vathaushalte zu versorgen; bis spä-

testens 2025 soll sogar der gesamte Strombedarf der Stadt abgedeckt sein. Damit wäre die Isarmetropole nach Angaben der SWM die erste Millionenstadt, die ihre Bürger komplett mit Ökostrom versorgen kann. Weil man das lokale Potenzial an Geothermie, Biomasse, Solar-, Wind- und Wasserkraft nicht für ausreichend hält, um die Energie komplett in der Region zu erzeugen, sollen Beteiligungen an Projekten wie Offshore-Windkraftanlagen in ganz Deutschland und Europa die fehlenden Energiemengen ausglei-chen. Vom BN massiv kritisiert, wollen die SWM allerdings erst bis 2025 den Atomstromanteil an ihrem Strommix auf Null zurückfahren. Das Unternehmen ist derzeit noch mit 25 Prozent am Atomkraftwerk Isar 2 beteiligt. Das Motto in Mün-chen: Keine Angst vor großen Zielen! Heidi�Tiefenthaler,�Volker�Eidems

Voller EnergieStolz dürfen sie sein, die Macher ihrer lokalen Ener-giewende. Bürger-meister und BN-Aktive zeigen, wie weit sie auf dem Weg zur Strom-autarkie schon ge-kommen sind.

Wo steht meine Gemeinde?Ist�auch�Ihre��Kommune�schon�ein�Vorbild�in�Sachen�Energiesparen�oder�-selbstversorgung?�Dann�schreiben��Sie�uns�das�bitte:�[email protected].�Energiewende,�noch�kein�Thema�in�Ihrem�Ort?�Dann�freut�sich�Ihr�Bür-germeister�sicher,�wenn�Sie�ihn�auf�das�Thema�stoßen,�am�besten�mit�den�tollen�Beispielen�auf�diesen�Seiten.�

Dieter Gewies, Furth Herbert Jans, Geisenhausen Wolfgang Zirngibl, Ascha

Foto

: Gem

eind

e As

cha

Foto

: BN

Gei

senh

ause

n

Foto

: Gem

eind

e Fu

rth

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 19

Page 20: Natur+Umwelt 3-2011

Ein bisher ungenutztes Potenzial für Einsparungen liegt zum Beispiel in mehr Transparenz. Wir alle profi-tierten, wenn die Händler die Stromkosten anzeigen würden, die ein bestimmtes Gerät im Laufe der Jahre verursacht.

Wichtig wäre es auch, die Energieversorger zu ver-pflichten, die Kunden monatlich über ihren Verbrauch zu informieren. Allein diese regelmäßige Rückmeldung des eigenen Verbrauchs könnte zur Einsparung ge-schätzter zehn Prozent Energie führen. Auch muss die Stromrechnung verständlich sein. So verdeutlichen Dia gramme besser als Wertetabellen, wie sich der Verbrauch entwickelt hat. Mit der Angabe von Ver-

gleichswerten könnten wir Kunden besser einschät-zen, ob wir übermäßig viel Energie konsumieren, oder ob die Verbannung eines Stromfressers Früchte getra-gen hat.

Energiesparen ist und bleibt der wichtigste Schritt zum Schutz des Klimas und der Ressourcen. Der BUND fordert seit Jahren, einen Effizienzfonds einzurichten. Damit könnten Maßnahmen wie eine Abwrackprämie finanziert oder Beratungsangebote für bestimmte Ziel-gruppen entwickelt werden. Doch statt Industrie, Han-del und Haushalten endlich den nötigen Schub zu ver-passen, belässt es die Bundesregierung bei Lippenbe-kenntnissen. So verstreicht wertvolle Zeit – Zeit, die wir der Bundesregierung nicht länger geben dürfen. Der BUND bleibt dran. Irmela�Benz

Das Potenzial ist gewaltig: Bis zu zehn Atommeiler ließen sich durch eine Verringerung des Stromver-

brauchs einsparen – hoch wirtschaftlich, mit bereits verfügbarer Technik und ohne Komfortverlust. Der Netzausbau könnte dann moderater ausfallen, und der Weg zu einer hunderprozentig erneuerbaren Energie-versorgung wäre geebnet. Umso unverständlicher ist, warum das Thema Effizienz ein Stiefkind der deut-schen Energiepolitik bleibt.

Verbindlichkeit und AnreizeUm mit der Energiewende ernst zu machen, müsste die Bundesregierung verbindliche Einsparziele defi-nieren. In ihrem Energiekonzept vom Herbst 2010 hat sie zwar ein ambitioniertes Ziel formuliert: Sie will den Stromverbrauch bis 2020 um zehn Prozent senken (im Vergleich zu 2008). Doch ist dieses Ziel weder rechtlich bindend noch mit entsprechenden Maßnahmen hinterlegt. Politik, Wirtschaft und Gesell-schaft werden nicht ernsthaft auf dieses Sparziel aus-gerichtet.

Mit hoher Effizienz kann viel Energie gespart wer-den. Effizienz bedeutet, eine Dienstleistung – wie die Kühlung von Lebensmitteln – mit wenig Energieauf-wand zu bewerkstelligen. Nun ist ein hocheffizienter Kühlschrank zwar teurer, macht den Aufpreis aber durch die später gesparten Stromkosten schnell wieder wett. Leider wiegt jedoch für die meisten Menschen –

ob Privatperson oder Unterneh-mer – der ge-sparte Cent im

Hier und Jetzt mehr als ein gesparter Euro in der Zu-kunft. Durch Abwrackprämien für die Stromschlucker unter den Kühlschränken, Heizungspumpen oder In-dustriemotoren könnte die Bundesregierung die An-schaffung effizienterer Modelle erleichtern. Und je häufiger diese Nischenmodelle nachgefragt werden, desto schneller werden sie zu erschwinglicher Stan-dardware.

Mehr TransparenzNeben einer gesteigerten Effizienz muss auch die abso-lute Einsparung von Strom attraktiver werden. Denn trotz wachsender Effizienz steigt der Stromverbrauch in Deutschland stetig. Ein Grund ist der Trend zu immer mehr und immer größeren Elektrogeräten im Haushalt.

Die AutorinIrmela Benz betreut das BUND-Projekt »Energie- effizienz«.

Foto

: BU

ND

20 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11] WendeEnergie

Stiefkind der EnergiepolitikStrom- effizienz

Bundeskanzlerin Merkel lässt kaum eine Gelegenheit aus, um die Energieeffizienz als Schlüssel für die Energiewende zu bezeichnen. Doch die Bundes - regierung nimmt diesen Schlüssel nicht zur Hand, auch in dem Anfang Juli verabschiedeten Gesetzes- paket zur Energiewende nicht.

Stromfressssser

schalter stecker leisten

Page 21: Natur+Umwelt 3-2011

D ie Krux mit guten Vorsätzen kennt jeder: Wir neh-men uns zu viel vor und stellen unter der Last des

100-Prozent-Anspruchs schnell wieder alle Aktivitäten ein. Dabei wäre doch ein erster Schritt schon gar nicht schlecht. Die Energiewende im Kleinen findet statt, wo wir damit anfangen. Also vielleicht dort, wo es am leichtesten fällt? Oder doch lieber, wo der größte Erfolg winkt? Suchen Sie sich’s aus, denn auch die persönliche Energiewende ist Typsache.

Einmal handeln, lange sparenFinden Sie den größten Stromfresser in Ihrem Haus-halt, und sparen Sie mit einer Veränderung dauerhaft viel Energie, etwa indem Sie den 15 Jahre alten Kühl-schrank gegen ein modernes A++-Modell austauschen. Da sind oft 50 Prozent oder mehr Einsparung drin.

Einfach abhaken: Der 8-Punkte-PlanSie lieben klare Vorgaben? Wenn Sie diese acht Grund-regeln beherzigen, sind Sie in Küche und Waschkeller schon mal gut unterwegs: Energiesparprogramm bei Wasch- und Spülmaschi-

ne nutzen Waschen mit 60 Grad nur bei hartnäckigem Schmutz Wäsche lieber auf die Leine als in den Trockner Lebensmittel nur kalt in den Kühlschrank stellen Geschirr und Wäsche nicht vorspülen Waschmaschine immer voll beladen Beim Kochen bekommt jeder Topf einen Deckel Kühl- und Gefrierschränke nicht in die Sonne oder

neben die Heizung stellen

Anfangen, wo’s am wenigsten weh tutAuch in Ihrem Haushalt werden die elektrischen Gerä-te immer mehr? Fernseher, Stereoanlage, DVD-Player, Receiver, Computer … Mit Schalter-Steckerleisten be-halten Sie den Überblick. Ein Druck auf den roten Knopf und der Stand-by-Verbrauch hat Pause.

Umsetzen, was Sie immer schon vorhattenEigentlich wollten Sie schon vor zehn Jahren den Strom anbieter wechseln? So einfach wie heute war es noch nie: Unter www.bund-naturschutz.de/strom-wechsel finden Sie die nötigen Informationen und starten mit ein paar Mausklicks in eine atomstromfreie Zukunft.

Entdecken, was andere übersehenUnsere acht Stromspartipps befolgen Sie schon seit Ihrer Schulzeit? Sehr gut, aber wussten Sie schon, dass viele alte Heizungspumpen echte Stromfresser sind? alte Modelle bis zu 600 Kilowattstunden Strom pro

Jahr verbrauchen? eine geregelte Hocheffizienzpumpe den Verbrauch

um bis zu 80 Prozent drosselt? Sie zusätzlich 40 Prozent des Verbrauchs sparen,

wenn Sie die Pumpe außerhalb der Heizperiode ab-schalten?

Ganz generell etwas ändernDie Energie-wende fängt bei jedem Einzelnen an. Und trotzdem würden Sie gerne mehr Einfluss auf’s große Ganze neh-men? Hier ein paar Anregungen: Lassen Sie Ihr Geld für die Energiewende arbeiten.

Anregungen finden Sie im Ratgeber auf Seite 10. Stärken Sie die Anti-Atom-Lobby in Bayern, werben

Sie ein neues Mitglied für den Bund Naturschutz! Beitrittskarte am Anfang dieses Hefts.

Fordern Sie immer wieder und vernehmbar eine schnelle Energiewende! Aktuelle Demo-Termine und mehr finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/projekte/anti-atom-protest.

Weiterlesen, damit die guten Vorsätze nicht ausgehen www.bund-naturschutz.de/energiesparen www.energieeffizienz-jetzt.de www.klima-sucht-schutz.de www.dena.de/services/verbraucherinfos Ratgeber »Gut zu wissen: Energie sparen in Bayern«.

PDF kostenlos unter www.verbraucher.org Das große Energie- und CO2-Sparbuch,

B.A.U.M. e. V., 2011. Bezug: www.baumev.de(ht)

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 21WendeEnergieStromanbieter wechseln

Meine persönliche Energiewende Im Kleinen anfangen!

Die politisch angekündigte Energiewende geht Ihnen zu langsam? Dann starten Sie

doch Ihren ganz persönlichen Einstieg in ein neues Energiezeitalter.

stattTrockner

L E I N E

Page 22: Natur+Umwelt 3-2011

N+U: Die Zahlen über die Todes-opfer durch Tschernobyl gehen ex-trem auseinander. Sie helfen seit vielen Jahren vor Ort. Was stimmt? Lengfelder: Es ist durchaus realis-tisch, in Europa von mehr als einer Million Todesopfern in 50 Jahren auszugehen. Allein in unserem Schilddrüsenzentrum im weißrus-sischen Gomel haben wir seit Tschernobyl über 160 000 Patien-ten behandelt und können aus ei-genen Zahlen erkennen, dass im Gebiet Gomel in den ersten 13 Jah-ren Schilddrüsenkrebs bei Kin-dern und Jugendlichen um das 58-fache angestiegen ist. Aber auch für Bayern gibt es klare Hinweise,

dass infolge von Tschernobyl dieser Krebs deutlich er-höht ist.

Müssen wir uns in Bayern wegen der Langzeitfolgen von Tschernobyl immer noch Sorgen machen? Unbedingt! Im Bayerischen Wald sind Wildschweine heute zum Teil noch mit mehr als 10 000 Becquerel pro Kilogramm belastet. Das ist Sondermüll, kein Lebens-mittel. Bei privat gesammelten Pilzen ist keine Mes-sung vorgeschrieben, hier ist jeder selbst für seine Ge-

sundheit verantwortlich. Das gilt übrigens nicht nur für Ostbayern, auch Gebiete westlich von Augsburg sind sehr stark belastet.

Fukushima ist weitgehend aus den Schlagzeilen ver-schwunden. Was steht den Menschen dort durch die Verstrahlung bevor? Ich befürchte, dass die Folgen jene von Tschernobyl noch übertreffen. Aus drei Gründen: Japan ist 20-mal dichter besiedelt. In Fukushima enthält jeder der vier betroffenen Reaktoren zehn- bis 40-mal mehr radioak-tives Material als Tschernobyl. Die Kernschmelze dau-ert ja weiter an. Ferner wurde zu spät und zu wenig evakuiert. Japan hat schlechter reagiert als damals die UdSSR.

Weiß man etwas darüber, wie es den Helfern von Fuku-shima geht? Leider nein, sie werden von der Öffentlichkeit abge-schirmt. Aber wenn man allein schon ihre mangelhafte Ausrüstung gesehen hat, muss man das Schlimmste befürchten.

Bei uns gibt es keine Tsunamis. Ist das Risiko bei uns geringer als in Japan? Wer das sagt, wiederholt einen verbreiteten Blödsinn. Ein Beispiels-Szenario: Ein Terrorist besorgt sich in Ex-Jugoslawien eine Panzerabwehrrakete, was nicht schwer sein dürfte. Er zerstört damit die Seitenwand des Abklingbeckens von Isar 1. Allein das genügt, um einen Super-GAU auszulösen. Bei einem Flugzeugab-sturz wäre es dasselbe. Auch Erdbeben sind eine reale Gefahr.

Das heißt auch, Isar 1 bleibt gefährlich, obwohl es seit Monaten vom Netz ist? Natürlich. Die Brennstäbe sind nach wie vor da und müssen gekühlt werden. Fällt die Kühlung aus, ist die Kernschmelze unausweichlich. Diese Gefahr besteht auf Jahre hinaus, in allen stillgelegten AKW.

Die anderen vier bayerischen AKW sollen noch viele Jahre weiterlaufen. Welche Risiken gehen von ihnen aus, vom Super-GAU abgesehen? Es ist ja inzwischen wissenschaftlich eindeutig nachge-wiesen, dass im näheren Umkreis von deutschen AKW mehr Kinder an Krebs und Leukämie erkranken. Mit dieser schrecklichen Gewissheit müssen die Menschen dort nun noch viele weitere Jahre leben. Das�Interview�führte�Manfred�Gößwald.

Strahlenbiologe Lengfelder zu Fukushima-Folgen

Schlimmer als Tschernobyl

Foto

: pri

vat

Er kennt die dramatischen Folgen von Tschernobyl wie kaum ein anderer. Fukushima bestätigte seine schlimmsten Sorgen. Dennoch sieht er die Atomgefahren noch immer verharmlost, auch in Deutschland. Edmund Lengfelder im N+U-Interview

Hilfe willkommenProf. Dr. med. Edmund Lengfelder, 68, ist einer von Deutschlands bekanntes-ten Strahlenbiologen und Warner vor den Folgen der Atomkraft. Der Bund Naturschutz wird ihn im September mit seiner höchsten Ehrung, dem Bayeri-schen Naturschutzpreis, auszeichnen. Um den Opfern von Tschernobyl zu hel-fen, gründete Lengfelder 1991 in der weißrussischen Stadt Gomel ein Schild-drüsenzentrum. Mit Unterstützung der Radioökologin Dr. Christine Frenzel lei-tet er das Otto-Hug-Strahleninstitut (www.ohsi.de). Helfen auch Sie, dass diese Arbeit fortgesetzt werden kann. Spenden Sie an Otto Hug Strahleninstitut – MHM e. V.Stadtsparkasse München, BLZ 701 500 00, Konto-Nr. 382002

22 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Das ganze InterviewLesen�Sie�mehr�unter�www.bund-naturschutz.de/�magazin.

Page 23: Natur+Umwelt 3-2011

Am 26. April, genau 25 Jahre nach dem schreckli-chen Unglück in der Ukraine, erinnerte der Bund

Naturschutz in Bamberg mit einer eindrucksvollen Ge-denkveranstaltung an die unzähligen Toten und ge-sundheitlich Geschädigten. Das feierlich enthüllte Denkmal, eine hilflos auf dem Rücken liegende Schild-kröte, symbolisiert die gegenüber radioaktiver Verseu-chung wehrlose Natur. Geschaffen hat sie der interna-tional bekannte Bildhauer Jin Mo Kang (rechtes�Foto). Auf dem Bauchpanzer der Schildkröte ist eine Weltkar-te eingraviert, die die globale Bedeutung der Umwelt-verschmutzung und besonders der atomaren Verseu-chung ausdrückt.

»Es war der bis dahin größte Atomunfall, und er lei-tete die Zeitenwende der Energiepolitik ein«, betonte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger bei der Veranstal-tung und mahnte die Bundesregierung, »endlich die Zeichen der Zeit zu erkennen und aus der ethisch nicht vertretbaren Atomenergienutzung auszusteigen.«

Das Denkmal geht auf eine Initiative der BN-Kreis-gruppe Hof zurück, die einen bundesweiten Künstler-wettbewerb »Ein Denkmal für Tschernobyl« ausge-schrieben hatte. Weit über 100 Künstler aus der gesam-ten Bundesrepublik beteiligten sich mit ihren Entwür-fen. Eine fachkundige Jury wählte das Werk von Jin Mo Kang aus. Der Koreaner war Meisterschüler von Profes-sor Leo Kornbrust an der Kunstakademie München und ist mittlerweile international bekannt. Die Berufs-schule Marktredwitz/Wunsiedel arbeitete das Denk-mal kostenlos aus.

Zwei Kämpfer aus OberfrankenDie treibenden Kräfte für das Tschernobyl-Denkmal waren über Jahre hinweg Nanne Wienands und Udo Benker-Wienands. Das Paar aus dem Landkreis Hof

verbindet ein jahrzehntelanger ehrenamtlicher Kampf gegen die Atomenergie. Beide waren lange im Vorstand der BN-Kreisgruppe Hof aktiv, Udo Benker-Wienands als Vorsitzender von 1985 bis 2007.

Bereits Anfang der 1970er-Jahre gründeten sie den »Arbeitskreis Atomenergie« in Wunsiedel, erarbeiteten eine Wanderausstellung »Gefahren der Atomenergie« und waren besonders beteiligt an der Entscheidung der Landesdelegiertenversammlung, mit der sich der BN 1979 eindeutig gegen die Atomenergie positionier-te. Weil in ihrer unmittelbaren Heimat auch der Uranabbau mit allen negativen Folgen für Natur und Umwelt betrieben wurde, organisierten sie 1981 in Bad Alexandersbad eine internationale Konferenz gegen Uranabbau, die mit weiteren Aktionen letztlich zur Schließung des Uranerzstollens Christa in Großschlop-pen im Fichtelgebirge führte.

Beiden genügte aber der Kampf gegen die Atom-energie nicht. Sie wollten auch mitgestalten und wur-den zu Pionieren der Energiewende. 1990 arbeiteten sie für die erste Solarinitiative im Landkreis Hof und starteten Initiativen zur kostendeckenden Vergütung für Solarstrom in Oberfranken. 1996 konnte die erste große Windkraftanlage in Bayern in Sellanger, gebaut von einer BN GmbH, eingeweiht werden. Dass heute der Landkreis Hof der Windkraftlandkreis in Bayern ist, dürfte auch auf ihr tolles Engagement zurückgehen. Manfred�Gößwald,�Tom�Konopka

Foto

s: M

ülle

r, Ko

nopk

a

Zur MahnungAn der Friedens-brücke in Bamberg enthüllte der Lan-desvorstand des BN gemeinsam mit den Initiatoren Nanne Wienands und Udo Benker-Wienands (Bild unten, 4. und 3. von rechts) das Tscher-nobyl-Denkmal, das der Künstler Jin Mo Kang (Bild oben) geschaffen hat.

25 Jahre nach Tschernobyl

Ein Denkmal für alle AtomopferZum Gedenken an die Opfer von Tschernobyl seit langem ge-plant, erhielt die Enthüllung der »Bamberger Schildkröte« durch die Katastrophe in Fukushima eine fürchterliche Aktualität.

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 23

Mehr zur EnergiewendeLesen�Sie�auch��unsere�Seiten�34–39�und��B5–B10.

Page 24: Natur+Umwelt 3-2011

24 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Schlaue sparen mit SpaßHallo, hier bin ich wieder, Bibo, der neugierige Biber. Heute geht’s um Energiesparen. Weil ohne Energie keine Leistung, keine Kraft. Ener-giesparen ist sogar lustig und schmeckt prima. Wer verbraucht am wenigsten, fragt Euch Bibo.

Illus

trat

ione

n: S

chel

lmos

er

Saison-ThemaEnergie sparen

Natürliche EnergiesammlerSonnenwärme speichern

A lle sparen Energie! Gemeint sind Pflanzen und Tiere, die Energiesparmodelle der Evolution.

Nur wer sorgsam mit der begrenzten (Lebens-)Energie umging, konnte überleben. Bloß der Mensch, wir also, ist ein Vergeuder. Wir hauen es nur so raus. Keine gute Idee. Denn letztlich werden auf dieser Erde nur die überleben, die klug und sorgsam mit ihr umgehen. Also Leute, ran ans Energiesparen, guckt Euch selber und Euren Eltern ruhig genau auf die Finger.

E idechsen sind Energiesparer. Ihre dunkle Haut fängt Sonnenwärme besonders effektiv ein. Sie fahren zum

Anheizen ihre Rippen in eine extra breite Stellung, um die Oberfläche möglichst groß zu machen. Frühmorgens geht es zum Sonnetanken auf Steine, die besonders schnell warm werden. Unglaublich, wie viel technische Erfindun-gen in so einem Jahrmillionen alten »Saurier« stecken!

Foto

s: W

itt

Künstliche EnergiesammlerSonnenkollektor und Solarzellen

P apa,�wieso�haben�wir�eigentlich�keine�Sonnenkollektoren�auf�dem�Dach?� Oder� Solarzellen?�Was,� Du� weißt� nicht,� was� das� ist?� Also,�

Sonnenkollektoren� machen� Wasser� warm,� und� Solarzellen� machen�Strom,�so�einfach� ist�das!«� Alles klar, Kids! Das wäre doch mal eine energietechnisch sehr vernünftige Frage an Eure Eltern! Wer heutzu-tage die Sonne nicht nutzt, ist ein Vorgestriger/Dummbeutel/Schlaf-mütze. Sucht Euch das passende Wort raus!

Page 25: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 25

JBN-Sommerakademie Der Wald ruft! 22. bis 27. August in Wessobrunn Nähe Ammersee2011 ist das internationale Jahr der Wälder. Die JBN-Sommerakademie bietet Dir eine Woche voll abwechs-lungsreicher Exkursionen, politi-scher Diskussionen und Workshops rund um das Thema Wald. Preis: 140 c (für Mitglieder 100 c)

Born to be wildSteigerwaldwärts ins JBN-Müpfe-Camp 4. bis 10. September am Zeltplatz Schornweisach (Natur-park Steigerwald)Die wildeste Woche Deiner Ferien steht fest! Also sofort waldgrün im Kalender markieren: eine Woche mitten im Naturpark Steigerwald, Sommer, Sonne, Lagerfeuer, Leute kennenlernen, dem Geheimnis des Waldes auf der Spur sein. Preis: 120 c (für Mitglieder 100 c)

Landwirtschaft hautnahErlebe die Herbstarbeiten eines Ökobauern 14. bis 16. Oktober am Seiml-Hof (Nähe Wasserburg)Auf dem Seiml-Hof bei Obing wer-den wir Saft pressen, Brot backen, Käse machen und als Landwirt/in hautnah die tägliche Arbeit auf einem landwirtschaftlichen Betrieb kennenlernen. Preis: 70 c (für Mitglieder 50 c)

Herbst-JVV 2011Treffen aller JBN-Aktiven 11. bis 13. November in NürnbergDie Herbst-JVV ist die zweite Jugendvollversammlung (JVV) in diesem Jahr, bei der sich wieder viele JBN-Aktive und Interessierte treffen. Preis: 30 c (für Mitglieder 15 c)

DIE

INFO

ECKE

DER

JBN

| W

WW

.JB

N.D

E

Sherlock Holmes auf heißer SpurRätsel lösen und gewinnen

Wenn wir energieschlau sind, dann isolie-ren wir unser Haus so gut, dass mög-

lichst wenig Wärme verloren geht. Die Natur ist auf diesen Trick schon seit ewig gekommen. Alle Tiere, deren Junge eine Zeitlang allein im Nest bleiben müssen, haben es kuschelig warm. Wolle, Haare, Zeitungschnipsel und Gras hat diese Waldmaus zu einem dicken Wär-mepelz gewebt. So bleibt die Bude warm. Auch wir Menschen isolieren Häuser mit …? Oh

weh, ich habe vergessen, womit! Aber ihr wisst es bestimmt! Was kann man von den Baustoffen des Mäusenestes zur Wärme-dämmung für ein Haus verwenden?

Alle InfosJBN, Trivastr. 13, 80637 München Tel. 0 89-15 98 96-30 Fax 089-15 98 96-33 [email protected], www.jbn.dewww.facebook.de/JugendorgBN

P.S.: Hier die Auflösung vom letzten Rätselbild: Na ja, das war ja wohl keine Eule, aber dafür ein Baumläufer. Allen Ein-sendern vielen Dank fürs Mitmachen und den Gewinnern herzlichen Glückwunsch. Viel Spaß mit der umweltfreundlichen Dynamo-Taschenlampe wünschen wir Maximilian Ziegler, vier Jahre, Elias und Michael Büttner, fünf und sieben Jahre sowie Leo Körzendörfer, sieben Jahre.

Wer�draufkommt�und�uns�die�richtige�Lösung�schickt,�kann�dies-mal�mit�ein�bisschen�Glück�ein�tolles�Buch�mit�Experimenten�rund�um�die�Umwelt��gewinnen.�Schreibt�bitte�an�»Natur+Umwelt«,�Stichwort�Rätselbild,��Dr.-Johann-Maier-Straße�4,�93049�Regensburg,�Fax�09�41-2�97�20�31,�[email protected].�Bitte�vergesst�nicht�Eure�Adresse�und�Euer�Alter.�

Wildblumen am StraßenrandWeniger Mähen

Ja, ich weiß, wir können überall Energie sparen: weniger Auto fahren und mehr Fahrrad, aus der

Region einkaufen, den Topfdeckel beim Wasserko-chen drauf lassen usw. Aber was die Gemeinde Haar bei München seit 15 Jahren macht, daran habt Ihr vielleicht nicht gedacht: Sie wandelt nämlich ihre Rasenflächen zu Blumenwiesen um. Was das sparen soll? Das viele Mähen natürlich. Denn diese Blu-menstreifen werden nur einmal im Jahr geschnitten. Was übrigens auch die Schmetterlinge freut!

Fliegende ErdbeerenSparen schmeckt gut

K lar kennt Ihr den Unterschied! Zwischen einer Erdbeere aus dem eigenen Garten oder

vom Erdbeerfeld um die Ecke und einer Erdbeere aus … sagen wir mal … Südafrika. Beides sieht nach Erdbeere aus, bloß die afrikanische, die schmeckt nach nichts. Und so sparen wir beim Kauf von heimischen Produkten nicht nur Energie, denn die Bauern-Erdbeere muss nicht so weit fahren wie die im Flieger aus Kapstadt! Sondern wir gewinnen an Geschmack.

Page 26: Natur+Umwelt 3-2011

26 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Die AutorenChristian Hierneis ist Vorsitzender der BN-Kreisgruppe München und Mitglied des BN-Landesvorstands. Axel Doering ist Vorsitzen-der der BN-Kreisgruppe Garmisch-Partenkir-

chen und Sprecher des BN-Arbeitskreises Alpen (s. Seite 4). Beide waren vom BN-Landesvorstand beauftragt, sich mit der Olympia bewerbung zu befassen.

Der Bund Naturschutz hatte sich bereits 2009 nach vergeblichen Versuchen, die Münchner Bewer-

bung ökologischer zu gestalten, aus allen Bewerbungs-gremien zurückgezogen und die vielen Ablehnungs-gründe deutlich gemacht. Vor allem in und um Gar-misch-Partenkirchen wären mehrere hundert Hektar wertvollste, touristisch attraktivste Landschaft zerstört worden. Ungefähr 2000 Bäume wären in München der Säge zum Opfer gefallen. Der viel gepriesene Bahnaus-bau von München nach Garmisch hätte gerade mal sechs Kilometer betragen, während für Straßenausbau über eine halbe Milliarde Euro vorgesehen waren. Das vom BN intensiv analysierte »Umweltkonzept« hatte seinen Namen nicht verdient, es war nichts anderes als der klägliche Versuch eines »Greenwashing«. Zudem hätte der Steuerzahler die Spiele mit vermutlich meh-reren Milliarden Euro sponsern müssen.

Der BN hat gemeinsam mit der Gesellschaft für öko-logische Forschung, mit »Mountain Wilderness«, dem Deutschen Naturschutzring, weiteren Organisationen, Politikern wie Ludwig Hartmann (Grüne) und unzähli-gen Einzelakteuren intensiv die Öffentlichkeit infor-miert. Die Schwachpunkte der Winterspiele im Klima-wandel wurden immer wieder dargestellt, und von Woche zu Woche wuchs die Unterstützung in der Be-völkerung. Neue Bündnisse entstanden, etwa mit den Grundeigentümern in Garmisch-Partenkirchen. Dort

ging ein Bürgerent-scheid gegen die Spiele mit 49,5 Prozent nur knapp verloren. Damit war allerdings der Be-weis erbracht, dass die Bewerber mit ihrer Be-hauptung, 80 Prozent der Bevölkerung seien für die Spiele, von der Wahrheit weit entfernt waren.

Engagement toppt MillionenetatIm Kampf »David gegen Goliath«, gegen die geballte Macht einer Bewerbungsgesellschaft mit 33 Millionen Euro Etat – davon allein elf Millionen für Personalkos-ten – war unser ehrenamtlicher Einsatz so erfolgreich, dass wir meist die Deutungshoheit hatten. Das änderte sich erst zuletzt, als viele Medien auf einseitige Bericht-erstattung eingeschworen wurden und in den Jubel-chor für die Bewerbung einstimmten. Dies setzt sich leider auch nach der krachenden Niederlage für »Mün-chen 2018« fort.

Einen großen Teil der Bevölkerung konnten wir je-doch mit unseren Sachargumenten überzeugen. Die Homepage www.nolympia.de, viele Pressemeldungen, unzählige Podiumsdiskussionen, eine ausführliche Stellungnahme zum Bewerbungsbuch, ein juristisches Gutachten zu den Verträgen und nicht zuletzt die Zusammenarbeit mit anderen Akteuren ließen uns un-sere Argumente nach außen tragen.

Im Nachhinein ist schwer zu sagen, wie groß unser Anteil an der überdeutlichen IOC-Entscheidung – 63 Stimmen für Pyeongchang, 25 für München – war; dazu beigetragen haben wir sicher. Unsere Freude ist nach unserem jahrelangen und letztlich erfolgreichen Einsatz natürlich groß. Und der wird weitergehen, soll-te sich München wider jede Vernunft für 2022 oder spä-ter erneut bewerben und dabei wieder Ökologie und Klimawandel vergessen. Die Zeit für derart überzogene Großveranstaltungen ist abgelaufen. In Zukunft müs-sen die Spiele wieder einen ökologisch und ökono-misch verträglichen Rahmen erhalten. Dafür haben wir ein Zeichen gesetzt, und dafür werden wir uns wei-ter einsetzen. Christian�Hierneis�und�Axel�Doering

Foto

s: D

oeri

ng

Blumen statt KanonenWunderschöne Wiesen vor beein-druckenden Bergen – hier das Zugspitz-massiv: So sollen unsere Alpen aus-schauen …

Foto

: Ham

berg

er

Foto

: Rog

gent

hin

Keine Olympischen Winterspiele 2018

Eine Entscheidung für BayernDer 6. Juli war ein guter Tag für unsere Heimat. An diesem Tag hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) der Bewerbung für »München 2018« eine klare Absage erteilt. Und damit wert-volle Landschaft bewahrt.

… nicht verschan-delt wie hier durch einen Speichersee für Schneekano-nen.

Page 27: Natur+Umwelt 3-2011

Un ser neuer Zustellbezirk: das Internet.Der .

Jetzt kostenlos registrieren unter:

www.epost.de Der E-POSTBRIEF – Ihr Briefservice im Internet. Jetzt lässt sich vieles, wofür Sie bisher die Briefpost genutzt haben, auch auf schnellstem Weg online und papierlos erledigen.* Seit seiner Einführung im Juli 2010 verlassen sich bereits zahlreiche Nutzer auf den E-POSTBRIEF. Dank der persönlichen einmaligen Identifi zierung der Nutzer per POSTIDENT-Verfahren sorgt er für sichere Kommunikation im Internet. Und nicht nur dort: Besitzt der Empfänger noch keine E-POSTBRIEF Adresse, drucken wir Ihre Mitteilung aus und stellen sie wie gewohnt auf dem Postweg zu.** Jetzt registrieren unter www.epost.de

* Innerhalb von Deutschland gegenüber für den E-POSTBRIEF registrierten Empfängern. Registrierung erst ab 18 Jahren. Der E-POSTBRIEF erfüllt keine gesetzl. oder vertragl. Regelungen zu besonderen Formerfordernissen (z. B. Schriftformerfordernisse). Nutzungsvoraussetzung: Handy mit Nummer eines dt. Mobilfunkbetreibers. Weitere Informationen zur Nutzung und zu Preisen des E-POSTBRIEFES unter www.epost.de

** Die Zustellung auf dem Postweg kann je nach Größe und Art des E-POSTBRIEFES aufpreispfl ichtig sein und ist auf eine Höchstanzahl von 96 Seiten beschränkt.

DP_naturumwelt170811_ZustellbezirkV2.indd 1 11.07.11 10:26

Page 28: Natur+Umwelt 3-2011

28 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Harsche Kritik übte der BN- Vorsitzende Hubert Weiger anlässlich des diesjährigen Do-naufestes an den derzeitigen Untersuchungen zum Ausbau des Flusses. Wieder sei die Rhein-Main-Donau AG – und damit der Nutznießer eines möglichen Ausbaus – maßgeb-lich an dem Verfahren beteiligt. Die angestrebten objektiven Entscheidungsgrundlagen wür-den von einem Unternehmen, das seit Jahren einen Staustu-fenbau anstrebe, sicher nicht geliefert, so der BN-Vorsitzen-de. Nach nunmehr zehn Jahren ist das Donaufest, das die BN-Kreisgruppe Deggendorf zu-sammen mit der Spielvereini-gung Niederalteich immer am

Himmelfahrtstag ausrichtet, Tradition. Mit Informations-ständen und naturkundlichen Führungen wurden auch heuer Wert und Schönheit der frei flie-ßenden Donau vermittelt; Füh-rungen in die Basilika verdeut-lichten die Jahrtausende wäh-rende Kultur in der Donauregi-on. Außerdem diskutierten Kommunalpolitiker mit BN und Publikum über die Ausbauplä-ne und die Chancen einer Aner-kennung der niederbayerischen Donaulandschaft als Weltkul-tur- und Naturerbe. Weit über 1000 Donaufreunde kamen zu der Kundgebung mit Michal Ziesak (Verkehrsclub Deutsch-land), Christian Stierstorfer (LBV) und Hubert Weiger.

Blütenwunder und Hütten-zauber hieß es Anfang Juli wieder beim Arbeitskreis Alpen der Jungendorganisa-tion Bund Naturschutz (JBN). 14 junge Leute nutz-ten die einsam im Chiemgau gelegene Sauebene-Hütte als Basislager für ihre Erkun-dungstouren rund um Heu-berg und Kranzhorn. Drei

Landschaftsplaner und ein Forststudent sorgten dafür, dass den jungen Naturschüt-zern botanische Schönheiten wie die Große Sterndolde oder das Breitblättrige Kna-benkraut nicht verborgen blieben. Beim Arbeitseinsatz, den Georg Binder von der BN-Kreisgruppe Nussdorf organisiert hatte, übte die

Gruppe praktischen Moor-schutz und befreite ein kleines Niedermoor vom Fichtenwildwuchs. Das Abend essen fiel thematisch passend aus: frische Brenn-nesseln und Giersch als Spinat ersatz, dazu gab’s in Öl und Salz ausgebackene Stinkwurz-Chips.

Donaufest: Zehn Jahre für einen freien Fluss

Der BN fordert einen so-fortigen Stopp des Raum-ordnungsverfahrens zur Main-Spessart-Autobahn bei Würzburg und den Einstieg in eine umfas-sende Alternativplanung. Anlässlich der öffentli-chen Anhörung hat der Verband Anfang Mai zu-sammen mit der regiona-len Bürgerinitiative eine 80-seitige Stellungnahme gegen die autobahnähn-lich geplante »B26n« ein-gereicht. Dazu erläuterte

der BN-Landesbeauftrag-te Richard Mergner: »Der Bau wäre eine ökologi-sche Todsünde, ein Mil-lionengrab für den Steu-erzahler müsste gegen breiten Bürgerwiderstand durchgesetzt werden.« Kritisiert wurden in der Stellungnahme unter anderem der fehlende Verkehrsbedarf des Vor-habens, die unkalkulier-baren und unzumutbaren Belastungen für die Anwohner und den Na-

turhaushalt, aber auch die zahlreichen Pla-nungsfehler und -defizite. Aus Sicht des BN sind damit die zentralen Vor-aussetzungen für eine raumordnerische Geneh-migungsfähigkeit des Projekts nicht gegeben. »Wir hoffen, dass sich auch der Bauernverband vehement gegen den geplanten Landfraß zur Wehr setzt«, so BN-Regio-nalreferent Helmut Schultheiß.

Main-Spessart Autobahn: Stoppt das Unsinnsprojekt!

JBN: Unterwegs in der Botanik

Foto

: Ink

ofer

er

Foto

: Sch

ulth

eiß

Foto

: Aic

hhol

z

Page 29: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 29

» traditionell bayerisch

» Original Flaschengärung

» 100% Bioland-Malz und Hopfen

» Bio-Hefe aus eigener Reinzucht

Riedenburger Brauhaus, D-93339 Riedenburg, Germany, Tel. +49-9442-9916-0, www.riedenburger.de

Anzeige

werkhaus.de

Produktion mit:

100% Made in Germany

Soziale Verantwortung

Innovative Produkte

Ökologischer Anspruch

Sitz!Der Photohocker

Über 150 Motive, ab 19,95 €

Gratis Katalog

anfordern:

Tel. (0 58 24) 955 -0

[email protected]

Wasserschutz in Unterfranken: nicht nachhaltigAnlässlich des 7. Wasserforums der Regierung Unterfranken hat der BN Ende Juni mit einer Mahnwache auf die Wichtigkeit eines konsequenten Wasser-schutzes aufmerksam gemacht. »Leider ist der Grundwasser-schutz noch lange nicht so nachhaltig wie in der gestrigen Veranstaltung dargestellt«, kriti-sierte der stellvertretende BN-Landesvorsitzende Sebastian Schönauer (Bild:�vorne�mitte). Gerade in der niederschlags-armen Region nordöstlich von

Würzburg würden landwirt-schaftliche Flächen zuneh-mend mit Grundwasser bewäs-sert, was in Konkurrenz zur Trinkwassernutzung stehe und den Boden verschlämme. Auch die geplante Main-Spessart- Autobahn (B26n,�s.�Beitrag�linke�Seite)�vertrage sich nicht mit dem Wasserschutz. Die vorge-sehene Trasse gefährde 40 Hek-tar Wasserschutzwald und zerschneide wichtige Wasser-schutzgebiete.

Der BN fordert, die Planungen für den Ausbau der A8 zwischen Rosenheim und der Landes-grenze auszusetzen, bis um-weltschonendere Varianten ob-jektiv geprüft wurden. Ein ent-sprechender Ausbauvorschlag

des Verbands und einiger Bür-gerinitiativen war frühzeitig ab-gelehnt worden. Er sieht vier statt sechs Fahrstreifen, zwei Standspuren und ein Tempoli-mit vor. Ein echter Vergleich mit dem detailliert untersuchten

Maximalausbau sei so nicht möglich, kritisiert der BN-Lan-desbeauftragte Richard Merg-ner. Um die beschlossene Ener-giewende einzuleiten, muss nach Meinung des BN auch beim Verkehr umgedacht wer-

den. Ein maßvoller Ausbau der A8 kann dazu einen wichtigen Beitrag leisten und hätte Signal-funktion weit über die betroffe-ne Region hinaus.

Geplanter Ausbau der A8: BN will Moratorium

Foto

: BN

Anzeige

Page 30: Natur+Umwelt 3-2011

30 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

O ft in verschwenderischer Fülle schmückt der Weißdorn im Mai

Hecken und Waldränder mit seinen weißen Blüten. Ihr fast betäubend wirkender Duft wird nicht von allen Menschen als angenehm erlebt, lockt aber Insekten wie Rüsselkäfer, Bockkäfer, Schwebfliegen, Bienen und Schmetterlinge an. Jetzt im Spätsommer röten sich die Weißdorn-Beeren, werden im September reif und blei-ben oft noch bis zum Winter an den Zweigen – zur Freude von Vögeln und Säugern, etwa Feldhase oder Fuchs, die gern die kleinen Apfelfrüchte verzehren. Diese enthalten beim etwas später blühenden Eingrif-feligen Weißdorn (Crataegus� monogyna) einen, beim Zweigriffeligen (C.�laevigata) zwei bis drei Steinkerne.

Seit alten Zeiten ist der Strauch, der bisweilen auch baumartig werden kann, eng mit dem Menschen ver-bunden. Eine »Hagdorn«-Hecke galt als ein guter Schutz des Hauses, der durch seine spitzen Dornen

wilde Tiere, böse Menschen und Geister abwehren sollte. Seit der Antike ist das Rosengewächs eine ge-

schätzte Heilpflanze. Heute ist die Wirkung belegt und schulmedizinisch anerkannt: Zubereitun-

gen aus Blüten, Blättern und Früchten werden bei Herzbeschwerden wie nachlassender

Leistungsfähigkeit des Herzens, Al-tersherz oder leich-ten Herzrhythmus-störungen einge-setzt.

Die rohen Früchte schmecken mehlig

und fad; aus den »Mehlfässchen« entsteht

aber, insbesondere gemischt mit Äpfeln, Birnen, Brombeeren

oder Himbeeren, schmackhaftes und gesundes Kompott, Mus oder Gelee

(siehe�Kasten). Die getrockneten Früch-te können einer Hausteemischung zuge-

geben werden. In Notzeiten hat man sie vermahlen unter das Brotmehl gemengt, aus den Stein-kernen entstand Kaffee-Ersatz.

Die Schösslinge wurden als Spazierstöcke genutzt. Eine christliche Legende erzählt sogar, der Weißdorn sei aus dem Wanderstab des Heiligen Josef entstanden. Im Sagenkreis um den keltischen König Artus versetzt die Fee Nimue den geheimnisvollen Zauberer Merlin unter einem Weißdornstrauch in ewigen Schlaf, nach-dem sie ihm seine Geheimnisse entlockt hat.

Der anspruchslose Weißdorn wächst an Wegrän-dern, in Gebüschen, Hecken und Wäldern. Zusammen mit anderen Sträuchern wie Schlehdorn, Hundsrose oder Hasel gehört er auch zu den typischen Arten des Waldrandes. Dieses Saumbiotop bietet Schutz vor Wind und Sturm, bildet Feuerbarrieren, kann als Über-gangs- und Grenzbereich zwischen Wald und Offen-land unterschiedliche Lebensraumansprüche befrie-digen, ist deshalb artenreich und bedeutsam für wandernde Arten. Naturnahe Waldränder müssen ge-schützt werden – wie auch die anderen Strukturele-mente des Waldes mit ihren je eigenen unverzichtba-ren Leistungen und Wohltaten für die Allgemeinheit. Eine nachhaltige Bewirtschaftung und der Erhalt nut-zungsfreier Wälder, wie sie der Bund Naturschutz for-dert, dient dem Schutz des gesamten Waldnaturerbes.

Weißdorn-Birnen-GeleeDieses herb-fruchtige Gelee schmeckt auf Semmeln, als Gebäckfüllung und auch zu Fleisch oder Käse. 300 g Weißdornfrüchte verlesen, waschen, in

einem Topf mit Wasser bedecken und 12 Stunden stehen lassen. Im Einweichwasser zum Kochen bringen.

500 g Birnen waschen, vierteln, schälen, Kernhaus entfernen. In Stücke schneiden und zu den Weiß-dornfrüchten geben.

Weißdornfrüchte und Birnenstücke weich kochen. Saft durch ein Tuch abtropfen lassen, dieses am Ende des Abtropfvorgangs nur schwach ausdrü-cken, damit der Saft nicht trüb wird.

Saft abmessen und mit der gleichen Gewichts-menge Zucker zum Kochen bringen. Einen Teelöffel Zitronensaft zugeben.

Flüssigkeit bis zur Gelierprobe (ein Tropfen auf einem kalten Teller erstarrt sofort) kochen. Gelee in vorbereitete Schraubdeckelgläser füllen und diese sofort verschließen.

Buchtipp: Wildkräuter & WildfrüchteIn ihrem neuen Buch zeigt unsere Autorin Gertrud Scherf, was die Natur jeden Monat neu an Köstlichem

zu bieten hat und wie man daraus leckere Gerichte be-reitet. BLV-Verlag, ISBN 978-3-8354-0718-3, Euro 14,95. Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70, [email protected]

Foto

: pri

vat

Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

Zeic

hnun

g: C

laus

Cas

pari

; BLV

Buc

hver

lag

Gut für Herz und Gaumen: Der Weißdorn wird seit der Antike

als Heilpflanze genutzt. Auch Gelee aus seinen Früchten ist

sehr geschätzt.

Wildpflanzen im Portrait

Der Weißdorn

Page 31: Natur+Umwelt 3-2011

Foto

: Wol

fgan

g W

illne

r

Zu den gefährdeten Wesen des Moors gehört der fleischfressende Rundblätt-rige Sonnentau (Drosera rotundifolia). Und zum Wesen des Moors gehört der Torf. Deshalb: Kein Torf abbau für Gartenerde! Schützt die Moore und ihre Bewohner! www.bund.net/moorewww.bund-naturschutz.de/moore

Wesen des Moors

Page 32: Natur+Umwelt 3-2011

Neun Touren bringen den Wan-derer zu uralten Baumriesen,

wildromantischen Schluchten, Wiesentälern, Burgruinen und Weinlokalen. Dazu gibt es viele Infos über Natur und Kultur der er-wanderten Landschaften.

Mit dem Naturwanderführer »Unterwegs zum Nationalpark Stei-gerwald« wirbt der Bund Natur-schutz auch für einen besseren Schutz dieses fränkischen Wald-naturerbes. Der Steigerwald birgt noch Inseln uriger Natur, in der die Bäume groß und mächtig werden, in Würde altern und sterben dürfen. Diese Urwaldreste sind der große Reichtum der Region: Natur zum Entdecken und Staunen. Mit dem neuen BN-Führer können Wanderer und Naturfreunde die Schätze selbst erkunden. Dazu hat der BN mit Unterstützung vieler Aktiver aus dem Freundeskreis Nationalpark Steigerwald neun Wandertouren im Oberen und Nördlichen Steigerwald zusammengestellt. Eine Vielzahl von Bildern und Informationen bringt dem Spaziergänger die

Schätze am Wegesrand nahe. Ein Kapitel informiert über die Diskus-sion rund um den Nationalpark Steigerwald.

Der BN bietet auch geführte Tou-ren durch den Steigerwald an, die sich großer Beliebtheit erfreuen: Am 22. Mai – dem internationalen Tag der Artenvielfalt – beispielsweise

bestaunten rund 300 Naturfreunde aus ganz Bayern bei einer Reihe von geführten Wanderungen die Baum-riesen des Steigerwaldes. Für Kinder gab es ein Familienprogramm mit Rätseln und Spielen. In Rückspra-che mit dem Verkehrsverbund des Großraums Nürnberg ist es dem BN zudem gelungen, als neue Buslinie den »Steigerwald-Express« einzu-richten. Seit Anfang Mai fährt die VGN-Freizeitlinie 990 in zwei Linien ab Hirschaid beziehungsweise Bam-berg in den Steigerwald.

Um den Menschen aus der Regi-on konkret erlebbar zu machen, wie sich ein Nationalpark auswirken könnte, lud der BN Anfang Juni zu einer gemeinsamen Exkursion in den Nationalpark Hainich ein. Bei herrlichem Wetter wanderten 62 Teilnehmer zusammen mit dem Na-tionalparkleiter Manfred Großmann quer durch den Thüringer Buchen-Nationalpark, der das größte zu-sammenhängende nutzungsfreie Laubwaldgebiet Deutschlands bil-det.

Nach der Wanderung diskutier-ten die Teilnehmer mit Bürgern aus der Hainich-Region über Befürch-tungen bezüglich der Ausweisung eines Nationalparks Steigerwald. Wie sich zeigte, bewegten die Men-schen im Hainich vor der Einrich-tung ihres Nationalparks ganz ähn-liche Sorgen. Heute sind die Bewoh-ner stolz auf ihren Nationalpark und wollen ihn nicht mehr missen. Ralf�Straußberger�(hl)

32 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Foto

: Ste

phan

Wald wie zu UrzeitenWanderer sind begeistert von den teils uralten, un-bewirtschafteten Wäldern. Viele haben solche Na-turszenerien zuvor noch nie gesehen.

Steigerwald erleben: Tipps und TourenDer Naturwanderführer »Unterwegs zum Nationalpark Steigerwald« bietet neun ausführliche und bebilderte

Tourenbeschreibungen detaillierte Tourenkarten und eine Übersichtskarte Infos zu kleinen und großen Besonderheiten

am Wegesrand Tipps zu Gastronomie und ÜbernachtungJetzt bestellen: Für 5 Euro plus 1,50 Euro Versandkosten beim BN Service, Tel. 0 91 23 - 99 95 70, [email protected], www.service.bund-naturschutz.de.

Wann und wo der BN geführte Wanderungen anbietet, erfahren Sie beim Freundeskreis Nationalpark Steigerwald, Tel. 0 95 53 - 98 90 42, [email protected], www.pro-nationalpark-steigerwald.de.Mehr Infos zu den Bus- und Bahnverbindungen gibt es unter www.vgn.de.

Wandertour ausgesucht……�aber�es�sind�noch�ein�paar�Tage�hin?�Wir�stimmen�Sie�ein:�mit�einem��virtuellen�Waldspa-ziergang�unter�www.jazumnatio-nalparksteigerwald.de.

Neuer BN-Naturführer

Auf geht’s: Wandern im Steigerwald!Viele N+U-Leser haben mit ihrer Unterschrift »Ja zum Nationalpark Steigerwald« gesagt. Wer diesen herrlichen Wald gerne selbst erleben möchte, bekommt jetzt einen kundigen Wegbegleiter an die Hand: Ein neuer BN-Wanderführer erschließt die schönsten Naturschätze des Steigerwaldes. Wanderschuhe schnüren, losgehen, staunen!

Page 33: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 33

N achdem sich im Herbst 2009 ein Wolf in den bayerischen

Alpen angesiedelt und daraufhin die regionale Presse wiederholt mit Überschriften wie »Der Wolf muss weg« Stimmung gemacht hatte, wollte die BN-Kreisgruppe Berch-tesgadener Land das Bild des Wild-tiers Wolf zurecht rücken. Ihr Anlie-gen war es, Kinder und Erwachsene über die vielen Vorurteile aufzuklä-ren, die über den Wolf existieren, und zu zeigen, dass er auch in unse-

re Wälder gehört. Anlässlich des In-ternationalen Jahrs der Wälder 2011 beteiligte sich die Kreisgruppe im Mai an der Veranstaltung der Baye-rischen Staatsforsten in Oberteisen-dorf mit dem Titel »Der Wald ruft«.

Mit Präparaten von Wolf und Luchs – Leihgaben des National-parks Bayerischer Wald – informier-ten die BN-Aktiven die zahlreichen Besucher. Bei einem Quiz rund um Wolf und Luchs zeigten sich die meisten Kinder bestens informiert.

So wussten viele, dass Wölfe sehr scheu sind und dass man sich im Wald sehr leise und vorsichtig be-wegen muss, wenn man sie beob-achten möchte. Die Kinder wussten aber auch, dass sich der Wolf durch laute Ansprache oder in die Hände Klatschen vertreiben lässt und dass die Körpersprache der Menschen sehr unterschiedlich auf die Tiere wirkt.

Das Angebot von BN-Vorstands-mitglied Gertrud Flatscher, ein Tritt-siegel von Wolf oder Luchs anzufer-tigen, nahmen die Kinder mit Freu-de an. Fast alle wählten dazu den Pfotenabdruck des Wolfs aus und lernten dabei, wie eine echte Wolfs-spur aussieht. Besonders freuten sie sich, dass sie das fertige Siegel mit nach Hause nehmen durften.

Am Ende nahmen alle noch an einer anonymen Umfrage teil. Dabei standen verschiedene Aussa-gen zur Auswahl. »Der Wolf ist Teil der Natur«, »er gehört zurück in un-sere Wälder« und »er ist die Gesund-heitspolizei des Waldes«, waren die häufigsten Meinungen. Besonderes Lob von den Teilnehmern bekamen auch die Infobroschüren des BN zum Thema Wolf und der BN-Öko-tipp Wolfs-Begegnungen. Der�Öko-tipp�ist�erhältlich�beim�BN�Service,�Tel.�0�91�23�-�99�95�70.�[email protected]�Poser�(jtw)

Foto

: Möt

hrat

h/f

otol

ia.c

om

Foto

: Pos

er

Foto

: Sch

neid

er

Bio-Bagger: Seit Anfang Mai 2011 gehören auch drei Wasserbüffel zum »Artenschutz- und Bewei-dungs-Projekt Jettenbach« der BN-Kreisgruppe Mühldorf. Sie stam-men von einem Biohof bei Leipzig und sollen in Zukunft das rund zehn Hektar umfassende Nieder-moor offen halten. Indem sie selbst Suhlen anlegen und sich im Sumpf wälzen, verhindern sie,

dass die Tümpel immer mehr ver-landen. Mit ihrem typischen Ver-halten – sozusagen als kleine Bio-Bagger – helfen sie sogar, dass neue Tümpel entstehen. Die bis-her eingesetzten Rinder (Gallo-ways, Pinzgauer) haben sich zwar bewährt, doch werden die Tümpel für Amphibien durch ihren Tritt im weichen Boden im Laufe der Jahre immer kleiner. Die Kreisgruppe hofft, dass die Wasserbüffel die Tätigkeit der Rinder sinnvoll er-gänzen. Weitere�Infos:�www.muehl-dorf.bund-naturschutz.de

Moorzerstörung: Einer groben Naturzerstörung ist die BN-Kreis-gruppe Miesbach vor wenigen

Wochen auf die Spur ge-kommen: Die Firma Ka-than baut ein Ausstel-lungsgebäude für Ge-brauchtwagen mitten im Wiesseer Moor. Dafür hat sie beim zuständigen Landratsamt beantragt, die Grenzen des Land-schaftsschutzgebiets zu verschie-ben. Die neuen Straßen, die für den Bau notwenig sind, würden dann durch das Hochmoorgebiet führen. Der BN kritisiert dieses Vorgehen, da dadurch wertvoller Naturraum verloren gehen würde. Das Moor ist zwar stark entwässert und locker bewaldet, der Moor-kern aber noch typisch aufge-wölbt. Um das Hochmoor zu er-

halten, wurde es vor wenigen Jah-ren renaturiert. Nur etwa zehn Meter westlich des Moorkerns wurde nun eine Spundwand ein-gelassen (Foto), die bis in sieben Meter Tiefe reicht. Daneben wur-den bereits Pflanzen entfernt und der Moorboden abgegraben. Der BN hat sich an die verantwortli-chen Stellen gewandt und um nähere Auskunft gebeten. Er will gegebenenfalls auch rechtliche Schritte gegen den Bau prüfen.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S O

BERB

AYER

N

Keine Angst vorm WolfDie Teilnehmer der BN-Veranstaltung waren sich einig, dass der Wolf auch in Bayern zu Hause ist. Gerade Kinder zeigten sich gut informiert über das Wildtier Wolf. Am Ende des Tages konnten sie die selbstgetöpferten Trittsiegel (kleines Foto) mit nach Hause nehmen.

Kreisgruppe Berchtesgadener Land

Der Wolf ist Teil der NaturWas mache ich, wenn mir ein Wolf im Wald begegnet? Und sind Wölfe wirklich gefährlich? Antworten auf diese Fragen bekamen die Kinder und Erwachsenen, die im Mai bei einer Aktion des Bundes Naturschutz in Oberteisendorf teilnahmen.

Foto

: Ruc

hlin

ski

Page 34: Natur+Umwelt 3-2011

34 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Dass sich gerade bei Altbauten eine energetische Sanierung

auch unter finanziellen Gesichts-punkten lohnt und dabei zu bezahl-baren Preisen fast Passivbaustan-dard erreichbar ist, das hat der Energiereferent und zweite Vorsit-zende der BN-Kreisgruppe Neu-markt, Hubert Pfahl, eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Bei der im Jahr 2008 ohnehin anstehenden Sanierung seines Rei-henhauses (Baujahr 1965) hat er 35 000 Euro zusätzlich in die Dach-, Wand- und Garagentordämmung investiert. Außerdem wurden Pas-sivhausfenster sowie eine kontrol-lierte Lüftung mit Wärme- und Feuchterückgewinnung eingebaut und die Heizung auf Wärmepumpe umgestellt. Nach nur acht Jahren wird sich diese Investition durch er-hebliche Einsparungen bei den Heizkosten amortisiert haben, da seit der Sanierung nur noch 884 Euro pro Jahr statt bisher 2500 Euro pro Jahr für 170 Quadratmeter Wohnfläche anfallen. Durch den Stromüberschuss der Fotovoltaik-anlage mit einer maximalen Leis-tung von sieben Kilowatt (Kilowatt Peak) und einem Gesamtertrag von 6900 Kilowattstunden pro Jahr ist das Haus ein sogenanntes Energie-plushaus. Wesentlich erleichtert wurden die Zusatzinvestitionen durch günstige Kredite der KfW-

Bank. Wer heute über eine ähnliche Maßnahme nachdenkt, kann sogar noch zusätzlich von einem Zu-schuss der Stadt Neumarkt aus dem Sanierungsprogramm »Faktor 10« profitieren.

Verdienter Lohn der beispielge-benden Initiative: der erste Preis in einem Wettbewerb für energetische Sanierung der Sparkasse Neumarkt und die Nominierung in einem bundesweiten Wettbewerb des Bun-deswirtschaftsministeriums, beides im Jahr 2010.

Das Konzept des »Altbau-Passiv-hauses« soll im Herbst Altbaube-sitzern auf einem BN-Seminar im Landkreis Neumarkt vorgestellt werden. Fazit: Die Energiewende ist machbar – auch und gerade bei Alt-bauten!

Interessenten�können�sich�das�Haus�nach�telefonischer�Anmeldung�anschauen:�Hubert�Pfahl,��Tel.�0�91�81-4�58�71,�hubert.pfahl@�t-online.de.

Foto

: Pfa

hlFo

to: P

fahl

Appell: Ende März hat die Kreis-gruppe Cham die Ausweisung eines etwa 20 Hektar großen Na-turschutzgebietes an den Kaiters-berg-Felshängen östlich von Bad Kötzting beantragt. Der wertvolle Artenbestand – zu finden sind unter anderem Luchs, Wander-falke und eines der letzten Vor-kommen des Krausen Rollfarns in Deutschland – und der zuneh-mende Nutzungsdruck durch Sportkletterer machen eine klare Prioritätensetzung erforderlich. Der BN appelliert an die Regierung der Oberpfalz, möglichst bald ein Unterschutzstellungsverfahren einzuleiten.

Erinnerung: Am Ostermontag ver-sammelten sich auf Einladung der BN-Kreisgruppe Schwandorf und weiterer Organisationen fast 300 Atomkraftgegner beim »Franzis-kus-Marterl« am ehemaligen Bau-gelände der Wiederaufarbeitungs-anlage (WAA) Wackersdorf. 25 Jahre nach Tschernobyl und we-nige Monate nach Fukushima er-innerten sie an den erfolgreichen Widerstand gegen die WAA, ge-

dachten der Opfer der atomaren GAUs und forderten den konsequenten Aus-bau der Erneuerba-ren Energien.

Wilder Westen: Im westlichen Landkreis Neustadt a. d. Waldnaab erfuhr der BN im April von ille-galen Bauschuttablagerungen in ausgebeuteten Kiesgruben. Die Ablagerungen zerstörten – nach Ansicht des BN vorsätzlich – ge-schützte Lebensräume von Kreuz-otter, Laubfrosch und Knoblauch-kröte. Jürgen Holl, Leiter der BN-Geschäftsstelle Neustadt/Waldnaab-Weiden, bemühte sich

mit der Polizei darum, die dreiste Natur zerstörung aufzuklären. Die Verursacher konnten ermittelt werden.

Auftakt: Mit einer musikalischen Reise durch das Gartenjahr ist ein gemeinsames Gartenprojekt von Bildungswerk und BN-Kreisgruppe Regensburg gestartet (s.�N+U�2-2011).�Bis zum Sommer gibt es im BN-Naturgarten Informationen zur Gartengestaltung, Mitmachak-tionen für Kinder und jede Menge Austausch für »Gartler«. Schulun-gen für Multiplikatoren finden ab September im Garten und auf An-frage gerne auch in Kindergärten, Horten und Schulen statt.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S D

ER O

BERP

FALZ

Gut verpacktMit einer guten Dämmung und den richtigen Fenstern wird der zugige Altbau zum ener-gieeffizienten Gebäude.

Kreisgruppe Neumarkt

Heizt Du noch oder sparst Du schon?Passivhäuser? Das sind schachtelförmige, futuristisch anmutende Neubauten – denken viele. Doch auch ältere Wohngebäude haben das Zeug zum Energiesparhaus.

Foto

: Kim

mer

l

Page 35: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

Dem Diktum folgend, man müsse nur genügend Fläche

zubetonieren, um Arbeitsplätze zu schaffen, sollen im Wörnitztal ins-gesamt etwa 250 Hektar versiegelt werden. Nachdem Anfang des Jah-res ein Bauleitverfahren zum ersten Bauabschnitt gegen eine Flut von Bedenken und mit hohem Druck durchgepeitscht wurde, glaubten sich die InterFranken-Lobbyisten am Ziel ihrer Träume. Dass trotz Planungskosten in Millionenhöhe bis heute weder ein schlüssiger wirtschaftlicher Nutzungsentwurf noch ein verantwortungsvolles Ver-kehrskonzept, eine zukunftsorien-tierte Ressourcenpolitik oder ein nachhaltiges Flächenmanagement vorliegen, stört die Befürworter nicht. Das Projekt ist längst zu einem Prestigeobjekt des Rechtha-bens der politisch Verantwortlichen

verkommen. Die damit vorpro-grammierte Eskalation hin zur ge-richtlichen Auseinandersetzung ist das Resultat einer jahrelangen Dia-logverweigerung. Die lokale Politik hat einfach nicht wahrhaben wol-len, dass auch im ruhigen ländli-chen Raum Frankens Bürger zum Schutz der Umwelt verantwortlich und konsequent handeln würden. Ende Mai reichte der Bund Natur-schutz einen Normenkontrollantrag gegen den Industrie- und Gewerbe-park InterFranken beim Bayeri-schen Verwaltungsgerichtshof ein. Wolfgang Baumann, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, beurteilt die

Chancen der Kläger als günstig. »Es wurden zahlreiche Abwägungs-fehler gemacht. Das Projekt Inter-Franken kann rechtlich keinen Be-stand haben!« Ohne den Mut der BN-Mitglieder und vieler lokaler Bürger allerdings wäre die Schöp-fung wieder einmal schutzlos einer sinn losen Verwüstung preisgegeben worden. Einer Zerstörung, die auf der Basis überholter wirtschaftspo-litischer Grundsätze auf Masse und nicht auf Qualität setzt.Dr.�Herbert�Sirois�(ht)

Einzigartige Teichlandschaften: Die BN-Kreisgruppe Höchstadt-Her-zogenaurach setzt sich seit 40 Jah-ren erfolgreich für den Schutz des Mohrhofgebietes im nördlichen Mittelfranken ein. Anlässlich des Jubiläums besuchte Ende April der BN-Landesvorstand das heutige Naturschutzgebiet�(Bild). Das Be-streben, die einzigartigen Teich-landschaften zu schützen, war 1971 der Anlass für den späteren Vorsitzenden Walter Spiegler und einige weitere Naturfreunde, die Kreisgruppe ins Leben zu rufen.

Jubiläum: »Es wird einen we-sentlich rascheren Atomaus-stieg geben, als ihn die ehe-malige rot-grüne Regierung

festgelegt hat«, verkündete Hubert Weiger Anfang Mai den etwa 200 Festgästen beim 40-jährigen Jubi-läum der Kreisgruppe Ansbach. Der BN-Landesvorsitzende war gerade von einem Treffen der Ver-bände mit der Kanzlerin Angela Merkel zurückgekehrt. Zuvor hatte der BN-Kreisgeschäftsführer Helmut Altreuther die Geladenen auf eine Zeitreise mitgenommen, die 40 Jahre Naturschutzarbeit der Kreisgruppe dokumentierte.

Keine Südumfahrung: Die BN-Kreisgruppe Erlangen begrüßt das mögliche Aus für die Umfahrung Buckenhof-Uttenreuth-Weiher. Nachdem der Gemeinderat Utten-reuth bezüglich der Planungen zu keinem Beschluss fand, sammel-ten die Bürger die nötigen Unter-schriften für ein Bürgerbegehren zur Ablehnung der Umfahrung. Der BN unterstützt diese Initiative und fordert die Verantwortlichen auf, die Hürden für den Bau einer Stadt-Umlandbahn aus dem Weg zu räumen.

Gegen GVO: Das Bündnis »Zivil-courage Roth/Stadt Schwabach« demonstrierte im Mai 2011 am

Rother Marktplatz lautstark gegen die genetische Verunreinigung von Saatgut (Bild). Weitere Kritikpunk-te waren die diesbezügliche euro-päische Gesetzgebung und der starke Einfluss von Gentechnik-Lobbyisten auf die Europäische Behörde für Lebensmittelsicher-heit (EFSA). Der Landkreis Roth hat sechs seiner Gemeinden und die Stadt Schwabach ihre gemein-deeigenen Flächen zur gentech-nikfreien Zone erklärt.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S M

ITTE

LFRA

NKE

N

Foto

: Kon

opka

Foto

: Kon

opka

Foto

: Tsc

hapk

a

Ländliche Idylle?Wenn es nach dem Willen der Inter-Franken-Lobbyisten geht, liegt der Ort Zumhaus bald inmitten eines 250 Hektar großen Sondergebietes für Logistikbetriebe.

Kreisgruppe Ansbach

InterFranken: Quo Vadis?Seit 2006 kämpfen der BN und ein lokales Bürgerforum gegen das geplante riesige Sondergebiet für Industrie- und Logistikbetriebe im Wörnitztal. Weil die Befürworter des Projekts bisher jeden Dialog verweigerten, kommt es nun zur gerichtlichen Auseinandersetzung.

Page 36: Natur+Umwelt 3-2011

36 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Aichach-Friedberg, Günzburg, Kaufbeuren-Ostallgäu, Kempten-Oberallgäu, Lindau und Memmin-gen-Unterallgäu zu so genannten Umweltbildnern ausgebildet. Ge-meinsam mit ihnen können Schul-kinder nun einen Energieführer-schein machen.

Ziel des Projekts ist es, Schul-kinder in drei Unterrichtseinheiten mit den Themenfeldern Energie- und Klimaschutz vertraut zu ma-chen. Die Schüler erfahren dabei, was Energie eigentlich ist, wie sie erzeugt wird und was sie mit dem Klima zu tun hat. Um den Energie-führerschein zu bekommen, müs-sen sie aber auch wissen, wie jeder Einzelne im Alltag Energie sparen kann – ob im Verkehr, beim Heizen oder beim Gebrauch der vielen elektrischen Geräte im Haushalt. Damit das Ganze für die Teilnehmer nicht nur Theorie bleibt, lernen sie während des Projekts ihren eigenen Energieverbrauch zu ermitteln. Und so nimmt beispielsweise beim Mes-sen des Stromverbrauchs an einem Haushaltsgerät oft auch die ganze Familie teil und bekommt Tipps zum Energiesparen.

Da der BN mit dem Projekt gro-ßes Interesse bei Schulen, Eltern und Kindern wecken konnte, ist ge-plant, es im nächsten Jahr noch auszuweiten. Thomas�Frey�(jtw)

D ie heutige Kindergeneration wird gezwungen sein, anders

mit Energie umzugehen, als das die letzten Generationen der Fall war.Um Kinder für diese große Heraus-

forderung des 21. Jahrhunderts zu sensibilisieren, hat die BN-Ökosta-tion Schwaben zusammen mit dem Energie- und Umweltzentrum All-gäu »eza!« ein Umweltbildungspro-jekt gestartet. Im März und April dieses Jahres wurden dafür 15 BN-Aktive aus den Kreisgruppen

Sofort Abschalten: 10 000 Teilneh-mer forderten am Ostermontag in Günzburg auf einer vom BN mit-organisierten Demo die sofortige Abschaltung des Atomkraftwerks in Gundremmingen. Wegen seiner Größe und des Bautyps ist es be-sonders gefährlich. Um über diese Risiken aufzuklären und um Hin-tergrundinformationen zu diesem letzten Siedewasserreaktor Deutschlands zu geben, hat der BN einen Flyer erstellt. Erhältlich im Internet unter www.bund-na-turschutz.de/energie�oder�bei�der�

BN-Fachabteilung�München,��Tel.�0�89-54�82�98�63,�[email protected]

Ökomärkte: Auch 2011 finden in Roggenburg im Landkreis Neu-Ulm und in Meitingen im Land-kreis Augsburg wieder die von BN-Kreisgruppen organisierten Ökomärkte statt. In Roggenburg werden am 17. September und in Meitingen am 18. September An-bieter mit ihren Bioprodukten aus der Region dabei sein. Den Meitin-ger Ökomarkt zeichnete die Lan-desvereinigung für Ökologischen Landbau im vergangenen Jahr als schönste Veranstaltung der Öko-Erlebnistage aus. Der BN-Ortgrup-

penvorsitzende Lothar Büch nahm den Preis von Landwirtschaftsmi-nister Helmut Brunner entgegen.

Nachtabschaltung: Nach inten-siver Überzeugungsarbeit beim Gemeinderat in Ottobeuren und bei besorgten Bürgern konnte der stellvertretende BN-Kreisvorsit-zende aus dem Unterallgäu und Ottobeurer Umweltreferent Hel-mut Scharpf die Nachtabschaltung der Straßenlampen im Ort zwi-schen ein und fünf Uhr erreichen. Die Maßnahme, die in vielen ba-den-württembergischen Gemein-den üblich ist, spart dem Markt Ottobeuren jährlich etwa 100 000 Kilowattstunden Strom und über

14 000 Euro Stromkosten. Infos�unter:�www.klarton.de/nachtab-schaltung.pdf

Jahr der Wälder: Die BN-Ortgrup-pe Kaufbeuren hat zusammen mit der Volkshochschule und dem Stadtjugendring ein umfangrei-ches Exkursions- und Veranstal-tungsprogramm zum Internatio-nalen Jahr der Wälder 2011 zusam-mengestellt. Erhältlich�bei�der�BN-Kreisgruppe�Ostall-gäu�/�Kaufbeuren,�Tel.�0�83�41-1�22�50,�[email protected],�oder�im�Web�unter�www.ost-allgaeu-kaufbeuren.bund-naturschutz.de

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S SC

HW

ABE

N

Energieerzeugung im TestBeim BN-Umwelt-bildungsprojekt an schwäbischen Schulen lernen die Kinder einen ver-antwortungsvollen Umgang mit Ener-gie kennen. Fo

to: K

ubut

sch

Foto

: Kub

utsc

h

Kreisgruppen in Schwaben

Führerschein für den EnergieverbrauchIn sechs schwäbischen Kreisgruppen machen rund 1000 Kinder der dritten bis fünften Klasse dieses Jahr mit dem Bund Naturschutz ihren Energieführerschein. Dabei lernen die Schüler auch, wie viel Energie sie Tag für Tag selbst verbrauchen.

Foto

: BM

ELV

Page 37: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 37

Bayreuth die Fränkische Schweiz und das Nürnberger Land errei-chen. An diesem einen Tag wird die Lücke zwischen Trebgast und Kau-erndorf geschlossen, und dem Rad-ler sind keine Grenzen mehr ge-setzt.Wolfgang�Schenker�(ht)

Auch der BN sorgte für gute Laune und servierte den Rad-

lern leckere »Weideburger« aus dem Projekt »Weidewelt im Franken-wald«, Bier und Musik. Weiter prä-sentierte die Kreisgruppe Peter Hof-manns Kinderzirkus und stellte seine Umweltschule »SchlöNZ« vor.Der autofreie Sonntag im Weiß-maintal geht zurück auf eine Initia-tive von Roland Ramming und Wolf-gang Schenker von der BN-Kreis-gruppe Kulmbach. Sie wurden vor drei Jahren beim Landrat Klaus- Peter Söllner vorstellig und rannten dort offene Türen ein. Auch die Gemeinden Ködnitz und Trebgast konnten ins Boot geholt werden, und nach gut einem Jahr intensiver Vorbereitung startete im Mai 2009 der erste autofreie Sonntag und wurde ein voller Erfolg.

Das Gelingen der Initiative be-ruht auf drei Säulen: Erstens gehört der Tag den Vereinen, den Gewerbe-treibenden und den Gastronomen an der Strecke und lebt von deren Engagement. Zum Zweiten steht der Aktionstag unter dem Motto »Bewe-gung, Gesundheit und Energie«. Das dazu passende Programm wird federführend von Ingrid Flieger aus dem Landratsamt Kulmbach erar-

beitet und gibt der Aktion den stim-migen Rahmen. Und nicht zuletzt heißt es am autofreien Sonntag: »Oberfranken einig Radfahr-Land«. Denn von Kauerndorf aus führen Radwege nach Westen in Richtung Bamberg und weiter bis zum Main, nach Osten ins Fichtelgebirge mit Anschluss an die Tschechische Republik und nach Norden in den Frankenwald. Von Trebgast aus lassen sich mit dem Fahrrad über

Mahnwache: In der Hofer Altstadt liegen Menschen regungslos am Boden (Bild).�Bei den Passanten macht sich Ratlosigkeit breit: »Was machen die denn da?« Die Auf-lösung: Die Aktiven der BN-Kreis-gruppe Hof demonstrieren, wie viele Tote und Verletzte es durch die Katastrophe in Japan auf der entsprechenden Fläche gab. Das Szenario spielte sich Ende April im Anschluss an eine Mahnwache der BN-Kreisgruppe Hof ab. Diese fanden ab 11. März 2011 bis in den Juli regelmäßig jeden Montag am Kugelbrunnen statt.

Umzug: Strahlende Gesichter gab es Mitte März bei der Eröffnung der neuen Ge-

schäftsstelle der BN-Kreisgruppe Bamberg in der Kapuzinerstraße 12. Sie wurde mit einer kleinen Feier eingeweiht und hat sich schon nach wenigen Wochen zu einer zentralen Anlaufstelle für Fragen rund um das Thema Um-welt entwickelt.

Streitpunkt Gewerbegebiet: Geht es nach Planungen des Marktes Ebensfeld, soll nördlich der Ort-schaft ein 22,7 Hektar großes Ge-werbegebiet ausgewiesen werden. Ebenso geplant ist eine Anbindung an die Staatsstraße 2197 zwischen

Ebensfeld und Unterneuses. Bei einem Ortstermin zeigten Vertreter der BN-Kreisgruppe Lichtenfels Mitte April die Dimension des ge-planten Eingriffes auf. Mit einem als Geschenk verpackten Glaskäst-chen voll Erde und Getreidekeim-lingen wiesen die Naturschützer darauf hin, dass der fruchtbare

Boden ein wertvolles Geschenk ist, das man nicht zerstören darf (Bild).

Jetzt umsteigen: Die Tür hin zu einer AKW-freien Zukunft kann jeder Verbraucher selbst öffnen. Wie, darüber informierte die BN-Kreisgruppe Kronach Ende April zusammen mit anderen Umwelt-verbänden und politischen Partei-en. Gemeinsam erläuterten sie die unkalkulierbaren Risiken der Atomkraft und empfahlen, auf atomstromfreie Angebote umzu-steigen. Neben den regelmäßigen Montagsmahnwachen wurde so ein kleiner Grundstein für eine atomenergiefreie Zukunft gelegt.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S O

BERF

RAN

KEN

Brand gelöscht!Ob sportlich oder eher gesellig: Auf den angenehm ruhigen Straßen kamen alle Besu-cher des autofreien Sonntags sichtlich auf ihre Kosten.

Foto

: Sch

arfe

nber

g

Foto

: Bie

g

Foto

: Sch

enke

r

Kreisgruppe Kulmbach

Beweg’ Dich mal im Weißmaintal!Nach zwei Jahren war es wieder so weit: Der Weiße Main zwischen Trebgast und Kauerndorf diente Mitte Mai dem zweiten autofreien Sonntag als prächtige Kulisse. Entlang der Strecke boten Vereine, Verbände und Gewerbetreibende aus der Region und das Landratsamt Kulmbach ein buntes Programm.

Page 38: Natur+Umwelt 3-2011

38 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

bei Bildungsveranstaltungen der Kreisgruppe. Es entfaltete damit Ini-tialwirkung weit über Unterfranken hinaus.

Ähnlich innovativ und beispiel-gebend waren die auf Initiative der BN-Kreisgruppe Rhön-Grabfeld realisierten Kooperationsprojekte. Schon seit 2001 liefert eine von der Kreisgruppe mitfinanzierte Foto-voltaikanlage mit einer maximalen Leistung von 2,88 Kilowatt Peak (kWp) auf dem Dach der evangeli-schen Christuskirche in Bad Neu-stadt jährlich etwa 2600 Kilowatt-stunden und erspart so der Umwelt rund 1,4 Tonnen CO2. Über die Ein-nahmen aus der Einspeisevergü-tung konnte der BN vor fast fünf Jahren auf dem Dach des Bauhofs in Bad Königshofen eine Bürgersolar-anlage mit 12,5 kWp mitfinanzieren. Zudem ist er an einer Genossen-schaft beteiligt, die 2009 auf dem Dach des evangelischen Kindergar-tens in Bad Neustadt eine Anlage mit 8,1 kWp errichtet hat.

In diesem Zusammenhang muss auch das bayernweit vorbildliche Projekt »Wärmebildkamera« der Kreisgruppe Bad Kissingen erwähnt werden (siehe�N+U�2-2010). In Un-terfranken gilt also schon seit über 20 Jahren: Der BN fordert nicht nur die Energiewende, er leistet auch einen aktiven Beitrag dazu.Helmut�Schultheiß�(ht)

Dass ein kurzfristiger Ausstieg aus der Atomenergie notwen-

dig, ohne Engpässe in der Stromver-sorgung möglich und mit einer För-derung der Sonnenenergie koppel-bar ist – das haben die deutschen Umweltverbände schon 1986 auf dem ersten Deutschen Umwelttag in Würzburg klar gemacht. Wie die Energiewende konkret aussehen

kann, zeigte die BN-Kreisgruppe Würzburg bereits 1990 bei der Lan-desgartenschau in der eigenen Stadt. Das als Niedrigenergiehaus konzipierte »Ökohaus« mit 44 Solar-modulen zur Warmwasser- und Stromerzeugung war nicht nur wäh-rend der Landesgartenschau der Publikumsmagnet, sondern auch motivierendes Anschauungsobjekt

Ausgezeichneter Ökomarkt: Ende Mai hat die BN-Kreisgruppe Aschaffenburg gemeinsam mit dem Archäologischen Spessart-projekt e.V. den Agenda-21-Preis der Stadt erhalten. Der Preis wür-digt Projekte, die in herausragen-der Weise den Gedanken der Nach haltigkeit berücksichtigen. Der Ökomarkt wirbt mit seinem vielfältigen Angebot sehr erfolg-reich für umwelt- und klima-freundlich produzierte Produkte.

Vorbildliches Engagement: Mit dem erstmals verliehenen »Grü-nen Engel« hat der bayrische Um-weltminister Markus Söder Ende Mai neben dem stellvertretenden

BN-Landesvorsitzenden Sebastian Schönauer auch den Ersten Vorsit-zenden der BN-Ortsgruppe Vers-bach, Alfred Schäflein (Bild), aus-gezeichnet. Er würdigte damit deren jahrelangen ehrenamtlichen Einsatz im Naturschutz. Schäflein engagierte sich über Jahrzehnte in der Naturschutzwacht und im Naturschutzbeirat der Stadt Würz-burg, hat 1980 die Ortsgruppe Versbach gegründet und im Kreis-

gruppenvorstand mitgear-beitet, sich aber auch 1986 beim ersten Deutschen Umwelttag viele Verdienste erworben.

Widerstand: Bei einem ge-meinsamen Pressetermin haben die BN-Kreisgruppe Bad Kissingen und Mitglieder einer Bürgerinitia-tive Anfang Mai wieder gegen die bei Rannungen geplante Schwei-nemastanlage protestiert. Mit dem Standort im Wasserschutzgebiet und der angestrebten Grundwas-serentnahme von 50 000 Kubik-metern pro Jahr wären unkalku-lierbare Risiken auch für die über-örtliche Trinkwasserversorgung

verbunden. Zudem müsste auf 219 Hektar Ackerland die Gülle der 4300 Schweine entsorgt werden. Eine »Riesensauerei«, die in einem amtlichen Nitratsanierungsgebiet nichts zu suchen hat.

Gegen Dimilin: Auch im Frühjahr 2011 sind vor allem in Unterfran-ken wieder über 2000 Hektar Wald mit dem Pflanzenschutzmittel D imilin begiftet worden. Ignoriert wurde damit die Forderung des BN, auf den Gifteinsatz zu verzich-ten, bis die langfristigen Auswir-kungen auf Menschen, Tiere und Umwelt detailliert untersucht sind.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S U

NTE

RFRA

NKE

N

Schön nachhaltigMit seiner moder-nen Architektur und den 44 Solar-modulen auf dem Dach ist das »Öko-haus« in Würzburg Hingucker und mo-tivierendes Praxis-beispiel zugleich. Fo

to: I

sber

ner

Foto

: StM

UG

Bay

ern

Kreisgruppen Würzburg, Rhön-Grabfeld und Bad Kissingen

Unterfranken – Vorbild beim KlimaschutzVielerorts wird von der Energiewende geredet – in Unterfranken ist sie bereits im Gange. Beispiele aus den Kreisgruppen zeigen, wie der Anfang in der eigenen Kommune gelingt.

Page 39: Natur+Umwelt 3-2011

[3-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 39

Antrag mit dem Titel »Erneuerba-re Energien brau-chen keine Brü-cken«. Darin for-derte sie unter an-derem, dass die Gemeinde schnellstmöglich auf Atomstrom verzichtet, dass alle ab 2012 geplan-ten öffentlichen Gebäude einen Niedrigenergiestandard haben sol-len und dass Standorte für Wind-kraftanlagen gesucht und ausgewie-sen werden. Mit kleinen Änderun-gen stimmte der Gemeinderat im Frühjahr 2011 diesem Antrag zu, freut sich Jans. Nicht zuletzt seinem mehrjährigen Engagement ist zu verdanken, dass das Geisenhause-ner Freibad seit 2003 ausschließlich mit Solarenergie beheizt wird. Auch der Bau einer Bürger-Solaranlage auf dem Dach des Kindergartens im Jahr 2006 hat Jans umgesetzt.

Sehr erfolgreich war außerdem die von der Ortsgruppe angeregte Pumpenaustauschaktion, bei der in kürzester Zeit mehr als 100 alte Hei-zungspumpen durch Hocheffizienz-pumpen ersetzt wurden.

Wie diese Beispiele zeigen, kann der BN vor Ort viel bewegen und die Gemeinden dabei unterstützen, die Energiewende voranzubringen und damit Atomkraftwerke sowie die Stromerzeugung aus fossilen Ener-gien überflüssig zu machen. Kurt�Schmid�(jtw)

Während der mit Fotovoltaik erzeugte Stromanteil bun-

desweit bei etwa drei und bayern-weit bei 8,5 Prozent liegt, beträgt er in Niederbayern rund 26 Prozent und liegt damit über dem bundes-weiten Anteil an Atomstrom. Dass dies in einzelnen Gemeinden noch weit übertroffen werden kann, zeigt die Gemeinde Geisenhausen im Landkreis Landshut. Der BN hat dazu in den vergangenen zwanzig Jahren verschiedenste Aktionen organisiert.

»Die Fotovoltaikanlagen mit nahezu 8000 Kilowatt und zwei Bio-gasanlagen produzieren bereits heute etwa 50 Prozent des gesamten Stromverbrauchs im Gemeindege-biet – ein Meilenstein auf dem Weg, bis 2020 energieautark zu werden«, betont Herbert Jans, der Vorsitzende der BN-Ortsgruppe. Als der Ge-meinderat von Geisenhausen einen Mehrheitsbeschluss gegen eine Laufzeitverlängerung des Atom-kraftwerks Isar 1 fasste, stellte die Ortsgruppe im Herbst 2010 einen

Klimabotschafter: Die BN-Orts-gruppe Kollbachtal hat im April gemeinsam mit der Schülerorgani-sation »Plant for the Planet« eine ganztägige Schülerakademie an der Haupt- und Realschule Arns-torf veranstaltet. 52 Schüler aus

dem Landkreis Rottal-Inn wur-den zu »Kli-mabot-schaf-tern« ausgebil-det. An-lässlich

des internationalen Jahrs der Wäl-der pflanzten sie auf dem Schul-gelände 80 Bäume und Sträucher, darunter auch Elsbeeren, den Baum des Jahres 2011. Ihre Bot-schaft: »Stop talking. Start plan-ting.«. Weitere�Infos:�www.rottal-inn.bund-naturschutz.de

Umweltpreis: Der diesjährige Um-weltpreis des Landkreises Passau ging an das Projekt »Mobile Saft-presse«, das der BN-Kreisvorsit-zende Karl Haberzettl (Bild�rechts)�zusammen mit mehreren Gemein-den sowie privaten Investoren und Mitteln aus dem Leader-Pro-gramm im Herbst 2009 auf die Beine gestellt hat. Ende Mai über-

gab Landrat Franz Mayer (Bild�links) die Auszeichnung. Ziel des Pro jektes ist es, den Erhalt von Streuobstwiesen zu fördern und Wiesenbesitzern mit eigenen Apfelbäumen eine Möglichkeit zu

bieten, das Obst direkt vor Ort zu verwerten. Die Nachfrage nach der mobilen Saftpresse war enorm.

Vielfalt erleben: Am 22. Mai, dem bundesweiten Aktionstag zum in-ternationalen Jahr der Wälder hat die BN-Kreisgruppe Straubing eine Exkursion zu den Nagelsteiner Wasserfällen in den Wäldern bei St. Englmar veranstaltet. Die BN-Aktiven erklärten den Teilnehmern der Exkursion vor Ort die Bedeu-tung der biologischen Vielfalt für die Stabilität der Waldökosysteme. Sie zeigten unter anderem, welche besondere Rolle dabei die abge-storbenen Bäumen und das Tot-holz spielen.

NAT

URN

OTI

ZEN

AU

S N

IED

ERBA

YERN

Energiewende in GeisenhausenDen Kindergarten in Geisenhausen versorgt eine Foto-voltaikanlage auf dem Dach mit Energie (großes Foto); alte Hei-zungspumpen wurden durch hoch effiziente ersetzt (im Bild: Installa-teur Karl Meyer und Herbert Jans) – zwei Beispiele, wie der BN die Energie-wende praktisch voranbringt.

Foto

s: Ja

nsFo

to: V

eich

t

Kreisgruppe Landshut

Bund Naturschutz als Motor der EnergiewendeDie im Juni von der Bundesregierung beschlossene Energiewende hat in Geisenhausen schon lange zuvor begonnen – dank dem Einsatz des Bundes Naturschutz. In der Solarbundesliga steht die Gemeinde sogar auf einem Spitzenplatz bei den Kleinstädten.

Foto

: Lan

drat

sam

t Pa

ssau

Page 40: Natur+Umwelt 3-2011

Voneinander lernenZ’sammsteh!Auf der Landshuter Mühleninsel treffen sich Alt und Jung: Bei gemeinsamen Aktionen wie Sensen-Dengeln und Imkern profitieren die Jungen vom Wis-sen der Älteren. Am Sonntag lernen die alten Hasen von den Jungen, was es mit Twitter, Flashmob und Guerilla Garde-

ning auf sich hat. Landshut 17./18. September 2011, Kontakt: Netzwerk BN 2.0, [email protected], www.bn-zweinull.de

Zukunft des ländlichen RaumesDer Strukturwandel in der Land-wirtschaft und die Bevölkerungs-fluktuation aus Randgebieten in Metropol- und Aufsteiger-Regio-nen verändern den ländlichen Raum. Wie wirkt sich diese Ent-wicklung auf Landgemeinden aus? Wie kann man negativen Auswir-kungen gegensteuern? Passau, 8. Oktober 2010Kontakt: BN-Ökostation Stelzlhof, Tel. 08 51 - 9 66 96 30, [email protected]

Wartaweiler GesprächeDieses Jahr ist der vielfach ausge-zeichnete Physiker Prof. Dr. Hans-Peter Dürr zu Gast bei den Warta-weiler Gesprächen des Bundes Naturschutz. Sein Vortrag steht unter der Überschrift »Dynamische Nachhaltigkeit – das Lebende le-bendiger werden lassen«. Anschlie-ßend Diskussion! Wartaweil, 23. Oktober 2011Kontakt: Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 09, [email protected]

DYN

AMIK

+ E

RFAH

RUN

GBN auf der Mainfrankenmesse

Bio-Küche: Bewährtes neu

entdecken

Foto

: fot

olia

.com

/dun

dani

m

Führungen in die Natur gibt es zuhauf, im Angebot sind Nachti-

gallenwanderungen und Fleder-mausnächte, Schmetterlingsexkur-sionen und Kräuterkurse. Aber rei-chen Arten- und Ortskenntnis aus? – Jede Führung ist mehr als Wis-sensvermittlung, sie ist immer auch ein Angebot zur Kommunikation.

Für Natur- und Gästeführer, Freibe-rufler in der Umweltbildung und alle, die die eigene Präsenzfähigkeit steigern wollen, bietet das BN-Bil-dungswerk ein Kommunikations-training mit Storyteller Günter Geis-ler an. Mit Methoden aus der Thea-terarbeit lernen die Teilnehmer spielerisch ihre Körpersprache an die jeweilige Situation anzupassen und die Sicherheit beim Auftreten zu verbessern. Es gilt, das eigene Kommunikationsverhalten und das der anderen zu erkennen und Ge-spräche bewusst zu gestalten. Aschaffenburg,�24.�September�2011Kontakt:�BN�Bildungswerk,��Tel.�09�41�-�2�97�20�42,�[email protected]

Kommunikation für Naturführer

Vom Sprechen, Führen und Verführen

Unter dem Motto »Bewährtes neu entdecken« präsentiert der

Bund Naturschutz auf der Main-frankenmesse eine Bio-Schauküche. Eine Woche lang wird geschnipselt und geschält, gekocht und gekostet. Zudem lernen die Besucher Lebens-mittel kennen, die es zwar schon lange gibt, die aber kaum bekannt sind: altbewährte Gemüsesorten, Äpfel, Birnen und Quitten aus Streuobstanbau, Getreide- und Hül-senfrüchte. Auch die unterfränki-schen Streuobstinitiativen stellen ihre Arbeitsweise und ihre Produkte vor. Wer erntefrische Äpfel und Bir-nen aus dem eigenen Garten mit-bringt, kann die Obstsorte von Ex-perten bestimmen lassen oder Rat rund um das Thema Streuobst einholen. Für Kinder gibt es eine Naturwerkstatt, bei der Jungen und

Mädchen Naturmaterialien wie Kasta nien, Blätter, Rinde oder Wein-korken zu Puppenfiguren, Schiff-chen und Blätteralben oder einem Naturmemory stecken, flechten, kleben und biegen. Ein Ideenpool für Eltern und Pädagogen!

Schauküche und Produktvorstel-lung sind eine Kooperation des BN mit dem Hotel- und Gaststättenver-band, Slow Food, dem Bauernver-band und weiteren Partnern. Bei der Bio-Schauküche entstehen eine Rezeptbroschüre und eine Info-mappe »Streuobst in Unterfranken«. Die Publikationen sind kostenlos zu beziehen bei der BN-Kreisgruppe Würzburg. Würzburg,�1.�bis�9.�Oktober�2011�Kontakt:�BN-Kreisgruppe�Würzburg,�Tel.�09�31-�4�39�72,�[email protected]

40 Natur + Umwelt BN-Magazin [3-11]

Gartler aufgepasst!Das�BN-Umweltbil-dungsprojekt�»Gar-ten�für�alle«�läuft�weiter (vgl. N+U 2-11). Angebote�auch�für�Gruppen,�Schulen�oder�Kin-dergärten.�Kontakt:�[email protected]

Foto

: fot

olia

.com

/Atk

ins

Foto

: Ste

phan

Page 41: Natur+Umwelt 3-2011

Perlen ItaliensVerona, Mailand, Bologna, Flo-renz, Pisa, Rom: Mit der Bahn geht es zu den Perlen Italiens mit ihrer Lebensfreude, den kulturellen Höhepunkten und dem dolce vita – eine Genusstour! Italien,�15.�–�24.�Oktober�2011

Nationalpark Bayerischer WaldGrenzenlose Waldwildnis: Eiszeit-liche Urwälder und einsame

Wanderparadies ElbaDie drittgrößte Insel Italiens ist ein Naturparadies mit Bergen, Buch-ten und Wäldern und ein ideales Wanderrevier. Elbas Naturschätze, seine ursprünglichen Berg- und Fischerdörfer, Sonne, Wind und Meer ziehen in den Bann des In-seldaseins. Italien,�1.�–�10.�Oktober�2011

Bayerischer NaturschutzpreisDen Bayerischen Naturschutzpreis erhält dieses Jahr der Mediziner Prof. Dr. Edmund Lengfelder (s.S.�22). Nach dem Super-GAU von Tschernobyl hatte Lengfelder mit der Hilfeleistung für die betroffe-nen Regionen begonnen. Er kriti-siert immer wieder das Gefahren-potenzial der Atomkraftnutzung. Der Bayerische Naturschutzpreis ist die höchste Auszeichnung des BN. München,�25.�September�2011Kontakt:�BN-Landesfachgeschäfts-stelle,�Tel.�09�11-�8�18�78�25,�[email protected]

Flächen-sparforumIn Bayern verschwin-det täglich eine Fläche von über 20 Fußballfeldern unter Beton und Asphalt. Seit 2003 ist der BN Partner des bayerischen Bünd-nisses zum Flächensparen. Die

Bündnispartner treffen sich alle zwei Jahre zum Flächensparforum. Landshut,�5. / 6.�Oktober�2011Kontakt:�BN-Landesfachgeschäfts-stelle,�Tel.�09�11-�8�18�78�14,�inge.�[email protected]

Naturerbe BuchenwälderChancen und Potenziale des deut-schen Waldnaturerbes »Buchen-wälder«: Infos für Touristiker, Poli-tiker, Naturschützer, Gastrono-men, Waldinteressierte und Bürger aus der Steigerwald-Region. Ebrach,�22.�Oktober�2011Kontakt:�BN-Waldreferat,�Tel.�09�11-�8�18�78�21,�[email protected]

BN-VERANSTALTUNGEN UND WEITERE TERMINE

Postfossile RevolutionDie Ressourcen an fossilen Energie-trägern gehen zur Neige, der Klima-wandel und seine Folgen zwingen zum Umdenken. Die Menschheit steht am Übergang vom fossilen zum postfossilen Zeitalter. Der Ab-schied vom fossilen Kapitalismus ist so epochal, wie es die industrielle Revolution war. Es gilt, die Prägung der aktuell zu Ende gehenden Wirt-schaftsära und ihre fossilen Wur-zeln zu verstehen. Tutzing,�23.�–�25.�September�2011Kontakt:�Evangelische�Akademie�Tutzung,�www.ev-akademie-�tutzing.de

Energetische BiomassenutzungWelche Rolle spielt Biomasse im Energiemix? Wo liegen Potenziale und Grenzen der Biomassenut-zung vom Acker oder aus dem Wald? Welche ökologischen Folgen sind zu beachten, und welche Alternativen gibt es? Augsburg,�10.�Dezember�2011Kontakt:�BN-Energiereferat,��Tel.�09�11-8�18�78�26,�[email protected]

Hochmoore prägen das Land-schaftsbild von Mitteleuropas größtem geschlossenen Waldge-biet. Das Angebot »Tierisch wilde Safari« umfasst neben sieben Übernachtungen unter anderem geführte Wanderungen und einen Besuch des weltlängsten Baum-wipfelpfads. Bayern,�Termine�bis�31.�Oktober�2011�frei�wählbar

BN-STUDIENREISEN | TEL. 0 91 23-9 99 57 10

Foto

: Ste

phan

Unser LandAktuelles aus Landwirtschaft, Umwelt- und Verbraucherschutz, mit Garten- und Freizeittipps.Bayerisches�Fernsehen,�jeden��Freitag,�19:00�bis�19:45�Uhr

ZDF UmweltEnergiesparen, Artenschutz, Essen und Trinken: Hier gibt es »natur-nahes Fernsehen«.Zweites�Deutsches�Fernsehen,�jeden�Sonntag,�ab�ca.�13:00/13:30�Uhr

UnkrautBerichte über Entwicklungen im Umwelt- und Naturschutz, öko logische Hintergründe und Umweltsünden.Bayerisches�Fernsehen,�jeden�zwei-ten�Montag,�19:00�bis�19:45�Uhr

TIPPS FÜR RADIO UND FERNSEHEN

Foto

: fot

olia

.com

/Von

ka

Foto

: fot

olia

.com

/cac

haco

Foto

: Lüs

t

Foto

: fot

olia

.com

/nen

ne

Foto

: Will

ner

Aus Landwirtschaft und UmweltTipps und Infos zu Lebensmittel-preisen, Gentechnik, Almwirt-schaft und vielem mehr.Bayern�5,�jeden�Sonntag,�7:05�–�7:30�Uhr�und�22.35�–�23.00�Uhr

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß)Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph Markl-Meider (cm), Ursula Schulte (us), Heidi Tie-fenthaler (ht), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, [email protected] Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee(Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Gerd PfeifferLitho: Fotosatz Amann, AichstettenRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei GießenVerlag und Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]: 103. 000Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht un-bedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen.»Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling papier gedruckt.

IMPR

ESSU

M

Page 42: Natur+Umwelt 3-2011

Kein Gift und keine Gentechnik im Essen!Dioxin, Acrylamid, Pestizide, Antibiotika – immer wieder beschert uns dieAgrarindustrie neue Skandale. Auch die Gentechnik ist nicht vom Tisch: Überdie Futtermittel bahnt sie sich den Weg zum Verbraucher. Nicht mit dem BundNaturschutz. Wir wollen gesundes Essen aus unserer Heimat!

Spendenkonto 93 00 00 0450, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 700 205 00, Überweisungsvordruck im Heft

Bitte unterstützenSie unsere Ziele:

Bitte unterstützen Sie uns mit Ihrer Spende.

Für Bauernhöfe undregionale Produktestatt Agrarfabriken

Die Umstellung auf öko-logische Landwirt schaftbeschleunigen

Agrar- und Gentechnik-politik beeinflussen

Wir wollen wissen,was wir essen!

Objektive Verbraucher-Information zu regio-nal und ökologisch er-zeugten Lebensmitteln