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Nr. 226 | 4. bis 17. Juni 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass. Fanatiker! Philosoph Georg Kohler deutet die Zeichen der Zeit Griechen wie wir: Schweizer Hellenen erklären die Krise Landschaftsgärtner Wie Biber unsere Flüsse beleben

Surprise Strassenmagazin 226/10

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Surprise Strassenmagazin 226/10

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Nr. 226 | 4. bis 17. Juni 2010 | CHF 6.– inkl. MwSt. Die Hälfte des Verkaufspreises geht an die Verkaufenden. Bitte kaufen Sie nur bei Verkaufenden mit offiziellem Verkaufspass.

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Griechen wie wir: Schweizer Hellenen erklären die Krise

LandschaftsgärtnerWie Biber unsere Flüsse beleben

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2 SURPRISE 226/10

www.strassenmagazin.ch ❘ www.strassensport.ch ❘ Spendenkonto PC 12-551455-3

Strassenmagazin Surprise, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, Tel. 061 564 90 90, Fax 061 564 90 99

Macht stark.

*gemäss MACH Basic 2008-2.

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Seite bitte heraustrennen und schicken oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, [email protected]

Ist gut. Kaufen!Wer etwas verkauft, braucht Geld. Schlichte Wahrheit – gute Sache.Denn 50 Prozent des Verkaufspreises kommt Surprise zugute. Alle Preise exkl. Versandkosten.

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Inhalt04 Editorial

Wir Griechen04 Leserbriefe

Mit Surprise auf Vogelexkursion05 Basteln für eine bessere Welt

Ankick nach dem Abpfiff06 Aufgelesen

Intime Streitigkeiten06 Zugerichtet

Faustschläge für den Frauenhasser07 In eigener Sache

108 Strassenzeitungen aus 38 Ländern07 Erwin

… investiert08 Porträt

Kunstkenner mit Köpfchen16 Strassensport

Galerie der Surprise-Kicker22 Le mot noir

Minen und Muschelmesser23 Literatur

Die schönsten Bücher24 Kulturtipps

Rappender Unmensch26 Ausgehtipps

Loch im Kopf28 Verkäuferporträt

Ein Boden, auf dem etwas wachsen kann

29 Projekt SurplusChance für alle!Starverkäufer

30 In eigener SacheImpressumINSP

Die letzten Jahrzehnte waren geprägt vonFrieden und Freiheit. Doch nun tauchen im-mer mehr Fanatiker auf, die das liberale Wer-tesystem radikal infrage stellen. Im Momentbilden sie eine Minderheit. Doch das könntesich ändern, sagt der Zürcher Philosophie-professor Georg Kohler. Die Sehnsucht nach Eindeutigkeit gibt fanatischen BewegungenAufwind.

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Titelbild: Keystone

Abgenagte Baumstämme und ver-dächtige Asthaufen – immer öfter ent-deckt man an Schweizer FlussläufenSpuren des Bibers. Einst ausgerottet,mauserte sich der geschickte Nagerunterdessen zum Sympathieträger, undals naturbegabter Baumeister hilft ertatkräftig mit bei der Rückeroberungverbauter Gewässer.

13 GriechenlandBetriebsanleitungfür HellasSeit Griechenland die europäische Ordnung insWanken bringt, muss man sich fragen: Wie ticktdieses Volk überhaupt? Vier Auslandgriechen wa-gen den Versuch, die Volksseele zu ergründen.

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10 NaturDas Comeback des Bibers

18 Fanatismus«Bloss nicht die Nerven verlieren»

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Ihre Meinung!Bitte schicken Sie uns Ihre Anregungen oder Kritik: Strassenmagazin Surprise, Redaktion, Spalentorweg 20,

Postfach, 4003 Basel, T +41 61 564 90 70, [email protected]. Es werden nur Leserbriefe abgedruckt,

die mit vollem Namen unterzeichnet sind. Die Redaktion behält sich vor, Briefe zu kürzen.

Surprise ist auf Spenden angewiesen. Auch auf Ihre! Herzlichen Dank. PC-Konto 12-551455-3

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JULIA KONSTANTINIDIS,

REDAKTORIN

EditorialWir Griechen

Griechenland, Ostern 2010: Die Strassencaféssind bis auf den letzten Platz besetzt und dieFeiertagstische biegen sich unter Tellern vollmit Essen. Der Verwandtenbesuch läuft ab wiegewohnt: Herzlich, überschwänglich, grosszü-gig. Die Griechen entsprechen ihrem Klischeeder spontanen Lebemenschen gerne. Die Staatskrise, die Milliardenunterstützungaus dem Ausland, die Sparmassnahmen unddie angekündigten strengen Finanzkontrollen,welche die Steuerhinterziehung verhindernsollen, scheinen sie nicht zu kümmern. DerEindruck ist falsch, aber gewollt. Denn in der stolzen Griechenbrust brodelt es und manweiss, dass die Zeiger auf fünf vor zwölf stehen. Der Mittel- und Nordeuropäer fragt sich, wiedie Griechen ihren eigenen Staat nur soweitverkommen lassen konnten. Und merkt dabei,dass er zwar die von den Griechen selbst ger-ne bedienten Klischees, das Land und seineLeute aber gar nicht kennt. Die Sicht aus derFerne schärft bekanntlich den Blick fürs Be-sondere. Wer könnte die Griechen also besserbeschreiben, als Landsleute, die im Ausland le-ben? Ab Seite 13 geben vier von ihnen Einbli-cke in die griechische Volksseele.Mit dem Blick des Wissenschaftlers beobachtetGeorg Kohler, Professor für politische Philoso-phie in Zürich, die Entwicklung der Gesell-schaft. Im Interview ab Seite 18 erklärt er, weshalb fehlende Alternativen Fanatismusverhindern können und wann es gefährlichsein kann, über Gefahren zu sprechen. An manchen Orten gibt es fanatische Biber-gegner, die dem putzigen Nager an den Kragenwollen. Dabei führen die Tiere erstens ein bei-spielhaftes Familienleben und zweitens sindsie perfekte Landschaftsgärtner, die dank ihrerBaukunst die Natur verschönern. Unter wel-chen Voraussetzungen dies gelingt, lesen Sieab Seite 10.Wir wünschen Ihnen gute Lektüre.

Herzlich, Julia Konstantinidis

Nr. 225: «Expedition Falke – Dem Greifvo-gel auf der Spur»

Stolze TiereWie schön, dass Surprise wieder Tiergeschich-ten bringt. Ich habe es sehr genossen, durchden Artikel «Serge und die Vögel» auf eine Ex-kursion in die Natur mitgenommen zu werden.Und ich bin froh, dass Surprise den Ort des Fal-kenhorsts nicht verrät und somit die Tiereschützt. Ausserdem gefällt mir die Zeichnungvon Serge: Was für stolze Tiere Wanderfalkendoch sind!Brigit Fässer, per E-Mail

Geglückte SacheEs ist Zeit für ein längst überfälliges Kompli-ment: Ich finde Surprise eine richtig gut ge-staltete Zeitschrift und für die Verkäuferinnenund Verkäufer eine gute Idee, sich was dazu-zuverdienen. Glückwunsch zu einer sehr ge-glückten Sache.Michèle Gfeller-Zimmermann, per E-Mail

Leserbriefe«Ich habe es genossen, auf eine Exkursion indie Natur mitgenommen zu werden.»

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Basteln für eine bessere WeltDas Paniniheft füllt sich, die Wetten sind abgeschlossen – nur wenige Tage noch und das Fussballfest geht los. Doch welche Qual, vorder Mattscheibe zuschauen zu müssen, wie die Lieblingsmannschaft untergeht, ohne eingreifen zu können! Wir wollen mehr: Mit demSurprise-Töggelikasten können Partien nachgespielt, Spieler bejubelt und Siege vor Ort gefeiert werden.

Das Spielfeld basteln Sie aus einer Schuhschachtel mit den Massen

von ungefähr 32 x 16 cm. Um die Breitseiten zu stabilisieren, zeichnen

Sie in der Höhe von 7,3 cm zwei feine Linien. Ritzen Sie die Linien ein

und klappen Sie den Karton um. Kleben Sie die Kartonteile mit Leim

fest. Schneiden Sie die überstehenden Teile der festeren Schmal-

seiten ab. Bohren Sie Löcher für die sechs Stricknadeln in gleichmäs-

sigen Abständen in die Breitseiten. Achten Sie darauf, dass die beiden

äusseren Löcher auf jeden Fall vier Zentimeter von der Aussenkante

entfernt sind, damit der Goalie genug Bewegungsfreiheit hat.

Malen Sie das Spielfeld auf dem Boden der Schachtel auf:

Für die Rasenfläche können Sie auch grünes Papier auf-

kleben. Zeichen Sie die Mittellinie, den Strafraum und die

Torlinie auf.

Mit einem Lineal bringen Sie die Tore in Form.

Kleben Sie sie mithilfe von Laschen an der Wand

der Schuhschachtel und am Boden fest.

Pro Mannschaft brauchen Sie sieben Spieler. Vervielfältigen Sie die

Vorlage und malen Sie die Spieler der beiden Teams in unterschied-

lichen Farben an. Stecken Sie die Stricknadeln durch die Löcher.

Stecken Sie Korken als Griffe auf die Nadelenden. Kleben Sie die

Spielerfiguren auf Brusthöhe an den Stricknadeln fest.

Mit einer Holzperle als Ball kann das Spiel beginnen.

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AufgelesenNews aus den 90 Strassenmagazinen,die zum internationalen Netzwerk der Strassenzeitungen INSP gehören.

Unlösbare Konflikte

München. Der deutsche Paartherapeut Ar-nold Retzer über das Gute am Streiten: «Je in-timer man mit seinem Partner ist, desto höherist die Wahrscheinlichkeit von Konflikten.Wer seinen Groll ausdrücken kann, ist weni-ger unzufrieden, und Gefühle wie Unzufrie-denheit oder Ekel werden weniger wahr-scheinlich.» Allerdings warnt Retzer davor, zumeinen, man müsse alle Konflikte austragen:«Auf der einen Seite streben wir nach Auto-nomie, auf der anderen nach Nähe. DieserAmbivalenzkonflikt ist unlösbar und es ist ex-trem unvernünftig, ihn lösen zu wollen.»

Die Angst der Fremden

Graz. Angst ist keine gute Lebensbegleiterin,aber manchmal entkommt man ihr nicht: Et-wa wenn man per Gesetz nicht arbeiten darf,die Zukunft ungewiss ist, man beschimpftund körperlich attackiert wird. Eine österrei-chische Studie zeigt auf, was Migrantinnenund Migranten in ihrem Alltag erleben. DasErgebnis: Jeder Zugewanderte, unabhängigvon Alter und Status, hat fremdenfeindlicheErfahrungen gemacht. Das Resultat dieserErfahrungen ist ebenfalls einheitlich: Ge-schürt wird die Angst der Fremden vor denEinheimischen.

Mobile Schulen

Hannover. In Indonesien werden derzeit«Schulbusse» eingerichtet, um die Strassen-kinder in grösseren Städten zu erreichen. InBintaro, einem Stadtteil von Jakarta, besu-chen bereits mehr als 60 Schüler das mobileKlassenzimmer. Der Bus, ausgerüstet mitLehrbüchern und Material für wissenschaft-liche Experimente, fährt verschiedene Plätzean. An jedem Ort wird zwei Mal pro WocheUnterricht gehalten. Vor allem Kinder, dieaufgrund der jüngsten Weltwirtschaftskriseaus dem Schulwesen ausscheiden mussten,weil ihre Familien ruiniert worden waren,nutzen das Angebot.

ZugerichtetPrügel, Pech und Pöbeleien

Breitbeinig, mit geschwellter Brust ziehtGregor W.* in den Gerichtssaal ein. Ein ker-niger Kerl, wie er zur Zigarettenwerbungtaugte, stünde die noch in gesellschaftlicherAkzeptanz. Sein Blick durchwandert auf-merksam die Zuschauertribüne. Dort sitztEmilio B., ein eleganter Herr mit fein ziselier-tem Schnurrbärtchen, der für Gregors Auftrittnicht mehr als ein süffisantes Lächeln übrighat. Umrahmt von zwei Sekundanten, be-müht er sich, Siegesgewissheit auszustrah-len. Die Zeit der Vergeltung ist gekommen.

Im Januar letzten Jahres musste SignoreEmilio in Gregors Langstrassen-Bar harteSchläge einstecken. Er war sternhagelvoll,das Portemonnaie leer. «Ich muss hier nichtbezahlen», lallte er, «ich bin von der Mafia.»Gregor, ehemals Leibwächter des verstor-benen Zürcher Milieu-Königs Hans PeterBrunner, war nicht amüsiert und das hat erEmilio auch spüren lassen. Er versetzte ihmeinen Schwinger, dass er mitsamt dem Bar-hocker in die Ecke flog. Dort packte er ihnam Kragen, doch Emilio gelang es im selbenAugenblick, Gregors Hand mit den Zähnenzu packen. Er biss mit aller Kraft zu. Daraufprügelte Gregor auf ihn ein, bis er los liess.«Seither bin ich in psychiatrischer Behand-lung und muss Pillen nehmen», wimmert derMöchtegern-Mafioso und blickt vorwurfsvollzum Angeklagten, der sich nun wegen Kör-perverletzung verantworten muss.

Der Verteidiger heischt um Aufmerksam-keit und schlägt einen Vergleich vor. DonEmilio, der als Berufsbezeichnung «Consi-gliere» angibt, fragt ohne viel Federlesensnach dem Wieviel. «Okay, ich nehme die

5000 Franken.» Im Gegenzug werde er die An-zeige zurückziehen. Gregor grinst, faltet dieHände vor dem Bauch – und schweigt.

«Kommen wir zum nächsten Anklage-punkt», sagt der Richter. Noch eine Körperver-letzung. Wieder hatte Gregor einen Gast in seiner Bar verprügelt. «Ihr seid doch allesSchlampen!», hatte der uncharmante Kundezu den Bardamen gesagt. «Alle Frauen sindSchlampen», doppelte er nach. Gregor hielt esfür seine ritterliche Pflicht, das weibliche Ge-schlecht zu verteidigen und verpasste demFrauenhasser einen Faustschlag, dass ihm dieZähne im Blut schwammen und er torkelnd zuBoden sank. Der Richter verurteilt Gregor da-für zu vier Monaten Freiheitsstrafe.

Des Angeklagten Vorstrafenregister ist rand-voll und der Richter sichtlich betrübt über des-sen Verhalten. In jenem Januar hatte er ihmnämlich bereits wegen anderer Delikte eineGefängnisstrafe aufgebrummt. «Warum wer-den Sie tags darauf erneut straffällig, obwohlSie versprochen haben, sich zu ändern?» Dies-mal meine er es ernst, sagt Gregor und zeigtsich nicht knauserig beim Bau von Luftschlös-sern. Er werde dem Alkohol und dem Kokainentsagen, dem Milieu den Rücken kehren, sei-ne grosse Liebe, die ihn verlassen habe, zu-rückerobern, eine Karriere als Koch starten,schliesslich könne er reichlich Erfahrung alsGefängniskoch vorweisen, zudem habe er sichein Kreis-4-Verbot auferlegt. Und in einem Ge-richtssaal werde man ihn auch nie mehr se-hen. «Versprochen.»

* persönliche Angaben geändert

ISABELLA SEEMANN ([email protected])

ILLUSTRATION: PRISKA WENGER

([email protected])

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ERWIN …investiert VON THEISS

Dem weltweiten Netzwerk, das als gemein-nützige Stiftung seinen Sitz in Glasgow Schott-land hat, gehören derzeit 108 Strassenzeitun-gen aus 38 Ländern aller Kontinente an. Dieseerreichen gemeinsam jedes Jahr über hundertMillionen Leserinnen und Leser. Es war dieseZahl, die im Mittelpunkt der diesjährigen Kon-ferenz stand.

Denn die gut 70 angereisten Strassenzeitun-gen, darunter auch Surprise, verabschiedetenin Melbourne die Strategie für die kommendendrei Jahre. Diese sieht unter anderem vor, dassdie einzelnen Projekte ihre gute Position alsPublikumsmedium vermehrt für die Sensibili-sierung nutzen und sich aktiv an den Debattenüber Armut und Armutsbekämpfung beteili-gen. Wer 100 Millionen Leserinnen und Lesererreichen kann, hat zweifellos ein grosses Wir-kungspotential. Dazu kommt, dass Armut undsoziale Ausgrenzung das Kernthema über-haupt und damit eine zentrale Kompetenz derStrassenzeitungen ist.

Bei Surprise verfolgen wir die nun auch vonINSP offiziell geförderte Strategie bereits seiteiniger Zeit und sind entsprechend erfreutüber die Entwicklungen im Netzwerk.

Treffen der Strassenzeitungen100 Millionen Leserinnen und LeserMitte Mai trafen sich die Mitglieder des Internationalen Netzwerks der Strassenzeitungen INSP zu ihrem jähr-lichen Treffen in Melbourne. Gemeinsam wollen wir uns in Zukunft noch stärker an politischen Debatten zuArmut und Armutsbekämpfung beteiligen.

Über 250 000 Menschen in sozialen Schwie-rigkeiten oder mit Leistungseinschränkungensind seit 1994 bei einer INSP-Strassenzeitunguntergekommen. Damit sind die 108 Projektezusammengenommen der weltweit grössteAnbieter von niederschwelliger Beschäftigung.Vor diesem Hintergrund soll in den nächstenJahren ein weiterer Strategiewechsel vollzogen

werden: INSP soll sich von der reinen Koordi-nations- und Supportplattform zu einem Dach-verband entwickeln, der die veränderten Be-dürfnisse der zunehmend als Sozialfirmenagierenden Strassenzeitungsprojekten abdec-ken kann. ■

INSP im Internet: www.street-papers.org

Den INSP-Delegierten blieb auch Zeit für einen Fussballplausch.

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VON SUSANNA PETRIN (TEXT) UND DOMINIK PLÜSS (BILD)

«Ich bin ein fauler Mensch», sagt Peter Bläuer, lächelt dieses Buben-lächeln, das gemeinhin als verschmitzt bezeichnet wird – und meint esernst. Vielleicht entspräche Faulheit ja tatsächlich Bläuers wahrem Wesen. Doch jeder Betrachter sieht in ihm einen arbeitsamen Macher,der Jahr für Jahr eine eigene kleine Kunstmesse auf die Beine stellt: «LISTE – the Young Art Fair». Dafür ehrte ihn die Stadt Basel 2004 mitdem Kulturpreis. In der Laudatio wurde «sein grosser persönlicher Ein-satz» gelobt. Von Faulheit war, wen erstaunts, keine Rede.

Er sei bescheiden, diplomatisch, sorgfältig, beflissen – das ist der Ruf,der Peter Bläuer vorauseilt. Als er vor 14 Jahren mit einem Farbkastenvoller neuer Ideen in Erscheinung trat, da fürchtete das Basler Kunst-establishment darin eine Ladung Sprengstoff. Doch Bläuer verzichteteauf den medienwirksamen Skandal, auf eine rebellische Punk-Haltung,und reichte stattdessen die Hand zur guten Zusammenarbeit. Er versi-cherte rasch und glaubhaft, dass in seiner Kiste keineswegs Dynamit sei,sondern, ganz im Gegenteil: Kitt – Klebstoff, der frische Teile der Kunst-welt mit den bewährten zusammenhält. 1996 stellte Bläuer erstmals pa-rallel zur Kunstmesse «Art Basel» in den Fabrikräumen des Warteck-Are-als junge Galerien mit Werken junger Künstler aus. Zu unbekannt, noch,und auch zu arm, um einen Ausstellungsplatz an der grossen Kunst-messe zu ergattern. Bläuer «erkannte die Marktlücke», wie er sagt, undschuf listig die «LISTE»: Eine Kunstmesse für Nachwuchstalente unter40 in höchstens fünf Jahre alten Galerien. Die «Art Basel», die in jenemersten Jahr die kleine Schwestermesse noch als Konkurrenzveranstal-tung boykottiert hatte, schwenkte schon bei der zweiten Austragung aufBläuers Lesart ein. Seither gilt die «LISTE» als gute Ergänzung, Nach-wuchsschmiede und Sprungbrett zur «Art Basel», und sie mauserte sich,wie ihr Gründer und Manager sagt, zu «einer der weltweit wichtigstenMessen für junge Kunst.»

Es gibt Momente, da kann der friedfertige Bläuer blitzschnell bösewerden. Zum Beispiel, wenn ihm jemand unterstellt, dass zeitgenössi-sche Kunst etwas mit Willkür zu tun habenkönnte. Es reicht, wenn er diese Ansicht schonnur zu erahnen meint. «Wie spüren Sie neueKunsttalente auf?», ist eine Frage, auf die derstudierte Kunsthistoriker allergisch reagiert.Dann verschränkt er die Arme und setzt zur Erklärung für Laien an: Mitdem Spüren, den Gefühlen, habe die seriöse Auseinandersetzung mitzeitgenössischer Kunst eben gerade nichts zu tun, sagt er: «Gute Kunstwird nicht aus dem Bauch heraus beurteilt, sondern mit dem Kopf. Fürdiese Arbeit gibt es ganz klare, fachliche Kriterien. Das Bauchgefühl istetwas sehr persönliches, spontanes – es wäre gefährlich, Kunst für eineFachmesse danach auszusuchen».

Der Kopf eines Talentsuchers braucht ein geschultes Auge. Deshalbreist Bläuer viel, schaut sich dabei möglichst viel Kunst an; er muss ver-gleichen können, die Unterschiede erkennen, die Ersten finden – als Ers-ter. Diese Arbeit kann er nicht alleine bewältigen, deshalb hat er dafür

PorträtGeburtshelfer der KunstPeter Bläuer ist kein Künstler. Doch der Basler gehört zu den Schnellsten beim Entdecken von Nachwuchs-talenten. Und um die zu fördern, hat er seine eigene Kunstmesse gegründet.

ein weltweites Netzwerk von Beratern aufgebaut und wählt die Galerienschliesslich im Team als Jury aus, denn, so eine seiner Einsichten: «Alleine denken wäre kriminell.»

Früher sei es einfacher gewesen, die neuesten Trends zu erkennen,meint Bläuer. Denn eigentlich gebe es gar keine klaren Trends mehr. DieKunst widerspiegle die Gesellschaft und sei daher genauso pluralistischgeworden. Unterschiedlichste Positionen existieren nebeneinander. «Esläuft heute nicht mehr linear, von einer Kunstrichtung zur nächsten,sondern wie im Dschungel: An ganz vielen Punkten passiert ganzUnterschiedliches.»

Kunst, die eben gerade entsteht, ist noch nicht definiert, hat noch kei-nen festen Platz. Oft gleicht sie einer neuen, den meisten unverständ-lichen Sprache, die erst im Rückblick verstanden wird. Und auch erst imRückblick werde sich weisen, welche Künstler für unsere Zeit wirklichbedeutsam sind und Bestand haben; die allerwenigsten. So beschreibtBläuer, warum ihn gerade zeitgenössische Kunst schon seit seiner Ju-gend fasziniert. Er müsse den Zugang zu ihr immer wieder neu suchen,manchmal müsse er ein Werk lange umkreisen, bevor es sich ihm er-schliesse.

Bei dieser Auseinandersetzung dürfe man keine Angst vor dem Unbekannten haben, und damit letztlich auch keine Angst vor dem,was man in sich selber finden kann. Letztlich werfe einen die Kunst im-mer wieder auf sich selber zurück, auch auf die eigenen Schwächenund Schattenseiten. Er fürchte sich nicht davor, denn: «Ich weiss, wieübel ich bin.» Und dann etwas ernster: «Man muss bei sich bleiben,identisch sein.»

Bläuer begibt sich gern in Situationen, die ihn dazu zwingen, sich mitsich und der Welt auseinanderzusetzen. Diesen Sommer sollen es sechsWochen Ferien sein, unter anderem in einer Blockhütte in Schweden.Viel Zeit, nachzudenken. Über sich, über die Ehe mit seinem Partner,über seine Rolle als Lehrer an der Schule für Gestaltung, über die Un-gerechtigkeiten auf der Welt, die ihn beschäftigen und pessimistischstimmen. Er habe Glück gehabt, hier, und nicht in Afrika geboren wor-

den zu sein. Doch dieses Privileg sei auch eine Verpflichtung, etwas dar-aus zu machen. «Ich habe einen Superjob, ein Superleben, dessen binich mir täglich bewusst und dafür dankbar.»

Vielleicht wird Bläuer auf dem Land in Schweden auch über die Zukunft nachdenken. Was hat er als nächstes vor? «Ich bin ein alterMann – der nächste Schritt wird der Liegestuhl auf Hawaii sein», sagtder 58-Jährige, wippt mit den Adidas-Turnschuhen und lächelt wiederdieses Lächeln, bei dem man sich genau vorstellen kann, wie Peter Bläu-er als Bub ausgesehen haben muss. ■

www.liste.ch

«Gute Kunst wird nicht aus dem Bauch herausbeurteilt, sondern mit dem Kopf.»

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Fluss für Fluss erobert sich der Biber die Schweiz zurück. Einst ausgerottet, fasziniert der put-zige Nager heute Jung und Alt. Manchmal gibt es Ärger, wenn er mit seinen Baukünsten demMenschen ins Handwerk pfuscht. Dabei ist er ein wertvoller Partner bei der Renaturierungverbauter Flusslandschaften.

NaturBaumeister mit Biss

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Tier nicht aus Wanderlust zurück, sondern weil er oft erst nach langerSuche ein geeignetes Plätzchen findet. Übertrieben anspruchsvoll ist derBiber zwar nicht, doch bieten menschgemachte Flusslandschaften nurselten ideale Bedingungen. Die da wären: Langsam fliessende Bächeund Flüsse, grössere Weiher und Seen mit lichtem Mischwald. Als Nah-rung sollten dem Ufer entlang Weiden und allerlei Grünzeug wachsen.Wichtig sind steile Uferböschungen mit lehmigem Erdreich und eine ste-te Wassertiefe von gut einem halben Meter. Denn der Zugang zur Bi-berhöhle liegt im Wasser. Dadurch droht im Bau keine Gefahr von Land-bewohnern. Tödlich kann hingegen plötzliches Hochwasser sein, dasdie Höhle überflutet, denn in den ersten Lebenswochen können die Bi-berbabies noch nicht tauchen.

Finger am AbzugDeshalb hilft der Biber bei der Regulierung des Wasserstandes gern

ein wenig nach. Er ist ein grosser Baumeister, der meterhohe Staudäm-

me anlegen kann, um sich selber eine «Badewanne» zu schaffen. Voreinem Monat entdeckten Umweltschützer im kanadischen Wood Buf-falo Nationalpark einen 850 Meter langen Damm, den mehrere Fami-lien über Generationen hinweg errichtet hatten. Und in Polen sollen Bi-berhöhlen in den Deichen der Weichsel für die ÜberschwemmungenEnde Mai mitverantwortlich sein. In der Schweiz sind die Auswirkun-gen der Bauerei des Bibers bescheidener. Trotzdem schaffte es Endeletzten Jahres ein Tier im Wiesenbach bei Abtwil SG, eine Fussgänger-brücke zu überfluten. Die Behörden reagierten cool: Der örtliche Wild-hüter stieg mit einem Stadtpolizisten in den Bach und verlegte zwei Ab-flussrohre, die für stete und unauffällige Entwässerung sorgen. EineZerstörung des Damms brächte hingegen nichts – der Biber würde ihneinfach wieder aufbauen.

Schwereres Geschütz wird im Kanton Thurgau aufgefahren. Dort le-ben mittlerweile 400 Tiere, fällen Bäume, stauen Gewässer und fressenden Bauern die Zuckerrüben vom Feld. So verändert sich das Imagevom Maskottchen zum Schädling. Deshalb wollen die Behörden bisMitte dieses Jahres ein «Bibermanagement-Konzept» erarbeiten, das die Interessen von Mensch und Tier abgleichen soll. Gleich losballernmöchte der SVP-Kantonsrat Daniel Jung. Er erwägt einen «gezieltenAbschuss» des seit 1962 geschützten Tiers, denn «damit könnte eineÜberpopulation verhindert werden». Er ist nicht der Einzige, den es imFinger juckt – 1997 wurde im Wallis (wo auch schon mal ein Wolf «zu-fällig» unter einen Schneeräumlaster geriet) ein Biber kurzerhand ab-geknallt.

Es kann tatsächlich vorkommen, dass ein Uferweg einbricht, weil einBiber seinen Bau darunter gegraben hat. Doch das sei nicht die Schulddes Nagers, findet Christof Angst von der Schweizer Biberfachstelle.«Oft wird das Tier zum Sündenbock gemacht. Dabei liegt das Problemanderswo: Bei drei Vierteln der Schweizer Gewässer verlaufen Fahrwe-ge oder Strassen direkt auf der Dammkrone. Die sind natürlich anfällig,wenn im Damm Hohlräume entstehen.» Ausserdem würden die Schä-den übertrieben: «Die 1600 Biber in der Schweiz verursachen jährlichland- und forstwirtschaftliche Unkosten von gerade einmal 5000 bis10 000 Franken» erklärt Angst. Auch die Schäden an der Infrastrukturseien «Peanuts» im Vergleich zu denjenigen, die von der Armee verur-sacht werden. Zudem würden die Betroffenen vom Staat entschädigt.Momentan wird das Gewässerschutzgesetz revidiert. Rund 10 000 Kilo-meter Wasserwege sind sanierungsbedürftig. Unter anderem wird ein

VON RETO ASCHWANDEN

Träge fliesst die Ergolz in der Nähe von Liestal. Hier irgendwo hausteine Biberfamilie, die erste seit Langem. Zu sehen sind die nachtakti-ven Tiere tagsüber selten, und auch wer ihre Spuren entdecken will,braucht einen geübten Blick. Den hat Astrid Schönenberger, die bei ProNatura Baselland für das Projekt «Hallo Biber!» zuständig ist. «Da drü-ben hat er eine Weide gefällt», zeigt sie auf einen Baum, der scheinbarzufällig im Bachbett liegt. Kurz darauf steigt Schönenberger die Bö-schung hinunter. Am Ufer steht eine weitere Weide, der die Biberzäh-ne arg zugesetzt haben. Hier am Nordwestende der Schweiz wird derBiber erst langsam wieder heimisch. Vorderhand ist er willkommen.«Probleme mit Anrainern gibt es keine», erzählt Schönenberger. «DieLeute haben Freude am Biber.»

Das war nicht immer so. Vor 200 Jahren war der Biber in der Schweizausgerottet: Auf einem Quadratzentimeter Haut wachsen bis zu 23000Haare, das gibt einen Pelz, der früher begehrtwar für Mäntel und Mützen. Auch galt das so-genannte Bibergeil, das Sekret, mit dem ersein Revier markiert, als Heilmittel gegen aller-lei Wehwehchen. Und schliesslich landetenviele Biber in den Kochtöpfen. Die Kirche hatte das Tier nämlich den Fi-schen zugeschlagen, weshalb sein Verzehr während der Fastenzeit er-laubt war.

Die zunehmende Einbettung und Begradigung von Bächen und Flüs-sen während des 19. und 20. Jahrhunderts machte eine Wiederansied-lung lange Zeit unmöglich. Kraftwerke, Schleusen und Wasserfälle bil-den bis heute an vielen Orten unüberwindbare Barrieren. Da und dortkonnten mit Bibertreppen Durchgänge geöffnet werden, oft aber endetdie Reise eines Bibers an Verbauungen oder gar auf der Strasse. Im Was-ser sind sie dank des beschuppten, flachen Schwanzes und derSchwimmhäute an den Hinterpfoten sehr gewandt, und sie können biszu 20 Minuten tauchen. An Land aber bewegen sie sich unbeholfen undkommen dadurch manchmal buchstäblich unter die Räder. Die häufig-ste Todesursache von Schweizer Bibern: überfahren.

Vorbildliche BiberpapasDer Weg in die Ergolz führt für Biber von der Rheinmündung flus-

saufwärts. Lange erwies sich das Kraftwerk Augst als unüberwindli-ches Hindernis. «Dort fanden Mitarbeiter mehrfach Tiere im Rechen»,berichtet Astrid Schönenberger. Seit beim Kraftwerk aber eine soge-nannte Bibertreppe installiert wurde, funktioniert die Verbreitungrheinabwärts. Dann weist die Frau von Pro Natura zum gegenüberlie-genden Ufer: der Biberbau. Im Schutz eines Erdwalls kümmert sich dieBibermutter um die Neugeborenen. Dabei kann sie auf tatkräftigeUnterstützung zählen. «Biberväter verhalten sich vorbildlich», grinstSchönenberger: «Sie beschränken sich nicht auf die Rolle als Ernährer,sondern beteiligen sich auch aktiv an der Säuglingspflege und der Kin-dererziehung.»

Biber sind monogam und bleiben oft ein Leben lang zusammen. Siepaaren sich schwimmend im Winter. Im folgenden Mai bringt das Weib-chen zwei bis drei Junge auf die Welt. Das Männchen zieht in dieser Zeitmit den einjährigen Jungen in einen Nebenbau. Nach zwei Jahren ist fürdie Jungbiber die Familienidylle aber vorbei. Die mittlerweile ge-schlechtsreifen Tiere müssen den elterlichen Bau verlassen, wer nichtspurt, wird gewaltsam ausgeschafft. Der Lebensraum darf nicht über-nutzt werden, deshalb müssen die Jungtiere gehen.

Ob mit oder gegen die Strömung spielt für einen Biber auf Reviersu-che keine Rolle. Auch lange Wege schrecken ihn nicht – es wurdenschon Reisen über 100 Kilometer festgestellt. Solche Distanzen legt das

Geschlechtsreife Tiere müssen den elterlichen Bau ver-lassen. Wer nicht spurt, wird gewaltsam ausgeschafft.

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einen Meter Länge und 30 Kilo Gewicht erreichen, das entspricht einemkräftigen Reh. Die anderen Tiere in seinem Revier können froh sein,dass der Biber Vegetarier ist. Denn mit seinem Gebiss entwickelt er biszu 80 Kilogramm Druck, was dem Doppelten der menschlichen Beiss-kraft entspricht. Damit fällt er Bäume von bis zu einem halben MeterDurchmesser. Am liebsten sind ihm Weiden, deren weiches Holz leich-

ter zu raspeln ist als Eichen und Buchen. Dabei sollte er rechtzeitig rea-lisieren, wann der Stamm bricht, denn es kann unter unglücklichen Um-ständen vorkommen, dass ein Tier vom fallenden Baum erschlagenwird. Weil in der wärmeren Jahreszeit genug andere Nahrungsressour-cen zur Verfügung stehen, fällt der Biber die meisten Bäume im Herbstund Winter. Aufhalten lässt er sich dabei nicht. Versuche, Bäume mit ei-ne Manschette aus Maschendraht zu schützen, scheiterten, weil sich derschlaue Nager mit den Vorderpfoten auf die Oberkante stützte, den Zaunmit seinem Körpergewicht herunterdrückte und anschliessend denBaum doch noch fällte.

In Zukunft könnte sich die Beziehung zwischen Mensch und Biberzur Partnerschaft entwickeln. Findet der Nager geeigneten Lebensraum,zahlt er das mit Gewinn zurück. Christof Angst von der Biberfachstellesagt: «Gerade im Jahr der Biodiversität muss man darauf hinweisen,dass der Biber einen grossen Beitrag zur Artenvielfalt leistet: Er renatu-riert gratis und bringt eine grosse Dynamik in die Gewässerlandschaft.Dadurch schafft er Lebensraum für Amphibien, Libellen und Vögel.»Der Biber ist der beste Landschaftsgärtner. Und erst noch gratis. ■

fünf bis 15 Meter breiter unbebauter Streifen auf den Seiten eines Fliess-gewässers Vorschrift. Das geschieht nicht dem Biber zuliebe, sondernaus Gründen des Hochwasserschutzes. Doch entspricht diese Pufferzo-ne genau dem Platz, den das Tier beansprucht.

Auch wenn der Mann von der Biberfachstelle spürbar für den Nagerschwärmt, so bietet er doch Hand für pragmatische Lösungen: «WennBiber in einem ungeeigneten Gebiet leben, binich der Erste, der auch einmal eine Massnah-me gegen den Biber befürwortet, bevor Kellerüberschwemmt werden.» Im Gegenzug müsseaber dafür gesorgt werden, dass die Tiere ge-eignete Reviere finden. «Wenn ihnen der Weg nicht verbaut wird, fol-gen sie einem Fluss auf der Suche nach Lebensraum bis zur Quelle», er-zählt Angst. «Wir haben schon Tiere in Meiringen im Berner Oberlandbeobachtet.»

Zu schlau für MaschendrahtIn Baselland, wo die Wiederansiedlung erst begonnen hat, sind sol-

che Massnahmen noch lange nicht nötig. Vorderhand ist der Biber dortder Liebling von Jung und Alt. Astrid Schönenberger führt oft Gruppender Ergolz entlang – Lehrer auf Fortbildung, Schulklassen oder Rentner,die einen Ausflug mit Pro Senectute unternehmen. Letztes Jahr pflanz-te eine Schulkasse entlang der Uferböschung 20 Weiden, um der Biber-familie weitere Nahrung bereitzustellen. Astrid Schönenberger beob-achtet immer wieder, dass Kinder besonders emotional auf den Biberreagieren: «Es ist halt ein herziges Tier.»

Putzig ist der Biber in der Tat. Doch sollte man sich vom «Jöh-Faktor»nicht täuschen lassen. Die Tiere wachsen bis zu ihrem Tod und bei ei-ner Lebenserwartung von bis zu 20 Jahren kann ein kräftiges Exemplar

Findet der Biber geeigneten Lebensraum, zahlt erdas mit Gewinn zurück.

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Nachwuchspflege: Biber sind liebevolle Eltern, aber nach zwei Jahren ist Schluss mit Hotel Mama.

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Ouzo und Sirtaki – mehr wissen wir selten über Griechenland. Das Erwachen aus Urlaubsträumen ist ange-sichts der griechischen Staatskrise böse. Eine Frage drängt sich vor alle anderen: Wie funktioniert diesesLand? Surprise fragte bei vier in der Schweiz lebenden Griechen nach.

Griechenland Unbekannte Volksseele

«Diese Schattenwirtschaft läuft auf allen Ebenen, von zuoberst bis zu-unterst», erklärt Konstantin Karagiannis anhand des fiktiven Beispiels.Seine Eltern stammen aus einer ländlichen Gegend in Westmakedonien,er selber ist in Basel geboren und lebt hier. Der 45-jährige Architekt hatregelmässig Kontakt zu Verwandten und Freunden in Griechenland. Er

weiss vom Dilemma, in dem seine Landsleute jetzt stecken. Einerseitsverstehen sie, dass es radikale Sparmassnahmen braucht. «Andererseits

VON JULIA KONSTANTINIDIS

Ursache und WirkungGiorgos Trelakis möchte sich einen Swimmingpool in den Garten bau-

en lassen. Er geht zu seinem Schwager, der ein kleines Bauunternehmenführt. Zum Freundschaftspreis von 5000 Euro hebt ihm dieser die Grubeaus und installiert den Pool. Mit dem Geld, dasauf keiner Abrechnung erscheint, geht derSchwager zu seinem Cousin, der eine Auto-werkstatt betreibt. Er lässt sein Auto von ihmreparieren, die 5000 Euro wechseln den Besit-zer, ohne dass sie irgendwo in der Buchhaltungerscheinen. Der Cousin des Swimmingpool-Bauers investiert seinerseits die 5000 Euro imElektronikgeschäft seines Bruders – weder derFlat-Screen-TV noch die Digitalkamera tauchen in den Abrechnungsbü-chern auf.

Katherina Wahli-Savvidis:

«Es gibt niemand in Griechenland, derden Staat nicht hintergeht, es mussteso kommen.»

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Natürliche Energie.Kaum Feinstaub und weniger CO2. Erdgas steckt alle in den Sack.

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wicklungen in seiner Heimat mit grosser Aufmerksamkeit. Zwar ist der76-jährige Rentner überzeugt, dass ausländische Spekulanten, die Su-perreichen sowie unfähige Politiker in Griechenland die Hauptschuldam Debakel haben. Doch die normal verdienenden Griechen hätten das

korrupte System unterstützt, indem sie sich daran anpassten und es alsGesellschaftsmodell akzeptierten. Deshalb: «Jeder muss seinen Teil zuden Sparmassnahmen, die 100 Prozent richtig sind, beitragen.»

«Es gibt niemand in Griechenland, der den Staat nicht hintergeht, esmusste so kommen», ist das ernüchternde Fazit von Katherina Wahli-Savvidis. Die Lehrerin für Neugriechisch stammt aus Athen und lebtseit 47 Jahren in Basel. Der verschwenderische griechische Lebensstilgepaart mit 30-jähriger Fehlpolitik habe die Griechen dahin gebracht,wo sie heute sind, meint die energische Frau. Sie spricht damit einenUmstand an, der im Ausland kaum wahrgenommen wird: Eine moder-ne Parteienlandschaft gibt es in Griechenland erst seit dem Ende derMilitärdiktatur 1974. Und seither teilen sich zwei Parteien die Macht:die konservative «Nea Dimokratia» und die sozialdemokratische«PA.SO.K.». Beide Parteien werden von grossen Familienclans domi-niert, die politische Ämter zu vererben scheinen: Bei den Konservati-ven sind es die Familien Karamanlis und Mitsotakis, die über Genera-tionen an der Parteispitze den Ton angeben. Bei den Sozialdemokraten

liegt es in der Mentalität der Griechen, grosszügig zu sein», gibt Karagi-annis zu bedenken. Und das passt nicht zusammen.

Für den Mittelstand hiess es bis jetzt: ein eigenes Häuschen oder ei-ne Wohnung, Auto, grosser TV, grosser, gut gefüllter Kühlschrank undregelmässige Restaurantbesuche mit der Fami-lie: «Es ist wichtig, zu zeigen, was man hat.»Um sich dieses Leben leisten zu können, sinddie meisten Griechen auf ihr zweites Stand-bein angewiesen, das sich aus Nebeneinkünf-ten zusammensetzt, die an der Steuer vorbei-gehen. So unterrichten Gymnasiallehrer oftnoch an privaten Abendschulen, oder Hand-werker arbeiten nach Feierabend und am Wo-chenende in den eigenen Sack. Nebst dem rigorosen Sparprogramm sollauch die Schattenwirtschaft durch strengere Kontrollen nicht mehr mög-lich sein.

Schuld und Sühne«Wer über seine Verhältnisse gelebt, aber knappe Reserven hat, dem

steht das Wasser nun bis zum Hals», folgert Konstantin Karagiannis. Ausdieser Warte sei es verständlich, dass die Menschen – hauptsächlich die-jenigen aus der Mittel- und Unterschicht – in Griechenland nun aufge-bracht seien: «Prinzipiell gibt man ungern etwas an den Staat ab. Dennman hat ja für das Geld gearbeitet. Deshalb empfindet man jetzt die rigorosen Sparmassnahmen erst recht als extrem ungerecht.» Der Hin-weis Aussenstehender, dass dieses Geld jahrelang vermutlich nicht kor-rekt versteuert wurde, wird angesichts des bedrohten Lebensstandardszweitrangig.

«Alle sollen sich mal ein bisschen die Zähne ausbeissen», meint Pa-nos Sotirakis. Er lebt seit 55 Jahren in Zürich und verfolgt die Ent-

Konstantin Karagiannis:

«Es braucht Transparenz, damit Solidarität entstehen kann.»

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Staat und DienerDenn nebst der ganzen Lebensfreude gehört es auch zur griechi-

schen Volksseele, dass man dem Staat misstraut: «Man verlangt vielvon ihm, will aber nichts dafür geben», erklärt Katherina Wahli-Savvi-dis. Grosszügigkeit, Hilfs- und Gastfreundschaft sind zwar hoch gehal-tene Tugenden in Griechenland. Doch der Bereich, in dem sie am meis-ten zählen, ist, wie in anderen südeuropäischen Ländern auch, nichtdas Gemeinwesen, sondern die Familie. «Das soziale Denken in der Fa-milie ist gross, gegenüber dem Staat fühlt man sich jedoch nur teilweiseverpflichtet», beschreibt Konstantin Karagiannis diese Haltung. PanosSotirakis sucht die Erklärung dafür in der Geschichte Griechenlands,die turbulent verlief und sich durch Fremdherrschaften auszeichnet. Daist die bis heute prägende 400-jährige Herrschaft der Osmanen, die bis1830 währte und oft und gerne als Ursprung manchen griechischenÜbels zitiert wird. Aber da sind auch jüngere Ereignisse, die das Ver-trauen der Griechen in die Machthaber ihres Landes erschütterten: Ausdem Ersten Weltkrieg, in dem sich das nun monarchisch konstituierteGriechenland den Ententemächten angeschlossen hatte, ging der grie-chisch-türkische Krieg hervor. Dabei wollte Griechenland Teile derWesttürkei inklusive des heutigen Istanbuls, wo seit Alters her Grie-chen lebten, zurückerobern. Griechenland verlor diesen Krieg und1923 wurde in Lausanne ein Friedensvertrag zwischen Griechenlandund der Türkei ausgehandelt, der folgende Bedingung enthielt: DenAustausch von auf griechischem Gebiet wohnenden Türken mit auftürkischem Gebiet lebenden Griechen. Über eine Million Griechen undrund eine halbe Million Türken wurden zwangsumgesiedelt – ein Er-eignis, das 90 Jahre später auch heute noch viele Familiengeschichtenbeeinflusst. Nach der Besetzung der Deutschen und ihren Verbündetenim Zweiten Weltkrieg brach im Land fast übergangslos ein Bürgerkriegaus, der 1949 endete. Nach einer kurzen Verschnaufpause kam 1967ein Militärregime an die Macht, welches das Land bis 1974 diktatorischregierte. Die Idee, dass Volk und Staat dieselben Ziele haben könnten,ist also noch relativ jung.

«Ein Mentalitätswandel ist nötig, aber damit das gesellschaftlich flä-chendeckend greift, braucht es Zeit, vielleicht zwei, drei Generatio-nen», meint Konstantin Karagiannis. Er spricht damit Katherina Wahli-Savvidis aus dem Herzen, die an das Verantwortungsbewusstsein ihrerLandsleute appelliert. «Ich billige Streiks als Möglichkeit, seine Gefüh-le zu manifestieren, doch gleichzeitig müssen alle mit verantwortungs-vollem Verhalten ihren Staat retten helfen.»

Panos Sotirakis, Kostas Fotiou, Katherina Wahli-Savvidis, KonstantinKaragiannis: Sie sind stolz auf ihre Herkunft, wie sich das für Griechengehört. Und sie sind zuversichtlich, dass Griechenland auch dieses Maldie Krise meistert. Weshalb? Hier die typisch griechische Antwort vonKostas Fotiou, die sich auch im Ferienprospekt gut machen würde:

«Die Freude an den schönen Dingen des Lebens beflügelt die Grie-chen, den Kopf nicht hängen zu lassen.» ■

ist das Äquivalent dazu die Familie Papandreou. «In diesem Systemschaut jeder nur auf seinen Stuhl», kritisiert Wahli-Savvidis und for-dert: «Nicht nur Arme und Pensionierte sollen bezahlen, auch die Poli-tiker und die Reichen.»

Die Sparmassnahmen findet sie allerdings sehr hart. «Sie kamenüberraschend schnell, man fühlt sich überrumpelt, aber es gibt keine Al-ternative.» Auch in ihrem Verwandtenkreis in Griechenland sind ersteFolgen des Massnahmenpakets zu spüren. Ihrer Schwägerin, Mutter vonfünf Kindern und Staatsangestellte in leitender Funktion, sei der Lohngekürzt sowie der 13. Monatslohn gestrichen worden. Der Steuersatzder Familie wurde nach oben korrigiert. «Sie nehmen sich zurück, beimEinkauf wird auf Aktionen geschaut, Restaurantbesuche werden einge-schränkt. Die Angst vor Arbeitslosigkeit, Entlassung und die Frage, obman die Situation als Volk meistern kann, sind sehr präsent.»

Lust und LastPanos Sotirakis und Katherina Wahli-Savvidis leben beinahe dreimal

länger im Ausland als in ihrem Herkunftsland. Aus der Distanz habensie ihre Landsleute beobachtet. Und dabei selber ihre Mentalität verän-dert. «Ich bin schon zu lange in der Schweiz, ich könnte nicht mehr inGriechenland leben», meint Katherina Wahli-Savvidis. Und auch PanosSotirakis kehrt nach ein paar Wochen Ferien gerne wieder in dieSchweiz zurück. Der Lebensstil der Griechen – sich mit Beziehungen,Tricks und Deals durch den Alltag zu schlagen – ist ihm nach so vielenJahren im Ausland fremd. «Wenn ich dort geblieben wäre, hätte ichmich aber auch so verhalten. Sonst kam man nirgends hin.»

Kostas Fotiou, in Basel geboren und eineinhalb Generationen jüngerals Wahli-Savvidis und Sotirakis, lebte als Kind mit seiner Familie füreinige Jahre im zentralgriechischen Elassona am Fusse des Olymps, be-vor die Familie in die Schweiz zurückkehrte. Der 31-jährige Bankange-stellte könnte heute gerade so gut in Griechenland leben und zusam-men mit seinen Altersgenossen einer ungewissen Zukunft entgegenschauen: «Zwei meiner Cousins arbeiten als Lehrer und warten auf ih-re Versetzung. Diese wurde nun aber zurück-gestellt und sie wissen nicht, ob sie im neuenSchuljahr arbeiten können.» Nach der Ausbil-dung finde man in der Privatwirtschaft oft nurmassiv unterbezahlte Arbeit, «da schlägt mansich trotz Hochschulabschluss lieber mit Gele-genheitsjobs durch», so Fotiou. «Die aktuelleSituation verbessert die Zukunftsaussichtensicherlich nicht.» Nein, denn die Staatsstellensollen nach dem Willen der Regierung nicht mehr private Goldgrubensein. Auch Konstantin Karagiannis sieht für seine und jüngere Genera-tionen in Griechenland schwierige Zeiten anbrechen: «Viele junge, gutqualifizierte Griechen schauen, dass sie ins Ausland gehen können. Ichwurde auf Arbeitsmöglichkeiten in der Schweiz angesprochen.»

Den lebenslustigen, grosszügigen, ausschweifenden Griechen passtes nicht, den Gürtel enger zu schnallen, «aber sie wissen, dass etwasgeschehen muss und deshalb stehen sie hinter den Regierungsmass-nahmen», ist Kostas Fotiou überzeugt. Auch Konstantin Karagiannisspürt den Willen zur Veränderung bei den griechischen Freunden undVerwandten. Eine Voraussetzung müsse aber erfüllt sein, damit wirk-lich alle mitziehen: «Es braucht Transparenz, damit Solidarität entste-hen kann», stellt er fest. Nur wenn klar sei, dass alle – auch Reiche undPolitiker – zur Kasse gebeten werden, sei die Staatsrettung zu bewälti-gen. Denn: «Es liegt in der griechischen Mentalität, zu schauen, wasder andere macht. Wenn der Nachbar nicht bezahlt, bezahlt man auchnicht, das ist eine sehr egoistische Haltung gegenüber dem Staat.» Des-halb sei es umso wichtiger, dass eine schichtübergreifende Solidaritätentstehe, einflussreiche Griechen müssten eine Vorbildfunktion über-nehmen. «Sonst wird es weiterhin Ausschreitungen geben und das Misstrauen gegenüber der Regierung wird bleiben.»

Kostas Fotiou:

«Die Griechen wissen, dass etwas ge-schehen muss, deshalb stehen sie hinterden Massnahmen.»

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Surprise StrassensportDie Liga 2010

FC Barracuda Frenkendorf

Surprise Basel Surprise Lorraine Bern Surprise Zürich

Glattwa ̈ggs United Zürich Jarajoo Bern

18 Teams aus der Deutschschweiz messen sich diese Saison bei den Streetsoccer Turnierenvon Surprise. Mehr Infos zu den Teams und der Liga unter: www.strassensport.ch

BILDER: RUBEN HOLLINGER

Ohne Foto: Street Soccer Basel, Team VIS Zürich und Obstikickers Rombach

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AFG Boys AarauAC Gasse Chuchi Luzern AFG Boys Basel

TASCH Schaffhausen Team Olten Die Schiedsrichter

Schwarzer Peter Basel Schwarzwald Brasilianer Lörrach SFC Olten

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Wann schlägt Begeisterung in Fanatismus um? Und wann werden fanatische Strömungen für eine Gesellschaft gefährlich? Georg Kohler, Professor für politische Philosophie an der UniZürich, erklärt, wieso Schwarz-Weiss-Denken heute so gefragt ist. Und findet, dass man dieSchweizer ruhig öfter auf ihre Tugenden hinweisen könnte.

Fanatismus«Über Gefahren zu reden,ist gefährlich»

VON JULIA KONSTANTINIDIS UND MENA KOST (TEXT)

UND ANDREA GANZ (BILDER)

Herr Kohler, es gibt fanatische Nichtraucher, fanatische Sporttreiber,fanatisch Religiöse: Man gewinnt den Eindruck, dass es je länger, jemehr Bewegungen gibt, die fanatisch anmuten. Stimmt das? Sie interessieren sich für den Fanatismus unter dem Aspekt einer Zeit-diagnose? Dazu muss man wissen: Das Wort «fanatisch» war nicht im-mer so negativ besetzt, wie das heute der Fall ist. Man denke etwa anden Nationalsozialismus; der fanatische Hitlerjunge, der bis zum Letz-ten kämpft fürs deutsche Vaterland, war ein Ideal. Erst in der Folge desFaschismus hat sich Fanatismus in ein Wort verwandelt, das ausser-ordentlich negativ besetzt ist.

Trotz negativen Beigeschmacks scheint es, als ob fanatische Strö-mungen Aufwind hätten.Fanatismus bedeutet die absolute Entschiedenheit, sich für eine Sacheeinzusetzen, sich mit einer Sache zu identifizieren und fest zu glauben,dass sie das Wichtigste auf der Welt ist. Wer sich diese rigorose Eindeu-tigkeit vor Augen führt, die dem Fanatismus eigen ist, versteht, warumFanatismus heute ein Thema ist.

Erklären Sie.Im Zeitalter der Beliebigkeit verlieren sich die Orientierungen. Heute istalles ausserordentlich vielgestaltig und fluide. Es ist schwierig gewor-den, sich eindeutig für etwas einzusetzen.Kompensatorisch versucht man, den heuteunterschiedlichsten Anforderungen, Angebo-ten und Impulsen zu entkommen, indem mansich ganz und gar, mit Haut und Haar, Leibund Seele für eine Sache engagiert. Die Verengung, die damit verknüpftist, ist mit hohen Kosten verbunden.

Was verliert man, wenn man sich ganz und gar einer Sache ver-schreibt?Offenheit, Selbstrelativierung, die Fähigkeit, andere Standpunkte anzu-erkennen, ohne dabei die eigene Linie zu verlieren. Die Haltung einesselbstbestimmten Menschen eben; die Fähigkeit, sich zu behaupten, ohne sich andere zum Feind zu machen.

Unsere Gesellschaft wird oft gelobt: Sie sei offen, vielseitig, man kön-ne sich verwirklichen. Früher sei alles enger gewesen, man hatteweniger Möglichkeiten.

Betrachten wir das einmal individualpsychologisch: Man kann mit ei-nem Überangebot an Möglichkeiten, das einen zu zerreissen droht, ver-schieden umgehen: Möglich ist eine Haltung der freundlichen Toleranz,gepaart mit der Fähigkeit, zu wissen, wer man ist und was man will.Diese Haltung setzt allerdings eine grosse Selbstsicherheit voraus. Werhingegen Angst hat und sich in seinen elementaren Lebensbedürfnissenbedroht fühlt, schliesst sich eher einer Bewegung an, die weiss, wo derFeind oder der Teufel hockt. Das gibt einem vermeintlich Sicherheit.

Wir leben in einer Zeit, in der soziale Ängste zunehmen.Ja, die produzieren dann etwa Fremdenfeindlichkeit. Oder weiter ge-fasst: Spaltungen der Gesellschaft. Das kann man übrigens sowohl nachlinks wie nach rechts beobachten. Auf der einen Seite sind alles «böseKapitalisten», auf der anderen Seite «fremdsprachige Bazillen». Sobaldin eine Zeit schwankender Orientierungen soziale Ängste hineingeraten,wird die Gefahr gross, dass eine politisch mobilisierbare Masse von Leu-ten entsteht, die sich an extremen Unterscheidungen orientiert. Undschon sind wir von der Individualpsychologie zur Sozialpsychologieübergegangen.

Unsere Gesellschaft krankt also an sozialen Ängsten und Orientie-rungslosigkeit?In unserer Welt ist wirklich Vieles fragwürdig geworden. Das fängt beider Klassenzugehörigkeit an – jeder oder niemand ist Mittelschicht undzum Prekariat gehören vielleicht auch hoch bezahlte Freiberufler – und

hört bei den Familienstrukturen auf: Die Grossfamilie gibt es nichtmehr, die Kleinfamilie schon gar nicht. Und die Patchwork-Familie wä-re eine schöne Sache, funktioniert aber nur mit Leuten, die emotionalgefestigt sind und genug Geld haben. Heute sind alle selbstverständ-lichen Haltungen und Halterungen verschwunden. Dabei darf die Fä-higkeit, das Andere zuzulassen, ohne gleich selbst nervös zu werden,nicht verloren gehen. Denn wenn die Nervosität umschlägt in durchPopulismen mobilisierbare Kompanien des Hasses, gefährdet das unse-re Gesellschaft.

Man sagt, das 20. Jahrhundert – Nationalsozialismus, Kommunis-mus – sei das Jahrhundert des Fanatismus gewesen. Wenn man Siereden hört, wird man diesbezüglich unsicher …

«Wenn wir die Nerven verlieren, kommt es zur Selbstent-zündung der Gesellschaft. Davor muss man warnen.»

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Der Superlativismus, das 20. Jahrhundert sei das Jahrhundert des Fanatismus, ist selbst eine fanatische Übertreibung. Man denke dochbitte auch an die konfessionellen Kriege des16. und 17. Jahrhunderts! Damals hat mansich wegen der seltsamsten Dinge aufs blutig-ste entzweit: Entschuldigung, aber ob manOblate nun als Anwesenheit Christi sieht odernicht … Sich deswegen die Köpfe abzuschneiden ist sehr wohl auch fa-natisch. Was es aber in Bezug auf das 20. Jahrhundert zu bedenken gilt:Durch die allge-meine Grossräumigkeit der Gesellschaft, die ungeheu-re Explosion der Menschen, hat es eine eigentliche Massengesellschafthervorgebracht.

Eine unterdessen hoch technologisierte Massengesellschaft, in derdie Medien-, Informations- und Kommunikationsmöglichkeitenenorm sind: Begünstigt das den Fanatismus?Ja, zweifach: Einerseits werden viele Menschen durch die Informa-tionsüberflutung verunsichert. Als Kompensation wird nach Orientie-rungshilfen gesucht. Andererseits sorgt das Internet dafür, dass jedesGrüppchen sich organisieren kann: Intelligenz und Fanatismus schlies-sen sich leider in keiner Weise aus – und intelligente fanatische Grup-pen haben gelernt, mit den Möglichkeiten des Internets umzugehenund sie optimal für ihre Zwecke zu nutzen.

In der Medienlandschaft sind eindeutige Botschaften gefragt: Wernicht zuspitzt, findet kaum Gehör. Die Eigenlogik der neuen Medienkultur! Die Inhalte müssen der Auf-merksamkeitsökonomie entsprechen, alles muss aufgemotzt werden:schwarz oder weiss, dafür oder dagegen. Wer hingegen Sowohl-

als-auch-Überlegungen anstellt, wird nicht belohnt. Das hat groteskeAuswirkungen. Nehmen wir den 11. September 2001, zwei Flugzeuge

flogen in die Twin Towers, 3000 Menschen kamen ums Leben. Das istnatürlich schlimm, statistisch gesehen aber nur ein Bruchteil der Ver-kehrsopfer der USA. Nach dem 11. September haben trotzdem sehr vie-le Menschen aufs Flugzeug verzichtet. Was zur Folge hatte, dass sichdie Zahl der Verkehrstoten stark erhöhte. Die Wirkung, die 9/11 erziel-te, lässt sich nicht durch die statistische Realität erklären, sonderndurch die Medienrealität. Sie folgt einer eigenen Logik. Im Politischenhat sie Folgendes hervorgebracht: Die Muslime sind ganz gefährlichund bedrohen den freien Westen.

Stellt der fundamentalistische Islam eine Gefahr dar?Selbstverständlich. Ganz besonders, wenn er in den Besitz von spalt-barem Material kommt. Die terroristische Gefahr ist eine grosse. Daswill ich in keiner Weise leugnen. Es gibt dabei aber eine Gefahr zwei-ter Stufe: Wenn das Reden über die Gefahr selber zur Gefahr wird. EinBeispiel dafür ist der Umgang mit dem Islam, den man nur noch als «Islamismus» wahrnimmt.

Wenn eine ganze Religionsgemeinschaft plötzlich als radikal wahr-genommen wird?Genau. Die Gefahr des Fanatismus für eine freiheitliche Gesellschaft istinsbesondere der fanatisierende Umgang mit ihm. Er scheint mir die

«Intelligenz und Fanatismus schliessen sich leiderin keiner Weise aus.»

Georg Kohler: «Es ist nicht ausgeschlossen, dass das Abendland untergehen kann.»

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grössere Gefahr zu sein als der Terrorismus. In der Schweiz gibt es rund100 000 Moslems, die hier in den unterschiedlichsten Schattierungenihr Leben leben. Und dann, wer kommt in die «Arena»? In der TV-Diskussion kommen nur Witzfiguren – verzeihen Sie, aber das muss ichso sagen – zu Wort, die höchstens eine Karikatur der Realität darstellen.

Wie sollte man auf die Angst vor Terrorismus reagieren?Zuerst einmal: Terrorismus ist Sache der Polizei und anderer Spezialis-ten. Auf die Angst der Gesellschaft sollte man reagieren, indem manwieder einmal auf die guten Schweizer Tugenden hinweist: Nüchtern-heit, Verblüffungsfestigkeit und die Bereitschaft, den anderen zu ver-stehen, auch wenn er anders ist als man selbst. Denn wenn wir die Nerven verlieren und die allgemeine Nervosität weiter steigt, kommt eszur Selbstentzündung der Gesellschaft. Davor muss man warnen.

Was braucht es, damit der Funke springt? Zuerst einmal eine günstige Konstellation: Eine politische Situation, inder die Menschen die Gefahr des grossen sozialen Abstiegs spüren.Und es braucht eine Alternative zum bestehenden System. Seit 1950war das, zumindest in Europa, nicht mehr der Fall. Die Institutionenwaren bisher stark genug, der Wohlstand gross genug.

Die Menschen in Griechenland müssen derzeit mit enormen Wohl-standseinbussen rechnen. Das allein halte ich noch nicht für gefährlich, da eine Alternative fehlt.

Solange es keine Alternative zum bestehenden System gibt, fällt eine Gesellschaft also keiner fanatischen Strömung zum Opfer.Was nicht bedeutet, dass die Gesellschaften inEuropa so stabil sind, dass das nicht nochkommen könnte. Aber bisher wissen auch je-ne, die viel zu verlieren haben, dass sie nochmehr verlieren würden, wenn sie die gesamtebestehende Ordnung ausser Kraft setzen würden. Und solang dieseRechnung nicht durch die Verheissung einer besseren Welt überdecktwird, sehe ich unsere Gesellschaften als relativ stabil an. Für die näch-sten zwei, drei Jahre sehe ich keine Gefahr für einen Umsturz von linksoder rechts.

Politisch gibt es kurzfristig keine Alternative. Wie sieht es im Be-reich der Religionen aus? Zumindest bei uns im Westen sehe ich bei den Religionen kein Poten-zial zur Radikalisierung.

Könnte Gefahr aus einer ganz anderen Richtung drohen?Wir müssen zwischen grossen und kleinen Fanatismen unterscheiden:Politik und Religion gehören zur ersten Gruppe. Die Kleinfanatismen –sie haben etwas Antiliberales – häufen sich jedoch: Rauchverbot, Prä-ventionsmassnahmen, Gesundheit als höchstes Gut und in ihrem Na-men die Jagd auf Dicke und Unsportliche. Das ist tatsächlich ein Trend,den ich kopfschüttelnd betrachte. Nehmen wir das Rauchverbot: Zu ei-ner liberalen Gesellschaft gehört nun mal, dass man sich selber ge-fährden kann! Dieser Kleinfanatismus, der sich herausnimmt, für seineeigene Vorstellung vom Leben derart grosses Geschütz aufzufahrenund die anderen am Anderssein zu hindern, ist zwar nicht gefährlich,aber ärgerlich.

Es gibt also Fanatismen, die ungefährlich sind.Die zivilisierte Form der Begeisterung, der Wunsch sich mit etwas Grös-serem eins zu fühlen; das ist eine urmenschliche Eigenschaft, gegen dieman nicht viel einwenden kann. Die Bereitschaft, sich in eine Zugehö-rigkeit zu fügen, ist auf grossen Strecken harmlos. Eine moderate Formdes Fanatismus ist, ein Fan von etwas zu werden. Gerade unsere Mas-

sengesellschaft hat ein enormes Fan-Bedürfnis, das sich an den merk-würdigsten Dingen zeigt: Die Sängerin Lady Gaga etwa ist ein Ausbundschlechten Gesangs, schlechten Geschmacks und schlechter Texte. La-dy Gaga-Fan zu sein, ist Fanatismus des schlechten, aber gefahrlosenGeschmacks.

Fanatismuspotenzial wohin das Auge blickt. Was bringt die Zu-kunft?Es könnte fanatische Zuspitzungen im Verhältnis der armen zur rei-chen Welt geben. Nicht in den nächsten drei, aber in den nächstenzehn Jahren ist es durchaus denkbar, dass es diesbezüglich zu grossenHerausforderungen kommt. Die stetige Einwanderung bringt uns unterDruck, die Ärmsten der Welt sind längst bei uns angekommen. Wennsich das entlädt in blindem Hass und blinder Wut, dann wird auch dieReaktion darauf blind und berserkerhaft ausfallen. Es ist nicht ausge-schlossen, dass das Abendland untergehen kann. Man kann unsere reiche Gesellschaft sehr wohl destabilisieren, wenn man das will. Viel-leicht müssen wir das im neuen Jahrzehnt erleben.

Was muss getan werden, um eine Eskalation zu verhindern?Es muss Institutionen geben, die bereit sind, für Ausgleich zu sorgen.Und es braucht eine vorausschauende Politik. Voraussetzung ist, dassman bereit ist, anzuerkennen, dass in unserer Gesellschaft enormeSpannungen und Ungleichheiten herrschen: Wie wollen wir mit demEinwanderungsdruck umgehen? Wie kann man Fanatismus-anfälligeMenschen von den Vorzügen der Gesellschaft, in der wir leben, über-zeugen? Beispiel Griechenland: Die Hafenstadt Patras ist längst eineFlüchtlingsstadt geworden mit Leuten aus dem Mittleren Osten und

Afrika. Dass dieser Druck sich irgendwann entlädt und zu Fanatismenund Gegenfanatismen führt, ist nicht ausgeschlossen. Ausserdem ist ei-ne energische Entwicklungspolitik vonnöten.

Ist Repression eine Lösung?Nein. Trotzdem brauchen wir Grenzen, Gesetze und Sanktionsmög-lichkeiten. 90 Prozent der Bevölkerung halten sich an Gesetze, zehnProzent nicht. Wenn die zehn Prozent nicht irgendwie daran gehindertwerden, beginnen sie die restlichen 90 Prozent zu infiltrieren. Ein Bei-spiel: Die meisten Leute sind bereit, eine Leistung an die Allgemeinheitabzuführen für öffentliche Güter, die damit bereitgestellt werden kön-nen. Aber wenn nur noch eine Minderheit Steuern zahlt oder ein Tram-billett löst, dann macht man es nicht mehr so gern … Hört man jedochdamit auf, trägt man dazu bei, dass alles zerfällt. Deshalb brauchen wirPolizei, Sanktionen und Härte. Das ist klar. Aber das Ganze funktioniertnur, wenn man in einer Gesellschaft lebt, in welcher der grosse Teil frei-willig solidarisch ist. ■

«Wer Angst hat, schliesst sich eher einer Bewegungan, die weiss, wo der Teufel hockt.»

Zur Person:Georg Kohler, geboren 1945, studierte Philosophie und Jurisprudenzin Zürich und Basel. Nach seiner Habilitation in Philosophie lehrte erzunächst in München. 1994 wurde er als Ordinarius für Philosophie,mit besonderer Berücksichtigung der politischen Philosophie, an dieUniversität Zürich berufen. In seinen zahlreichen Publikationen be-schäftigt er sich nicht nur mit Philosophie, sondern auch mit kulturel-len und gesellschaftspolitischen Zeitfragen.

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des zu. Wie die hohen Wellen brechen. WieRegen auf das Aluminiumdach peitscht. 80 De-zibel sind längst überschritten, und dass dadraussen noch ein paar entschärfte Minen ausdem Zweiten Weltkrieg liegen, die nie jemandabtransportiert hat, macht es auch nicht bes-ser. «Worauf ich mich am nächsten Tag freuensoll?», motiviere ich mich leise. Bei elf GradMeerestemperatur? «Nun, Hauptsache ichspanne aus und lüfte», murre ich in die Nacht,die so zugig ist, dass meine Decke nicht aus-reicht. Also stehe ich auf und hole mir auf Ze-henspitzen eine von Franks Tischdecken. DasWachstuch müsste den Wind abhalten.

«Mission erfüllt?», knurrt Frank am nächs-ten Morgen über die Kaffeeschale hinweg.«Weiss nicht, sag dus mir», knurre ich gerädertzurück. «Wenn du deinen Kopf gelüftet hast,dann kannst du ja deine Plastiktüte auspackenund hierbleiben. Für immer.»

Bingo. Plötzlich ist mein Kopf wieder leer.

DELIA LENOIR

[email protected]

ILLUSTRATION: IRENE MEIER

([email protected])

Letzthin auf einer Miniinsel vor der bretoni-schen Küste. «Das ist alles?», fragt mein Ju-gendkumpel Frank und starrt auf meine Plas-tiktüte. «Ich mache ein Experiment», keucheich und ziehe mich mit den Fingern am algen-verkrusteten Anlegesteg hoch. Kein Seil, keineLeiter, nichts. Typisch. «Könntest du mal?»Aber Frank greift sich mit dem Zeigefingerbloss meine Tüte und latscht, im Flipflopgangund schmuddeligen Marineshirt, davon.

«Also, was ist das für ein Experiment?», willer später in seiner zu einem Bistro ausgebau-ten Strandhütte wissen. «Du weißt doch, wasman sagt: Was man nicht auf die Insel mit-bringt, das findet man da auch nicht», hole ichaus: «Also mache ich eine kleine Bestandes-aufnahme!» «Du bringst nichts mit?», wundertsich Frank. «Kopf lüften und sehen, was dannnoch übrig bleibt, du Idiot!»

Einige Stunden später waten wir den Strandentlang und graben die Sandlöcher nach Mu-scheln für das Abendessen auf. «Beim letztenExperiment waren es, wenn ich mich recht er-innere, drei Dinge, die du mit dabei hattest.»«Das war ein anderes Experiment», falle ichihm ins Wort, aber Frank lässt sich nicht stop-pen. «Ähm, ein Buch, richtig? Baumwolle oderso.» «Seide.» «Und, ähm, einen Regenmantel.»«Mackintosh.» «Richtig.» «Ah, und der Hund»,grinst Frank jetzt breit, «der nicht schwimmenwollte!» «Ich dachte, ich gewöhne ihn endlichan Wasser», bin ich beleidigt: «Langsam mitihm ins Meer reinlaufen. Soft selling eben!»Aber Frank grinst noch breiter. «Er hat sich mitden Vorderpfoten an deinem Kopf festgekrallt.Die hinteren Pfoten waren in deinem Bikini-oberteil und du hast ihn nicht mehr runter ge-kriegt!» «Weil ich seine Pfeife im Auge hatte!»,verteidige ich mich jetzt sauer. «War ein tollesExperiment! Und was ist jetzt in der Plastiktü-te?», will Frank wissen. «Ein Muschelmesserund eine Decke.» «Ah! Nur noch zwei Dinge!»«Nein, das sind die Sachen, die man in deinemStrandbistro immer vergeblich sucht! Du erin-nerst dich, was man nicht auf die Insel mit-bringt …?» «Ist noch keine Saison», muffeltFrank jetzt. «Ausserdem, was wollen Touristenmit einem Muschelmesser? Danach muss mansie nur verarzten.»

In dieser Nacht liege ich wach auf einer Gästepritsche und höre dem Pfeifen des Win-

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Le mot noirWeekend auf der Insel

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Gestaltung Schönheit zum Anfassen

VON MICHAEL GASSER

Die inneren Werte werden zwar gern gepre-digt, doch ohne ein entsprechendes Äusseresläuft häufig nichts. Auch bei Büchern nicht.Zugegeben: Bei Bestsellern spielt das Ausse-hen keine Rolle. Ob der letzte Roman von Ro-samunde Pilcher/Ian Rankin/Stieg Larssonhübsch oder hässlich gestaltet ist, interessiertso ziemlich genau keinen. Die Dinger verkau-fen sich so oder so wie blöd. Ist der Inhaltallerdings ein bisschen weniger nah am Mas-sengeschmack, etwas gewichtiger oder auchnur komplexer, sieht die Sache anders aus.Meist handelt es sich dabei um Werke, die nurin relativ geringer Stückzahl produziert wer-den und von Mainstream-Medien weitgehendunbeachtet bleiben. Und somit keine Verkaufs-selbstläufer sind, im Gegenteil. Um potenzielleKäufer zu verführen, heisst es für sie: auffal-len. Keine neue Erkenntnis, natürlich. Bereits1943 regte der Typograf und PlakatgestalterJan Tschichold im Heft des SchweizerischenBuchhandels an, die zehn schönsten Büchereines Jahres auszuzeichnen, denn «eine solcheEinrichtung würde sich sicher günstig auf die schweizerische Buchproduktion auswir-ken». Tschichold wurde erhört und ab 1945prämierte der Schweizer Buchhändler- undVerlegerverband einheimische Bücher für ihrAussehen. 1998 übernahm schliesslich dasBundesamt für Kultur (BAK) die Organisationdes preisgeldfreien Wettbewerbs.

«Wenn sich Verlage schon Mühe geben,dann soll das auch gewürdigt werden», erklärtAnisha Imhasly, die Wettbewerbs-Verantwort-liche. Aber das Unterfangen ist kein einfaches.«In vielen Verlagen sitzen ästhetisch ungebil-dete Marketing-Leute.» Und die denken be-kanntlich vornehmlich in Zahlen und nur sel-ten in Schönheitskategorien. Imhasly ist sichmit der Wettbewerbsjury aber einig, dass ge-druckte Bücher – wenn überhaupt – nur danneine Zukunftschance haben, wenn sie mitschöner Gestaltung einen Mehrwert liefern.Apple-Chef Steve Jobs posaunte vor zwei Jah-ren zum Thema: «Es spielt keine Rolle, wie gutoder schlecht das Produkt ist, Fakt ist, dass dieLeute einfach nicht mehr lesen.» Jetzt, wo erund seine Firma den iPad – auf den man sich

auch E-Books laden kann – auf den Markt ge-worfen haben, würde der Amerikaner seineAussage eventuell leicht diplomatischer for-mulieren.

Dennoch: Der globale Strukturwandel unddie zunehmende Digitalisierung stellen dieBuchbranche vor eine existenzielle Herausfor-derung. Gut vorstellbar etwa, dass dereinst dieMehrzahl der Romane nicht mehr in gedruck-ter Form, sondern als E-Books verlegt werden.Aber auch Foto-, Kunst- oder Architekturbü-cher? Schwer vorstellbar. Machen sich prächti-ge Bände im Regal und auf dem Kaffeetisch inästhetischer Hinsicht doch um einiges besserals nur noch ein weiteres elektronisches Gad-get. Imhasly schwärmt zudem vom haptischenErlebnis, ein schön gestaltetes und gedrucktesBuch in Händen zu halten.

Der zur Jury gehörende Gestalter und Verle-ger Lars Müller meint, dass Menschen, die mitdem Joystick aufgewachsen seien, es bisweilenan der Sensibilität für ein schönes Buch man-gle. «Ich bin vor dem Computerzeitalter auf-gewachsen, ich habe das Bedürfnis, ein Buchanzufassen.» Natürlich am liebsten ein schöngestaltetes. Und woran erkennt man denn einsolches? «Die Übereinstimmung zwischen In-

halt und Form muss gewährleistet sein», er-klärt Müller, «schlechte Gestaltung zu her-vorragendem Inhalt, das ist eine verpassteChance.» Auch zu viel Firlefanz sei der Sacheabträglich, «à point» soll ein schönes Buchsein. So wie das zusammen mit 29 anderenWerken von der Jury ausgezeichnete «WalkingThrough Baghdad with a Buster Keaton Face»von Thomas Galler (edition fink) – das mitt-lerweile beim internationalen Wettbewerb«Schönste Bücher aus aller Welt» in Leipzig dieGoldmedaille gewonnen hat. «Das Werk über-zeugt in seiner Ganzheit, von der stimmigenAussage der Typografie bis hin zum überaussorgfältigen Satz», sagt Müller.

Ob sich prämierte Bücher besser verkaufen,kann Anisha Imhasly nicht sagen, Zahlen gibtes keine dazu. Aber «Ruhm und Ehre» in derSzene sei den Gewinnern sicher. Ebenso wiedie Gewissheit, eine der Maximen des deut-schen Philosophen Arthur Schopenhauer er-füllt zu haben: «Der Stil erhöht die Schönheitder Gedanken.» ■

Die schönsten Schweizer Bücher.

Museum für Gestaltung Zürich, 13. Juni bis 4. Juli 2010.

www.museum-gestaltung.ch

So sieht ein Gewinner aus: Thomas Gallers prämiertes Werk.

Bücher sind wie Menschen: Von beiden gibt es dicke, dünne, dümmliche, kluge und vor allem immer mehr. Diehässlichen werden ignoriert, die besonders ansehnlichen prämiert. Etwa beim Wettbewerb «Die schönstenSchweizer Bücher».

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Kulturtipps

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BuchGelebte Utopie

1997 reisten drei junge Menschen aus Pflegeberufen durch Nepal.Angesichts des Elends beschlossen sie spontan, ein Waisenhauszu gründen. Was als verrückte Idee begann, hat sich zum segens-reichen Grossprojekt entwickelt.

VON CHRISTOPHER ZIMMER

Nepal! Reiseziel für Rucksacktouristen, Freaks, Hippies, Kiffer, Suchernach Sinn und Erleuchtung – und vor allem für Gipfelstürmer auf demWeg zum Dach der Welt. So oder ähnlich geistert das Klischee dieseskaum bekannten Landes durch Köpfe und Medien. Erst der Mord an derKönigsfamilie und der folgende Bürgerkrieg haben den Blick der Welt-öffentlichkeit verändert.Das reale Nepal ist auch heute noch ein politisches Pulverfass. Und ei-nes der zehn ärmsten Länder, das sich erst in den 1950er-Jahren der Mo-derne öffnete: Eine von Hindureligion und Kastenwesen geprägte, strengreglementierte Welt, deren Weg zur Demokratisierung unter denschwierigsten wirtschaftlichen Bedingungen stattfindet.Inmitten dieser Wirren wurden 1998 der Verein Govinda und die nepa-lesische Partnerorganisation Shangrila – benannt nach dem fiktiven, sa-genumwobenen Ort im Himalaja, wo paradiesische Verhältnisse herr-schen sollen – ins Leben gerufen, die heute über 1000 Unterstützende inder Schweiz und in Deutschland haben. Das erste, noch kleine Waisen-haus für fünf Kinder wuchs rasch und zog in einen Neubau. Eine Schu-le kam dazu, und schliesslich wurden die Entwicklungsaktivitäten in dieärmsten Bergregionen ausgeweitet, aus denen viele der oft schwer trau-matisierten Kinder kommen, um dort anzusetzen, wo das Elend ent-steht. Bis heute hat Govinda über 5000 Bedürftigen geholfen und leistettäglich wertvolle Aufbauarbeit.Der Autor Christian Platz und der Fotograf Christoph Gysin haben in einem schön gestalteten Buch Arbeit und Umfeld von Govinda mit Porträts und Hintergrundberichten dokumentiert. Kenntnisreich berich-ten sie von diesem Land der Kontraste, von einer Gesellschaft im Umbruch, von tiefstem Elend, aber auch von Hoffnung und Heiterkeitinmitten von traumhaften Landschaften und atemberaubenden Bergpa-noramen – Schönheiten einer Natur, deren Härte den Menschen allesabverlangt. Dieses Buch erzählt die ermutigende Geschichte von Menschen, diedem Elend nicht tatenlos zusehen wollten, sondern die sich dafür ein-gesetzt haben, dass aus dem Mythos Shangrila ein Stück gelebte Utopiegeworden ist.Christian Platz (Texte), Christoph Gysin (Fotos): Die Kinder von Shangrila.

Geschichten aus dem heutigen Nepal. Schwabe Verlag 2009. CHF 48.–.

MusikDer Verhaltensauffällige

Der Bündner Skandalrapper Gimma teilt wieder aus: Auf «Un-mensch» schimpft und flucht er weit jenseits des guten Ge-schmacks. Das ist primitiv und abartig lustig.

VON RETO ASCHWANDEN

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, missliebige Musiker zu diskreditie-ren. Am einfachsten: Man spricht ihren Songs die Qualität ab. Schon et-was differenzierter: Das Talent wird gewürdigt, die konkrete Ausführungaber als «plump», «billig» oder «peinlich» bekrittelt. Und am perfidesten:Der Künstler wird als Kranker bemitleidet: «Musik und Selbstdarstellungscheinen zugleich Hilferuf und Versuch der Eigentherapie zu sein.» So-weit eine unvollständige Presseschau zu «Unmensch», dem neuen Al-bum des Bündner Rappers Gimma. Doch diese Berichte sagen mehrüber ihre Autoren aus als über den Künstler. Viele der neuen Songs sindSchimpftiraden, gespickt mit Schmähungen, das einem die Ohrenschlackern. Wer das gut findet, setzt sich dem Verdacht aus, womöglichselber ein Primitivling zu sein. Und wenn schon. Ins Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit kam Gimma vor vier Jahrendurch seine «Hymna» zur Fussball-WM. Seither hat der Rapper sein Re-pertoire erweitert. Mit «Iisziit» (unter dem Namen Bucher und Schmid)legte er ein Album vor, das sowohl als Liebesdrama wie auch als düste-res Gesellschaftsbild überzeugte. Spätestens da wurde klar, dass der Ver-haltensauffällige aus Chur nicht bloss die schlimmsten Schlötterlisdraufhat, sondern zu den besten Geschichtenerzählern des Landes ge-hört. Kurz darauf überraschte er auf dem Album «Hippie» mit poppigenSongs aus der Hitwerkstatt von Roman Camenzind (Baschi, Bligg, Lovebugs). «Unmensch» klingt nun wieder wüst wie früher: Hämmernde Beats imStakkato und Texte, die wir hier nicht zitieren können. Nur so viel:Gleich zum Auftakt zieht Gimma in «Morgarot» über die versammelteSchweizer Promiszene von Gabriela Amgarten über Monika Kälin bisChristoph Mörgeli her, dass Ehrverletzungsklagen die einzig ehrlicheReaktion wären. Im Verlauf der Platte gibt es dann aber immer wiederZeilen, die nahelegen, dass die derben Worte nicht Selbstzweck sind,sondern Satiren, die als Sozialkritik gelesen werden können. Nicht, dassdas nötig wäre. Songs wie «Alpha Beta», wo Gimma jedem Buchstabenein Schimpfwort widmet, sind einfach ein grosser unkorrekter Spass.Und dienen als Alternative zum Amoklauf, wenn man sich im Pendler-rudel mal wieder von Psychopathen umzingelt wähnt: «Jeda einzelni voeu kotzt mi a.»Gimma: «Unmensch» (Equipe Music).

Unmensch Gimma bei der Attacke auf Mörgeli, Kälin und Co.

Geschichte als gelebte

Utopie erzählt.

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KinoSchuld und Sühne auf Schwedisch«Vergebung» enthält alle Ingredienzien, die ein Thriller braucht: Familienverhältnisse wie in einer griechischen Tragödie, liebens-werte Anti-Heldinnen, Spannung, Schuld und Sühne.

VON MICHÈLE FALLER

Die junge Frau liegt schwer verletzt auf der Intensivstation. Kaum kannsie sprechen, fragt sie den Arzt besorgt: «Lebt Zalachenko?» Übel zuge-richtet, doch sein Zustand sei stabil, meint der junge Mediziner. «Scheis-se.» Lisbeth Salander hatte wohl gehofft, dass ihr Axt-Einsatz im Zwei-kampf effektvoller gewesen wäre. Und als hätte Zalachenko, der einpaar Zimmer weiter liegt, dies gehört, lässt er sich vernehmen: «Ichüberlebe immer.» Der Thriller «Vergebung» ist der letzte Teil von Stieg Larssons Millen-nium-Trilogie. Die drei Bestseller des schwedischen Autors, der kurznach deren Fertigstellung verstorben ist, sind allesamt verfilmt worden,und mit «Vergebung» erreicht nun der fulminante Höhepunkt dieDeutschschweizer Leinwände.Während in «Verblendung» und «Verdammnis» der Journalist MikaelBlomkvist noch gemeinsam mit der Privatermittlerin Lisbeth Salanderdubiose Machenschaften aufdeckte, gilt es nun für Mikael, die Unschuldseiner Verbündeten zu beweisen. Mit Hilfe einer Titelstory in seinerZeitschrift «Millennium» will er die Verschwörung gegen Salander auf-decken. Unterstützt wird er von seiner Redaktion, vom Nachrichten-dienst der Regierung und seiner hochschwangeren Schwester, derRechtsanwältin Annika – und behindert von alternden Geheimagentenund von Salanders Halbbruder Ronald Niedermann: ein Mann mit Kör-permassen à la Frankensteins Monster, der einmal mit «blonder Teufel»ziemlich treffend umschrieben wird.Regisseur Daniel Alfredson ist ein Kino-Abenteuer gelungen, das wäh-rend zweieinhalb Stunden nie an nervenaufreibender Spannung ver-liert. Mit einem rasanten und brutalen Chaos beginnend, verlangsamtsich das Tempo des Films zusehens, und die Puzzleteilchen beginnensich zusammenzusetzen. Trotzdem kommt man nicht zum Atemholen.Ständig schlottert man mit den Figuren, bangt um die zähe und dochzarte Lisbeth, um die netten Redaktionsmitarbeiter und die schwangereAdvokatin.Von zahlreichen Ungerechtigkeiten und vertuschten Verbrechen gebeu-telt, nimmt man am Schluss auch die schlimmste Sühne für die Böse-wichte mit grosser Genugtuung zur Kenntnis. Und bedauert, dass Lars-son nicht alle zehn geplanten Bände fertigschreiben konnte.«Vergebung», Regie: Daniel Alfredson, 147 Min., Schweden 2009, derzeit in den

Deutschschweizer Kinos.

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Die 25 positiven FirmenDiese Rubrik ruft Firmen und Institutionenauf, soziale Verantwortung zu übernehmen.Einige haben dies schon getan, in dem siedem Strassenmagazin Surprise mindestens500 Franken gespendet haben. Damit helfensie, Menschen in pre kären Lebensumstän-den eine Arbeitsmöglichkeit zu geben undsie auf ihrem Weg zur Eigenständigkeit zube g leiten. Gehört Ihr Betrieb auch dazu? DieSpielregeln sind einfach: 25 Firmen werdenjeweils aufgelistet, sind es mehr, fällt jenerBetrieb heraus, der am längsten dabei ist.

Möchten Sie bei den positiven Firmen aufgelistet

werden?

Mit einer Spende von mindestens 500 Franken

sind Sie dabei! PC-Konto: 12-551455-3,

Verein Strassenmagazin Surprise, 4051 Basel

Zahlungszweck:

Positive Firma + Ihr gewünschter Eintrag!

Wir schicken Ihnen eine Bestätigung.

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Stoll Immobilientreuhand AG, Winterthur

Kaiser Software GmbH, Bern

Responsability Social Investments AG, Zürich

chefs on fire GmbH, Basel

Ingenieurbüro BEVBE, Bonstetten

Gemeinnütziger Frauenverein Nidau

VXL gestaltung und werbung ag, Binningen

Scherrer & Partner GmbH, Basel

TYDAC AG, Bern

KIBAG Strassen- und Tiefbau

OTTO’S AG, Sursee

Klinik Sonnenhalde AG, Riehen

Canoo Engineering AG, Basel

Lehner + Tomaselli AG, Zunzgen

fast4meter, storytelling, Bern

Brother (Schweiz) AG, Baden

Druckerei Hürzeler AG, Regensdorf

IBZ Industrie AG, Adliswil

Zeix AG, Zürich

Zürcher Kantonalbank, Zürich

Axpo Holding AG, Zürich

Experfina AG, Basel

AnyWeb AG, Zürich

muttutgut.ch, Lenzburg

Mobilesalad AG, Bern

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Lisbeth Salander kämpft gegen Verschwörer – wenn nötig auch mit der Axt.

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Ausgehtipps

Zürich/LuzernKonfusion im DoppelpackBeide sind sie in ihrer Sparte Legenden. In der rechten Ecke: Die YoungGods, Pioniere des Industrial-Rock, die seit 25 Jahren immer wieder mu-sikalisches Neuland erschaffen. In der linken Ecke: Koch-Schütz-Studer,das Jazztrio, das mit seiner «Hardcore Chamber Music» Improvisation,Neue Musik und Avantgarde-Rock vom Feinsten fabriziert. Bewunderthaben sich die Bands seit langem gegenseitig. Nun machen sie gemein-same Sache. «More To Come (for additional confusion)» heisst die Kol-laboration, über die nichts Genaues bekannt ist, denn Tonträger gibt esbislang keinen. Klar ist: Bloss aus den vorhandenen Repertoires schöp-fen, das wäre zu einfach. Stattdessen werden die beiden Bands als Sep-tett live auf der Bühne ein gemeinsames Werk erschaffen. Könnte span-nend werden. (ash)6. Juni, 19 Uhr und 7. Juni, 20.30 Uhr, Moods, Zürich; 10. Juni, 20.30 Uhr,

Schüür Luzern.

Legenden unter sich: Die Young Gods (oben) und Koch-Schütz-Studer.

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— www.theater-basel.ch, Tel. +41/(0)61-295 11 33 —

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Sie wissen, um wen es sich hier handelt: Cowboy-Hut, Pferd, Zigarette.

Winterthur Rauchendes Relikt

Die letzte Indoor-Zigarette ist geraucht und der Geschmack von Freiheitund Abenteuer nur noch eine Lüge aus früheren Zeiten. Und so ist auchder «Marlboro Man» längst keine real existierende Werbefigur mehr,sondern nur noch ein Relikt aus der Vergangenheit. Fotografiert hat dieBilder der Schweizer Hannes Schmid. Trotz aller Gesundheitsdebattensind diese Bilder bis heute ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Wiekonnte ein rauchender Cowboy zu einem derartigen Erfolg werden? Dasfragte sich Schmid wohl selber auch. Deshalb hat er seine Fotografien inmonatelanger Feinarbeit in monumentale Ölbilder übertragen. DieÜbersteigerung war dabei kein Unfall, sondern ein bewusster künstleri-scher Entscheid. Die Fotostiftung Schweiz gibt nun Einblicke in die Ent-stehung und Inszenierung einer Ikone. (ash)Hannes Schmid – Never Look Back, Fotostiftung Schweiz, Winterthur, 12. Juni bis

19. September 2010. Vernissage 11. Juni, 18 bis 21 Uhr. www.fotostiftung.ch

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Freies Leben im Zoo: die Libelle.

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ZürichSüdafrika für UnsportlicheFussballmuffel aufgepasst: Hier gibts einen Weg, auf dem ihr euch Zu-gang zum Austragungsland der WM verschaffen könnt – und zwar aufintellektueller Ebene. Trotz dem Auftrieb, den der Mega-Event dem Landbringt, ist Südafrika in vielen Bereichen noch im Hintertreffen: So sinddie Lebensbedingungen der Bevölkerungsmehrheit immer noch von Ar-mut, unzureichender Ernährung, hohen HIV-Infektionsraten, mangeln-der Infrastruktur und Gesundheitsvorsorge sowie geringer Bildung ge-prägt. Stefanie Lemke vom Kompetenzzentrum Gender und Ernährungder Universität Hohenheim gibt Einblick in die komplexen Gesell-schaftsstrukturen des Landes, das momentan in aller Munde ist. (juk)Südafrika im Umbruch: Nahrungssicherheit, Geschlechterdynamiken und soziale

Netzwerke, Vortrag, Donnerstag, 10. Juni, 19 Uhr, Völkerkundemuseum der

Universität Zürich.

Leben in Südafrika, weitab vom Fussballgeschehen.

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LenzburgSchlossball

Schloss Hallwyl, ein ehrwürdiges, sonntagsspaziergangstaugliches Was-serschloss in unmittelbarer Nähe zum romantischen Hallwilersee imKanton Aargau, heute ein Museum: Die Schlossgeister des 900-jährigenGemäuers dürften ihren Ohren nicht trauen, wenn die heutigenSchlossherren – die Museumsmacher – zum Tanze laden. Denn stattKammermusik wird Salsa, Tango und Wiener Salonmusik gespielt. BeiLivemusik mit einem Tango-Duo und Salonmusikern, sowie mit einerSalsa-Show und anschliessendem Salsa-Schnellkurs kommen alle aufihre Kosten: Tänzer, Zuschauer und Zuhörer. (juk)Tanzschloss, Samstag, 19. Juni, von 18 Uhr bis Mitternacht, Schloss Hallwyl.Der Salsaclub «Rayos de Sol» bringt die Schlossmauern zum Wanken.

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BaselSpinnenfang und Schnecken-spaziergangDass es im Zoo nur so von Tieren wimmelt, ist nicht direkt erstaunlich.Wohl aber, dass die Mehrheit der Zoobewohner nicht in Gehegen lebt,sondern dazwischen. Am Tag der Artenvielfalt kann man sich im ZooBasel davon überzeugen und an verschiedenen Führungen teilnehmen:Von Fachleuten begleitet können Kinder und Erwachsene beim soge-nannten Schneckenspaziergang mitlaufen, Libellen beobachten oderSpinnen in der Dämmerung einfangen. Denn einige Kleintiere werdendann doch kurzfristig eingesperrt, damit man sie beim Haupteingangdes Zoos bestimmen und per Mikroskop untersuchen kann. (mek)«8. Basler Tag der Artenvielfalt», Freitag, 11. Juni, 18.30 Uhr bis Samstag, 12. Juni,

18 Uhr im Zoo Basel. Das Zoo-Abo ist gültig. www.zoobasel.ch

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Verkäuferporträt«Nach der Probe habe ich eingutes Gefühl im Bauch»

AUFGEZEICHNET VON ISABEL MOSIMANN

«Vor bald fünf Jahren stand mir das Wasser bis zum Hals, meine fi-nanzielle Situation war trotz Invalidenrente und Ergänzungsleistungenso prekär, dass ich etwas unternehmen musste. Eine Bekannte, die Sur-prise verkaufte, verwies mich an das Vertriebsbüro Bern. ‹Hier hast duzehn Startmagazine gratis›, sagte Fredi, der Vertriebsleiter, als er vonmeinen Sorgen hörte, ‹damit kommst du wieder zu Geld.›

Seither verkaufe ich Surprise im Bahnhof Bern. In der Regel arbeiteich in den Abendstunden, so ab sieben Uhr stehe ich in der Christoffel-Unterführung. Tagsüber habe ich zu Hause zu tun, koche mir ein Mit-tagessen, erledige Sachen in der Stadt. Ich arbeite am liebsten amAbend, denn was soll ich sonst tun: In der Beiz oder vor dem Fernseherhocken?

Es kommt vor, dass ich während der Arbeit Bekannte treffe, die ich20 Jahre nicht gesehen habe. Das macht es interessant. Amüsant wirdes, wenn ein anderer Surprise-Verkäufer vorbeikommt. Dann machenwir immer ‹e chli z’Chalb›. Langweilig wird mir nie, denn abends imBahnhof, da sieht man einfach alles!

Vor gut einem Jahr kam Fredi auf mich zu wegen des neuen Surpri-se-Chors. Zuerst war ich ein bisschen skeptisch. Ich mache zwar schonmein Leben lang Musik, aber Singen in einem Chor, das hatte ich mirvorher noch nie überlegt. Mittlerweile fahre ich jeden Dienstagabendnach Basel zur Probe. Zurzeit sind wir etwa zehn Leute und üben vonsieben bis ungefähr neun Uhr im Musikpalast.

Schon als kleiner Bub klimperte ich auf dem Klavier meiner Mutterherum und während der Schulzeit ging ich dann in den Klarinetten-unterricht. Die wirklichen musikalischen Höhepunkte erlebte ich aberjeweils in den Ferien bei meinem Onkel im Hotel Schweizerheim inWengen. Der Bruder meiner Mutter war Hotelier, Küchenchef und Gäs-teanimator zugleich, denn er unterhielt die Gäste nach dem Abendessenmit der Handorgel gleich selber. Auch meine vier Cousins und Cousinenspielten alle ein Instrument, und so formierten wir bei meinen Besuchenjedesmal gleich eine Band. Sogar auftreten konnten wir, an Silvester!

Weil ich in Wengen Schlagzeug spielen gelernt hatte, fragten michmeine Kollegen in Bern, ob ich in einer Schülerband spielen wollte. Un-ser Gruppe Popcorn war recht erfolgreich. Als es dann aber um mehrAuftritte und sogar eine Tournee ging, stellten sich unsere Eltern dage-gen. Wir seien noch zu jung für so etwas, hiess es. Aber da hätte es ebenrichtig losgehen können. Ich meine, die Beatles waren auch jung, als sieangefangen hatten.

Im Surprise-Chor stand am Anfang das Singen im Zentrum, mit derheutigen Zusammensetzung hat sich das etwas geändert. Ich spiele un-ter anderem Schlagzeug und Bassgitarre, andere sind an afrikanischenund kubanischen Trommeln, an der Marimba oder am Keyboard. Mitt-lerweile haben wir zwei Repertoires, ein Chor- und ein Band-Reper-toire, die wir je nach Anlass aufführen. Kürzlich bei einem Auftritt in derElisabethenkirche in Basel haben wir zum Beispiel nur gesungen.

Alok Fechner (58) verkauft Surprise im Berner Bahnhof, macht von Kindesbeinen an Musik und geht im Surpri-se-Chor nun wieder regelmässig seiner Leidenschaft nach.

Das Programm stellt unser Chorleiter Michael Pfeuti zusammen.Manchmal schlagen auch wir Stücke vor. Sogar Eigenkompositionenhaben wir im Programm. Das breite Spektrum finde ich super, wir spie-len querbeet: altspanische Lieder, deutsche Schlager wie ‹Marmor, Steinund Eisen bricht›, Gospel und auch ‹Come together› von den Beatles.Wenn ich nach der Probe im Zug nach Hause sitze, habe ich jedes Malein gutes Gefühl im Bauch. Die Leute im Chor sind gut und lustig, undich muss sagen, wir sind wirklich Freunde geworden.

Für mich ist der Surprise-Chor ein Glücksfall, denn ich würde auchsonst gerne Musik machen mit einer Band, wie früher, aber es istschwierig, das zu realisieren. Die Amateurmusiker haben meist zu we-nig Zeit, wollen sich nicht regelmässig verpflichten, die Profis wollenmit der Musik Geld verdienen. Beim Surprise-Chor ist für die nötigeKontinuität und Struktur gesorgt. Das ist mir sehr wichtig, und gibt auchden Boden, auf dem etwas wachsen kann.» ■

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Surprise kümmert sich um Menschen, die we-niger Glück im Leben hatten als andere. Men-schen, die sich aber wieder aufgerappelt habenund ihr Leben in die eigenen Hände nehmenwollen. Mit dem Verkauf des Strassenmaga-zins Surprise überwinden sie ihre soziale Iso-lation. Ihr Alltag bekommt Struktur und wie-der einen Sinn. Sie gewinnen neue Selbstach-tung und erarbeiten sich aus eigener Kraft ei-nen kleinen Verdienst. Die Surprise-Strassen-verkäuferinnen und -verkäufer helfen sich sel-

ber. Das verdient Respekt und Unterstützung.Regelmässige Verkaufende werden von Sur -prise-Sozialarbeiterinnen be treut, individuell begleitet und gezielt gefördert. Dazu gehörtauch, dass sie von Surprise nach bestandenerProbezeit einen ordentlichen Arbeits vertrag er-halten. Mit der festen Anstellung übernehmendie Surprise-Verkaufenden mehr Verantwor-tung; eine wesentliche Voraussetzung dafür,wieder fit für die Welt und den Arbeitsmarktzu werden.

Vorname, Name

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Telefon

E-Mail

Datum, Unterschrift

1 Jahr: 8000 Franken 1/2 Jahr: 4000 Franken 1/4 Jahr: 2000 Franken 1 Monat: 700 Franken

Ja, ich werde Götti/Gotte von:

Talon bitte senden oder faxen an: Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, [email protected], PC-Konto 12-551455-3

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Wolfgang KreibichBasel

Eine Chance für alle!Werden Sie Surprise-Götti oder -Gotte

Starverkäufer

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Surprise-Verkäufer Alok Fechner nominiertseinen Kollegen Thomas Iberg als Starver-käufer: «Thomas verkauft seit fünf Jahren vorder Migros Breitenrainplatz und ist von dortnicht mehr wegzudenken. Wenn ich einkau-fen gehe, ergibt sich immer ein Schwätzchen.Nun wird der Laden renoviert und Thomasmacht sich Sorgen, was dann aus ihm werdensoll. Deshalb wünsche ich ihm: Kopf hoch.Ausserdem hat sich die Nomination mit sei-ner Ausdauer redlich verdient.»

Nominieren Sie Ihren Starverkäufer!Schreiben Sie uns mit einer kurzen Begründung, wel-

chen Verkäufer Sie an dieser Stelle sehen möchten:

Strassenmagazin Surprise, Redaktion,

Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel,

F +41+61 564 90 99, [email protected]

Peter Gamma, BaselPeter Hässig, BaselMarika Jonuzi, BaselBob Ekoevi Koulekpato, BaselKurt Brügger, Basel

Ausserdem im Förderprogramm SurPlus:

Anja Uehlinger, BadenRené Senn, ZürichFatima Keranovic, BasellandJovanka Rogger, ZürichMarlise Haas, Basel

Als Götti oder Gotte ermöglichen Sie einer Strassenverkäuferin oder einem -verkäufer eine betreute Anstellung bei Surprise und damit dieChance zur Rückkehr in ein selbstbestimmtes Leben.

Jela VeraguthZürich

Andreas AmmannBern

Tatjana GeorgievskaBasel

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Vorname, Name

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E-Mail

Datum, Unterschrift

Ich möchte Surprise abonnieren!

Rechnungsadresse:

Bitte heraustrennen und schicken oder faxen an:Strassenmagazin Surprise, Administration, Spalentorweg 20, Postfach, 4003 Basel, F +41 61 564 90 99, [email protected]

24 Ausgaben zum Preis von CHF 189.– (Europa: CHF 229.– )(Verpackung und Versand bietenStrassenverkäuferInnen ein zusätzliches Einkommen.)

Gönner-Abo für CHF 260.–

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Impressum

HerausgeberStrassenmagazin Surprise GmbH, Postfach, 4003 Basel,www.strassenmagazin.chGeschäftsführung T +41 61 564 90 63Fred Lauener, Agnes Weidkuhn (Assistenz GF) Öffnungszeiten SekretariatMo–Do 9–12 Uhr, T +41 61 564 90 90, F +41 61 564 90 99 [email protected] T +41 61 564 90 70Fred Lauener (Leitung), Reto Aschwanden, Julia Konstantinidis, Mena Kost, Thomas Oehler (Sekretariat)[email protected] MitarbeitMichèle Faller, Andrea Ganz, Michael Gasser, Ruben Hollinger, Delia Lenoir, Irene Meier, Isabel Mosimann,Susanna Petrin, Dominik Plüss, Isabella Seemann, Udo Theiss, Priska Wenger, Christopher ZimmerKorrektorat Alexander JungoGestaltungWOMM Werbeagentur AG, BaselDruckAVD GoldachAuflage29 400, Abonnemente CHF 189.–, 24 Ex./JahrAnzeigenverkauf T +41 61 564 90 77Therese Kramarz, Mobile +41 76 325 10 [email protected]

Marketing T +41 61 564 90 61Theres BurgdorferVertrieb T +41 61 564 90 81Smadah Lévy (Leitung)Vertrieb Zürich T +41 44 242 72 11Reto Bommer, Engelstrasse 64, 8004 Zürich, Mobile +41 79 636 46 12 [email protected] Bern T +41 31 332 53 93Alfred Maurer, Pappelweg 21, 3013 Bern, Mobile +41 79 389 78 [email protected] und Förderung T +41 61 564 90 51Rita Erni Chor/Kultur T +41 61 564 90 40Paloma SelmaStrassensport T +41 61 564 90 10Lavinia Biert Trägerverein Strassen magazin Surprise Präsident: Carlo Knöpfel

Wiedergabe von Artikeln und Bildern, auch auszugs weiseoder in Ausschnitten, nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Redaktion. Für unverlangte Zusendungen wird vonder Redaktion und dem Verlag jede Haftung abgelehnt.

Surprise behält sich vor, an Verkaufende gerichtete Post-sendungen zu öffnen. Barspenden an namentlich bezeich-nete Verkaufende können nur bis zu einem Betrag vonCHF 100.– weitergeleitet werden. Darüber hinausgehendeBeträge sollen – im Einverständnis mit der Spenderin oderdem Spender – allen Verkaufenden zugute kommen.

Surprise ist:

Hilfe zur Selbsthilfe Surprise hilft seit 1997 Menschen in sozialenSchwierigkeiten. Mit Programmen in den Bereichen Beschäftigung, Sport und Kultur fördert Surprise die soziale Selbständigkeit.Surprise hilft bei der Integration in den Ar-beitsmarkt, bei der Klärung der Wohnsitua-tion, bei den ersten Schritten raus aus derSchuldenfalle und entlastet so die SchweizerSozialwerke.

Eine Stimme für Benachteiligte Surprise verleiht von Armut und sozialer Be-nachteiligung betroffenen Menschen eineStimme und sensibilisiert die Öffentlichkeit für ihre Anliegen. Surprise beteiligt sich am Wandel der Gesellschaft und bezieht Stellungfür soziale Gerechtigkeit.

Strassenmagazin und Strassenverkauf Surprise gibt das vierzehntäglich erscheinen-de Strassenmagazin Surprise heraus. Dieseswird von einer professionellen Redaktion pro-duziert, die auf ein Netz von qualifizierten Berufsjournalistinnen, Fotografen und Illu-stratorinnen zählen kann. Das Magazin wird fast ausschliesslich auf der Strasse verkauft.Rund dreihundert Menschen in der deutschenSchweiz, denen der Arbeitsmarkt verschlos-sen bleibt, erhalten damit eine Tagesstruktur,verdienen eigenes Geld und gewinnen neuesSelbstvertrauen.

Sport und Kultur Surprise fördert die Integration auch mit Sport.In der Surprise Strassenfussball-Liga trainierenund spielen Teams aus der ganzen deutschenSchweiz regelmässig Fussball und kämpfenum den Schweizermeister-Titel sowie um dieTeilnahme an den Weltmeisterschaften für so-zial benachteiligte Menschen. Seit 2009 hatSurprise einen eigenen Chor. GemeinsamesSingen und öffentliche Auftritte ermöglichenKontakte, Glücksmomente und Erfolgserleb-nisse für Menschen, denen der gesellschaft-liche Anschluss sonst erschwert ist.

Finanzierung, Organisation und internatio-nale VernetzungSurprise ist unabhängig und erhält keine staat-lichen Gelder. Das Strassenmagazin wird mitdem Erlös aus dem Heftverkauf und mit Inse-raten finanziert. Für alle anderen Angebotewie die Betreuung der Verkaufenden, die Sport-und Kulturprogramme ist Surprise auf Spen-den, auf Sponsoren und Zuwendungen vonStiftungen angewiesen. Surprise ist eine nicht gewinnorientierte sozi-ale Institution. Die Geschäfte werden von derStrassenmagazin Surprise GmbH geführt, dievom gemeinnützigen Verein StrassenmagazinSurprise kontrolliert wird. Surprise ist führen-des Mitglied des Internationalen Netzwerkesder Strassenzeitungen (INSP) mit Sitz in Glas-gow, Schottland. Derzeit gehören dem Ver-band über 100 Strassenzeitungen in 40 Län-dern an.

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Anzeigenverkauf Therese Kramarz, T +41 76 325 10 60, [email protected]

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