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12 12/2012 www.visier.de 5,50 Österreich: 6,50 Italien: 6,90 Luxemburg: 6,50 Niederlande: 6,50 Belgien: 6,50 Slowenien: 7,10 Schweden: SEK 78,00 Dänemark: DKK 59,00 Ungarn: HUF 2.195,00 4 191314 205505 12 G13142 Tests: Remington 700 Mil Spec 5-R: So schießt das zivile M 24 auf 100, 300 und 500 Meter Achtung, Wiederlader! Mit welchem Hülsenpolierer reinigen Sie am besten? Baikal SL-Flinte MP-153: Was leistet der russische Preisbrecher in der Praxis? Multikaliber-Sensation: Selbstlader Colt LE 901 Beretta BU-9 Nano Ist das die Zukunft der AR-Familie? S & W Shield Springfield XD-S Jagdwissen kompakt: Von Profis getestet: Die neuen Minis für die Tasche Exklusiv-Reportage: Schießen aus dem Flugzeug Erfahren Sie alles über Drillinge

VISIER 12/2012 Leseprobe

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Einfach mal probelesen!

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12

12/2012www.visier.de€ 5,50

Österreich: €€ 6,50Italien: €€ 6,90Luxemburg: €€ 6,50Niederlande: €€ 6,50Belgien: €€ 6,50Slowenien: €€ 7,10Schweden: SEK 78,00Dänemark: DKK 59,00Ungarn: HUF 2.195,00

4191314205505

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G13142

Tests:Remington 700 Mil Spec 5-R:So schießt das zivile M 24auf 100, 300 und 500 Meter

Achtung, Wiederlader!Mit welchem Hülsenpoliererreinigen Sie am besten?

Baikal SL-Flinte MP-153:Was leistet der russischePreisbrecher in der Praxis?

Multikaliber-Sensation:Selbstlader Colt LE 901

■ Beretta BU-9 Nano

Ist das die Zukunft der AR-Familie?

■ S & W Shield

■ Springfield XD-S

Jagdwissen kompakt:

Von Profis getestet:

Die neuen Minisfür die Tasche

Exklusiv-Reporta

ge:

Schießen aus

dem FlugzeugErfahren Sie alles

über Drillinge

Remington 700 Mil Spec 5-R — ein neues Jubiläums-Sportmodell mit bekannten VorfahrenZu seiner Ahnenreihe gehört auch das Scharfschützengewehr M 24 — in diesem Test geht es darum, wie das zivile M 24 auf die Schussentfernungen von 100, 300 und 500 Meter schießt. Unter anderem. Lesen Sie den gesamten Artikel ab Seite

Auf einen Blick

KURZWAFFEN:Spring� eld XD-S, .45 ACP S. 32

Smith & Wesson M & P Shield, 9 mm Para S. 38

Beretta BU-9 Nano, 9 mm Para S. 44

LANGWAFFEN:Remington 700 Mil Spec 5-R, .308 S. 12

Colt LE 901-16S, .308 /.223 S. 18

Baikal MP-153 , 12/89 S. 26

HÜLSENPOLIERGERÄTE:Dillon CV-750 S. 50

Hornady M-2 S. 50

Lyman Turbo 1200 Auto-Flo S. 50

RCBS Vibratory Case Cleaner S. 50

Top Shot CTI 1500 S. 50

12

Multikaliber-Sensation Ist der Colt-Selbstlader LE 901-16S die Zukunft der AR-Familie? Mehr ab Seite

Achtung, Wiederlader!Mit welchem Hülsenpolierer reinigen Sie am besten? VISIER prüfte und bewertete gängige Tumbler. Mehr ab Seite

Von Pro� s getestetDie neuen Minis für die Tasche – oben: Beretta BU 9 Nano. Zudem im Test: Smith & Wesson M & P Shield und Spring� eld XD-S. Ab Seite

Jagdwissen kompaktErfahren Sie alles über Drillinge – von einem erfahrenen Jäger. Ab Seite

Schießen aus dem FlugzeugDie Exklusiv-Reportage befasst sich mit einem besonderen Flugtag. Ab Seite18

50 32

62 70

INHALT | In dieser Ausgabe

4 | V ISIER.de Dezember 2012

V 12 004-005 Inhalt.indd 4 16.11.12 16:50

Dezember 12/2012

Ein seltenerPrototyp?

M-Elrob: in Thun wurde dieKriegsführung der Zukunft geprobt

Ross und Reiter liessen in Aarauvergangene Zeiten aufleben

Gedenktag zur Abschaffungder KavallerieRoss und Reiter liessen in Aarauvergangene Zeiten aufleben

Gedenktag zur Abschaffungder Kavallerie

Sensied S&F K1

Einsatzflinte für hohe Ansprüche

Mondragon-Bajonett der SIG

Test & Technik

Sportgeschäft 12Repetierer Remington 700 Mil Spec 5-R: So schießt das zivile M 24 im Kaliber .308 Winchester auf 100, 300 und 500 Meter.

Wechsel-Wirkung 18Selbstlader Colt LE 901-16S – umrüstbar von .308 Winchester auf .223 Remington. Ist die Multikaliber-Sensation aus Connecticut die Zukunft der AR-Familie?

Russisches Schwergewicht 26Selbstlade� inte Baikal MP-153 – sie gilt als der Maßstab der SL-Flinten im unteren Preissegment: Was leistet der russische Preisbrecher in der Praxis?

Klein, kleiner, XD-S 32Spring� eld XD-S in .45 ACP – die erste von insgesamt drei Minis für die Tasche, von Pro� s für Sie getestet. Diese hier hat amerikanische und kroatische Wurzeln.

Minimode 38Smith & Wesson M & P Shield in 9 mm Para – auch sie gehört zu den neuen Modellen aus dem Feld der Subkompakt-Pistolen.

Nanu, Nano? 44Beretta BU-9 Nano – trotz ihres Namens kommt die Neun-Para-Pistole nicht aus dem Stammwerk in Italien, sondern von der Zweigstelle in den USA.

Vibrations-Alarm 50Achtung, Wiederlader! Mit welchem Hülsenpolierer reinigen Sie am besten? VISIER ließ es für Sie mal rundgehen.

Merk dir das! 60Trainings-App MEC Shot - ein Protokoll und Analysesoftware für über 30 Schießsport-Disziplinen im praktischen Versuch.

Drei im Bunde 62Erfahren Sie alles über Drillinge – Jagd-praktiker Andreas Rockstroh beleuchtet die Geschichte dieser Waffen ebenso wie Trends, Varianten und Einsatzbereiche.

News

Dezember 2012 6Waffen- und Zubehör-Neuheiten, ganz neu und ganz frisch in der VISIER-Redaktion eingetroffen: Der Streifzug durch die Branche.

Faszination Waffen

Schweizer Aus� ug 70Exklusiv-Reportage: Schießen aus dem Flugzeug – VISIER-Autor Guido J. Wasser war bei einer besonderen Flug-Show mit im Cockpit und schoss aufregende Fotos.

Geschichte & Geschichten

Lastenausgleich 78Das berühmte Sam-Browne-Koppel ist nicht nur ein weltweit von Militär und Polizei genutztes Sammlerutensil, sondern liefert auch eine abenteuerliche Story.

VISIER vor Ort

Im Wald und auf der Heide 118VISIER-Autor Dr. Jan-Phillipp Weisswange berichtet vom Truppenübungsplatz Munster über die Informationslehrübung „Das Heer im Einsatz“.

Vierzig gute Gründe 122Umarex feiert Jubiläum: Wie sich die Sauerländer Firma seit 1972 zu einem weltweit agierenden Konzern entwickelte, der die Branche immer wieder überrascht.

Im Fadenkreuz

Bürokratur vom Feinsten 112Das Bundesverwaltungsamt (BVA) und seine merkwürdige Verzögerungstaktik bei der Genehmigung von Sportordnungen.

Namen & Nachrichten

Die Gewinner der Bianchi-Cup-Verlosung 108

Schweizer Messer rettetMenschenleben 109

Buch: Earp-Biographie 110

In eigener Sache 111

Ständige Rubriken

Startschuss 3Leser-Post 10VISIER-Service 11Die Anzeige des Monats 87Anzeigen-Coupon 88WBK Kassel Sonderteil 89Impressum 111Termine 113VISIER-Shop-Bestellcoupon 115Vorschau 130

Außerhalb der Schweiz gibt es das in VISIER beigefügte Supplement des Schweizer Waffen-Magazins nicht am Kiosk, sondern nur im XXLAbo vom Verlag. Näheres auf Seite 116.

Dezember 2012 V ISIER.de | 5

In dieser Ausgabe | INHALT

V 12 004-005 Inhalt.indd 5 16.11.12 16:50

TEST & TECHNIK | Remington 700 Mil Spec 5-R in .308 Win.

12 | V ISIER.de Dezember 2012

Seit das US Department of Defense Ende 1980er Jahre das „Model 700 Sniper Weapon System“ unter der

Bezeichnung M 24 in die Army einführte, begleitet der Repetierer auf Basis des bewährten Remington 700er Systems die Scharfschützen der US-Armee bei ihren gefährlichen Missionen. Zur Zeit läuft die Umrüstung der damals im NATO-Kaliber 7,62 x 51 mm (zivil als .308 Winchester bekannt) eingeführten

Waffe auf das leistungstärkere Kaliber .300 Winchester (siehe VISIER 6/2012). Die M 24 werden dann unter der Be-zeichnung „XM2010“ wieder an die Truppe ausgeliefert.

Seit 2001 bot Remington immer wieder limitierte M 24-Exemplare unter dem Namen „700 Mil Spec 5-R“ für den zivi-len Markt an. Die Gewehre entstanden im Rahmen freier Kapazitäten während

der Produktionsläufe für die Army und kamen zu einem erheblich günstigeren Preis als die Militärversion auf dem US-Markt. Anlässlich des 10. Jahrestages der 700 Mil Spec 5-R im vergangenen Jahr legte Remington eine größere Stückzahl der zivilen M 24-Variante als Jubiläumsmodell auf. So trafen vor we-nigen Monaten auch erstmals einige Muster dieser preisgünstigen M 24-Ver-sion für knapp 2000 Euro über Reming-

SportgeschäftSportgeschäft

Viele Großkaliber-Gewehrschützen haben sicher schon einmal gefragt, wie ein M 24 Sniper Rifle schießt. VISIER probierte es auf 100, 300 und 500 Meter aus.

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Remington 700 Mil Spec 5-R in .308 Win. | TEST & TECHNIK

ton-Importeur Helmut Hoffmann (www.helmuthofmann.de) für den deutschen Markt ein. Darunter auch die Testwaffe, wie der Schriftzug „10TH ANNIVERSARY EDITION“ hinter der Kaliberangabe „308“ auf der linken Laufseite verrät.

Erster Eindruck: In einem schwarz-grün-marmorierten HS Precision-Schaft in der Ausführung Varmint Synthetic (VS) steckt ein mattgestrahltes System mit ebenso behandeltem schweren Bull-barrel-Rohr. Beides besteht aus rostträ-gem Edelstahl. Den Kammerstängel, das Schlosskäppchen sowie die beiden aus Leichtmetallguss gefertigten Teile Ab-zugsbügel und Magazinklappe stimmten die Remington-Konstrukteure haarge-nau auf das Finish von Lauf und System ab. Der Schaft weist eine durchgängige griffe Oberflächenstruktur auf. Die folgt der Marmorierung. Im vorderen Schaft-drittel sitzt eine zusätzliche Riemen-bügelöse zur Aufnahme eines Zweibeins. Den hinteren Kolbenabschluss bildet

eine nicht verschiebbare mittelharte Gummikappe. Das Army-M 24 besitzt dagegen eine verstellbare Kappe.

Das Besondere dieser Büchse versteckt sich im Inneren des Bullbarrels: ein Laufprofil mit nur fünf anstatt der an-sonsten bei 700ern üblichen sechs rechtsdrehenden Züge. Diesen einen

Zug weniger haben nur die M 24-Modelle und dementsprechend auch die zivilen Ableger. Darauf beruht auch die Angabe 5-R (Rifling = Zug) in der Modellbezeich-nung der 700 Mil Spec. Überdies sind die Kanten zwischen den Zügen und Feldern nicht so scharf wie bei den übrigen Remington-Läufen. Sie drehen das Ge-schoss beim Laufdurchgang auf einer

Der schwere Bull-barrel-Match-Lauf aus Stainless Steel der 700 Mil Spec 5-R weist an der Mündung einen Durchmesser von 20,6 Millimetern auf. Die Mündung selbst besitzt eine 11-Grad-Matchsenkung und ist vor den 5-rechts-drehenden Zügen nochmals abgesetzt.

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Entwickelt und ver-marktet wurde das Colt LE 901-16S auch mit Blick auf den Law-Enforcement-Markt. Demnach eignet es sich ideal als Polizei-waffe, die sich nach Bedarf entweder für Patronen in .308 Winchester (alias 7,62 x 51 mm Nato) oder .223 Remington (alias 5,56 x 45 mm Nato) einrichten lässt.

Dezember 201218 | V ISIER.de

TEST & TECHNIK | Colt LE 901

V 12 018-025 Colt LE 901.indd 18 16.11.12 12:13

Colts neues Modell LE 901-16 S greift eine alte Idee auf: Man richte Waffen der AR-Plattform so ein, dass sie sich von einem Kaliber aufs andere umrüsten lassen. Gary Paul Johnston untersuchte, wie Colt das verwirklicht hat.

Manche Dinge sind so gut, dass man zum Zeitpunkt ihrer Entste-hung ihren Wert nicht begreift.

Folglich verstauben sie, bis sie ein umso beachteteres Comeback feiern. Das zeigt sich am neuen Colt-Selbst- lader LE 901-16S, mit dem wieder das AR-10 ins Rampenlicht rückt: Ab 1955/56 kurbelte der damals bei der Fir-ma ArmaLite tätige US-Erfinder Eugene Stoner damit nicht nur seine Karriere an, sondern schuf auch die Grundlage für die als AR-Plattform bekannte Waf-fenfamilie. Jedoch hatte das AR-10 ei-nen Hauptmakel – das Kaliber 7,62 x 51 mm Nato (im Zivilmarkt als .308 Win-chester bekannt). Denn als sich Waffen mit Stoners Prinzip endlich durchsetz-ten, waren sie kleiner, verschossen das neue Kaliber 5,56 x 45 mm Nato (zivil bekannt als .223 Remington) und hießen AR-15, vom Militär als M 16 reglementiert.

Während das die Basis für einen vielfach variierten Bestseller schuf und Stoner zum Millionär machte, verschwand der große Bruder des AR-15 in der Versen-kung. Doch ungefähr zur Jahrtausend-wende kam er daraus wieder hervor. Fir-men wie Knights Armament, DPMS, ArmaLite oder Bushmaster brachten ihn auf den neuesten technischen Stand und bauten nicht nur 308er Versionen, sondern sogar solche von verwandten

Kalibern zwischen .243 Winchester bis .300 Remington SAUM. Und ungefähr um 2000 herum kam die Idee auf, die AR-Plattform um zum schnellen Wech-seln bestimmte Läufe zu bereichern. Die bekanntesten waren die von Lewis Ma-chine & Tool sowie von MGI. Andere folgten. Doch blieb das Wechseln der gesamten oberen Verschlussgehäuse-Baugruppe (= Upper) à la AR wohl die beste Lösung – also das ursprünglich von Eugene Stoner ersonnene Konzept.

1959 erwarb Colt das AR-Paket von Stoner, der das Patent auf das direkte Gas-“Transfer“-System (= direct gas im-pingement) besessen hatte, als er bei ArmaLite zu arbeiten anfing. Dieses Pa-ket umschloss sowohl die Endversion des AR-10 in 7,62 x 51 mm Nato (.308) als auch das AR-15 in 5,56 x 45 mm Nato. Obwohl Colt den Bau des AR-10 plante, verlagerten sich die Forderungen zuse-hends zum kleineren AR-15 in 5,56 x 45. Und bei Colt packte man die Pläne zum Bau jeder AR-10-Variante zur Seite. Das aber hat sich nun, über ein halbes Jahr-hundert danach, grundlegend geändert – durch das Modell:

Colt LE 901-16S Modular Carbine: Die Neuheit im Kaliber 7,62 x 51 mm ist, so formuliert es VISIER-Korrespondent Gary Paul Johnston, „die Verbindung der

AR-10- und AR-15-Linien mit weit reichen-den Anwendungsmöglichkeiten. Kurz: Die LE 901-16S ist eine adaptive 308er Büchse, unter Verwendung eines stark abgewan-delten und aufgerüsteten AR-15-Gehäuse-unterteils (= Griffstück, Lower Receiver, kurz: Lower) mit einem gleichermaßen einzigartigen AR-10-Magazinschacht. So wandelt sich die Büchse zu einem M 4- artigen Carbine in 5,56 x 45 mm.“

Upper aus einem Guss: Das LE 901-16S wartet mit vielen der für AR-15 ty-pischen Elemente auf. Im Lower gibt es beidseitige Bedienelemente. Im Upper steckt ein vierzügiger 417-mm-Lauf mit vierfach geschlitztem Mündungsfeuer-dämpfer des Typs „4-prong flash hider“, Bajonettwarze für das M 4-Bajonett und verstellbarer Klappvisierung. Aber der eigentliche Pfiff ist die – recht unge-wöhnlich – oben ununterbrochen über die volle Länge laufende Picatinny-Schiene. Tatsächlich bildet das gesamte Verschlussgehäuse eine einteilige, ex- trem starke Sache: „Monolithic Upper“ nennt sich das auf Neudeutsch. Die un-tere Handschutzpartie mit ihrer Schiene lässt sich abnehmen, aber das dient hauptsächlich Reinigungszwecken. Das LE 901 orientiert sich (richtigerweise) an Stoners originalem, kolbenlosem Gas- system. Daher gibt es auch kein außen-liegendes Piston-System. Bei allen Ge-

Wechsel- Wirkung

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Colt LE 901 | TEST & TECHNIK

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TEST & TECHNIK | Springfi eld XD-S in .45 ACP

32 | V ISIER.de Dezember 2012V ISIER.de Dezember 2012

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Dezember 2012 V ISIER.de | 33

Springfield XD-S in .45 ACP | TEST & TECHNIK

Auf der SHOT Show zeigte sich, dass der Trend zu kleinen Pistolen anhält, auch bei den Kalibern 9 mm Para und .45 ACP. VISIER stellt drei der Neuheiten vor – die Springfield XD-S eröffnet den Test-Reigen.

Boulder, Nevada, Januar 2012: Ob-wohl eine große dunkle Sonnen-brille seine Augen vor dem glei-

ßenden Sonnenlicht der Wüste schützte, war die Begeisterung von Rob Leatham unverkennbar: „Schauen Sie, wie zierlich das Ding ist. Die Kleinste von Springfield. Ist brandneu, haben wir im letzten Mo-ment reinbekommen. Und sehen Sie, wie gut das schießt.“ Bei dem zur Rede ste-henden „Ding“ handelte es sich um die neue Subkompakt-Pistole XD-S, gelie-fert von der in Geneseo (Illinois) ansäs-sigen Firma Springfield Armory, für die Weltklasseschütze Leatham als Werbe-träger auftritt. Nun schießt nicht jeder so verblüffend präzise, schnell und si-cher, wie diese gut einsneunzig große Schießmaschine aus Fleisch und Blut es selbst mit einer unbekannten Waffenneu-heit tut. Zumal die kaum aus Leathams Pranke herausschaut. Also ist diese für Notwehr- und Fangschusszwecke ge-

dachte 45er ein Fall für den Tester, der sich bei VISIER um solche Kurzwaffen kümmert: Ihr Auftritt, Walt Rauch.

Dessen Testprotokoll begann so: „Wenn Sie an den Kauf einer subkompakten, halbautomatischen Pistole im Kaliber .45 ACP denken, sollten Sie auch die neue XD-S (Small) von Springfield auf dem Ra-dar haben.“ Die XD-S ist die neueste und bisher kleinste Ausführung der XD-Pis-tolenfamilie. Um gleich bei Maßen und Gewicht zu bleiben: Die 610 Gramm schwere Waffe misst 160 x 25,4 x 112 Millimeter, hat einen 84-mm-Lauf und ein Magazin für fünf Patronen. Zum Ver-gleich die auch in .45 ACP gebaute Glock 36: Sie misst 172 x 28,5 x 121 mm, der Lauf 96 mm. Zwar fasst die Österreiche-rin eine Patrone mehr und ist mit 570 g Leergewicht spürbar leichter. Aber sie bleibt einen Hauch größer als die XD-S, für die es zudem noch gegen Aufpreis einen Sieben-Schuss-Behälter gibt. Von den Maßen her lässt die Neue sich am besten mit Subkompakt-Modellen der Neun-Para-Liga vergleichen: Caracal SC, HK P 2000 SK, Walther P 99 C und Glock 26 kamen alle mit Längen zwischen 160 und 168 mm: Damit ist die XD-S fraglos eine der kleinsten 45er Pistolen.

„Der Tick mit dem immer kleiner ist ty-pisch amerikanisch“, mag mancher den-ken und prompt falsch liegen: Spring-

field baut die Waffen nicht, sondern importiert sie von der Adria zur End-montage in den USA. Denn das Geschick der XD-Pistolen beginnt in der kroati-schen Firma IM Metal. Die fertigte 1991 eine Neun-Para-Pistole – und schon 1995 deren nächste Generation – für den heimischen Behördenmarkt. 1998 schuf IM Metal daraus die Polymer-Version HS 2000. Sie erhielt gute Kritiken, auch wenn der erste VISIER-Test ihr bei der Technik „vertraute Gesichtszüge“ beschei-nigte (Heft 7/2000). Dennoch übernahm Springfield Armory das US-Marketing. Die Pistole wurde in XD (Extreme Duty) umbenannt; teilweise wurde sie auch als XD Extreme bezeichnet.

Familienbande: Äußerlich hat die XD ein bisschen etwas von verschiedenen Waffenmodellen. Der Rahmen etwa äh-nelt demjenigen der Walther P 99, der originalen DA/SA SIG Sauer oder dem einer Glock-Pistole. Die XD – und damit auch XD-S – werden per Schlagbolzen gezündet, haben eine Abzugs-Fallsiche-rung sowie eine Schlagbolzensiche-rung, die Springfield „USA“-Abzugssys-tem nennt; das Kürzel steht für Ultra Safe Assurance. Die neue XD-S hat Merk-male der XD Extreme-Serie, allerdings mit Veränderungen. So kommt die XD-S mit einreihigem statt zweireihigem Stahlmagazin mit einer abnehmbaren Polymer-Grundplatte. Zwei Magazine

Klein, kleiner, XD-S

Schützenlegende Rob Leatham stellte als einer der ersten die neue Springfield-Pistole in Boulder beim Media Day der SHOT Show 2012 vor. Sein Vorführstück war komplett in Schwarz ausgeführt. Das an Walt Rauch übersandte Test-exemplar kam hingegen in Duotone. Hier mit Insight X2 Subcompact-Lampe, den Griffrücken-Wechseleinsätzen sowie dem serienmäßigen Fünf-Schuss- und dem optionalen Sieben-Schuss-Magazin.

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TEST & TECHNIK | Smith & Wesson M & P 9 Shield

38 | V ISIER.de Dezember 2012

Nun die zweite der drei brandneuen Subkompakt-Pistolen: Mit dem Modell Shield baut das US-Traditionsunternehmen Smith & Wesson seine M & P-Reihe aus – und setzt im Markt für Polymer-Taschenpistolen deutliche Akzente.

Schon vor dem offi ziellen Debüt war die Neue in aller Munde, wurde im Web als Geheimtipp bei modernen

Subkompakt-Pistolen mit Polymer-Unterbau gehandelt. Denn mit Smith & Wesson hatte einer der Großen der Branche angekündigt, sich in dieses Segment zu begeben – durch eine als „Shield“ (= Schild) bezeichnete Version seiner M & P-Reihe. Auf der NRA-Show im April war diese gut männerhandgroße, in .40 S & W und 9 mm Para erhält-liche Waffe dicht umlagert. Und wie Produktmana-

ger Shaun Phelan mitteilte, gab‘s für den Auftrieb handfeste Gründe: Das Werk hatte die Waffe intensiv in den sozialen Netzwerken des Internet angekündigt und damit voll auf die Werbekraft der neuen Medien gesetzt. „Außerdem“, so

Phelan, „haben wir das gleich als System angelegt und vom Fleck weg diverse Part-ner und Zulieferer in der Industrie integ-riert. Sobald die Auslieferung beginnt, können Sie gleich passende Holster und sonstiges Zubehör kaufen, um die Waffe sofort so weit wie möglich Ihren persönli-chen Bedürfnissen anpassen zu können.“

Nun ist geschicktes Marketing das eine, aber ein Praxistest das andere. Manch-mal jedoch bleibt auch danach vor allem Lob übrig. VISIER-Autor und US-Korres-pondent Walt Rauch bekam als einer der

Minimode

38 | V ISIER.de Dezember 2012

Segment zu begeben – durch eine als „Shield“ (= Schild) bezeichnete Version seiner M & P-Reihe. Auf der NRA-Show im April war diese gut männerhandgroße, in .40 S & W und 9 mm Para erhält-liche Waffe dicht umlagert. Und wie Produktmana-

chen Bedürfnissen anpassen zu können.“

Nun ist geschicktes Marketing das eine, aber ein Praxistest das andere. Manch-mal jedoch bleibt auch danach vor allem Lob übrig. VISIER-Autor und US-Korres-pondent Walt Rauch bekam als einer der

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Dezember 2012 V ISIER.de | 39

Smith & Wesson M & P 9 Shield | TEST & TECHNIK

ersten Tester die Shield und schrieb: „Sie waren sicher nicht die ersten im Markt für Neun-Millimeter-Taschenpisto-len. Smith & Wessons Einstand – die M & P 9 Shield – sollte freilich all jene be-unruhigen, die glauben, sie hätten bei diesem Wettkampf den Spitzenreiter.“ Auf den ersten Blick präsentiert sich die Shield als noch eine weitere Selbstlade-pistole in Polymer-Stahl-Bauweise. „Aber“, so führt Walt Rauch weiter aus, „das täuscht.“ Demnach habe S & W alles richtig gemacht, sowohl beim unbe-dingt Nötigen als auch beim Gewünsch-ten – und alles ohne Ballast.

Das Konzept: Die bei Importeur Waimex ungeachtet des Kalibers für 617 Euro vertriebene M & P Shield gehört zur neueren Klasse der Subkompakt-Pisto-len. Also Modelle, die nicht wie vor eini-gen Jahren durch Zurechtstutzen eines vorhandenen Waffentyps in Ordonnanz-größe entstanden und sich daher gern durch einen Mangel an Balance und durch unzulängliche Griffe auszeichne-ten. Stattdessen zählt auch die nur 539 Gramm schwere Shield zu der Kategorie, die man komplett neu entwickelt hat: Möglichst klein, schlank, dennoch füh-rig und tipptopp ausbalanciert. Waffen, die voll auf Notwehr- und Jagdschutz-

Durchladeriffelungen – alles ebenso da wie das Großraum-Auswerferfenster und die typische Frontkontur mit der für das Holstern so praktischen Abschrägung auf beiden Seiten. Auch fehlen die halbschalenförmigen Griffpartien eben-sowenig wie die angeraute Struktur auf allen Flächen, an die die Hand beim Zie-hen, Bedienen, Feuern und Zurückste-cken gelangt. Das schließt die Untersei-te des Abzugsbügels ein wie auch die Schlagbolzen-Abdeckplatte hinten am Schlitten. Rein vom Design des Griff-stücks her hat die Shield am meisten von der M & P Compact. Beide kommen ohne den Beavertail-artigen Stummel hinten oben am Griffstück, wie man ihn von den großen Versionen dieser Reihe kennt. Stattdessen schließt der Unterbau hier bündig mit der Schlittenhinterkante ab. Und anders als alle bisher gesichteten Waffen dieser S & W-Reihe verzichtet die Shield auf die Picatinny-Laufschiene (Mil-Std 1913), die sich bei der M & P-Serie üblicherweise vorm Abzugsbügel unten am Dust Cover des Griffstücks fi ndet. Außerdem ist der Griffrücken fi x und nicht als auswechselbarer Einsatz gestaltet. Der Griff hat einen Winkel von 18 Grad. Und einen Griffrücken, der sich hinten soweit herabzieht, dass er bündig mit dem kleineren Magazin ab-schließt und sich hinten an dessen Bo-denplatte abstützt. „Dadurch“, so Walt Rauch, „verstärkt sich der ‚Anfassbereich‘ – die Waffe lässt sich auch mit einem ein-geengten Drei-Finger-Griff gut packen, weil der Handballen eine größere Anlage-fl äche hat. Um dem Test vorzugreifen: Das hilft, das Hochrucken der Mündung im Schuss besser zu kontrollieren.“

Das Werk liefert die Shield in 9 mm Para oder .40 S & W. Sie fasst sieben oder acht Neun-Para-Patronen respektive sechs oder sieben im 40er Kaliber. Die Testwaffe kam in 9 mm Para. Sowohl der Stainless-Steel-Schlitten als auch der 79-mm-Lauf haben ein Melonite-Finish und zeigen sich in Schwarz, passend zum Polymer-Griffstück und den gesam-ten Kleinteilen. Die Shield ist 155 mm

Rauchs Kamera löste aus, als Tester Ted Murphy beim Feuern für drei leere Patronenhülsen in der Luft sorgte.

zwecke abgestellt sind. Dennoch (oder gerade deswegen) kann die Shield die Familienähnlichkeit nicht verleugnen. Sie folgt natürlich dem Konzept der M & P-Reihe, die das Team um den da-mals verantwortlichen Smith & Wesson-Produktmanager Joe Bergeron vor knapp zehn Jahren entworfen hat. Die Abkürzung M & P stand dabei für Milita-ry & Police – als Reverenz an den be-rühmten Beinamen der Revolverreihe M 10, der Smith & Wesson seine lange Vormachtstellung im Geschäft mit be-hördlichen Kurzwaffen verdankte. Ein gutes Omen: Nach langen Jahren des Hinterher-Laufens konnte die Fabrik aus Massachusetts damit endlich im Markt für Polymer-Pistolen richtig Fuß fassen. Heute gibt es M & P-Pistolen in diversen Größen und Varianten, darunter auch in Wüstentarnfarben des Typs Flat Dark Earth sowie mit pinkfarbenen Griff-rückeneinsätzen.

Wie der Rest des M & P-Clans kommt auch die Shield als Semiautomatik mit Schlagbolzenschloss und -sicherung so-wie anderen typischen Details dieser Reihe: Schlittenführung auf vier Schie-nenpartien, zweigeteilter Sicherheits-abzug, Kimme im Novak-Stil, driftbares Balkenkorn, wellenförmig gestaltete

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TEST & TECHNIK | Beretta BU-9 Nano

44 | V ISIER.de Dezember 2012

Einfach zu benutzen und möglichst wenige mechanische Teile – so wird eine zuverlässige und einsatztaktisch nützliche Waffe konzipiert. Die Beretta Nano bietet nicht nur viel Feuerkraft, sondern erfüllt auch alle Anforderungen.

Auch die dritte der diesmal vorge-stellten Mini-Pistolen kann sich sehen lassen – hier hat Beretta

USA eine Backup-Pistole entworfen ohne die sonst üblichen stereotypen Designmerkmale: Keine Kompromisse bei der kinetischen Energie oder nur ein

Feder-Masseverschluss wie bei vielen subkompakten Pistolen – die BU-9 Nano kommt mit einem kurzen, aber voll verriegelnden System in den Kalibern 9 x 19 mm oder .40 S & W.

Und ohne dabei größer zu sein: Die Län-ge beträgt 143 mm, am Griff maßen wir eine Breite von 23 mm. Die Waffe ist 106 mm hoch und wiegt leer 562 Gramm. Der Rahmen der Nano besteht aus fiberglas-verstärktem Polymer, wodurch sowohl Gewicht als auch Größe verringert und Griffschalen überflüssig werden. Dank der Textur an Vorder- und Rückseite des Griffs ist die Waffe angenehm zu hand-haben. Der Schlitten wurde aus Carbon-stahl gefertigt, der laut Hersteller eine schützende Pronox-Nitridschicht be-kam. Pronox sei vergleichbar mit dem Melonite-Überzug der bereits vorge-stellten Mini-Pistolen von Springfield und S & W oder auch dem Tenifer-Schutz, den Glock seit Jahren verwendet. In je-dem Fall ist Pronox außergewöhnlich

hart und abriebfest. Alle Metallteile besitzen ein mattschwarzes Finish. Durch die Riffelung hinten vor der Kimme kann der Schlitten leicht und problemlos zurückgezogen werden.

Verdeckt, daher glatt: Die Nano hat keine Haken oder abstehende Teile, die sich beim Ziehen aus dem Holster in der Kleidung des Trägers verfangen könn-ten. Weil auf das sonst außen sitzende Verschlussfangstück verzichtet wurde und kein Zerlegehebel-Schraubenkopf am Rahmen hervorsteht, kann die Waffe problemlos aus dem Holster gezogen werden. Sogar der Magazinhalteknopf ist gegossen und folgt so der Rundung des Rahmens. Der Abzugsbügel ist rund, Beretta folgt damit dem noch immer gültigen Konzept, dass eine Pistole die weichen Formen eines Stücks Seife haben sollte.

Manuelle Sicherung? Fehlanzeige. Wir sind der Überzeugung, dass es nur

Nanu, Nano?Nanu, Nano?

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Beretta BU-9 Nano | TEST & TECHNIK

von Vorteil sein kann, wenn durch Vereinfachungen an der Mechanik auf Teile verzichtet wird, die möglicherwei-se kaputt gehen können. Außerdem ha-ben Studien bei Soldaten und anderen Waffenbenutzern eins gezeigt: Die Be-lastung und Anspannung im Einsatz ist so komplex, dass der Gebrauch von Waf-fen, die vor oder bei der Handhabung auch nur ansatzweise Nachdenken er-fordern, unbedingt vermieden werden sollte. Bei solchen Adrenalinschüben können unter Umständen tödliche Fehler passieren bis hin zu dem Punkt, dass der Schütze noch nicht einmal in der Lage ist, die Waffe abzufeuern. Das kommt bei Waffen vor, bei denen eine Sicherung erst entsperrt oder manuell deaktiviert werden muss. Die einzigen Bewegungsabläufe, die leicht ver-ständlich sind und in den verschiedens-ten Situationen auch wiederholt werden, das sind die einfachen: die Waffe herausziehen und den Abzug betätigen.

Auch die Nano besitzt Sicherungen: eine automatische Schlagbolzensicherung und einen Einsatz in der Mitte des Ab-zugs, der analog zur Glock verhindern soll, dass sich der Abzug bewegt, sollte die Waffe herunterfallen. Die Nano kann geladen und gespannt genauso sicher wie ein Revolver geführt werden. An der Seite der Waffe, gleich vor dem Abzugs-bügel, hat sie eine Einbuchtung. Sie soll dem Zeigefinger Halt geben, wenn die Waffe im Anschlag gehalten wird. Der Finger sollte leicht angewinkelt sein und die Fingerspitze den Rahmen berüh-ren. Diese ergonomische Ausbuchtung soll das Halten der Waffe in dieser Posi-tion erleichtern, weil es so weniger ermüdend ist als mit am Rahmen aus-gestrecktem Finger. Mit dem innenlie-genden Verschlussfangstück und dem umschaltbaren Magazinknopf eignet sich die Waffe auch gut für Linkshänder.

Betrachtet man die vielen Einsatzmög-lichkeiten der Nano, halten wir den

Wegfall des äußeren Hebels für den Schlittenfang – der innen ja noch vor-handen ist – für sehr sinnvoll. Die Nano ist für Situationen konzipiert, in denen sofort auf einen Angriff reagiert werden muss. Und wenn es um Leben und Tod geht, müssen innerhalb kürzester Zeit zwei oder drei Patronen abgefeuert wer-den. Da wird nur in den seltensten Fäl-len ein Magazin gewechselt und selbst wenn, macht es unserer Ansicht nach keinen Unterschied, ob man einen ma-nuellen Schlittenfanghebel hat oder nicht. Das Laden und Entladen sollte sorgfältiger erfolgen, in der Theorie wird das natürlich unter weit weniger Stress getan als bei einem Einsatz.

Die Nano hat einen Double-Action- Only-Abzug (DAO) mit freischwingen-dem Schlagbolzen zur Zündung. Nicht neu, aber eben auch bewährt (Plagiats-anschuldigungen für dies und das mal beiseite gelassen). Selbst die halbstarre Verriegelung der Nano ist eine der ge-

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Wiederlader brauchen saubere Hülsen. Eine Möglichkeit sie zu reinigen, stellen sogenannte Tumbler dar. Aber für welches Gerät soll man sich entscheiden? VISIER ließ eine Auswahl der gängigsten Modelle zum Vergleichstest antreten.

Mittlerweile hat sich unter Wieder-ladern die englische Bezeich-nung „Tumbler“ für die Art von

Hülsenpoliergeräten, bei denen die Hül-sen durch Vibrationen in einer Schüssel mit Reinigungsgranulat wild durchein-ander marschieren (to tumble) und sich dabei blank scheuern, eingebürgert. Diese Methode dürfte noch vor den im-

mer mehr in Mode kommenden Ultra-schallreinigern und dem bloßen Wa-schen mit Seifenlösung die verbreitetste Reinigungsvariante für die leergeschos-sen Messingteile sein. Unter Wiederla-dern ist es eine echte „Glaubensfrage“, welche Methode die beste ist. Aber die soll hier nicht geklärt werden, sondern was einzelne Tumbler leisten. Dazu be-

schaffte sich die Redaktion insgesamt fünf Modelle: Wiederladespezialist Rei-mer Johannsen (www.johannnsen-jagd.de) steuerte den RCBS Vibratory Case Clea-ner für rund 120 Euro, den Lyman Turbo 1200 Auto-Flo zu knapp 130 Euro und mit Dillon CV-750 für 229 Euro auch den teuersten Kandidaten im Test bei. Vom Im-porteur Helmut Hofmann (www.helmut

Vibrations-

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TEST & TECHNIK | Hülsenpoliergeräte

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hofmann.de) kam der Hornady M-2, den es für 105 Euro im Fachhandel gibt. Das günstigste Gerät stellte Frankonia (www. frankonia.de): Das Waffenhandelshaus bietet den CTI 1500 der Hausmarke TopShot momentan für unter 60 Euro an.

Funktionsprinzip: Bei all diesen Tumblern verbindet eine Rüttelplatte auf dem Standfuß die Polierschüssel fest mit einem Elektromotor. An dessen nach unten ragender Motorachse befindet sich eine exzentrische Schwungscheibe,

die den Motor samt Rüttelplatte und darauf geschraubter Schüssel in Schwingungen versetzt.

Testaufbau: Um den Einfluss des Po-liermediums auf das Ergebnis zu neu-tralisieren, kam ausschließlich grünes Granulat aus Maiskolben (englisch: corn cob) von Lyman zum Zuge. Damit füllten die Tester alle Polierschüsseln zu zwei Dritteln. Anschließend kam die laut Herstellerangabe maximale Anzahl an abgeschossenen .38 Special-Hülsen

(siehe Tabelle „Technische Daten“ ) hin-zu. Unter diesen befanden sich je 50 künstlich gealterte Hülsen mit kleine-ren Grünspanflecken. Diese sollten stärker verschmutzte Hülsen simulieren und dienten als Kontrollobjekte für den Reinigungsfortschritt.

Unter dem Motto „gleiche Bedingungen für alle“ schlossen die Tester die Tumb-ler dann an eine einzige Steckdosen-leiste an, die wiederum über eine Zeitschaltuhr mit Countdown-Funktion

Alarm

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Hülsenpoliergeräte | TEST & TECHNIK

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TEST & TECHNIK | Drillinge für Jäger

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Drillinge waren und sind fast nur im deutschsprachigen Raum zu Hause. Wie alle „Universalwaffen“ hat der Dreiläufer Vor- und Nachteile. Andreas Rockstroh beschreibt die verschiedenen Modelle sowie ihren Einsatz im früheren und heutigen Jagdbetrieb und greift dabei auf eigene Erfahrungen zurück.

Seine „Hohe Zeit“ hatte der „nor-male“ Drilling, auch Flintendril-ling genannt, also der mit zwei

oben liegenden Schrotläufen und einem mittig darunter liegenden Kugellauf, in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhun-derts. Er war die „Ganzjahreswaffe“ für Hoch- und Niederwildjagden. Im Früh-jahr ging man damit auf den „Schnep-fenstrich“, wie die Jäger den Balzflug der Waldschnepfe nennen, und den bal-zenden Tauber. Später auf den roten Bock, im September auf die Hühnersu-che oder zur Hirschbrunft. Und ab Okto-ber auf die zahlreichen Niederwild- und Hochwild-Gesellschaftsjagden. Auch zu Ansitz und Pirsch auf Schalenwild wurde der Drilling eingesetzt. Und natürlich im Winter für die Raubwildjagd auf Fuchs und Marder, denn die Bälge waren damals viel wert. Wohlhabendere Jäger führten zwar seinerzeit schon Büchsen für die Hochwild- und Flinten für die Niederwildjagd, aber viele hatten „nur“ ihren Drilling, reine Niederwildjäger ei-nen Zwilling, sprich: eine Doppelflinte.

Entwicklungslinien: Die Geburts-stunde des Drillings ist wohl der 3. Feb-ruar 1878, als der Münchener Büchsen-macher Peter Oberhammer eine Um- stellung von Schrot auf Kugel mittels ei-nes Hebels konstruierte und zum Patent anmeldete. Dieser Urdrilling besaß zwei Schrotläufe, einen Kugellauf, zwei Hahnschlosse und einen Roux-Ver-schluss. Spätere Selbstspanner-Drillin-ge wurden meist mit Blitz- und Anson-Schlossen sowie seitlich liegender

Sicherung gebaut, teurere mit Seiten-schlossen und oben liegender Sicherung auf dem Kolbenhals. Es gibt Drillinge mit zwei und drei Schlossen, meist mit Kugel- und Schrotumschaltung, viele aber auch mit separater Kugelspannung, bei denen sich nur die Schrotschlosse beim Öffnen der Waffe selbst spannen. Bei Bedarf aktiviert der Schütze das Schloss für den Kugellauf mittels eines Schiebers auf dem Kolbenhals. Es ist nicht Ziel dieses Beitrages, sämtliche Schlossvarianten, die im vergangenen Jahrhundert in Kipplaufwaffen verbaut worden sind, hier nochmals vorzustel-len … fast alle kamen irgendwann auch beim Drillingsbau zum Einsatz. Ähnli-ches gilt für die Verschluss-Systeme. Am meisten findet man solche mit doppelter Laufhakenverrieglung und Greener-Querriegel.

In der Regel: Der beschriebene „nor-male“ Drilling wird heute vorwiegend als Ansitzwaffe auf Schalenwild und Raubwild eingesetzt. Häufig lässt man einen langen Einstecklauf in .22 Hornet oder ähnlichem Kaliber für die Raub-wildjagd in den rechten Schrotlauf ein-bauen, denn zwei Schrotläufe braucht der Jäger heute kaum noch. Da der vor-dere Abzug für den Kugellauf fast immer über einen Rückstecher verfügt, kann der Einstecklauf, wenn die Waffe auf Schrot gestellt wird, auch gestochen geschossen werden. Rehwild-taugliche Einsteckläufe etwa in .222 Remington oder 5,6 x 52 R erfreuen sich ebenfalls großer Beliebtheit. So wird der Drilling

zum Bockdrilling, mit einem variablen, nachttauglichen Zielfernrohr (ZF) für fast alle Jagdgelegenheiten. Wer den Drilling häufig auf Hochwild, wie Rot-, Damwild und Sauen einsetzt, kann heu-te auch ein größeres Kaliber wie 8 x 57 IRS oder ähnliches für den Einstecklauf wählen. Ob stärkere Kaliber allerdings so wiederholgenau sind wie kleinkalib-rige, diskutieren Fachleute kontrovers. „Die einen sagen so, die anderen so …“

Oft wird der Drilling mit offener Visie-rung, Rotpunktvisier oder kleinem Drückjagdglas auch auf Sautreibjagden und anderen Bewegungsjagden einge-setzt. Gilt es nur dem Schalenwild, be-sitzt der Dreiläufer mit einer Kugelpat-rone und zwei Flintenlaufgeschossen geladen hohe „Feuerkraft“. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die langsa-meren Flintenlaufgeschosse ein anderes Vorhaltemaß bei flüchtigem Wild ver-langen als Büchsenpatronen. Routi-nierte „Drillingsjäger“ wissen das. Wer diese Waffe aber nur gelegentlich führt, kommt bei einer „schnellen“ Sau nicht immer im sofort tödlichen Herz-Lungen-bereich ab. Flintenlaufgeschosse gelten mittlerweile als „ablenkungsfreudiger“ als jagdliche Büchsengeschosse, so dass manche Revierinhaber ihren Einsatz auf Drückjagden verbieten. Mit „gemischter Ladung“, also Kugel, Schrot und „Bren-neke“ sind etliche Jäger mental über-fordert. Als Beispiel mag der mit Bren-neke beschossene Fuchs genügen, was ja noch nicht einmal verboten, aber nicht beabsichtigt wäre. Vor dem jagdli-

Drei im Bunde

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FASZINATION WAFFEN | Flugzeugschießen in der Schweiz

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An zwei Tagen Anfang Oktober zeigt die Luftwaffe ihr Können. Da wird in den Bergen scharf geschossen. Mit allem, was die Fluggeräte hergeben. Nicht etwa in den USA, sondern in der Schweiz. Auf der Axalp, hoch über dem Brienzer See.

Schon 2008 war ich oben auf der Alp. Zusammen mit vielen Zu-schauer. Mit dem Zuschauen war es

dann nichts, denn von Nordwest schob sich eine dicke Wolkenwand heran, und die Sicht wurde so niedrig, dass nicht mal angefangen werden konnte. 2009 war herrlicher Sonnenschein, und die Flieger kamen im Sekundentakt. 2010 hatte tagelanger Regen die Alp auf- geweicht, und in der ganzen Schweiz rutschte Gelände ab. Da wurde die Luft-waffe für den Bevölkerungs-Schutz ge-braucht und das Schießen abgesagt. Kollegen aus Bayern, die extra ange-reist waren, mussten wieder abziehen.

Dieses Jahr verabreden wir uns schon beim Freedom Arms Shoot in Philipps-burg für die Axalp. Roman Hauber, einer der Gewinner aus Bayern, reiste dann am Dienstag, den 9. Oktober, mit einem Kollegen bis auf den Brünig-Pass. Am Tag danach sollte das erste Schießen stattfinden, aber wegen miserablem Wetter wurde es schon am Vortag abge-sagt. Am Donnerstag machte ich mich von der Innerschweiz her über den Sus-tenpass auf ins Gebiet der Berner. Die Urkantone Uri, Schwyz und Unter- walden, welche die Eidgenossenschaft gründeten, sind auf die Berner immer noch nicht gut zu sprechen. In der pro-

testantischen Bundeshauptstadt hat man das Gründungsdatum auf 1291 fest-gelegt. Die katholischen Gründer be-stehen jedoch auf 1307, denn sie waren ja dabei. So steht es denn auf Tells Denkmal in Altdorf/Uri.

Trotzt dieses jahrhundertealten Zwistes empfing mich der Sustenpass frühmor-gens mit wolkenlosem Blau. Kurz vor dem bernischen Talgrund tauchte ich dann in dichten Nebel. Über dem Flug-platz von Meitingen dann eine kompak-te Nebelschicht, die jedoch im Verlaufe des Vormittags immer mehr Löcher zeig-te. Auch diesmal hatte es die letzten

Schweizer

Ausflug

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Flugzeugschießen in der Schweiz | FASZINATION WAFFEN

Tage stark geregnet. Da die provisori-schen Parkplätze auf Wiesen unter Was-ser standen, leitete man die Autos der Besucher einfach auf den Flugplatz. Nun standen sie auf dem Asphalt der Roll-ways. Die Flugzeuge hatten das Weite gesucht und starteten nun eben von Sit-ten im Wallis aus. Um die vielen Typen zu koordinieren, waren aber auch die Flug-plätze von Emmen und Payerne nötig.

Korpskommandant Markus Gygax, der Chef der Schweizer Luftwaffe, gab kurz einen Einblick in seine Arbeit. Immerhin steigt durchschnittlich fast jeden Tag ein Jet auf, um Flugzeuge, die unange-

meldet den Schweizer Luftraum betre-ten, zu kontrollieren. Natürlich werden sie davor jeweils über Funk aufgefor-dert, sich zu legitimieren. Oft wird nicht geantwortet. Wenn aber ein Kampfjet neben dem Cockpit auftaucht, klappt die Verständigung plötzlich wieder.

Aber auch bei Störfällen ist die Luftwaf-fe gefordert. Fällt bei einem Zivilfl ug-zeug die Kennung oder sogar mehr aus, verschwindet es einfach vom Schirm der zivilen Luftfahrt. Nur noch die Luftwaf-fe kann es orten. So ein Flugzeug ohne Kommunikations-Möglichkeiten durch eine Wolkendecke zu einer sicheren Lan-

dung zu bringen, ist eine heikle Aufga-be. Noch heikler, wenn sich die Besat-zung nicht melden will …

Berglift: Zur Mittagszeit zeigte die tiefhängende Wolkendecke über dem Platz einige Lücken. Die ersten Super-pumas fl ogen, und einer dieser Kampf-hubschrauber brachte mich mit viel umgehängter Optik nach oben auf die Axalp. Da waren schon rund 7000 Zuschauer, die mit Bus, Seilbahn und zuletzt zu Fuß auf 2250 Meter Höhe gekraxelt waren. Am 7. Oktober 1942 begann die Ausbildung im Erdkampfein-satz auf dem Schießplatz Axalp-Eben-

Links: Luft kondensiert an den Flügeln, wo die Luftgeschwindigkeit hoch ist. Mitte: Eine F/A-18 Hornet donnert neben den Zuschauern den „Tschin-gel“ hoch. Rechts: Fotograf bitte einsteigen – hoch mit dem Superpuma.

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GESCHICHTE & GESCHICHTEN | Der Sam-Browne-Waffengurt

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Der Sam-Browne-Waffengurt | GESCHICHTE & GESCHICHTEN

Das berühmte Sam-Browne-Koppel mit dem diagonal laufenden Schulterriemen lässt sich nicht aus der Militär- und Polizeigeschichte des 20. Jahrhunderts wegdenken – fragt sich nur, wer Sam Browne war und wie er auf die Idee für dieses Gurtsystem kam.

Wohin mit Pistole, Revolver und Säbel? Diese Frage stellte sich im Lauf des 19. Jahrhunderts

immer mehr Offizieren, unabhängig von ihrer Nationalität. Kavalleristen konn-ten natürlich ihre Pistolen am Sattel in eigenen Futteralen führen, aber dann hatte man sie bei abgesessenem Einsatz nicht unbedingt zur Hand. Besser also die Trageweise am Mann. Dazu genügte am Anfang des Napoleonischen Zeital-ters noch die in Frankreich (hier mehr) oder in Großbritannien (da weniger) de-korativ um die Taille oder über die Schul-ter geschlungene Schärpe, um Säbel und Pistole(n) darin oder daran zu ver-

sorgen. Spätestens mit dem Siegeszug des Revolvers als Seitenwaffe kam der Wunsch nach etwas Praktischerem auf. Nicht nur die Waffe, auch die Munition musste gut geschützt am Mann befes-tigt, aber auch schnell zur Hand sein.

Mit Schieflage: Also griffen die Be-schaffer wieder zum guten alten Leder-gürtel. Meist in Braun oder Schwarz, je nach Gusto der Generalstäbler, manch-mal auch dekorativ geprägt und verziert – aber in der Regel ein eher unprakti-scher Kompromiss. Da hing links der Sä-bel, denn der wurde ja mit der rechten Hand geführt und bis zum Beginn des I. Weltkrieges als Hauptwaffe des Offiziers angesehen. Links fand sich die Pistolen- oder Revolvertasche. Dazwischen tum-melten sich noch ein bis zwei Täschchen für Patronen/Zündhütchen. Und folge-richtig hatte eine Seite Übergewicht, meist diejenige mit dem Säbel. Hier sollte Abhilfe her. Freilich weniger, um die ungleiche Belastung malträtierter Soldatenschultern auszugleichen. Son-dern vielmehr, um der Ästhetik rund um den bunten Rock zu genügen: Ein schief sitzender Gürtel mochte im Gefecht ja noch angehen, aber bei Paraden war das

höchst unerwünscht. Man begegnete dem mit Haken am Uniformrock, um den Gürtel festzusetzen. Aber auch speziel-le, mit leichteren Klingen versehene Pa-radesäbel kamen zum Einsatz. Bis, aus der Not geboren, der Klassiker des mili-tärischen und polizeilichen Gürtels er-funden wurde – der „Sam-Browne-Belt“. Und der spielt in der Geschichte der Mili-tärausrüstung eine große Rolle: Man kann ihn getrost als einen der wichtigs-ten Wegbereiter moderner Militärtrage-systeme sehen.

Der Fremde aus Indien: Wie der Name es vermuten lässt, basiert dieses Koppel auf Entwürfen aus dem angel-sächsischen Sprachraum. Dahinter steckt aber nicht irgendein Armee-Satt-ler, Arsenal-Techniker oder Zeugamts-Mitarbeiter, sondern ein veritabler bri-tischer General: Samuel James „Sam“ Browne, VC. Wie das offiziell zum Namen gehörende Kürzel „VC“ aussagt, handel-te es sich dabei nicht um einen ansons-ten namenlosen Berufsoffizier Ihrer Majestät Königin Victoria, sondern um einen, der mit dem Victoria Cross den höchsten Orden des Empire erhalten hatte. Er bekam diese Auszeichnung im

Lasten-ausgleich

Meist kommt das Sam-Browne-Koppel mit einem Schulterriemen, befestigt mittels zweier an den Gurt genähter D-Ringe. Gesucht sind Muster mit zwei Schulterriemen. Dabei läuft einer der beiden auf dem Rücken des Trägers durch eine Schlaufe des anderen Riemens. Am Koppel die Revolvertasche mit von unten nach schräg oben geführter Knopfdorn-Lasche und der Säbel Pattern Infantry Officer‘s Sword 1897. Hintergrund: US-Polizei-Reenactor mit Tommy-Gun (Foto: Robert Bruce Military Photo Features).

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VOR ORT | 40 Jahre Umarex

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Das strengere Waffen-gesetz von 1972 bildete die Grundlage für einen Geschäftserfolg ohne Beispiel: Wie Umarex in vier Jahrzehnten immer wieder Krisen in Chancen umwandelte.

Wege entstehen dadurch, dass man sie geht – das Franz Kafka zugeschriebene Zitat steht heu-

te als Leitmotiv für die Unternehmen der PW Group aus Arnsberg. Deren Keim-zelle heißt Umarex und feiert Mitte De-zember das 40-jährige Bestehen. Dass aus einer schrägen Idee Anfang der 70er Jahre mal ein Konzern mit 850 Mitarbei-

tern weltweit und über 200 Millionen Euro Umsatz entstehen konnte, haben die beiden Gründer Wulf-Heinz Pfl aumer und Franz Wonisch kaum vorausahnen können. Der Erfolg gab ihnen Recht, auch wenn viele vorgebliche Branchen-kenner seinerzeit zunächst den Kopf schüttelten.

Der im Schwäbischen geborene Wulf-Heinz Pfl aumer absolvierte sowohl eine Büchsenmacher-Ausbildung in Ferlach wie auch die eines Messerschmieds; im-merhin blickt seine Familie in beiden Bereichen auf eine 600-jährige Traditi-

on zurück. Die kaufmännischen Dinge und das, was man heute „Marketing“ nennt, ergänzten das Wissen – kein Wunder, dass Pfl aumer schon mit 35 als Chefeinkäufer für den gesamten Waf-fenbereich des Versandhändlers Necker-mann verantwortlich war. „Damals ha-ben wir in 20 Filialen Waffen aller Art verkauft, etwa Flinten, von denen bei ein-zelnen Händlern täglich bis zu zehn Stück über die Ladentheke gingen“, erinnert sich Pfl aumer, der am 17. Dezember, an dem auch Umarex feiert, seinen 75. Ge-burtstag begeht. Das seit Jahren ange-kündigte und 1972 in Kraft getretene

Vierzig gute Gründe

Vierzig guteKarl Mayer jun. (l.) und sein Vater Karl (r.) sowie Wulf-Heinz Pfl aumer (stehend) 1974 auf einer Ausstellung – links die Perfecta G1, quasi die Firmen-Keimzelle.

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40 Jahre Umarex | VOR ORT

(damals) neue Waffengesetz brachte da einen gewaltigen Einschnitt. Das Credo des Versandhändlers, auf keiner Kata-logseite Waren zu präsentieren, die nicht auch von jedermann gekauft wer-den konnten, war damit durchbrochen, die gewohnt hohen Jahresumsätze plötzlich Vergangenheit. Weder Necker-mann noch Quelle als große Katalog-versender hatten fortan Interesse, die Geschäftsbereiche Sport-, Freizeit- und Jagdwaffen weiterzuführen.

In Pfl aumers Schublade lag hingegen bereits ein neues Geschäftskonzept – wenn nicht mehr für Neckermann, dann eben für eine andere Firma oder zum Aufbau einer eigenen Existenz. Da traf es sich gut, als Karl Mayer mal wieder bei ihm vorsprach. Der Arnsber-ger hatte seit Jahren versucht, über Pfl aumer seine Perfecta-Schreckschusspistole ins Necker-mann-Programm zu hieven. Pfl aumer hatte immer wieder abgelehnt, weil die Minipistole nur mit einer Munitions-sorte zuverlässig funktionierte. Für ein

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(damals) neue Waffengesetz brachte da einen gewaltigen Einschnitt. Das Credo des Versandhändlers, auf keiner Kata-logseite Waren zu präsentieren, die nicht auch von jedermann gekauft wer-den konnten, war damit durchbrochen, die gewohnt hohen Jahresumsätze plötzlich Vergangenheit. Weder Necker-mann noch Quelle als große Katalog-versender hatten fortan Interesse, die Geschäftsbereiche Sport-, Freizeit- und

In Pfl aumers Schublade lag hingegen bereits ein neues Geschäftskonzept – wenn nicht mehr für Neckermann, dann eben für eine andere Firma oder zum Aufbau einer eigenen Existenz. Da traf es sich gut, als Karl Mayer mal wieder

Schreckschusspistole ins Necker-mann-Programm zu hieven. Pfl aumer hatte immer wieder abgelehnt, weil die Minipistole nur mit einer Munitions-sorte zuverlässig funktionierte. Für ein

Spielzeug sei die G1 in 6 mm zu teuer, beschied er nüchtern, für eine Vertei-digungswaffe fehle die Wirkung. Mayer konterte: „Können Sie‘s denn besser? Dann kommen Sie in meine Firma Mayer & Riem, um das umzu-setzen!“ Das klappte nicht unmit-telbar, aber dann schlug Mayer vor, Pfl aumer als geschäftsführen-den Gesellschafter einzubeziehen. Das neue Waffengesetz beschränkte zwar den Erwerb von scharfen Waffen, ließ aber bewusst Gas- und Schreckschuss-waffen zur Selbstverteidigung

Umarex-City – der gemeinsame Stand von Umarex und Carl Walther auf der IWA 2012. Unten: Die CP 88 mit der Nr. 1.000 000 als Symbol für die erste Million verkaufter Action-CO2-Waffen im Jahr 2006.

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VISIER-Service

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VORSCHAU | In der nächsten Ausgabe ab 19. Dezember 2012 im Handel

Lohnt sich das Wiederladen noch?Mit dieser Frage befasst sich in der kommenden Ausgabe ein großer Artikel, bei dem neben Wiederladern, Jägern und Schützen auch Firmenvertreter zu Wort kommen.

Wer hat da am Rad gedreht?Schießen wie zu Zeiten von Simplicius Simplicissimus – das kann man, wenn man eine Vorderladerpistole mit Radschloss benutzt. VISIER hat eine ganz neue Replika ausprobiert und stellt sie Ihnen im Januar-Heft vor.

Dich kenn ich doch, oder?Klar, selbst die ans G-36 gewöhnte Generation aktiver oder ehemaliger Soldaten sieht, dass die Basis dieser Waffe ein G 3 ist. Aber eins, das sich nach allen Vorschriften des Gesetzes und allen Regeln der Kunst zum Sportgewehr gewan-delt hat. VISIER hat‘s ausprobiert - was es kann, lesen Sie im nächsten Heft.

Die hier schießt ein bisschen weiter ...VISIER-Tester Christopher Hocke war wieder auf der langen Bahn und hat mit dem neuen 338er Bullpup von DTA geschossen. Warten Sie noch ein paar Wochen - dann gibt‘s die Ergebnisse und geballtes Hintergrund-Wissen.

Aktuelle SWM-AusgabeAktuelle SWM-Ausgabe

Dezember 12/2012

Ein seltener

Prototyp?

M-Elrob: in Thun wurde die

Kriegsführung der Zukunft geprobt

Ross und Reiter liessen in Aarau

vergangene Zeiten aufleben

Gedenktag zur Abschaffung

der Kavallerie

Ross und Reiter liessen in Aarau

vergangene Zeiten aufleben

Gedenktag zur Abschaffung

der Kavallerie

Sensied S&F K1

Einsatzflinte für hohe Ansprüche

Mondragon-

Bajonett

der SIG

Leser der VISIER-XXL-Ausgabe mit dem 24-seitigen SWM wissen mehr:

Die „Bär-Pistole“ ist eigentlich ein doppelläu� ger Revolver mit � acher Trommel. Die interessante Konstruktion konnte sich allerdings nie durchsetzen.

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