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NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I ISSN 1860-6369 Liebe Leserinnen, liebe Leser, wenn Immobilienmakler partout nicht über ein bestimmtes Thema reden wollen, ist erfahrungsgemäß was im Busche. Wir gehen mal davon aus, das trifft auch auf die causa „Pressehaus am Baumwall“ zu. Seit gut zwei Jahren wird über den Verkauf des Verlagsgebäudes von Gruner & Jahr nachgedacht; jetzt, nach der Komplettübernahme des Verlags durch Ber- telsmann scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Denn zurzeit schweigt die Branche auf Anfragen unisono. Mal sehen, wie es mit einem der größten und markantesten Gebäude in Hafenlage weitergeht. Ansonsten gibt es viel Erfreuliches aus der Hansestadt zu berichten: das Wilhelmsburger Weltquartier hat den Deutschen Städtepreis gewon- nen. Glückwunsch. Das Bürovermietungsgeschäft in Hamburg brummt auch im dritten Quartal. Und nirgends in Deutschland wurden bislang so viele Gewerbeimmobilien gehandelt wie an Alster und Elbe. Nochmals Glückwunsch. Der Norden scheint allerorten angesagt zu sein. Lange Zeit war Wolfsburg fast in der Versenkung verschwunden. Aber die VW-Stadt wächst kontinu- ierlich; jetzt wird´ s Zeit, entsprechenden Wohnraum zu schaffen. VW wird da mitmachen. Erstmals seit 30 Jahren will die Im- mobiliensparte des Konzerns wieder Wohnungen bauen. Dafür sucht sie noch Partner. Lesen Sie dazu auch das Interview auf Seite 11. Und wenn Sie weiterscrollen, können Sie auf der nächsten Seite gleich lesen, wie es mit einem der größten „Aufbau-Ost“-Projekte weiter- gehen soll, das seinen Anlegern so wenig Freude bereitet hat. Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen und endlich mal wieder ent- spannte Tage, denn die Expo ist vorbei und das nächste Großereignis ist erst wieder im März – Weihnachten mal ausgeschlossen, Hamburg Kolossal überzeugend – das „Weltquartier“ erhält den Deutschen Städtepreis 5 Klotzen, nicht kleckern – der Bürover- mietungsmarkt brummt auch im dritten Quartal 6 Die Hanseaten kommen – Nirgends in Deutschland wurden so viele Gewerbe- immobilien gehandelt wie in Hamburg 8 Norddeutschland Imageaufpolieren im Osten – das Re- sort „Land Fleesensee“ hat einen neuen Besitzer 2 Förde verliert gegen Elbe und Leine Neues vom Einzelhandelsimmobilien- markt 9 Besser als Freiburg – Als Einkaufs- stadt muss Lüneburg den bundesweiten Vergleich nicht fürchten 12 Baut, Leute, baut! – Immer mehr Nie- dersachsen können sich Wohneigen- tum leisten 13 Im Gespräch „Faktisch haben wir keinen Woh- nungsleerstand“ – Roland Stöckigt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Volkswagen Immobilien, zu langfristigen Perspektiven der Autostadt Wolfsburg 11 Zu guter Letzt Das Schweigen der Makler – Und wer kauft jetzt das G&J-Pressehaus? 14 Impressum 14

Immobilienbrief hamburg nr 12

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Aktuelle Themen, Meinungen und Kommentare zum Immobilienmarkt in Norddeutschland.

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Page 1: Immobilienbrief hamburg nr 12

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I ISSN 1860-6369

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

wenn Immobilienmakler partout nicht über ein bestimmtes Thema reden

wollen, ist erfahrungsgemäß was im Busche. Wir gehen mal davon aus,

das trifft auch auf die causa „Pressehaus am Baumwall“ zu. Seit gut zwei

Jahren wird über den Verkauf des Verlagsgebäudes von Gruner & Jahr

nachgedacht; jetzt, nach der Komplettübernahme des Verlags durch Ber-

telsmann scheint Bewegung in die Sache zu kommen. Denn zurzeit

schweigt die Branche auf Anfragen unisono. Mal sehen, wie es mit einem

der größten und markantesten Gebäude in Hafenlage weitergeht.

Ansonsten gibt es viel Erfreuliches aus der Hansestadt zu berichten:

das Wilhelmsburger Weltquartier hat den Deutschen Städtepreis gewon-

nen. Glückwunsch. Das Bürovermietungsgeschäft

in Hamburg brummt auch im dritten Quartal. Und

nirgends in Deutschland wurden bislang so viele

Gewerbeimmobilien gehandelt wie an Alster und

Elbe. Nochmals Glückwunsch.

Der Norden scheint allerorten angesagt zu sein.

Lange Zeit war Wolfsburg fast in der Versenkung

verschwunden. Aber die VW-Stadt wächst kontinu-

ierlich; jetzt wird´ s Zeit, entsprechenden Wohnraum

zu schaffen. VW wird da mitmachen. Erstmals seit 30 Jahren will die Im-

mobiliensparte des Konzerns wieder Wohnungen bauen. Dafür sucht sie

noch Partner. Lesen Sie dazu auch das Interview auf Seite 11.

Und wenn Sie weiterscrollen, können Sie auf der nächsten Seite

gleich lesen, wie es mit einem der größten „Aufbau-Ost“-Projekte weiter-

gehen soll, das seinen Anlegern so wenig Freude bereitet hat.

Wir wünschen Ihnen viel Lesevergnügen und endlich mal wieder ent-

spannte Tage, denn die Expo ist vorbei und das nächste Großereignis ist

erst wieder im März – Weihnachten mal ausgeschlossen,

Hamburg

Kolossal überzeugend – das „Weltquartier“ erhält den Deutschen Städtepreis 5

Klotzen, nicht kleckern – der Bürover-mietungsmarkt brummt auch im dritten Quartal 6

Die Hanseaten kommen – Nirgends in Deutschland wurden so viele Gewerbe-immobilien gehandelt wie in Hamburg 8

Norddeutschland

Imageaufpolieren im Osten – das Re-sort „Land Fleesensee“ hat einen neuen Besitzer 2

Förde verliert gegen Elbe und Leine – Neues vom Einzelhandelsimmobilien-markt 9

Besser als Freiburg – Als Einkaufs-stadt muss Lüneburg den bundesweiten Vergleich nicht fürchten 12

Baut, Leute, baut! – Immer mehr Nie-dersachsen können sich Wohneigen-tum leisten 13

Im Gespräch

„Faktisch haben wir keinen Woh-nungsleerstand“ – Roland Stöckigt, Vorsitzender der Geschäftsführung von Volkswagen Immobilien, zu langfristigen Perspektiven der Autostadt Wolfsburg 11

Zu guter Letzt

Das Schweigen der Makler – Und wer kauft jetzt das G&J-Pressehaus? 14

Impressum 14

Page 2: Immobilienbrief hamburg nr 12

Das Ringen um eines der größten Golf- und Ferienre-

sorts in Deutschland ist vorbei: Nach gut eineinhalb

Jahren Verkaufsverhandlungen hat die Ferien- und

Golfanlage „Land Fleesensee“ in Göhren-Lebbin (Kreis

Mecklenburgische Seenplatte) endlich neue Eigentü-

mer: die Lindner Investment Management GmbH (LIM)

aus Düsseldorf. Damit geht ein weiteres Kapital un-

rühmlicher geschlossener Immobilienfonds-Geschäfte

zu Ende. Rund 2.000 Anleger hatten 1999 den so ge-

nannten „Fleesensee-Fonds“ mit 91 Mio. € ausgestattet,

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 2

um das rund 200 Mio. € teure Ferienresort mit

Schlosshotel, Dorfhotel, Robinson Club und fünf Golf-

plätzen zu verwirklichen und später ordentliche Aus-

schüttungen zu erhalten. Selbst das Land Mecklen-

burg-Vorpommern förderte das Projekt mit 50 Mio. €.

Die Rechnung ging für keinen Investor auf: Die Ho-

tels brachten nicht das ein, was prognostiziert worden

war; der Fremdwährungskredit in Höhe von 100 Mio.

Mark in Schweizer Franken brachte den Fonds infol-

ge der Euro-Krise unter Druck. Da der Euro gegen-

Mecklenburg-Vorpommern

Neuer Glanz für verblassten Stern

Das einst hochgejubelte Vorzeige-Projekt des Aufbaus Ost war ein finanzieller Flop für die Investoren. Jetzt

hat das Ferien- und Golfresort „Land Fleesensee“ endlich einen neuen Besitzer gefunden. Die Lindner-

Gruppe bringt Kapital, Ideen und reichlich Erfahrung mit

RealI:S:

Assetmanagement mit ErfolgFür institutionelle und private Anleger managt die Real I.S. insgesamt gewerbliche Flächen von rd. , Mio. Quadrat-metern in Ländern auf Kontinenten. Das Vermögen, das wir aktuell für unsere Anleger in Immobilien investiert haben, beträgt rd. EUR , Mrd. Unsere Erfolgsbilanz mit einem durchschnittlichen Vermietungsstand von rd. % beruht dabei auf nachhaltigen Konzepten für langfristige Mieterbindung.

www.realisag.deMehr Informationen: www.realisag.de

, Mio. qm

Page 3: Immobilienbrief hamburg nr 12

Schweden kaufen „Burstah Offices“

Die schwedische Cityhold Gruppe hat

den im Bau befindlichen Büro- und Ge-

schäftskomplex „Burstah Offices“ in der

Hamburger Innenstadt erworben. Ver-

käufer und

Entwickler

ist Frankonia

Eurobau.

Der Gebäu-

dekomplex

bietet 18.000

qm Mietfläche und 100 Tiefgaragenstell-

plätze. Größter Mieter ist die Funke Me-

diengruppe auf gut 10.000 qm. Der Rest

sind Einzelhandelsflächen, Mieter sind

Habitat und dm. Insgesamt sind 75 Pro-

zent der Flächen vergeben.

Hamburg

über dem Schweizer Franken seit damals kräftig verloren hat, ist die Kre-

ditsumme trotz Millionentilgung kaum gesunken. Das belastete die Anle-

ger seit Jahren, ihre Anteile verloren dramatisch an Wert.

Zum Schluss verhandelte man nur noch mit den Banken. Das Bank-

haus Warburg sowie drei Hypothekenbanken waren auch für Jörg Lind-

ner von der LIM die Ansprechpartner beim Kauf des einstigen Vorzeige-

projekts à la Aufbau Ost, das der AWD-Strukturvertrieb von Carsten

Maschmeyer so erfolgreich unters Volk gebracht hatte.

E&V

Idyllisch gelegen: Anleger hatten dennoch bislang wenig Freude am Ferien- und Goldre-sort. Jetzt soll alles besser werden. (www.landfleesenseespa.de)

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 3

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* Bei Vermietung z.T. Vermittlung von Teilflächen

Page 4: Immobilienbrief hamburg nr 12

Doch mit dem Negativ-Image soll jetzt endgültig

Schluss sein. Lindner will das Mega-Resort „optimieren“,

denn eigentlich gäbe es keine Probleme mit den Einzel-

betrieben. „In den vergangenen Jahren wurden mit dem

Gesamtkomplex jährlich 30 Mio. € erwirtschaftet“, so

Lindner auf Anfrage des Immobilienbriefs. „Die Auslas-

tung liegt aktuell bei 60 Prozent.“ Das gilt es jetzt zu stei-

gern – mit Hilfe eines neues Betreiberkonzepts, das

nicht wirklich neu nicht. Marketingaktivitäten sollen ge-

bündelt und auch international ausgerichtet werden. Der

Wellnessbereich soll ausgebaut werden, der Robinson

Club zusätzliche Suiten erhalten. Und künftig dürften

auch mehr Geschäftskunden den Weg nach Meck-

Pomm finden, wenn das MICE (Meeting, Incentive,

Congress, Events)-Konzept aufgeht. Neben dem Touris-

mus-Giganten TUI, der den Robinson-Club und das

Dorfhotel bis 2020 gepachtet hat, sollen weitere Touris-

mus-Experten zur Erhöhung der Auslastung angespro-

chen werden.

UI

Lindner setzt auch auf die „große Golfkompetenz“

des Unternehmens, die in Fleesensee mehr zum Tra-

gen kommen soll. Immerhin verfüge man bei der Lind-

nergruppe über 2,8 Mio. Gästeprofile. Da dürfte sich der

ein oder andere auch für einen Tripp in den Osten be-

geistern lassen, so das Kalkül. Man wird sehen, ob es

aufgeht. Zumindest sind jetzt echte Profis am Werke:

Immerhin betreibt die Lindner-Gruppe schon 33 Nobel-

Hotels in sieben europäischen Ländern. □

Lage „Land Fleesensee“ in Deutschland (www.fleesensee.de)

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 4

Manche Meile gehen wir extra. Auch nach Hannover.Exzellent investieren – gemeinsam profitieren.

Es muss nicht immer Hamburg, Frankfurt oder München sein. Wer bereit ist, die Extrameile zu gehen und sich das lokale Business zutraut, kommt auch in den regionalen Zentren zum Ziel. Das neue Kröpcke-Center in der Haupteinkaufsstraße von Hannover ist ein gutes Beispiel dafür, dass auch der Umweg

in die kleinen Großstädte mit solider Wirtschaftsstruktur sehr geradlinig sein kann. So gehen wir gern auf Extratour. In Hannover und auch anderswo.

Entdecken Sie mehr unter www.union-investment.de/realestate

Page 5: Immobilienbrief hamburg nr 12

Nach 33 internationalen Auszeichnungen, überzeugt ein

IBA-Projekt jetzt auch eine nationale Jury. Deren Be-

gründung hinterlässt beim Laien zwar mehr Fragen als

Antworten, soll aber wohl lobend klingen: „Die Siedlung

beeindruckt durch eine einladende großzügige Stim-

mung mit starkem, Identität stiftendem Charakter. Frei-

raumkonzept und Architektur schaffen einen starken,

aber zurückhaltenden Rahmen, der durch die unter-

schiedlichen Bewohner vielfältig bunt ausgemalt wird.

Gemeinsam ist es den Projektbeteiligten gelungen auf

sozialer, partizipativer und gestalterischer Ebene eine

angemessene Sprache zu finden, so dass das Weltquar-

tier für viele Menschen unterschiedlicher Herkunft zur

neuen Heimat wurde“.

Tatsache ist, dass im südlichen Reiherstiegviertel, wo

Menschen aus mehr als 30 Nationen zu Hause sind, seit

2009 eine ehemalige Arbeitersiedlung modernisiert, um-

gebaut und durch Neubauten ergänzt wird und zwar be-

sonnen und mit Rücksicht auf die Umgebung. Bis An-

fang 2015 entsteht das so genannte „Weltquartier“, ein

Modellprojekt für interkulturelles Wohnen. Insgesamt

werden knapp 770 Wohneinheiten von der

SAGA GWG nach Plänen von sieben Architekturbüros

um- oder neu gebaut. Außerdem wurden bereits

46 Gewerbeeinheiten im neuen Welt-Gewerbehof

geschaffen.

IBA-Geschäftsführer Uli Hellweg: „Mit dem Welt-

quartier ist heute ein beispielgebender Prozess des

Stadtumbaus ausgezeichnet worden, und das macht

uns sehr stolz.“

Mit dem Deutschen Städtebaupreis werden Projek-

te prämiert, die in herausragender Weise den aktuellen

Anforderungen an zeitgemäße Lebensformen ebenso

Rechnung tragen wie den Herausforderungen an die

Gestaltung des öffentlichen Raums, dem sparsamen

Ressourcenverbrauch sowie den Verpflichtungen ge-

genüber der Orts- und Stadtbildpflege. Der Preis wird

seit 1979 vergeben. Mehr Informationen gibt es auch

unter www.staedtebaupreis.de.□

Stadtentwicklung Hamburg

Besonnen eingegriffen, kolossal überzeugt

Das „Weltquartier“ in Wilhelmsburg hat den Deutschen Städtebaupreis erhalten. Damit ist ein weiteres IBA-

Projekt ausgezeichnet worden. Endlich mal mit einem nationalen Preis

Für 78 Mio. € wurde die alte Arbeitersiedlung aus den 30er-Jahren in ein modernes und klimafreundliches Wohnviertel verwandelt.

(Foto: Weltquartier; Quelle: IBA)

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Page 6: Immobilienbrief hamburg nr 12

Die internationale Spedition F.W. Neu-

kirch hat eine Logistik- und Lagerfläche

mit 10.000 qm inklusive 1.300 qm Kom-

missionierfläche sowie umfangreichen

Sozialeinrichtungen und Büros in Stuhr

gemietet. Die Grundstücksfläche in der

Industriestraße 28 beträgt 18.557 qm.

Engel & Völkers Commercial Bremen

hat den Deal begleitet.

Ein Privatinvestor hat ein Geschäftshaus

in der Innenstadt von Emden erworben.

Das Objekt in der Neutorstraße 10-12

verfügt über drei Gewerbeeinheiten auf

einer Gesamtnutzfläche von 2.367 qm.

Mieter der drei Einzelhandelsflächen

sind Gerry Weber, dm und KIK. Verkäu-

fer ist eine Gesellschaft für Projektent-

wicklungen aus Düsseldorf. Vermittelnd

tätig war Engel & Völkers Commercial.

Bürovermietungsmarkt Hamburg

Klotzen, nicht kleckern

An Elbe und Alster wurden im laufenden Jahr rund 15 Prozent

mehr Büroflächen vermietet als im Vorjahreszeitraum. Maklerhäu-

ser prognostizieren ein halbe Million vermietete Quadratmeter

zum Jahresende

Die Hamburger können zufrieden sein: Seit 2011 ist kein drittes Quartal

mehr so umsatzstark gewesen wie das gerade abgeschlossene. Rund

150.000 qm konnten an Elbe und Alster neu vermietet werden. Das

Ergebnis beschert dem Hamburger Bürovermietungsmarkt nach neun

Monaten ein Umsatzplus von gut 15 Prozent, melden zahlreiche Mak-

lerhäuser. Mehr als 370.000 qm vermietete Fläche bislang lassen die

Profis optimistisch auf eine satte runde Summe zum Jahresende hof-

fen: 500.000 qm.

Schon jetzt ist klar: Noch nie gab es so viele fünfstellige Großab-

schlüsse wie in diesem Jahr. Entsprechend haben sie das Ergebnis

beeinflusst. „Der Blick auf die Zahl der abgeschlossenen Mietverträge

Norddeutschland

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 6

Hochtief

Standorte finden, Chancen erkennen und Visionen entwickeln – wer erfolgreiche und renditestarke Immobilien schaffen will, braucht die entsprechende Kreativität. Wir realisieren Projekte auf der Grundlage bester Lokalkenntnisse. Profitieren auch Sie davon. Werden Sie als zukünftiger Nutzer oder möglicher Investor unser Partner.

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Page 7: Immobilienbrief hamburg nr 12

zeigt jedoch, dass rund drei Viertel aller Abschlüsse bei

Flächengrößen unter 1.000 qm stattfanden“, sagt Oliver

Horstmann, Mitglied der Geschäftsleitung bei Engel &

Völkers Commercial Hamburg. Daher neigen die Resear-

cher auch dazu, diese Großdeals gesondert vom eigentli-

chen Marktgeschehen zu betrachten – zumal die Unter-

nehmen selbst den Bedarf geschaffen haben und die

Abschlüssen schon länger im Gespräch waren.

Mieten auf Höchststand

Dennoch bleibt der Bedarf an größeren Flächen das be-

stimmende Thema in Hamburg. Vor allem Online- und

Internetdienstleister haben großen Bedarf. „In der derzei-

tigen Marktsituation wachsen sie überproportional und

benötigen daher große Flächen“, sagt Andreas Rehberg,

Geschäftsführer von Grossmann & Berger. Der Mangel

daran spiegelt sich in der Mietpreisentwicklung für Neu-

bauflächen wider. Die Spitzenmiete liegt laut G&B aktu-

ell bei 24,50 €/qm; die Durchschnittsmiete bei 14,50 €/

qm – ein Plus von 20 Cent gegenüber dem Vorquartal

und der bisher höchste Preis seit 2011.

Leerstand auf Tiefstand

In diesem Jahr soll es laut JLL nur 140.000 qm bezugs-

fertige Bürofläche geben/gegeben haben. In Kombination

mit einer Leerstandsquote von 7,1 Prozent (Tendenz:

weiter fallend) vereinfache das nicht gerade die Verhand-

lungen der Unternehmen auf Flächensuche, so Tobias

Scharf, Leiter des Bürovermietungsmarktes für JLL. „Im

nachgefragtesten Teilmarkt, der Innenstadt, liegt der

Leerstand sogar nur noch bei 5,5 Prozent“, so Scharf.

Auch im kommenden Jahr soll aus Nachfragesicht zu

wenig neue Bürofläche an den Markt kommen. Laut JLL

werden nur 125.000 qm fertig – das niedrigste Fertigstel-

lungsvolumen seit Ende der 90er Jahre. □

Fette Deals 1. bis 3. Quartal 2014

1. Deutsche Telekom

(32.000 qm) am Überseering

2. VBG

(22.000 qm) Fuhlsbütteler Straße

3. Marquard & Bahls

(15.000 qm) Shanghaiallee

4. WPP Deutsche Holding

(12.600 qm) Friedensallee

5. Funke Media Group

(10.300 qm) Großer Burstah

6. Jungheinrich

(10.000 qm) Frie drich-Ebert-Damm

7. Kassenärztliche Vereinigung Hamburg

(7.900 qm) Heidenkampsweg

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 7

Quelle: Angermann

Page 8: Immobilienbrief hamburg nr 12

Spitzenrendite für Büroimmobilien sank im Ver-

gleich zum Vorjahreszeitraum von 4,7 auf 4,5 Pro-

zent; Einzelhandelsobjekte werden erzielen noch

4,6 Prozent und Logistikimmobilien bringen es laut

Grossmann & Berger noch auf 6,9 Prozent.

Den größten Umsatz machten die Offenen Im-

mobilienfonds/Spezialfonds mit rund 750 Mio. €, mit

weitem Abstand gefolgt von Projektentwicklern/

Bauträgern mit 235 Mio. €. Allerdings war diese

Gruppe die aktivste auf Verkäuferseite: bis Ende

September veräußerten sie Immobilien im Wert von

fast 800 Mio. €. Die institutionellen kamen auf ver-

kaufte Objekte im Wert von 749 Mio. €. Makler nen-

nen das einen „dynamischen Markt“. Christoph

Ringleben, Geschäftsführer von Grossmann & Ber-

ger geht von davon aus, dass es munter so weiter-

geht und bis Jahresende der Umsatz von 2,9 Mrd.

€ erreicht werden könnte. „Das wäre ein neues

Hoch seit 2010“, so Ringleben. □

In Hamburg wurden allein in den vergangenen drei Mona-

ten Immobilien im Wert von 1 Mrd. € umgesetzt – verteilt

auf 110 Deals. Mit diesem Ergebnis rangiert die Hanse-

stadt gleichauf mit Stuttgart im Ranking der deutschen

Immobilienhochburgen auf Platz 3. Bislang liegt der Ge-

samtumsatz bei rund 2,4 Mrd. € – und somit schon jetzt

über dem Zehn-Jahres-Mittel von 2,35 Mrd. €. Der Löwen-

anteil entfällt mit 59 % auf Büroimmobilien, so JLL, mit

Einzelhandelsobjekten wurden 19 Prozent des Umsatzes

erwirtschaftet.

Umsatztreiber St. Pauli

Zwei der größten Transaktionen fanden in St. Pauli statt:

Erst kürzlich gingen die preisgekrönten „Tanzenden Tür-

me“ für rund 156 Mio. € an Hansainvest; das „Atlantic

Haus“ kaufte ein schwedischer Pensionsfonds für 130 Mio.

€ von der UBS. Die meisten Transaktionen spielten jedoch

in einer anderen Liga: Fast die Hälfte alles Deals bewegte

sich in der Größenordnung unter 10

Mio. €. Für insgesamt 880 Mio. € sind

Immobilien im Bereich bis 20 bis 50

Mio. € verkauft worden, so JLL. Ein

großer Teil der Transaktionen ging auf

das Konto ausländischer Investoren

aus USA, Kanada und europäischer

Nachbarstaaten. „Der Anteil hat weiter

zugelegt, ist mit mittlerweile 48 Pro-

zent überdurchschnittlich hoch“, sagt

Frank-D. Albers, Leiter Büroinvestment

bei JLL Hamburg. Der 5-Jahres-

Durchschnitt liegt laut JLL bei 20 %.

Renditen sinken weiter

Der Run auf hanseatische Immobilien

zieht die Renditen weiter runter: Die

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 8

Investmentmarkt Hamburg

Aufgepasst Schwaben, die Hanseaten kommen!

Nirgends sind in diesem Jahr so viele Kaufabschlüsse zustande gekommen wie in Hamburg. Fast die Hälfte

aller Deals bestritten ausländische Investoren

Page 9: Immobilienbrief hamburg nr 12

Hamburg: An Elbe und Alster wird mehr konsumiert als

noch im vergangenen Jahr; das sorgt für robuste Mieter-

nachfrage nach Ladenflächen durch internationale Filia-

listen und Markenhersteller. Im Fokus stehen die Hafen-

city und das Areal Neuer Wall / Große Bleichen. „Beide

Areale werden die 1a-Innenstadtlagen merklich auswei-

ten und können langfristig zu Verschiebungen bei den

Spitzeneinkaufslagen führen“, sagt Analyst Stefan Go-

ronczy. Während die 1a-Lagen-Durchschnittsmiete seit

2008 stagniert, zieht die Spitzenmiete seit 2011 deutlich

an. „Allein 2013 betrug das Plus 6 Prozent“, so Goronczy.

Daran dürfte sich vorerst nichts ändern, weil in nächster

Zeit nur wenige neue Ladenzeilen fertig gestellt werden:

„Der Einzelhandelsumsatz wächst stärker als die Ver-

kaufsflächen“, sagt der Analyst.

Prognose-Daten für 2014/2015:

Arbeitslosenquote: 7,2%/ 7%

Zentralitätskennziffer: 116,2/ 116,2

erwarteter Einzelhandelsumsatz: 11,2 / 11,5 Mrd. €

Verkaufsfläche in Tausend qm: 2.688/2.717

Flächenproduktivität in €/qm: 4.170/ 4.230

durchschnittliche Mietrendite in %: 5,4,/5,45

Hannover: Fast jeder dritte Einzelhändler in Nieder-

sachsens Hauptstadt ist nach einer Umfrage der IHK

mit der Geschäftslage zufrieden, nur 16 Prozent be-

zeichnen sie als schlecht. Zwar dürfte in diesem Jahr

die Flächenproduktivität insgesamt durch den Ausbau

des Kröpcke-Centers stagnieren. Bereits im nächsten

Jahr soll sie jedoch wieder zulegen, weil nur noch in

moderatem Umfang weitere Geschäftsflächen entste-

hen, prognostiziert Goronczy. „Das Mietwachstum in

den zentralen Lagen dürfte wieder anspringen und

mittelfristig anhalten.“ Dies werde die Marktwerte von

Handelsimmobilien stabil halten. ►

Prognose-Daten für 2014/2015:

Arbeitslosenquote: 8,3,/8,1 Prozent

Zentralitätskennziffer: 117,1/117,1

erwarteter Einzelhandelsumsatz: 3,7 Mrd. €/ 3,8

Mrd. €

Verkaufsfläche in Tsd. qm: 914/ 921

Flächenproduktivität in €/qm: 4.050/4.110

durchschnittliche Mietrendite in %: 6,1/ 6,15

NR. 12 I 42. KW I 15.10.2014 I SEITE 9

Einzelhandelsimmobilien Norddeutschland

Förde verliert gegen Elbe und Leine

Für Investoren lohnt sich ein genauer Blick auf die Einzelhandelsimmobilienmärkte in Hamburg und Hanno-

ver. Bei Kiel ist indes eher Vorsicht angebracht. Das ist das Fazit einer neuen Studie der HSH Nordbank. Die

wichtigsten Erkenntnisse:

Page 10: Immobilienbrief hamburg nr 12

Kiel: Die Verkaufsflächen in Schleswig-Holsteins

Hauptstadt sind in den vergangenen drei Jahren um

5,5 Prozent gewachsen. Das ließ die Flächenprodukti-

vität leicht sinken und die Mieten stagnieren.

Dieser Rückgang dürfte aber durch eine anziehen-

de Zentralität und höhere Einzelhandelsumsätze in

diesem und dem nächsten Jahr kompensiert werden“,

sagt Goronczy. Zusätzliche Kunden aus dem Umland

werden der Stadt die bereits abgeschlossene Erweite-

rung des Einkaufszentrums Sophienhof bescheren

sowie die laufende Modernisierung des seit Anfang

2012 leer stehenden Centers Leik an der Holstenstra-

ße. Die Wiedereröffnung ist für das kommende Früh-

jahr geplant, Ankermieter ist der Modefilialist TK Maxx.

„Mit der City-Aufwertung dürfte ein moderates Spitzen-

mietwachstum einsetzen“, prognostizieren die HSH-

Researcher. „Die Durchschnittsmieten in den 1a-

Lagen und den Nebenlagen dürften hingegen noch

länger stagnieren.“ Deshalb seien bei diesen Objekten

langfristig Werteinbußen zu erwarten. □

Prognose-Daten für 2014/2015:

Arbeitslosenquote: 9,9%/ 9,5%

Zentralitätskennziffer: 138,7/ 138,1

erwarteter Einzelhandelsumsatz: 1,7/ 1,7 Mrd. €

Verkaufsfläche in Tsd. qm: 456/467

Flächenproduktivität in €/qm: 3.650/ 3.650

durchschnittliche Mietrendite in %: 7,1/ 7,15

3.000 qm in Achim vermietet

Die MaTo Immo UG hat eine Hallenfläche mit einem Re-

gallager sowie Büroflächen in Achim bei Bremen erwor-

ben. Das Gewerbeobjekt im Rehland 8 verfügt über eine

Lagerhalle mit 2.000 qm über zwei Etagen, ein Hochregal-

lager mit 735 qm sowie 230 qm Bürofläche. Der neue Ei-

gentümer plant weitere Büroflächen in die Lagerhalle zu

bauen. Rund 7.300 qm beträgt die Grundstücksfläche, die

über zwei Einfahrten befahren werden kann. Zudem ste-

hen 35 PKW-Stellplätze sowie zwei Garagenplätze zur

Verfügung. Verkäufer ist Distrelec Schuricht aus Bremen.

Privatinvestor kauft Geschäftshaus in Bremen

Ein Privatinvestor hat ein Geschäftshaus in der Innenstadt

von Emden erworben. Das Objekt in der Neutorstraße 10-

12 verfügt über drei Gewerbeeinheiten auf einer Gesamt-

nutzfläche von 2.367 qm. Mieter der drei Einzelhandelsflä-

chen sind das Modeunternehmen Gerry Weber, die Dro-

geriemarktkette dm und der Textil-Discounter KIK. Verkäu-

fer ist eine Gesellschaft für Projektentwicklungen aus Düs-

seldorf. Vermittelnd und beratend tätig war Engel & Völ-

kers Commercial Emden.

Fachmarktzentrum in Zeven verkauft

F&C REIT Asset Management, spezialisiert auf Immobi-

lien in Groß- und Mittelstädten, hat im Rahmen eines Indi-

vidualmandats ein Fachmarktzentrum im niedersächsi-

schen Zeven im Landkreis Rotenburg (Wümme) erwor-

ben. Das Objekt verfügt über eine Gesamtmietfläche von

5.400 qm und liegt in unmittelbarer Nähe der Bundesstra-

ße 71. Zu den Ankermietern gehören ein famila Markt der

Bünting Unternehmensgruppe und der Discounter Aldi

Nord. „Die Immobilie in Zeven passt mit ihrer zentralen

Lage, den solventen Ankermietern und der hervorragen-

den Verkehrsanbindung im Kreis Rotenburg ideal zum

Akquisitionsprofil des Individualmandats“, sagt Iris Schö-

berl, Geschäftsführerin von F&C REIT Deutschland. Der

Ankauf des Objekts in Zeven ist bereits der sechzehnte

Ankauf der für das Individualmandat getätigt wurde.

NR. 9 I 29. KW I 16.07.2014 I SEITE 10

Norddeutschland

Page 11: Immobilienbrief hamburg nr 12

Herr Stöckigt, wo wohnen Sie zurzeit?

Ich wohne in Wolfsburg und zwar sehr gerne. Mein

Haus liegt im Grünen, das Kulturangebot für eine Stadt

dieser Größenordnung ist enorm und der Weg zur Ar-

beit kurz. Was will man mehr?

Auch Wolfsburg profitiert vom Trend des Zuzugs

in die Städte; noch vor 10 Jahren galt die Stadt

nicht gerade als attraktiver Wohnort. Was hat sich

geändert?

In der Tat wächst Wolfsburg erst seit 2008 und hat in

den darauf folgenden vier Jahren 5.000 neue Einwoh-

ner gewonnen. Es könnten aber noch mehr sein, wenn

es genügend Wohnungen gäbe. Aber, daran mangelt

es zurzeit. Deshalb liegt die Zahl der Pendler inzwi-

schen bei mehr als 75.000. Das sind zwei Drittel aller

in Wolfsburg Beschäftigten.

Als Wohnungssuchender in Wolfsburg komme ich

am Bestandshalter VWI nicht vorbei. Immerhin ge-

hören 9.300 Wohneinheiten dem Konzern. Gibt es

noch Leerstand?

Wir hatten in früheren Jahren einen Leerstand zwischen 6

und 7 Prozent. Aktuell liegt er bei 0,4 Prozent. Faktisch

haben wir keinen Leerstand mehr. Fast alle Wohnungen

sind vermietet.

VWI hat 30 Jahre lang keine Wohnungen mehr gebaut.

Müssen Sie jetzt loslegen, weil die neue Generation

VW-Mitarbeiter schicker wohnen will?

Wir stecken jedes Jahr 25 Millionen Euro in unseren Be-

stand, sanieren und modernisieren. Aber richtig ist, dass

wir als Top-Arbeitgeber zusätzlichen adäquaten Wohn-

raum anbieten wollen und es grundsätzlich zu wenige

Wohnungen vor Ort gibt. 2013 sind gerade einmal 187

neue Wohnungen fertig gestellt worden.

Sie wollen rund 100 Millionen Euro im Rahmen eines

Wohnungsneubauprogramms in Wolfsburg investie-

ren. Ihr größtes Projekt wird gerade am Steimker Berg

entwickelt. Insgesamt soll dort auf VW-eigenem Gelän-

de ein Quartier mit 1.250 Wohneinheiten entstehen,

NR. 9 I 29. KW I 16.07.2014 I SEITE 11

Interview

„Faktisch haben wir keinen

Wohnungsleerstand“ Volkswagen Immobilien (VWI) gehört in Wolfsburg mit

zu den größten Wohnungsanbietern – und zu den äl-

testen. Immerhin verwaltet die VW-Tochter hier seit

1953 ihren Bestand von rund 645.000 Quadratmeter

Wohnfläche. Seit gut 30 Jahren hat VWI keine neuen

Wohnungen mehr gebaut, denn die Stadt verlor mehr

alte Einwohner als neue dazukamen. Das ändert sich

gerade: Wolfsburg expandiert, die Zahl der sozialversi-

cherungspflichtig Beschäftigten wächst überdurch-

schnittlich und die Kaufkraft liegt inzwischen schon 10

Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Was fehlt, sind

moderne Wohnungen. Die will VWI jetzt bauen, am

liebsten mit anderen Partnern. Roland Stöckigt, Vor-

sitzender der Geschäftsführung von VWI, zu langfristi-

gen Perspektiven der Autostadt, irren Pendlerströmen

und dem Bedarf an kleinen Wohnungen.

Page 12: Immobilienbrief hamburg nr 12

innenstadtnah, aber im Grünen gelegen. Von den

für den eigenen Bestand geplanten 500 Wohnun-

gen werden allein hier rund 300 realisiert. Wer

baut den Rest?

Wir suchen Partner als Investoren für die übrigen

Wohnungen. Geplant sind Miet- und Eigentumswoh-

nungen sowie Einfamilienhäuser. Wir konzentrieren

uns auf die Mietwohnungen mit 2 bis 3 Zimmern sowie

die kleineren Wohneinheiten für Singles, junge Leute

und auch Führungskräfte, die viel unterwegs sind. Das

sind die Zuschnitte, die unsere Mitarbeiter favorisieren.

Je nach konkretem Bedarf werden wir jedoch auch

größere Wohnungen anbieten.

Wie wollen Sie künftige Partner überzeugen, da mit

zu machen? Die Baukosten sind überall gleich

hoch ...

Das ist richtig, aber da uns das Grundstück bereits

gehört, lassen sich die Konditionen zu einem frühen

Zeitpunkt marktgerecht adjustieren. Außerdem haben

in Wolfsburg die Angebotsmieten in den vergangenen

Jahren um fast 40 Prozent angezogen; die Kosten für

Wohneigentum sind um fast 50 Prozent gestiegen. Den-

noch lassen die Preissteigerungen noch Luft nach oben,

weil die Ausgangswerte relativ niedrig sind – verglichen

mit anderen Städten, die von der Automobilindustrie ge-

prägt. In Wolfsburg kostet der Quadratmeter Wohneigen-

tum im Mittel 2.250 Euro, in Ingolstadt oder Regensburg

schon 3.400 Euro. Das ermöglicht gute Investitionschan-

cen, zumal die Stadt ja weiter wächst und damit Wohn-

raum auch weiterhin gebraucht wird.

Was trägt VW mit zum Wachstum bei?

Unser Konzern wächst international überproportional. Die-

se Expansion wirkt sich auch auf die Konzernzentrale in

Wolfsburg aus. Die Volkswagen AG beschäftigt hier inzwi-

schen rund 59.000 Mitarbeiter – 2007 waren es zum Ver-

gleich 44.000. In der Produktion arbeiten rund 20.000

Menschen; in den Bereichen Verwaltung und Entwicklung

sind zusätzlich viele neue Jobs entstanden, und auch

künftig wird die Zahl der Mitarbeiter steigen. Wir sind si-

cher, dass sich viele Neu-Wolfsburger für das Wohnen in

der Stadt entscheiden werden, wenn das Immobilienange-

bot entsprechend ist. □

Das Gespräch führte Susanne Osadnik

NR. 9 I 29. KW I 16.07.2014 I SEITE 12

In Lübeck ist man zufrieden: Der Umsatz des stationä-

ren Lübecker Einzelhandels liegt seit mehreren Jahren

stabil zwischen 1,45 und 1,5 Mrd. €. Erstmals seit dem

Jahr 2006 beträgt die Einzelhandelsfläche in Lübeck

allerdings nur 501.000 qm. „Das ist nur eine vorüber-

gehende Entwicklung, da bei unserer Bestandsaufnah-

me das LUV Center noch nicht eröffnet war. Wir gehen

davon aus, dass wir bei der nächsten Erhebung auf

mindestens 550.000 qm Fläche kommen“, sagt Björn

P. Jacobsen, der den Einzelhandelsmonitor der Wirt-

schaftsförderung betreut.

Rund 25 Prozent der gesamten Einzelhandelsflä-

che liegen in der Altstadt. Hier ist aber auch der Leer-

stand am höchsten: Die ehemalige C&A-Immobilie in

der Mühlenstraße steht leer – das erhöht den Leer-

stand in diesem Jahr auf 15.700 qm. Insgesamt standen

Ende 2013 rund 37.200 qm Ladenflächen in Lübeck leer.

Erstmals vergleicht der Einzelhandelsmonitor Lübeck

mit anderen deutschen Städten gleicher Größenordnung

(200.000 bis 250.000 Einwohner). Aus Sicht von Einzel-

handelsinvestoren sind zwei Kennziffern wichtig: die ein-

zelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer sowie die Zentrali-

tät. Die Zentralität gibt an, wie viel Umsatz Lübeck aus

dem Umland generiert. Mit einer Zentralität von 144,6 liegt

Lübeck im Norden vor Kiel (140) und Rostock (102,2) und

bundesweit sogar vor Freiburg (143,3). Auch in Sachen

Kaufkraft kann Lübeck punkten: Die Hansestadt gehört mit

einem Wert von 96,5 Prozent zur Spitzengruppe der vergli-

chenen Städte. Nur Mainz (110,4) und Krefeld (98,6) kön-

nen mit mehr Kaufkraft aufwarten. □

Einzelhandel Lübeck

Besser als Freiburg

Als Einkaufsstadt muss Lübeck den Vergleich mit anderen Städten nicht fürchten. Kaufkraft und Zentralität

weisen Spitzenwerte auf

Page 13: Immobilienbrief hamburg nr 12

Bis Ende Juli 2014 wurden insgesamt 13.821 Neubauwohnungen und

damit rund 8 Prozent mehr als im Vorjahres-zeitraum genehmigt. Hohe

Zuwächse gab es bei den Eigentumswohnungen, so die LBS Norddeut-

sche Landesbausparkasse Berlin-Hannover (LBS Nord). Hier stiegen

die Genehmigungszahlen um gut 37 Prozent auf 2.967.Vor allem die

Baugenehmigungen für Ein- und Zweifamilienhäuser sind enorm gestie-

gen. Auf sie entfallen rund 61 Prozent aller Neubaugenehmigungen.

„Die Wohneigentumsbildung ist der bestimmende Faktor im Neubau“,

erklärt LBS-Vorstandsvorsitzender Dr. Rüdiger Kamp. Gründe seien

zum einen die positive wirtschaftliche Entwicklung und die geringe Ar-

beits-losigkeit, zum anderen die günstigen Finanzierungsbedingungen

durch niedrige Zinsen und staatliche Wohn-Riester-Förderung.

Vier von fünf Haushalten könnten bauen

Die günstigen Rahmenbedingungen führen dazu, dass sich immer mehr

Haushalte in Niedersachsen eigene vier Wände leisten können. Das

zeigt auch eine Modellrechnung des Berliner Forschungsinstituts empiri-

ca. Die Experten haben im Auftrag der Landesbausparkassen die Ein-

kommens-Daten des Statistischen Bundesamtes mit Informationen aus

ihrer Preis-Datenbank für gebrauchte Einfamilienhäuser verknüpft.

Laut Annahme der Forscher ist der Wohneigentumserwerb in dem je-

weiligen Bundesland dann machbar, wenn – bei einem Eigenkapital in

Höhe eines Jahresnettoeinkommens – die Finanzierungsbelastung

von insgesamt 6 Prozent pro Jahr (für Zins und

Tilgung) 35 Prozent des Haushaltsnettoeinkommens nicht übersteigt.

Für Niedersachsen heißt das: Unter diesen Voraussetzungen könn-

ten sich aktuell vier von fünf Haushalten ein ortsübliches Eigenheim leis-

ten. „Das Wohneigentumspotenzial in Niedersachsen ist bei weitem

noch nicht ausgereizt“, so Kamp. „Auf Dauer werden die anhaltend gu-

ten Finanzierungskonditionen und die Überwindung der langjährigen

Neubauflaute wieder zu einer Steigerung der Wohneigentumsquote füh-

ren.“ Derzeit liegt Niedersachsen mit einer Quote von 46 Prozent im

Ländervergleich auf Platz sechs. □

Teuer wohnen in Schleswig-Holstein

Schleswig-Holsteins Pflaster wird immer

teurer: Einfamilienhäuser wurden seit

2012 um durchschnittlich 13,2 Prozent

teurer; Eigentumswohnungen sogar um

24,2 Prozent. Ein Einfamilienhaus in

Kiels Nobelviertel Düsternbrook kostet

durchschnittlich schon 2.700 €/qm; eine

Eigentumswohnung in Travemünde

kommt auf 2.400 €/qm, so das Ergebnis

des aktuellen Immobilienmarktatlas der

Landesbausparkasse (LBS). Besonders

heftig sind die Preise in der Lübecker

Altstadt und im Hamburger Umland

(Ahrensburg, Norderstedt, Reinbek, We-

del) gestiegen. Der Grund: gute Infra-

struktur und Arbeitsplätze, trotzdem Nä-

he zur Großstadt. Die LBS rechnet in

diesen Siedlungsgebieten auch zukünf-

tig mit weiter wachsenden Bevölke-

rungszahlen und damit steigenden Im-

mobilienpreisen.

NR. 9 I 29. KW I 16.07.2014 I SEITE 13

Wohnungsbau Niedersachsen

Baut, Leute, baut!

Immer mehr Niedersachsen können sich Wohneigentum leisten

und bauen entsprechend häufig. Weit mehr als die Hälfte aller Bau-

genehmigungen entfiel laut LBS Nord bislang auf Ein- und Zweifa-

milienhäuser. Aber es könnten noch mehr werden

Immer mehr Niedersachsen werden Immobilienei-gentümer (Foto: fotolia)

Page 14: Immobilienbrief hamburg nr 12

Carsten Sellschopf (40) verstärkt ab

sofort die Geschäftsleitung des Immobi-

lienentwicklers formart, der seit Anfang

des Monats nicht mehr zum Konzern

Hochtief gehört. Sellschopf ist verant-

wortlich für die Niederlassungen in Ber-

lin, Leipzig, Nie-

dersachsen und

Hamburg. Der Dip-

lom-Wirtschafts-

ingenieur für Bau-

wesen und Immo-

bilienökonom

(ebs) Sellschopf

verfügt durch sei-

ne 15-jährige Tä-

tigkeit im Konzern Hochtief über ausge-

prägte Erfahrung in der Projektentwick-

lung. Zuletzt war Sellschopf als Prokurist

für die Niederlassung Berlin der Investa

Projektentwicklungs- und Verwaltungs

GmbH verantwortlich. Davor war er Lei-

ter der formart/HTP-Hybridniederlassung

Berlin-Brandenburg von Hochtief Soluti-

ons. Sellschopf ist Mitglied im Royal In-

stitution of Chartered Surveyors

(MRICS).

Personalie

Impressum

Zu guter Letzt

Und wer kauft jetzt

das G&J-Pressehaus?

Seit Anfang des Monats steht es fest: das Verlagshaus Gruner & Jahr

gehört jetzt endgültig zum Bertelsmann-Konzern. Überraschend ist

das nicht. Schließlich ist Bertelsmann schon seit den 70er Jahren

Mehrheitseigner und G&J hielt zum Schluss nur noch 25,1 Prozent am

eigenen Haus. Intern geht der Kahlschlag allerdings munter weiter; die

nächsten Massenentlassungen stehen an. Wer braucht da noch ein

Riesengebäude? Seit Jahren wird die markante Landmarke am Baum-

wall sukzessive leer gezogen. Über den Verkauf wird schon länger

gemunkelt. Damit würde ein weiteres Symbol Hamburger Medienge-

schichte dem „Unvermeidlichen“ weichen, wie moderne Manager es

gern ausdrücken. Wenn selbst in der Caffamacherreihe demnächst

das Bezirksamt im alten Axel-Springer-Haus residiert, darf man schon

mal spekulieren: Und wen beherbergt der Baumwall demnächst? Als

Bürostandort ist die Lage mit Hafenblick und eigener U-Bahnstation in

City-Nähe unschlagbar; das angrenzende Portugiesenviertel dient als

Nahversorger. Aber der Gebäudekomplex ist ganz und gar auf das

Pressehaus ausgerichtet gewesen. Ein Umbau wird teuer, sind Markt-

beobachter sicher. Mal sehen, was demnächst passiert. Da sich die

Makler zurzeit extrem zugeknüpft geben, ist sicher etwas im Busche.

Wir sind gespannt. □

Meinungssplitter

„Das Resort Land Fleesensee hatte bisher in erster Linie kein

Qualitätsproblem, sondern ein Vermarktungsproblem“, Kai Rich-

ter, Managing Director der Lindner Investment Management GmbH

(LIM) zum Kauf des Golfresorts vor zwei Wochen.

„Nun wissen wir wenigstens, auf was wir uns einzustellen haben.

Der Schwebezustand der letzten Monate führte zu einer großen

Verunsicherung bei den Investoren und wirkte sich bereits inves-

titionshemmend nicht nur auf den Hamburger Neubauwohnungs-

markt aus“, Sönke Struck, Vorsitzender des BFW Nord zum Gesetz-

entwurf zur Mietpreisbremse.

„Das ist unerreicht im Vergleich zu den anderen Immobilienhoch-

burgen, für Hamburg aber durchaus normal“, Frank-D. Albers, Lei-

ter Büro-Investment von JLL in Hamburg, zum Anteil von 29 Prozent,

den Projektentwickler von Büroimmobilien aktuell auf Verkäuferseite

ausmachen.

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Hrsg.: Werner Rohmert

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