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Inhalt Seite „Die Qualität der Krebstherapie soll noch besser werden“ 2 Krebs und Sexualität – noch ein Tabuthema 3 Bauchspeicheldrüsenkrebs: Relativ selten und meist erst spät erkannt 4 Selbsthilfe-Netzwerk für Männer mit Brustkrebs 6 Hast Du Krebs? Mit der Erkrankung offen umgehen 7 Sich bewusst wieder schön machen 8 1 – Pitopia, 2 – ©PictureArt - Fotolia.com Forum für Krebspatienten und ihre Angehörigen Lebens wege Ausgabe 44 · Oktober 2011 Lungenkrebsmonat November Die Diagnose Lungenkrebs trifft vie- le Betroffene wie auch ihre Ange- hörigen völlig unvorbereitet. Sehr groß ist dann der Informationsbe- darf. Wie bedrohlich ist die Erkran- kung? Was ist dagegen zu tun? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es? Antworten auf solche Fragen gibt in erster Linie der behandelnde Arzt. Darü- ber hinaus bietet die Patientenveranstaltung „Der zwei- te Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gute Möglichkeiten, sich über die Erkrankung und ihre Hintergründe zu informieren. Am 5. November wird eine weitere Veranstaltung der Reihe in Hamburg stattfinden und das bereits zum 50. Mal, quasi als Jubiläumsveran- staltung pünktlich im Lungenkrebsmonat November. Weiterführen- de Informationen zu der Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gibt es im Internet unter www.der-zweite-atem.de. Bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs haben sich zudem jüngst die Behandlungsmöglichkeiten erweitert. So gibt es nun neben der üblichen Chemotherapie für bestimmte Patien- ten auch die Möglichkeit der Behandlung mit einem Wirkstoff, der maßgeschneidert Wachstumssignale im Tumor unterdrückt. Siehe Seite 3 Brustkrebs? Auf jeden Fall ins zertifizierte Brustzentrum Erstmals bessere Überlebenschancen belegt Optimale Krebstherapie – auch im Alter Behandlung muss sich dem allgemeinen Gesundheitszustand anpassen Behandlungsoptionen kann das Überleben von Frauen mit Brust- krebs verbessert werden“, sag- te der Brustkrebspezialist in Dres- den. Wichtigster Faktor ist dabei die gemeinsame Fallbesprechung der an der Behandlung beteilig- optimale Behandlung wie junge Patienten“, mahnt Privatdozent Dr. Ulrich Wedding aus Jena. Allerdings kann es sein, dass die übliche Standardbehandlung ei- nes bestimmten Tumors im indivi- duellen Fall an die Gesundheitssi- tuation angepasst werden muss. „Die Anpassung der Behandlung ist nicht vom kalendarischen Al- ter abhängig, sondern davon, wie es konkret um die allgemeine Ge- sundheit des Patienten bestellt ist“, sagt der Krebsmediziner. Es sollte deshalb, so Wedding, vor Behandlungsbeginn genau untersucht werden, ob neben der Krebserkrankung weitere Erkran- kungen vorliegen. Es muss ferner geprüft werden, ob der Patient ten Fachärzte in ei- ner Tumorkonferenz. In den zertifizierten Brustzentren werden mehr als 97 Prozent der „Fälle“ in solchen so genannten Tumorboards besprochen. Seit 2003 sind mehr als 250 Brust- zentren in Deutschland zertifiziert worden. Sie haben damit ein an- erkanntes Gütesiegel für die Dia- gnostik und Therapie des Mam- makarzinoms erhalten. 91,5 Pro- zent der Frauen, bei denen die Di- agnose Brustkrebs gestellt wird, werden mittlerweile in einem sol- chen Zentrum behandelt. mit den zu erwartenden Neben- wirkungen zurechtkommen wird, ob er hinsichtlich seiner geistigen Leistungsfähigkeit eine komplexe Durch die Etablierung zertifizier- ter Brustzentren hat sich die Pro- gnose von Frauen mit Brustkrebs deutlich verbessern lassen. Das haben zwei international beach- tete Untersuchungen ergeben, die beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Dres- den vorgestellt wurden. Sie be- stätigen die schon länger von Ex- perten gehegte Vermutung, dass die in diesen Zentren gewährleis- teten Qualitätsstandards bei der Diagnostik und Therapie des Tu- mors eindeutige Überlebensvor- teile bieten. „Eine Verminderung der Sterb- lichkeit an Brustkrebs ist heut- zutage nicht mehr durch einzel- ne Innovationen möglich“, erläu- terte dazu Professor Dr. Diethelm Wallwiener aus Tübingen. „Nur durch die Qualitätsverbesserung der gesamten Kette von der Dia- gnose bis zu den verschiedensten Krebs ist eine Erkrankung, die meist ältere und alte Menschen betrifft. Das bedeutet nicht, dass es Abstriche bei der Behandlung geben darf. „Alte Menschen ha- ben genauso ein Recht auf eine B r u s t k r e b s m o n a t O k t o b e r L u n g e n k r e b s m o n a t N o v e m b e r Jedes Jahr erkranken in Deutsch- land rund 50.000 Frauen an Brustkrebs (1) Krebs auch im Alter gut behan- deln. (2) Krebstherapie bewältigen kann, und ob er sozial so gut eingebun- den und versorgt ist, dass ihm eine unter Umständen belastende Be- handlung zuzumuten ist. „Geriatrisches Assessment“, so nennen die Mediziner dieses Vor- gehen, bei dem durch verschie- dene Tests und Befragungen des Patienten abgeklärt werden soll, wie im Einzelfall die Tumorthera- pie zu gestalten ist. „Nur so kön- nen wir sicherstellen, dass ältere Menschen eine optimale Krebs- behandlung mit möglichst hohen Heilungschancen und möglichst geringer Belastung erhalten“, er- läutert Dr. Wedding. Sehr häufig zeigt das Ergebnis des geriatrischen Assessments, dass die Standardtherapie wie auch bei einem jüngeren Men- schen durchgeführt werden kann. Manchmal aber muss die Intensi- tät der Behandlung ein wenig zu- rückgenommen werden, um den Patienten nicht über Gebühr zu belasten oder sogar zu gefähr- den, sondern ihm vielmehr trotz Krebs und Krebsbehandlung ein Leben mit guter Lebensqualität zu sichern.

Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

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Ausgabe 44, Oktober 2011 der Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und hre Angehörigen

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Page 1: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

InhaltSeite

„Die Qualität der Krebstherapie soll noch besser werden“ 2Krebs und Sexualität – noch einTabuthema 3Bauchspeicheldrüsenkrebs:Relativ selten und meist erst spät erkannt 4Selbsthilfe-Netzwerk für Männermit Brustkrebs 6Hast Du Krebs? Mit der Erkrankung offen umgehen 7Sich bewusst wieder schön machen 8

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Ausgabe 44 · Oktober 2011

Lungenkrebsmonat November

Die Diagnose Lungenkrebs trifft vie-le Betroffene wie auch ihre Ange-hörigen völlig unvorbereitet. Sehr groß ist dann der Informationsbe-darf. Wie bedrohlich ist die Erkran-kung? Was ist dagegen zu tun? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Antworten auf solche Fragen gibt in erster Linie der behandelnde Arzt. Darü-ber hinaus bietet die Patientenveranstaltung „Der zwei-te Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gute Möglichkeiten, sich über die Erkrankung und ihre Hintergründe zu informieren. Am 5. November wird eine weitere Veranstaltung der Reihe in Hamburg stattfi nden und das bereits zum 50. Mal, quasi als Jubiläumsveran-staltung pünktlich im Lungenkrebsmonat November. Weiterführen-de Informationen zu der Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gibt es im Internet unter www.der-zweite-atem.de.

Bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs haben sich zudem jüngst die Behandlungsmöglichkeiten erweitert. So gibt es nun neben der üblichen Chemotherapie für bestimmte Patien-ten auch die Möglichkeit der Behandlung mit einem Wirkstoff, der maßgeschneidert Wachstumssignale im Tumor unterdrückt.

Siehe Seite 3

Brustkrebs? Auf jeden Fall ins zertifi zierte Brustzentrum

Erstmals bessere Überlebenschancen belegt

Optimale Krebstherapie – auch im AlterBehandlung muss sich dem allgemeinen Gesundheitszustand anpassen

Behandlungsoptionen kann das Überleben von Frauen mit Brust-krebs verbessert werden“, sag-te der Brustkrebspezialist in Dres-den.

Wichtigster Faktor ist dabei die gemeinsame Fallbesprechung der an der Behandlung beteilig-

optimale Behandlung wie junge Patienten“, mahnt Privatdozent Dr. Ulrich Wedding aus Jena.

Allerdings kann es sein, dass die übliche Standardbehandlung ei-nes bestimmten Tumors im indivi-duellen Fall an die Gesundheitssi-tuation angepasst werden muss. „Die Anpassung der Behandlung ist nicht vom kalendarischen Al-ter abhängig, sondern davon, wie es konkret um die allgemeine Ge-sundheit des Patienten bestellt ist“, sagt der Krebsmediziner.

Es sollte deshalb, so Wedding, vor Behandlungsbeginn genau untersucht werden, ob neben der Krebserkrankung weitere Erkran-kungen vorliegen. Es muss ferner geprüft werden, ob der Patient

ten Fachärzte in ei-ner Tumorkonferenz. In

den zertifi zierten Brustzentren werden mehr als 97 Prozent der „Fälle“ in solchen so genannten Tumorboards besprochen. Seit 2003 sind mehr als 250 Brust-zentren in Deutschland zertifi ziert worden. Sie haben damit ein an-erkanntes Gütesiegel für die Dia-gnostik und Therapie des Mam-makarzinoms erhalten. 91,5 Pro-zent der Frauen, bei denen die Di-agnose Brustkrebs gestellt wird, werden mittlerweile in einem sol-chen Zentrum behandelt.

mit den zu erwartenden Neben-wirkungen zurechtkommen wird, ob er hinsichtlich seiner geistigen Leistungsfähigkeit eine komplexe

Durch die Etablierung zertifi zier-ter Brustzentren hat sich die Pro-gnose von Frauen mit Brustkrebs deutlich verbessern lassen. Das haben zwei international beach-tete Untersuchungen ergeben, die beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Dres-den vorgestellt wurden. Sie be-stätigen die schon länger von Ex-perten gehegte Vermutung, dass die in diesen Zentren gewährleis-teten Qualitätsstandards bei der Diagnostik und Therapie des Tu-mors eindeutige Überlebensvor-teile bieten.

„Eine Verminderung der Sterb-lichkeit an Brustkrebs ist heut-zutage nicht mehr durch einzel-ne Innovationen möglich“, erläu-terte dazu Professor Dr. Diethelm Wallwiener aus Tübingen. „Nur durch die Qualitätsverbesserung der gesamten Kette von der Dia-gnose bis zu den verschiedensten

Krebs ist eine Erkrankung, die meist ältere und alte Menschen betrifft. Das bedeutet nicht, dass es Abstriche bei der Behandlung geben darf. „Alte Menschen ha-ben genauso ein Recht auf eine

ten Fachärzte in ei-ner Tumorkonferenz. In

den zertifi zierten Brustzentren

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Oktober

Die Diagnose Lungenkrebs trifft vie-le Betroffene wie auch ihre Ange-

Antworten auf solche Fragen gibt in erster Linie der behandelnde Arzt. Darü-ber hinaus bietet die Patientenveranstaltung „Der zwei-te Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gute Möglichkeiten, sich über die Erkrankung und ihre Hintergründe zu informieren. Am

Lungenkrebsmonat

November

Jedes Jahr erkranken in Deutsch-land rund 50.000 Frauen an Brustkrebs (1)

Krebs auch im Alter gut behan-deln. (2)

Krebstherapie bewältigen kann, und ob er sozial so gut eingebun-den und versorgt ist, dass ihm eine unter Umständen belastende Be-handlung zuzumuten ist.

„Geriatrisches Assessment“, so nennen die Mediziner dieses Vor-gehen, bei dem durch verschie-dene Tests und Befragungen des Patienten abgeklärt werden soll, wie im Einzelfall die Tumorthera-pie zu gestalten ist. „Nur so kön-nen wir sicherstellen, dass ältere Menschen eine optimale Krebs-behandlung mit möglichst hohen Heilungschancen und möglichst

geringer Belastung erhalten“, er-läutert Dr. Wedding.

Sehr häufi g zeigt das Ergebnis des geriatrischen Assessments, dass die Standardtherapie wie auch bei einem jüngeren Men-schen durchgeführt werden kann. Manchmal aber muss die Intensi-tät der Behandlung ein wenig zu-rückgenommen werden, um den Patienten nicht über Gebühr zu belasten oder sogar zu gefähr-den, sondern ihm vielmehr trotz Krebs und Krebsbehandlung ein Leben mit guter Lebensqualität zu sichern.

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3 – Pitopia

2 Lebenswege

weiter zu steigern. Was dies be-deutet, erläuterte Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deut-schen Krebsgesellschaft, in einem Interview anlässlich des Jahres-kongresses der Deutschen Gesell-schaft für Senologie in Dresden.

Herr Dr. Bruns, lassen Diag-nostik und Therapie in Brust-krebs- oder Darmkrebszent-ren noch zu wünschen übrig? Nein, das kann man so nicht sa-

gen. Mit diesen Zentren wur-den Einrichtungen geschaffen, die sich auf die Diagnostik und Therapie der jeweiligen Krebser-krankung spezialisiert haben und den erkrankten Patienten eine hohe Kompetenz und Erfahrung und damit auch eine bestmögli-che Behandlung bieten. Das aber bedeutet nicht, dass man nicht noch besser werden kann. Wir versuchen deshalb von Seiten der

dafür, dass wir die Dokumenta-tion der Behandlungsketten for-dern. Dabei muss sich jeder Be-teiligte im Behandlungsnetz dem Qualitätsanspruch verpfl ichtet füh-len. Es muss ja auch jeder, der eine Fahrt in einer Gondel anbie-tet, sicherstellen, dass jeder Pfos-ten, den die Gondel passiert, die-se sicher trägt.

Was soll die standardisierte Qualitätsprüfung weiter be-zwecken?Wir wollen erreichen, dass die zer-tifi zierten Zentren nicht nur eine

gute Diagnostik und Therapie der jeweiligen Krebserkrankung an-bieten, sondern dass sie sich in dieser Hinsicht kontinuierlich wei-terentwickeln. Die Zentren müssen sich stetig darum kümmern, dass die Qualität bei der Versorgung von Krebspatienten hoch bleibt und diese Bemühungen müssen nachvollziehbar und kontrollierbar werden. Nur so lässt sich auf Dau-er eine optimale Behandlung der Patienten in den verschiedenen Bereichen gewährleisten.

Herr Dr. Bruns, haben Sie vie-len Dank für das Gespräch.

„Die Qualität der Krebstherapie soll noch besser werden“

Interview mit Dr. Johannes Bruns, Generalsekretär der Deutschen Krebsgesellschaft

dergelassenen Ärzte, die an der Behandlung eines Krebspatienten beteiligt sind, genau dokumen-tiert werden. Damit wird die Qua-lität der Behandlung besser über-prüfbar. Denn eine gute Qualität ist nur zu gewährleisten, wenn alle Beteiligten einen hohen Qua-litätsstandard erfüllen.

Erhalten Krebspatienten in den spezialisierten Zentren eine bessere Medizin?Auch das lässt sich so nicht pau-schal behaupten. Allerdings ha-ben wir klare Hinweise darauf, dass Menschen mit Krebs, die in einem zertifi zierten Zentrum be-handelt werden, bessere Hei-lungs- und Überlebenschancen haben. Daten hierfür gibt es beim Brustkrebs, bei dem die Quali-

tätssicherung und Qualitätsüber-prüfung ja schon etabliert ist. Wir vermuten, dass es bei ande-ren Krebsarten ähnlich ist, kön-nen dies bislang aber nicht ein-deutig anhand von Daten bele-gen. Auch deshalb ist die stan-dardisierte Qualitätsprüfung der medizinischen Versorgung in den zertifi zierten Zentren aus unserer Sicht so wichtig. Die Qualität der Versorgung wird aber nicht nur durch das Organkrebszentrum bestimmt, sondern durch das ge-samte Behandlernetz, das an der Diagnostik und Therapie beteiligt ist. Das ist ein wesentlicher Grund

Deutschen Krebsgesellschaft die Entwicklung der Organkrebszen-tren noch weiter in Sachen Quali-tätsstandards voranzutreiben.

Was ist konkret Ihre Vorstel-lung?Wir fordern, dass in den Zentren qualitätsgeprüft gearbeitet wird, also genaue Statistiken dazu ge-führt werden, wie erfolgreich die Behandlungen bei den Patienten waren. Das soll anhand konkreter,

objektiver und nachvollziehbarer Kriterien wie zum Beispiel der Zeit des krankheitsfreien Überlebens kontrollierbar werden. Die Brust-krebszentren, bei denen dies be-reits seit dem Jahr 2003 Standard ist, sind in dieser Hinsicht Vorrei-ter. Wir fordern nun, dass andere Organkrebszentren entsprechend nachziehen. Außerdem müssen die Behandlungsketten vom Ope-rateur über die Kliniker und nie-

Zertifi zierte Krebszentren haben sich bei der Diagnostik und The-rapie von Krebserkrankungen ver-schiedener Organe etabliert. Nun geht es darum, die Qualität der medizinischen Versorgung von Krebspatienten in diesen Zentren

Dr. Johannes Bruns

Ärzte aus ganz Deutschland informierten sich beim Kongress der Deut-schen Gesellschaft für Senologie in Dresden über neueste Entwicklun-gen in der Therapie von Brustkrebs.

MeldungenOb ein Raucher Lungen-krebs hat, kann künftig wohl durch eine Blutuntersuchung festgestellt werden. Forscher der Universität Bonn und des Universitätsklinikums Köln um Professor Dr. Joachim L. Schult-ze haben rund 480 Moleküle identifi ziert, die anhand ihrer Konzentration im Blut Hinwei-se darauf geben, ob ein Lun-genkrebs vorliegt. Die Wissen-schaftler hoffen, mit dem Blut-test die Früherkennung von Lungenkrebs zu ermöglichen und damit bessere Heilungs-chancen für die Patienten zu realisieren. Krebszellen schaffen sich im Körper oft Nischen, in denen sie gut überleben und wachsen können. Das konnten Berliner Forscher an Mäusen zeigen. So nutzen Lymphomzellen bei Mäusen spezielle Botenstof-fe, die Chemokine, um ihren Weg in die Lymphknoten und in die Milz zu fi nden, wo sie eine optimale Umgebung für ihr Wachstum vorfi nden.

„Selbsthilfefreundlich“ wird das Nationale Tumorzent-rum Heidelberg (NCT). Als ers-tes onkologisches Tumorzen-trum in Deutschland hat das NCT mit Selbsthilfeorganisati-onen eine Kooperationsverein-barung unterzeichnet. Damit sollen die Arbeit von Selbst-hilfeorganisationen gefördert und die Selbsthilfe stärker in den klinischen Alltag integriert werden.

Eine Serie von Hörtexten zu Themen rund um Krebserkran-kungen bietet der Krebsinfor-mationsdienst neu an. Die bei-den ersten Themen: „Ist Krebs heute häufi ger als früher?“ und „Krebsvorbeugung für alle: Was kann man selbst errei-chen?“ Unter der Webadresse www.krebsinformationsdienst.de stehen die Audiodateien zum Anhören und zum Herun-terladen bereit. Weitere The-men sind in Vorbereitung.

Bislang war allerdings nicht ein-deutig belegt, dass diese Strategie auch bei Frauen im höheren Alter vorteilhaft ist. Eine gezielte Ana-lyse der vorliegenden Studienda-ten hat dies nun jedoch bestätigt. Analysiert wurden die Ergebnisse der Behandlung bei Frauen jen-seits des 70. Lebensjahres. Die zu-sätzliche Gabe eines Antikörpers, der die Gefäßneubildung hemmt, steigerte eindeutig die Wirksam-keit der üblichen Chemotherapie. Der Antikörper wurde dabei gut vertragen, es zeigte sich bei den älteren Patientinnen weitgehend das gleiche Nebenwirkungspro-fi l wie in der gesamten Patienten-gruppe.

Aktuelle Analysen zeigen, dass auch ältere und alte Frauen mit fortgeschrittenem Brustkrebs von modernen Therapieverfah-ren profi tieren, bei denen die Neubildung von Blutgefäßen in der Tumorregion unterbunden wird. Über solche neuen Blut-gefäße versorgt sich der Tumor selbst mit Sauerstoff und Nähr-stoffen. Angeregt wird die Bil-dung der neuen Gefäße durch Wachstumssignale, die von den Tumorzellen ausgehen. Moder-ne Medikamente können die-se Wachstumssignale unterdrü-cken und so das Tumorwachs-tum und damit das Fortschrei-ten der Erkrankung hemmen.

Den Tumor von der Blutversorgung abschneidenAuch ältere Frauen mit Brustkrebs profi tieren

Die moderne Strategie der zielgerichteten Krebstherapie greift auch bei Frauen, die erst deutlich nach den Wechseljahren an Brustkrebs erkranken. (3)

„Krebspatienten eine optimale Behandlung bieten“

Page 3: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

4 – ©Yuri Arcurs - Fotolia.com

3Lebenswege

Selbstverständlich haben auch Menschen mit Krebserkrankung sexuelle Bedürfnisse. Darüber aber wird in unserer modernen Zeit noch wenig gesprochen. „Das Thema Krebs und Sexua-lität ist leider noch weitgehend tabu“, berichtete Dr. Thalia Erbes vom Universitätsklinikum Frei-burg beim Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Seno-logie in Dresden.

Das sexuelle Erleben wird nach ihren Worten durch die Krebser-krankung oft enorm beeinträch-tigt. Psychische Belastungen, aber auch körperliche Verände-rungen wirken sich auf das Se-xualleben aus. Zudem tritt vor al-lem in der ersten Krankheitspha-se die Sexualität vor der Kon-zentration auf die notwendige Behandlung meist in den Hinter-grund. „Mit der Rückkehr in den Lebensalltag gewinnen die sexu-ellen Wünsche und damit auch die krankheitsbedingten Beein-trächtigungen dann wieder mehr an Bedeutung“, erklärte die Me-dizinerin. Nicht wenige Patienten bekommen in Folge der Tumorer-

Krebs und Sexualität – noch ein Tabuthema

Mehr Offenheit ist gefragt

einander, aber auch im Arzt-Pa-tientengespräch. Gibt es Proble-me beim sexuellen Erleben durch die Erkrankung, so sollten die Pa-tienten sich aus ihrer Sicht nicht scheuen, dies offen bei ihrem Arzt anzusprechen und um Hilfs-möglichkeiten und weitere Infor-mationen nachzufragen. Letztere gibt es zudem beim Online-Portal des Informationszentrums für Se-xualität und Gesundheit e.V. (ISG) unter der Webseite www.isg-in-fo.de.

krankung allerdings Schwierigkei-ten in ihrem Sexualleben. So ge-ben laut Dr. Erbes bei Befragun-gen rund 80 Prozent der Frauen mit Brustkrebs an, nach der Dia-gnose sexuelle Probleme entwi-ckelt zu haben.

Wichtig ist es deshalb, die im-mer noch vorherrschenden Tabus zu durchbrechen. Frau Erbes plä-dierte in Dresden darum für mehr Offenheit im Umgang mit dem Thema „Sexualität und Krebs“ und das bei den Partnern unter-

Lesetipp

Sexualität und KrebsMit gleich zwei Ratgebern hat der Krebsinformations-dienst (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg das Tabuthema „Sexualität und Krebs“ auf-gegriffen. Die beiden Rat-geber richten sich gezielt an Frauen respektive an Männer und behandeln die nicht sel-ten auftretenden Beeinträch-tigungen im Sexualleben in-folge der Tumorerkrankung für Mann und Frau getrennt. Die beiden Broschüren können kostenfrei angefordert werden beim Krebsinfor-mationsdienst des DKFZ, Im Neuenheimer Feld 280, 69120 Heidel-berg oder via Internet unter www.krebsinformationsdienst.de oder auch per E-Mail unter [email protected].

Frauen respektive an Männer und behandeln die nicht sel-ten auftretenden Beeinträch-tigungen im Sexualleben in-folge der Tumorerkrankung für Mann und Frau getrennt. Die beiden folge der Tumorerkrankung für Mann und Frau getrennt. Die beiden folge der Tumorerkrankung für Mann und Frau getrennt. Die beiden

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„Zärtlichkeit ist mir wichtig – gerade jetzt“

Kampagne „Durch dick & dünn“ informiert zu „Krebs und Sexualität“

Das Thema „Palliativmedizin“ ist im November Schwer-punkt der Informationskam-pagne „Durch dick & dünn – Leben mit Darmkrebs“. Unter dem Titel „Zärtlichkeit ist mir wichtig – gerade jetzt“ wird es auf der Internetseite unter www.darmkrebszentrale.de Hinter-grundinformationen und auch einen kurzen Filmbeitrag zu der Problematik ab 1. Dezember geben.

Bereits seit März dieses Jahres werden allmonatlich auf dieser Internetseite interessante Themen rund um die Darmkrebserkran-kung behandelt. Sie sollen den Betroffenen wie auch den ihnen nahestehenden Menschen im Umgang mit der Erkrankung hel-fen. Bereits behandelt und quasi im Internet „nachzulesen“ sind die Themen:- Darmkrebszentren: „Schrittmacher für eine moderne Therapie“- Krebs und Ernährung: „Darmkrebs-Diät oder alles, was schmeckt?“- Therapie-Nebenwirkungen und Lebensqualität: „Vorbereitung auf das Unvorhersehbare“ - Komplementärmedizin: „Gegen den Krebs – mit Naturmedizin, Ayurveda, Akupunktur?“- Angehörige: „Wie geht es dem Patienten – und wie geht es mir?“ - Psychoonkologie: Wohin mit Angst, Kummer, Wut und Verzweif- lung?“Aktuell im Oktober gibt es Hintergrundinformationen zum Thema „Diagnose, Behandlung – und danach? – Reintegration – beruf-lich, psychisch sozial“

Neue Option beim LungenkrebsMehr Therapiechancen bei fortgeschrittener Erkrankung

einem zielgerichtet wirkenden Wachstumshemmer in Tabletten-form behandelt werden. Eine entsprechende Veränderung im so genannten EGFR-Gen liegt bei jedem zehnten Patienten vor.

„Wir haben dank der moder-nen Medikamente beim Lungen-krebs jetzt mehr Behandlungs-möglichkeiten als früher“, er-klärt dazu Dr. Martin Reck aus Großhansdorf. „Nun müssen wir schauen, zu welchem Zeitpunkt welche Behandlungsform die bes-te ist“. Konkret ist zu prüfen, ob

der Wachstums-hemmer vor oder

nach der Chemotherapie ein-gesetzt wird.

Die klinischen Studien mit dem Wirkstoff haben ergeben, dass dieser bei Patienten mit ei-ner Mutation im EGFR-Gen zum einen direkt nach der Diagnose-stellung wirksam ist. Er kann da-von abgesehen generell im An-schluss an eine Chemotherapie dazu beitragen, das Fortschreiten der Erkrankung zu bremsen. „Die Chemotherapie scheint etwas an dem Tumor zu verändern, da der Wachstumshemmer anschlie-ßend auch bei Patienten wirkt, die keine Mutation der Krebszel-len aufweisen“, so Reck.

Unabhängig vom Zeitpunkt der Behandlung hat der Wirkstoff

Wird die Diagnose „Lungen-krebs“ gestellt, so ist die Erkran-kung meist schon fortgeschrit-ten. Die Behandlungsmöglich-keiten waren bislang in einer sol-chen Situation begrenzt. Neben der Operation dominierte vor al-lem die Chemotherapie. Nun ist für Patienten mit bestimm-ten Tumormerkmalen (Mutati-on in einem Gen für ein speziel-les Wachstumssignal) eine weite-re Therapieoption verfügbar ge-worden: Sie können direkt nach der Diagnosestellung auch mit

für die Patienten Vorteile im Ver-gleich zur gängigen Chemothe-rapie: Er wird nicht als Infusion verabreicht, sondern als Tablette eingenommen. Die Behandlung kann somit zuhause erfolgen. „Ich konnte dadurch meinen All-tag ganz anders planen und ge-nieße es vor allem, mehr Zeit für mich und meine Familie zu ha-ben“, berichtete eine Patien-tin mit Lungenkrebs bei der Vor-stellung der neuen Behandlungs-möglichkeit in Hamburg.

Der neue Wirkstoff ist selbst-verständlich nicht frei von Neben-wirkungen. „Meine Haut juckte

manchmal und sie ist dünner ge-worden als vor der Behandlung. Anfangs hatte ich Durchfälle, aber das ist bereits seit Monaten vorbei. Mit den Begleitreaktionen der The-rapie konnte ich gut leben. Sie ste-hen in keinem Verhältnis zu den heftigen Nebenwirkungen, die ich unter der Chemotherapie erlebt habe“, erzählte die Frau vor Ort.

Durch die neue Therapieform kann ein Lungenkrebs im fortge-schrittenen Stadium in aller Regel nicht geheilt werden, hieß es in Hamburg. Aber das Fortschreiten der Erkrankung wird verzögert und das bei guter Lebensqualität.

Patienten mit Lungenkrebs können durch verschiedene Techniken der Atemtherapie ihre Lungenfunktion trainieren.

Sexualität und Zärtlichkeit ist auch bei Menschen mit Krebserkrankung ein wichtiger Lebensaspekt. (4)

Page 4: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

4 Lebenswege

anstaltung der Kampagne „Aus der Mitte – Diagnose Bauchspei-cheldrüsenkrebs“ in Bochum in-formiert.

Vor allem die Behandlungsmög-lichkeiten interessierten die anwe-senden Patienten. „In diesem Be-reich hat sich in den vergange-

nen Jahren viel getan“, berichtete Dagmar Berghoff als Moderatorin der Veranstaltung. „Dennoch sind die Heilungsmöglichkeiten dieses Tumors, der leider oft erst im fort-geschrittenen Stadium entdeckt wird, noch begrenzt.“

Bei der Behandlung stehen nach wie vor die Operation so-wie die Chemotherapie im Vor-

Themen rund um den Bauchspei-cheldrüsenkrebs. Aktuelle Infor-mationen gibt es unter www.aus-der-mitte.de.

Relativ selten und meist erst spät entdecktNur begrenzte Heilungschancen beim Bauchspeicheldrüsenkrebs

Veranstaltung wird ebenfalls von Dagmar Berghoff moderiert wer-den und bietet Gesprächsrunden mit Experten zu verschiedenen

dergrund, betonten die Experten vor Ort. Inzwischen gibt es zu-sätzliche Wirkstoffe aus dem Be-reich der zielgerichteten Thera-pie, durch die sich Wachstums-signale auf die Krebszellen unter-binden lassen. Damit kann das Fortschreiten der Erkrankung auf-

gehalten werden. In den Behand-lungsleitlinien wird deshalb beim fortgeschrittenen Bauchspeichel-drüsenkrebs explizit eine Kombi-nationsbehandlung mittels Che-motherapie und solchen Wachs-tumshemmern empfohlen.

Bei einem Teil der Patienten er-folgt zudem eine Strahlenthe-rapie. Das ist vor allem sinnvoll, wenn eine operative Entfernung des Tumors nicht möglich ist und sich schon Metastasen gebildet haben. Auch die Strahlentherapie kann bei fortgeschrittener Erkran-kung in aller Regel keine Heilung erwirken. Sie kann aber dazu bei-tragen, Metastasen zu verklei-nern oder sogar zu zerstören und vor allem Schmerzen zu lindern.

Die Tagung in Bochum erfolgte im Rahmen der Kampagne „Aus der Mitte – Diagnose Bauchspei-cheldrüsenkrebs“. Eine weitere Veranstaltung fi ndet am 29. Ok-tober 2011 in Augsburg statt. Die

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs ist in Deutschland eine vergleichs-weise seltene Tumorerkrankung. Nur etwa drei Prozent der Krebser-krankungen sind Pankreaskarzino-me, so der medizinische Ausdruck für den Krebs der Bauchspeichel-drüse. Das erklärt, warum vie-le Menschen nur wenig über die Erkrankung wissen. Umso größer ist der Informationsbedarf, wenn die Diagnose „Pankreaskrebs“ ge-stellt wird. Über die Hintergründe der Erkrankung, die auftretenden Symptome und die Behandlungs-möglichkeiten haben sich kürzlich viele Betroffene sowie viele Ange-hörige bei einer Informationsver-

„Die Behandlungsmöglichkeiten haben sich erweitert“

Der Bauchspeicheldrüsenkrebs gehört leider nach wie vor zu den gefürchteten Krebsdiag-nosen, weil die Behandlungs-möglichkeiten begrenzt sind. Das liegt unter anderem daran, dass dieser Tumor meist erst im fortgeschrittenen Stadium ent-deckt wird. Welche Beschwer-den auf eine Krebserkrankung der Bauchspeicheldrüse hinwei-sen können und welche Hinter-gründe die Erkrankung hat, er-läuterte Professor Dr. Wolfgang E. Schmidt aus Bochum dort bei der Informationsveranstal-tung „Aus der Mitte – Diagno-se Bauchspeicheldrüsenkrebs“.

Welche Funktion hat die Bauchspeicheldrüse?Die Bauchspeicheldrüse ist ein sehr bedeutsames Organ für den Menschen. Sie hat zwei Funktionen: Zum einen bil-det sie Verdauungsenzyme, die dazu beitragen, die Nahrung im Darm zu zerlegen. Zum ande-

ren ist die Bauchspeicheldrüse für die Bildung von Insulin zur Blut-zuckerregulierung wichtig. Muss die Bauchspeicheldrüse entfernt werden, so müssen beide Funk-tionen durch eine entsprechen-de Behandlung ersetzt werden, also zum Beispiel durch die Ein-nahme von Verdauungsenzymen sowie durch das Spritzen von In-sulin. Man wird somit dann auto-matisch zum Diabetiker.

Was passiert, wenn die Bauch-speicheldrüse nur noch einge-schränkt funktioniert?In solchen Fällen kommt es in al-ler Regel zu einer Verdauungsstö-rung. Das führt bei vielen Betrof-fenen zum Auftreten so genann-ter Fettstühle, weil Fette kaum mehr verdaut werden können, und auch zur Gewichtsabnahme. Dem lässt sich durch Enzymprä-parate begegnen. Es kann außer-dem bei eingeschränkter Funkti-on der Bauchspeicheldrüse zu ei-ner diabetischen Stoffwechsella-

ge kommen. Deshalb muss man unter anderem auch an einen Bauchspeicheldrüsenkrebs den-ken, wenn ein Diabetes aus uner-klärlichen Gründen auftritt.

Was sind typische Beschwer-den bei einer Krebserkran-kung der Bauchspeicheldrüse?Es gibt leider kaum charakteristi-sche Symptome, mit denen sich der Bauchspeicheldrüsenkrebs – wir Mediziner sprechen von ei-nem Pankreaskarzinom – be-merkbar macht. Das ist der Grund dafür, dass die Erkrankung meist erst im fortgeschrittenen Stadi-um diagnostiziert wird. Sympto-me wie Übelkeit und Schmerzen im Oberbauch, die in den Rücken ausstrahlen, oder auch Rücken-schmerzen, die in den Oberbauch ausstrahlen, können erste Anzei-chen für ein Pankreaskarzinom sein, werden aber häufi g als sol-che nicht erkannt. Zur Diagnose kommt es oft erst, wenn als Sym-ptom der Erkrankung eine Gelb-

färbung der Haut, also eine Gelb-sucht, auftritt.

Es werden allgemein steigen-de Krankheitszahlen berich-tet. Woran liegt das? Zum einen werden heutzuta-ge die Statistiken besser geführt, zum anderen steigt die Lebenser-wartung der Menschen. Da die Erkrankung meist erst um das 70. Lebensjahr herum auftritt, nimmt die Häufi gkeit etwas zu. Hinzu kommen wahrscheinlich Risiko-faktoren wie das Rauchen und ein hoher Alkoholkonsum als Ursa-che. Denn Rauchen fördert nicht nur die Entstehung von Lungen-krebs, sondern auch von anderen Krebsformen. Es ist nachweislich bei 15 Krebsarten ein Risikofak-tor. Dazu gehört auch das Pank-reaskarzinom.

Gibt es ein erhöhtes Risiko zu erkranken, wenn in der Fami-lie Bauchspeicheldrüsenkrebs aufgetreten ist?

Leider ja. Vor allem wenn nahe Verwandte in jungen Jahren an einem Pankreaskarzinom erkranken, ist das Risiko für die übrigen Familienmitglie-der deutlich erhöht. Tritt die Er-krankung jedoch bei einem äl-teren Familienmitglied auf, so ist nicht generell von einem er-höhten familiären Risiko auszu-gehen.

Herr Professor Schmidt, ha-ben Sie vielen Dank für das Gespräch.

Diagnose oft erst bei fortgeschrittener ErkrankungInterview mit Professor Dr. Wolfgang E. Schmidt, Bochum

Prof. Dr. Wolfgang E. Schmidt

Dagmar Berghoff moderierte die Informationsveranstaltung gewohnt professionell.

Interessiert hörte das Publikum den Experten zum Thema Bauchspei-chelkrebs zu.

An den Ständen vor dem Vortragssaal gab es interessantes weiterfüh-rendes Informationsmaterial zum Mitnehmen.

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„Aktion Partner“ zum Prostatakrebs

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5Lebenswege

wurden aber bisher erst für ein-zelne Inhaltsstoffe bestimmter Kräuter erforscht“, sagt die Me-dizinerin.

In den Mischungen und de-ren Extrakten sind viele chemi-sche Substanzen enthalten und die Gesamtwirkung des Extrak-tes kann ganz anders sein als die der Einzelkomponenten. Proble-matisch ist zudem, dass es mög-licherweise Wechselwirkungen der Kräutermischung mit etab-

Kräutermedizin – potentiell ungünstige Wechselwirkungen sind nicht auszuschließen

Serie Komplementäre Krebsmedizin

lierten Krebsmedikamenten ge-ben kann. „Das ist bisher nicht systematisch untersucht worden und daher nicht auszuschließen“, erläutert Frau Dr. Hübner. Die Me-dizinerin rät deshalb zur Vorsicht: „Solange konkrete Daten und Er-fahrungen fehlen, sollten chine-sische Kräutermischungen nur im Rahmen kontrollierter, durch Schulmediziner überwachter kli-nischer Studien angewandt wer-den.“

In der traditionellen chi-nesischen Medizin (TCM) spielen Kräuter eine große Rol-le. Es werden ihnen in vielen Be-reichen Heilkräfte zugeschrieben und das reicht bis hin zu Krebser-krankungen, bei denen die Kräuter helfen sollen, Erkrankungssymp-tome und Behandlungsnebenwir-kungen abzumildern.

Zwar gibt es Berichte, die diese Annahme zu unterstützen schei-nen, doch muss man nach An-gaben von Dr. Jutta Hübner vom Universitären Centrum für Tumor-erkrankungen des Uniklinikums Frankfurt bei der Bewertung der Befunde kritisch sein. „In der chi-nesischen Medizin werden in ers-ter Linie Kräutermischungen ein-gesetzt, die genauen Wirkweisen

In der traditionellen chi-nesischen Medizin (TCM) spielen Kräuter eine große Rol-

Alles rund um die

Komplementärmedizin

Lesetipp

„Diagnose Krebs – was mir jetzt hilft“

Wie sich die schulmedizinische Thera-pie einer Krebserkrankung durch kom-plementärmedizinische Behandlungsver-fahren unterstützen lässt, beschreibt Dr. Jutta Hübner in ihrem Buch „Diagnose Krebs – was mir jetzt hilft“. Welche Be-handlungsmöglichkeiten gibt es? Was kann ich selbst tun, um zum Beispiel Therapie-nebenwirkungen zu lindern? Können mir Heilpfl anzen helfen? Das sind Fragen, die laut Frau Hübner vielen Krebspatienten auf der Seele brennen.

Mit dem Patientenratgeber, den sie im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft verfasst hat, will die Medizinerin Antworten auf diese Fragen geben. Sie beschreibt und bewertet die verschie-denen Verfahren der Komplementärmedizin und berichtet, wel-che naturheilkundlichen Substanzen nachgewiesenermaßen bei Krebserkrankungen und der Linderung von Therapienebenwirkun-gen helfen können.

Der Patientenratgeber ist im Schattauer-Verlag erschienen, ISBN 978-3-7945-2830-1 und im Buchhandel für 25,70 Euro erhält-lich.

Wie sich die schulmedizinische Thera-pie einer Krebserkrankung durch kom-

kann ich selbst tun, um zum Beispiel Therapie-nebenwirkungen zu lindern? Können mir Heilpfl anzen helfen? Das

Zurückhaltend sollten Menschen mit Krebserkrankung bei der Anwen-dung chinesischer Kräutermischungen sein (5)

Die „Aktion Partner“ soll gezielt Angehörige von Männern mit Prostatakrebs unterstützen. (6)

Jedes Jahr wird bei etwa 64.000 Männern in Deutschland die Di-agnose „Prostatakrebs“ gestellt. Die Erkrankung belastet die be-troffenen Männer, aber auch ihre Angehörigen und Freunde. Die Stiftung Männergesundheit hat deshalb unter dem Motto „Hilfe, mein Mann hat Krebs!“ die „Ak-tion Partner“ gestartet. Ziel der Kampagne ist es, gezielt Infor-mationen zum Prostatakrebs für die Partnerinnen und Partner er-krankter Männer bereit zu stellen.

Dazu gehört unter anderem ein spezieller Leitfaden mit Tipps und Handlungsanleitungen für die Zeit nach der Diagnose. Der Leit-faden vermittelt Informationen zu den unterschiedlichen Behand-lungsmaßnahmen und ihren po-tenziellen Nebenwirkungen und beantwortet häufi ge Fragen zu Partnerschaft, Ernährung, Bewe-gung und Entspannung bei Pros-tatakrebs. Weitere Informationen gibt es auf der Webseite www.aktion-partner.de.

Die Aktion ist Teil der HAROW-Studie, die von der Stiftung Män-nergesundheit initiiert wurde und in der es vor allem um die Erhal-tung der Lebensqualität der Pa-tienten geht. Es sollen dabei Kri-

terien für eine sinnvolle Behand-lung des Prostatakarzinoms ent-wickelt werden, mit denen sich eine Übertherapie vermeiden lässt. Hierfür werden bis zu 5.000 Patienten bis ins Jahr 2013 über ihr Krankheitserleben berichten. Zusätzlich werden medizinische Diagnosen ausgewertet, gesund-heitsökonomische Daten erho-ben und die Beziehung zwischen Arzt und Patient untersucht. Der-zeit sind bereits über 2.100 Pati-enten in die HAROW-Studie ein-geschlossen.

So mancher Krebspatient macht sich Sorgen darüber, wie seine medizinische Betreuung ausse-hen wird, wenn eine Heilung nicht möglich sein sollte und er in eine Situation kommen sollte, in der er seine Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr of-fen formulieren kann. Es ist deshalb ratsam, für einen sol-chen Fall Vorsorge zu treffen. So kann man im Rahmen einer Patientenverfügung genau dar-legen, welche medizinischen und gegebenenfalls lebensver-längernden Maßnahmen dann gewünscht werden. Die Patien-tenverfügung kann – sie muss aber nicht – beim Rechtsanwalt oder Notar verfasst werden.

Wichtig aber ist, dass die Wün-sche klar formuliert werden, so dass der Arzt in der gegebe-nen Situation sicher erkennen kann, was der Patient möchte. Die Wünsche müssen außerdem schriftlich niedergelegt sein. Hilf-reich sind Vordrucke der Patien-tenverfügung, wie sie zum Bei-spiel beim Bundesjustizministe-rium unter der Webseite www.bmj.bund.de zu fi nden sind.

Wer eine Patientenverfügung verfasst, sollte sich zuvor klarma-chen, welche konkrete Situation er regeln möchte, wovor er Angst hat und was genau er verhindern will. Es ist nicht einfach, solche Si-tuationen gedanklich vorweg zu nehmen und solch existentielle

Fragen vorab zu be-stimmten. Deshalb ist es sinnvoll, sich zum Beispiel mit seinem Hausarzt entsprechend zu beraten. Informationen zum Thema Patientenverfügung gibt es zudem bei Sozialstationen, bei den Wohlfahrtsverbänden, bei Verbraucherzentralen und auch bei vielen Patientenorga-nisationen.

Hilfen im sozialen UmfeldMit Fragen rund um die Rech-te von Patienten sowie Hilfen im sozialen Umfeld befasst sich die Broschürenreihe „Den All-tag trotz Krebs bewältigen“.

Die Broschüren können kos-tenfrei angefordert werden beim Verlag Wortreich GiK mbH, Postfach 1402, D-65534 Limburg oder per Fax 06431/59096-11.

Patientenverfügung – schon früh den eigenen Willen kundtun

Serie Patientenrechte

5 – ©Ji Zhou - Fotolia.com, 6 – ©Nelos - Fotolia.com

Dr. Astrid von Einem

Christine Vetter

Hilfen für Arbeitnehmer in der gesetzlichen

und privaten Krankenversicherung

Broschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen

en für Arbeitnehmer in der gesetzlichen

ersicherung

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Norbert BauschertDr. Astrid von EinemChristine Vetter

Hilfen für Krebspatienten im Rentenalter zum Umgang mit Krankenkassen, Ämtern, Versicherungen und Behörden

Broschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen

5 – ©Ji Zhou - Fotolia.com, 6 – ©Nelos - Fotolia.com5 – ©Ji Zhou - Fotolia.com, 6 – ©Nelos - Fotolia.com

ebspatienten im Rentenalter Krankenkassen,

ersicherungen und Behörden

Alltag trotz Krebs bewältigen

Selbständig und krebskrank? Hilfen zum Umgang

mit Krankenversicherungen und BehördenBroschürenreihe: Den Alltag trotz Krebs bewältigen

Norbert BauschertDr. Astrid von EinemChristine VetterBernd Schlander

Support

Page 6: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

7 – ©Ray - Fotolia.com

6 Lebenswege

Bru

stkrebsmonat

Oktober werk für Männer mit Brustkrebs“

gegründet, das seit kurzem auch über eine eigene Webseite unter www.brustkrebs-beim-mann.de zu erreichen ist.

Die Heilungschancen von Män-nern mit Brustkrebs sind nicht schlechter als die der betroffenen Frauen. Doch die Sterberate bei Männern ist in den vergangenen

25 Jahren im Gegensatz zu der bei Frauen nicht gesunken. Der Grund: Brustkrebs wird bei Män-nern häufi g zu spät entdeckt, da es kein Früherkennungspro-gramm gibt, viele Betroffene aus Scham oder Unwissen die Symptome einer Brusterkran-kung nicht wahrhaben wollen

Selbsthilfe-Netzwerk für Männer mit Brustkrebs

und sie die zuständigen Fachärz-te, also die Frauenärzte, nicht als ihre Ansprechpartner wahrneh-men. Auch nachdem die Diagno-se gestellt wurde, ist die Situation der Männer schwieriger. Das liegt

An Brustkrebs erkran-ken nicht nur Frauen,

sondern auch Männer. Die Er-krankung ist mit etwa 500 Neu-diagnosen pro Jahr in Deutsch-land zwar äußerst selten, die

betroffenen Männer aber sind besonderen Belastungen ausge-setzt. Nicht nur, dass sie an ei-ner „Frauenkrankheit“ leiden, sie fi nden oft auch kaum Ansprech-partner für ihre besonderen Pro-bleme. Die Patientenorganisation Frauenselbsthilfe nach Krebs e. V. hat deshalb das „Selbsthilfe-Netz-

Auch Männer können an Brustkrebs erkranken, woran bei entspre-chenden Symptomen oft erst zu spät gedacht wird. (7)

Umfassendes Informationsmaterial rund um das Thema Brustkrebs kann direkt via Internet angefordert werden.

Lesetipp

Neuer Ratgeber zur Brustrekonstruktion

Zur Standardtherapie beim Brustkrebs ge-hört die operative Entfernung des Tumors. Dabei kann die Brust nicht immer erhalten bleiben. Etwa ein Drittel der Frauen verliert eine Brust oder beide Brüste, weit mehr Frauen einen erheblichen Teil der Brust. Dieser Verlust stellt für viele Betroffene ein großes Trauma dar. Während sowohl die Chemo- als auch die Strahlen- und Hormontherapie zeitlich begrenzt sind, verän-dert die Brustamputation das Körperbild nachhaltig. Das ist oft mit gravierenden psychischen Belastungen verbunden und die Wie-derherstellung der Brust ist für viele Brustkrebspatientinnen ein wichtiger Schritt bei der Krankheitsbewältigung.

Dabei stehen den Frauen verschiedene Rekonstruktionsmetho-den zur Verfügung, jedoch ist nicht jede Methode für jede Frau ge-eignet. „Maßgeblich für den Erfolg einer Rekonstruktion ist ein in-dividuelles, der Patientin angepasstes Konzept“, sagt Dr. Abdallah, Chefarzt der Klinik für Senologie an den Evangelischen Kliniken in Gelsenkirchen. Dr. Abdallah ist Co-Autor des neu erschienenen Mamma Mia! Spezial-Ratgebers zur Brustrekonstruktion. In die-sem Ratgeber werden die gängigsten Rekonstruktionsmethoden mit ihren Vor- und Nachteilen aufgeführt. Die einzelnen Operati-onsschritte werden in über 200 Grafi ken Schritt für Schritt erklärt.

„Die Entscheidung für oder gegen eine Rekonstruktion ist eine sehr individuelle Sache, es gibt kein Richtig und kein Falsch. In jedem Fall sollten sich Betroffene ausführlich informieren, bevor sie sich für eine Rekonstruktionsmethode entscheiden“, weiß Eva Schumacher-Wulf, Chefredakteurin und Mitherausgeberin des Ratgebers, die selbst im Alter von 34 Jahren an Brustkrebs erkrank-te und eine Brust verlor.

Der Ratgeber kann zum Preis von 7,90 Euro zzgl. Porto unter folgender Adresse bestellt werden: Mamma Mia! Das Brustkrebs-magazin, Goethestr. 12, 69226 Nußloch, Tel.: 06224 9897980, E-Mail: [email protected], www.mammamia-on-line.de.

Neuer Ratgeber zur Brustrekonstruktion

Zur Standardtherapie beim Brustkrebs ge-

ein großes Trauma dar. Während sowohl die Chemo- als auch

schon daran, dass die Behand-lungsmaßnahmen in Studien bei Frauen geprüft und erprobt wur-den. Diagnostik und Therapie leh-nen sich daher weitgehend an die Erkenntnisse zur Behandlung von Brustkrebs bei Frauen an, obwohl das biologische Verhalten des Tu-mors beim Mann zum Teil anders ist als bei der Frau. Brustkrebs – Information hilft bei

der KrankheitsbewältigungKampagne „Durch die Brust ins Herz – Herausforderung Brustkrebs“

bietet Orientierung

krebs“, die von der Roche Phar-ma AG initiiert wurde und von der Deutschen Krebsgesellschaft und der Deutschen Gesellschaft für Senologie unterstützt wird. Die Kampagne umfasst vielfältige Informationsangebote für Brust-krebserkrankte und deren Ange-hörige.

Dazu gehört unter anderem die bundesweite Veranstaltungsreihe „Deutsche Städte gegen Brust-krebs“, die in Zusammenarbeit mit lokalen Brustkrebsexperten und örtlichen Selbsthilfegruppen bereits in 33 Städten stattgefun-

den hat. Außerdem wurden aus-führliche Informationsmaterialien für Patienten und ihre Angehörige erarbeitet, die kostenlos unter der Internet-Adresse www.brustkrebs-zentrale.de oder direkt bei der Ak-tion „Durch die Brust ins Herz“, Postfach 511170, 50947 Köln, an-gefordert werden können. Erhält-lich sind verschiedene Informati-onsfi lme mit Begleitbroschüre, ein Brustkrebsjournal zur übersichtli-chen Dokumentation der Erkran-kung, ein Vorsorgepass und die Dokumentationsbroschüre „Wie sage ich es meinen Liebsten?“

Die Diagnose Brustkrebs bedeutet eine große Herausforderung: Ne-ben Ängsten und Sorgen bleiben meist große Unsicherheit und vie-le Fragen zur Krankheit und den Behandlungsmethoden. Hilfestel-lung bietet in dieser Situation die Kampagne „Durch die Brust ins Herz – Herausforderung Brust-

Termine

Unter dem Motto „Durch die Brust ins Herz – Deutsche Städte gegen Brustkrebs“ – bietet die Informationskampa-gne am 16. Oktober 2011 in Nürnberg betroffenen Frauen sowie ihren Angehörigen und allgemein Interessierten um-fassende Informationsmöglich-keiten. Eine weitere Veranstal-tung der Kampagne wird es am 15. Januar 2012 in Koblenz geben. Es stehen jeweils The-men zum Umgang mit der Er-krankung sowie zu den Thera-piemöglichkeiten und auch zu möglichen Problemen bei der Arzt-Patienten-Kommunikation auf dem Programm. Der Eintritt ist frei, eine vorherige Anmel-dung nicht erforderlich. Weite-re Informationen gibt es unter www.brustkrebszentrale.de.

vonbis

Medizinerdeutsch

Mit „Medizinerdeutsch von A bis Z“ wollen wir zu etwas mehr Orientierung im Dschungel der Mediziner-sprache beitragen.

Im Verlaufe einer Tumorer-krankung kommt es nicht sel-ten zu begleitenden Sympto-men oder Nebenwirkungen der Behandlung. Eine häufi ge Nebenwirkung der Chemo-therapie ist zum Beispiel eine „Diarrhoe“, also zeitweilig auftretender Durchfall. Au-ßerdem kommt es bei vielen Patienten zu einer „Fatigue“, einer übermäßigen Erschöp-fung, die sich auch durch Schlafen nicht bessert. Als Folge des Tumorleidens kann ferner eine „Dyspnoe“ also Kurzatmigkeit und Atemnot, auftreten.

„Brustkrebs wird bei Männern oft erst spät entdeckt.“

Page 7: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

Haare weitaus weniger oder so-gar kaum mehr ausfallen.

Müssen Frauen, die eine solche „haarschonende“ Chemothe-rapie erhalten, fürchten, dass diese weniger wirksam ist?Nein, es gibt keinen Zusammen-hang zwischen dem Haaraus-fall und der Wirksamkeit einer Chemotherapie. Der Haaraus-fall hängt davon ab, welche Sub-stanzklasse gewählt wird. Des-halb ist es sinnvoll, dass Frauen, die auf keinen Fall ihr Haar verlie-ren möchten, vor Aufnahme der Behandlung offen mit ihrem Arzt besprechen, ob in Ihrer Situation eine solche Therapie eingesetzt werden kann.

Herr Dr. Lisboa, haben Sie vie-len Dank für das Gespräch.

Offen mit ihrer Brustkrebserkran-kung umzugehen und zu zeigen, dass man auch trotz Haarverlust gut aussehen kann, ist ein Anlie-gen von Grit Barthel. Die junge

Viele Frauen leiden stark unter dem mit der Chemotherapie ver-bundenen Verlust der Haare. Sie sollten über ihre Befürchtungen vor der Behandlung offen mit ih-ren Arzt sprechen, rät Dr. Björn-Wieland Lisboa aus Duisburg. In einem Interview erklärt er, warum der Haarverlust so belastend ist.

Herr Dr. Lisboa, warum fallen im Verlauf der Chemotherapie üblicherweise die Haare aus? Die bei der Chemotherapie verab-reichten Zytostatika sollen Krebs-zellen am Wachstum hindern. Sie wirken leider auch auf gesun-

de Körperzellen und speziell auf solche, die sich rasch teilen. Die Chemotherapie führt dabei nicht zu einer Schädigung der Haar-wurzelzelle, sondern bewirkt ei-nen Wachstumstopp. Die Haa-re wachsen deshalb in der Regel nach Abschluss der Behandlung wieder vollkommen nach.

Wie belastend ist der Haarver-lust für die betroffenen Frauen?Das ist unterschiedlich, aber für viele Frauen ist der Haarverlust eine sehr belastende Begleiter-scheinung der Chemotherapie. Das liegt schon an der Stigmati-sierung. Wenn sich eine Frau ohne Haare zeigt, so ist praktisch klar,

8 – ©Falko Matte - Fotolia.com

7Lebenswege

Impressum

Herausgeber:WORTREICH Gesellschaft für indi-viduelle Kommunikation mbH, Bar-füßerstr. 12, 65549 Limburg/Lahn, Tel.: 06431/59096-0, Fax: 06431/ 59096-11, [email protected]

Verantwortliche Redaktion:Christine Vetter, Köln

freie Mitarbeit:Dr. med. Klaus Steffen

Grafi k:Inken Pöhlmann, Bremerhaven

Druck:Druckzentrum Lang, Mainz

„Lebenswege“ ist eine Initiative der Roche Pharma AG, Grenzach-Wyhlen.

Bei verschiedenen Tumorarten kann die Chemotherapie auch mit Tabletten erfolgen. (8)Dr. Björn-Wieland Lisboa

Grit Barthel setzt sich dafür ein, offen mit der Krebserkrankung umzugehen.

Für viele Frauen ist es schwer, sich mit Glatze ihrer Umwelt zu zeigen.

„Viele Frauen leiden sehr unter dem Haarausfall “

Frau hat sich nicht nur offen mit ihrem kahlen Kopf gezeigt. Sie hat sogar Fotos von sich mit Glat-ze machen lassen. Mit den Fo-tos will sie anderen jungen Men-schen mit dem gleichen Schick-sal Ängste und Hemmungen neh-men, sich ohne Haare zu zeigen.

„Sich als Frau öffentlich mit Glatze zu zeigen, ist nicht ein-fach“, sagt Grit Barthel. Die Re-aktionen ihrer Umwelt waren sehr unterschiedlich und reich-ten von „Hast Du denn keine Pe-rücke?“ bis hin zu „Ich bewun-dere Deinen Mut“. Praktisch im-mer aber stand die Frage im Vor-dergrund: „Hast Du Krebs?“ Mit dieser Frage selbstbewusst um-zugehen, war für Grit Barthel zu-erst nicht leicht. Das Thema Krebs ist nach ihren Worten nach wie vor mit Hemmungen belegt und

dass sie eine Chemotherapie be-kommt und somit an einer Krebs-erkrankung leidet. Aber die Belas-tung ist noch tiefgreifender. Die betroffenen Frauen werden jedes Mal, wenn sie in einen Spiegel bli-cken, an die Erkrankung erinnert. Sie können diese kaum jemals ver-gessen und Entspannung vom Thema Krebs fi nden. Wir raten Frauen dazu, sich schon vor Be-handlungsbeginn vorsorglich eine Perücke beim Friseur anfertigen zu lassen, wenn sie den Verlust der Haare kaschieren möchten. Es gibt andererseits zunehmend Frauen, die dies nicht möchten und ein

Kopftuch oder Mützen nutzen, um den Kopf zu bedecken.

Gibt es Möglichkeiten, dem Haarverlust vorzubeugen oder ihn verhindern?Vorbeugende Maßnahmen gibt es leider nicht. Es ist versucht worden, durch eine starke Küh-lung der Kopfhaut die Haarwur-zelzellen vor der Wirkung der Chemotherapie zu schützen. Die so genannten Cool-Caps haben sich aber nicht wirklich als ef-fektiv erwiesen. Wir wissen aber, dass der Haarverlust davon ab-hängt, welche Form der Chemo-therapie gewählt wird. Es gibt Be-handlungsformen, bei denen die

„Hast Du Krebs?“Mit der Erkrankung offen umgehen

„Nicht bei jeder Chemo fallen die Haare aus“

Interview mit Dr. Björn-Wieland Lisboa, Duisburg

tabuisiert. „Das hatte ich in der heutigen Zeit nicht mehr erwar-tet“, sagt die 42-Jährige. „Ich dachte, dass man vor dem Hinter-grund der doch inzwischen deut-lich besseren Heilungschancen beim Brustkrebs offener mit dem Thema umgeht. Das ist nach mei-nen Erfahrungen aber leider nicht der Fall.“

Viele Frauen mit Brustkrebs, die Grit Barthel während ihrer Erkrankung kennengelernt hat, fühlten sich durch die Perücke sehr gestört. „Sie haben dennoch immer ihre Perücke getragen“, sagt Frau Barthel. Deshalb möch-te die gelernte Reisekauffrau mit ihren Fotos dazu beitragen, dies zu ändern und anderen Frauen zu helfen, zu ihrer Glatze und damit auch zu ihrer Brustkrebserkran-kung zu stehen.

Chemo ist nicht gleich Chemo

Nicht immer sind Infusionen nötig

Es gibt verschiedene Formen der Chemotherapie und das nicht nur hinsichtlich der eingesetzten Wirkstoffe. Auch die Art der Verab-reichung kann unterschiedlich sein. So sind nicht bei allen Behand-lungsregimen Infusionen notwendig. Vielmehr gibt es gegen ver-schiedene Tumore auch Zytostatika, die als Tablette eingenommen werden können. Der Mediziner spricht dann von der „oralen Che-motherapie“.

Für die Patienten hat diese Behandlungsform Vorzüge: Sie kön-nen die Tabletten zu Hause nehmen und müssen nicht zur Behand-lung in die Klinikambulanz oder in die Praxis. Das ist meist einfa-cher zu bewältigen, weniger belastend und spart Zeit – alles Plus-punkte in Sachen Lebensqualität.

Dabei ist die orale Chemotherapie ebenso wirksam wie ver-gleichbare Zytostatika, die als Infusion gegeben werden. Sie ist aber besser verträglich und verursacht weniger Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen und vor allem Haarausfall. Nicht bei al-len Krebspatienten ist eine orale Chemotherapie möglich. Aber es lohnt sich, den Arzt im individuellen Fall nach der Option einer sol-chen Behandlungsalternative zu fragen.

Meldung

„Brustkrebs II – Die fortge-schrittene Erkrankung, Re-zidiv und Metastasierung“ – so heißt eine neue Patien-tenleitlinie. Sie wurde von Krebsexperten unter Mitarbeit von betroffenen Frauen entwi-ckelt und auf die Informations-bedürfnisse von Patientinnen abgestimmt. Die Broschüre soll den Frauen Angst vor der The-rapie nehmen und helfen, sich zu orientieren und informier-te Partner des Arztes zu wer-den. Sie ist bei der Deutschen Krebshilfe kostenlos unter der Telefonnummer 0228/72990-0 oder im Internet unter www.krebshilfe.de erhältlich.

Page 8: Lebenswege - Zeitschrift für Krebspatienten und ihre Angehörigen Ausgabe 44

KO

NTA

KT Sollten Sie Fragen zu den hier

vorgestellten Themen haben, rufen Sie uns unter der angegebenen Service-Nummer an, schicken Sie uns eine E-Mailoder schreiben Sie uns an die angegebene Adresse.

06431/59096-25

[email protected]

WORTREICH GiK GmbH„Lebenswege“Postfach 1402D-65534 Limburg

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InhaltSeite

„Die Qualität der Krebstherapie soll noch besser werden“ 2Krebs und Sexualität – noch einTabuthema 3Bauchspeicheldrüsenkrebs:Relativ selten und meist erst spät erkannt 4Selbsthilfe-Netzwerk für Männermit Brustkrebs 6Hast Du Krebs? Mit der Erkrankung offen umgehen 7Sich bewusst wieder schön machen 8

1 – Pitopia, 2 – ©PictureArt - Fotolia.com

Forum für Krebspatienten und ihre Angehörigen

LebenswegeAusgabe 44 · Oktober 2011

Lungenkrebsmonat November

Die Diagnose Lungenkrebs trifft vie-le Betroffene wie auch ihre Ange-hörigen völlig unvorbereitet. Sehr groß ist dann der Informationsbe-darf. Wie bedrohlich ist die Erkran-kung? Was ist dagegen zu tun? Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Antworten auf solche Fragen gibt in erster Linie der behandelnde Arzt. Darü-ber hinaus bietet die Patientenveranstaltung „Der zwei-te Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gute Möglichkeiten, sich über die Erkrankung und ihre Hintergründe zu informieren. Am 5. November wird eine weitere Veranstaltung der Reihe in Hamburg stattfi nden und das bereits zum 50. Mal, quasi als Jubiläumsveran-staltung pünktlich im Lungenkrebsmonat November. Weiterführen-de Informationen zu der Kampagne „Der zweite Atem – Leben mit Lungenkrebs“ gibt es im Internet unter www.der-zweite-atem.de.

Bei Patienten mit fortgeschrittenem Lungenkrebs haben sich zudem jüngst die Behandlungsmöglichkeiten erweitert. So gibt es nun neben der üblichen Chemotherapie für bestimmte Patien-ten auch die Möglichkeit der Behandlung mit einem Wirkstoff, der maßgeschneidert Wachstumssignale im Tumor unterdrückt. �

Siehe Seite 3

Brustkrebs? Auf jeden Fall ins zertifi zierte Brustzentrum

Erstmals bessere Überlebenschancen belegt

Optimale Krebstherapie – auch im AlterBehandlung muss sich dem allgemeinen Gesundheitszustand anpassen

Behandlungsoptionen kann das Überleben von Frauen mit Brust-krebs verbessert werden“, sag-te der Brustkrebspezialist in Dres-den.

Wichtigster Faktor ist dabei die gemeinsame Fallbesprechung der an der Behandlung beteilig-

optimale Behandlung wie junge Patienten“, mahnt Privatdozent Dr. Ulrich Wedding aus Jena.

Allerdings kann es sein, dass die übliche Standardbehandlung ei-nes bestimmten Tumors im indivi-duellen Fall an die Gesundheitssi-tuation angepasst werden muss. „Die Anpassung der Behandlung ist nicht vom kalendarischen Al-ter abhängig, sondern davon, wie es konkret um die allgemeine Ge-sundheit des Patienten bestellt ist“, sagt der Krebsmediziner.

Es sollte deshalb, so Wedding, vor Behandlungsbeginn genau untersucht werden, ob neben der Krebserkrankung weitere Erkran-kungen vorliegen. Es muss ferner geprüft werden, ob der Patient

ten Fachärzte in ei-ner Tumorkonferenz. In

den zertifi zierten Brustzentren werden mehr als 97 Prozent der „Fälle“ in solchen so genannten Tumorboards besprochen. Seit 2003 sind mehr als 250 Brust-zentren in Deutschland zertifi ziert worden. Sie haben damit ein an-erkanntes Gütesiegel für die Dia-gnostik und Therapie des Mam-makarzinoms erhalten. 91,5 Pro-zent der Frauen, bei denen die Di-agnose Brustkrebs gestellt wird, werden mittlerweile in einem sol-chen Zentrum behandelt. �

mit den zu erwartenden Neben-wirkungen zurechtkommen wird, ob er hinsichtlich seiner geistigen Leistungsfähigkeit eine komplexe

Durch die Etablierung zertifi zier-ter Brustzentren hat sich die Pro-gnose von Frauen mit Brustkrebs deutlich verbessern lassen. Das haben zwei international beach-tete Untersuchungen ergeben, die beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie in Dres-den vorgestellt wurden. Sie be-stätigen die schon länger von Ex-perten gehegte Vermutung, dass die in diesen Zentren gewährleis-teten Qualitätsstandards bei der Diagnostik und Therapie des Tu-mors eindeutige Überlebensvor-teile bieten.

„Eine Verminderung der Sterb-lichkeit an Brustkrebs ist heut-zutage nicht mehr durch einzel-ne Innovationen möglich“, erläu-terte dazu Professor Dr. Diethelm Wallwiener aus Tübingen. „Nur durch die Qualitätsverbesserung der gesamten Kette von der Dia-gnose bis zu den verschiedensten

Krebs ist eine Erkrankung, die meist ältere und alte Menschen betrifft. Das bedeutet nicht, dass es Abstriche bei der Behandlung geben darf. „Alte Menschen ha-ben genauso ein Recht auf eine

ten Fachärzte in ei-ner Tumorkonferenz. In

den zertifizierten Brustzentren

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Oktober

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gibt t. Darü-nstaltung „Der zwei-

bs“ gute Möglichkeiten, Hintergründe zu informieren Am

Lungenkrebsmonat

November

Jedes Jahr erkranken in Deutsch-land rund 50.000 Frauen an Brustkrebs (1)

Krebs auch im Alter gut behan-deln. (2)

Krebstherapie bewältigen kann, und ob er sozial so gut eingebun-den und versorgt ist, dass ihm eine unter Umständen belastende Be-handlung zuzumuten ist.

„Geriatrisches Assessment“, so nennen die Mediziner dieses Vor-gehen, bei dem durch verschie-dene Tests und Befragungen des Patienten abgeklärt werden soll, wie im Einzelfall die Tumorthera-pie zu gestalten ist. „Nur so kön-nen wir sicherstellen, dass ältere Menschen eine optimale Krebs-behandlung mit möglichst hohen Heilungschancen und möglichst

geringer Belastung erhalten“, er-läutert Dr. Wedding.

Sehr häufi g zeigt das Ergebnis des geriatrischen Assessments, dass die Standardtherapie wie auch bei einem jüngeren Men-schen durchgeführt werden kann. Manchmal aber muss die Intensi-tät der Behandlung ein wenig zu-rückgenommen werden, um den Patienten nicht über Gebühr zu belasten oder sogar zu gefähr-den, sondern ihm vielmehr trotz Krebs und Krebsbehandlung ein Leben mit guter Lebensqualität zu sichern. �

¨ Broschüre: Bauchspeicheldrüsenkrebs

¨ Zeitung: Lebenswege

¨ Broschüre:

8 Lebenswege

9 – Pitopia

TermineDie 4. Offene Krebskonfe-renz fi ndet am 15. Okto-ber 2011 in München (Messe München) statt. Die Informa-tionsveranstaltung der Bayeri-schen und Deutschen Krebs-gesellschaft richtet sich an Pa-tienten und Angehörige und wird alle zwei Jahre durchge-führt. Geplant sind Vorträge zu übergreifenden Themen rund um Krebserkrankungen sowie Workshops zu neun ver-schiedenen Krebsarten. Weite-re Informationen gibt es unter www.offene-krebskonferenz.de.

Das kombra – Kompetenz-training für Brustkrebs-Ak-tivistinnen fi ndet vom 5.-9. November 2011 in Frankfurt statt. Es handelt sich um eine Fortbildung für Frauen, die sich ehrenamtlich oder berufl ich für Brustkrebs-Patientinnen enga-gieren. Teilnahmegebühr inklu-sive Übernachtung im Tagungs-haus: 300 Euro; Veranstaltungs-ort: hoffmanns höfe, Heinrich-Hoffmann-Straße 3, 60528 Frankfurt am Main; Organi-sation: KOMEN Deutschland e. V. Frankfurt. Weitere Infor-mationen und Anmeldung un-ter www.kombra.de.

sche Situation der Frauen, so die Erfahrung von Professor Dr. Hans Tesch, der die Kosmetiksemina-re in der Praxis initiiert hat. „Un-ser oberstes Ziel ist die Heilung der erkrankten Frauen“, sagt der Krebsmediziner. „Doch die Be-handlung ist sehr anstrengend und belastend. Mit den Kosme-tikseminaren wollen wir dazu bei-tragen, dass sich das Körperge-fühl der Frauen wieder bessert“, erklärt Tesch. Wieder aktiv et-was zu tun, um gut auszusehen, tut nach seinen Worten der Seele

gut. Das hat auch die Seminarteil-nehmerin so erlebt. Durch das Se-minar hat sich, so sagt sie, ihr Fo-kus ein wenig von der Krankheit wieder auf das Leben verlagert: „Ich habe nicht zuletzt dank mei-

nes veränderten Aussehens wie-der ein wenig mehr Lebensmut geschöpft. Ich bin nicht mehr nur krank, sondern darf auch wie-der gut aussehen und mich schön machen.“

„Sich bewusst wieder schön machen“

Kosmetikseminar für Frauen mit Brustkrebs

„Es hat mir so gut getan, mich be-wusst wieder schön zu machen.“ So schildert eine Brustkrebs-Pati-entin ihre Erfahrungen beim Kos-metikseminar in der Onkologi-schen Praxis am Krankenhaus Bethanien in Frankfurt. Dort wer-den in regelmäßigen Abständen Seminare für Frauen mit Brust-krebs angeboten, in denen die-se wichtige Tipps zur Hautpfl ege während und nach der Chemo-therapie erhalten und zudem ler-

nen, wie sie sich in dieser Zeit am besten schminken können. Die Seminare werden jeweils von ei-ner erfahrenen Kosmetikerin ge-leitet und sollen den Frauen hel-fen, besser mit ihrer Erkrankung und all den damit verbundenen Folgen umzugehen. „Wir wurden im Seminar motiviert, uns wieder mehr als Frau zu fühlen. Wir ha-ben gelernt, wie wichtig es für uns selbst ist, uns wieder schön zu machen“, sagt eine Kursteil-nehmerin. Die Pfl ege und das Schminken stärken die psychi-

Sich zu schminken und wieder attraktiv zurecht zu machen, gibt vielen Frauen mit Brustkrebs Lebensmut zurück.

9 – Pitopia

Während der Krebstherapie sind Zähne und Zahnfl eisch besonders anfällig gegenüber Entzündungen. Dann ist eine gute Zahnpfl ege und Mundhy-giene noch wichtiger als sonst: „Am besten ist es, in dieser Zeit täglich eine neue Zahnbürste zu nehmen“, rät Marion Weh-meier aus Köln. Gesunde Men-schen sollten nach ihren Anga-

einer neuen Zahnbürste greifen. „Wichtig ist, dass die Zahnbürste weiche oder höchstens mittelharte Borsten hat, damit das Zahnfl eisch beim Zähneputzen nicht verletzt wird“, rät Frau Wehmeier.

Auch durch richtiges Zähne-putzen kann man dazu beitragen, dass sich Krankheitskeime weniger gut im Mundbereich verbreiten: „Es sollte immer von oben nach unten, von rot nach weiß geputzt werden, also vom Zahnfl eisch aus-gehend in Richtung zu den Zäh-nen“, erklärt Marion Wehmeier. So verhindert man, dass sich Kei-me in Zahntaschen sammeln und vermehren. Die Zähne sollten au-ßerdem nur mit leichtem Druck geputzt werden. Gut geeignet für Krebspatienten ist nach Wehmeier Ratanhia-Zahncreme. Sie enthält entzündungshemmende Wirkstof-fe der Heilpfl anze Ratanhia.

Die Kosmetikerin hat für Krebs-patienten noch ein paar weitere

ben ihre Zahnbürste mindestens alle drei bis vier Wochen wech-seln. Bei Krebspatienten sollte der Wechsel der Zahnbürste häufi ger erfolgen, mindestens einmal pro Woche ist eine neue Zahnbürste in Gebrauch zu nehmen. Treten Entzündungen im Mundbereich auf, was unter der Chemotherapie vergleichsweise oft passiert, sollte man am besten sogar täglich zu

Krebs – am besten täglich eine neue Zahnbürste

Serie Hautpfl ege und Kosmetik-Tipps

Tipps in puncto Mund-hygiene:- Bei Mundspülungen ist es

ratsam, eine alkoholfreie Lösung zu verwenden.

- Ist die Haut an den Mund-winkeln wund und eingeris-sen, so helfen Strohhalme beim Trinken.

- Entzündungen im Bereich der Mundwinkel können durch das Auftragen von Zinksalbe gelindert werden.

Bringen solche Maßnahmen keine rasche Linderung, so ist das Problem unbedingt mit dem Arzt zu besprechen. Es muss zudem mindestens zwei-mal pro Jahr ein Zahnarzt kon-sultiert werden, der über die Krebsbehandlung und die ak-tuelle Therapie Bescheid wissen sollte.

Tipps in puncto Mund-hygiene:- Bei Mundspülungen ist es

Kosmetik-

und Pfl egetipps

Die richtige Zahnpfl ege ist für Krebspatienten sehr wichtig. (9)