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Natur+Umwelt BUNDmagazin in Bayern www.bund-naturschutz.de Heft 1-2011 93. Jahrgang 1. Quartal Der Wolf ist wieder da Kein Märchen

Natur + Umwelt 1-2011

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Natur+UmweltBUNDmagazin in Bayernwww.bund-naturschutz.de

Heft 1-2011 93. Jahrgang1. Quartal

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Wölfe haben in Deutschland keinen leichten Stand. Dabei sind die Vorfahren unserer Haushunde faszinierende Geschöpfe, die ihren Platz in Bayern fin-den würden – wenn wir sie nur ließen.

Der BN setzt sich dafür ein, dass Wölfe und Menschen friedlich miteinander leben können. Helfen Sie uns dabei. Gewinnen Sie neue Mitglieder für den BN. Denn je mehr Menschen sich für die gute Sache einsetzen, desto mehr können wir bewegen.

Als Dankeschön bekommen Sie für jedes Mitglied, das Sie bis einschließlich 31. März 2011 geworben haben, den Bildband „Wolfsspuren in Bayern“ der N+U-Autorin Gertrud Scherf. Die Vorstellung des Buches finden Sie auf Seite 21.

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Natur+Umwelt1-2011

Keine Angst vorm WolfSeit einem Jahr lebt wieder ein Wolf in Bayern, vor über hundert Jahren war die faszinierende Art bei uns ausgerottet worden. Nun sollten wir sie als Bereicherung unserer Heimat willkommen heißen, meinen alle unsere Autoren, von Hubert Weiger bis Ranga Yogeshwar (Foto). Ab Seite 10

Inhalt Bund Naturschutz Bayern 4 Glückwunsch Hubert Weinzierl

ist 75. Wir gratulieren dem Mann, der den BN von 1969 bis 2002 als Vorsitzender führte. Und mehr »Intern«

6 Leserbriefe

7 Portrait

8 Na sauber Für einen umwelt-schonenden Frühjahrsputz ge-nügen vier Reiniger. Ratgeber

9 Paradiesisch Nicht nur für die vielfältige Vogelwelt ist in den Save-Auen der Tisch reich gedeckt. Eine BN-Reise.

10 Kein Märchen Unser Titelthema zum Wolf in Bayern.

24 Energisch protestieren Die Atom-Lobby ist mit der Laufzeitverlän-gerung noch nicht durch. Halten wir gemeinsam dagegen!

26 Stimmen für den Steigerwald Über 30 000 Unterschriften für einen Nationalpark darf die Politik nicht ignorieren. Und mehr »Aktuell«

32 Gute Suppe Zum Gründonners-tag gehören Kräuter aus der Natur wie der Gundermann.

34 Netz der Natur Im Landkreis Wunsiedel fühlen sich viele selte-ne Arten wohl, wie der BN jetzt mit einer Kartierung seiner Bio-tope nachwies. Und viel mehr »Regional«

42 Bildung

43 Termine, Impressum

Inhalt BUNDB1 BUND-Editorial

B2 Magazin Kurznachrichten

B4 Kommentar Lehren aus Stuttgart 21

B6 Klima schützen Deutschland versagt beim Klimaschutz, unser Land zählt zu den größ-ten Klimasündern. Lesen Sie im BUND-Titelthema, was sich ändern muss.

B18 Aktion Menschenkette am 12. März in Stuttgart

B20 Nationalparks Sächsische Schweiz

B22 Ratgeber Bio-Kunststoffe: Kann denn Plastik bio sein?

B23 Zur Zeit Zukunftsfähige Kommune

B24 Aktiv Neues aus dem BUND

B27 Internationales

B28 Die junge Seite Jugendliche ver-kaufen im Rahmen des BUND-jugend-Projekts »McMöhre« selbstgemachte Pausensnacks – und werden so zu Botschaftern für gute Ernährung.

B30 Persönlich Beate Rutkowski, Vorsitzende der BN-Kreisgrup-pe Traunstein

Liebe

Lese

r Mitreden, einmischen, Ihr Sachverstand ist gefragt. Von Stuttgart 21 (Seite B4) bis zum Atomausstieg (Seite 25): Bürgerengagement und Bürgerbeteiligung sind das Gebot der Stunde, wenn Politiker am Willen der Menschen vorbei regieren.

Was in der Politik billig ist, kann uns – dem Bund Naturschutz und der Redaktion der Natur+Umwelt – nur recht sein. Reden Sie mit, sagen Sie uns Ihre Meinung: Wo würden Sie Akzente anders setzen, wie können wir uns verbessern, wo sind wir schon gut? Ich freue mich sehr auf Ihre Zuschriften (Adresse Seite 6).

Und einige von Ihnen, liebe Leser, werden in den nächsten Tagen Post von uns bekommen. Darin bitten wir Sie, bei einer BN-Mitgliederbefragung mitzumachen. Bitte nehmen Sie sich die Viertelstunde für uns Zeit. Herzlichen Dank. Ihr Manfred Gößwald, leitender Redakteur

Nicht aufgebenHeiner Müller kämpft mit seiner Bürgerinitiative und dem BN seit 25 Jahren gegen den Bau der A 94 durchs idyllische Isental. Weil er an die Kraft seiner Argumente glaubt, gibt er den Kampf auch nach Baubeginn noch nicht verloren. Seite 7

Ja-SagerDer BN schaut genau hin, auch bei Projekten der

Erneuerbaren Ener-gien. Nur wenn die

Eingriffe in Natur und Landschaft akzeptabel

sind, stimmt er zu. Einige Beispiele aus ganz Bayern.

Seite 24

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Wölfe haben in Deutschland keinen leichten Stand. Dabei sind die Vorfahren unserer Haushunde faszinierende Geschöpfe, die ihren Platz in Bayern fin-den würden – wenn wir sie nur ließen.

Der BN setzt sich dafür ein, dass Wölfe und Menschen friedlich miteinander leben können. Helfen Sie uns dabei. Gewinnen Sie neue Mitglieder für den BN. Denn je mehr Menschen sich für die gute Sache einsetzen, desto mehr können wir bewegen.

Als Dankeschön bekommen Sie für jedes Mitglied, das Sie bis einschließlich 31. März 2011 geworben haben, den Bildband „Wolfsspuren in Bayern“ der N+U-Autorin Gertrud Scherf. Die Vorstellung des Buches finden Sie auf Seite 21.

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Am 3. Dezember vollendete Hu-bert Weinzierl, der den Bund

Naturschutz langjährig führte, sein 75. Lebensjahr. Der BN gratuliert seinem langjährigen Vorsitzenden ganz herzlich zum runden Geburts-tag. Hubert Weinzierl war Vorsitzen-der des BN von 1969 bis 2002. Auch den Bundesverband BUND hatte er lange Jahre als Vorsitzender geleitet, von 1983 bis 1998. Für Umwelt und Natur engagiert sich der Natur-schützer nach wie vor mit vollem Einsatz und auf höchster Ebene; er steht dem Deutschen Natur schut z- ring (DNR), dem Dachverband der deutschen Naturschutzverbände, seit 2001 vor. Seit 2001 ist er auch Mitglied im Rat für Nachhaltige Entwicklung der Bundesregierung, seit 2005 Vorsitzender des Kurato-riums der Deutschen Bundesstif-tung Umwelt, der größten Umwelt-stiftung Europas.

Dass Hubert Weinzierl den Na-turschutz in Deutschland auf gera-

dezu visionäre Weise vorangebracht hat, zeigt unter anderem ein weite-res Jubiläum, das am 7. Oktober ge-feiert werden konnte. An diesem Tag wurde der Nationalpark Bayeri-scher Wald 40 Jahre alt. Die Grün-dung dieses ersten deutschen Na tionalparks ist zu großen Teilen Weinzierls Idee und seiner Über-zeugungskraft zu verdanken, mit der er weltweit bekannte Persön-lichkeiten wie Prof. Grzimek als Un-terstützer einer damals kühnen Idee gewann. Was damals fast alle für unmöglich hielten, wurde nun – 40 Jahre später – in einem großen Festakt von der Politik als »einzigar-tige Erfolgsgeschichte für Natur und Mensch« gefeiert.

Als erster Vorsitzender des BN hat Weinzierl durch die erfolgreiche Wiedereinbürgerung des Bibers, durch den konzeptionellen Fort-schritt des Naturschutzes, gerade auch mit seinem erfolgreichen Ein-treten für das Eigenwertprinzip der Natur, durch die Mitinitiierung der Gruppe Ökologie und des BUND, durch das Bildungswerk des BN und die damit verbundene Umweltbil-dung und durch seine intensive Öffentlichkeitsarbeit entscheidend zur heutigen Stellung des BN beige-tragen. Der BN und die bayerische Heimatnatur verdanken Hubert Weinzierl viel. Hubert Weiger, Vorsitzender des BN und BUND

BildungserfolgeamAmmersee

E inem glücklichen Umstand ver-dankt der Bund Naturschutz sein

Naturschutz- und Jugendzentrum Wartaweil direkt am Ammersee-Ostufer. 1957 bekam er das 4,2 große Grundstück samt Jugendstilvilla von einer Generalswitwe geschenkt. Hier können Schulklassen, Jugend- und Erwachsenengruppen mehrtägige Bildungsaufenthalte verbringen. Die Nachfrage ist groß. Pro Jahr sind zwischen 8000 und 10 000 Kinder und Erwachsene in der zentralen Bildungseinrichtung des BN zu Gast. Fast täglich finden auf dem Gelände Kurse zur Naturerfahrung und Er-lebnispädagogik statt. Auch Fort- und Weiterbildungen für Pädago-gen, Aktive aus dem Naturschutz sowie der breiten Öffentlichkeit wer-den angeboten. In den letzten Jah-ren setzte das Zentrum viele innova-tive Projekte um, wie zum Beispiel die »Erste Bayerische Kinder-Klima-Konferenz« (N+U 4-10), ein Vernet-zungsprojekt namens »Flussraum-dialog« oder das »Naturschutz-Geo-caching für Urlaubsgäste«.

Wichtigste Ressource für den Erfolg ist das engagierte Team vor Ort. Insgesamt acht hauptamtliche Mitarbeiter setzen sich für den rei-bungslosen Ablauf in Hauswirt-schaft und Haustechnik, Buchhal-tung, Verwaltung und Leitung ein, viele davon sind halbtags tätig. Wei-tere 15 freie Mitarbeiter sind zeit-weise als Referenten oder Projekt-mitarbeiter aktiv. Birgit Geurden als Verwaltungsleiterin und Axel Schrei-ner als Leiter des Bildungszentrums (Foto) freuen sich über Ihre Anfra-gen und Wünsche: Tel. 0 81 52 - 96 77 08, [email protected].

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TrauerumProf.ArminWeissAm 7. Dezember verstarb im Alter von 83 Jahren Prof. Dr. Dr. h. c. Armin Weiss. Er war früheres Mitglied des BN-Landesbeirats und -Landesvor-stands. Er galt als der wissenschaftli-che Mentor des Widerstandes gegen

die atomare Wiederaufarbeitungsanlage (WAA) Wa-ckersdorf. Durch seine Gutachten und sein ehrenamt-liches Engagement trug er eintscheidend dazu bei, die-ses hochgefährliche Projekt abzuwenden. Der BN-Lan-desvorstand gedenkt seiner in Trauer und Dankbarkeit.

Stehender BeifallMit einem eigens ausgerichteten Symposion »Trotz-dem – Lust auf Zukunft« ehrte die Deutsche Bundes-stiftung Umwelt Hubert Weinzierl (Mitte, gelbe Kra-watte) zu seinem 75. Geburtstag. Die Spitzen der deut-schen Umwelt-szene gaben sich die Ehre, unter an-derem (von links) Hubert Weiger, Nabu-Präsident Olaf Tschimpke, Bundesumwelt-minister Norbert Röttgen, Dirigent Enoch zu Gutten-berg, Beate Seitz-Weinzierl, DBU- Generalsekretär Fritz Brickwedde, Bayerns Umwelt-staatssekretärin Melanie Hummel und BUND- Ehrenvorsitzende Angelika Zahrnt.

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Dank Ihrer großen Unterstützung und den damit ermöglichten

vielfältigen Aktivitäten des Bundes Naturschutz für das Gemeinwohl können wir unter dem Strich eine positive Bilanz der gemeinsamen Arbeit im Jahr 2010 ziehen. Der Re-kordmitgliederstand von 174 000 am Ende des Jahres ist eine große Moti-vation und Ansporn, unser Engage-ment für mehr Umwelt und Lebens-qualität weiter auszubauen. Weit über hunderttausend Menschen aus allen Bevölkerungsschichten sind an vielen Brennpunkten in Bayern im letzten Jahr für Zukunfts-konzepte auf die Straße gegangen:

für eine intelligente, erneuerbare Energietechnik und gegen die Atom- und Kohlelobby, für eine bäuerliche Landwirtschaft und gegen Gentechnikkonzerne, für Landschaftsschutz und gegen Flä-chen fressende Prestigeprojekte, für die frei fließende Donau und gegen die Betonierer.

Bei vielen Bürgerentscheiden zu Verkehrs- und Bauprojekten hat häufiger als in vergangenen Jahren die Vernunft über die Landschafts-zerstörung gesiegt. Auch bei der ersten großen Demonstration für Gentechnikfreiheit und eine ökolo-gischere, bäuerliche Landwirtschaft waren mehrere hundert Teilnehmer aus Bayern dabei (Foto). Gerade der letzte Dioxinskandal im Tierfutter hat wieder deutlich gemacht, dass der Irrweg einer Industrialisierung der Landwirtschaft endlich durch eine andere Agrarpolitik gestoppt werden muss. Eine Politik, die wei-ter auf Subventionen für Gentech-nikkonzerne setzt, den Bau riesiger

Tierfabriken ermöglicht oder die Laufzeit lebensbedrohender Atom-kraftwerke verlängert, darf auch in den Parlamenten keine Mehrheiten mehr bekommen.

Für das Jahr 2011 bereiten wir im Bündnis mit Bürgerinitiativen und Parteien schon die nächste Großde-monstration für eine Energieversor-gung ohne Atomenergie am 4. Juni in Landshut vor. Zum 25. Jahrestag der Atomkatastrophe in Tschernobyl im April wird in Bamberg die Stein-skulptur einer auf dem Rücken lie-genden Schildkröte als Mahnmal aufgestellt. Der Einsatz für Energie-sparen und naturverträgliche Er-

neuerbare Ener-gien im Rahmen von regionalen Energiekonzep-ten wird ebenso wie der Schutz der Donau und des »Grünen Ban-des Europa« Ar-beitsschwerpunkt dieses Jahres sein. Klimaschutz kon-kret bedeutet das

Umsteuern der EU-Agrarmilliarden zur Förderung einer gentechnikfrei-en, bäuerlichen und ökologischeren Landwirtschaft genauso wie den Verzicht auf eine dritte Start- und Landebahn am Münchner Flugha-fen. Mit Ihrer Hilfe, Ihren Beiträgen und Spenden können wir uns solide finanziert, unabhängig und ohne jedes Firmensponsoring für den konkreten Schutz der Lebensquali-tät für kom-mende Gene-rationen ein-setzen. Dafür danken wir Ihnen herz-lich. Ihr Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BNIhre Doris Tropper, stv. Vorsitzende des BNIhr Sebastian Schönauer, stv. Vorsitzender des BN

2011: Bürgerproteste gehen weiter

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r19.InternationalerDonaukongress

Zum 19. Mal haben sich europäi-sche Flussschützer auf Einladung

des Bundes Naturschutz und der Bürgeraktion »Rettet die Donau« zum Internationalen Donaukongress in Niederalteich getroffen, um Infor-mationen auszutauschen und Stra-tegien zum Schutz der frei fließen-den Donau in Niederbayern zu ent-wickeln. Ganz im Zeichen der euro-päischen Bedeutung der Donau in Bayern haben sich namhafte Wis-senschaftler aus Deutschland und Österreich mit den von der EU geför-derten weiterführenden Untersu-chungen zum Donauausbau Strau-bing-Vilshofen und mit der EU-Stra-tegie für den Donauraum auseinan-dergesetzt. Abgerundet wurden die Fachbeiträge mit einem Bericht über das internationale Programm »Blaue Donau« der UNESCO-Projektschu-len und einer Präsentation des rei-chen Erbes der Natur und Kultur im niederbayerischen Donauraum, das des UNESCO-Prädikats »Welterbe« würdig ist. In einer Podiumsdiskus-sion befassten sich Abgeordnete der im EU-Parlament vertretenen Partei-en mit den aktuellen Diskussionen um den Donauausbau und die EU-Donauraum-Strategie.

Organisiert hatten den Donau-kongress Mitarbeiter der BN-Lan-desfachgeschäftsstelle Nürnberg und Donau-Aktive der Kreisgruppe Deggendorf (Foto). Interessierte kön-nen eine CD mit allen Kongress- Beiträgen bestellen bei der BN-Kreisgruppe Deggendorf, Tel. 09 91 - 3 25 55, [email protected].

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aber am nächsten Tag mit 160 Stun-denkilometern über die Autobahn rast?

Unsere Generation war, was Um-weltschutz betrifft, wahrlich kein Vorbild! Vielleicht einige: ein Wein-zierl, ein Weiger, Du, ich und man-ches unbekannte Mitglied, mancher umweltbewusste Mitbürger irgend-wo in Bayern, die wir ehrenamtlich und gegen viele Anfeindungen, Wasserverschmutzung, Gentechnik, Artenschwund, Atomkraft … we-nigstens thematisierten und für eine »Politik fürs Leben« (Hubert Weinzierl) kämpften, um Kindern und Enkeln keine unlösbaren Um-weltprobleme zu hinterlassen. Zu unserer Generation gehört aber auch ein Molkepulver mampfender Umweltminister und ein Landes-vater, der für einen Transrapid zwi-schen Münchner Hauptbahnhof und Flughafen warb.

Die junge Generation wird, aus Sehnsucht nach Frieden, Natur und Freiheit, wie jede Generation ihre Probleme in ihrer Zeit auf ihre Weise lösen. Dass sie im Umweltbereich dazu überhaupt die Chance hat, das ist mit unser Verdienst. Auch wenn ich manche Aktionsform heute nicht mehr verstehe (Internet und »twittern« statt Leserbrief und Bau-zaun-Demo), ich finde es grandios, dass dieser unser BN in die Jahre kommen durfte, dass er noch lebt.

1992 schreibst Du in deinem Ge-dicht »A alta Baam«: »Des Lebm, des in dir is, macht ma Hoffnung«. Genau so geht es mir mit dem BN. Das Leben in ihm macht mir Hoff-nung: mehr Mitglieder als die CSU, in jedem Landkreis Kreisgruppen, Hunderte von Ortsgruppen mit Vorsitzendem/r, Kassierer/in, Stell-vertreter/in und so weiter. Die Akti-ven haben sich vervielfacht! Obwohl die Bedrohungen größer, die Gier nicht geringer und die Politiker nicht gescheiter wurden, bin ich hoffnungsvoll: Stuttgart 21, Atom-demo in Berlin und München, Bür-ger- und Volksentscheide, EU-Um-weltgesetze, eine Saat geht auf. Wo wäre deutsches Umweltbewusstsein ohne den Bund Naturschutz?Gernot Hartwig, Buttenwiesen, Spre-cher des BN-Landesarbeitskreises Abfall und Kreislaufwirtschaft

Keine»grünen«SpieleZu Beiträgen in N+U über Münchens OlympiabewerbungDer Vorstand des Deutschen Alpen-vereins unterstützt engagiert die bayerische Bewerbung für die Olympischen Spiele und kann die Ablehnung durch die meisten Na-turschutzverbände nicht verstehen (laut »Panorama«). Er spricht von den (öko-) »grünsten« aller Spiele, nimmt aber – in Zeiten des Klima-wandels – bewusst in Kauf, dass es kunstschneeweiße Veranstaltungen vor echtem grünem Hintergrund werden könnten. Garmisch-Parten-kirchen liegt ge rade einmal 720 Meter über dem Meer. Müssen aber die Pisten, Schanzen oder Loipen erst künstlich beschneit werden, ist es vorbei mit dem hohen ökologi-schen Standard. Wenn darüber hi-naus das Prinzip »immer schneller, weiter, höher« nur noch von Profis durch High-tech-Ausrüstungen, brutale Trainingsmethoden und Doping erreicht werden kann, dann steckt in diesem Prinzip ein so ge-waltiger Wurm, dass der legendäre Tatzelwurm im Vergleich ein harm-loses Eidachsl ist. Hans Seeanner, Oberhausen

KeinGletscherhahnenfußZum Beitrag »Alpine Perle« in N+U 4-10Im Artikel über den Nationalpark Berchtesgaden ist ein Faktum zu korrigieren: »So kann der Gletscher-hahnenfuß nur begrenzt nach oben ausweichen« – das geht in Berchtes-gaden nicht, da die Art (falls Ranun-culus glacialis gemeint war) in

Deutschland nur extrem begrenzt im Allgäu vorkommt. Franz Schuhwerk, Regensburg

BetreiberachtennuraufGewinneZu Beiträgen in N+U über WindkraftanlagenAuch die nördliche Frankenalb ist in den Fokus der Windkraftlobby geraten. Wenn in dieser kleinräumi-gen Mittelgebirgslandschaft auf den Hügeln die Windgiganten thronen, dann ist wieder ein Stück Heimat verloren gegangen. Unverbaute Landschaften sind wichtig für Tier und Mensch! Für die Windkraftbe-treiber sind das keine Argumente. Windkraftbetreiber sind normale gewinnorientierte Unternehmen, welche versuchen, möglichst viele profitable Windräder zu installieren. Es ist die Aufgabe von uns Bürgern, diesem Tun Grenzen zu setzen. Armin Rötzer, Nürnberg

UnsereSaatgehtaufZum Beitrag »In die Jahre ge kommen« in N+U 3-10Danke, Friedrich Brandl, für die hervorragende Beschreibung des WAA-Widerstandes. Auch bei uns (AKW Pfaffenhofen) protestierten damals Tausende. Du forderst Vor-bilder! Aber taugt zum Vorbild, wer mit Kindern Schulhöfe umgestaltet, ohne ICE-Trassen, Autobahnen, Umgehungsstraßen zu verhindern, wer das Desaster im Golf von Mexi-ko vor dem Fernsehen bejammert,

Schreiben Sie uns!Wir freuen uns auf Ihre Meinung: BN-Magazin »Natur+Umwelt«, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, Tel. 09 41-2 97 20 22, Fax 2 97 20 31, [email protected]

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Tolle Aktion der UmweltbankRadelnfürdieWildkatzeDie Nürnberger »Umweltbank« hat das Wildkatzen-projekt des Bundes Naturschutz im Rahmen der Mitarbeiter-Aktion »Banker on Bike« mit einer Spende unterstützt. Von Juni bis August hatten die Mitarbeiter der Umweltbank ihren Arbeitsweg mit

dem Fahrrad zurückgelegt. Dabei kam die stolze Leistung von 12 799 Kilometer zusammen. Für jeden Kilometer spendete die Bank einen Euro für die Auswilderung der Europäischen Wildkat-ze. Am 2. Oktober überreichte der Vorstandsvorsitzende der Umweltbank, Horst Popp, im Zucht- und Auswilderungsgehege Rothenbuch im Spessart einen symbolischen Scheck an den stellver-tretenden BN-Vorsitzenden Sebastian Schönauer (Foto).

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V ielleicht wäre Demokratie ganz einfach. Vielleicht müsste man nur damit anfangen, bevor die Ent-

scheidungen gefallen sind. Und vielleicht sollten zuerst alle Beteiligten an einen Tisch geholt werden.

Seit 25 Jahren versucht Heiner Müller-Ermann, 61, im oberbayerischen Dorfen diese einfache Form der Demokratie mit Leben zu füllen. Re-gelmäßig holt er den Kern der »Akti-onsgemeinschaft gegen die Isental-Autobahn« zusammen, um für die geplante A94 östlich von München eine andere Trassenführung zu er-reichen – eine, die dem Verkehrsauf-kommen gerecht wird, ohne dafür ökologische und ökonomische Res-sourcen zu verschwenden und Hei-mat für immer zu zerstören.

MitspracherechtohneMitgliedsbeitragEs sind gerade so viele Mitstreiterin-nen und Mitstreiter, wie an dem großen Esstisch im Hause Müller-Ermann Platz finden. Keine Sat-zung, kein Aufnahmeformular und kein Mitgliedsbeitrag berechtigen dort zum Mitreden – nur die Bereit-schaft, sich ernsthaft einzubringen und konstruktiv mitzuarbeiten. So haben schon ganze Generationen von Famili-en hier gesessen, Argumente ausge-tauscht, Alternativen aufgezeigt, Strate-gien entwickelt, Veranstaltungen geplant, Mahnwa-chen vereinbart – oder sich dazwischen bei einem Bier der örtlichen Brauerei einfach nur die neuesten Dorf-geschichten erzählt.

Der bisweilen also sogar ganz gemütliche Stamm-tisch sollte nicht unterschätzt werden. Er repräsentiert eine vom Bund Naturschutz (BN) nachhaltig unter-stützte Bürgerinitiative (BI), die hunderte von hochmo-tivierten Aktivisten mobilisieren, machtvolle Demon-strationen auf die Beine stellen und spektakuläre Groß-veranstaltungen organisieren kann. 900 000 Euro hat sie bislang gesammelt und in den politischen und juristischen Widerstand gegen die umstrittene Auto-bahn investiert. Gemeinsam mit der BI Umweltschutz Lüchow-Dannenberg in Gorleben gehört sie zu den »dienstältesten« Bürgerinitiativen in Deutschland.

»DieZeitarbeitetfüruns!«Trotz aller Anstrengungen entschieden die Richter des Bayerischen Verwaltungsgerichtshofs im Herbst letz-ten Jahres, dass der Bau der A94 durchs Isental recht-lich zulässig sei. »Ob die Trasse sinnvoll ist, ließen sie in ihrem Urteil offen«, kommentierte die Süddeutsche Zeitung. Nach drei Jahrzehnten scheint der Kampf ums Isental jedenfalls so gut wie verloren. Verloren sei damit auch, sagt Müller-Ermann, »ein Bayern, wie es früher einmal vielerorts ausgesehen hat und wie wir alle uns wünschen, dass es ausschaut«.

Noch will er nicht glauben, dass eine Politik, die stur auf Bagger und Beton baut, stärker ist als all die guten Argumente seiner Bürgerinitiative und des BN. Noch sei die Chance für den von ihm favorisierten Ausbau der Bundesstraße B12 »größer Null«, zeigt er sich ent-schlossen, nicht aufzugeben. »Die Zeit ist auf unserer

Seite, in fünf Jahren kann und will sich niemand mehr eine

Isentalautobahn leisten«, so Müller-Ermann. Der Trend zu mehr Regionalität und weg von Großstrukturen bringe weniger Verkehr mit sich, nicht mehr.

DemokratievonAnfanganSo reichen die Konsequenzen, die der Redakteur des Bayerischen Rundfunks und studierte Volkswirt aus seinen langjährigen Erfahrungen im Trassenstreit zieht, über den konkreten Fall und über Altbayern hi-naus. Sie betreffen unsere politische Kultur und unsere zukünftige Handlungsfähigkeit. Wie können Projekte vom Ausmaß A94, Stuttgart 21, wie ein Atomendlager oder der Donauausbau bewältigt werden, ohne dass am Ende die Demokratie, die Menschen und deren Heimat als Verlierer dastehen?

»Mit den üblichen formalen Verfahren lassen sich solche Großprojekte nicht mehr demokratisch planen und legitimieren«, mahnt Müller-Ermann. Notwendig sei von Beginn an ein offener Prozess – »bevor sich die Fronten verhärten«, wie er betont. Dabei auch den Sachverstand der Bürgerinnen und Bürger vor Ort sys-tematisch einzubeziehen, sieht er als Gewähr größerer Planungssicherheit und als Gewinn für die Gemein-schaft.

Ginge es also nach Heiner Müller-Ermann wäre Demokratie ganz einfach. Man müsste nur rechtzeitig damit anfangen. Vielleicht wäre es noch nicht zu spät – nicht einmal fürs Isental.

Zweite Heimat, erste WahlFür Heiner Müller-Ermann wurde die zweite Heimat zur ersten Wahl. Seit 25 Jahren kämpft der im Franken-wald geborene Journalist gegen die Zerstörung des altbayerischen Isentals.

KontaktAktionsgemein-schaft gegen die Isental-Autobahn, Heiner Müller- Ermann, Ruprechtsberg 19, 84405 Dorfen, www.a94-b12.de

Heiner Müller-Ermann

AufgebenkommtnichtinfrageNaturschutz lebt nicht von Sieg oder Niederlage – zu nah liegt beides oft bei-einander. Ist es etwa nicht ein großer Er-folg, dass Heiner Müller-Ermann mit seiner Aktionsgemeinschaft gegen die Isental-Autobahn bis heute ein Stück altbayeri-scher Kulturlandschaft vor der Zerstörung bewahren konnte? Oder ist alles verge-bens, weil ein Gericht nun entschieden hat,

dass gerade jene Trasse, die sich ihren Weg mit aller Gewalt mitten durch das Bauernland brechen will, rechtens sei und gebaut werden dürfe? Von Christoph Markl-Meider

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Mehr Info im WebAlles über den Kampf ums Isental: www.bund-natur-schutz.de/erfolge-niederlagen/isental.

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antibakterieller Wirkung werben. Ihre Risiken für Mensch und Umwelt sind noch nicht ausreichend er-forscht.

Gewusst,wieEin paar Mikrofasertücher, ein Eimer und eine Bürste zum Scheuern ergänzen die Putzausrüstung, und schon kann’s losgehen: Ablagen, Arbeitsflächen und glatte Böden reinigt man mit einem milden Allzweck-reiniger. Kratzfeste Oberflächen, wie beispielsweise das Ceranfeld, werden mit Haushaltssoda bearbeitet. Kalkablagerungen im Bad und in der Toilette ver-schwinden durch den Einsatz von Essig- oder Zitro-nensäure und der guten alten Klobürste. Spezielle Glasreiniger für die Fenster sind überflüssig. Mit ein paar Tropfen Spülmittel und der richtigen Technik wer-

den die Scheiben auch so blitzblank: einfach die Fens-ter mit Wasser und Spülmittel benetzen, mit der Gum-milippe abziehen oder dem Mikrofasertuch trocken-reiben. Wer die berühmten Schlieren fürchtet, kann übrigens beruhigt sein, die entstehen nämlich meist durch zu viel Putzmittel. Birgit Pfaumann

ZehnTippsfürdenFrühjahrsputz Mikrofasertücher nehmen Schmutz gut auf,

Sie brauchen damit viel weniger Putzmittel. Auch bei der Verpackung gilt: Weniger ist mehr.

Ökoläden bieten nachfüllbare Reinigungsprodukte an.

Meiden Sie aggressive Reiniger, schrubben und scheuern Sie lieber mit Muskelkraft.

Fetthaltigen Verschmutzungen rücken Sie mit Wasser und etwas Spülmittel zu Leibe, Fettverkrus-tungen verschwinden mit Haushaltssoda aus der Drogerie.

Bei verstopften Abflüssen wirken Saugpumpen, -glocken oder -spiralen oft besser als Chemie.

Besonders schädliche Reinigungsmittel tragen ein schwarzes X als Gefahrensymbol für ätzende Stoffe.

Duftsteine in der Toilette sind überflüssig und belasten das Abwasser.

Duftsprays haben keinerlei Nutzen. Das beste Mittel gegen Mief ist immer noch das Lüften.

Den Backofen auf 50 Grad anwärmen und dann mit Wasser und Spülmittel säubern.

Kalkflecken vermeiden: Nach dem Duschen oder Baden die Fliesen und Duschtüren mit einem Tuch oder Abzieher trocknen.

Extra Glanzreiniger fürs Bad, Backofenspray oder der Fensterreiniger für garantiert schlierenfreies Putzen

– rund eine Milliarde Euro geben die Deutschen pro Jahr für Reinigungsmittel aus. Die gute Nachricht lau-tet: Wer hier spart, tut sich und der Umwelt Gutes, denn die meisten angeblichen Wundermittel sind überflüs-sig. Für den effektiven Frühjahrsputz genügen vier Pro-dukte: Ein milder Allzweckreiniger lässt Böden und Arbeitsflächen strahlen; Haushaltssoda aus der Droge-

rie rückt hartnäckigen Verschmutzungen zu Leibe; ein Handspülmittel eignet sich für die Fenster; und ein Reiniger mit Zitronensäure für Bad und Toilette komplettiert den Öko-Putzschrank.

Putzen, ganz ohne die Umwelt zu belasten, ist leider unmöglich. Schließlich enthalten alle Reinigungsmittel Chemikalien, die ins Ab-wasser gelangen. Bei der Dosierung gilt daher: Weniger ist mehr. Oft reichen ein paar Spritzer für mehrere Liter Wasser, sauber wird’s trotz-dem. Ein ökologisch akzeptables Reinigungs-mittel enthält keine Farb-, Duft- oder Konser-vierungsstoffe und ist vollkommen biologisch abbaubar. Darüber hinaus sollten Putzmittel phosphat- und lösungsmittelfrei sein und

ohne desinfizierende oder bleichende Stoffe auskom-men. Umweltverträgliche Produkte erkennt man bei-spielsweise am europäischen Umweltzeichen, der »Eu-roblume«. Garantiert nichts für den Haushalt sind anti-bakterielle Mittel. Sie können die nützlichen Bakterien der Hautflora schädigen, Allergien auslösen und zur Bildung von Antibiotika-Resistenzen beitragen. Ver-zichten Sie auch auf Produkte mit Nanosilber, die mit

Ratholen,nachlesen Informationen zum Einsatz

von Nanosilber: www.bund.net/nanotechnologie

Chemie in Wasch- und Reini-gungsmitteln: www.umwelt-bundesamt.de/chemikalien/waschmittel

Umweltfreundlich putzen und waschen: www.ökotest.de, »Bauen, Wohnen«

Umweltfreundliche Reini-gungsmittel: www.reset.to/act/biowaschund-putzmittel

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Frühjahrsputz: Vier Mittel genügen

Nasauber!Putzen, saugen, wischen und scheuern, bis alles glänzt und strahlt: Viele von uns packt im Frühling die Lust aufs große Reinemachen. Wer ein paar Regeln beachtet, schont die Umwelt und vermeidet gesundheitliche Gefahren.

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Morgendämmerung im Naturpark Lonjsko-Polje. Nebel wabert über den Wiesen. Da – in einiger Entfernung kauern Schwarzstörche!

Aber jetzt hat uns einer entdeckt. Wenige Momente später erheben sich fünfzig, sechzig dunkle Schat-

ten, lautlos fast, und kreuzen mit schwerem Flügel-schlag den fahl-rosa Morgenhimmel. Die Auen der frei fließenden Save sind eines der größten Vogelparadiese Mitteleuropas. Auf den Feuchtwiesen finden Weiß- und Schwarzstörche beste Lebensbedingungen. »Bei jedem Schritt, den man tut, springen zehn Frösche hoch«, er-zählt Norbert Behr, der die Reise leitet und die Gegend seit 25 Jahren kennt. Daneben jagen und brüten hier Seeadler, Bergenten, Löffler, Seeschwalben, Purpurrei-her, Kormorane und viele andere Vögel.

Viermal im Jahr tritt die Save über ihre Ufer und überschwemmt ein Gebiet in der Größe des Boden-sees. »Gäbe es dieses natürliche Staubecken nicht, dann stünde Belgrad unter Wasser«, erklärt Norbert Behr.

ZwischenUrwaldundbäuerlicherIdylleBei dem 500 Quadratkilometer großen Naturpark han-delt es sich jedoch um keine Wildnis, sondern um eine alte, bäuerliche Kulturlandschaft. Ihr Zauber liegt in dem sorgfältig ausgewogenen Gleichgewicht zwischen Natur und Mensch, in dem Flickenteppich aus Auen-wald, Flussarmen und Feuchtwiesen, Erdwegen und Eichenholzhäusern. Seit langem leben die Menschen hier mit der und nicht gegen die Natur.

Wir schlafen in denkmalgeschützten Bauernhäu-sern und kehren in gemütliche Gasthäuser ein, wie jenes bei Familie Ravlic in Muzilovcica, wo von den Balken appetitliche Schinken und Würste hängen. Ein sanfter Tourismus, wie ihn der Bund Naturschutz för-dert, bietet ihnen eine Chance, nach dem Krieg wirt-schaftlich wieder Fuß zu fassen.

Ein Bus bringt uns jeweils zum Ausgangspunkt un-serer Tagesexkursion, zum Beispiel ins Vogelreservat Krapje Dol. Wir steigen auf zwei Türme, um bei den sel-tenen Nacht-, Rallen- und Purpurreihern über den Nestrand zu schauen, ohne die Vögel zu stören. Die Poljes, weitläufige Hutweiden, lassen sich nach Über-

schwemmungen oft nur barfuß und mit hochgekrem-pelten Hosenbeinen beschreiten. Schweine und Kühe weiden hier frei, ebenso die rötlich-braunen Posavina-Pferde, die mit ihren breiten Hufen gut auf dem sump-figen Untergrund stehen. Störche und Reiher staken durch eine Herde Graurinder. Idyllisch in die Land-schaft gestreut liegen Eichenhaine, geschaffen hat sie Menschenhand. Schlanken Pfeilern gleich ragen die Mooreichen auf und verschränken in der Höhe ihre Kronen zu einem grünen Gewölbe. Einen guten Meter standen die Stämme jüngst unter Wasser.

Was für geniale Taucher und Fischjäger Kormorane sind, erleben wir auf einer Bootsfahrt auf der Save. Und, wir trauen unseren Augen kaum: In den urwald-artig zugewucherten Altarmen paddeln Schildkröten.

KlapperngehörtzumHandwerkEs ist Mai, Brutzeit. In Cigoc, dem »Storchendorf«, das wir am zweiten Reisetag besuchen, herrschen auf den Dächern reger Nistbau und lautes Geklapper. Rund 30 Paare sind vor einigen Tagen heimgekehrt. Das Natur-park-Zentrum bringt uns das uralte Wunder des Vogel-zugs näher: Jeden Frühling fliegen die Weißstörche aus Afrika Tausende Kilometer, Tag und Nacht, zurück an den Ort, an dem sie einst geschlüpft sind. Sie überque-ren Meere und Wüsten, und dann findet jedes Paar wieder jenes Fleckchen Erde, jenen Dachfirst, den es für den besten Platz hält, um die nächste Generation auf die Welt zu bringen. Etwa 600 Paare haben dafür den Naturpark in den Save-Auen gewählt. Margarete Moulin

NasseFüßeinklusiveErleben Sie das Naturparadies Save-Auen hautnah. Jetzt anmelden für den neuen Reisetermin. 21. bis 28. Mai 2011 Reisepreis pro Person 1190 Euro

(1490 Euro für Nichtmitglieder)Infos und Anmeldung unter Tel. 09 12 3 - 999 57-10, [email protected], www.bund-reisen.de

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Wunderbare WasserweltenWeite und Wasser geben der Auen-landschaft der Save ihr Gesicht. Weiß-störche finden hier einen reich gedeck-ten Tisch.

Mit dem BN in die Save-Auen Kroatiens

ReiseinsVogelparadies

Mehr BN-ReisenKatalog anfordern, zu einer Reise an-melden: Nutzen Sie die Postkarte in der Heftmitte!

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Der Wolf ist eines unserer bekanntestenTiere, ihn kennt jedes Kind. Wirklich? Oder meinen wir, wenn wir Wolf sagen, nicht den Bösen aus dem Märchen, der das Rotkäpp-chen frisst?

Der Wolf war hundert Jahre weg, aus-gerottet in Bayern 1882. Keiner von uns hat je eine Wolfsspur auf bayerischem Boden gesehen oder gar ein Haus- oder Nutztier gegen den Hunger des Beutegreifers schüt-zen müssen. Woher sollen wir also wissen, wer und wie er wirklich ist?

Jetzt ist der Wolf wieder da. Im Mangfall-gebirge, meist in der Gegend um Rotwand und Bayerischzell, unternimmt ein einzelnes Männchen seit gut einem Jahr seine Streif-züge. Es frisst Rehe, Hirsche und Schafe.

Der Wolf muss wieder weg, tönt es da gleich aus dem Oberland. Schafhalter fürch-ten um ihre Lämmer, Jäger um sichere Beute. Und mancher vielleicht gar um das Leben der Kinder.

Aber ist da nicht wieder das blutrünstige Märchentier gemeint? Wenn wir dem wirk-lichen Wolf fair begegnen wollen, dann müssen wir uralte, ins kollektive Gedächtnis eingegrabene Vorurteile durch Fakten er-setzen. Natur+Umwelt möchte dabei helfen. Erleben Sie mit uns eines der faszinierends-ten Tiere unserer Heimat. (göß)

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eboren wird er vermutlich im Frühjahr 2007 in den Südalpen,

inmitten steiler Gebirgswälder. Zwei Jahre lebt er dort in

seiner Familie, bald hilft er den Eltern bei der Aufzucht der

jüngeren Geschwister. 2009 aber drängen ihn die Eltern und sein Ins-

tinkt, die Großfamilie zu verlassen. Zweijährige müssen wandern, Platz

machen für die Welpen und selbst einen Partner suchen. Hunderte,

gar tausend Kilometer zu wandern, ist für einen jungen Wolf wie ihn

nichts Außer gewöhnliches. Er schlägt eine nördliche Route durch den

Alpenbogen ein und wandert im Schutz von Gebirgskämmen und

Wäldern, überquert schwarze, lärmende Einschnitte in der Landschaft

und umgeht nachts helle Bereiche. Im Dezember 2009 überschreitet er,

ohne es zu wissen, eine Ländergrenze, es ist schon die dritte. Wälder,

Tagesverstecke und Nahrung gibt es wie in seiner ursprünglichen Hei-

mat reichlich. Was er nicht weiß: Es ist ein anderes Land. Seine Mahl-

zeiten werden hier sofort auf Speichelreste untersucht, wandern in

Labore, ein Betreuernetz wird alarmiert, ministerielle Arbeitsgruppen

eingerichtet, Journalisten spitzen die Stifte, Fernsehteams machen sich

auf. Schäfer und Politiker werden nervös, man holt einen seit drei

Jahren fertigen »Managementplan Wolf« aus der Schublade. Der Wolf

ist in eine für ihn attraktive Gegend gekommen. Schafe stehen Tag

und Nacht unbeaufsichtigt auf übersichtlichen Freiflächen, die man

Almen nennt. Im Winter sperren die Menschen die Hirsche in Gatter,

ein Fleisch-Supermarkt für einen Wolf, mit freiem Eintritt und ohne

Kassen. Die Menschen dieses Landes lieben ihre Hunde, allesamt

Wolfsabkömmlinge. Werden sie auch den Wolf hier leben lassen?

Nicht schießen – informieren, diskutieren, Lösungen finden

DerWolfgehörtzuBayern

Nun ist er also da, der »bayeri-sche Wolf«. Doch obwohl er unter strengem Schutz steht, wünschen ihm manche das gleiche Schicksal wie vor fünf Jahren dem Bären »Bruno«, für den sein Besuch im Freistaat tödlich endete. Woher kommt diese Ablehnung, und wie kann ein Zusammenleben von Wolf und Mensch funk tionieren?

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auch durch Bayern kam, ist unbekannt. Doch eines ist sicher: Künftig werden immer wieder und vielleicht immer öfter Wölfe zu uns kommen (s. Seite 18).

Das wird oftmals still und heimlich geschehen. Der bayerische Wolf etwa wurde bisher erst ein einziges mal sicher gesehen. Und die einzigen Fotos stammen aus einer Fotofalle, in die er am 15. November an einer Rehwildfütterung bei Thiersee knapp hinter der öster-reichischen Grenze lief. Nur mithilfe von Genanalysen an Kotproben und Speichelspuren konnte der Wolf auch in Bayern eindeutig nachgewiesen und auch als Männchen (Rüde) identifiziert werden. Oft erkennt man erst durch Verkehrsunfälle, dass ein Wolf da war – neben dem illegalen Abschuss eine der häufigsten To-desursachen für Wölfe in Deutschland.

MythenundMärchenWölfe sind wie Hunde vor allem Fleischfresser. Sie sind auf keine bestimmten Tierarten spezialisiert, sondern jagen, was in ihrem Revier lebt. Und da kommen wir zum Problem: Ein Wolf unterscheidet nicht zwischen Wild- und Nutztier, er sucht sich die am einfachsten zu jagende Nahrung. Das sind überwiegend junge, alte oder schwache Wildtiere, aber eben auch die problem-los zu erlegenden Schafe. Diese haben so gut wie kei-nen Fluchtinstinkt mehr und stehen im oberbayeri-schen Gebirge unbewacht auf den Almen. Und der Wolf weiß leider nicht, dass sie im Gegensatz zu den Wildtieren jemandem gehören (s. Seite 20).

Angedichtet wurde dem »Mangfall-Wolf« bereits alles mögliche: Es kursierten Horrorgeschichten, wo-nach er sogar Rinder gerissen oder »zu Tode erschreckt« habe. Beweise? Fehl-anzeige. Ebenfalls wurde behauptet, dass Kinder gefährdet seien. Eines aber fressen Wölfe ganz sicher nicht: Menschen, egal welchen Alters. Der Mensch gehört nicht ins Beuteschema des Wolfs (s. Seite 18). Vielmehr meidet der Wolf den Kontakt zu Menschen – auch dann, wenn er sich auf der Suche nach leicht er-reichbarer Nahrung menschlichen Siedlungen nähert. Dies geschieht vor allem nachts, wenn keine Menschen unterwegs sind. Diese Scheu vor dem Menschen ist auch der jahrhundertelangen intensiven Bejagung ge-schuldet. Trotzdem wird immer wieder die Angst vor dem Wolf geschürt. Sogar einen Namen gibt es für diese Polemik: das »Rotkäppchen-Syndrom«, abgelei-tet vom gleichnamigen Märchen, in dem der Wolf nicht nur die Großmutter, sondern die Enkelin gleich mit frisst. Aber das ist eben nur ein Märchen.

SpielballderInteressen?Die vom Wolf tatsächlich oder vermeintlich Betroffe-nen sind Landwirte, Jäger und vor allem Schäfer. Wich-tige Interessensgruppen also und im Idealfall Partner des Naturschutzes. Aber dürfen ihre Interessen auch über das Vorkommen oder die Rückkehr von Tierarten bestimmen? Sollen einzelne Interessengruppen für ein ganzes Land mit 12,5 Millionen Bürgern festlegen kön-

E in Vorgänger hatte es vor Jahren nicht geschafft: »Verkehrsunfall mit Hund bei Starnberg« hieß es im

Mai 2006. Selbst als eine Genprobe bestätigte, dass es sich um einen aus der Nähe von Nizza zugewanderten Wolf handelte, wurde das Verkehrsopfer von den Poli-tikern ein halbes Jahr lang geheim gehalten. Just zur selben Zeit befand sich ein weiterer Einwanderer aus Norditalien im Land – der Bär Bruno. In diesem me-dialen Ausnahmezustand wollte die Regierung ihren Bürgern nicht noch ein weiteres »Raubtier« zumuten. Der überfahrene Wolf war übrigens wahrscheinlich schon drei Monate in Bayern, niemand hatte es mit-bekommen.

Der Wolf ist in ein Land gekommen, in dem einige Nutztierhalter und Politiker vor Ort hartnäckig be-haupten, es sei kein Platz für bestimmte wilde Lebewe-sen: zu viele Landnutzer, zu viele Schafe, zu viele Tou-risten. Sie sagen das auch beim Luchs, beim Biber, beim Fischotter. Der Wolf kam in ein Land, dessen Be-wohner von Tierfilmen begeistert sind und in ihrem Urlaub weltweit gerne die letzten Flecken Wildnis ent-decken. Doch dieses zuviel an »Wildnis«, sei ihnen nicht zuzumuten, meinen die Politiker. Dabei sind Wölfe eigentlich gar keine Botschafter der Wildnis. Sie können aufgrund ihrer Anpassungsfähigkeit fast über-all leben – in der vom Menschen geprägten Kulturland-schaft ebenso wie in der Wildnis. Anders hätten sie das Zusammenleben mit dem »Megaraubtier« Mensch nicht seit Zehntausenden von Jahren überstanden.

EinechterEuropäerIn Europa gibt es heute bis zu 20 000 Wölfe, die meisten davon in Russland und Osteuropa, aber auch in Skan-dinavien, in der Schweiz, Italien, Österreich, Frank-reich und Spanien. In Deutschland leben in Sachsen und Brandenburg mittlerweile sechs Rudel und zwei Wolfspaare mit insgesamt bis zu 50 Tieren; ihre Vorfah-ren sind seit 1996 aus Polen eingewandert. Bereits in acht Bundesländern wurden inzwischen Wölfe nach-gewiesen, außer bei den genannten Rudeln meist Ein-zeltiere.

Dass zuerst einzelne Tiere auftauchen, ist typisch. Im Alter von etwa zwei Jahren werden Wölfe aus ihrem Rudel, also ihrer Großfamilie, gedrängt. Ein Wolfsrudel besteht aus dem Elternpaar und den Nachkommen der letzten zwei Jahre und nicht, wie fälschlicherweise oft angenommen, aus einzelnen Tieren, die sich als Jagd-meute zusammentun. Wölfe bekommen jährlich in der Regel zwei bis sieben Junge, so dass ein Rudel aus fünf bis über zehn Wölfen besteht.

AufWanderschaftUm ein eigenes Revier zu finden und ein Rudel zu gründen, wandern Jungwölfe extrem weit, der bayeri-sche Wolf etwa aus den italienischen Südalpen über das schweizerische Graubünden und Tirol nach Bay-ern – genetische Nachweise bestätigten seine »Reise-route«. Im Oktober 2010 wurde in Tirol ein Wolf nach-gewiesen, der vermutlich aus dem Baltikum eingewan-dert ist, das sind über tausend Kilometer. Ob er dabei

Es heißt: HungrigeWölfegreifenauchMenschenan.Falsch! Der Mensch gehört nicht ins Beuteschema des Wolfs. Die Tiere meiden den direkten Kontakt mit Menschen (s. Seite 18).

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sesshaften Wolfs in Bayern weiterentwickelt werden. Managementpläne regeln beispielsweise die Aus-gleichszahlungen, die Nutztierhalter für gerissene Tiere erhalten. Verantwortlich für die Genehmigung der Auszahlung und deren Höhe in jedem Einzelfall ist eine Trägergemeinschaft aus Bund Naturschutz, Lan-desbund für Vogelschutz und Wildland Stiftung des Bayerischen Jagdverbandes, die gemeinsam mit dem Bayerischen Naturschutzfonds die Ausgleichszahlun-gen auch finanzieren. Ein »Netzwerk Große Beutegrei-fer«, bestehend aus geschulten Jägern, Landwirten, Förstern und Naturschützern, begutachtet gerissene Tiere und stellt fest, ob tatsächlich ein Wolf oder nicht doch ein wildernder Hund verantwortlich war. War es ein Wolf, wird der Schaden ersetzt.

Der BN arbeitet intensiv daran mit, dass für ein Zu-sammenleben mit dem Wolf bald Lösungen gefunden werden, die auch für die Nutztierhalter tragbar sind. Die wichtigste Rolle werden hier vermutlich Herden-schutzmaßnahmen spielen (s. Seite 20).

Farbebekennen!Der Rückkehrer Wolf verlangt mehr als nur gelassene Toleranz von den Bayern. Die nach Bär Bruno geschaf-fenen behördlichen Voraussetzungen müssen jetzt mit Leben erfüllt werden. Das bedeutet sachkundige und breite Information vor Ort, intensiven Dialog mit be-troffenen Nutzergruppen wie den Schafhaltern, ausrei-chende finanzielle Mittel für Präventionsmaßnahmen und unbürokratische Lösungen für eine angepasste Tierhaltung. Das heißt aber auch: Die Rückkehr wird die Gesellschaft etwas kosten, und zwar den Einsatz von Fachkräften und Geld. Wie in Frankreich: Dort ist der Wolf seit 20 Jahren wieder heimisch. 20 Rudel mit circa 150 Wölfen leben mittlerweile im französischen Alpenraum – zusammen mit 800 000 Schafen. Das Land investiert jährlich bis zu fünf Millionen Euro in das möglichst konfliktfreie Zusammenleben von Wolf und Mensch, also circa 30 000 Euro pro Wolf. Zuviel? 30 000 Euro bezahlt man im Durchschnitt für zwei bis drei Meter neue Autobahn. Straßen werden problemlos finanziert, obwohl wir davon im doppelten Sinne genug haben. Wölfe und Natur nicht. Die Zukunft ver-langt Investitionen in eine »grüne Infrastruktur« und in Wildtiere, die uns in einer »Abstimmung auf leisen Pfo-ten« ganz deutlich sagen, dass sie gerne wieder hier leben würden.

Die Zukunft verlangt auch klare politische Bekennt-nisse für wenigstens ein Stückchen mehr freie Natur in Bayern. Hier sind sowohl der Umwelt- wie der Land-wirtschaftsminister gefordert, wenn Bayerns Biodi-versität um eine der bekanntesten und zugleich in Deutschland seltensten Tierarten bereichert wird. Aus-sitzen hilft nichts. Im Sinne der von der Staatsregierung 2008 beschlossenen Biodiversitätsstrategie kann es nur ein Bekenntnis für den Wolf geben! Der Wolf ist Teil der Schöpfung, und als solchen sollten wir ihn – zumal in Zeiten, in denen man die Bedeutung der Biodiversität immer klarer erkennt – auch behandeln. Im Ausgleich zwischen den Interessengruppen und zum Wohle aller.

nen, dass der gesamte bayerische Alpenraum, wie vom Almwirtschaftlichen Verein Oberbayern gefordert, »eine No-Go-Area« für Wölfe sein soll? Entgegen allen gesellschaftlichen Zielen für mehr Natur in diesem Land und entgegen allen gesetzlichen Verpflichtun-gen?

Umgekehrt können natürlich auch andere Interes-sengruppen nicht einfach festlegen, dass Bayern Wolfs-land zu sein hat. Aber es gibt Gesetze. Sie schützen den Wolf streng und machen Bayern damit automatisch zum Wolfsland, sobald die Tiere zurückkehren. Das freut uns Naturschützer natürlich, aber das alleine ge-nügt nicht. Wir brauchen Akzeptanz. Für den Wolf und für die Argumente der jeweils »anderen Seite«. Denn ohne diese zu verstehen, kommen wir nicht zu einem Konsens, zu einer für alle Beteiligten akzeptablen Lö-sung. Und die muss das Ziel sein.

EinPlanfürdenWolfUm Konflikte abzumildern, Lösungen zu finden und einen vernünftigen Umgang mit dem Wolf und den an-deren großen Beutegreifern Bär und Luchs zu errei-chen, gibt es in Bayern die Steuerungs- und Arbeits-gruppe »Große Beutegreifer«. Sie hat sich nach dem Abschuss des Bären »Bruno« im Jahr 2006 beim bayeri-schen Umweltministerium gebildet. In der Arbeits-gruppe sitzen alle an einem Tisch: Naturschützer und -nutzer, von Umweltverbänden über Schafhalter und Berufsjäger bis hin zu den Behörden. Hier werden unter Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen In-teressen in regelmäßigen Sitzungen Managementplä-ne für die Beutegreifer erstellt. Auch für den Wolf gibt es einen solchen Plan; er muss nun wegen des ersten

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Die AutorenChristian Hierneis ist Vorsitzender der BN-Kreisgrup-pe München und Mitglied des BN-Landesvorstands. Als »Beauftragter des BN für große Beutegreifer« ist er auch Mitglied der im Text ge-nannten Steue-rungs- und Ar-beitsgruppe beim Umweltministe-rium und arbeitet hier an den Ma-nagementplänen für Wolf, Bär und Luchs mit. Dr. Kai Frobel ist Referent des BN für Arten- und Biotopschutz (siehe auch Seite 30).

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ErkundungstourEin sechs Wochen alter Welpe aus dem Milkeler Rudel in der Lausitz ent-deckt die Welt.

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B egonnen hat das Engagement des BN für ehemals im Freistaat ausgerottete Tierarten mit der Wieder-

einbürgerung des Bibers. Diese Aktion wurde zu einer der erfolgreichsten, die unser Verband jemals im Be-reich des Artenschutzes unternommen hat: Heute leben auf zwei Drittel der Landesfläche wieder über 10 000 Biber. Sie gestalten naturnahe Fluss-Auen und Lebensräume besser, als der Mensch das kann. Davon profitiert die Biodiversität ebenso wie der Hochwasser-schutz und die Wasserqualität (siehe N+U 1-2010). Die-ser Nutzen übersteigt bei Weitem die »Schäden«, die der Biber in der Teich- und Forstwirtschaft anrichtet.

Auch mit seinem Einsatz für die Gründung des Na-tionalparks Bayerischer Wald im Jahr 1970 kümmerte sich der BN um vom Aussterben bedrohte Tierarten. In diesem streng geschützten Gebiet kommt der Luchs heute wieder in freier Wildbahn vor. Wolf, Bär und Wi-sent sind zumindest in naturnah gestalteten Gehegen zu beobachten. Der BN hat dies mit großem finanziel-lem und persönlichem Einsatz ermöglicht. Unser lang-jähriger Vorsitzender Hubert Weinzierl und unser ehe-maliger Landesgeschäftsführer und heutiger Landes-schatzmeister Helmut Steininger haben entscheiden-den Anteil an der Gründung dieses ersten deutschen Nationalparks und auch an der Wiedereinbürgerung des Bibers.

FürdieArtenvielfalthandeln…Vor diesem Hintergrund setzt sich der BN natürlich dafür ein, dass die Rückkehrer Biber, Wolf und Luchs nicht geschossen, sondern akzeptiert werden. Dafür hat der BN gemeinsam mit dem Landesbund für Vogel-schutz (LBV) und der Jägerschaft Luchs- und Wolfsini-

tiativen ins Leben gerufen und erhebliche Finanzmittel in die Hand genommen, zum Beispiel beim Entschä-digungsfonds für Biberschä-den.

Bär, Wolf und Luchs sind Urbayern, die immer zu die-sem Land gehört haben. Für lediglich etwa 200 Jahre waren sie aus unseren Wäl-dern verschwunden. Und das nicht etwa, weil ihr Le-bensraum zerstört war, son-

dern aufgrund massiver, gnadenloser Verfolgung. Nun kehren die großen Beutegreifer vorsichtig und verein-zelt zurück, wir sollten sie willkommen heißen. Sie haben ein Recht, bei uns zu leben. Ihr Wiederkommen ist eine Chance, unsere Tierwelt entscheidend zu berei-chern.

Ihre Rückkehr muss aber von Staat und Verbänden aktiv begleitet werden. In Bayern hat das Umweltmi-nisterium gemeinsam mit den betroffenen Nutzer-

und Schützerverbänden Managementpläne entwi-ckelt. Der BN zahlt zusammen mit LBV, Jagdverband und Naturschutzfonds in einen speziell für Wolf, Bär und Luchs eingerichteten Entschädigungsfonds, der auch schon bei den jüngsten Schafrissen durch den Wolf eingesetzt wurde. Es sind aber noch weitergehen-de finanzielle und personelle Anstrengungen nötig. Die Menschen vor Ort müssen informiert, vorbeugen-de Schutzmaßnahmen müssen ergriffen werden.

…nichtnurvonanderenfordern!Wir fordern von anderen Ländern, insbesondere von Dritte-Welt-Staaten, dass sie ihre Artenvielfalt schüt-zen, wie dies jüngst auf der UN-Konferenz zur Biologi-schen Vielfalt in Nagoya auch die Bundesregierung getan hat. Wir können dies aber nicht erwarten, wenn wir nicht bereit sind, selbst entsprechend zu handeln. Dies muss auch für Arten gelten, die Konflikte hervor-rufen. Daher müssen vernünftige Managementpläne entwickelt werden, anstatt die Tiere zum Abschuss frei-zugeben.

Auch für die faszinierenden Tiere Wolf, Luchs und Bär, die nach langer Zeit wieder unter uns sind, sollte gelten, was Bayern auszeichnet und so gastfreundlich macht: leben und leben lassen!

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Es heißt: DerWolfbrauchtWildnis.BayernistalsLebensraumungeeignet.Falsch! Wölfe sind sehr anpassungsfähig. In den bayerischen Mit-telgebirgen und den Alpen finden sie aus-reichend Beutetiere und Rückzugsräume.

Der AutorProf. Dr. Hubert Weiger ist Landes-vorsitzender des BN und Bundesvor-sitzender des BUND. Er setzt sich seit Jahrzehnten dafür ein, dass in Bayern ausgerotte-te Tierarten wieder hier leben dürfen.

Aufruf von Prof. Dr. Hubert Weiger

LasstdenWolfhierleben!Die Geschichte des Bundes Naturschutz ist untrennbar verbun-den mit dem Einsatz für Tiere, die früher in Bayern heimisch waren. Gewähren wir nun auch dem zurückkehrenden Wolf sein Lebensrecht.

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HalbstarkKaum mehr von einem Altwolf zu unterscheiden: ein fünf Monate alter Welpe aus dem Seenlandrudel.

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N+U: Laut Kontaktbüro der Wolfsregion Lausitz hat bisher kein Wolf ein gefährliches Verhalten gegen-über Menschen gezeigt. Wie ist die Stimmung in der Bevölkerung?Reinhardt: Insgesamt sehr relaxt. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass sehr viel Öffentlichkeitsarbeit gemacht wird und die Leute das Gefühl haben, sie wis-sen Bescheid. Wir informieren über den Bestand, und auch wenn Schafe gerissen werden, geht das an die Öffentlichkeit. Zusammen mit der Frage: Wie kann man die Schafe besser schützen, und wo gibt es För-dermöglichkeiten? So können die Menschen Vorurteile abbauen.

Reichen Ausgleichszahlungen, um die Tierhalter zu beruhigen? Nein, Schäden zu vermeiden ist immer besser als sie zu bezahlen. Aber inzwischen schützen die meisten

Schafhalter ihre Tiere korrekt, und die Schäden sind deutlich zurückgegangen. Es gibt eine Förderung für Schutzmaß-nahmen. Allerdings bedeutet der Herden-schutz auch mehr Arbeit für die Schäfer, vor allem für solche mit größeren Herden, die zusätzlich zum Elektrozaun vermehrt auf Herdenschutzhunde setzen. Diesen

zeitlichen Mehraufwand gegenüber den Kollegen in wolfsfreien Gebieten bekommen sie nicht abgegolten; das ist für viele unbefriedigend.

Würden Elektrozäune und Herdenschutzhunde auch im bayerischen Alpenraum funktionieren? In der Schweiz oder in den Seealpen klappt das sehr gut. Hundertprozentigen Schutz gibt es allerdings nicht; man kann die Schäden minimieren. Das Haupt-problem ist sicherlich, sich umzustellen. Jetzt gilt es für viele Schäfer, wieder so zu arbeiten wie die Ururgroß-väter. Aber es geht, wenn der politische Wille da ist und die Leute vor Ort bereit sind, ihre Herden beispielswei-se zusammenzulegen, damit sich der Personalaufwand lohnt.

Und wie sicher ist mittlerweile das Leben in Deutschland für den Wolf? Schwer abzuschätzen. Der Straßenverkehr ist eine Ge-fahr, aber Wölfe sind da extrem anpassungsfähig. Beim Problem der illegal geschossenen Wölfe kennt man si-cherlich nur die Spitze des Eisberges. Jedes Jahr wan-dern aus den Rudeln Jungtiere ab. Das wirft die Frage auf, wo die alle bleiben. Rein rechnerisch müsste es be-reits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben. In den südlichen Bundesländern ist bisher noch kein Wolf aus der deutsch-westpolnischen Population nachgewiesen worden.

Dabei könnten die Jäger ein wichtiger Partner im Wolfsschutz sein. Ist da keine Annäherung möglich? Es ist schwierig, da viele Jäger den Wolf als Konkurren-ten betrachten. Der bayerische Weg, von Anfang an alle Betroffenen und Interessengruppen an einen Tisch zu

Es heißt: ZuwanderndeWölfedürfengeschossenwerden.Falsch! Der Wolf ist in Deutsch-land streng geschützt und darf nicht gejagt werden.

Lausitz-Wolfsforscherin Ilka Reinhardt im Interview

»VonAnfangandieMenschen mitnehmen«1996 tauchte der erste Wolf in der Lausitz auf, heute leben dort zwischen 25 und 50 Tiere. N+U wollte von Ilka Rein-hardt wissen, was Bayern von der Lausitz lernen kann.

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Lausitz-Wolfsforscherin Ilka Reinhardt im Interview

»VonAnfangandieMenschen mitnehmen«

holen, ist gut. In Sachsen wurden lange Zeit nur bilate-rale Gespräche geführt. Wenn alle beisammen sind, merkt jeder, dass er seine Position nicht zu 100 Prozent durchsetzen kann. Es geht nur mit Kompromissen.

Welchen Rat geben Sie abschließend einem Bundes-land, das gerade seinen ersten Wolf zu Besuch hat? Nehmen Sie die Menschen von Anfang an mit – Öffent-lichkeitsarbeit und Konfliktlösung sind extrem wichtig! Die Leute müssen wissen, was sie zu erwarten haben, man darf nichts verharmlosen. Und schauen Sie über den Tellerrand: Man kann inzwischen einiges von der Lausitz oder speziell in Bayern vom Piemont oder von Frankreich lernen, gerade was den Herdenschutz an-belangt.

Außerdem ist die Politik gefragt. Bayern gehört zu Deutschland und zur EU, damit ist der Wolf streng ge-schützt. Man kann also schlecht diskutieren, ob man ihn haben will. Aber man kann darüber diskutieren, wie man ihn haben will. Die Politik muss den Bürgern erklären: Ja, der Wolf kommt, und das ist auch unser klares Ziel. Aber wir lassen euch nicht allein damit. Interview: Heidi Tiefenthaler

Eine auführlichere Version des Interviews finden Sie unter www.bund-naturschutz.de/magazin

Dem Wolf auf der SpurIlka Reinhardt begleitet im Auftrag des sächsischen Umweltministeriums gemein-sam mit Gesa Kluth seit 2002 die Rückkehr des Wolfs. Kontakt: [email protected]: www.wolfsregion-lausitz.de

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NurdieSpitzedesEisbergs?Das Verhältnis zwischen Wolf und Jägern bleibt angespannt. Neben den bekannt gewordenen illega-len Abschüssen, wie hier 2007 auf einer Gesellschaftsjagd im nieder-sächsischen Landkreis Lüchow-Dannenberg, gibt es vermutlich eine große Dunkelziffer. Wolfs-forscher wie Ilka Reinhardt fragen sich vor allem, wo die jungen, Wölfe bleiben, die aus der Lausitz abwandern. Rein rechnerisch müsste es bereits deutlich mehr Wölfe in Deutschland geben.

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Wölfe in der Lausitz

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B is etwa zum 17. Jahrhundert besiedelten Wölfe ganz Europa, Asien, Nordamerika und Teile Nord-

afrikas. In Nordamerika leben sie heute – teilweise sehr gefährdet – nur noch in Alaska, in Kanada und in weni-gen US-Bundesstaaten. In Asien kommen die meisten Wölfe in den dünn besiedelten nordrussischen Regio-nen, aber auch in Indien, Iran oder im Himalaja vor.

Auch in Europa ist die Wolfspopulation massiv zurückgedrängt worden. In vie-len Gebieten West- und Mitteleuropas galt er als ausgerottet. Das letzte frei lebende Tier auf deutschem Gebiet wurde am 27. Februar 1904 in der Lau-sitz erschossen.

Doch seit etwa 40 Jahren verändert sich die Situation der Wölfe in Europa. Sie haben wieder die Chance, sich aus-

zubreiten. Ihre Populationen etwa in Spanien, Italien, Slowenien, Kroatien und der Slowakei nehmen zu. Mehrere Regionen wurden wieder neu besiedelt, auch in den Alpen und in Deutschland.

HeimkehrerinderLausitzVor zehn Jahren wurde das erste Wolfsrudel nach über 100 Jahren in der Lausitz gemeldet. Inzwischen leben hier zwei Pärchen und sechs Rudel mit Nachwuchs. Insgesamt halten sie sich auf einer Fläche von etwas mehr als 50 mal 50 Kilometer auf (siehe Interview Seite 16). Im Grenzgebiet von Sachsen-Anhalt und Branden-burg lebt ein weiteres Wolfsrudel mit Nachwuchs. Zu-sätzliche Nachweise gibt es in weiteren Regionen Sach-sens und Brandenburgs, in Sachsen-Anhalt, Mecklen-burg-Vorpommern, Niedersachsen, Hessen, Nord-rhein-Westfalen – und seit kurzem auch in Bayern.

Die Wahrscheinlichkeit, dass weitere Wölfe nach Deutschland einwandern, nimmt zu, denn es gibt immer mehr Wolfsnachweise zum Beispiel in den

Nachbarländern Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz. Da Jungwölfe auf der Suche nach einem Part-ner und einem neuen Revier bis zu 1000 Kilometer weit wandern, können Tiere aus Norditalien, Frankreich, der Schweiz, Slowenien, Kroatien, der Slowakei, Tsche-chien und Polen bei uns auftauchen.

3000Wölfe,keinProblemKonflikte zwischen Wildtieren und Menschen gibt es überall. Wie mit den Wölfen umgegangen wird, ist je-doch von Land zu Land sehr unterschiedlich. Es hängt von der Mentalität der Menschen und von der traditio-nellen Verankerung der Wölfe ab. Wo die Tiere seit jeher leben und der Umgang mit ihnen Alltag ist, werden sie nicht als größeres Problem wahrgenommen. Wo sie sich dagegen erst wieder ansiedeln, sehen manche Menschen die Konflikte als erhebliche Belastung, eini-ge beschleicht Angst oder Unsicherheit.

Eine wissenschaftliche, sehr umfassende Recherche (Nina Institut Norwegen 2001) fasste Angriffe von Wöl-fen auf Menschen weltweit zusammen. Von 1950 bis 2000 wurden in Europa 59 Zwischenfälle festgestellt. In 38 Fällen war die Ursache die Tollwut, fünf dieser An-griffe endeten tödlich. In 21 Fällen war Tollwut nicht ursächlich, davon endeten vier tödlich, alle in Spanien. Eine Gesamtschau des Berichts zeigt, dass die meisten nicht tollwutbedingten Unfälle auf angefütterte, pro-vozierte oder wie in Lettland und Litauen auf entlaufe-ne und halbzahme Wölfe oder Hybriden (Mischlinge) von Wolf und Hund zurückzuführen sind.

ImmerwenigerZwischenfälleInzwischen spielt die Tollwut in Deutschland wie auch in den meisten angrenzenden Ländern keine Rolle mehr. Trotz Zunahme der Wolfspopulation in Europa in den letzten 30 Jahren hat die Zahl der Unfälle mit Wölfen abgenommen. In Rumänien, dem Land mit der

Es heißt: WoderWolflebt,müssendieSchäferaufgeben.Falsch!Beweidung mit Schafen ist weiter möglich, sie müssen allerdings wie überall in Europa durch Hirten oder Hunde ge-schützt werden.

Wie Mensch und Wolf in Europa zusammenleben

LernenvondenNachbarnViele tausend Wölfe leben in Europa. Ihre Populationen erstarken, einzelne Wanderer erkunden neue Lebensräume, auch in Deutschland. Warum wir davor keine Angst haben müssen, zeigt der Blick in angestammte Wolfsregionen.

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SprachübungenDie Körpersprache ist bei Wölfen be-sonders stark ent-wickelt. Hier üben zwei junge Tiere das »Vokabular«: Der Schnauzenbiss (links) demon-striert Dominanz oder soll vor einer Spielaufforderung beschwichtigen, wie sie das zweite Bild zeigt. Der hochgezogene Na-senrücken (rechts) und die aufgestell-ten Ohren signali-sieren Angriff. [C]

[C] = Aufnahme ist in einem Ge-hege entstanden

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Auf Wolfsspur mit Peter SürthPeter Sürth hat Wildtierma-nagement studiert. Seit über 15 Jahren beschäftigt er sich mit Wolf, Bär und Luchs, ins-besondere in stark besiedel-ten Räumen Europas. Auf dem Bild verfolgt er im rumä-nischen Winter mit Hündin Shira eine Wolfsspur.

Wer Wolfswissen aus erster Hand erleben möchte, kann Peter Sürth für Vorträge und Schulveranstaltungen engagieren. Seine nächste Exkursion nach Rumänien bietet er im April 2011 an. Seine große Expedition von der Ostschweiz in die Wolfsregionen der italienischen und französischen Alpen startet am 1. August. Infos: www.derwegderwoelfe.deKontakt: [email protected]

stärksten Wolfspopulation (circa 3000 Tiere), gibt es nur einige wenige Berichte von Bissverletzungen, wenn Schäfer versucht haben, einen Wolf zu erschlagen. Dabei durchstreifen Wölfe in Rumänien wie in allen anderen Wolfsregionen regelmäßig Siedlungen.

Auch wenn Vergleiche immer problematisch sind, wenn es um Menschenleben geht, sei angemerkt, dass sich in Deutschland laut ADAC allein im Jahr 2009 an die 2800 Autofahrer bei Wildunfällen verletzten. 13 Menschen starben dabei – ohne dass jemand auf die Idee käme, Rehen und Wildschweinen ihr Lebensrecht abzusprechen. Und: Durch Haushunde kommt es in Deutschland jährlich zu 30 000 bis 50 000 Bissverlet-zungen, drei bis vier davon sind tödlich

Wölfe greifen Nutz- und Haustiere an. Diese Tatsa-che wirft die Frage nach Schutzmaßnahmen und Ent-schädigungen auf. Hauptbetroffene sind Schäfer be-ziehungsweise die Besitzer von Schafen, Ziegen oder auch anderen Nutztieren. Sowohl die Schadenshäufig-keit als auch die Art und Weise, wie Tiere geschützt wer-den, unterscheiden sich in Europa von Region zu Regi-on deutlich. Wo es traditionelle Schutzsysteme, wie Hirtenhunde, Zäune und den ständig anwesenden Hir-ten gibt, bleiben Schäden eher gering. In Rumänien etwa beläuft sich der jährliche Verlust an Nutztieren durch Wölfe und Bären auf etwa zwei Prozent des Be-standes.

MaßnahmenregionalanpassenAuch der Umgang mit Schäden ist sehr uneinheitlich geregelt. Denn es gibt in Europa keine einheitliche rechtliche Grundlage, ob und wie man Verluste durch Wölfe oder andere große Beutegreifer ausgleicht. Eini-ge Länder unterstützen nur Schutzmaßnahmen, ande-re ersetzen jeden Schaden deutlich über dem Markt-wert, andere wiederum nur die Hälfte. Manchmal wer-den präventive Maßnahmen gefördert und Schäden nur dann ersetzt, wenn diese Maßnahmen umgesetzt wurden.

Weil jede Region ihre Besonderheiten hat, kann man zum Beispiel in Bayern nicht einfach übernehmen, was anderswo funktioniert. Regional angepasste Lösungen müssen entwickelt werden. Ein Blick auf das Sammel-surium unterschiedlicher europäischer Ansätze kann allerdings eine Hilfestellung sein, um auch in Bayern den Umgang mit Wölfen wieder zu erlernen.

Was uns der Blick auf Europas Wolfsregionen auf jeden Fall lehren kann: Wölfe benötigen keine Wildnis, sie kommen sehr gut auch in Kulturlandschaften zu-recht. Wölfe greifen unzureichend gesicherte Nutz- und Haustiere an, weil diese eine einfache Beute sind. Unfälle mit Menschen sind dagegen extrem selten. Wo Wölfe leben, sollten sich die Menschen aber entspre-chend anpassen. Die bayerischen Alpen eignen sich gut als Lebensraum für Wölfe, Luchse und Bären. Die Wölfe werden allerdings nicht nur versuchen, die baye-rischen Alpen wieder zu besiedeln, sondern viele wei-tere Regionen in den Alpen und in Deutschland. Peter Sürth

Anzahl der Wölfe

Länderkennzeichen

Verbreitungsgebiet

150

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RO

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2000

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~20

~180~80

~400

~1000

3100

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650

250

600430

1000

350

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600

~50–80

~200

~25

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~130

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~400

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Echter EuropäerIn vielen Ländern wurde der Wolf (Canis lupus) nie ausgerottet, in an-dere ist er zurück-gekehrt.

[1-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 19

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Überall in Bayern ist der BN an Beweidungsprojek-ten beteiligt, denn extensive Schafweide ist die

Voraussetzung für den Erhalt sonnendurchglühter Magerrasen und bunter Wacholderheiden. Ob Cobur-ger Fuchsschaf, Waldschaf oder Rhönschaf – diese alten, heute gefährdeten Schafrassen sind »Lieblings-kinder« des BN. Kürzlich feierte das BN-Rhönschafpro-jekt 25-jähriges Jubiläum, es war bundesweit das erste Modellprojekt einer engen Zusammenarbeit zwischen Schäfern und Naturschützern. Und der BN kämpft ge-meinsam mit dem Landesverband Bayerischer Schaf-halter gegen unsinnige EU-Bürokratie und für Bewei-dungsprämien, ohne die Schäfer wirtschaftlich nicht überleben könnten.

Und nun der Wolf mit seinem sprichwörtlichen Ap-petit auf Schafe! Bis Dezember 2010 hat der bayerische Wolf 19 Schafe gerissen; der Almwirtschaftliche Verein Oberbayern fordert seinen Abschuss und die Alpen als »wolfsfreies Gebiet«. Gefährdet das nicht die Eintracht zwischen der traditionellen Landnutzungsform und dem Naturschutz? Nein, denn eine Koexistenz von Wolf und Schafhaltung ist möglich, und gerade der BN kann und will hier ein Vermittler sein. Unsere Vorfahren haben den Wolf ausgerottet. Über Jahrtausende ent-wickelte und bewährte Herdenschutzsysteme ver-schwanden damit aus dem öffentlichen Gedächtnis. Es

scheint heute selbstver-ständlich, dass wehrlose Nutztiere sich frei in der Landschaft bewegen. Doch nun kehren die großen »Raubtiere« wieder zurück und zeigen uns, dass dies eben nicht der Normalfall ist.

Schafeschützen:eineHerausforderungDamit wird es erneut notwendig, Schutzsysteme auf-zubauen. In verschiedenen europäischen Regionen haben die Viehhalter wieder gelernt, mit dem Wolf um-zugehen (s. Seite 18). Die Beweidung im bayerischen Alpenraum unterscheidet sich allerdings von der im Flachland, da Schafe und vereinzelt auch Ziegen meist ohne Zaun und Hirte auf der Alm unterwegs sind. Eine flächige Einzäunung zum Schutz vor dem Wolf ist daher und auch aufgrund des felsigen Geländes nicht möglich.

Dennoch können die bayerischen Tierhalter von ihren Nachbarn lernen. Die Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) hat aus den Erfahrungen an-derer europäischer Länder einen umfangreichen Handlungsleitfaden für Viehhalter erstellt (www.LfL.bayern.de/herdenschutz). Im Revier des bayerischen Wolfs wurden 2010 kurzfristig die Schafe abgetrieben und hierdurch entstandene Futtermehrkosten abge-golten. Versuchsweise ist auf einer Alm eine zeitweise Behirtung mit nächtlichem Einpferchen umgesetzt – aus dieser Herde wurden keine weiteren Schafe mehr gerissen. Nun müssen dauerhafte, regional angepasste Lösungen gesucht werden. Einfache Patentrezepte gibt es nicht. Wer aber jetzt schon behauptet, »es geht nicht« und mit der Aufgabe der Schafbeweidung droht oder wolfsfreie Alpen fordert, macht es sich zu leicht. Auch wenn der Aufwand hoch ist, sollte uns das der Wolf wert sein.

NurregionaleangepassteLösungensichernVielfaltFür eine naturgemäße Schafbeweidung im Alpenraum, im kleinräumigen Mosaik aus Bergwäldern und lichten Alm-Weiden, ist besonders wichtig, dass die Schafe zur rechten Zeit am rechten Ort unterwegs sind. Denn bei zu intensiver Beweidung kann der positive Effekt für Biotope schnell durch übermäßigen Verbiss, Trittschä-

Es heißt: DerWolfernährtsichvorallemvonNutztieren.Falsch! In wildreichen Ge-bieten ernähren sich Wölfe fast ausschließlich von wild-lebenden Huftieren wie Rothirsch, Wildschwein oder Reh (Beispiel Lausitz: 95,5 %). Mehr Fakten: www.bund- naturschutz.de/wolf

Schafhalter und Wölfe

Miteinanderlebenlernen Nutztier Schaf und Wildtier

Wolf – für beides setzt sich der Bund Naturschutz ein. Denn das übergeordnete Ziel heißt Bio-diversität. Für die Allianz aus Naturschützern und Schafhaltern stellt der zurückkehrende Wolf eine Bewährungsprobe dar.

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Hund unter SchafenHerdenschutzhunde haben sich in den Alpen als sicheres Schutzsystem bewährt.

20 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

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den und Nährstoffüberfrachtung ins Gegenteil um-schlagen. Gerade Schafe fressen wenig selektiv und sehr bodennah und können daher in zu großer Dichte den Artenreichtum verbissempfindlicher Arten redu-zieren. Zudem gibt es in den Hochlagen erosionsanfäl-lige Hänge, für die eine Beweidung generell ungünstig ist.

Biodiversität zu schützen heißt daher, die Herden besser zu lenken, durch Behirtung und Nachtpferche und am besten eine permanente Behirtung mit Her-denschutzhunden. Sofern dafür eine Zusammenle-gung der Herden nötig ist, dürfen die Schafzahlen nicht erhöht und die Beweidung nicht auf dafür ungeeigne-ten Flächen intensiviert werden. Welches Maß an Be-weidung die wertvollen Pflanzengesellschaften im Rot-wandgebiet vertragen, muss deshalb nach Ansicht des BN bei der Erarbeitung regionaler Lösungen auch mit auf den Prüfstand. Der Wolf darf weder Anlass für eine Intensivierung noch für eine Aufgabe der Beweidung sein – beides wäre kontraproduktiv für die Biodiver-sität.

Miteinanderreden,jetztKonflikte können durch Behirtung und Verzicht auf Be-weidung ungeeigneter Flächen minimiert werden. Nur weil die Menschen verlernt haben, mit dem Wolf zu leben, oder weil sich die Nutzung verändert hat, ist nicht der Lebensraum für den Wolf ungeeignet gewor-den. Nötig sind nun eine (Wieder-)Anpassung der menschlichen Nutzung und letztlich auch die Akzep-tanz dafür, dass ein Wolf eben auch einmal das eine oder andere Schaf frisst – Fördertöpfe für den finanzi-ellen Ausgleich dieser Verluste gibt es bereits. Dass jeden Almsommer viele Tiere durch ganz andere Ursa-chen umkommen – zum Beispiel durch Hunde, Witte-rungsextreme und Absturz – ist schließlich auch akzep-tiert.

Almbauern und Bund Naturschutz sollten sich durch die Rückkehr des Wolfs nicht auseinanderdivi-dieren lassen. Der BN fordert ein Förderprogramm Herden- und Nutztierschutz mit gelenkter Beweidung in vom Wolf besiedelten Gebieten, die Einführung von Bonussystemen zur Inwertsetzung der seltensten Tier-arten Bayerns oder endlich die Einführung einer »Na-tura 2000-Prämie« und »Biodiversitätsprämie«. Diese Forderungen sollten eigentlich auch die Almbauern unterstützen: für eine Biodiversität, zu der auch der Wolf gehört. Dr. Christine Margraf

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Zeugnisseeinergemein-samenVergangenheitAus einer bayerischen Sage: An einem grauen Herbst-vormittag bricht der Wolf neuerdings aus dem Walde und stürzt sich auf den Schä-fer. (…) Auf seine Hilferufe kommt der Gutsherr (…) und stößt dem Raubtier seinen geweihten Hirschfänger tief in die Brust. Wie es zu Boden fällt, liegt die alte Hexe aus dem Trüpfhaus vor ihnen und verröchelt fluchend ihren Geist.

Ob in Ortsnamen, Wappen oder Sagen wie dieser – die jahrhundertelange gemeinsame Geschichte von Wolf und Mensch hat in Bayern Spuren hinterlassen. Mit Fundstücken aus Archiven, Überlieferungen und Landschaften skizziert die BN-Autorin Gertrud Scherf vielschichtig das einstige Zusammenleben. Sie nimmt den Leser mit in jene Zeit, in der sich das Bild vom Wolf drastisch wandelte – vom selbstverständlichen Mitge-schöpf hin zum furcht erregenden Untier. Eine Reise in die Vergangenheit, die hilft, die aktuelle Diskussion um den großen Beutegreifer besser zu verstehen. Gertrud Scherf: Wolfsspuren in Bayern: Kulturge-schichte eines sagenhaften Tieres. Buch & Kunstverlag Oberpfalz, Amberg, 2001, ISBN 3-924350-96-5, Euro 24,90

Die AutorinChristine Margraf ist BN-Arten-schutzreferentin für Südbayern.

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FamilienbandeDas gemeinsame Heulen stärkt den Zusammenhalt im Rudel und soll fremde Wölfe fernhalten. [C]

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Zeichen erkennenEin erwachsener Wolf hat im Sand der sächsischen Lausitz seine Spuren hinterlas-sen. Deutlich ist zu sehen, dass der Vorderfuß (oben) kräftiger ist als der Hinterfuß.

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TV-Star wirbt für Abbau von Vorurteilen

KeineAngstvormbösenWolfRanga Yogeshwar, Deutschlands wohl bekanntes-ter Moderator wissenschaflicher TV-Sendungen, verbindet eine ganz persönliche Geschichte mit den Wölfen – er bringt sie sogar zum Heulen.

M eine erste Begegnung mit Wölfen in freier Wild-bahn hatte ich vor über zwanzig Jahren inmitten

der Laub- und Nadelwälder im Vorgebirge des Himala-ya. Ich verbrachte damals nach meinem Studium fast ein ganzes Jahr in dieser wunderbaren Grenzregion zu Tibet, fernab von der lauten Zivilisation und den ge-

schäftigen Großstädten. Von mei-nem »Häuschen« aus überblickte ich das spektakuläre Panorama der Berge Trisul, Nanda Devi, Pancha-chuli; eine kaum bekannte Region westlich von Nepal, die vom Glück profitiert, dass die höchsten Berge hier knapp unter 8000 Meter liegen. Andernfalls wäre diese Gegend, wie die anderen um den Mount Everest oder den hohen Annapurna, zum Trampelpfad westlicher Touristen und gut zahlender Bergsteiger ver-kommen.

Die Welt hier war für mich genau richtig, besiedelt von bescheidenen bunten Bauernhöfen, deren Be-wohner auf den angelegten Terras-

sen Reis und Getreide anbauten. An diesem Ort konnte ich loslassen und während zahlreicher Wanderungen und Trekkingtouren das Umfeld erkunden.

EinGefühlvonDemutDie hochgelegenen Wälder waren von einer bestechen-den Schönheit. Naturwälder ohne geradlinige Aufforst-flächen, die nur selten von Menschen durchquert wur-den. Im Frühjahr erblühten hier unzählige Rhododen-dren, deren rote Blüten sich mit steigender Höhe in ein zartes Rosa und ein helles Blau verwandelten. Die Er-fahrung, in eine so wenig berührte Natur einzutreten, erzeugt das Gefühl von Demut.

Auch die Tierwelt bestach durch eine fast künstlich wirkende Vielfalt. Manchmal bekam ich es sogar mit der Angst zu tun, wenn sich zum Beispiel große Clans kreischender Languren lauthals über jeden Eindring-ling beschwerten und einem dabei ihr respektables Ge-biss zeigten. Man hatte mich vor Bären gewarnt, doch zum Glück blieb mir eine direkte Bekanntschaft er-spart.

FernbeziehungzumWolfsrudelEines Nachmittags begegnete ich dann während einer meiner langen Wanderungen einem Rudel Wölfe. Doch im Gegensatz zum Märchenmonster waren diese Vier-beiner ausgesprochen scheu. Sie nahmen zwar Notiz von mir, und mit dem entsprechenden Abstand akzep-tierten sie sogar meine Anwesenheit. Bis zur Abend-dämmerung blieb ich bei ihnen und konnte genau be-obachten, wie das Rudel spielte, sich ständig gegensei-tig bestätigte und in festen Ritualen die Rangordnung der Gruppe zelebrierte. In den folgenden Wochen kehr-te ich häufig zurück und lernte mit der Zeit, einzelne Tiere zu unterscheiden. Den Leitwolf nannte ich zum Beispiel »Akela«, nach dem Wolf im Dschungelbuch von Rudyard Kipling. Auf Hindi bedeutet Akela auch »der Einsame« …

Trotz mehrmaligen Begegnungen gelang es mir je-doch nicht, mich den Wölfen auf mehr als etwa dreißig Meter zu nähern. Wenn ich es probierte und die kriti-sche Distanz unterschritt, flüchteten sie sofort bis unser Abstand wieder »stimmte«. Ich war geduldet, doch es blieb eine Fernbeziehung.

EinHeulkonzertfülltdasTalIn den Abendstunden hörte ich öfters das »Konzert« der Wölfe. Stets begann ein einzelnes Tier zu heulen, woraufhin immer mehr Wölfe in das Heulkonzert ein-stimmten. Die Melodie wurde dabei stets aufgeregter, bis sie dann plötzlich verstummte. Es gibt eine Reihe möglicher Erklärungen für dieses Phänomen, aber so genau weiß niemand, was das Heulen der Wölfe be-deutet. Für mich war der »Wolfsgesang« der Ausdruck eines »Wir-Gefühls«. Es gelang mir sogar mehrfach, selbst die Wölfe zum Heulen anzuregen. Das Gefühl, auf diese Weise ein ganzes Tal mit dem Gesang der Vier-beiner zu füllen, war erhaben.

Es sollte über zwanzig Jahre dauern, bis ich im Rah-men von Dreharbeiten zur »Show der Naturwunder« erneut den Gesang der Wölfe anstimmen konnte: In Gödöllö, etwa dreißig Kilometer außerhalb von Buda-pest, unterhält der ungarische Tiertrainer Zoltán Hor-kai ein größeres Areal mit diversen Wildtieren, darun-ter auch Wölfen. Einige davon hat er trainiert und setzt sie sogar in Spielfilmen ein. Andere Exemplare leben, dank der Unterstützung der World Society for the Pro-tection of Animals und der Ethnologen der Loránd-Eötvös-Universität, ohne Filmrollen auf dem großen Grundstück. Als »Alphawolf« hatte Zoltan das Rudel ge-prägt und gab mir somit die Chance zum direkten Kon-takt.

WiedersehennachJahrzehntenAls ich das Areal betrat, reagierten die Tiere zunächst scheu, doch dank Zoltan akzeptierte mich das Rudel. Die Begrüßung war heftig, direkt und geradezu eupho-risch. Ich wurde geschleckt und intensiv beschnüffelt und vergaß fast, dass es sich um Raubtiere handelt. Wölfe sind keine Hunde. Sie haben sich ihre Natürlich-keit bewahrt mit ihren Regeln, Gesetzen und Ritualen. Nach über zwanzig Jahren stimmte ich das Rudel zum

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kaum Gelegenheiten, dieses hartnäckige Vorurteil zu revidieren. Der Wolf wurde in Westeuropa systematisch ausgelöscht. Nur das Klischee bleibt bestehen.

Unsere so aufgeklärte Welt ist ein großes Theater, und die Rollen werden dabei fest besetzt: die Schöne, der Gute, der Böse, der Unschuldige, das Genie, der Reiche, der Dummkopf und der Clown. Ob in Talk-shows, der großen Weltpolitik oder der Tierwelt: Im Drama des Lebens besetzen wir ständig die vorgegebe-nen Rollen. Doch bei genauer Betrachtung erkennen wir, wie oberflächlich und unfair die zugewiesenen Merkmale sind. Doch wir sind frei und können unsere Vorurteile revidieren: Es ist an der Zeit, dem Wolf eine bessere Rolle zuzuweisen.

Heulgesang an, und es klappte tatsächlich! Für mich war dieser Moment einer der bewegendsten in meiner Fernsehkarriere. Danach versteht man schnell, wieso Wolf und Mensch vor über 30 000 Jahren zueinander fanden.

Mich für mehr Verständnis gegenüber Wölfen einzu-setzen, ist mir ein besonderes Anliegen. Jahrhunderte lang diente der Wolf als Projektionsfläche für das Böse. Der Werwolf geistert als Inkarnation des Teufels durch die Nächte. In Märchen und Fabeln wird das Tier immer wieder als blutrünstiger Killer beschrieben, der Großmütter verschlingt oder Kreide frisst, um an-schließend unschuldige Geißlein zu verspeisen. Schon als Kinder wurden wir mit der »Angst vor dem bösen Wolf« erzogen, und bedauerlicherweise ergaben sich

Es heißt: WolfsrudelsindwildeJagdmeuten.Falsch! Das Wolfsrudel ist eine Klein-familie. Es besteht meist aus fünf bis zehn Tieren: dem Elternpaar, das meist auf Lebenszeit zusammenbleibt, den Welpen und den Jungtieren aus dem Vorjahr.

Der AutorRanga Yogeshwar ist Deutschlands wohl popu-lärster Moderator von TV-Wissenssendungen. Bekannt für spektakuläre Demonstra-tionen, zeigte er auch vor Wölfen keine Angst, die er 2010 für »Die große Show der Naturwunder« in einem ungarischen Gehege be-suchte.

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Fette Beute für WissenshungrigeLesenswert WAS IST WAS: Wölfe. Von Erik Zimen. Tessloff

Verlag, 2010, ISBN 978-3-7886-0667-1, Euro 9,95 Der Wolf: Ein Raubtier in unserer Nähe.

Von Hansjakob Baumgartner u. a. Haupt Verlag, 2008, ISBN 978-3-2580-7274-6 Euro 29,90

Der Wolf: Zwischen Mythos und Wahrheit. Von Angelika Sigl. Dörfler, 2005, ISBN 978-3-8955-5275-5 Euro 9,95

Wolfsspuren. Die Frau, die mit den Wölfen lebt. Von Tanja Askani. AT Verlag, 3. Auflage 2008, ISBN 978-3-85502-979-2, Euro 21,90

Broschüre »Wölfe in Bayern«. Herausgegeben von der BN-Kreisgruppe Freyung-Grafenau, kostenlos.

Alle Bücher und die Broschüre sind zu bestellen bei der BN Service GmbH, Tel. 0 91 23-9 99 57-0, Fax -99, [email protected], www.service.bund-naturschutz.de. Mehr Literatur zum Wolf: www.bund-naturschutz.de/magazin

Websites www.bund-naturschutz.de/wolf www.wolfsregion-lausitz.de

www.stmug.bayern.de/umwelt/naturschutz www.nabu.de www.gzsdw.de

Erlebenswert Laden Sie unseren Autor und Wolfsexperten Christian Hierneis

zum Vortrag ein: 01 78 - 5 37 20 48, [email protected]. Gehen Sie mit unserem Autor Peter Sürth auf große Wolfs-

expedition: Infos siehe Seite 19. Reisen Sie mit dem BN nach Rumänien, wo der Wolf noch ein

selbstverständlicher Teil der Natur ist. Von 15. bis 25. Juni 2011 geht’s zum Beispiel nach Siebenbürgen. Infos und Anmeldung unter Tel. 0 91 23 - 9 99 57 - 10, www.bund-reisen.de.

Nutzen Sie die vielfältigen Angebote des Nationalparks Bayerischer Wald. Vom Wolfsrudel im Tierfreigelände bis zum Kindergeburtstag, Thema »Luchs und Wolf«. Alle Infos unter www.nationalpark-bayerischer-wald.de.

Holen Sie sich oder Ihren Kindern den Wolf zum Kuscheln nach Hause. Das hochwertige, circa 20 Zentimeter lange Plüschtier ist für 40,20 Euro zu bestellen bei der BN Service GmbH, Adresse s. o.

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24 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Erneuerbare Energien: BN bewertet Projekte differenziert

FürKlimaschutzundNaturschutzW ind, Sonne, Wasser: Bayern hat beste Voraus-

setzungen für nachhaltige Energiegewinnung. Während das Potenzial der Wasserkraft jedoch meist ausgereizt oder gar überreizt ist, gibt es für Photovol-taik und Windkraft noch viele Standorte, die aus wirt-schaftlicher Sicht geeignet und unter Naturschutzas-

pekten vertretbar sind. Ob beide Vorausset-zungen gegeben sind, ist jedoch von Fall zu Fall genau zu prüfen.

Als Verband, der sich für den Klimaschutz ebenso stark macht wie für die Bewahrung von

Landschaft und Natur, ist der BN hier besonders ge-fordert. Gerade die Kreisgruppen stellen sich überall im Land der oft schwierigen Aufgabe, Fakten zu bewer-ten, Vor- und Nachteile abzuwägen und manches Mal auch Konflikte auszuhalten. Wie das eben so ist, wenn zwei erstrebenswerte Ziele konkurrieren. Dass der BN jedenfalls kein »Neinsager« ist, sondern sich für kon-krete Projekte der Erneuerbaren in Bayern ebenso ein-setzt wie für globalen Klimaschutz, zeigt unsere Karte mit einer Auswahl aktueller Vorhaben.

Übrigens, zwei Dinge kann die Karte nicht zeigen: Bei vielen Solarstromanlagen auf Dächern und bei Bürgerwindanlagen war der BN ebenso Initiator, wie er sich überall im Land für Energieeinsparung und -effizi-enz einsetzt – und das ist der Königsweg zum Klima-schutz, ohne Eingriffe in die Natur. (göß)

Ein Wasserkraftwerk mitten im Naturschutzgebiet des Augs-burger Stadtwaldes? Der BN sagt nein, hier muss stattdessen der Lech renaturiert werden (s. Seite 37).

Die Donauhangleiten bei Jochen-stein nahe Passau sind einer der ökologisch wertvollsten Natur-räume Bayerns. Ausgerechnet hier ein Pumpspeicherwerk? Der BN sagt nein (mehr in N+U 2-11).

Effelter im Frankenwald: Ein ganzes Dorf bezieht seine Wärme aus Biogas und Holzhackschnitzeln. Der BN sagt nicht nur ja, sondern ist seit Jahren der Motor dieses Vorzeigeprojekts (s. Seite 36).

Windkraftanlagen im Nürnberger Land: Gegen den Widerstand von Bürgerinitiativen befürwortet der BN sieben von elf vorgeschlagenen Standorten. Ja also zu 22 Wind-rädern, die den Strombedarf von 33 000 Haushalten decken können.

Oberhaching will seine Haushalte überwiegend mit regenerativer Energie versorgen. Sehr gut, sagt der BN, und ist deshalb auch mit dem Bau eines Erdwärme-Kraft-werks einverstanden.

Mehr Energie aus der Sonne? Ja bitte, meint der BN im Unterallgäu und erarbeitet gemeinsam mit der Gemeinde Erkheim ein Standort-konzept für Freiflächenanlagen.

Weg von der Atomkraft, auf ins Solarzeitalter! Die Kreisgruppe Landshut unterstützte 2010 – mit Forderungen zum Naturschutz – alle acht eingereichten Bauvorha-ben für Photovoltaik-Freianlagen.

Ja, zu dezentraler Energie versorgung: Dem Einsatz der Kreis-gruppe Schweinfurt ist es zu verdanken, dass auf der Fritz-Zeilein-Halle in Gochsheim die erste Bürgersolar-anlage des Landkreises entstand.

100 Prozent erneuerbar? Der BN sagt ja zu die-sem langfristigen Ziel für Neumarkt. Ein von Landkreis, BN und weiteren Partnern er-arbeitetes Konzept eb-nete den Weg für heute 18 Windkraftanlagen.

ERNEUERBARE?

J A B I T T E

JA B I T T E

J A B I T T E

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[1-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 25

Ende Oktober 2010 schenkte die schwarz-gelbe Bun-destagsmehrheit den Atomkonzernen eine Lauf-

zeitverlängerung für ihre Atomkraftwerke. Der Bundes-präsident unterschrieb das neue Atomgesetz Anfang Dezember, Bayern verschob die Abschalttermine sei-ner AKW daraufhin bis ins Jahr 2033. Dabei hätte das AKW Isar 1 schon dieses Jahr vom Netz gehen sollen. Das bedeutet weitere nur angeblich harmlose Stör-fälle, weiterhin die Gefahr eines großen Unfalls, noch viel mehr strahlenden Abfall – und eine Blockade der Erneuerbaren Energien.

Dagegen lässt sich etwas tun. Zum einen ist die Novelle des Atomgesetzes noch längst nicht durch: Die Oppositionsparteien haben vor dem Bundesverfas-sungsgericht Klage eingereicht. Sie wollen durchset-zen, dass bei dem Gesetz auch der Bundesrat mitreden darf – was das Aus für die Laufzeitverlängerung bedeu-ten könnte. Die Entscheidung des Gerichts wird zwi-schen 2011 und 2013 erwartet. Auch der BUND wird vor dem Bundesverfassungsgericht klagen.

Zum anderen ist die Mehrheit der Bevölkerung gegen verlängerte AKW-Laufzeiten. Wir sind das Volk, wir wollen den Atomausstieg. Jeder kann sehr effektiv etwas für eine AKW-freie Zukunft tun!

VorOrtdabeiseinundmitdemonstrieren 25 Jahre Tschernobyl:

Zentraler Gedenktag in Bamberg, 26. April 2011 Großdemo gegen das AKW Isar 1 bei Landshut,

4. Juni 2011 Jeden Montag Mahnwache vor dem AKW Isar 1:

www.mahnwache-isar1.de Monatlich Anti-Atom-Demonstration in Landshut:

http://büfa-landshut.de Montagsspaziergänge gegen Atomkraft

überall in Deutschland: www.ausgestrahlt.de/ mitmachen/montagsspaziergang

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Jetzt online protestierenUnterschreiben Sie unsere Appelle an den bayerischen Ministerpräsidenten See-hofer und Bundeskanzlerin Merkel: www.bund-natur-schutz.de/anti-atom-protest

Finanzieren Sie die Atomstrom-konzerne nicht mit Ihrem Geld – wechseln Sie Ihren Stromanbieter! Welchen Anbietern wir vertrauen und wie der Wechsel schnell und einfach geht, erfahren Sie hier: www.bund-naturschutz.de/ener-gie, www.atomausstieg-selber-machen.de Oder nutzen Sie ein atomstrom-freies Angebot eines lokalen An-bieters. Achtung: Zertifikate wie RECS (renewable energy certificate system) sagen nichts aus. Sicher

atomfrei ist Strom mit dem Label »Grüner Strom« von BN und BUND oder von Anbietern des Verbundes Energreen: www.gruenerstromlabel.de www.energreen.de Das Wichtigste ist und bleibt Stromsparen. Lassen Sie Elektro-geräte nie im Stand-By-Betrieb stehen, schalten Sie sie immer ganz aus. Nutzen Sie Energie und Geld sparende Haushaltsgeräte: www.bund-naturschutz.de/ener-gie

Der Ausstieg ist machbar

IhrProtestgegenAtomkraftSchicken Sie die Atomkraft dahin, wo sie hingehört: aufs Abstellgleis! Die Zukunft liegt in den Erneuerbaren Energien und im Energiesparen. Zeigen Sie Flagge, setzen Sie ein Zeichen – machen Sie mit beim Anti-Atom-Protest!

Anbieterwechseln,Stromsparen

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26 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Der Landkreis Bamberg hat im Dezember das vom Bund Naturschutz angeregte Buchenwald-zentrum im Steigerwald auf den Weg gebracht. Zudem erwägt der Kreis, ein großes Waldschutz-gebiet einzurichten.

Sowohl der Umwelt- als auch der Kreisausschuss und der Kreistag beschlossen, das Buchenwald-Infor-

mationszentrum in Ebrach im Herzen des Steigerwal-des zu errichten. Damit greift der Landkreis Bamberg einen Vorschlag des BN für ein »Haus der Buche« unter breiter Trägerschaft auf (vgl. N+U 4-2010). Das Zent-rum wird das erste seiner Art in Bayern sein und soll vor allem Bildung und Erlebnis dienen, der Informa-tion über die internationale Bedeutung der alten Bu-chenwälder im Steigerwald und deren Erforschung sowie dem Tourismus.

Darüber hinaus möchte der Landkreis ausloten, wie sich die Buchenwälder im Hinblick auf eine Bewer-bung als Weltnaturerbe besser schützen lassen. Im Rahmen dessen gibt es Überlegungen, im Staatswald ein 4100 Hektar großes Waldnaturschutzgebiet zu schaffen. Auf der Hälfte der Fläche soll sich der Wald dauerhaft ohne Holznutzung entwickeln dürfen. Der BN begrüßt diese Pläne, hält einen Nationalpark aber nach wie vor für die bessere Lösung, da er der struktur-schwachen Region naturschutzfachlich und ökono-misch am meisten nützen würde.

Unterdessen will die Staatsregierung auf Initiative der Nationalparkgegner ein »Nachhaltigkeitszentrum der Forstwirtschaft« finanziell unterstützen. Hinter dem zusätzlichen Zentrum im Steigerwald stehen die gleichen Kommunalpolitiker, die stets betonten, wie gut ihre Gemeinden finanziell dastünden, und die In-vestitionen in Nationalparke und deren Umweltbil-

dungseinrichtungen als Steuer-geldverschwendung ablehnten. Jetzt fordern sie von der Staatsre-gierung millionenschwere Investi-tionen in ihr »Nachhaltigkeitszent-rum«. Forstminister Helmut Brun-ner hat dazu unverholen erklärt, mit diesem auf die Nutzung der Wälder ausgerichteten Zentrum solle vor allem ein Nationalpark verhindert werden.

ArgumentestattAngstkampagnenWie positiv die Effekte eines Natio-nalparks für die Region sein könn-ten, zeigt erneut eine Untersu-chung, die die Entwicklungen der

letzten 40 Jahre in der Nationalparkregion Bayerischer Wald und der Naturparkregion Steigerwald vergleicht. Für die Wirtschaft bringt ein Nationalpark deutlich mehr als ein Naturpark. »Durch einen Nationalpark könnte der gesamte Steigerwald wirtschaftlich voran-kommen, durch mehr Tourismus und mehr Infrastruk-tur«, erklärte der Verfasser Winfried Potrykus von der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg bei der Vor-stellung der Untersuchungsergebnisse. Dass diese po-sitiven Auswirkungen keinen Einzelfall darstellen, be-legen Recherchen des Bundesamtes für Naturschutz über die regionalökonomischen Effekte von National-parken (vgl. N+U 1-10).

Den im Verein »Unser Steigerwald« organisierten Gegnern des Nationalparks gehen indes die Argumen-te aus. Immer öfter arbeiten sie mit Polemik, falschen Aussagen und Halbwahrheiten über den Nationalpark und die Internetaktion www.ja-zum-nationalpark-stei-gerwald.de. Der BN fordert die Spitzen des Vereins des-halb auf, sich den Fakten nicht zu verschließen, die Chancen eines Nationalparks zu diskutieren und in einen konstruktiven Dialog einzutreten.

Aus der Bevölkerung kommt Zustimmung: Mittler-weile haben bei der Aktion »Ja zum Nationalpark Stei-gerwald« über 30 000 Menschen unterschrieben. Etwa zwei Drittel der Unterschriften stammen aus Franken, vorwiegend aus dem Steigerwald, Mainfranken und dem Großraum Nürnberg. Als erster fränkischer Natio-nalpark trifft der Nationalpark Steigerwald damit gera-de in Franken auf große Sympathie. Der Bund Natur-schutz fordert die Staatsregierung deshalb auf, sich endlich vor Ort einzubringen: mit einer Machbarkeits-studie zum Nationalpark und einem von der Staats-regierung moderierten Dialog. Ralf Straußberger (hl)

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Urwald vor der HaustürDie Fakten spre-chen für einen Nationalpark Stei-gerwald. Schon allein durch die Diskussion über den Nationalpark sind zudem die Besucherzahlen angestiegen.

Info und ErlebnisMehr Infos, inter-aktive Waldspazier-gänge und Bild-schirmpräsentatio-nen gibt es unter www.ja-zum-natio-nalpark-steiger-wald.de.

Für die Natur im Steigerwald

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28 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Der im Oktober von Umweltminister Markus Söder vorgestellte Bericht beschreibt den Zustand der

Natur und von Aktivitäten im bayerischen Naturschutz – darunter viele BN-Projekte. Der BN-Vorsitzende Hu-bert Weiger begrüßte die gute Zustandserfassung, kriti-sierte aber die fehlende Analyse, »warum Erfolge im Naturschutz nur punktuell stattfinden, in der Fläche aber der Trend des Arten- und Biotoprückgangs unge-brochen ist. Aus dieser Analyse«, so Weigers Forderung, »hätten deutliche, auch finanzielle Konsequenzen für die bayerische Biodiversitätsstrategie gezogen werden müssen.«

Klar zeigt der Bericht zwei Erfolgsfaktoren für gelun-genen Artenschutz: erstens Menschen, die sich haupt- oder ehrenamtlich um Projekte oder Gebiete küm-mern, zweitens eine ausreichende Finanzierung. Umso unverständlicher waren die Kürzungspläne für den bayerischen Staatshaushalt gerade im Naturschutzbe-reich (N+U 4-10). Sie konnten immerhin abgewendet werden, ein großer Erfolg auch für die Lobbyarbeit des BN. Doch von finanziellen Verbesserungen, die drin-gend nötig wären, ist nicht mehr die Rede. Beispiels-weise steht von den vor zwei Jahren angekündigten personellen Aufstockungen bei den Unteren Natur-schutzbehörden kein Wort im Artenschutzbericht.

Vor allem aber: Von den 500 Seiten des Berichts fällt das Kapitel »Künftiger Handlungsbedarf« mit 14 Seiten extrem dürftig aus. Es fehlen klare Aussagen zur ver-fehlten bayerischen Agrar-, Verkehrs- und Raumord-nungspolitik und zu den nötigen Änderungen. Der BN hat bereits vor zwei Jahren Nachbesserungen gefor-dert, die dringend nötig sind, um die Ziele der offiziel-len »bayerischen Biodiversitätsstrategie« zu erreichen – keine davon wurde bisher umgesetzt. Dabei wären viele BN-Vorschläge kostenlos oder hätten gar erhebli-ches Sparpotenzial (siehe die beiden Beispiele mit Bild). Dr. Christine Margraf (göß)

Chance National-park SteigerwaldAuch die Auswei-sung eines Natio-nalparks Steiger-wald ermöglichte, mit geringem Auf-wand Biodiversität auf großer Fläche zu schützen. Vergibt Bayern auch diese Chance (siehe Seite 26)?

Mehr Infos im Web www.bund-naturschutz.de/fakten/arten-biotopschutz (zu Biodiversität, bayerischer Biodiversitätsstrategie und BN-Forderungen) www.stmug.bayern.de/umwelt/natur-schutz/artenschutz (zum Artenschutzbericht)

Die AutorinDr. Christine Margraf ist BN- Artenschutzrefe-rentin für Südbay-ern, Kontakt: Tel. 0 89-54 82 98-89, christine.margraf @bund-natur-schutz.de

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BN kritisiert bayerische Biodiversitätspolitik

Problemerfasst,Lösungverpasst500 Seiten stark ist der »Bayerische Artenschutzbericht«, ganz schwach aber sind die Ansätze der Politik, den ungebrochenen Artenschwund zu stoppen.

Beispiel 1KeineGroßeingriffe!Das sture Festhalten etwa an der A 94 im Isental (Foto vom Baubeginn bei Pastetten; vgl. auch Seite 7), am Donauausbau und an der dritten Startbahn am Flug-hafen München offenbart die große Diskrepanz zwi-schen Sonntagsreden der Staatsregierung und ihrer tatsächlichen Politik. Für diese Projekte gibt es billigere und naturverträglichere Alternativen (A 94) bezie-hungsweise gar keine Notwendigkeit. Lufthansa, E.ON und Co. dürfen nicht unsere Biodiversität zerstören, um ihre Gewinne zu erhöhen.

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Beispiel 2SchutzfürGrünlandundUferstreifen!Bayern lässt zwei Chancen aus, Regelungen aus Bun-desgesetzen in bayerisches Recht zu übernehmen – nämlich die Verbote, Uferstreifen sowie Wiesen und Weiden in sensiblen Bereichen in Ackerland umzubre-chen. Bayern ist damit das einzige Bundesland, das dem »Grünland« diesen rechtlichen Schutz verweigert. Da auch ausreichend attraktive finanzielle Anreize für Landwirte, Grünland zu erhalten, fehlen, braucht man sich über den anhaltend dramatischen Schwund etwa wiesenbrütender Vögel (Foto: Großer Brachvogel) nicht zu wundern. Dabei wäre Grünlandschutz zum Beispiel auf Niedermooren gleichzeitig eine unschlag-bar kostengünstige Form des Klimaschutzes.

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30 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Dr. Kai Frobel, der BN-Referent für Arten- und Biotopschutz, ist für sei-nen Einsatz zur Rettung des Grünen Bandes in Deutschland und Europa mit zwei hochkarätigen Preisen aus-gezeichnet worden. In Liechtenstein erhielt Frobel im November den großen Binding-Preis, der für beson-deres Engagement im Natur- und Umweltschutz verliehen wird. Den Preis hatten zuvor schon Prof. Klaus Töpfer und der Stifter des alter-nativen Nobelpreises Jakob von

Uexküll erhalten. Auf dem Natur-schutztag 2011 in Radolfzell am Bodensee wurde Frobel vom BUND Baden-Württemberg mit dem Ger-hard-Thielcke-Preis gewürdigt (im Bild die Vorsitzende des BUND Ba-den-Württemberg Dr. Brigitte Dahl-bender und Dr. Kai Frobel). Das Grüne Band ist aus dem ehemaligen Grenzstreifen zwischen der Bundes-republik und der DDR hervorgegan-gen. Über 600 Rote-Liste-Arten leben hier.

Auf 190 Seiten stellt das Kon-zept der Olympiabewerbungs-gesellschaft dar, wie die Winter-spiele 2018 umweltverträglich und nachhaltig gestaltet werden sollen. Das Fazit des Bundes Naturschutz: »Viel Papier und

wenig Inhalt. Das Konzept ist Augenwischerei«, erklärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger bei einem Pressegespräch im September 2010. So zählt das Konzept Projekte auf, die zum Teil längst existieren, keinen

Sinn ergeben oder nicht um-setzbar sind. Vollkommen un gelöst ist zudem die Frage der Finanzierung. »Es ist von irgendwelchen noch zu grün-denden Stiftungen und Spen-den die Rede«, kritisierte der

Münchener BN-Kreisvorsitzen-de Christian Hierneis. Der BN befürchtet, dass diese Projekte in der Schublade verschwinden werden, weil sie sich als nicht finanzierbar oder umsetzbar er-weisen werden.

Etwa 3500 Hektar Fläche gilt es im Biosphä-renreservat Rhön bis 2013 als Kernzone, die von jeglicher wirtschaftlicher Nutzung aus-genommen ist, auszuweisen. Gelingt dies nicht, ist der Titel Biosphärenreservat ge-fährdet. Im Herbst 2010 kamen die Bemü-hungen, die fehlende Fläche bereitzustel-len, einen entscheidenden Schritt weiter: Bei einem Besuch des Umweltausschusses des Bayerischen Landtags in der Rhön boten die Bayerischen Staatsforsten 2000 Hektar Wald für die Kernzone an. Jetzt sind

die Gemeinden und die Bundes-forsten aufgerufen, auch ihren Beitrag zu leisten und geeignete Flächen einzubringen. Der BN zählt dabei vor allem auf die aktive Mithilfe der beiden Land räte Tho-mas Habermann (Rhön-Grabfeld) und Thomas Bold (Bad Kissingen), denen die Sicherung des Status »Biosphärenreservat« für die Rhön ein besonderes Anliegen ist.

GrünesBand:EhrungenfürInitiatorKaiFrobel

Im Rahmen der JBN-Vollversammlung vom 12. bis 14. November 2010 hat die Jugend-organisation Bund Naturschutz (JBN) in der Innenstadt von Würz-burg mit einem Straßen-theater Kritik am Kon-sumverhalten geübt. Unter dem Motto »Welt-Schluss-Verkauf – Kon-

sum solange der Vorrat reicht?« wiesen die jun-gen Aktiven mit Humor und Satire auf die glo-balen Folgen des unge-bremsten Konsums für das Klima und die biolo-gische Vielfalt hin. Dazu gehörte auch die Anbe-tung eines Konsumtem-pels (siehe Bild). Die Re-aktionen der Passanten

reichten von der erwar-teten Überraschung bis zu kritischen Diskussio-nen über die Ziele der JBN und viele lobende Worte.Ein Video des Straßen-theaters gibt es hier: www.youtube.com/ JugendorgBN

JBNinAktion:KonsumsolangederVorratreicht?

Olympia-Umweltkonzept:VielPapier,wenigInhalt

Rhön:ErfolgfürBiosphärenreservat

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EU-Agrarreform:VorteilefürNaturundBauernDer Bund Naturschutz sieht in den von EU-Agrar-kommissar Dacian Ciolos Ende 2010 vorgelegten Plänen zur Agrarreform Chancen: Landwirte in Re-gionen mit vielen unter-schiedlichen Landschafts-elementen und kleinen Flurstücken, wie in der fränkischen Schweiz oder der Hersbrucker Alb, haben einen erhöhten Arbeits-aufwand und leisten dabei mehr für das Gemeinwohl. Bei der Neuregelung wür-den sie finanziell besser

honoriert. »Ohne diese jetzt oftmals im Neben-erwerb wirtschaftenden Betriebe würde Bayerns Kulturlandschaft sein Ge-sicht verlieren und der ländliche Raum zu einer reinen, öden Produktions-landschaft werden«, er-klärte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger Angang Dezember. Er rief den Bayerischen Bauernver-band dazu auf, seinen Widerstand gegen diese Pläne aufzugeben und sich konstruktiv einzubringen.

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www.greenpeace.de/themen/atomkraft/atomunfaelle/ ausbreitungGAU im AKW Isar 1, Krümmel oder Biblis: Eine Karte zeigt die radioaktive Wolke bei verschie-denen Windrichtungen.

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Das Bundesverfassungsgericht bestätigte Ende November, dass bei einer gentechnischen Ver-unreinigung eines Feldes der Verursacher haftet. Auch das öffentlich zugängliche Stand-

ortregister für Genpflanzen wurde als rechtmäßig bestätigt, so dass Demonstrationen an geplanten Anbaustandorten weiterhin möglich bleiben. In diesem Urteil sieht der Bund

Naturschutz eine Abmahnung für die Befürworter einer gen-manipulierten Landwirtschaft. »Die bayerische Staatsregierung sollte das Urteil zum Anlass nehmen, wie Thüringen endlich

dem europäischen Netzwerk gentechnik freier Regionen bei-zutreten«, appellierte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner an den Ministerpräsi-denten Horst Seehofer.

GentechnischeVerunreinigungen:Verursacherhaftet

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32 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Vom Kräuterbuchautor Leonhart Fuchs (1501–1566) stammt die Beobachtung: »Die

Gundelreb wechßt gemeinlich in den gaerten / hin-der den zeünen / vnnd gemewren allenthalben. Uberzeijcht auch zu zeiten einen gantzen acker / wie ich wol dieselbigen gesehen hab.« Trotz dieser Präsenz ist der Gundermann (Glecho-ma hederacea) weithin unbekannt, selbst bei Gartenbesitzern, denn er tritt an seinen Wuchsorten sehr dezent auf. Zwar bedeckt er mit Hilfe seines Kriechstängels nicht selten größere Flächen, etwa unter Sträuchern oder im Rasen, an Weg-, Wiesen- oder Waldrändern, aber er bleibt mit bis 40 Zentimeter Höhe niedrig. So muss man sich schon zu ihm hinabbeugen, wenn man die nierenförmigen bis rundlich-herzförmigen Blätter und die schönen blauen oder blauvioletten Blüten (April bis Juni) betrachten sowie den aromatisch-herben Duft wahrnehmen will.

Ungeachtet dieser Bescheidenheit genoss Gunder-mann früher als in unmittelbarer Nähe des Menschen wachsendes Kraut hohes Ansehen. In alter Zeit mag er

als Verkörperung eines guten Seelen- oder Hausgeists gegolten haben, worauf der Namensteil »mann« hinweist. Hildegard von Bingen

(1098 –1179) schätzte die Gundelrebe als hilfreich unter anderem bei schwindendem Verstand, Paracelsus und die Kräuterbuchautoren der frü-

hen Neuzeit bei Leberleiden. Die Inhaltsstoffe – ätherische Öle, Bitter-stoffe, Gerbstoffe, Saponine – passen zum Anwendungsspektrum in der

heutigen Volksmedizin: Husten, Magen-Darm-Katarrh und leichte Durchfall erkrankungen. Ehe sich im Lauf des Mittelalters der Hopfen als Bierwürze durchsetzte, wurde der bit-

terstoffreiche Gundermann auch beim Bierbrauen verwendet.

Zum Gründonnerstagsgemüse oder zur Gründonnerstagssuppe (Kasten), einer das Jahr über vor Krankheit bewahrenden Kultspeise aus drei,

sechs oder neun verschiedenen fri-schen Frühlingskräutern, gehörte fast

immer auch die Gundelrebe. Man sammelt die jungen Blätter im März und April vor der

Blüte. Frisch oder auch getrocknet würzen sie Salate, Suppen, Wildgemüse, Kartoffelgerichte, Hülsenfruchteintöpfe, Quark. Die Blüten de-korieren Speisen.

Den Frühlingskräutern, zumal solchen mit blauen Blüten und Duft, traute man einst

Heil- und Zauberkräfte zu. So glaubte man mit-hilfe des Gundermanns Krankheiten und böse Geister abwehren zu können.

Schon vor Jahrzehnten, als Chemieeinsatz im Gar-ten noch weithin üblich war, hat der Bund Naturschutz intensiv für einen naturnahen Garten geworben und praktische Hinweise erarbeitet, etwa mit dem Buch »Ökologischer Garten« (fischer alternativ, 1981). Den-noch ist weitere Aufklärungsarbeit nötig, damit immer mehr Menschen heimischen Wildkräutern einen Platz im Garten zugestehen, sie als ästhetische Bereicherung erleben, in ihrer wichtigen Funktion für die heimische Tierwelt begreifen und nach Belieben auch für eigene Nahrungs- und Heilzwecke nutzen.

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Gründonnerstags-KräutersuppeFür zwei Personen nimmt manQ 25 g DinkelvollkornmehlQ 1 EL OlivenölQ 1/2 l MilchQ 1/2 l WasserQ 25 g gemischte Kräuter

(Gundermann und beispiels-weise Brennnessel, Gänse-blümchen, Giersch, Löwenzahn, Spitzwegerich)

Q Salz, Pfeffer, Muskatnuss

Und so geht’s_ Dinkelmehl in Öl bei mäßiger

Hitze leicht rösten, bis es duftet. _ Wasser und Milch mischen,

unter Rühren langsam zugießen und aufkochen.

_ Zehn Minuten köcheln lassen, dabei immer wieder umrühren.

_ Kräuter waschen, trocken tup-fen, fein wiegen.

_ Kräuter in die Suppe rühren, kurz aufkochen. Mit Salz, Pfeffer und Muskatnuss abschmecken.

Achtung! Verzehren Sie Gunder-mann nicht in größeren Mengen und nicht zu häufig.

Buchtipp:WildpflanzenMit »Wildpflanzen neu entdecken« hat unsere Autorin im blv-Verlag einen ganz besonderen Naturführer ver-öffentlicht. 150 Arten stellt sie dort nicht nur mit ihren Merkmalen, sondern vor allem mit ihrer Bedeutung für den Menschen vor. ISBN 978-3-8354-0062-7, Euro 7,95. Bestellen unter Tel. 0 91 23 - 99 95 70, [email protected]

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Die AutorinDr. Gertrud Scherf hat mehrere Pflanzenbücher verfasst.

Wildpflanzen im Portrait

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Wie wär’s zu Gründonnerstag mit einer selbst

zubereiteten Kräutersuppe? Den bescheidenen Gundermann

sollten Sie dabei nicht übersehen.

Page 33: Natur + Umwelt 1-2011

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Zu den prächtigsten Wesen des Moors gehört der Moorfrosch, die Männchen können sich zur Paarungszeit blau färben. Und zum Wesen des Moors gehört der Torf. Deshalb: Kein Torfabbau für Gartenerde! Schützt die Moore und ihre Bewohner! www.bund.net/moorewww.bund-naturschutz.de/moore

Page 34: Natur + Umwelt 1-2011

Dass das Fichtelgebirge einen großen Schatz an Tier- und

Pflanzenarten birgt, ist den Kennern der Region längst bekannt. Jetzt hat der Bund Naturschutz im Landkreis Wunsiedel den Reichtum Schwarz auf Weiß festgehalten. »Die Arten-vielfalt im Fichtelgebirge steht der im Bayerischen Wald in nichts nach«, freut sich Karl Paulus. Etwa

800 Stunden hat der BN-Kreisge-schäftsführer in den vergangenen Monaten in Feld und Flur zuge-bracht, um 50 vom BN betreute Bio-tope zu kartieren. Er hat Lage und Größe erfasst, Pflanzen und Tiere bestimmt und schließlich Zustand und Wert des jeweiligen Lebensrau-mes für den Naturhaushalt einge-schätzt. Der Erfolg: »Jetzt wissen wir genau, was in den Biotopen kreucht und fleucht«, erklärt Paulus. »Diese Dokumentation ist eine wichtige Grundlage für alle weiteren Natur-schutzmaßnahmen.«

73 Gefäßpflanzen, 35 Vogel-, 17 Tagfalter- und 20 Libellenarten landeten schließlich auf Paulus’ Bestandsliste der regional oder bay-

ernweit gefährdeten Arten. Beson-ders erfreulich: Ganz im Südosten des Landkreises stieß er auf die Heidelerche. Seit langer Zeit der erste Nachweis der vom Aussterben bedrohten Vogelart in der Region. Und auch der extrem seltene Fisch-otter und vom Aussterben bedrohte Libellenarten wie die Große Moos-jungfer fühlen sich in den kartierten Lebensräumen wohl.

Die Biotope der Kreisgruppe Wunsiedel sind meist klein aber fein. Darunter befinden sich beson-ders schutzwürdige Lebensräume wie Moorwiesen, Waldmoore und Biotopteiche. Doch die Natur-Klein-ode sollen keine Inseln bleiben. In der Dokumentation zeigt der BN auch auf, wie die Lebensräume un-tereinander und mit bestehenden Schutzgebieten vernetzt werden können. Diese Vorschläge und die Kartierung stehen nun den staatli-chen Fachstellen ebenso wie dem BN zur weiteren Biotopentwicklung zur Verfügung: »Wir weben beharr-lich am ökologischen Netzwerk im Naturpark Fichtelgebirge«, versi-chert Fred Terporten-Löhner, Vorsit-zender der Kreisgruppe Wunsiedel. (ht)

Mehr Info im WebEinen Eindruck der reichen Tier- und Pflanzenwelt im Fichtelgebirge ver-mitteln die Text- und Bildseiten der Kreisgruppe im In-ternet: www.wun-siedel.bund-natur-schutz.de.

GefördertMöglich wurde das Projekt durch die Unterstützung des Bayerischen Naturschutzfonds, der sich aus den Gewinnen der Glücksspirale speist.

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Die Große Moos-jungfer: extrem selten, aber in einigen Moor-teichen des BN noch zu Hause.

Der Waldwasserläufer: mit etwas Glück in den Egerauen zu entdecken.

Der Fischotter: fühlt sich an der Eger wohl.

Der Fieberklee: Vielerorts »trocken-gelegt«, findet er im Übergangsmoor Heiligenfurt einen Lebensraum.

Die Eger- teiche bei Marktleu-then: Hier finden Graureiher, Weiß- und Schwarz-storch Nah-rung.

BN kartiert Biotope im Landkreis Wunsiedel

WebenamökologischenNetzwerk

34 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Page 35: Natur + Umwelt 1-2011

[1-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 35

Sie hofft auf einen 80-prozentigen Zuschuss durch das Land bei ge-

schätzten Ausbaukosten von insge-samt 400 Millionen Euro. Aktuell läuft ein Planfeststellungsverfahren, in dem der Bund Naturschutz seine Stellungnahme abgegeben hat, um in der Verkehrspolitik eine Wende rückwärts zu verhindern. Der BN spricht sich seit Jahren gegen einen Rückfall in die Verkehrsplanungen der autogerechten Stadt aus und hat dies mit der Abgabe seiner Stellung-nahme im Oktober 2010 deutlich begründet. Die Ausbaupläne für den Frankenschnellweg sehen vor,

dass die Kreuzungen und niedrigen Unterführungen einiger Bahnstre-cken weichen und durch einen 1,8 Kilometer langen Tunnel, zusätz-liche Fahrstreifen auf dem Tunnel-dach, eine vierspurige neue Stadt-einfahrt zum Nürnberger Altstadt-ring und den sechsspurigen Ausbau im Westen der Stadt ersetzt werden. Damit entstünde faktisch eine durchgehende Autobahn A73 durch Nürnberg.

Dieser Ausbau würde den inner-städtischen Verkehr beschleunigen und damit weiteren Verkehr anzie-hen. Durch die kürzere Verbindung im Vergleich zu den Autobahnen um Nürnberg herum und durch mautfreie Abschnitte des Franken-schnellweges würde mehr Transit-verkehr durch die Großstädte Fürth und Nürnberg und durch Ortsteile

von Erlangen gelenkt, verbunden mit erhöhter Luftverschmutzung und ansteigendem Lärmpegel.

Der BN fordert zusammen mit dem Bündnis gegen den Franken-schnellweg den Verzicht auf den Ausbau. Die vorgesehenen städti-schen und staatlichen Mittel sollten in den öffentlichen Personennah-verkehr, insbesondere die Stadt-Umlandbahn, den Ausbau der Stra-ßenbahnlinien, die Schaffung bes-serer Radverkehrsbedingungen, die Förderung des Fußgängerverkehrs und den Lärmschutz am bestehen-den Frankenschnellweg in Nürn-berg investiert werden.Tom Konopka (us)

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Zwischenerfolg: Im Osten Adels-dorfs im Landkreis Erlangen-Höchstadt wollte die Gemeinde wegen dringenden Finanzbedarfs Bauplätze ausweisen. Die in un-mittelbarer Nähe gelegenen Wep-persdorfer Weiher, ein FFH- und Vogelschutzgebiet, eine große Feuchtfläche und eine Orchideen-wiese, auf der auch das Knaben-kraut wächst (Foto), wären da-durch bedroht. Nachdem die Orts-gruppe Adelsdorf seit November 2009 dagegen protestiert hatte,

gab die Gemeinde im Frühjahr 2010 bekannt, vorerst auf die Be-bauung direkt an den Weppersdor-fer Weihern zu verzichten. Das restliche Baugebiet an der Feucht-fläche bleibt aber ein Zankapfel. Im November 2010 hat der BN dazu eine Stellungnahme abge-geben, ein Bürgerbegehren wird vorbereitet.

Gewerbegebiete: Die Stadt Uffen-heim will zusätzlich zu einem be-stehenden Gewerbegebiet an der A7 und einer beschlossenen Er-weiterung zusätzliche 173 Hektar Gewerbegebiete ausweisen. In einer Presseerklärung kritisierte die Kreisgruppe Neustadt/Aisch –

Bad Windsheim dieses Vorhaben Mitte November, da ausreichend Baumöglichkeiten für Betriebe vorhanden sind und die landwirt-schaftlich hervorragend geeigne-ten Böden nicht verbaut werden sollen. In einem Brief an die Regie-rung von Mittelfranken hat der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner zudem darum gebeten, die Stadt Uffenheim auf die Not-wendigkeit des Bedarfsnach-weises hinzuweisen und falls das Vorhaben weiter verfolgt werde, ein Raum-ordnungsverfahren durch-zuführen, das die Belange prüft.

Apfelmarkt: Im Oktober beteiligte sich die Kreisgruppe Fürth zum zehnten Mal am Apfelmarkt des Amtes für Umweltplanung der Stadt Fürth. Hier gab es die Viel-falt, die das heimische Streuobst zu bieten hat, zu sehen. Der BN informierte dabei über die ökolo-gische Bedeutung von Streuobst und bot Apfelsaft, Obstbrände, Liköre und Produkte aus seinem Umweltladen an.

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Wer Straßen sät, erntet VerkehrDie Stadt Nürnberg ließ den Franken-schnellweg bereits 2007 zur Kreisstra-ße umwidmen. Der BN befürchtet, dass die ursprüngliche Stadtstraße nach dem geplanten Ausbau zur Auto-bahn aufgestuft wird.

Kreisgruppen Nürnberg-Stadt, Fürth-Stadt, Erlangen

Rückfallindieauto-verkehrsgerechteStadtGemeinsam mit SPD und CSU und unter Führung des sozialdemokratischen Oberbürgermeisters Dr. Ulrich Maly bereitet die Nürnberger Stadtspitze den Ausbau des sogenannten Frankenschnellwegs zur stadtquerenden Autobahn vor.

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36 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Der Verein EnergieVision Fran-kenwald will die Wärmeversor-gung im Naturpark Frankenwald ganz auf regional verfügbare nachwachsende Rohstoffe um-stellen. »Natur+Umwelt« sprach Mitte November mit Wolfgang Degelmann, dem Geschäftsführer der BN-Kreisgruppe Hof.

N+U: Was steckt hinter dem Verein EnergieVision Frankenwald e.V.?Degelmann: Der Verein ist aus einem Leader-Förderprojekt der EU hervorgegangen, das bis 2008 durchgeführt wurde, um Beratun-gen zu regenerativen Energien durchzuführen, Energieeinspar-möglichkeiten aufzuzeigen und Bio-energiedörfer zu schaffen.

Was steht im Mittelpunkt der Vereinsarbeit?Wir wollen eine Energiewende im Naturpark Frankenwald. Im Bio-energiedorf Effelter hat sich unser Traum von einem Leuchtturmpro-jekt bereits erfüllt.

Was ist das Besondere an Effelter?Ausgehend von der Biogasanlage eines Landwirts wurde ein 2,4 Kilo-meter langes Wärmenetz verlegt, das die Bewohner mit Wärme ver-sorgt, kombiniert mit einem bei Be-darf zuschaltbaren Hackschnitzel-heizwerk. In die Biogasanlage kom-men Grassilage, Rindergülle und minderwertiges Getreide. Im Hack-schnitzelheizwerk wird regionales Holz verwendet.

Welche Rolle hat der BN bei der EnergieVision gespielt?Ohne den BN hätte es weder das Leader-Projekt noch den Verein gegeben.

Wie wurden Kommunen und Bürger überzeugt?Durch die Vorteile: Hackschnitzel-heizung und Abwärme aus Biogas sind günstiger als Öl oder Erdgas und umweltfreundlicher. Hinzu kommt die Versorgungssicherheit durch unendlich nachwachsende Rohstoffe im Gegensatz zu end-lichen Energieträgern wie Öl oder Erdgas.

Wie soll sich die EnergieVision weiterentwickeln?Der gesamte Naturpark Franken-wald soll mit nachwachsenden Roh-stoffen beheizt werden. Wir sind auf einem guten Weg. Ende 2009 wurde die »Dorfheizung Hirschfeld«, eine Genossenschaft, gegründet. Außer-dem haben wir je eine Bioenergie-anlage in Selbitz und in Nagel in Be-trieb genommen, weitere Projekte laufen.Stephan Herbert Fuchs (us)

Informationen: www.bioenergie-dorf-effelter.de, www.bioenergie doerfer-frankenwald.de

Gegen Westumfahrung: Bei einer gemeinsamen Protestaktion am 16. Oktober 2010 in Neunkirchen sprachen sich Landwirte aus Ebersbach, der Bayerische Bau-ernverband, die Bürgerinitiative für ein modernes umweltbewuss-tes Neunkirchen am Brand e.V., Jäger, der Verkehrsclub Deutsch-land und der BN gegen die geplan-te Westumfahrung von Neunkir-

chen am Brand im Landkreis Forchheim aus. Die gut 100 Teil-nehmer forderten zukunftsweisen-de Verkehrssysteme wie eine Stadt-Bahn nach Erlangen mit Anbin-dung eines Taktbusses nach Forch-heim.

Labyrinth aus Sonnenblumen: Im August stand die Sonnenblume in Hauenreuth bei Wunsiedel im Mit-telpunkt einer gemeinsamen Ver-anstaltung der Kreisgruppe Wun-siedel und der Dorfgemeinschaft. Ein Feld war mit Sonnenblumen und einer Blumenmischung ein-gesät und zu einem Sonnenblu-menlabyrinth gestaltet worden. Hier präsentierte der BN die Aus-

stellung des Landesverbands über Agro-Gentechnik und informierte über umweltverträgliche Land-wirtschaft. Die Besucher erhielten Sonnenblumen frisch vom Feld.

Leitungstrassen: In den Land-kreisen Coburg und Lichtenfels planen E.ON und Vattenfall eine 380-Kilovolt-Leitung von 100 Me-tern Breite und mit 60 Meter hohen Masten von Altenfeld in Thüringen nach Redwitz an der

Rodach. Die Interessengemein-schaft »Achtung Hochspannung« engagiert sich gemeinsam mit der BN-Kreisgruppe Coburg für den Erhalt der Landschaft, ohne neue Freileitungen. Mit einem Gutach-ten von Professor Dr. Lorenz Ja-rass, Forschungsgesellschaft für Alternative Technologien und Wirtschaftsanalysen, vom Oktober 2010, stellte das Bündnis die Not-wendigkeit der Leitung infrage. In einer Presseerklärung forderte der BN-Vorsitzende Hubert Weiger im November 2010 ein klares Konzept und langfristige Planungen zu 380-Kilovolt-Leitungen, anstelle von fragwürdigen Annahmen. N

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AusgezeichnetDas Bundesland-wirtschaftsminis-terium zeichnete das Dorf Effelter im November als »Bioenergiedorf 2010« aus. Bei einem Presseter-min im Dezember gratulierte der BN-Landesbeauftragte Richard Mergner (im Bild rechts) der Hofer BN-Kreisvor-sitzenden Annette Schaumberg (links) sowie dem Projekt-leiter und Hofer BN-Kreisgeschäfts-führer Wolfgang Degelmann (Mitte).

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Kreisgruppen Hof, Kronach, Kulmbach

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[1-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 37

Der Energieriese E.ON plant den Bau eines Wasserkraftwerks am Lech mitten im Naturschutzge-biet des Augsburger Stadtwalds. Zahleiche Verbände und die Stadt Augsburg setzen sich für eine Renaturierung des Lechs und gegen das neue Kraftwerk ein.

Im Naturschutzgebiet des Augs-burger Stadtwalds kann man eine

Vielzahl wertvoller Biotope und Pflanzenarten antreffen, die sich dort im Laufe der Jahrtausende an-gesiedelt haben. Auf den Lech-heiden finden sich heute noch 28 Orchideen- und zahlreiche Enzian-arten. Doch viele Biotope sind schon verlorengegangen, seitdem der Lech auch in diesem Abschnitt kanalisiert wurde. Der Bund Natur-

schutz setzt sich deshalb gemein-sam mit den Verbänden der Lech-allianz für eine Renaturierung des Lechs südlich von Augsburg und gegen den Bau eines neuen Wasser-kraftwerks von E.ON ein. Das Ver-fahren zum Bau des Kraftwerks mit-ten im Naturschutzgebiet startete im Herbst 2010.

Während der Lech auf Tiroler Seite noch zu den wenigen natur-nahen alpinen Wildflusslandschaf-ten gehört, gleicht er auf bayeri-scher Seite eher einer Aneinander-reihung von Stauseen. Auf etwa zehn Kilometern im Naturschutzge-biet Augsburger Stadtwald darf er zwar noch fließen, ist aber kanali-siert. Das Wasserwirtschaftsamt Do-nauwörth will nun mit einer Studie und dem Projekt Licca liber klären, inwieweit hier eine Renaturierung

möglich ist. »Ein renaturierter Lech wäre ein Gewinn für Mensch und Natur«, erklärte der Umweltreferent Reiner Schaal bei der Pressekonfe-renz der Stadt Augsburg zu den Re-naturierungsvorhaben. Mit den Plä-nen zum Bau des neuen Kraftwerks bedroht E.ON jedoch diese Vorha-ben. Der BN befürchtet, dass mit der Genehmigung des Kraftwerks ein Präzedenzfall für ganz Bayern entstehen könnte. E.ON hat bereits eine Potenzialanalyse für die weni-gen noch frei fließenden Flussab-schnitte in Bayern vorgelegt.

Um gegen die Baupläne zu pro-testieren, hat der BN eine Unter-schriftenaktion gestartet. Unter-schriftenlisten sind erhältlich bei der BN-Fachabteilung München, [email protected], Tel. 089-54 82 98 63. Thomas Frey (jtw)

Müllverbrennung: Der BN hat zu-sammen mit der Bürgerinitiative »Gesundes Wertachtal« Ende No-vember 2010 Klage gegen das ge-plante Müllverbrennungswerk in Ettringen im Landkreis Unterall-gäu eingereicht. In diesem Heiz-kraftwerk, das zur Ettringer Papier-fabrik Lang gehört, soll unsortier-ter Gewerbemüll verbrannt wer-den (vgl. N+U 4-09). Diese Abfall-stoffe würden dem normalen stoff-lichen Recyclingprozess dann nicht mehr zur Verfügung stehen und einen unnötigen Mehrbedarf neuer Rohstoffe erzeugen. Außer-dem entspricht die Rauchgasreini-gung der geplanten Anlage nicht dem Stand der Technik.

Heideverbund: Die BN-Kreisgrup-pe Donau-Ries engagiert sich in dem neuen Naturschutzgroßpro-jekt »Heideverbund« im Nördlin-ger Ries. Ziel des Projektes ist es, zusammen mit dem Landkreis und dem Rieser Naturschutzverein die wertvollen Magerrasen und Acker-wildkrautfluren im Nördlinger Ries zu schützen. Da diese Biotope

nährstoffarm sind, bieten sie nur speziellen, seltenen Pflanzen und Kräutern einen Lebensraum. Um diese zu bewahren, soll für die Schafe, die in dieser Gegend wei-den, ein eigenes Wegenetz entste-hen. Im Rahmen des neuen Pro-jekts wird aber auch das bestehen-de Schäfereisystem bei der Ver-marktung der eigenen Produkte

unterstützt, damit eine nachhaltige Nutzung der isolierten Magerra-sen-Standorte gewähr-leistet ist.

Landschaftsschutz: Der BN bereitet derzeit eine Popularklage gegen das

im Oktober 2010 abgeschlossene Bebauungsplanverfahren der Gemeinde Schwangau vor. Diese Möglichkeit des öffentlichen Widerstands ist nötig, da der Ge-meinderat des Königsschlösser-dorfes Schwangau weder auf die Argumente der BN-Kreisgruppe Ostallgäu noch auf das zweimalig ablehnende Votum des Petitions-ausschusses des bayerischen Landtages eingegangen ist, die Wiesen zwischen den Ortsteilen Alterschrofen und Horn vor Be-bauung zu schützen. Ohne Not soll hier ein landschaftlich besonders attraktives Stück Bayern für den Grundeigentümer versilbert wer-den.

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Der Lech im histo-rischen VergleichNoch vor rund 100 Jahren konnte der Lech auch im Ge-biet südlich von Augsburg frei flie-ßen (Bild links, ca. 1911). Heute be-stimmen gerade Linien und Stau-wehre das Land-schaftsbild, denn der Fluss wurde auf bayerischer Seite fast komplett kanalisiert.

Buchtipp »Der Lech« von Eberhard Pfeuffer, Wißner-Verlag, 29,80 Euro

Kreisgruppen Augsburg und Aichach-Friedberg

Lech:RenaturierungstattKraftwerksbau!

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38 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Bayernweit einzigartig haben sich die Gemeinde Tännesberg,

der Bund Naturschutz, der Landes-bund für Vogelschutz (LBV), die Wildlandgesellschaft des Landes-jagdverbandes Bayern, Landwirte und Bürger zusammengeschlossen, um Lebensräume für seltene Pflan-zen und Tiere zu erhalten. Finan-ziert wird das Projekt vom bayeri-schen Umweltministerium.

Die Gemeinde hat es geschafft, fast fünf Prozent ihrer Offenlandflä-chen ins Vertragsnaturschutzpro-

gramm des Bayerischen Landwirt-schaftsministeriums einzubringen. Dies ist umso beachtlicher, als der landesweite Durchschnitt bei ge-meindeeigenen Flächen gerade ein-mal bei etwa zwei Prozent liegt. Über das Programm erhalten Land-wirte finanzielle Unterstützung für die ökologische Flächenbewirt-schaftung. Beeindruckende Erfolge sind auch bei der regionalen Wert-schöpfung zu verzeichnen: Land-wirte vermarkten Produkte aus den einzelnen Projekten der beteiligten Verbände.

Das Streuobstprojekt des Bundes Naturschutz sichert die Vielfalt hei-mischer Obstsorten und zugleich seltenen und bedrohten Tierarten einen Lebensraum. Aus den Früch-ten der Streuobstwiesen entstehen Saftkreationen wie Apfel-Holunder-

Glühwein. Die Sortenvielfalt heimi-scher Obstgehölze zeigt der Tännes-berger Obstlehrpfad, der längste in Bayern. Aus dem LBV-Rotviehpro-jekt, bei dem alte Nutztierrassen für die Pflege ökologisch wertvoller Feuchtflächen eingesetzt werden, kommen Fleisch und Wurst. Auch vom Rebhuhnprojekt der Wildland-Stiftung profitieren Natur und Mensch: das Rebhuhn vom opti-mierten Lebensraum mit Brache-streifen und Deckungsmöglichkei-ten, der Mensch von Emmer-Brot und Rebhuhn-Zoigl.

Bei seinem Besuch im Septem-ber würdigte der Umweltminister Markus Söder dieses in Bayern ein-malige Gesamtprojekt im Beisein von Landrat Simon Wittman und Vertretern der beteiligten Verbände. (us, hl)

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Naturparadies Tappmühle: Mit einer ganzen Reihe verschiedener Biotopgestaltungsmaßnahmen erschuf die Kreisgruppe Cham im vergangenen Jahr im Bereich Tappmühle aus einem Fischteich einen strukturreichen Feuchtle-bensraum. So mussten beispiels-

weise standortfrem-de Nadelbäume wie Fichte und Lärche weichen. Zuvor hatte die Kreisgrup-pe das Areal erwor-ben. Mit ihrem Ein-satz konnten die BN-Aktiven die Be-dingungen für Libel-len und Amphibien

optimieren, das Bibervorkommen erhalten und das Angebot an Nahrung und Brutplätzen für die Rohrweihe verbessern.

Eine Linde zum Jubiläum: Die BN-Ortsgruppe Obertraubling im Landkreis Regensburg hat am

3. Oktober 2010 ihr 20-jähriges Be-stehen gefeiert. Mit Unterstützung ihrer Kindergruppe »Forschende Erdferkel« pflanzte die Ortsgruppe dabei auf dem ehemaligen Trup-penübungsplatz Oberhinkofen eine Linde. Die Kinder gossen den Baum mit mitgebrachtem Wasser und behängten ihn mit guten Wünschen für den Erhalt der auf dem Areal vorhandenen Ar-tenvielfalt.

Atomalarm in Weiden: Am 25. Oktober 2010 hat die BN-Kreisgruppe Neustadt/Weiden eine Anti-Atomkraft-Aktion in der Weidener Fuß-gängerzone veranstaltet. Um

die Folgen einer Laufzeitverlänge-rung für Atomkraftwerke zu veran-schaulichen, warfen die Natur-schützer unter lautem Getöse Sta-pel aus mit Atomzeichen bekleb-ten Blechdosen und -eimern um. Viele Passanten bekamen symbo-lisch ihren persönlichen Anteil am Atommüll als beklebte »strahlende Dose« mit auf dem Heimweg.

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Gut für Mensch und TierFleisch, Brot, Bier, Säfte und Marmeladen aus der Modell-region sind begehrte »Tännesberger Spezialitäten«.

Kreisgruppe Neustadt/Waldnaab – Weiden

Tännesberg:Modell-gemeindefürArtenvielfaltDie Gemeinde Tännesberg ist »Bayerische Modell-gemeinde Biodiversität«. Bei einem Besuch im Sep-tember gratulierte der bayerische Umweltminister Dr. Markus Söder. Tännesberg war für das Projekt zum Schutz der Artenvielfalt ausgewählt worden, weil hier seit Jahren ein vorbildlicher Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt geleistet wird.

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se als Lebensraum nicht ausreichend berücksichtigen.

Diesen Miss-stand zu bekämp-fen, war die Kern-forderung der elf Stellungnahmen, die die Mangfall-Allianz bislang abgab. Sie forder-ten, ausreichende Restwassermen-gen für die betref-fenden Flüsse festzulegen und den Weiterbetrieb des Kraftwerks bis dahin nur befristet zu genehmi-gen. Im November signalisierten die Genehmigungsbehörden ihre Be-reitschaft, den Forderungen zu fol-gen und bis zur Vorlage der nötigen Gutachten über die Restwasserpro-blematik der drei Flüsse nur eine befristete Genehmigung zu erteilen. Die endgültige Entscheidung über den Weiterbetrieb des Leitzach-kraftwerks I hängt von den Prü-fungsergebnissen ab. Schon jetzt ist jedoch klar, dass die Restwasser-

Auf Initiative des Bundes Natur-schutz haben sich im Oktober

2010 in den Landkreisen Miesbach und Rosenheim 16 Verbände zur Mangfall-Allianz zusammenge-schlossen. Ziel des Bündnisses ist es, den ökologischen Zustand der Bäche, Flüsse und Seen im Ein - zugsgebiet der Mangfall, eines Ne-benflusses des Inns, zu verbessern. Anlass zur Gründung war der An-trag der Stadtwerke München, das Pumpspeicherkraftwerk Leitzach I für einen Zeitraum von 30 Jahren weiter zu betreiben. Die für die An-tragstellung notwendigen Prüfun-gen beschränkten die Stadtwerke je-doch auf das Ober- und Unterbe-cken sowie auf die unterirdisch ver-laufenden Fall- und Steigrohre. Dass der Pumpspeicherbetrieb den Flüssen Mangfall, Leitzach und Schlierach stetig Wasser entzieht, ließen sie völlig außer Acht. Die Mit-glieder der Mangfall-Allianz kritisie-ren, dass dadurch schon seit Beginn des letzten Jahrhunderts die Was-sermenge der Flüsse sinke und die Stadtwerke die ökologischen Funk-tionen und die Bedeutung der Flüs-

problematik zum Thema des offi-ziellen Verfahrens wird. Schließlich muss auch die Produk tion von Er-neuerbaren Energien ökologische Mindeststandards erfüllen. Christine Margraf (jtw)

Wald vor Wild: Der BN-Arbeits-kreis Wald und die BN-Kreisgrup-pe Berchtesgadener Land besuch-ten Ende Juni 2010 die Staats-wälder des hiesigen Forstbetriebs. In den Revieren Inzell, Aufham und Sixtdorf konnten sich die BN-Aktiven davon überzeugen, dass die Maxime »Wald vor Wild« vor-bildlich praktiziert wird. Vom Forstbetrieb forderten sie, den Wildverbiss künftig pro Revier aus-zuwerten und der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen, weil sich Bürger und Umweltverbände nur so ein objektives Bild von der Ent-wicklung des Staatswalds machen können.

Faszination Nachtfalter: In der BN-Ökostation Wartaweil fand vom 21. September bis zum 15. Oktober 2010 eine selten beach-tete Tiergruppe besondere Auf-merksamkeit: die Nachtfalter. Auf Grundlage der jahrelangen Be-obachtungen und Fotografien von Gurlis Rademacher hat der BN unter Federführung von Dr. Hele-ne Falk vom BN Starnberg Fotos dieser faszinierenden Tiere im Ausstellungsraum in Szene gesetzt. Von den 700 dokumentierten Arten haben die Veranstalter die schönsten ausgewählt, um sie der Öffentlichkeit zu präsentieren. Er-gänzend haben sie die kleine Bro-schüre »Faszination Nachtfalter«

erstellt. Sie ist beim Natur-schutzzent-rum Warta-weil erhält-lich. Die Ausstellung wird auf Anfrage auch ausgeliehen: Tel. 0 81 52 - 96 77 08, wartaweil@ bund-naturschutz.de.

Artenvielfalt in Oberhaching: Die BN-Ortsgruppe Oberhaching hat mit der neuen Broschüre »Bio-diversität in Oberhaching« ein schwieriges Thema verständlich und mit lokalem Bezug aufberei-tet. Das Heft zeigt anhand des Bei-spiels von Amphibien und Brut-

vögeln, was Artenvielfalt in der Re-gion Oberhaching bedeutet, und macht gleichzeitig konkrete Vor-schläge, was jeder einzelne tun kann, um die Vielfalt von Tieren und Pflanzen in seiner Um gebung zu erhalten. Die BN-Regionalrefe-rentin Dr. Christine Margraf stellte das Heft im Rahmen ihres Vortrags über das Thema Biodiversität im Spätsommer 2010 der Öffentlich-keit vor. Infos: www.oberhaching.bund-naturschutz.de

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Mehr WasserDie Restwasser-problematik be-herrscht die Aus-einandersetzung zwischen der neu gegründeten Mangfall-Allianz und den Stadtwer-ken München. Werden die Lauf-zeiten des Pump-speicherkraftwerks Leitzach I unverän-dert verlängert, fließt weiterhin zu wenig Wasser.

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Kreisgruppen Miesbach und Rosenheim

AllianzfürMangfallZiel der neu gegründeten Mangfall-Allianz ist der Erhalt des Ökosystems rund um die Bäche, Flüsse und Seen im Einzugsgebiet der Mangfall. Schon jetzt haben die Allianz-Mitglieder erste Erfolge erreicht.

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40 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

Jetzt ist der Widerstand gegen die B15 neu auch im Nachbarland-

kreis angekommen. Mit einer außergewöhnlichen Aktion haben die Kreisgruppen Landshut und Mühldorf des Bundes Naturschutz, die BN-Ortsgruppen Vilsbiburg, Geisenhausen, Velden, Wurmsham und Buchbach-Schwindegg zu-sammen mit den Bürgerinitiativen »Stop B15 neu« am Abend des 1. Oktober gezeigt, auf welch große Ablehnung der Weiterbau der auto-bahnähnlichen Bundesstraße stößt. Unmittelbar an der Landkreisgrenze bei Höhenberg-Velden trafen sich

die Straßenbaugegner aus dem Landkreis Landshut, um den Wider-stand in Form von brennenden Fackeln an ihre Mitstreiter aus dem Landkreis Mühldorf weiterzugeben.Über 100 Interessierte kamen im Anschluss zu einer Veranstaltung des BN nach Buchbach im Land-kreis Mühldorf, um sich über den geplanten Trassenverlauf im Raum Buchbach-Schwindegg-Haag und den derzeitigen Planungsstand zwi-schen Regensburg und Rosenheim zu informieren. Zwar sei der Bau der B15 neu zwischen der A 93 bei Saalhaupt und der A92 bei Essen-bach nicht mehr zu verhindern, er-klärte dabei Paul Riederer, der stell-

vertretende Vorsitzende der Kreis-gruppe Landshut. Wann sie aller-dings die A92 bei Landshut und Deggendorf erreiche, sei ungewiss. Im vergangenen Jahr hat sich aber großer Widerstand gegen die Stra-ßenbaupläne im südlichen Land-kreis Landshut gebildet. Auf Initiati-ve des BN entstanden unter dem Namen »Stop B15 neu« in allen sechs betroffenen Gemeinden Bür-gerinitiativen. Wie der BN fordern die Bürgerinitiativen, dass der Bau der B15 neu spätestens an der A92 bei Essenbach enden muss und kei-nesfalls über die Isar nach Süden weitergehen darf. Auch die Gemein-de- und Stadträte von Essenbach, Adlkofen, Geisenhausen, Vilsbiburg und Wurmsham schlossen sich den Forderungen an. Kurt Schmid (jtw)

Umwelt erleben: »Schatzkiste Donau« heißt das Umweltbil-dungsprogramm, das die BN-Kreisgruppe Deggendorf seit Juni 2010 anbietet. Schulklassen, Kin-der- und Jugendgruppen können dabei mit einem Umweltpädago-gen auf spannende Entdeckungs-reisen an Donaustränden zwi-schen Straubing und Vilshofen gehen. Ab dem 10. Januar 2011 vergibt die Kreisgruppe die neuen Termine für das Jahr 2011. Infos: www.bn-deggendorf.de

Ilz-Allianz: Zum Schutz der Ilz und ihrer Nebengewässer haben meh-rere Vereine und Bürger Ende Sep-tember die Ilz-Allianz gegründet. Gemeinsam wollen sie sich gegen die Schädigung der Gewässer im Einzugsbereich der Ilz und für deren naturverträgliche Nutzung einsetzen. Als Sprecher der Allianz wurden Ursula Pouget, Fischerei-berechtigte aus Ruderting, Uwe

Klessinger, Bezirksvorsitzender des Bayerischen Kanuverbandes und Heike Dülfer von der BN-Kreis-gruppe Freyung Grafenau gewählt. (im Bild v. l. n. r.) Da die Wasser-rechtsbescheide für die Kraftwerke Hals und Oberilzmühle auslaufen, will sich die Allianz als erstes um das Thema Querbauwerke küm-mern.

Christof Ambros gestorben: Am 9. September 2010 ver-starb Christof Ambros aus Thalham im Alter von 69 Jah-ren. Die Naturschützer des Landkreises Dingol fing-Landau und darüberhinaus haben mit ihm eines ihrer

engagiertesten Mitglieder verlo-ren. Der passionierte Vogelschüt-zer Christof Ambros war bekannt für seine Leidenschaft für Eulen. Er machte die seltene Schleiereule bei uns wieder heimisch, indem er über 700 Brutkästen baute und sie über ganz Niederbayern verteilte. Das aufwändige Projekt brachte ihm auch den Beinamen »Eulen-professor« ein. Für seinen Einsatz wurde Ambros mit der Umwelt-medaille des Freistaats und der goldenen BN-Ehrennadel ausge-zeichnet.

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Der Widerstand geht weiterNicht nur symbolisch haben die Autobahngegner den Protest gegen die B15 neu von Niederbayern nach Oberbayern weiter-gereicht. In Buchbach gründeten sie eine neue Bürgerinitiative (kleines Foto v. links: Gerd Ruchlinski vom BN Mühldorf, Gerlinde Schwarzenböck und Dr. Wolfgang Voll von der neuen Bürgerinitiative und Paul Riederer vom BN Landshut).

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»FlammendeAktion«gegenB15neuDer Protest gegen die B 15 neu wächst. Mit brennenden Fackeln haben die Gegner aus Niederbayern den Widerstand Anfang Oktober symbolisch an ihre Mitstreiter aus Ober-bayern weitergereicht.

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E in mindestens ebenso erfolgrei-cher Start gelang der Kreisgrup-

pe unter Leitung des damalien Vor-sitzenden Hartmut Schmitt mit dem ersten Ökomarkt im September 1991. Ökoprodukte und Biolebens-mittel waren in den Geschäften eher rar, so dass das beite Ausstellungs-angebot gleich mehrere tausend Be-sucher anlockte.

In den folgenden Jahren bot jeder Ökomarkt ein Schwerpunktthema, das durch ein Begleitprogramm mit Fachvorträgen, Ausstellungen und Führungen ergänzt wurde. Waren in den Anfangsjahren Ökolandbau, Wassersparen und Baubiologie sowie die Gefahren des Mobilfunks und das Bewahren der Schöpfung die Hauptthemen, so gelten heute regenerative Energien und Elektro-mobile als Besuchermagneten. Von Beginn an bot der BN auch der jungen Generation ein spannendes Programm: Ob im Umwelttheater, beim Pferdereiten, im Zirkus oder beim Waffeln-Backen im Kinder- Café, Spaß und Umweltbildung waren garantiert.

Vor allem die BN-Aktive Christine Popp und der heutige Kreisgrup-penvorsitzende Dr. Hans Jürgen Fahn entwickelten den Ökomarkt zu einem unverzichtbaren Bestandteil im kulturellen Leben des Landkrei-ses Miltenberg. Viele der inzwischen über 50 Aussteller waren von Beginn an dabei und wurden nun von der Kreisgruppe im letzten Herbst mit einer Urkunde ausgezeichnet.

2010 führte der BN auf dem Markt erstmals eine Sammelaktion für ausgemusterte CDs und Handys durch, um die enthaltenen Rohstof-fe der Wiederverwertung zuzufüh-ren. Ebenfalls zum ersten Mal ver-lieh die Kreisgruppe ihren Klima-schutzpreis, um den Einsatz regene-rativer Energien zu würdigen. Den ersten Preis, einen Ginkgobaum als Symbol für Nachhaltigkeit, erhielt ein Fotovoltaikmodul-Hersteller. Mit dem zweiten Preis, einem Wein-präsent, wurde eine Familie geehrt, die seit 22 Jahren regenerative Ener-gien in ihrem Haus einsetzt.Helmut Schultheiß (us)

Vorbildlich: Umweltminister Mar-kus Söder zeichnete die BN-Kreis-gruppe Bad Kissingen im Septem-ber mit dem erstmals verliehenen Bayerischen Biodiversitätspreis aus. Damit würdigte er ihr Engage-ment bei der Erfassung der Arten-vielfalt des Landkreises, die Erstel-lung von Verbreitungsatlanten und Gefährdungslisten sowie Arten- und Biotopschutzmaßnahmen.

Naturkleinod in Gefahr: Spekulie-rend auf staatliche Fördergelder plant die Gemeinde Burglauer im Landkreis Rhön-Grabfeld einen völlig überdimensionierten Hoch-wasserspeicher. Gefährdet sind dadurch unter anderem ein wert-

volles Naherholungsgebiet und das ökologisch bedeutsame Tal des Reichenbaches mit einem reichen Feldermaus-, Kreuzotter- und Steinkrebsbestand (Bild). Ebenso wie eine lokale Bürgerinitiative lehnt der BN dieses Unsinnspro-jekt ab und fordert eine bedarfs-

gerech-te und natur-verträg-lichere Alterna-tivpla-nung.

Anti-Atomkraft: Unter dem Motto »Brücken verbinden – Atomkraft überwinden« trafen sich im Sep-tember in Bergrheinfeld (Land-kreis Schweinfurt) über 1000 Atomkraftgegner. Mit einem Pro-testmarsch zur Mainbrücke zwi-schen Bergrheinfeld und Grafen-rheinfeld – in Sichtweite des Atom-kraftwerks Grafenrheinfeld – zeig-ten sie, dass die beschlossene Laufzeitverlängerung der Bundes-regierung auf breiten Widerstand stößt.

Klage für Artenvielfalt: Großartig ist die Artenvielfalt auf dem ehe-maligen Standortübungsplatz bei Ebern im Landkreis Hassberge.

Über 3500 Tier- und Pflanzenarten sind dort nachgewiesen; 900 davon stehen wie die Haselmaus (Bild) auf der »Roten Liste«. Im Juli hat der BN Normenkontrollklage gegen den Bebauungsplan der Stadt Ebern erhoben und wendet sich damit gegen eine drohende Intensivnutzung unter anderem als Motorsportgelände in einem der artenreichsten FFH-Schutzge-biete Unterfrankens. N

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Ehrung für Nachhaltigkeit Ein Höhepunkt des Ökomarktes (kl. Bild) war die Verleihung des BN-Klimaschutz-preises. Der stellvertretende BN-Landes-vorsitzende Sebastian Schön auer (gr. Bild, links) zeichnete damit das Ehepaar Schmitt (rechts daneben) sowie Andreas Wöll von der Firma Sunovation (rechts) aus. Auch der Kreisgruppenvorsitzende Dr. Hans Jürgen Fahn (3. v. r.) und sein Stellvertreter Ralf Weller gratulierten herzlich.

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Kreisgruppe Miltenberg

20JahreÖkomarktAm 26. September 2010 hat die BN-Kreisgruppe Miltenberg in Kleinwallstadt das 20-jährige Jubiläum ihres Ökomarktes gefeiert. Schon der Vor gänger des Marktes, das 1985 erstmals vom Bund Naturschutz im Aubachtal bei Eschau veranstaltete Naturschutzfest, war ein »Kleines Volksfest« gewesen.

Page 42: Natur + Umwelt 1-2011

HierschießtBildunginsKrautAstschrapperundFlatterhühnerMusik ist ein Urbedürfnis der Menschen. Mit Knochen, Stei-nen, Ästen, Nussschalen oder

Schilf erzeugte der Mensch schon vor 30 000 Jahren Klänge. Die Teil-nehmer des Seminars stellen aus Naturmaterialien Urklangerzeuger wie Astschrapper, Rasseln, Musik-bogen und Tierstimmenimitatoren her. Würzburg, 12. Mai 2011Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, [email protected]

WildkräuterdesWaldesIm Internationalen Jahr der Wälder stellt die BN-Ökostation Schwaben Heilkräuter des Waldes vor. Eine Wildkräuterexpertin und ein Förs-ter zeigen, welche Kräuter und Früchte des Waldes für den Men-schen nützlich sind und welche Tiere und Pflanzen im Wald leben. Rottach/Greggenhofen, 18. Juni 2011Kontakt: BN-Ökostation Schwaben, Tel. 08 31 - 1 51 11, kempten-oberall- [email protected]

LebendigesHeilpflanzenlexikonBeim Besuch eines kleinen aber feinen Heilkräutergartens gibt es 170 verschiedene Heilpflanzen auf engstem Raum zu bestaunen. Die Besucher lernen Eigenschaften und Wirkweisen der Heilkräuter und ihre Verwendung in der Homöo-pathie, der Pflanzenheilkunde und der Volksmedizin kennen. Frickenhausen, 19. Juni 2011Kontakt: Ökohaus Würzburg, Tel. 09 31 - 4 39 72, [email protected]

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Erlebnisorientierte Führungen

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Klimaschutz gestalten

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Die Studie »Zukunfts fähiges Deutschland« des Wuppertal

Instituts für Klima, Umwelt und Energie erklärt den Stand der Dinge kurz und treffend: »Globale Erwär-mung, erschöpfte Lagerstätten und verschlissene Naturräume demons-trieren, dass die Menschen ihr Konto überzogen haben. Alle drei Krisen hängen zusammen und alle drei Krisen rufen nach einer ge-meinsamen Lösung: dem Einstieg

in die Solar-Spargesellschaft«. Während die große Politik in dieser Situation weitgehend versagt, ent-wickelt sich eine Fülle von bürger-lichen wie kirchlichen Initiativen sowie neuerdings auch kommuna-len Projekten. Gegen zentralisierte großtechnische Lösungen setzen sie das Prinzip der Vernetzung vieler kleinerer Versorgungssysteme.

Die Tagung »Revolution aus Kommunen und Kirchen« stellt bei-spielhafte Modelle vor. Ziel der Ver-anstaltung ist es, die einzelnen Kräf-te zu bündeln und die Akteure zu vernetzen. Das Angebot richtet sich an Kommunalpolitiker, Baugenos-senschaften, Agenda-21-Akteure und alle Interessierten. Bad Alexandersbad, 8. – 10. April 2011 Kontakt: Evangelisches Bildungs- und Tagungszentrum Alexanders-bad, Tel. 0 92 32 - 9 93 90, [email protected]

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D ie Verbreitungskarte des Bibers in Bayern zeigt

heute nur noch wenige wei-ße Flecken. Doch bis zu sei-ner Wiedereinbürgerung durch den BN Ende der Sechziger-jahre war der Biber über 100 Jahre nicht mehr im Leben der Bevölke-rung präsent. Kein Wunder, dass sich Missverständnisse eingeschli-chen haben und immer wieder Spannungen zwischen Landnutzern und dem Wildtier Biber auftreten.

Biberführungen direkt vor Ort vermitteln über alle Bevölkerungs-schichten und Altersstufen hinweg Informationen und wecken Ver-ständnis für den geschickten Was-serbauer. Dabei wird das Wissen über Biologie, Lebensweise und An-

sprüche des Bibers auf spielerische Weise erweitert – auch bei Erwach-senen. Selbst die Konflikte rund um den Heimkehrer in unsere Fließge-wässer lassen sich so darstellen und lösen. Das Seminar für Umwelt-pädagogen, Natur- und Gästeführer, Lehrer und Biberbetreuer regt zu erlebnisorientierten Biberführun-gen an. Deggendorf , 19. März 2011 und Mitwitz, 30. März 2011Kontakt: BN-Bildungswerk Regens-burg, Tel 09 41 - 2 97 20 42, [email protected]

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42 Natur + Umwelt BN-Magazin [1-11]

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[1-11] Natur + Umwelt BN-Magazin 43

WanderparadiesElbaFrühling am Mittelmeer! Die Insel Elba ist ein Naturparadies mit Ber-gen, Buchten und Wäldern – ein ideales Wanderrevier. Italien, 21. – 30. Mai 2011

BlumeninselMadeiraDie Blumenpracht und das üppige Grün der steilen Atlantikinsel sind legendär. Meer, Steilküste und Hochgebirge faszinieren durch starke Kontraste. Portugal, 26. April – 16. Mai 2011

JBNJahresvollversammlungWas geht bei der JBN im Jahr 2011? Hier entscheiden die JBN-Aktiven, was heuer auf dem Plan steht. Neue Leute und Nichtmitglieder sind herzlich willkommen! Schloss Reimlingen beiNördlingen, 25. bis 27. März 2011Kontakt: JBN, Tel. 0 89 -15 98 96 30, [email protected]

RisikenderAgro-GentechnikWelche Gefahren birgt der Einsatz von Genmanipulationen in der Landwirtschaft? Schwerpunkt die-ses Mal: Sojabohnen. Mit Antonio Andrioli. München, 1. April 2011Kontakt: BN-Landwirtschaftsrefe-rat, Tel. 09 11- 8 18 78 21, [email protected]

Aufmupf2011Hier gibt’s Survival-Training für bis zu 13-Jährige: Spuren lesen, Feuer machen, Floßbauen, eine Nacht unter freiem Himmel. Wartaweil am Ammersee, 19. bis 22. April 2011Kontakt: JBN, Tel. 0 89 - 15 98 96 30, [email protected]

25JahrenachTschernobylAm 26. April 1986 explodierte ein Block des ukrainischen Atomkraft-werks bei Tschernobyl. Weite Teile Europas wurden radioaktiv konta-miniert, vor Ort starben bis heute zehntausende Menschen an den Folgen. Der BN erinnert mit einer Gedenkveranstaltung an das Un-glück. Dabei wird die Skulptur einer hilflos am Rücken liegenden Schildkröte enthüllt – als Symbol für die gegenüber der radioaktiven Verseuchung wehrlose Natur. Bamberg, 26. April 2011Kontakt: BN-Kreisgruppe Bamberg, Tel. 09 51 - 5 19 06 11, [email protected]

DonaufestBeim Donau-Fest gibt es In-fostände, Füh-rungen, Kinder-

Aktionen, Essen, Trinken und Musik.

Mit Großdemo für die frei fließen-de Donau. Niederalteich, 2. Juni 2011Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggen-dorf, Tel. 09 91 - 3 25 55, bund- [email protected]

BN-VERANSTALTUNGENUNDWEITERETERMINEUmweltpolitischerAschermittwochAuf ein Wort! Es gibt klare Ansagen zur Umweltpolitik, außerdem Musik, für das leibliche Wohl ist ge-sorgt. Herzliche Einladung für alle! Plattling, 9. März 2011Kontakt: BN-Kreisgruppe Deggen-dorf, Tel. 09 91 - 3 25 55, [email protected]

VerbrecherjagddurchMünchenElf- bis 15-Jährige jagen mit der BN-Jugendorganisation (JBN) den ominösen Mister X, der mit Bus, Tram, zu Fuß oder mit dem Fahrrad in München unterwegs ist. München, 11. März 2011Kontakt: BN-Jugendorganisation JBN, Tel. 0 89 - 15 98 96 30, [email protected]

BN-MitgliederinkommunalenParlamentenViele BN-Mitglieder sitzen in kom-munalen Parlamenten. Oft ver-drängt die Tagespolitik die Anliegen der Naturschützer. Was kann man dagegen tun? Wartaweil am Ammersee, 12. März 2011Kontakt: BN-Naturschutzzentrum Wartaweil, Tel. 0 81 52 - 96 77 08, [email protected]

DemogegenAKWIsar1Ohne die schwarz-gelbe Laufzeit-verlängerung müsste das beson-ders störanfällige älteste bayeri-sche AKW im Juni 2011 abgeschal-tet werden. Landshut, 4. Juni 2011Kontakt: BN-Energiereferat, Tel. 09 11- 8 18 78 26, [email protected]

GEOTagderArtenvielfaltAlle Naturfreunde sind dazu auf-gerufen, möglichst viele verschie-dene Tier- und Pflanzenarten zu entdecken – egal ob auf der Wiese, im Feldgehölz, am Flussufer oder in der Kiesgrube. Deutschlandweit, 4. Juni 2011Kontakt: GEO, Tom Müller, Tel. 0 40 - 37 03 27 32, [email protected]

KroatiensSave-AuenAuf riesigen, mehrmals im Jahr überschwemmten Weiden grasen Rinder, Pferde und halbwilde Schweine – umrahmt von Reihern und Störchen (s. Seite 9). Kroatien, 21. – 28 Mai 2011SonderzugzurBundesgartenschauMit dem Nostalgie-Sonderzug geht es aus dem Großraum Nürnberg zur Bundesgartenschau nach Kob-lenz. 2. Juni 2011

Herausgeber: Bund Naturschutz in Bayern e. V. (BN), vertreten durch Peter Rottner, Landes-geschäfts führer, Dr.-Johann-Maier-Str. 4, 93049 Regensburg, www.bund-naturschutz.deLeitender Redakteur (verantw.): Manfred Gößwald (göß)Redaktion: Holger Lieber (hl), Christoph Markl-Meider (cm), Ursula Schulte (us), Heidi Tie-fenthaler (ht), Tel. 09 41-2 97 20-22, Fax -31, [email protected] Mitglieder-Service: Tel. 09 41-2 97 20-29 und -20Gestaltung: Gorbach GmbH, Utting a. Ammersee(Layout: Waltraud Hofbauer)Titelfoto: Markus EsslerLitho: Fotosatz Amann, AichstettenRedaktion BUND-Magazin: Severin Zillich (verantw.), Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin, Tel. 0 30-27 58 64-57, Fax -40Druck und Versand: Brühlsche Universitätsdruckerei GießenVerlag und Anzeigen: BN Service GmbH, Eckertstr. 2, Bahnhof Lauf (links), 91207 Lauf an der Pegnitz, Tel. 0 91 23-9 99 57-30, Fax -99, [email protected]: 103. 000Bezugspreis: Für Mitglieder des BN im Beitrag ent halten, für Nichtmitglieder Versandgebühr ISSN 0721-6807

BN-Konto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 885 000, BLZ 700 205 00BN-Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft, Konto 8 844 000, BLZ 700 205 00

Mit Namen gezeichnete Artikel geben nicht un-bedingt die Meinung der Redaktion oder des BN wieder. Nachdruck nur mit Geneh migung des BN. Für unverlangt eingesandte Artikel oder Fotos keine Gewähr. Die Redaktion behält sich das Recht vor, Leserbriefe zu kürzen.»Natur+Umwelt« wird auf 100 % Recycling papier gedruckt.

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