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Interview mit Iztok Stržinar Anläßlich des Erscheinens von WriteMonkey 2.0, für das ich im Januar die deutsche Übersetzung fertiggestellt habe, hatte ich die einmalige Gelegenheit, Iztok Stržinar, den Entwickler von WriteMonkey, für das WritersWorkshop E-Zine zu interviewen. RN: WriteMonkey hat sich in den letzten Jahren von einem anfänglichen Außenseiter zur mittlerweile unbestrittener- maßen besten Zenware-Textverarbeitung für Windows ent- wickelt. Wie sind Sie zur Programmierung gekommen? IS: Zunächst einmal bin ich eigentlich kein Programmierer, sondern Journalist und habe daher eine besondere Bezie- hung zum geschriebenen Wort. Ich habe viele Jahre lang als IT-Journalist für das größte slowenische Computer-Magazin gearbeitet und dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Editoren und Textverarbeitungssysteme eingesetzt. Die Sache ist die: Ich entwickle WriteMonkey nicht als Programmierer, sondern als Schriftsteller - ich weiß daher, was man als Schriftsteller braucht und was nicht. Ich verwende WriteMonkey auch selbst für all meine Schreibprojekte. Meine Erfahrungen mit WriteMonkey stammen daher sozusagen aus erster Hand. Ich glaube, dass das mein größter Wettbewerbsvorteil gegenüber 'echten' Entwicklern ist, die üblicherweise die von ihnen entwickelten Program- me selbst niemals verwenden. RN: Wie Sind Sie auf die Idee zu WriteMonkey gekommen? IS: Ein ablenkungsfreies Textsystem zu schreiben, also sozusagen Zenware, ist nicht mei- ne Idee gewesen. Ich habe ein solches Programm zum ersten Mal Anfang 2007 gesehen, als ich Writeroom auf dem Mac in Aktion gesehen habe. Das war auf dem Rechner eines Freundes, so dass ich nur einen kurzen Blick darauf werfen konnte - dennoch war es Liebe auf den ersten Blick. Wie Sie wissen, sind echte - also professionelle - Schriftsteller sehr anspruchsvoll, was ihre Schreibwerkzeuge angeht. Es ist nicht nur die Funktionalität, die zählt, sondern auch das Look&Feel der gesamten Arbeitsumgebung. Ein flexibel anpassbarer Vollbild-Texteditor mit einer minimalistischen Oberfläche ist die logische Antwort darauf. Und das Zen-Konzept be- schreibt diesen Ansatz perfekt. Soweit ich mich erinnere, gab es Anfang 2007 bereits eine Reihe von Windows-Clones von - Seite 1 / 7 - WritersWorkshop.de E-Zine Projekt 52 Ihr Weg von der ersten, vagen Idee bis zum fertig überarbeiteten, marktreifen Roman: http:Projekt52.WritersWorkshop.de Machen Sie 2011 zu dem Jahr, in dem Sie Ihren Roman schreiben! Ausgabe 15 Januar 2011 Willkommen zur fünfzehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zi- nes. In diesem Monat gibt es anläßlich des Erscheines der deutsprachigen Version von Wri- teMonkey ein Interview mit dem Entwicker Iztok Strzinar, im Softwarelabor geht es um die neuen Versionen von OpenOffice 3.3 und LibreOffice 3.3 und im Buchreview geht es dies- mal um "The Art of Fiction" von John Gardner. Ich möchte an dieser Stelle die neuen Abonnenten begrüßen, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben. Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser. WritersWorkshop.de E-Zine Herausgeber : Richard Norden Fax: 0911 30844-233-39 [email protected] http://www.WritersWorkshop.de Iztok Stržinar

WritersWorkshop Ezine 2011/01

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Writers Workshop E-Zine - das kostenlose monatliche Magazin für Schriftsteller und Hobbyautoren von Richard Norden.

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Interview mit Iztok StržinarAnläßlich des Erscheinens von WriteMonkey 2.0, für das ich im Januar die deutsche Übersetzung fertiggestellt habe, hatte ich die einmalige Gelegenheit, Iztok Stržinar, den Entwickler von WriteMonkey, für das WritersWorkshop E-Zine zu interviewen.

RN: WriteMonkey hat sich in den letzten Jahren von einem anfänglichen Außenseiter zur mittlerweile unbestrittener-maßen besten Zenware-Textverarbeitung für Windows ent-wickelt. Wie sind Sie zur Programmierung gekommen?

IS: Zunächst einmal bin ich eigentlich kein Programmierer, sondern Journalist und habe daher eine besondere Bezie-hung zum geschriebenen Wort. Ich habe viele Jahre lang als IT-Journalist für das größte slowenische Computer-Magazin gearbeitet und dabei eine Vielzahl unterschiedlicher Editoren und Textverarbeitungssysteme eingesetzt. Die Sache ist die: Ich entwickle WriteMonkey nicht als Programmierer, sondern als Schriftsteller - ich weiß daher, was man als Schriftsteller braucht und was nicht. Ich verwende WriteMonkey auch selbst für all meine Schreibprojekte. Meine Erfahrungen mit WriteMonkey stammen daher sozusagen aus erster Hand. Ich glaube, dass das mein größter Wettbewerbsvorteil gegenüber 'echten' Entwicklern ist, die üblicherweise die von ihnen entwickelten Program-me selbst niemals verwenden.

RN: Wie Sind Sie auf die Idee zu WriteMonkey gekommen?

IS: Ein ablenkungsfreies Textsystem zu schreiben, also sozusagen Zenware, ist nicht mei-ne Idee gewesen. Ich habe ein solches Programm zum ersten Mal Anfang 2007 gesehen, als ich Writeroom auf dem Mac in Aktion gesehen habe. Das war auf dem Rechner eines Freundes, so dass ich nur einen kurzen Blick darauf werfen konnte - dennoch war es Liebe auf den ersten Blick.

Wie Sie wissen, sind echte - also professionelle - Schriftsteller sehr anspruchsvoll, was ihre Schreibwerkzeuge angeht. Es ist nicht nur die Funktionalität, die zählt, sondern auch das Look&Feel der gesamten Arbeitsumgebung. Ein flexibel anpassbarer Vollbild-Texteditor mit einer minimalistischen Oberfläche ist die logische Antwort darauf. Und das Zen-Konzept be-schreibt diesen Ansatz perfekt.

Soweit ich mich erinnere, gab es Anfang 2007 bereits eine Reihe von Windows-Clones von

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Projekt 52

Ihr Weg von der ersten, vagen Idee bis zum fertig überarbeiteten, marktreifen Roman:

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Ausgabe 15 Januar 2011

Willkommen zur fünfzehnten Ausgabe des kostenlosen monatlichen WritersWorkshop E-Zi-nes. In diesem Monat gibt es anläßlich des Erscheines der deutsprachigen Version von Wri-teMonkey ein Interview mit dem Entwicker Iztok Strzinar, im Softwarelabor geht es um die neuen Versionen von OpenOffice 3.3 und LibreOffice 3.3 und im Buchreview geht es dies-mal um "The Art of Fiction" von John Gardner.

Ich möchte an dieser Stelle die neuen Abonnenten begrüßen, die sich in den vergangenen Wochen angemeldet haben. Wenn Ihnen das WritersWorkshop E-Zine gefällt, dürfen Sie es gerne an Freunde und Bekannte weitergeben.

Falls Sie diese E-Zine von einem Freund weitergeleitet bekommen haben und zukünftig auch gerne das monatliche kostenlose Magazin erhalten möchten, schicken Sie mir bitte einfach eine kurze Mail an [email protected] mit dem Betreff "Anmeldung" - ich freue mich über jeden neuen Leser.

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Herausgeber:

Richard NordenFax: 0911 [email protected]

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Iztok Stržinar

Writeroom: DarkRoom, Q10 und - da bin ich mir nicht ganz sicher - JDarkRoom. Die waren ganz in Ordnung, aber weit von meinem idealen Texteditor entfernt...

Damals hatte ich schon recht solide Programmiererfahrung mit Webanwendungen: PHP, Javascript, sogar Flash Actionscript - aber noch kein Bisschen mit der Entwicklung von Pro-grammen für Windows. WriteMonkey ist mein erstes .net Projekt. Die erste Codezeile, die ich jemals in C# geschrieben habe, lebt vermutlich immer noch irgendwo im Programmco-de von WriteMonkey.

RN: Hätten Sie anfangs gedacht, dass WriteMonkey einmal so bekannt werden würde?

IS: WriteMonkey begann ursprünglich als reines Hobbyprojekt und hatte damals nur einen einzigen Zweck: eine Schreibanwendung zu entwickeln, die meinen eigenen, persönlichen Ansprüchen gerecht werden kann. Ich wollte mir sozusagen nur selbst den Rücken krat-zen. Natürlich habe ich das Programm schon in einem recht frühen Stadium online veröf-fentlicht, in ein paar Foren dazu gepostet - und war dann ziemlich überrascht, dass eine ganze Reihe von Leuten das Programm mochte. Es muss etwas Magisches in der schwar-zen Oberfläche mit dem Text in der Mitte liegen - denn außer dem schwarzen Bildschirm war da anfangs nicht viel mehr.

RN: Was glauben Sie, woran das liegt?

IS: Meiner Meinung nach ist das Hauptproblem moderner Textverarbeitungsyssteme ihre Fixierung auf WYSIWYG (What you see is what you get). Sie zwingen einen, in einer Art Druckvorschau zu schreiben. Das ist eine gute Sache für Leute in Büros, die mit Kopieren und Einfügen Briefe aus Textbausteinen zusammenbasteln, aber nicht für Schriftsteller. Warum sollte ich stundenlang auf eine Schrifart starren, die zwar auf dem Papier gut aus-sieht - aber nicht am Bildschirm? Auch wenn ich Arial in Schriftgrad 11 auf dem fertigen Ausdruck brauche, bevorzuge ich vielleicht dennoch Consolas in Schriftgrad 16 für die Ar-beit am Bildschirm. Es ist nur zu gut, dass mein Text auf dem Bildschirm optisch nichts mit der gedruckten (oder exportierten) Version zu tun hat. WriteMonkey ist daher sozusagen eine WYSINWYG-Anwendung (also "Was man sieht, ist NICHT das, was später rauskommt").

RN: Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, RTF-Textformatierungen in WriteMonkey zu integrieren?

IS: Schon ganz von Anfang an haben die Anwender nach RTF-Unterstützung gefragt und ich war oft in Versuchung, es ins Programm rein zu nehmen, aber heute denke ich, dass es die richtige Entscheidung war, beim reinen Text zu bleiben. Ich könnte jetzt mit der ganzen Debatte Textverarbeitung contra Schreiben anfangen, aber das lasse ich jetzt mal - Sie

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Buchlinks:Zehn vor Zwölf

"Zehn vor Zwölf" enthält zehn düstere und unheimliche Ge-schichten aus der Feder von Ri-chard Norden, unter anderem die beiden Drachentaler-Gewin-ner "Das Dorf der Verlorenen" und "Der Ring der Unsterblich-keit" und die 2006 als Hörspiele auf SUN.fm ausgestrahlten Sto-ries "Spiegelschatten", "Die Jagd" und "Das Gemälde".

Abgerundet wird die Sammlung durch "Der Fluch", "Der Täto-wierte" und drei komplett neue Stories: "Nachtpatrouille", "Feu-ertod" und "Der Tempel".

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Die Programmierumgebung, in der WriteMonkey entwickelt wird

kennen diese Debatte ja selbst nur zu gut.

RN: Wie ging es mit der Entwicklung von WriteMonkey weiter?

IS: Nun, früher oder später fand ich heraus, dass ein leerer schwarzer Bildschirm mit schönen Buchstaben zwar angenehm ist, aber dass man doch noch ein paar andere Funk-tionalitäten benötigt, um wirklich effektiv schreiben zu können. Keines dieser Tools konnte ich in traditionellen Textverarbeitungen finden.

Der Kern der WriteMonkey-Gemeinschaft waren Schriftsteller (von denen viele technisch bewandert sind), und auch die fingen damit an, mein Mailpostfach mit zahllosen Vorschlä-gen für Verbesserungen und neue Funktionen zu füllen. Viele davon waren hervorragend und ich begann mich zu fragen: Wo zum Teufel sind Microsoft und Konsorten? Warum ist so etwas nicht Bestandteil von Word? Es würde sie nichts kosten, zum Beispiel eine ver-nünftige Fortschrittsanzeige in der Statuszeile zu realisieren - ich verstehe das bis heute nicht.

RN: Woher kommt eigentlich der Name WriteMonkey?

IS: Es gibt drei Metaphern, die mit diesem Namen verknüpft sind: 'Monkey Mind' aus dem Buddhismus, der geistige Zustand, in dem man sich nicht konzentrieren kann. Der Affe springt andauernd zwischen verschiedenen Dingen hin und her und bringt dabei nichts zu-stande. Das ist die Sache, die ihn von uns Menschen unterscheidet. Oder so ähnlich… Es ist insofern sowohl amüsant als auch bedeutungsvoll, den Affen im Namen eines solchen Programms zu haben.

Dann gibt es da noch das bekannte Zitat mit den unendlich vielen Affen, die, wenn man sie unendlich lange auf Schreibmaschinen herum tippen lassen würde, irgendwann die kompletten Werke von Shakespeare produzieren würden.

Na ja, außerdem werden professionelle Programmierer oft als 'Code Monkeys' bezeichnet. Was sind dann professionelle Autoren? Mit Sicherheit 'Write Monkeys' ;-)

RN: Wie wird es mit WriteMonkey weiter gehen? Was ist für die Zukunft geplant?

IS: Technisch gesehen verfolge ich bei WriteMonkey einen evolutionären Ansatz. Neue Features entwickeln sich recht spontan, wie sie eben von mir oder von den Anwendern be-nötigt werden. Ja, ich habe auch eine To-Do-Liste, aber es gibt keinen großen Master-Plan dahinter. Ich muss schlicht und einfach jede Änderung oder Erweiterung mögen. Es gibt ja auch keinen kommerziellen Druck dahinter, der dazu führen könnte, dass sich WriteMonkey in die falsche Richtung entwickelt. Wobei es natürlich nicht so ist, dass ich kein Geld ge-brauchen könnte. Es ist zwar eine Menge Arbeit, aber der Spaß daran überwiegt noch im-mer. Und natürlich die ganzen glücklichen Anwender. Das ist es, was das Projekt am Leben hält.

Ach ja, die weitere Planung… Jetzt, wo gerade WriteMonkey 2.0 erschienen ist, bin ich mo-mentan hauptsächlich an der Bekämpfung von Bugs, die sich noch irgendwo verstecken. Das größte Problem momentan hängt mit den Eingabemethoden der Chinesen, Japaner und Koreaner zusammen. Das neue Feature mit den eingebundenen Kommentaren arbei-tet irgendwie nicht richtig mit diesen Sprachen zusammen und ich habe noch keine Ah-nung, warum. Das ist besonders schwierig, da ich mich mit diesen Sprachen überhaupt nicht auskenne. Glücklicherweise gibt es da ein paar 'östliche' Anwender, die bereit sind, mir zu helfen.

Wenn ich das erst einmal erledigt habe, gibt es schon ein paar Kandidaten für mögliche neue Features auf meiner Liste, aber ich habe mich noch nicht entschieden, was davon als Nächstes dran kommt.

RN: Das klingt interessant. Was denn zum Beispiel?

IS: In letzter Zeit habe ich viel über eine erweiterte Sprünge-Funktionalität nachgedacht. Neben der aktuellen Funktionsweise - also individuelle Texte nach verschiedenen Formatie-rungen zu durchsuchen - würde ich gerne eine Art Projektmodus integrieren, der es er-möglicht, viele Einzeltexte zu einem Projekt zusammenzufassen. Wie die Kapitel in einem Roman, zum Beispiel. Es gibt zwei mögliche Ansatzpunkte dafür: entweder der einfache "Alle Dateien in einem Ordner"-Ansatz oder ein vielseitigerer, dateibasierter Datenbank-An-satz. Mal sehen...

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Buchlinks:Die Verschwörer von Styngard

Jason Kimble, ein Detroiter Un-dercover-Cop, erwacht nach seinem vermeintlichen Tod in einer fantastischen Parallelwelt. Unversehens befindet er sich zwischen den Fronten einer epischen Schlacht zwischen Gut und Böse. Während er mit jedem Kampf tiefer in eine Di-mension voller Abgründe und überraschender Wendungen verstrickt wird, entwickelt er sich mehr und mehr zu einer Schlüsselfigur in einem Kon-flikt, dessen wahre Ausmaße er nicht einmal ansatzweise abse-hen kann.

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RN: Und was für andere Ideen kämen noch in Frage?

IS: Eine andere Idee ist, eine WriteMonkey API zu entwickeln, die es anderen Entwicklern ermöglicht, zu WriteMonkey beizutragen. Es gibt zum Beispiel eine Menge Anfragen für die Einbindung von Online-Diensten - also die Möglichkeit, direkt aus WriteMonkey in Blogs zu posten, Backups auf Onlinediensten wie Evernote zu speichern, Texte per Mail direkt an den Kindle Reader zu schicken und so weiter. Es wäre nicht sinnvoll, all das in WriteMon-key hinein zu packen. Der richtige Weg ist, so etwas über eine Schnittstelle als Erweiterun-gen einzubinden.

Ach ja, da gibt es noch eine interessante Sache: Wie Sie wissen, experimentiere ich manchmal mit etwas außergewöhnlichen bis seltsamen Features, die oft als versteckte Boni ihren Weg in WriteMonkey finden. Momentan beschäftige ich mich mit dem Effekt des weißen Rauschens. Analog zum weißen Licht, das ein Konglomerat aller Lichtfrequenzen ist, ist weißes Rauschen das, was wir hören, wenn es eine Vielzahl von Hintergrundge-räuschen aus unterschiedlichen Quellen gibt. Das Plätschern eines Flusses, das Rauschen des Winds in den Bäumen, das Geräusch des Regens… Solche Geräusche können eine äu-ßerst positive Auswirkung auf das Schreiben haben. Zunächst einmal sind sie sehr ange-nehm und haben einen geradezu hypnotischen Effekt, außerdem maskieren sie sogar bei geringer Lautstärke alle anderen Geräusche wie Unterhaltungen im Hintergrund und blen-den sie schlicht und einfach aus.

Stellen Sie sich das nur mal vor: Sie sitzen mit Ihrem Laptop in einem Café und wollen nicht von den lauten Unterhaltungen um Sie herum gestört werden. Setzen Sie Ihre Kopf-hörer auf, aktivieren Sie das Feature 'weißes Rauschen' in WriteMonkey und Sie können sich wieder problemlos konzentrieren.

RN: Die Idee klingt gut. Ich habe hier auch schon mit Geräuschen wie dem Knistern eines Kaminfeuers sehr positive Erfahrungen gemacht. Man kann also schon mal sehr gespannt sein, was uns mit WriteMonkey 2.1 erwarten wird. Vielen Dank für das Gespräch und den ausführlichen Einblick in die Entstehungsgeschichte von WriteMonkey.

Nachtrag: Da das deutsche Sprachpaket noch nicht über die offizielle WriteMonkey-Dow-nloadseite erhältlich ist, gibt es hier exklusiv für die Leser des WritersWorkshop Ezines vor-ab das deutsche Sprachpaket für WriteMonkey 2.0:

http://writemonkey.com/test/de-DE-3.zip

OpenOffice vs. LibreOfficeViele Anwender sind in den letzten Jahren vom teuren Mi-crosoft Office auf das kostenlose OpenOffice umge-schwenkt und schreiben ihre Texte nun eben statt mit Mi-crosoft Word mit OpenOffice Writer.

Auch wenn ich bekanntermaßen für das Schreiben von Manuskripten eher ablenkungsfreie Zenware-Programme wie WriteMonkey bevorzuge, gehöre ich dennoch auch zum Lager der langjährigen und überzeugten OpenOffice-Anwender.

Sobald ein Manuskript fertig geschrieben ist und es an Layout und Feintuning geht, ist die Zeit für ein vollvertiges Office-Textsystem gekommen, das all die Details wie die Einbin-dung von Grafiken, Absatzvorlagen, Titelseiten, Inhaltsverzeichnisse etc. beherrscht.

Mein Favorit hier ist schon seit geraumer Zeit OpenOffice.org, da es kostenlos ist und auch in einer portablen Version angeboten wird, die man auch an fremden Rechnern jederzeit schnell vom USB-Stick aus starten kann.

Doch Ende 2010 hat sich das jahrelang in sich geschlossene Entwicklerlager der OpenOffi-ce-Gemeinde gespalten - und plötzlich reden wir nicht mehr nur über OpenOffice, sondern auch über ein 'neues' Office-Paket namens Libre Office.

Hintergrund hierfür ist die Übernahme des OpenOffice.org-Rechteinhabers und -Sponsors SUN durch den großen Konkurrenten Oracle. Da Oracle im Gegensatz zu SUN nicht gerade dafür bekannt ist, quelloffene Software zu fördern, befürchteten die Entwickler, dass Oracle

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OpenOffice.org früher oder später ebenso schluckt wie zuvor schon so viele andere Pro-dukte.

Daher gründete die Entwicklergemeinde von OpenOffice.org eine neue Stiftung namens "The Document Foundation", die sich zukünf-tig unabhängig von Oracle federführend um die Weiterentwicklung des Programmcodes von OpenOffice.org kümmern wird.

Die Entwickler wollen dies vorerst nicht als endgültige Trennung von Oracle verstehen, sondern lediglich als Neuorganisation und als Abgrenzung von den kommerziellen Interes-sen eines Softwareriesen wie Oracle - doch letzten Endes wird wohl alles auf eine Tren-nung hinauslaufen:

Streitpunkt ist nun der Name OpenOffice.org, den Oracle zusammen mit der kompletten Firmenübernahme von SUN mit gekauft hat. Trotz der Bitten der Entwicklergemeinde wei-gert sich Oracle bislang standhaft, der neu gegründeten Document Foundation beizutreten und den Markennamen OpenOffice.org an sie zu übertragen.

Als Reaktion hierauf entschloß sich die Document Foundation, das bisherige OpenOffice.org stattdessen unter dem neuen Namen LibreOffice weiter zu entwickeln. Zwar bot die Document Foundation an, LibreOffice später ggf. wieder unter dem Namen OpenOffice.org zu vertreiben, doch je länger sich Oracle weigert, den Markennamen an die Document Foundation zu übertragen, umso geringer sind die Chancen, dass OpenOffice.org und LibreOffice jemals wieder zusammenwachsen.

Mittlerweile haben beide Organisationen - Oracle und die Document Foundation - Ende Ja-nuar unabhängig voneinander eine Version 3.3 von OpenOffice.org bzw. LibreOffice heraus gebracht.

Obwohl beide noch auf OpenOffice.org 3.2 basieren, zeichnet sich bereits jetzt ab, dass die beiden Programmpakete sich in unterschiedliche Richtungen entwickeln. Schon in der ers-ten 3.3er-Version hat LibreOffice mehr neue, zusätzliche Funktionen aufzuweisen, als das Schwesterprodukt OpenOffice.org 3.3.

Es ist daher absehbar, dass sich beide Programmpakete mit jeder neuen Version weiter auseinander entwickeln werden. Fraglich ist, wie lange auf diese Art und Weise noch eine vollständige Kompatibilität zwischen OpenOffice.org und LibreOffice gewährleistet sein soll.

Somit wird früher oder später jeder bisherige OpenOffice.org-Anwender vor der Frage ste-hen, ob er weiterhin bei OpenOffice.org bleibt oder auf das neue LibreOffice umschwenkt. Letzten Endes wird es die Entwicklergemeinde sein, die durch ihre Unterstützung be-stimmt, welches der beiden Projekte sich auf Dauer durchsetzt - denn ähnlich wie bei 'Highlander' kann es auf Dauer hier nur einen geben.

Wenn man nun noch bedenkt, dass die Document Foundation (und mit ihr das neue Libre-Office) u.a. von Google, Novell und RedHat sowie dem Großteil der ursprünglichen Open-Office.org-Entwickler unterstützt wird, würde ich in diesem Kampf David gegen Goliath eher gegen den Goliath Oracle wetten.

Schon bei der neuen 3.3er-Version merkt man, dass die Weiterentwicklung von LibreOffice weitaus schneller voran geht als die von OpenOffice.org - die gemeinsamen neuen Featu-res beider Versionen waren vermutlich diejenigen, die bereits zum Zeitpunkt der Aufspal-tung fertig entwickelt und implementiert waren.

Die Entscheidung für einen selbst als Anwender fällt augenblicklich noch schwer. Für mich ist die Aufsplittung ein Grund, vorerst noch beim 'alten' OpenOffice.org 3.2 zu bleiben, das sowohl zu OpenOffice.org 3.3 als auch zu Libre Office 3.3 vollständig kompatibel ist. Keines der beiden Pakete bietet in seiner neuen Version bahnbrechend neue Features, die man als Autor unbedingt haben müsste.

Meine Empfehlung ist daher: abwarten und Tee trinken, bis sich im Verlauf der nächsten Monate vielleicht langsam ein Sieger abzeichnet. Zweifelsohne könnte der Softwareriese Oracle mehr Geld in die Weiterentwicklung von OpenOffice.org stecken als die Document Foundation in die von Libre Office - ein solcher Schritt würde mich allerdings sehr wun-

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dern, da Oracle äußerst profitorientiert arbeitet und mit Sicherheit keine Unsummen in die Weiterentwicklung eines Programms stecken wird, mit dem sie kein Geld verdienen kön-nen.

Auf lange Sicht gibt es für mich daher zwei mögliche Entwicklungen: Entweder setzt sich LibreOffice durch und früher oder später wird dann der Name OpenOffice.org langsam in Vergessenheit geraten - oder Oracle gibt irgendwann doch noch nach, schließt sich der Do-cument Foundation an und bringt den alten Markennamen OpenOffice.org sozusagen mit in die Ehe.

In diesem Fall würde vermutlich das dann aktuelle LibreOffice zukünftig wieder als OpenOffice.org vermarktet werden - und die Weiterentwicklung des damit endgültig abge-storbenen Seitenzweigs Oracle-OpenOffice würde sang- und klanglos eingestellt werden.

Ach ja: Für alle, die nicht warten wollen, gibt es natürlich immer noch die Möglichkeit, bei -de Programmpakete parallel zueinander auf demselben Rechner zu installieren - womit al-lerdings immer noch die Frage im Raum stünde, mit welchem der beiden Programme man dann in der täglichen Praxis tatsächlich arbeitet.

John Gardner – The Art of Fiction "The Art of Fiction - Notes on Craft for Young Writers" ist ein Lehrbuch des amerikanischen Schriftstellers und Universitäts-professors John Gardner, das erstmals 1983, ein Jahr nach sei-nem tragischen Unfalltod, erschien und seitdem zu einem Klas-siker unter den Lehrbüchern für kreatives Schreiben geworden ist.

Der Untertitel des Buchs "Notes on Craft for Young Writers" ist - soviel vorab - irreführend, da man hier eher einen leichten Einstieg ins kreative Schreiben für junge und noch unerfahrene Schriftsteller erwarten würde. Genau das Gegenteil ist der Fall: Gardners Betrachtungen in "The Art of Fiction" sind teils so tiefgründig, dass Einsteiger mit seinen Theorien und Aussagen streckenweise überfordert sein dürften.

"The Art of Fiction" ist keine leichte Lektüre, was nicht nur an Gardners eher trockenem Schreibstil und seinen oft fast seitenlangen Absätzen liegt. Es gehört schlicht und einfach nicht zu jenen Schreibbüchern, die man auf die Schnelle innerhalb von ein paar Stunden überfliegen kann, um die wichtigsten Punkte für sich zu extrahieren. Gardners Buch richtet sich ganz bewusst an Romanautoren, die 'ernstzunehmende Literatur' schreiben wollen.

Ob "The Art of Fiction" sein Geld wert ist, hängt sehr stark von der eigenen Motivation und Zielsetzung ab. Wenn man ein weiteres Schreibbuch in der Art von "Wie man einen ver-dammt spannenden Roman schreibt" erwartet, wird man zweifellos enttäuscht sein. Gard-ner als 'anspruchsvoller Schriftsteller' (manche würden ihn als literarischen Snob bezeich-nen) macht keinen Hehl aus seiner Verachtung für Genreliteratur wie Thriller, Fantasy, Ro-manzen oder Science-Fiction, die er allesamt als Schund abtut.

Schon auf den ersten Seiten seines Buchs sagt er (frei übersetzt), dass die meisten Bücher, die man in Supermärkten oder kleineren Buchhandlungen finde, so schlecht geschrieben seien, dass ein einigermaßen schlauer Schimpanse, der es liebt, auf einer Schreibmaschine herumzuhacken, weitaus interessantere und besser geschriebene Bücher produzieren kön-ne. Wer also auf der Suche nach einem Ratgeber ist, wie man spannende Romane konzi -piert und schreibt, sollte einen weiten Bogen um Gardners Buch machen.

Ist man hingegen bereit, sich auf einen anspruchsvollen Streifzug durch die Literatur der Weltgeschichte von Homer bis hin zur Moderne und auf Gardners oft nicht nur philosophi-schen, sondern streckenweise geradezu metaphysischen Ansatz einzulassen, findet man in diesem Buch tief gehende Betrachtungen und Anregungen über das Schreiben als Kunst-form.

Für mich zählt "The Art of Fiction" zu den Büchern, die man gerne abends entspannt am

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Kamin liest - weniger auf der Suche nach konkreten Anregungen, sondern mehr als inter-essante Abhandlung über Literatur und kreatives Schreiben. Es gehört zu den Büchern, die man nicht in einem Rutsch von vorne bis hinten durchliest, sondern mehr zu jenen, die man langsam, Seite für Seite, 'verdauen' muss, um seinen Nutzen daraus ziehen zu kön-nen.

Meine Bewertung daher: 4/5 Sternen.

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