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Italienische Post AG – Versand im Postabonnement Einzelnummer 0,75 Euro G.D. 353/2003 (abgeändert in Ges. 27/02/2004 Nr. 46) Art. 1,1 - Fil. Bozen - Postgebühr bar bezahlt - I.P. Endstation Brenner Erker Jahrgang 25 - Dezember 2013 Monatszeitschrift für das südliche Wipptal - Mensile per l’Alta Val d’Isarco Wintersport Lawinenunfälle im Wipptal BBT Mega-Baustelle in Franzensfeste Kirche Im Gespräch mit Bischof Ivo Muser

Erker 12 2013 1

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Endstation Brenner

ErkerJahrgang 25 - Dezember 2013

Monatszeitschrift für das südliche Wipptal - Mensile per l’Alta Val d’Isarco

WintersportLawinenunfälleim Wipptal

BBTMega-Baustelle in Franzensfeste

Kirche

Im Gespräch mit Bischof Ivo Muser

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Leistungen:

- Beratungen im Bereich Arbeitsrecht und Beistand bei

Streitfällen mit Arbeitnehmern

- Erstellung von Arbeitsverträgen sowie An- und Abmeldungen

von Mitarbeitern

- Führung der Lohnbuchhaltung mit allen erforderlichen

Ausarbeitungen und Jahreserklärungen

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erker dezember 13 3

editorialinhalt erker dezember 13

titelgeschichte _ 22

Nächster Redaktionsschluss: 13.12.13Redaktion Erker, Neustadt 20 A, 39049 Sterzing, Tel. 0472 766876, Fax 0472 760394, [email protected], www.dererker.it

30 _ BBTMammut-Baustelle in Franzensfeste

36 _ KircheIm Gespräch mit Bischof Ivo Muser

62 _ TourismusEine Kulturgeschichte des Reisens gestern und heute

70 _ KulTurZum 100. Todestag von Karl Domanig

92 _ sporTLawinenunglücke im Wipptal

parte italiana84 _ Vipiteno: Caso ASPIAG: alla resa dei conti

86 _ Storia: 1363: un anno fatale per “il paese tra i monti”

88 _ BBT: Un faraonico cantiere tra Pra’ di Sopra e Mezzaselva

91 _ Manifestazioni: Musica, tradizioni e cultura

52-62 _ erker-extraweihnachten & neujahr

rubriken4 _ Leserbrief 115 _ Gemeinden

66 _ Woher stammt der Name? 116 _ Veranstaltungen

108 _ Frageecke 118 _ Sumserin

108 _ Gesundheit 120 _ Jahrestage

110 _ Leute 124 _ Pfiffikus

112 _ Erkoku 124 _ Kleinanzeiger

113 _ Rätsel 126 _ Impressum

114 _ Rezept 126 _ Vor 100 Jahren

Liebe Leserin, lieber Leser,

ein bisschen „Nomade“ steckt in jedem von uns. Kein Wunder: Bereits unse-re Vorfahren zogen einst von einem Ort zum anderen, brachen da ihre Zelte ab, um sie morgen dort aufzubauen. Viele schreckten auch vor Gewalt nicht zurück, um ihr neues Zuhause zu erobern und „Einheimische“ zu vertreiben oder gar auszulöschen. Die Völker sind trotz ihrer Sesshaftigkeit Wanderer – zum Glück großteils friedfertige – geblieben. In Europa gehört das Vagabundenleben mittlerwei-le zum „Way of life“: Im Ausland studieren, weit weg von Zuhause arbeiten, Sprachen, Menschen, Kulturen kennen lernen ... Wer lebenslang im selben Dorf klebt, gilt schon beinahe als langweilig und weltfremd. Bildungsmig-ranten sind jung, nicht auf den Kopf gefallen, aus der Mittelschicht – die per-fekten Arbeitnehmer von morgen. Längst ist zwischen vergreisenden kinder-armen Wohlstandsregionen ein weltweiter Wettbewerb um „intelligente Ein-wanderung “ ausgebrochen.Um Migranten, die wegen Krieg, Verfolgung, Massaker und Folter ihre Hei-mat verlassen mussten, reißt sich allerdings niemand. Auch nicht um unqua-lifizierte Wirtschaftsflüchtlinge, die wegen schlechter Arbeitsbedingungen aus ihrem Heimatland auswandern. Sie kommen trotzdem. Auch nach Europa, weil es sich so erfolgreich als frei-es und demokratisches Land verkauft.Eigentlich kann sich unser Kontinent darüber glücklich schätzen: Die Zeiten, in denen Millionen Bewohner – Schlaue und Dumme, Fleißige und Faule, Gutmenschen und Gauner – wegen Krieg, Hunger und Unterdrückung nach Amerika strömten, sind vorbei. Heute wollen mehr Menschen nach Europa als weg davon – unter den Einwanderern erneut Schlaue und Dumme, Flei-ßige und Faule, Gutmenschen und Gauner. Nur: Europa scheint auf diese Zuwanderung nicht vorbereitet zu sein. So tut der Kontinent das, was viele tun, wenn ihnen nicht mehr wohl in ihrer Haut ist. Europa igelt sich ein und tut so, als müsste es sich absichern wie ein Haus vor Einbrechern. Schwierige Herbergssuche ... Grenzen auf oder zu? Beides ist falsch. Gren-zen schließen – weder physisch möglich noch ethnisch vertretbar – führt zu Tragödien wie in Lampedusa und früher oder später zu sozialen Unruhen. Schranken öffnen könnte zu einer unkontrollierten Einwanderung führen und findet bei den meisten EU-Bürgern keine Akzeptanz. Einen Kompromiss zu finden, ist nicht leicht. Bis das EU-Parlament eine Ant-wort gefunden hat, kann jeder einzelne einen kleinen Beitrag dazu leisten, um zumindest einigen Menschen auf der Welt in deren Heimatland Leben und Arbeit in Würde zu ermöglichen: Beim Einkauf öfter auf Etikette und Herkunft von Produkten achten, fairen Handel unterstützen, selbstkritisch sein bei Waren mit verlockend niedrigen Preisen; meistens hat sie jemand ir-gendwo auf der Welt unter menschenunwürdigen Bedingungen hergestellt. Jeder von uns hat die Wahl: welche Ware er kaufen will, aber auch, welches System er damit unterstützt.

Die Redaktion

Wir wünschen Ihnen,liebe Leserinnen

und Leser, geschätzteWerbekunden und

Abonnenten, ein frohesWeihnachtsfest und einen

guten Rutsch ins Jahr 2014; unser Jubiläumsjahr.

Bleiben Sie uns gewogen.

Endstation BrennerFast täglich versuchen Flüchtlinge, ohne gültige Dokumente über den Brenner in nördliche EU-Länder weiterzureisen. An dieser Situation wird sich so schnell nichts ändern. Die Hilfsorganisation Caritas versucht nun, am Brenner eine Art Auffangstation zu errichten.

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leserbrief

Mit der Umbenennung der Eduard-Ploner-Straße hat sich Sterzing, zumindest was die öffentliche Benen-nung von Straßen betrifft,

seiner NS-Vergangenheit entledigt. Anhand dieses Beispiels stellt sich aber zum wiederholten Mal die Frage, warum faschistische Relikte weiterhin stillschweigend geduldet werden.

Die Nepomuk-Statue in Sterzing ist ein Paradebei-spiel für die Italienisierung Südtirols durch die italieni-schen Faschisten: An meh-reren Stellen wurden Teile der Inschrift herausgebro-chen und durch neue Stein-fragmente ersetzt, auf de-nen der italienisierte Name der Stadt steht. Durch diese Bearbeitungen wurde nicht nur die Aussage des Denk-mals verfälscht, sondern auch die Statue selbst be-schädigt.Wann befasst sich nun der Stadtrat damit, dass die-se faschistischen Inschrif-ten entfernt und die Statue somit wieder in ihren ur-sprünglichen Zustand ver-setzt wird?

Siegfried Kofler, Sterzing

Am 9. Februar 2014 wird in südtirol das referendum zum landesgesetz zur

Direkten Demokratie stattfinden.

Jetzt steht der Termin fest: Am 9. Febru-ar 2014 entscheiden die Südtiroler erst-mals per Volksentscheid, ob sie das SVP-Gesetz zur direkten Demokratie wollen oder nicht. Es war von der SVP im Allein-gang ohne den Koalitionspartner PD auf den Weg gebracht worden, ist aber noch nicht rechtskräftig. Die Initiative für Di-rekte Demokratie hatte den Sommer über dafür knapp 18.000 Unterschriften gesammelt.

Mit dem Referendum können sich die Bürger die Entscheidungsgewalt zu-rückholen, um selbst darüber zu bestim-men, ob etwas, das von der politischen Vertretung beschlossen worden ist, gel-ten soll oder nicht. Dieses Instrument ist eines der beiden zentralen Instrumente der Direkten Demokratie. „Fehlt es in ei-ner Regelung der Mitbestimmungsrech-te der Bürger, wie im SVP-Gesetz zur Bür-gerbeteiligung, dann fehlt sozusagen die Hälfte der Direkten Demokratie. Das ist ein entscheidender Grund, dieses Ge-setz strikt abzulehnen“, so die Initiative in einer Presseaussendung.

aktuell

einseitige VergangenheitsbewältigungErker 11/13

Südtirol

Referendum am 9. Februar

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6 erker dezember 13

aktuell

Wipptal

721 touristisch genutzte Zweitwohnungen

Wipptal

4,6 Prozent Arbeitslose

Anfang November waren 4,6 Prozent der Wipptaler arbeitslos. Von 438 Personen, die in den Ar-beitslosenlisten des Arbeitsver-mittlungszentrums Sterzing auf-scheinen, waren 219 auf Arbeits-suche, davon 35 Jugendliche (15 – 24 Jahre). Die anderen haben einen Vertrag für die Wintersai-son abgeschlossen.Seit dem Krisenjahr 2008 hat sich die Arbeitslosenrate mehr als verdoppelt. 2008 waren es noch 2,1 Prozent, 2009 2,7 Prozent, in den Jahren 2010 und 2011 wa-ren es 2,9 Prozent und im ver-gangenen Jahr 3,5 Prozent.

Per Mausklickarbeitslos

Dank eines neuen Online-Dienstes sparen sich Südtiroler ab sofort den Gang ins Arbeits-vermittlungszentrum, um den Arbeitslosenstatus zu erhalten und damit Anrecht auf Arbeits-losengeld zu bekommen. Wer sich in die Arbeitslosenlisten eintragen will, nutzt das Pro-gramm eJob-OLE, das auf der In-ternetseite der Abteilung Arbeit unter www.provinz.bz.it/arbeit aufgerufen und von zu Hause aus genutzt werden kann. Der Zugang ist mit der aktivierten Bürgerkarte möglich. Hilfe bei der Aktivierung der Karte gibt es über die grüne Nummer 800 816 836.

2012 gibt es im Wipptal 721 Zweitwohnungen für tou-ristische Zwecke, 20 mehr als noch vor einem Jahr. Al-lein Sterzing zählt 331 Wohnungen, die zum größten Teil (91,8 %) Italienern außerhalb der Provinz gehören. In der Gemeinde Brenner sind es 200 Ferienwohnun-gen – auch sie zum Großteil im Besitz provinzfremder Italiener (89,9 %). Pfitsch hat 111 touristisch genutzte Zweitwohnungen, Ratschings 64, Freienfeld 15. In der Gemeinde Franzensfeste gibt es keine.Südtirolweit scheinen 12.963 solcher Zweitwohnun-gen auf. Mehr als die Hälfte (58,1 %) gehört italieni-schen Bürgern (ohne Südtiroler), 24,5 Prozent Südtiro-lern und 14,1 Prozent befinden sich im Eigentum von bundesdeutschen Bürgern.

Gauck liest ErkerAuch Joachim Gauck blättert im Erker. Markus Badstuber hatte den deutschen Bundespräsidenten Mitte Novem-ber bei der „Zentralen Gedenkstunde zum Volkstrauer-tag“ in Berlin kennengelernt und ihm dabei auch unsere Monatszeitschrift gezeigt.Deutschland gedenkt beim jährlichen Volkstrauertag im Deutschen Bundestag der Opfer von Gewalt. Der Gedenk-tag soll die Erinnerung an die Schrecken des Krieges auch im Sinne der heutigen Jugend wachhalten. Anwesend waren neben Repräsentanten aus Wirtschaft, Politik und Kirche auch Angehörige verstorbener Bundeswehrsolda-ten. Badstuber war vom Volksbund Deutscher Kriegsgrä-ber Fürsorge eingeladen, stand er mit diesem doch für seine Recherchen über seinen Großonkel Karl Badstuber zwei Jahre lang in Kontakt. Karl Badstuber war im Zweiten Weltkrieg gefallen (Erker 03/13).„Ein Stück weit ist jeder von uns verantwortlich, dass Frie-den, Freiheit, Demokratie, Gerechtigkeit und Mensch-lichkeit nicht nur schöne Worte bleiben, sondern geleb-te Werte. Wir können die Toten nicht ins Leben zurückholen; wir können aber versprechen, mit aller Kraft zu versuchen, das Leben in Frieden und Freiheit zu schützen. Das werden wir nur gemeinsam im geeinten Euro-pa schaffen, in einem Europa des gegenseitigen Respekts, der gegenseitigen Zuneigung und Solidarität“, so Andreas Vosskuhle, Präsident des deutschen Bundesverfassungsgerichtes bei seiner Rede. Gauck sprach das „Totengedenken“.

Markus Badstuber und Bundespräsident Joachim Gauck

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Ergebnis Umfrage NovemberWird Arno Kompatscher die in ihn gesetzten Erwartungen als Landeshauptmann erfüllen können?

Stimmen Sie ab auf www.dererker.it!

Die Dezember-Frage Sind Sie mit der Flüchtlingspolitik der EU einverstanden?

ted-umfrage

JaNeinweiß nicht

35 %53 %12 %

in den mund gelegt I Karl Zeller, Arno Kompatscher, Luis Durnwal-der bei Staatspräsident Giorgio Napolitano

Nit gonz leicht

zwischen links und

rechts zu entscheiden.Griaßt enk! Wia geahts

denn ba enk oben mit die

Sondierungsgespräche?

Ma, a poor sein

schun in Sond

verlafn.

Presidente, segn‘s nit, zurzeit schaugn mir olle noch links!

Das Generalsekretariat der Bezirks-gemeinschaft ist seit 1. Dezember definitiv wieder besetzt. Aus einem entsprechenden Wettbewerb ging Laura Las-tri als Gewinnerin hervor. Sie arbeitet bereits seit vielen Jahren in der Bezirksgemeinschaft:

1998 wurde sie als Verwaltungs-funktionärin aufgenommen, 2001

wurde sie mit der Leitung des Personals, der Lohn-buchhaltung und der all-gemeinen Dienste betraut, 2009 wurde sie zur Direkto-

rin der Zentralverwaltung ernannt.

Laura Lastri neue Generalsekretärin

Die Tourismusgemeinde Rat-schings ist von der HolidayCheck AG mit dem Destination Award 2013 in der Kategorie „Urlaub zu Zweit“ ausgezeichnet worden. Das Schweizer Unternehmen betreibt das größte deutschsprachige Mei-nungsportal für Reise und Urlaub im Internet. Unter den 3.758 der auf www.ho-lidaycheck.de erfassten Orte in Ita-lien hat Ratschings die besten Ho-telbewertungen für Reisedestinati-

onen erhalten. „Die guten Bewer-tungen der Leistungsträger – Ho-tels, Restaurants, Museen, Freizeit-parks und viele mehr – spiegelt die Qualität und die Beliebtheit eines Urlaubsortes wieder“, so die Be-gründung für die Auszeichnung. „Diese Weiterempfehlung ist ein Kompliment für unser Angebot und zeigt auch anderen Urlaubern, dass Gästezufriedenheit an erster Stelle steht“, so Tourismusvereins-direktor Thomas Gschließer.

Ratschings gewinnt Destination Award 2013

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aktuell

Die Arbeiten für das neue euro-spar im süden von sterzing lau-

fen auf hochtouren. Wird die As-piag service Gmbh ihren einzel-

handel im Dezember öffnen? rät-selraten über das weitere proce-

dere des Gemeinderates.

Die Aspiag Service GmbH kann den Raumordnungsvertrag, den sie 2010 mit der Gemeinde Sterzing abgeschlossen hat, nicht erfüllen. Der Vertrag sieht eine Geschäfts-öffnung zeitgleich mit der Eröff-nung eines 3-Sterne-Superior-Ho-tels mit mindestens 200 Betten vor (der Erker hat berichtet). Während das Eurospar kurz vor der Fertig-stellung steht, wurde mit dem Bau des Hotels nicht einmal begonnen. Mögliche Hotelinvestoren gibt es bis heute nicht.Der anfängliche Verdacht einiger Gemeinderäte, die Aspiag werde den Vertrag nicht einhalten, ver-härtet sich. Die Gemeinde hat mitt-

lerweile Rechtsanwalt Hartmann Reichhalter, den Vater des umstrit-tenen Urbanistikvertrages, einge-schaltet. Auch die Aspiag hat sich Rechtsbeistand geholt: Rechtsan-walt Gerhard Brandstätter.

Wie delikat die Angelegenheit ist, zeigte sich im November auf einer von Bürgermeister Fritz Karl Mess-ner einberufenen Dringlichkeitssit-zung. Vier Stunden lang tagte der Gemeinderat mit Reichhalter über

das weitere Vorgehen – unter Ausschluss der Öffentlichkeit, „um die Position der Gemein-de nicht zu schwächen und den Verhandlungs-spielraum nicht einzu-schränken“. Bei einer Abstimmung waren elf Räte für den Ausschluss der Medien, fünf waren dagegen, drei enthielten sich. Seit dieser Aussprache hüllt sich der gesamte Ge-meinderat parteiüber-greifend in Schweigen. Aufgrund „objektiver

Schwierigkeiten“, den Raumord-nungsvertrag einzuhalten, hat die Aspiag der Gemeinde Sterzing vor einigen Monaten zwei Ange-bote unterbreitet: Sie will sämtli-che Mehrkosten für den Bau einer Fußgängerunterführung unter der Brennerstraße und der Johann-Kof-

Stillschweigen im Gemeinderat

Neues Eurospar im Süden der Stadt: Die Arbeiten laufen auf Hochtouren.

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aktuell

ler-Straße zwischen dem Fischer-weg an der Westseite der Sport-zone übernehmen – die effektiven Baukosten sollen erheblich höher sein als die geschätzten Kosten von 250.000 Euro. Im Gegenzug verlän-gert die Gemeinde die Frist für die Fertigstellung bis zum 31. Dezem-ber 2014.Auch soll die Gemeinde einen fünf-jährigen Aufschub für die Fertig-stellung und Eröffnung des Beher-bergungsbetriebes gewähren. Zur Absicherung übergibt ihr die As-piag eine Bankgarantie über eine Million Euro. Eröffnen will das Un-ternehmen den Einzelhandelsbe-trieb, in dem 25 bis 30 Mitarbeiter aus dem Raum Sterzing bzw. dem Wipptal angestellt sein sollen, in-nerhalb Mitte Dezember. Stellen-angebote schaltet die Aspiag seit September; die ersten Mitarbeiter sind bereits eingestellt. Die Angebote der Aspiag zielen eindeutig darauf ab, den bestehen-den Raumordnungsvertrag abzu-ändern. Die Nervosität in der Stadt-gemeinde ist freilich groß. Bürger-meister Fritz Karl Messner und der Gemeinderat haben bis dato hart-

näckig auf die Einhaltung des Ver-trages gepocht. Nun sind Finger-spitzengefühl und Strategie ge-fragt, „um die öffentlichen Inter-essen der Stadt Sterzing weiterhin wahren zu können“. Messners Presseaussendung zufol-ge wurde darüber beraten, „welche rechtlichen Schritte der Gemein-derat für richtig und notwendig erachtet“, sollte der Urbanistikver-trag verletzt werden. Die Gemein-de will die Aspiag noch einmal schriftlich ausdrücklich auffordern, den Vertrag zu erfüllen. Sollte kein Konsens erzielt werden, könnte sie die Erfüllung des Vertrages gericht-lich einklagen. Der Stadtrat wurde inzwischen be-auftragt, weitere Verhandlungen mit der Aspiag zu führen, „um Ver-besserungen der Angebote zu er-halten. Der Gemeinderat behält sich vor, über die Ergebnisse der Verhandlungen mit separater Maß-nahme eine definitive Entschei-dung zu treffen“.Mittlerweile soll die Aspiag der Ge-meinde zwei neue Vorschläge un-terbreitet haben, mit dem Wunsch, diese vertraulich zu behandeln.

Ende November unterbreitete der Stadtrat der Aspiag Gegenvor-schläge und machte das Unterneh-men in einem Schreiben darauf aufmerksam, bei der Einhaltung des Raumordnungsvertrages in Verzug zu sein. Über den Inhalt der Vorschläge möchte Messner noch keine Auskunft geben. Für Anfang Dezember ist eine SVP-Fraktions-sitzung geplant, kurz darauf eine Gemeinderatssitzung – diesmal wohl nicht mehr unter Ausschluss der Öffentlichkeit.Offen bleibt die Frage, ob sich die

fuggerroppe

Aspiag dem Raumordnungsver-trag widersetzen und das Euro-spar im Dezember einfach ohne Er-laubnis der Gemeinde öffnen wird. Zurzeit deutet einiges darauf hin: Bei der Einfahrt zum Supermarkt kündigt bereits ein Schild die Öff-nungszeiten des Supermarktes an – vom Eröffnungsdatum steht nichts geschrieben. Geschäftsfüh-rer Diego Andolfato gibt sich zuge-knöpft: „Zurzeit laufen die Gesprä-che mit der Gemeinde, offiziellen Eröffnungstermin gibt es noch kei-nen.“ rb

Liabs Christkindl!

Bitte bring mir a „genehmigts Stromprojekt“,

noar hatt i a ohne Ausbildung

ausgsorg!

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aktuell

Derzeit knistert es im Gebälk – nicht nur im Nordpark, auch im Sterzinger

Gemeinderat. Die „Sicherheit war nicht mehr gegeben“, sagt Hermann Gögl,

als Baustadtrat auch für die Parks zu-ständig, eine „demokratische Vor-

gangsweise sieht anders aus“, sagen Verena Debiasi und Heinrich Forer vom

BürgerForum Sterzing.

Was war geschehen? Am 6. November wurden im Sterzinger Nordpark – für man-

che in einer übereilten Hauruckaktion – 61 Lärchen an der ororgraphisch rechten Sei-te des Vallerbaches auf Geheiß der Forst-behörde von Hermann Gögl schlägern lassen. Es bestand Gefahr in Verzug. Der kommunale Stadtpark, in dem sich auch das Kindergartenfreigelände befindet, war laut Stadtrat Gögl nicht mehr sicher. Be-reits im Oktober 2011 war ein zwölf Meter langer Baum in das Waldareal des Kinder-gartens gestürzt. Fünf Minuten vorher, so die Kindergartenleitung, spielten mehrere

Sterzing

Gemeindeämter ziehen um

Im November sind mehrere Gemeindeämter in das Haus „Sternbach“ in der Sterzinger Neustadt 28 um-gezogen: Das Steuer- und Stadtbauamt, das Büro des städtischen Elektrizitätswerks sowie das Amt für Infra-strukturen und Bauerhaltung finden die Bürger ab so-fort dort. Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 767.000 Euro.

Vier SchülerlotsenVier Schülerlotsen verrichten derzeit in Sterzing ihren Dienst: In der Lahn-, Deutschhaus- (Nähe Grundschule) und Marconistraße sowie am Übergang Friedhof – Ho-tel „Zum Engel“ sorgen sie für einen sicheren Schulweg der Kinder.

Neues StreugerätUm den Winterdienst im Stadtgebiet zu verbessern, hat die Gemeinde Sterzing ein neues Streugerät mit Dop-pelkammer für Salz und Streusplit angekauft.

Trinkwasserkraftwerk am RoßkopfDer Stadtrat hat Ende Oktober die Projektierung ei-nes kleinen E-Werks am Roßkopf in Auftrag gegeben. Dies bot sich mit der Erneuerung der Quellfassung und Trinkwasserableitung am Roßkopf an, um den Strom-bedarf zu decken, der für die Pumpen des Trinkwasser-brunnens „Kapuzinergarten" benötigt wird. Die Trink-wasserversorgung von Sterzing kann dadurch künftig energieautark betrieben werden.

Naturnaher Park in RiedEnde Oktober sind in Ried die Arbeiten für die Gestal-tung eines naturnahen Parks mit Kinderspielplatz ab-geschlossen worden.

KahlschlagZwischen Notwendigkeit und unverständnis

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erker dezember 13 11

Kinder in diesem Waldstück. „Die Herbst-winde haben Ende Oktober einige Bäume umgerissen, gesunde, bis dahin laut Gut-achten als unbedenklich geltende. Die Si-cherheit für Anwohner und Kindergartenkinder war nicht mehr gegeben. Der Zustand der Bäume hat sich extrem verschlechtert. Die Kindergartenleitung drängte auf ein Fällen der Bäume. Die Forstbehörde war einhellig der Meinung, dass dies sein muss.“Die Reaktionen ließen nicht lange auf sich war-ten: Heinrich Forer vom Bürgerforum übt scharfe Kritik und wirft Stadtrat Gögl „ei-genmächtiges Vorgehen“ vor. Es hätte hier vorheriger Absprachen bedurft. „Doch we-der Stadtrat noch Baukommission, die bei-de tags darauf tagten, waren informiert. Eine demokratische Vorgangsweise sieht für mich anders aus.“ Stimmt nicht, sagt Gögl: „Der Stadtrat war sehr wohl informiert.“ Den Vorwurf einer Hauruckaktion lässt Gögl nicht gelten, es be-stand dringender Hand-lungsbedarf. Dass der Wald verjüngt werden muss, steht auch für Forer außer Diskussion. „Wenn aber ein einzelner weiß, was gut ist, bedarf es keiner demokratischen Gremien mehr.“In einer Anfrage an Bürgermeister und

Stadtrat will das BürgerForum nun geklärt wissen, warum ein derartiges Vorgehen er-forderlich war und ob weitere „ungeplan-te“ Schlägerungen zu erwarten seien. In

der Anfrage heißt es: „Wäh-rend der Gemeinderat mit dem Versprechen von Bürger-meister und Stadtrat, sich um EU-Finanzierungen zu bemü-hen, mit der Neugestaltung des Nordparks zuwartete, müssen wir nun der umfang-reichen und radikalen Schlä-gerung zusehen. Bereits 2010 hat man, so Gögl, den Baumbestand untersucht

und punktuelle Schlägerungen vorge-sehen. Der Wald, der im Zuge der Valler-bachverbauung künstlich angelegt wurde, habe nun sein biologisches Alter erreicht, der Baumbestand sei überaltert. Er hät-te sicherlich regelmäßig verjüngt werden sollen, so Gögl.

Im Zuge der Neugestaltung, so Gögl, will man im Frühjahr jedenfalls das Areal mit hoch-stämmigen Laubbäumen wie-der aufforsten. Im Zuge eines Leader-Projektes sollen der Kinderspielplatz für verschie-dene Altersgruppen neu ge-staltet und der Nordpark als Naherholungszone mit meh-reren Ruheinseln aufgewertet werden. Vorgesehen ist auch

ein Wasserlauf durch den Park.

lg

Neue Uferböschungen

Mitarbeiter des Landesamtes für Wildbachverbau-ung Nord arbeiten seit kurzem an einer Anpassung

des Eisacks zwi-schen Sterzing und Gossensaß. Im Abschnitt zwischen dem Tunnel bis zur Brücke nach Ried sollen an der orogra-

phisch linken Seite des Flusses ein Gebäude gesi-chert, das wasserunterspülte Fundament der Mauer für die Staatsstraße saniert, beide Uferböschungen mit Gestein und Beton erneuert sowie der Durch-fluss für den Eisack verbreitert werden.

Wipptal

143 Gemeindebedienstete

Ende 2012 waren in den sechs Wipptaler Gemein-den 143 Personen be-schäftigt, davon 63 allein in der Gemeinde Sterzing. Der Frauenanteil lag bei über 55 Prozent. 46 Per-sonen arbeiteten in Teil-zeit; zwölf Personen hat-ten einen befristeten Ar-beitsvertrag.

Südtirolweit beschäftigten die Gemeindeverwaltun-gen 4.495 Personen.

Stadtrat Hermann Gögl: Sicher-heit geht vor.

Gemeinderat Heinrich Forer: wenig demokratisches Vorgehen

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12 erker dezember 13

Immer mehr achten Gäste bei der Wahl ihrer Unter-kunft auf innovative und originelle Einrichtung, außer-gewöhnliche Locations, aber auch umweltfreundliche Strukturen. Es geht inzwischen nicht mehr nur um Ser-vicequalität, sondern auch um ein besonderes Flair, das sowohl durch stimmige Möblierung und Dekoration als auch durch besondere Umweltmaßnahmen geschaf-fen werden kann. Der moderne Reisende möchte sei-nen Urlaub vermehrt in Betrieben verbringen, die kon-sequentes Ressourcenmanagement betreiben. Mehr und mehr ist man bereit, für einen verantwortungsvol-len, genuss- und gesundheitsorientierten Konsum ge-zielt Geld auszugeben.

Diese neue Art von Tourismus, welche die Ansprüche der Gäste und der Umwelt mit heimischer Handwerks-tradition in Einklang zu bringen versucht, bietet auch eine große Chance, die lokalen Wertschöpfungsketten anzuregen. Ein authentischer, heimatverbundener Be-herbergungsbetrieb kommt beim Gast nämlich bes-ser an und fördert gleichzeitig die lokale Vermarktung. Immer mehr einheimische Planer und Handwerker be-geistern sich dafür, alte Bausubstanz und Neubauten zu beleben, und avancieren zum kompetenten Partner direkt vor Ort. Das Bauen mit natürlichen heimischen Materialien wirkt zudem imagebildend und kommu-niziert den Gästen, dass das Hotel nicht nur für Wohl-befinden sorgt, sondern auch aktiv wertvolles, histori-sches Wissen bewahrt.

Zukünftig sollte man also versuchen, den „bewussten Gast“ mit allen Sinnen einzubeziehen, zu stimulieren, zu begeistern. Nach diesem Motto wurde vor kurzem auch in Sterzing ein innovatives Projekt gestartet: Fini Schafer vom Parkhotel „Zum Engel“ hat beim Bau des neuen Schwimmbades und bei der Erweiterung der Saunalandschaft auf heimische Firmen und Materiali-en aus der unmittelbaren Umgebung gesetzt. So wur-den für die Einrichtung der neuen Wellness-Anlage ei-gens Zirben in Rust gehackt, wobei schon bei der Schlä-gerung darauf geachtet wurde, dass die kurvige Form der Bäume ohne viel Bearbeitung direkt für die Möb-lierung verwendet werden kann. Der berühmte Silber-quarzit aus Pfitsch fand ebenfalls seinen Platz. In ihrer Idee unterstützt wurde Fini Schafer von Architekt Dr. Martin Gruber und von der Baufirma Kraus GmbH aus Sterzing, die als Generalunternehmer nur einheimische Handwerker beschäftigt und das Projekt schlüsselfertig zum Festpreis umgesetzt hat.

Damit also der Gast in unser Land und seine Traditio-nen eintauchen kann, ohne auf den Komfort eines zeit-gemäßen Hotelbaus verzichten zu müssen, ist es wich-tig, professionelle Ansprechpartner vor Ort zu haben. Durch ein Zusammenspiel modernster Technik und an-genehmer Funktionalität kann unser kostbares histori-sches Erbe perfekt in Szene gesetzt werden und erzielt für alle Beteiligten eine „Mehr-Wertschöpfung“.

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Authentisch bauen für den bewussten GastNeue Wege im Tourismus fördern die lokale Wertschöpfung

Stimmen zum Projekt „Hotel Zum Engel“:

Fini schafer,Parkhotel „Zum Engel“

Für den Umbau Ihrer Wellnessanlage wurden nur einheimische Firmen beauftragt.Das ist richtig. Es war für mich immer schon sehr wichtig, dass meine Bauprojekte nur von einheimischen Handwerkern ausgeführt wer-den. Die qualitativen und logistischen Vorteile sowie eine persönli-

che Beratung vor Ort stehen hierbei im Vordergrund. Es muss halt einfach passen.Warum haben Sie sich dafür entschieden, Materialien aus der unmittelbaren Um-gebung zu verwenden?

Materialien aus unserer Heimat findet man im ganzen Hotel. Auch bei dieser Erweite-rung habe ich mich dafür entschieden, qualitativ hochwertige und natürliche Baustof-fe aus der Sterzinger Gegend zu verwenden. Bereits im bestehenden Saunabereich be-geistert Silberquarzit aus Pfitsch unsere Gäste und auch in der neuen Anlage wird er seinen Platz finden. Holz als natürliches einheimisches Material ist für mich ebenfalls sehr wichtig. Ich freue mich schon darauf, wenn ich zum ersten Mal am Fenster stehe und den Gästen erzählen kann: „Die Bäume für unsere Wellness-Einrichtung stammen von dort drüben, vom Bergkamm Rust.“

Dr. martin Gruber,Architekt

In welche Richtung entwickelt sich Ihrer Meinung nach der Tou-rismus in Südtirol?Wenn ich an den Südtiroler Tourismus denke, stehen für mich Wer-te wie Glaubwürdigkeit, Qualität, Stabilität und Originalität klar an

erster Stelle. Es ist wichtig, die Unterschiede der touristischen Zonen sowie die jewei-ligen damit zusammenhängenden Stärken herauszuarbeiten und spezifisch auf den Gast einzugehen. Man sollte versuchen, sich selbst treu zu bleiben, niemanden nach-zuahmen und dem Haus so Charakter zu verleihen. Stolz sein auf das, was man hat, und Verantwortung für die Zukunft zu übernehmen ist meiner Meinung nach ebenfalls es-sentiell, um glaubwürdig aufzutreten. Echtheit und Wertbeständigkeit kombiniert mit einer Portion Selbstbewusstsein überzeugen garantiert jeden Gast.

peter Trenkwalder,Trenkwalder & Partner GmbH

Welche Arbeiten hat Ihr Unternehmen bei der Erweiterung beim Parkhotel „Zum Engel“ ausgeführt?Wir haben die gesamten Abdichtungs- und Spenglerarbeiten über-nommen. Zum alten Dachbestand, der damals von uns aus hoch-

wertigem Kupfer gefertigt wurde, kam nun das neue Flachdach mit extensiver Begrü-nung.

Wie sehen Sie die Zukunft im Südtiroler Tourismus?Ich denke, der Südtiroler Tourismus setzt in Zukunft vermehrt auf Nachhaltigkeit in der Infrastruktur. Mit der Dach-Begrünung wird versucht, mit den Grünflächen als natürli-chen CO2-Speicher das einzuholen, was man am Boden wegnimmt. Wir machen u. a. auch verschiedene Projekte auf Schutzhütten hier in Südtirol, wo viel mit dem ökolo-gischen Baustoff Holz gearbeitet wird. Außerdem sollten die Rohstoffwege so kurz wie möglich gehalten werden, wobei Regionalität eine wichtige Rolle spielt.

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politik

Erker: Herr Heiss, warum grünt Ihre Partei im Wipptal nicht so wie auf Landesebene?

Hans Heiss: Hierzu darf ich kurz ausholen: Im Wipptal sorgen sich Bürger mehr als in anderen Lan-desteilen über die wirtschaftlich-soziale Entwicklung und die Zukunft ihres Lebens-raumes. Die Politik der Mehrheitspartei trifft auf besondere Kritik, da bis auf Lan-deshauptmann Luis Durnwalder manche Landesräte Wippta-ler Anliegen vernach-lässigt haben – ange-fangen von Thomas Widmann bis hin zu Richard Theiner. Dem SVP-Bezirk fehlt die Glaubwürdigkeit, um dieser Kritik ange-messen zu begegnen – blicken wir nur auf das Hick-Hack um die Kandidatur von Stefan Hofer, ein echter Schuss ins eigene Knie. Solche Defizite öffnen der Op-position nicht nur große Mög-lichkeiten, sondern ein wahres Scheunentor.Die Freiheitlichen haben die Chancen effizient genutzt, 2008 durch die Kandidatur des ange-sehenen und fähigen Thomas Eg-ger, neben dem aber Pius Leitner stets gleichwertiger Ansprech-partner geblieben ist, so dass der Rauswurf Eggers 2013 relativ problemlos verkraftet wurde. Die Süd-Tiroler Freiheit profitiert auch ohne Bezirkskandidaten von der Grenznähe und dem steten Süd-

tirol-Tirol-Vergleich, den viele Wipptaler vornehmen: Niedrige Spritpreise, Steuern und Lebens-haltungskosten bei höheren Ein-kommen bieten der STF und ih-rem Selbstbestimmungskurs eine

starke Grundlage.Wir Grüne tun uns in diesem von der Opposition bereits gut beackerten Umfeld traditionell schwer: Seit dem Abgang von Ve-rena Debiasi 2008 hat eine star-ke Präsenz gefehlt, die durch die Kandidatur von Klaus Schuster im Sommer 2013 zwar spürbar, aber nicht zur Gänze aufgeholt wer-den konnte. Als Landtagsfrakti-on tragen wir Verantwortung da-für, dass wir Wipptaler Anliegen zu wenig aufgegriffen haben, ob-wohl wir in Brenner und in Pfitsch durchaus präsent waren und dort deutlich zulegten. Als Partei ha-ben wir es versäumt, unsere Basis zu pflegen und weiter auszubau-en: Daran ist dringend zu arbei-

ten und zwar ab sofort.In Freienfeld und Ratschings blie-ben die Grünen unter fünf Pro-zent. Ist der ländliche Raum für Grüne Themen nicht zu haben?

Der ländliche Raum ist für Grü-ne Themen sehr wohl zu haben, wenn wir an Gemeinden wie Mals, Welschnofen, Innichen oder Montan denken. Der Erfolg hängt davon ab, ob eine Partei mit ge-eigneten Personen auftritt, The-men glaubwürdig bearbeitet und die Bürger passend anspricht. In Freienfeld oder Ratschings, wo wir faktisch nicht da waren, gel-ten wir oft als Nein-Sager, die Ent-wicklung und Fortschritt blockie-ren, den Ausländern Hausschlüs-sel und Sozialleistungen in die Hand drücken und keine geeig-neten Antworten für die Zukunft haben. Saftige Vorurteile, die aufs Ergebnis drücken, aber auch un-sere eigene Schuld sind, da wir – zu stadtlastig – solche Gemein-den links liegen lassen. Zudem schaffen wir es oft nicht genü-gend, uns einfach und eingängig auszudrücken. Dies gilt es zu ver-bessern, die Ergebnisse in Frei-enfeld und Ratschings sind da-für wichtige Warnlichter für ganz Südtirol.

Beschränken sich interethnische Themen nach wie vor auf den ur-banen Raum?

Ein ganz klares Ja, denn in einer Landgemeinde mit weitgehend deutschsprachiger Bevölkerung sind die Antennen für die Not-wendigkeit einer interethnischen oder sagen wir lieber interkultu-rellen Politik naturgemäß weni-ger ausgeprägt.

Es grünt nicht besonders„Es grünt so grün“ – im Wipptal allerdings nicht so besonders. Während die Grünen bei den Landtags-wahlen im Oktober auf Landesebene 8,7 Prozent er-reicht haben und nun drei Mandatare im Landtag stel-len, kommen sie im Bezirk nicht so recht vom Fleck: Die Zunahme von 4,9 Prozent auf 6,5 Prozent war ver-gleichsweise bescheiden, und das, obwohl gerade im

Wipptal viele grüne Kernthemen anfallen: Transit, BBT, Sadobre-Parkplatz, Wind- und Wasserkraft, der Mitte-walder „Stein an Stein“-Skandal. Klaus Schuster, einzi-ger Wipptaler Kandidat, konnte nicht wirklich punkten und erhielt im Wipptal 246 Stimmen. Hans Heiss aus Brixen holte hier 439 Stimmen, südtirolweit 12.691. Der Erker hat mit ihm gesprochen.

„Wir haben die Bereitschaft und Kompetenz zu einer Grünen Regierungsbeteiligung“

Nachlese

Der neue Südtiroler Landtag

Südtirol hat einen neuen Landtag. 35 Abgeordnete von neun verschiedenen Listen – davon vier Ein-Mann- bzw. Ein-Frau-Fraktionen – haben darin Sitz und Stimme. Neu ist Beppe Grillos 5-Sterne-Bewegung, für die der Boz-ner Paul Köllensperger den Sprung in das Hohe Haus geschafft hat. 14 Ab-geordnete sind neu im Landtag, davon neun und damit mehr als die Hälfte auf der SVP-Liste. Neun Abgeordnete sind Frauen.Erstmals in der Nachkriegsgeschichte hat die Südtiroler Volkspartei bei diesen Landtagswahlen die absolute Mehrheit verloren und kommt nur noch auf 17 Mandate (45,7 %). Damit muss sie nun erstmals ernsthaft um Positionen mit dem (alten) neuen Koalitionspartner feilschen. Zweitstärkste Kraft sind die Freiheitlichen mit sechs Mandataren (17,9 %); auf das siebte Mandat fehl-ten lediglich 250 Stimmen.SVP-Spitzenkandidat Arno Kompat-scher hat mit über 81.000 Vorzugsstim-men einen klaren Wählerauftrag als designierter Landeshauptmann erhal-ten. Wie er den angekündigten neuen Politikstil nun umsetzen will und wen er mit in das Regierungsboot lässt, wird sich demnächst zeigen. Bei sieben Re-gierungsmitgliedern braucht er laut Quote zwei Frauen, bei neun Landesrä-ten drei. Nur noch ein Mandat steht der italienischen Sprachgruppe zu. Geht die SVP eine Koalition mit dem bishe-rigen Partner PD ein, verfügt sie nur noch über eine hauchdünne Mehrheit von 19 Mandaten. Ob Kompatscher deshalb eine weitere Partei mit an Bord holt, ist zwar denkbar, aber eher un-wahrscheinlich. Nur: Allein mit dem PD hätte sich an der Regierungsmann-schaft so gut wie überhaupt nichts ge-ändert gegenüber der vergangenen Le-gislatur. Spannend bleibt dann eigent-lich nur die neue Ressortverteilung.Das Wipptal ist im neuen Landtag nicht mehr vertreten. Der Erker hat mit Spit-zenexponenten über den Wahlausgang und mögliche künftige Szenarien ge-sprochen. Lesen Sie deren Ansichten auf den folgenden Seiten.

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Besorgt über den Rechtsruck, der sich bei den Wahlen abge-zeichnet hat?

Mehr als die Sorge interessiert mich, was die Wählerschaft mit ihren Stimmen für Freiheitliche, Süd-Tiroler Freiheit und andere ausdrücken wollte. Klarerweise sind Blaue und STF auch Rechts-Parteien, die auf Ausgrenzung setzen, von Migranten eben-so wie von Italienern – da gilt es nichts zu beschönigen. Aber die Patrio-Populisten sprechen auch Fehler, Versagen und Skan-dale der Mehr-heit wirkungs-voll an, ebenso soziale Proble-me. Sie reagie-ren auf die An-liegen der durch Steuerdruck, Bü-rokratie und Auf-tragsschwäche geplagten Klein-betriebe und betreiben basisnahe Sachpolitik. Dieser Mix ist wirkungsvoll, ihm gilt es durch Grüne Antworten zu begegnen.

Ist die Zeit reif für eine Grüne Re-gierungsbeteiligung? In Nordti-rol klappt es ja gut.

In Tirol wollte die ÖVP um Lan-deshauptmann Günther Platter ihr eigenes Profil durch die neue Koalition auffrischen, zugleich sind die Grünen dort seit lan-gem stark und gefestigt. In Süd-tirol wäre Kompatscher einer Öff-nung in Richtung Grün nicht ab-geneigt, ebenso der soziale Flü-gel. Aber die SVP-Basis tickt weit konservativer, zudem legen sich Wirtschaft und Tagblatt quer. Meine Einschätzung: Wir haben Bereitschaft und Kompetenz – der sachkundige und bürgernahe Riccardo Dello Sbarba wäre der ideale Energie- und Umweltlan-desrat – aber diesmal wird eine Mitregierung schwierig. Die Grü-nen müssen bis 2018 auf deutlich über zehn Prozent kommen, The-men des Sozialen und der Grü-nen Wirtschaft stark ausbauen, sich weiterhin systematisch ver-jüngen – dann wird es klappen!

Wie viel Schweiz würde Südtirol guttun?

Eine starke Dosis Schweiz wäre für unser Land heilsam: Die Eid-

genossenschaft ist Vorbild in Sa-chen Direkte Demokratie und Diskussionskultur, Beispiel in Sparsamkeit und Effizienz der Verwaltung, beeindruckend bei der Innovation in Mobilität und Wirtschaft. Aber diese Entwick-lung fußt auf über 200 Jahren Ge-schichte – so schnell ist der Rück-stand nicht aufzuholen. Auch ist nicht alles Gold, was glänzt: Bank-geheimnis, Kantönligeist und Eu-ropafeindschaft sind nicht unbe-dingt nachahmenswert.

Ihre Prognose: Was wird sich in den kommenden fünf Jahren an der Südtiroler Politik ändern?Im kommenden Jahrfünft entschei-det sich die Zukunft Südtirols. Auf dem Prüfstand stehen Tragfähigkeit und Ausbau der Autono-mie, vor dem düste-

ren Hintergrund des italienischen Sinkflugs. Die Politik muss Filz ab-bauen, Demokratie stärken und ihre Lösungsfähigkeit spürbar ver-bessern. Arbeitsplätze sind zu si-chern, Einkommen zu erhöhen, Steuerlast und Bürokratie zurück-zuschneiden. Innovation und Wett-bewerbsfähigkeit müssen wach-sen. Das soziale Netz ist zu festi-gen, vorab für Jugendliche, sozial Schwache und ältere Menschen. Die Energie muss den Gemein-den zugute kommen und gezielte Preissenkungen müssen greifen. Migranten müssen verstärkt in un-sere Gesellschaft hineinwachsen, stärker berechtigt sein, auch ihre Pflichten wahrnehmen. Die große Frage lautet: Gelingt es, in Südtirol neue Chancen und Optimismus zu wecken, die soziale Kluft zu verrin-gern, Natur und Landschaft nicht weiter unter Druck zu setzen? Werden die großen Ziele verfehlt, dann sind wachsende Spannun-gen und politische Instabilität unvermeidlich. Die Herausforde-rung des Wandels kann gelingen, aber nicht ohne großen, in dieser Form seit 50 Jahren nicht erleb-ten Kraftakt. Das Wipptal ist ein Bezirk, wo sich die Herausforde-rungen besonders klar abzeich-nen, ein empfindlicher Seismo-graf Südtirols.

„Seit dem Abgang von Verena Debiasi hat im Wipptal eine starke Präsenz gefehlt, die durch die Kandida-tur von Klaus Schus-ter zwar spürbar, aber nicht zur Gänze aufge-holt werden konnte.“

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politik

Erker: Herr Leitner, Sie sind mit 36.761 Stimmen nach Arno Kom-patscher der zweitgewählte Süd-tiroler. Hätten Sie nicht als Frei-heitlicher Landeshauptmann-Kandidat antreten sollen?

Pius Leitner: Über mein persönli-ches Wahlergebnis bin ich eben-so erfreut wie über jenes der Frei-heitlichen insgesamt. Dafür bin ich dankbar und ich werde alles geben, um dem auch gerecht zu werden. Die Frage bezüglich ei-nes eigenen Landeshauptmann-Kandidaten wurde uns Freiheit-lichen und mir persönlich im Wahlkampf immer wieder ge-stellt. Leider wurden die Men-schen falsch informiert, denn es gab ganz einfach keine Landes-hauptmann-Kan-didaten, sondern Spitzenkandidaten der wahlwerben-den Gruppierun-gen. Ich hatte die Ehre, der Spitzen-kandidat der Frei-heitlichen zu sein, so wie Arno Kompatscher Spit-zenkandidat der SVP war. Der Landeshauptmann wird von den neuen Abgeordneten im Landtag gewählt.

Ist das Trentino demokratischer als Südtirol? Dort wird der Lan-deshauptmann direkt gewählt.

So ist es. Alle Regionen Italiens und die Autonome Provinz Trient

wählen den Regierungschef di-rekt. Leider hat der Südtiroler Landtag in der abgelaufenen Le-gislatur unseren Antrag auf Ein-führung der Direktwahl des Lan-deshauptmannes abgelehnt. Wa-rum wohl? Wir werden sicher ei-nen neuen Anlauf machen und hoffen, dass der angekündig-te „neue Stil“ auch hier Früchte trägt.

Haben Sie nach den Turbulenzen im Vorfeld der Wahl noch an eine Mandatszunahme geglaubt?

Zu Beginn des Wahlkampfes schien mir das fraglich, gegen Ende glaubte ich jedoch fest da-ran. Man darf nicht vergessen, dass wir nach dem Weggang von Thomas Egger bei vier Mandaten

gestartet sind. Somit haben wir eigentlich zwei Mandate dazu- gewonnen und auf das siebte fehlten uns nur rund 250 Stim-men.

Für viele hat Ihre Partei trotz des guten Abschneidens (17,9 %) strategische Fehler begangen. Mal ehrlich: Ohne Obmann-Ro-chade, Eggers Ausschluss und SVP-Glücksfall Kompatscher: Wo würden Sie Ihre Partei heute se-hen?

Unsere Strategie legen noch im-mer wir selbst fest. Wir sind die

Wahlsieger und können folglich nicht alles falsch gemacht haben. Der Erfolg gibt einem bekannt-lich immer recht. Der Erfolg hat ja auch immer viele Väter, bei Nie-derlagen findet man schnell die wenigen Schuldigen. Den Ob-mann-Wechsel habe ich persön-lich gewünscht und das Ergebnis von Ulli Mair müsste eigentlich alle inner-parteilichen Zweif-ler und alle Kritiker verstummen lassen. Ich freue mich über das Ergebnis von Ulli sehr, denn gegen sie wurde ein sehr mie-ses Spiel betrieben, teilweise sehr subtil und hinterhältig, wo-bei einige „Treiber“ aus dem Wipptal ka-men.Egger wurde auf-grund allseits be-kannter Vorfälle nicht mehr auf die Land-tagsliste gesetzt, er wurde aber nicht ausgeschlossen: Gegangen ist er selber und zwar aus freien Stücken. Seine Strategie, vom Tä-ter zum Opfer zu mutieren, haben die Wähler durchschaut. Hätte er sich in die Gruppe integriert und nicht auf den Freiheitlichen he-rumgetrampelt, würde er wohl wieder im Landtag sitzen und die Freiheitlichen hätten sehr wahr-

scheinlich mehr Mandate. Aber ein „hätt’ ich, tät’ ich, wär’ ich“ bringt nichts und ich ziehe den Spekulationen die harte Arbeit vor.Die Kandidatur von Arno Kom-patscher war für die SVP sicher ein Glücksfall. Aber auch die Me-dien haben ihren Anteil an dessen

persönlichem Erfolg, hielten sie doch über Monate Kompatscher-Festspiele ab. Die SVP-Skandale der vergangenen Jahre wurden mit schönen Bildern zugedeckt und gleichzeitig der Eindruck er-weckt, Kompatscher gehöre nicht zur SVP, geschweige denn zum System. Man darf gespannt sein, was er aus seinem persönlichen Erfolg für die Menschen macht –

Jeder Fünfte wählt blauDer Freiheitliche Bezirk Wipptal ist im Vorfeld dieser Wahl arg ins Schleudern geraten. Dem Sterzinger F-Landtagsabgeordneten Thomas Egger wurde die Wiederwahl verweigert, wo-raufhin dieser die „Wir Südtiroler“-Fraktion aus dem Ärmel zauberte und mit Pöders Bürger-Union und den Ladins Dolomites einen Schul-terschluss bildete. Schon lange stimmte zwi-schen ihm und Obfrau Ulli Mair die Chemie nicht mehr.Andreas Pöder konnte seine Haut retten, Tho-mas Egger nicht: Ihm fehlten am Ende 307 Stim-men. Im Wipptal bekam er nur noch 834 Stim-men, 784 gingen verloren. Bei der sommerli-

chen Pressekonferenz am Köpfl des Sterzinger Hausberges zeigte er sich noch guten Mutes. Dass es für zwei Mandate des politischen Kon-glomerates nicht reichen würde, werden wohl beide im Stillen befürchtet haben. Nur der Ausgang zwischen Pöder und Egger – da trau-te sich vor der Wahl niemand recht zu wetten, wer wohl das Rennen machen würde. Nun: Die Wähler haben den politischen Zickzackkurs Eggers vom SVP-Bürgermeister über die Frei-heitlichen hin zu „Wir Südtirolern“ nicht gou-tiert. Er ist politisch abgestürzt. Ob er noch ein-mal, vielleicht kommunalpolitisch, mitmischen möchte, kann man bei einem erprobten Polit-

fuchs wie Thomas Egger nie so genau sagen. Es ist aber eher auszuschließen.Was für ihn besonders bitter sein mag: Es soll mehrere ungültige Freiheitliche Stimmzettel mit dem Namen Egger gegeben haben. Auf der Kandidatenliste der Freiheitlichen hätte der „SEL-Skandal-Aufdecker“ den Wiederein-zug wohl spielend geschafft und den Freiheit-lichen – so stellt es sich jetzt dar – sicher zum nur knapp verpassten siebten Mandat verhol-fen. Es sollte nicht sein.Der Freiheitliche Bezirk Wipptal wird nun an ei-nen Umbau der Bezirksleitung denken müssen. F-Ehrenobmann Pius Leitner im Erker-Gespräch.

„In Sterzing und Ratschings braucht es einen Neustart“

„Gegen Ulli Mair wurde ein sehr mieses Spiel be-trieben, teilweise sehr subtil und hinterhältig, wobei einige ‚Treiber’ aus dem Wipptal kamen.“

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und darauf kommt es an.Der Landtagswahlkampf der Freiheitlichen war diesmal we-niger aggressiv als bei vorangegangenen Wah-len. Werden die Freiheit-lichen staatstragend?

Wir haben uns in den vergangenen 20 Jah-ren sicher auch gewan-delt. Wenn eine Partei eine ge-wisse Stärke hat, erwarten sich die Menschen davon mehr als nur knallharte Opposition. Wür-den wir jegliche Bereitschaft für eine Übernahme von mehr Ver-antwortung ausschließen, wür-de man uns zu Recht den Vorwurf machen, eine Neinsager-Partei zu sein. Auch wenn die Töne viel-leicht etwas leiser wurden, so hal-ten wir an unseren grundsätzli-chen Zielen weiter fest.

Eine Teilnahme an der Landes-regierung wird Ihnen wohl ver-wehrt bleiben?

Wir drängen nicht auf Biegen und Brechen in die Landesregierung und schon gar nicht biedern wir

uns an. Es geht uns nicht um Pos-ten, sondern um Programme. Un-sere Bereitschaft steht, aber ohne

klare Erkennbarkeit der freiheitli-chen Handschrift kommt für uns eine Regierungsbeteiligung nicht in Frage. Jetzt ist Arno Kompat-scher am Zug und ich denke, dass er den Wählerwillen nicht einfach ignorieren kann. Der Verlust der absoluten Mehrheit ist ein histo-risches Ereignis, das der SVP mehr zusetzt, als sie zuzugeben bereit ist.

Das Debakel im Wipptal blieb aus: Die Freiheitlichen haben trotz Eggers Kandidatur nur ein Prozent der Stimmen eingebüßt.

Ein Debakel im Wipptal habe ich persönlich zwar nie befürchtet, aber dass wir aufgrund der missli-chen Ausgangsposition so wenig

verloren haben, freut mich ganz besonders.

Hand aufs Herz: Etwas schaden-froh, dass Egger nicht mehr im Südtiroler Land-tag sitzt?Ich bin von Natur aus kein schadenfroher Mensch. Thomas Egger hätte es an-ders haben können, wenn

er auch einmal über den eigenen Schatten gesprungen wäre. Den Schaden hat er sich selbst zuge-fügt. Ich behalte aber auch in Er-innerung, was er Gutes getan hat. Jeder ist seines Glückes Schmied; in diesem Fall war der Amboss härter als der Hammer.

Trotzdem hat der F-Bezirk Wipp-tal gelitten: Bezirksobmann Hans- peter Schwitzer hoffte beim Be-zirksparteitag im Frühjahr noch auf 3.000 Stimmen. 2.083 wa-ren es am Ende, 357 weniger als vor fünf Jahren. Nun gibt es kei-nen Bezirksobmann mehr. Wann wird das Amt nachbesetzt?

Jeder Verlust schmerzt, aber die Gründe für die besondere Situa-

tion im Wipptal sind bekannt. Es gab keinen Beinbruch, wir ha-ben jedoch ein paar Kratzer ab-bekommen und diese haben wir uns selbst zuzuschreiben. Daher werden wir jetzt in Ruhe, aber kontinuierlich an den Wiederauf-bau des Bezirkes schreiten – mein persönliches Engagement dazu wird nicht fehlen. Die Mitglieder und Sympathisanten dürfen nicht die Leidtragenden sein und auch nicht die Wähler, die uns dieses Mal den Rücken gekehrt haben oder die vielleicht gar nicht zur Wahl gegangen sind. Sicher steht auch die Suche nach einem neu-en Bezirksobmann bzw. nach ei-ner Bezirksobfrau an.

In Sterzing und Ratschings sind der Partei auch die F-Gemeinde-räte weggebrochen. Auch in der Gemeinde Brenner hat die Partei einen Gemeinderat verloren. Wie geht es weiter?

In Sterzing und Ratschings braucht es einen Neustart, den wir natürlich vorbereiten werden. Insgesamt brauchen wir im Be-

„Wäre Thomas Egger nicht auf den Freiheitli-chen herumgetrampelt, würde er wohl wie-der im Landtag sitzen und wir hätten sehr wahrscheinlich mehr Mandate.“

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Die SVP hat bei den Landtags-wahlen im Wipptal 9,1 Prozent der Stimmen verloren, so viele wie kein anderer Bezirk – und das das vierte Mal in Folge. In den vergangenen 25 Jahren – 1988 hielt die Volks-partei hier noch 76,7 Prozent – hat sich jeder dritte Wähler von ihr ab-gewandt. Bei deutlich weniger Ein-wohnern wählten 1988 noch 8.919 Wipptaler das Edelweiß, jetzt sind es noch 5.212.Anfang November haben sich die Mitglieder der Wipptaler SVP-Be-zirksleitung in einer offenen Dis-kussion mit den Gründen für die erheblichen Stimmenverluste bei den Landtagswahlen befasst.Mehrere Mitglieder der SVP-Be-zirksleitung bedankten sich bei Be-zirkskandidat Stefan Hofer für sei-nen großen Einsatz. Sein Resultat wurde insgesamt als positiv und respektabel bewertet, auch wenn es nicht für den Einzug in den Süd-tiroler Landtag gereicht hat. Er er-hielt im Bezirk 2.143 Stimmen, süd-tirolweit 4.101 und landete auf der SVP-Liste abgeschlagen an 29. Stel-le.Die Gründe für die teils hohen Stimmenverluste im Wipptal sind nach Ansicht der Bezirksleitung vielfältig und komplex: „Einerseits

wurden landespolitische Entwick-lungen wie die Irritationen um den Energiesektor oder die Unzufrie-denheit großer Bevölkerungsteile in der Einwanderungsfrage für den Verlust ausgemacht, andererseits aber auch lokalpolitische Themen und Personalien.“In der Diskussion wurden scho-nungslos und offen Probleme und Meinungsverschiedenheiten ange-sprochen und auf den Tisch gelegt. In den nächsten Wochen stehe eine weiterführende Analyse und strategische Diskussion über eine inhaltliche und personelle Neuaus-richtung des kleinsten aller SVP-Bezirke an, so SVP-Bezirksobmann Christian Egartner.In den kommenden Wochen wer-den sich alle bestehenden Ortsaus-schüsse treffen, um ihre persönli-che Sicht der Dinge zu erläutern. In einem weiteren Treffen am 10. Dezember von Bezirksleitung und -ausschuss soll ein Strategiepapier ausgearbeitet werden, „um den SVP-Bezirk Wipptal fit für die Zu-kunft zu machen und somit auch für die neuen gesellschaftlichen Herausforderungen zu wappnen“. Christian Egartner will dem Erker erst dann ein ausführliches Inter-view geben.

Wipptal

SVP plant inhaltliche und personelle Neuausrichtung

zirk jetzt Ruhe und einen klaren Kopf. Schuldzuweisungen und ein ewiges Nachkarten bringen uns nicht weiter. Es ist an der Zeit, nach vorne zu schauen. Was die ausgeschiedenen Gemeinderä-

te betrifft, so danke ich ihnen für das, was sie für die Partei geleis-tet haben. Ihren Schritt der Tren-nung müssen sie aber vor ihren Wählern selber verantworten.

In Freienfeld, der Wipptaler F-Hochburg, hat jeder vierte Bür-ger (26,3 %) freiheitlich gewählt. Trotzdem gibt es dort heute noch keine freiheitliche Orts-gruppe und auch keine Gemein-deräte. Sie haben sich neben Ka-rin Knoflach als F-Bezirkskandi-dat präsentiert. Werden Sie nun am Aufbau örtlicher Strukturen mitwirken?

Karin Knoflach gilt mein beson-derer Dank, weil sie sich in einer schwierigen Situation ohne Zö-gern zu einer Kandidatur bereit erklärt hat. Obwohl sie beruflich und familiär bereits ausgelastet ist, hat sie im Rahmen ihrer Mög-lichkeit das Fähnchen der Frei-heitlichen im Wipptal hochgehal-ten; das verdient Respekt und An-erkennung.Mein persönlicher Einsatz wird nicht fehlen. Das Wipptal liegt mir sehr am Herzen; vielleicht auch deshalb, weil ich dort meinen Mili-tärdienst abgeleistet und über 15 Jahre gearbeitet habe. Mein Va-ter ist in Ritzail geboren und dort habe ich auf dem „Enterjocher Kirchtag“ beim „Pfitscher“ meine ersten Leberknödel gegessen.Die Gemeinde Freienfeld war im-mer schon eine Hochburg der Freiheitlichen und wir wissen das auch zu schätzen, wie wir die Zu-stimmung in allen Wipptaler Ge-meinden zu schätzen wissen. Es wird sicher die Zeit kommen, wo sich Wähler leichter als solche zu erkennen geben und aktiv bei den Freiheitlichen mitmachen. Ich würde mich natürlich sehr auf

Rückmeldungen freuen.Ihre Prognose: Was wird sich in den kommenden fünf Jahren in der Südtiroler Politik ändern?

Es wird sich viel ändern müssen. Die Zeiten der reichen Haushalte

sind vorbei und es sind neue Schwerpunkte zu setzen. Nur eine gerechtere Verteilung der Mittel kann den sozialen Frieden sichern. Dabei dür-fen wir nicht vergessen, dass diese Mittel zunächst einmal erarbeitet werden müssen. Wir brauchen keinen Klassen-

kampf, sehr wohl aber Frischluft für Unternehmer und Arbeiter. Da-mit die Menschen wieder gerne arbeiten, muss sich Leistung wie-der lohnen. Es wird harte Verhand-lungen mit dem Staat brauchen, damit wir tatsächlich Gestaltungs-möglichkeiten bei Steuern und Fi-nanzen erhalten. Mehr Eigenstän-digkeit brauchen wir aber insge-samt. Die Menschen wollen mehr in politische Entscheidungspro-zesse miteinbezogen werden, was ein neues Demokratieverständnis der Mächtigen voraussetzt.Für Südtirol wird die Entwick-lung in Italien und in Europa ein-schneidende Veränderungen be-deuten. Wollen wir ewig für die Schulden des Staates aufkom-men oder wollen wir einmal ei-nen Schlussstrich ziehen? Wollen wir einfach zusehen, wie unser Land von Ausländern überflutet wird, noch dazu in einer Zeit, in der die Arbeitslosigkeit auch bei uns zum Problem wird? Wollen wir einfach zusehen, wie die EU über alles entscheidet, oder liegt uns noch daran, unsere Eigenart zu bewahren und Herr im eige-nen Haus zu bleiben? Damit wir den großen Herausforderungen bestmöglich begegnen können, braucht Südtirol ein neues Den-ken gepaart mit Mut, Zielstre-bigkeit und Ausdauer. Es genügt nicht mehr das Verwalten der Au-tonomie, sondern wir müssen ge-meinsam ein neues Ziel formulie-ren. Der Weg in die Freiheit ist kei-ne Autobahn, er ist beschwerlich und mit Hindernissen bestückt. Wenn wir ihn mit den drei Volks-gruppen gemeinsam beschrei-ten, werden wir diese Hindernisse aus dem Weg räumen. Den Muti-gen gehört die Zukunft!

„Die SVP-Skandale der vergange-nen Jahre wurden mit schönen Bil-dern zugedeckt. Gleichzeitig wur-de der Eindruck erweckt, Kompat-scher gehöre nicht zur SVP, ge-schweige denn zum System.“

politik

Wipptal

SVP im Sinkflug

1988 1993 1998 2003 2008 2013

76,7

%

63,3

%

68,1

%

63,1

%

56,2

%

47,1

%

8.919 7.542 8.076 7.580 6.922 5.212

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erker dezember 13 19

Der Bezirkssozialausschuss (BSA) der SVP-Arbeitnehmer im Wipp-tal hat unlängst den Ausgang der Landtagswahlen analysiert. „Wir bedauern das Scheitern unseres Wipptaler Kandidaten Stefan Hofer sehr. Nun gilt es die Gründe für den verpassten Einzug genau zu durch-leuchten“, so BSA-Vorsitzender Jo-sef Lazzari.„Bei voller Unterstützung aller Rich-tungen unseres Bezirkes wäre für Hofer sicher ein besseres Ergebnis möglich gewesen“, betont Lazzari. In den vier Arbeitnehmer-Manda-taren, die den Einzug in den Land-tag geschafft haben, sieht der BSA Wipptal zuverlässige Ansprech-partner für ihre Belange.Breiten Raum nahm die Diskussi-on über den seit kurzem gebüh-renpflichtigen Pendlerparkplatz am Bahnhof Sterzing ein. Die

Gebühr wird von der Gemeinde Pfitsch von den Pendlern einge-hoben, um anfallende Kosten für Instandhaltung und Schneeräu-mung zu decken. Der BSA spricht sich entschieden dagegen aus. „Den Pendlern darf nicht weiter in die Tasche gegriffen werden. Arbeitnehmer, die täglich den Bezirk verlassen müssen, um sich das tägliche Brot zu verdienen, sollen nicht mit weiteren Ausga-ben belastet werden“, so Lazzari. „Auf keinen Fall“ hinnehmen will der BSA die Reduzierung der Öff-nungszeiten des Arbeitsamtes in der angedachten Form. „Wir wer-den beim zuständigen Amt die ursprünglichen Öffnungszeiten einfordern. Vor allem in Krisen-zeiten ist ein funktionierendes Arbeitsamt von Nöten“, so Laz-zari.

Wipptal

SVP-Arbeitnehmerbesprechen aktuelle Themen

Pendlerparkplatz beim Sterzinger Bahnhof: „Gebühren wieder aufheben“

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politik

Erker: Frau Klotz, jeder zehnte Wipptaler hat bei den Landtags-wahlen die Süd-Tiroler Freiheit gewählt. Sie selbst erhielten im Bezirk 735 Stimmen, Sven Knoll 694. Worauf führen Sie das gute Abschneiden zurück?

Eva Klotz: Sicherlich waren meh-rere Faktoren ausschlaggebend. Wir haben festgestellt, dass unse-re Glaubwürdigkeit und die kon-sequente Politik – gleichgültig, ob wir ausgelacht oder angefein-det wurden – in Südtirol belohnt worden sind. Es stellt sich auch immer mehr heraus, wie wichtig es ist, dass die Forderung nach Selbstbestimmung nie erloschen ist. Außerdem waren gerade im Wipptal einige Wähler irritiert von verschiedenen Vorkommnis-sen – die Geschichte mit Christi-an Egartner und möglicherwei-se auch jene mit Thomas Egger

– und haben unsere konsequente Linie honoriert.

Eine eigene Bezirksstruktur hat Ihre Bewegung im Wipptal bis-her nicht. Wird sich das in Zu-kunft ändern?

Wir hoffen sehr, dass uns dies ge-lingt. Es gibt bereits einige junge Ansprechpartner. Bei der Süd-Ti-roler Freiheit stehen keine Par-teiinteressen im Vordergrund; ein M i n i m u m an Struktu-ren braucht es aber, weil wir viele Aktionen organisieren. Unsere Erfahrung hat gezeigt: Je mehr gute Stützpunkte wir ha-ben, desto wirkungsvoller sind unsere Aktionen.

Gibt es schon konkrete Namen?Ja, aber es ist verfrüht, diese zu nennen. Wir müssen uns mit den Leuten zuerst im kleineren Rah-

men treffen und absprechen.Auch in den Gemeindestuben ist Ihre Bewegung im Wipptal nicht vertreten. Es ist der Süd-Tiroler Freiheit bisher nicht gelungen, hier auch kommunalpolitisch Fuß zu fassen. Trauen sich Ihre Sympathisanten nicht aus der Deckung?

Das glaube ich weniger. Bisher hat unser Bezirkssprecher des Eisack-

tales Hartmuth Staffler das Wipp-tal mitbetreut. Viele werden ein-fach darauf warten, dass es eine Struktur gibt: Ansprechpartner vor Ort, an die man sich wenden kann und die im ständigen Kon-takt zum Hauptausschuss stehen.

Ihre Bewegung wird eindeutig dem politisch rechten deutschen

Lager zugeordnet. Wie kommen Sie mit dem Begriff „rechts“ zu-recht?

(lacht) Da muss zuerst die Frage gestellt werden: Wie definiert man rechts? Wir verlangen so wenig Staat wie möglich. Rechts bedeu-tet, möglichst alles zu zentralisie-ren. Wir sind aber ausgesproche-ne Föderalisten. Die Ausübung des Selbstbestimmungsrechtes

wird in aller Welt gefordert und besonders dort, wo sich histo-risch die Linke immer wieder da-für stark gemacht und gekämpft hat. Es gibt Ideale, die über allen Ideologien stehen. Diese ideolo-gischen Einteilungen greifen zu kurz und sind ewiggestrig.

Für wie realistisch halten Sie ein

Gesichtslose Süd-Tiroler FreiheitSie spricht von einem Triumph im Wipptal: Die Süd-Tiroler Frei-heit des Bezirkes Eisacktal/ Wipp-tal zeigt sich über das Ergebnis der Landtagswahlen überaus erfreut. Sie konnte ihren Stimmenan-teil im Wipptal von bisher 4,6 auf 9,8 Prozent mehr als verdoppelt: Jeder zehnte Wipptaler (1.087)

hat die Bewegung, die sich die Selbstbestimmung auf ihre Fah-nen schreibt, gewählt. In allen Gemeinden des Wipptales konnte sie deutlich zulegen.In der Gemeinde Brenner hat sich der Stimmenanteil von 3,3 auf 10,5 Prozent sogar mehr als verdrei-facht. Beinahe verdreifacht hat sich

auch der Stimmenanteil in Pfitsch von 3,9 auf 10,0 Prozent. Mindes-tens doppelt so hoch war der Stim-menanteil in Sterzing (von 4,3 auf 8,7 %), in Freienfeld (von 5,5 auf 10,9 %) und in Ratschings (von 5,5 auf 11 %).Bis auf weiteres bleibt die politi-sche Bewegung im Bezirk aller-

dings gesichtslos. Bezirksspre-cher für das Wipp- und Eisacktal ist der Brixner Hartmuth Staffler. Wipptaler Gemeinderat stellt die Süd-Tiroler Freiheit hingegen bis heute keinen. Das soll sich 2015 ändern.Der Erker im Gespräch mit Eva Klotz.

„Nicht wir sind die Unfriedenstifter, sondern die ‚Siamo-in-Italia’-Apostel“

„Entweder wird Südtirol eine Region Österreichs, ein eigener souveräner Staat – oder eine hundsgewöhnliche italienische Provinz mit lauter Altoatesini.“

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selbstbestimmtes Südtirol?Ein selbstbestimmtes Südtirol ist sehr realistisch. Es kommt nur darauf an, dass die Bevölkerung endlich die Realitäten zur Kennt-nis nimmt und ihnen in die Au-gen schaut. Mit Italien hat Süd-tirol keine Zukunft und es tut mir sehr leid, dass die Leu-te dies schmerzlich am eigenen Leib er-fahren müssen. Aber die Erkenntnis wird sich durchsetzen – ich hoffe nur, dass sie nicht zu spät kommt. Selbstbestimmung bedarf einer guten Vorbereitung – wir arbeiten seit vielen Jahrzehnten dafür. Aber die offizielle Po-litik, die SVP, steckt immer noch den Kopf in den Sand. Es könnte ein böses Erwachen ge-ben. Sobald Italien im Chaos un-tergeht, werden wir dastehen wie die Ochsen vor dem Berg. Es ist verantwortungslos, nicht endlich die richtigen Schritte einzuleiten, sondern die ganze Zeit darauf zu warten, dass eine Verhandlung über längst Abgeschlossenes wie-derverhandelt wird. Irgendwann ist es nur noch ein Ersatz vom Ersatz vom Ersatz. Au-tonomie ist wie die Meta-pher der Eule: Der Schwä-chere gibt nach und nach und plötzlich ist er vor lau-ter Nachgiebigkeit nicht mehr da. So wird es der Autono-mie ergehen. Die Autonomie gibt so lange nach, bis sie verschwun-den ist.

Denken Sie nicht, Ihre Selbstbe-stimmungsabsichten schaden dem friedlichen Zusammenle-ben der Sprachgruppen mehr, als dass sie ihm nutzen?

Selbstbestimmung ist ein frie-densstiftendes, von der UN-in-ternationalen Staatengemein-schaft festgesetztes Element, um Auseinandersetzungen friedlich zu lösen – und nicht, um Krie-ge vom Zaun zu brechen. In Eu-ropa hat letztendlich das Selbst-bestimmungsrecht zu einer eini-germaßen friedlichen Koexistenz

geführt. Gerade in den vergange-nen 20 Jahren gab es viele Verän-derungen wie die Zusammenfüh-rung und Trennung von Staaten, die Wiedervereinigung Deutsch-lands, neue Staaten sind entstan-den wie im ehemaligen Jugos-

lawien. Wenn Zusammenleben aber bedeutet, dass einer immer mit schlechtem Gewissen nach-geben muss, zurückbleibt und immer den Stachel in sich trägt, dass das Unrecht ewig fortge-setzt wird, ist das keine Friedens-basis. Echten Frieden kann es nur auf Grundlage von Gerechtigkeit geben. Das Unrecht gibt keine

Ruhe. Man muss endlich den Mut haben, sich mit demokratischen Mitteln gegen diejenigen zu stel-len, die die Aufrechterhaltung des Unrechts mit unfriedlichen Mit-teln verteidigen. Nicht wir sind die Unfriedenstifter, sondern die „Siamo-in-Italia“-Apostel.

Ende November läuft das selbst-verwaltete Referendum zur Selbstbestimmung ab. Was zeichnet sich ab?

Ich habe keinen Überblick, zumal es mehrere Abstimmungsmög-lichkeiten gibt: über Internet, SMS und Briefwahl. Außerdem werden wir noch einmal eine Aktion star-ten – um all jenen eine Abstim-mungsmöglichkeit zu geben, die

„Jeder einzelne Südtiroler muss Position ergreifen: ob sich in Südtirol wirklich etwas ändern soll oder ob er in diesem chaotischen Staat mit untergehen will.“

den Brief verlegt oder zusammen mit vielen Postzusendungen in der Zeit des Wahlkampfes weggewor-fen haben. Erste Ergebnisse wer-den sich Mitte Dezember zeigen.

War die Aktion also nicht ein rei-ner Wahlkampfgag?

Das war für viele politische Gegner natürlich eine willkommene Aus-rede. Als Wahlkampfgag war die Aktion schon allein deshalb nie zu bewerten, weil die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts bzw. die Aufrechterhaltung der Flamme der Selbstbestimmung mein Lebens-werk ist. Wir haben die Wahlkampf-zeit wegen der günstigen Posttari-fe genutzt. Auch wollten wir ge-währleisten, dass die Zukunftsfra-ge Südtirols nicht untergebuttert wird; die Südtiroler Volkspartei will immer alles auf die Tagesthemen herunterbrechen. Es ist uns gelun-gen, die Zukunftsfrage zum Mittel-punktthema im Wahlkampf zu ma-chen. Insofern haben wir diese Zie-le bereits erreicht.

Ihr Prognose: Was wird sich in den kommenden fünf Jahren in der Südtiroler Politik ändern?

Die Südtiroler Volkspartei wird Farbe bekennen müssen. Wir wis-sen, dass sie für den Verbleib bei Italien ist und dass sie sich schon gar nichts anderes mehr vorstel-len kann. Sie ist mittlerweile zur Handlangerin der römischen Po-litik geworden und tickt italie-nisch-staatlich – das zeigen die vielen verschiedenen Reaktionen und Stellungnahmen. Für die SVP und natürlich auch für die Südti-roler wird die Stunde der Wahr-heit kommen. Sie müssen Positi-on ergreifen: ob sich in Südtirol wirklich etwas ändern soll oder ob sie in diesem chaotischen Staat mit untergehen wollen. Die-se Frage lässt sich nicht an die 35 Politiker im Landtag und ein paar Parlamentarier delegieren. Jeder einzelne sollte den Mut zum Be-kenntnis haben. Das erwarte ich mir auch von den Südtirolern.

Südtirol 2030: Wo steht das Land?

Entweder ist Südtirol eine Region Österreichs oder ein eigener sou-veräner Staat – oder Südtirol ist eine hundsgewöhnliche italieni-sche Provinz mit lauter Altoatesini.

Interview: rb

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titelgeschichte

EndstationBrenner

Fast täglich versuchen einwanderer, ohne gültige pa-piere über den Brennerpass in nördliche eu-länder

weiterzureisen. An der situation wird sich so schnell nichts ändern. Die caritas versucht nun, am Brenner

eine Auffangstruktur zu errichten.

Migranten-ABC

Flüchtling, Migrant, Einwanderer ... Worin unterscheiden sich diese Begrif-fe? Über eine einheitliche Erklärung streiten sich Experten bis heute. Ver-such einer Definition.

Migrant: jemand, der den Wohnsitz aus Gründen, die nichts mit Touris-mus, Familie oder Pilgerfahrt zu tun haben, für mindestens drei Monate in ein Land verlegt, das nicht sein Ge-burtsland ist.

Flüchtling: Migrant, der in seinem Herkunftsland verfolgt wurde (po-litischer Flüchtling) oder von Krieg bedroht wird (Kriegsflüchtling) und es deshalb verlassen hat. Verlassen Flüchtlinge ihren Heimatstaat nicht, handelt es sich um Binnenflüchtlinge. Wirtschaftsflüchtlinge sind Menschen, die aufgrund existenzbedrohender wirtschaftlicher Rahmenbedingungen ihre Heimat verlassen und um Asyl in einem anderen Staat ansuchen.

Arbeitsmigration: Auswanderung aufgrund besserer Arbeitsbedingun-gen in einem fremden Land.

Immigrant/Emigrant: Überschrei-ten Menschen im Zuge ihrer Migrati-on Ländergrenzen, werden sie aus der Perspektive des Landes, das sie betre-ten, Einwanderer oder Immigranten (lat. migrare = wandern) genannt. Aus der Perspektive des Landes, das sie verlassen, heißen sie Auswanderer oder Emigranten.

Illegale Einwanderung: Das Über-schreiten der Grenzen unter Umgehung der einreiserechtlichen Bestimmungen des jeweiligen Landes, z. B. ohne Vi-sum, Reisepass oder Ausnahmegeneh-migung, da ihnen legale Einwande-rungsmöglichkeiten verwehrt sind.

Schlepper: juristische Bezeichnung für jemanden, der wissentlich die rechtswidrige Ein- oder Durchreise ei-nes „Fremden“ in oder durch Staaten fördert.

Asylwerber: Person, die einen schrift-lichen Antrag bei der Staatspolizei (Quästur) stellt, um als Flüchtling im Aufnahmeland anerkannt zu werden.

Asylanerkennung: Rechtliche Aner-kennung eines Asylwerbers als Flücht-ling im Sinne der Genfer Flüchtlings-konvention. Ein anerkannter Flücht-ling ist italienischen Staatsbürgern in wesentlichen Belangen, u. a. am Ar-beitsmarkt, gleichgestellt.

Quelle: www.migrationsrecht.net,www.enzyklo.de

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Die Handschellen klicken um Mit-ternacht. Reibungslos war der Mann über die Brennergrenze ge-kommen. Er zahlt die Maut und macht einen großen Bogen um die Patrouille. Das macht die Straßen-polizei stutzig. Sie winkt den alten VW zu sich, kontrolliert die Papie-re und entdeckt im Auto drei Ju-gendliche aus Eritrea. Sie hatten dem rumänischen Fahrer 950 Euro gezahlt, damit er sie nach Deutsch-land schleust. Dazu wird es nicht mehr kommen. Der Fahrer wird festgenommen und ins Bozner Gefängnis gebracht, die Jugend-lichen werden auf freiem Fuß an-gezeigt und in die Quästur beglei-tet. Vorfälle wie Mitte November in Steinach gibt es in der Nähe der Brennergrenze regelmäßig. Überhaupt scheint der Brenner zur-zeit ein Déjà-vu zu erleben. Nach der Jugoslawien- und Albanienkri-se in den 1990er Jahren erreicht er-neut eine Flüchtlingswelle den Al-penpass. 3.560 Flüchtlinge – davon 2.400 Männer, 600 Frauen und 560 Kinder – hat die österreichische Polizei zwischen Jänner und Mitte November 2013 aufgehalten. Das sind fast zehn am Tag. Die meisten Flüchtlinge kommen derzeit aus Syrien, wo sich seit Au-gust 2011 Truppen der Regierung und Oppositionsgruppen verbit-tert bekämpfen. Bis Juli 2013 wur-den nach UN-Angaben mindestens 100.000 Menschen getötet. Rund

2,6 Millionen sind aus ihrem Land geflohen, vor allem in die umlie-genden Nachbarregionen wie Tür-kei, Irak, Jordanien oder Libanon, mehr als vier Millionen sind inner-

halb Syriens auf der Flucht. Ein kleiner Teil dieser Kriegsflücht-linge dürfte über die Insel Lam-pedusa, Bari oder Sizilien auf das Festland gekommen sein. In Italien

bleiben wollen die wenigsten. Sie wollen weiter, zu Bekannten, Fami-lienangehörigen oder Communi-ties, nach Deutschland, Norwegen, Dänemark oder Schweden. Doch

titelgeschichte

„Wer behauptet, die EU ist kleinherzig, brutal und böse, macht es sich zu leicht“, sagt EU-Parlamen-tarier Herbert Dorfmann. Seit Monaten ringt die EU-Politik um eine Lösung in Flüchtlingsfragen.

Doch eine zeitgerechte Antwort hat auch sie noch nicht gefunden.

Erker: Herr Dorfmann, ist das EU-Abkommen Dub-lin II noch zeitgemäß?Herbert Dorfmann: Die Dublin-II-Verordnung finde ich nicht schlecht, auch wenn sie für Grenzgebiete sehr wohl ein Problem darstellt. Die Verordnung re-gelt, welcher EU-Mit-gliedsstaat für einen Flüchtling und die Prü-fung seines Asylantra-ges zuständig ist. Einem Flüchtling wäre nicht da-mit gedient, wenn die EU künftig alle Asylansu-chen in Brüssel bearbei-ten würde. Auch Flücht-linge nach einem Schlüs-sel auf Mitgliedsstaaten aufzuteilen, ist eine Illu-sion. Ein Flüchtling geht dorthin, wo er Arbeit findet. Ihn Staaten mit hoher Arbeitslosigkeit unterzujubeln, macht keinen Sinn.Man muss dazu sagen: Die meisten Immigranten wandern legal als Touristen mit Visum nach Europa ein und bleiben dann illegal hier. Sichtbar sind vor al-

lem die menschlichen Tragödien und die Kriminalität, die sich auf dem Weg durch die Wüste und das Mit-telmeer abspielen, dort gilt es zu intervenieren. Das Problem ist aber, dass die EU mit den neuen Demo-kratien südlich des Mittelmeeres kaum politische Be-ziehungen pflegen kann.Warum?Weil niemand die dortige Situation im Griff hat. In Ägypten gibt es fast kein Staatswesen mehr; es re-giert das Militär. Das Mittelmeer-Problem muss auf beiden Seiten der Küsten gelöst werden. In Libyen müsste ein Schalter prüfen, wer Recht auf Einreise

in die EU hat. Wer kein Recht hat, muss vor Ort blockiert werden. Al-len Immigranten die Tür zu öffnen, löst das Grundproblem nicht. Men-schen aus Kriegsgebieten wie Syri-en haben für die Zeit, in der in ih-rem Land Krieg herrscht, Recht auf Asyl in Europa. Man kann EU-Staa-ten aber nicht zwingen, auch Wirt-schaftsflüchtlinge aufzunehmen – so sehr ich die Beweggründe von Menschen verstehe, die ihre Hei-mat verlassen, um ihre wirtschaft-

liche Lage zu verbessern. Warum kann ein Immigrant nicht einfach in dem Land um Asyl ansuchen, in dem er leben möchte? Staaten wie Bulgarien oder Italien sind der Ansicht, dass Immigranten nicht ihr Problem sind, da sie dort ohne-hin nicht bleiben wollen. Doch Staaten wie Deutsch-

„Wir brauchen eine stärkere Außenpolitik”

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nicht alle schaffen es dorthin. Weil Gesetze auch Europas Innengren-zen dicht machen. Dabei ist der Brenner schon lan-ge keine echte Grenze mehr. Die Zeiten, als 120 Polizisten und 44 Carabinieri auf italienischer Sei-te, 120 Gendarmen und 44 Polizis-ten auf österreichischer Seite jedes Auto und jeden Pass kontrollierten, sind längst vorbei. Seit 1997 sind die italienisch-österreichischen Schlagbäume verschwunden, vom florierenden Grenzort geblieben sind nur noch verlassene Kaser-nen und Dienstwohnungen – und eine Handvoll Polizeikräfte. Jähr-lich fahren Millionen Fahrzeuge über den Brenner, PKW, LKW, Mo-torräder. Schengen hat Europa frei-en Verkehr für Menschen, Waren und Dienstleistungen ermöglicht. Für Flüchtlinge ist der Brenner eine Grenze geblieben. Weil ihnen zur Einreise ein gültiges Dokument fehlt.Rechtlich gesehen sind Grenzkon-trollen innerhalb Europa erlaubt. Wer in Österreich innerhalb von 24 Stunden nach Eintritt in den Staat ohne gültige Dokumente ertappt wird, wird binnen weniger Stun-

den wie ein Paket ohne Adressat zurück zum Brennerpass geschickt. Das Dublin-Abkommen besagt nämlich: Für einen Asylwerber ist jener Staat zuständig, in den er zu-erst eingereist ist. In Europa sind dies vor allem Länder wie Italien, Griechenland und Spanien.

Der Großteil der Flüchtlinge finde sich damit ab, nach Italien abge-schoben zu werden, so der Leiter der Einsatz-, Grenz- und Fremden-polizeilichen Abteilung (EGFA) der Landespolizeidirektion Tirol Harald Baumgartner. Es sei eine ungute Situation zurzeit; seine persönli-

che Meinung zur Flüchtlingsfrage will er dem Erker nicht mitteilen. Er müsse handeln, wie es das Gesetz vorschreibe.

Hoffen auf Asyl

Eine Einreiseerlaubnis besitzen die wenigsten Flüchtlinge aus Dritt-ländern. Zwar hat jeder fünf Tage Zeit, bei einer Quästur seinen Auf-enthaltsstatus zu klären und um Asyl anzusuchen. Asyl bedeutet Schutz für politisch Verfolgte oder Menschen aus Kriegsgebieten. Die meisten Flüchtlinge, die in Ita-lien einreisen, kommen nicht aus Kriegsgebieten, sondern aus Län-dern, in denen die Lebensbedin-gungen schlecht sind. Hoffnung auf ein besseres Leben ist noch lan-ge kein Grund für Asyl. Viele Wirtschaftsflüchtlinge ver-zichten auf einen Asylantrag, weil die meisten sowieso abgelehnt werden. So versuchen es laut Me-dienberichten viele heimlich, als Papier-, Geld- und Namenlose, sie pferchen sich in PKW, verstecken sich in Zügen und unter LKW-Pla-nen, um ungesehen Staatsgren-ze für Staatsgrenze zu passieren. Sie werden zu Schatten, tauchen da auf und dort unter, tun alles, um nicht aufzufallen. Denn: Wer entdeckt wird, wird für das Gesetz sichtbar.In der Nähe des Bahnhofs Brenner

land wollen nicht zulassen, dass Staaten am Mittel-meer ohne gesamteuropäische Regelung einfach Zehntausende Visa ausstellen, die in ganz Europa gül-tig sind. Das kann ich gut verstehen, weil dies in Staa-ten wie Deutschland oder Österreich eine unkontrol-lierbare Zuwanderung kreieren würde.Dass Europa seine Festungsmauern unpassierbar werden lässt, wird von vielen Seiten scharf kriti-siert.Die Behauptung, es gebe heute keinen legalen Weg mehr, in Europa einzuwandern, ist falsch. Die EU lässt Menschen sehr wohl einreisen, wenn sie die Voraus-setzungen (Unterkunft und Job) erfüllen. Jedes Jahr stellen arbeitskräftesuchende EU-Mitgliedsstaaten zu Abertausenden Visa und Arbeitsgenehmigungen aus. Die EU-Grenzagentur Frontex ist der Versuch, die Flüchtlingspolitik zu vergemeinschaften und Staa-ten wie Italien oder Griechenland zu unterstützen. Frontex macht einen guten Job, sie patrouilliert vor den Küsten Afrikas und verhindert, dass Boote übers Meer nach Europa gelangen bzw. Menschen in schrottreifen Schiffen zirkulieren und untergehen. Natürlich müsste gleichzeitig die Kriminalität in Af-rika bekämpft werden. Wir können aber nicht ein-fach so im souveränen Staat Libyen Polizei spielen. Das stellen sich viele zu einfach vor. Fakt ist, dass die EU viel zu langsam arbeitet. Seit der Tragödie in Li-byen sind tausende Menschen auf sich alleine ge-stellt. Diese Situation ist nicht verantwortbar, doch wir haben bis heute keine zeitgerechte Antwort ge-funden. Schickt man diese Menschen nach Hause zurück, lässt man sie ins offene Messer laufen. Ge-

nauso verantwortungslos ist es, sie ihrem Schicksal zu überlassen. Europa trägt eine Mitverantwortung, weil sich vor unserer Haustür menschliche Tragödi-en abspielen.Warum dann dieses Zögern?Unsere Außenpolitik ist zu schwach und müsste viel stärker auftreten. Ein anderes Problem, das uns zur-zeit beschäftigt: Europas Arbeitsmarkt ist aufgrund der demographischen Situation auf Arbeitskräfte aus Drittländern angewiesen. Doch nur wenige Afrika-ner sind auf unseren technologisierten Markt vorbe-reitet, viele können weder lesen noch schreiben. Es könnte zu einer europäischen Frage werden, sie über europäische Programme darauf vorzubereiten. Aber zurzeit sind auch viele Europäer arbeitslos. In Ländern wie Italien oder Spanien, in denen eine Jugendarbeitslosigkeit von 50 Prozent herrscht, ja. Die Einheimischen beobachten dort auch genau, wer eine Arbeitsstelle bekommt. Immigration ist ein politisch hochbrisantes Thema, mit dem sich die EU in den kommenden zehn bis 15 Jahren intensiv beschäftigen muss. Derzeit gibt es unterschiedliche Ansätze. So hat der Norden Euro-pas vielen Immigranten die Tür geöffnet, vermutlich war die einheimische Gesellschaft dort zugänglicher dafür. In unserem Parlament gehen die Meinungen von „Es braucht keine Grenzen, jeder darf kommen“ bis hin zu „Sperrt Europa zu, weil jeder Migrant ein halber Verbrecher ist“ auseinander. Mittendrin spielt sich eine harte politische Debatte ab. Bedenklich fin-de ich, dass immer mehr Parteien und Bürger Immig-ration komplett ablehnen, wie es in einigen europäi-schen Staaten wie den Niederlanden der Fall ist.

Pfarrer Hugo Senoner hat in den 1990er Jahren das getan, was heu-te jedem italienischen Staatsbür-ger verboten ist: Er hat illegalen Einwanderern geholfen. Der Ju-goslawien- und der Albanienkrieg zwingen Bosnier, Serben und Al-baner, ihr Zuhause zu verlassen. Viele wählen den Weg über den Brenner, um zu Verwandten nach Deutschland auszuwandern. Doch Österreich macht die Grenzen dicht, bringt sie zur Brennergrenze zurück, wo sie tage- und wochen-lang festsitzen. Senoner erinnert sich noch gut an den Tag, an dem ihm am Bahn-hof Brenner ein frierender Junge auffällt. Er tut ihm so leid, dass er ihm eine Coca Cola anbietet. Den

Eltern kauft er ein belegtes Brot. Am Abend sitzt die Familie immer noch da. Senoner bringt es nicht übers Herz, sie bei acht Grad minus im Freien schlafen zu lassen, bringt sie im Hotel „Post“ un-ter. Tags darauf steht am Brenner die nächste Familie, täglich kommen Familien dazu. Se-noner ist außer-stande, allen zu helfen. Kurz vor Weihnachten bittet er in Zeitun-gen um Mithilfe. Eine Welle der So-lidarität schlägt ihm entgegen. Vielen Menschen hat Senoner

ein Dach über dem Kopf gege-ben, auch im Pfarrwidum. „Viele waren am Boden zerstört, haben

die ersten beiden Tage durchgeschla-fen.“ Einige Familien schreiben ihm bis heute Karten und danken ihm für seine Hilfe. Von den meis-ten aber hat er nie mehr etwas gehört.Wie er es geschafft hat, Flüchtlinge auch über die Grenze zu

schmuggeln, verrät er nicht. Nur, dass er einmal mit Universitäts-professoren aus Kasachstan zu Fuß über den Sattelberg nach Obern-berg gewandert ist, wo jemand im

Hugo Senoner – Geschichte eines Helfers

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steht die Kaserne des Polizeireviers Brenner. Hier wird jeder, der von Österreich zurückgeschickt wird, noch einmal überprüft oder neu registriert: mit Name, Adresse, Ge-schlecht. Sämtliche Fingerabdrü-

cke sind in der EURODAC vermerkt, einer europäischen Datenbank, die verhindert, dass ein Asylbewer-ber in mehreren Mitgliedsstaaten gleichzeitig oder nacheinander ein Asylverfahren betreiben kann.

Auffangstrukturen am Brenner oder in Sterzing

Viele Flüchtlinge, die durch den Stiefelstaat hoch in den Norden ge-

reist sind, haben oft eine monate- oder jahrelange Flucht hinter sich. Viele, die von Europa träumen, ster-ben bereits auf dem Weg dorthin, verdursten in der Wüste, werden überfallen, vergewaltigt, ertrinken

bei der Überfahrt, treiben als Lei-che an Land. Wie viele Menschen bei Überfahrten ums Leben kom-men, lässt sich schwer sagen. Vor-sichtige Schätzungen gehen von 500 aus, andere bis zu 2.000 Toten pro Jahr. Bereits heute gilt das Mit-telmeer als größtes Massengrab seit dem Zweiten Weltkrieg mit schätzungsweise 20.000 Toten. Trotzdem nehmen jedes Jahr – ge-trieben von Krieg, Regime oder schlechten Lebensbedingungen – Zehntausende Menschen die Ge-fahr in Kauf. Familien oder Dörfer verkaufen oft ganze Rinderher-den, um zumindest einem Famili-enmitglied den Weg nach Europa zu ebnen. Entsprechend groß ist der Druck, der auf den Auswande-rern lastet: Sie tragen die Verant-wortung, schnellstmöglich Arbeit zu finden, um den verschuldeten Familien zuhause Geld zu schicken. Doch der Traum von Arbeit und Einkommen wird schnell zur Ent-täuschung. Wer auf Asyl und Arbeit hofft, wartet, wie Zehntausende andere auch, wochen-, monate-, oft jahrelang – oft ohne Dach über dem Kopf. Diesen Umstand prangern die Ver-einten Nationen, die EU-Kommissi-on und auch die Hilfsorganisation Caritas seit Jahren an. „Italien und Griechenland sind die einzigen EU-Staaten, die keine Mindeststan-

Auto auf sie wartete. Als die Polizeikräfte merken, dass Senoner zum wichtigen Angel-punkt für Flüchtlinge geworden ist, wird er verwarnt: Wenn er noch einmal etwas unternehme, müsse er den Brenner innerhalb von 24 Stunden verlassen – als „persona non grata“. Er weiß, dass er über-wacht wird.Irgendwann wird Senoner alles zu viel. Er fällt in schwere Depressio-nen, landet in psychiatrischer Be-handlung. Erst nach seiner Ver-setzung nach Mühlbach schafft er es, ein neues Leben aufzubau-en. „Rückblickend“, sagt Senoner, „habe ich die richtigen Akzente gesetzt. Aber ich habe einen ho-hen Preis dafür gezahlt.“

1. Jänner bis 31. Dezember 2012 1. Jänner bis 18. November 2013

Quelle: Landespolizeidirektion Tirol

Herkunft der Einwanderer am Brenner

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26 erker dezember 13

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dards einhalten“, kritisiert Leon-hard Voltmer von der Flüchtlings-beratung der Caritas. Flüchtlinge berichten von überfüll-ten Auffanglagern in unhygieni-schen Baracken, in denen sie sich weder verständigen noch bewe-gen können, nur selten ins Freie und mit niemandem Kontakt auf-nehmen dürfen. Sie würden leben wie Gefangene, traumatisiert und ohne psychologische oder ärztli-che Unterstützung. Obwohl Südtirol nicht gesetzlich dazu verpflichtet ist (der Staat wäre es sehr wohl), stellt das Land Asyl-bewerbern in Bozen ein Erstauf-nahmezentrum mit 22 Plätzen in der Rittner Straße, die Gorio-Kaser-ne mit 65 Plätzen in der Schlacht-hofstraße und das von der Cari-tas geführte Haus „Arnika“ in Me-ran für 45 Personen zur Verfügung.

doch im Norden. Stapelweise Brie-fe hatte Senoner nach Rom, Bozen, Innsbruck, Brüssel geschrieben, doch er wurde immer wieder ver-tröstet, weil sich niemand zustän-dig fühlte. Mittlerweile sind 20 Jah-re vergangen.Hinzugekommen sind keine Auf-fangstationen, sondern schärfe-re Gesetze. Mittlerweile verbietet ein italienisches Gesetz nicht nur illegale Einwanderung, sondern auch, solche Einwanderer an Land zu bringen oder bei sich übernach-ten zu lassen. Soziale Institutionen und Private stehen damit vor ei-nem Grundkonflikt. Ist die Hilfe für einen illegalen Einwanderer in Not schon eine Straftat? „Ärzte ohne Grenzen stehen vor demselben Problem. Sie wollen Leben retten, aber die Kriegsparteien wollen sie für eigene Zwecke missbrauchen: Sie sollen zuerst die eigenen Solda-ten heilen, sonst lässt man sie nicht ins Land. Bis zu welchem Punkt darf man seine humanitären Zie-le von unmenschlichen Vorschrif-ten pervertieren lassen?“, fragt sich Voltmer. Die Caritas halte sich stets an die Regeln, auch wenn sie weiß, dass die Bedürftigkeit gerade dort zu finden sei, wo die Menschen of-fiziell von jeder Hilfe ausgeschlos-sen werden. Ähnlich ergeht es Don Giorgio Car-li von der Pfarrcaritas in Sterzing. Jede Woche klopfen im Oratori-um „Maria Schutz“ Hilfsbedürftige an, auch Einwanderer. Don Carli nimmt sie auf, wenn er weiß, dass sie bei Minus 20 Grad im Freien frie-ren müssen. Auch er weiß von Ob-dachlosen in Sterzing, die in Autos leben und auf Arbeit und ein Dach über dem Kopf hoffen.

Festung Europa

Eine Änderung der Situation ist derzeit nicht in Sicht. Vielen Einhei-mischen machen Medienberichte über Einwanderung Angst. Ist am Ende gar der soziale Friede in Euro-pa gefährdet? „Die Europäer brauchen sich vor Einwanderung nicht zu fürchten“, sagt Sonja Cimadom von der Orga-nisation für eine solidarische Welt (OEW). Migration gebe es, seit es Menschen gebe. Aus Einwande-rungsländern werden Auswande-

Sie kamen, als es finster wurde, schossen auf den Vater und zerr-ten seinen Sohn in die Wüste. Bis zu jenem Abend im Jahr 2002 war Yuno ein 20-Jähriger wie an-dere in Mali auch. Er besuchte die Schule und melkte die Kühe. Sein Vater war Hirte, besaß ein Haus, fünf Kilometer außerhalb der Stadt. Doch politische Unruhen ma-chen sich auch in seinem Hei-matdorf bemerkbar. „Tuaregs holen sich, was sie wollen.“ Drei Monate lang ist Yuno ihr Sklave.Bei einer Fahrt in die Stadt nutzt Yuno die Chance: Er stiehlt sich davon, findet Unterschlupf und Arbeit in einem Dattelhain. Er vertraut sich seinem Arbeit-geber an. Er weiß: Die Rückkehr nach Hause ist der sichere Tod. So lässt er sich auf dessen Ange-bot ein, zahlt 900 Dinar für einen Schlepper, der ihn nach Europa bringen soll. Yuno hat noch nie von Europa gehört. Der Jeep fährt drei Nächte durch und bringt ihn in ein kleines Dorf, wo andere Afrikaner war-ten. Auch sie wollen nach Europa, zum Arbeiten. Nicht wie verspro-chen ein großer Schiffsdamp-fer, sondern ein kleines Holzboot bringt ihn und 150 andere in drei

Tagen und drei Nächten an die Küste Italiens. Yuno hat Glück. Er erhält politi-sches Asyl. Doch als der Krieg in Mali zu Ende ist, verfällt sein An-recht. Yuno kämpft weiter für eine Aufenthaltsgenehmigung, mal kriegt er sie, mal nicht, mal arbei-tet er für ein paar Euro am Tag auf

einer Tomatenplantage, mal ist er arbeitslos. Er schlägt sich auf Erd-beerplantagen, als Maurer, als Pa-ketpacker durch, lebt in überfüll-ten Auffanglagern, in Rom, über-nachtet monatelang in Bozen, im Winter, im Freien, eingehüllt in eine Decke, weil Herbergen be-legt sind .Seit vier Jahren lebt Yuno ohne Job in Südtirol und klappert ein Arbeitsamt nach dem anderen ab, lernt Deutsch zum Zeitver-treib. Sein Visum läuft 2015 aus. „Wenn ich bis Jänner immer noch keine Arbeit finde, bin ich weg“, sagt Yuno. Er träumt davon, in seiner Heimat Sand und Gepäck zu transportieren. Aber er hat

kein Geld: weder für ein Fahrzeug noch für ein Flugticket nach Afri-ka. Viele, die wie er nach Italien ein-gewandert sind, sind verrückt geworden. „Wenn Kopf und Herz krank werden, werden Menschen gefährlich.“ Yuno hatte Glück. Medikamente haben ihm gehol-

fen, innerlich ruhig zu wer-den. Doch das Kreisen im Kopf bleibt. „Ich bin ein le-bender Toter.“ Wer nicht ar-beiten darf, der stirbt von in-nen. In Frankreich und Eng-land, wo schwarze Busfahrer und Polizisten leben, sei es

leichter, Arbeit zu finden, weiß Yuno. Er aber darf den Staat nicht verlassen. Nachts liegt Yuno mit offenen Au-gen im Bett und denkt an Zuhause. Yuno hat ein Grundstück in sei-nem Heimatdorf gekauft, um ein Haus zu bauen, wenn er zu-rückkommt. Doch die Regierung überlegt, es ihm wieder zu neh-men, weil es schon seit ein paar Jahren brach liegt. Sein Erspartes hat er seiner Fami-lie geschickt. Sie weiß nicht, wie dreckig es ihm immer ging. Hät-te er einen Wunsch frei, würde er sich in Italien ein einziges Recht wünschen: „Wie ein Mensch be-handelt zu werden.“

Doch die Herbergen sind oft über-füllt, die Wartelisten lang. So wer-den Asylbewerber auch in Südtirol zu Obdachlosen.Die Caritas fordert deshalb Schlaf-stätten für jeden, der ab 20.00 Uhr bei Kälte draußen sein muss. Volt-mer: „Wir können diese Menschen nicht erfrieren und verhungern las-sen. Sie sind bei uns und vertrauen uns ihr Leben an.“Das Rote Kreuz hat mittlerweile im Ortsteil Plon in Steinach eine Auf-fangstation errichtet, eine Unter-kunft gibt es auch in Innsbruck. Hier bringt das Bundesinnenmi-nisterium Menschen unter, die il-legal eingereist sind und nach Ita-lien abgeschoben werden müssen. Die Caritas möchte Flüchtlingen auch am Brenner ein Dach über den Kopf bieten und sucht zurzeit geeignete Räume. Das Wohnbau-

institut wäre im Besitz von leerste-henden Gebäuden. „Wir haben be-reits eine arabisch sprechende Per-son gefunden, der sich Flüchtlinge in ihrer Sprache anvertrauen kön-nen“, so Voltmer. Damit das Projekt aber starten könne, brauche es das Wohlwollen des Landes und der Polizei. Beide würden dem Projekt nach wie vor kritisch gegenüber-stehen.Für eine Auffangstruktur hat sich der ehemalige Pfarrer von Brenner Hugo Senoner bereits 1993 stark gemacht. Mit Jugendring, Caritas, OEW und Kolpingwerk Südtirol un-terschrieb er eine Petition für die Er-richtung von Aufnahmestrukturen für Flüchtlinge am Brenner, in Win-nebach und am Reschen. Schon damals gab es italienweit lediglich in Brindisi, Triest, Trapani, Rom und Mailand Auffanglager, keines je-

„Ich bin ein lebender Toter“Yuno kam 2002 als politischer Flüchtling nach italien. seitdem hat er nur noch einen Wunsch: nach hause zurückzukehren.

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rungsländer – und umgekehrt. Ins-besondere in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts haben Millio-nen Italiener ihre Heimat Richtung Nord- und Südamerika verlassen, auf der Suche nach einem besse-ren Leben. Die ersten Italien-Ein-wanderer der 1990er Jahre waren Albaner, die nach dem Ende des restriktiven kommunistischen Re-gimes auswanderten sowie Kriegs-flüchtlinge aus Ex-Jugoslawien. „Ich glaube nicht, dass wir gravierende Schäden davongetragen haben“, so Cimadom. Auch Südtiroler wa-ren in den 1920er bis 40er Jahren von Faschisten, Nazis und Druck des Regimes gezwungen, ihre Hei-mat zu verlassen. „Südtirol hat das Glück, seit einigen Jahrzehnten in

Frieden leben zu können.“Arbeit, Unterkunft und ein friedli-ches, gesichertes Leben – dies hal-te Menschen in ihrer Heimat. Die einzige Möglichkeit, Wirtschafts-flüchtlinge auf Dauer von Europa „fernzuhalten“, scheint also zu sein, in deren Ländern gute Lebens-bedingungen zu schaffen. Aber welchen Beitrag soll Europa leis-ten? Und vor allem: Ist dies Euro-pas Kompetenz? Cimadom ist da-von überzeugt. „Seit der Kolonial-zeit beuten europäische Staaten Bodenschätze und Ressourcen in Drittländern aus, um in ihrem Kon-tinent für Wohlstand zu sorgen. So-lange es uns egal ist, dass unsere 3-Euro-T-Shirts und Handys unter prekären, menschenunwürdigen,

umwelt- und gesundheitsschädi-genden Bedingungen in Drittlän-dern hergestellt werden, brauchen wir uns auch nicht über diese Men-schen aufregen, die in Nussschalen nach Italien strömen.“ Europäische Schutzzölle hätten laut Cimadom Märkte zerstört. So könnten auch Milch- und Apfel-bauern im Kosovo mit den Milch- und Apfelpreisen europäischer Produkte längst nicht mehr kon-kurrieren und verarmen. Ein har-ter Konkurrenzkampf tobe am eu-ropäischen Markt, bei dem nicht faire Arbeitsbedingungen, son-dern allein der günstigste Anbie-terpreis eine Rolle spiele. Auch das führe dazu, dass Unternehmer An-gestellte für Hungerlöhne arbeiten

lassen, die dann in die Armut ab-driften. „Es ist der gefährliche Kreis-lauf, den man durchbrechen muss.“ Doch zu stark seien die Lobbys, die davon wenig halten.Am meisten aber erschrecken Ci-madom die Tragödien, die zurzeit fast täglich im Mittelmeer gesche-hen. „Im Nationalsozialismus wur-den Tausende von Juden vergast. Die Menschen sagten, hätten sie nur davon gewusst, sie hätten et-was dagegen unternommen. Heu-te sterben Tausende von Flüchtlin-gen im Meer. Vor unseren Augen. Und keiner tut etwas dagegen. Ich weiß nicht, wie ich das meinen zu-künftigen Enkeln gegenüber recht-fertigen kann.“

Renate Breitenberger

Schätzungsweise 20.000 Menschen sollen im Mittelmeer

bereits ertrunken sein.

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Wir DANKEN unseren Kunden für das entgegengebrachte Vertrauen und wünschen allen eine gute Zeit.

RINGRAZIAMO i nostri clientiper la fiducia accordatacie auguriamo a tutti un felice anno 2014.

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28 erker dezember 13

gastkommentar

Das derzeitige System der entfesselten Wirt-schaft mit dem Dogma des freien Marktes und des Wettbewerbes ist unsozial und umweltzer-störend. Dieses System ist die Hauptursache für die wachsende Arbeitslosigkeit und bedeutet Unfreiheit und Zwang für viele Lohnabhängige, die als Produktionsfaktoren bzw. Konsumenten immer stärker unter Druck geraten. Reichtum und Freiheit hingegen genießen nur sehr weni-ge, vor allem Großunternehmer, Spekulanten und Finanzjongleure. Sehr viele Politiker und Wirtschaftskapitäne glauben noch immer an ewiges Wachstum. Dieser Wachstums-Fetischismus muss jedoch durchbrochen werden. Es wird mehr produziert, als wirklich gebraucht wird, es wird mehr kon-sumiert, als gut tut, und dabei werden unver-antwortlich viele Ressourcen unserer Erde ver-schleudert. Diese Wirtschaft führt in eine ökolo-gische Katastrophe.Die Produktivität konnte in den vergangenen Jahrzehnten aufgrund von Technik, Automati-sierung und effizienterer Organisation gewaltig gesteigert werden. Die menschliche Arbeitskraft wird dabei immer mehr ersetzt. Die schrumpfen-de Zahl der Beschäftigten steht gleichzeitig un-ter wachsendem Leistungsdruck. Vollbeschäfti-gung für alle Erwerbsfähigen ist eine Utopie!Wenige Reiche werden immer reicher und die Zahl der Armen wächst. Alle fünf Sekunden stirbt weltweit ein Kind unter zehn Jahren an Hunger. Jean Ziegler schreibt: „Die Massen-vernichtung durch Hunger ist alles andere als schicksalshaft.“Die Fortschreibung der Vergangenheit ergibt gerade auf diesem Hintergrund keine Perspekti-ven für eine hoffnungsvolle Zukunft. Ein Grund-einkommen, das allen Menschen ein Leben in Würde garantiert, brächte einen echten Para-digmenwechsel.

Kritiker haben vor allem zwei Haupteinwände gegen das bedingungslose Grundeinkommen: 1. Dann würde niemand mehr arbeiten! 2. Es ist nicht finanzierbar.Würden wir durch das Grundeinkommen faul?Als Gegenbeweis sei angeführt, dass derzeit die Erwerbsfähigen in Deutschland durchschnittlich pro Woche 25 Stunden unentgeltlich arbeiten und bloß 19 Stunden gegen Entlohnung. Frauen arbeiten bedeutend öfter gratis als Männer. Eine Umfrage in der Schweiz ergab, dass rund 60 Pro-zent trotz finanzieller Absiche-rung durch den Staat die glei-che Arbeit weiterhin verrichten würden. Rund 30 Prozent der Befragten würden bei einem Grundeinkommen eine andere Arbeit suchen. Nur knapp zehn Prozent der Befragten antwor-teten, dass sie dann die Arbeit ganz aufgeben würden, zum Teil aber auch deshalb, weil sie für ihre Familie „arbeiten“ bzw. mehr im Volontariat oder künstlerisch „tätig“ sein möch-ten … Das Experiment eines bescheidenen Grundein-kommens in Namibia hat den Beweis erbracht, dass viele Menschen gerade dann aktiv und tä-tig werden, wenn die Grundversorgung garan-tiert ist. Ist ein Grundeinkommen für alle finanzierbar?Darüber haben schon viele Ökonomen sich den Kopf zerbrochen. Sicher, die Finanzierung ei-nes Grundeinkommens für alle würde rund ein Drittel der Volkswirtschaft auffressen. Das wäre meines Erachtens durchaus verantwortbar, al-lerdings beim derzeitigen Steuersystem nicht möglich, in dem Arbeit sehr hoch, Reichtum hin-gegen kaum besteuert wird. Auch müsste der

Konsum viel höher besteuert werden, vor allem der Konsum von Luxusgütern und von nicht er-neuerbaren Ressourcen. Außerdem gäbe es sehr viele Einsparungen beim derzeitigen Sozialsys-tem. In Deutschland macht der Transfer von Fi-nanzmitteln für die unterschiedlichsten Sozial-maßnahmen jetzt schon fast 800 Euro pro Ein-wohner und Monat aus. Es ist eine Frage des politischen Willens und der Ethik, ob man mit „Steuern“ überhaupt „steu-ern“ will. Unterstützt die Politik die Freiheit der

Reichen oder schaut sie zu aller-erst auf das Gemeinwohl? Es wäre genug für alle da. Das Bruttosozialprodukt in Mitteleu-ropa ist heute fünfmal so hoch wie im Jahre 1960. Daher: Wo ein Wille, da auch ein Weg! Wo kein Wille, da 1.000 Ausreden!Wie viel mehr an Freiheit hätten wir bei unseren täglichen Ent-scheidungen, wenn wir nicht im-mer wieder von Sorgen erdrückt würden, wie zum Beispiel: Wie kann ich ohne Lohnarbeit mei-

ne Familie ernähren? Kann ich mir eine ordentli-che Wohnung leisten? Kann ich im Alter noch in Würde leben? Bis zum 14. Jänner 2014 läuft eine Unterschrif-tenaktion für eine Europäische Bürgerinitiative, mit der die EU-Kommission aufgefordert wird, das Grundeinkommen als Instrument zur Ar-mutsbekämpfung und gegen die soziale Aus-grenzung so vieler Menschen zu prüfen. Diese Bürgerinitiative kann durch einen Eintrag im Internet unterstützt werden. Infos unter http://basicincome2013.eu/ubi/de/ und www.grundeinkommen.de oder www.ba-sicincome.org.

Sepp Kusstatscher

Mehr Freiheit und Gerechtigkeit durch ein Grundeinkommenunterschriftenaktion der europäischen Bürgerinitiative

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erker dezember 13 29

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Zwischen mittewald und Fran-zensfeste entsteht zurzeit die

größte Baustelle südtirols: Bis mai 2024 wird hier am Brenner-

basistunnel gebaut.

Bis auf die Bäume, die links und rechts neben der Staatsstraße ver-schwunden sind, ist von der zu-künftigen Mega-Baustelle noch nicht viel zu sehen. Nur ein Schild auf der Geraden zwischen Mitte-wald und Franzensfeste kündigt an, dass hier bald der Brennerba-sistunnel entstehen wird. 2,19 km unterirdische Tunnels – ein weite-res Teilstück der alpenunterque-renden Hochgeschwindigkeitsstre-cke zwischen Innsbruck und Fran-

zensfeste.

In Franzensfeste beschränkten sich die Arbeiten neben der Rodung auf die „Beseitigung von Kampf-mitteln“ – Relikte aus dem Zwei-ten Weltkrieg. Ab Juli 2014 geht es dann Schlag auf Schlag: Staatsstra-ße und Eisack werden abschnitts-weise verlegt, eine neue Brücke über den Eisack und eine über den Weißenbach werden gebaut, Platz für die Ablagerung von Material geschaffen – Vorarbeiten, um im Frühjahr 2015 mit dem Bau der bei-den Haupttunnelröhren zu starten. Diese werden wie U-Bahnen ge-baut: Erde ausheben, Tunnelscha-le rein, Erdreich drüber. Auch Ver-bindungsröhren werden errichtet – damit Züge am Bahnhof in Fran-zensfeste ein- und ausfahren oder unterirdisch in der Zulaufstrecke Franzensfeste–Waidbruck weiter-

fahren können. Die Eisen-bahnlinie wird wäh-

rend der Bau-phase un-

ter-

tunnelt , Staatsstraße und Eisack wer-den nach Bauende wieder zurückverlegt.Mit 20 Hektar – so groß wie 20 Fußballfelder – wird die Bau-stelle eine der größten, die im BBT-Projekt vorgesehen sind. Rund um die Uhr wird auf der Baustelle ge-arbeitet, das Areal „aus gesetzli-chen Gründen“ rund um die Uhr beleuchtet.

Skepsis bei den Umweltorganisatio- nen und Parteien. Für Landtags-abgeordneten Hans Heiss wird die Baustelle „ein massiver Eingriff sein, der die Gemeinde über Jahre be-lasten wird – mehr noch als andere Gemeinden entlang dieser Achse“. Auch der Freiheitliche Pius Leitner ist skeptisch: „Wenn sich die mas-sive Bautätigkeit ab 2014 verstärkt in der offenen Landschaft bemerk-bar macht, wird sich die Bevölke-rung Antworten auf die Frage er-warten, wie ihr Lebensumfeld ge-schützt wird.“ „Die Bauarbeiten auf den bis-herigen Baustellen waren bis jetzt nicht unmenschlich“, verteidigt sich BBT-Beob-achtungsleiter Martin Aus-serdorfer. „Wir werden alles unternehmen, um die Be-lastung so gering wie mög-lich zu halten.“ Die Baustel-le wird ähnlich wie in Mauls mit begrünten Dämmen ab-gegrenzt und nach Bauende renaturiert.

„Ein bisschen Angst ist schon vorhan-

den“, gibt Bür-germeister

Richard

Amort zu. „Weil wir uns nur ungefähr vor-stellen können, was auf uns zukommt.“

Vielen Bürgern in Franzensfeste er-geht es ähnlich. Neun Jahre und drei Monate lang wird Mittewald-Franzensfeste eine Baustelle sein. Wenn der Tunnel fertig ist, schrei-ben wir Mai 2024. Vier Carabinieri bewachen im No-vember die Infoveranstaltung im Mehrzwecksaal von Franzensfeste, während BBT-Beobachtungsstel-lenleiter Martin Ausserdorfer, Raf-faele Zurlo, Vorstand der BBT SE, und Planer Angelo Lombardi den Bürgern die geplanten Arbeiten vorstellen. Seit den heftigen Bür-

gerprotesten im Su-sa-Tal gegen die

geplante Hoch-geschwindig-

k e i t s s t r e -cke zwi-

schen

BBT

Mammut-Baustelle in Franzensfeste

Eigentlich sind die Wipp- und Ei-sacktaler „ihre“ BBT-Baustellen seit sechs Jahren gewohnt: In Mauls ist ein 1,8 km langer Zufahrtstun-nel, zwischen Aicha und Mauls ein 10,5 km langer Erkundungsstollen gebohrt. Haupttunnelröhren und Erkundungsstollen werden derzeit Richtung Norden gebaut. In Öster-reich sind nach den Zufahrtstun-nels Ampass und Ahrental, dem Erkundungsstollen Innsbruck–Ah-rental und dem Logistiktunnel (Pa-daster und Saxner) in Steinach am Brenner Bauarbeiten in Wolf und Tulfes–Pfons im Gange.

verkehr

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erker dezember 13 31

Norditalien und Frankreich, von Turin nach Lyon und Paris, müssen Polizeikräfte auch bei sämtlichen BBT-Veranstaltungen in Südtirol Spalier stehen – für den Fall, dass es „zu Ausschreitungen“ kommt. In Franzensfeste ist von Protest we-nig zu spüren. Kein Wutausbruch, kein Transparent, niemand, der ei-nem Referenten ans Hemd geht, die eine oder andere kritische Fra-ge fällt trotzdem. „Wird in Franzensfeste mit gefährli-chen Substanzen hantiert?“ „Nein.“ „Wie sieht es mit Arbeitsplätzen für Einheimische aus?“ „Fünf bis sie-ben lokale Firmen mischen zurzeit beim BBT-Bau mit.“ Einen Arbeits-platz für Wipptaler Arbeitslose wol-len die Verantwortlichen nicht ver-sprechen. Am Bau brauche es Spe-zialisten; den Job kriegt, wer die Ausschreibung gewinnt.Ein Mann ärgert sich über die Bau-stelle und die Autobahn vor seiner Haustür. Doch eine Lärmschutz-wand zu bauen ist niemandes Kompetenz, da sich das Haus nicht im Baustellengebiet befindet. Man versuche dennoch eine Lösung zu finden, so Bürgermeister Amort.Ein anderer Bürger kann nicht glau-ben, dass keine LKW durch Fran-zensfeste fahren werden. „Schon heute fahren sie von Mauls durch Franzensfeste, sogar nachts.“ Der Abtransport des Materials ist die größte Sorge der Bewohner. 1,5 Millionen Kubikmeter Gestein wer-

den aus dem Berg geholt – ein Drit-tel davon zur Wiederverwertung im Tunnel, ein Drittel zum Weiter-verkauf und zur Zwischenlagerung im Hinterriggertal in Vahrn, ein Drittel zur Endlagerung beim Flag-gerbach. Transportiert wird das Material über bestehende Förder-

bänder im fertiggestellten Erkun-dungstunnel zwischen Aicha und Mauls, aber nur zum Teil. Das Ma-terial, das an die lokale Wirtschaft verkauft wird, muss über LKW ab-transportiert werden.Ursprünglich war vorgesehen, das Material am Bahnhof in Graßstein

zu verladen. Doch der Verlade-bahnhof wird nicht mehr gebaut – obwohl Combi Nord alle Geneh-migungen dafür besitzen würde. Combi Nord zögert, da die BBT-Gesellschaft keine Garantie geben kann, wie viel Material mit dem Zug abtransportiert werden kann.

stop BBT hat sich anfangs massiv gegen den Bau des BBT gewehrt. mittlerweile ist es still um die Wiesner Bürgerinitiative geworden. hat sie sich mit dem BBT abgefunden? Welche Zwischenbi-lanz zieht sie? und was wird ihrer meinung nach auf die Bevölkerung in Franzensfeste zukom-men? Der Erker hat bei sprecher Klaus schuster nachgefragt.

„Die Sprecher von Stop BBT – Silvia Bacca, Renato Bussola und ich – wurden in den vergangenen Jah-ren des Öfteren zu Veranstaltungen ins Trentino oder nach Bozen eingeladen, um über unsere Erfahrungen zu berich-ten. Wir dienen als Beispiel, dass man etwas erreichen kann, wenn der Groß-teil der Bevölkerung hinter einem Wi-derstand steht. Leider sinkt die Unterstützung, wenn man die vordergründigen, naheliegen-den Ziele – in unserem Fall die Verhinderung des Baus des Zugangsstollens hinter Wiesen – erreicht

hat. Hinzu kommt, dass der Bau des Basistunnels ein EU-Projekt ist und, trotz der Wirtschaftskrise, mit enormen Summen an Steuergeldern finanziert wird. Gegen solche Entscheidungen kommt man als Bürgerinitiative nur schwer an.Der Großteil der Bevölkerung beschäftigt sich nur oberflächlich mit Politik und hinterfragt sie zu we-nig. Man scheint nicht verstanden zu haben, dass die beim BBT verbauten Gelder bei anderen es-sentiellen Dingen, bei denen mittlerweile gespart wird, fehlen. Zudem bleiben dringend notwendige

kurzfristige Maßnahmen wie Mauterhö-hungen, Einhausungen oder ein Nacht-fahrverbot aus, mit denen man die Belas-tungen der Bevölkerung, die unter dem Schienen- und Straßentransport leidet, verringern könnte. Der BBT dient als Aus-rede, um diesbezüglich nichts zu unter-nehmen.Wir als Gruppe waren nie so vermessen,

uns einzubilden, den ganzen BBT aufhalten zu können. Auch bei den mittlerweile stattgefunde-

„... da bleibt kein Stein auf dem anderen“

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32 erker dezember 13

nen Wahlen wurde unser Einsatz nur teilweise honoriert. Wir sind aber nach wie vor der Überzeu-gung, dass die Kosten des BBT in keinem Verhältnis zu seinem ver-meintlichen Nutzen stehen, und sind jederzeit gerne bereit, un-sere Erfahrungen weiterzugeben und andere direkt Betroffene zu unterstützen.Bilanz: Die bisherigen Ausga-ben sind schwer zu eruieren, es werden rund eine Milliarde Euro sein.Arbeitsplätze für Einheimische: 60 Südtiroler im Schnitt haben ei-nen Arbeitsplatz erhalten, sehr wenige im Vergleich zum finanzi-ellen Aufwand. Geschäft für die Hotellerie mit BBT-Touristen: Fraglich. Umweltschäden: In Mauls und vor Steinach stehen riesige Depo-

nien, die Landschaft ist verunstal-tet durch Baustellen, die auf den ersten Blick unnötig scheinen wie die Straße oberhalb des Maulser Eingangportals ... Nicht gehaltene Versprechun-gen: Davon gibt es einige, u. a. das nicht funktionierende Förder-band unterhalb von Mauls und die noch fehlenden Autobahnzu-fahrten bei Franzensfeste.Baustelle Franzensfeste: Wenn die Versprechungen bezüglich des Abtransports des Aushub-materials wie in Mauls nicht ein-gehalten werden, werden die Be-lastungen für die Bewohner von Mittewald und Franzensfeste enorm sein. Die Staatsstraße und der Eisack werden verlegt und durch die neue Linie unterquert. Da bleibt kein Stein auf dem an-deren.

Die BBT SE zögert, da „nie geklärt werden konnte, wohin das Materi-al eigentlich gebracht werden soll und wer dafür zuständig ist“. Wie-derverwertbares Material wolle sie lieber in der Umgebung verkau-fen, weil es Schottergruben scho-ne. Auch rechtlich gebe es ein Pro-blem, wenn ohne Wettbewerb Ma-terial garantiert werde.Rund 60 LKW werden täglich un-terwegs sein, in Spitzenzeiten bis zu 100. Gefahren wird über die Brennerautobahn, durch Dörfer soll kein LKW-Verkehr führen. Da-mit die Laster nicht die Schleife Vahrn-Sterzing fahren müssen und dadurch unnötige Verkehrs-, Lärm- und Umweltbelastungen verursa-

chen, sollen nördlich des Marba-ches in Franzensfeste und bei der BBT-Baustelle in Mauls eine Halte-stelle mit Behelfsausfahrt zum Auf- und Abladen gebaut werden. Eine Genehmigung von ANAS und Au-tobahngesellschaft ist derzeit je-doch nur für die Haltestelle Mauls erteilt, jedoch nicht für eine voll-ständige Autobahnausfahrt. Ver-handlungen laufen. Bis zu 200 Mitarbeiter werden auf den Baustellen in Franzensfeste be-schäftigt sein. Die Entscheidung, wo sie übernachten und essen werden, trifft die Baufirma selbst. Platz für ein Baustellenlager mit Unterkünf-ten, Kantine und Freizeiteinrichtun-gen gäbe es südlich des Marbaches.

Die Gemeinde Franzensfeste möch-te die Arbeiter lieber im alten „Dor-mitorio“ im Dorf unterbringen. Seit Infrastrukturen nach dem Grenzfall bedeutungslos geworden sind, ste-hen viele Häuser leer.

Neun Millionen Euro erhält die Ge-meinde für Ausgleichsmaßnah-men, darunter eine 272 Meter lange und sechs Me-ter hohe Lärmschutzwand in Mittewald, fertiggestellt bis Februar 2015. Außer-dem ein Auffangbecken in Riol, Wasserleitungen, Umstellung auf öffentliche Beleuchtung ... Wofür das restliche Geld ausgegeben wird, muss die Gemeinde noch entscheiden; die Er-richtung eines Fernheiz-werkes ist im Gespräch. Zwei Bauvorhaben laufen derzeit bei der Festung Franzensfeste. Im baufälligen C-Trakt soll ab Herbst 2014 ein neuer Infopoint über den

BBT und die Baufortschritte infor-mieren. Der neue Infopoint, der-zeit notdürftig im alten Zollgebäu-de in Franzensfeste untergebracht, kostet rund 4,3 Millionen Euro. Die BBT-Gesellschaft möchte auch den

Fußballplatz in den Süden der Fes-tung verlegen. Derzeit sperren sich

die Arbeiten. Bei den Aushubarbei-ten sind Bagger auf Asbest gesto-ßen, vermutlich Überreste eines abgerissenen Gebäudes. Der Fall wird derzeit untersucht. rb

Der Basistunnel bei Franzensfeste wird in offener Tunnelbauweise gebaut.

Der Fußballplatz wird in den Süden der Festung verlegt.

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Wir wünschen all unserenKunden frohe Weihnachten,

ein glückliches Jahr 2014 undbedanken uns für das Vertrauen.

Auguriamo a tuttii nostri clienti un buon Natale

ed un bellissimo anno 2014.

WIP

PME

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34 erker dezember 13

wirtschaft

„Bis dass der Tod euch schei-det!“ Diese Worte werden wohl

nicht gefallen sein, als der Milch-hof Sterzing vor kurzem seine

„Milchehe“ mit den Milchbauern des nördlichen Wipptales ver-

traglich besiegelt hat. Dennoch sollen durch die Zusammenar-

beit der Bedarf an Qualitäts- und Biomilch langfristig gesi-

chert und ein gesundes Wachs-tum ermöglicht werden.

Viel wurde und wird geredet, auf politischer Ebene genauso wie auf institutioneller, wie das Wipp-tal nördlich und südlich des Bren-ners, dessen Einheit schon längst verloren gegangen ist, wieder zu-sammengeführt werden könnte. Der Sterzinger Milchhof macht da lieber Nägel mit Köp-fen (auch wenn die Be-weggründe dafür wohl eher pekuniärer Natur gewesen sind) und hat kurzerhand die Milch-bauern des nördlichen Wipptales und aus dem Stubai zu sich ins Boot geholt (der Erker hat in seiner Juli-Ausgabe ausführlich darüber be-richtet). Bis Ende Oktober aller-dings der entsprechen-de Liefervertrag unter Dach und Fach gebracht werden konnte, waren dann doch einige Hürden zu überwinden. Vor allem strategische Fragen waren zu klä-ren, musste doch die Zielgruppe hinterm Brenner geschlossen der Berglandmilch GmbH mit Sitz im niederösterreichischen Wels – sie hat 2010 die Tirol Milch aufgekauft – den Rücken kehren und ihre Milch nach Sterzing liefern. Abge-sehen von einer Handvoll Skepti-kern sollen sie jedoch von der Zu-sammenarbeit „restlos begeistert“ gewesen sein – vom wesentlich höheren Milchauszahlungspreis (der Unterschied liegt laut Medien-

berichten zwischen zwölf und 14 Cent pro Liter) vermutlich auch.Die Begeisterung bei der Branchen-konkurrenz hielt sich da schon eher in Grenzen. Joachim Reinalter, Ob-mann des Sennereiverbandes, sah vor allem die Marke Südtirol in Ge-fahr („Es steht zwar Sterzing drauf, Südtirol ist aber nicht mehr drin“); allein schon aus markttechnischen Gründen ziehe er den Slogan „itali-an food“ dem „nostalgischen Flair“ einer eventuellen Wipptal-Marke vor. Die Zeit für eine grenzüber-schreitende Zusammenarbeit sei seiner Meinung nach noch gar nicht reif. Als gleichzeitiger Ob-mann des Milchriesen „Bergmilch Südtirol“, der aus der Fusion der beiden Genossenschaften Mila und Senni entstanden ist, befürch-

tete Reinalter, dass die Restmilch-mengen von immerhin 30 Millio-nen Litern, auf denen Bergmilch jährlich sitzen bleibt, dadurch nicht weniger würden. Der Vorstand der österreichischen Berglandmilch sah den Wechsel zwar „nicht positiv“, zeigte aber – offiziell zumindest – Verständnis für die Entscheidung der Bauern.Auch die Politik reagierte völlig un-terschiedlich auf den Sterzinger Vorstoß zu den Nordtiroler Nach-barn. „Endlich eine Gesamttiroler Zusammenarbeit“, frohlockte etwa erwartungsgemäß die Süd-Tiroler Freiheit, die sich nun wie die Frei-

heitlichen und „Wir Südtiroler“ für die Einführung einer Gesamttiro-ler Qualitätsmarke für alle land-wirtschaftlichen Erzeugnisse stark macht. Ein Dämpfer kam von Lan-deshauptmann Luis Durnwalder: „Milch von außerhalb darf nicht als Südtiroler Milch verkauft oder ver-marktet werden.“ Würde das Südti-roler Markenzeichen nicht verwäs-sert, hätte er allerdings nichts ge-gen den Zusammenschluss – auch wenn er den Alleingang durchaus nicht goutierte.Milchhof-Direktor Günther Seid-ner lässt sich von alldem nicht be-irren: „Die Milchproduktion ist im Wipptal wie in ganz Südtirol nun mal rückläufig. Unser Ziel ist es, unseren Mitgliedern einen gu-ten Milchpreis auszuzahlen, deren

Einkommen zu sichern und unse-ren Mitarbeitern sichere Arbeits-plätze zu bieten.“ Gleichzeitig be-tont er auch: „Wir hätten die Wert-schöpfung sicher in Südtirol belas-sen, wenn wir fair behandelt wor-den wären.“ Schließlich sei ihnen ein bereits abgeschlossener mehr-jähriger Vertrag für die Jahre 2012 bis 2014 mit dem größten Milchhof im Lande kurzfristig aufgekündigt worden. Und auch Anton Steix-ner, früherer Tiroler Landeshaupt-mann-Stellvertreter und Agrarlan-desrat und mittlerweile Obmann der neuen Milchgenossenschaft Wipptal-Stubai, kann dem Wechsel

„Mit Herzblut und Engagement“milchhof sterzing unterzeichnet milchliefervertrag mit Nordtiroler Bauern/ erste lieferungen ab 1. April 2014

Die beiden Obmänner bei der Vertragsunterzeichnung: (v. l.) Adalbert Braunhofer (Milchhof Sterzing) und Anton Steixner (Milchgenossenschaft Wipptal-Stubai)

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nur Positives abgewinnen. Ein „Vor-zeigemodell“ nennt er den Sterzin-ger Milchhof, einen „kompetenten Partner mit Handschlagqualität“, und die Bauern, die „mit Herzblut und Engagement“ hinter dem Pro-jekt stünden, seien sich durchaus bewusst, dass „besonderes Augen-merk auf hochwertige Produkte“ gelegt werde – der Vertrauensvor-schuss sei dementsprechend groß. Insgesamt betrachtet er die Zu-sammenarbeit als „Vorzeigeprojekt für Gesamttirol“ mit „landespoliti-scher Bedeutung“.Mit der Vertragsunterzeichnung ist es nun wirklich fix: Ab 1. April 2014 liefern 175 Nordtiroler Bauern ihre Milch nach Sterzing. Die Milchge-nossenschaft Wipptal-Stubai ist nun vollwertiges Mitglied des Ster-zinger Milchhofes, mit den glei-chen Rechten und Pflichten, wofür dieser eine formelle Abänderung seiner Statuten vornehmen muss-te.Bis Dezember 2014 sollen rund sie-ben Millionen Kilogramm Milch angeliefert werden, zudem rund

750.000 Kilogramm Biomilch. „Mit dem Ende der Kontingentierung 2015 ist durchaus mehr möglich“, kündigt Steixner an. In den verar-beitungsintensiven Sommermona-ten soll es keine Lieferbeschränkun-gen geben, die angelieferte Men-ge soll monatlich jedoch um nicht mehr als 15 Prozent schwanken. Im Winter hingegen sollen Überliefe-rer einen Abschlag erhalten.Der Milchhof Sterzing ist mit sei-nem „Nordtiroler Ehevertrag“ sei-nem Ziel, auch am österreichischen und deutschen Markt mitzumi-schen, sicherlich einen bedeuten-den Schritt näher gekommen. Wel-che Schritte noch folgen werden, sei von der weiteren Entwicklung abhängig – der Milchhof sei jeden-falls „für weitere Kooperationen of-fen“, hat Direktor Günther Seidner gegenüber der „Tiroler Tageszei-tung“ bereits angekündigt. Damit ist in Nordtirol schon mal für wei-teren Gesprächsstoff gesorgt – und mit Sicherheit nicht nur dort.

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36 erker dezember 13

gesellschaft

„In der Spur des Evangeliums“

Bischof ivo muser hat im oktober der seelsorgeeinheit Wipptal einen pastoralbesuch abgestattet, der im Frühjahr fortgesetzt wird. Der Erker hat sich mit ihm bei einem morgengespräch über herausforderungen und chancen in der Kirche, die rolle des Bischofs unddie Aufgabe der laienunterhalten.

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Erker: Herr Bischof, Sie haben Ihr Wirken unter die Devise „Tu es Christus“ gestellt. Warum haben Sie sich für dieses Zitat aus dem Matthäus-Evangelium entschie-den?

Bischof Ivo Muser: Der christ-liche Glaube ist nicht eine Idee, eine Theorie, eine Struktur, eine Institution, auch nicht ein Gebot oder ein Verbot, sondern eine Person. Und diese Person ist der Schlüssel für unser christliches Gottesbild, unser Menschenbild und auch unser Weltverständnis. Christlicher Glaube heißt im Grun-de Jesus Christus sowie persönli-che und gemeinschaftliche Be-ziehung zu ihm. Deshalb glaube ich, das dieses „Tu es Christus“ (Du bist Christus) die Mitte des christ-lichen Glaubens ist, die dann aus-strahlt auf gar alles, was uns als Christen wichtig ist. Mit dieser Person steht und fällt das Christentum.

Sie wurden vor zwei Jahren – im Alter von 49 Jahren – zum Bischof geweiht. Mit wel-chen Ambitionen übernimmt man ein so verantwortungsvol-les Amt?

Ambitionen ... (lächelt und über-legt kurz). Mir ist bewusst, dass ich nach menschlichem Ermes-sen verhältnismäßig lang Bischof sein werde. Mir ist dabei wichtig: Ich muss das Bischofsamt nicht

erfinden. Es ist auch nicht die Art und Weise, wie ich mich versuche darzustellen und einzubringen, sondern zunächst einmal lasse ich mich hineinnehmen in eine lange Glaubenstradition. Mir wird immer wieder bewusst, wozu es den Bischof braucht: Nicht für sich selber – die ganze Kirche ist kein Selbstzweck und auch der bischöfliche Dienst in ihr darf kein Selbstzweck sein –, son-dern es geht um die Weitergabe des Glaubens, um Verkündigung, um die Feier der Sakramente. We-sentlich geht es auch darum, in einer Diözese Einheit zu vermit-teln. Beim Bischof kommt vieles zusammen, auch spannungsge-ladene Dinge. Es geht dabei im-mer um die Einheit untereinan-der, aber immer auch um die Ver-

bindung nach oben. In diesem Sinn darf das kirchliche Amt nie zu einem Job werden, sondern

es hat eine sakramentale Dimen-sion: Der Bischof steht für einen anderen, einen viel größeren, den es gilt, in die Mitte zu stellen. Das Amt des Bischofs braucht es, dass wir in der Spur des Evangeliums bleiben.

Bischof Wilhelm Egger hat sein Amt in franziskanischer Beschei-denheit gelebt, Bischof Karl Gol-ser war ein weltweit anerkannter

Wissenschaftler. Wie würden Sie sich selbst beschreiben?

Ich möchte versuchen, mitzuhel-fen, dass der Glaube in all seinen Dimensionen in unserem Land le-bendig bleibt. Das scheint mir die wichtigste Aufgabe zu sein. Des-halb ist es mir ganz wichtig, viel unter den Menschen zu sein, zuzuhören, den Menschen auch Frage und Antwort zu stehen.Ich bemühe mich des-halb auch, den Fragen der Menschen nicht einfach auszuweichen. Ich glaube ganz stark an die Kraft des Dialogs – miteinander reden, einander wahrnehmen, aufeinan-der eingehen, einander respek-tieren, auch wenn wir nicht ei-ner Meinung sind. Mein Wunsch: Glaube ist nicht etwas Altes, Ver-staubtes, sondern hat mit unse-rem Leben zu tun. Wer glaubt, der geht anders mit den großen Fra-gen des Lebens um. Hier möchte ich meinen Beitrag leisten, durch mein Wirken, durch mein Sein – man wirkt ja nicht nur durch das eigene Wort, sondern auch durch das eigene Sein. Mit den Men-schen unterwegs sein, aber un-terwegs sein im Glauben.

Sie sind medial sehr präsent.Ja. Weil mir vor allem vorkommt: Ich mag die Menschen. Ich habe auch keine Angst vor ihnen und ihren Meinungen. Mir ist es wich-

tig, dass die Stimme des Evange-liums, die Stimme der Kirche prä-sent bleibt, in allen Lebenslagen und allen Situationen. Es ist ja überhaupt kein Wert, möglichst oft in den Zeitungen zu sein. Da ist ja auch eine Spannung, die uns heute umfängt: Ich habe oft

den Eindruck, unsere Zeit lebt ganz stark von Schlagzeilen, von Events, von Ausnahmesituatio-nen – und da müssen wir auch als Kirche aufpassen, dass wir nicht zu sehr in diesen Strudel hinein-kommen. Gleichzeitig müssen wir als Kirche mit allen Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, unsere Stimme erheben, vor allem auch, wenn es um wichtige Fragen des Menschseins geht, und dass wir uns auf die Seite derer stellen, die in unserer Gesellschaft keine Stimme mehr haben.

Das ist ja auch das zentrale An-liegen von Papst Franziskus. Welchen Eindruck haben Sie von ihm?

Ich habe bei Papst Franziskus den Eindruck gewonnen, dass er ein innerlich gänzlich freier Mensch ist, ganz stark verwurzelt in seiner

„Kirche ist kein selbstzweck.“

„Ich habe keine Angst vor den Menschen und

ihren meinungen.“

kirche

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sterzing

ignatianischen Spiritualität. Es geht ihm wirklich darum, auf die Wurzeln des christlichen Glau-bens hinzuweisen. Da ist er spon-tan, er geht auf die Menschen zu, hat keine Berührungsängste. Manchmal bereitet es mir aller-dings ein bisschen Sorge, dass gerade in der Medienwirklich-keit nur das herausgepickt wird, was man haben möchte oder was man selber erwartet. Er hat sehr viel zu sagen, auch radikal, auch zugespitzt, herausfordernd, aber ganz am Evangelium orientiert.

Er fordert eine radikale Besin-nung auf die Botschaft Jesu und ruft zu mehr Armut und Beschei-denheit auf. Wird sich die katho-

lische Kirche unter seiner Füh-rung grundlegend verändern?

Ich bin der festen Überzeugung, dass Papst Franziskus uns als Kir-che gut tut, weil er uns alle her-ausfordert. Er argumentiert ganz stark christozentrisch. Er redet auch nicht immer in der Periphe-rie herum, sondern kommt zum Wesentlichen. Jedoch darf der Papst nicht isoliert werden. Pola-risierungen – wie etwa hier der Papst, dort die Kurie – gefallen mir überhaupt nicht.

Seine Haltung wurde sicher auch von seiner Lebensgeschichte be-einflusst.

Er spiegelt ganz stark seine Le-bensgeschichte wider. Er ist Jesu-it, man merkt ihm den lateiname-rikanischen Kontext an, mitten unterm Volk, auch die schmerzli-chen Erfahrungen in der argenti-nischen Diktatur. Das alles spielt bei ihm eine große Rolle.

Die Kirche steht auch der Pola-risierung zwischen Kirche als In-stitution und Kirche als Volk, als Gemeinschaft gegenüber.

Sicher, diese Spannung besteht. Gerade in diesem Bereich merkt man aber auch, welche Macht den Medien zukommt – und das ist jetzt nicht nur negativ ge-meint. Doch oft wird alles auf ein einziges Ereignis fokussiert, das die Kirche in ein schlechtes Licht rückt. Aber das ist nicht Kirche. Deshalb ist es mir auch ein gro-ßes Anliegen, Kirche in ihrer gan-zen Bandbreite darzustellen. Wie viel Kitt wird denn unserer Gesellschaft durch die Kirche ge-geben? Den-ken wir einmal alles konse-quent weg, was in den Dörfern und Städten mit Kirche zu tun hat. Unse-re Gesellschaft wäre viel är-mer, viel kälter, viel hoffnungsloser. Auch im so-zialen Bereich, im konkreten Um-gang – und das ist ja alles Kirche. Aber das macht nicht unbedingt Schlagzeilen.

Sie polarisieren selbst ja auch, wenn Sie etwa letzthin an die Unauflöslichkeit der Ehe erin-nert und den Segen für wieder-

verheiratete Geschiedene unter-sagt haben.

Ich muss hier ganz klar sagen: Untersagt ist einzig die Erteilung des Segens im Rahmen einer Zi-viltrauung, denn es geht hier um ein klares Be-kenntnis zur christlichen Ehe und zu deren Unauflöslichkeit. Andererseits geht es auch darum, dass wir Menschen – ganz egal, in welcher Lebenssituation sie sich befinden – niemals alleine lassen. Wenn ich mit ihnen im Gespräch bin, werde ich auch geeignete Formen finden, um sie zu beglei-ten, um mit ihnen zu beten und sie in diesem Sinn durchaus auch zu segnen. Wir brauchen heute aber auch ein Gespür für den Unterschied zwischen einer öffentlichen litur-gischen Feier und einer Wegbe-gleitung eines Menschen in einer ganz konkreten Situation. Hier dürfen keine Missverständnisse auftreten. Es muss auch ganz klar sein: Wie-derverheiratete Geschiedene sind nicht aus der Kirche ausge-schlossen, es wird nicht der Stab über sie gebrochen. Aber es darf auch nicht egal sein, ob ich hei-rate, nicht heirate, wieder heira-te ... Nie darf jedoch vergessen werden, dass es hier oft um tie-fe Verwundungen geht, um Ver-letzungen. Es braucht einen Ver-söhnungsprozess, einen Weg, auf dem man durch ganz persönliche Zuwendung Menschen begleiten

kann, auch weil hin-ter jeder Scheidung ein ganz persönliches Schicksal steht.Vor welche beson-deren Herausforde-rungen ist die Kir-che in Südtirol ge-stellt? Es gibt für unsere Ortskirche wirklich

einige ganz spezielle Herausfor-derungen. Ich würde sagen, das macht die Stallluft unserer Diö-zese aus. Dazu zähle ich etwa die drei Sprachgruppen oder die Pro-blematik der Zuwanderer, der wir uns nicht verschließen können.Andere Herausforderungen sind uns sicher mit anderen Ortskir-

chen gemein, wenn es etwa um geistliche Berufe geht, um Ehe und Familie, um Glaubensweiter-gabe, um den eklatanten Pries-termangel. Wir müssen uns aber auch der Tatsache stellen, dass

unsere Kirchen leerer geworden sind. Kirche bleibt oft auf einige große Events beschränkt. Ich den-ke hier an die großen sakramen-talen Feiern wie Erstkommunion und Firmung, die oft ohne Vor- und ohne Nachgeschichte sind. Letztlich geht es um die Frage, ob der Glaube in unserem Land le-bendig bleibt – der Glaube, der sich nicht auf einige lieb gewon-nene Traditionen beschränkt. Glaube hat vielmehr zu tun mit Lebenseinstellung, mit Lebens-führung. Denn Glaube ohne das Leben ist tot. Oder höchstens – um Papst Franziskus zu zitieren – so wie ein Sahnehäubchen („Non siete cristiani di pasticceria!“) zu bestimmten Gelegenheiten.

Der zunehmende Priestermangel ist sicher ein grundlegendes Pro-blem, der sich auch im Wipptal sehr stark bemerkbar macht. Wa-rum hören junge Menschen heu-te den Ruf Gottes nicht mehr?

Ich würde sagen, da gibt es ein ganzes Bündel von Motiven und Gründen. Man muss auch sagen, dass geistliche Berufe ein dem-entsprechendes Umfeld brau-chen, wo sie gefördert werden, wo sie herauswachsen können. Es wäre verkürzt zu sagen, wir ha-ben nur einen Mangel an Pries-tern, aber wir haben nicht einen Mangel an Gläubigen. Haben wir heute wirklich so wenige geistli-che Berufe im Verhältnis zu de-nen, die wirklich zur Kirche hal-ten? Wenn geistliches Leben ge-pflegt wird, wenn das Gebet eine wichtige Rolle spielt, dann bin ich fest davon überzeugt, dass wir wieder viele geistliche Berufe be-kommen. Der Priestermangel ist also meines Erachtens das Symp-tom einer ganz großen Verände-rung.

Welche Impulse erwarten Sie sich von der Diözesansynode, die am 30. November begonnen hat?

Diözesan-synode hatbegonnen

Am 30. November hat die 2. Syn-ode der Diözese Bozen-Brixen begonnen. Insgesamt 259 Syn-odalen – rund 48 Prozent davon sind Frauen – haben die Aufga-be, in den nächsten zwei Jahren unter der Leitung von Bischof Ivo Muser Weichenstellungen für die Zukunft der Diözese vor-zunehmen.70 Synodalen nehmen von Rechts wegen an der Synode teil, 137 wurden von den ver-schiedenen diözesanen Gre-mien gewählt, 66 wurden vom Bischof frei ernannt, um eine möglichst ausgewogene Reprä-sentanz der diözesanen Wirk-lichkeit zu erreichen.Aus dem Wipptal nehmen De-kan Josef Knapp, Don Giorgio Carli, Walter Prast, Thomas Stürz, Sr. Maria Beatrix Oberhofer und Sr. Elisabeth Schwitzer sowie die Laien Johann Ralser aus Freien-feld und Rocio del Pilar Maguina Ortiz aus Franzensfeste teil.

„In der medien- wirklichkeit

wird oft nur das herausgepickt,

was man haben möchte.“

„Zur Zusammenarbeit von priestern und laien gibt es keine Alternative.“

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Meine Hoffnung ist, dass sich das ereignet, was Synode überhaupt meint: Gemeinsamer Weg, den 259 Synodalen miteinander ge-hen, gestützt von vie-len Mitarbeitern in un-seren Pfarrgemeinden. Zuhören, offen mitein-ander diskutieren, das Evangelium hören und diesen Weg als geistli-chen Prozess erleben, das erhoffe ich mir ganz stark. Dann erwarte ich mir aber auch, dass wir zu konkreten Antwor-ten kommen auf Herausforderun-gen, die uns heute gestellt sind. Schon im Gehen des Weges tut sich etwas, verändert sich etwas. Deshalb haben wir auch das Mot-to „Auf Dein Wort hin mit Freude und Hoffnung“ gewählt.

Laien übernehmen immer mehr Verantwortung innerhalb der Kirche. Welche Rolle wird ihnen zuteil?

Die Kirche ist von ihrem Wesen her getragen vom Volk Gottes, dem wir alle angehören. Das ist unsere Grundberufung. Unsere

wichtigste Berufung als Christen ist unsere Taufberufung und vor diesem Hintergrund ist es unsere Aufgabe, Kirche mitzugestalten.

Kirche darf nicht nur auf Liturgie reduziert werden – Kirche hat zu tun mit Glaubenswei-tergabe, mit Diakonie, mit konkretem karita-tiven sozialen Einsatz. Auch der Bereich Ehe

und Familie ist für uns Christen ein ganz entscheidender Bereich. Zur Zusammenarbeit von Pries-tern und Laien gibt es keine Alter-native. Auch wenn wir genügend Priester hätten – und ich bin der erste, der sich das wünschen wür-de –, dürfen wir Kirche nicht nur vom Amt her denken. Kirche ist viel größer als das kirchliche Amt in ihr. Deshalb soll jeder von uns am eigenen Platz seinen Auftrag entdecken, als Christ zu leben. Und dort braucht es uns alle.

Es ist allerdings schon eine deut-liche Diskrepanz festzustellen zwischen der hohen Zahl an Lai-en, die Kirche aktiv mitgestal-

„Glaube ohne das

Leben ist tot.“

Pastoralbesuch im Wipptal

Pfarrei Sterzing

Zurzeit stattet Bischof Ivo Muser der Seelsorgeeinheit Wipptal einen Pastoralbesuch ab. Den Auftakt dazu bildete Mitte Oktober eine Kin-derwallfahrt zur hl. Notburga nach Eben, an der rund 170 Kinder und Erwachsene teilgenommen haben. Anschließend tauschte sich Bischof Muser mit Jugendlichen in einer offenen Gesprächsrunde aus. Zu einer Besprechung waren u. a. ehrenamtliche Mitarbeiter in verschiedenen sozialen Verbänden und die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte sowie des Pfarreienra-tes geladen.Höhepunkt des Besuchs war die Eucharistiefei-er in der Ster-zinger Pfarrkir-che, wo Bischof Ivo Muser den festlichen Got-tesdienst mit Dekan Josef Knapp, Koope-rator Konrad Gasser, den Kapuzinerpatres Meinrad Gasser und Leon-hard Beikircher sowie dem ehemaligen Sterzinger Kooperator und jet-zigen Bischofssekretär Michael Horrer feierte. In seiner Predigt hob er besonders die Wichtigkeit der Familie und der Arbeitsruhe am Sonn-tag hervor. Nach dem Gottesdienst nutzten zahlreiche Gläubige die Gelegenheit zu einer persönlichen Begegnung.

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kirche

ten, und der Zahl derer, die dann wirklich den Schritt in den Pries-terberuf wagen.

Man muss schon sagen, es gibt ja auch andere Berufungen. Wenn ich mein Leben vom christli-chen Geist her gestalte, lebe ich

eine christliche Berufung. Meine Grundüberzeugung ist: Je mehr Menschen mit ihrer Taufüberzeu-gung ernst machen, umso leich-ter werden wir auch wieder geist-liche Berufe bekommen.Persönlich bin ich auch der Mei-nung, dass etwa die Abschaffung des Zölibats die Zahl der Priester nicht wesentlich verändern wür-de. In der gegenwärtigen Situati-on wäre das höchstens eine Sym-ptomkur, weil es zum Teil um viel tiefer liegende Gründe und Moti-vationen geht. Entscheidend ist zunächst, dass mir mein Christ-sein wichtig ist. Was mir zu den-ken gibt: In Zeiten, in denen der Priesterberuf in Krise ist, sind auch Ehe und Familie in Krise. Es geht in beiden Lebensformen

um ganz ähnliche Grundvoraus-setzungen. Festzustellen ist auf jeden Fall eine bestimmte Bin-dungsangst, eine Angst vor Ver-bindlichkeit, die viele den Schritt in den Priesterberuf und auch in die Ehe nicht mehr wagen lässt.

Eine Krise ist oft auch eine Möglich-keit, neue Wege zu finden und zu be-schreiten.Ganz genau! Krise heißt ja immer auch, sich auf einem Schei-

deweg zu befinden. Heute haben wir die Chance und die Aufgabe, uns zu fragen: Was darf mir der Glaube kosten? Entscheide ich mich wirklich noch dafür? Was bedeutet mir mein Kirchesein? Bin ich auch bereit, meinen Bei-trag zu leisten? Nur mitschwim-men oder gelegentlich mittun – wenn es mir halt passt – ist heute nicht mehr möglich – und da liegt durchaus eine Chance darin.Es wäre jedoch ungerecht zu sa-gen, heute geht alles abwärts, auch wenn ich Zeichen sehe, die mir Sorge bereiten. Es gibt durch-aus Menschen, die sich sehr für Kirche einsetzen, gerade auch viele Laien.

Es sind auch sehr viele Frauen kirchlich aktiv. Die Rolle der Frau

scheint in der Kirche allerdings unverhandelbar.

Wenn man die ganze Rolle der Frau in der Kirche auf die Weihe beschränkt, dann wird es wahr-scheinlich so sein, dass sich die Fronten verhärten. Die Kirche muss sich in diesem Bereich si-cher Gedanken machen. Und ich würde mir wünschen, dass wir auch in wichtigen Bereichen noch viel mehr Frauen hätten.Alles auf die Weihe zu beschrän-ken, wäre im Grunde eine neue Form des Klerikalismus. Die Kir-che ist – und das ist auch das An-liegen des Zweiten Vatikanischen Konzils – viel größer als das Amt in ihr.

Sie visitieren zurzeit die Seelsor-geeinheit Wipptal mit ihren 16 Pfarreien. Welchen Eindruck ha-ben Sie bereits gewinnen kön-nen?

Ich habe mich durch viele Ge-spräche auf die Visitation der Seelsorgeeinheit Wipptal vorbe-reitet. Auch anhand der Fragebö-gen, die aus den Pfarrgemeinden und verschiedenen Gremien an mich gerichtet worden sind, habe ich mir bereits im Vorfeld ein Bild machen können. Ich habe wirk-lich den Eindruck, dass hier Men-schen miteinander einen guten

Pastoralbesuch im Wipptal

Sozialzentrum „Fugger“

„Ihr macht mir Freude und ich bin stolz darauf, dass es mir in den letz-ten zwei Jahren gelungen ist, viele soziale Einrichtungen zu besuchen.“

Mit diesen Worten be-grüßte Bischof Ivo Mu-ser alle Anwesenden im Sozialzentrum Fug-ger. In der Gesellschaft komme es zu oft nur darauf an, was jemand leiste, tue und voran-bringe. „Entscheidend

ist aber unser Sein, dass wir Menschen sind und menschlich miteinan-der umgehen. Wir alle sind darauf angewiesen.“Direktorin Christina Tinkhauser sah in diesem besonderen Ereignis eine Gelegenheit für Menschen mit Beeinträchtigungen, im Mittel-punkt zu stehen, und wünschte sich, „dass diese Aufmerksamkeit hin-ausgetragen wird, dass Menschen in sozialen Notlagen immer mitten im Geschehen stehen, nicht nur an Tagen wie diesem“.Einen Besuch stattete der Bischof auch dem Bezirksaltenheim und dem Altersheim Schloss Moos ab.

Weg zurückgelegt haben. Das macht schon Mut. Es gibt viele Menschen, die mitarbeiten, die sich einbringen, denen Kirche ein Anliegen ist, die versuchen, unter den heutigen Bedingungen Ge-meinde zu gestalten. Es gibt auch ein gutes Miteinan-der zwischen Laien und Priestern. Dekan Josef Knapp steht mit gro-ßem persönlichen Einsatz und mit Charisma der Einheit vor, er geht voraus und wirkt sehr mo-tivierend. Er versucht, Einheit zu stiften und Menschen zusam-menzuführen. Er ist wirklich ein ganz großer Glücksfall.

Sie tragen den Johannes-Adler in Ihrem Wappen. Welche Bedeu-tung hat er für Sie?

Der Johannes-Adler erinnert an meine Heimatgemeinde Gais, deren Patron der hl. Apostel und Evangelist Johannes ist. Er steht auch für die Wichtigkeit des Wor-tes Gottes und für den Auftrag, Christus zu verkünden. Im Johan-nes-Evangelium wird uns Chris-tus verkündigt als das Wort Got-tes, das für uns und unter uns Fleisch geworden ist.

Interview: Barbara Felizetti Sorg

Pastoralbesuch im Wipptal

Pfarreien Mareit und Ridnaun

Ende Oktober besuchte Bischof Ivo Muser auch die Pfarreien von Ma-reit und Ridnaun. Bei Aussprachen mit Pfarrseelsorger Thomas Stürz und den Pfarrbeauftragten sowie mit allen, die in den verschiedensten Formen der Katechese in den Pfarreien mitarbeiten, konnte Bischof Ivo Muser nicht nur die Anliegen und Pro-bleme, die Wün-sche und Sorgen aus erster Hand er-fahren. Er konnte sich auch überzeu-gen, dass in den beiden Pfarreien Laien sich stark für alle kirchlichen Be-lange engagieren und eine wichtige Rolle im religiösen Leben der Pfarrgemeinden über-nommen haben.Bei den gemeinsamen Gottesdiensten mit der Dorfbevölkerung rief der Bischof alle auf, zentrale Werte des christlichen Glaubens ganz be-wusst in den Mittelpunkt des täglichen Lebens zu stellen.

„Die Abschaffung desZölibats wäre in der heutigen

Situation höchstenseine Symptomkur.“

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Mit Wiener Charme empfängt Ste-fanie Zeidlhofer den Gast im Wohn-haus am Ende der Gänsbacherstra-ße. Die sonore Stimme der im vor-gerückten Alter stehenden Dame erinnert fürwahr noch an das Wien der Monarchie und deren Gesell-schaft.Stefanie Zeidlhofer wurde am 9. November 1921 im II. Bezirk der Großstadt Wien nahe dem Prater geboren, wo sie die Grundschule und das erste Realgymna-sium für Mädchen be-suchte. Unter Adolf Hitler wur-de Österreich in Ostmark umbenannt, „Austria“ gab es eine Weile nicht mehr. Stefanie Zeidlho-fer erinnert sich: „Meine Familie erlebte die Dik-tatur der Nationalsozia-listen. Ich wurde im Ver-messungsamt der Stadt Wien beschäftigt und konnte als Werkstuden-tin die Technische Hoch-schule besuchen. Nach dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht im September 1943 in Südtirol und Italien erreichte uns in Wien ein italienischer Gefangenen-transport. Die italienischen Kriegs-gefangenen wurden auf einzelne Häuser verteilt und Wiener Fami-lien zugewiesen. Man baute ba-rackenartige Unterkünfte. Zu uns Zeidlhofers kam ein italienischer Kriegsgefangener namens Giovan-ni Ricci aus Brescia. Man hatte ihn bei Trens gefangengenommen.“Und wie das Leben so spielt, hat Stefanie Zeidlhofer den Mann bei sich zuhause kennen und lieben gelernt. Drei Monate später, im Au-gust 1945, heirateten die beiden. Da der Zweite Weltkrieg zu Ende war, wurden sie im Militärwagen von Wien nach Brescia gebracht, wo sie bei Giovannis Eltern vorerst wohnen durften. Später zogen sie

für drei Jahre nach Trient. Schließ-lich kam das Paar nach Sterzing. Giovanni Ricci war E-Werk-Techni-ker und fand Arbeit bei der „Edi-son“ in Wiesen.Bereits in Brescia hatte Stefanie drei Buben zur Welt gebracht: Nor-bert (1948) und die Zwillinge Mau-ro und Fabrizio (1950). In Sterzing wohnte die Familie zunächst in der

Gegend von St. Margarethen; 1957 zog sie in das selbst er-baute Eigenheim in der Gäns-bacherstraße ein. Die Sommerferien verbrach-ten Mutter und Söhne immer wieder in Wien. Die Buben besuch-ten die italienische Grund- und Mittelschule sowie zwei Jahre das Gymnasium in Sterzing, dann setz-ten sie die Oberschule in Brixen fort und wechselten anschließend auf die Universität nach Mailand. Nor-bert wohnt heute in Turin und ist im Importhandel beschäftigt, die Zwillingsbrüder studierten Rechts-wissenschaften und gründeten in München eine Familie.Stefanie war zunächst Mutter und Hausfrau und gab nebenbei Kla-vier- und Deutschunterricht. „Als die Kinder etwas größer waren, gingen wir alle gerne Skifahren,

meine Söhne arbeiteten in ihren Studienjahren teilweise als Skileh-rer und lernten dabei ihre heuti-gen Frauen kennen. Wir waren eine sportbegeisterte Familie“.Stefanie lehrte bis 1986 in der italie- nischen Mittelschule unter Direktor Oddo Bronzo die deutsche Spra-che. Danach unternahm sie mit ih-rem Mann ab und zu Reisen. „Ich

betätigte mich mit Handarbeiten und arbeitete gerne in unserem Hausgar-ten. Ab und zu ka-men meine sechs Enkelkinder auf Besuch. Dies war für mich immer ein großes Geschenk. Eines der Mädchen

musste leider im blühenden Alter sterben. Das war für uns alle ein Schock und ein harter Schlag.“Die letzten Jahre ist Stefanie nicht mehr nach Wien gefahren: „In Wien habe ich niemanden mehr.“ Ihre Mutter lebte einige Zeit in Sterzing und ist hier begraben. 2006 verlor Stefanie ihren Mann. Seitdem ist sie alleine. Ihren Wiener Humor hat Stefanie bis heute nicht verloren. „Ich habe viele nette Freundinnen und fühle mich immer noch sehr wohl in Sterzing.“

Günther Ennemoser

aus dem leben erzählt

Wie eine Wienerin in Sterzingihre Heimat fandDas abwechslungsreiche leben von stefanie Zeidlhofer Wwe. ricci

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Sozialsprengel in der Warteschleife

20 Jahre Sozialdienste

soziales

Der Sozialsprengel Wipptal: noch nicht gebaut, ja noch nicht

einmal der Grundstein gelegt, und schon ein Jahrhundert-

projekt. Nicht etwa, weil es im Wipptal nichts Vergleichbares

gäbe, sondern vielmehr, weil das Ganze zu einer unendlichen

Geschichte ausartet.

„Die Bezirksgemeinschaft ist sich bewusst, dass die Arbeiten zum

Neubau des Gesundheits- und So-zialsprengels hätten längst begin-nen sollen“, heißt es auf Nachfra-ge des Erker. Doch die Gewinner-firma habe sich „nicht an die Ver-einbarungen gehalten“. An die Ge-winnerfirma – die Azzolini Costru-zioni Generali AG aus Arco – war im Juni der Bauauftrag vergeben worden, die Baukosten wurden mit rund 1,7 Millionen Euro beziffert.

Getan hat sich allerdings nichts, die Firma ist bis September ohne jegli-che Begründung untätig geblie-ben. Der Bezirksausschuss sah sich daher genötigt, den Vertrag aufzu-lösen; der durch die Verzögerun-gen entstandene finanzielle Scha-den – der Sozialsprengel ist der-zeit in Miete untergebracht – wird von der Firma eingefordert. Ob Az-zolini gegen die Entscheidung re-kurriert, ist noch offen. Um einen

neuen Vertrag abzuschließen, wer-den nun die in der Rangordnung nächstgereihten Firmen kontak-tiert. Bezirkspräsident Armin Hol-zer ist zuversichtlich, den Auftrag über die Wintermonate zu verge-ben. „Ich hoffe, dass wir mit dem Bau im Frühjahr endlich beginnen können“, so Holzer. Dann sollen Dienste wie Hauspflege, sozial-pä-dagogische Grundbetreuung, Bür-

gerservice, finanzielle Sozialhilfe, Krebsvorsorge, Diätassistenz, Vor-sorgemedizin und Hauskranken-pflege endlich unter einem Dach vereint sein.Von Anfang an war das Projekt un-ter keinem guten Stern gestanden: Bereits für die Erteilung der Bauge-nehmigung hatte sich die Landesre-gierung ganze 15 Jahre Zeit gelas-sen, dann traten plötzlich ungeahn-te Schwierigkeiten hinsichtlich der Finanzierung auf, wollte das Land 2010 doch plötzlich alle Zuweisun-gen für Projekte, die älter als fünf Jahre waren, streichen. Als endlich alle Probleme aus dem Weg geräumt waren und der Bauauftrag vergeben werden konnte, war man guter Din-ge, den Sprengel im nächsten Jahr zu eröffnen. Weit gefehlt! Es wird wohl der St. Nimmerleins-tag werden, bis das neue Gebäu-de bezugsfertig sein wird. Bis da-hin heißt es sowohl für den Sozi-alsprengel, derzeit noch im Kon-dominium „Arcus“ an der Brenner-straße angesiedelt, als auch für den Sanitätssprengel, für den im Kran-kenhaus bzw. in einem Container eine Übergangslösung gefunden worden ist, weiter „Bitte warten!“.

bar

1993 haben die Wipptaler Ge-meinden die Führung der sozi-aldienste an die Bezirksgemein-schaft delegiert. Bis dahin wur-de der Großteil der sozialdienste von Brixen aus geführt. Die so-zialen Dienste wie Grundfürsor-ge, hauspflege und Behinderten-dienst entwickelten waren kaum miteinander vernetzt. erst als die Gemeindefürsorgestellen gesetz-lich aufgelöst wurden, kam man um eine strukturelle Neuordnung der sozialen Dienste nicht mehr herum.

Mitte November feierte der Sozi-aldienst in der Arbeitsrehabilitati-onsstätte der Sozialeinrichtungen Wipptal „TRENS“ in Freienfeld ihr 20-jähriges Jubiläum unter Füh-rung der Bezirksgemeinschaft. Mo-deriert von Sabina Frei reflektierten

Zeitzeugen die Anfänge und Aus-wirkungen auf Verwaltung, Dienste und Mitarbeiter. Der damalige Be-zirkspräsident Ferdi-nand Rainer und Ge-neralsekretär Johann Grünfelder erzählten über die Herausfor-derung einer sicheren Finanzierung. Mit der Delegierung habe die Bezirksgemeinschaft eine „echte“ Aufga-be erhalten und ihre Daseinsberechtigung konnte nicht mehr in Frage gestellt werden, so Grünfelder.Mitarbeiter, der ehemalige und ers-te Direktor des Sozialdienstes der Bezirksgemeinschaft Wipptal, Josef Gasteiger, sowie die Sozialreferen-tin der Gemeinde Freienfeld, Hele-ne Hilber Nössing, berichteten über

Begebenheiten und Erinnerungen. Anwesend waren auch der dama-lige Abteilungsdirektor für das So-

zialwesen, Karl Tragust, sowie die ehemaligen Bezirkspräsidenten Al-fred Plank und Leopold Siller.Bezirkspräsident Armin Holzer und Sozialdienstdirektorin Christina Tinkhauser lobten das soziale En-gagement ihrer Mitarbeiter und dankten ihnen für den langjähri-gen Einsatz.

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gesellschaft

Im Rahmen der diesjährigen Bezirksversammlung der Bä-ckerinnung im hds wurde vor kurzem Benjamin Profanter aus Brixen zum neuen Bezirk-sinnungsmeister für das Ei-sack- und Wipptal gewählt; er bleibt vier Jahre im Amt. Sei-ne Stellvertreterin ist Stefa-nie Torggler aus Brixen. In den Vorstand wurden weiters Ma-rius Kerschbaumer aus Vintl

und Christoph Häusler aus Sterzing gewählt. Im Bezirk Eisacktal/ Wipp-tal sind 18 Bäckereibetrie-be mit zahlreichen Filialen tätig. „Diese garantieren in vielen Dörfern des Bezirks die so wichtige Nahversor-gung für die heimische Be-völkerung und für die vie-len Gäste“, betonen die Ver-treter der Bezirksinnung.

Obmänner und ehrenamtliche Funktionäre des Handwerks trafen sich im Herbst, um über Proble-me im Handwerk zu diskutieren. Die Erhöhung der M e h r we r t s t e u -er, die schlech-te Zahlungsmo-ral und die Ein-führung der Sistri, so der Tenor, er-schweren die täg-liche Arbeit. Dank der guten Zusam-menarbeit mit Senator Hans Berger und Kam-merabgeordnetem Daniel Alfreider habe das

Handwerk positive Resultate erzielen können, so LVH-Präsident Thomas Pardeller. Als Erfolg wer-

tet man, dass eine Anzah-lung von zehn Prozent für öf-fentliche Bau-aufträge er-reicht werden konnte. LVH-Vizepräsident Martin Hal-ler berichtete über Neues im

Bereich Bildung und die erfolgreichen Handwer-ker-Weltmeisterschaften in Leipzig. Bei der diesjährigen Ortsversammlung des

Handels- und Dienstleistungsverbandes Süd-tirol (hds) von Ratschings wurde vor kurzem Josef Trenkwalder bestätigt. Er wird für die nächsten vier Jahre wieder die wirtschaftli-chen Geschicke der Handelstreibenden und Dienstleister vor Ort leiten. Ihm zur Seite ste-hen Erwin Schölzhorn und Günther Haller.hds-Präsident Walter Amort und Bezirksleiter Michael Kerschbaumer dankten dem Ortsob-mann und den Kaufleuten für ihre ehren-amtliche Tätigkeit und für ihren Einsatz zur Sicherung der Nahversorgung. Besprochen wurden aktuelle Themen wie die Handelsge-setzgebung, die Arbeitssicherheit, der Wan-derhandel und Tür-zu-Tür-Verkäufe. Bürger-meister Sebastian Helfer unterstrich die Be-deutung des Handels für die Gemeinde; die Geschäfte im Ort würden nicht nur die ge-samte Bevölkerung versorgen, sondern auch die vielen Gäste.

Ratschings

Josef Trenkwalderals hds-Ortsobmannbestätigt

Christoph Häusler im Vorstand der Bäckerinnung

Treff der LVH-Bezirksfunktionäre

Als hds-Ortsobmann von Ratschings bestätigt: Josef Trenkwalder

Der Vorstand der Bäcker im Eisack- und Wipptal: (v. l.) Benjamin Profanter, Stefanie Torggler, Christoph Häusler und Marius Kerschbaumer

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Telfes

Jugendfeuerwehr hältDorf und Wald sauber

Zum 50-Jahr-Jubiläum der Feuerwehrjugend Südtirol hat die elf Mann starke Jugendgruppe der FF Telfes mit der Aktion „Saubere Umwelt“ eine von vielen landeswei-ten Initiativen ergriffen. An einem Herbstsamstag rück-te die Jugendfeuerwehr zu einer Müllsammelaktion aus und kehrte am späten Nachmittag mit Müllsäcken, prall gefüllt mit Unrat, zurück. Am meisten Müll fand die Feu-erwehrjugend auf der Straße zum Roßkopf. Die seit Jah-ren am Straßenrand liegende „Waldbrandgefahr-Tafel“ stellten die Burschen wieder notdürftig auf. Unrat hat sich auch entlang der Böschungen und Bachläufe ange-sammelt.Akzente setzte die Feuerwehrjugend Telfes nicht nur durch ihre Müllsammelaktion, sondern auch knapp zwei Wochen vorher beim Wissenstest mit Orientierungslauf in Sand in Taufers. Zwar reichte es heuer nicht zum fünf-ten Sieg in Folge, jedoch knapp hinter den Gruppen Ter-enten und Antholz Mittertal zu Platz drei. Zudem absol-vierten fünf Mitglieder eine fehlerlose Reifeprüfung in Silber und eine in Bronze.

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Neues Einsatzfahrzeugfür FF St. Jakob

Die Freiwillige Feuerwehr St. Jakob hat seit kurzem ein neues Einsatzfahrzeug. Der 180 PS starke VW-Mannschaftstransporter mit Vierrad-Antrieb bietet neun Personen Platz und ist mit einem energiespa-renden Lichtmasten sowie Containern bestückt, die nach Bedarf für Brand- oder für technische Einsätze geladen werden können.Nach einem von der Musikkapelle gestalteten Got-tesdienst in der Pfarrkirche segnete Pfarrer Walter Prast das Fahrzeug und übergab es seiner Bestim-mung. Für Bürgermeister Johann Frei ist die Neuan-schaffung ein Garant für Sicherheit, für Bezirks-Feu-erwehrpräsident Peter Heidegger auch eine neue Herausforderung für Proben und Übungen.Finanziert wurde das rund 58.000 Euro teure Fahr-zeug über den Bezirksfeuerwehrverband vom Land (25 %), von der Gemeinde Pfitsch (69 %) und mit Ei-genmitteln (6 %), den Patinnen Martina Wieser und Deborah Siller sowie der Raiffeisenkasse Wipptal.

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FF Wiesen in München

Andreas Weigmann, Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Tutzing, ermöglichte der Partnerwehr von Wiesen vor kurzem eine Besichtigung seines Arbeitsplatzes, der Feu-erwache 1 der Berufsfeuerwehr München, die jedes Jahr zu Tausenden Einsätzen verschiedenster Art ausrückt. Bei einer Führung durch das Haus besuchten die Wies-ner Wehrleute auch das Feuerwehrmuseum, das die Ge-schichte der Münchner Berufsfeuerwehr dokumentiert. Nach einem typisch bayerischen Mittagessen führ-te Braumeister Pater Edelhart III. die Gruppe durch die Brauerei des Klosters Ettal, bevor der Tag im Gasthaus „Edelweiß“ ausklang.

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Feuerwehr besucht BBT-Baustelle

Mitglieder des Bezirksfeuerwehrausschusses Wipp-tal/ Sterzing und des benachbarten Bezirks-Feuer-wehrverbandes Innsbruck Land besichtigten vor kurzem die Baustelle des Brennerbasistunnels in Mauls. Mit dabei waren auch Ehrenmitglied Karl Ste-fan Siller und Bezirkskommandant a. D. Erich Hofer sowie Bezirkskommandant-Stellvertreter a. D. Peter Larcher. Nach einer Einführung am BBT-Infopoint in Franzens-feste fuhr die Gruppe mit einem Bus in die Baustelle unter Tage in Mauls, wo sie Beobachtungsstellenlei-ter Martin Ausserdorfer über Fortschritte an den bei-den Hauptröhren und Probestollen sowie Ausbruch- und Verarbeitungsmethoden informierte.

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gesellschaft

Kindergarten: Einschreibungen im Jänner

Im Jänner bieten die beiden deutschen Kindergärten „Löwenegg“ und „Maria Regina Pacis“ in Sterzing erstmals ge-meinsam Einschreibungen für das nächste Kindergartenjahr an. Die Einschreibungen können am 13. (8.00 – 10.30 Uhr, 14.00 – 16.00 Uhr), 14. (8.00 – 10.30 Uhr, 14.00 – 16.30 Uhr) und 15. Jänner (8.00 – 10.30 Uhr) im Margarethenhaus (ElKi, oberster Stock) vorgenommen werden. Eingeschrieben und zum Besuch zugelassen werden Kinder, die inner-halb Februar 2015 das dritte Lebensjahr vollenden. Mitzubringen ist die Steuernummer des Kindes (Gesundheitskar-te). Kinder dürfen nur in einem Kindergarten eingeschrieben werden.

„Wie kommt das Salz ins Meer?“

Jugendliche arbeiten im Rahmen des Pro-jektes JAWA in sozialen und kulturellen Einrichtungen, um Menschen zu be-gegnen, Berufe ken-nen zu lernen und Referenzen zu sam-meln. Seit Juli ver-dienen die Jugendli-chen pro Einsatzstunde 45 Minuten, die sie in Gutscheine einlösen konnten. Die restli-chen 15 Minuten spenden sie einem guten Zweck. Zu Jahresende wird die so gesam-melte Zeit in ein soziales Projekt – heuer Le-

bensmittel für Bedürftige für den Caritas-Infopoint in Sterzing – umgewandelt.

Vor kurzem übergaben die Initiatoren im Namen der Jugendlichen dem Infopoint die ersten Lebensmittel, die jeden Freitag an Bedürftige im Wipptal verteilt werden.Das Projekt für Jugendliche

zwischen 13 und 19 Jahren, koordiniert von VKE Sterzing, Sozialsprengel und Ju-genddienst Wipptal, läuft das ganze Jahr über. Nähere Infos im Jugenddienst (Tel. 767890).

Jugendliche helfen Bedürftigen

Wie kommt das Salz ins Meer? Mit diesen und weiteren Fragen rund um das Thema Salz beschäftig-ten sich im Okto-ber zwei Wochen lang die Schü-ler der Klassen 1A und 2A der Mittel-schule „Vigil Raber“. Die Schüler recher-chierten, werteten Filmmaterial aus, verfassten Texte und fer-tigten Plakate an. Außerdem führten sie Ex-

perimente mit Salz durch, stellten künstli-ches Salz her sowie Schmuck aus Salzteig

und Tongefäße für selbst gemachtes Kräutersalz. Bei einem zweitägigen Lehrausflug nach Salzburg besichtigten die Schüler „Hohensalzburg“, das Mo-zart-Geburtshaus sowie das Salzbergwerk von Hall-statt. Die Ergebnisse der

Projektwochen wurden im November im Schulgebäude ausgestellt.

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Trattoria – Hotel Restaurant ZollKulinarischer streifzug durch die italienischen regionen geht weiter

In der Trattoria beim Hotel Restaurant Zoll wird ab 7. Dezember wieder aufgekocht. Familie Messner ist es gelungen, Küchenchef Pierluigi Ceolin dafür zu ge-winnen. Nach seiner Ausbildung im Trentino hat Ceolin bei verschiedenen „Chefs“ der Kochschule des Veneto ge-lernt. Auslandserfahrung sammelte er u. a. in Bogotà (Kolumbien), in Michigan (USA) und in Lausanne (Schweiz) sowie im spa-nischen La Coruña, wo er die Küche eines inter-nationalen Hotelbetrie-bes geleitet hat. Neben verschiedenen Artikeln in Fachzeitschriften hat Pierluigi Ceolin auch die Bücher „Na Tecia de Santi-tà“ (edizioni C.I.D.) und „Il cibo delle feste” (Marcia-num Press) verfasst. Küchenchef Ceolin legt größten Wert auf qualitativ hochwertige Zutaten und auf eine raffinierte Einfach-heit der Speisen. Lassen Sie sich überraschen!

Trattoria – Hotel Restaurant Zollriparte il “Giro d’italia” culinario!

Col 7 dicembre nella Trattoria dell’Hotel Zoll riparte il “Giro d’Italia” culinario. La famiglia Messner è riuscita ad assumere lo Chef Pierluigi Ceolin.Dopo essersi formato accanto ai “padri” della cucina veneta, Ceolin ha avuto importanti esperienze inter-nazionali. Negli ultimi anni a La Coruña, città sull’At-lantico nel nord ovest della Spagna è stato molto apprezzato da numerose accademie come Executive Chef e curatore di corsi di cucina mediterranea.Tra le varie pubblicazioni di Ceolin anche i libri “Na Tecia de Santità” (edizioni C.I.D.) e “Il cibo delle feste” (Marcianum Press).Il suo credo: massima qualità degli ingredienti e una raffinata semplicità in trasformazioni, abbinamenti e cotture. Curiosi? Visitateci!

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erker dezember 13 49

„Mein Kind kommt in die Mittelschule“

Am 8. Jänner findet um 19.00 Uhr in der Mittelschule „Vigil Ra-ber“ in Sterzing eine Informati-onsveranstaltung zum Thema „Mein Kind kommt in die Mittel-schule“ statt. In der Aula Magna der Mittelschule stellt Direkto-rin Marianna Blasbichler inter-essierten Eltern die Mittelschule „Vigil Raber“ vor und informiert über Unterrichtsmodelle und Schulprogramm.

AVS-Seniorenauf dem Ritten

Im Herbst unternahmen 17 Se-nioren des AVS Gossensaß einen Törggeleausflug nach Oberbo-zen. Nach einer Wanderung auf der Sigmund-Freud-Promena-de nach Lichtenstern und wei-ter zum Riggermoos kehrte die Gruppe beim „Lobishof“ ein. Bei gutem Essen, jungem Wein und gemeinsamem Gesang klang der Nachmittag aus.

Chronistenim Pustertal

Unlängst besuchten einige Chronis-ten des Wipptales, unter ihnen auch die neue Landesobfrau der Chronis-ten, Rita Thaler Wieser aus Stilfes, in Stegen eine Ausstellung über den „Stegena Morscht“.Anschließend führte sie Paul Winkler durch Schloss Bruneck, wo Bergstei-gerlegende Reinhold Messner eines seiner Museen betreibt. Besonders beeindruckt zeigten sich die Chronis-ten von der Vielfalt der Ausstellungs-stücke aus den verschiedensten Erd-teilen.

Bei der traditionellen Gefalle-nenehrung in Gossensaß las Pa-ter Meinrad Gasser am Seelen-sonntag eine Gedenkmesse. Während die Schützen am Ge-fallenenmahnmal einen Kranz nie-derlegten, spielte eine Bläsergruppe der Vereinskapelle Gossensaß das Lied vom „Guten Kame-raden“.Die Gedenkmesse in Pflersch wurde von Paul Rainer, ehemaliger Lan-desschützenkurat, gelesen und von den Geschwistern Mader mu-sikalisch gestaltet. Dabei wurde auch die restaurierte Schützen-

fahne geweiht. Am Kriegerdenk-mal verlas Rainer die Namen aller Gefallenen der beiden Weltkrie-ge aus Pflersch. Erstmals wurde auch Johann Öttl genannt. Die-

ser wurde 1908 auf dem Öttlhof (auch Hansen-hof) in Pflersch geboren. Weil er Fahnenflucht begangen hat-te, wurde er am 14. August 1944 durch Erschie-

ßen hingerichtet. Es folgte die Kranzniederlegung; die Musikka-pelle Pflersch spielte den „Kaiser-jägermarsch“ von Karl Mühlber-ger. rr

Am 1. oktober feierten die seniorenwohnheime südtirols, darunter das Bezirksaltenheim in sterzing und das Altenheim schloss moos in Wiesen, den in-ternationalen Tag der senioren.

Schloss Moos lud die Bevölkerung zu Kaffee und Kuchen. Eine Fotoausstel-lung mit 40 Schwarzweiß-Großauf-nahmen von Brigitte Holzner Fassnau-er zeigte Momente aus dem Alltag im Heim und dokumentierte das Leben der Bewohner und der Mitarbeiter. Mit dem „Aktiv-Passiv-Trainer“ machten Milchhof-Di-rektor Günther Seidner und Mitarbeiterin Magdalena Siller der Hausgemeinschaft ein besonderes Geschenk.

Der therapeutische Bewegungstrainer kommt in Klini-ken und Heimen, Rehabilitationen und in der Präven-tion bereits erfolgreich bei schwierigsten Krankheits-

bildern zum Einsatz. Das Bezirksalten-heim Wipptal feier-te am Tag der Senio- ren sein traditionel-les „Oktoberfest“. Bei Weißwurst und Bier schunkelten die Heimbewohner

zu Ziehharmonika- und Gitarrenmusik. Manch einer wagte auch ein Tänzchen mit einer der feschen Da-men im Dirndl.

„Tag der Senioren“

Gossensaß/ Pflersch

Den Gefallenen zum Gedenken

gesellschaft

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Weihnachten&

Neujahr

Advent heißt „Ankunft“. Häufig höre ich Men-schen seufzen: „Ich bin noch nicht ganz da. Lass mich doch erst einmal ankommen!“ Wir sind meistens nicht dort, wo wir sind. Wir sind mit un-serer Seele noch nicht angekommen. Wir feiern im Advent die Ankunft Jesu Christi bei uns, sein Ankommen in unserem Herzen. Natürlich wis-sen wir, dass Jesus schon gekommen ist. Er ist

vor 2.000 Jahren als Mensch auf diese Erde ge-kommen, um mit uns zu sein. Und er ist längst schon bei uns da. Aber wir erleben ihn als den Kommenden, weil wir selbst nicht bei uns sind. Karl Valentin hat das treffend ausgedrückt: „Ich bekomme heute Abend Besuch. Ich hoffe, dass ich daheim bin.“ Wir sind oft nicht bei uns da-

heim. Wir sind irgendwo mit unseren Gedanken und Gefühlen, gehen mit unseren Gedanken spazieren. Weil wir nicht bei uns sind, erleben wir Christus, der schon längst bei uns ist, als den Kommenden. Die Frage ist, ob dieser Jesus bei uns auch wirklich ankommt.Das deutsche Wort „Abenteuer“ kommt von advenire, Advent, Ankunft. Wenn Gott zu uns

kommt, dann ist das ein Abenteuer für uns. Dann brechen unsere rou-tinierten Gewissheiten und Sicher-heiten zusammen. Es gibt zahlreiche Märchen, die davon erzählen, dass einer die Ankunft Gottes bei sich er-wartet. Er bereitet ein festliches Es-sen vor. Aber da kommen ihm an-dere in die Quere. Ein Armer klopft an und bittet um Hilfe. Er wird weg-geschickt. Ein Junge kommt, aber er stört beim Warten auf das Kommen Gottes. In Wirklichkeit ist Gott in die-

sen ärmlichen Menschen gekommen. Aber wir sind so sehr auf unsere Bilder von Gott fixiert, dass wir sein Kommen übersehen. Wir warten immer auf etwas Außergewöhnliches und mer-ken gar nicht, wie Gott täglich zu uns kommt in Menschen, die uns um etwas bitten, in Men-schen, die uns mit einem Lächeln beschenken.

Jede Begegnung mit einem Menschen ist ein Abenteuer, ein Ankommen Gottes bei uns, das zu einem besonderen Ereignis wird, wenn wir offen dafür sind.Samuel Beckett hat in seinem Drama „Warten auf Godot“ das vergebliche Warten der beiden Landstreicher Wladimir und Estragon auf einen gewissen Herrn Godot beschrieben. Beide war-ten und warten, aber Godot kommt nicht. Sie wollen sich schon aufhängen. Aber es kommt nicht dazu, sie scheitern damit. Da sagt Estra-gon: „Und wenn er kommt?“ Wladimir antwor-tet: „Wir sind gerettet.“ Das ist wahr: Wenn Gott zu uns kommt, dann sind wir gerettet. Das erhoffen heute viele Men-schen. Aber sie warten vergeblich, dass Gott zu ihnen kommt. Sie erfahren sein Kommen nicht.Gott kommt in jedem Augenblick. So sagen es die Mystiker. Die Adventszeit möchte dich ein-laden, bei dir selbst anzukommen, damit Chris-tus zu dir kommen kann, in jedem Augenblick, aber auch am Ende der Zeit, wenn deine Zeit zu Ende ist und Christus in seiner Herrlichkeit zu dir kommt, damit du für immer bei ihm bist und bei dir, angekommen am Ziel deines Suchens.

Anselm Grün (aus dem Buch „Für jeden leuchtet ein Stern“, Herder-Verlag)

Advent heißt Ankommen

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Der Christkindlmarkt auf dem Ster-zinger Stadtplatz bietet für jeden etwas: von handbemaltem Christ-baumschmuck über Schafsmilch-seifen bis hin zu Almkräutern, Filz-patschen, Duftkerzen und kulinari-schen Köstlichkeiten. An den Gas-tronomieständen gibt es heuer erstmals vegetarische sowie glu-ten- und laktosefreie Gerichte. In Zusammenarbeit mit dem Öko-institut Südtirol ist der Sterzin-ger Weihnachtsmarkt heuer noch umweltfreundlicher geworden. So stammen die Christbäume in der Innenstadt von einem ein-heimischen Bauern und werden im Jänner im Fernheizwerk ent-sorgt. Einkaufstaschen, zusam-men mit dem Milchhof Sterzing realisiert, sind aus umweltfreund-lichem Papier hergestellt, genau-so wie die Weihnachtsmarktbro-schüre. Außerdem animieren spe-zielle Mülleimer zur Mülltrennung. Weihnachtsweisen, Konzerte mit Chören, Bläser- und Singgruppen sorgen am Markt für besinnliche Adventstimmung. Im Zwölferturm stellen Krippen-bauer handgefertigte Krippen aus. Im Vigil-Raber-Saal sind „lebende“ Holzfiguren zu sehen. Das Thema Bergwerk, das maßgeb-lich die Geschichte Sterzings ge-prägt hat, spielt auch heuer wieder eine bedeutende Rolle am Weih-nachtsmarkt. Bei einem Stand des Bergbaumuseums gibt es Infos so-wie kleine Erinnerungsgeschen-ke zu kaufen. Wer mehr über das Bergbauleben wissen will, kann bis Weihnachten mittwochs, sams-tags sowie sonn- und feiertags um 11.15 Uhr und vom 26. bis zum 31. Dezember täglich um 11.15 Uhr an einem geführten Rundgang im Bergwerksstollen in Maiern teil-nehmen. Ein Bus fährt um 10.31 Uhr von Sterzing nach Maiern. Kinder können bis Weihnachten mittwochs und samstags selbst Krippen ausschneiden und mit nach Hause nehmen. Kekse ba-cken für Kinder (6 – 10 Jahre) gibt

es bis Weihnachten jeweils diens-tags und donnerstags von 14.30 bis 16.30 Uhr. Bis zum 24. Dezember öffnen Engel und Bläser jeden Tag um 17.00 Uhr (am 24. Dezember um 11.00 Uhr) bei adventlichen Weisen oder einer Theateraufführung ein adventlich geschmücktes Fenster eines Stadt-hauses in der stimmungsvoll be-leuchteten Fußgängerzone. Am 8. Dezember von 10.00 bis 16.00 Uhr können alle Besucher ihre Weihnachtspost mit dem Weihnachtsmarkt-Sonderstem-pel entwerten lassen. Jeder Weih-nachtsmarktbesucher hat wieder die Möglichkeit, seinen Lieben zu-hause eine Postkarte von Sterzing zu schicken. Die Postspesen wer-den vom Organisationskomitee getragen.Zwölfertürmchen schmücken seit Jahren den großen Christbaum auf dem Stadtplatz wie auch die vielen Bäume in der Stadt. Am Markt sind die Bäume mit Glocken, Mond und Sternen aus Holz geschmückt, die vom Sozialzentrum Wipptal gefer-tigt wurden. Gesucht wird auch wieder der schönste und freundlichste Stand auf dem Stadtplatz. Wer daran teil-nimmt, kann ein Wochenende für zwei Personen gewinnen.

Eine besondere Weihnachts-CD zu Gunsten der Kinderkrebshilfe Südtirol gibt es im Tourismusver-ein Sterzing zu erwerben. Die Idee dazu stammt vom Spielgeschäft „Pfiff Toys“. Der Sterzinger Einkaufsgutschein ist in 100 Geschäften, Bars und Restaurants, den Mitgliedsbetrie-ben und auch an den Weihnachts-marktständen einlösbar. Organisiert wird der Weihnachts-markt vom Tourismusverein Ster-zing in Zusammenarbeit mit den lokalen Wirtschaftsverbänden, den sozialen Verbänden und der Stadt-gemeinde Sterzing.

Weihnachten auf dem Stadtplatz38 stände bieten am christkindlmarkt in sterzing bis zum 6. Jänner wieder handgefertigte Kunstwerke und weihnachtliche Köstlichkeiten an.

Der Weihnachtsmarkt Sterzing ist Mitglied der Vereinigung „Origi-nal Südtiroler Weihnachtsmärk-te“ sowie des „Alpen-Advent“ mit Wolfgangsee Advent, Großarl und Berchtesgaden.

Öffnungszeiten29. November bis 6. JännerMontag bis Freitag:10.00 – 19.00 UhrSamstag und Sonntag vorWeihnachten: 9.00 – 19.00 Uhr24. Dezember: 10.00 – 13.00 Uhr1. Jänner: 13.00 – 19.00 UhrAm 25. Dezember geschlossen

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Krampusse, Fratzen und Teufel

Am 5. Dezember, dem Vorabend des Nikolaustages, ist im Wipptal wieder der Teufel los. Denn der hl. Nikolaus hat im Wipptal wie im restlichen Tirol Furcht erregende Gesellen bei sich: die Krampus-se, die bei ihren Streifzügen wie-der für manch schwarzes Gesicht

sorgen werden und auch mit der Rute nicht geizen.Ursprünglich sollten mit diesem Brauch im Frühwinter Bedrohun-gen durch die Geister der Finster-nis und des Frostes abgeschreckt werden. So zogen diese zotteli-gen Figuren mit ihren Angst ein-

Danke! Jedes Jahr am 5. Dezember kehrt in Sterzing der Nikolaus in Begleitung seiner Krampusse ein und bereitet den Kleinsten unter uns kleine Geschenke, vor allem aber viel Freude.Der Nikolausverein Sterzing dankt allen Gönnern, Freunden und freiwilligen Helfer für die groß-zügige Unterstützung. Ohne sie wäre die Aufrechterhaltung dieser schönen Tradition nicht mög-lich. Ein besonderer Dank gilt auch der Stadtgemeinde sowie dem Tourismusverein Sterzing.

Nikolausverein Sterzing

flößenden Verkleidungen und mit großem Lärm los, rasselten mit Ketten, läuteten mit Glocken und drohten mit langen Ruten. Der seit langem weit über das Wipptal hinaus bekannte „Tuifl-tog“ in der Sterzinger Innenstadt zieht jedes Jahr unzählige Schau-lustige an. Begleitet wird der Ni-kolaus dabei ab 18.00 Uhr von Knecht Ruprecht, Mohren und ei-ner Engelsschar sowie dem Höl-lenwagen mit seinen Furcht erre-

genden Krampussen.In Wiesen findet der Nikolausum-zug um 15.30 Uhr statt. In Gossen-saß ziehen Nikolaus und Tuifl um 18.00 Uhr vom Restaurant „Eu-ropa“ zum Festplatz (Aufschank ab 16.00 Uhr). In Gasteig sind ab 14.00 Uhr Krampusse unterwegs; die Krampusbar ist ab 14.00 Uhr geöffnet. In Trens startet der Ni-kolauseinzug um 17.00 Uhr beim Hotel „Post“. Beim Pavillon gibt es einen heißen Umtrunk.

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Krippenausstellungenim WipptalKrippenbaukurs in Wiesen

Unter Anleitung von Alois Daporta und Erich Mair bot der KVW-Ortsausschuss Wiesen seit Ende September einen Krippenbaukurs an. In zahlreichen Kursstun-den entstanden detailgetreue Einzelstücke. Mit viel Geduld und Einsatz waren Jugendliche und Erwach-sene bei der Arbeit.Am 4. Dezember werden die Krippen im Haus der Dorfgemeinschaft von Wiesen im Rahmen der Ad-ventsfeier der Senioren ausgestellt und von Ortspfar-rer Walter Prast gesegnet.

Tiroler Krippen in Trens

Zum 20. Mal haben die KVW-Ortsgruppe von Trens und die Krippenfreunde heuer einen Krippenbau-kurs organisiert. Acht Teilnehmer fertigten in mühe-

voller Klein-arbeit acht Tiroler Krip-pen an. Ihre Werke sind am 15. De-zember bei einer Aus-

stellung im Kulturhaus von Trens zu sehen. Gezeigt werden auch Krippen von Kursen der vergangenen 20 Jahre. Eine Tiroler Krippe wird verlost.Die Ausstellung mit Segnung der Krippen um 15.00 Uhr ist von 10.00 bis 17.00 Uhr zugänglich; der Ein-tritt ist frei.

Sterzing

Konzert von Bürgerkapelle und MGV Sterzing

Sterzing

„Weihnachten damals“„musik und literatur grenzenlos“ – Gemeinschaftsprojekt der mittelschule „Vigil raber“ und der mittelschule steinach in Zusammenarbeit mit dem stadttheater sterzing

Schon seit Monaten proben Schüler und Lehrpersonen der Mittelschule „Vigil Raber“ in Sterzing und der Mittelschule in Steinach Lieder, schreiben Texte zum Thema „Weih-nachten damals“ und treffen Vorbereitungen für das Interreg-Projekt „Musik und Literatur grenzenlos“.Beim Konzert werden typische Weihnachts-lieder aus der Region und von Schülern ver-fasste Texte vorgetra-gen. Darüber hinaus hat sich im Raum Ster-zing ein Kammerchor aus passionierten er-

wachsenen Sängerinnen zusammengefun-den, der zusammen mit den Schülern der Musikklassen der Mittelschule „Vigil Raber“ und einem professionellen Streicherensem-

ble drei Kantaten von Dietrich Buxte-hude unter der Lei-tung von Waltraud Pörnbacher präsen-tieren wird.Das Konzert im Stadttheater Ster-zing findet am 13. Dezember um 19.30

Uhr statt. Tags zuvor wird es in der Pfarrkir-che von Steinach aufgeführt.

In Zusammenarbeit mit dem Männerge-sangverein Sterzing unter der Leitung von Erwin Fischnaller gibt die Bürgerkapelle Sterzing mit Kapellmeister Roland Fidler auch heuer wieder ein Adventskonzert.Neben weihnachtlichen Liedern und Wei-sen werden am 8. Dezember in der St. Mar-

garethenkirche in Sterzing auch verschie-dene Choräle und Fanfaren zu Gehör ge-bracht. Überdies wirken beim Konzert ei-nige musikalische Kleingruppen mit. De-kan Josef Knapp umrahmt das Advents-konzert – es beginnt um 19.00 Uhr – mit besinnlichen Worten.

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„Weihnachten in Sterzing“Es festliches Konzert mit Harfenistin Katja Lechner, den vier Pflerer Gitschn und Bozen Brass (Toni Pich-ler aus Mauls spielt die Tuba) unter der künst-lerischen Leitung von Ado Schlier gibt es am 10. Dezember um 20.00 Uhr im Stadttheater Sterzing.Schlier, künstlerischer Leiter vieler Konzertver-anstaltungen – er ver-anstaltete allein für den Bayerischen Rundfunk 23 große Fernsehsen-dungen – und seit Mit-te der 60er Jahre auch Mitarbeiter des RAI Sender Bozen, lebt zeitweise im Jaufental. Zusammen mit RAI-Redakteur Roland Leitner setz-te er mit Unterstützung des Touris-musvereins Sterzing die Idee eines Weihnachtsabends mit Schauspie-ler Siegfried Rauch und Südtiroler Musikanten um.Rauch, der seine Vielfältigkeit in

mehr als 200 Heimatfilmen, Actionstreifen und Ro-manverfilmungen unter Beweis stellte, liest weih-

nachtliche Geschichten. Seit 1997 fährt der Bayer als „Traumschiff“-Kapitän über die Meere – dafür drehte

er bereits mehr als 20 Filme – und ist seit 2007 in der ARD-Sendereihe „Die Landärztin“ dabei. Zu sehen war er auch in „Der Bergdoktor“ und der ARD-Komödie „Bauer sucht Stewardess“.„Weihnachten in Sterzing“ beginnt um 20.00 Uhr. Am Christtag strahlt der RAI Sender Bozen die Rundfunksendung aus.

Am 7. Dezember gibt das Bozen Brass ensemble in der heilig-Geist-Kirche in sterzing ein Weihnachtskonzert. Zu hören sind sowohl traditionel-le lieder und festliche Blechbläser-Klänge als auch ruhige Bläserweisen und dynamische christmas-songs.

Für Norbert Fink (Horn), Toni Pichler (Tuba), Robert Neumair und Anton Lud-wig Wilhalm (beide Trompete) ist dies der erste öffentliche Auftritt seit dem tödlichen Unfall ihres Ensemblemit-gliedes Stefan Mahlknecht im August. In seinem Sinne möchte das Blechblä-serquintett - an der Posaune spielt nun Martin Psaier - auch in Zukunft Men-schen mit ihrer Musik begeistern. Das Konzert beginnt um 21.00 Uhr.

Konzert mitBozen Brass

Ado Schlier

Die Pflerer Gitschn Bozen Brass Ensemble

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erker dezember 13 57

Sterzing

Amy Dickson & Symphonic WindsAm 21. Dezember sind im stadttheater sterzing die symphonic Winds mit der australischen saxophonistin Amy Dickson zu hören.

Mareit

Weihnachtskonzertin der Pfarrkirche

Das Brass Vocal Ensemble gestaltet zusammen mit Sängerin und Schauspielerin Beatrix Reiterer am 26. Dezember in der Pfarrkirche von Mareit ein Weihnachtskonzert.Brass Vocal ist die Kombination aus vier Männerstimmen, ei-ner samtigen Bassposaune und delikatem Blechsound. Sie ist es, die dem Ensemble seinen charakteristischen Klang verleiht. Dass jeder Blechbläser auch singt, stellt wohl die Besonderheit dieser Formation dar. Das Konzertprogramm wurde für das En-semble, das sich durch die Teilnahme an bekannten Musikfes-tivals einen Namen gemacht hat, eigens arrangiert und bear-beitet. Beatrix Reiterer, bekannt als Christine Daaé in Andrew Lloyd Webbers „Das Phantom der Oper“ und als eine das Publikum zu Tränen rührende Maria in der „West Side Story“, stammt aus Bozen und ist mit verschiedenen Musical-Galas und diversen klassischen Konzerten in ganz Deutschland unterwegs. Im Sommer spielte sie in der Preview von „The Wedding“ vor über 4.000 Zuschauern die Elisabeth Stuart. Am Hessischen Staats-theater debütiert sie als Evita. Konzertbeginn ist um 18.00 Uhr. Veranstaltet wird das Konzert vom Tourismusverein Ratschings.

Alexander Veit, der künstlerische und musikalische Leiter des Südtiroler Aus-wahlblasorchesters Symphonic Winds, tourt mit seinen Musikern heuer bereits zum 24. Mal in der Weihnachtszeit durch die Konzertsäle Südtirols. Eingeladen werden dabei bereits seit etlichen Jah-ren Gastsolisten von Weltformat. Auch heuer konnte mit der australischen Sa-xophonistin Amy Dickson eine Ausnah-memusikerin engagiert werden. Dickson konzertiert regelmäßig welt-weit mit den bekanntesten Orchestern

auf allen Erdteilen. Aufgrund ihres ein-zigartigen Spiels ist sie Exklusivkünstle-rin von Sony Music und hat dort bereits drei bemerkenswerte CD-Einspielungen herausgegeben: „Smile“ (2008), „Glass, Nyman, Tavener“ (2010) und „Dusk and Dawn“ (2013). Das Konzert beginnt um 20.30 Uhr. Kon-zertkarten im Vorverkauf gibt es im Tou-rismusverein Sterzing (Tel. 765325); Re-servierungen werden unter der Ruf-nummer 0471 053800 entgegenge-nommen.

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Die Sichtung des Nachlasses von Bischof Reinhold Stecher hat zahlreiche unveröffentlich-te Kostbarkeiten ans Tageslicht gebracht. Der Tyrolia-Verlag hält mit einer „Nachlese“ von bisher unveröffentlichten Tex-ten, Zeichnungen und Aquarel-len die Erinnerung an den un-nachahmlichen Geschichtener-

zähler, Wort- und Bildmaler mit seinen humorvollen, kritischen, nachdenkli-chen und philosophischen Gedanken wach.Stecher, weitum bekannter und be-liebter Bischof der Diözese Innsbruck, der durchaus kritisch Stellung zur Amtskirche bezog, war begeisterter Bergsteiger, Autor und Maler. Er ver-starb im Jänner dieses Jahres.

Sterzing

„Vom Zauber der Rauhnächte“

Ein Licht aus Bethlehem

Auch heuer bringt die Sterzinger Feuerwehr-jugend wieder das Bethlehemlicht in die

Fuggerstadt. Am 24. Dezember wird es um 15.30 Uhr in der Sterzinger Pfarrkir-che der Bevölkerung übergeben. Mit dem Heiligen Licht wird

auch die Osterkerze entzündet, so dass es auch zu einem späteren Zeitpunkt mit nach Hause genommen werden kann.

Weihnachten feiernin Gesellschaft

Wer den Heiligen Abend nicht alleine ver-bringen möchte, hat von 18.00 bis 21.30 Uhr die Möglichkeit, sich im Treffpunkt „ConTakt“ (ex Bar „Ulli“) in der Bahnhofstraße Sterzing mit anderen Menschen zu treffen: zu einem Gespräch, einer kurzen Besinnung oder ein-fach zu Tee und Gebäck. Nähere Infos bei Ida Volgger (Tel. 756320) und in den Sozi-aleinrichtungen Wipptal „Trens“ (Tel. 347 9861247).

Am 13. Dezember erzählt Vera Griebert-Schröder um 20.00 Uhr in der Stadtbiblio-thek Sterzing von der geheimnis-vollen Zeit, den zwölf Tagen zwi-schen Weihnachten und dem Drei-königstag.Nach altem Volksglauben ist die-se Zeit, auch Rauhnächte genannt, besonders fürs Orakeln geeignet, viele Brauchtümer und Geschich-ten ranken sich um sie. In ihrem liebevoll illustrierten und hoch-wertig ausgestatteten Lese- und Ratgeberbuch finden sich zahl-reiche praktische Tipps mit einer Vielzahl zeitgemäßer Übungen, Rituale, Orakel

und erstaunliche Geschichten. Das Set beinhaltet neben dem Buch auch zwölf lie-bevoll illustrierte Grußkarten mit dazu passenden Umschlägen.Das Buch „Vom Zauber der Rauh-nächte. Weissagungen, Bräuche und Rituale für die Zeit zwischen den Jahren“ hat sie zusammen mit Franziska Muri verfasst.Griebert-Schröder ist seit über 25 Jahren in eigener Praxis als Heil-praktikerin, klassische Homöopa-thin und Therapeutin in München tätig.Platzreservierungen unter der Ruf-

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Besinnlichins Neue Jahr

Wer zum Jahres-wechsel weder lau-te Feuerwerke noch feuchtfröhliche Fes-te sucht, sondern Ruhe und Besinnlich-keit, kann sich dem Jugenddienst Wipp-tal und der Pfarrei

Ridnaun anschließen. Sie laden ein, das alte Jahr mit besinnlichen Texten und Liedern zu verabschieden und das neue Jahr willkom-men zu heißen. Treffpunkt ist um 23.30 Uhr vor der Angerkapelle in Ridnaun. Um Mitter-nacht ziehen die Teilnehmer mit Laternen oder Fackeln zur Magdalenakirche.

Sterzing: DJ auf dem Stadtplatz

Am 31. Dezember beginnt um 22.00 Uhr auf dem Stadtplatz in Sterzing eine Silvesterdisco mit DJ Luggi & Alex the Didge. Um das leibli-che Wohl kümmern sich Gastronomiestände. Die vom Tourismusverein Sterzing organisier-te Party dauert bis 3.00 Uhr.

Ratschings: Neujahrsshowmit Feuerwerk

Im Skigebiet Ratschings/Jaufen wird der ers-te Tag des Jahres 2014 mit einer großen Neu-jahrsshow begrüßt. Die Skischule Ratschings, die Liftgesellschaft Ratschings/Jaufen und der Tourismusverein Ratschings sorgen an der Tal-station der Kabinenbahn für Show, Spaß und Stimmung. Ab 14.00 Uhr gibt es eine Schnee-disco mit heißen Rhythmen. Um 17.00 Uhr präsentiert die Skischule Ratschings zusam-men mit anderen Skischulen eine Skishow mit Formationsläufen und tollen Sprüngen. Wie-

der mit dabei: das Team „Vitamin F“ mit seiner spannenden Flug- bzw. Stuntshow. Außerdem führen „historische Skiläufer“ altes Outfit und Geräte sowie einstige Skitechniken vor. Neu ist diesmal eine eindrucksvolle Feuershow mit Pryoterra. Den Abschluss und Höhepunkt bil-det wie jedes Jahr ein fulminantes Feuerwerk. Die Veranstaltung ist kostenlos.

Gossensaß: Fackelzug undLichterballons

Gossensaß feiert am 1. Jänner mit einer gro-ßen Neujahrsveranstaltung das neue Jahr. Um 17.00 gibt es ausgehend vom Restaurant „Europa“ einen Fackelzug zum Ibsenplatz, wo Bürgermeister Franz Kompatscher, Pfarrad-ministrator Attila Nagy-György und der Prä-sident des Tourismusvereins Gerold Plank das Jahr 2014 begrüßen. Anschließend gibt es eine Feuershow mit weltbekannten Künst-lern, bei der lauter kleine Lichterballons in den Himmel entsandt werden.

Jahreswechsel im Wipptal

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Sterzing

Entschuldigungskarte im Zeichen der Städtepartnerschaft

Hilfe untergutem Stern

Jedes Jahr sind in Südtirol rund 6.000 Kinder und Jugendliche als Sternsinger unterwegs, um Segenswünsche für das Neue Jahr zu überbringen und Spen-den für über 100 Hilfsprojekte weltweit zu sammeln. Das einsturzgefährdete Blindenheim mit Blindenschule in der vietname- sischen Provinz Hai Duong ist eines dieser Projekte. 60 Blinde, Kinder und Jugendliche von sechs bis 22 Jahren, manche von ihnen auch geistig behin-dert, werden hier auf engstem Raum betreut. Sie erhalten Unterricht über die klassischen Schulfächer hinaus in Blindenschrift, am Computer und an Musikinstrumenten. Von den 30 Be-treuern arbeitet ein Gutteil ehrenamt-lich. Die Leitung des Hauses – der Di-rektor ist selbst blind – sieht ihre Auf-gabe darin, Kinder und Jugendliche auf ein „normales“ Leben und einen Job vorzubereiten.Vietnam und seine Bevölkerung haben eine schicksalshafte Geschichte hinter sich: Ein hochgiftiges Pflanzen-Entlau-bungsmittel namens „Agent Orange“, das während des Vietnamkrieges von den US-Amerikanern eingesetzt wur-de, beeinträchtigt nach wie vor das Leben der Menschen in Vietnam. Da-bei leiden nicht nur die Menschen, die unmittelbar mit dem Gift in Berührung gekommen sind, unter schwersten Be-hinderungen; vielmehr gelangt durch den heute noch vergifteten Boden das Gift über die Nahrung in den Körper und verursacht schlimme Gendefekte, Missbildungen und Erblindung. In der Pfarrei Sterzing gehen die Stern-singer am 2. und 3. Jänner von Haus zu Haus. Kinder und Jugendliche, die als Sternsinger unterwegs sein möchten, können sich innerhalb 2. Dezember im Jugenddienst Wipptal (Tel. 767890) melden.

Am 4. Jänner gibt die Original Wiener Strauß Capelle unter der Leitung von Rainer Roos im Stadttheater Sterzing ihr Neujahrskonzert.

Die Strauß-Dynastie – Vater Johann und die Söh-ne Johann, Josef und Eduard – gründeten ein Or-chester, das sie bei ihrem Siegeszug von Wien aus rund um die Welt begleitete: die „Wiener Johann Strauß Capelle“, die bis zum Ende der Dynastie in deren Diensten blieb. 1843 wurde dieses Orchester mit roten Fracks und weißen Hosen eingekleidet und spielte sodann zu besonde-ren Anlässen beim Kaiserlichen Hof in dieser Kleidung.Diese zwei unverwechselbaren Merkmale sind es auch, welche die 1977 wiedergegründete „Wie-ner Johann Strauß Capelle“ so einzigartig und berühmt machen. Zu Gehör kommen in Sterzing weltbekannte Walzer, Polkas und Operettenstücke von Johann und Joseph Strauß, Franz Lehar, Julius Fučík, Robert Stolz, Carl Michael Ziehrer und Carl

Milloecker. Abgeschlossen wird das Neujahrskon-zert – wie könnte es anders sein – mit dem Radetz-ky-Marsch von Johann Strauß Vater.Als Solistin tritt die Sopranistin Marcela Cerno auf, mit dem Ballett die beiden Solotänzer Judith Wansch und Vladimír Snížek.Der Konzertabend beginnt um 20.30 Uhr. Karten

im Vorverkauf gibt es im Tourismusverein Sterzing (Tel. 765325); Reservierungen werden unter der Rufnummer 0471 053800 vorgenommen.

Sterzing

Alles WalzerNeujahrskonzert mit der original Wiener strauß capelle

Die Neujahrsentschuldigungskarte 2014 der Stadt Sterzing steht ganz im Zeichen der Städtepartner-schaft zwischen Kitzbühel und Sterzing. Gestaltet wurde sie von Marlies Ker-scher, gebürtig aus Düs-seldorf. Seit vielen Jahr-zehnten schon lebt die inzwischen sehr bekann-te Künstlerin, die haupt-sächlich in Acryltechnik arbeitet, in Kitzbühel. Sie ist dort auch Vorstands-mitglied der Künstler-Gil-de.Nach ihrer Tätigkeit im Gastgewerbe absolvier-te Kerscher zahlreiche Kunstkurse im In- und Aus-land. Dabei entwickelte sie im Laufe der Jahre eine spezielle Technik mit kräftigen Farben und mar-kanten Pinselstrichen. Sie arbeitet sowohl realis-tisch als auch abstrakt. Ihre Motive strahlen posi-tive Lebensfreude aus, die den Betrachter gefan-

gen nimmt.In ihrem auf Leinen gemalten Bild versuchte sie die Partnerschaft zwischen Sterzing und Kitzbü-

hel darzustellen, die von einem Stern der Hoffnung überstrahlt wird: Hoffnung für eine bessere Welt und für eine weiterhin glückli-che Partnerschaft.Ihre Bilder zeigte Kerscher bereits in zahlreichen Aus-stellungen in Österreich, Deutschland und Italien. Auf ihr Honorar verzich-tete sie. Vorgestellt wurde Entschuldigungskarte bei

der Eröffnung des Sterzinger Weihnachtsmarktes am 28. November. Die von der Künstlerin signierten Drucke sind auch heuer wieder in der Raiffeisenkasse Wipptal erhältlich. Der Erlös kommt örtlichen gemeinnüt-zigen Vereinen zugute.

Neujahrsentschuldigungskarte von Marlies Kerscher

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Wir danken unseren Sponsoren

Ohne finanzielle Mittel ist Kultur nur in einem sehr begrenzten Maße möglich. Durch den wertvollen Beitrag unserer Sponso-

ren konnten wir im abgelaufenen Jahr viele Veranstaltungenverwirklichen, die sonst nicht möglich gewesen wären. Wir

danken den Gönnern ganz herzlich und hoffen, dass sie uns auch im kommenden Jahr unterstützen und dass wir noch

weitere Sponsoren dazugewinnen können.

Der Verwaltungsrat desStadttheaters Sterzing

Ringraziamo i nostri sponsor

Organizzare eventi culturali senza disponibilità finanziarie èpossibile solo in misura ridotta. Grazie al prezioso contributodei nostri sponsor nel 2013 abbiamo potuto organizzare moltemanifestazioni, cosa altrimenti impossibile. Ringraziamo dicuore i nostri sostenitori, nella speranza che essi ci aiutinoanche nel prossimo anno e, nel contempo, ci auguriamo dipoter trovare altri sponsor.

Il Consiglio d’amministrazionedel Teatro Comunale di Vipiteno

Autonome Provinz Bozen

Amt für Kultur

Gemeinde

Ratschings

Danke!Grazie!

WIP

PME

DIA