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Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung und deren Auswirkung auf wissenschaftliche Publikationen Helping you get published

Publikationsbias

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Diese Präsentation zeigt Ihnen verschiedene Formen des Publikationsbias, bspw. warum Studien mit positiven Forschungsergebnissen oftmals bevorzugt publiziert werden...

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Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung und deren Auswirkung auf wissenschaftliche Publikationen

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Publikationsbias und unausgewogene Berichterstattung in der Forschung

In einem Wüstengefängnis befreundet sich ein alter Gefangerner mit einem Neuling. Der neue Insasse spricht unerlässlich von der Flucht und schmiedet einen Plan nach dem anderen. Nach ein paar Monaten ist er verschwunden. Nach einer Woche Abwesenheit bringen ihn die Gefängniswärter halbtot und fast verdurstet zurück. Er beklagt sich bei dem alten Gefangenen, wie schlimm es draußen war: endloser Sand, kein Wasser, keine Oase, Fehlschlag um Fehlschlag. Der alte Gefangene hört eine Weile zu und antwortet dann: „Ja, ich weiß. Ich habe dieselben Fluchtversuche vor 20 Jahren probiert.“ Der neue Insasse ist erstaunt: „Wirklich? Warum hast du mir nichts davon erzählt?“ Achselzuckend entgengnet der alte Gefangene: „Wer publiziert schon negative Resultate?

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Diese Anekdote illustriert in hervorragender Weise eines dergroßen Probleme mit wissenschaftlichen Veröffentlichungen –Publikationsbias oder die Bevorzugung von positivenErgebnissen.1

Publikationsbias bedeutet , dass in wissenschaftlichenVeröffentlichungen Studien mit “positiven” Ergebnissen(hypothesenstützend) bevorzugt werden als “negative” Ergebnisse, welche die Nullhypothese stützen oder im Widerspruch zur aufgestellten Hypothese stehen.2

Dies hat zur Folge, dass einige negative – aber dennochwichtige – Resultate (bspw. Studien über die Unwirksamkeiteiner Therapie) nicht veröffentlicht und nicht weitgehendkommuniziert werden.3

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Die verzerrte bevorzugte Veröffentlichung “positiver”

Resultate ist nur ein Beispiel von mehreren (publikations-

bezogenen) Verzerrungen. Da diese jedoch die Entscheidung

über die Publikation beeinflussen können, ist es wichtig, sie

zu verstehen:

Was sind die Ursachen für diese Verzerrungen?

Welche Verzerrungsarten gibt es, wie können sie die Publikationsentscheidung beeinflussen und wie können dieseangesprochen werden?

Die Notwendigkeit, solchen Verzerrungen entgegen zu wirken.

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Gründe für Bias und Verzerrungen

Publikationsbias kann mehrere Gründe haben. Wir haben hier einige Hauptursachenaufgelistet:

1. Viele Studien werden nicht veröffentlicht, weil diese von den Forschern erst gar nicht eingereicht werden, da sie der Ansicht sind, dass negative Resultate nicht von Journals akzeptiert werden. Dieses Phänomen der Nicht-Einreichung wird “File Drawer Problem” (“der Schublade verbleibend”) genannt.4

2. Journals können einen Bias zugunsten von positiven Resultaten haben, daangenommen wird, dass negative Ergebnisse weniger häufig zitiert werden und somit den Impact Factor eines Journals mindern könnten.

3. Sponsoren und andere Unterstützer einer Studie können einen Bias aufweisen, derErgebnisse in ihrem eigenen Interesse bevorzugt. Es ist durchaus vorgekommen, dass Sponsoren Publikationen mit aus ihrer Sicht ungünstigen Ergebnissen nichtveröffentlichen lassen. Auch scheinen industriegesponsorte Studien häufigerpositive Ergebnisse zu kommunizieren als unabhängig finanzierte.5,6

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Wie mit unterschiedlichen Bias-Arten umgegangenwerden kann

Die Tabelle auf den nächsten Seiten listet unterschiedlicheBias-Arten auf, wie sie in wissenschaftlicher Literaturvorkommen können.1,7-11

Ebenfalls werden einige Vorschläge unterbreitet, wie diesenentgegnet werden kann. Am besten ist es, den Bias direktanzusprechen, bspw. in der Sektion in der Sie über die Relevanz Ihrer Studie berichten, oder im Anschreiben an das Journal.

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Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?

Publikationsbias Studien mit positivenForschungsergeb-nissen(hypothesenstützend) haben höherePublikationschancen alsPublikationen mit negativenBefunden (Widesprüche zuraufgestellten Hypothese).

Beschreiben Sie das spezifische Problem, welches IhreStudie angesprochen hat. Zeigen Sie, dass Ihre“negativen” Resultate einem Publikationsbiasentgegen wirken können12 (es gibt inzwischen sogarJournals, die ausschliesslich negative Resultatepublizieren13) und erwähnen Sie, welche Ansichtenoder Praktiken Ihre Befunde verändern könnten.

Zeitverzögerungs-bias

Studien mit positiven Befundenhaben eine größereWahrscheinlichkeit früher publiziertzu werden als solche mit negativenBefunden.

Teilen Sie klar mit, weshalb es wichtig ist, dass IhreStudie ohne Zeitverzögerung veröffentlicht werdensollte (bspw. dass hierdurch weitere Experimenteeingestellt werden können oder herkömmlichePraktiken schneller geändert werden können).

Mehrfachpubli-kationsbias

Es ist wahrscheinlicher, dass positiveResultate einer einzigen Studie eherzu Mehrfachpublikationen führenkönnen als negative Resultate einereinzigen Studie.

Wenn Sie ein Paper mit positiven Resultatenveröffent-licht haben, sollten Sie diese nicht nochmalsin einem weiteren Paper veröffentlichen (es sei denn, dies geschieht aus einer gänzlich anderen Perspektiveheraus).

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Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?

Location-Bias Studien mit positiven Ergebnissenwerden eher in Journals mit höheremImpact Factor und größererReichweite publiziert als solche mitnegativen Befunden.

Scheuen Sie sich nicht, Ihr Paper mit “negativen” Befunden an ein High-Impact Journal zu senden. Forschungen haben ergeben, dass einer derHauptgründe für solche Verzerrungen daring liegt, dass Autoren eher dazu tendieren, ihre negativenErgebnisse an Low-Impact Journals zu senden. Darumbedeutet der Location Bias nicht unbedingt, dass die Ursache heirfür in der Reaktion des Journals liegt.14,15

Wenn Sie Ihr Paper bei einem High Impact Journal einreichen, machen Sie deutlich, weshalb Ihre“negativen” Resultate bedeutend sind, wie diese in den Kontext existierenden Wissens passen und warum es wichtig ist, dass diese eine weiteLeserschaft erreichen.

Zitationbias Positive Resultate werdenwahrscheinlich häufiger zitiert alsnegative.

Wenn Sie auf negative Resultate stoßen, die bedeutend für Ihr Forschungsgebiet sind, stellen Siesicher, dass Sie diese in Ihrem Paper zitieren. ZitierenSie nicht nur Studien, die Ihre eigene Forschungstützen, da dies auch Peer-Reviewer skeptischstimmen kann.

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Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?

Sprach-Bias Die Publikationssprache steht auchim Zusammenhang mit demVorliegen von positiven odernegativen Resultaten. Studien mitpositiven Resultaten haben höhereChancen, in englischsprachigenJournals veröffentlicht zu werden.

Beschreiben Sie wie Ihre Resultate für ein globalesPublikum von Bedeutung sein können und deshalb in einem englischsprachigen internationalen Journal veröffentlicht werden sollten.

Bias imErgebnisbericht

Forscher, die an einer Studiearbeiten, die mehrere Ergebnisseliefert, tendieren dazu, eher über die positiven als die negativen Resultatezu berichten.

Berichten Sie über alle Ergebnisse Ihrer Studie, egalob positiv oder negativ.

Bestätigungs-Bias Ergebnisse, die mit den Hypothesenund Ansichten eines Peer-Reviewers, Journal-Redakteurs etc. übereinstim-men, werden mit höhererWahrschein-lichkeit zur Publikationvorgeschlagen.

Zeigen Sie die Verbindung Ihrer Studie zu vorherigenVeröffentlichungen im Journal auf. Erklären Sie, weshalb Ihre Ergebnisse derzeitig verbreitetenAnsichten widersprechen könnten. Betonen Sie, dassIhre Studie zur Überdenkung und Überarbeitungexistierender Ansichten und Perspektiven beitragenkann.

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Bias-Typ Was bedeutet dies? Wie kann dem entgegnet werden?

Bias bei derfinanziellenUnterstützung

Studienergebnisse können einen Bias zugunsten der Sponsoren, Geldgeber, Unterstützer etc. aufweisen. Ergebnisse, die den Interessen derSponsoren widersprechen werdenevtl. niemals veröffentlicht.

Stellen Sie sicher, dass Ihre Sponsoren keinen Einflussauf die Entscheidungen und Ergebnisse Ihrer Studiehaben. Die Forscher sollten den Zugang zu den Studien und Ergebnissen haben und in unabhängigerWeise die Daten analysieren und die Methoden derStudie auswählen. Auch sollten die Forscher die finale Entscheidung über die Publikation treffen können.16

Legen Sie immer alle Informationen über Sponsorenund finanzielle Unterstützer offen und kommunizierenSie mögliche Interessenskonflikte. Manuskripte, die Informationen über die Sponsoren und Finanzierungsquellen enthalten, haben eine höhereWahrscheinlichkeit, veröffentlicht zu werden, also solche ohne diese Angaben.11

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Warum sollte einem Bias proaktiv entgegnet werden?Biases widersprechen den Grundprinzipien der wissenschaftlichen Forschung. Wenn positive Resultate bevorzugt publiziert werden, hat dies zur Folge, dass wissenschaftliche Publikationeneine inhärente und systematische Verzerrung aufweisen17. Somit wird die Integrität derWissenschaft kompromittiert.18

Dies kann gravierende Konsequenzen haben, wie bspw. die Fortführung schädlicher oderunwirksamer Therapien, unnötiges Leiden von Patienten und Ressourcenverschwendung.

Wenn Sie einem Bias entgegnen, helfen Sie der Integrität der Wissenschaft und Forschungs-literatur. Sie können Ihren Beitrag leisten: indem Sie methodologisch einwandfreie Studieneinreichen, deren Ergebnisse entgegen Ihren Erwartungen verliefen; betonen, dass Sie sowohlpositive als auch negative Befunde darstellen; ein neutrales und objektives Peer Review durchführen; und es nicht zulassen, dass Geldgeber und Sponsoren Ihre Methodologie, Ergebnisdarstellung und Publikationsentscheidungen beeinflussen.

Kollektive Bemühungen helfen dabei, dass die publizierte Wissenschaftsliteratur Forschungser-gebisse in repräsentativer Weise und ohne Bias darstellt. Dies trägt zur Förderung der Integritätvon Wissenschaft und Wissenschaftskommunikation bei.

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…auf die wissenschaftliche Literatur• Studien mit positiven Befunden dominieren die publizierte Wissenschaftsliteratur.17

• Da weniger negative Resultate publiziert werden, kann dies zur Überschätzung der Wirksamkeit von Therapen, politischen Entscheidungen, neuen Technologien etc. führen und zur Unterschätzung Ihrer Probleme.3,11,19

• Studien, die aufzeigen, dass bestimmte Therapien, Aktivitäten etc. schädlich sind, werden u.U. niemals veröffentlicht.7

…Publikationsbias auf das Gesundheitswesen

• Im Jahr 1980 haben Wissenschaftler eine erhöhte Sterberate bei Herzpatienten festgestellt, die mit einem Klasse-I Antiarrhythmikum behandelt wurden. Da die Forscher meinten, dass es sich um ein Zufallsergebnis handelt, haben sie Ihre Befunde nicht veröffentlicht. Später hat sich jedoch herausge-stellt, dass diese Medikamete tatsächlich zu einer erhöhten Sterblichkeit bei Herzpatienten führen. 1993 haben die Forscher bestätigt, dass es sich bei Ihrer Entscheidung zur Nicht-Publikation um einen Publikationsbias handelte20 und dass eine Publikation vor 13 Jahren Menschenleben hätte retten können.7,20

• Eine Review-Studie über experimentelle Forschungen zur Evaluierung negativer gesundheitlicher Effekte von Mobiltelefonen hat ergeben, dass die Publikationsrate von positiven Befunden bei industrieinan-zierten Studien am geringsten war. 21

Die Auswirkungen des Publikationsbias

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Quellen:

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2. Dickersin K (1990). The existence of publication bias and risk factors for its occurrence. Journal of the American Medical Association, 263: 1385–1389.

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641. doi: 10.1037/0033-2909.86.3.638.5. Bodenheimer T (2000). Uneasy alliance—clinical investigators and the pharmaceutical industry. New England

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findings: An updated review of related biases. Health Technology Assessment, 14(8): iii,ix–xi.8. Mahoney MJ (1977). Publication prejudices: An experimental study of confirmatory bias in the peer review

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Quellen:

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13. Kotze JD, Johnson CA, O’Hara RB, Vepsäläinen K, Fowler MS (2004). Editorial. Journal of Negative Results—Ecology & Evolutionary Biology, 1: 1–5.

14. Koricheva J (2003). Non-significant results in ecology: A burden or a blessing in disguise? Oikos, 102: 397–401.15. Leimu R & Koricheva J (2004). Cumulative meta-analysis: A new tool for detection of temporal trends and

publication bias in ecology. Proceedings of the Royal Society of London, B271: 1961–1966.16. International Committee of Medical Journal Editors. Uniform requirements for manuscripts submitted to

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