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Offenes Netz – geschlossene Archive? Dr. Jan-Hinrik Schmidt Berlin, 10.09.2009

Offenes_Netz_Berlin_2009

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Vortrag beim 3. juristischen Symposium "Öffentliche Archive – „Geheime” Informationen" der Deutschen Kinemathek, 10./11.9.2009

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Offenes Netz – geschlossene Archive?

Dr. Jan-Hinrik Schmidt

Berlin, 10.09.2009

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Agenda

– Vortrag widmet sich zwei Formen, onlinebasiert Wissen zugänglich zu machen und zu organisieren

1. Einleitung: Das neue Netz

2. Persönliche Öffentlichkeiten

3. Tagging und Folksonomies

4. Fazit und Ausblick

http://www.flickr.com/photos/stewart/461099066/

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Das neue Netz?

http://www.elektrischer-reporter.de/site/film/61; Zitat ab Min. 11.30

“The assumption that things can be linked, that they can be found easily

wherever they are, that they can be accessed easily, and that they can

be shared easily, these are all metaphors that are moving from the (…)

electronic layer up into the social layer. They are just expectations now

that people have of their lifes with one another. People are rebuilding

their social lifes around those kinds of assumptions.”

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Was geschieht im neuen Netz? Diagnosen.

Commons-Based Peer Production (Yochai Benkler)

Produsage (Axel Bruns)

Convergence Culture bzw. Participatory

Culture (Henry Jenkins)

Das neue Netz

(Erscheint am 18.9.2009)

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Was geschieht im neuen Netz?

Das Internet senkt die Hürden für aktives onlinebasiertes…

www.flickr.com/photos/44029537@N00/12760664/

– Identitätsmanagement (Darstellung individueller Interessen, Erlebnisse, Meinungen, Kompetenzen, etc.) z.B. Weblogs, YouTube

http://flickr.com/photos/mylesdgrant/495698908/

– Beziehungsmanagement (Pflege von bestehenden und Knüpfen von neuen Beziehungen)

z.B. studiVZ, XING

http://www.flickr.com/photos/axels_bilder/1267008046/

– Informationsmanagement (Selektion und Weiterverbreitung von relevanten Daten, Informationen, Wissen- und Kulturgütern)

z.B. Wikipedia, Tagging

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Entstehen persönlicher Öffentlichkeiten

• Für viele Nutzer besteht ein Reiz des Internets darin, ihre sozialen Beziehungen aus dem „echten Leben“ artikulieren, pflegen und erweitern zu können

• Treten dabei überwiegend mit ihrer „echten“ Identität auf, um auffindbar zu sein und Selbstpräsentation, ggfs. auch Reputation an eigene Person zu koppeln

• Insbesondere auf Netzwerkplattformen werden „weak ties“ abgebildet und aufrecht erhalten, die über den Kreis der engen Freunde hinausgehen, ohne deswegen beliebig zu sein

• Persönliche Öffentlichkeiten sind in der Regel an ein eingeschränktes Publikum addressiert, können aufgrund der Persistenz, Durchsuchbarkeit und Kopierbarkeit der Kommunikation jedoch auch größere Kreise erreichen

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Persönliche Öffentlichkeiten

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Persönliche Öffentlichkeiten

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Tagging und Folksonomies

• „Tagging“ bezeichnet die Praxis, online verfügbare Inhalte mit frei wählbaren Schlagworten zu versehen und so den eigenen Bedürfnissen gemäß zu kategorisieren

• Tagging-Optionen sind auf einer Vielzahl von Plattformen integriert, z.B. Youtube.com (Videos), Last.fm (Musik) oder Qype.de (Orte)

• Visualisierung und Navigationshilfe durch „Tag Cloud“

• Verschlagwortungsplattformen unterstützen individuelles Informationsmanagement; aus der Aggregation individuell vergebener Schlagworte entstehen überindividuelle Klassifikationsschemata

• Diese „Folksonomies“ („Folks“ und „Taxonomy“) geben Auskunft über inhaltliche Zusammenhänge und Ordnungsmuster zwischen den Inhalten, bspw. „Andere Objekte, die mit Schlagwort A versehen wurden“ oder „Andere Nutzer haben Objekt O mit den Schlagworten A, B, C versehen“

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Delicious

http://delicious.com/

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Delicious

http://delicious.com/

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Delicious

http://delicious.com/

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Merkmale von Tagging-Systemen

• Geringe Einstiegshürden, weil keine Kenntnis der vorgegebenen Kategorien und ihrer Beziehungen vorausgesetzt werden, um Schlagworte vergeben zu können

• Schlagworte können Assoziationen, Bewertungen oder aufgabenbezogene Merkmale explizit machen, wodurch zusätzlicher Informationsgehalt hinzugefügt wird

• Suche nach Alltagsbegriffen sowie das eher zufällige Entdecken („serendipitous browsing“) anhand von Assoziationen und semantischen Verknüpfungen zwischen verwandten Objekten

• Nutzerseiten geben Einblick in Themeninteressen einzelner Personen; lassen sich auch via RSS „abonnieren“

• Die Schlagworte und Kommentare verschiedener Nutzer zu einer spezifischen Quelle vermitteln einen Eindruck von deren Einschätzungen, Bewertungen und Assoziationen; für Autoren bzw. Urheber kann dies auch interessant sein, um Reaktionen auf die eigenen Texte, Videos o.ä. zu verfolgen

• Probleme: Umgang mit Polysemie und Synonymie; kein einheitlicher Grad der Spezifität bzw. Generalität von Schlagworten

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Fazit

• Im Internet entstehen alternative Formen der Zusammenstellung und Ordnung von Informationen bzw. Wissen, die maßgeblich von Laien (hier verstanden als „nicht professionell tätige Personen“) getragen werden

• Persönliche Öffentlichkeiten.. – … enthalten vorrangig Informationen von persönlicher Relevanz, die in relativ kleinen

Publika geteilt werden (Konversation statt Publikation)– …können aufgrund der Architektur der Kommunikationsräume aber auch über den Kreis

des intendierten Publikums hinausreichen, was Grenzen zwischen Privatsphäre und Öffentlichkeit verschiebt

• Tagging-Systeme… – … verbreitern den Personenkreis, der Objekte mit Metadaten versieht und für zukünftige

Recherchen aufbereitet, – … sind gerade im Bereich des „user-generated content“ durch ihre Mechanismen der „user-

generated classification“ eine wertvolle Ergänzung, ohne Klassifizierung durch Experten oder automatisierte Extraktion und Vergabe von Metadaten komplett ersetzen zu können

• Onlinestrategien von Museen, Archive und Mediatheken müssen diese Veränderungen im Mediennutzungsverhalten und Informationsmanagement berücksichtigen

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Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!

Dr. Jan-Hinrik Schmidt

Hans-Bredow-Institut für Medienforschung

Warburgstr. 8-10, 20354 Hamburg

[email protected]

www.hans-bredow-institut.de

www.schmidtmitdete.de

www.dasneuenetz.de

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Weiterführende Literatur (1)

– Lerman, Kristina/Jones, Laurie A. (2006): Social Browsing on Flickr. Working Paper. Online verfügbar unter:http://arxiv.org/PS_cache/cs/pdf/0612/0612047v1.pdf.

– Macgregor, George/McCulloch, Emma (2006): Collaborative tagging as a knowledge organisation and resource discovery tool. In: Library Review, Nr. 5, Jg. 55, S. 291-300.

– Millen, David/Feinberg, Jonathan/Kerr, Bernard (2005): Social Bookmarking in the Enterprise. In: Queue, Nr. 3, S. 28-35.

– Noruzi, Alireza (2006): Folksonomies: (Un)controlled vocabulary? In: KNOWLEDGE ORGANIZATION, Nr. 33, S. 199-203.

– Schmidt, Jan / Tassilo Pellegrini (2009): Das Social Semantic Web aus kommunikationssoziologischer Perspektive. In: Blumauer, Andreas/Tassilo Pellegrini (Hrsg.), Social Semantic Web. Web 2.0 - Was nun?. Berlin/Heidelberg. S.453-468.

– Schmidt, Jan (2009): Das neue Netz. Merkmale, Praktiken und Konsequenzen des Web 2.0. Konstanz: UVK.

– Smith, Gene (2008): Tagging. People-Powered Metadata for the Social Web. Berkeley.– Weinberger, David (2007): Everything is Miscellaneous. The Power of the New Digital

Disorder. New York.